40m QRP TRX nach der Phasenmethode, DL4ZAG, CQ DL 5/2010
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40m QRP TRX nach der Phasenmethode, DL4ZAG, CQ DL 5/2010
40 m QRP Transceiver nach der Phasen- oder Zero IF Methode Nach langjähriger Bastelabstinenz, bedingt durch Vorstandsarbeit und die Gründung einer eigenen beruflichen Existenz, kam mir durch Zufall eine Schaltungsbeschreibung für einen KW SSB/CW Empfänger von Rick Campbell, KK7B1, nach der Phasenmethode in die Hände. Das Konzept erschien mir so einfach wie genial und trotz seines Alters durchaus zeitgemäß. Die Schaltung wurde etwas auf hiesige und heutige Bauteile modifiziert, und wie für ein Experiment üblich, auf Lochrasterplatine aufgebaut. Das Ergebnis war so überraschend gut, dass ich beschloss, die Sache weiter zu verfolgen. Zum RX kam ein DDS VFO, ein CW Filter, Microkontroller Steuerung, LCD Display und schließlich ein Sender mit 5 Watt Endstufe. Um es gleich vorweg zu nehmen, dies ist keine Bausatzbeschreibung im Sinne von: nehme Bauteil X und stecke es auf die Platine Y und verlöte es dort. Sondern es handelt sich um eine Schaltungsbeschreibung einer Konzeptstudie, bei der trotz des Lochrasteraufbaus Wert auf Einfachheit und Reproduzierbarkeit und vor allem Spaß am Experimentieren gelegt wurde. Bild1: 40m QRP Transceiver Theorie: Anders als beim konventionellen Empfänger, bei dem das Empfangssignal auf eine ZF im Megahertzbereich herunter gemischt und anschließend demoduliert wird, wird beim Zero IF Empfänger oder auch Direktmischer das Empfangssignal direkt in den NF Bereich herunter gemischt. Auf diese Weise lässt sich ein extrem einfacher Empfänger realisieren. Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele in der Amateurfunkliteratur der letzten 30 Jahre. Die Kombination aus dem Mischer IC NE602 und dem NF Verstärkerbaustein LM386 zählt wohl zu den Klassikern dieser Empfängerspezies. Allen Schaltungen, die diesem Konzept folgen, egal ob einfachst RX oder komplexe Schaltung, haben einen systembedingten Nachteil, nämlich die Doppeldeutigkeit des Empfangssignals. Bein konventionellen RX wird das Eingangssignal auf eine Zwischenfrequenz gemischt. Hierdurch entstehen zwei mögliche Empfangsfrequenzen, die sich um den Betrag der ZF um die VFO Frequenz spiegeln. D. h. die gewünschte Empfangsfrequenz lässt sich von der unerwünschten Empfangsfrequenz (Spiegelfrequenz) leicht durch ein entsprechendes Vorfilter trennen, da sie in der Regel mehrere Megahertz auseinander liegen. Beim Direktmischer wird das Eingangssignal in einer Stufe direkt auf die NF gemischt, der VFO schwingt somit auf der Empfangsfrequenz. Hierbei ergeben sich ebenfalls zwei 1 High-Performance, Single-Signal Direct-Conversion Receiver, QST January 1993 mögliche Empfangsfrequenzen, die sich wiederum um den VFO spiegeln. Diese liegen jedoch unmittelbar ober- und unterhalb der VFO Frequenz, so dass sie sich nicht durch ein Filter trennen lassen. Handelt es sich um ein SSB Empfangssignal, ist dies das obere und untere Seitenband. Bild 2: Blockschaltbild Direktmischer Um bei diesem Konzept ebenfalls Signaleindeutigkeit zu erzeugen, bedient man sich einer Schaltungsvariante, die in den Anfängen des SSB Funks als Phasensender oder auch SSB nach der Phasenmethode bekannt war. Glaubt man der Literatur aus dieser Zeit, so war der Erfolg dieser Methode bestenfalls als marginal zu bewerten. Heute in einer Zeit, in welcher es bei einer Schaltung auf eine Handvoll Bauteile mehr oder weniger zumindest finanziell kaum ankommt, denn viele Kleinteile sind Pfennigartikel