Konzert „Misa Criolla“ und „Misa por la paz y la justicia“

Transcription

Konzert „Misa Criolla“ und „Misa por la paz y la justicia“
Konzert „Misa Criolla“ und „Misa por la paz y la justicia“
Ariel Ramirez (Argentinien)
Sonntag, 11. November 2012 – 18 h – Luth. Pfarrkirche St. Marien Marburg
Tenor: Michael Brauer
Charango: Diego Jascalevich
Indianische Flöten: Heyson Vargas, Vicente Vargas Martinez
Gitarren: Johannes Treml, Knut Kramer
Percussion: Sven Demandt
Klavier und Cembalo: Reidar Seeling
Gospelchor „Joy of Life“ der Kurhessischen Kantorei Marburg
Leitung: Jean Kleeb
Konzertkarten: 12, -€ (erm. 8,-€) an der Abendkasse ab 17 Uhr
Vorverkauf: Marburger Tourismus und Marketing GmbH – Pilgrimstein 26, Tel: 06421-99120
Die Musiker:
Diego Jascalevich ist ein argentinischer Charangovirtuose; er verblüfft auf seinem kleinen
südamerikanischen Zupfinstrument mit frappierender Virtuosität und Spielfreude. Erst jüngst trat er
bei Peter Gabriels Weltmusikfestival in London auf. Er ist auf vielen CD-Produktionen zu hören, u.a.
als Gastmusiker für den italienischen Tenor Andrea Bocelli sowie für den Flamencogitarristen Jose
Luis Monton. Aufgewachsen in Buenos Aires lebte er viele Jahre im brasilianischen Bahia und in Rom,
bevor er nach Deutschland kam.
Michael Brauer ist ein gefragter Tenor hier in Marburg und Umgebung; neben seiner Auftritte im
Bereich der Oratorien und der Oper ist er Mitglied des Marburger Oktetts.
Heyson Vargas und Vicente Vargas Martinez spielen die typischen andinen Instrumente: Vater und
Sohn sind Musiker aus Bolivien, d.h. Spezialisten dieser Kultur. Heyson Vargas gibt regelmäßige
Workshops zu der Musik der Anden in der Musikschule Marburg.
Johannes Treml ist Konzertgitarrist und Gitarrenlehrer u.a. an der Musikschule Marburg tätig,
spezialisiert in lateinamerikanischer Musik und Flamenco. Viele Konzerte mit Musikern und
Ensembles aus Marburg und Umgebung.
Knut Kramer ist Konzertgitarrist und Leiter der Musikschule Marburg; mit Johannes Treml bildet er
das Gitarrenduo „Gitarra Latina“, dass zuletzt bei der diesjährigen Semana Latina
(Lateinamerikanische Woche) aufgetreten ist.
Sven Demandt ist Lehrer für Percussion, Cajon und Schlagzeug an der Musikschule Marburg.
Zusammen mit Jean Kleeb spielt er das Programm „Cores do Sul“ - Neue Kompositionen, Latin &
Worldmusic.
Reidar Seeling ist ein gefragter Pianist und Korrepetitor in Marburg, der bis jetzt viele Konzerte
begleitet hat, sowohl Kammermusik als auch Chormusik; oft ist er als Pianist beim Kinderchor der
Kurhessischen Kantorei Marburg tätig.
Jean Kleeb ist ein deutsch-brasilianischer Chorleiter, Komponist und Pianist und seit 2009 Leiter der
Gospelchores „Joy of Life“. Er leitet u.a. mehrere Ensembles wie z.B. „Chor Vozes do Brasil“ in Köln
und ist zusammen mit Knut Kramer an der Organisation der jährlichen „Semana Latina“
(Lateinamerikanische Woche) in der Waggonhalle Kulturzentrum Marburg tätig.
Der Chor:
Gospelchor Joy of Life der Kurhessischen Kantorei Marburg
Der Gospelchor "Joy of Life" wurde 1995 von Kantorin Sabine Barth gegründet. Seit 2009 hat die
Leitung Jean Kleeb. Der Chor singt internationale geistliche Musik aus allen Ecken der Welt, u.a.
Gospels und Spirituals aus Amerika und Afrika. Es ist sein besonderes Anliegen, die geistliche
Chormusik aus verschiedenen Ländern zu verbreiten und miteinander zu verbinden. In den letzten
Jahren hat der Chor u.a. folgende Werke oder Programme aufgeführt: „Gospel Mass„ (R. Ray), “A
little Jazz Mass” (B. Chilcott), “Yellaam Yesuve” – Musik aus 5 Kontinenten”, „Misa Luba“ (Kongo) und
„Coulors of Gospels“.
Das Programm:
„Misa Criolla“ (Kreolische Messe)
Im Jahr 1964 schuf Ariel Ramirez (1921 – 2010) eines der bedeutendsten Werke der argentinischen
geistlichen Musik: die Misa Criolla (kreolische Messe), die auf Rhythmen der südamerikanischen
Musik basiert. Das besondere an Ramirez‘ Messe ist nicht nur die Darstellung verschiedener
Musikstile, sondern die geniale Verschmelzung von geistlicher Chormusik mit Folklore und populärer
Musik. Sie bildet eine wichtige Brücke zwischen der klassisch geistlichen und der Weltmusik und ist
ein Vorbild für viele Messen, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind.
