Rapunzel (KHM 12)
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Rapunzel (KHM 12)
Rapunzel (KHM 12) Ein kinderloses Ehepaar lebte neben einem Garten, der der Zauberin Frau Gothel gehörte. Im Garten wuchs eine Menge Rapunzeln. Als die Frau schwanger war, hatte sie grossen Appetit auf dieses Gemüse. Daher pflückte der Mann im Nachbarsgarten Rapunzeln, wurde aber schliesslich beim Diebstahl erwischt und musste der Zauberin zur Strafe sein Kind versprechen. Unmittelbar nach der Geburt holte sich diese das Neugeborene und gab ihm den Namen Rapunzel. Als das Mädchen zwölf Jahre war, schloss sie es in einem abgelegenen Turm ohne Türe und Treppe, aber mit einem hochgelegenen kleinen Fensterchen ein. Um die Zauberin hinaufsteigen zu lassen, musste Rapunzel ihr langes Haar vom Fenster hinunterlassen. Ein Königssohn findet den Turm im Wald und hört Rapunzel singen. Nachdem er sich vergeblich bemüht hat, eine Türe zu finden, belauscht er durch Zufall die Zauberin, wie sie ruft: „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ Als Frau Gothel weg ist, ruft auch er: „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ Er klettert zu dem schönen Mädchen hinauf und gewinnt dessen Liebe. Als Rapunzel sich Frau Gothel gegenüber verplappert, schneidet die Zauberin ihr die Haare ab und verbannt sie in die Wüste. Die Zauberin wartete im Turm auf den Königssohn und liess ihn an Rapunzels abgeschnittenem Zopf hochklettern. Aus Verzweiflung sprang der Prinzen vom Turm und erblindete, weil er in ein Dorngestrüpp fiel. Wehklagend irrte er durch die Welt, bis er in die Wüste gelangte, wo Rapunzel mit ihren Zwillingen lebte. Als Rapunzels Tränen seine Augen benetzten, wurde er von seiner Erblindung geheilt. „Er führte sie in sein Reich, wo er mit Freude empfangen ward, und sie lebten noch lange glücklich und vergnügt.“ scaena: silva turris dramatis personae: vocabula: capílli demíttere, demítto desértum inclúdere inclúsus maga placére, pláceo porta valerianélla Valerianélla filius regis silva maga sententia: Haare hinunterlassen Einöde einschliessen eingeschlossen Zauberin gefallen Türe Nüsslisalat, Rapunzel Valerianélla, Valerianélla, demítte mihi capíllos tuos!