geworden (Centartikel klingt an der Stelle einfach nicht gut), sieht die Sache ganz anders aus. Wie diese Methode nun genau funktioniert, soll an Hand von Bild 3 erläutert werden. Es sei noch erwähnt, dass versucht wurde, bei der Beschreibung ohne höhere Mathematik auszukommen, weshalb die Darstellung stark vereinfacht ist. Für weiterführende Beschreibungen empfehle ich die Artikel zu diesem Thema, die auf der Seite www.zero-if.de hinterlegt sind. Bild 3: Prinzipdarstellung Phasen RX Zum besseren Verständnis betrachten wir nur eine Momentaufnahme einer einzigen Frequenzkombination (HF, VFO und NF). Was für diese eine Frequenzkombination funktioniert, funktioniert auch für alle anderen Frequenzen des Übertragungskanals. Die Signale werden als Zeiger dargestellt. Die Länge der Zeiger entsprechen den Amplituden, hier aus Platzgründen nicht maßstäblich dargestellt, und die Winkel entsprechen der Phasenlage der Signale. Als mit der Zeit fortschreitende Phasendrehung wird Rechtsdrehung angenommen. Wie bereits erwähnt, gibt es bei der Mischung zwei mögliche Empfangsfrequenzen, hier dargestellt durch die beiden Zeiger f1 und f2. Das Eingangssignal gelangt durch einen 3 dB Koppler zu den beiden Mischern (SRA1). Somit „sieht“ jeder Mischer die Eingangssignale in gleicher Amplitude und Phasenlage. Das VFO Signal wird dem oberen Mischer direkt zugeführt, während das Signal für den unteren Mischer um 90° in der Phase verschoben zugeführt wird. Am Ausgang der beiden Mischer entstehen nun die beiden möglichen Empfangsfrequenzen, die in den NF Bereich herunter gemischt wurden. Am oberen Mischer entstehen die beiden Signale in gleicher Phasenlage. Am unteren Mischer entstehen sie um 90° in der Phase verschoben. Im unteren Zweig wird das NF Signal um weitere 90° in der Phase verschoben, so dass beide Zeiger (Frequenzen) um 180° gegeneinander verschoben sind. Addiert man jetzt die Signale im oberen und unteren Zweig, so wird das gleichphasige Signal verstärkt, das gegenphasige ausgelöscht. Somit wurde die Signaleindeutigkeit erreicht. Der Grad der Auslöschung (Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes) hängt von der Genauigkeit der 90° Verschiebungen und der Amplitudengleichheit im oberen und unteren Zweig ab. Bild 4: Prinzipdarstellung Phasen TX Die Senderseite funktioniert genau wie der Empfangszweig nur „rückwärts“. Hier wird der Einfachheit halber auch nur eine Frequenzkombination in Momentaufnahme dargestellt. Das NF Signal wird den beiden Mischern „rückwärts“, einmal direkt und einmal um 90° in der Phase gedreht, zugeführt. Die beiden Mischer werden genau wie beim RX vom VFO Signal angesteuert. Dadurch entstehen je zwei Ausgangssignale f1 und f2 (oberhalb und unterhalb der VFO Frequenz). Im oberen Zweig sind beide Signale gleichphasig, im unteren um 180° gegeneinander verschoben. Addiert man nun beide Signale, wird wiederum das eine verstärkt und das andere unterdrückt und somit ein SSB Signal erzeugt. Aus der Tatsache, dass die Ringmischer beim Senden und Empfangen einmal „vorwärts“ und einmal „rückwärts“ benutzt werden, entstand die Idee, dieses Konzept in einem Transceiver umzusetzen. Dies soll an Hand des folgenden Blockschaltbildes näher erläutert werden. Bild 5: Blockschaltbild des 40m Transceivers Das Empfangssignal gelangt unter Umgehung der Endstufe zu einem dreikreisigen HF Vorfilter. Anschließend auf einen 3 dB Koppler von Minicircuits. Dieser Koppler speist die beiden Ringmischer. Diese werden von einem DDS Baustein von Analog Devices, der bereits über einen 0° und einen 90° Ausgang