Übersicht China

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Übersicht China
markt & strategie
Good News?
China gehört derzeit zu den häufig genannten Märkten, wenn man
Anlagestrategen die Frage „Wohin mit dem Geld?“ stellt.
Die langfristig verheißungsvollen wirtschaftlichen Aussichten haben auch viele
Anleger angelockt, in chinesische Aktien zu
investieren. Während die wichtigsten Benchmarks dieser Welt wie z. B. der S&P 500 oder
der EuroStoxx 50 in den zurückliegenden zwei
Jahren zweistellige Kurseinbußen zu verzeichnen hatten, konnten die so genannten
H-Shares und Red Chips (Aktien chinesischer
Unternehmen, die in Hongkong gehandelt
werden, und Hongkong-Gesellschaften, die in
China Geschäft machen), die an der Hongkonger Aktienbörse gehandelt werden, im
Jahr 2002 den MSCI Asia um 27 Prozent outperformen.
14 Prozent Outperformance
Das hohe Wirtschaftswachstum Chinas (rund 9 Prozent BIP-Wachstum p. a. seit 20 Jahren)
weckt bei vielen Anlegern Begehrlichkeiten – den Chancen stehen aber auch Risiken gegenüber.
I
nvestoren, die bisher internationale Kapitalmärkte unter die Lupe nahmen, richteten ihr Augenmerk fast immer auf die
bekannten Regionen: USA, Europa und Japan.
Diese Märkte befinden sich seit geraumer Zeit
in einem trüben konjunkturellen Umfeld,
wobei die Baisse in Japan schon bedrohliche
Züge angenommen hat. Eine ganz andere Entwicklung gibt es in China zu beobachten.
Still und leise hat sich China zum Stern zur
Konjunkturlokomotive im Fernen Osten gemausert. Mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 7,5 Prozent (1990 bis 2002) und einer Verfünffachung des Bruttoinlandsprodukts
(BIP) im vergangenen Jahrzehnt hat China das
Potenzial, langfristig zu einer der führenden
Wirtschaftsnationen aufzusteigen. Bisher belegt China mit einem nominalen BIP von 1159
Milliarden US-Dollar nach den USA, Japan,
Großbritannien, Deutschland und Frankreich
den sechsten Platz. Nach Prognosen von AXA
Investment Managers wird die aufstrebende
Volkswirtschaft im Jahr 2015 die USA und
Europa überholen und zur größten Wirtschaftsmacht aufsteigen. Gemessen an der
Kaufkraftparität sei das Reich der Mitte schon
heute größer als Japan, sagt Franz Wenzel,
Senior Investment Strategist von AXA, die
in ihren Global-Emerging-Market-Portfolios
China übergewichtet platzieren.
Übersicht China-Fonds
Fondsname (KNr.)
Investment in
ABN AMRO China Equity (974393)
Activest Lux Greater China (973716)
APM Greater China A (591550)
Baring IUF Hong Kong China (972840)
Comgest Growth Greater China (756455)
Dresdner RCM ASF China (972883)
DWS China (565129)
Fidelity Greater China Funds (973265)
Fortis L Eq Greater China C (921424)
INVESCO GT Gr. China Opps. A (973792)
Jardine Fleming China A (973778)
JF Greater China A-USD (577341)
LO Inv. Greater China A (987477).
Parvest Greater China C (986474)
Pioneer Greater China Eq EUR (797587)
Schroder ISF Gtr China A Acc (633842)
Skandia China Sec Mainld Eq A (632589)
Sogelux Equities China AC (921084)
Templeton China A Acc (973909)
UBS (Lux) EF-Greater China (986408)
Greater China
Greater China
Greater China
HK, China
Greater China
China
China
Greater China
Greater China
Greater China
China
Greater China
Greater China
Greater China
Greater China
Greater China
China
Greater China
Greater China
Greater China
Währung
USD
XDM
EUR
USD
EUR
USD
EUR
USD
USD
USD
USD
USD
USD
USD
EUR
USD
USD
USD
USD
USD
1 Jahr
-24,97
-36,20
-33,09
-17,66
6,03
-9,77
–
-32,29
-34,48
-23,19
-20,35
-21,80
-38,64
-37,56
-38,53
-30,91
-27,36
-22,91
-16,11
-37,86
Performance in % (kumuliert)
3 Jahre
5 Jahre 10 Jahre
-30,34
-14,69
–
-49,08
-38,42
–
–
–
–
-21,52
48,27
219,19
–
–
–
-38,34
-8,10
–
–
–
–
-48,53
4,72
128,93
-65,85
-40,13
–
-47,89
-5,59
89,21
-36,54
-7,25
–
–
–
–
-59,84
-32,46
–
-64,82
–
–
13,00
–
–
-36,40
-19,22
–
51,95
–
–
-26,66
–
–
-24,20
-7,96
–
-51,89
-39,88
–
Quelle: Standard & Poor’s, Stichtag 9.3.2003
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Diese Tendenz setzte sich auch im laufenden Jahr fort, als der Hang Seng China Enterprise Index die Benchmark wiederum um 14
Prozent schlagen konnte. Trotz dieser überdurchschnittlichen Entwicklung sind ChinaPapiere nach Ansicht von Grant Cheng, AsienSpezialist bei Allianz Dresdner Asset Management, nicht teuer. Im Durchschnitt sind diese
Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von
zehn bis elf weitaus günstiger bewertet als die
streng reglementierten A- und B-Shares des
restlichen chinesischen Marktes, meint Cheng.
