Gedenkstättenfahrt nach Lublin (Polen) 2015
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Gedenkstättenfahrt nach Lublin (Polen) 2015
Gedenkstättenfahrt nach Lublin (Polen) 2015 Unsere Fahrt nach Lublin mit interessierten SuS hat mittlerweile eine fast zehnjährige Tradition und wird von allen Geschichtslehrerinnen und -lehrern im Wechsel durchgeführt, in diesem Jahr von Frau Schlosser und Herrn Himmelmann. Die SuS der Q2 hatten in der Woche vom 14.-20.6. Möglichkeiten, die kein Unterricht bieten kann, nämlich vor Ort drei Gedenkstätten des Holocaust zu erfahren und auf sich wirken zu lassen, aber auch die Geschichte Lublins als ein Zentrum früheren jüdischen Lebens und eines Jahrhunderte währenden, meist friedlichen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen kennen zu lernen. Eine wichtige Ergänzung dazu war die dreitägige Begegnung und Zusammenarbeit mit einer polnischen Schulklasse. In diesem Jahr sind wir ohne Nachtfahrten mit dem Zug gereist: Darmstadt – Frankfurt – Berlin – Warschau – Lublin. Dies bedeutet bei einer Fahrtdauer von ca. 14 Stunden zwar, dass zwei volle Tage nur für die Reise gebraucht werden. Aber bei der Fahrt quer durch Polen konnten wir bereits einiges von Land und Leuten entdecken, und auch wenn man natürlich die Situation der damals Deportierten nie wirklich nachfühlen kann, bekommt man doch zumindest einen kleinen Eindruck von der räumlichen Dimension dieses Völkermords. Am Montag, 15.6., stand zunächst das Kennenlerntreffen mit den polnischen SuS in unserer Unterkunft, einem Fortbildungszentrum mitten in der Altstadt, auf dem Programm. Nach einer gemeinsamen Besichtigung der sehenswerten und stimmungsvollen, weitgehend restaurierten Altstadt in kleinen deutsch-polnischen Gruppen (mit literarischen Texten und historischen Fotos) wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeit präsentiert. An den nächsten beiden Tagen haben deutsche und polnische SuS in der Gedenkstätte Majdanek sowie in der Schule in Workshops u.a. zu den Themen „Täter“, „Kinder im KZ“, „Widerstand“ und „Erntefest“ – einer Massenerschießung von 17400 Juden am 3.11.1943 – gearbeitet. Dabei wurden sie angeleitet von Wysław Wysok, unserem langjährigen Organisator vor Ort, sowie von Philipp, einem jungen Österreicher, der über die Aktion Sühnezeichen finanziert ein soziales Jahr in der Gedenkstätte arbeitet. – Wer Interesse an einem solchen Engagement nach dem Abitur hat: www.asf-ev.de. Aber auch anderes stand auf dem Programm: gemeinsame Mittagessen in der Schulkantine mit polnischen Gerichten, ein Basketballspiel in gemischten Teams (sowie als Zugabe Fußball), und nicht zu vergessen künstlerische Darbietungen; von unserer Seite aus u.a. die herzergreifende Darbietung des ‚Lilienliedes’, verbunden mit einer kulturhistorischen Einführung durch unseren ‚Dolmetscher’ Patryk Kozubek, der uns während des ganzen Aufenthalts ebenso eloquent wie charmant aus wirklich jeder Sprachlosigkeit erlöste. Patryk, du warst einfach unersetzlich, danke! Und das wesentlichste – die Gedenkstätten? Wir haben mit Wysław drei Stätten des Holocaust besichtigt: das Arbeits- und Vernichtungslager Majdanek bei Lublin, das Vernichtungslager Belzec nahe der Grenze zur Ukraine sowie das Vernichtungslager Sobibor in einem sumpfigen Waldgebiet an der Grenze zu Weißrussland. Wir haben drei ganz unterschiedliche Erhaltungszustände und verschiedene Formen des Gedenkens gesehen, die hier nicht versprachlicht werden sollen; jeder sollte einmal selbst hinfahren und seine eigenen Erfahrungen damit machen... An allen Abenden haben wir über die Eindrücke des Tags gesprochen und die SuS konnten mit ihrer Auswahl aus dem ‚filmischen Begleitangebot’ das Erlebte vertiefen bzw. den kom- menden Tag inhaltlich vorbereiten. Besonders intensiven Gesprächsstoff bot der Dokumentarfilm „Das radikal Böse“ über die Frage, was junge Männer im Krieg zu Massenmördern in den ‚Einsatzgruppen’ werden ließ und welche psychologischen Erkenntnisse darüber uns alle betreffen. Der Spielfilm „Escape from Sobibor“, welcher den erfolgreichsten Aufstand in einem Vernichtungslager (14.10.1943) thematisiert und sich an den Erinnerungen des Überlebenden Toivi Blatt orientiert, veranschaulichte uns die damalige Lagerrealität; die baulichen Rekonstruktionen im Film konnten wir am nächsten Tag vor Ort im Kopf mit den nur spärlich erhaltenen Überresten der ehemaligen ‚Todesfabrik’ verknüpfen. Aber auch Filme über die Deportation einer jüdischen Familie aus ihrer Wohnung sowie über den Umgang mit dem Holocaust nach 1945 (u.a. Majdanek-Prozess) boten viel Gesprächsstoff über ein Thema, dem wir uns immer wieder stellen müssen und aus dem wir immer neu lernen können. Und so ist auch die Gedenkstättenfahrt 2016 bereits in der Vorplanung... V. Himmelmann Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=kEIfVvzpqBw