Fachbereich Tourismus Bachelor-Thesis - BEST
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Fachbereich Tourismus Bachelor-Thesis Hagen Kühl Möglichkeiten & Grenzen von Events zur Förderung touristischer Entwicklung strukturschwacher Regionen am Beispiel der Destination Land Fleesensee Referenznummer: 02092010 I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................ I Abbildungsverzeichnis ................................................................... II Tabellenverzeichnis ........................................................................ II Abkürzungsverzeichnis ................................................................. III 1 Einleitung ................................................................................... 1 2 Demographischer Wandel ........................................................ 2 2.1 Deutschland .......................................................................................... 2 2.2 Mecklenburg- Vorpommern ................................................................... 5 3 Destination Land Fleesensee ................................................... 8 3.1 3.2 3.3 3.4 Die Lage der Destination ..................................................................... 10 Göhren-Lebbin in Zahlen & Fakten ..................................................... 11 Touristisches Angebot ......................................................................... 12 Touristische Entwicklung ..................................................................... 17 3.4.1 Entwicklung 2009 in Deutschland .............................................. 17 3.4.2 Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern und GöhrenLebbin ..................................................................................... 18 3.5 Fazit der touristischen Entwicklung ..................................................... 21 4 Der Event .................................................................................. 22 4.1 Versuch einer Definition und Abgrenzung zur Veranstaltung .............. 23 4.2 Entstehung des Events........................................................................ 26 4.3 Typologisierung von Events ................................................................ 28 4.3.1 Auf Basis der Form .................................................................... 29 4.3.2 Auf Basis von Kennzahlen ......................................................... 30 4.3.3 Zielgruppenorientiert .................................................................. 31 4.3.3.1 B2B-Events................................................................... 32 4.3.3.2 B2C-Events .................................................................. 33 5 Möglichkeiten & Grenzen ........................................................ 34 5.1 5.2 5.3 5.4 Expertenbefragung und Vorgehensweise............................................ 35 Eventlocations in Fleesensee .............................................................. 36 Events im Land Fleesensee und deren Möglichkeiten ........................ 38 Grenzen von Events ............................................................................ 47 6 Schlussfolgerungen für die Destination Land Fleesensee ............................................................................... 50 7 Ausblick .................................................................................... 52 Anhang – Experteninterviews ....................................................... V II Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Unterschiede im Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland, 31.12.2008 und 31.12.2060* .............................. 3 Abbildung 2: Bevölkerungsbestand und –entwicklung in Ostdeutschland ........................................................................ 4 Abbildung 3: Veränderung im Bevölkerungsbestand nach Bundesländern, 1990 bis 2006 (in %) ..................................... 6 Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung in MecklenburgVorpommern,1991 und 2004 ................................................... 7 Abbildung 5: Land Fleesensee, Übersichtskarte, ...................................... 10 Abbildung 6: Auslastung im Land Fleesensee 2002-2009 ........................ 19 Abbildung 7: Ankünfte und Übernachtungen im Land Fleesensee 2002 bis 2009 .......................................................................... 21 Abbildung 8: Events und Eventmarketing im Marketing-Mix .................... 27 Abbildung 9: Typologisierung geplanter Events nach der Form, ............. 29 Abbildung 10: Typologiserung nach der Zielgruppe ................................... 32 Abbildung 11: Zimmerbalkone als Logen ..................................................... 37 Abbildung 12: Mehrzweckhalle im Golf & Country Club Fleesensee.............................................................................. 38 Abbildung 13: Eventlocation „Tenne“ .......................................................... 38 Abbildung 14: Event-Portfolio-Pyramide ...................................................... 43 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Exemplarisches Spektrum von Veranstaltungen ....................... 31 III Abkürzungsverzeichnis B2B Business-to-Business B2C Business-to-Consumer BiB Bundesinstitut für Bildungsforschung BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung DDR Deutsche Demokratische Republik DINKS Double Income No Kids DSF Deutsches SportFernsehen GmbH EW/km² Einwohner pro Quadratkilometer FAMAB Fachverband Messe- und AusstellungsBau – Verband Direkte Wirtschaftskommunikation e.V. FME Forum Marketing-Eventagenturen FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. GCCF Golf und Country Club Fleesensee e.V. HDG Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Infa Informations- und Verkaufsausstellung LEADER Liaison entre actions de développement rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft = Förderprogramm für ländliche Regionen) LFTM Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft MWAT-MV Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus MecklenburgVorpommern PR Public Relation RA Reiseanalyse (veröffentlicht durch die FUR) TMBW Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg USP Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal) VDR Verband Deutsches Reisemanagement e.V. VEB Volkseigener Betrieb WDR Westdeutscher Rundfunk WUV Verlag Werben & Verkaufen Zit Zitat 1 1 Einleitung „Eine schöne Landschaft allein ist heute kein Selbstläufer mehr“. 1 Destinationen ringen um die Gunst und Aufmerksamkeit der Besucher. Besonders ländlich geprägte Gebiete haben Probleme, sich von ihrer Konkurrenz zu unterscheiden. Ihnen fehlt es zumeist an Alleinstellungsmerkmalen. 2 Daher versuchen viele regionale Destinations-Management-Organisationen durch Events ihr Image zu verbessern und ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Diese Arbeit befasst sich mit Events im Land Fleesensee, einer im Jahr 2000 künstlich geschaffenen Destination in der Mecklenburgischen Seenplatte. In ihrem Zentrum, die Gemeinde Göhren-Lebbin, sind dafür clubähnliche Beherbergungsstätten und freizeitorientierte Einrichtungen auf brach liegendem Ackerland errichtet worden. 3 Die vom Bund, dem Land Mecklenburg-Vorpommern als regionales Förderprojekt eingestufte und zusammen mit einem privaten Berliner Investmentfonds finanzierte Anlage, sollte die wirtschaftliche und soziale Lage einer gesamten Region verbessern. 4 Von Anfang an bekam das Projekt die nötige öffentliche Aufmerksamkeit, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Der Betrieb mit den verschiedenen Urlauber-Zielgruppen ist das Hauptgeschäft der Destination, jedoch erkannten sowohl die Dienstleister im Zielgebiet, als auch externe Event-Agenturen, dass sich die Region durch die Schaffung von Bettenkapazitäten bestens für die Ausrichtung von Events im B2B- und B2CBereich eignet. Fokus dieser Arbeit wird neben den Events auch deren Auswirkung auf die Umgebung sein. Prägten früher LPG und VEB das strukturelle Landschaftsbild, ist dies heute von den Auswirkungen des demographischen Wandels und der Verschiebung zum tertiären Sektor gekennzeichnet. Für größere Events benötigt man miteinander gut vernetzte Zulieferfirmen, Dienstleister und Veranstalter. Hier ist es wichtig, geeignete und zuverlässige regionale Partner mit einzu- 1 Bleile (1997) Zit. in Steinecke/Treinen (1997), S.87. Vgl. Steinecke (2006), S. 208. 3 Vgl. Brittner (o.J.), S. 416. 4 Vgl. Klos (2000), S. 27. 2 2 beziehen. Die Region „Land Fleesensee“ ist gefordert sich dieser Aufgabe in geeigneter Weise zu stellen. Welche Events unter den genannten Umständen realisierbar sind und mit welchen Problemen sich Organisatoren bei der Ausrichtung von Events konfrontiert sehen, soll eine Analyse von Expertenfragebögen klären. Zunächst werden die Begriffe und Themen dieser Arbeit, demographischer Wandel, touristische Destination und Events, erläutert und auf das Land Fleesensee angewandt. In der Wissenschaft sind diese Themen keine Neuheiten, die Verknüpfung dieser drei zu einem Gesamtkonstrukt wird Aufgabe dieser Arbeit sein. Regionalen, ländlichen Tourismusdienstleistern und Eventagenturen wird am Beispiel des Land Fleesensees aufgezeigt, wie strukturschwache Regionen sich im Gleichschritt mit Events weiterentwickeln. 2 Demographischer Wandel 2.1 Deutschland Der demographische Wandel beschäftigt seit Jahren Bevölkerungsforscher, vor allem in Industrienationen. Die Bundesrepublik Deutschland ist da keine Ausnahme. Die stetig sinkende Bevölkerungszahl scheint da noch der verhältnismäßig undramatischste Aspekt zu sein. Gravierender ist die Tendenz hin zu höherer Lebenserwartung nicht zuletzt durch bessere medizinische Versorgung. Zugleich sinkt die Geburtenrate auch durch eine karriereorientiertere Gesellschaft. Dies sind nur drei Erscheinungen, die den demographischen Wandel beeinflussen. 5 Deutlich wird das Ausmaß dieser Tendenz in der aktuellen Alterspyramide für Deutschland aus dem Jahr 2008 (Abb. 1). 6 So oder zumindest ähnlich sehen viele Altersaufbauten von Bevölkerungen in Industrienationen aus. Schon aus den Zahlen des Jahres 2008 (hellblau) ist zu erkennen, dass die von Grund aus angestrebte Pyramidenform, daher der Name „Bevölkerungspyramide“, nicht mehr vorhanden ist. Vielmehr ist es die eines Baumes. 5 6 Vgl. BMBF (2010a). Vgl. BiB (2009a). 3 Dies findet seine Begründung in der geringen Geburtenrate und dem zugleich hohen Anteil der heute erwachsenen Kinder der „Wirtschaftswunder Deutschland“-Generation. 7 Abbildung 1: Unterschiede im Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland, 31.12.2008 und 31.12.2060* Quelle: Entnommen aus: BiB (2009a). Diese sind heute 45 bis 50 Jahre alt und repräsentieren damit zahlenmäßig den größten Anteil der deutschen Bevölkerung. Aber auch der hohe Anteil der älteren Bevölkerung ist typisch für Industrienationen, aber leider anormal für eine „gesunde“ Bevölkerungspyramide. Schaut man nun in die Zukunft, in das Jahr 2060, so dramatisiert sich diese Entwicklung hin zur Form einer Urne (Abb. 1). 8 Diese weist eine noch „ungesündere“ Altersverteilung innerhalb der Bevölkerung auf. 9 Nicht nur, dass die Menschen in Zukunft noch älter werden. 7 Vgl. Vitzthum (2009); BiB (2008), S. 25. Vgl. BiB, (2008), S. 8. 9 Vgl. ebd., S. 12. 8 4 Der aktuelle Geburtenrückgang wird sich in zukünftigen Generationen verstärken: Weniger Geburten und weniger Sterbefälle. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung der alternden Bevölkerung. 10 Dies schafft auch Probleme für die derzeitigen Versorgungssysteme. Erste Auswirkungen, wie steigende Sozialabgaben oder höheres Renteneintrittsalter, sind in den letzten Jahren schon zu verzeichnen gewesen. Doch im Jahr 2060 werden diese Anhebungen den Bedarf an Kapital und Personal nicht decken können. Denn dann fehlen schlichtweg Arbeitskräfte, die die große Menge an alten Menschen mitversorgen. Prognosen des Statistischen Bundesamtes mit dem BiB ergaben, dass der Anteil der Erwerbsfähigen von derzeitig 60% bzw. 50 Millionen auf 35,5%, 39 Millionen sinkt. 11 Die sinkende Gesamtbevölkerungszahl wirkt sich darauf ebenfalls verstärkend aus. So wird nicht nur der Anteil der Erwerbsfähigen sinken, sondern auch ihre totale Zahl. 12 Abbildung 2: Bevölkerungsbestand und –entwicklung in Ostdeutschland Quelle: Entnommen aus: BiB (2009b). 10 Vgl. BiB (2008), S. 48. Vgl. ebd., S. 17. 12 Vgl. ebd., S. 1711 5 Nach dem Mauerfall hatten besonders die ostdeutschen Bundesländer verstärkt unter dem demographischen Wandel zu leiden, da diese zu den oben genannten Prozessen bis heute noch eine negative Migrationsbilanz aufweisen (Abb. 2). Auffallend ist im Speziellen der Wert von 1991. Ausschlaggebend war die Öffnung der Grenzen und die damit verbundene Hoffnung, in anderen Teilen der Bundesrepublik ein besseres Leben zu führen. Bei den in den östlichen Bundesländern Gebliebenen kann man erkennen, dass die Geburtenrate in den Folgejahren, bis auf wenige Ausnahmen, stetig steigt, was auf eine bessere Zukunftsperspektive zurückzuführen sein kann. Dies wurde unter anderem durch Förderprogramme unter der Bezeichnung „Aufbau Ost“ und die damit verbundenen Ausgleichszahlungen alter Bundesländer in die Wirtschaft und Infrastruktur der neuen Länder ermöglicht. Im Folgenden wird die Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns, der Mecklenburgischen Seenplatte und natürlich der Destination Land Fleesensee betrachtet. 2.2 Mecklenburg- Vorpommern Zwar gibt es einen gesamtdeutschen Trend der Überalterung, jedoch zeigen sich regionale Differenzen in den Bundesländern, welche durch „unterschiedliche Arbeits- und Lebensbedingungen, sozio-ökonomischen Strukturen und regional-kulturelle Eigenheiten“ 13 geprägt sind (vgl. Abb. 3). In Mecklenburg- Vorpommern hat sich die Bevölkerung in der Zeit von der deutschen Wiedervereinigung bis 2006 um 12% auf 1,7 Millionen Bürger minimiert. Dies hat drei ineinander greifende Ursachen: nicht konkurrenzfähige Wirtschaft, Abwanderung junger Arbeitskräfte und niedrige Geburtenrate, die im Ergebnis zu einer Abwärtsspirale führen. 13 BiB (2008), S. 32. 6 Abbildung 3: Veränderung im Bevölkerungsbestand nach Bundesländern, 1990 bis 2006 (in %) Quelle: Entnommen aus: BiB (2008), S. 32. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesamtgesehen galt MecklenburgVorpommern schon zu DDR-Zeiten als strukturschwach. Dann kam 1990 die Wiedervereinigung und die ostdeutschen Betriebe waren mit einem Schlag in der Marktwirtschaft noch weniger konkurrenzfähig. Viele ehemalige LPG und VEB verschwanden von der wirtschaftlichen Landkarte und damit vom Markt. 14 Mecklenburg-Vorpommern war davon schwerer betroffen als andere Bundesländer, da es schon in der Planwirtschaft der DDR trotz Fördermaßnahmen nicht wirtschaftlich so produktiv war wie andere Regionen. 15 Geschlossene Betriebe bedeuteten eine steigende Arbeitslosenquote (2004: 22,1%) und die damit verbundene Abwanderung vor allem junger Arbeitskräfte in die Alten Bundesländer und großen Ballungszentren Deutschlands 16, wo sie ihre berufliche Perspektive und Arbeitsmöglichkeiten sahen. Das heutige Land Fleesensee bzw. die Gemeinde Göhren-Lebbin waren da vor 2000 mit einer Arbeitslosenquote jenseits der 30% ein negativeres Beispiel und lagen über 14 Vgl. HDG (2010). Vgl. Mai et al. (2007), S. 108. 