verfügt, angesteuert. Da der Mischer an allen Ports 50 Ω „sehen“ will, was am VFO und HF Port leicht zu verwirklichen ist, wird der Mischer am ZF Port mit einem Diplexer abgeschossen. Darauf folgt die Sende- Empfangsumschaltung (einfaches NF Relais). Weiterhin folgt die erste aktive Baustufe des Empfängers, der NF Vorverstärker. Da es nicht möglich ist, ein Signal um 0° und das andere um exakt 90° zu verzögern, werden nun beide Signale in einem aktiven Allpassfilter verzögert. Das eine um 90° mehr als das andere. Am Ausgang dieses Filters werden beide Signale mit einem Widerstandsnetzwerk addiert. Im Anschluss daran erfolgt die eigentliche Selektion mittels eines 3-stufigen Cauerfilters, je eins für SSB und CW. Darauf folgt die Lautstärkenreglung und die NF Endstufe. Der Empfänger verfügt in diesem Ausbaustadium über keine AGC. Alle Baustufen sind auf größtmögliche Linearität ausgelegt. KK7B weist in seinen Veröffentlichungen2 darauf hin, dass bei sorgfältiger Schaltungsauslegung eine AGC nicht unbedingt nötig ist. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen des Autors. Jedoch sollte man bei Kopfhöhrerbetrieb etwas Vorsicht walten lassen. Die Aufbereitung des Sendesignals gestaltet sich wie folgt. Das Mikrofonsignal wird in einen regelbaren Verstärker mit Dynamikkompression (Analog Devices SSM2166) verstärkt und in der Amplitude limitiert, ohne dass hier nennenswerte Oberwellen entstehen. Dies ist besonders wichtig, da die im weiteren Verlauf folgenden Mischer sehr empfindlich auf Übersteuerung reagieren (Stichwort Splatter). Für CW Betrieb ist ein 800 Hz Oszillator vorgesehen, der ebenfalls einen sehr geringen Klirrfaktor aufweist. Das Mikrofonsignal oder der CW Oszillator werden alternativ über einen Summierer einem Hoch- und Tiefpassfilter zugeführt. Dieser Bandpass für den NF Bereich begrenzt das Signal auf die übliche SSB Bandbreite von ca. 2,7 kHz (bei SSB NF Bandbreite gleich HF Bandbreite) und stellt sicher, dass nur Signale zur nächsten Stufe gelangen, die dort auch verarbeitet werden können. Der nun folgende Polyphaser ist ein Allpass Filter für den NF Bereich von 300- 3000Hz. In 2 High Performance Direct- Conversion Receivers. QST August 1992 diesem Polyphaser wird durch ein geschickt dimensioniertes 6-stufiges RC Netzwerk das NF Signal um 90° gegeneinander verschoben. Diese Schaltung hat den Vorteil, dass sie eine gehr gute Phasengenauigkeit bei vertretbaren Bauteiltoleranzen aufweist, dies muss jedoch durch mehr Bauteile und ein schlechteres Signal Rauschverhältnis „erkauft“ werden. Die nun um 90° verschobenen NF Signale werden in einem Operationsverstärker im Pegel angehoben und über das Sende- Empfangsrelais den Mischern „rückwärts“ zugeführt. An deren RF Port entstehen jeweils zwei Signale, eins oberhalb der VFO Frequenz und eins unterhalb der VFO Frequenz. Die Phasenlagen der so entstandenen HF Signale sind derart, dass durch Addition ein Signalpaar verstärkt und das andere ausgelöscht (unterdrückt) wird. Anschließend durchläuft das Signal ein 3-stufiges Filter, um höhere Mischprodukte zu unterdrücken. Die so entstandenen 0,1 mW werden in einer 3-stufigen MOSFET PA auf 5 Watt verstärkt. Der zentrale Steuerbaustein ist ein 8 Bit RISC Prozessor des Typs ATMEL Atmega32. Durch diesen wird der VFO Knopf abgefragt, daraus ein Steuerbefehl für den DDS errechnet und die Frequenz auf dem Display dargestellt. Die Sende- Empfangsumschaltung wird ebenfalls vom Prozessor erledigt. Die entsprechende Software wurde in BASCOM geschrieben und erledigt zurzeit nur das Allernötigste. Der