Unterrichtsmodell Wie ich Papa die Angst vor

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Unterrichtsmodell Wie ich Papa die Angst vor
Unterrichtsmodell Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm
Schami, Rafik und Könnecke, Ole. (2003). Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm. München: Hanser Verlag.
1) ECKDATEN
Bilderbuch
Schami, R. (Text) und Könnecke, O. (2003). Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm. München: Hanser.
b) Bearbeitet von:
Elisabeth Mayr und Anna Quehenberger
2) THEMA
a) Thema des Bilderbuchs, Fokus der Analyse
Race und Ethnicity sind Ungleichheitskategorien. Das Buch diskutiert nicht die Differenz, sondern Ängste, die sich mit
dem Anderssein des Anderen verbinden. Wie erleben Kinder/Familien Fremdheit und kulturelle Vielfalt? Welcher
Umgang mit „Heterogenität“ kann auf Grundlage des Bilderbuchs erarbeitet werden?
b) Inhalt
„Papa ist groß, stark, klug, lustig und er kann zaubern. Nur vor Fremden hat er Angst, vor allem vor schwarzen.“ Das
kann seine kleine Tochter nicht verstehen, da ihre beste Freundin Banja aus Tansania stammt und dunkle Haut hat. Sie
beschließt also, ihrem Papa die Angst vor Fremden zu nehmen, indem sie ihn überredet, bei ihrer Freundin auf der
Geburtstagsfeier zu zaubern. Die Herkunft und Hautfarbe der Familie erwähnt sie nicht. Dort werden sie beinahe
königlich von Banjas musizierender, tanzender und lachender Familie empfangen und willkommen geheißen. Dem
erschrockenen Vater wird ein „Trunk der Freundschaft“ überreicht. Um ihm zu helfen, kündigt das Mädchen einen
Zaubertrick an, der dem Vater bisher in jeder Lebenslage gelungen war. So ist es auch diesmal.
3) FRAGESTELLUNGEN
a) Welche bestimmten sozialen Wirklichkeiten sollen mit der Bildungsarbeit am Buch vermittelt und gestützt werden?
Selbst wenn Familien einander sehr ähnlich sind, so richtet sich das Augenmerk oft auf die Differenzfaktoren – im
Bilderbuch auf die unterschiedliche Hautfarbe zweier Familien, auf Race und Ethnicity. Das Buch zeigt diese
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Kategorien und schlägt einen alternativen Blick darauf vor: Im Buch werden Menschen gerade nicht aufgrund dieser
Faktoren bestimmten Kategorien zugeordnet. Differenz unterliegt keiner vermeintlich essentialistischen Hierarchie. Die
Geschichte deckt die Kategorien als kulturell konstruiert aus. Das Buch stellt demnach nicht die Differenz selbst,
sondern die Wahrnehmung der Differenz als eine „Angst“ vor dem „Fremden“ dar und beschreibt diese Angst als eine
subjektive Empfindung, die, wenn sie reflektiert wird, überwunden werden kann.
b) Welche Bildungsziele sollen in der Schulklasse erreicht werden?
In einem ersten Schritt soll „Anderssein“ in einem Rahmen thematisiert werden, der nicht Vorurteile schon als gegeben
annimmt. Kinder sollen sich ihr eigenes Bild vom „Anderssein“ machen. In einem zweiten Schritt sollen vorhandene
Ängste vor dem Fremden und vor dem Anderssein des Anderen thematisiert und kritisch reflektiert werden. Thema ist
gerade nicht „der Andere“, sondern die Angst davor: Worauf richtet sie sich? Welche Qualität liegt in der Überwindung
der Angst und in einer wertfreien Einschätzung kultureller Vielfalt?
4) THEORIEBEZÜGE
Auf der Grundlage von Diversitätstheorien sowie eine kritischer Reflexion von Heterogenität und von der
Konstruiertheit der Strukturkategorien Race und Ethnicity wird folgender Zugang zum Thema „kulturelle Differenzen“
vorgeschlagen: In der professionellen Bildungsarbeit mit diesem Buch geht es nicht um die Hervorhebung von
Differenzen, sondern um die Wahrnehmung der Ängste vor dem Anderssein der Anderen. Eine Reflexion dieser Ängste
und eine Stärkung des Bewusstseins für die Qualität von Heterogenität verändert den Umgang mit Race und Ethnicity.
5) BILD / TEXT
Die Gestaltung des Buchs beruht auf einem Wechselspiel zwischen Text und Bildern in vielen kleinen Details. Die
Geschichte wird am Anfang und gegen Ende mehr über die Illustrationen erzählt, in der Mitte wiederum dominiert der
Text. Im Comicstil werden Figuren und Situationen aussagekräftig und pointiert gezeichnet. Gemütszustände werden
deutlich in der Darstellung der Mimik und Gestik. So kann man auf dem Titelbild die Angst des Vaters sowohl im
Gesicht als auch an der Körperhaltung erkennen.
Die Sprache wirkt realitätsbezogen und authentisch und ist gut verständlich.
6) DIDAKTIK / METHODEN
Einstieg:
•
Zum Titelbild ohne Überschrift sammeln die Kinder Gefühle, die bei den Figuren auf dem Bild zu sehen
sind. Diese Wörter werden zu einer Mindmap zusammengefasst, die später erweitert werden kann.
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Das Titelbild wird als Standbild dargestellt, indem die Kinder die Haltungen der Figuren übernehmen und
einen Gedankensatz sprechen.
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Der Titel „Wie ich Papa die Angst vor den Fremden nahm“ gibt den Impuls für ein Gespräch über Ängste
und darüber, welche Erfahrungen bzw. Möglichkeiten es gibt, diese zu überwinden.
•
Ideensammlung: Wie könnte es dem Mädchen gelingen, dem Papa die Angst vor den Fremden zu nehmen?
Didaktische Vorschläge, nachdem das Buch gelesen wurde:
•
Da die Illustrationen szenischen Charakter haben, eignen sich viele Bilder zur Arbeit mit dem
Standbildverfahren. Die Figuren werden nachgestellt und Dialoge werden erfunden.
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•
Die Kinder erfinden eine Vorgeschichte bzw. eine Fortsetzung der Geschichte.
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Unterschiedliche Familienleben:
Beschreibe, wie die beiden unterschiedlichen Familien leben (Banjas [große] Familie und Vater mit Tochter).
•
Erfinde einen Dialog zwischen den beiden Vätern auf dem Geburtstagsfest.
•
Gestalte das Titelbild zu einem Endbild um. Was hat sich verändert?
Übungen, die für Vielfalt und Einzigartigkeit sensibilisieren:
•
„Welcome diversity“: Die Klasse sitzt im Kreis, es werden Merkmale, Fähigkeiten oder Gewohnheiten
genannt (z. B.: Wer ist der/die Größte? Wer duscht gerne kalt? Wer hat Hosenträger an? ...). Wer sich
angesprochen fühlt, geht in den Kreis und bekommt Applaus.
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Laufsteg: Verschiedene „herausragende“ Fähigkeiten und Merkmale können auf dem Laufsteg präsentiert
werden, und die Kinder erhalten Anerkennung in ihrer Einmaligkeit.
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Die Klasse sitzt im Kreis. Reihum werden Merkmale genannt, die bei allen Kindern gleich sind (alle Kinder
haben Haare; alle Kinder haben einen Mund … Die Übung wird fortgesetzt, bis niemandem mehr etwas
Neues einfällt.
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