Erfahrungsbericht Erasmus an der Universität Maastricht

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Erfahrungsbericht Erasmus an der Universität Maastricht
Erfahrungsbericht Erasmus an der Universität Maastricht
Vor dem Aufenthalt
Im Herbst 2013 habe ich mich anstelle eines Praktikums, das im 5. Semester Public Health
vorgesehen ist, dazu entschieden, mich für ein Auslandssemester an der Universität
Maastricht zu bewerben. Da die Studenten in dieser Zeit keine Veranstaltung an der
Universität Bremen absolvieren müssen, war das 5. Semester ein guter Zeitpunkt, um ins
Ausland zu gehen. Es ist schwierig zu den Kursen an der Universität Bremen äquivalente
Kurse an der Gastuniversität zu finden. Meine Gründe für ein Auslandssemester waren, der
Wunsch eine neue Kultur kennenzulernen, mein Englisch zu verbessern und die Erfahrung
zu machen in einem anderen Land zu leben, denn die Niederlande sind trotz der Nähe zu
Deutschland doch in vielerlei Hinsicht anders.
Für die Universität Maastricht habe ich mich nach langer Überlegung und der Erwägung eine
neue Kooperation mit Amsterdam oder Oslo aufzubauen, entschieden. Mich interessierte
das Lernsystem Problem-Based-Learning und die europäische Ausrichtung von Public
Health, die es so an der Universität Bremen nicht gibt. Außerdem hat die Universität
Maastricht einen sehr guten Ruf und die Masterstudiengänge schienen mir auch interessant.
Die Bewerbung bis Februar 2014 und deren Bestätigung und Annahme verliefen
reibungslos. Allerdings mussten im Anschluss daran viele Formalitäten geklärt werden, was
auf Grund eines neues Erasmusbeauftragten und der Umstellung zu Erasmus Plus mit
einigen Hürden verbunden war. Vor meinem Aufenthalt hatten wir fünf Erasmusstudenten
aus dem Studiengang Public Health alle das Gefühl nicht richtig informiert zu werden und
ständig unterschiedliche Informationen zu erhalten. Die Universität Maastricht war in dem
Zusammenhang wesentlich besser organisiert. Schon beim ersten Kontakt wurde uns der
Erasmusbeauftragte der Gastuniversität vorgestellt, an den wir uns bei Fragen sowohl vor
als auch während des Aufenthalts wenden konnten. Diese Person war im Gegensatz zu den
Beauftragten der Universität Bremen informiert und konnte uns jederzeit helfen und beraten.
Zur Vorbereitung meines Auslandssemesters nahm ich an einem Niederländisch Kurs der
Volkshochschule teil. Auch wenn man in Maastricht ohne niederländische Kenntnisse gut
zurecht kommt, da es eine sehr internationale Stadt ist und alle hervorragend englisch
sprechen, fand ich es trotzdem hilfreich ein bisschen die Landessprache sprechen zu
können.
Am 17.08.2014 fuhr ich schließlich nach Maastricht, um an der Ersti Woche INKOM
teilzunehmen. Es gibt in Maastricht zwei Orientierungswochen. Ich würde im Nachhinein
eher die Orientierungswoche, von ESN (Erasmus Student Network) empfehlen, da diese auf
ausländische Studenten ausgelegt ist. Die INKOM war meiner Meinung nach zu teuer und
eher eine Werbeaktion, um neue Studierende für Studentenverbindungen zu werben, die es
in Maastricht sehr viel gibt.
Während des Aufenthaltes
Über Facebook hatte ich schon im April
ein Zimmer zur Untermiete in einer Dreier
WG gefunden. Das war überhaupt kein
Problem und ich kann das Leben in einer
WG sehr empfehlen, da man dann gleich
Leute kennenlernt und es wohnlicher und
gemütlicher ist als ein Wohnheim.
Die „Faculty of Health, Medicine and Life
Science“ (Bild rechts) ist etwas außerhalb
gelegen und es handelt sich um eine eher
kleine aber sehr moderne Fakultät, die sich rund um das Krankenhaus befindet. Tatsächlich
muss man hin und wieder durch das Krankenhaus zum nächsten Vorlesungsgebäude
gehen. Die Mensa wird Bremer Studenten winzig vorkommen. Es gibt meistens nur ein oder
zwei warme Gerichte, die teurer sind als in der Mensa in Bremen. Die meisten
niederländischen Studenten essen eher abends warm und brauchen daher gar nicht
unbedingt eine Mensa. Außerdem gibt es in der Fakultät mehrere Cafés, die gemütlich sind
und zu denen man während einer Pause gerne mal geht.
