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1 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord VERKEHRSENTWICKLUNGSPLAN STADT PASSAU STRASSENPLANUNG LANDKREIS PASSAU-NORD Abschlußbericht März 1995 Im Auftrag von Stadt und Landkreis Passau Bearbeiterteam: P. Behnke, Dipl.-Geogr. W. Eckstein, Dipl.-Ing. W. Humberg, Dipl.-Ing. Dr.H. Kipke, Dipl.-Ing. H. Spath Dipl.-Geogr. GEVAS Ingenieurgesellschaft für Verkehrsplanung, Verkehrstechnik und Anwender-Software mbH Franziskanerstraße 38 81669 München Telefon: 089/ 48 90 85 - 0 Telefax: 089/ 48 90 85 - 55 2 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung 1.2 Verkehrsentwicklungsplanung 1.3 Vorgehensweise 1.4 Vorstellungen und Ziele 5 5 6 8 10 2 Entwicklung von Maßnahmen 2.1 Ziele und Maßnahmen 2.2 Fußgänger und Fahrradverkehr 2.2.1 Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes 2.2.2 Verbesserung der Sicherheit und Qualität der Verkehrsanlagen 2.3 Öffentlicher Personennahverkehr 2.3.1 Binnenverkehr Stadt 2.3.1.1 Stadtbus 2.3.1.2 Stadtbahn 2.3.1.3 Schiffsverkehr 2.3.2 Ziel-/Quellverkehr in das Umland 2.3.2.1 Schienennahverkehr 2.3.2.2 Regionalbusverkehr 2.3.2.3 Park-and-Ride 2.4 Motorisierter Individualverkehr 2.4.1 Maßnahmen im fließenden Verkehr 2.4.1.1 Straßenklassifizierung 2.4.1.2 Neu- und Ausbau von Straßen 2.4.2 Maßnahmen für den ruhenden Verkehr in der Innenstadt von Passau 13 13 14 19 24 3 Analyse der Auswirkungen 93 3.1 Generelle Verkehrsverlagerungen 3.2 Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt 26 27 27 39 40 41 43 46 48 61 63 63 70 77 93 99 4 Stadtteilbezogene Maßnahmen 101 5 Zusammenfassung 109 Quellenverzeichnis 113 3 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1:Verkehrsmittelbenutzung nach Entfernung im Binnenverkehr Abb. 2:Verkehrsmittelbenutzung nach Verkehrszwecken im Binnenverkehr Abb. 3:Vergleich Nordtangente - Talstrecke (Donauparallele) für Verkehrsbeziehungen der Einzugsbereiche B388, Ost - B12, Süd/St 2118 Abb. 4:Vergleich Nordtangente - Talstrecke (Donauparallele) für Verkehrsbeziehungen der Einzugsbereiche B388, Ost - A3, Nord Abb. 5:Parkplatzangebot für Besucher, bezogen auf die Zentralität der Innenstadt Abb. 6:Zielverkehrsaufkommen in die Innenstadt - Prognose 2005 Abb. 7:Zusammenhang zwischen Betriebsleistung und Verkehrsnachfrage im ÖPNV in Passau (1982 - 1993) Abb. 8:Verlagerung von Kfz-Fahrten auf andere Verkehrsmittel Abb. 9:Aufteilung der Kfz-Verkehrsverlagerung in restriktive und fördernde Einflußgrößen Abb. 10:Kfz-Verkehrsaufkommen 2005 - Neuburger Straße und Spitalhofstraße 4 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Verzeichnis der Tabellen Tab. 1:Radverkehrsaufkommen der parallel verlaufenden Hauptrouten im Stadtteil Haiden Tab. 2:ÖV-Anteile nach Lage und Erschließungsqualität (Verkehrsbeziehungen zur Innenstadt) Tab. 3:Vor- und Nachteile von P+R-Anlagen Tab. 4:Zielverkehr Innenstadt und P+R-Nachfrage nach Fahrtzwecken - Prognose Status Quo 2005 Tab. 5:Beurteilung der Eignung von P+R-Standorten Tab. 6:Park-and-Ride - Realisierungsstufen Tab. 7:Zusätzliche Verkehrsnachfrage bei städtischen Buslinien infolge von P+R-Anlagen Tab. 8:Hierarchische Gliederung des Straßennetzes Tab. 9:Verteilung Verkehrsaufkommen beim Vergleich Nordtangente - Talstrecke [Kfz/24h] Tab. 10:Umsteigebereitschaft vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel nach Fahrtzwecken Tab. 11:Parkraumangebot Zone 1 (Innenstadt) - Bestand Tab. 12:Parkraumangebot Zone 1 (Innenstadt) - Planung Tab. 13:Beispiel für eine progressive Gebührenstaffel Tab. 14:Verkehrsreduzierung in der Innenstadt 5 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Verzeichnis der Pläne Plan 1: Fußgänger und Radfahrer - Randbedingungen Plan 2: Fußgänger und Radfahrer - Netzkonzept Plan 3: Öffentlicher Personennahverkehr - Erschließungskonzept Plan 4: Öffentlicher Personennahverkehr - Netzkonzept Stufe I Plan 5: Öffentlicher Personennahverkehr - Netzkonzept Stufe II Plan 6: Regionalbusse - Erschließungskonzept (Verkehrsbeziehungen mit Passau) Plan 7: Park-and-Ride Plan 8: Hauptstraßennetz Plan 9: Nordumfahrung - Eingliederung ins überörtliche Hauptstraßennetz Plan 10: Nordumfahrung - (östliche Weiterführung) - Maßnahmen Plan 11: Ruhender Verkehr Plan 12.1: Maßnahmen Stadtteil Innenstadt Plan 12.2: Maßnahmen Stadtteil Innstadt Plan 12.3: Maßnahmen Stadtteil Haidenhof Plan 12.4: Maßnahmen Stadtteile Grubweg und Hals Plan 12.5: Maßnahmen Stadtteil Hacklberg mit Schalding l. d. Donau Plan 12.6: Maßnahmen Stadtteil Heining mit Schalding r. d. Donau Plan 13: Realisierungsstufen Plan 14: Haltepunkte für den Schienennahverkehr Plan 15: Innstadt - Umfahrung 6 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung Die allgemeine Zunahme des Kfz-Verkehrs in den letzten Jahrzehnten hat auch in Passau dazu geführt, daß die Stadtentwicklung immer stärker von den Ansprüchen und Anforderungen des Automobils beeinträchtigt wurde. Die einmalige Lage der Stadt am Zusammenfluß dreier Flüsse sowie die abwechslungsreiche topographische Stadtstruktur haben Passau bereits frühzeitig zu einem besonderen Anziehungspunkt für Besucher gemacht. Auf der anderen Seite ist es genau diese einmalige Struktur Passaus, die die Verkehrsplanung in Passau vor besondere Probleme stellt. Obwohl auch in Passau in den 70er Jahren der Versuch eines autogerechten Ausbaus gemacht wurde - davon zeugen noch die großzügig angelegten Straßenzüge beidseits der Donau - konnten die Probleme durch den Kfz-Verkehr damit nicht gelöst werden. Die bisherigen Planungen werden mittlerweile sowohl von der Aktualität der Datenbasis als auch vom methodischen Ansatz als veraltet angesehen. Es war daher notwendig, die bisherigen Lösungsansätze zu überprüfen, weiter zu entwickeln und die Ansprüche der verschiedenen Verkehrsmittel besser aufeinander abzustimmen. Die Stadt und der Landkreis Passau haben mit einem gemeinsamen Auftrag das Planungsbüro GEVAS mit der Bearbeitung des Verkehrsentwicklungsplanes Stadt Passau sowie der Straßenplanung im Landkreis Passau-Nord betraut. Als Planungshorizont wurde das Prognosejahr 2005 vereinbart. Innerhalb der Stadt stand dabei im Vordergrund, in welchem Umfang und mit welchen Maßnahmen auf die Ausmaße des Kfz-Verkehrs eingewirkt werden kann, durch - die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsarten, - eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Straßen, - eine Ergänzung des Straßennetzes. Im nördlichen Landkreis Passau war darüberhinaus die Wirksamkeit möglicher Ost-West-Verbindungen zu untersuchen. Den Untersuchungsumfang bildeten hierbei die folgenden Straßennetzergänzungen: a) Nordtangente im Bereich der Stadtgrenze Passau b) Nordumfahrung zwischen dem Autobahnanschluß Aicha v. Wald und den östlichen Landkreisgemeinden. 7 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Diese Netzergänzungen waren im Hinblick auf die nachfolgenden Ziele zu beurteilen: 1.2 - eine kürzere Anbindung der nördlichen Landkreisgemeinden an das Fernstraßennetz, - die bessere Verbindung der Gemeinden untereinander, - die Entlastung des innerstädtischen Straßennetzes in Passau und damit eine bessere Erreichbarkeit der Ziele im städtischen Zentrum. Verkehrsentwicklungsplanung Die Verkehrsentwicklungsplanung entstand Ende der 80er Jahre. Bis zu dieser Zeit wurde die fortschreitende Entwicklung des Straßenverkehrs als Zeichen des Fortschritts mehrheitlich von Politikern und Planern für gut und notwendig erachtet. Der reibungslose Ablauf des Straßenverkehrs stand im Vordergrund aller Bemühungen. Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV waren ”Randerscheinungen”, die in der Zukunft des Straßenverkehrs ohnehin keiner wesentlichen Erwähnung bedurften. Für den externen Gutachter war diese Zeit sehr angenehm, da er nach dem Bypass-Prinzip lediglich neue Straßen bzw. Straßenausbau vorschlagen mußte und nicht in verkehrspolitischen Diskussionen zerrieben wurde. Der Straßenbau wurde zu dieser Zeit noch mit großen finanziellen Mitteln gefördert, so daß auch die meisten Planungen verwirklicht werden konnten. Die Folge dieser Planungsmethodik war, daß sich der Straßenverkehr erst auf das heutige Maß entwickeln konnte. Ohne einen Ausbau des Straßennetzes wäre dies nicht möglich gewesen. Ende der 80er Jahre wuchs zunächst nur in den Großstädten, in denen der Autoverkehr bereits zu erheblichen Problemen führte, die Kritik an der bisherigen Vorgehensweise in der Verkehrsplanung. Schließlich wurden mit ihrer Hilfe keine Probleme gelöst, sondern häufig neue hinzugewonnen. Der störende Durchgangsverkehr aus den 60er Jahren, der auf Umgehungsstraßen und Autobahnen verlagert werden konnte, wurde durch den zunehmenden Ziel/Quell- und Binnenverkehr mehr als ausgeglichen. Dies war der Beginn der zielorientierten Planungsmethodik, bei der nicht die Anpassung der Infrastruktur an die prognostizierte Nachfrage, sondern das Ziel eines stadtverträglichen Verkehrs im Vordergrund der Planung steht. Stärker als bislang wurde nach den Ursachen für die bisherige Entwicklung geforscht, anstatt sie schicksalhaft als gegeben hinzunehmen. Planung wurde wieder mehr als ein Instrument zur Steuerung von Entwicklungen begriffen und nicht wie bislang als Anpassungsinstrument für eine vorgegebene Entwicklung. 8 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Leider hat die zielorientierte Planungsmethodik bislang nur in Kommunen und Städten - nämlich dort, wo die Probleme eines ungehemmten Wachstums des motorisierten Individualverkehrs (MIV) am deutlichsten zu Tage treten - in Form der Verkehrsentwicklungspläne Einzug gehalten. Die wichtigsten methodischen Unterschiede zwischen der Generalverkehrsplanung der 70er Jahre und der Verkehrsentwicklungsplanung der 90er Jahre sind: - Auch die Verkehrsentwicklungsplanung ist auf ein fundiertes Datenmaterial und damit Verkehrserhebungen angewiesen. Im Gegensatz zur Generalverkehrsplanung wird das erhobene Material jedoch wirklich analysiert und die Einflußgrößen für das gemessene Verkehrsverhalten herausgearbeitet. Das in den Generalverkehrsplänen der 70er Jahre unter dem Kapitel ”Analyse” zusammengefaßte Kapitel war meist nur eine Bestandsaufnahme des Zustands. - Auch in der Verkehrsentwicklungsplanung gibt es Trend-Prognosen, die jedoch im Hinblick auf die Verträglichkeit mit den Zielen der Stadtentwicklung hinterfragt werden. Aus der Diskrepanz zwischen prognostizierter und wünschenswerter Entwicklung werden Szenarien erarbeitet, in denen die Wirkung verschiedener Maßnahmen im Hinblick auf die angestrebten Ziele überprüft werden. - Die Rolle des externen Gutachters beschränkt sich nicht mehr nur auf die Herausgabe von Empfehlungen, sondern es werden von ihm Lösungswege und -spielräume zur Erreichung der angestrebten Ziele aufgezeigt. Die Definition der Ziele der Stadtentwicklung und damit auch der Verkehrsentwicklung wird den Stellen übertragen, die einzig legitimiert sind, Ziele festzulegen, d. h. den politischen Stellen. Die fachliche Instanz gibt lediglich Entscheidungshilfen in Form von Wirkungsanalysen. Wichtig in der zielorientierten Planungsmethodik ist auch die Möglichkeit von Rückkoppelungen, was. z. B. auch in einer Senkung des Anspruchsniveaus der Ziele zum Ausdruck kommen kann. 9 1.3 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Vorgehensweise Zur Beurteilung der Verkehrsprobleme in der Stadt Passau und im nördlichen Landkreis Passau wurden, a) detaillierte Daten über die bestehende Situation zum Verkehr und über die den Verkehr bedingende Siedlungsstruktur zusammengetragen, b) die Tendenzen abgeschätzt und der Siedlungsentwicklung für das Prognosejahr c) daraus für alternative Szenarien, je nach verkehrspolitischen Zielsetzungen, die zu erwartenden Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr ermittelt. Auf dieser Grundlage und dem Wunsch von Stadt und Landkreis nach einer, den Umweltverbund (= Szenario, s. 1. Zwischenbericht) fördernden Verkehrsentwicklung, wurden d) die Leitlinien für die Verkehrsplanung zusammengestellt, die von den verantwortlichen Gremien beschlossen wurden. Sie bildeten die Basis e) zur Beurteilung von bereits vorliegenden konkreten Planungsvorschlägen sowie zur Erarbeitung von Maßnahmen und f) für Empfehlungen Verkehrsentwicklung. zur Realisierung der angestrebten Dieser Abschlußbericht beinhaltet die Punkte e) und f). Er baut auf den Zwischenberichten 1 bis 3 auf sowie auf den Ergebnissen der Projektgruppe ”Verkehrsentwicklungsplan” und soll als Grundlage für die künftige Verkehrsplanung in der Stadt Passau und der Straßenplanung im nördlichen Landkreis dienen. Der folgende Überblick gibt den zeitlichen Ablauf der Bearbeitung anhand einiger relevanter Daten wieder. Nicht aufgeführt sind Ortsbegehungen und Besprechungen, die dazu dienten, genauere Kenntnisse über die Örtlichkeiten zu erlangen, Belange, Wünsche und Vorstellungen von Stadt und Landkreis in die jeweiligen Arbeitsschritte einzubeziehen und die Realisierungsmöglichkeiten (z. B. baulich) zu beurteilen. Durch die Herausgabe von Zwischenberichten wurden die Auftraggeber bereits frühzeitig über den aktuellen Planungsstand sowie über Zwischenergebnisse informiert. Damit sollte bereits in einem frühen Planungsstadium Meinungsäußerungen erfaßt werden, um so eine zielstrebige Bearbeitung zu gewähren. 10 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 31.07.1990 Erstes Vorgespräch zum VEP 25.03.1991 Auftragserteilung der Stadt Passau an das Büro GEVAS zur Bearbeitung des VEP 14.06.1991 Auftragserteilung des Landratsamtes Passau an das Büro GEVAS zur Bearbeitung des VEP Herbst 1991 Sichtung der Unterlagen, Vorbereitung der Erhebungen und der Haushaltsbefragungen WS 91/92 30. Juni 1992 Juni/Juli 1992 - Studentenbefragung - Stichtag Haushaltsbefragung - Erhebungen im Straßenverkehr (Querschnittszählungen, Befragungen) Januar 1993 1. Zwischenbericht - Analyse (Ergebnisse der Erhebungen) - Entwicklungstendenzen - Alternative Szenarien Februar 1993 2. Zwischenbericht Ergebnisse der Studentenbefragung 01.03.1993 Vorstellung 1. Zwischenbericht im Kreisausschuß, Landkreis Passau 17.03.1993 Vorstellung 1. Zwischenbericht im Stadtentwicklungs- und Werkausschuß der Stadt Passau Juni 1993 Leitlinien 3. Zwischenbericht 19.07.1993 Vorstellung 3. Zwischenbericht im Plenum, Stadt Passau 20.09.1993 Vorstellung 3. Zwischenbericht im Kreisausschuß, Landkreis Passau Sep./Okt. 1993 Diskussion der Leitlinien in den Fraktionen, Stadt Passau 20.10.1993 Beschluß der Leitlinien durch den Stadtentwicklungsausschuß 04.11.1993 Entscheidende Besprechung ”Nordtangente” in Kellberg Dez. 1993 Beschluß der Leitlinien im Plenum, Stadt Passau Juni 1994 bis Februar 1995 Sitzungen der Projektgruppe ”Verkehrsentwicklungsplan” März 1995 Abfassen des Abschlußberichtes 11 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 1.4 Vorstellungen und Ziele Zur besseren Übersicht sind die generellen Ziele für die künftige Verkehrsentwicklung, die von den Auftraggebern und den verantwortlichen Gremien als Grundlage für die Bearbeitung von Planungsvorschlägen zugrundegelegt worden sind, nochmals in den folgenden Leitlinien wiedergegeben. Sie entsprechen den im 3. Zwischenbericht, Kapitel 5 vorgeschlagenen Formulierungen für die ”Leitlinien Verkehr”. Allgemein a) Verkehr bildet das Bindeglied zwischen den Grundfunktionen Wohnen, Arbeit, Bildung, Versorgung, Erholung; die notwendige Mobilität der Bevölkerung ist deshalb zu sichern. b) Verkehr ist ein wesentliches Element des Zentralitätsgefüges und der Standortqualität in Stadt und Landkreis; die Verkehrsinfrastruktur hat deshalb den Entwicklungszielen der Stadt und der Landkreisgemeinden Rechnung zu tragen. c) Verkehr führt durch die Massierung von Kraftfahrzeugen zu einer Gefahr für die betroffenen Menschen, die Umwelt, die Siedlungsstruktur und die Wirtschaftlichkeit des Transportsystems; deshalb sind künftig nicht notwendige Kfz-Fahrten möglichst durch Förderung anderer Verkehrsmittel zu ersetzen. Ziele Stadt Passau a) Die weitere Zunahme des Kfz-Verkehrs im Stadtgebiet Passau ist durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden. Bis zum Jahre 2005 wird eine Abnahme der Kfz-Fahrten gegenüber heute um rd. 10% angestrebt. b) Der verbleibende Kfz-Verkehr ist auf wenige Hauptstraßen zu bündeln; die Erschließungsstraßen bleiben dem Anliegerverkehr sowie vorrangig umweltfreundlichen Verkehrsmitteln vorbehalten. c) Die Verkehrsbeziehungen innerhalb und zu den Stadtteilen hoher Nutzungsdichte sind in Zukunft vor allem von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln - Fuß, Rad, ÖPNV - zu übernehmen; die erforderliche Verkehrsinfrastruktur ist unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit zu schaffen. d) Bei den Bemühungen um mehr Verkehrsberuhigung sind die Belange des für die Funktionsfähigkeit der Stadt notwendigen Kfz-Verkehrs zu berücksichtigen; die erforderliche Standortqualität für öffentliche und private Unternehmen ist zu gewährleisten. 12 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord e) Grundsätzlich ist der künftige Verkehr durch bessere Ausnutzung des vorhandenen öffentlichen Verkehrsraumes sicherzustellen. Dazu sind alle Möglichkeiten der Verkehrsordnung und der betrieblichen Organisation auszuschöpfen. f) Erweiterungen des bestehenden Straßennetzes sind nur dann vorzunehmen, wenn durch andere Maßnahmen die angestrebte Verbesserung der Lebensbedingungen oder der Verkehrsverhältnisse nicht erreicht werden kann. Dabei ist ein strenger Maßstab anzulegen. g) Der in den Kapiteln 3 ”Handlungsspielraum” und 4 ”Räumliche Aspekte” (3. Zwischenbericht) dargelegte Rahmen für die künftige Verkehrsentwicklung ist der Ausarbeitung konkreter Planungsvorschläge zugrunde zu legen. Ziele Stadt - Umland a) Die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen Stadt und Umland ist durch entsprechende Anpassung der Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten. b) Die Innenstadt von Passau ist von den dorthin zielenden Kfz-Fahrten weitgehend zu entlasten. Dazu dienen Verbesserungen im regionalen Busverkehr und die Einrichtung eines Park-and-Ride-Systems. c) Die Kfz-Verkehrsbeziehungen zu den äußeren Stadtteilen sind durch geeignete Maßnahmen von der Durchquerung der Innenstadt abzuhalten und über das Hauptstraßennetz ihren Zielen soweit möglich von außen zuzuführen. d) Der Kfz-Durchgangsverkehr ist möglichst umweltschonend auf Hauptstraßen gebündelt durch das Stadtgebiet zu leiten, soweit er nicht vom städtischen Straßennetz ganz ferngehalten werden kann. Ziele Landkreis Passau-Nord a) Die Entwicklungschancen der nördlichen Landkreisgemeinden sind durch Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur vorrangig für den KfzVerkehr zu fördern. b) Die Erreichbarkeit des gesamten Raumes aus dem regionalen und überregionalen Straßennetz ist durch geeignete Maßnahmen zu steigern. 13 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord c) Die Standortbedingungen der ansässigen Betriebe sind durch zügigeren Zugang zum Fernstraßennetz zu verbessern. d) Die Funktionsfähigkeit der zentralen Orte ist durch kürzere Verbindungen untereinander und mit ihrem jeweiligen Einzugsbereich zu sichern. e) Die Verflechtungen zwischen den einzelnen Landkreisgemeinden sind bei der Beurteilung der Straßenplanung so weit wie möglich zu berücksichtigen. f) Die Planungsvorschläge haben neben Gesichtspunkte der Wirtschaftlichkeit Mitteleinsatzes zu beachten. dem und Verkehrswert die eines effektiven Für die in diesem Verkehrsentwicklungsplan empfohlenen Maßnahmen für die Stadt und den Landkreis Passau muß eine konkrete Chance auf Realisierbarkeit innerhalb des Prognosezeitraumes, also bis zum Jahre 2005 bestehen. 14 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2 Entwicklung von Maßnahmen 2.1 Ziele und Maßnahmen Ziele und Maßnahmen sind eng miteinander verknüpft. Maßnahmen leiten sich jedoch nicht zwingend aus Zielen ab. Sie sind in der Regel bereits als allgemeines Instrumentarium dem Planer bekannt. Wichtiger ist daher die Zuordnung von Maßnahmen und Zielen, denn nicht jede Maßnahme dient auch zur Erreichung des gleichen Zieles. Die Entwicklung von Maßnahmen im Rahmen eines Verkehrsentwicklungsplanes umfaßt somit im wesentlichen die Anpassung des allgemeinen Planungsinstrumentariums an die ortsspezifischen Besonderheiten. Oberste Leitlinie im Verkehrsentwicklungsplan Passau ist die Verringerung des Kfz-Verkehrs ohne Verschlechterung der Erreichbarkeit. Dazu stehen zwei wesentliche Maßnahmenbereiche zur Verfügung: 1. Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl und 2. Beeinflussung der Kfz-Routenwahl. Langfristig und nicht weniger bedeutsam ist die Beeinflussung der Siedlungsentwicklung (verkehrsarme Siedlungsstruktur), die jedoch nicht im Rahmen dieses Verkehrsentwicklungsplanes abgehandelt wird. Während die Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl die generelle Reduzierung der Kfz-Belastung zum Ziel hat, beschränkt sich die Beeinflussung der Kfz-Routenwahl auf die örtlich begrenzte Reduzierung der Kfz-Belastung, was an anderen Stellen durchaus zu einer Erhöhung der KfzBela-stung führen kann. Da die Beeinflussung der Kfz-Routenwahl, z. B. über neue Entlastungsstraßen in der Regel dazu führt, daß der Verkehrsaufwand ansteigt (zurückgelegte Kfz-Kilometer), werden die Maßnahmen zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl vorrangig behandelt. Für einige Fahrzwecke ist das Auto derzeit noch nicht ersetzbar. Es muß deshalb zu einer stärkeren Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln kommen, um dennoch das Ziel einer Verringerung der KfzVerkehrsbelastung zu erreichen [12]. Eine derartige Aufgabenteilung zwischen dem Pkw-Verkehr und den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes, die zu einer Verringerung des Kfz-Verkehrs führt, wird nur funktionieren, wenn im Wettbewerb zwischen den Verkehrsmitteln die Randbedingungen so gesetzt werden, daß sich der Vorteil für den einzelnen mit dem Vorteil für alle deckt. Wird die Verlagerung vom Pkw auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes gewünscht, so muß folglich die Attraktivität des ÖPNV, des Radfahrens und Zufußgehens erhöht und gleichzeitig die Attraktivität der Pkw-Nutzung eingeschränkt werden. Wird nur die Attraktivität des Umweltverbundes erhöht, so entstehen vor allem höhere Kosten z. B. für den ÖPNV und das betriebswirtschaftliche Ergebnis verschlechtert sich. Dies kann nicht Sinn von Planung sein. Wird nur die Attraktivität der Pkw eingeschränkt, so führt dies zu Unverständnis und Protesten unter den Autofahrern. 15 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Entsprechend dieser Ausführungen lassen sich die folgenden Maßnahmenbereiche definieren, die im einzelnen abgehandelt werden: - 2.2 Steigerung der Attraktivität des Fußgänger- und Fahrradverkehrs Steigerung der Attraktivität des ÖPNV Abbau der Attraktivität des nicht notwendigen Kfz-Verkehrs Verbesserung der Bedingungen für den notwendigen Kfz-Verkehr. Fußgänger und Radfahrer Das Radfahren und Zufußgehen ist ohne Zweifel die umweltfreundlichste Art sich fortzubewegen. Fußgänger und Radfahrer verursachen praktisch weder Lärm noch Abgase und auf einem normalen Pkw-Parkplatz lassen sich bis zu 13 Fahrräder unterbringen. Der Gebrauch dieser beiden ”Verkehrsmittel” findet jedoch auch seine natürlichen und vom Menschen gemachten Grenzen: a) natürliche Grenzen • die körperlichen Fähigkeiten des Menschen (dies drückt sich in der Weglänge, in den Höhenunterschieden und in den zu tragenden Lasten aus) und • die Witterungsempfindlichkeit des Menschen (Regen etc.) 16 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord b) vom Menschen gemachte ”künstliche” Grenzen • die objektiv oder subjektiv berechtigten Ängste vor einer körperlichen Schädigung infolge des Kfz-Verkehrs. Die erforderlichen Maßnahmen im Fahrrad- und Fußgängerverkehr sind praktisch dieselben, da sich in den meisten Fällen eine Maßnahme für Radverkehr (z. B. Verbindungen abseits der Hauptverkehrsstraßen) auch günstig für Fußgänger auswirkt und umgekehrt. Aus diesem Grund wird der Fahrrad- und Fußgängerverkehr auch gemeinsam abgehandelt. Obwohl sich der Anteil des Radfahrens und des Zufußgehens in den letzten Jahrzehnten in allen Städten ständig verringert hat, wird heute in Passau im Binnenverkehr immer noch jeder 3. Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Der Anteil der Fußgwege wird in Haushaltsbefragungen systematisch zu gering erfaßt, da Fußwege gerne vergessen werden und Wege wie z. B. von der Arbeitsstelle zum Parkplatz oder zur ÖPNV-Haltestelle dem Verkehrsmittel Auto bzw. ÖPNV zugerechnet wird. In Wirklichkeit liegt der Anteil somit noch höher. Betrachtet man nur die Wege innerhalb der Passauer Altstadt, so werden 8 von 10 Wegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad gemacht. Vor diesem Hintergrund wäre es deshalb grundsätzlich falsch, das Radfahren oder Zufußgehen zu belächeln und verkehrspolitisch nicht ernst zu nehmen. Betrachtet man die Entfernungen, die bei Wegen und Fahrten im Binnenraum Passau zurückgelegt werden, so fällt auf, daß ca. 75% aller Wege kürzer als 3,5 km sind, also ein Bereich, der - abgesehen von unzumutbaren Steigungen - leicht mit dem Fahrrad in 10 bis 15 Minuten zurückgelegt werden kann. 35% der Wege sind kürzer als 1,5 km und damit schon fast in Fußwegentfernung. In diesem Entfernungsbereich werden jedoch noch nahezu 30% der Wege mit dem Auto zurückgelegt (Abb. 1). 17 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 1: Verkehrsmittelbenutzung nach Entfernung im Binnenverkehr Es zeigt sich aber auch, daß bereits 60% der kurzen Wege (bis 1,5 km) mit nicht motorisierten Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Betrachtet man alle Wege bis 3,5 km Länge, so sind es noch 42%. Hinsichtlich der Verkehrszwecke wird aus Abbildung 2 deutlich, daß bereits heute ca. 40% der Wege und Fahrten sowohl zum Einkaufen als auch zur Arbeit/Ausbildung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden; auch im Freizeitverkehr spielen diese Verkehrsmittel eine nicht unerhebliche Rolle. Dieser Aspekt sollte bei der Finanzierung von Maßnahmen im Radfahrer- und Fußgängerverkehr stets berücksichtigt werden. 