16 Vgl. ebd. 15 7 dem Bundesland-Durchschnitt. 17 Grund dafür war der zu DDR-Zeiten hohe Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtwirtschaft und die damit einhergehende geringe Wertschöpfung. Erst einige Jahre nach der Wende kam auch die Tertiärisierung Mecklenburg-Vorpommerns in Gang. 18 Wo junge Menschen mit der bundesweit zweithöchsten Quote abwandern, kann man auch keine hohe Geburtenrate erwarten. Und so schließt sich dieser Teufelskreis der negativen Bevölkerungsentwicklung (Abb. 3). Der demographische Wandel stellt sich in Mecklenburg-Vorpommern fast identisch zu dem gesamtdeutschen Ergebnis (Abb. 1) dar, jedoch ist seine Geschwindigkeit eine höhere (Abb. 4). Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern,1991 und 2004 Quelle: Entnommen aus: Statistisches Bundesamt und BiB in: Mai et al. (2007), S. 109 17 18 Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010 Vgl. Steinecke (2006), S. 206. 8 Zusammengefasst kann man die Situation Mecklenburg-Vorpommerns betrachten: 19 • schwache industrielle Grundlage • hohe Migration (Abwanderung > Zuwanderung) • hohe Arbeitslosenquote (2009: 13,6%) • niedrige Kaufkraft (ca. 80% des Bundesdurchschnitts) • wirtschaftlich stärkste Landkreise unter Bundesdurchschnitt bei Kennzahlen • niedrige Bevölkerungsdichte (75 EW/km²; Bund: 231) „Der demographische Wandel wird … Mecklenburg-Vorpommern daher richtig ins Mark treffen.“ 20 Doch es gibt in Mecklenburg-Vorpommern auch Erfolgsgeschichten. So haben sich zum größten Teil durch öffentliche Förderprogramme, aber auch private Investitionen die Industriesektoren Schiffbau und Ernährungsgüter zu zwei der wirtschaftlich stärksten Standorte in Europa entwickelt. 21 Die hinterherhinkende Infrastruktur wurde ebenfalls durch Projekte des Bundes und Landes erneuert. Auch der Tourismus trägt einen großen Anteil zur Produktivität des Bundeslandes bei (vgl. 3). Doch finden sich positive Beispiele zumeist nur in Küstenregionen oder Seenlandschaften wie der Müritz. In diesem Abschnitt wurde aufgezeigt, dass Mecklenburg-Vorpommern fernab der Gewässer die am dünnsten besiedelte Region Deutschlands mit teilweise verwaisten ländlichen Gebieten ist. Damit einher geht die schwache Struktur in allen Bereichen. Ohne die verstärkte Investition in wirtschaftliche Projekte wird es nicht möglich sein, diesen Migrationstrend zu stoppen oder gar umzukehren. 3 Destination Land Fleesensee Ende der 1990er Jahre beschlossen die Eigentümer des Schloss Blüchers in Göhren-Lebbin um ihr Hotel herum ein Ferienresort entstehen zu lassen. Nach 19 Vgl. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern (2010), S. 13. Vgl. Rothe (2004), S. 3/4. 21 Vgl. ebd., S. 3. 20 9 dem Mauerfall war ihr ehemaliges Erholungsheim „in die Jahre“ gekommen und es mangelte an Gästekapazitäten und touristischen Attraktionen. In der Gemeinde Göhren-Lebbin waren zu diesem Zeitpunkt noch alle Zeichen auf Landwirtschaft gestellt. Aber mehr und mehr Betriebe schlossen aus wirtschaftlichen Gründen. 22 Unterstützt wurden Eigentümer des Schlosses vom GöhrenLebbiner Bürgermeister, der die Zukunft im Tourismus erkannte. Jedoch fehlten mutige Investoren, um die Einöde in eine attraktive Destination zu verwandeln: dazu fehlten international bekannte Marken. 23 Schließlich kam mit der TUI ein großer Touristikkonzern. Daraufhin wurde das finanzielle Volumen von umgerechnet ca. 200 Millionen € von drei Investorengruppen gestemmt. Die Nord/LB Mecklenburg-Vorpommern gab 65 Mio. €, der Bund und das Mecklenburger Wirtschaftsministerium steuerten 45 Mio. € bei und durch einen Berliner Immobilienfonds wurden die verbleibenden 90 Mio. € getragen. Bedingung für die Beteiligung der öffentlichen Hand war die Entstehung 500 direkter und indirekter Arbeitsplätze. 24 Dies ist ein Ziel, welches der Staat mit Investitionen in privatwirtschaftliche Projekte bezweckt. Andere sind nach Mundt 25: • die Eingliederung der Menschen in die Gesellschaft • Stärkung regionaler Entwicklung • allgemeiner Wohlstand und Erhöhung der Kaufkraft • finanzieller Rückfluss durch Steuereinnahmen • Erhöhung der Produktivität und Erweiterung des Wirtschaftsspektrums Zur Erreichung dieser Ziele muss von Anfang an die Öffentlichkeit von dem Projekt Kenntnis nehmen, beispielsweise durch die Beteiligung von, in der Öffentlichkeit, bekannten und anerkannten Personen. Schon den symbolischen ersten Spatenstich im November 1997 tätigte Anteilseigner Franz Beckenbauer unter breiter Anwesenheit der Öffentlichkeit. Innerhalb von weniger als zwei Jahren wurden die Einrichtungen gebaut, sodass Anfang Mai 2000 unter Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder das Resort Land Fleesensee 22 Vgl. Krohn (2000), S. 1. Vgl. Hornig (2000), S. 88. 24 Vgl. Klos (2000), S. 26/27. 25 Vgl. Mundt (2004), S. 136. 23 10 offiziell eröffnet wurde. Um als gemeinsames Produkt den Markt zu bedienen, wurde die private Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH gegründet. Diese bündelt die Kräfte der zu Beginn noch fünf touristischen Dienstleister und Submarken unter dem Namen „Land Fleesensee“(vgl. 3.3). 26 3.1 Die Lage der Destination Mittelpunkt und Ort des Geschehens ist die Gemeinde Göhren-Lebbin. In der Nähe befindet sich der Fleesensee, welcher namensgebend für die Destination ist (Abb. 5). Das Reiseziel befindet sich im südlichen Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil der Mecklenburgischen Seenplatte, dem „größten zusammenhängenden Seengebiet Mitteleuropas.“ 27 Des Weiteren ist die Mecklenburger Seenplatte Staatlich anerkannter Nationalpark. 28 Fleesensee SAS Radisson Blu Schloßhotel Iberotel Fleesensee Golf & Countryclub Robinson Club Göhren-Lebbin Fleesensee Spa Dorfhotel Abbildung 5: Land Fleesensee, Übersichtskarte Quelle: Eigene Beschriftung, Abbildung: Entnommen aus: Müritzeum (2010). 26 Vgl. Klos (2000), S. 37. Vgl. Tourismusverband „Mecklenburgische Seenplatte“ e.V., (2010a). 28 Vgl. Mundt (2004), S. 323. 27 11 Das Land Fleesensee liegt 150 Kilometer nördlich Berlins und rund 200 Kilometer östlich von Hamburg. 29 Nach Rostock sind es circa 70 Kilometer. 30 Alle drei Großstädte sind per Auto über die Bundesautobahn A19 zu erreichen. Bei Anreise per Flugzeug stehen mit Berlin-Tegel, Berlin-Schönefeld und Hamburg Airport drei internationale Flughäfen, sowie mit Rostock-Laage ein regionaler Flughafen zur Auswahl. 31 Waren/Müritz ist etwas mehr als 20 Kilometer entfernt. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Inselstadt Malchow. Beide Städte bieten die Möglichkeit der Anreise per Bahn. Dort angekommen können Gäste im kostenlosen ShuttleTransfer nach Fleesensee gebracht werden. 32 3.2 Göhren-Lebbin in Zahlen & Fakten Das Gebiet Land Fleesensee erstreckt sich über eine Fläche von 550 Hektar. 33 Mehr als 80 % entfallen davon auf den Golf &Country Club Fleesensee. 34 Der Standort, die Gemeinde Göhren-Lebbin und seine vier Ortsteile sind seit Dezember 2003 „Staatlich anerkannter Erholungsort“. 35 Der Oberbürgermeister Peter Becher ist seit 20 Jahren im Amt, was wesentlich dem Umbesinnen auf den Tourismus zu verdanken ist. Dank dieser Entscheidung hat er seit Jahren eine Zustimmungsquote von über 75% bei Wahlen. 36 Laut der letzten Einwohnerzählung 2007 leben in der Gemeinde 627 Menschen. 37 Verwaltet wird Göhren-Lebbin vom Amt Malchow. Trotz der unter dem mecklenburgischen Durchschnitt liegenden Bevölkerungsdichte können die Verantwortlichen nicht klagen. Durch die Entstehung des Ferienresorts ist die Arbeitslosenquote von über 30% auf unter drei Prozent gesunken. Dies war eine Bedingung für die Zusage von Geldern aus den öffentlichen Kassen. Es wurden Einwohner des Ortes und der Region gesucht, umgeschult und arbeiten nun bei den Unternehmen. Laut dem Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH kommen 85% der Arbeitneh- 29 Vgl. Krohn (2000), S. 5. Basierend auf Berechnung von google maps. 31 Vgl. Klos (2001) S. 56. 32 Interview mit Sandra Rochnowski, Iberotel Fleesensee, am 19.8.2010. 33 Vgl. LFTM (2010a). 34 Interview mit Michael Schumann, Golf & Country Club Fleesensee e.V.,am 19.08.2010. 35 Vgl. Touristeninformation Gemeinde Göhren-Lebbin (2010). 36 Vgl. Hornig (2000), S. 89. 37 Vgl. Touristeninformation Gemeinde Göhren-Lebbin (2010). 30 12 mer aus dem Umkreis von 80 Kilometern. 38 Insgesamt wurden im Land Fleesensee bis 2010 516 Arbeitsplätze geschaffen, womit man die Vorgaben des Bunds und Landes von 500 Stellen mehr als erfüllt. Dazu kommen natürlich noch indirekte Arbeitsplätze bei extern beauftragten Firmen. Nicht nur dass die Arbeitslosenquote immens gesunken ist, zusätzliche Effekte sind steigende Steuereinnahmen und die durch jeden Gast anfallende Kurtaxe. Dies waren im Jahr 2009 immerhin 202 000 €. 39 Weitere Einnahmen fallen durch die ankommenden Touristen an, welche mit sehr hoher Dichte bei ihrer Anreise von den örtlichen Radarfallen „begrüßt“ werden. 40 3.3 Touristisches Angebot Schon zu DDR-Zeiten war die Region Müritz und Mecklenburgische Seenplatte ein touristisch angesehenes Ferienziel. Auch Göhren-Lebbin mit dem Schloss Blücher war eine Urlaubsadresse, welche der arbeitenden Bevölkerung der DDR als Erholungsheim diente. In der Gemeinde verteilt, standen einige Datschen und Wochenendhäuser zur privaten Regeneration. Anziehungspunkt war ohne Zweifel der nah gelegene Fleesensee. 41 Als 1990 die Mauer fiel und der Binnentourismus daraufhin an Marktanteil verlor, verwaisten aber die Datschen und das ehemalige Erholungsheim hatte kaum noch Gäste. Sowohl der Tourismus als auch der bis dahin dominierende Wirtschaftszweig, die Landwirtschaft, hatten in ihrer bestehenden Form keine Zukunft. Die weitere Geschichte bis zur Neueröffnung ist bekannt. Im Jahr 2000 eröffnete die Destination Land Fleesensee, bestehend aus zunächst fünf Dienstleistern: • Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee • ROBINSON Club Fleesensee • Dorfhotel Fleesensee • Fleesensee SPA • Golf & Country Club Fleesensee. 42 38 Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010. Interview mit Thomas Neske, Amt Malchow am 19.8.2010. 40 Vgl. Wiethoff (2001) in Klos (2000), S. 55. 41 Interview mit Tomas Konermann, Tokon Events am 03.09.2010. 42 Vgl. LFTM, (2010a). 39 13 Angeboten werden konnten bis 2009 1700 Betten in den genannten Einrichtungen. Im Sommer 2009 wurde das Angebot um das Iberotel Fleesensee erweitert, wodurch die Bettenkapazität auf 2200 erhöht wurde. 43 Seitdem gibt es ein Hotel mit direkter Wasserlage. Alle anderen Einrichtungen liegen oberhalb des Sees und damit nur indirekt am Wasser. 44 Nun werden sechs Marken unter dem Dach der LFTM mit dem seit 2000 bestehendem Slogan „Land Fleesensee – Ganz nah, weit weg“ vermarktet. Die sechs Marken haben daneben jedoch ihre Eigenständigkeit beibehalten, und präsentieren sich mit eigenen Internetauftritten. 45 Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee 46 Das Schloss ist das einzige Gebäude, welches schon vor 2000 existierte. Fungierte es zu DDR-Zeiten als Erholungsheim, so ist es nach der Modernisierung und Erweiterung durch mehrere Anbauten zu einem 5-Sterne Hotel aufgestiegen. Insgesamt werden, verteilt auf das Schloss selber und die neuen Seitenflügel, 178 Zimmer und Suiten angeboten. Die Besonderheit stellen zwei Wellness-Suiten dar, welche ein integriertes Wohlfühl-Center anbieten. Zu den Annehmlichkeiten für Urlauber zählen neben dem Blick auf den sanft zum See hin abfallenden Schlosspark mit Golfplatz auch ein hoteleigenes SPA mit Pool, Sauna und weiteren Installationen. Offeriert werden darüber hinaus hochwertige und –preisige Genusstempel, aber auch eine Kinder-Animation. ROBINSON Club Fleesensee 47 Wer auf hohem Niveau mit der Familie verreist, der wird eher den im Fachwerkhausstil erbauten ROBINSON Club wählen. Die 201 Zimmer zählende Anlage bietet seinem im Durchschnitt 40 Jahre alten, gut verdienenden Cluburlaubern neben Kinderbetreuung für zwei Altersgruppen, einen Außenpool, Hallenbad, SPA-Bereich, Sporthalle, Strandrestaurant und am Ufer des 43 Vgl. Statistisches Amt Meckenburg-Vorpommern (2009), S. 13. Interview mit Sandra Rochnowski, Iberotel Fleesensee am 19.8.2010. 45 Vgl. ROBINSON CLUB FLEESENSEE (2006), o.V., 46 Vgl. LFTM (2010b). 47 Vgl. LFTM (2010c). 44 14 Fleesensees eine Wassersport-Station. Unter der Rubrik „Events“ werden diverse weitere Aktivitäten angeboten. 48 Besonderheit des Clubs ist, dass er der einzige ROBINSON Club in Deutschland ist. Das Konzept ist eine Clubatmosphäre auf hohem Niveau, um vom Negativimage des All-Inclusive-Club-Urlaubes wegzukommen. Club- Atmosphäre ersetzt hier eine sonst oft aufdringliche Animation. Es gibt ROBINSONIADEN, statt zumeist nervender Animateure. Bei der Zielgruppe scheint dies anzukommen. Im Durchschnitt sind 70% aller Gäste der ROBINSON Clubs Stammgäste. 49 Im Fleesenseer Club können die Hobbyköche, Kunstbegeisterte unter den Gästen ihre Künste in der Kochschule bzw. im Atelier verbessern. 50 Dorfhotel Fleesensee 51 Das Motto heißt hier: „Dorf im Dorf.“ Um den Dorfteich herum haben die Ingenieure Ferienwohnungen errichten lassen, um auch die Selbstversorger anzusprechen. Auf fünf Themendörfer verteilen sich fast 200 Ferienappartements und Wohnungen. Sie unterscheiden sich in Größe, Schlafkapazität und Baulichkeit. Einige erstrecken sich über eine, andere über zwei Etagen. Die Hauptzielgruppe sind Familien, welche sich nicht im Schloss oder Club angesprochen fühlen oder auch den Urlaub mit einem kleineren Budget planen. Hier gibt es die vielfältigsten Einrichtungen für Kinder jeden Alters. So kann ein Streichelzoo oder das Piratendorf entdeckt werden. Für die etwas Älteren gibt es einen Jugendclub mit technischen Beschäftigungsinhalten, aber auch eine fast zehn Meter hohe Kletterwand für die sportlich Interessierten. Und weil das Angebot die jungen Gäste so anspricht, können ihre Eltern derzeit in Ruhe die WellnessAngebote im Dorfhotel nutzen. Die Preise für eine Nacht pro Appartement beginnen bei 84 € (bis 116 € je nach Typ) in der preisgünstigsten Saison. Während der Sommerferien liegt die Preisspanne zwischen 150 und 186 €. Für die aktiveren Gäste werden mit Fußball, Beachvolleyball und Basketball populäre Sportarten geboten. 48 Vgl. Klos (2000), S. 21. Vgl. ebd., S. 20. 50 Vgl. ROBINSON CLUB FLEESENSEE (2006), o.V. 51 Vgl. LFTM (2010d). 49 15 Fleesensee SPA 52 Wem das Wellness-Angebot im Feriendomizil nicht ausreicht, der verbringt ein paar Stunden im Fleesensee SPA. Fast 20% aller Mitarbeiter der Destination arbeiten in der Wellness-Oase. Darüber hinaus zählt sie mit ihren 6000m² zu einer der größten hierzulande. Laut der Homepage gibt es 200 Anwendungen täglich. Neben Erholung kann aber auch Sport im hauseigenen, 600m² großen Fitessstudio betrieben werden. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Wasser- und Saunalandschaft, die von der Rutsche über den Innenpool bis hin zum Strömungskanal alles bietet. Die Saunalandschaft bietet für jeden Geschmack und jede Temperatur eine Offerte. Etwas Besonderes ist sicherlich die Russische Banja, die nicht alltäglich im Angebot von Saunen zu finden ist. Zur Entspannung stehen sowohl Innen- als auch Außenflächen zur Verfügung. Das Fleesensee SPA bietet darüber hinaus medizinische Anwendungen im Physiotherapie-Zentrum. Und so bedient das SPA-Angebot auch die Interessen aller Zielgruppen der umliegenden Häuser. Das Fleesensee SPA ist durch den Deutschen Wellness Verband in der Kategorie PREMIUM QUALITY mit „SEHR GUT“ prädikatisiert. (Stand: Juli 2009; neuere Veröffentlichungen lagen noch nicht vor.) Golf & Country Club Fleesensee 53 Die Hauptzielgruppe des Land Fleesensee sind Golfer. 54 Gleichwohl setzt auch diese Freizeiteinrichtung die Öffnung für alle Zielgruppen der umliegenden Beherbergungsbetriebe in ihrem Angebot fort. Auf insgesamt fünf Platzen findet nach eigener Aussage Jeder einen passenden Platz für sich 55. Doch nicht alle sind für Jeden bespielbar. Jeder Course weist eine andere Schwierigkeit auf. Familien, Kinder und Ungeübte werden ihren Spaß auch ohne Platzreife auf dem Coca-Cola Familienplatz haben. Ohne Beschränkungen kann darauf gespielt werden, wenn auch unter erleichterten Bedingungen. Der 9-Loch Platz hat Löcher, die so groß wie Eimer sind. Ebenfalls ohne Platzreife aber mit normalgroßen Löchern ist der Coca-Cola Platz ausgestattet. Mit Platzreife, dem 52 Vgl. LFTM (2010e). Vgl. LFTM (2010f). 54 Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010. 55 Interview mit Michael Schumann, Golf & Country Club Fleesensee am 19.08.2010 53 16 Führerschein für Golfer, kann man die anderen drei Plätze bespielen. Bestimmte Handicap-Werte treffen eine Aussage über das Können des Golfers. 56 Neben den abwechslungsreichen Plätzen ist die Driving-Range ein weiteres Highlight der Anlage. Sie ist die größte ihrer Art in Europa. 57 Wem das Golfen nicht liegt oder wer Abwechslung braucht, der kann auf einem der acht Außen- oder Innenplätze Tennis spielen oder beim Squash sportlich aktiv werden. Für Golf und Tennis bietet der Verein auch Kurse an. Iberotel Fleesensee 58 Das neueste Projekt im Land Fleesensee ist das Iberotel. Als einziges Haus ist das Viereinhalb-Sterne Hotel direkt am Fleesensee gelegen. Ein kleiner Weg führt am Ufer entlang, welches durch die Seebühne geprägt ist. Zielgruppe sind vor allem DINKS und Geschäftsreisende. DINKS sind kinderlose Paare, die beide berufstätig sind und dadurch zumeist über ein hohes gemeinsames Budget verfügen, ebenso wie, meist allein reisende, Geschäftsleute. 59 Sowohl die Mehrzahl der Gästezimmer (156 inkl. zwölf Suiten), als auch die sieben Konferenzräume haben Seeblick. Wie aus den anderen Häusern gewohnt, bietet auch das Iberotel die Möglichkeit zum Sport treiben und Entspannen. In kurzer Zeit zu erreichen ist die ebenfalls neu erbaute Marina am See. Auf den ersten Blick scheinen sich viele Dienstleister im Land Fleesensee, speziell die Beherbergungsbetriebe, in ihrem Angebot und der Ausstattung zu ähneln, jedoch sind sie so verschieden, dass jedes Haus vorrangig eine andere Zielgruppe anspricht. Dies ist so gewollt, denn würde man einige Gruppen in einem Haus zusammenbringen, so könnten Konflikte zwischen ihnen entstehen. Vielmehr ergänzen sich die einzelnen Hotels und decken so alle Zielgruppen mit unterschiedlichem, aber immer hochwertigem Niveau ab. 60 So kann der hybride Kunde stets aufs Neue für die Destination Land Fleesensee begeistert werden. Er findet Rückzugspunkte, genauso wie Orte, um zu kommunizieren und soziale Kontakte zu knüpfen. Auf der einen Seite steht die Luxusherberge, 56 Vgl. GCCF (2010), o.V. Vgl. CVM (2010), o.V. 58 Vgl. LFTM (2010g). 59 Vgl. Althof (2001), S. 43. 60 Vgl. Klos, (2000), S. 26, 57 17 auf der anderen das gut bürgerliche Feriendorf. Damit wird das gesamte Spektrum abgedeckt und das Land Fleesensee liegt somit voll im Trend. 61 Zentraler Anlaufpunkt für alle Gäste ist die Touristeninformation auf dem Marktplatz. Finanziert wird diese nicht durch die Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH, sondern durch die Gemeinde Göhren-Lebbin. Die Touristeninformation wurde 2007 eröffnet. 62 Ringsherum haben sich Einkaufsmöglichkeiten, wie Boutiquen, Souvenir-Shops, aber auch ein Waschsalon oder der Fahrradverleih angesiedelt. 3.4 Touristische Entwicklung 3.4.1 Entwicklung 2009 in Deutschland Die Deutschen waren und bleiben Reiseweltmeister. Zwei Drittel aller Deutschen über 13 Jahren, nämlich 49 Mio., traten im Jahr 2009 mindestens eine Urlaubsreise an, die länger als vier Tage dauerte. 63 Immer häufiger lautet das Ziel Deutschland. Der Deutschland-Tourismus hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugelegt. Während Reisen ins Ausland an Bedeutung verlieren, steigt die Nachfrage im Inland. Laut FUR fanden 32,5%, also 21,1 Mio. aller Urlaubsreisen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland statt. 64 Den höchsten Marktanteil mit 6,7% hat weiterhin Bayern. Vergangenes Jahr wurden mehr als 1,4 Millionen Reisen in den Freistaat angetreten. Auch wenn Städteurlaube immer interessanter werden, so bevorzugen doch Touristen in ihrem „langen Urlaub“ ländliche Regionen. Diese profitieren vor allem durch ihre weitestgehend unberührte Natur. Immer mehr Menschen leben in Großstädten, wodurch die ländlichen Gebiete verwaisen. 65 Mit der Verwaisung verschwinden ländliche Lebensarten und –formen, wodurch sie für Großstädter im Urlaub als attraktiv gelten. So entstand beispielsweise der „Urlaub auf dem Bauernhof“. Sinkende Einkünfte durch Landwirtschaft zwingen auch 61 Vgl. Klos (2000), S. 74. Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010. 63 Vgl. FUR (2010), S. 2, in: TMBW (2010). 64 Vgl. FUR (2010), S. 3, in: TMBW (2010). 65 Vgl. Steinecke (2006), S. 204. 62 18 Bauern zum Umsteigen auf Dienstleistungen. Viele landwirtschaftliche Betriebe werden daher heute nur noch als Nebenerwerb geführt. 66 3.4.2 Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern und Göhren-Lebbin Mecklenburg-Vorpommern war 2009 mit einem Marktanteil von 6,5% hinter dem Freistaat Bayern das zweitbeliebteste Urlaubsbundesland. 67 1,3 Millionen Urlaubsreisen gingen demzufolge nach Mecklenburg-Vorpommern. Innerhalb des Bundeslandes zeigen sich aber immer noch große regionale Unterschiede. Während die Küstenregionen zum Teil höhere Übernachtungsintensitäten als Massentourismus-Hochburgen wie Mallorca aufweisen, herrscht in vielen Binnengebieten etwas zu viel Ruhe. 68 In der Mitte befindet sich die Mecklenburgische Seenplatte. Es werden hohe Wachstumsraten verzeichnet, jedoch in absoluten Zahlen auf einem niedrigeren Niveau als an Küsten. Betrachtet man das gesamte Bundesland, so wurde 2009 ein Bruttoumsatz von mehr als 5,1 Mrd. € durch den Tourismus erwirtschaftet. Jede zehnte Familie im Bundesland bezieht ihr Haupteinkommen durch den Tourismus, wodurch die Branche zu einem der wirtschaftlichen Stützen des Landes geworden ist. 69 Doch profitieren nicht nur die direkt im Tourismus Beschäftigten. Weitere Einkommen in Höhe von fast 880 Millionen € entstanden 2009 indirekt durch den Tourismus. Diesen Effekt weist keine andere Branche weder in Höhe noch in Breite des Bundeslandes auf. 70 Göhren-Lebbin ist ein Beispiel dafür. Es entstanden mehr als 500 Arbeitsplätze direkt im Tourismus. Darüber hinaus wurden zum Beispiel während des Baus „80% der Subunternehmerbauleistungen“ durch regionale Firmen getätigt. 71 Und auch zur Instandhaltung, Wartung und bei anfallenden Reparaturen werden lokale Unternehmen beauftragt. 72 Um eine Aussage über die touristische Entwicklung des Land Fleesensee treffen zu können, werden nun spezifisch touristische Kennzahlen aufgeführt. 66 Vgl. Steinecke (2006), S. 206. Vgl. FUR (2010), S. 4, in: TMBW (2010). 68 Vgl. MWAT-MV (2010). S. 14. 69 Vgl. ebd., S. 18. 70 Vgl. ebd., S. 21. 71 Vgl. Klos (2000), S. 28. 72 Interview mit Katrin Reiske, Touristeninformation Göhren-Lebbin am 25.08.2010 67 19 Alle Daten entstammen dem Statistischen Amt Mecklenburg-Vorpommerns zwischen 2003 und 2009. Dargestellte Grafiken basieren ebenfalls auf dieser Quelle der genannten Jahre. Bereits oben wurde die Angebotssituation in Göhren-Lebbin dargestellt. Tourismus spielte nach der Wende 1990 keine bedeutende Rolle. Der Ort verkam zusehends bis eben die Investoren einstiegen und Land Fleesensee 2000 eröffneten. Um langfristig rentabel zu sein, müssten jährlich mindestens 200 000 Übernachtungen getätigt werden. 73 Dies entspricht bei einer Kapazität von 1700 Betten bis 2009 eine Auslastung von 32%, dem Bundesdurchschnitt. 74 Das Minimalziel wurde bisher in jedem Jahr übertroffen (Abb. 6). Zusammen mit den privat vermieteten Ferienhäusern und -wohnungen, oder weniger als acht Betten zählenden Einrichtungen bietet das Land Fleesensee rund 4500 Betten an. 75 Abbildung 6: Auslastung im Land Fleesensee 2002-2009 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern (2003-2009) 73 Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010 Vgl. O.V., VDR (2009), S. 6. 75 Interview mit Katrin Reiske, Touristeninformation Göhren-Lebbin am 25.08.2010 74 20 Die hohen Werte zu Beginn des neuen Jahrtausends lassen trotz kleinen Budgets auf eine erfolgreiche Werbung schließen. 76 Positive Werbeeffekte kamen nach Annahme des Autors auch durch die Anwesenheit bekannter Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer oder Gerhard Schröder zustande. 2006 hatte man mit einer Auslastung von 42,4% den bisher schlechtesten Wert. Ein Grund dafür könnte die FIFA-Weltmeisterschaft in Deutschland gewesen sein. Viele Zuschauer und Fans fuhren lieber in die Städte zu den Fanmeilen oder in die Stadien. Keine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern war aber Spielort der WM. Der ebenfalls niedrige Wert von 2008 ist dagegen auf die sich andeutende Wirtschaftskrise im zweiten Halbjahr zurückzuführen. 77 Bei dieser und allen folgenden Darstellungen der touristischen Kennzahlen sei gesagt, dass die Bettenkapazität 2009 mit der Markteinführung des Iberotels um 400 Betten auf jetzt 2200 erhöht wurde. Dass ein weiterer Beherbergungsbetrieb notwendig war und die Attraktivität der gesamten Destination erhöht, zeigt die gestiegene Auslastung von 2008 zu 2009 um 4,3%. 76 77 Vgl. Klos (2000), S. 37. Interview mit Thomas Döbber-Rüther am 01.09.2010. 21 Die Ankünfte und Übernachtungen spielen eine wichtige Rolle für eine Destination. Aus ihnen kann die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bestimmt werden. Diese lässt wiederum auf die Attraktivität und Angebotsvielfalt einer Destination schließen. Abbildung 7: Ankünfte und Übernachtungen im Land Fleesensee 2002 bis 2009 Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2003-2009 Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer variierte in den Berichtsjahren zwischen 3,2 (2006 und 2009) und 4,6 Tagen (2007). 78 Diese liegt mit durchschnittlich 3,75 Tagen deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 12,2 Tagen. 79 3.5 Fazit der touristischen Entwicklung Insgesamt kann man mit den Beherbergungskennzahlen zufrieden sein. Normalerweise haben touristische Produkte in den Anfangsjahren Probleme, da dem Kunden Erfahrungswerte fehlen, auf die er sich bei der Wahl seines Reiseziels stützt. Die Auslastung lag stets mindestens zehn Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt von 32%. Dass die Aufenthaltsdauer zwischen 2002 und 2009 im Durchschnitt 3,75 Tage betrug und damit Gäste in Fleesensee fast achteinhalb Tage kürzer bleiben als in anderen Zielen, lässt zu dem Schluss kommen, dass die Destination von vielen als Zweit- oder Wochenendurlaub 78 79 Vgl. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern (2003-2009). Vgl. FUR (2010), S. 5, in: TMBW (2010). 22 genutzt wird und den Touristen qualitativ und/oder quantitativ zu wenig Ausflugsziele zur Verfügung stehen. Dies ist eine für ländliche Regionen typische Erscheinung. Sicher würden mehr Attraktionen und Ausflugsziele die Aufenthaltsdauer erhöhen. Positiv für das Land Fleesensee spricht die Ansiedlung einer neuen gewerblichen Beherbergung. Dies zeigt, dass bisher getätigte Investitionen berechtigt waren und der Markt weiter wächst. Doch wird an dieser Stelle nochmals auf das Zitat zu Beginn dieser Forschungsarbeit hingewiesen. At- traktionen müssen entstehen, um im Gespräch beim Konsumenten zu bleiben. Sind Events vielleicht ein Allheilmittel? 4 Der Event Im 21. Jahrhundert sind Events sind in aller Munde. Es scheint fast so, als ob alles ein Event ist. 80 Klar ist zumindest, dass wir uns zu einer „Erlebnisgesellschaft“ 81 entwickelt haben. Hintergrund ist die wachsende Bedeutung der Freizeit in unserem Leben. Im Zuge der Industrialisierung sank die wöchentliche Arbeitszeit trotz gesteigerter Produktivität stetig. 82 Heutzutage ist diese gesetzlich im Regelfall auf 40 Stunden pro Woche begrenzt. 83 Als Ausgleich zu seiner alltäglichen Arbeit sucht der Mensch in seiner Freizeit den besonderen, individuellen “Kick“. Dieser kann durch eine steigende Zahl an Angeboten befriedigt werden. Für Veranstalter und sonstige Dienstleister hat sich die Event-Branche zu einem lukrativen und vielfältigen Markt entwickelt. 84 In der „Welt der Wochenenden“ 85 rückt die Freizeit wieder in unseren Lebensmittelpunkt. Dies spiegelt sich unter anderem in der Anzahl an Eventagenturen wieder. 86 Jeder weiß etwas mit dem Begriff „Event“ anzufangen, doch haben genauso viele Menschen Probleme eine Definition wiederzugeben. Grund dafür ist einerseits die numerisch wachsende Zahl an Anglizismen in der deutschen Sprache, aber 80 Vgl. Nickel (1998), S. 5. Schulze (2005) in: Bobel (2009), S.5. 82 Vgl. Bobel (2009), S. 5. 83 Vgl. Bundesministerium der Justiz, ArbZG § 3 (1994), S. 1. 84 Vgl. Bobel (2009), S. 5. 85 Vgl. Guggenberger (2001), S. 27. 86 Vgl. Marx (2007), S. 3. 81 23 auch die Geschwindigkeit, mit der diese Begriffe Einzug in unser Leben halten. Dadurch werden Wörter oft übernommen, ohne zu wissen, welche Bedeutung sie haben. Als Resultat daraus werden Ansätze von Um- und Beschreibungen sowie Beispiele geliefert. Und so reicht die subjektive Spannweite des Begriffes Event von Hochzeiten und runden Geburtstagen bis hin zu Mega-Events, wie den Olympischen Spielen, wodurch die Anzahl der Events immer größer wird. 87 Soziologisch wird dies mit dem in den Wechsel von Außen- hin zu Innenorientierung begründet. 88 Außenorientierung, Extraversion, beschreibt die gesteigerte Wahrnehmung der Außenwelt und das zur gleichen Zeit sinkende Bewusstsein für eigene Gefühle und Gedanken und beschrieb den Menschen noch in den 1950ern. 89 Die heute vorherrschende Innenorientierung, Introversion, beschreibt einerseits die Neigung zur Zurückhaltung, andererseits die Selbstverwirklichung, Erforschung und Ausleben von Gefühlen, wodurch der “hybride Konsument“ charakterisiert ist. 90 Opaschowski (2000) vergleicht den Event mit Kathedralen, in denen der Mensch nach Glück sucht. 91 Es ist also schon beim Einstieg in die Event-Thematik zu erkennen, dass ein Event hohe Anforderungen und Kenntnisse aus den verschiedensten Bereichen an Organisatoren stellt. Doch wie soll man etwas durchführen, wenn man nicht weiß, was es genau ist? 4.1 Versuch einer Definition und Abgrenzung zur Veranstaltung Für den Begriff „Event“ gibt es nicht DIE Definition. Es existiert eine Vielzahl an Definitionen. 92 Absolut sicher ist zunächst nur die sprachliche Herkunft. Das lateinische Wort eventus wurde in den englischsprachigen Raum mit event übersetzt. 