Alle Erasmusstudenten nahmen in Maastricht am 1. Semester teil. Dies hat vor Allem den
Vorteil, dass man schnell neue Leute kennen lernt. Auch in dem Studiengang European
Public Health fand eine Introduction Week statt, in der man in kleinen Tutorengruppen die
Fakultät, das Problem-based-Learning und die Umgebung kennenlernte. Mit im Programm
war ein Ausflug zum Drei-Länder-Eck, dem höchsten Punkt der Niederlande und der Stelle
an dem sich Belgien, Deutschland und die Niederlande berühren.
Das Problem-based-Learning war für mich ein sehr neues Lernsystem, das ich so aus
Bremen nicht kannte. Zunächst einmal ist das Semester in vier oder achtwöchige Module
unterteilt, die mit einer Klausur enden. Während dieser Zeit, erarbeitet man in kleinen
Tutorengruppen,
die
abwechselt
von
Studenten
geleitet
werden,
die
einzelnen
Themenblöcke und hat erst im Anschluss daran eine Vorlesung, die häufig von externen
Personen gehalten wird. Die Professoren kommen meistens aus der Praxis und können
daher einen guten Einblick in den bestimmten Themenblock geben. Zusammengefasst ist
das
Lernsystem
deutlich
anspruchsvolle
und
von
den
Studenten
wird
viel
eigenverantwortliches Lernen erwartet. Mir hat das Semester studienbezogen sehr viel
gebracht, da neben dem fachlichen Wissen weitere Skills wie das Leiten einer Diskussion,
eigenverantwortliches Arbeiten und Präsentieren vermittelt wurden. Trotzdem war es auch
sehr anstrengend, da man sehr viel tun muss. Für Personen, die sich ein reines Party
Erasmussemester wünschen, ist Maastricht auf jeden Fall die falsche Wahl. Obwohl die
Universität sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, hat die Stadt auch viele Freizeitangebote zu
bieten, auf die ich nun eingehen werde.
Zunächst einmal ist das Unisport Programm sehr gut. Man kann sowohl Fitnessprogramme
wählen als auch für 55 Euro eine halbjährige Mitgliedskarte erwerben, durch die man täglich
an zwei bis vier Kursen teilnehmen kann. Hierbei gibt es Kurse wie Zumba, Aerobic oder
Powerkick. Die Kurse sind richtig gut, das kann ich nur empfehlen.
Weiterhin bietet ESN viele Veranstaltungen oder Fahrten an, die in regelmäßigen Abständen
stattfinden. Dazu muss ich sagen, dass ich die Fahrten zum Beispiel nach Brüssel, zum
Kölner Karneval oder zum Oktoberfest in München relativ teuer fand und es für mich auf
jeden Fall günstiger war mit Freunden selbstständig nach Brüssel zu fahren, anstatt an der
ESN Fahrt teilzunehmen. Für Personen, die aber gerne in einer größeren Gruppe fahren
möchten sind solche Fahren sicherlich eine gute Idee.
Ich würde auf jeden Fall nicht in eine der Maastricher Verbindungen eintreten, nur um Leute
kennenzulernen. Mir kam es zunächst so vor, als wären alle Studenten in Verbindungen.
Das stimmt aber nicht und man lernt auf jeden Fall genug Leute außerhalb von
Verbindungen kennen. Falls man sich doch dazu entscheidet, muss einem klar sein, dass
man sich in den ersten Monaten vollkommen sinnlosen Aufnahmeritualen unterziehen muss.
Zum Schluss möchte ich gerne noch auf die Stadt an sich eingehen. Maastricht ist eine
kleine bezaubernde holländische Stadt, die immer viel zu bieten hat. Es gibt viele gemütliche
oder alternative Bars und Kneipen, die jede für sich etwas Besonderes haben. Es lohnt sich
hierbei auf jeden Fall mal verschiedene auszuprobieren und auch mal das holländische Bier
zu kosten. Maastricht ist allerdings keine Partystadt. Im Prinzip gibt es nur zwei Diskos, alles
andere macht um 1 Uhr zu. Empfehlenswert und doch sehr anders als in Bremen sind die
Partys Double Trouble in der Muziekgieterij, einer alten Halle am Rand der Innenstadt. Dort
spielen auch häufig Livebands.
Nach dem Aufenthalt
Auch nach dem Aufenthalt müssen einige Formalitäten geklärt und der Erfahrungsbericht
geschrieben werden. Erst dann ist der Aufenthalt offiziell zu Ende. Ich würde es Studenten
empfehlen sich für den Februar eine Pause zu gönnen, denn das Studieren an der
Universität in Maastricht ist relativ anstrengend und auch der Umzug und die fristgerechte
Abgabe aller Bescheinigungen kostet etwas Zeit.
Zusammengefasst war es ein anspruchsvolles und tolles halbes Jahr, das alle Mühen und
Hürden wert war. Ich würde allen Studenten, die mit dem Gedanken spielen ins Ausland zu
gehen, empfehlen es zu machen. Es kann einen nur weiter bringen und bereichern.