18 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Aus Abbildung 2 zeigt sich darüberhinaus, daß auch in Passau das Fahrrad kein reines Freizeitgerät mehr ist. So wird z. B. auf dem Weg zur Arbeit und Ausbildung (Schulkinder, Studenten) das Fahrrad zu 20% benutzt, bei Einkauf und Erledigung zu 10% und bei sonstigen Fahrtzwecken (auch in der Freizeit) zu 16%. Bei allen Wegen im Binnenverkehr der Einwohner wird in Passau das Fahrrad zu 13% benutzt. Dies ist für eine Stadt mit derartigen Höhenunterschieden im Stadtgebiet relativ hoch. Dennoch wäre es sicherlich falsch, anzunehmen, daß in Passau innerhalb des Prognosezeitraumes von ca. 10 Jahren ein Radverkehrsanteil wie in Erlangen mit fast 30% erzielt werden kann. Dazu ist das Stadtgebiet beispielweise von der Topographie her zu ungünstig. In bestimmten Relationen ist eine Steigerung des Radverkehrsanteils jedoch durchaus vorstellbar. Abb. 2: Verkehrsmittelbenutzung nach Verkehrszwecken im Binnenverkehr 19 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Plan 1 zeigt die topographisch günstigen Gebiete mit geringen Höhenunterschieden. Günstige Radfahrerbedingungen sind vor allem in mehr oder weniger breiten Streifen entlang der Flußläufe anzutreffen. Hier befinden sich auch eine Reihe von wichtigen Zielgebieten wie die Innenstadt mit Universität und Klinik sowie die Gewerbeund Einzelhandelskonzentrationen in Haidenhof-Nord und Neustift. Wenn auch nicht der Großteil, so liegen doch bedeutende Wohn-, Herkunftsgebiete innerhalb dieser relativ niedrigen Uferbereiche wie Hals, die Siedlung an der Göttweiger Straße in der Innstadt, die Spitalhofstraße oder Schalding links und rechts der Donau. Neben der Topographie spielt der Faktor ”Beeinträchtigung durch den KfzVerkehr” bei der Wahl des Fahrrades als Verkehrsmittel eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie eine Sonderauswertung der Haushaltsbefragung zeigt (3. Zwischenbericht/Abbildung 6). Je nachdem, ob mit dem Fahrrad über längere Strecken vom Kfz-Verkehr stark belastete Straßen befahren werden müssen, wird bei sonst gleichen Bedingungen, z. B. im Stadtteil Grubweg, ein dreimal so hoher Radverkehrsanteil erreicht wie in Hacklberg, obwohl beide Stadtteile auf der Anhöhe liegen. Weniger deutlich, aber dennoch signifikant, zeigt sich dieser Unterschied bei den Stadtteilen in der Ebene wie Hals und Rosenau. Das Vorhandensein von Alternativrouten für den Radverkehr, auf denen sich die Menschen sicherer fühlen, hat somit einen deutlichen Einfluß auf die Benutzung des Fahrrades. Bei einer konsequenten Umsetzung der empfohlenen Maßnahmem im Radund Fußgängerverkehr sowie bei einer restriktiveren Behandlung des KfzVerkehrs, sind, abgesichert durch die Befragungsergebnisse, die folgenden Zuwächse bei den Wegen der Fußgänger und Radfahrer zu erwarten: Fußwege Radwege Summe ________________________________________________________ Analyse 1992 42.950 27.350 70.300 Prognose Umweltverbund 2005 43.600 35.000 78.600 ________________________________________________________ Steigerung1,5% 28% 12% 20 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Maßnahmen für den Fußgänger- und Fahrradverkehr sind in der Regel preiswerter und schneller zu realisieren als ähnliche Maßnahmen im ÖPNV oder motorisierten Individualverkehr. Dies gilt sowohl für den Wegebau als auch für Brücken, da geringere Breiten erforderlich sind und die Verkehrslasten z. B. für die Brückenstatik deutlich niedriger ausfallen. Eine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadtstruktur führt zu mehr Maßstäblichkeit im Stadtbild und damit zu einer höheren Lebensqualität für die Bürger. Maßnahmen für Fußgänger und Radfahrer haben jedoch häufig die Reduzierung der Flächen für den Kfz-Verkehr zur Voraussetzung. In Anlehnung an [12] werden die Maßnahmen im Fußgänger- und Fahrradverkehr eingeteilt in: - Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes Erhöhung der Verkehrssicherheit Steigerung des Komforts. 2.2.1 Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes Auch in Passau wurden in der Vergangenheit bei der Anpassung des Straßennetzes an die Entwicklung des Kfz-Verkehrs die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern vielfach vernachlässigt. Breite und verkehrsreiche Straßenzüge wie z. B. beidseitig der Schanzlbrücke können nur noch an den Knotenpunkten überquert werden; vielfach werden die Fußgänger auch in unattraktive Unterführungen gezwungen. Während im Straßenverkehr versucht wurde, die nach den Richtlinien erforderlichen Fahrspurbreiten auch in räumlich begrenzten Bereichen durchzuhalten, wird die nach den Richtlinien für Fußgängeranlagen [13] erforderliche Mindestbreite von 1,50 m bzw. 4,50 m in Geschäftsstraßen in Passau an einigen Stellen deutlich unterschritten. Während Fußwege in der Regel an allen Straßen vorhanden sind, beschränken sich straßenbegleitenden Radwege in Passau auf relativ wenige Straßen. Vor allem im Bereich der engen Innenstadtstraßen sind die Radfahrer immer noch gezwungen, im allgemeinen Straßenverkehr mitzuschwimmen. Da an diesen Straßen Radwege oft nur auf Kosten der Flächen für den Kfz-Verkehr geschaffen werden können, wird gerne darauf verzichtet. Aus den aufgezeigten Bedingungen und Aspekten für den Radfahrer- und Fußgängerverkehr stehen in der Netzplanung folgende Gesichtspunkte im Vordergrund: 21 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die bestehenden Fahrradstrecken sind zu einem zusammenhängenden, komfortablen, sicheren Netz zu erweitern - mit kurzen, direkten Wegen aus den höher gelegenen Bereichen in die ebenen Gebiete, - mit möglichst langen Wegstrecken in topographisch günstigem Gelände, auch zuungunsten von etwas kürzeren, aber hügeligen Strecken, - mit für die verschiedenen Fahrtzwecke unterschiedlichen Wegenetzen (im Berufs- und Ausbildungsverkehr werden eher die direkten Verbindungen im und entlang des Straßennetzes bevorzugt - der Freizeitverkehr spielt sich eher unabhängig vom Straßennetz des KfzVerkehrs ab), - eine Verbindung der überregionalen Radwege entlang des Inns und der Donau sollte hergestellt werden. Für den Fußgängerverkehr gelten bei der Netzplanung im wesentlichen die gleichen Bedingungen, nur besteht hier eine wesentlich größere Umwegempfindlichkeit, d. h. längere, wenn auch attraktive Wegführungen zur Vermeidung von Steigungen, werden kaum angenommen. Das Fußwegenetz sollte deshalb eine noch höhere ”Maschendichte” besitzen. Die genannten Gesichtspunkte wären die Basis für die Entwicklung des in Plan 2 dargestellten Hauptnetzes für den (Fußgänger- und) Fahrradverkehr. Die Zuführung aus den Wohngebieten bzw. die Verbindungen innerhalb der Stadtteile selbst erfolgt im sog. nachgeordneten Netz. Für die Konzeption des nachgeordneten Netzes sowie für die Ausgestaltung des Gesamtnetzes (Radwege, Radfahrstreifen, Mitbenutzung der Fahrbahn etc.) sind detaillierte Kenntnisse hinsichtlich der Realisierungsmöglichkeiten notwendig. Hierzu müssen eigenständige evtl. stadtteilbezogene Untersuchungen separat durchgeführt werden, auf der Basis des Verkehrsentwicklungsplanes, der einen Rahmenplan darstellt. Das Hauptnetz orientiert sich an den topographisch günstigen Gebieten entlang der Flußufer und berücksichtigt die gute Anbindung der Stadtteile an die Innenstadt sowie die Erreichbarkeit wichtiger Ziele in den Stadtteilen. 22 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Aufgrund der dichten Besiedelung und intensiven Nutzung im Stadtteil Haidenhof sollte dieser auch durch Hauptverbindungsrouten erschlossen und angebunden werden, wobei die verschiedenen Streckenführungen denkbar sind: - Die Spitalhofstraße sollte aufgrund der empfindlichen Randnutzung vom Kfz-Verkehr entlastet werden und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung stehen. Die vergleichsweise geringen Steigungen bieten gute Voraussetzungen zur Einrichtung von Radwegen. - Die Neuburger Straße stellt aufgrund von Schulen, Sportstätten, eines Einkaufszentrums etc. ein wichtiges Zielgebiet für Fußgänger und Radfahrer dar. Alternative Verbindungen im Straßennetz mit geringeren Ver-kehrsbelastungen stehen nicht zur Verfügung. Besonders unter dem Sicherheitsaspekt während der ”dunklen” Jahreszeit erfährt die Neuburger Straße eine besondere Bedeutung für Fußgänger und Radfahrer. - Die Route ”Schönauer”, im Grünzug zwischen Neuburger Straße und Spitalhofstraße, bietet eine attraktive Verbindung, von der aus die Nutzungen und Wohngebiete an der nördlichen Seite der Neuburger Straße erschlossen werden können. Insbesondere im Freizeit-, aber auch im Einkaufsverkehr, stellt diese Route eine Alternative zur Neuburger Straße dar. Je nach Umfang des Netzausbaus ist auf den genannten Routen in der Prognose ”Umweltverbund” mit den in Tabelle 1 wiedergegebenen Radverkehrsbelastungen zu rechnen. 23 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Tab. 1: Radverkehrsaufkommen der parallel verlaufenden Hauptrouten im Stadtteil Haidenhof Eine attraktive Querverbindung zwischen den genannten Routen ist aufgrund der großen Steigungen weder über die Danziger Straße noch über die Leonhard-Paminger Straße sicherzustellen. Hierfür muß möglicherweise nach einer von den derzeitigen Hauptverbindungsrouten im Straßennetzes unabhängigen Radwegeführung gesucht werden, was auch den Bau eigenständiger Radwege umfaßt. 24 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Realisierung des empfohlenen Hauptnetzes sind darüberhinaus weitere Maßnahmen notwendig: - Radverbindung Innstraße - Kleiner Exerzierplatz, entlang der Bahngleise, da der Klosterdurchgang aufgrund der Treppenstufen nur für Fußgänger geeignet ist. Für mehr als 1.200 Radfahrer täglich könnte so eine attraktive Alternative zur Nicolastraße sowie zum Augustinergäßchen abseits des Kfz-Verkehrs angeboten werden. Eine Weiterführung vom Kleinen Exerzierplatz zur Bahnhofstraße im nachgeordneten Netz könnte im Falle der Auflassung der Abstellgleise über das derzeitige Bahngelände realisiert werden. - Radwegebeziehung von der Ilzstadt in die Innenstadt Für die Verbindung Hals/Grubweg - Innenstadt/Haidenhof sollten deutliche Verbesserungen im Bereich des ”Ilzsporns” geschaffen werden. Hier sind die Möglichkeiten zur Realisierung einer vom KfzVerkehr getrennten Führung der Radfahrer und Fußgänger zu überprüfen; die attraktivere Verbindung würden ca. 2.300 Fußgänger und 4.500 Radfahrer täglich nutzen. Entlang der Ilz sollte ein kombinierter Fuß- und Radweg (Ilzlängsweg) realisiert werden mit einer zusätzlichen Ilzbrücke für die Fußgänger und Radfahrer. - Radweg Schanzlbrücke und Anger Die Fahrbahnaufteilung auf der Schanzlbrücke sollte geändert werden, um Radwege einrichten zu können. Diese Radwege sollten eine Anbindung bekommen zum Stadtteil Hacklberg und zu einem Radweg auf der Nordseite des Anger. - Verbesserung der Überquerungsmöglichkeiten des Inns für Fußgänger und Radfahrer: • Verbreiterung des Fünferlsteges zur gleichzeitigen Benutzung für Fußgänger und Radfahrer bei einer anstehenden Erneuerung. Das häufig zu beobachtende Fehlverhalten von Radfahrern könnte dadurch beseitigt werden. • Die Fahrbahnen auf der Marienbrücke sollte auf das erforderliche Mindestmaß reduziert werden zugunsten von kombinierten Fuß- und Radwegen mit Anschluß an die bestehenden Radwege. 25 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Diese beiden Maßnahmen verbessern die Erreichbarkeit der Innstadt für Radfahrer und führen darüberhinaus zu einer Reduzierung des KfzVerkehrs in der Innstadt und auf der Marienbrücke. - Fuß- und Radwegverbindung Kräutelsteiner Brücke Zur Verbesserung der Fuß- und Radwegverbindung sollte geprüft werden, ob ein kombinierter Fuß- und Radweg an die Kräutelsteiner Brücke angebracht werden kann. 2.2.2 Verbesserung der Sicherheit und Qualität der Verkehrsanlagen Die Sicherheit des Radfahrens und Zufußgehens steht in engem Zusammenhang mit der Qualität der angebotenen Verkehrsanlagen für die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer. Hierzu zählen vor allem die folgenden Maßnahmen: • bauliche Verbesserungen bezüglich der Fahrbahnqualität und der Radund Gehwegbreite • Verbesserungen an Knotenpunkten, wie übersichtliche Gestaltung und Abmarkierung von Furten, Fahrbahnverengungen und/oder Mittelinseln • ausreichend lange Grünzeiten, so daß auch breite Straßen in einem Zug überquert werden können • kürzere Umlaufzeiten an Signalanlagen, da vor allem Fußgänger keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen • Freihaltung der Geh- und Radwege von Hindernissen, vor allem von Falschparkern, durch intensive Verkehrsüberwachung • Ausweitung der Fußgängerzonen, Einrichtung von Fahrrad- bzw. Busstraßen durch Herausnahme des motorisierten Individualverkehrs z. B. in der Inneren Bahnhofstraße Schmiedgasse (Innstadt), falls Innstadt-Umfahrung (s. Kap. 2.4.1.1) vorhanden • Zulassung des Radverkehrs entgegen der Einbahnrichtung • Mitbenutzung der Fußgängerzone durch Radfahrer (Schrittgeschwindigkeit). 26 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die meisten der aufgezählten Maßnahmen machen zumindest im baulich engen Bereich der Innenstadt eine Verschmälerung der Fahrstreifen oder sogar die Wegnahme eines Fahrstreifens für den privaten Kfz-Verkehr erforderlich. Hier muß abgewogen werden, welchen Stellenwert der private Kfz-Verkehr in Zukunft einnehmen soll bzw. wie stark die Beeinträchtigung des Kfz-Verkehrs durch derartige Maßnahmen sein könnte. Darüberhinaus sollte angestrebt werden, die systembedingten Nachteile des Radfahrens wie z. B. die Diebstahlgefahr, die mangelnde Möglichkeit, eingekaufte Waren unter Verschluß zu deponieren, oder die Mitbenutzung des ÖPNV soweit wie möglich abzubauen. Hierzu zählt z. B. - die Errichtung von attraktiven und ausreichenden Fahrradabstellanlagen in Geschäftsbereichen (Innenstadt, Spitalhofstraße, Neuburger Straße, Steinbachstraße) und Zielen im Radverkehr (öffentliche Einrichtungen, Universität, Schulen, Arbeitsstätten). Hierbei sollten auch sog. diebstahlsichere Fahrradboxen aufgestellt werden, um die Benutzung hochwertiger Räder, die für Steigungen besonders geeignet sind, zu fördern. Die mangelnde Unterbringung des Fahrrades am Ziel stellt häufig ein Nutzungshindernis im täglichen Verkehr dar. - Das Aufstellen von Schließfächern an zentralen Punkten, in Einkaufspassagen etc. Ein häufiger Grund für die Kfz-Benutzung beim Einkaufen ist die Benutzung des Pkw als ”Schließfach”. 27 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Die Fahrradmitnahme im ÖPNV, zumindest außerhalb der Hauptverkehrszeiten unter Berücksichtigung des Platzangebotes in den Bussen (Beschränkung auf einzelne Linien, Linienabschnitte bzw. auf Abendstunden, Wochenende etc.). - Die Fahrradabstellmöglichkeit an entsprechenden Haltestellen (Bikeand-Ride). - Eine Wegweisung und Beschilderung zumindest für die Hauptrouten mit einem einheitlichen und leicht begreifbaren System, das auch in Stadtplänen und Broschüren verwendet werden soll. - Der Einbezug des Donauradwanderweges und des ansteigenden Radtourismus bei Planungen und in der Öffentlichkeitsarbeit. Neben den genannten Maßnahmen sollte natürlich auch für die Fahrradbenutzung und das Zufußgehen in den Medien geworben werden. Ebenso müssen die Bürger über ein verbessertes Angebot für Radfahrer und Fußgänger informiert sein. Der Maßnahmenkomplex der Werbung und Information wird neuerdings auch unter dem Begriff ”Mobilitätsmanagement” zusammengefaßt und umfaßt ähnliche Aktionen im ÖPNV, im fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr. 2.3 Öffentlicher Personennahverkehr Der öffentliche Personennahverkehr beansprucht bei der Beförderung vieler Personen die geringste Fläche und verursacht nur geringe Umweltbelastungen für die Allgemeinheit. Für den einzelnen ermöglicht die Benutzung des ÖPNV anderweitige Beschäftigungen während der Fahrt wie z. B. Lesen oder Ausruhen. Es entfallen Streßsituationen, da sich der Benutzer während der Fahrt nicht um andere Verkehrsteilnehmer oder um die Stellplatzsuche zu kümmern braucht. Die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel sind statistisch gesehen sowohl durch Verkehrsunfälle als auch durch die Schadstoffbelastung am geringsten in ihrer Gesundheit gefährdet. Die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist jedoch i. d. R. zeitaufwendig, da es sich um gebrochenen Verkehr handelt (Zu- und Abgänge von der Haltestelle, Umsteigen). Die Fahrt mit dem ÖPNV ist nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten möglich. Im Berufsverkehr sind die öffentlichen Verkehrsmittel häufig überfüllt und der Benutzer muß erhebliche Qualitätseinbußen in Kauf nehmen. Der Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr hat auch in Passau bis Mitte der 80er Jahre kontinuierlich abgenommen. Bis dahin wurde dem Abwandern der Fahrgäste nur selten durch Attraktivitätssteigerungen begegnet; in der Regel wurde das Angebot der sinkenden Nachfrage angepaßt. 28 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Diese Entwicklung wurde begleitet durch das Abwandern von Stadtbewohnern in die vom ÖPNV deutlich schlechter erschlossenen Umlandge-meinden. Die Inanspruchnahme des ÖPNV beschränkte sich dort lediglich auf nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer wie Schüler, alte Menschen und sozial Schwache. Der Kfz-Verkehr aus dem Umland in das Stadtgebiet von Passau umfaßt bereits heute mehr als die Hälfte des gesamten Kfz-Verkehrs innerhalb des Stadtgebietes. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs an diesen Verkehrsströmen ist verschwindend gering. Vor diesem Hintergrund muß der Verbesserung des ÖPNV vom Umland in die Stadt eine noch größere Bedeutung beigemessen werden, als einer Verbesserung des ÖPNV innerhalb des Stadtgebietes. Dies gilt umso mehr, da aufgrund der großen Entfernungen andere Verkehrsmittel wie das Fahrrad oder das Zufußgehen praktisch als Alternative zum Pkw ausscheiden. Entsprechend der bereits genannten Mängel des ÖPNV beinhalten Maßnahmen im ÖPNV Verbesserungen im Bereich - der Netz- und Fahrplangestaltung, des Fahrtablaufs und der Beförderungsgeschwindigkeit, der Zu- und Abgangswege zu den Haltestellen, der Tarifgestaltung und Fahrgeldentrichtung, der Fahrgastinformation und -betreuung und des Marketing. 2.3.1 Binnenverkehr Stadt 2.3.1.1 Stadtbus Das vom Stadtrat beschlossene Leitbild für die zukünftige Verkehrsentwicklung umfaßt in seinem Schwerpunkt eine Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV. Die große Bedeutung des ÖPNV für Passau zeigt sich schon im gegenwärtigen Zustand an dem für eine Stadt dieser Größenordnung hohen ÖPNV-Anteil im Binnenverkehr von ca. 13%. Dies bedeutet, daß in Passau etwa genauso viel Bürger den Bus benützen wie in Ingolstadt, obwohl die Stadt Passau nur die Hälfte der Einwohnerzahl Ingolstadts aufweist. Der hohe Anteil an ÖPNV-Benutzern liegt in Passau in der Topographie und der relativ kompakten Siedlungsstruktur in Verbindung mit einem vergleichsweise guten Angebot im ÖPNV begründet. Zum Zeitpunkt der Erhebungsphase im Jahre 1992 verkehrten in Passau 7 Durchmesser-, 2 Halbmesser-, 2 Kleinbuslinien z. T. bereits im 40-Minuten-Takt bzw. bei Überlagerung von zwei Linien im 20-Minuten-Takt. Dies ist für eine deutsche Stadt mit 50.000 Einwohnern ein gutes Angebot. Eine Citybuslinie erschließt die Altstadt im 15-Minuten-Takt. Das Fahrtenangebot wird am Abend durch Anruf-Sammeltaxis (AST) abgerundet. 29 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Fahrgastzahlen sind in Passau nach dem absoluten Tiefpunkt im Jahre 1986 bis zum Jahr 1990 um fast 30% angewachsen. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um ca. 5% und die Anzahl der Schüler an den Gymnasien und Realschulen um fast 20% sank. Zwischen 1986 und 1993 stiegen die Fahrgastzahlen sogar um fast 50%. Der Grund für den Anstieg der Fahrgastzahlen kann sowohl in der Entwicklung der Studentenzahlen - sie stiegen in diesem Zeitraum um 70% auf ca. 8.000 an - als auch in einem veränderten Verkehrsverhalten der Passauer gesucht werden. Ausschlaggebend für die Veränderung des Verkehrsver-haltens war jedoch das deutlich verbesserte Angebot der Stadtwerke Passau - die Länge des Streckennetzes wuchs zwischen 1986 und 1993 um 50%, das Fahrtenangebot um 70% an - sowie die schrittweise eingeführten Maßnahmen zur Parkraumbewirtschaftung und Verkehrsberuhigung in der Altstadt. Zum 01. September 1994 wurde eine weitere Erhö-hung des Fahrtenangebotes um 30% bis 40% durchgeführt. Es verkehren jetzt 11 Durchmesserlinien (davon 2 als Kleinbuslinien) und 2 Kleinbus-halbmesserlinien. Die Fahrtenhäufigkeit wurde auf einen 15/30 Minutentakt verdichtet. Bei einer zielgerichteten Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen im Bereich des ÖPNV sowie bei einer Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung und -umnutzung könnte im Binnenverkehr ein Zuwachs von ca. 29.000 BusFahrgästen pro Tag erreicht werden: Bestand (1992): Prognose Umweltverbund 2005: Zuwachs: 27.000 Fahrgäste 55.800 Fahrgäste +107% Der Anteil am Modal-Split könnte für den ÖPNV bei ca. 25% liegen. Aus einer Sonderauswertung herausgestellt, daß die Kriterien - der Haushaltsbefragung hat sich Zugangsweg zur Haltestelle, Bedienungshäufigkeit, Entfernung zur Innenstadt und die Topographie die wichtigsten Einflußgrößen für die ÖPNV-Benutzung in Passau sind. Besonders die Bedeutung der Länge des Zugangsweges zur Haltestelle sticht dabei hervor (Tab. 2). Der ÖV-Anteil bei den Verkehrsbeziehungen zur Innenstadt schwankt zwischen 47% bei erheblichen Höhendifferenzen, einem Zugangsweg von max. 200 m und einem Bedienungstakt von 20 Minuten und 0% bei geringen Höhendifferenzen, einem Zugangsweg über 1.000 m und einem Bedienungstakt von 40 Minuten. 30 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Tab. 2: ÖV-Anteile nach Lage und (Verkehrsbeziehungen zur Innenstadt) Erschließungsqualität 31 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die hohe Einschätzung der Länge des Zugangsweges darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier die Kriterien der heutigen Fahrgäste in der Auswertung ihren Niederschlag finden. Die heutigen Fahrgäste setzen sich jedoch noch zu einem großen Teil aus den ”typischen” ÖPNVgebundenen Fahrgästen zusammen und haben sich auch bereits mit ihrem Bus-system ”arrangiert”. Möglicherweise sind für die potentiellen Fahrgäste, die auf den ÖPNV erst gelockt werden sollen, andere Kriterien wie z. B. häufige und direkte Fahrtmöglichkeiten ohne Umwege wichtiger. Der hohe Stellen-wert des Zugangsweges steht außerdem für den Verkehrsbetrieb im Zielkonflikt mit betrieblichen Aspekten. Wichtiger zur Erzielung eines hohen Fahrgastzuwachses erscheint daher ein verständliches Liniennetz aus wenigen Linien mit hoher Bedienungshäufigkeit. Der weitere Ausbau des Liniennetzes und der Fahrtenhäufigkeit hängt wesentlich von den Voraussetzungen ab, die zur Verminderung des Individualverkehrs in der Innenstadt geschaffen werden. Die Verdichtung des Fahrtenangebotes hat dem steigenden Fahrgastaufkommen so rechtzeitig vorauszueilen, daß die Attraktivität des ÖPNV nicht durch zu volle Fahrzeuge Schaden nimmt. Dabei ist aufmerksam die Entwicklung in den einzelnen Stadtteilen zu verfolgen und auf wachsende Beförderungswünsche in kurzer Zeit zu reagieren. Gegebenenfalls ist der Grundtakt wichtiger Linien bis auf 10 Minuten zu verkürzen, so daß durch Überlagerung zweier Linien auf Hauptstrecken sogar ein 5 Minuten-Takt erreicht werden könnte. Eine wirkliche Konkurrenz zum privaten Pkw im Sinne einer ständigen Verfügbarkeit besteht ab einem Bedienungstakt von 10 Minuten, da bei derartig kurzen Busfolgezeiten die Fahrgäste nicht mehr fahrplanabhängig, sondern zufällig zur Haltestelle gehen. 32 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Auf Basis der Siedlungs- und Nutzungsdichte sowie der Schwerpunkte des Kfz-Verkehrsaufkommens wurde für die Stadt Passau eine Differenzierung des ÖPNV-Angebotes (hier im wesentlichen ausgedrückt durch die Bedienungshäufigkeit) vorgeschlagen (Plan 3). In den Stadtteilen Innenstadt, Haidenhof-Nord und Grubweg besteht ein genügend hohes Fahrgastpotential für eine zum Pkw konkurrenzfähige Ausgestaltung des ÖPNV-Angebotes. Der Takt sollte auf einzelnen Strecken, z. B. auch durch Überlagerung mehrerer Linien in Abhängigkeit der Verkehrsentwicklung ca. 5 - 10 Min. in der Hauptverkehrszeit betragen. Um die Verkehrsverhältnisse in der Innstadt gravierend zu verbessern, wird auch für diesen Stadtteil ein konkurrenzfähiges ÖV-Angebot vorgeschlagen, obwohl unter wirtschaftlichen Bedingungen ein geringerer Takt angebracht wäre. Eine Anpassung des Taktes an eine geringere Nachfrage nach außen kann durch - Linienaufspaltung oder Weiterführung nur jeder 2. oder 3. Linie erfolgen. Je nach Fahrtenaufkommen wird ein gestaffeltes ÖPNV-Angebot vorgesehen (vom 10-Minuten-Takt bis zur bedarfsorientierten Bedienungsform). Für die drei Erschließungszonen ”Konkurrenzfähig”, ”Attraktiv”, ”Bedarfsdeckung” (Plan 3) sollte ein regelmäßiger Buslinienbetrieb mit leicht merkbaren Taktfahrplan vorgesehen werden. In den Abendstunden sowie am Wochenende, bei geringerer Nachfrage und weniger gravierenden Verkehrsproblemen bedarf es nur einer geringeren Bedienungshäufigkeit bis hin zu einer differenzierten Bedienungsweise wie folgend beschrieben: Für die Vielzahl von Einzelsiedlungen, Weiler etc., die sich auch im Stadtgebiet Passau befinden, ist vielfach ein sog. Stunden- bzw. ein 2Stunden-Takt wirtschaftlich nicht tragbar. Weiterhin sind diese Räume schwacher Verkehrsnachfrage häufig von Standardlinienbussen aufgrund der Straßenbreiten nicht erreichbar. Zur Daseinsvorsorge sollte aber auch hier ein vom eigenen Pkw unabhängiges Fahrtenangebot bestehen. Hier gibt es eine Vielzahl von denkbaren Bedienungsformen vom gebundenen Linienverkehr mit 3 - 5 zeitlich auf die möglichen Fahrtzwecke abgestimmte Fahrten, über die teilgebundene Bedienung (Rufbus, Ausweitung des bestehenden AST-Verkehrs), bis zum ungebundenen Verkehr (z. B. Taxi, kollektive Fahrzeughaltung, Fahrgemeinschaften) (vgl. hierzu [3]). 