93 Neudeutsch spricht man hierzulande von dem Begriff Event. Überträgt man jedoch das lateinische Wort direkt ins deutsche, so lautet es etwas nüchtern Ereignis. Im Duden (2007) ist das Ereignis ein „besonderer, nicht alltägli- 87 Vgl. Willnauer (2007), S. 11. Vgl. Wirtz (2008), S. 11. 89 Vgl. Tenorth/Tippelt (2007), S. 227. 90 Vgl. Tenorth/Tippelt (2007), S. 357; Wirtz (2008), S.11/12; Freyer (2006), S. 94; Nickel (1998), S. 3. 91 Vgl. Opaschowski (2000), S. 9. 92 Vgl. Bobel (2009), S. 57. 93 Vgl. Holzbaur et al. (2005), S. 6. 88 24 cher Vorgang, Vorfall.“ 94 „Vorgang“ ist einer so aufregenden und dynamischen Branche viel zu langweilig, weshalb immer von einem „Event“ die Rede ist. Ergänzend ist zum einen von vorhergesehenen, geplanten, zum anderen von ungeplanten, unvorhersehbaren Events die Rede. 95 Zanger (2007) fügt „mit Erlebnischarakter“ 96 hinzu. Dennoch sind natürlich unvorhergesehene Ereignisse bei noch so gut geplanten Events nicht ausgeschlossen, was dann das Improvisationstalent des Organisators verlangt. Er muss reagieren und verliert dadurch in diesen Fällen meist die Kontrolle über den Event. Die vorliegende Arbeit befasst sich im weiteren Verlauf ausschließlich mit planbaren Events Durch ihre Dauer sind Events zeitlich limitiert und motivieren ihre Teilnehmer zum Mitmachen. 97 Darin ähneln sie touristischen Produkten, welche ebenfalls vergänglich, nicht nachbesserbar oder sogar umtauschbar sind. 98 Eine weitere Gemeinsamkeit ist das „uno-actu-Prinzip“, wonach bei einem Event die „Leistungserstellung und Leistungsverwertung zeitlich und örtlich“ zusammenfallen. 99 Experten legen speziellen Wert auf das „Besondere“ und erweitern dies noch mit dem Merkmal der Einmaligkeit, was die Nicht-Austauschbarkeit einbezieht. 100 Für Donald Getz (2007) ist das “Besondere“ des Events die persönliche und einmalige Erfahrung der Teilnehmer, welche sich aus der Wechselwirkung von Veranstaltungsort, Teilnehmern und Ablauf zusammensetzt. 101 Der Event gewinnt an Emotionalität für alle am Prozess Beteiligten, denn in dieser Konstellation ist und bleibt das Ereignis einmalig. Holzbaur (et al. 2005) geht in seiner Definition sogar soweit, dass für den Event keine objektive Erklärung existiert. Definiert wird ein Event durch das subjektive Empfinden, den „Erinnerungswert“ der Teilnehmer. 102 Soziologisch betrachtet wird die Lebensqualität gesellschaftlich und persönlich erhalten oder im besten Fall sogar gesteigert. 103 94 Vgl. Duden (2007), S. 509. Vgl. Bobel (2009), S. 58. 96 Zanger in Nickel (2007), S. 3/4. 97 Vgl. Nickel (1998), S. 7. 98 Holzbaur et al. (2005), S. 6. 99 Freyer (2007), S. 66. 100 Vgl. Interviewprotokolle, s. Anhang. 101 Vgl. Getz (2007), S. 21. 102 Holzbaur et al. (2005), S. 6. 103 Vgl. Opaschowski (2006), S. 13. 95 25 Ein anderes Charakteristikum des Events ist für einige Experten die Menge an Teilnehmern, wonach eine Hochzeit im seltensten Fall ein Event ist, die Olympischen Spiele aber immer, auch wenn beide Anlässe für die Beteiligten emotional und einmalig sind. Unterschied hierbei ist die Menge an Teilnehmern. Alle vier Jahre locken die Olympischen Spiele Milliarden von Zuschauern vor die Rundfunkgeräte und in die Stadien, was sie zu der höchstmöglichen Form von Events macht – Mega-Events. 104 Eine sehr rationelle Begriffserklärung des Events präsentiert Holzbaur (2005). 105 Sie ähnelt schon fast einer Typologisierung. Ereignisse werden durch den Moment des Stattfindens zu etwas Βesonderem. Beispielhalft wird ein Fußballspiel genannt, bei dem das Anstehen zwar zum gesamten Anlass gehört, aber nur die reine Fußballspieldauer den Event darstellt. Die in dieser Forschungsarbeit bereits genannte Einmaligkeit wird auch von Holzbaur (2005) betont. 106 Dabei versteht er „Einmaligkeit“ nicht nur temporär unter einmal stattfindend, sondern auch durch die emotionalen Höhepunkte beim Teilnehmer. Auch periodische Events sind für ihn einmalig, da beispielsweise Olympische Spiele zwar alle vier Jahre stattfinden, aber jeweils in anderen Stätten und unter anderen Rahmenbedingungen, wodurch sie doch jedes Mal zu einem einzigartigen Event werden. Ein weiterer eventdefinierender Punkt ist die Positivität für den Teilnehmer. Der positive Gesamteindruck entsteht durch einen Zusatznutzen für den Partizipant. Dieser kann laut Holzbaur (2005) durch die Aktivierung der Teilnehmer geschehen. 107 Jedoch liegt darin die Kunst, denn es ist eine extreme Gratwanderung zwischen der positiven Aktivierung einerseits und andererseits Arbeit, welche wiederum als negativ empfunden werden kann. Holzbaur (2005) stellt im Gegensatz zum Event, bei Veranstaltungen den Ablauf in den Vordergrund. 108 Der Aspekt des Erlebnisses für den Teilnehmer wird durch rationale Ziele wie Wissenshorizonterweiterung (z.B. Konferenzen, Exkursionen) oder Leistungsvergleichen auf Turnieren ersetzt. 104 Vgl. Getz (2008), S. 407. Vgl. Holzbaur et al (2005), S.7-12. 106 Vgl. ebd., S. 6. 107 Vgl. ebd., S. 8. 108 Vgl. ebd., S. 6. 105 26 4.2 Entstehung des Events Im vorherigen Abschnitt wurde auf eine Vielzahl an Definitionen hingewiesen. Doch wo hat der Event seinen praktischen Ursprung? Nicht groß überrascht, dass erstmals ein US-Amerikaner vom Event sprach. Der im Disneyland Anaheim, Kalifornien als PR-Direktor angestellte Robert Jani sprach vom „Special Event“ und meinte damit die abendliche „Main Street Electric Parade“, bei der Disney´s berühmte Comic-Figuren à la Mickey Mouse & Co ihren großen Auftritt hatten. Er reagierte mit der Parade auf die geringe Verweildauer und dem damit einhergehenden Verwaisen des Parks in den Abendstunden. 109 Durch die abendliche Attraktion erhöhte Jani die Verweildauer und dem Umsatz im Park. 110 In Deutschland sieht die Entstehung von Events etwas anders aus. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden heutige Events unter dem Sammelbegriff Veranstaltungen zusammengefasst. Beispiele sind Galaabende und Hochzeiten im privaten, sowie Konferenzen, Tagungen, Kongresse und Messen im beruflichen Bereich. 111 Die Werbebranche stellte zum Ende des 20. Jahrhunderts jedoch fest, dass die bis zu diesem Zeitpunkt angewandten Strategien und Formen der Kommunikation die Zielgruppen immer schlechter erreichten. Mit dem Wandel zu einer Erlebnisgesellschaft (vgl. 4) wollte der Kunde seine fünf Sinne benutzen, Produkte eigenhändig erleben. Berichte von Testimonials oder bunte, mit Wörtern um sich schmeißende, Produktbeschreibungen reichten ihm nicht mehr aus. Eine Methode und Name um diese zumeist jüngere Zielgruppe für ein Produkt zu gewinnen, war schnell gefunden – Live-Marketing oder Live-Communication. 112 Beispielhaft kann man den Slogan eines deutschen Sportsenders sehen „Mitten drin statt nur dabei.“ 113 Der Zuschauer sitzt in seinem Wohnzimmer und erlebt dennoch alles so real, als ob er auf der Tribüne sitzt. Events dienen der Verkaufsförderung und gehören somit in den Marketing-Mix. 109 Vgl. Goldblatt (1997), S. 1 ff. Vgl. ebd. 111 Vgl. Bobel (2009), S. 65 112 Vgl. Marx (2007), S. 1. 113 Vgl. Kapffenstein (2005), S. 43. 110 27 Der Marketing-Mix (Abb. 8)besteht aus den klassischen „4P´s“ – price (Preis-), product (Produkt-), placement (Vertriebs-), public (Kommunikationspolitik). Das Event-Marketing ist nach Nufer ein Kommunikationsinstrument und der Event ist das Kommunikationsmittel. 114 Das Instrument beinhaltet die Planung, Durchführung und Kontrolle des Kommunikationsmittels – dem Event, welches als Kommunikationsplattform fungiert. 115 Marketing-Mix Preispolitik Produktpolitik Vertriebspolitik Kommunikationspolitik Gestaltung Vertriebssystem Mediawerbung Rabatte Verpackung Verkaufsmanagement Sales Promotion Garantie Markierung Distribution Direct Marketing Zahlungsbedingunge n Sortiment Lieferbedingungen Kundendienst Event-Marketing Preishöhe Public Relations Sponsoring Messen Events Persönlicher Verkauf Multimedia Abbildung 8: Events und Eventmarketing im Marketing-Mix Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bobel (2009), S. 68 Bedeutung des Events im Live-Marketing Live-Marketing entstand durch die sinkende Wirkung traditioneller Werbeinstrumente. Produkte sollen in konzentrierter Form erlebbar gemacht werden. 116 In konzentrierter Form heißt, dass Unternehmen ohne Anwesenheit von Mitbewerbern den Kunden für sich gewinnen können. Produzent und Konsument sol- 114 Vgl. Nufer (2007), S.21. Vgl. Bruhn (1997), S. 777 f. 116 Vgl. BITKOM (2010). 115 28 len in persönlicher Atmosphäre aufeinander treffen. Anlass dazu bieten nur Events und Veranstaltungen. Mit dem aus einem Event möglichst hohem Erinnerungswert bei den Teilnehmern können sich Unternehmen von ihrer Konkurrenz abheben, eine USP schaffen und erhalten gleichzeitig einen aktuellen Überblick ihrer Zielgruppe. Somit scheinen Events die einzige wirklich hilfreiche Plattform für Unternehmen zu sein, um den Kunden von heute für sich zu gewinnen. Wenn die Entscheidung zugunsten eines Events gefallen ist, stehen Veranstalter vor der Frage, welcher Eventtyp realisiert werden soll. 4.3 Typologisierung von Events Adäquat zu den unterschiedlichsten Definitions-Ansätzen von Events hat die Wissenschaft in den letzten Jahren auch verschiedene Event-Kategorien hervorgebracht. Eventtypen sollten den Veranstaltern zunächst als Zielstellung für die Ausrichtung ihren Events dienen. Während der Planung, Durchführung und Nachbereitung sind Kategorien Anhaltspunkte, Leitfäden und Normen, an denen sich orientiert und an denen verglichen werden kann. Da ein Event aber immer anders sein soll als alles bisher Dagewesene, können Professionelle selten komplett auf einen Plan zurückgreifen. Ein zweiter Hindernispunkt der Vergleichbarkeit ist hohe Varianz in der Gestaltung von Events. Sie können Bestandteile mehrerer Typen aufweisen und sind somit einer Kategorie nur schwer zuzuordnen. Im Endeffekt verkörpert der Event schon aus dem Grund der Zugehörigkeit zur Kommunikation die Ziele des AIDA-Modells. Zunächst werden dem Gegenüber allgemeine Informationen vermittelt, wodurch der Event und das Produkt an Aufmerksamkeit (Attention) gewinnen. Die zweite Stufe ist die detaillierte Informationsbeschaffung zu Beginn des Events (Interest). Die Motivation, dieses Produkt zu erleben und zu besitzen, steigt während des Events an, bis eine Entscheidung getroffen wird (Decision). Letztendlich kommt es zur Handlung (Action), was bei einem Event das Aktivwerden oder im Anschluss an den Event den Kauf eines Produktes bedeutet. 117 Im Folgenden werden drei Typologisierungen von Events näher vorgestellt, wovon eine als Grundlage für den praktischen Teil der vorliegenden Arbeit dient. 117 Vgl. Freyer (2006), S. 104. 29 4.3.1 Auf Basis der Form Donald Getz gliederte Ereignisse bereits in vorhersehbare und unvorhersehbare (vgl. 4.1). Planbare Events unterteilt er nochmals in vier Hauptfelder, die in der folgenden Abbildung aufgrund der Kategorisierung auf drei minimiert wurde. 118 Public Affairs CULTURAL CELEBRATIONS •festivals •carnivals •commemmorations •religious events POLITICAL AND STATE •summits •royal occasions •political events •VIP events Career BUSINESS AND TRADE •meetings, conventions •consumer and trade •shows •fairs and markets EDUCATIONAL AND SCIENTIFIC Private SPORT COMPETITION •amateur/professional •spectator/participant RECREATIONAL •sport or games for fun •conferences •seminars •clinics PRIVATE EVENTS ARTS AND ENTERTAINMENT •concerts •award ceremonies •weddings •parties •socials Abbildung 9: Typologisierung geplanter Events nach der Form Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Getz (2008), S.404 Das Einteilungskriterium ist die Form, was die das Ziel und den Ablauf beinhaltet. 119 Beispiele für „Cultural Celebrations“ sind Mardi Gras in New Orleans oder der Karneval in Rio, „Political & State“-Events sind beispielweise Wahlkampfveranstaltungen oder Nationalfeiertagsparaden. Zu „Arts & Entertainment“ können Musicals am Broadway oder Konzerte in der Berliner Waldbühne gezählt werden. Events im Bereich von „Career“ steigern das fachliche Wissen der Teilnehmer und erhöhen ihr berufliches Qualifikationsprofil. „Business & Trade“ beinhaltet Messen, Tagungen, Konferenzen, Jahreshauptversammlungen. Unter „Educa118 119 Vgl. Getz (2007), S. 22. Vgl. Getz (2008), S. 404. 30 tional & Scientific“ können beispielhaft Workshops und Seminare oder Mitarbeiterschulungen verstanden werden. In der Kategorie „Private“ dominieren Events zum Erreichen von persönlichen, in der Freizeit angesiedelten Zielen. Auch wenn Getz in seiner Darstellung von vier Themengebieten redet, so lassen sich doch der Bereich SPORT COMPETITION / RECREATIONAL und PRIVATE EVENTS zu einem Themenfeld zusammenfassen. Sowohl für Partizipanten als auch für Zuschauer sind diese Events in vielen Fällen „Meilensteine“ ihres Lebens, beispielsweise die Teilnahme an einem Marathon oder hoch emotionale Anlässe, wie Hochzeiten oder Geburtstage. 4.3.2 Auf Basis von Kennzahlen Eine zweite Typologisierung schlägt Holzbaur vor. 120 Basierend auf Kennzahlen kategorisiert er Events. Da von ihm behauptet wird, dass jeder Event eine Veranstaltung ist, kann seine Einteilung von Veranstaltungen auf geplante Ereignisse übertragen werden. Die erste Kennzahl ist die Größe. Dies wird gebildet aus der Summe an Personen aus den Gruppen „Akteuren“, „Service“ und „Besucherzahl“. Der Einfachheit kann auch eine Formel erstellt werden, die wie folgend aussehen könnte: Eventgröße = Akteure + Service(-personal) + Besucherzahl Dies ermöglicht eine Erstellung eines Kategorien-Spektrums, in dem der Event eingeordnet werden kann (vgl. Tabelle 1). 121 120 121 Vgl. Holzbaur et al. (2005), S. 15-17. Vgl. ebd., S. 17. 31 Tagung, Seminar, Schulung Dauer Tage Akteure Planung, Support Besucher Spitze Besucher Summe Träger Privates Sportfest, Ausflug, Tag der ofFest, Jubi- Stadtfest, Zeltlager fenen Tür läum Musikfest 3 1/2 3 1-30 1 200 1 1 000 3 200 20 1 100 5 300 Firma 200 100 10 000 50 2 000 300 100 30 000 50 3 000 Person Verein Verein Firma Tabelle 1: Exemplarisches Spektrum von Veranstaltungen Quelle: Holzbaur et al. (2005), S. 17 Mithilfe einer Checkliste für jede Kategorie des Spektrums wird der Event „kategoriegerecht“ ausgerichtet. 122 4.3.3 Zielgruppenorientiert Die dritte Möglichkeit der Typologisierung nach der Zielgruppe ist zugleich die in der Praxis am häufigsten vertretene, wobei zwischen „Consumer“ (B2C) und „Business“ (B2B) unterschieden wird (vgl. Abb. 10). 123 122 123 Vgl. Holzbaur et al. (2005), S. 17. Vgl. Bobel (2009), S. 81. 32 Planbare Events B2C-Events B2B-Events Messen & Ausstellungen Incentives Tagungen & Kongresse Sport-Events Marketing Events & Corporate Events Messen und Ausstellungen Kultur & Freizeit Abbildung 10: Typologiserung nach der Zielgruppe Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an : Bobel (2009), S. 81 Diese zwei Kategorien werden von der FAMAB und der unter ihrem Dach agierenden Interessenvertretung der deutschen Marketing-Eventbranche, dem Forum Marketing-Eventagenturen (FME) um eine erweitert, wonach Events entweder auf „Public“, „Consumer“ oder „Business“ ausgerichtet sind. 124 Für die vorliegende Forschungsarbeit ist jedoch die oben abgebildete Typologisierung nach der Zielgruppe und in den folgenden Punkten erläuterte Unterscheidung Diskussionsgrundlage. 