Grund hierfür liegt hauptsächlich in der Tatsache, dass der Autor in eine Welt ohne Mikroprozessoren hineingeboren wurde und jegliches Wissen zu diesem Thema mühsam erarbeitet werden musste. Die detaillierten Schaltbilder sind auf der Seite http://www.zero-if.de hinterlegt. Detailbeschreibung der wichtigsten Baustufen VFO Knopf Auf die Konstruktion des VFO Knopfes wurde besonderes Augenmerk gelegt, stellt er doch das Interface „Mensch zu Maschine“ dar. Hier sind „look and feel“ aussagekräftiger als nüchterne technische Daten. Der Antrieb besteht aus einer zweiseitig kugelgelagerten Achse, auf die eine Schlitzscheibe aus einem professionellen Videorecorder (MAZ Maschine) aufgebracht wurde. Diese wird über zwei Lichtschranken abgetastet. Die „vorwärts“ „rückwärts“ Erkennung erfolgt hardwaremäßig über ein Flip Flop, die Ausgangsimpulse werden durch 4 geteilt, um eine Frequenzänderung von etwa 3 kHz pro Umdrehung zu erreichen. Desweiteren ist auf der Achse eine Schwungscheibe, die mit einer Bremse versehen ist, angebracht. Wer sich den Exkurs in die Mechanik sparen möchte, kann bei RS Components GmbH3 einen geeigneten Drehgeber für ca. 45 € bestellen. Bild 6: VFO Knopf, Rückseite 3 http://www.rs-online.de Bourns Encoder mit 64 Zyklen RS Best. Nr.: 263-2873 Diplexer Wie dem Datenblatt zu entnehmen ist, muss ein Diodenringmischer, in diesem Falle Minicircuits SBL1, an allen Ports mit 50 Ω abgeschlossen werden. Am RF und LO Port ist dies relativ einfach zu realisieren, hier reagiert der Mischer jedoch vergleichsweise unempfindlich auf Fehlanpassungen. Am IF Port hingegen ist es zwingend nötig, auf einen optimalen Abschluss zu achten, denn nur so werden die spezifizierten Werte erreicht. Dies ist beim Direktmischer deutlich aufwendiger als bei der Mischung in den Megahertzbereich, denn es muss ein RC Netzwerk geschaffen werden, das den NF Bereich (300-3000Hz) passieren lässt und für alle weiteren Frequenzen einen 50 Ω Abschluss darstellt. An diesem Thema haben sich über die Jahre mehrere Autoren4 versucht. Der Entwurf von KK7B, wenn auch aufwendig, ist aus Sicht des Autors ein Optimum zwischen Performance, Anzahl und Beschaffbarkeit der Bauteile. Da diese Schaltung im Empfänger zweifach vorhanden ist, sollte beim Aufbau dringendst auf Symmetrie geachtet werden. Die Absolutwerte der Bauteile sind als weniger kritisch anzusehen, dennoch sollten die Komponenten der beiden Zweige untereinander eine Toleranz von weniger als 5% aufweisen. Die Dämpfung im Durchlassbereich wird mit 2dB beziffert. Vorverstärker Die erste aktive Stufe folgt direkt auf den Diplexer und wird etwas missverständlich als Vorverstärker bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen zweistufigen Transistorverstärker mit einer aktiven Entkopplung der Betriebsspannnug. Die Baustufe ist auf größtmögliche Dynamik ausgelegt, hat eine Ein- und Ausgangsimpedanz von 50 Ω, Verstärkung von 40dB und eine Rauschzahl von 5dB. Phasenfilter Das Herzstück der Schaltung, wenn man so will, ist im RX und TX das Phasenfilter. Diese Baugruppe sorgt für eine gleichmäßige Phasenverschiebung des NF Übertragungskanals um exakt 90°. Die Präzision der Schaltung bestimmt die Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes. Im Empfänger kommt ein zweimal 3-stufiges aktives Allpassfilter zur Anwendung. Bei der von KK7B gewählten Dimensionierung kann mit einer Seitenbandunterdrückung von ca. 40dB gerechnet werden. Soll eine höhere Unterdrückung erreicht werden, müsste das Filter auf 4 bis 6 Stufen erweitert werden. Filter dieser Größenordnung