33 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Grundsätzlich wurden im Rahmen des VEP noch keine konkreten Linienvorschläge gemacht, es wurden lediglich aufgrund der Verkehrsbeziehungen sinnvolle Linienverknüpfungen vorgeschlagen, die zu einer Minimierung der Umsteiger führen und die Linienäste gleichmäßig auslasten. Aus betrieblichen Gründen wurde eine Durchbindung von Radialzu Durchmesserlinien angestrebt. Die wichtigsten Zielgebiete sind die Innenstadt, die Spitalhofstraße (Gewerbe-, Geschäftsbereiche), die Neuburger Straße (Schulen, Sportstätten, Gewerbe, Einkaufszentrum) und die Innstraße (Universität, Behörden). Das Netzkonzept in der 1. Stufe bezieht sich nur auf die Buslinien innerhalb des Stadtgebietes Passau. Folgende 9 Linien werden als Hauptnetz vorgeschlagen, die alle über eine zentrale Haltestelle im Zentrum der Stadt verlaufen (Plan 4): - Grubweg (Lindau) - Neuburger Straße - Haidenhof Grubweg - Innstraße - Haidenhof-Süd Grubweg - Spitalhofstraße - Heining (Reisach) Hals - Regensburger Straße - Heining (Reisach) Hacklberg (Patriching) - Innstraße - Haidenhof-Süd Schalding l. d. Donau - Vilshofener Straße -Regensburger Straße Heining (Neustift, Eichet) - Schalding r. d. Donau Innstadt (Haibach) - Neuburger Straße - Haidenhof Innstadt (Haibach) - Spitalhofstraße - Heining (Neustift) Innstadt (Mariahilfberg) - Spitalhofstraße - Haidenhof-Nord Mit diesen Linien soll die Erschließung der im Plan 3 dargestellten Bereiche ”Konkurrenzfähig”, ”Attraktiv” und ”Bedarfsdeckung” gesichert werden. Bis auf die Linie Innstadt (Mariahilfberg) - Haidenhof-Nord, die aufgrund der Straßenverhältnisse in der Innstadt mit einem Kleinbus bedient werden muß, ist für die vorgeschlagenen Linien der Einsatz von Standardlinien - bzw. Gelenkbussen notwendig. Für die Bedienung der durch das Hauptnetz nicht oder nur unzureichend erschlossenen Siedlungsbereiche, wie z. B. Lüftlberg oder Sieglberg sind Kleinbusse vorzusehen. Diese Netzkonzeption basiert auf den Ergebnissen der Haushaltsbefra-gung. Das Liniennetz ist stets darauf zu überprüfen, ob durch andere Zwänge, andere Linienverknüpfungen zweckmäßig werden und ob es den überwiegenden Fahrtwünschen entspricht, so daß die Zahl der notwendigen Umstiege von einer Linie auf eine andere möglichst minimiert wird. In einer zweiten Stufe wird vorgeschlagen, einige der bestehenden Regionalbuslinien in das städtische Liniennetz zu integrieren. 34 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord In der Zeit, in der das Netzkonzept Stufe I in Betrieb ist, erfolgt die Anbindung von Landkreisgemeinden wie bisher mit eigenständigen Regionalbuslinien. Aufgrund der z. T. engen Beziehungen zwischen einzelnen Umlandgemeinden und Passau bzw. Stadtteilen Passaus sollte eine über eine Tarifgemeinschaft etc. hinausgehende Kooperation zwischen Stadt- und Regionalbuslinien angestrebt werden. Für eine Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs im Raum Passau wird vorgeschlagen, die Siedlungsschwerpunkte der Gemeinden, die verkehrlich sehr stark mit Passau verflochten sind, (wie in Plan 6 in der Kategorie ”Angebotsorientiert” dargestellt, mit mehr als 200 Kfz-Fahrten in die Innenstadt), in das Stadtbus-Liniennetz zu integrieren. Dies hat folgende Vorteile: - Abbau von unwirtschaftlichem Parallelverkehr - Direkte Anbindung von Umlandgemeinden an Stadtteile, z. B. Salzweg - Grubweg, Fürstenzell - Neustift. - Innerhalb der Stadt könnten diese Linien als Schnellbuslinien weitergeführt werden mit Fahrzeitersparnis für die Bewohner der Umlandge-meinden und Stadtteile. Für Verknüpfungen innerhalb der Stadt ergeben sich nur geringfügige Änderungen durch die Erweiterung des Netzes um folgende 2 Linien - über Grubweg Richtung Salzweg - Hutthurm bzw. nach Fürstenzell, über Hacklberg Richtung Tiefenbach - Ruderting, auf dann insgesamt 9 Linien. Dadurch kann der Stadtteil Hacklberg mit einem weiteren wichtigen Zielgebiet, der Spitalhofstraße, direkt verbunden werden. Da dann in der Spitalhofstraße drei Linien verlaufen, ist im Rahmen der konkreten Linienplanung zu überprüfen, ob die Kleinbuslinie aus der Innstadt weiterhin diesen Bereich, z. B. über den Schießstattweg, mit der Innstadt verbinden sollte oder eher die Erschließung kleinerer, bisher nicht im Netzkonzept aufgenommener Siedlungsbereiche übernehmen sollte. 35 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zentrale Haltestelle Das Umsteigen von einer Linie auf die andere sollte in einer Stadt der Größenordnung Passaus noch an einem zentralen Punkt möglichst in der Nähe der Hauptziel- und Quellbereiche des Verkehrs erfolgen. Aus betrieblichen Gründen und aus Komfortgründen ist eine Lage der zentralen Umsteigehaltestelle grundsätzlich im Linienverlauf anzustreben, so daß keine Umwegfahrten entstehen. Damit hängt die Entscheidung für den günstigsten Standort nicht zuletzt vom zugrundegelegten Linienetz ab. Darüber-hinaus sollte auch eine Verknüpfung mit der Bahn und den Regionalbuslinien sowie mit den Haupteinkaufsbereichen ermöglicht werden, ohne daß die Flächen des allgemeinen Straßenverkehr überquert werden müssen. In der Praxis werden die aufgezählten Kriterien selbstverständlich nicht alle zugleich erfüllbar sein. Umsteiganlagen, die außerhalb der allgemeinen Straßenverkehrsflächen liegen, werden auch als zentrale Omnibusbahnhöfe (ZOB) bezeichnet [14]. Der Flächenbedarf einer zentralen Umsteigehaltestelle bzw. eines Omnibusbahnhofes hängt vor allem von der maximalen Anzahl der zu einem Zeitpunkt anwesenden Busse sowie von weiteren betrieblichen Erfordernissen ab, wie z. B. die - Möglichkeit Linien enden zu lassen, das Abstellen von Regionalbussen über längere Zeit, Möglichkeit voneinander unabhängigem Ein- und Ausfahren. Umsteigeanlagen mit großem Flächenbedarf lassen sich in ein vorhandes Stadtbild nur sehr schlecht integrieren und hinterlassen vor allem am Abend und zu den Zeiten geringer Auslastung ein unangenehmes Gefühl bei den wartenden Fahrgästen. Aus diesem Grund wird empfohlen, in Passau auf ein Abstellen von Bussen über die erforderlichen Verknüpfungszeiten in diesem Bereich zu verzichten und möglichst keine Linien dort enden zu lassen. Dabei ist auch eine Durchbindung von Regionallinien zu Durchmesserlinien anzudenken. Das in Passau praktizierte Zeitknotensystem, bei dem zu festgelegten Zeitpunkten mehrere Linien gleichzeitig eintreffen, um eine günstige Umsteigeverbindung zu ermöglichen, wirkt im Hinblick auf den Flächenbedarf ungünstig. Es wird empfohlen, das Zeitknotensystem mit zunehmender Verdichtung der Taktfolgen auf den einzelnen Linien schrittweise in ein System der Linienbündelung, überzuführen. Beim Linienbündelungssystem wird versucht, die Fahrplanlage der Linien, die auf einem längeren Abschnitt den gleichen Straßenabschnitt befahren, so zu staffeln, daß sich dort eine Taktverdichtung ergibt. 36 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Dennoch wird der dem heutigen Fahrtenangebot im ÖPNV zugrundeliegende Flächenbedarf für eine zentrale Umsteigehaltestelle auch in Zukunft im Falle einer Abkehr vom Zeitknotensystem, aufgrund der deutlichen Erhöhung des Fahrtenangebotes erforderlich sein. Die schrittweise Über-führung eines Zeitknotensystems in ein Linienbündelungssystem wurde bereits mit dem neuen Fahrplan 1994/95 durchgeführt. Derzeit bieten sich drei Standorte für die Einrichtung einer zentralen Haltestelle in Passau an: - an der Grünaustraße, auf dem Kleinen Exerzierplatz und in der Frauengasse. Für eine Eingliederung der Regionalbusse sind die erforderlichen Flächen nur am Standort Kleiner Exerzierplatz und Grünaustraße vorhanden. Das Gelände des Exerzierplatzes wird derzeit jedoch noch immer gänzlich für die Dult benötigt, so daß lediglich am Standort Grünaustraße dieser Forderung Rechnung getragen werden kann. Leider ist dieser Standort sowohl vom Hauptbahnhof als auch von den zentralen Einkaufsbereichen vergleichsweise weit entfernt. Besonders aus diesem Grund sollte eine attraktive Fußgängerverbindung zwischen zentraler Haltestelle und Altstadt bzw. Bahnhofstraße angestrebt werden. Beförderungszeit Wie in allen Städten benutzt auch in Passau der ÖPNV weitgehend den selben Fahrtweg wie der allgemeine Straßenverkehr. Mit der Zunahme des Kfz-Verkehr wuchsen auch im ÖPNV die Behinderungen, die zu Störungen im Fahrtablauf führen. Störungen des Fahrtablaufs ziehen für die Fahrgäste längere Beförderungszeiten, verspätete Ankünfte und nicht eingehaltene Anschlüsse nach sich. Für das Fahrpersonal entstehen eingeschränkte Pausenzeiten und verlängerte Dienstzeiten und für den Verkehrsbetrieb ein höherer Fahrzeug- und Personalbedarf. Die Folgen für den Fahrgast beeinträchtigen die Attraktivität des ÖPNV, und die Folgen für das Fahrpersonal und den Betrieb senken die Produktivität und damit die Wirtschaftlichkeit. Das Instrumentarium der Störungsbeseitigung im ÖPNV-Fahrtablauf (auch: ÖPNV-Beschleunigung) umfaßt: - die Anlage gesonderter ÖPNV-Fahrsteifen im Straßenraum (Busspuren), die Bevorrechtigung des ÖPNV an Knotenpunkten, die Bevorrechtigung des ÖPNV im Netz (temporäre Busspuren) die Umwandlung von Straßen des allgemeinen Verkehrs in ÖPNVStraßen und die Verringerung der Haltestellenaufenthaltszeiten. 37 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Aufgrund der vor allem im Innenstadtbereich beengten Straßenverhältnisse ist die flächendeckende Einrichtung von Busspuren, auf denen der Bus weitgehend störungsfrei und unabhängig vom Kfz-Verkehr fahren kann, in der Stadt Passau nicht möglich. Bei beschränktem Verkehrsraum sowie bei nur geringem Busverkehr ist daher die Einrichtung von temporären Busspuren anzustreben. Hierzu wird der Kfz-Verkehr in einem Straßenabschnitt bei Annäherung eines Busses durch gezielte Dosierung an den Signalanlagen so weit reduziert, daß die Zeitverluste für den ÖPNV verringert werden können. Da die Wartezeiten an Lichtsignalanlagen am deutlichsten zum unproduktiven Zeitaufwand im ÖPNV beitragen, wird empfohlen, alle vom ÖPNV befahrenen Knotenpunkte mit sog. ÖPNV-Vorrangschaltungen auszurüsten. Die in diesem Bereich bereits laufenden Planungen sollten regelmäßig mit den sich ändernden Verkehrsverhältnissen überprüft und den neuen Rahmenbedingungen angepaßt werden. Die Verringerung der Haltestellenaufenthaltszeit läßt sich erreichen durch: - den Umbau von Busbuchten zu Buskaps bzw. dem Halt am Straßenrand - den Einsatz von Niederflurbussen, die die Ein- und Ausstiegszeiten verkürzen, - die Ausweitung des Vorverkaufssystems von Fahrausweisen, womit die Anzahl der Barzahler verringert wird. Zur besseren Erschließung ist in vielen Bereichen eine Führung der Busse durch nachgeordnete Straßen vorzusehen, die entsprechend nur mit Tempo 30 befahren werden sollen. Hier besteht ein nicht lösbarer Konflikt. In einer entsprechenden Untersuchung in Bergisch Gladbach [4] haben sich folgende Fahrzeitverlängerungen bei Führung über - zurückgebaute Hauptverkehrsstraße statt Hauptverkehrsstraße: 1,15 Min./1.000 m - Tempo-30-Zone statt zurückgebaute Hauptverkehrsstraße: 0,45 Min./1.000 m herausgestellt (nur Streckengeschwindigkeiten). Bei der Führung von Linienbussen durch Tempo-30-Zonen sollte darauf geachtet werden, daß nicht noch zusätzliche Beeinträchtigungen des Fahrtablaufes durch Rechts-vor-links-Regelungen bestehen und geschwindigkeitsverringernde Einbauten, Aufpflasterungen, Fahrbahnverengungen etc. den Fahrtablauf sowie den Fahrtkomfort beeinträchtigen. 38 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Neben den bereits genannten Kriterien, wie häufige Bedienung und kurze Beförderungszeiten spielen Kriterien des Komforts zwar eher eine nachgeordnete, jedoch nicht unbedingt zu vernachlässigende Rolle für das Bild des ÖPNV in der Öffentlichkeit. Zur Erhöhung des Komforts bei der ÖPNV-Benutzung lassen sich die nachstehenden Maßnahmen nennen: - direkte und attraktive Wege zu den Haltestellen (die Bedeutung des Zugangsweges zur Haltestelle wird häufig unterschätzt; sie steht in Wechselwirkung mit einem attraktiven Fußwegenetz) - witterungsgeschützte und ansprechende Fahrgastunterstände, - Einsatz von Niederflurfahrzeugen, - ausreichende Sitzplatzverfügbarkeit (steht in Wechselwirkung mit dem Fahrtenangebot) - Eindämmung der Geräuschentwicklung Tarife Die Stadt Passau hat für ihr Busnetz einen Einheitstarif, der auch in Zukunft aufgrund der geringen Stadtgröße bestehen bleiben sollte. Anzustreben ist eine Vereinfachung der Tarifstruktur und der Fahrgeldentrichtung durch z. B.: - Ausweitung des Vorverkaufs, Intensivierung des Abbuchungsverfahrens, Fahrgeldentrichtung mit Scheckkarte. Die Tarifhöhe richtet sich nach betriebswirtschaftlichen und verkehrspolitischen Bedingungen. Da das Verkehrsmittelwahlverhalten gravierend beeinflußt werden soll - vom Kfz zum ÖPNV - dürfen die Tarife im Planungszeitraum nicht übermäßig erhöht werden, um die durch Angebotsverbesserungen entstehenden Defizite auszugleichen. Um die Tarifgestaltung auch als Mittel zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl einzusetzen, sollten die Tarife im ÖPNV stets in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Parkgebühren in der Innenstadt sein. Die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus in die Innenstadt sollte aus dem Stadtgebiet und den umliegenden Gemeinden immer ein wenig günstiger ausfallen als die Gebühr für z. B. zwei Stunden Parken. 39 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Information Eine wesentliche Schwelle für die Nichtbenutzung des ÖPNV ist bei den typischen Autofahrern oft die mangelnde Information über Netz- und Fahrplan. Grundsätzlich gilt jedoch: Ein ÖPNV-System ist umso besser, je weniger Information der Nutzer im voraus benötigt. Informationsbedarf und Begreifbarkeit von Netz- und Fahrplan sind somit eng miteinander verbunden. Dennoch ist es auch Kriterium des Komforts, daß ein potentieller Fahrgast vor Fahrtantritt, an der Haltestelle wie auch im Bus bei Bedarf über Linienverlauf und Abfahrtszeiten informiert wird. Der Informationsbedarf vor Fahrtantritt sollte durch - die Herausgabe Tarifübersicht, eines Taschenfahrplanes mit Liniennetz - die Verteilung von Stadtteilfahrpläne für jeden Haushalt und - telefonische Auskunftmöglichkeit und gedeckt werden. Die Information an der Haltestelle sollte - eine übersichtliche Darstellung der Linien mit Abfahrtszeiten, weiteren Haltestellen und Fahrtzeiten, - einen Umgebungsplan der Haltestelle sowie - einen Liniennetzplan enthalten. Innerhalb des Busses genügt in der Regel die Ansage oder Anzeige der Haltestellen sowie der Linienverlauf mit Anschlußmöglichkeiten. Vermarktung Maßnahmen des Marketings im ÖPNV sollen das Produkt ÖPNV stärker in das Bewußtsein der Bevölkerung bringen. Ziel von Marketingmaßnahmen ist zunächst, das Negativimage des ÖPNV abzubauen. Hierbei wäre es jedoch grundsätzlich falsch, die systembedingten Mängel des ÖPNV zu leugnen oder zu kaschieren. So wird bei einem Bussystem auch trotz ÖPNVBeschleunigung die Fahrt mit dem Pkw fast immer zeitkürzer sein als die Fahrt mit dem ÖPNV. Vielmehr sollte versucht werden, den öffentlichen Nahverkehr als festen Bestandteil bzw. als gemeinsame Errungenschaft der Bürger einer Stadt zu vermitteln. Der ÖPNV muß in jedem Teil der Stadt präsent sein, z. B. durch einheitlich gestaltete Haltestellen und Fahrzeuge. Hierbei kann Werbung auf den Fahrzeugen sogar schädlich sein. Die Tendenz, ÖPNV-Fahrzeuge gänzlich mit Werbung zu versehen, muß kritisch hinterfragt werden. Spurgeführte ÖPNV-Systeme oder ÖPNV-Systeme mit Oberleitung, wie z. B. der O-Bus erweisen sich dabei als Systemträger. Sie besitzen den Vorteil, daß das ÖPNV-System überall erkennbar ist und vermitteln den Eindruck von Urbanität und Bedeutung einer Stadt. 40 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2.1.2 Stadtbahn Wenn in Passau von einer Stadtbahn gesprochen wird, so ist damit in der Regel der Betrieb eines Triebwagens auf den innerhalb der Stadt bereits vorhandenen Gleisanlagen gemeint. Das vorhandene Gleisnetz im Stadtgebiet von Passau ist jedoch zu wenig verzweigt, um eine ausreichende Erschließung zu gewährleisten. Hierzu wäre es erforderlich, auf allen wichtigen Straßen Passaus Straßenbahngleise zu verlegen, so daß der Einsatz wirklicher Straßenbahnfahrzeuge möglich wäre. Grundsätzlich haben schienengebundene Verkehrsmittel wie z. B. Straßenbahnen ein rational nicht erklärbaren, aber tatsächlich vorhandenen Attraktivitätsvorteil gegenüber dem Bus. So zeigt sich z. B., daß in vergleichbaren Großstädten, mit Straßenbahn- und Stadtbahnsystemen einen um 30% höheren ÖV-Anteil im Binnenverkehr aufweisen als in Städte mit Bussystemen [12]. Die wesentlichen Vorteile von schienengebundenen Verkehrsmitteln sind: - die Erkennbarkeit des Systems durch Schienen oder Fahrdraht ein höheres Image in der Bevölkerung ein ruhigerer und komfortablerer Fahrtablauf. Die Nachteile von schienengebundenen Verkehrsmitteln sind - - vergleichsweise hohe Investitionskosten ein in der Regel geringerer Erschließungseffekt (allerdings sind die Fahrgäste bei schienengebundenen Verkehrsmitteln auch bereit, weiter zu gehen) nicht in jedem topographischen Gelände einsetzbar (z. B. Passau Grubweg). Derzeit läßt sich nicht sagen, welchen verkehrspolitischen Stellenwert Straßenbahnsysteme auch in Mittelstädten in Zukunft wieder gewinnen werden. Immerhin gibt es in Westdeutschland bereits einige Großstädte, die die Straßenbahn in den 60er Jahren eingestellt haben und nun wieder einführen wollen. Auch in den neuen Bundesländern wächst besonders in Mittelstädten unter 100.000 Einwohnern der Protest gegen eine Einstellung der dort noch vorhandenen Straßenbahnen. Für den Zeitraum des VEP Passau lassen sich derartige Überlegungen jedoch ausschließen, so daß ein eigenes innerstädtisches Straßenbahnsystem für die Stadt Passau nicht weiter verfolgt wurde. Anders sieht die Situation für den Betrieb von stadtbahnähnlichen Fahrzeugen auf Strecken der Deutschen Bahn aus. Hier fallen i. d. R. nur die Kosten für die Anschaffung der Fahrzeuge, für signaltechnische Zusatzanlagen sowie mögliche Trassenpreise für die Nutzung der Gleisanlagen ins Gewicht. Ob ein derartiges System jedoch den bestehenden innerstädtischen Stadtbus ersetzen kann und damit auch dort zu Fahrzeugeinsparungen führt, ist fraglich: 41 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Zu einem großen Teil müßte eine derartige Stadtbahn auf der europäischen Eisenbahn-Hauptstrecke Wien - Passau - Regensburg geführt werden; es ist wahrscheinlich, daß die bestehende Streckenkapazität für einen dichten Stadtbahn-Takt nicht mehr ausreicht, zumal von Seiten des Bundes und der EU Bestrebungen bestehen, den internationalen Güterverkehr verstärkt auf die Schiene zu lenken. Es kann daher davon ausgegangen werden, daß aus den genannten Gründen maximal ein 30-Minuten-Takt ohne Ausbau der Strecke realisiert werden kann. Dies ist jedoch für ein innerstädtisches ÖPNVAngebot zu unattraktiv. - Unterstellt man die Einrichtung neuer und die Verlegung bestehender Haltepunkte innerhalb des Stadtgebietes wie in Plan 14 dargestellt, so ist die Erschließung der Siedlungsbereiche auf der Schiene zwar nicht schlecht, die des Busses ist jedoch erheblich besser. Die genannten Aspekte deuten darauf hin, daß die bestehenden Schienenstrecken innerhalb von Passau sich nicht für die Abwicklung des innerstädtischen ÖPNV, dafür aber durchaus für den Ziel-/Quellverkehr nach Passau eignen. Voraussetzung ist jedoch eine günstigere Lage möglicher Schienenhaltepunkt zu den städtischen Siedlungsbereichen. 2.1.3 Schiffsverkehr Der Schiffsverkehr in Passau besitzt derzeit nur eine touristische Bedeutung. Dabei erschient es naheliegend, diesen Verkehrszweig auch auf den werktäglichen Verkehr auszudehnen und die ohnehin stark belasteten Brücken zu entlasten. Bei einer genauen Betrachtung zeigt sich jedoch, daß ein Personenschiffsverkehr als Bestandteil des ÖPNV-Angebotes im täglichen Bedarf nur sehr wenig zur Verminderung des Kfz-Verkehrs beitragen kann: - Eine attraktive Anlegestellenentfernung von 250 m bis max. 300 m Fußweg (s. u.) ergibt sich für wenige Wohn- und Nutzungsbereiche. Siedlungsgebiete wie die Göttweiger Straße oder Hacklberg liegen zu weit von den Flußufern entfernt. - Aufgrund des geringen Fahrgastpotentials kann auch mit kleinen Schiffseinheiten lediglich ein Stundentakt angeboten werden. Diese Bedienungshäufigkeit ist für ein innerstädtisches ÖPNV-Angebot jedoch zu unattraktiv. - Auf die Beförderungszeit wirken sich günstig die direkten Schiffahrtswege und ungünstig die mit ca. 2 - 5 Minuten dauernden Anund Ablegevorgänge sowie die Wende- und Beschleunigungszeiten aus. Für die Relation Anlegestelle Göttweiger Straße - Hauptbahnhof würde unter günstigsten Voraussetzungen die Beförderungszeit mit dem Schiff 42 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord ca. 15 Minuten betragen. Die Fahrzeit mit dem Bus beträgt 11 Minuten, wobei die Bushaltestelle wesentlich günstiger zum Siedlungsgebiet liegt. 43 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Bei Hochwasser müßte eingestellt werden. der innerstädtische Linienschiffsverkehr Grundsätzlich anders ist die Schiffahrt im Touristenverkehr zu bewerten, wo zum einen die o. g. Kritierien nur eine untergordnete Rolle spielen und zum anderen für die Relation Auffangparkplatz - Innenstadt hohe Fahrgastzahlen zu erwarten sind. Denkbar wäre z. B. eine Verbindung P+R-Anlage Winterhafen - Rathaus. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Schiffsverkehr nur ein zusätzliches Angebot für den ÖPNV darstellen kann und somit sogar in Konkurrenz steht zum Linienbusverkehr. Für den innerstädtischen ÖPNV sollte sich die Stadt Passau nur auf ein Betriebssystem konzentrieren. 2.3.2 Ziel-/Quellverkehr in das Umland Passau besitzt aufgrund seiner oberzentralen Funktion starke Verkehrsverflechtungen mit dem Umland. Insgesamt fahren täglich ca. 123.200 Personen in den Binnenraum (einschl. Tiefenbach, Salzweg und Thyrnau). Nur etwa 9% sind Bus- und Bahnfahrgäste (einschl. Werkbusse). Der niedrige ÖPNV-Anteil ist sowohl im bisherigen Angebot als auch in der dispersen Siedlungsstruktur im Umland begründet. Die aus umweltpolitischen Gründen gewünschte Verminderung des Kfz-Verkehrs erfordert insbesondere auch in den Stadt-Umland-Beziehungen eine Verlagerung von Kfz-Fahrten auf den ÖPNV. Der Weg zu einer Reduzierung des Ziel-/Quellverkehrs führt über zwei Varianten: - Der Kfz-Verkehr wird bereits im Umland auf den ÖPNV verlagert. Das Heranführen des Kfz-Verkehrs an die ÖPNV-Achsen erfolgt mit Hilfe vieler kleiner P+R-Plätze. - Der Kfz-Verkehr wird erst am Stadtrand auf wenigen großen P+RPlätzen abgefangen und mit speziellen P+R-Bussen direkt und ohne Zwischenhalt zur Innenstadt gebracht. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es selbstverständlich noch Varianten. Grundsätzlich steht eine Verbesserung des ÖPNV im Umland immer in Konkurrenz mit einem P+R-System am Stadtrand. Wird das P+R-Angebot am Stadtrand vom Autofahrer angenommen, so reduziert sich das für ein attraktives Angebot erforderliche Fahrgastpotential im ÖPNV vom Umland in die Stadt. Wird das P+R-Angebot am Sadtrand nicht angenommen, so ergeben sich für die Stadt hohe Finanzierungskosten sowie Betriebskosten für die P+R-Busse. 44 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Ein P+R-Angebot am Stadtrand begründet sich ausschließlich auf Fahrten vom Umland in das Stadtzentrum. Dies sind jedoch nur ca. 30% aller Ziel-/ Quellverkehrsfahrten im Kfz-Verkehr. Ein verbessertes ÖPNV-System aus dem Umland in die Stadt richtet sich neben den o. g. Fahrten auch auf Fahrten vom Umland in den vom ÖPNV zusätzlich erschlossenen Bereich zwischen Stadtgrenze und Innenstadt. Dieser Erschließungsbereich läßt sich noch erweitern, wenn die Regionalbuslinien, ebenso wie die Stadtbuslinien zu Durchmesserlinien verbunden werden. Hier muß ein sinnvoller Weg gefunden werden, der sowohl die politische Durchsetzbarkeit und Finanzierbarkeit eines P+R-Systems am Stadtrand als auch das Fahrgastpotential auf den Bus- und Schienenstrecken im Umland berücksichtigt. Eine Ideallösung wird es dabei nicht geben; vielmehr muß im Detail untersucht werden, wo das eine oder andere Konzept besser geeignet ist, das Ziel einer Verringerung der Kfz-Fahrten zu erreichen. Das derzeitige ÖPNV-Angebot zwischen Landkreis und Stadt Passau ist nicht ausreichend (attraktiv), um weitere Verlagerungen auf den ÖPNV zu erzielen. Trotz einer, über den Tag gesehen, nur mäßigen Auslastung der Busse, ist die Kapazität in den Hauptverkehrszeiten in Lastrichtung im wesentlichen erschöpft. Um deutliche Fahrgastzuwächse zu erzielen, müssen Kapazitätserhöhungen und Qualitätsverbesserungen durch neue Linien und Taktverdichtungen vorgenommen werden. Da aufgrund der zeitlichen Verteilung der Nachfrage vor allem der Bedarf der in Frage kommenden Zielgruppen (Pendler) in den Spitzenzeiten ansteigen wird, muß selbst bei Fahrgastzuwächsen ein höherer Etat für den ÖPNV eingeplant werden. Unter einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung erscheinen diese Ausgaben jedoch durchaus berechtigt. Eine Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen zwischen den Landkreisgemeinden und der Stadt Passau kann nur durch eine intensive Zusammenarbeit aller Verkehrsträger erreicht werden. Der erste Schritt wurde bereits 1991 mit der Gründung der ÖPNVKooperation Passau getan: - Übergangstarif zum kostenlosen Umsteigen von Regionalbussen und der Bahn auf die Stadtbusse - verschiedene Tarif- und Bedienungsangebote (z. B. AST) für einzelne Teilräume - Fahrplanbuch für den Landkreis, mit den Bahnverbindungen am Bahnhof Passau und Kurzinformationen zum städtischen Busverkehr. 45 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Das Tarifangebot ”Auto plus Bus” wurde inzwischen gekündigt. 46 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Zusammenarbeit sollte weiter intensiviert und ausgeweitet werden. Für den potentiellen Fahrgast muß die Benutzung des ÖPNV in Stadt und Region so einfach wie möglich gemacht werden. Dazu gehört u. a.: - Vereinheitlichung der Fahrplangestaltung, Abstimmung der Abfahrzeiten aufeinander - auch bei verschiedenen Systemen (Bus/Bahn) - einfaches, überschaubares Tarifsystem - gemeinsame Information und Öffentlichkeitsarbeit. Grundvoraussetzung dafür ist eine aufeinander abgestimmte Planung des ÖPNV-Angebotes in der Stadt und im Landkreis Passau sowie eine intensive Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften mit dem Ziel, den öffentlichen Personennahverkehr in Stadt und Region nachhaltig zu verbessern. Welche Organisationsform der Zusammenarbeit (Verkehrsgemeinschaft/Verkehrsverbund) am sinnvollsten und zweckmäßigsten ist und wie die Kosten aufgeteilt werden können, kann und soll im Rahmen des VEP nicht betrachtet werden; hierzu sollte kurzfristig eine detaillierte Untersuchung unter Einbezug aller Betroffenen durchgeführt werden. Die ÖPNV-Verbindungen zwischen dem Landkreis und der Stadt Passau können durch - Ausweitung des Schienenpersonennahverkehrs, Einführung neuer Buslinien/-strecken, Verlängerung von Stadtbuslinien, Vertaktung wichtiger regionaler Buslinien verbessert werden. Die bereits vom Landratsamt initiierten Maßnahmen der Ausweitung der ÖPNV-Kooperationen und Fahrplan-Verdichtungen unterstützen diese Bemühungen. 