4.3.3.1 B2B-Events Im Vordergrund steht die greif- und erlebbare Realisierung einer ansonsten visuellen Werbebotschaft. B2B-Events, Business-to-Business, richten sich an die Industrie. Dazu zählt das FME „Geschäftspartner, Mitarbeiter oder Gesellschafter.“ 125 Es werden durch Dienste, in diesem Fall der Event, langfristige Beziehungen zwischen industriellem Anbieter und industriellem Nachfrager auf- 124 125 Vgl. FME (2010). Vgl. ebd. 33 gebaut und gefestigt. 126 In persönlicher Atmosphäre kann sich ein Unternehmen, anders als zum Beispiel auf Messen, ohne Anwesenheit der Konkurrenz, den Profis der Branche öffnen. Das Aufeinandertreffen mit einer expliziten Zielgruppe und damit dem Vermeiden von Streuungseffekten der Werbung von Unternehmen ist ein Vorteil von Events. 127 Laut einer LiveTrend-Umfrage (2008) gaben von 269 Unternehmen knapp 16% (43 Befragte) an, dass sie B2B-Events als Werbetool nutzen. Öfter wurden nur Messen genutzt. 128 4.3.3.2 B2C-Events Ziel solcher Events ist das Verlinken zwischen einer Marke oder deren Produkt mit dem Endverbraucher. Langfristig soll das Markenbewusstsein und der Absatz gesteigert werden. Für Hersteller sind B2C-Events, also Business-toConsumer, meist die einzige Chance mit dem Endverbraucher direkt in Kontakt zu treten. 129 Für Kunden ist es oft die einzige Möglichkeit sich über ein Produkt ausführlich und direkt beim Hersteller zu informieren, was die Vorbereitung der Events und die Schulung der Event-Betreuer erschwert. Fachausdrücke, welche jedem Branchen-Profi ohne ein Wort der Erklärung ein Begriff sind, müssen für den „Otto-Normalverbraucher“ „übersetzt“ werden. Wiederum ermöglicht dies Unternehmen, zur gleichen Zeit ein Feedback über ihr Produkt zu bekommen. Besonders wenn es um Konsumgüter geht, will sich die Kundschaft vor dem Kauf von der Ware überzeugen. 130 Doch nicht nur das Produkt an sich zählt. Marketing-Verantwortliche schaffen ein Rahmenprogramm zu dem eigentlichen Produkt. So wurde in einer Ausstellungshalle der Hannoveraner Infa 2001 eine kleine italienische Stadt nachgebaut, in deren Gassen Künstler und Aussteller für sich bzw. ihre Produkte warben. 131 Dass dieser Wandel von der Messe zum Event vom Konsument gewünscht wird, zeigt der Erfolg dieser Aktion: Die Halle verzeichnete „besonders großen Andrang.“ 132 Bestenfalls assoziiert der Konsument immer eine bestimmte Firma mit einer Art von Produkt, z.B.: 126 Papiertaschentuch „Tempo“. Vgl. Pepels (1999), S. 5. Vgl. Marx (2007) S. 2. 128 Vgl. LiveTrends in Baumgarth (2009), S. 548. 129 Vgl. O.V. (2002), S. 68. 130 Vgl. ebd. S. 69. 131 Vgl. Hoffmann/Schehl (2002), S. 2. 132 Vgl. ebd. 127 34 Trotz aller Typologisierungsversuche gibt es keine richtige oder falsche Betrachtungsweise. Auch können keine klaren Abgrenzungen zwischen den Kategorien gezogen werde, da es immer Merkmale gibt, die auf Events anderer Themenfelder zutreffen. So ist ein zweitägiger Mitarbeiter-Event nur an einem Tag B2B, wenn am nächsten die Partner der Mitarbeiter ebenfalls dazustoßen können und daraus ein gemischter, kaum zuordenbarer Event wird. Maß dafür ist immer der Ausgangspunkt und das Ziel der Veranstaltung. 133 Dabei spielen Kategorien im ersten Moment eine untergeordnete Rolle. Nur sind sie eben, gerade wenn es um das Controlling und die Nachbereitung im Anschluss an den Event geht, eine gute Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Veranstaltungen dieser Kategorie. 5 Möglichkeiten & Grenzen Der mit diesem Abschnitt beginnende praktische Teil der vorliegenden Forschungsarbeit schafft die Brücke zu der oben aufgeführten Theorie und gibt zum Ende hin Ergebnisse. Es werden beispielhafte Events bewertet, ob diese auf die Region positive, negative oder gar keine Impulse ausgestrahlt haben. Es sollen vor allem quantitative Möglichkeiten (vgl. 5.3) & Grenzen (vgl 5.4) aufgezeigt werden, da qualitative nur subjektiv und daher wenig aussagekräftig und wissenschaftlich sind. Unter einer Möglichkeit ist laut Duden ein zukünftiges Ereignis zu verstehen, was keine 100%ige Wahrscheinlichkeit besitzt. 134 In der vorliegenden Analyse wird, im Rückblick auf ein Ereignis, Möglichkeit als Grad der Machbarkeit oder Zielerreichung verstanden. Es werden auf die touristische Entwicklung und Region um den Fleesensee herum positiv wirkende Events genannt und deren Effekte für die ländliche Region. Grenzen sind in diesem Zusammenhang als in der Vergangenheit entstandene Probleme und Hindernisse bei Events zu verstehen, wodurch der Event einen 133 134 Vgl. Goldblatt (2005), S. 10 Vgl. Duden (2007), S. 748 35 negativen Gesamteindruck hinterließ und in der Region zumindest keine langfristigen positiven Effekte bewirkte. 5.1 Expertenbefragung und Vorgehensweise Um diese Fragestellung herauszuarbeiten, sollten elf Experten in der Destination befragt werden. Es wurden alle sechs unter dem Dach der Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH agierenden Dienstleister und die Marketing GmbH selbst, das über Göhren-Lebbin verwaltende Amt Malchow, die zur Gemeinde gehörende Touristeninformation, der Bürgermeister der Gemeinde und eine im Nachbarort Sietow angesiedelte Eventagentur angerufen, um persönlich Interviewtermine vor Ort zu planen. Die Zahl von elf potentiellen Interviewpartnern dezimierte sich auf letztendlich sieben Gespräche. Zum einen wurde beispielsweise vom ROBINSON Club auf die Marketing GmbH verwiesen, da diese für den Club die Events plant. Jegliche Art von Veranstaltung im Dorfhotel wird vom Iberotel aus koordiniert. Das Fleesensee SPA antwortete weder schriftlich, noch war der Geschäftsführer telefonisch zu sprechen gewesen. Mit dem Bürgermeister konnte trotz telefonischer Absprache und Terminvereinbarung kein Interview durchgeführt werden, da er zu den vereinbarten Terminen zeitlich durch andere Aufgaben verhindert war. So erklärt sich die Zahl von sieben Interviewpartnern, deren Interviews im Anhang aufgelistet sind. Im Anhang ist der in Vorbereitung auf die Interviews erstellte Interviewleitfaden. Dieser hat im Allgemeinen den Vorteil, dass er dem Interviewer als Gedankenstütze und Orientierung durch das Gespräch hilft. Gleichzeitig lässt er dem Autor Raum für Zwischenfragen, was der Vorteil gegenüber starren Fragebögen ist. 135 Darüber hinaus sind alle Fragen vom Typ her offen, so dass der Befragte viel freier und uneingeschränkter antwortet, als wenn Kategorien und Skalen vorgegeben sind. Dass Gespräch wird dadurch von beiden Seiten gestaltet und ist kein reines „Frage-Antwort-Verhör“. Trotz dieser Freiheiten ermöglichen Interviewleitfäden Vergleiche zwischen den Antworten der Befragten zu ziehen, was für die Ergebnisse in den Schlussfolgerungen ausschlaggebend ist und als aussagekräftiger gewertet werden kann. 136 135 136 Vgl. Lamnek (2005), S. 329. Vgl. Ebd. 36 Mitte August 2010 wurden an einem Tag drei Gespräche vor Ort im Land Fleesensee geführt. Diese wurden per Diktiergerät akustisch, sowie mit einem Interviewprotokoll schriftlich festgehalten (Anhang). Mit vier Experten konnte zumindest ein telefonisches Interview arrangiert werden. Deren Inhalte wurden ausschließlich schriftlich protokolliert, welche ebenfalls im Anhang zu finden sind. Vergleicht man die beiden Methoden, so muss festgestellt werden, dass natürlich die persönlichen Interviews vor Ort die bessere Variante sind. Gespräche über das Telefon sind trotz vorheriger Vorstellung des Forschenden und seinem Projekt in der Anzahl der Informationen und Ergebnisse nicht so ergiebig in den Informationen, wie dies bei face-to-face Interviews der Fall ist. Der Forschende hat nicht die volle Kontrolle über das Interview, z.B. darüber, in welcher Situation sich der Befragte befindet. Non-verbale Reaktionen des Interviewten können per Telefon ebenfalls nicht erfasst werden. 137 In der Regel waren die Telefoninterviews wesentlich kürzer. Gingen Gespräche vor Ort länger als eine Stunde, so dauerte kein Telefoninterview länger als 45 Minuten. Somit lässt sich über die Methode abschließend sagen, dass face-to-face-Interviews, wie zu erwarten, die hochwertigeren und ausführlicheren Ergebnisse liefern und somit den Gesprächen per Telefon unbedingt vorzuziehen sind. 5.2 Eventlocations in Fleesensee Die Größe von 550 ha bietet den Organisatoren von Events im Land Fleesensee viel Freiraum für die Gestaltung von Outdoor-Events. Doch allzu oft macht den Veranstaltern das Wetter ein Strich durch die Rechnung. 138 Zwar bieten die Beherbergungsbetriebe und der Golf & Country Club auch Indoor-Möglichkeiten an, jedoch leben Events von der Aktivität und Teilnahme der Partizipanten (vgl. 4.1). Das Gelände der Golfplätze und des Schlossparks bieten aufgrund ihrer Weitläufigkeit und deren Nähe zu den Hotels ideale Voraussetzungen für teilnehmerreiche Events. Aber auch die anderen Hotelgelände können in Eventlocations verwandelt werden. Am wenigsten Umwandlung benötigen Veranstaltungen rund um das Golfen. Laut Angaben des Managers für Marketing und Events ist nicht jedes Golfturnier ein Event, aber einige sind in ihrer Form, so- 137 138 Vgl. Gläser; Laudel (2009), S. 153. Vgl. Klos (2000), S. 56/57. 37 wie Emotionalität für die Teilnehmer derart besonders, dass auch bestimmte Golfturniere Events sein können (vgl. 5.3). 139 Mit Eröffnung des Iberotels am Ufer des Fleesensees wurde eine Seeplattform errichtet, auf der Platz und die passende Kulisse für Konzerte und Events ist. Besonders dabei ist, dass Gäste mit Seeblick-Zimmern von ihrem Balkon aus direkt auf die Plattform schauen können (Abb. 11). Abbildung 11: Zimmerbalkone als Logen Quelle: Entnommen aus: TUI Deutschland (2010) Die Wiesen der Bauern der Gemeinde Göhren-Lebbin können bei Bedarf ebenfalls angemietet werden. 140 Bei den Indoor-Möglichkeiten sieht die Situation, wenn es um größere Events geht, weniger vielfältig aus und besteht im Endeffekt aus drei Locations: Für Events mit einer Größe bis zu 1200 Personen bietet die 1700m² große Mehrzweckhalle des Golf & Country Clubs die größte Kapazität der Destination (Abb 139 140 Interview mit Michael Schumann, Golf & Country Club Fleesensee am 19.8.2010. Interview mit Thomas Neske, Amt Malchow am 19.08.2010 38 12). Innerhalb kurzer Zeit kann die im Alltag als Tennishalle verwendete Anlage in einen Veranstaltungsort verwandelt werden. Abbildung 12: Mehrzweckhalle im Abbildung 13: Eventlocation „Tenne“ Golf & Country Club Fleesensee Quelle: Golf & Country Club Fleesensee Quelle: Land Fleesensee Tourismus (2010) Marketing GmbH (2010) Genau halb so viele Personen, nämlich höchstens 600 Gäste fasst die im Stil eines Bauernhofs erbaute „Tenne“ auf dem Gelände des Radisson Blu Schloss Fleesensee. Wenn der Saal bestuhlt werden soll, halbiert sich diese Zahl nochmals auf höchstens 300 Menschen. Vor der Tenne lädt ein kleiner See zum Aktivwerden ein, ebenso können Event-Teilnehmer an der Feuerstelle versorgt werden. An der Stirnseite verfügt der 13m hohe Saal über zwei Tore, durch die Event-Equipment oder Ausstellungsgegenstände, beispielsweise Autos, in die „Tenne“ gebracht werden können. 5.3 Events im Land Fleesensee und deren Möglichkeiten 141 Es gibt im Land Fleesensee drei Arten von Events. Das sind einerseits Events, die durch die Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH organisiert werden. Im Kalenderjahr 2010 sind dies zwölf Events mit der Ausrichtung auf den Endkonsumenten (B2C-Bereich), hauptsächlich für die in der Destination urlau- 141 Basierend auf Interviews mit den Experteninterviews vor Ort, s. Anhang. 39 benden Gäste. Ein anderer Organisator von Events ist die Gemeinde GöhrenLebbin, da im Konkreten die Touristeninformation. Deren Ausrichtung ist ebenfalls B2C, das Hauptaugenmerk liegt aber auf den Bewohnern der Gemeinde. Als dritter Organisator treten externe Firmen auf, die nur Locations und Dienstleistungen im Land Fleesensee anmieten. Dazu zählen Eventagenturen im Auftrag von Firmen, oder diese selbst. Deren Events sind dem B2B-Bereich zuzuordnen. Folgend werden Beispiele für die drei Eventarten der Organisatoren genannt und eine Bewertung nach Effekten gegeben. Die Angaben basieren, wenn nicht anders angegeben, auf den Interviews mit den örtlichen Experten. Events der Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH Die Destination Land Fleesensee feiert 2010 zehnjähriges Bestehen. Und auch erst seit 2000 sind die Infrastruktur und Kapazitäten für Events vorhanden. Im Rahmen des Jubiläums wurde ein Event-Wochenende veranstaltet, an dem ein „Zeitreise-Park“ feierlich eingeweiht wurde. Dieser dokumentiert die bisherige Entwicklung seit dem Spatenstich 1997. Ansonsten sieht der Veranstaltungskalender eher Events im Bereich Musik und Kultur vor. Das Veranstaltungsjahr begann aber schon früher. Im Februar läutete das „Party & FunWochenende“ die Saison 2010 ein. Der nächste Event war der angesprochene Geburtstag. Dieser Event wurde zu fast 100 Prozent von den Hotelgästen besucht. Ende Mai trat ein österreichisches Orchester in der Tenne auf. Die Verteilung unter den Gästen (Touristen und Einheimische) veränderte sich zu Gunsten der regionalen Bevölkerung, aber dennoch waren die meisten der Besucher Urlauber. Dies zeigt aber schon, dass durch Events im Land Fleesensee auch das Freizeitangebot für die einheimische Bevölkerung erhöht wird. Das Highlight waren wieder einmal die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, in deren Rahmen Max Raabe zusammen mit dem Palast Orchester auftrat. Es kamen ca. 3000 Besucher, davon wieder viele Urlauber. Aber durch die Popularität Max Raabes ist auch das Interesse unter der Mecklenburger Bevölkerung so groß, dass diese extra für den Event anreisten. Im Park des Radisson Blu wurden die Bühne und der Publikumsbereich aufgebaut. Positiver Nebeneffekt für die Destination ist die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Wem 40 Max Raabe ein Name ist, aber das Land Fleesensee nicht, der lernt dieses durch das Konzert kennen. Erfolgskontrollen der Marketing GmbH des Landes Fleesensee hat ergeben, dass im Jahr 2009 ein Viertel der Auslastung von 4050% auf veranstaltete Events zurückzuführen ist diesem Jahr ist. 142 Demnach sind durchschnittlich 76 000 Übernachtungen im Rahmen von Events getätigt worden, was die Bedeutung von Events für eine Destination unterstreicht. Besonders weiter angereiste Konzertbesucher verbinden den Event mit ein paar Tagen Erholung bei einem Kurzurlaub. Dies steigert die Wertschöpfungskette und bringt den Betreibern steigende Einnahmen und für ihre Statistik eine höhere Auslastung. Ende August fand auf der Seeplattform des Iberotels die „Musical Gala“ statt. Inhalt des Events war ein Medley aus international bekannten Musicals. Besonderer Anreiz: Hotelgäste können im Fall eines Seeblick-Zimmers den Event vom Balkon aus verfolgen. Erfolgversprechend ist genau diese Kombination verschiedener Dienst-leistungen. Ein normaler Event-Besuch ist heutzutage oft zu wenig. Die Emotionalität muss jedes Mal auf ein neues Niveau angehoben werden. Eine viel versprechende Kombination ist auch das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindende „Golf & Classics“ am Schlosspark. Während die Philharmoniker aus Neubrandenburg klassische Werke spielen, erzeugen Golflehrer und Mitarbeiter des Golf & Country Clubs mit Golfschlägern Geräusche von Abschlägen. Hierin sieht der Marketing und Eventverantwortliche des Golf & Country Clubs die Zukunft von Events. Es müssen zwei verschiedene Themen aufeinander treffen, jedoch dürfen diese nicht hemmend auf die jeweils andere Rubrik wirken. So sollen zum Beispiel Liebhaber der Klassischen Musik für das Golfen begeistert werden und Golfspieler für die Klassische Musik. Für den Golf begünstigend kommt hinzu, dass der einst elitäre Sport sich mehr und mehr der breiten Masse öffnet und zum Breitensport avanciert. Langfristig gesehen könnte der Golf & Country Club dadurch sein Problem des niedrigen Mitgliederanteils lösen. Zurzeit sind nur 10% aller Golfspieler auf den Plätzen Mitglieder des Fleesenseer Clubs. 