verlangen jedoch nach Widerständen und Kondensatoren mit Toleranzen im Promille Bereich oder besser, was so in der Praxis kaum zu realisieren ist. Auch in der 3stufigen Version sollten die phasenbestimmenden Bauteile ausgemessen werden. Am Ausgang beider Filterzweige werden die beiden Signale über ein Widerstandsnetzwerk addiert und einem weiteren Operationsverstärker zugeführt. Das Trimmpotentiometer wird auf beste Seitenbandunterdrückung justiert. An dieser Stelle ließe sich eine Seitenbandumschaltung einfach realisieren. Verschiebt man die Phase im oberen oder unteren Filterzweig um weitere 180° mittels eines einfachen invertierenden Operationsverstärkers, kann zwischen USB und LSB umgeschaltet werden. Im Sendezweig kommt ein Phasenschiebernetzwerk, auch Polyphaser genannt, nach ARRL Handbuch5 zur Anwendung. Der Vorteil dieser Schaltung besteht darin, dass mit handelsüblichen Bauteilen respektable Seitenbandunterdrückungen in der Größenordnung von 50dB und mehr zu erzielen sind. Auch hier kann durch Einfügen einer weiteren 180° Stufe das Seitenband gewechselt werden. PA2PIM6 hat zu diesem Thema eine sehr ausführliche Webseite mit Berechnungsbeispielen und Simulationen erstellt, dessen Dimensionierungsvorschläge übernommen wurden. Um die 4 Roy Lewallen, An Optimized QRP Transceiver, QST 1980; Gary Breed; Wes Hayward u.A. The ARRL Handbook 1994, Seite 18-9 6 Understanding and Designing Sequence Asymmetric Polyphase Networks Version 4.0 August 2006 http://home.planet.nl/~niess153/Polyphase_Networks/polyphase_networks.htm 5 Schaltung zu optimieren, sollten die Bauteile exakt ausgemessen werden. Es ist besonders wichtig, dass die Bauteile in jeder Spalte untereinander möglichst identisch sind und die präzisesten Komponenten am Ausgang und die weniger präzisen am Eingang platziert werden. Wenn auch das Netzwerk, zumindest optisch, eine gewisse Symmetrie aufweist, so sind Phasengang und Einfügungsdämpfung nicht reversibel. Auf Grund der zahlreichen Widerstände hat diese Schaltung ein schlechteres Signal Rauschverhältnis als die des aktiven Phasenfilters und ist deshalb für den RX Zweig nur bedingt einsetzbar. Dies soll in künftigen Versuchen jedoch genauer untersucht werden. Die Tabelle in Bild 9 zeigt die zu erwartende Seitenbandunterdrückung bei entsprechender Phasengenauigkeit. Bild 7: Prinzipdarstellung Polyphaser, Quelle: ARRL Handbook Bild 8: Aufbau des Polyphasers mit SMD und konventionellen Bauteilen Bild 9: Seitenbandunterdrückung vs. Phasenfehler, Quelle: ARRL Handbook NF Filter Die Hauptselektion wird durch ein NF Cauerfilter siebter Ordnung erreicht. Ein- und Ausgangsimpedanz betragen jeweils 500 Ω. Zur Anwendung kommen Festinduktivitäten der Firma Toko7 mit der Bezeichnung 10 RB, wie sie schon im Diplexer verwendet wurden. Die Kondensatoren sind vom Typ Siemens MKH. Die Qualität dieses Filters ist mit der eines handelsüblichen Quarzfilters durchaus vergleichbar, und das für ein Bruchteil des Anschaffungspreises. Die -3dB Bandbreite beträgt 2,2 kHz und bei –60dB ist sie 6 kHz. Somit ergibt sich ein Shapefaktor von 2,7. Für CW Betrieb wurde ein zweites Filter mit 1 kHz Bandbreite verwendet, was sich mittels einfachem Schalter oder Relais umschalten lässt. Der Dämfungsverlauf kann mittels NF Generator und NF Millivoltmeter vermessen werden. Auch in diesem Falle gilt Bauteilselektion verbessert das zu erwartende Resultat. DDS VFO Die beiden Ringmischer benötigen je ein +7dBm Signal am LO Eingang. Diese müssen um 90° gegeneinander verschoben sein. Hier bietet sich der DDS Baustein AD9854 