2.3.2.1 Schienennahverkehr Aufgrund des vorhandenen Schienennetzes im Landkreis Passau erscheint es naheliegend, den Verkehr aus dem Umland verstärkt auf den Schienenverkehr zu verlagern. Zumal durch den Rückzug der DB aus dem Regionalverkehr neue Chancen für einen konzeptionell anderen, attraktiveren, verbesserten Schienennahverkehr bestehen. Das Umland von Passau zeichnet sich aus durch eine Vielzahl von Streusiedlungen, denen die vorhandenen Bahnlinien nur unzureichend folgen konnten. Vielfach liegen die Bahnhöfe und Haltepunkte daher außerhalb der Siedlungsbereiche. Beim derzeitigen Angebot auf der Schiene 47 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord ist auf Teilstrecken der Regionalbus sogar schneller als die Bahn. Dennoch weist die Bahn auch Vorzüge gegenüber dem Bus auf: 48 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Wie bereits erwähnt, besitzen schienengebundene Verkehrsmittel ein höheres Image bei den Fahrgästen. Die Benutzung des Busses im ländlichen Raum wird noch vielfach mit sozialem Abstieg gleichgesetzt. - Die Fahrt mit der Bahn ist aufgrund der größeren Fahrzeuge und der günstigeren Fahrdynamik in der Regel bedeutend komfortabler als mit dem Bus. Dieser Komfort kann sogar eine geringfügig längere Fahrzeit ausgleichen. - Bislang ist noch nicht geklärt, welche Fahrzeiteinsparungen durch den Einsatz moderner leichter Schienenfahrzeuge evtl. mit Wagenkastensteuerung (Pendelino) auf den Schienenstrecken um Passau erreicht werden können. - Ebenso ist nicht geklärt, inwieweit die schlechte Erschließungswirkung der Bahn auf die Streckenführung oder auf die falsche Lage von Bahnhöfen und Haltepunkten entlang der Strecke zurückzuführen ist. Durch Neueinrichtung bzw. Verlagerung von Schienenhaltepunkten in die Nähe von Siedlungsbereichen läßt sich die Erschließungsqualität möglicherweise verbessern. - Busse besitzen nur eine beschränkte Kapazität; bei Schienenfahrzeugen ist eine Zugbildung möglich. Besonders vor dem Hintergrund der Verlagerung der Berufspendler auf öffentliche Verkehrsmittel gewinnt dieser Aspekt eine erhöhte Bedeutung. - Erfahrungsgemäß werden P+R-Angebot im Umland bei schienengebundenen ÖPNV-Fahrzeugen eher angenommen als beim Bus. Ganz besonders im Umland sollte daher nicht ausschließlich auf die eine oder andere Form des ÖPNV gesetzt werden. Die Ausweitung des Bedienungsangebotes im regionalen Busverkehr ist überall dort sinnvoll, wo ein großes Fahrgastpotential in Richtung Passau und keine Schienenanbindung vorliegt. Dies sind in der Regel die Haupteinpendlergemeinden bzw. Orte mit zentralen Funktionen. Das Angebot eines P+R am Stadtrand ist überall dort sinnvoll, wo die Siedlungsbereiche sehr verstreut liegen und auch kein hohes Fahrgastpotential aufweisen. Dennoch steht dieses Angebot immer in Konkurrenz zum ÖPNV im Umland. Ein regionaler Schienenverkehr ist überall dort sinnvoll, wo entweder ein hohes Fahrgastpotential vorliegt und die Fahrzeit mit der Bahn kürzer ist als mit dem Bus, aber auch dort, wo disperse Siedlungsstrukturen vorliegen, die über kleinere P+R-Anlagen schnell an die Innenstadt angebunden werden können. 49 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die letzte Bedingung ist nur für die Strecke Vilshofen - Passau und Pocking Passau erfüllbar. Für die Strecke nach Obernzell/Hauzenberg müßte der Einsatz von modernen Leichttriebwagen geprüft werden. Darüberhinaus werden möglicherweise Baumaßnahmen erforderlich, um eine Erhöhung der Reisegeschwindigkeit zwischen Innstadt und Hauptbahnhof zu erreichen, obwohl die Strecke in ihrer Erschließungswirkung positiv zu bewerten ist. Die Strecke nach Freyung führt zu umwegig zum Hauptbahnhof, um in Konkurrenz zu einer Buslinie auf der B85 zu treten. Sie besitzt nur eine touristische Bedeutung, die jedoch stärker gefördert werden könnte. Immerhin werden im Freizeitverkehr in Zukunft die größten Zuwächse erwartet. Die Bahnverbindung Passau - Vilshofen sollte im Nahverkehr zumindest im ganztägigen Stundentakt bis 23.00 Uhr betrieben werden. Darüberhinaus sollten an den Arbeitsplatzsschwerpunkten innerhalb Passaus zusätzliche Haltestellen eingerichtet oder bestehende Haltestellen verlegt werden, die das Fahrgastpotential erhöhen. Zusätzliche Haltepunkte werden nach Möglichkeit in der Nähe von Straßenunterführungen oder -überführungen eingerichtet, da somit keine eigenen Fußgängerunterführungen eingerichtet werden müssen. Die Strecke Passau - Pocking wird derzeit nur mit 9 Fahrtenpaaren bedient. Die Streckenführung ist sehr kurvig, so daß keine hohen Geschwindigkeiten erreicht werden können. Für diese Strecke muß im einzelnen untersucht werden, an welcher Stelle z. B. auf einen Halt aus Gründen der Fahrzeitverkürzung verzichtet werden kann. Weitere Fahrzeiteinsparungen ergeben sich durch den Einsatz moderner Triebwagen mit Wagenkastensteuerung (Pendelino). Auch die Einrichtung von Bedarfshaltepunkten sollte auf derartigen Strecken geprüft werden. Die Strecke Passau - Schärding könnte mit dem Beitritt Österreichs zur EU und den damit entfallenden Grenzkontrollen eine erhöhte Bedeutung für den regionalen Schienennahverkehr erhalten. Damit eröffnet sich auch die Möglichkeit einer Anbindung von Neuburg und Neuhaus an das Schienennetz. Das eigentliche Fahrgastpotential der erwähnten Strecken und Streckenabschnitte kann selbstverständlich nur innerhalb einer eigenen Nahverkehrsuntersuchung für den Landkreis abgeschätzt werden. Die Untersuchungsgrundlage sollte jedoch ein modernes Schienenpersonennahverkehrskonzept mit modernen Fahrzeugen und zusätzlichen Haltepunkten bilden. Mögliche neue Haltepunkte innerhalb des Stadtgebiets sind in Plan 14 dargestellt. 50 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2.3.2.2 Regionalbusverkehr Trotz der Vorteile schienengebundener Verkehrsmittel wird - sieht man vom Bau neuer Schienenstrecken ab - der Regionalbus den Hauptanteil im öffentlichen Personnahverkehr aus dem Umland übernehmen müssen. Im Gegensatz zu den Stadtbuslinien verkehren die Regionalbusse, bis auf die Linie Salzweg - Passau, nicht nach einem Taktfahrplan. Die Regelmäßigkeit der Bedienung stellt jedoch auch ein wesentliches Qualitätsmerkmal des ÖPNV im Regionalverkehr dar. Ein weiterer allgemeiner Gesichtspunkt für die geringe Attraktivität des ÖPNV im Umland sind die komplizierten und auf einer Linie häufig wechselnden Fahrtverläufe, die für den neuen Fahrgast nicht begreifbar sind. Das größte Hindernis der ÖPNV-Benutzung ist im regionalen Umland somit noch immer die schlechte Begreifbarkeit des Liniennetzes und des Fahrplanes. Es wird empfohlen, das ÖPNV-Netz im gesamten Landkreis hinsichtlich folgender Verbesserungsmöglichkeiten zu untersuchen: - Einrichtung eines Taktfahrplanes, z. B. 2-Stunden-Takt, auf lohnenswerten Strecken aus den Siedlungsschwerpunkten in die zentralen Orte - Anbindung kleinerer Orte, Weiler, bedarfsorientierte Bedienungsmodelle - einheitliche Linienverläufe auf möglichst direkten Fahrtwegen, d. h. kurze Reisezeiten, in Abwägung mit der Erschließung - allgemeine attraktivitätssteigernde Maßnahmen, wie Anschlußsicherung für Umsteigebeziehungen, günstige Tarife, Marketing, Information etc. Einzelsiedlungen durch Dabei sollte angestrebt werden, auch die Regionalbuslinien nicht mehr wie bisher in der Innenstadt enden zu lassen, sondern zumindest bis zu weiteren Verkehrsanziehungspunkten innerhalb des Stadtgebietes weiterzuführen. Die Weiterführung der Regionalbuslinien über den Bahnhof bzw. Busbahnhof hinaus hätte zudem zur Folge, daß keine Fläche in der Innenstadt für das Abstellen von Bussen zur Verfügung gestellt werden müßte. Konkret ließe sich auch das in Plan 4 dargestellte städtische Buslinienkonzept um die Linien - Hutthurm/Salzweg - Fürstenzell, Tiefenbach/Ruderting - Passau-Süd und Hauzenberg/Obernzell - Haidenhof-Süd nach außen erweitern (Plan 5). 51 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Für die wichtigsten Verbindungen ist ein 30-Minuten-Takt mit Verdichtungen in der Hauptverkehrszeit anzustreben. Mit den genannten Linien wären die Haupteinpendlergemeinden für Passau in das städtische Busnetz integriert. Innerhalb der Stadt könnten diese Linien zumindest während des Berufsverkehrs auch als Schnellbuslinien (d. h. Halt nicht an jeder Haltestelle) weitergeführt werden. Dieses Angebot geht in Verbindung mit den Verbesserungen im Schienenverkehr deutlich über die derzeitige Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsleistungen hinaus, so daß bei einer zielgerichteten Durchführung auch entsprechende Verlagerungen vom Kfz zum ÖPNV zu erwarten sind. Darüberhinaus gibt es selbstverständlich noch eine Vielzahl von Orten und Ortsteilen, die keine ausreichende Fahrtenzahl nach Passau aufweisen, die einen 30-Minuten-Takt wirtschaftlich rechtfertigen. Dennoch sollte auch in diesen Orten angestrebt werden, der Abwanderung auf den Pkw aktiv entgegenzuwirken. Das Angebot sollte deshalb - mehr als 10 bis 15 Fahrtenpaare/Tag (ca. 60-Minuten-Takt), in der Anzahl ähnlich der bestehenden Fahrtenhäufigkeit - Direktfahrten nach Passau, in der Hauptverkehrszeit evtl. als Schnellbus, mit Haltestellen in Siedlungen, die an der Strecke liegen, umfassen. - Für die übrigen Siedlungsschwerpunkte sowie für kleinere Siedlungsbereiche besteht für die nur geringen Fahrgastzahlen (Fahrtenzahlen) so gut wie kein zusätzliches Fahrgastpotential. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist kein attraktiver ÖPNV möglich. Hier sollte über eine Grundversorgung mit weniger als 10 Fahrtenpaare/Tag (Rückfahrten müssen gesichert sein) die Mobilität der Bevölkerung nach Passau gesichert werden. 52 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2.3.2.3 Park-and-Ride Wie bereits im vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, ist es nicht möglich, unter einem vertretbaren finanziellen Aufwand an jedem Ort im Umland ein zum privaten Pkw konkurrenzfähiges ÖPNV-Angebot aufzubauen. Dennoch sollte versucht werden, auch den Einpendler und Besucher aus den vom ÖPNV nur schwach oder gar nicht bedienten Umlandorten zumindest auf einer Teilstrecke die ÖPNV-Benutzung zu ermöglichen. Hierzu ist es erforderlich, Park-and-Ride-Anlagen zu schaffen. Vor dem Hintergrund neuerer Untersuchungen zum Thema P+R [15] [16] sind kleine P+R-Anlagen im Umland in einer Kosten-Nutzen-Betrachtung grundsätzlich günstiger zu bewerten als große Park-and-Ride-Anlagen am Stadtrand, da - der Kfz-Verkehr bereits im Umland abgefangen wird und somit auch der Übergangsbereich zwischen Stadt und Umland vom Kfz-Verkehr entlastet wird - große Park-and-Ride-Anlagen - falls sie entsprechend angenommen werden - auch große Verkehrsanziehungspunkte darstellen und damit das Umfeld mit Verkehr belasten. Vor allem die direkt an die Stadt angrenzenden Gemeinden werden sich gegen den Bau großer Anlagen auf ihrem Grund wehren - eine höhere Akzeptanz eines P+R-Systems zu erwarten ist, wenn nur eine im Vergleich zur Gesamtstrecke kurze Strecke mit dem Pkw und die längere Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden muß - vor allem bei den Einheimischen ernsthaft bezweifelt werden muß, daß eine ausreichende Bereitschaft besteht, kurz vor dem eigentlichen Ziel an einer P+R-Anlage am Stadtrand nochmals das Verkehrsmittel zu wechseln. Diese Bereitschaft kann nur durch sehr restriktive Maßnahmen der Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt erreicht werden. Es ist fraglich, ob derartig restriktive Maßnahmen derzeit politisch durchsetzbar sind. - ein Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel nahe am Wohnort auch die Möglichkeit des Heranbringens, z. B. durch die Ehefrau (Kiss-and-Ride) eröffnet und damit der Pkw tagsüber sinnvoller genutzt werden kann. Dies gibt die Möglichkeit, den im ländlichen Raum fast unverzichtbaren Zweitwagen einzusparen. Als sekundäre Wirkung könnte eine Verringerung der spezifischen Fahrtenzahl bzw. eine Erhöhung des mittleren Besetzungsgrades im Kfz-Verkehr eintreten (dieser Effekt wird lediglich dadurch gegenläufig beeinflußt, daß in Haushalten mit nur einem Pkw das bisher vom Ehemann beanspruchte Fahrzeug nun der Ehefrau zur Verfügung steht und auch benutzt wird) 53 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - durch den Bau großer Park-and-Ride-Anlagen am Stadtrand hohe finanzielle Mittel gebunden werden, die ebensogut für die Verbesserung des ÖPNV-Angebotes aus dem Umland verwendet werden könnten - der ÖPNV im Umland durch die Heranführung weiterer Fahrgäste weiter gestärkt wird, so daß eine weitere Verdichtung des Angebotes auch finanziell gerechtfertigt ist - für eine ausreichende Akzeptanz von P+R-Anlagen am Stadtrand durch Einpendler und Einkäufer ein dichtes Bedienungsangebot mit direkten Schnellbuslinien in die Innenstadt angeboten werden muß, die nur eine geringe Erschließungswirkung für die übrigen städtischen Siedlungsbereiche besitzen. Schließlich dürfte es auch politisch nur schwer durchsetzbar sein, den Benutzern der P+R-Busse vom Stadtrand zur Innenstadt ein besseres Angebot vorzuhalten als im städtischen ÖPNVBetrieb - Regionalbuslinien und Regionalbahnlinien aus dem Umland über das Stadtzentrum hinaus verlängert werden können und damit ein größeres Fahrgastpotential erreichen. Vom gesamten Ziel-/Quellverkehr nach Passau sind nur ca. 30% auf die erweiterte Innenstadt gerichtet (= Altstadt, Innstadt, Bahnhofsviertel) - da große P+R-Plätze am Stadtrand vor allem bei ebenerdigen Anlagen weite Fußwegentfernungen zur Bushaltestelle zur Folge haben, die einen möglichen Fahrzeitvorteil gegenüber den Anlagen im Umland wieder aufheben. Wenn P+R-Anlagen am Stadtrand akzeptiert werden sollen und wirtschaftlich mit einer eigenen Buslinie betrieben werden sollen, so ergibt sich eine Mindestgröße von ca. 1.000 Stellplätzen pro Anlage. In Tabelle 3 sind die Vor- und Nachteile der Einrichtung von P+R-Anlagen am Stadtrand und dem ÖPNV im Umland nochmals zusammengefaßt. 54 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord P+R-Konzept Vorteile P+R am Stadtrand geringe Betriebskosten im ÖPNV aufgrund kurzer der Parkbauten Linienwege hohe Betriebskosten beim Einsatz spezieller P+R-Zubringerverkehrsmittel höhere Akzeptanz aufgrund dichter Bedienungstakte den ÖPNV kurz vor dem Ziel Nachteile hohe Finanzierungskosten geringere Akzeptanz aufgrund des Umsteigens auf schlechte Umweltbilanz im Gesamtraum (hoher KfzVerkehrsaufwand = Fzg-km) hohe punktuelle Verkehrsbelastung P+R im Umland geringe Finanzierungskosten der Parkbauten (Grund billiger, ebenerdige Anlagen) hohe Akzeptanz aufgrund des Umsteigens bereits weit vor nungshäufigkeit hohe Synergieeffekte, da der ÖPNV im Umland auch verbessert wird günstige Umweltbilanz, da bereits ein großer Teil des Verkehrsaufwandes mit dem ÖPNV zurückgelegt wird geringe punktuelle Verkehrsbelastung, da das Verkehrsaufkommen über die Haltestellen verteilt wird Tab. 3: Vor- und Nachteile von P+R-Anlagen hohe Betriebskosten im ÖPNV aufgrund längerer Linienwege geringe Akzeptanz aufgrund des aus Wirtschaftlichkeits- dem 55 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Trotz der Vorbehalte gegenüber P+R-Anlagen am Stadtrand kann nicht vollständig auf sie verzichtet werden. Zum einen wird es im Umland von Passau auch im Falle eines deutlich besseren ÖPNV-Angebotes immer noch Bereiche geben, die selbst unter Berücksichtigung von P+R im Umland nicht ausreichend erschlossen sind und zum anderen verfügen besonders gelegentliche Besucher der Stadt (Touristen) nicht über genügend Ortskenntnisse, um die im Umland befindlichen Anlagen zu nutzen. Für diese Gruppen sowie für Einkäufer, die nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren wollen, sollten P+R-Anlagen am Stadtrand vorgehalten werden. Vor dem Hintergrund eines deutlich attraktiveren ÖPNV-Fahrtenangebotes im StadtUmland-Verkehr sowie eines attraktiven P+R-Angebotes im Umland werden diese Parkareale jedoch nicht so groß ausfallen, daß zur Bedienung eigene P+R-Buslinien wirtschaftlich zu rechtfertigen sind. Hier bietet sich an, die Verbindung zwischen Stadtzentrum und P+R-Anlage über die vorhandenen städtischen und regionalen Buslinien abzuwickeln. Da mit diesem Angebot vor allem gelegentliche Besucher der Stadt angesprochen werden sollen, wird die etwas längere Fahrzeit weniger stören. Darüberhinaus könnten bei Bedarf während der Hauptverkehrs-zeit die als Verstärkerkurse eingesetzten Busse aus dem Umland als Schnellbusse die P+R-Anlagen am Stadtrand mitbedienen. Zur Schaffung einer entsprechenden Akzeptanz zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie von P+R muß jedoch das Parkplatzangebot am Zielort eingeschränkt werden. Der erste Schritt für ein P+R-System wurde in Passau bereits mit dem am Innenstadtrand gelegenen Parkhaus ”Güterbahnhof” gemacht. Hier stehen derzeit ca. 500 Stellplätze zur Verfügung. Das Angebot am Güterbahnhof wird sehr gut genutzt. 75% der P+R-Kunden nutzen das City-Bus-Angebot zur Erschließung der Passauer Innenstadt. Zu einer Entlastung der Donaubrücken trägt dieses Parkhaus nur wenig bei, da ein großer Teil der Nutzer aus den Gemeinden nördlich der Donau kommt. ”Wildes” P+R wird bereits im Ortsbereich von Salzweg praktiziert. Die Erhöhung des ÖPNVAngebotes zwischen Passau und Salzweg hat offensichtlich dazu geführt, daß nun viele Einpendler ihr Fahrzeug in Salzweg abstellen und das verbesserte Busangebot nach Passau nutzen. Mit einer Ausweitung des Regional-busangebotes in das Umland ist somit auch mit einer erhöhten Akzeptanz von P+R im Umland zu rechnen. Hinzu kommt, daß P+R-Plätze im Umland ebenso als Parkplätze für Fahrgemeinschaften genutzt werden könnten. Die Kombination von P+R-Plätzen und Parkplätzen für Fahrgemeinschaften eröffnet auch eine höhere Flexibilität bei der Bildung von Fahrgemeinschaften, da auf Hin- oder Rückrichtung ebenso gut der Bus benutzt werden kann. Voraussetzung hierfür ist, daß derartige Plätze direkt an den Hauptverkehrsstraßen aus dem Umland liegen. 56 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die wichtigsten Zielgruppen für Park-and-Ride sind Berufs/Ausbildungseinpendler und Touristen in die Innenstadt von Passau. Aber auch für einen Teil des Einkaufsverkehrs, vor allem, wenn längere Aufenthalte im Kern vorgesehen sind, stellt P+R eine Alternative dar. Für dienstliche Fahrten kommt P+R weniger in Frage, da sie häufig mit Transporten in Verbindung stehen bzw. mehrere Ziele im gesamten Stadtgebiet nacheinander aufgesucht werden. Das Zielgebiet Innenstadt entspricht den Verkehrszellen 10 und 15 und beinhaltet die Altstadt sowie das Bahnhofsviertel und die Universität (die Abgrenzungen sind aus Plan 7 ersichtlich). Zur Abschätzung des P+R-Potentials im Umland und am Stadtrand wurden ausschließlich die Fahrten zur Innenstadt betrachtet, obwohl bei einer Verlängerung der Regionalbuslinien über das Stadtzentrum hinaus (z. B. nach Steinbach/Auerbach, zum Klinikum oder nach Grubweg) auch dort Verlagerungen vom Pkw auf den ÖPNV zu erwarten sind. Da nur in der Innenstadt bereits Maßnahmen zur Parkraumbewirtschaftung durchgeführt wurden, ist auch nur dort eine größere Akzeptanz von P+R zu erwarten. Sollte die Parkraumbewirtschaftung schrittweise auch auf das übrige Stadtgebiet ausgedehnt werden, so sind entsprechend höhere Werte möglich. Ein Verlagerungspotential aus dem Binnenraum wurde nicht unterstellt, da davon ausgegangen wird, daß hier der ÖPNV entsprechend verbessert wird und die Bewohner des Binnenraums gleich vom Wohnort aus den ÖPNV benutzen können. Mit Einschränkung gilt dies auch für die zum Binnenraum zusammengefaßten Umlandgemeinden Salzweg, Tiefenbach und Thyrnau. 57 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Ermittlung des Potentials für die Teilnahme an P+R, als Basis für Lage und Größe von Stellplätzen, wurden anhand der Auswertungen aus der Haushaltsbefragung und der Literatur folgende Annahmen, getroffen: Der Anteil der P+R-Nachfrage am Zielverkehr in die Innenstadt (ohne Heimfahrten der Bewohner) beträgt: - Pendler Sonstige dienstliche Fahrten 65% 46%, darin: Touristen 8%. 80% Für Fahrten über den Kordon (Stadt-, Gemeindegrenze von Passau, Tiefenbach, Salzweg, Thyrnau) wurde ein zusätzlicher Abschlag von pauschal 15% vorgenommen. Die gesamte P+R-Nachfrage beträgt auf dieser Basis für die Prognose Status Quo 2005, 5.610 Kfz; die Eckwerte sind Tabelle 4 zu entnehmen. Tab. 4: Zielverkehr Innenstadt und P+R-Nachfrage nach Fahrtzwecken Prognose Status Quo 58 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Bei einem Umschlagfaktor von 1,2 (ermittelt aus den Anteilen der Fahrtzwecke und deren Aufenthaltsdauer) besteht eine Gesamtnachfrage nach 4.620 Stellplätzen. Je nach ÖPNV-Angebot im Umland könnten ca. 50 bis 70% dieser Stellplätze auf kleinere P+R-Anlagen im Umland verteilt werden. Die genaue Bedarfsermittlung der P+R-Plätze im Umland fällt nicht in den Rahmen dieser Untersuchung. Damit reduzieren sich die am Stadtrand unterzubringenden P+R-Stellplätze auf ca. 1.400. Liegen P+R-Anlagen am Stadtrand, so sind für eine ausreichende Akzeptanz vor allem bei den Einpendlern mehrere Bedingungen zu erfüllen: - P+R-Anlagen am Stadtrand müssen ganztägig möglichst in einem 5 - 10Minuten-Takt bedient werden, da sonst zu lange Wartezeiten beim Umsteigen entstehen. Ein wirtschaftlicher Pendelbusbetrieb ist erst bei einer Größe von ca. 1.000 Stellplätzen garantiert. Bei einem 10-MinutenTakt würde in diesem Fall die Besetzung bei durchschnittlich 20 Fahrgästen pro Bus und Richtung liegen (das entspricht der heutigen Auslastung im städtischen Busbetrieb). - Die P+R-Busse bzw. zu bestimmten Zeiten auch die Linienbusse sollten die Innenstadt möglichst direkt mit einer hohen Beförderungsgeschwindigkeit anfahren. - Die Standorte derartiger Anlagen sollten möglichst direkt an den Haupteinfallstraßen aus dem Umland liegen (z. B. Autobahnausfahrten). Bei Berücksichtigung der genannten Kritieren, insbesondere der erforderlichen Stellplatzzahlen, zeigt sich, daß eine Bedienung mit eigenen speziellen P+R-Bussen nur dann möglich wären, wenn sämtliche P+R-Plätze an nur einem oder zwei Standorten konzentriert wären. Eine Konzentration auf nur eine oder zwei Standorte kann jedoch nicht zielführend sein, da entweder das Anfahren dieser Plätze aus allen Richtungen zu große Umwege erfordert, so daß die Akzeptanz in Frage gestellt werden muß oder zu unnötigem Mehrverkehr auch innerhalb des Stadtgebietes führt. Somit sollte angestrebt werden, den Kfz-Verkehr möglichst an den Haupteinfallstraßen nach Passau an mehrereren P+R-Plätzen aufzufangen und mit den vorhandenen ÖPNV-Linien zur Innenstadt zu führen. Möglicherweise läßt sich durch das erhöhte Verkehrsaufkommen in den städtischen Bussen durch P+R-Fahrgäste auch eine weitere Taktverdichtung rechtfertigen. Somit kämen derartige P+R-Anlagen indirekt auch den innerstädtischen Fahrgästen zugute. 59 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Derzeit stehen sechs Standorte für P+R zur Diskussion, die etwa die folgenden Stellplatzzahlen aufweisen: B12, Nord - Reischlkurve: Einmündung B85/St 2125 - Stelzlhof: B8 - Bereich Auerbach: B12, Süd - Bundeswehrgelände: Innstadt/Rosenau: B388 - Bahnhof Grubweg: bereits vorhanden: Parkhaus Güterbahnhof 250/400 650 400/700 350/600 50/140 150/230 500 Die aufgeführten Standorte sind hinsichtlich der Anbindung mit den bestehenden Buslinien und der Lage im Straßennetz unterschiedlich zu beurteilen (Tabelle 5). Standort Derzeitige ÖPNV-Anbindung 1994/95 Anbindung an HVStraßen _______________________________________________________________ __________________ B12-Nord Reischlkurve mangelhaft: Linie 3 im 30-Min-Takt gut Einmündung B85/St 2125 Stelzlhof mangelhaft: Linie 6 im 30-Min-Takt befriedigend: von der B85 muß zunächst etwas stadtauswärts gefahren werden! B8 - Bereich Auerbach 15-Min-Takt befriedigend: Linie 7 und 8/9 im 30- bzw. keit und Anbindung von der B8 aus sichergeDurch eine Abkehr vom Zeitknotensystem ließe sich eine weitere Taktverdichtung ohne Mehraufwand durch führen! B12 Süd Bundeswehrgelände befriedigend: Linie 1/2 im 15-Min-Takt gut, wenn Überquerbar- stellt ist gut: aber für eine gute Erkennbarkeit ist zu sorgen Innstadt/Rosenau befriedigend: Linie 7 im 15-Min-Takt gut B388 - Bhf Grubweg mangelhaft: Linie 3 im 30-Min-Takt gut Tab. 5: Beurteilung der Eignung für P+R-Standorte 60 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Lage der P+R-Anlagen im Straßennetz und zum Zielgebiet Innenstadt ist in Plan 7 dargestellt. Die Flächenverfügbarkeit der einzelnen Standorte ist unterschiedlich. Auf dem Bundeswehrglände wurden bereits im Sommer 1994 Stellplätze in Betrieb genommen. Die Flächen in der Innstadt, an der B388 und der B12 Nord können kurzfristig von der Stadt übernommen werden. Der Stelzlhof steht erst mittel- bis langfristig zur Verfügung. Die Flächen für einen P+R-Platz ”Winterhafen” müßten durch Verfüllen eines Teiles des Hafenbeckens erst geschaffen werden, kurzfristig steht eine geringe Stellplatzzahl auf dem Dammbereich zur Verfügung. Neben diesen neu zu errichtenden P+R-Anlagen ist die bestehende P+RAnlage im Parkhaus Güterbahnhof zu erwähnen. Diese P+R-Anlage wird im folgenden nicht betrachtet; die derzeitigen und zukünftigen Nutzer sind im betrachteten P+R-Potential nicht enthalten, die sie aufgrund der Lage in der Innenstadt bei der dortigen Nachfrage nach Stellplätzen eingehen. Eine gleichzeitige Inbetriebnahme aller P+R-Anlagen mit der Gesamtstellplatzkapazität wird aus finanziellen Gründen nicht möglich sein. Weiterhin wird das aufgezeigte P+R-Potential auch erst im langfristigen Planungszeitraum gänzlich zur Verfügung stehen, wenn die restriktiven Maßnahmen in der Innenstadt sowie die vorgeschlagenen Verbesserungen im ÖPNV voll wirksam werden. Für Standorte, die derzeit nicht mindestens mit einem 15-Minuten-Takt angebunden werden können, kann erst dann eine Empfehlung ausgesprochen werden, wenn das ÖPNV-Bedienungsangebot entsprechend verbessert wurde. 