90% sind „Gast-Golfer“ anderer Vereine. Dies zeigt aber 142 Interview mit Thomas Döbber-Rüther, LFTM am 01.09.2010 41 auch das derzeitige Problem eines Golfclubs in einer ländlich geprägten Region auf. In großen Ballungsgebieten ist Golf viel schneller zum Breitensport mutiert. Ländliche Bewohner sind in ihrem Verhalten traditioneller und selten offen für Neues. Sie vertrauen lieber alten Strukturen und Gewohnheiten. Zudem leben eben auch nur 560 Menschen in der Gemeinde, wovon nur ein geringer Teil potentiell interessiert ist. Ein Großteil der Mitglieder sind Tagesausflügler aus den Metropolen Hamburg und Berlin, oder Nutzer verlängerter Wochenenden in Kombination mit einer Übernachtung in einem der Hotels. In seiner Form ist das „Golf & Classics“ weltweit einmalig und mit dem abschließenden „Feuerwerk“ aus 2000 fluoreszierenden Bällen durch Amateur-Golfer ein perfektes Beispiel für ein Event, da es die Teilnehmer emotionalisiert und aktiv in die Gestaltung mit einbezieht. Zur Imageverbesserung tragen auch geschlossene Turniere, wie die „Hafenmeisterschaft“ des 1. FC St. Pauli oder des AIDA-Konzerns, die sich langfristig auf die Besucherzahlen umschlagen. 143 Eingeladene Turnier-Teilnehmer berichten nach der Rückkehr zuhause von der Destination und wecken damit Interesse bei Dritten. Interessierte oder eben Turnier-Teilnehmer kehren im Rahmen eines Urlaubes dann möglicherweise wieder in die Destination zurück. Für das Land Fleesensee sind diese Kunden wichtige Referenzen für Folge- aufträge von derselben oder einer anderen Firma, der durch den Event vermittelt wurde, welches Potenzial in der Region um den Fleesensee realisierbar ist. Und dennoch darf keine Veranstaltung ein zweites Mal gleich ablaufen. Abwechslung ist sowohl für den Golf als auch für den Event von elementarer Bedeutung. Sie ist das Alleinstellungsmerkmal und macht aus Veranstaltungen ein Event. Damit ist klar, welche tragende Bedeutung Events haben. Die positiven Werbeeffekte eines Events können auf die gesamte Destination nachwirken. Dies gilt umgekehrt allerdings genauso. Ebenfalls zum zweiten Mal findet Ende November der „Flanierball“ statt. Im Radisson Blu können Begeisterte zur Musik der Neubrandenburger Philharmoniker tanzen. Dieser Event zeigt einen weiteren positiven Effekt von Veranstaltungen. Neben den oben genannten kann eine touristische Destination ihr Port- 143 Interview mit Michael Schumann, Golf & Country Club Fleesensee am 19.08.2010 42 folio erweitern. Durch eine vertikale Integration wird die Wertschöpfungskette des Destinationsmanagements und der Hotels erweitert und dem Gast kann zugleich mehr aus einer Hand angeboten werden. Zum Jahresende veranstaltet die Marketing GmbH an den vier Adventswochenenden einen Weihnachtsmarkt, der neben Touristen auch von den Bewohnern der Region genutzt wird, da es sonst nur vereinzelt und wenn, dann auch nur an einem Advents-Wochenende einen Weihnachtsmarkt gibt. Dies macht den Weihnachtsmarkt zu etwas Besonderem für die Region, gleichzeitig gewinnt der Event durch die auswärtigen Touristen an Flair. Neben Fragen zu aktuellen Events wurde nach solchen aus der Vergangenheit gefragt. Der Geschäftsführer der Marketing GmbH und Herr Schumann vom Golf & Country Club nannten hierzu das „Euro Jeep Camp“ von Chrysler 2008. Dabei kamen insgesamt 1800 Enthusiasten der Marke aus 22 verschiedenen Nationen, um ihre Fahrzeuge im Gelände zu testen, aber auch um Kontakte zu knüpfen. Dieser Event bescherte den Beherbergungsbetrieben volle Häuser und durch die Anwesenheit vieler ausländischer Gäste entstand ein internationaler Werbeeffekt für das Resort. In diesem Zusammenhang soll auch die Bedeutung des Event-Tourismus betrachtet werden. Beim „Euro Jeep Camp“ 2008 spricht man von einer Kombinationserscheinung aus den Dienstleistungssektoren Tourismus und Event. Event-Tourismus passt in diese Diskussion, da das Land Fleesensee sich darüber zu profilieren und zusätzliche Zielgruppen zu generieren versucht. Donald Getz klassifiziert Events nach ihrer touristischen Bedeutung. Er entwickelte eine Event-Portfolio-Pyramide. 144 Die Pyramide besagt, dass die touristische Nachfrage umso höher ist, je größer der Event in seiner Struktur ist. 144 Vgl. Getz (2005) in Getz, (2008), S. 407. 43 Abbildung 14: Event-Portfolio-Pyramide Quelle: Entnommen aus: Getz (2005) in Getz, (2008), S. 407 Demnach sind Events in vier Kategorien zu unterteilen. Lokale Events erzeugen aufgrund ihres geringen „Wertes“ und der geringen Bekanntheit eine niedrige Nachfrage. Die touristische Nachfrage steigt, umso „wertvoller“ der Event ist. So nehmen Touristen lange Anfahrtswege und Kosten in Kauf, wenn der Event außergewöhnlich ist. Beispiele für Periodic Hallmark Events oder Mega-Events sind Olympische Spiele, der Karneval in Rio de Janeiro oder FußballWeltmeisterschaften. Destinations-Management-Organisationen können sich mithilfe global bedeutender Events profilieren und den Wert ihrer Marke, der Stadt, dadurch steigern. Es werden künstliche, temporäre Erlebniswelten, „white elephants“ 145 geschaffen, durch die nicht nur die Produktpalette erweitert wird, sondern auch die Kultur, Brauch, Methodik und Unternehmensphilosophie nach außen getragen wird. 145 Englischer Begriff für realisierte Einrichtungen/Bauten, die trotz hoher Investition nur kurzzeitig genutzt werden, vgl. WDR (2010),; vgl. Wenz-Gahler (2005), S. 62. 44 Events der Gemeinde 146 Events werden für die Gemeinde durch die Anzahl der Besucher definiert. Deshalb richten sie nach eigenen Angaben nur Veranstaltungen, bzw. Events in kleinem Rahmen aus. Dabei blickt besonders das Erntedankfest mit dem Umzug der Landwirtschaftsfahrzeuge auf eine lange Tradition zurück. Eingeführt zu DDR-Zeiten, ist man dem Brauch bis heute treu geblieben. Andere von Frau Reiske organisierte Events sind das Kinderfest im Dorfhotel, das Osterfeuer und ein neu aufgelegtes Strandfest in Untergöhren. Generell veranstaltet die Gemeinde Feste für die Bevölkerung, auch wenn Touristen ebenfalls an den Festen teilnehmen. Jedoch kommen diese nicht mit dem Ziel nach Fleesensee, um bei einem Event dabei zu sein. Eher ist es dann eine Sache des Zufalls. Auch spielen die Gemeinde-Events, sowohl von der Größe, als auch vom Budget in einer anderen Liga, als die der Marketing GmbH. Doch hat sich auch bei den Gemeinde-Events durch den Bau der Ferienlandschaft einiges geändert. Davor hat man, laut Frau Reiske, Events als Instrument der Werbung nicht genutzt. Dies hatte unterschiedliche Gründe. Mit dem Namen „GöhrenLebbin“ und einer 560 Einwohner zählenden Gemeinde im Gepäck ließen sich nur sehr schwierig Partner finden, die das Dorf personell aber vor allem finanziell unterstützen. Denn die Gemeinde selber hatte durch fehlende Einnahmen aus der Bankrott gegangenen Landwirtschaft auch keine finanziellen Mittel zur Umsetzung. Nun ist das etwas anderes. Der Name „Land Fleesensee“ ist weit über die Region hinaus bekannt. Die Gemeinde hat mehr Mittel um Events zumindest monetär zu ermöglichen. Doch auch jetzt noch muss die Organisatorin teilweise auf Berliner oder Hamburger Künstler zurückgreifen, da in den Agglomerationsräumen die Auswahl und zum Teil auch die Qualität besser ist, als die der regionalen Anbieter. Insgesamt versucht sie aber die Unternehmen der Region mit einzubeziehen, sodass die Mecklenburgische Seenplatte von den Events in Göhren-Lebbin profitiert. Weiterer Vorteil: die Partner machen über Mundpropaganda Werbung für Events in Fleesensee. Events bereichern das Leben im Ort. Früher herrschte durch Erwerbslosigkeit viel Resignation(vgl. 2.2) und zu Beginn des Projekts „Land Fleesensee“ noch Skepsis gegenüber 146 Interview mit Katrin Reiske, Touristeninformation Göhren-Lebbin am 25.08.2010 45 dem Bauvorhaben, doch inzwischen haben die Einwohner erkannt, dass die erbauten Einrichtungen ihr Leben verbessert haben. Der bereits angesprochene Weihnachtsmarkt der LFTM kommt auch bei den Einwohnern der Gemeinde sehr gut an, wodurch sich deren Freizeitwert erhöht. Einen bedeutenden Freizeit-, Bekanntheits- und Beliebtheitswert hat die NDR Sommertour. Zwischen 2004 und 2009 gastierte der für Fleesenseer Verhältnisse Mega-Event in dem Ferienresort. Jedes Jahr kamen bis zu 15 000 Zuschauer zu der Bühnen-Show. Davon war nur ein kleiner Teil Urlauber. Die wesentlich größere Masse kam aus der Region Mecklenburgische Seenplatte und Müritz. Die Gemeinde Göhren-Lebbin trat neben Happy Catering als Organisator auf. Weitere Partner unterstützten die beiden. Zum Bühnenprogramm gehörten namhafte Künstler. Es mussten extra Wiesen der Bauern angemietet werden, um Parkplätze für die Besucher zu schaffen. Wichtigster Effekt aus dem Event ist der gestiegene Bekanntheitsgrad. Während nämlich alle anderen Gastorte Städte sind, ist Göhren-Lebbin die einzige kleine Gemeinde, in der die Sommertour Halt macht. Land Fleesensee ist ein bundesweites Vorzeigeobjekt in einem vom Tourismus stark abhängigen Bundesland, was diese Tatsache zusammen mit dem finanziellen Hintergrund widerspiegelt. 2010 fand der Event zum ersten Mal nicht am Ufer des Fleesensees statt. Malchow war dieses Jahr Station der Sommertour. Gründe ließen sich weder in der Presse noch in den Interviews klären, aber zu vermuten ist, dass Malchow ebenfalls diese Aufmerksamkeit bekommen will, wie es seit Jahren das Land Fleesensee bekommt. Es geht um Besucher, Gäste und damit um Werbung und letztendlich um Einnahmen, die jede Kommune gut gebrauchen kann. Events externer Agenturen oder Industriefirmen In diesem Bereich richten sich Events an Geschäftspartner, oder Firmenmitarbeiter in Form von Incentives, was „berufliche Events“ sind. Für den perfekten Auftritt überlassen die Unternehmen dabei nichts dem Zufall. Deswegen werden Eventagenturen, zum Beispiel Tokon Events, engagiert. Manchmal fungieren Sie als Eventagentur, teils aber auch als Incoming-Agentur. Im Auftrag der Unternehmen, treten die Eventagenturen mit den Dienstleistern im Land Fleesensee in Kontakt. Die touristischen Dienstleister und der Golfplatz stellen in die- 46 sem Fall nur die „Hard- und Software“, beispielsweise Räumlichkeiten, wie die „Tenne“, oder das Catering zur Verfügung. Die Hauptverantwortung trägt die Eventagentur. Land Fleesensee scheint auch bei den Unternehmen beliebt zu sein. Tomas Konermann, Geschäftsführer von Tokon Events, spricht über das Jahr 2010 als das bisher erfolgreichste, seitdem er mit der Organisation von Events vor 15 Jahren anfing. Bisher hat er schon für einige namhafte Unternehmen in Göhren-Lebbin und Umgebung Events ausgerichtet. 2002 veranstaltete Tokon für die Marke „NIVEA“ des global agierenden Konzerns Beiersdorf einen Incentive für deren Mitarbeiter in der Mecklenburgischen Seenplatte. Zwei Jahre später buchte ihn die Zurich-Versicherung ebenfalls für ein Incentive. Auf dem Programm standen zweimal ein Fünf-Tage Turnier, die ihn zwar „körperlich fertig machten, aber absolut geil“ waren. 147 2010 agierte Tokon als Incoming-Agentur für den Unilever-Konzern, als dieser im Radisson Blu Schloss Fleesensee seinen Incentive veranstaltete. Ein Folgeauftrag von Unilever bekam Tokon Ende August. In seinem Ausmaß und Größe war der Unilever-Incentive einmalig. Der Konzern buchte einen großen Teil der Hotelzimmer, dazu die „Tenne“, Orangerie und als Schlechtwetter-Variante auch noch drei Konferenzsäle im Schloss. Herr Schumann erinnert sich, dass „dieser Event den Monat rettete.“ 148 Die Teilnehmer reisten vorher über die Flughäfen in Berlin und Hamburg aus Halbeuropa an und wurden von dort per Charter-Bus ins Land Fleesensee gebracht. In Untergöhren wurde extra eine Bar angemietet um die Gäste entsprechend zu begrüßen. Unter den touristischen Dienstleistern und den Eventagenturen herrschen gute Beziehungen, wissen doch alle Beteiligten das Know-how und die Zuverlässigkeit des Anderen zu schätzen. Eine gewisse Art Abhängigkeit entsteht durch Humankapital der Organisatoren. Aber auch sind Eventagenturen der „Übersetzer“ zwischen dem Gastgeber und dem Auftraggeber. Tokon Events kennt die Dienstleister vor Ort, versteht deren Mentalität und kann diese auf die Vorgaben der Auftraggeber „in ihrer Sprache“ vorbereiten. Ein weiterer Pluspunkt für Events in Fleesensee und damit allgemein außerhalb der Stadt ist, dass sich Unternehmen in ländlichen Gebieten noch freier bewegen und ih- 147 148 Interview Tomas Konermann, Tokon Events am 03.09.2010 Interview mit Matthias Richter, Radisson Blu Schloss Fleesensee am 02.09.2010 47 ren Ideen aufgrund des vorhandenen Platzes freien Lauf lassen können, was ebenfalls für die steigende Zahl an Events in Gebieten wie Fleesensee sorgt. Da diese Incentives und Firmen-Events größtenteils in der touristischen Nebensaison außerhalb der Ferien stattfinden, können die Beherbergungsunternehmen ganzjährig zufrieden stellende Auslastungszahlen vorweisen und die Saisonalität wird entzerrt. Im Sommer haben die Hotels auch ohne Events eine hohe Auslastung, doch gerade während der Schulzeiten und unter der Woche füllen die Teilnehmer der Events die leeren Betten. Für die Verwaltung in Malchow bedeuten gefüllte Betten wiederum Einnahmen durch die Kurtaxe im staatlich anerkannten Luftkurort Göhren-Lebbin. Auch wenn dies nur ein quantitativer, aber kein nachhaltiger Effekt ist, so fließen immerhin 75 000 € in die Kasse der Kommune, welche dann in die touristische Infrastruktur reinvestiert oder anderweitig verwendet werden. Nachdem von den Experten beantwortet wurde, was Events in welcher Form positiv beeinflussten und wer davon profitiert, soll im folgenden Abschnitt geklärt werden, wo die Grenzen des Möglichen sind, wo das Land Fleesensee bei der Ausrichtung von Events an seine Grenzen in jeglicher Hinsicht stößt. Als Grundlage dafür dienen wieder die Interviews mit den Experten. 