von Analog Devices8 an. Es handelt sich um einen 12 Bit Baustein, der über zwei Ausgänge mit je 0° und 90° verfügt. Die Ansteuerung erfolgt vom ATMEL Microcontroler über 5 Steuerleitungen im seriellen Modus. Der DDS Chip, als 80-poliger Flatpack, wird auf eine Adapterkarte9 aufgelötet und kann anschließend im 2,54 mm Raster herkömmlicher Experimentierplatinen weiterverarbeitet werden (siehe Bild 10). Die Betriebsspannung beträgt 3,3 V bei etwa 500 mA Stromaufnahme. Daraus resultiert, dass der Baustein mit einem Kühlkörper versehen werden muss. Die Versorgungsspannung wird mit einem Schaltregler10 und somit fast ohne Verlustleistung erzeugt. Die Anpassung an die 5V Steuersignale erledigen zwei Hex Inverter des Typs 74VHC04. Als Taktsignal dient ein 100 MHz Quarzoszillator. Die beiden Ausgangssignale werden über einen Ringkerntransformator ausgekoppelt und einem 3stufigen Pi Filter zugeführt und anschließend mit einem Transistor in Northon Schaltung auf +7dBm verstärkt. Alle unerwünschten Signale sind um mehr als 50 dB unterdrückt bezogen auf das Ausgangssignal. Bild 10: DDS auf Adapter 7 Firma s.m.a.e. GmbH, www.smae.com http://www.analog.com 9 Firma Roth Elektronik GmbH www.roth-elektronik.com QFP Multiadapter RE 471 10 Firma Recom http://www.recom-international.de/ Typ R-783.3-0.5 8 Endstufe Am Ausgang des 3-kreisigen Filters stehen 0,1 mW Sendesignal zur Verfügung. Dies soll auf 5 Watt, demnach um 47 dB, verstärkt werden. Bei der Auswahl, ob Bipolar Transistoren oder FET´s, fiel die Entscheidung zu Gunsten der FET´s, da vorangegangene Experimente mit Transistoren aus dem CB Funk Bereich nicht zum gewünschten Erfolg geführt hatten. Einfache Vorspannungserzeugung und die bessere thermische Stabilität der FET´s waren ebenfalls Bestandteil der Entscheidungsfindung. Es wurden eine Reihe von Testaufbauten mit MOSFET´s, wie sie in Schaltnetzteilen Verwendung finden, durchgeführt. Verstärkung und Linearität waren durchaus passabel, jedoch konnte keine Dimensionierung gefunden werden, bei der die Verstärkung im gesamten KW Bereich annähernd gleich blieb. Ein Aufbau mit „echten“ HF MOSFET´s der Firma Mitzubishi11 brachte schließlich den gewünschten Erfolg. Die Schaltung besteht aus zwei Gegentaktstufen, die von einem Bipolar Transistor angesteuert werden. Die Schaltung birgt im Prinzip keine Besonderheiten. Das Geheimnis des Erfolges liegt in wochenlangem „Ausprobieren“ von Windungszahlen der Überträger und jeweils entsprechenden Gegenkopplungen. Das geflügelte Wort vom „Oszillator, der nie und dem Verstärker, der immer schwingt“ gewinnt in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutung. Die Messwerte belegen, dass hier schlussendlich eine Schaltung mit durchaus respektablen Werten gefunden wurde. Dennoch ist ein zweistufiges Pi Filter am Ausgang unabdingbar. Die Doppellochkerne sind bei Reichelt12 zu beziehen. Messwerte, Sender Die Messwerte wurden mit einem HP 8560E Spectrum Analyzer mit Tracking Generator ermittelt. Bild 11 zeigt das Ausgangsspektrum bis 50 MHz im CW Betrieb bei 6 Watt Ausgangsleistung. Alle Oberwellen sind um mindestens 55 dB unterdrückt. Bild 12 zeigt das gleiche Signal mit einer Auflösung von ± 5 KHz um den unterdrückten Träger bei 7 MHz. Die beiden Signale in 2,4 KHz Abstand von der Mittenfrequenz sind Mischprodukte höherer Ordnung, die den Mischern zuzuordnen sind. Bild 11: Eintonaussteuerung bis 50 MHz, gemessen mit 30 dB Dämpfungsglied 11 12 Bild 12: Eintonaussteuerung 7 MHz ± 5KHz, gemessen mit 30 dB Dämpfungsglied http://www.mitsubishielectric.de/ Verkauf in DL