61 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Stufe I Stufe II Stufe III Standort sofort mit Taktverdichtung im mit Restriktionen städtischen Busverkehr gegenüber dem Kfz-Verkehr in der Innenstadt _______________________________________________________________ __________________ B12-Nord Reischlkurve 250 - 400 Einmündung B85/St 2125 Stelzlhof - - 650 B8 - Bereich Auerbach - 400 700 350 350 600 50 - 140 * B388 - Bahnhof Grubweg 150 - 230 Summe 800 750 2.720 B12 Süd Bundeswehrgelände Innstadt/Rosenau * evtl. mehr Stellplätze vorhalten Tab. 6: Park-and-Ride - Realisierungsstufen Möglicherweise finden sich jedoch auch kurzfristig noch weitere Standorte für kleinere P+R-Anlagen, die bereits heute im 15-Minuten-Takt mit dem Bus bedient werden können. Schließlich wäre es auch möglich, den Bedienungsbereich des vorhandenen Citybusses zu erweitern, z. B. bis zur Reischlkurve oder bis zum Rand der Innstadt. Es wird empfohlen, das P+R-System in Passau stufenweise in Betrieb zu nehmen. In Tabelle 6 sind für die einzelnen P+R-Standorte und drei Aufbauphasen die jeweiligen Stellplatzzahlen aufgezeigt. 62 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Eine frühzeitige Inbetriebnahme von P+R-Stellplätzen in der Innstadt sollte vor allem zur schnellen Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in der Innstadt angestrebt werden. Es ist sicherzustellen, daß dieser P+R-Stellplatz nicht durch Anwohner bzw. ”Dauerparker”, die ihr Fahrzeug dort längere Zeit abstellen, blockiert wird. Mit einer gestaffelten Erweiterung der P+R-Stellplatzkapazität ist eine gute Orientierung an der Akzeptanz und am Bedarf (abhängig von Maßnahmen in der Innenstadt) möglich. Sollte zu einem Zeitpunkt ersichtlich sein, daß mehr oder weniger der jeweiligen Stellplätze erforderlich sind, kann die Planung dem Bedarf angepaßt werden. Um eine entsprechende Nutzung der P+R-Plätze durch die potentiellen Kunden zu gewährleisten, müssen die Anlagen selbst gewisse Voraussetzungen hinsichtlich der Gestaltung aufweisen: - Gute verkehrliche Anbindung von und auf die Zufahrtsstraßen, in der Regel mit einer Lichtsignalanlage. Eine Bevorzugung der zufahrenden Richtung gegenüber der Weiterfahrt in Richtung Innenstadt wäre wünschenswert, die Möglichkeiten sind für den jeweiligen Standort zu prüfen. - Übersichtliche Verkehrsführung in den P+R-Anlagen mit Wegweisungen sowie Anzeigen über freie/besetzte Stellplätze. - Ausreichend dimensionierte Parkstände, die auch von größeren Pkw ohne zu befürchtenden Schaden genutzt werden. Für ein bequemes Einund Aussteigen sollte im Durchschnitt genügend Platz vorhanden sein. - Kurze und benutzerfreundliche Fußwege zur Bushaltestelle. Die Erfahrung zeigt, daß bei Weglängen von über 100 m die Attraktivität von P+R merklich sinkt und daß bei Weglängen über 200 m P+R kaum noch angenommen wird [7]. - Neben Beleuchtung, Überwachung und sonstigen Einrichtungen zum Aspekt Sicherheit sollten Informationsmöglichkeiten, z. B. für Touristen bzw. über das ÖPNV-Angebot etc. vorhanden sein. Toiletten, Kiosk sowie Service-Einrichtungen für den Pkw können zur Attraktivitätssteigerung der einzelnen P+R-Anlage beitragen. - Mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit ist es möglich, das P+R-Potential weitgehend auszuschöpfen. Zum Auffinden der P+R-Anlagen sind Informationen im Straßennetz notwendig, die bereits frühzeitig möglichst auf der Autobahn auf das Stellplatzangebot und die Fahrmöglichkeiten in die Innenstadt hinweisen. klaren 63 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Für Touristen und Besucher aus dem Umland sollte im Stadtplan und in den Broschüren des Fremdenverkehrsamtes über die attraktiven Parkand-Ride-Möglichkeiten informiert werden. Eine wichtige Zielgruppe für Park-and-Ride am Stadtrand sind Besucher und Touristen, die besonders in den Sommermonaten zu den z. T. erheblichen Verkehrs- und Stellplatzproblemen beitragen. Besonders bei Tagesbesuchern ist mit einer hohen Akzeptanz zu rechnen. Da die Verkehrserhebungen, als Basis für die Ermittlung des P+R-Potentials, in den Sommermonaten durchgeführt worden sind, sind die Touristen und Besucher, die zu 80% als P+R-fähig angenommen wurden, in der dargestellten Stellplatznachfrage enthalten. In der Hauptsaison (Mai - Oktober) befinden sich täglich ca. 2.500 - 3.000 Kfz von Touristen in der Innenstadt (eigene Berechnungen nach Angaben der Stadt und [8] sowie Auswertungen der Verkehrserhebungen), die ca. 13% des Verkehrsaufkommens in der Innenstadt verursachen. Außerhalb der Hauptsaison (November - April) sinkt die Besucherzahl auf ca. 25% dieser Werte. Entsprechend dieser Werte würden auf den P+R-Anlagen am Stadtrand von Touristen und Besuchern - in der Saison ca. 1.500 Stellplätze und außerhalb der Saison ca. 400 Stellplätze nachgefragt. Das kann bedeuten, daß die angebotenen P+R-Plätze fast vollständig von Touristen und Tagesbesuchern belegt werden. Im Winter sinkt die Auslastung entsprechend ab. Da die Touristensaison und Haupturlaubszeit zumindest teilweise zusammenfallen, wird es während dieser Zeit auch eine geringere Nachfrage von Berufs- und Ausbildungseinpendlern geben. Die stark unterschiedliche Auslastung zwischen den Sommer- und Wintermonaten kann so zumindest teilweise ausgeglichen werden. Auf den freien Stellplätzen kann außerhalb der Touristensaison u. U. eine weitere Nutzung vorgesehen werden (z. B. zum Abstellen von Campingwagen, Booten). Wie bereits erwähnt, weist keiner der vorgeschlagenen P+R-Plätze eine Größenordnung auf, die eine Bedienung mit einer speziellen P+R-Buslinie im 10-Minuten-Takt rechtfertigen würde. Für den Ausbauzustand der 3. Stufe müssen daher die in Tabelle 7 aufgelisteten Fahrgastzahlen (vorwiegend Besucher und Touristen) mit den vorhandenen Stadtbuslinien zur Innenstadt gebracht werden. 64 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Standort P+R-Anlage Fahrgäste/Kurs* Stellplätze in Stufe III Fahrgäste/Tag und Richtung zusätzliche 7.00 - 19.00 Uhr _______________________________________________________________ __________________ B12 Nord Reischlkurve 400 630 26 Einmündung B85/St 2125 650 1.000 38 B8 - Bereich Auerbach 700 1.100 15 B12 Süd Bundeswehrgelände 600 940 20 Innstadt/ Rosenau 140* 220 9 B388 - Bhf Grubweg 230 360 15 _______________________________________________________________ __________________ Summe 2720 4250 * zugrundegelegt wurde das Fahrplanangebot 1994/95 Tab. 7: Zusätzliche Verkehrsnachfrage bei städtischen Buslinien infolge von P+R-Anlagen Es zeigt sich, daß beim heutigen Fahrtenangebot im ÖPNV durchaus auch Taktverdichtungen auf den vorhandenen Buslinien zu rechtfertigen wären. Da von der P+R-Anlage im Bereich Auerbach zur Donaulände keine direkte Busverbindung angeboten wird und damit ortsfremde Besucher gezwungen wären, am Exerzierplatz umzusteigen, wird empfohlen, den heutigen Citybus über das Parkhaus Güterbahnhof bis zum P+R-Platz im Bereich Auerbach zu verlängern. Für den P+R-Platz im Bereich Auerbach wird angestrebt, auch Reisebusse abzustellen. Für diese Nutzergruppen wäre es unsinnig auf die P+R-Busse umzusteigen, um ins Zielgebiet Altstadt zu gelangen. Hier bieten sich zwei Möglichkeiten: - Die Reisebusse fahren die Besucher bis in die Altstadt und verbleiben bis zur Abreise auf dem P+R-Platz im Bereich Auerbach. Durch die zweimaligen Hinund Rückfahrten entstehen zusätzliche Beeinträchtigungen für Besucher und Bewohner. - Das Zielgebiet Altstadt wird vom P+R-Gelände im Bereich Auerbach aus mit Fährbooten auf der Donau erreicht. Auch könnte im Winterhafen eine Anlegestelle für die Ausflugsschiffe eingerichtet werden. Mit entsprechendem Marketing könnte diese Alternative eine weitere Attrakti-vität für Besucher in Passau werden. 65 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2.4 Motorisierter Individualverkehr Wie in allen Städten, hat auch in Passau der Kfz-Verkehr in den letzten Jahrzehnten Ausmaße erreicht, die eine wünschenswerte Stadtentwicklung behindern. Bereits in den 70er Jahren wurde in Passau versucht, durch den Ausbau der Straßenverkehrsinfrastruktur dem Anwachsen des Kfz-Verkehrs Rechnung zu tragen. Einwände bezüglich des Denkmalschutzes standen zu dieser Zeit noch nicht im Vordergrund, so daß das Stadtbild von Passau vor allem entlang des Donauufers durch Verkehrsbauwerke massiv verändert wurde. Trotz des Baus einer weiteren Donaubrücke im Westen der Stadt gelang es nicht, die Voraussetzungen für eine Verkehrsberuhigung zwischen Bahnhof und Altstadt zu schaffen. So hat der Kfz-Verkehr z. B. auf der Schanzlbrücke zwischen 1976 und 1994 um ca. 30% zugenommen. Durch den starken Kfz-Verkehr werden sowohl die Umweltqualität als auch die Wirtschaftskraft einer Stadt negativ beeinflußt. Zum einen entstehen Abgasbelastungen, Lärmbelastungen und Unfallgefährdungen, zum anderen wird durch Verkehrsstauungen die Zugänglichkeit der Stadt beeinträchtigt. Die negativen Auswirkungen des Autoverkehrs auf die Umwelt lassen sich sowohl durch Verbesserungen in der Fahrzeugtechnik als auch durch eine Einschränkung der Verkehrsnachfrage im Kfz-Verkehr verringern. Bislang wurden die Bemühungen auf Seiten der Fahrzeugtechnik sowohl durch schwerere Fahrzeuge bzw. durch eine rasantere Fahrweise als auch durch den Zuwachs im Kfz-Verkehr mehr als aufgehoben. Eine durchgreifende Verbesserung der Umweltsituation ist daher nur zu erreichen, wenn die Menge des Kfz-Verkehrs reduziert wird. Wenn die Einschränkung des Kfz-Verkehrs nicht mit einer Einschränkung der Mobilität und Freiheit des Menschen verbunden sein soll, so muß es zu einer Verlagerung von Kfz-Fahrten auf andere umweltfreundliche Verkehrsmittel kommen. Dies ist nur erreichbar, wenn sowohl die Attraktivität der umweltfreundlichen Verkehrsmittel gestärkt und die Attraktivität der KfzBenutzung abgeschwächt wird. Die Steigerungen der Attraktivät der umweltfreundlichen Verkehrsmittel war Bestandteil der vorhergehenden Kapitel. Eine Verminderung der Attraktivität des Kfz-Verkehrs ist schwieriger durchzuführen, da zwischen notwendigem und nicht notwendigem bzw. verlagerbaren Kfz-Verkehr unterschieden werden muß. Eine genaue Festlegung zwischen notwendigem Kfz-Verkehr obliegt ausschließlich den politischen Entscheidungsträgern und ist nicht Aufgabe dieser Untersuchung. Es lassen sich jedoch nach [12] Kriterien für die Notwendingkeit des KfzVerkehrs nennen: 66 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Zumutbarkeit eines anderen Verkehrsmittels Dies hängt vom Fahrtzweck, von der räumlichen und zeitlichen Ausprägung der Fahrt und von der Angebotsqualität der anderen Verkehrsmittel ab. - Struktur der Region Dabei spielt es eine Rolle, wieweit ein Abbau der Bevorzugung des KfzVerkehrs gegenüber dem Einkaufsverkehr Kaufströme auf konkurrierende Standorte umlenken und damit den vorhandenen Wirtschaftsstand-orten, vor allem in der Innenstadt, schaden (dennoch wird es in den Innenstädten nie möglich sein, mit dem Parkraumangebot peripherer Einkaufszentren zu konkurrieren). - Möglichkeit, den Kfz-Verkehr im Straßennetz sozialund umweltverträglich abzuwickeln Dies hängt sowohl von der Bau- und Verkehrsstruktur der Stadt als auch von den Wertvorstellungen der politisch Verantwortlichen ab. Entsprechend den genannten Kriterien kann derzeit für den notwendigen motorisierten Verkehr zur Innenstadt in Passau etwa die folgende Rangfolge der Fahrtzwecke gebildet werden: 1. 2. 3. 4. Güter- bzw. Lieferverkehr Verkehr gehbehinderter Personen Verkehr der Anwohner Verkehr zu dienstlichen Erledigungen mit häufig wechselnden Erledigungsorten 5. Einkaufsverkehr 6. Berufs- und Ausbildungsverkehr der kein vernünftiges ÖPNV-Angebot vorfindet 7. Privater Erledigungsverkehr 8. Touristenverkehr 9. Freizeitverkehr 10. Berufs- und Ausbildungsverkehr mit gutem ÖPNV-Angebot. Der notwendige Verkehr sollte ohne Behinderungen abgewickelt werden. Diese Verkehrsbedingungen werden vor allem durch eine Verringerung der Attraktivität des nicht notwendigen motorisierten Individualverkehrs geschaffen. Zwischen welchen der genannten Fahrtzwecke die Grenze zwischen notwendigem und nicht notwendigem Kfz-Verkehr gezogen wird, ist eine Entscheidung der Politik. Entscheidungsgrundlage sollte jedoch die Stadtverträglichkeit des Kfz-Verkehrs sein. 67 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Maßnahmen im motorisierten Individualverkehr umfassen somit sowohl fördernde als auch restriktive Maßnahmen. Die fördernden Maßnahmen sind zunächst vor allem im Bereich des fließenden Verkehrs zu finden, während die restriktiven Maßnahmen im allgemeinen im Bereich des ruhenden KfzVerkehrs liegen. Dies liegt daran, daß im fließenden Verkehr nur schlecht zwischen notwendigem und nicht notwendigem Kfz-Verkehr unterschieden werden kann, während z. B. im ruhenden Verkehr sehr gut zwischen den einzelnen Fahrtzwecken differenziert werden kann. 2.4.1 Maßnahmen im fließenden Kfz-Verkehr 2.4.1.1 Straßenklassifizierung Maßnahmen im fließenden Kfz-Verkehr besitzen sowohl einen restriktiven als auch einen fördernden Bestandteil. Einerseits soll durch restriktive Maßnahmen ortsfremder Verkehr aus empfindlichen Bereichen fern gehalten werden, andererseits ist dazu häufig zunächst eine Alternativroute erforderlich, auf die der verdrängte Verkehr geführt werden kann. Hierzu muß das städtische Straßennetz zunächst hierarchisch gegliedert werden in: - überörtlich bedeutsame Hauptverkehrsstraßen, örtlich bedeutsame Hauptverkehrsstraßen Erschließungsstraßen, Anliegerstraßen (Wohn- und Geschäftsstraßen) Straßenkategorie Funktion Verkehrsart _______________________________________________________________ ____ überörtliche Hauptverkehrsstraßen Verbindungsfunktion örtliche und überörtliche Ziel-/Quellverkehr, Binnenverkehr Durchgangsverkehr städtische Hauptverkehrsstraßen geringe Erschließungsfunktion örtliche Verbindungsfunktion, Binnenverkehr Ziel-/Quellverkehr, Erschließungsstraßen Stadtteilen Erschließungsfunktion von verkehr, geringfügig Ziel-/Quellverkehr vorwiegend Binnen- Anlieger- und Geschäftsstraßen Geschäftsbereichen Erschließung von Wohn- und zu den Wohn- und Geschäftsbereichen, Binnenverkehr innerhalb dieser Bereiche Ziel-/Quellverkehr Tab.8: Hierarchie Gliederung des Straßennetzes 68 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Diese Straßen sollten wie in Tabelle 8 zusammengefaßt, einem ihrer Funktion entsprechenden Ausbaustandard mit entsprechenden zulässigen Höchstgeschwindigkeiten und entsprechender Beschilderung aufweisen. Örtlich und überörtlich bedeutsame Hauptverkehrsstraßen sind hinsichtlich ihrer Netzfunktion innerhalb der Stadt als gleichwertig zu betrachten. Lediglich der Durchgangsverkehr sollte durch eine entsprechende Beschilderung auf den überörtlichen Hauptverkehrsstraßen geführt werden. Ein Vorschlag für die zukünftige Hierarchisierung des Passauer Straßennetzes ist in Plan 8 dargestellt. Donauparallelen Die nördlich der Donau verlaufende Verbindung Autobahnanschlußstelle Passau-Nord - Vilshofener Straße - Anger - B12 bzw. B 388 sollte als überörtlich bedeutsame Hauptverkehrsstraße eingestuft werden. Obwohl die südlich der Donau verlaufende Bundesstraße 8 als überörtlich bedeutsame Hauptverkehrsstraße einzustufen wäre, sollte für die Zukunft angestrebt werden, daß diese Straße auch vor allem zur Entlastung der parallel laufenden Spitalhofstraße und der Haitzingerstraße herangezogen wird. Nach dem Bau der Autobahn besitzt die Bundesstraße 8 ohnehin nur noch eine geringe überörtliche Bedeutung. Es sollte daher angestrebt werden, die vier auf Passau zulaufenden Bundesstraßen B 8, B 12 und B85 sowie B 388 nördlich und südlich der Donau zu bündeln. Auf der Regensburger Straße zwischen F.-J.-Strauß-Brücke und Schanzlbrücke sollte vermehrt der Binnenverkehr aus den Stadtteilen Heining und Haidenhof sowie der Ziel-/ Quellverkehr aus dem südlichen Umland gebündelt werden. Die Erreichbarkeit der Regensburger Straße ist deshalb zu verbessern (z. B. Ausbau Stelzhamer Unterführung). Neuburger Straße Ebenso wie die B 8 besitzt auch die B12 Süd nach dem Bau der Autobahn nur noch eine regionale Bedeutung, da der überregionale Verkehr aus dem Süden ohnehin bei Pocking auf die Autobahn fahren wird. Die Neuburger Straße ist vor allem in ihrem inneren Bereich zur Aufnahme großer Verkehrsströme mit entsprechendem Lkw-Anteil gänzlich ungeeignet. Es wird daher empfohlen, diese Straße im Abschnitt Danziger Straße - Ludwigsplatz abzustufen. Danziger Straße Die weitgehend noch anbaufrei gehaltene Danziger Straße könnte zur weiteren Ableitung des Verkehrs von der Neuburger Straße auf die beiden Donauparallelen in ihrer Funktion aufgestuft werden. Auch signaltechnisch sollte die Fahrbeziehung von der Neuburger Straße in die Danziger Straße durch eine Veränderung der Grünzeitverteilung verbessert werden. 69 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Voraussetzung für eine durchgängige gute Verbindung zwischen Neuburger Straße und Regensburger Straße ist jedoch - der Ausbau der Stelzhamer Unterführung für den Zweirichtungsverkehr, eine leistungsfähige Anbindung an die Regensburger Straße ein Umbau des Auerbacher Stachus, bei dem der Straßenzug Danziger Straße - Stelzhamer Straße die Hauptrichtung darstellt sowie eine Verbindung Haitzinger Brücke/Danziger Straße. Bundeswehrspange Eine derartige Verbindung zwischen der Staatstraße 2118 und der Neuburger Straße steht funktional in Konkurrenz zu einem Ausbau der Spange Danziger Straße - Stelzhamer Straße. Der Vorteil dieser Verbindung ist die direkte Erschließung des ehemaligen Bundeswehrgeländes über die St 2118 und die Anbindung an die Franz-Josef-Strauß-Brücke. Außerdem kann der von Süden nach Passau-Nord einströmende Verkehr bereits vor der Bebauung abgeleitet werden. Die Neuburger Straße könnte damit in ihrem äußeren Bereich bis zur Danziger Straße um ca. 6.500 Kfz/ Tag und in ihrem inneren Bereich um ca. 3.000 Kfz/Tag entlastet werden. Durch die beabsichtigte Verlagerung von Kfz-Verkehr über die St 2118 auf die Donauparallelen werden die Donaubrücken mit ihren Brückenköpfen stärker belastet. Insbesondere die zusätzlichen Linksabbiegebeziehungen werden dazu führen, daß der nördliche und südliche Brückenkopf der F.-J.Strauß-Brücke nicht mehr leistungsfähig ist. Aufgrunddessen wird ein Ausbau der entsprechenden Knotenpunkte zur Schaffung von zusätzlichen Linksabbiegespuren und der F.-J.-Strauß-Brücke selbst zur Weiterführung der aufzunehmenden Ströme notwendig. Ludwigsplatz Mit der hierarchischen Gliederung des Straßennetzes, wie in Plan 8 dargestellt und der Umsetzung der Maßnahmen des Umweltverbundes wird der Ludwigsplatz seine derzeitige Funktion als zentraler Verkehrsknoten verlieren und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln - entsprechend der Nutzungsstruktur - vorrangig zur Verfügung stehen können. Für den Bereich zwischen Schanzlbrücke und Ludwigsplatz könnte entsprechend der angestrebten verkehrlichen Nutzungen eine neue Aufteilung der Verkehrsfläche erfolgen. Dies kann nach und nach durch die Herausnahme einzelner Fahrspuren aus der Kfz-Verkehrsfläche erfolgen, die dann für Busspuren bzw. Haltestellenflächen genutzt werden können. Mittelfristig wird das mit 52.500 Kfz/24h prognostizierte Verkehrsaufkommen auf 30 - 35.000 Kfz/24h (je nach Intensität P+R und ruhender Verkehr) zu reduzieren sein. Damit bietet sich die Möglichkeit, den Kfz aus der Frauengasse herauszunehmen und im 2-Richtungsverkehr über die westliche Umfahrung (Bahnhofstraße) zu führen. Langfristig, durch weitere Förderung des Umweltverbundes und den zunächst nicht optimalen - also restriktiven - Verhältnissen am Ludwigsplatz ist mit einer weiteren Ab-nahme des Kfz-Verkehrs auf 25.000 - 30.000 Kfz zu rechnen. 70 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Für den mittelfristig anzustrebenden Umbau des Ludwigsplatzes sind nach grundlegender Entscheidung Überlegungen und Untersuchungen zur konkreten Gestaltung, Flächenaufteilung, Verkehrsführung, Signalisierung etc. notwendig. Nibelungenstraße - Spitalhofstraße Der in Ost-West-Richtung verlaufende Straßenzug Nibelungenstraße Spitalhofstraße ist sowohl durch eine starke Wohnnutzung als auch durch einen relativ hohen Besatz an Geschäften geprägt. Insgesamt weist dieser Straßenzug durch die dichte Bebauung zumindest in seinem inneren Bereich bis etwa zur Holzheimer Straße einen urbanen Charakter auf. Die starke Verkehrsbelastung von ca. 18.000 Kfz/24 Stunden erschwert jedoch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und damit eine Aufwertung dieser Straße als Wohn- und Einkaufsstraße. Es sollte daher angestrebt werden, den auf die Innenstadt von Passau gerichteten Ziel-/Quellverkehr soweit wie möglich herauszuhalten. Da die Spitalhofstraße jedoch eine durchaus attraktive Ost-West-Verbindung darstellt, wird empfohlen, den Straßenzug an seinem empfindlichsten Bereich für den allgemeinen Straßenverkehr zu unterbrechen und als Anliegerstraße umzuwidmen. Denkbar ist hier z. B. der Abschnitt zwischen der Holzheimer Straße und der Auerspergstraße. Für den ÖPNV sollte die Straße selbstverständlich durchgängig befahrbar bleiben. Zur ausreichenden Akzeptanz ist jedoch eine Umgestaltung des Straßenraumes erforderlich. Dabei können auch die entsprechenden Flächen für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. Die Spitalhofstraße bleibt jedoch trotz einer Unterbrechung durch die in nur geringem Abstand parallel laufenden Haitzinger Straße gut erreichbar. In ihrem äußeren Bereich zwischen Vornholzstraße und Steinbachstraße wird eine Verkehrsreduzierung aufgrund der bestehenden und geplanten verkehrsintensiven Nutzungen nicht möglich sein. Hier sollte dennoch versucht werden, durch eine Umgestaltung des Straßenraumes das Geschwindigkeitsniveau zu drosseln und für Fußgänger bessere Querungsbedingungen zu schaffen. Denkbar wäre der Einbau eines Fahrbahnteilers mit Begrünung. Direkte Durchfahrtbeziehungen von der Neuburger Straße über die Spitalhofstraße - auch über das untergeordnete Straßennetz - sollte z. B. durch verkehrsberuhigende Maßnahmen für den Kfz-Verkehr erschwert werden. Haitzinger Straße Im Gegensatz zur Spitalhofstraße ist die Haitzinger Straße in großen Bereichen durch Gewerbe und den parallelverlaufenden Bahnlagen begrenzt. Obwohl diese Straße aufgrund ihrer Randnutzung eher geeignet wäre, mehr Kfz-Verkehr aufzunehmen, trägt sie derzeit eine geringere Belastung als die Spitalhofstraße. Hier sollte versucht werden, im Rahmen der Verkehrsberuhigung der Spitalhofstraße die Haitzinger Straße z. B. durch Wegweisung und Straßenführung für den Kfz-Verkehr als Haupterschließungsstraße aufzuwerten. 71 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Trotz dieser Aufwertung sollte auch die Haitzinger Straße soweit wie möglich durch die Regensburger Straße entlastet werden. Hierzu zählt auch die Verbesserung der Anbindungen der Haitzinger Straße an die Regensbur-ger Straße bzw. Stelzhamer Straße (Ausbau der Stelzhamer Unterführung). Eine Weiterführung der Verkehrsströme von der Haitzinger Straße auf die Grünaustraße wäre insofern vorteilhaft, da dieser Verkehr nicht über den Knotenpunkt Schanzlbrücke Süd in Richtung Ludwigsplatz fließen müßte. Ein Ausweichen auf diese Fahrtroute wird sich bei starkem Verkehr jedoch möglicherweise auch ohne weitere Eingriffe einstellen. Eine verkehrliche Verbindung von der Danziger Straße zur Haitzinger Brücke (Verkehrsführung) sollte gefördert werden. Steinbachstraße Die Steinbachstraße im Stadtteil Neustift ist aufgrund ihrer Funktion als Hauptzubringer ins Wohngebiet Heining sowie als Erschließungsstraße für das im Wachstum befindliche Gewerbegebiet im vorderen Bereich stark belastet. Problematisch sind die Knoten zur St 2118 sowie das Verkehrsaufkommen im Ortskern Neustift selbst. Es wird empfohlen, eine Straßenverbindung zwischen der Holzmannstraße und der Siemensstraße herzustellen mit einer Anbindung an die Bundesstraße B8. Da für einen Großteil des Kfz-Verkehrsaufkommens eine Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel nicht zumutbar erscheint (u. a. Quell/Zielverkehr zum Gewerbegebiet), wird empfohlen, eine weitere Anbindung Steinbachstraße/Alte Poststraße zur St 2118 auf ihre Machbarkeit hin zu prüfen. Bei einer Kombination mit der ”Bundeswehrspange” ergeben sich die Vorteile: • Neustift erhält weitere Anbindung an das städtische Straßennetz • Entlastung der Steinbachstraße und des kritischen Bereiches südlich der Franz-Josef-Strauß-Brücke • zusätzliche ÖV-Linienanbindung möglich. Innstraße Die derzeitige verkehrliche Situation in der Innstraße kann aufgrund der intensiven Nutzungen (Uni, Behörden, Schulen, Krankenhaus) und der baulich engen Situation im an den Karolinenplatz angrenzenden Straßenabschnitt nicht mehr als verträglich bezeichnet werden. Hier wäre es wünschenswert, über die Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel hinausgehende Entlastungen durch Verdrängung auf die Neuburger Straße zu erzielen. 72 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Das Verkehrsaufkommen in der Innstraße ist maßgeblich bestimmt durch die angrenzenden Nutzungen (Uni, Klinikum) und durch die Verkehrsmittel-wahl der Beschäftigten, der Studenten, der Besucher und der Anwohner. Eine Reduzierung des Kfz-Verkehrsaufkommens kann erreicht werden, durch eine Reduzierung der Angebote für den ruhenden Verkehr und durch eine Verbesserung des ÖPNV-Angebotes. Die vielfach diskutierten Maßnahmen, wie z. B. Trennung der Innstraße im Bereich der Eisenbahnbrücke oder Einbahnregelung stadtauswärts bis zur L.-Paminger-Straße, ziehen folgende Nachteile mit sich und sind deshalb nicht empfehlenswert: • zusätzliche Belastung der L.-Paminger-Straße mit Krankenhaus und der Neuburger Straße von ca. 7.000 Kfz (Trennung) bzw. ca. 4.200 Kfz (Einbahnregelung) • verstärkte Nutzung des Fuchsbauerweges (Wohnfunktion) als Schleichweg • zusätzliche Umweltbelastungen durch längere Wege (Umwegfahrten) • Zufahrt zum Krankenhaus, insbesondere für Notfahrzeuge beeinträchtigt. Eine (kurze) Einbahnregelung in der Innstraße bis zur Augustinergasse würde für den engen Bereich der Innstraße bereits deutliche Verbesserungen hinsichtlich einer günstigeren Querschnittsgestaltung zugunsten Fußgängern und Radfahrern bringen. Auch können Schleichverkehre, die unnötige Belastungen in der L.-Paminger-Straße und im Fuchsbauerweg verursachen, zumindest in einer Richtung unterbunden werden. Hier ist eine detaillierte Untersuchung bzgl. der Verkehrsführung und den Auswirkungen auf die Signalanlagen notwendig. Leonhard-Paminger-Straße Aufgrund der nur geringen Randbebauung der L.