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Am 23. April findet die JOB 2016 von 9 bis 16 Uhr in der ASV-Halle statt. Schülerinnen und Schüler aller
Schularten nutzen den Berufsinformationstag. Sie knüpfen Kontakte zu Unternehmen, profitieren von
Workshops und Beratung, oder sie verschaffen sich einen Überblick über Ausbildungsmöglichkeiten nach
dem Schulabschluss. Diesmal werden auch einige Schüler aus den Berufsintegrationsklassen der Berufsschule Dachau dabei sein, junge Flüchtlinge wie Sabri und Hamid:
Voller Lerneifer und praktischer Talente
Den Berufsschulen kommt bei der Vorbereitung jugendlicher Flüchtlinge auf das Berufsleben
eine wichtige Rolle zu
In der staatlichen Berufsschule Dachau sitzen 19 junge Männer aus verschiedenen Ländern Afrikas und
Asiens im Klassenzimmer. Sie besuchen seit Februar eine der vier Berufsintegrationsvorklassen, die es hier
mittlerweile gibt. Der Unterricht besteht vor allem aus Deutsch, Mathematik und EDV, aber die
Jugendlichen lernen auch viel über die Kultur und das Zusammenleben in Deutschland. Gerade steht das
Fach „Lebenskunde“ auf dem Stundenplan. Studienrätin Annika Sengpiel geht mit ihnen die Begriffe
„Ordnung“ und „ordentlich“ durch. Alles, was sie erklärt, zeigt sie auch. Beim Thema „Ordnung“ ist das ein
Leitz-Ordner, in dem die Schüler Unterrichtsmaterial hinter der passenden Registerkarte einordnen sollen.
Dabei ruft sie ihre Schüler immer wieder auf und lässt sich von ihnen schildern, was sie gerade tun und
warum, denn sie sollen viel deutsch sprechen. Das klappt schon recht gut.
Sprache ist das wichtigste
„Sprache ist wichtig“, sagt Hamid. „Nur wenn ich gut Deutsch kann, finde ich Arbeit.“ Hamid ist 18 Jahre alt
und stammt aus Afghanistan. Eine Schule hat er nie besucht, denn er floh mit seinem Vater zunächst in den
Iran, wo zwar viele Afghanen leben, für deren Kinder die Schulen aber verschlossen bleiben. Dafür ist er
hier umso eifriger dabei, denn er will KFZ-Mechatroniker werden, auch wenn er bis dahin noch viel Mathe
üben muss. „In Iran habe ich mit meinem Vater schon Autos und Nähmaschinen repariert“, berichtet er
stolz über seine praktischen Talente. Seit sechs Monaten ist er erst hier in Deutschland, und man kann sich
schon gut mit ihm unterhalten.
„Die Schule hier ist wunderbar“, sagt sein Klassenkamerad Sabri. Er ist ebenfalls 18 Jahre alt und stammt
aus Syrien, wo er die Schule besucht hat. Seit neun Monaten ist Sabri nun hier. Auch er spricht schon
passabel Deutsch, Englisch sowieso. Sein Traumberuf ist Fluggerätemechaniker. Beide Schüler werden am
23. April die JOB Dachau besuchen, um Kontakte ins Berufsleben zu knüpfen. Ihnen stehen noch fast zwei
Jahre Berufsintegration an der Berufsschule bevor, dann aber würden sie gerne eine Lehrstelle antreten.
Ihre Lehrerin Annika Sengpiel weiß, worauf es den meisten dabei ankommt: „Viele möchten einen Beruf
erlernen, den sie sowohl hier in Deutschland als auch nach der späteren Rückkehr in ihr Heimatland
ausüben können.“
Der Leiter der Berufsschule Dachau, Oberstudiendirektor Johannes Sommerer, gehört dem Arbeitskreis
SchuleWirtschaft Dachau an, der die JOB Dachau jedes Jahr verantwortet. Sommerer ist stolz über das
pädagogische Engagement in den Berufsintegrationsklassen. „Unsere Lehrkräfte investieren viel Arbeitszeit
in die jugendlichen Flüchtlinge, aber der Erfolg gibt uns Recht.“ Probleme mit dem Miteinander der
Geschlechter und Religionen habe es an der Berufsschule Dachau noch nicht gegeben. „Wir haben von
Anfang an erklärt, wie das Miteinander funktionieren kann, und dass es dafür gegenseitigen Respekt
braucht“, schildert Johannes Sommerer den Rahmen für Lernerfolge.
