DEVISENFOKUS Schwedische Krone

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DEVISENFOKUS Schwedische Krone
Helaba Volkswirtschaft/Research
DEVISENFOKUS
24. Juli 2014
Schwedische Krone
AUTOR
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
[email protected]
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REDAKTION
Claudia Windt
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung
Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
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Der Euro erwies sich auf Monatsfrist als ein großer Verlierer, die skandinavischen Währungen werteten sogar noch mehr ab. Am meisten büßte der Russische Rubel ein.
Die Schwedische Krone gab 2014 spürbar nach. Die Schwäche erklärt sich mit der deutlichen Zinssenkung der Riksbank. Kurzfristig ist das Erholungspotenzial der Krone zwar begrenzt. Jedoch weist Schweden gegenüber der Eurozone neben einigen strukturellen Vorteilen ein markant höheres Wachstum auf. Daher dürfte 2015 von der Geldpolitik wieder
Rückenwind auf die Schwedische Krone ausgehen und der Euro-Krone-Kurs entsprechend
fallen.
Helaba Währungsprognosen
Euro-Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 24.06. bis zum 23.07.2014)
US-Dollar
1,1
Japanischer Yen
1,5
Britisches Pfund
1,4
Schweizer Franken
0,1
Kanadischer Dollar
1,2
Australischer Dollar
2,0
Neuseeland-Dollar
1,4
Schwedische Krone
-0,6
Norwegische Krone
-0,3
Tschechische Krone
-0,1
Polnischer Zloty
0,5
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Ungarischer Forint
-0,4
Russischer Rubel
-2,2
3,6 Türkische Lira
Koreanischer Won
0,4
Chinesischer Yuan
1,6
Indische Rupie
1,2
2,3
Südafrikanischer Rand
Brasilianischer Real
1,4
2,1
Mexikanischer Peso
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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SEK: Erst längerfristig mit Potenzial
Die deutsche Sehnsucht nach Bullerbü hat vermutlich auch manchen Anleger gepackt. Angesichts
der Schwierigkeiten in der Eurozone vertrauten diese Investoren darauf, dass ihr Geld in Schweden besser aufgehoben ist. Sie wurden jedoch, zumindest was die Devisenmarktentwicklung betrifft, weitgehend enttäuscht: Die Schwedische Krone erwies sich 2014 mit einem Verlust von gut
4 % gegenüber dem Euro als schwächste Währung unter den Industrieländern. Bereits im Vorjahr
zählte die skandinavische Währung zu den Verlierern.
Krone langfristig ohne
Aufwertungstrend
Langfristig betrachtet war die Schwedische Krone nur bedingt ein lohnendes Investment. Die Währung litt von den siebziger bis Anfang der neunziger Jahre unter einer massiven Abwertung. In den
letzten zwanzig Jahren herrschte dann eine Stabilität: So notierte der Euro-Krone-Kurs weitgehend
in einem Band von 8,0 bis 10,0. Lediglich während der globalen Finanzkrise wertete die Schweden-Krone drastisch ab, der Wechselkurs sprang zeitweise fast bis auf 12,0. Aber selbst innerhalb
des Seitwärtsbandes gab es Phasen, in denen Anleger mit der Schweden-Krone sowohl zweistellige prozentuale Gewinne als auch Verluste realisieren konnten.
Schweden-Krone nur als Trading-Chance
Solides Wachstum in Schweden
SEK
% gg. Vorquartal
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Schweden mit Vorteilen,
aber nicht ohne Risiken
% gg. Vorjahr
Die schwedische Wirtschaft wirkt für Anleger, insbesondere aus der Eurozone, zweifellos attraktiv.
Das Land ist politisch stabil, die Staatsfinanzen sind gerade im europäischen Vergleich zumindest
in diesem Jahrhundert recht solide. Die Wirtschaft wächst zumeist ansehnlich, wenn auch nicht
überschwänglich. Die Preisstabilität ist gegeben. Die Leistungsbilanz weist seit zwanzig Jahren
Überschüsse auf. Allerdings hat die globale Finanzkrise gezeigt, dass Schweden anfällig ist: So
litten schwedische Banken überproportional, nicht zuletzt wegen ihrer Auslandsengagements. Außerdem birgt die hohe Bedeutung der eher zyklischen Industrie wie der Bau von Maschinen und
Transportfahrzeugen Risiken: So schrumpfte aufgrund der globalen Finanzkrise 2009 das Bruttoinlandsprodukt in Schweden mit gut 5 % stärker als in vielen anderen Industrieländern. Als Exportdestinationen dienen überwiegend europäische Ziele, neben der Eurozone noch Großbritannien
und die skandinavischen Nachbarn.
Die schwedische Währung ist trotz gewisser Vorzüge damit jedenfalls kein sicherer Anlagehafen.
Allerdings ist die Krone jenseits von Krisenphasen ganz gut aufgestellt, gerade im Vergleich zum
Euro. Im Vorjahr wuchs die schwedische Wirtschaft um 1,6 %. 2014 zeichnet sich ein Wachstum
von deutlich mehr als 2 % ab. Die Investitionen expandieren kräftig und die weiter positiv gestimmten Unternehmerbefragungen sprechen gegen eine Trendwende. Der Außenhandel profitiert von
einer Erholung der europäischen Konjunktur. Da eine wachsende Beschäftigung und höhere Löhne die privaten Einkommen stützen, legt auch der private Konsum solide zu. Darüber hinaus steigt
die Ausgabebereitschaft der Haushalte, ihre Verschuldung vergrößert sich. Die Hauptursache hierfür ist vor allem im prosperierenden Wohnimmobilienmarkt zu sehen, die Häuserpreise klettern
weiter. Die im internationalen Vergleich hohe Verschuldung der privaten Haushalte ist kritisch zu
werten, wird aber von der Geldpolitik tendenziell noch weiter befeuert.