Seit sich die Wirtschaftslage in Asien langsam
erhole, seien auch Regionalfonds wieder interessant. Neben den günstigen Bewertungen sei
der Markt durch höhere Gewinnschätzungen
und durch eine stärkere Cashflow-Generation
seitens der Unternehmen gut unterstützt. Zudem profitiere die Börse von der strukturellen
Entwicklung Chinas.
IT-Crash gut überstanden
Bemerkenswert sei, dass der chinesische
Aktienmarkt sowohl die Turbulenzen infolge
der asiatischen Finanzkrise, den Crash bei den
Technologie-Aktien als auch die Abkühlung
innerhalb der OECD-Länder außergewöhnlich
gut überstanden habe, erklärt Billy Chan,
Fondsmanager bei INVESCO. Zudem merkt
Chan an, dass die Corporate-GovernanceRegeln in Chinas Firmen zügig umgesetzt
würden. Dies lasse sich unter anderem auch
an den beträchtlichen Dividendenrenditen der
H-Shares ablesen. Im Durchschnitt erhöhten
sich die Renditen der in Staatsbesitz stehenden
Unternehmen von weniger als ein Prozent
1994 auf etwa fünf Prozent im Jahr 2002.
Chan favorisiert insbesondere jene Unternehmen, die vom hohen Binnenkonsum in den
Bereichen Stromversorgung und Luftfahrt
profitieren. Zu den größten Positionen im
Fonds zählen Zhejiang Expressway und Hengan International.
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Risiko: Auch China-Investments versprechen keinen „Free Lunch“
Hört man den China-Experten der Fondsgesellschaften zu, bekommt man leicht den
Eindruck, im Reich der Mitte herrsche nur
noch eitel Sonnenschein. Glaubt man chinesischen Kommentatoren, dann darf man
diese Sichtweise nicht allzu unkritisch übernehmen. Während der Reformprozess der
chinesischen Wirtschaft, den Deng Xiaoping
vor 25 Jahren in Gang gesetzt hat, aus der
Außensicht gut zu verlaufen scheint, warnen
in China kritische Stimmen, dass sich im
Hintergrund gewaltige Probleme anhäufen,
die zu lösen sind, soll der wirtschaftliche
Aufwärtstrend beibehalten werden. So berichtet etwa der „Economist“, dass der
Bankensektor durch eine gewaltige Anzahl
wackeliger Kredite bedroht ist – bis zu 240
Milliarden US-Dollar, das sind je nach Schätzung zwischen 25 und 30 Prozent des
Gesamtkreditvolumens der vier größten im
Staatseigentum befindlichen Kommerzbanken. Wie sich ein „kranker“ Bankensektor,
der unter faulen Krediten leidet, auf den
Kapitalmarkt auswirken kann, zeigt das
Beispiel Japan seit nunmehr 13 Jahren eindrucksvoll.
Auch die Börse leidet nach wie vor unter
den bekannten Kinderkrankheiten junger
Kapitalmärkte. Weil die Regierung bislang
nur staatseigenen Betrieben die Börsenotiz
in größerem Umfang gestattet, gelangen
rein privatwirtschaftliche Unternehmen
schwerer an Kapital, was noch dadurch verschärft wird, dass die verstaatlichten Banken Kredite bevorzugt an verstaatlichte
Unternehmen vergeben. Die teils bzw. voll in
staatlichem Besitz stehenden Unternehmen
sorgen dafür in regelmäßigen Abständen für
Skandale – die reichen von Kursmanipulationen an der Börse bis hin zu Bilanzbetrügereien. Die Riesenbevölkerung (1,3 Mrd.),
die von begeisterten Fondsmanagern gern
als das große Potenzial des Landes gesehen wird, birgt auch einige große Probleme
für die Politik. Das Land hat weder ein flächendeckendes Sozialversicherungssystem
noch ist die Frage geklärt, wie die Altersversorgung von Langzeitarbeitslosen aussieht.
