LfL-Information - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

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LfL-Information - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Zuchtbericht Schwein
Zuchtbericht Schwein 2013
LfL-Information
Impressum
Herausgeber:
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Vöttinger Straße 38, 85354 Freising-Weihenstephan
Internet:
Redaktion:
www.LfL.bayern.de
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1, 85586 Poing
Auflage:
© LfL
E-Mail:
[email protected]
Telefon:
089 99141-100
Februar 2014
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierzucht
Zuchtbericht Schwein 2013
Dr. R. Eisenreich, G. Dahinten, Dr. J. Dodenhoff
Februar 2014
Inhalt
1
Schwerpunkte der züchterischen Arbeit .........................................................................1
1.1
Entwicklung der Schweinezucht und aktueller Stand EGZH ....................................1
1.2
Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Anomalien .............................................3
1.3
Projekt GeruchsOptimierung durch Genomische Selektion (GOGS)........................6
1.4
Erfassung der Wurfhomogenität und Verhaltensmerkmale über den LKVSauenplaner .............................................................................................................8
1.5
Zusammenführen der HB-Daten EGZH/HSZV .........................................................8
1.6
Umsetzung eines Konzepts zur Verbesserung der Datengrundlage bei den
Mutterrassen.............................................................................................................9
1.7
Eruierung der Möglichkeiten einer zentralen Eberaufzucht bei Mutterrassen ...........9
1.8
Stand der Basiszucht bei Mutterrassen ..................................................................10
1.9
Länderübergreifende Feldprüfung von Besamungsebern in Praxisbetrieben .........10
1.10
Erprobung der Erfassung von Läsionen an der LPA Grub als Hilfsmerkmal von
aggressivem Verhalten bei Schweinen ...............................................................11
1.11
2
ColiPot: Potenziale einer Selektion gegen E. Coli F18 ........................................12
Entwicklung der Schweinezucht in Bayern ...................................................................13
2.1
Vaterrassen ............................................................................................................13
2.1.1
Genetische Trends Rasse Piétrain ..................................................................13
2.1.2
Ausrichtung der Besamungsstationen .............................................................18
2.2
Mutterrassen...........................................................................................................20
2.2.1
Genetische Trends bei der Landrasse .............................................................20
2.2.2
Genetischer Trend beim Edelschwein .............................................................25
-1-
1 Schwerpunkte der züchterischen Arbeit
1.1
Entwicklung der Schweinezucht und aktueller Stand EGZH
Die Viehzählungsergebnisse für das Jahr 2013 für Deutschland weisen bei der Zahl der
Sauenhalter ein Minus von knapp 13 % und bei der Zahl der gehaltenen Zuchtsauen ein
Minus von 3 % auf. In Bayern betrug der Rückgang der Zuchtschweinehalter über 12 %, die
Zahl der Zuchtsauen verringerte sich zur Vorjahreserhebung um 4 % (-10.800 Tiere) auf
rund 261.800. Ein Grund hierfür dürften auch die seit 1. Januar 2013 geltenden gesetzlichen Anforderungen an die Gruppenhaltung von Sauen sein.
Gegen diesen allgemeinen Trend konnte die EGZH ihre bisher schon führende Stellung am
bayerischen Markt deutlich ausbauen. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres
konnte die EGZH den Absatz an deckfähigen Jungsauen um gut 3 % steigern, trotz der
sinkenden Bestandszahlen in Deutschland und Bayern. Der Verkauf von Piétrainebern
wurde sogar um über 8 % gesteigert, was für die besondere Qualität des bayerischen Endstufenebers spricht.