5.4 Grenzen von Events 149 Durch die Größe und Weite der Destination Land Fleesensee sind Events in vieler Form realisierbar. Klar ist aber, nicht alles ist möglich! Wenn zur NDR Sommertour in den letzten Jahren bis zu 15 000 Zuschauer kamen, konnten de facto trotzdem nur 2200 bzw. vor dem Jahr 2009 nur 1700 Menschen in den Hotels nächtigen. Bei voller Auslastung der Ferienhäuser und –wohnungen entstanden weitere 2300 Plätze, also insgesamt 4500 bzw. 4000 Betten. Eine Grenze von Events ist also die Bettenkapazität von 2200 in den Hotels und weiteren 2300 in den privaten Betrieben. Aber dies ist wirklich das dem Autor einzig bekannte Event, bei dem die Nachfrage größer ist als das Angebot. Schaut man sich weiter die Kapazitäten der Indoor-Möglichkeiten an, so sind diese bis zu einer Zahl von 1200 Menschen möglich, wodurch es dann bei den Betten nie zu einem Engpass kommen würde. Bei einem so großen Event wie der NDR 149 Basierend auf den Experteninterviews 48 Sommertour taucht dann auch ein Problem mit der Infrastruktur auf. Es kam immer zu kilometerlangen Staus auf den Zu- und Ausfahrtswegen, da eine dermaßen starke Konzentration zu einem Zeitpunkt von einer Bundesstraße alleine nicht bewältigt werden kann, wodurch es zum Verkehrsinfarkt kam. Wie in Abschnitt 5.3 erwähnt ist, mussten einmal im Jahr Wiesen von den Bauern angemietet werden, um provisorische Parkplätze zu schaffen. Auch sind dem Event aufgrund der bescheidenen Auswahl an adäquaten Künstler-Agenturen Grenzen gesetzt. Des Öfteren mussten Künstler aus den Ballungsgebieten gebucht werden. Die Buchung von internationalen Stars verursacht nicht nur durch eine höhere Gage, sondern auch durch längere Anreise und hochwertigere Unterbringung höhere Kosten. Ebenso sieht es mit den Arbeitskräften aus. Es kommen laut der LFTM 80% aller Mitarbeiter aus einem Umkreis von 80 Kilometern, aber ein Teil davon musste eine Umschulung als vorbereitende Maßnahme absolvieren. Das sind von Grund auf nicht ganz optimale Voraussetzungen für die Ansiedlung von touristischen und Veranstaltungsunternehmen. Anfang dieses Jahres suchte die Eventagentur Tokon nach Aushilfskräften zur Betreuung ihrer Events, doch fand sie kein qualifiziertes Personal in der Region. Schließlich suchten sie in Berlin, wo sie fündig wurden. Der Vorteil: Die Wahrscheinlichkeit, in Agglomerationsräumen geeignetes Personal zu finden, ist um Einiges höher, da natürlich in Städten die Konzentration an Agenturen und dadurch an potentiellen Arbeitnehmern dichter ist. In großen Ballungsräumen funktionierte der Umschwung zum tertiären Sektor mit einer viel größeren Dynamik und ist weitestgehend abgeschlossen, wohin er in ländlichen Regionen noch mitten im Prozess ist. So kommt es vor, dass manche Dienstleister bei Incentives, oder anderen Events eben nicht den gewünschten Sinn für die Kommunikation und Unterhaltung aufweisen. Daran können natürlich die Eventagenturen und touristischen Dienstleister eher weniger ändern, jedoch wirkt sich dieser Punkt negativ auf den Erfolg des Events aus. Teilnehmer von Events wollen aber Entertainer vor sich haben, von denen sie unterhalten und zum Mitmachen motiviert werden, so dass qualifiziertes Personal auch zu einem ausschlaggebenden Faktor bei der Realisierung und für den Erfolg von Events wird. Es wird von Event-Organisatoren in ländlichen Gebieten eine höhere Flexibilität und Improvisation abverlangt, als von ver- 49 gleichbaren Unternehmen in Großstädten, da die Infrastruktur der „Beschaffung“ aufgrund der gesamten Strukturschwäche, sowohl in der Quantität als auch in der Dichte, schlechter ist. Auch wenn das Land Fleesensee ein in dieser Form in Deutschland einmaliges Projekt ist, kann sich die Destination nicht allein auf ihrer Schönheit und Weitläufigkeit ausruhen, da „Angebot die Destination bei der Standortwahl eines Events schlägt.“ 150 In diesem Fall sind Inspiration und Kreativität bei den Organisatoren gefragt. Nach Angaben des Koordinators für Events im Radisson Blu steuert das Rahmenprogramm 50% zu der Entscheidung für oder gegen ein Angebot bei. Unterkunft und Gastronomie entscheiden zu jeweils 20%. Die übrigen zehn Prozent entfallen auf den Standort. Und dennoch ist das Hin- und Wegkommen zum Event ein Faktor, der vielleicht für große Unternehmen kein besonderes Problem darstellt, aber kleinere Events aus der Selbst-Motivation heraus, haben da schon ein Problem. Die Anreise mit dem ÖPNV nach Fleesensee ist nicht als komfortabel zu bezeichnen, wenn kein regelmäßiger, öffentlicher Busverkehr nach Malchow oder Waren besteht. Aber zu viel Kreativität ist ebenso kontraproduktiv, denn laut einigen Experten hemmen zu experimentelle Events die Nachfrage. Gerade bei der ländlichen Bevölkerung scheint dies ein Problem für Events zu sein. Im Sommer 2010 wurde erstmals ein Strandfest in Untergöhren in Form einer Beach-Party ausgerichtet. Nachmittags war der Besucherstrom für einige Stunden akzeptabel gewesen, aber zum Abend hin wurde es „katastrophal“. 151 Für Einige scheint die Identifikation mit dem ganzen Projekt noch nicht ganz abgeschlossen zu sein, sodass bewährte Events und Feiern gut frequentiert sind, neue Produkte jedoch Durchhaltevermögen benötigen, bis sich die Menschen an neue Sachen gewöhnt haben. 152 Immer als K.O.-Kriterium von Events steht der finanzielle Aspekt im Raum. Alle Befragten gaben auf die Frage nach dem Scheitern oder Problemen von Events zu geringe Budgets in Kombination mit zu hohen Erwartungen beim Kunden an. Qualität hat auch im Land Fleesensee ihren Preis. 150 Interview mit Sandra Rochnowski, Iberotel Fleesensee am 19.08.2010 Interview mit Katrin Reiske, Touristeninformation Göhren-Lebbin am 25.08.2010 152 Vgl. Steinecke (2006), S. 209. 151 50 Events können auf saisonale Schwankungen im Tourismus entzerrend wirken, jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Speziell B2B-Events finden unter der Woche und außerhalb der Ferien in der Nebensaison statt. Dies ermöglicht Beherbergungsunternehmen ihre, in dieser Zeit meist unwirtschaftliche, Auslastungsquote zu erhöhen. Die Saison verlängert sich somit von sechs auf neun Monate. Dennoch bleiben drei Monate, in denen Events Grenzen aufgezeigt werden, und diese nicht in so hoher Zahl stattfinden, denn die Natur ist in diesem Zeitraum nur bedingt positiv erlebbar. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Umfeld. Es werden weniger Umsätze getätigt, das heißt die Produktivität der gesamten Region sinkt. Auch als Werbeeffekt zur Steigerung der Bekanntheit und des Images dienen Events, jedoch ersetzen sie nicht komplett andere Kommunikationskanäle und –mittel. Der Hauptwerbeeffekt muss natürlich durch die täglichen Gästeströme und die Arbeit am Gast geschehen, sowie über ein Multi-channeling in der Kundenansprache. Als Dienstleister muss man dem hybriden Konsumenten auf vielen Wegen begegnen, um ihn für das Produkt „Land Fleesensee“ zu gewinnen; wodurch wiederum Multiplikatoreffekte für eine gesamte Region entstehen können. 6 Schlussfolgerungen für die Destination Land Fleesensee Sowohl die Region, als auch die ansässigen Unternehmen bieten den diversen Typen als auch Größen von Events vielfältigste Realisierungsmöglichkeiten. Dabei ist die Charakteristik ländlicher Regionen, fast unbegrenzt zur Verfügung stehende Fläche durch geringe Besiedlungsdichte, Segen und Fluch zugleich. Events haben ihre Marktberechtigung und Dienstleistungen in deren Rahmen machen einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtumsatz für Dienstleistungsunternehmen aus. Ein Grund für den Erfolg könnte einer Studie der Roadtrack AG in dem Trend zu besonderen, außergewöhnlichen Eventlocations liegen. 77% der Befragten dieser Studie gaben an, dass nicht alltägliche Orte wie „historische Gebäude, Schlösser, Kirchen und Burgen“ überaus gefragt 51 sind. 153 Das Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte verfügt über dreizehn Schlösser. Nutzt man dieses Potenzial aus, sind durchaus noch vielfältigerere Events in Fleesensee und der Umgebung möglich. Viele Besucher des Land Fleesensees sehen Göhren-Lebbin auch nicht getrennt von der Umgebung, viel eher ist Land Fleesensee für sie eine viel größere Region, die mit anderen Destinationen verschmilzt und somit eine große zusammenhängendes Freizeitinfrastruktur geschaffen wird. Für die Region Fleesensee ist also festzustellen, dass Events sich nicht nur für Zulieferer wirtschaftlich positiv auswirken. Vielmehr erhöhen sie auch das Freizeitangebot der ländlichen Bevölkerung und der Urlauber. Doch waren nicht Events der Grundstein dieser positiven Entwicklung. Events sind nämlich auch nur eine Folge des Baus der Anlage „Land Fleesensee“. Ohne die Niederlassung bekannter Marken und Bau der touristischen Infrastruktur hätte es in Göhren-Lebbin nie Events gegeben. Es war also in Wirklichkeit der Anstrengung der am Projekt beteiligten Stakeholder zu verdanken, dass es gerade die Gemeinde getroffen hat. Dennoch haben sich Events von der Abhängigkeit zum Tourismus etwas lösen können und sind selbständiger geworden. Die empfangenen positiven Effekte geben Events weiter, indem sie Region aufwerten, dabei helfen die Marke „Land Fleesensee“ bekannter zu machen. Letztendlich entsteht durch Events ein Kreislauf. Der zufriedene Event-Teilnehmer fährt nach der Veranstaltung nach Hause und ist im besten Fall so begeistert, dass er entweder als Tourist oder als Teilnehmer eines weiteren B2B- oder B2C-Events in die Region zurückkehrt. Als Multiplikator wirkt er, wenn durch seinen Bericht, „Hörensagen“, andere Touristen nach Fleesensee kommen. Somit sind Events Imageträger der Marke „Land Fleesensee“, die sich dadurch Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen touristischen Großprojekten verschaffen kann. 154 Dies hilft nicht nur den Unternehmen, sondern auch der ländlichen Bevölkerung, der dadurch neue berufliche Perspektiven geboten werden. 153 154 WUV (2008). Vgl. Luft (2007), S. 67. 52 Umgedreht kann kein touristisches Produkt langfristig am Markt bestehen, wenn sich dessen Umgebung nicht mit dem Tourismus identifiziert. 155 In Göhren- Lebbin hat man es geschafft, die zumeist perspektivlose Bevölkerung in den Entstehungs- und alltäglichen Dienstleistungsprozess einzubinden. 7 Ausblick Zum Abschluss eines jeden Interviews wurden die Experten vom Autor zu zukünftigen Projekten und Trends im Bereich Event oder persönlichen WunschEvents befragt, die sie am liebsten in ihrer Einrichtung oder im Land Fleesensee organisieren würden . Nach Aussage der Experten verändern sich Events zukünftig in zwei Richtungen. Es wird zum einen der Weg der Nachhaltigkeit eingeschlagen. Den Teilnehmern werden auf spielerische Art traditionelle Werte vermittelt. So berichtet Tomas Konermann von einem Event, bei dem die Teilnehmer zunächst Kühe melken, um im Anschluss daran die gemolkene Milch auf dem Markt als Teil des Wettbewerbes zu verkaufen. Handwerkliche Geschicke, Team-Building durch Survival-Trips und Wettkämpfe sind die Themen der nächsten Zeit. Auch in Richtung Tradition geht der Wunsch nach einem Mittelalterfest in GöhrenLebbin. Dieses Thema ist allgemein zwar nichts Neues, aber die Destination könnte damit weitere Zielgruppen generieren. Der zweite Trend lässt verschiedene Themengebiete und damit Zielgruppen ineinander verschmelzen. Aktuelles Beispiel ist „Golf & Classics“. Als Ergebnis daraus öffnen sich sowohl dem Sport als auch der Musik neuen Zielgruppen, nämlich die des anderen Themas, dass beide gleichermaßen vom anderen profitieren. Bei den Incentives könnte dieser Trend in einem Mix aus Survival-Trips tagsüber und Wellness-Relax-Stunden am Abend enden. Grundlegend ist jedoch bei allen Events, dass sich die Organisatoren wie bisher, in den Kunden hineinversetzen müssen, um zu überlegen, was ihm gefällt. Denn nur ein als positiv bewerteter Events bringt neue Gäste in das Land Fleesensee. 155 Vgl. Marx (2007), S. 1. 53 Einen besonders anspruchsvollen Wunsch äußerte der Geschäftsführer der Marketing GmbH mit der Vision, das „Red Bull Air Race“ im Land Fleesensee auszutragen. Bei dieser Weltmeisterschaft fliegen Piloten in Sportflugzeugen einen mit Pylonen abgesteckten Kurs ab, und müssen sogenannte Tore waagerecht oder senkrecht durchfliegen. Jeweils mit positivem Feedback gastierte dieser Event bereits 2010 in der Lausitz und 2006 auf dem Berliner Flughafen Tempelhof. Ob nun „Red Bull Air Race“, „Euro Jeep Camp“ oder „Golf & Classics“, Destinationen müssen sich immer wieder aufs Neue in Szene setzen, um langfristig am Markt bestehen zu können. Events sind ein Mittel auf dem Weg dazu. Diese Forschungsarbeit hat am Beispiel Land Fleesensee aufgezeigt, wie sich eine Gemeinde innerhalb von 15 Jahren überaus positiv entwickelt hat und sogar zu einem Vorzeigeobjekt ländlicher Erschließung avancierte. Somit kann die Thesis als Vorlage für andere strukturschwache Gebiete dienen, die nach neuen Wegen der Werbung und Imageverbesserung suchen, denn sei eine Landschaft noch so schön, ohne Anreize für ihre Gäste wird diese keiner aus der Nähe sehen wollen. 54 Literaturverzeichnis Monographien Althof, Wolfgang (2001): „Incoming-Tourismus“, 2. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH. Baumgarth, Carsten (2009): „B-to-B-Markenführung: Grundlagen- KonzepteBest Practice“, Gabler Verlag. Bleile, Georg (1997): „Hat der Deutschland-Tourismus ein Standortproblem?“ in Steinecke, Albrecht; Treinen, Matthias (HRSG.): „Inszenierung im Tourismus“, ETI-Texte, Heft 10, Trier, S. 82-89. Bobel, Tilo (2009): „Logistikorientiertes Management von Events – Grundlagen und Handlungsempfehlungen für Eventlogistik“, Haupt Verlag. Brittner, Anja (o.J.): „Feriengroßprojekte und ihre regionalpolitische Bedeutung“ in: Becker, Christoph; Hopfinger, Hans; Steinecke, Albrecht (HRSG.) 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LFTM Göhren-Lebbin Meeting & Event Schlossstraße 1, 17213 Matthias Richter Coordinator Göhren-Lebbin Am Kalkberg 1, 17213 s. Iberotel Fleesensee Göhren-Lebbin Leiterin Marketing & Seeblick 30 17213 Sandra Rochnowski Verkauf Göhren-Lebbin Leiter Marketing & Tannenweg 1, 17213 Michael Schumann Events Göhren-Lebbin An der Therme 1, 17213 s. LFTM Göhren-Lebbin Marktplatz 10, 17213 Katrin Reiske Leiterin Göhren-Lebbin Sachbearbeiter Alter Markt 1, 17213 Thomas Neske Tourismus Malchow Warener Straße 20, 17209 Tomas Konermann Geschäftsführer Sietow Peter Becher Bürgermeister - Telefon 0172/4349446 039932/80200 039932/80103414 039932/80300 039932/803012 039932/80400 039932/80500 033932/82186 039932/88165 039931/52696 0172/8767499 VI Institution Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH ROBINSON Club Fleesensee Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee Dorfhotel Fleesensee Fax E-Mail Interview Interviewtyp Bemerkung 033932/800102 [email protected] 01.09.2010 15:00Uhr Telefon - 039932/8020100 matthias.richter@radissonblu. com - - über LFTM 02.09.2010 11:30 Uhr Telefon - - über Iberotel persönlich vor Ort - persönlich vor Ort - - keine Rückmeldung 033932/80103590 - 19.08.2010 13:00 Uhr 19.08.2010 11:00Uhr Iberotel Fleesensee 039932/470910 [email protected] Golf & Country Club Fleesensee 039932/804020 - Fleesensee SPA 039932/80505 [email protected] Touristeninformation Göhren-Lebbin 039932/82187 [email protected] 25.08.2010 Telefon - Kommunalverwaltung Amt Malchow - [email protected] 19.08.2010 16:30 Uhr persönlich vor Ort - Tokon Events 039931/52699 [email protected] 03.09.2010 10:00 Uhr Telefon - Bürgermeister Göhren-Lebbin - - 02.09.2010 10:00 Uhr - Absage trotz mehrerer Termine Anhang – Interviewleitfaden 1. Was bedeutet für Sie Event und wo ist für Sie die Abgrenzung zu einer Veranstaltung? 2. Welche Bedingungen für Events/Tourismus waren vor 2000 gegeben? 3. Wie bewerten Sie die touristische in den letzten 10 Jahren? (Gründe und Beispiele) 4. Welchen Beitrag haben Events zu dieser Entwicklung? 5. Welche Events fanden in den letzten 10 Jahren statt, sind besonders erfolgreich, herausragend oder einmalig gewesen? 6. In welchem Bereich (B2B/B2C) liegt die Ausrichtung ihrer Events? 7. Welcher Typ hat für Ihr Unternehmen/Destination Land Fleesensee welche Effekte? a. Kurzfristig b. Langfristig 8. Wie würden Sie diese Effekte bewerten? 