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LD Handblätter Physik Atom- und Kernphysik Radioaktivität Nachweis von radioaktiver Strahlung P6.4.1.4 Aufnahme der Charakteristik eines Geiger-Müller-Zählrohres Versuchsziele Aufnahme der Häufigkeit der Entladungsstöße eines Geiger-Müller-Zählrohres als Funktion der Zählrohrspannung für eine konstante Strahlungsquelle. Bestimmung der Einsatzspannung und des Arbeitsbereichs. Grundlagen Das 1928 von H. W. Geiger und seinem Mitarbeiter W. Müller entwickelte Geiger-Müller-Zählrohr ist bis heute ein unentbehrliches Nachweisgerät für radioaktive Strahlung, das auch Strahlung mit geringem Ionisationsvermögen registriert. Es besteht aus einem Rohr, in dessen Achse ein dünner Draht isoliert aufgespannt ist, und ist mit Edelgas bei einem Druck von etwa 100 mbar gefüllt. Die Strahlung tritt stirnseitig durch eine dünne Glimmerschicht ein. Zwischen der Wand als Kathode und dem Draht als Anode liegt über einen hochohmigen Widerstand eine Spannung von einigen hundert Volt an. Die Spannung ist so gewählt, daß noch keine selbständige Entladung auftritt. Stromstoß, der endet, wenn alle Ionen die Kathode erreicht haben. Am äußeren Widerstand entsteht ein kurzer Spannungsabfall, der über einen Koppelkondensator einem Zähler zugeführt wird. Bei niedrigen Zählrohrspannungen sind die Ladungslawinen lokal begrenzt. Mit steigender Zählrohrspannung beginnen sie sich auszubreiten, bis sie schließlich über das ganze Zählrohr verteilt sind. Alle ionisierenden Teilchen, gleich welcher Art und Energie, verursachen dann den gleichen Spannungsimpuls. Die für eine konstante radioaktive Quelle gemessene Zählrate wird unabhängig von der Zählrohrspannung. Ein Zählrohr, das in diesem Bereich arbeitet, heißt Geiger-Müller-Zählrohr. Wird die Zählrohrspannung weiter erhöht, tritt selbständige Gasentladung ein, die leicht zur Zerstörung des gesamten Zählrohrs führt. Einfallende radioaktive Strahlung ionisiert Gasatome im Zählrohr. Die freigesetzten Elektronen bewegen sich mit großer Geschwindigkeit zum Draht, die positiven Ionen driften vergleichsweise langsam zur Wand. In der Nähe des Drahtes werden die Elektronen stark beschleunigt und erzeugen durch Stöße neue Ladungsträger oder regen Gasatome zur Emission von Photonen an, die durch Photoionisation weitere Ladungsträger bilden können. Die Ladungsträger erzeugen einen 0909-Sel Durch einen Löschprozeß muß verhindert werden, daß aus der Kathodenoberfläche Sekundärelektronen ausgelöst werden und dadurch der Entladungsprozeß von vorn beginnt. Bei selbstlöschenden Zählrohren wird hierzu dem Edelgas ein Löschgas (z. B. ein Halogen) beigemischt. Es absorbiert Photonen auf dem Weg zur Kathode weitgehend und verhindert so, daß dort Elektronen durch Photoeffekt ausgelöst werden. Außerdem übertragen die Edelgasionen ihre Ladung durch Stöße auf Moleküle des Löschgases, so daß nur noch Löschgasionen die Kathode erreichen. Wegen ihres niedrigen Ionisationspotentials sind diese nicht in der Lage, dort Sekundärelektronen auszulösen, und der Entladungsprozeß erlischt. Fig. 1 1 Schematischer Aufbau eines Geiger-Müller-Zählrohres LD Handblätter Physik P6.4.1.4 Aufbau Hinweise: Geräte 1 Fensterzählrohr für a-, b-, g- und Röntgenstrahlen . . . . . 559 01 1 Ra 226-Präparat 559 430 . . . . . . . . . . . . . 1 Digitalzähler . . . . . . . . . . . . . . . . 575 48 1 Stativlochstab, isoliert, 25 cm 1 Großer Federstecker . . . . . 1 Anschlußstab . . . . . . . . . 2 Sockel . . . . . . . . . . . . . 