Für Anleger heißt dies, dass ein Investment
in China zwar interessant ist, aber nicht zu
hoch gewichtet werden darf – der Anlagehorizont sollte keinesfalls unter fünf Jahren
liegen. Etwas weniger gefährlich als reine
China-Fonds sind „Greater China“-Produkte,
die neben der Volksrepublik China auch in
Taiwan und Hongkong investieren.
Trotz der ansehnlichen Performance geht
der Großteil der Investmentstrategen von einer
weiteren Rally bei China-Aktien für den Rest
des Jahres aus. Im Gegensatz zu den schwächelnden Kernmärkten USA, Europa und
Japan rechnen viele Ökonomen für 2003 mit
einem BIP-Abstieg von etwa sieben Prozent.
Neben dem robusten Konjunkturumfeld sollte
China von dem großen Sog ausländischer
Direktinvestitionen (Foreign Direct Investments – FDIs) profitieren. So flossen 2002
erstmals mehr FDIs nach China als in die
USA. Schätzungen der UNCTAD zufolge vereinnahmte China in den vergangenen Monaten
rund 80 Prozent aller nach Asien geflossenen
Direktinvestitionen. Unterdessen spielt China
an internationalen Kapital- und Devisenmärk-
ten bereits eine nicht zu unterschätzende
Rolle. Dies spiegelt sich nicht zuletzt im
Anstieg der Währungsreserven wider. Laut
Berechnungen des internationalen Währungsfonds haben sich die Devisenreserven allein in
den vergangenen zwölf Monaten bis zum 30.
September 2002 im Vergleich zum Vorjahr um
63,7 auf 263,7 Milliarden US-Dollar erhöht.
Nur noch Japan kann mit 454 Milliarden USDollar höhere Währungsreserven vorweisen.
Der Grund für den schnellen Anstieg der
Reserven ist darin zu suchen, dass die Währung, der Yuan, an den US-Dollar gekoppelt
ist und gegenüber dem Euro und dem Yen in
gleichem Maße abgewertet wurde wie der
Greenback. Dies verschaffte den chinesischen
Produzenten gegenüber den Konkurrenten im
Euroraum und in Japan spürbare Wettbewerbsvorteile. Davon profitieren vor allem
China-Fonds im Vergleich
Shanghai-Index vs. S&P 500
Weiterer Anstieg erwartet
Wo China draufsteht, können auch Taiwan
und Hongkong drin sein – die Ausrichtungen
der China-Fonds sind sehr unterschiedlich.
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Auch Chinas Aktienmarkt blieb von der Baisse
nicht verschont – allerdings könnte sich China
schneller erholen als die übrige Welt.
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Hinter dem „Glanz“ des chinesischen Wirtschaftswunders – rund 9 Prozent BIP-Wachstum p. a. seit 20 Jahren – lauern leider auch
einige tief sitzende Probleme.
exportlastige Industrien wie das verarbeitende
Gewerbe. Wachstumsraten von 20 bis 40 Prozent, wie sie die Autozulieferindustrie in den
vergangenen Jahren erzielte, dürften auch in
den Folgejahren darstellbar sein. Demzufolge
sind in dem von Lilian Co gemanagten Baring
Hong Kong China Fund Industrieaktien überdurchschnittlich vertreten. Stark gewichtet
sind in dem Fonds des Weiteren gering kapitalisierte Werte (Small Caps), die eine hohe
Dividendenrendite versprechen, sowie Unternehmen, die auf eine starke Preismacht und
Kostenkontrolle verweisen können. Zu den
größten Wetten der Managerin gehören Fountain Set, HK Electric und SGK Properties.
Mittlerweile wird in Österreich eine Vielzahl von Fonds angeboten, die auf chinesische, taiwanesische und Hongkong-Aktien
fokussieren. Zwei davon, der Baring Hong
Kong China sowie der Skandia – China Securities Mainland Equity (KNr. 632.589), haben
von Morningstar ein Fünf-Sterne-Rating
erhalten. Allerdings sind beide in ihrer Ausrichtung grundverschieden. Während sich der
Baring-Fonds auf in Hongkong notierte
Aktien spezialisiert, legt das Skandia-Produkt
tatsächlich fast ausschließlich in Dividendenpapiere der Volksrepublik an – die extrem
hohe Volatilität dieses Fonds (siehe Chart) ist
auch gleich ein guter Indikator für das Risiko
eines „echten“ China-Investments, aber dass
man die Chance auf höhere Erträge eben nur
mit mehr Risiko erkaufen kann, ist ja nichts
Neues.
FP

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