9. Welche Probleme sind in der Vergangenheit bei der Planung und Durchführung aufgetaucht? 10. Welche Lösungen wurden dafür gefunden? 11. Wo/Wann stoßen Events im Land Fleesensee an ihre Grenzen? 12. Welche Events sind in der Zukunft geplant oder welche Visionen existieren bei Ihnen? Anhang - Interviewprotokolle Interviewpartner: Datum, Ort: 19.08.2010, Golf & Michael Schumann Country Club, Göhren-Lebbin (Leiter Marketing & Events Golf & Country Club Fleesensee) Art des Interviews: persönlich Beginn, Dauer: 11:20 Uhr, 1h25min Events Unterscheidung • Events haben hohen Erlebnischarakter, Einmaligkeit, Eigendynamik o großer Stellenwert in Nebensaison (Firmen) • Event-Präsentationen für Partner, Kunden • Bsp-Events: „Golf & Classics“, AIDA, Laureus, KIEZ-Golftour (lockere Atmosphäre), Hafenmeisterschaft (St. Pauli) o hauptsächlich auf Golfplatz, abends in Restaurant „Green Field“ o Mehrzahl aus Raum Hamburg/Berlin o wichtig ist Abwechslung, sonst kommen sie nicht wieder • Veranstaltung: Hochzeiten, Geburtstage, Offene Turniere (6/Woche), Kurse Voraussetzung/Entwicklung • vor 2000 „Nichts“, viel Platz für Golfplatzareal (50 Mio. € Baukosten) o 380 ha, 5 Plätze, Driving Range 400m Durchmesser (größte Europas) o 2010: 270 Turniere o Vorteil: 18 & 9-Loch-Platz • Skepsis unter Bevölkerung, da Golf 2000 viel elitärer als jetzt o dennoch nur 10% Mitglieder, 90% Gastspieler (Hamburg, Berlin, Skandinavien) • als Breitensport nahezu akzeptiert • durch Strukturschwäche niedrigere Preise • Klassische Urlauber > Golfurlauber • Branding der LFTM und Marken erfolgreich, Anziehungspunkte geschaffen (60 Sportarten möglich) • bei Events mit etwas weniger zufrieden geben, aber innovativ • abgrenzen von Konkurrenz • 100% eigenverantwortlicher Event-Veranstalter in Absprache mit LFTM und fünf Partnern • Konfliktherde vorhanden, aber gemeinsame Strategie darüber keine wirklichen Probleme in Vergangenheit • Vorteil der Dachmarke: alle haben Einblick, je mehr Augen desto besser Probleme • Stau nach Events • Herausforderung durch großes Einzugsgebiet • Spontaneität bei Urlaubern Kurzfristigkeit • Preisvorstellung beim Kunden Möglichkeiten/Effekte • Portfolio-Erweiterung • Jährlich 30-40 Firmen-Events (100-150 PAX) • Multiplikator – Pressebereicht Referenz andere Firmen werden aufmerksam (Zeichen für Qualität und Kapazität) oder Hörensagen • Bekanntheitsgrad erhöhen • Golfer von morgen Golf erleben und schmackhaft machen • Einbeziehen der Region (Unternehmen) „Regionsförderung“ o etwas zurückgeben an Region miteinander stark o Aufwertung der Events „Win-Win-Situation“ • Mehrzweckhalle 1200m², Rasenflächen zu jedem Outdoor-Event geeignet Zukunft • Kombinationen z.B. „Golf & Classics“, Sushi meets Golf (Sushi-Firma aus Berlin, da Logistik vorhanden – Kapazitäten) • Je umfangreicher Event, umso spezieller müssen Lieferanten sein Interviewpartner: Datum, Ort: 19.08.2010, Iberotel, Sandra Rochnowski Göhren-Lebbin (Leiter Marketing & Verkauf Iberotel Fleesensee) Art des Interviews: persönlich Beginn, Dauer: 13:00 Uhr, 2h15min Event • Leistung des Hotels wird in Anspruch genommen, • Kompletter, umfangreicher als Veranstaltung • mit Partner in Fleesensee Zusammenarbeit notwendig, z.B. Musical-Gala • Fremdleistung notwendig • Ab 80 PAX als Event gewertet Veranstaltung • Hotel stellt nur Raum, Ort zur Verfügung (Tagung, Konferenz) • Kunde organisieret alles alleine (Flipchart, Pinnwand,…) • Hochzeiten, meistens in Pavillons Möglichkeiten/Effekte • Struktur 2009 schon bewährt, Einrichtungen, Konzepte, Teams eingespielt, auf bestehende Kontakte der LFTM und Partner aufbauen • Gegenseitige Förderung (Tenne, Seeplattform, Mehrzweckhalle) • Externe und Hotelgäste kommen ins Gespräch, Erfahrungsaustauch potentielle Kunden Referenzmarketing • Seeplattform Verbindung Wasser und Land, Kulisse auf Fleesensee einmalig • Zusammenhalt gestärkt, „da man nicht weg kann“ • Persönlicher Kontakt mit Zulieferern, Vertrautheit • Kartenverkauf über Plattform „Tickso“, Portfolio-Erweiterung • Events sprechen in Fleesensee sowohl special interest als auch „normale“ Event-Besucher an • „Land Fleesensee“ bekannteste Marke Norddeutschlands!!!! o Einfacher für Events mit großem Namen • Umgebung (Malchow, Waren Seenplatte) • Anbindung besser: Germanwings nach RLG • Imagetransfer (Event positivgut für Hotelgut für Land FleesenseeRegion wird positiv gesehen Probleme • Trennung zwischen Urlauber und Geschäftskunde (Gast und Konferenz) • ÖPNV, Hin- & Wegkommen. Busse und Taxis Extra-Anfahrt, • Auflagen, Fluchtwege, Parkplätze, Sitzmöglichkeiten (300-500 max.); 2000 PAX max. in Gesamtdestination • Ansprüche der Gäste wandeln sich • Quantität der Firmen gering dafür intensiverer Kontakt mit vorhandenen • Logistik-Probleme, Partner finden • Saisonalität, schöne aber kalte Winter, Auslastungslöcher • Angebot schlägt Destination • zu oft als Allheilmittel gesehen Bsp.-Events • Wiessmann-Wochenend-Paket, Musical-Gala, Hochzeitsmesse, Incentives (Hirschfeld, Pharma-Industrie, Versicherungen) viel durch Referenzen Trends • Flucht aus der Stadt, nachhaltige Erlebnisse, Green-Event, GDS-TrabbiTour • Kombination aus Eventtypen, Genres (Jazz-Welle – Wasser und Musik) • Immer komplettere Events Herausforderung für Organisatoren • Formel : Klassisches + Neues Produkt = Event in Zukunft o Tradition + Neues Produkt – Teilnehmer aktivieren • Martins-Gans-Rezept-WettbewerbGewinner kocht mit Starkoch) Publicity für Iberotel Rustikal, aber edel (Lamm grillen auf Hightech-Grill in Natur) Datum, Ort: 19.08.2010, Kommu- Interviewpartner: Thomas Neske (Sachbearbeiter nalamt Malchow Tourismusamt) Art des Interviews: persönlich Beginn, Dauer: 16:30 Uhr, 1h50min Events • Aufwand höher, überregionales Interesse (NDR Sommertour, Max Raabe) • vergnügungsorientiert Veranstaltung • emotionsloser, normal, alltäglich, zielorientiert vor 2000 • Sponsorensuche problematisch großer Name fehlte Brand • Anziehungspunkte fehlten, besonders für junge Leute • Weniger verschieden Zielgruppen in Region, meist ältere Entwicklung • Qualität und Quantität von Events hat zugenommen („Mitternachtsgolfen“) • Region für Investoren interessant Grundstückspreise steigen • Ausbildungs-, Arbeitsplätze geschaffen, Abwanderung gestoppt, Perspektiven werden aufgezeigt • Arbeit zunächst autark In Fleesensee, jetzt Kooperation, und jährliche Auswertungsrunde mit Verantwortlichen Effekte • immer mehr Touristen (Bau von Iberotel) • Malchow profitiert stark, viele Fleesensee-Urlauber im Ort • andere Wirtschaftsbereiche, Firmen • NDR Sommertour seit 2000 (Seit Bau von Fleesensee) • Angebot bereichern • Steuereinnahmen, Kurtaxe 202 000 € (2009) • Bekanntheitsgrad der gesamten Region gestiegen, da Fleesensee nicht nur Göhren-Lebbin, sondern auch Malchow und Müritz • Infrastruktur (Straßen , Rad-, Fußwege) • Saison verlängern, da meistens im Frühjahr oder Herbst, außerhalb der Ferien Probleme • Anzahl der Events steigt stetig, erhöhtes Lärmaufkommen in Malchow und Umgebung • Auflagen werden unterlaufen, da private als öffentliche Veranstaltung „getarnt“ werden (autarkes Handeln in Göhren-Lebbin). • Wenn sich keiner beschwert, dann prüft auch keiner Verstoß • Engpässe bei großen Events mit Parkplätzen und vollen Straßen Interviewpartner: Datum, Ort: 25.08.2010, Berlin und Katrin Reiske Göhren-Lebbin (Leiterin Touristen- information Göhren-Lebbin) Art des Interviews: telefonisch Beginn, Dauer: 13:00 Uhr, 38min Events • Einmaligkeit, etwas Besonderes, größer beworben, ab bestimmter PAX Veranstaltung • Gemeinde: kleinerer Rahmen, Erntedankfest, Kinderfest, für Einwohner und Gäste Vor 2000 • Erntedankfest schon zu DDR-Zeiten • Partner finden war sehr schwierig, da Name, Marke fehlte • Events nicht als Plattform genutzt • finanzieller Rahmen wird immer enger Probleme bei Events • Auswahl an Künstlern, gering, was sich bis heute nur leicht verbessert hat Suche ab und zu in Berlin und Brandenburg notwendig seit 2000 • Publikum für Events vorhanden, da Beherbergungskapazitäten und attraktives, vielfältiges Angebot • finanzielle Mittel und Name der LFTM ermöglichen große Events (Raabe, „Euro Jeep 2008“) • Events: Kinderfest, Osterfeuer, Strandfest, Erntedankfest Probleme/Grenzen • Parkplätze, Bettenkapazität 4500 gesamt (FEWOs +Hotels) • Künstlergagen steigen Budget nicht, mehr zu tun als Arbeitskräfte in Touristeninformation, da kein Budget Umsetzung/Machbarkeit schwer • Wetterabhängigkeit • Zu viele kommen nur für den Event in den Ort, danach sofort wieder weg • Implementierung neuer Events schwierig, weil Bevölkerung Neuem nicht wie gewünscht aufgeschlossen ist (Strandfest) Touristen sind offener Effekte • bereichert Göhren-Lebbin und Region • monetär: Steuereinnahmen, Kurtaxe Datum, Ort: 01.09.2010, Berlin und Interviewpartner: Thomas Döbber-Rüther (Ge- Göhren-Lebbin schäftsführer Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH) Art des Interviews: telefonisch Beginn, Dauer: 15:00 Uhr, 43min Event • erlebbar, zum Mitmachen, kreativ, aktiv sein Veranstaltung • etwas ansehen, zuhören, passiv dabei sein vor 2000 • DDR-Zeiten Göhren-Lebbin Datschen und Schloss (Erholungsheim) • große Bedeutung und zugleich Anziehungspunkt war Fleesensee • Events erst seit 2000 Entwicklung • 25% der Auslastung von 65% auf Events zurückzuführen • relativ stabile Zahlen seit Beginn (350 000-360 000 Ü; 120 000 Ankünfte) • Bettenauslastung, Imageträger, Bekanntheit national und international steigern („Euro Jeep Camp 2008 – 22 Nationen 1800 PAX über 10 Tage) o Rahmenprogramm: neue Jeeps testen, Weiterbildung – aktives erlebbares Event, es kamen auch Einheimische Bewohner • viele überrascht, was in der Region entstanden ist! • 12 eigene Events u.a. Max Raabe, Musical-Gala, Flanierball, Golf & Classics, NEU: Skulpturen-Symposium (mit mecklenburgischen Künstlern) • Region nimmt teilweise Programm an: Max Raabe: BEST PRACTICE (3500 Zuschauer) Effekte • Auslastung steigern (hauptsächlich kurzfristig, weil Mindestaufenthalt Bedingung für Buchung) • Regionale Unternehmen einbinden (Kanu-, Fahrradverleih, SegwayTouren, Trabbi-Touren) • Arbeitsplätze schaffen direkt 516 Mitarbeiter, davon 85% aus der Region (Umkreis 80km) • Arbeitslosenquote in Gemeinde Göhren-Lebbin von 30% auf weniger als 3% • Identifikation mit Projekt, Tourismus verbessert • In Gemeinde konnte Abwanderung gestoppt werden, da attraktive Arbeitsplätze entstanden sind • einmaliges Projekt Bekanntheit und NameWirkung auf Umgebung • Machbarkeit an Events in ländlicher Region einmalig in Deutschland Grenzen/Probleme • Events > 2000 PAX, Tenne 600 Menschen, Mehrzweckhalle 1200 PAX auf 1700m² • finanzielle Unterschiede zwischen Kunde und Anbieter, da Preis/Leistung eben ihren Preis hat – in Deutschland geht es über Qualität Zukunft • Orte mit in den Prozess von Events einbinden Land Fleesensee ist in Köpfen schon größer als in der Realitätaufholen in nächster Zeit • Global bekannte Events an den Fleesensee holen • Wunsch: „Red Bull Air Race“ austragen Datum, Ort: 02.09.2010, Berlin und Interviewpartner: Matthias Richter (Meeting & Göhren-Lebbin Event Coordinator Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee) Art des Interviews: telefonisch Beginn, Dauer: 11:00 Uhr, 45min Events • mit Rahmenprogramm, Ausmaß, hotelübergreifend, Komplexität, Angebot individuell • Hotel besinnt sich auf Räumlichkeiten, Rest wird outgesourced Veranstaltung • kleinerer Rahmen, Familienfeier, nur im Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee vor 2000 • sehr begrenze Möglichkeiten für Events, aber auch keine Nachfrage, weil unattraktiv • altes historisches Gebäude (Schloss) mit traditionsreicher Geschichte und Schlossgarten (160 Jahre) „idyllische Kleinöde“ • Landwirtschaft und Viehzucht vorhanden • Infrastruktur schlecht und nur von landwirtschaftlich genutzt seit 2000 • im Fokus stehen die fünf Golfplätze („Dreh- und Angelpunkt“) • Events werden immer individueller, exquisiter, anspruchsvoller Möglichkeiten & Effekte • „Tenne“, zweistöckiges Veranstaltungsgebäude o Unten großer Saal 13m hoch o 600 Menschen bei Konzert, 200 bei Bankett o obere Etage 3 Konferenzräume • Events im Park und in Tenne, kurze Wege • saisonverlängernd, auslastungsschwache Tage für Events nutzen (MoFr; Frühjahr oder Herbst ist beliebteste Zeit) • B2C – verschiedenste Zielgruppen ausgesprochen individuell • B2B – Referenz von dieser Gruppe sehr wichtig mögliche Folgeaufträge als Privatmann („Rattenschwanz“) oder wieder als Business-Kunde • Von B2B zu B2C funktioniert ebenso wie B2C zu B2B – Referenz ist bei beiden Gruppen entscheidend • Outsourcing an regionale Unternehmen z.B. Eventagentur Tokon o Denkanstöße, kreative Köpfe, Zuverlässigkeit, da sie sich in der Region auskennen und örtliche Begebenheiten wissen • Meinungsbildner über Destination Werbung für Land Fleesensee • Wenn große Firmen auch viel Kapazität brauchen und alles stimmt, dann ist das eine sehr gute Wirkung für Hotel nach außen (Referenzmarketing) Probleme • Engpässe, zu enger Zeitplan • Bei Fremdanbietern angewiesen auf diejenigen – zu riskant, dann lieber lokale Agenturen • „Mikrokosmos“ des Ortes, es fehlt an Attraktivität vergangene besondere Events • „Euro Jeep Camp 2008“ wegen internationalem Flair • ZURICH Schlossparkolympiade 2008 2x à 5 Tage wegen Dauer und Spaß Trends • Ort zweitrangig, Rahmenprogramm bestimmt Eventlocation zu 50% o Zimmer + Verpflegung je 20%, 10 Sonstiges • „dine around“ kommunikatives Dinner in historischen Räumen (Herausforderung für gesamtes Team) o bekannter Mix: Bewährtes und Neues • nachhaltige Events (sozial, ökologisch) und im Anschluss daran gut darüber reden • „Tue Gutes und rede drüber“ Datum, Ort: 03.09.2010, Berlin und Interviewpartner: Tomas Konermann (Geschäfts- Göhren-Lebbin führer Tokon Events) Art des Interviews: telefonisch Beginn, Dauer: 10:00 Uhr, 49 min Events vor 2000 und Probleme • Anfang 1995 mit Wassersportzentrum in Klink o Kanu-Touren • Problem: Kapazitäten, viele kleine Häuser, Hotels o Events nur für kleine Gruppen • In Göhren-Lebbin veraltetes Erholungsheim (Schloss Blücher) und bei Waren Müritz-Hotel • Ost-West-Vorurteile gegen Region • mehr und mehr verwaiste Dörfer und hohe Arbeitslosigkeit Seit 2000 • mit Land Fleesensee Infrastruktur geschaffen, aber Dienstleistung noch nicht so weit entwickelt • Anziehungspunkt der Destination war das Schloss, hinzu kam Werbeeffekt großer Marken • In der Region entstand mit Van der Valk in Linstow Konkurrenzresort o belebte die vorher wirtschaftlich schwache Region – MecklenburgVorpommern ist in • große Marken zu Beginn o NIVEA – 2002 o ZURICH Versicherungen 2004 • 2010 bestes Geschäftsjahr, da noch Wachstumsmarkt Trends • Nachhaltige Incentives in natur mit spielerischem Lernen über Naturprozesse • Charity-Events „Gutes Tun und darüber sprechen“ • Survival, Teambuilding, jedoch kein Standard o Kreative Ideen, müssen im Kopf der Agentur entstehen • Grundbau gleich aber immer mit neuen Features, Abwandlungen Möglichkeiten • Saison verlängern • Netzwerke entwickeln – Gesamtwirtschaft stärken • Aktuell • als Incoming-Agentur erfolgreich – Vorteil: o kennt örtliche Begebenheiten Mentalität der Leute Bindeglied zwischen Auftraggeber und z.B. Hotel Vision • jahresübergreifende Sportaktivitäten • wetterunabhängige Events kreieren