Göttersteckbrief Pluto - Homepage.ruhr-uni

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Göttersteckbrief Pluto - Homepage.ruhr-uni
Ruhr-Universität Bochum
Germanistisches Institut
Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Übung Antike Mythologie
Christine Baro, M.A.
Blockveranstaltung Wintersemester 2009/2010
GÖTTERSTECKBRIEF
Name: Pluto/Pluton, Hades
Spitznamen: Dis Pater oder einfach Dis, Orcus, Aidoneus („der Unsichtbare“), Pylartes („der das Tor
schließt“)
Meine Familie: Vater: Kronos-Saturnus; Mutter:
Rheia; Geschwister: Zeus-Jupiter, Poseidon-Neptunus,
Hera-Juno, Demeter-Ceres, Hestia (siehe Metamorphosen 5,419ff.; Hesiods Theogonie 446ff.)
Geburtsart: Nachdem Saturnus seinen Vater Uranus
verstümmelt und entmachtet hatte, zeugte er meine
Geschwister und mich mit Rheia. Aus Angst, ebenfalls
von seinem Nachwuchs überwältigt zu werden, verschlang er uns allesamt ‒ bis auf meinen Bruder Jupiter. Später besiegte Jupiter seinen Vater, zwang ihn,
meine übrigen Geschwister und mich wieder freizugeben und warf ihn in den Tartarus (siehe
Metamorphosen 1,113; Theogonie 154ff., 452-491, 492ff.).
Wohnort: Mein Palast in der Unterwelt, die den gleichen Namen trägt wie ich: Hades. Bei
der Teilung der Welt erhielt ich den unterirdischen Anteil, während meine Brüder Jupiter und
Neptunus über die Oberwelt herrschen (siehe Homers Ilias 15, 187ff.).
Bin zusammen mit: Persephone-Proserpina
Schwärme für: Die Nymphe Mente, die von meiner eifersüchtigen Gattin jedoch in eine
Minze verwandelt wurde (siehe Metamorphosen 10,729).
Lieblingsfächer: Die Seelen Verstorbener gefangen halten; Frevler im Tartarus quälen (siehe
Metamorphosen 4,432ff.).
Unveränderliche Kennzeichen: Düsterer Bart, eine gezackte, goldene Krone, ein Zepter
oder ein zweizackiger Speer, zeitweise der Helm der Unsichtbarkeit, ein Schlüssel als Symbol
für die ewige Gefangenschaft der Seelen in der Unterwelt, ein von schwarzen Rössern gezogener Streitwagen.
Lieblingstier: Kerberos-Cerberus, der dreiköpfige Höllenhund (siehe Metamorphosen
4,450ff.).
Ruhr-Universität Bochum
Germanistisches Institut
Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Übung Antike Mythologie
Christine Baro, M.A.
Blockveranstaltung Wintersemester 2009/2010
Charaktereigenschaften: Mitleidlos: Mitleid würde mich schließlich berufsunfähig machen.
Die Ausnahme mit Orpheus (siehe „Das finde ich doof“) sei außer Acht gelassen.
Rigoros: Wer mein Reich einmal betritt, darf nicht mehr zur Oberwelt zurückkehren. Auch
hier musste ich jedoch leider einige Ausnahmen (Proserpina, Orpheus) zulassen.
Anfällig für Venus' und Amors Liebeszauber: Trotz meines düsteren Wesens wirkte selbiger
ziemlich stark, wodurch meine Ehe mit Proserpina ihren Anfang nahm. Da die Liebe aber
nicht zu den Empfindungen gehört, die mir allzu geläufig sind (ganz anders als bei meinem
jüngsten Bruder Jupiter, dem Draufgänger), vermischte sich die Wirkung des Zaubers mit
Raubgier und Raserei (siehe Metamorphosen 5,395 und die Ausführung unter „Hobbies“).
Auch ansonsten zeichne ich mich, meinem Wohnort und meinem Zuständigkeitsbereich entsprechend, durch ein düsteres Gemüt aus.
Hobbies: Frauen entführen. Damals traf mich der Pfeil des Amor ins Herz, woraufhin ich
Proserpina, die Tochter der Ceres, erblickte und sie sofort mit in mein Reich nehmen wollte,
was mir auch gelang. Auf Ceres' Wunsch hin sollte Proserpina freigelassen werden, was ich
jedoch mit dem Argument verhindern konnte, dass sie in der Unterwelt bereits etwas gegessen
hatte und deshalb nicht mehr zurück zur Oberwelt kehren durfte. Jupiter brachte allerdings
den Kompromiss durch, dass Proserpina einen Teil des Jahres im Himmel verbringt und einen
Teil bei mir in der Unterwelt, wo sie meine Gattin wurde (siehe Metamorphosen 5,383ff.).
Das finde ich gut: Seelen gefangen halten; irreversible Vorgänge wie der Tod; ausgleichende
Gerechtigkeit in Form von ewigen Qualen für die Seelen von Straftätern; widerwillige Frauen
verführen.
Das finde ich doof: Weinerliche, willensschwache Sänger wie Orpheus. Nachdem dieser Eurydice, seine Geliebte, an mein Reich verlor, stieg er in die Unterwelt herab, betrat meinen Palast und sang meiner Gattin und mir von seinem Leid. Zum ersten und einzigen Mal empfand
ich soetwas wie Mitleid und gewährte Eurydice die Rückkehr zur Oberwelt, allerdings unter
der Voraussetzung, dass sich Orpheus während seines Aufstiegs nicht umdreht und seine Geliebte anschaut. Meine Nachgiebigkeit erwies sich als Fehler, denn Orpheus, der wankelmütige, drehte sich um, weshalb ich Eurydice in meinem Reich behalten konnte. Der bemitleidenswerte, törichte Orpheus verschmäht seitdem jegliche Liebe (siehe Metamorphosen
10,3ff.) und wird einen grausamen Tod sterben (siehe Metamorphosen 11,1ff.).
Ebenso habe ich verständlicherweise eine enorme Abneigung gegen Totenerweckung, immerhin stellt selbige einen widerrechtlichen Eingriff in meinen Zuständigkeitsbereich dar (siehe
Metamorphosen 15,535).
Diese drei Dinge würde ich mit auf eine einsame Insel nehmen:
1. Die Seelen der Frevler, immerhin müssen selbige auch weiterhin gepeinigt werden.
2. Meine Gattin Persephone-Proserpina (an zweiter Stelle, mein Beruf ist wichtiger).
3. Meinen Hund Cerberus. Ohne mein furchterregendes, symbolträchtiges Attributtier
wäre ich nicht vollständig.