Seit dem Jahr 2013 wird von der EGZH mittels Genomischer Selektion auch die speziell für
die Bedürfnisse in der Ebermast selektierte Eberlinie „BAVARIAN Piétralon“ angeboten. Die
Entwicklung der Selektionsmethode für diese Linie erfolgte im Projekt GeruchsOptimierung
durch Genomische Selektion (GOGS). Ein Meilenstein für das bayerische Zuchtprogramm
war sicherlich die Einführung des Anomalienwertes im Jahr 2013 für beide Rassegruppen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Zuchtwertschätzung für Anomalien ermöglicht echten
Zuchtfortschritt und auch den Vergleich aller Besamungseber aus dem bayerischen Zuchtprogramm in diesem Merkmal, was bisher nicht gegeben war.
Der Absatz an Mutterrassengenetik in Form von Sperma
konnte im abgelaufenen Jahr
ebenfalls anteilig stabil gehalten werden. Dies zeigt den
Erfolg der konsequenten Ausrichtung der EGZH-Genetik auf
Qualitätsmärkte.
Insbesondere die starke Betonung der Aufzuchtleistung und
Wurfhomogenität im Zuchtziel
wird bei steigender Wurfgröße
von den Kunden gewürdigt.
Der Einsatz der Genomischen
Selektion im Jahr 2012 bestä-
Abbildung 1: Prozentuale Anteile der Genetik der im LKV Bayern
erfassten Sauen
-2-
tigte diesen Weg. Auswertungen des LKV Bayern für das Jahr 2013 zeigen einen deutlichen Vorteil der EGZH-Genetik in der Vitalität. Während einzelne Genetiken
Aufzuchtverluste teils über 20 % aufweisen, liegen die Verluste der EGZH-Genetik etwa auf
der Hälfte dieses Niveaus. Daher weist die EGZH Genetik einen Marktanteil von etwa 90 %
in Bayern auf (siehe Abbildung 1).
Auch den beiden bayerischen Schweinebesamungen liegt der züchterische Fortschritt am
Herzen, da dieser auch die Grundlage für deren wirtschaftlichen Erfolg darstellt. Im
sogenannten Mutterrassenkonzept beteiligen sich daher der Besamungsverein
Neustadt/Aisch und die Bayern-Genetik GmbH in Form eines Zuchtförderbeitrags je
Spermaportion auch in finanzieller Hinsicht am bayerischen Zuchtprogramm. Diese
Würdigung züchterischer Leistungen wird die ausgezeichnete Qualität der bayerischen
Zuchtprodukte nachhaltig fördern und erhalten.
Die in Deutschland einmalige Transparenz der EGZH-Genetik erlaubt es jedem Kunden auch im Rahmen von Eigenremontierung und Closed herd-Systemen - weltweit die wöchentlich aktualisierten Zuchtwerte via internet einzusehen.
Gleichzeitig schätzen immer mehr Kundenbetriebe den hohen Hygienestatus der EGZHGenetik.
Auswertungen des ZDS für Deutschland (SUS 6/2013 S. 40/41) ergaben einen überragenden Einfluss der Kosten pro Sau auf die Gesamtökonomik. Während früher die Produktivität
(Lebendgeborene Ferkel pro Sau und Jahr) die Wirtschaftlichkeit bestimmte, treten immer
mehr die Kosten der Produktion in den Mittelpunkt der Gesamtökonomik. Bundesweit liegt
hier Bayern an der Spitze.
-3-
1.2
Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Anomalien
37,8%
26,9%
21,4%
1,1%
0,6%
1,3%
3,6%
4,7%
2,6%
Abbildung 2: Verteilung der Anomalien bei den betroffenen Ferkeln
Zielsetzung
Den Ferkelerzeugern entstehen durch Missbildungen, wie z.B. Afterlosigkeit und Hodenbruch, enorme wirtschaftliche Schäden, denn sie können die Vermarktungsmöglichkeiten
für Ferkel einschränken oder sogar Totalverluste verursachen. Einige Anomalien sind auch
tierwohlrelevant, da sie mit Schmerzen für das Tier verbunden sind. Nach einer Auswertung
vom Oktober 2012 wurden Anomalien in 18,2% der Würfe und bei 2,3% der Ferkel beobachtet. Am häufigsten waren Hodenbrüche; diese traten bei 37,8% der von Anomalien
betroffenen Ferkel auf. Dann folgten Binneneber (26,9%) und Grätschen (21,4%). Afterlosigkeit und Nabelbruch traten nur vereinzelt auf (Abbildung 2).