An der Schule gibt es nun schon im dritten Jahr solche Integrationsklassen. Die ersten 18 jugendlichen
Flüchtlinge schlossen ihre Schulzeit im Juli 2015 ab. Und 13 von ihnen hatten da bereits den Berufseinstieg
geschafft.
Die kreativen Lernprojekte, die an der Berufsschule Dachau mit jugendlichen Flüchtlingen durchgeführt
wurden, fließen auch in die Arbeit der Lehrplankommission ein, die für Berufsintegrationsklassen gerade
die Lehrpläne erstellt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass in ganz Bayern von einem vergleichbaren
Standard beim Lernstoff ausgegangen werden kann. Der Lehrplan für das Fach Deutsch ist gerade fertig
geworden und gilt ab September. „Die Berufsschulen sind äußerst erfolgreich mit dieser Arbeit. Ich kenne
in ganz Deutschland nichts Vergleichbares, wo jugendliche Flüchtlinge so gut und so intensiv auf das
berufliche Leben vorbereitet werden, wie bei uns in Bayern“, schließt Sommerer.
Integration an der Berufsschule Dachau
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Jugendliche Flüchtlinge besuchen zunächst ein Jahr lang eine Berufsintegrationsvorklasse, dann ein
weiteres Jahr eine Berufsintegrationsklasse. Das zweite Jahr besteht zu 40 Prozent aus Praktika, zu
60 Prozent aus Unterricht.
An der staatlichen Berufsschule Dachau schlossen im Juli 2015 die ersten 18 Schüler diese beiden
Jahre ab. Davon konnten 13 gleich einen Berufseinstieg finden (eine Lehre oder eine Pflegeschule).
Aktuell gibt es an der Berufsschule Dachau sechs Berufsintegrationsvorklassen (1. Jahr) und zwei
Berufsintegrationsklassen (2. Jahr).
In den Berufsintegrationsklassen arbeiten die Lehrkräfte der Berufsschule sehr eng mit externen Mitarbeitern des Kooperationspartners bfz München (Berufliche Fortbildungszentren der bayerischen
Wirtschaft) zusammen. Der Kooperationspartner ist vor allem für die sozialpädagogische Betreuung
der jungen Flüchtlinge und für den Unterricht im Fach „Deutsch als Zweitsprache“ zuständig.
Jeder Flüchtling zwischen 16 und 21 Jahren wäre eigentlich berufsschulpflichtig. Doch noch gibt es
nicht genügend Plätze für alle. Auswahlkriterien sind zum Beispiel: Teilnahme am Einstufungstest,
Alphabetisierungsgrad, Aufenthaltsstatus. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Mädchen und
junge Frauen werden bevorzugt aufgenommen, wenn sie die Kriterien erfüllen.
Die staatliche Berufsschule Dachau ist eine von 21 Berufsschulen in ganz Bayern, die Teil des Modellversuchs „Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge“ der Stiftung Bildungspakt Bayern sind.
Der Modellversuch begann im September 2015 und dauert bis 2019.
Bildunterschriften:
Der Leiter der Berufsschule Dachau, Johannes Sommerer, ist stolz auf seine engagierten Lehrer.
Die Schüler Sabri (links) und Hamid (rechts) wollen gut in Deutsch und Mathe sein. Danach hoffen sie auf
eine Lehrstelle. Ihre Lehrerin Annika Sengpiel hilft ihnen dabei.
Text und alle Fotos: Gabriele Riffert / Pressearbeit JOB Dachau