-Paminger-Straße sollte diese, obwohl die Beeinträchtigungen für das Krankenhaus nicht zu vernachlässigen sind, als Haupterschließungsstraße für den Kfz-Verkehr aufgewertet werden. Der Fuchsbauerweg scheidet als alternative Route aus, da er durch empfindliche Wohnbereiche führt. Traminer Straße Eine Verlängerung der Traminer Straße bis zur Innstraße steht in Konkurrenz zur bereits vorhandenen L.-Paminger-Straße und würde diese lediglich um ca. 1.500 Kfz/24 Stunden entlasten. Auf der Innstraße entstünde in ihrem äußeren Bereich eine entsprechend höhere Belastung. Aufgrund der begrenzten verkehrlichen Wirkung - die Straße wäre mit ca. 2.500 Kfz/ Tag belastet - erscheint eine derartige Straßenverbindung bei der derzeitigen Siedlungsstruktur nicht gerechtfertigt. 73 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord ”Innstadt - Umfahrung” In der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (Projektgruppe VEP) wurde intensiv über Verbesserungen der Verkehrssituation in der Innstadt diskutiert. Unstrittig ist, daß die für die Bewohner unerträglichen Verkehrsverhältnisse überwiegend von den ”Innstädtern” selber verursacht werden. Es wird bezweifelt, daß mit den ”weichen” Maßnahmen allein überzeugende Lösun-gen durchsetzbar sind. Ein städtebauliches Sanierungsprogramm für die Innstadt ist aber maßgeblich von der Lösung der Verkehrsprobleme abhängig. So wurde in der Projektgruppe eine seit mehreren Jahren bereits existierende Idee einer Innstadt - Umfahrung (Plan15) diskutiert, die eine südliche Umgehungsstraße (zum Teil in Tunnellage) für die Innstadt darstellt mit einer kombinierten Innbrücke für Bahn und Straße anstelle der heutigen Eisenbahnbrücke. Durch diese innenstadtnahe Straßenbrücke über den Inn ist es möglich, die Marienbrücke für den allgemeinen Kfz-Verkehr zu sperren und somit den Kernbereich der Innstadt wirksam vom Verkehr zu entlasten. Es wird empfohlen, die Realisierung der Innstadt - Umfahrung im Detail zu prüfen. 74 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 2.4.1.2 Neu- und Ausbau von Straßen Im nördlichen Landkreis Passau waren im Rahmen des VEP, zwei geplante Ost-West-gerichtete Straßenverbindungen, - Nordtangente, zwischen BAB-Anschlußstelle Passau-Nord und B388, etwa entlang der nördlichen Stadtgrenze von Passau - Nordumfahrung, vom BAB-Anschluß Aicha v. Wald über Neukirchen (B85) und Hutthurm bis zur B12 nach Osten Richtung Hauzenberg, Untergriesbach, Wegscheid zu untersuchen. Nordtangente Für den Landkreis und die Stadt Passau sind Funktion und Verkehrswert der Nordtangente ausführlich im 3. Zwischenbericht dargestellt. Die bedeutendsten Aussagen sind: - Die Nordtangente würde eine kürzere Verbindung zwischen den nördlichen Stadtteilen Grubweg und Patriching sowie zwischen den angrenzenden Gemeinden für ca. 1.000 Kfz/24h bedeuten. - Aus dem Vergleich Nordtangente - Talstrecke (Donauparallele) bezüglich der Streckenlängen und der zu überwindenden Höhen ergibt sich für fast 85%, d. h. für ca. 10.000 Kfz/24h (vgl. Tab. 9), des für die Nordtangente in Frage kommenden Verkehrsaufkommens ein Zeitvorteil auf der Talstrecke. Das sind die Verkehrsbeziehungen aus den nordöstlichen Landkreisgemeinden in die südwestlichen Stadtteile Passaus bzw. mit dem Einzugsbereich der B12 Süd. Beispielhaft ist eine Fahrbeziehung in Abbildung 3 dargestellt. Nur für gut 15% (ca. 2.200 Kfz/24h) der Verkehrsbeziehungen, nämlich zwischen den nordöstlichen Gemeinden und dem Einzugsbereich der Autobahn (Anschlußstelle Passau-Nord), z. B. s. Abbildung 4 bietet die Nordtangente Zeitvorteile gegenüber der Talstrecke, wobei der Höhenvergleich auch hier für die Talstrecke besser ausfällt. Auch bei vorausgesetztem guten Ausbau der Nordtangente mit geringen Steigungen stellt sich die Talstrecke aus dem Höhenvergleich insbesondere für den Schwerverkehr als die günstigere Route dar. 75 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Tab. 9: Verteilung Verkehrsaufkommen beim Vergleich Nordtangente - Talstrecke [Kfz/24h] 76 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 77 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 78 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Für die Ilzstadt und die Angerstraße könnte unter günstigsten Bedingungen eine maximale Entlastung von ca. 10.000 - 11.000 Kfz/24h durch Verlagerung und Verdrängung auf die Nordtangente erfolgen. Wird die allgemeine Zunahme des Straßenverkehrs nach den Status Quo-Annahmen berücksichtigt, so beträgt die Entlastung der Angerstraße gegenüber dem heutigen Verkehr nur noch 6.000 Kfz/Tag, entsprechend 15%. Im übrigen Stadtgebiet sind nur geringe bzw. keine Entlastungen zu erwarten. - Der Bau der Nordtangente bindet fast genauso viele Investitionsmittel, wie für eine entscheidende Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in der gesamten Stadt Passau notwendig sind. Zusammenfassend zeigt sich, daß die Nordtangente nur für wenige Verkehrsbeziehungen aus dem nordöstlichen Landkreis Vorteile hätte, sondern vielmehr die Fahrtstrecke durch die Stadt Passau entlang der Donau günstiger ist. Dabei wurde vorausgesetzt, daß der Fahrtablauf auf dieser und den zuführenden Strecken reibungslos und zügig, d. h. ohne Stau und Verzögerungen abläuft. Durch die von der Stadt Passau angestrebten Maßnahmen zur Förderung des Umweltverbundes profitiert auch der die Stadt Passau berührende Kfz-Verkehr aus den nördlichen Landkreisgemeinden. Zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. nach dem Prognosezeitraum 2005, könnte die Verkehrsentwicklung das Thema einer Nordtangente neu stellen. Daher sollte bereits heute, aus Gründen der Vorsorge, die mögliche Trasse festgestellt und gesichert werden. Die im vorliegenden Verkehrsentwicklungsplan vorgeschlagenen Maßnahmen zur Reduzierung des KfzVerkehrsaufkommens sollten jedoch nicht zurückgestellt werden. Bei einer gemeinsamen Besprechung mit den Landkreisvertretern, dem Landratsamt und der Stadt Passau in Kellberg am 4.11.1993 wurde vereinbart, die mögliche Trasse für die Nordtangente freizuhalten, um eine Realisierung zu ermöglichen, falls die vorrangig zu ergreifenden ”weichen” Maßnahmen nicht im gewünschten Maße greifen sollten. Nordumfahrung Die sog. Nordumfahrung besitzt für das Stadtgebiet von Passau nur eine untergeordnete Bedeutung. Je nach Ausbauzustand könnte der Bereich Angerstraße um - ca. 1.000 Kfz/24h bei Realisierung zwischen A3 und Hutthurm - ca. 3.000 Kfz/24h bei Weiterführung nach Osten über Hauzenberg Richtung Wegscheid, Untergriesbach entlastet werden. 79 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Nordumfahrung kann nicht als eine weiter nördlich liegende Alternative zur Nordtangente betrachtet werden. Nur für ca. 1.500 Kfz/24h würden beide Verbindungen attraktiv sein. Für die übrigen stellt sich nur die Alternative Talstrecke (Donauparallele) oder eine andere, weniger gut ausgebaute OstWest-Verbindung. Die Bedeutung der Nordumfahrung liegt in einer Verbesserung der Verkehrsverbindungen innerhalb des nördlichen Landkreises selbst sowie in einer direkteren Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz über den Autobahnanschluß Aicha v. Wald. Die Nordumfahrung ist deshalb als regionale Entwicklungsachse zu bezeichnen und sollte über den bisher geplanten und bereits z. T. realisierten Streckenabschnitt zwischen der A3 und der B12 weiter in den östlichen Landkreis geführt werden (Plan 9). Damit könnte zum einen die Eigenständigkeit der Landkreisgemeinden gegen-über Passau gestärkt werden, das zentralörtliche System würde untermauert werden und die einzelnen Zentren erhielten neue Impulse durch die bessere Erreichbarkeit. Zum anderen wirkt sich eine bessere Anbindung an das überregionale Straßennetz positiv auf die Wirtschaft allgemein (Gewerbeansiedlung, Begrenzung der Abwanderung von Gewerbebetrieben) und den in diesem Raum äußerst wichtigen Wirtschaftszweig ”Fremdenverkehr” aus. Die für das Jahr 2005 prognostizierte Verkehrsmenge liegt für den gesamten Straßenzug zwischen ca. 6.000 und 7.500 Kfz/24h (vgl. 3. Zwischenbericht, Plan 8). Der westliche Abschnitt der Nordumfahrung bis zur B12 wird im weiteren nicht mehr betrachtet, da der Streckenverlauf im wesentlichen bereits festliegt. Für den östlichen Abschnitt spielen die zentralen Orte bzw. die Siedlungsschwerpunkte für die Streckenführung eine entscheidende Rolle. Aufgrunddessen sollte der Verlauf Büchlberg und Hauzenberg berühren und Richtung Wegscheid bzw. Untergriesbach/Obernzell weiterführen. Um die Baukosten in Grenzen zu halten und vor allem aus Gründen des Landschafts- und Naturschutzes sollte die Streckenführung möglichst landschaftsnah, d. h. ohne große, einschneidende Baumaßnahmen/Erdbewegungen erfolgen, soweit dies im Zusammenhang mit einer zügigen Befahrbarkeit realisierbar ist. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, bestehende Straßenzüge in die Führung der Nordumfahrung zu integrieren, diese soweit notwendig, entsprechend auszubauen bzw. zu ergänzen. Auf diesen Grundlagen basiert die in Plan 10 dargestellte Strecken-führung, die den abgestimmten Leitlinien und damit verfolgten Zielen entspricht. Es wird empfohlen, die Realisierung dieser Führung zielstrebig zu verfolgen, und als nächsten Schritt eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. 80 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die umfassendsten Baumaßnahmen sind für den Streckenabschnitt B12 bis Jahrdorf (Anschluß an die St 2320) notwendig; die Weiterführung erfolgt auf dem vorhandenen Straßennetz. Hier sind nur an einzelnen Punkten Ausbaumaßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsablaufes wünschenswert. Die bezüglich dieser Streckenführung erforderlichen Baumaßnahmen und ihre Dringlichkeit sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt. Streckenabschnitt Maßnahme Realisierung Bemerkungen _______________________________________________________________ _____ B12 - St 2128 Neubau mittelfristig Ortsumgehung Büchlberg St 2128 - Abzweig. PA 43 keine - - PA 43 schnitt zwischen Wolkar - Nottau/ Niederkümmering Neubau Ab- langfristig Ortsumgehung Oberkümmering, günstige Führung östl. Oberkümmering wg. B-Plan nicht mehr möglich Verbindung St 2132 PA 40 (Jahrdorf) Neubau mittelfristig Anbindung Gewerbegebiet Jahrdorf St 2320 - Untergriesbach/Obernzell Ausbau südlich Leizesberg langfristig kurviger Abschnitt Jahrdorf - Wegscheid mündung PA 49/48 Ausbau Ein- langfristig unübersichtlicher Einmündungsbereich Aufgrund einer auch realistischen Finanzierbarkeit wurde eine Einordnung der Maßnahmen nach Dringlichkeit in die Realisierungsstufen - kurzfristig bis ca. 1997 mittelfristig bis ca. 2001 langfristig bis ca. 2005 vorgenommen, so daß die auf den Landkreis zukommenden Kosten über den gesamten Planungszeitraum verteilt werden. Dabei richtet sich die Dringlichkeit vorhandenen Fahrmöglichkeiten. nach vorhandenen bzw. nicht 81 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 1. Priorität hat aufgrund fehlender Alternativen die Verbindung westlich Oberdiendorf (St 2132) bis Jahrdorf. Aufgrund der ungünstigen verkehrlichen Verhältnisse im Ortsbereich Büchlberg sollte auch die Ortsumgehung Büchlberg relativ schnell verwirklicht werden, dies auch im Hinblick auf die Anbindung des bestehenden Teilstückes der Nordumfahrung (PA 93), die dann nicht mehr über die B12 mit zwei verkehrlich ungünstigen Einmündungen verläuft. In der Dringlichkeit nachrangig ist die Ortsumgehung Oberkümmering sowie Ausbaumaßnahmen bereits bestehender Strecken, da die Verkehrsströme, wenn auch nicht unter optimalen Bedingungen, auch darüber abgewickelt werden können. 2.4.2 Maßnahmen für den ruhenden Kfz-Verkehr in der Innenstadt von Passau Die wichtigsten Maßnahmen zur Verminderung des Kfz-Verkehrs sind im ruhenden Verkehr zu suchen. Ein großes Angebot an kostenlosen oder kostengünstigen Parkplätzen ermuntert die Bürger für die Fahrt in die Innenstadt den Pkw zu benutzen. Zwischen der Anzahl der Parkplätze in den Innenstädten und dem Zielverkehrsaufkommen im motorisierten Individualverkehr besteht ein enger Zusammenhang, der bereits 1978 in Hannover wissenschaftlich nachgewiesen wurde [17]. Da es ein Ziel der Stadt Passau ist, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren, bietet das Parkraummanagement ein geradezu ideales Instrument, um den Kfz-Zufluß in die Innenstadt zu steuern. Das Parkraummanagement beinhaltet alle Maßnahmen, den vorhandenen oder zukünftigen Parkraum nach Parkdauer, Parkgebühren und Nutzungsberechtigung einzuteilen. Ideal ist dieses Instrument deshalb, weil mit Hilfe des Parkraummangemgents sehr gut zwischen dem notwendigen und dem nicht notwendigen oder verlagerbaren Kfz-Verkehr unterschieden werden kann. Im Gegensatz zu steuernden Maßnahmen im fließenden Verkehr (z. B. Pförtneranlagen) muß hierbei kein Stau befürchtet werden, der dann auch den notwendigen Kfz-Verkehr (z. B. den Lieferverkehr) behindert. Die Auswertung der Haushaltsbefragung ergab, daß fast 45% der Befragten, die einen Pkw zur Verfügung haben, bei größeren Parkproblemen zugunsten von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln öfter auf die Benutzung des Pkw verzichten würden. Die Zwecke, bei denen die Befragten am ehesten auf den Pkw verzichten können sind in Tabelle 10 dargestellt. Die Neuordnung des ruhenden Verkehrs, für den auf Grundlage dieses Abschnittes ein detailliertes Parkraumkonzept erarbeitet werden sollte, ist ein wichtiger Teil für das zukünftige Verkehrsgeschehen in der Stadt Passau. Sie ist die wesentliche Stellschraube zur Steuerung des Stadtverkehrs mit dem Ziel einer Reduzierung des Kfz-Verkehrs. Ihre Durchsetzung und Überwachung ist daher wesentlicher Bestandteil dieses Verkehrsentwicklungsplanes. Ohne diese Maßnahmen ist eine wirkungsvolle Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in Passau nicht möglich. 82 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Tab. 10: Umsteigebereitschaft vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel nach Fahrtzwecken Es zeigt sich deutlich, daß vor allem bei den regelmäßigen Fahrten im Berufsverkehr eine Änderung der Verkehrsmittelwahl zu ungunsten des Pkw vorstellbar ist. Aber auch im privaten Einkaufs- und Besorgungs- und Freizeitverkehr besteht eine überaus hohe Umsteigebereitschaft. Ein Drittel der Fahrten bei denen auf den Pkw verzichtet werden könnte, fällt auf diese drei Fahrtzwecke. Die Innenstadt von Passau verfügt über ein ausgesprochen gutes Angebot an Parkplätzen für Einkäufer wie die folgende Gegenüberstellung mit den Zahlen aus anderen Städten zeigt (Abb. 5). Die Anzahl der Kurzparkplätze wurde dabei mit der Werktagsbevölkerung ins Verhältnis gesetzt. Die Werktagsbevölkerung setzt sich aus der innerhalb des Stadtgebietes vorhandenen Bevölkerung und der Anzahl der täglichen Einpendler zusammen und bildet einen Maßstab für die Zentralität und Anziehungskraft einer Stadt. 83 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 5: Parkplatzangebot für Besucher, bezogen auf die Zentralität der Innenstadt Jedoch auch für die Berufstätigen ist das Angebot außerordentlich gut (Tab. 11). Von den insgesamt ca. 7.000 Stellplätzen in der Innenstadt (= Altstadt + Bahnhofsviertel + Universität ohne Klinik) stehen derzeit etwa 4.200 Dauerstellplätze - das sind ca. 60% aller Stellplätze - Berufstätigen in der Innenstadt zur Verfügung. Nur ca. 1.300 dieser Dauerstellplätze sind gebührenpflichtig. Etwa 2.700 Dauerparkplätze sind Stellplätze bei Behörden und der Universität, die ausschließlich den Bediensteten und Studenten zur Verfügung gestellt werden. Die Behördenstellplätze sowie die Stellplätze für Studenten sind in der Regel für die Benutzer kostenfrei, während private Firmen die Stellplätze häufig in Parkgaragen anmieten müssen. Für die Angestellten sind diese Stellplätze jedoch auch häufig kostenlos, da der Arbeitgeber die Stellplatzmiete bezahlt. Darüberhinaus gibt es nur noch ca. 360 kostenlose Dauerstellplätze am Straßenrand. Da die Berufs-tätigen in der Regel vor den Öffnungszeiten der Geschäfte ankommen und die Stellplätze ganztägig belegen, können diese Dauerstellplätze von Kunden der Geschäfte praktisch nicht mehr genutzt werden. Von den ca. 11.100 Beschäftigten in der Passauer Innenstadt sowie den Studenten und Schülern werden 8.760 Kfz-Fahrten in die Innenstadt durchgeführt. Für diese Nutzergruppe stehen entsprechend der o. g. Aufzählung insgesamt ca. 4.200 Dauerstellplätze zur Verfügung. 84 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Daraus ergibt sich ein für Dauerparkplätze realistischer Umschlagfaktor von ca. 2,0 Fahrzeugen pro Stellplatz, der auch die durchaus übliche Heimfahrt über Mittag sowie Berufstätige mit Halbtagsbeschäftigung beinhaltet. Für 13.740 Kfz-Zielverkehr der Kunden und Besucher in die Innenstadt stehen ca. 2.400 Kurzzeitparkplätze zur Verfügung. Hieraus ergibt sich ein mittlerer Umschlagfaktor von 5,7 Fahrzeugen pro Stellplatz und Tag. Erfahrungsgemäß liegt der Umschlag bei gebührenpflichtigen Parkplätzen am Straßenrand etwa doppelt bis dreimal so hoch wie bei entsprechenden Stellplätzen im Parkhaus, da die Parkhäuser wie auch in Passau i. d. R. nicht ausgelastet sind. Im Stadtteil Haidenhof ist zu erwarten, daß viele Berufstätige und Kunden ihr Fahrzeug in den angrenzenden Wohngebieten abstellen. Nicht berücksichtigt wurden die illegalen Parkplätze am Straßenrand, die ebenso ein entsprechendes Verkehrsaufkommen nach sich ziehen. 85 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Tab. 11: Parkraumangebot in der Innenstadt (Zone 1) - Bestand 86 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Kapazitätsprobleme im ruhenden Verkehr treten vergleichsweise selten in der Innenstadt auf. Ausnahmen bilden einzelne Tage in den Monaten Mai bis Oktober, wenn sich viele Touristen und Besucher in der Stadt Passau zusätzlich zum ”normalen” täglichen Verkehr aufhalten. In einzelnen Bereichen, wie z. B. in der Oberen Donaulände, sind die Auswirkungen vor allem auf den ÖPNV so gravierend, daß ganze Buskurse ausfallen. In diesem Stadtbereich konzentrieren sich die verschiedenen Nutzungen. Neben der Nutzung als Wohnquartier und Arbeitsplatz/Ausbildungsstandort befinden sich hier zentralörtlich bedeutsame Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen (Einzelhandel) sowie die Hauptanziehungspunkte für Touristen und Besucher. Auch in den übrigen Stadtvierteln, vor allem in Haidenhof im Bereich Neuburger- und Spitalhofstraße, wo sich verschiedene Nutzungen überlagern, treten Parkprobleme auf. Weniger offensichtlich treten die Unzulänglichkeiten für andere Verkehrsteilnehmer hervor, die sich aus den Parkproblemen ergeben. Ca. ein Drittel der Befragten der Haushaltsbefragung 1992 ärgern sich über zugeparkte Geh- und Radwege. Darüberhinaus werden Anlieferungen durch zugeparkte Lieferbereiche erschwert. Entscheidend für den Erfolg einer Verlagerung von Kfz-Fahrten zur Innenstadt auf den ÖPNV oder andere Verkehrsmittel ist die Beschränkung oder Erschwerung des Abstellens von Fahrzeugen innerhalb der Innenstadt und in den Randbereichen der Innenstadt. 87 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Durch ein entsprechendes Parkraumkonzept, mit dem das Parkraumangebot für die Nutzergruppen vorgegeben wird und einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung soll der Parkraum in den Problembereichen neu geordnet werden. Dabei waren die folgenden Grundsätze zu beachten: - Der Parkraumbedarf des Wirtschaftsverkehrs Funktionserhaltung der Stadt gesichert sein. muß zur - Für die Beschäftigten kommt am ehesten ein Wechsel zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, vor allem zum ÖPNV - auch im gebrochenen Verkehr (Park-and-Ride) - in Frage, womit Dauerstellplätze für andere Nutzergruppen (Wirtschaftsverkehr, Kunden, Besucher) freigemacht werden können. - Für den Einkaufsverkehr sind zur Sicherung der wirtschaftlichen Attraktivität der Innenstadt und der Einkaufsbereiche in Haidenhof Kurzzeitstellplätze zur Verfügung zu stellen, soweit dieser nicht, wie auch angestrebt werden sollte, umweltfreundliche Verkehrsmittel bzw. das Park-and-Ride-Angebot benutzt. - Bemessungsgröße für die Qualität des Parkraumangebotes für Einkäufer und Besucher ist die Anzahl möglicher Parkvorgänge und nicht die Zahl der Kurzzeitparkplätze, da hierbei auch der höhere spezifische Umschlag von Kurzzeitparkplätzen berücksichtigt wird. Die Anzahl der Parkvorgänge sollte insgesamt nicht zunehmen. - Um eine Stabilisierung bzw. sogar eine Verdichtung der Wohnnutzung in der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen zu erreichen, bedarf es ausreichender Stellplätze in Wohnungsnähe. Neben dem Entgegenwirken auf die ”Verödung” der Innenstadt nach Geschäftsschluß wirkt innenstadtnahes Wohnen auf das Verkehrsaufkommen bzgl. der Fahrweite wie auch der Verkehrsmittelwahl (vgl. 3. Zwischenbericht). - Parksuchverkehr läßt sich durch die flächendeckende Erhebung von Parkgebühren (Parkraumbewirtschaftung) deutlich reduzieren, wenn sich das Angebot an Stellplätzen im wesentlichen auf Tiefgaragen und Parkhäuser beschränkt. - Die Parkgebühren am Straßenrand sollten grundsätzlich über den Gebühren in den Parkhäusern liegen, um die Akzeptanz von Parkhäusern zu fördern. - Durch die Gestaltung der Parkgebühren sollte sichergestellt werden, daß stets ca. 10% der Straßenrandplätze frei bleiben, da hiermit der Parksuchverkehr reduziert werden kann. 88 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Beim Maßnahmespektrum und den daraus abgeleiteten Empfehlungen für den ruhenden Verkehr in der Stadt Passau werden zwei Zonen unterschieden (Plan 11): - Zone 1 umfaßt die Innenstadt, östlich der Auerspreng-/Ostuzzistraße, Giselastraße und Dr.-Atzinger Straße; d. h. das Gebiet mit den gravierendsten Verkehrs- und Parkproblemen und gleichzeitig intensivster Nutzung. In dieser Zone sollte eine Reduzierung der Stellplätze sowohl im Straßenraum als auch bei den öffentlichen Einrichtungen angestrebt werden. Der verbleibende Parkraum sollte vermehrt in reservierte Anwohnerstellplätze umgewandelt werden. Die restlichen ca. 300 unbewirtschafteten Stellplätze am Straßenrand sollten bewirtschaftet werden. - Zone 2 umfaßt den Bereich der Innstadt, der Ilzstadt sowie die intensiv genutzten Bereiche von Haidenhof entlang der Neuburger Straße und der Spitalhofstraße. Hier werden Parkraumbewirtschaftungsmaßnahmen zum einen notwendig, um ein Ausweichen der aus Zone 1 verdrängten Dauerparker auf die benachbarten Wohngebiete zu verhindern und um die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für Fahrten auch nach außerhalb zu unterstützen. Eine Reduzierung der Stellplätze ist in Zone 2 nicht vorgesehen, sondern nur eine Neuaufteilung und Bewirtschaftung der Stellplätze im öffentlichen Straßenraum. Für Zone 1 werden die möglichen Maßnahmen und deren Auswirkungen zahlenmäßig auf Basis des bestehenden Stellplatzangebotes aufgezeigt. Für Zone 2 wird, ohne konkrete Größen zu nennen, der Rahmen dargestellt. Für detaillierte Aussagen sowie für eine genaue Abgrenzung ist eine detaillierte Aufnahme des Parkraumbestandes notwendig. Je nachdem in welchem Umfang diese Maßnahmen im ruhenden Verkehr angewendet werden, sind größere oder kleinere Reduzierungen im KfzVerkehr möglich. Mit Hilfe von zwei Planfällen sollen die Auswirkungen dieser Maßnahmen auch quantitativ ermittelt werden. Planfall 1: Die zukünftige Parkraumnachfrage basiert auf dem aus den Befragungen abgeleiteten realistischen Umsteigepotential (1. Zwischenbericht). Dieser Planfall zeigt, was an restriktiven Maßnahmen gegenüber dem ruhenden Verkehr gemacht werden müßte, daß es für die Bürger subjektiv rational erscheint, nicht mit dem Pkw in die Innenstadt zu fahren. Die Stellplatzzahl (ohne Anwohnerstellplätze) werden dabei um insgesamt 54% reduziert (Tabelle 12). 89 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Planfall 2: Die zukünftige Parkraumnachfrage basiert auf den von der Stadtverwaltung als machbar und durchsetzbar definierten Rahmen für eine Stellplatzreduzierung und -umwidmung. Hierbei wird vorrangig eine Umnutzung von ca. 500 Dauerparkplätzen angestrebt in: - Anwohnerparkplätze - Freiflächen für stadtgestalterische Maßnahmen inkl. Flächen für Fußgänger und Radfahrer - Geringfügige Anhebung der Kurzpark-Stellplätze Eine Reduzierung der Kurzparkplätze in Zone 1 wird ausgeschlossen. Die Stellplatzzahl (ohne Anwohnerstellplätze) wird dabei um insgesamt 7% reduziert. Die beiden Planfälle stellen Extremfälle dar. Möglicherweise läßt sich durch eine gebührenpflichtige Stellplatzregelung an der Universität noch eine zusätzliche Reduzierung von Dauerstellplätzen erzielen. Die genaue Aufteilung der Stellplatzkapazitäten auf die einzelnen Nutzungskategorien ist für die beiden Planfälle in Tabelle 12 dargestellt. Tab. 12: Parkraumangebot Zone 1 (Innenstadt) - Planung 90 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Flächen, die durch eine Reduzierung des Parkraums im öffentlichen Straßenraum gewonnen werden, können anderen Nutzungen zugeführt werden. Neben stadtgestalterischen Maßnahmen, wie die Anlage von Grünstreifen, Aufstellen von Pflanztrögen, werden zukünftig in der Innenstadt zusätzliche Flächen für - breitere Fuß- und Radwege Abstellflächen für Fahrräder und motorisierte Zweiräder Behindertenstellplätze Lieferverkehr ÖPNV, als Fahrwege und im Haltestellenbereich Aufenthaltsflächen im Bereich der Schiffsanleger benötigt. Insbesondere auf dem Kleinen Exerzierplatz, mit heute 500 Kurzzeitstellplätzen, steht in bevorzugter Innenstadtlage ein erhebliches Flächenpotential für eine neue Nutzung zur Verfügung. Problematischer erscheint eine Reduzierung bzw. auch Umnutzung (in Parkbauten) der reservierten Stellplätze von öffentlichen Einrichtungen, größeren privaten Betrieben, Gaststätten etc. wie z. B. Universität, Verwaltung, Schulen, Bundesbahn, Telekom etc. Auf diese Stellplätze hat die Stadt Passau in der Regel keinen direkten Einfluß. Sie stellen aber ein Drittel des Parkraumes in der Innenstadt dar und werden überwiegend von Berufspendlern genutzt. Hier sollte an die betroffenen Stellen appelliert werden, umweltfreundliche Stellplatz- und Verkehrspolitik anzustreben: - eine Parkgebühren, wie auf öffentlichen Stellplätzen, zumindest in Höhe der Fahrpreise im ÖPNV bzw. Jobtickets, attraktive Fahrradabstellmöglichkeiten erleichtern das Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel, so daß nach und nach Stellplätze für andere Nutzungen (Aufenthaltsflächen in Innenhöfen, Lager in Tiefgaragen) frei werden. ”In Kassel wandeln derzeit zahlreiche Kaufhäuser und Spezialgeschäfte ihre Parkflächen in Verkaufs-, Ausstellungs- und Lagerflächen um und lösen ihre Stellplatzverpflichtung ab ...” [9]. 