Von 1950 bis 1954 reiste Ramirez als Pianist mit einem großen Repertoire südamerikanischer Musik
durch ganz Europa, studierte die Folklore Mitteleuropas und erforschte die Ursprünge der
argentinischen Musik. Er lebte eine Zeit lang in einem Kloster in Würzburg; dort begegnete er den
Ordensschwestern Elisabeth und Regina Brückner, die ihm von der Zeit des Zweiten Weltkrieges
erzählten: sie hatten heimlich einige Insassen eines nahe gelegenen Konzentrationslagers mit Essen
versorgt. Diese Geschichte bewegte Ramirez so tief, dass er sich entschloss ein geistliches Werk zu
komponieren: "Ich fühlte, dass ich ein Werk schreiben musste, etwas Tiefes, Religiöses, das dem
Leben huldigt, das alle Menschen unabhängig von ihren Glaubensrichtungen, ihrer Rasse, ihrer
Hautfarbe und ihrer Herkunft betrifft“. Hier war die Idee für die Misa Criolla geboren.
Mit dem Zweiten Vatikan-Konzil am Anfang der 60er Jahre durfte die Messe in der jeweiligen
Landessprache gehalten werden. Die Misa Criolla, die nach dem Text der offiziellen spanischen
Messliturgie komponiert wurde, zeigte eine neue Richtung, die den Menschen in Lateinamerika sehr
entgegen kam, da ganz wenige Latein verstehen konnten. Die Misa Criolla ist bis heute noch die
Messe der armen „Campesinos“ in Lateinamerika.
Die „Misa Criolla“ (Kreolische Messe) ist für Solisten, gemischten Chor, Perkussion, Gitarre,
Charango, Cembalo und Klavier komponiert. Jeder der fünf Ordinariumsteile der Messe wird mit
einem Rhythmus aus einer anderen Gegend Südamerikas dargestellt. Beim Kyrie ist die Weite und
Einsamkeit der Region der Hochebene Nord-Argentiniens erlebbar. Das Gloria wird im typischen
Carnavalito-Rhythmus mit einem freudigen Wechselspiel zwischen Tenor und Chor interpretiert; im
Mittelteil klingt das langsame indianische Yaravi-Rezitativ aus Peru. Mit einer „Chacarera“, einem
Rhythmus aus der Mitte Argentiniens, wird das Glaubensbekenntnis gesungen. Hier, beim Credo und
auch beim Sanctus (Carnaval Cochabambino – Bolivien) hört man ein besonderes Merkmal von
Ramirez´ Kompositionen heraus: der ständige Wechsel der Taktarten 3 /4 und 6 /8 – manchmal
polyphonisch oder manchmal melodisch, innerhalb einer Phrase. Mit dem Agnus Dei, im
melancholischen Stil der unendlichen Pampa der „Gauchos“, schließt die Messe in einer friedvollen
Stimmung.
„Misa por la Paz y la justicia“ (Messe für Frieden und Gerechtigkeit)
In der Zeit der militärischen Diktatur in Argentinien komponierte Ramírez die Misa por la Paz y la
Justicia. 1979, als die Misa Criolla im Gottesdienst in Buenos Aires gesungen wurde, hat der dortige
Priester Ramirez öffentlich gebeten eine neue Messe zu schreiben, in der es um Frieden und
Gerechtigkeit geht: „Als argentinischer Künstler habe ich die Verpflichtung eine christliche Botschaft
für den Frieden in meinem Werken zu hinterlassen… Vielleicht kann es einen kleinen Beitrag für mehr
Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt leisten“(Ramirez). Die argentinische Regierung verhinderte
zuerst die Uraufführung, die dann 1982 in Buenos Aires stattfand.
Die Messe ist für Tenor, Sprecher, Chor, Charango, Gitarren, E-Gitarre, Klavier (Cembalo), Orgel und
Perkussion geschrieben. Beim Konzert am 11.11.12 werden Teile dieser Messe erklingen, als
Ergänzung zu den liturgischen Teilen der „Misa Criolla“.
Leichte Perkussion und schwebende Klangeffekte begleiten den originellen Chorsatz beim Aleluya,
wie Klänge aus einer anderen Welt; währenddessen singt der Solist: „Selig sind die Friedfertigen,
denn sie werden Kinder Gottes heißen!“(Mat 5.9). Beim Santo (Sanctus) werden einfallsreiche Ideen
auskomponiert, z.B. die Verwendung des Wortes „Santo“ in verschiedensten rhythmischen
Variationen.
Der Psalm 150 bildet den Schluss der Messe, allerdings nicht mit Posaunen, Harfe und Zimbeln wie
im Originaltext, sondern mit „Quenas“, Panflöten, „Charangos“ und Gitarren. Der Satz, im Rhythmus
der „Chacarera“ hat einen festlichen Charakter. Mitten im Satz deklamiert der Sprecher einen Text
aus der Offenbarung 21.1-4, in der die Vision einer neuen Erde und eines neuen Himmels, ohne Leid
und Tod, beschrieben wird.