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Trotz der soliden wirtschaftlichen Entwicklung senkte die schwedische Notenbank Anfang Juli ihren Leitzins von 0,75 % auf 0,25 % überraschend deutlich. Übrigens votierte der RiksbankGouverneur Ingvers gegen die kräftige Reduktion. Als Grund für den Zinsschritt argumentiert die
Zentralbank mit der sehr niedrigen Inflation. Tatsächlich befindet sich die Teuerung nur marginal
über der Nulllinie, der Kernraten liegen etwas höher, aber noch unter einem 1 %. Schon seit Ende
2012 pendelt die Inflation in Schweden um die Nullmarke. Eine mäßige Nachfrage bei bestehenden gesamtwirtschaftlichen Überkapazitäten und einem hohem Wettbewerbsdruck erklärt die aktuell geringe Teuerung. Mittelfristig ist aufgrund des höheren Wachstums mit einer Preisbeschleunigung zu rechnen. Selbst die Riksbank geht in ihren Projektionen von einem Inflationsanstieg aus,
demnach wird 2016 die Zielmarke von 2 % wieder erreicht.
Riksbank-Zinssenkung zur
Währungsabwertung?
Als anderes Argument für die massive Zinssenkung führte die Notenbank die international niedrigen Zinsen auf. Sicherlich spielt sie auf die neuen expansiven Maßnahmen der EZB an. Man kann
die schwedische Senkung als Reaktion auf die EZB verstehen bzw. sogar als präventive Maßnahme, um die eigene Währung nicht zu sehr aufwerten zu lassen. Zumindest gab der Devisenmarkt der Riksbank recht. So erklärt sich die diesjährige Schwäche der Krone vor allem mit der
schwedischen Geldpolitik. Dass die Politik keine zu starke Währung wünscht, mag verständlich
sein. Jedoch benötigt die schwedische Konjunktur keine geldpolitische Stimulierung, der Immobilienmarkt bräuchte sogar eher einen Dämpfer. Zudem kann man kaum von einer Überbewertung
der Schweden-Krone sprechen. Adjustierte Kaufkraftparitäten bzw. reale Wechselkursindizes legen eine faire bzw. sogar eine zu niedrige Bewertung der Krone nahe.
Schweden-Krone eher unterbewertet
Schwedische Zinssenkung bereits eingepreist
Index
SEK
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Kurzfristig seitwärts, aber
langfristig mit Potenzial
%-Punkte
Die Zinssenkung hat der schwedischen Währung vorerst das Aufwertungspotenzial geraubt. So
indizieren die Zinsdifferenzen gegenüber deutschen Anleihen eine angemessene Bewertung beim
aktuellen Niveau von gut 9,2 Kronen je Euro. Allerdings geht selbst die schwedische Notenbank in
ihren Projektionen von Zinsanhebungen Ende 2015 aus. Sollte sich das Wirtschaftswachstum als
nachhaltig erweisen und die Inflation womöglich schneller normalisieren als bislang unterstellt,
könnte eine solche Zinswende sogar vorgezogen werden. Zumindest ist auf dem aktuellen Zinsniveau das Chance-Risiko-Verhältnis eindeutig nach oben gerichtet. Da die EZB bis auf weiteres
eher noch expansiver wird, spricht mittelfristig einiges für eine Erholung der Schweden-Krone. Der
Euro-Krone-Kurs dürfte nach einer Seitwärtsbewegung in den nächsten Monaten bis Jahresende
auf 9,0 zurückgehen und dann 2015 mit wachsender Zinsfantasie deutlich darunter fallen. Die Anleger brauchen hierfür schon ein wenig Geduld – und vielleicht auch Nerven. Denn ein friedliches
Währungsparadies à la Bullerbü war die Schweden-Krone eigentlich nie und wird sie wohl so
schnell nicht werden.
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Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
31.12.13
24.06.14
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q3/2014
Q4/2014
Q1/2015
Q2/2015
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
2,1
1,1
1,35
1,30
1,25
1,20
1,20
Japanischer Yen
5,9
1,5
137
133
131
126
128
Britisches Pfund
5,1
1,4
0,79
0,80
0,79
0,78
0,78
Schweizer Franken
1,0
0,1
1,21
1,25
1,25
1,25
1,25
Kanadischer Dollar
1,1
1,2
1,44
1,39
1,36
1,31
1,31
Australischer Dollar
8,2
2,0
1,42
1,44
1,42
1,36
1,36
Neuseeland-Dollar
8,1
1,4
1,55
1,55
1,52
1,50
1,54
Schwedische Krone
-3,9
-0,6
9,21
9,20
9,00
8,80
8,70
Norwegische Krone
0,0
-0,3
8,34
8,10
7,90
7,80
7,70
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
3,8
0,5
101
102
105
105
107
Schweizer Franken
-1,0
-0,9
0,90
0,96
1,00
1,04
1,04
Kanadischer Dollar
-1,0
0,2
1,07
1,07
1,09
1,09
1,09
Schwedische Krone
-5,9
-1,7
6,84
7,08
7,20
7,33
7,25
Norwegische Krone
-2,0
-1,4
6,20 1,57
6,23
6,32
6,50
6,42
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
2,9
0,3
1,70
1,63
1,58
1,54
1,54
Australischer Dollar
6,0
0,9
0,95
0,90
0,88
0,88
0,88
Neuseeland-Dollar
5,9
0,3
0,87
0,84
0,82
0,80
0,78
*23.07.2014
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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