durch http://www.glyn.de Typ RD06HHF1 und RD16HHF1 Firma Reichelt http://www.reichelt.de Lochkerne Typ Amidon BN432402 und BN 43-202 Bild 13 zeigt den Frequenzgang der 5 Watt Endstufe. Die beiden Cursor sind bei 1,8 MHz und bei 30 MHz angeordnet. Der Leistungsabfall beträgt in diesem Bereich –3dB. Bild 14 zeigt den Intermodulationsabstand der Endstufe, der mit einem Eigenbau 2-Ton Generator mit 34,5 dB ermittelt wurde. Im restlichen KW Bereich sind die Werte ähnlich. Bild 13: Frequenzgang nur Endstufe, gemessen mit 30 dB Dämpfungsglied Bild 14: Intermodulationsabstand nur PA, gemessen mit 30 dB Dämpfungsglied Messwerte, Empfänger Der Empfänger zeigt keinerlei Mikrofonie oder Netzbrumm beim Betrieb mit Netzteil und ordnungsgemäß geerdeter Antenne. Werden Messgeräte an den Empfänger angeschlossen, können leicht Erdschleifen entstehen, die Netzbrummen verursachen, welches unter Umständen größer ist als das zu messende Signal. Dieser Effekt kann durch galvanische Trennung der Messgeräte verbessert werden. Obwohl in den meisten Fällen „nur NF“ gemessen wird, sind die Messungen durchaus anspruchsvoll. Rein rechnerisch sollte der Empfänger eine Rauschzahl von ca. 14 dB aufweisen. Der Wert setzt sich zusammen aus 5 dB Rauschen des Vorverstärkers, 2 dB Verlust im Diplexer und 7 dB Verlust der Mischer. Die von KK7B an seinen Empfängern gemessene Rauschzahl beträgt ca. 20 dB. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis lässt sich auf das 1/f Rauschen der Dioden im Ringmischer zurückführen. Der vom Autor gemessene Wert für das Rauschen liegt ebenfalls in dieser Größenordnung. Das hört sich zwar dramatisch an, reicht aber für den Betrieb auf den längeren Bändern, auch mit kleinen Antennen, durchaus. Es gibt in der Literatur zahlreiche Überlegungen, der Schaltung noch das eine oder andere dB abzuringen. Aus Sicht des Autors wäre jedoch ein intermodulationsarmer Vorverstärker der einfachere Weg. Bei einer Rauschzahl von 20 dB ergibt sich ein Minimum Discernable Signal von –120 dBm, welches messtechnisch so bestätigt werden konnte. Der IP3 wurde mit +18 dBm ermittelt. Die „über alles“ gemessene SSB Bandbreite lässt sich aus Bild 15 entnehmen. Bild 15: SSB Bandbreite gemessen von der Antennenbuchse bis Lautsprecherausgang Fazit In über 2 Jahren Bauzeit entstand ein Gerät, das außerordentlich gut funktioniert und das mir seit einigen Jahren des Nicht-Funkens den Spaß am Hobby zurückgebracht hat. Die Einfachheit der einzelnen Baustufen hat den einen oder anderen OM begeistert und vielleicht ermutigt den Lötkolben ebenfalls wieder auszumotten um etwas zu bauen oder einfach nur zu experimentieren, denn wir sind ja ein „Experimentalfunkdienst“. Ausblick Einige Gedanken zu Verbesserungen und Funktionen, die man noch implementieren könnte. - Erweiterung auf mehrere Amateurfunkbänder Hinzufügen eines HF Vorverstärkers Implementierung einer Verstärkungsreglung und somit einer S-Meter Funktion Austausch des Lautsprecherverstärkers gegen einen rauschärmeren Typ Ausreizen der Möglichkeiten des Microcontrolers Einsatz von Hochstrommischern Erstellen von kommerziell gefertigten Platinen Erstellen einer kommerziell gefertigten Frontplatte Danksagung: Bedanken möchte ich mich bei den OM´s Ingo Gaspard DF1VH, Matthias Beese DH4FAW, Thilo Lauer DL2THL und Ken Justice DL2KJ für die vielen Gespräche, Tipps und Hinweise, ohne die dieses Projekt so nicht möglich gewesen wäre. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner XYL Veronika, die seit vielen Jahren die Auswüchse meines Hobbies mit großer Geduld erträgt.