91 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Zunächst über alle und später für die verbleibenden Stellplätze sollte in Verbindung mit Gebühren eine geregelte Vergabe nach Notwendigkeit erfolgen, die sich z. B. an der ÖV-Erschließung im Herkunftsgebiet und der räumlichen Entfernung der Parkraumnachfrager orientieren könnte bzw. am regelmäßigen dienstlichen Gebrauch des Privat-Pkw. Diese Regelung könnte für Behörden, private Betriebe und vor allem auch bei der Universität eingeführt werden. - Bei Neubaumaßnahmen ist die Stellplatzzahl durch eine entsprechende Einschränkungssatzung steuerbar; Sie wird bereits in mehreren Städten (Hamburg, Nürnberg, Stuttgart, Paderborn) angewendet, in anderen Städten ist sie in Vorbereitung. Die Einschränkungen beziehen sich in den meisten Fällen auf Büro- und Verwaltungsnutzungen. In der Zone 1 sollten jedoch neue Stellplätze ausschließlich durch die Umnut-zung bereits bestehender Stellplätze geschaffen werden, damit die Gesamtbilanz nicht verändert wird. Die Reduzierung von Anwohnerstellplätzen im Straßenraum kann zugunsten von attraktiveren, witterungsgeschützten Parkständen in Parkbauten erfolgen. Das sichert eine zukünftige Nutzung der mit hohen Kosten errichteten Parkhäusern und Tiefgaragen und trägt zur Verschönerung des Stadtbildes bei. Aufgrund hoher Investitionskosten, fehlender Umnutzungsmöglichkeiten und um den Bedarf an Stellplätzen zu decken, sollten in Parkbauten im Planungszeitraum keine Stellplätze reduziert werden. Um den Bedarf der verschiedenen Nutzungsansprüche zu decken (Planfall 1), müßte in Parkbauten eine Umnutzung der Stellplätze erfolgen: - Umwandlung von Dauerstellplätzen in Kurzzeitstellplätze Da die Dauerstellplätze fest vermietet sind und nach Angaben der Stadt Passau bereits heute ein zusätzlicher Bedarf besteht, sollte durch entsprechende Gebühren und Vergabemaßstäbe die Umsteigebereitschaft auf umweltfreundliche Verkehrsmittel gefördert und der nicht notwendige Kfz-Verkehr aus der Innenstadt und den Parkbauten ferngehalten werden. - Umwandlung von Anwohnerstellplätze Behörden- und Hier bieten sich zwei Realisierungsstufen an: Dauerstellplätzen in 92 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zunächst könnte eine Mehrfachnutzung der Stellplätze zu einer Verminderung der Abstellflächen im öffentlichen Straßenraum und zu einer Gewöhnung der Anwohner an die Parkbauten führen. Mittel- bis langfristig mit verbesserten Bedingungen im Bus- und Radverkehr und dem Ziel, das Kfz-Verkehrsaufkommen in der Innenstadt zu reduzieren, ist eine räumliche Trennung der Parkzwecke anzustreben. Aufgrund zukünftig sich noch ausweitender flexibler Arbeits- und Einkaufszeiten wird eine Mehrfachnutzung durch Besucher, Anwohner und Beschäftigte immer problematischer. Die Umwandlung von Kurzzeitparkplätzen zu Dauerparkplätzen sollte in beiden Zonen vermehrt mit Hilfe einer progressiven Gebührenstaffelung und weniger durch die Vorgabe einer Parkdauerbeschränkung erfolgen. Das bedeutet, daß das Parken umso teurer wird, je länger ein Fahrzeug abgestellt wird. Im Gegensatz zu einer zeitlichen festen Begrenzung bleiben diese Stellplätze damit grundsätzlich für jeden Anlaß nutzbar. Eine regelmäßige Nutzung durch Berufstätige kann durch eine entsprechende Gebührenhöhe ausgeschlossen werden. Die Gebührenhöhe kann dabei je nach Nachfrage und ÖPNV-Angebot innerhalb des Stadtgebietes gestaffelt werden. So sollten in Zone 2 geringere Gebühren als in Zone 1 und auf P+RPlätzen am Stadtrand geringere Gebühren als in Zone 2 erhoben werden. In Tabelle 13 ist beispielhaft eine progressive Gebührenstaffelung für die Zone 1 dargestellt. Die Parkgebühren in Parkbauten sollten grundsätzlich etwas niedriger sein, als am Straßenrand, um die Nutzung zu fördern. Parkdauer Parkgebühren _______________________________________________________ am Straßenrand in Parkbauten _______________________________________________________ bis 15 Minuten DM 0,50 gratis bis 1 Stunde DM 1,50 DM 1,00 bis 2 Stunden DM 4,00 DM 3,00 bis 3 Stunden DM 7,50 DM 6,00 ab 3 Stunden DM 3,00/h DM 2,00/h _______________________________________________________ Tab. 13: Beispiel für eine progressive Gebührenstaffelung 93 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Ein Berufstätiger, der um ca. 8.30 Uhr seinen Dienst beginnt, um ca. 12.00 Uhr zum Mittagessen nach Hause fährt, um 13.00 Uhr wiederkehrt und bis 17.00 Uhr arbeitet, müßte für das Parken am Straßenrand somit täglich Parkgebühren in Höhe von DM 24,00 (in Parkbauten: DM 16,00) bezahlen. Es ist davon auszugehen, daß kein Berufstätiger bereit ist, diesen Betrag täglich für das Parken aufzubringen. Sollte er dennoch sein Fahr-zeug für einen dringenden Anlaß benötigen, so besteht für ihn die Möglichkeit, auch mit dem Kfz in die Innenstadt fahren zu können. Einkäufe dauern erfahrungsgemäß nur selten länger als drei Stunden. Bei einer Einkaufsdauer von z. B. knapp drei Stunden werden im Parkhaus Parkgebühren von DM 6,00 fällig. Diese Gebühr liegt damit um ca. DM 2,00 über den Kosten einer Fahrt mit dem Bus (Hin- und Rückfahrt). Zur Vermeidung von Parksuchverkehr sollten die Besucher der Innenstadt bereits am Stadtrand über die fehlende Möglichkeit, kostenlos in der Innenstadt zu parken, informiert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, daß bei der Suche nach kostenlosen Parkplätzen am Straßenrand unnötiger Parksuchverkehr verursacht wird. Generell wird die Größenordnung des Parksuchverkehrs jedoch überschätzt [18]. Aus einer Untersuchung in der Innenstadt von Frankfurt ist bekannt, daß nur etwa 10% des Verkehrs dem Parksuchverkehr zuzurechnen ist und überwiegend von Straßenrandparkern verursacht wird [11]. Auch für das Anwohnerparken erscheinen geringe monatliche Parkgebühren berechtigt. Zum einen soll damit vermieden werden, daß die Inhaber von Tiefgaragenplätzen ihr Fahrzeug über längere Dauer auf dem öffentlichen Straßenraum abstellen und damit den Parkberechtigten den Parkraum nehmen, zum anderen sollte der erforderliche Verwaltungsaufwand abgedeckt sein. Kernpunkt und Erfolgsbedingung jeder Regelung im Parkraum ist neben der Eindeutigkeit und Orientierung ihre Kontrolle und Ahndung. Ausmaß und Organisation der Überwachung, also Tage, Zeiten und Häufigkeiten der Kontrollgänge sind von der Wahrscheinlichkeit der Parkverstöße und der Eingewöhnung abhängig. Für eine gute Durchsetzbarkeit sollte die Kontrolle mindestens 1 - 2-mal täglich zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen, in Problembereichen auch häufiger. Erfahrungsgemäß können sich die Personalkosten für Überwachungsaufwand im wesentlichen durch Gebühren Verwarnungsgelder selbst finanzieren [9]. den und Die Akzeptanz der Überwachung und Ahndung sollte bei der Bevölkerung verstärkt geweckt werden. Der Zusammenhang zwischen Parkraumbewirtschaftung und Umweltbelastungen durch den Kfz-Verkehr ist deutlich herauszustellen. Hier sollten die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit gezielt eingesetzt werden. Die gesellschaftliche Duldung von Falschparkern verhindert letztendlich für alle erlebbare Verbesserungen der Aufenthalts- und Verkehrsqualität. 94 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Ermittlung der zukünftigen Verkehrsnachfrage im Kfz-Zielverkehr zur Innenstadt mit Hilfe des Stellplatzangebotes wurde eine weitere Differenzierung der spezifischen Stellplatzumschlagziffern nach den Kategorien - Dauerparkplatz Kurzparkplatz (Straßenrand) Kurzparkplatz (Parkhaus, Tiefgarage) Anwohnerparkplatz und illegaler Parkplatz durchgeführt. Dabei wurden überschlägig auch die illegalen Stellplätze berücksichtigt, da eine Verschärfung der Parkraumüberwachung auch eine Reduzierung von (illegalen) Stellplätzen zur Folge hat. Somit wächst bei einer schlechten Überwachung auch das Angebot an illegalen Parkplätzen. Illegale Parkplätze werden darüberhinaus sehr häufig umgeschlagen, so daß eine nur geringe Zahl derartiger Stellplätze ein erhebliches Verkehrsaufkommen nach sich ziehen kann. Ebenso wurde in der Berechnung berücksichtigt, daß Kurzparkplätze am Straßenrand sowie illegale Stellplätze in gewissem Umfang von Fahrzeugen belegt werden, die kurz zuvor an einem anderen Stellplatz innerhalb der Zone 1 abgestellt waren. Sie können strenggenommen nicht dem Zielverkehr zur Innenstadt zugerechnet werden und wurden daher dem innerbezirklichen Verkehr zugerechnet. Nichtsdestotrotz sind auch dies Kfz-Fahrten, die das innerstädtische Straßennetz, ähnlich dem Parksuchverkehr, belasten. Zusätzlich wurde miteingerechnet, daß mit der prognostizierten Zunahme des Kfz-Verkehrs der Druck auf Kurzzeitstellplätze in den Parkhäusern und Parkplätze am Straßenrand wächst, wenn nicht die Parkgebühren der steigenden Nachfrage angepaßt werden. Dabei ergeben sich durch die damit verbundene stärkere Auslastung auch höhere mittlere Umschlagziffern. Dieser Fall könnte speziell in Passau eintreten, da die Parkplätze in den Parkierungsanlagen ohnehin nicht ausgelastet sind. Die jeweils angesetzten Umschlagziffern basieren auf den folgenden Annahmen: - Im Berufs- und Ausbildungsverkehr (Dauerstellplätze) wird es zukünftig keine wesentlichen Veränderungen hinsichtlich der Stellplatznutzungsdauer geben. - Die Parkdauer im Besucher- und Einkaufsverkehr wird bei Einrichtung von P+R-Anlagen, die eher für längere Aufenthalte in der Innenstadt genutzt werden, abnehmen. Kfz-Fahrten in die Innenstadt sollten nur noch bei kurzen Erledigungen, Abholungen etc. stattfinden (Parkzeitbegrenzung, Parkkosten). 95 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 6: Zielverkehrsaufkommen in die Innenstadt - Prognose 2005 Mit diesen Berechnungsannahmen ergibt sich eine Reduzierung der Verkehrsnachfrage im Kfz-Zielverkehr zur Innenstadt von ca. 50% im Planfall 1 und von ca. 10% im Planfall 2 (jeweils bezogen auf die zukünftigen Verkehrsmengen) (Abb. 6). Bei der Interpretation der Zahlen ist zu berücksichtigen, daß das Kfz-Zielverkehrsaufkommen zur Innenstadt auch ohne die Reduzierung von Parkplätzen nicht auf das selbe Maß ansteigen wird, wie der Kfz-Verkehr in den übrigen Verkehrsbeziehungen, da die ausbleibende Anpassung des Parkraumangebotes an die prognostizierte Verkehrsnachfrage bereits restriktiv wirkt. Bei höherer oder niedrigerer Stellplatzfrequenz als den angenommenen Umschlagfaktoren, z. B. durch Veränderung der Höchstparkdauer, wirkt sich dies auf das Kfz-Zielverkehrsaufkommen aus sowie auf die Nutzung/ Auslastung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel mit P+R. 96 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Aus den genannten Zahlen kann jedoch nicht zwingend auf die wirklich zu realisierende Abnahme im Kfz-Verkehr geschlossen werden, da die o. g. Maßnahmen zur Parkraumumnutzung bzw. -reduzierung noch von attraktivitätssteigernden Maßnahmen bei den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln begleitet werden, die die Wirkung verstärken können. Einen Anhaltspunkt für diese Summenwirkung gibt die Auswertung der Haushaltsbefragung. Demnach werden durch restriktive Maßnahmen gegenüber dem Kfz-Verkehr allein nur ein Drittel der Bürger angesprochen, die zum Umstieg auf stadtverträglichere Verkehrsmittel ”ganz bestimmt” bereit wären (1. Zwischenbericht, Abb. 10). Über die privaten Stellplätze in Garagen oder in Höfen in der Innenstadt bestehen keine Informationen, weshalb für diese Nutzergruppe keine konkreten Aussagen getroffen werden können. Eine Erhöhung der Anwohnerstellplatzzahl ist anzustreben, um die Wohnsituation in der Innenstadt entscheidend zu verbessern. Der Bedarf für diese Stellplätze besteht durch - höhere Anzahl von Pkw im Quartier, • höhere Motorisierung (Zweitwagenbesitz) der Haushalte • Trend zu kleineren Haushalten und Studentenwohnformen in der Innenstadt, mit einer durchschnittlich höheren Motorisierung - Umnutzung von bisherigen Stellplätzen bei Sanierung, Um-, Ausbau und sonstigen privaten Gründen. Der genaue Bedarf für die zukünftigen Anwohnerstellplätze sollte nach detaillierter Erfassung der bestehenden Parkmöglichkeiten für die Bewohner ermittelt werden. Bei der Planung sollte nicht nur die konkrete Nachfrage gedeckt werden, sondern darüber hinaus den (potentiellen) Bewohnern ein Anreiz zum Wohnen in der Innenstadt geboten werden. Eine Umsetzung von Maßnahmen der Parkraumbewirtschaftung innerhalb der Zone 2 hätte zur Folge, daß die umweltfreundlichen Verkehrsmittel vermehrt auch für Fahrten von einem Stadtteil zum anderen genutzt würden. Welche Auswirkungen dabei auf das Kfz-Verkehrsaufkommen zu erwarten sind, hängt nicht zuletzt von den durchgeführten Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung im ÖPNV, im Fußgänger- und Fahrradverkehr ab. Eine Beschleunigung zur Durchführung einer Parkraumbewirschaftung in der Zone 2 ist vor allem dann dringlich, wenn die Maßnahmen zur Parkraumreduzierung in der Zone 1 nicht oder nur in geringem Umfang (Planfall 2) umgesetzt werden können. 97 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 3 Analyse der Auswirkungen Die im Abschnitt 2 aufgeführten Maßnahmen wirken sich je nach Umfang und Intensität der Durchführung unterschiedlich auf verschiedene Bereiche in der Stadt Passau aus. In der folgenden Wirkungsanalyse wird überprüft, welches der drei zu Beginn der Untersuchung genannten Szenarien angesichts der vorgeschlagenen Maßnahmen am wahrscheinlichsten eintreten wird. Die Eintretenswahrscheinlichkeit wird selbstverständlich wesentlich davon beeinflußt, ob die angesprochenen Maßnahmen auch konsequent und in vollem Umfang realisiert werden. Andernfalls ist nur eine abgeschwächte Wirkung zu erwarten. 3.1 Generelle Verkehrs-Verlagerungen Wie im 1. Zwischenbericht bereits dargelegt, wurde eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs innerhalb des Stadtgebietes um 47.000 Kfz-Fahrten/Tag im Szenario ”Umweltverbesserung” und um 25.000 Kfz/Tag im Szenario ”Schadensbegrenzung” angesetzt. Bezogen auf die für das Szenario ”Status Quo” prognostizierte Verkehrsmenge von ca. 208.000 Kfz/Tag im Binnenraum entspricht dies einer Reduzierung um 22,6% beim Szenario ”Umweltverbesserung” bzw. um 12% beim Szenario Schadensbegren-zung. Die in Abschnitt 2 aufgeführten weichen Maßnahmen umfassen jeweils fördernde Maßnahmen (gegenüber dem ÖPNV, Fahrrad- und Fußgängerverkehr) als auch restriktive Maßnahmen (gegenüber dem KfzVerkehr). Aus der Auswertung der Haushaltsbefragung wurde deutlich, daß unabhängig von der Größenordnung der zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bereiten Bürger - etwa dreimal soviele Bürger auf eine Kombination von fördernden Maßnahmen mit einschränkenden Maßnahmen ansprechen, als wenn nur ausschließlich fördernde bzw. einschränkende Maßnahmen ergriffen werden. Die durch einschränkende Maßnahmen im ruhenden Verkehr zu verlagernde Kfz-Verkehrsmenge läßt sich aufgrund des nachweisbaren Zusammenhangs zwischen Stellplatzzahl und Kfz-Zielverkehrsaufkommen vergleichsweise leicht ermitteln. Schwieriger ist dagegen die Berechnung der durch ein verbessertes Angebot im ÖPNV verlagerten Kfz-Verkehrsmenge. Eine Abschätzung kann hier nur aufgrund von Erfahrungswerten aus anderen Städten bzw. aufgrund der bereits o. g. Ansprechbarkeit der Bürger erfolgen. Betrachtet man die in Passau in den Jahren 1982 bis 1993 durchgeführten Verbesserungen im ÖPNV, die sich am besten in den gestiegenen Betriebsleistungen niederschlagen und vergleicht damit das Fahrgastaufkommen, so ergibt sich der in Abbildung 7 dargestellte Zusammenhang. 98 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 7: Zusammenhang zwischen Betriebsleistung und Verkehrsnachfrage in Passau (1982 - 1993) Dabei zeigt sich, daß die Fahrgastzahlen bei einer Verdoppelung der Betriebsleistung etwa um 50% anstiegen. Für den im Szenario ”Umweltverbesserung” unterstellten Anstieg der Fahrgastzahlen im ÖPNVBinnenverkehr auf ca. 56.000 Fahrgäste/Tag (Steigerung um 107%) wäre dazu eine Verdreifachung der 1992 zum Zeitpunkt der Haushaltsbefragung vorhandenen Betriebsleistung erforderlich. Bei dem 1992 vorhandenen Angebot im ÖPNV entspräche dies etwa einer Angebotsverdichtung vom 40Minuten-Takt auf einen 15-Minuten-Takt. Der bei den Maßnahmen im ÖPNV vorgeschlagene 10-Minuten-Grundtakt entspricht somit der unterstellen Verkehrsnachfrage. Beim Szenario ”Schadensbegrenzung” wäre bei ca. 41.000 Fahrgästen/Tag (Steigerung um 52%) entsprechend eine Verdoppelung der Betriebsleistungen erforderlich. Die gezeigten Schlußfolgerungen gelten ausschließlich bei Konstanz des zum Zeitpunkt der Haushaltsbefragung vorhandenen Parkplatzangebotes und der Parkplatznutzung. 99 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Daß ein derartiges ÖPNV-Angebot nicht utopisch ist, soll ein Vergleich mit der 44.000 Einwohner zählenden Schweizer Stadt Schaffhausen-Neuhausen zeigen, deren Verkehrsbetriebe jährlich über 12 Mio Fahrgäste auf dem städtischen Netz befördern. Das ÖPNV-Angebot dort entspricht den Fahrgastzahlen. Viele Buslinien und Trolleybuslinien verkehren dort im 10Minuten-Takt mit Verdichtung auf 5 Minuten während der Hauptverkehrszeiten. Überträgt man diese Werte auf Passau, so entspräche dies einem Fahrgastaufkommen von 13,7 Mio/Jahr und einem Zuwachs von fast 120%, also noch mehr als im Umweltszenario unterstellt. Im Ziel-/Quellverkehr sind nach dem Szenario ”Umweltverbesserung” ca. 14.000 Kfz-Fahrten/Tag auf den ÖPNV zu verlagern. Wird das P+R-Angebot am Stadtrand von ca. 2.500 Stellplätzen bei einer Umschlagziffer von 1,2 Fahrzeugen/P+R-Stellplatz den Berechnungen zugrundegelegt (s. Kap. 2.3.2.3), so verbleiben noch ca. 7.500 Fahrten/Tag, die auf öffentliche Verkehrsmittel aus dem Umland in die Stadt und zurück verlagert werden müssen. Welcher Anteil dieser Fahrten bereits am Wohnort in den ÖPNV steigt und welcher Anteil an P+R-Plätzen im Umland auf den ÖPNV umsteigt, kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht abgeschätzt werden. Für die Aussagen zum ÖPNV-Angebot im Stadt-Umland-Verkehr ist diese jedoch zunächst unerheblich. Mit den genannten 7.500 zusätzlichen ÖPNV-Fahrten wird das ÖPNV-Aufkommen um ca. 120% zunehmen. Wird auf restriktive Maßnahmen im ruhenden Verkehr verzichtet, so bedeutet dies, daß zur erforderlichen Akzeptanz das ÖPNV-Angebot auch hier um etwa das Dreifache gesteigert werden muß. Der bei den Maßnahmen im ÖPNV angesprochene 30-Minuten-Takt zwischen Passau und den wichtigsten Einpendlergemeinden bzw. ein Stundentakt zu den etwas weiter außen liegenden Gemeinden würde das ÖPNV-Angebot gegenüber dem Zustand 1992 um mehr als das Dreifache steigern. Auch dieses Angebot entspricht damit der unterstellten Verkehrsnachfrage. Mit der Verdichtung des Bedienungsangebotes zwischen Salzweg und Passau seit Mai 1993 wurde bereits die Richtung zur weiteren Verbesserung des ÖPNV im Stadt-UmlandVerkehr vorgegeben. Im Szenario ”Schadensbegrenzung” kann die Zahl der P+R-Plätze am Stadtrand auf ca. 1.700 Stellplätze reduziert werden. Dabei sind noch ca. 9.200 Kfz-Fahrten/Tag zu verlagern. Entsprechend der eben genannten Überlegungen ergeben sich noch ca. 4.900 Fahrten/Tag, die auf öffentliche Verkehrsmittel aus dem Umland in die Stadt und zurück verlagert werden müssen. Dies entspräche einer Steigerung des ÖPNV-Aufkommens aus dem Umland um ca. 80%. 100 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Ermittlung der zu verlagernden Kfz-Verkehrsmenge aufgrund von Einschränkungen im ruhenden Verkehr wird zunächst Planfall 1 zugrundegelegt, der entsprechend Tabelle 12 eine umfangreiche Reduzierung und Umnutzung von Stellplätzen in der Innenstadt vorsieht. Unter Berücksichti-gung der bereits in Kapitel 2.4.2 genannten Berechnungsannahmen werden im Planfall 1 ca. 30.000 Kfz/Tag verdrängt. Dies entspricht etwa 50% der für das Jahr 2005 prognostizierten Verkehrsmenge zur Innenstadt. Es zeigt sich jedoch auch, daß zu der im Szenario ”Umweltverbesserung” unterstellen Reduzierung von ca. 47.000 Kfz/Tag noch ein Fehlbetrag von ca. 17.000 Kfz/Tag auftritt, der auf Attraktivitätssteigerungen im ÖPNV, im Fußgänger- und Fahrradverkehr sowie auf Maßnahmen der Parkraumbewirtschaftung in Zone 2 zurückgeführt werden kann. Die o. g. Umsteigerzahl von 17.000 Kfz-Fahrten/Tag infolge von Attraktivitätssteigerungen im Umweltverbund ist höchstwahrscheinlich, wenn berücksichtigt wird, daß - das Verkehrsmittelwahlverhalten vielfach durch Gewohnheit bestimmt wird. Hat sich z. B. ein ehemaliger Kfz-Benutzer einmal an die Restriktionen im ruhenden Verkehr gewöhnt und benützt den ÖPNV, so wird der gleiche Nutzer auch zu anderen Gelegenheiten eher auf den ÖPNV umsteigen als zuvor. Zum einen besitzt er eine Zeitkarte für den öffentlichen Nahverkehr und zum anderen kennt er das System bereits. - sich bei Verbesserungen im ÖPNV auf den Verkehrsbeziehungen zur Innenstadt sich z. T. auch Verbesserungen für Verkehrsbeziehungen von einem Stadtteil zum anderen ergeben können. - es in Zusammenhang mit einem entsprechendem Marketing auch ”in” werden kann, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu benützen. Ähnliches gilt sinngemäß auch für das Umsteigen vom Kfz auf das Fahrrad. Wie Abbildung 8 zeigt, werden im Szenario ”Umweltverbesserung” mit den im Planfall 1 unterstellten restriktiven Maßnahmen im ruhenden Verkehr sowie den Verbesserungen im ÖPNV, Fußgänger- und Radverkehr darüberhinaus noch ca. 6.300 Fahrten/Tag auf Fahrgemeinschaften und ca. 9.500 Fahrten auf das Fahrrad und Zufußgehen verlagert. 101 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 8: Verlagerung von Kfz-Fahrten auf andere Verkehrsmittel Da es relativ schwierig ist, die Verhaltensänderungen der Bürger bei einer Kombination von restriktiven und fördernden Maßnahmen zu prognostizieren, können lediglich verbale Angaben zur Wahrscheinlichkeit für das Eintreten der einen oder anderen Verhaltensänderung gemacht werden. In Anlehnung an die im 1. Zwischenbericht in Abbildung 10 gezeigte Umsteigebereitschaft der Bürger in Abhängigkeit von den durchgeführten Maßnahmen, ergibt sich für das Szenario ”Umweltverbesserung” das in Abbildung 9 dargestellte Bild. Je höher der Anteil an attraktivitätssteigernden Maßnahmen bei den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln sein muß, um die Zielgröße von 47.000 zu verlagernden Kfz-Fahrten zu erreichen, desto weniger wahrscheinlich ist, daß diese Zielgröße auch erreicht wird. Zum Vergleich wurde am rechten Rand der Darstellung noch das Meinungsbild der Bevölkerung wiedergegeben, wonach eine Kombination von restriktiven Maßnahmen im ruhenden Verkehr mit fördernden Maßnahmen im ÖPNV, Fußgänger- und Radverkehr ca. dreimal mehr Bürger zum Umstieg bewegen würde, als restriktive Maßnahmen allein. Demnach erscheint der Planfall 1 in Verbindung mit den Verbesserungen bei den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln mit großer Wahrscheinlichkeit dazu geeignet, die im Szenario ”Umweltverbesserung” unterstellte Verlagerung von 47.000 KfzFahrten/Tag zu erreichen. Weniger wahrscheinlich erscheint dagegen der Planfall 2, um dieses Ziel zu erreichen. Entsprechend dem Meinungsbild der Bevölkerung könnte hierbei maximal ein Verlagerungspotential von ca. 20.000 Kfz/Tag erreicht werden. Dies liegt noch unter dem im Szenario ”Schadensbegrenzung” angestrebten Verlagerungspotential von 25.000 KfzFahrten/Tag. 102 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Werden hingegen die in Planfall 2 zu Anwohnerstellplätzen umzuwandelnden Dauerparkplätze in Kurzparkplätze bzw. in Anwohnerparkplätze mit Nutzungsberechtigung durch Kurzparker umgewandelt, so wird das Kfz-Zielverkehrsaufkommen zur Zone 1 mit hoher Wahrscheinlichkeit um ca. 4.000 Kfz-Fahrten/Tag ansteigen. Das Ziel einer Verkehrsreduzierung allein mit Hilfe von Qualitätsverbesserungen im ÖPNV, im Fußgänger- und Radverkehr läßt sich damit mit hoher Wahrscheinlichtkeit nicht mehr erreichen, da berücksichtigt werden muß, daß Verbesserungsmaßnahmen für den ÖPNV, des Fußgänger- und Radverkehrs in vielen Fällen eine Reduzierung der Verkehrsflächen des KfzVerkehrs zur Voraussetzung hat. Dies wird dann aufgrund der Steigerung der Kfz-Verkehrsmengen kaum noch zu realisieren sein. Abb. 9: Aufteilung der Kfz-Verlagerung in restriktive und fördernde Einflußgrößen 103 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 3.2 Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt Die Reduzierung des Kfz-Verkehrs in der Innenstadt ist das wichtigste Ziel des Verkehrsentwicklungsplanes Passau. Die bisher aufgezeigten Maßnahmen betreffen hauptsächlich die Innenstadt, so daß auch dort von einer stärkeren Wirkung der weichen Maßnahmen ausgegangen werden kann, als bei Betrachtung des gesamten Stadtgebietes. Zur quantitativen Abschätzung der Wirksamkeit der im VEP vorgeschlagenen Maßnahmen auf den Verkehr in der Innenstadt ist es erforderlich, den Kfz-Verkehr in der Innenstadt in seine Bestandteile als Ziel-/Quellverkehr, Durchgangsverkehr und innerbezirklicher Verkehr aufzuteilen (Tab. 14). Dabei sollen ausschließlich die Prognoseverkehrsmengen für das Jahr 2005 betrachtet werden. Der Bereich Innenstadt umfaßt die Altstadt, die Innstadt, das Bahnhofsviertel und die Universität. Betrachtet werden soll lediglich das Szenario Umweltverbesserung in Verbindung mit sehr restriktiven Maßnahmen im Bereich des ruhenden Verkehrs sowie ein Szenario, das im wesentlichen eine deutliche Verbesserung bei den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes unterstellt, im Gegensatz zum Szenario Umweltverbesserung im Bereich des ruhenden Verkehrs jedoch die als durchsetzbar erachteten Vorschläge des Ordnungsamtes beinhaltet (gemäß Projektgruppe VEP). Da sich die Szenarien jeweils auf die Kfz-Verkehrsbelastung der Innenstadt beziehen, beträgt die errechnete Reduzierung des Kfz-Verkehrsaufkommens lediglich 34.900 KfzFahrten/Tag im Szenario Umweltverbesserung und nicht 47.000 Kfz/ Tag. Der Differenzbetrag von 12.100 Kfz-Fahrten/Tag beinhaltet Kfz-Fahrten, (sowohl im Binnen- wie auch im Ziel/Quellverkehr), die nicht über die Innenstadt führen. Im Realszenario ergeben sich nur geringfügige KfzVerkehrsreduzierungen infolge des abgeschwächten Maßnahmenspektrums im ruhenden Verkehr. Dennoch wurden auch hier Verkehrsverlagerungen infolge eines deutlich ausgeweiteten Angebotes bei den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes unterstellt. Das Wirkungsspektrum der weichen Maßnahmen liegt somit zwischen 14% und 43% Kfz-Verkehrsreduzierung in der Innenstadt. Zum besseren Vergleich wurde in der letzten Spalte als Szenario noch der vollständige Extremfall eines Altstadt-Straßenringes untersucht. Dabei wurde angenommen, daß der gesamte Durchgangsverkehr aus der Innen-stadt herausgehalten werden kann. Die Fiktion eines Altstadt-Straßenringes beinhaltet zwei neue Donaubrücken, eine neue Innbrücke sowie neue Umgehungsstraßen in maximal 2 km Enfernung vom Stadtzentrum, da andernfalls eine entsprechende Verkehrswirksamkeit nicht erwartet werden kann. Trotz dieser aufwendigen Maßnahmen im Straßennetz kann die Verkehrsbelastung in der Innenstadt um lediglich 30% reduziert werden. 