Praktikumsbericht AUS - Medizinische Universität Graz

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Praktikumsbericht AUS - Medizinische Universität Graz
Praktikumsbericht
St. Vincents Hospital, Sydney
Orthopädie und Unfallchirurgie
05/08/13 – 02/09/13
erstellt von Alois Tax
(0933114)
Einleitung
Im folgenden Praktikumsbericht möchte ich ein paar Erfahrungen bezüglich meiner
Auslandsfamulatur im St. Vincents Hospital schildern. Frei nach dem Motto:
„Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“ wuchs schon früh die Idee,
einen Teil der Pflichtfamulaturen im Ausland zu verbringen. Seit eh und je vom roten
Kontinent und dessen phantastischer Natur begeistert, fiel meine Wahl auf Australien.
Gemeinsam mit einem Studienkollegen begann so ein hochinteressantes Abenteuer.
Bewerbung und Vorbereitung
Nachdem der Entschluss gefasst war, galt es, die Vorstellungen zu konkretisieren. Die
Planung begann demnach im Oktober 2012, also rund 10 Monate vor dem geplanten
Famulaturbeginn. Es folgten eine Internetrecherche, das Einholen von Informationen über
Austauschprogramme und Stipendien seitens Universität und schließlich die Entscheidung,
das Glück selbst in die Hand zu nehmen.
Kontaktaufnahme
Trotz theoretischem Vorwissen à la Precission und Recall aus NBI, erfolgte die Suche nach
Kontaktadressen eher willkürlich und so fanden wir durch Zufall die E-mailadresse von
Dr. Brett Courtenay – dem Vorstand des Orthopedic Department im St. Vincent Hospital.
Auf meine etwas formelle Nachricht mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Transcript of
Records, erhielt ich zu meiner Überraschung bald darauf eine sehr freundschaftliche Antwort
und Zusage.
Bürokratie
So einfach ging es schließlich doch nicht. Ein paar Tage später erhielten wir eine Nachricht
von Mitzi MacDonald, der Famulaturkoordinatorin der University of New South Wales.
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Alois Tax
Demnach mussten wir uns ordnungsgemäß über die Universität (UNSW) für einen
Praktikumsplatz bewerben. Hierfür war einiges an Papierkram zu erledigen.
Zuerst mussten wir uns online registrieren, wobei sich die erste Hürde auftat, da man sich
mindestens ein Jahr im Vorhinein hätte anmelden müssen1. Durch einige Umwege gelangten
wir schließlich doch zum „Application Form CA2“ welches von der Heimatuniversität
unterzeichnet, gemeinsam mit Strafregisterauszug, Transcript of Records, ÖH-Versicherungsbestätigung, Letter of Good Standing, Lebenslauf und der Einzahlungsbestätigung der
Anmeldegebühr auf dem Postweg nach Sydney zu senden war.
Zum Glück hatten wir bereits die provisorische Zusage von Dr. Courtenay, da die
Anmeldegebühr von 440 AUD (310€), sollte man den gewünschten Platz nicht erhalten,
nicht zurückerstattet wird. Umso glücklicher waren wir, als wir 12 Wochen nach dem ersten
E-mailkontakt eine offizielle Einladung erhielten. Doch damit nicht genug. Weiters mussten
wir ein Australian Federal Police Certificate, den Impfnachweis und ein paar weitere
Formulare übermitteln. Am 26. Februar erhielten wir schließlich grünes Licht.
Organisatorisches
Den Praktikumsplatz unter Dach und Fach, galt es nun die Rahmenbedingungen zu
organisieren.
Visum
Für einen Aufenthalt bis zu 3 Monaten gibt es ein Touristenvisum (evisitor subclass 651),
welches man als Mitbürger der EU ganz einfach und ohne Gebühr online bestellen kann.2
Etwa 14 Tage später haben wir eine Bestätigung via E-Mail erhalten. Zusätzliche
Untersuchungen oder ein Eintrag im Reisepass sind dafür nicht notwendig. Dieses Visum
berechtigt jedoch nicht in Australien zu arbeiten, weshalb wir etwas unsicher waren ob es sich
um das richtige Visum handelt.3 Im Nachhinein erwies es sich aber als offenbar ausreichend.
Flug
Wir beobachteten etwa seit der ersten Kontaktaufnahme im Oktober 2012 die
Preisentwicklung der Flüge und buchten schließlich ca. 4 Monate vor der Abreise. Wie
ohnedies anzunehmen ist, wurde kein Direktflug ab Graz angeboten und so führte uns die
Reise mittels Singapore Airlines von Wien über Zürich nach Singapur und schließlich 27
Stunden später nach Sydney. Kostenpunkt: 1150 €
1
http://med.unsw.edu.au/clerkships-how-apply
http://www.immi.gov.au/visas/visitor/651/
3
http://www.immi.gov.au/contacts/forms/email/evisitor-faqs.pdf (Seite 4 )
2
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Unterkunft und Verpflegung
Hierbei haben wir uns auf ein kleines Abenteuer eingelassen. Ohne Buchungsbestätigung,
Stornoversicherung et cetera, sondern nur mit dem Glauben an das Gute im Menschen, traten
wir die Reise an. Von Seiten des Krankenhauses oder der Universität steht leider keine
Behausung zur Verfügung. Zumindest für die ersten paar Tage hatten wir glücklicherweise
die Zusage, ein paar Nächte bei Chouchsurfing-Hosts zu verbringen. Schlussendlich wurden
daraus 4 Wochen. Ein unfassbares Glück, denn Unterkunft und Verpflegung in Sydney sind
sehr teuer. Zum Beispiel kostet eine Nacht im 8-Bettzimmer im Hostel rund 20€.4
Das Kantinenessen im Krankenhaus erscheint einem verwöhnten Grazer Student, mit 8€,
ebenfalls recht geschmalzen.