590 13 591 21 532 16 300 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Fenster des Fensterzählrohrs (12−15 mm Glimmer) kann leicht mechanisch beschädigt werden. Bei Beschädigung des Fensters wird das Fensterzählrohr funktionsunfähig: Glimmerfenster nicht berühren; Fensterzählrohr nur mit aufgesetzter Schutzkappe aufbewahren und Schutzkappe nur während der Messung abnehmen; Schutzkappe vorsichtig abnehmen und aufsetzen, dabei nicht drehen und Belüftungsloch nicht verschließen. Bei zu hoher Betriebsspannung wird das Fensterzählrohr durch selbständige Gasentladung beschädigt: Maximale Betriebsspannung von 600 V nicht dauerhaft überschreiten. Der Versuchsaufbau ist in Fig. 2 dargestellt. – Großen Federstecker auf Anschlußstab montieren. – Fensterzählrohr festklemmen, an Eingang A des Digitalzählers anschließen und Schutzkappe vorsichtig entfernen. – Ra−226-Präparat mit 4-mm-Stecker in passender Höhe an Stativlochstab befestigen und Präparat vorsichtig bis auf etwa 1 mm Abstand an Fensterzählrohr heranführen. Sicherheitshinweise Beim Umgang mit radioaktiven Präparaten sind länderspezifische Auflagen zu beachten, in der Bundesrepublik Deutschland z. B. die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV). Die im Versuch verwandten radioaktiven Stoffe sind nach StrlSchV für den Unterricht an Schulen bauartzugelassen. Da sie ionisierende Strahlung erzeugen, müssen beim Umgang dennoch folgende Sicherheitsregeln befolgt werden: Präparat vor dem Zugriff Unbefugter schützen. Vor Benutzung Präparat auf Unversehrtheit überprüfen. Zur Abschirmung Präparat im Schutzbehälter aufbewahren. Zur Gewährleistung einer möglichst kurzen Expositionszeit und einer möglichst geringen Aktivität Präparat nur zur Durchführung des Experiments aus dem Schutzbehälter nehmen. Zur Sicherstellung eines möglichst großen Abstandes Präparat nur am oberen Ende des Metallhalters anfassen. Fig. 2 Aufbau zur Aufnahme der Charakteristik eines GeigerMüller-Zählrohres Durchführung – Digitalzähler einschalten oder ggf. Taste A drücken. – Lautsprecher einschalten, Taste Rate einmal betätigen (Torzeit: 1 s) und Taste Start Stop drücken. – Zur Reduktion der Zählrohrspannung das Potentiometer A nach links drehen, bis das akustische Signal verschwindet und die angezeigte Zählrate Null wird; Zählrohrspannung in der Meßwertanzeige ablesen und als Einsatzspannung U0 notieren. 2 LD Handblätter Physik P6.4.1.4 – Zählrohrspannung um weitere ca. 100 V reduzieren und – – – – durch erneutes Drücken der Taste Rate die Torzeit auf 10 s erhöhen. Zählratenmessung mit Taste Start Stop starten, nach Ablauf der Torzeit die Zählrate R ablesen und mit der Zählrohrspannung U notieren. Zählratenmessung mit Taste Start Stop anhalten, Zählrohrspannung um 40 V erhöhen und Zählratenmessung erneut starten. Zur Aufnahme weitere Meßdaten Zählrohrspannung insgesamt bis 640 V erhöhen (im Bereich der Einsatzspannung U0 kleine Schritte wählen). Abstanden zwischen Präparat und Zählrohr auf 10 mm bzw. 20 mm vergrößern und weitere Meßreihen aufnehmen. Fig. 3 Meßbeispiel Einsatzspannung: U0 = 356 V Zählrohrcharakteristik (Zählrate R in Abhängigkeit von der Zählrohrspannung U) bei drei verschiedenen Abständen d zwischen Präparat und Zählrohr Tab. 1: Zählrate R in Abhängigkeit von der Zählrohrspannung U bei drei verschiedenen Abständen d zwischen Präparat und Zählrohr d = 1 mm d = 10 mm d = 20 mm R R s−1 s−1 R s−1 240 0,0 0,0 0,0 280 0,0 0,0 0,0 320 0,0 0,0 0,0 352 0,0 0,0 0,0 U V 356 0,2 0,8 0,4 360 526,2 307,6 101,1 364 1012,4 627,0 149,1 368 1090,7 690,3 146,2 372 1156,7 691,6 145,0 380 1132,6 725,9 148,9 400 1220,4 727,7 145,4 440 1210,4 732,2 156,6 Auswertung und Ergebnis 480 1223,1 743,2 152,6 520 1224,6 744,9 150,9 560 1205,1 737,3 153,0 Die Einsatzspannung beträgt ca. 356 V. Zwischen 380 V und 640 V arbeitet das Zählrohr als Geiger-Müller-Zählrohr. Die Zählrohrcharakteristik weist ein Plateau auf. 600 1191,8 740,6 152,5 640 1219,4 747,8 154,9 Die Zählrate im Plateau hängt z. B. vom Abstand zwischen Präparat und Zählrohr, also von der Aktivität am Ort des Zählrohres ab. LD DIDACTIC GmbH ⋅ Leyboldstrasse 1 ⋅ D-50354 Hürth ⋅ Phone (02233) 604-0 ⋅ Telefax (02233) 604-222 ⋅ E-Mail: [email protected] © by LD DIDACTIC GmbH Printed in the Federal Republic of Germany Technical alterations reserved