104 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Szenario UmweltverRealszenario Altstadtring besserung (Fiktion) _______________________________________________________________ ___________ Parkraumkonzept unverändert Planfall 1 Planfall 2 unverändert _______________________________________________________________ ___________ ÖPNV-Angebot unverändert offensiv offensiv unverändert _______________________________________________________________ ___________ Maßnahmen im Radunverändert offensiv offensiv unverändert fahrer- und Fußgängerverkehr 2005 _______________________________________________________________ ___________ Verkehrsanteil Kfz/Tag Kfz/Tag Kfz/Tag Kfz/Tag _______________________________________________________________ ___________ Ferndurchgangsverkehr 2.800 2.800 2.800 0 Städtischer Durchgangsverkehr Status Quo 11.500 8.500 10.000 0 8.400 5.400 6.900 0 Ziel-/Quellverkehr zur Innenstadt aus Passau 26.800 8.000 22.800 26.800 Ziel-/Quellverkehr zur Innenstadt von außerhalb 26.600 18.700 24.200 26.600 Einströmender Durchgangsverkehr Innerbezirklicher Verkehr (Innenstadt) 4.300 2.100 3.800 4.300 _______________________________________________________________ ___________ Summe 80.400 45.500 69.500 57.700 Reduzierung gegenüber Status Quo - 43% - 14% - 28% _______________________________________________________________ ___________ Tab. 14: Verkehrsreduzierung in der Innenstadt 105 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 4 Stadtteilbezogene Maßnahmen Die zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse - entsprechend der Leitlinien - im Rahmen dieses vorliegenden VEP vorgeschlagenen Maßnahmen, wurden im Zusammenhang ausführlich in den jeweiligen Abschnitten der einzelnen Verkehrssysteme Fußgänger- und Radverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Park-and-Ride, Straßennetz und ruhender Verkehr abgehandelt. In diesem Kapitel werden die vorgeschlagenen Maßnahmen für die einzelnen Stadtteile, in ihren Abhängigkeiten sowie nach Priorität zusammenhängend dargestellt. Innenstadt: Plan 12.1 Die Maßnahmen für die Innenstadt von Passau sollen zum einen die Funktion als Zentrum eines überörtlichen Einzugsbereiches und Stadtmittelpunkt erhalten und stärken. Oberstes Ziel ist eine deutliche Entlastung vom Kfz-Verkehr. Zum anderen strahlen die hier realisierten Maßnahmen auf das Verkehrsgeschehen im gesamten Stadtgebiet aus, sie wirken also innovativ. Aufgrunddessen ist insbesondere hier in der Innenstadt eine zielstrebige Verfolgung und Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen von hoher Bedeutung. Die erzielbare Wirkung ist vor allem in der Innenstadt beachtlich. Das Quellund Zielverkehrsaufkommen mit dem Kfz kann zwischen 10% und 50% reduziert werden - je nach Ausmaß von Angebotsverbesserungen im Umweltverbund und Maßnahmen im ruhenden Verkehr. Im Radverkehrsaufkommen zur und von der Innenstadt sind Steigerungen zwischen 25% und 30% möglich; beim ÖPNV kann bezüglich der Innenstadt mit einem Plus von über 100% gerechnet werden. Erst diese Veränderungen in der Verkehrsmittelwahl machen eine Umgestaltung des Ludwigsplatzes möglich. Das für das Jahr 2005 prognostizierte Verkehrsaufkommen von 52.500 Kfz/24h kann bis auf die Hälfte reduziert werden. Nach seiner Lage innerhalb der Stadt kann dann der Ludwigsplatz vorrangig Fußgängern, Radfahrern und dem ÖPNV zur Verfügung gestellt werden, dies sollte als städtebauliche Chance verstanden und genutzt werden. 106 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Innstadt: Plan 12.2 Die Innstadt hat sich während der Bearbeitung des VEP als äußerst problematischer Stadtteil herauskristallisiert. Das in den letzten Jahren und auch in Zukunft noch anwachsende Kfz-Verkehrsaufkommen durch Baumaßnahmen und Verdichtung im Bestand (vgl. 3. Zwischenbericht) belastet vor allem den historischen Kern und die heutige Innbrücke. Um für diesen Bereich Verbesserungen zu erzielen, wurden die in den vorangegangenen Kapiteln angesprochenen denkbaren Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht. Das Kfz-Verkehrsaufkommen auf der Marienbrücke könnte allein durch weiche Maßnahmen um ca. 3.000 Kfz/Tag reduziert werden. Dieser Wert entspricht jedoch etwa dem zu erwartenden Verkehrszuwachs bis zum Prognosejahr 2005, so daß eine Verkehrsberuhigung im Kernbereich der Innstadt fraglich erscheint. Bei der Umsetzung des Beschleunigungsprogrammes für den ÖPNV sind im Bereich der Innstadt spezielle Maßnahmen im Detail technisch zu prüfen, wie in Kombination von Verkehrslenkung und Verkehrsregelung (LSA) die Linienbusse bevorzugt werden können. 107 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Der Bau einer weiteren Innbrücke flußaufwärts steht im Konflikt zwischen verkehrlicher Wirksamkeit und zusätzlichen Verkehrsproblemen, die damit verursacht werden. Die Verkehrswirksamkeit wächst mit der Nähe dieser neuen Brücke zur bestehenden Marienbrücke. Eine ortsferne Brückenlage bei Ingling hätte bei hohen Baukosten nur eine minimale Entlastungswirkung auf der Marienbrücke zur Folge. Der Bau einer 2. Innbrücke in Höhe der L.-Paminger-Straße könnte die Marien-brücke um 6.000 bis 7.000 Kfz/Tag entlasten, falls parallel auf der Gottfried-SchäfferStraße und der Marienbrücke umfangreiche verkehrsberuhigende Maßnahmen ergriffen werden. Jedoch auch im Falle dieser Entlastungswirkung wäre die restliche Kfz-Verkehrsmenge über die Marienbrücke immer noch so erheblich (ca. 12.000 Kfz/Tag), daß eine Verkehrsberuhi-gung der Innstadt ernsthaft in Frage gestellt werden muß. In Verbindung mit einer weiteren Donaubrücke bei Achleiten muß sogar befürchtet werden, daß das Verkehrsaufkommen auf der Kapuzinerstraße und auf der Marienbrücke zusätzlich ansteigen wird, da somit vom Stadtteil Grubweg zur Innenstadt und nach Passau-Süd eine direkte Verbindung besteht, die viele Autofahrer veranlassen wird, über die Innstadt zu fahren. Vor diesem Hintergrund sollte die bereits in Kap. 2.4.1.1 beschriebene Innstadt-Umfahrung mit einer neuen Innbrücke an der Stelle der heutigen Eisenbahnbrücke erwogen werden, die eine gänzliche Sperrung der Marienbrücke für den allgemeinen Kfz-Verkehr möglich macht. Haidenhof: Plan 12.3 Außerhalb der Innenstadt ist im nördlichen Teil von Haidenhof die größte Konzentration von Nutzungen vorzufinden, welche auch ein entsprechendes Kfz-Verkehrsaufkommen nachsichzieht. Das gleiche gilt für den engeren Bereich um die Neuburger Straße und die Innstraße (östlich der L.-Paminger-Straße). Neben diesen intensiv genutzten Gebieten bestehen vor allem im südlichen Stadtteil locker bebaute, reine Wohnquartiere. Zusätzlich zum Eigenverkehrsaufkommen wird die dortige Verkehrsinfrastruktur auch von Stadt- und Umlandbewohnern zum Erreichen der Innenstadt und sonstigen Zielen benutzt. Aufgrund dieser Gegebenheiten kann zur Verbesserung der Umwelt- und Lebensbedingungen nicht nur eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs durch Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel erfolgen. 108 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Erreichung der in Kapitel 2.1 genannten Ziele, ist deshalb darüberhinaus auch eine Verlagerung des verbleibenden Kfz-Verkehrs auf weniger empfindliche Straßenzüge erforderlich. Zur Attraktivitätssteigerung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel werden neben punktuellen allgemeinen Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer - der Ausbau bestehender Radverbindungen und die Anlage neuer, insbesondere radialer Radwege Richtung Innenstadt und - die Verdichtung des ÖPNV-Angebotes in jeglicher Weise empfohlen. Im Rahmen der Parkraumbewirtschaftunsmaßnahmen in Zone 2 wird empfohlen, vor allem in den nutzungsintensiven Bereichen der Spitalhofstraße und Neuburger Straße Dauerstellplätze in Anwohnerstellplätze umzuwandeln sowie die Straßenrandparkplätze zu bewirtschaften. Die nicht verlagerbaren Kfz-Fahrten sollten soweit wie möglich aus den Siedlungsbereichen ferngehalten werden. Um hier eine hohe Wirksamkeit zu erreichen, wird empfohlen, das Straßennetz entsprechend Kapitel 2.4.1 und Plan 12.3 zu erweitern bzw. auszubauen. Die maximale Gesamtwirkung der Maßnahmen (d. h. bei ausgeschöpftem Handlungsspielraum) auf den Kfz-Verkehr ist in Abbildung 10 für die Neuburger- und die Spitalhofstraße dargestellt. Aus der Spitalhofstraße sind über den Planungshorizont hinaus je Abschnitt weitere 1.500 Kfz-Fahrten auf die Haitzinger-/Grünau- bzw. Regensburger Straße verdrängbar (gestrichelt dargestellt), wenn die Voraussetzungen auf der Spitalhofstraße selbst (Restriktionen) und an der Einmündung Grünaustraße/Dr.-Hans-KapfingerStraße geschaffen werden: es wird empfohlen, die Herausnahme der Spitalhofstraße aus dem Hauptstraßennetz anzustreben. Wie bereits in Kapitel 2.4.1.1 angesprochen, könnte diese veränderte Straßenfunktion durch eine Unterbrechung dieses Straßenzuges zwischen Holzheimerstraße und Sailerwöhr bzw. Auerspergstraße geschehen. 109 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Abb. 10: Kfz-Verkehrsaufkommen 2005 - Neuburger Straße und Spitalhofstraße Die aufgezeigten Maßnahmen bilden die Grundlage für eine entscheidende Verbesserung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen und zur Steigerung der Attraktivität für den Stadtteil Haidenhof. 110 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Grubweg und Hals: Plan 12.4 Der Stadtteil Grubweg zählt mit ca. 8.500 Einwohnern zu den einwohnerstärkeren Stadtteilen von Passau. Darüberhinaus beinhaltet er auch noch viele Arbeitsplätze (Zahnradfabrik). Aufgrund der kompakten Wohnbebauung liegen vergleichsweise günstige Voraussetzungen für eine ÖPNV-Erschließung vor. Ungünstig für den ÖPNV wirkt sich die Straßenführung sowie die Verteilung der Siedlungsbereiche aus, die ein Mäandern der Linienführung erforderlich macht, um eine ausreichende Erschließung zu gewährleisten. Der Stadtteil wird derzeit ab Haltestelle Englmaierstraße tagsüber im 15-Minuten-Takt bedient. Eine weitere Erschließung dieses Stadtteiles erfolgt über die Linie 180 im Stunden-Takt. Mittel- bis langfristig sollte für diesen Stadtteil ein 10-Minuten-Takt angestrebt werden. Einer stärkeren Fahrradbenutzung stehen für den Stadtteil Grubweg die ungünstigen Steigungen entgegen. Eine mögliche, vom Kfz-Verkehr weitgehend störungsfreie Radverkehrsroute könnte vom Christdobl über die Wenzlstraße nach Grubweg führen. Im kompakten Siedlungsbereich von Grubweg sollten verkehrsberuhigende Maßnahmen ergriffen werden, soweit sie den ÖPNV nicht unzumutbar behindern. Dazu zählt vor allem auch die Schaffung eines weitgehend straßenunabhängiges Fußwegenetz, das nötigenfalls auch von Fahrradfahrern benutzt werden kann. Es sollte angestrebt werden, daß vor allem innerhalb dieses Stadtteils nur noch wenige Wege mit dem Kfz zurückgelegt werden. Das Straßennetz sollte so ausgestaltet und an das übergeordnete Straßennetz angebunden werden, daß die weitgehend anbaufreien Straßen, wie B12 oder B388 stärker mit Kfz-Verkehr belastet und die inneren Stadtteilbereiche entlastet werden. Hierzu zählt z. B. eine bessere Anbindung der Georg-Phillipp-Wörlen-Straße an die B12 in Verbindung mit geschwindigkeitsmindernden Maßnahmen auf der Alten Straße. Ebenso sind Verlagerungen über die Schulbergstraße auf die B388 anzustreben. Für den gesamten Stadtteil Grubweg Verkehrsberuhigungskonzept erarbeitet werden. sollte ein detailliertes Der Stadtteil Hals zählt nur etwa 2.000 Einwohner und wird entsprechend seltener mit dem ÖPNV angefahren (derzeit 30-Minuten-Takt). Schließlich steht der ÖPNV aus diesem Stadtteil in die Innenstadt auch noch in direkter Konkurrenz zum Fahrrad, da die Entfernung zu Innenstadt und die Steigungen gering sind. Hier sollte vor allem die vergleichsweise ungünstige Situation für Radfahrer und Fußgänger um den ”Ilzsporn” gelöst werden, auch wenn dies hohe Investitionen erforderlich machen. Die Suche nach einer Lösungsmöglichkeit für eine attraktive und sichere Führung der Fußgänger und Radfahrer am ”Ilzsporn” sollte Bestandteil einer eigenen Untersuchung sein. 111 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Ilzstadt sollte eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf diesen Bereich sowie die Einrichtung von Pförtneranlagen an den Zufahrtsstraßen in Höhe der P+RPlätze bzw. an der G.-F.-Wörlen-Straße geprüft werden. Ziel dieser Maßnahme sollte sein, den Zufluß in die Freyunger Straße betrieblich so zu dosieren, daß ein flüssiger Verkehrsablauf im Bereich der Wohnbebauung sichergestellt ist und bei hohen Verkehrsbelastungen ein möglicher Verkehrsstau in nicht angebaute Straßenabschnitte verlagert wird. Hacklberg mit Schalding l. d. Donau: Plan 12.5 In diesem Bereich der Stadt Passau bestehen selbst keine gravierenden verkehrlichen Probleme, die spezielle Einzelmaßnahmen erforderlich machen würden. Eine Ausnahme bildet der nördliche Brückenkopf der Franz-Josef-Strauß-Brücke. Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel, die insbesondere in den Zielgebieten (Innen-stadt) das Kfz-Verkehrsaufkommen vermindern sollen, bilden auch Ver-besserungen für die Bevölkerung, zum einen durch weniger Kfz-Verkehr in den Wohngebieten und zum anderen die durch die Ausweitung des Busangebotes größeren Mobilitätschancen. Heining mit Schalding r. d. Donau: Plan 12.6 Der Stadtteil Hiening zählt mit fast 10.000 Einwohnern neben Haidenhof zum bevölkerungsstärksten Stadtteil Passaus. In den letzten Jahren konnten in diesem Stadtteil starke Bevölkerungszuwächse verbucht werden. Leider bildeten sich in den vergangenen Jahren durch die vermehrte Ausweisung von Baugebieten für Einfamilienhäusern auto-orientierte Siedlungsstrukturen heraus, die nur schwierig mit dem ÖPNV zu erschließen sind. Vielfach wurden die für ein attraktives und wirtschaftliches ÖPNV-Angebot notwendigen Lückenschlüsse im Erschließungsstraßennetz durch die Errichtung von Gebäuden unmöglich gemacht. Auch das Fahrrad stellt aufgrund der fernen Lage zur Innenstadt als auch infolge der topographischen Verhältnisse keine ausreichende Alternative zum Pkw dar. 112 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Folgen dieser Entwicklung zeigen sich in einer überdurchschnittlich hohen Kfz-Benutzung, verbunden mit starken Kfz-Verkehrsbelastungen auf den Hauptzufahrtsstraßen. Die extensive Ausweisung von Flächen für Verbrauchermärkte im Umfeld der Franz-Josef-Strauß-Brücke ließ diesen Bereich zu einem zweiten städtischen Verkehrsengpaß neben der Innenstadt werden. Diese Situation wird sich in Zukunft durch die Ausweisung weiterer Flächen für Verbrauchermärkte sowie durch eine anhaltende Siedlungstätigkeit im Stadtteil Heining noch weiter verschärfen. Hier sollte angestrebt werden, in Verbindung mit dem Ausbau der Franz-Josef-StraußBrücke, die Verkehrsströme stärker auf die Regensburger Straße zu lenken und den Bereich Steinbachstraße - Äußere Spitalhofstraße städtebaulich etwas aufzuwerten. Weitere Maßnahmen im Straßennetz, wie die Verkehrsberuhigung des Ortskerns von Neustift, als auch die Verbesserung der Verkehrssituation sind Bestandteil einer eigenen Untersuchung [19]. Die Verkehrsprobleme Heinings liegen derzeit v.a. in der unzureichenden Anbindung dieses Stadtteils an das übrige Stadtgebiet über die Steinbachstraße. Seitens des ÖPNV gibt es aufgrund der topographischen Situation, der Siedlungsstruktur und des Straßennetzes Erschließungsprobleme. Als Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse werden die Verlängerung der Siemensstraße vorgeschlagen. Außerdem sollte, wie bereits in Kap. 2.4.1.1 erwähnt, eine weitere Anbindung der Steinbachstraße/ Alte Poststraße zur St 2118 auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden. Die Erschließung des Stadtteiles Heining mit dem ÖPNV sollte zum einen auf die Verkehrsbeziehungen zur Innenstadt als auch auf die Verkehrsbeziehungen in die Steinbachstraße/Spitalhofstraße ausgerichtet sein. Sollten im Gewerbegebiet im Umfeld der Franz-Josef-Strauß-Brücke zunehmend auch Güter des höherwertigen Bedarfs angeboten werden, so daß eine wirkliche Konkurrenz zum Warenangebot in der Innenstadt entsteht, so ist im ÖPNV auch die Bildung von Tangentiallinien (Einkaufslinien) anzudenken. 113 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord 5 Zusammenfassung Die im Kap. 1.4 aufgeführten Ziele können nur erreicht werden, wenn die Menge des Kfz-Verkehrs insgesamt reduziert wird und der verbleibende notwendige Kfz-Verkehr so umwelt- und stadtverträglich wie möglich abgewickelt wird. Das Spektrum der Maßnahmen muß dabei sowohl die Förderung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel beinhalten, wie auch einschränkend auf den Kfz-Verkehr wirken. Eine Parallelförderung des KfzVerkehrs und des Umweltverbundes ist weder aus wirtschaftlichen noch aus Gesichtspunkten der Umweltverbesserung sinnvoll, da hier die Verkehrsmittelwahl im wesentlichen nicht beeinflußt wird. Um eine nennenswerte Verhaltensänderung der Bevölkerung in Stadt und Landkreis hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl zu erzielen, reichen häufigere und schnellere Busverbindungen, attraktivere Rad- und Fußwege sowie das Bereitstellen von P+R-Anlagen nicht aus. Diese Maßnahmen müssen konsequent flankiert werden von einer flächendeckenden Parkraumneuordnung und -bewirtschaftung in der Innenstadt Passau und deren Randbereichen. Auch das Straßennetz ist entsprechend seiner Aufgaben zu gliedern. Straßen ohne Verbindungsfunktion sind von durchfließendem Verkehr freizuhalten und den Anwohnern sowie dem Fußgänger- und Radverkehr vorzubehalten. Eine Steuerung der zukünftigen Verkehrsentwicklung ist letztlich nur erfolgreich wenn gleichzeitig Angebotsverbesserungen für umweltfreundliche Verkehrsmittel und Beschränkungen des nicht notwendigen Kfz-Verkehrs erfolgen. Isolierte Maßnahmen verursachen hohe Kosten bei begrenzter Wirksamkeit. Nur durch die Gesamtheit der Maßnahmen, die räumlich und zeitlich aufeinander abzustimmen sind, können die angestrebten Ziele, die mit den Leitlinien im Stadtrat von Passau beschlossen wurden, erreicht werden. Aufgrund der vorhandenen und zukünftigen Verkehrsströme in Passau sind allein durch den Neubau von Straßen in Passau insbesondere in der Innenstadt keine Entlastungen zu erwarten, wodurch die sogenannten ”weichen” Maßnahmen, wie z. B. der Ausbau des ÖPNV, erübrigt werden. Dies liegt im wesentlichen daran, - daß viele der in Passau diskutierten Ergänzungen im Straßennetz zu weit außerhalb des Stadtgebietes liegen; der größte Teil des Binnenverkehrs bleibt somit von derartigen Netzergänzungen unberührt. - daß praktisch alle diskutierten Netzergänzungen tangential zum Stadtgebiet verlaufen; der größte Anteil, nämlich der Ziel-/Quellverkehr, ist jedoch radial auf das Stadtgebiet ausgerichtet, - daß der erwartete Zuwachs im Kfz-Verkehr sowie der induzierte Verkehr infolge der Ausweitung des Straßennetzes in vielen Fällen die zu erzielende Verkehrsentlastung wieder aufhebt. 114 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Aus diesem Grunde kann das grundsätzliche Ziel einer modalen Verlagerung des Kfz-Verkehrs selbst dann nicht aufgegeben werden, wenn die im Verkehrsentwicklungsplan vorgeschlagenen Maßnahmen zur Parkraumbewirtschaftung aus politischen Gründen nicht oder nur unzureichend umgesetzt werden und die errechneten Verkehrsverlagerungen vom motorisierten Individualverkehr zu den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln nur in geringerem Umfang erreicht werden. Die vorgeschlagenen Straßennetzergänzungen dienen dem Zweck und der Funktion, den Kfz-Verkehr in schützenswerten Wohngebieten deutlich zu verringern oder zu verhindern. Eine allgemeine Steigerung der Leistungsfähigkeit des Straßennetzes oder ein Vorrang des Kfz-Verkehrs sollen diese Maßnahmen nicht sein. Die vorgeschlagenen Straßennetzergänzungen sollen das Ziel ermöglichen, in den angrenzenden Stadtteilen wirksame Verkehrsberuhigung durchzusetzen und Raum zu schaffen für die umweltverträglichen Verkehrsmittel. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen wird bereits aus finanziellen wie auch aus organisatorischen Gründen mehrere Jahre in Anspruch nehmen und erst mit Ablauf des Planungshorizontes abgeschlossen sein. Die Maßnahmenbündel bzw. Einzelmaßnahmen sind nach Dringlichkeit unter Berücksichtigung der notwendigen Investitionen in drei Realisierungsstufen untergliedert: - 1. Stufe 2. Stufe 3. Stufe - kurzfristige Realisierung bis ca. 1997 mittelfristige Realisierung bis ca. 2001 langfristige Realisierung bis ca. 2005. Wie aus Plan 13 ersichtlich wird, zieht sich die Umsetzung der meisten Maßnahmen durch zwei bzw. alle drei Realisierungsstufen. Dies ist sinnvoll und notwendig, da aufgrund der Wirksamkeit in allen Verkehrsbereichen gleichzeitig Maßnahmen erfolgen müssen. Weiterhin wird durch die stufenweise Umsetzung eine bessere Akzeptanz bei der Bevölkerung erreicht. Außerdem kann bei nicht prognostizierbarer Veränderung der Randbedingungen (z. B. verkehrsbeeinflussende Gesetze) flexibel auf die neuen Gegebenheiten reagiert werden. Die Verbesserung der Verkehrssituation in Passau ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller Beteiligten, sie verlangt von jedem einzelnen ein Überdenken seines bisherigen Verkehrsmittelwahlverhaltens. Bereits aus diesem Grund sollte die Bevölkerung frühzeitig in den Planungsund Entscheidungsprozeß einbezogen werden, dies sichert eine spätere Akzeptanz und Nutzung der veränderten verkehrlichen Voraussetzungen. 115 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Die Öffentlichkeitsarbeit kann in verschiedenen Bereichen, wie z. B. - Medieneinsatz: Tageszeitung, Rundfunk, Regionalfernsehen, spezielle Werbekampagnen und Aktionsveranstaltungen (z. B. im Rahmen von Stadtteilfesten), Ausstellungen, Bürgerversammlungen eingesetzt werden. Der in diesem Bereich geleistete Aufwand trägt wesentlich zum Gelingen der beabsichtigten Veränderungen im Verkehrsgeschehen in der Stadt Passau bei und kann unter Umständen zu Kosteneinsparungen bei (baulichen) Maßnahmen durch eine überaus gute Akzeptanz führen. Der hier vorliegende Verkehrsentwicklungsplan hatte die Aufgabe, Rahmenbedingungen für die Zielsetzungen (Leitlinien) der zukünftigen Verkehrsentwicklung aufzuzeigen. Die Erarbeitung von Detailkonzepten kann im Rahmen eines solchen Gesamtkonzeptes nicht geleistet werden. Um die vorgeschlagenen Maßnahmen zu konkretisieren, sind weitere detaillierte Bearbeitungen notwendig. Sie bilden in einzelnen Bereichen die Entscheidungsgrundlage für die politischen Gremien und zum anderen die Voraussetzung für die Umsetzung. Folgende weiterführende Arbeiten werden als notwendig erachtet: - Erstellung eines Radverkehrskonzeptes für die Gesamtstadt bzw. auf Stadtteilbasis - Untersuchung zur Realisierung von Einzelmaßnahmen für Fußgänger und Radfahrer (Fünferlsteg, ”Ilzsporn” etc.) - detaillierte Linien- und Angebotsplanung für den städtischen öffentlichen Personennahverkehr (Nahverkehrsplan) - Beschleunigung des ÖPNV in der Stadt Passau (bereits in der Projektierung) - Lage und Ausgestaltung einer zentralen Bushaltestelle - Konzept für den öffentlichen Personennahverkehr zwischen Stadt und Umland unter besonderer Berücksichtigung einer Nahverkehrskooperation (Nahverkehrsplan) - Erstellung eines Park-and-Ride-Konzeptes mit Anbindungskonzept - Entwicklung von Maßnahmen im Straßennetz, die die vorgesehenen Nutzungsansprüche, entsprechend der hierarchischen Gliederung, sichern, z. B. Spitalhofstraße, Innstraße, Neuburger Straße, Alte Straße, Ludwigsplatz, Anbindung St 2118 an Neustift (bereits in Bearbeitung) sowie Verkehrsberuhigung außerhalb des Hauptstraßennetzes 116 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord - Untersuchung Kräutelsteiner Radwegverbindung Brücke - für Fußweg- - Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen Straßennetzergänzungen in Stadt und Landkreis Passau • Bundeswehrspange (Verbindung Neuburger Straße - St 2118) • Anbindung der St 2118 an Neustift • Weiterführung der Nordumfahrung Richtung Osten - Parkraumkonzept für die Zonen 1 und 2. und für 117 VEP-Passau - Straßenplanung Lkr. Passau-Nord Quellenverzeichnis [1] HUK-Verband: Radverkehr. Mitteilungen der Beratungsstelle für Schadensverhütung. Nr. 32, Köln 1991. [2] GEVAS: Analyse des Fahrgastaufkommens in Passau. Gutachten. GEVAS, München 1994. [3] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: ÖPNV in Räumen und Zeiten schwacher Verkehrsnachfrage. Köln 1986. 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Passau-Nord [12] Kipke, H.: Systematisierung von Zielen und Maßnahmen der städtischen Verkehrplanung Dissertation am Lehrstuhl für Verkehrs- und Stadtplanung der Technischen Universität München 1993 [13] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen Richtlinien für Anlagen des Fußgängerbereichs Köln 1972 [14] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen Planung, Bau und Betrieb von Omnibusbahnhöfen Köln 1994 [15] Holz-Rau C. Dokumentation und Bewertung beispielhafter Park und Ride-Konzepte mit elektronischer Verkehrsleittechnik, in: Monatsbericht April/Mai 1992 des Institut für Landes- und Entwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen Aufgabenbereich Verkehr [16] U. Senger, A. Könnecke, B. Vieth, M. Dinter Verkehrswirtschaftliche Auswirkungen von P+R-Großanlagen in: Der Nahverkehr 3/94, S. 56 ff. [17] Lessmann, H. 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