Verkehr und Transport
Es ist nicht schwierig sich in Sydney zurechtzufinden. Neben einem überschaubaren Zugnetz
gibt es vor allem unzählige Busse die im Minutentakt verkehren. Dennoch braucht man etwas
Geduld, bewegt man sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fort. Zum Beispiel benötigten wir
für die tägliche Strecke zur Arbeit von Leichhardt nach Darlinghurst (7,5 km) zwischen 30
und 40 Minuten. Für Studenten kostet ein 2 Zonen 10er-Block 10 €.
Das Krankenhaus
Wie bereits erwähnt, sind wir durch einen glücklichen Zufall auf das St. Vincents Hospital
gestoßen. Ein Umstand, den wir mit Sicherheit nie bereut haben. Das Krankenhaus ist sehr
zentral, nahe dem so genannten Kings Cross, gelegen. Das Krankenhaus ist eines der
führenden Akutversorgungsspitäler Australiens und seit nunmehr 150 Jahren in Forschung
und Lehre tätig. Vor allem durch die hohe Rate an Herz-Lungen-Transplantationen (60 per
annum) gelangte das Klinikum zu internationalem Ansehen. Durch die örtliche Nähe zu
vorhin genanntem Stadtteil, der für sein buntes Nachtleben bekannt ist und den umliegenden,
wohlhabenden Wohngebieten, ist das Patientengut sehr unterschiedlich. Aufgrund der
Dreiteilung in Private, Public und Clinics kommt es allerdings zu einer merkbaren Selektion.
Der Empfang im Krankenhaus und die Integration ins Team der orthopädischen Abteilung
waren sehr nett. Man begegnete uns stets hilfsbereit und mit der notwenigen Geduld. Am
ersten Tag zeigte uns ein Student im letzten Ausbildungsjahr die Klinik und erklärte uns den
Ablauf. Prinzipiell konnten wir uns frei in der Klinik bewegen und uns den Tag nach eigenem
Ermessen gestalten. Motiviert, die gebotene Möglichkeit zu nutzen, begann für uns der
Klinikalltag mit der morgendlichen Visite um 07:30 Uhr.
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http://stayatbase.com/hostels/australia-hostels/base-backpackers-sydney
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Diese geschah, wie beinahe alles andere, etwas lockerer und weniger förmlich, als wir es von
österreichischen Standards gewohnt waren. Unsere Aufgabe dabei war es, handschriftliche
Notizen zu machen und etwaige Interventionen, wie Blutabnahmen und venöse Zugänge oder
Harnkatheder durchzuführen. Im Anschluss daran folgte die so genannte Fracture Clinic –
auch bekannt als Ambulanz. Obwohl Orthopädie und Unfallchirurgie ein gemeinsames Fach
darstellen, verlief diese ganz anders als man sich eine traumatologische Ambulanz in unseren
Breiten vorstellt. Das Krankenhaus besitzt eine riesengroße interdisziplinäre Notaufnahme,
weshalb wir im Ambulanzgeschehen nicht mit Akutpatienten in Kontakt kamen. Dieser Teil
der Famulatur war dennoch besonders interessant und lehrreich. In eigenen
Untersuchungskojen durften wir Patienten auf eigene Faust untersuchen und bei Bedarf zum
Röntgen schicken.
Daraufhin wurde der Fall dem leitenden Consultant vorgestellt und mit ihm das mögliche
Vorgehen besprochen. Abgesehen von der medizinischen Komponente konnte ich hiervon vor
allem sprachlich sehr profitieren. Im Operationssaal war leider nicht so viel hands on wie wir
erwartet hatten, obwohl die Operateure überaus freundlich und bemüht waren. Dies lag daran,
dass meist jüngere Registrars unter der Aufsicht ihrer Consultants operierten. Dennoch
konnten wir an einigen Tagen assistieren und ein paar Dinge selbst durchführen. Des
Weiteren waren abgesehen von uns beiden auch 4 australische Studenten dem orthopädischen
Team zugeteilt, mit denen wir uns zusätzlich arrangieren mussten. Im Laufe der Zeit haben
wir aber einige Ärzte anderer Disziplinen kennengelernt und somit bei Kollisionen mit den
anderen Studenten zum Beispiel bei neurochirurgischen oder herzchirurgischen Operationen
zugesehen und auch gescrubbed. Dem Unverständnis manches Chirurgen zu Trotz
verbrachten wir auf diese Weise so manchen Nachmittag im OP, verließen das Krankenhaus
hier und da aber auch schon gegen Mittag.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Famulatur im St. Vincent Hospital in Sydney
sowohl medizinisch als auch kulturell unglaublich interessant und lehrreich war. Ich kann
daher nur empfehlen ein Praktikum in Australien, beziehungsweise im Speziellen in diesem
Krankenhaus, zu absolvieren. Bei der Planung sollte man sich unbedingt Zeit lassen und früh
genug beginnen. Wer den weiten Weg nach Sydney wählt, sollte aber auf keinen Fall
vergessen, genügend Zeit einzuplanen um im Anschluss dieses wunderbare Land kennen zu
lernen. Für etwaige Fragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.
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Alois Tax

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