Das alte System stammte im Prinzip von 1986, einer Zeit, in der die meisten Besamungen
von Technikern durchgeführt wurden. Der Ansatz war die Untersuchung der ersten 30 Würfe eines Besamungsebers. Das Institut für Tierzucht (ITZ) der LfL hat dann einen
Anomalienindex berechnet. Wegen der unterschiedlichen Erfassungssysteme waren Eber
jedoch nicht über Stationen hinweg vergleichbar. Von den Züchtern und Ferkelerzeugern
kam der Wunsch nach einem besseren Verfahren.
-4-
Methode
Im neuen System wird bei allen Würfen von jungen Besamungsebern in den Sauenplanern
der Betriebe vermerkt, ob und, falls ja, welche Anomalien beobachtet wurden. Hierbei unterstützen das LKV Bayern und die Ringassistenten der Fleischerzeugerringe. Die Voraussetzungen für eine solche flächendeckende Erfassung sind vor allem deswegen so gut, weil
alle organisierten Betriebe denselben Sauenplaner verwenden.
Um Anomalien auf züchterischem Wege erfolgreich bekämpfen zu können, muss der wirtschaftliche Schaden genau beziffert werden. Basierend auf aktuellen Preisen wurde z.B. für
Afterlosigkeit ein Schaden von 50 € ermittelt: Afterlosigkeit führt zu einem Totalverlust des
Ferkels, so dass der Wert des Ferkels (Preis für ein Systemferkel: 35 €) sowie die Kosten
für die Einschläferung (15 €) angesetzt werden müssen. Im nächsten Schritt wurden wirtschaftliche Gewichte für die Anomalien abgeleitet. Dabei wurden die Häufigkeiten der einzelnen Anomalien sowie deren wirtschaftlicher Schaden berücksichtigt. Die Berechnungen
ergaben, dass man den wirtschaftlichen Schaden durch Anomalien am effektivsten reduziert, wenn man das Gewicht vor allem auf Hodenbruch und nicht auffindbare Hoden legt
(Abbildung 3).
Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Anomalien einem Erbgang unterliegen, an dem viele Gene beteiligt sind. Anomalien sind demnach, wie z.B. auch die Merkmale der Mast- und Schlachtleistung, als polygene Merkmale zu betrachten. Umwelteinflüsse
können somit eine große Rolle spielen. Untersuchungen des ITZ zeigten, dass Anomalien
nur zu einem geringen Teil erblich sind. Das bedeutet, dass auch andere Faktoren wie z.B.
die Anzahl der Ferkel im Wurf, die Wurfnummer, die Haltungsumwelt und die Jahreszeit
das Auftreten von Anomalien beeinflussen. Es werden sogenannte Schwellenwert-Modelle
verwendet, die besonders gut für diese Art von Merkmalen (0/1) geeignet sind. Die resultierenden Zuchtwerte für die einzelnen Anomalien werden dann entsprechend ihrer wirtschaftlichen Gewichte zum Anomalienwert zusammengefasst. Der Anomalienwert eines Ebers
entspricht dem zusätzlichen Gewinn pro Wurf, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber einem durchschnittlichen Eber erzielt wird.
-5-
Ergebnisse
Seit September wird die Zuchtwertschätzung für Anomalien monatlich durchgeführt. Der
Anomalienwert eines Ebers wird ab einer Sicherheit von 35% veröffentlicht. Alle Ferkelerzeuger und Züchter können sich frei z.B. im Internet in BaZI Schwein, der ZuchtwertDatenbank des ITZ, über die Anomalienvererbung der in der Künstlichen Besamung eingesetzten Eber der Vater- und Mutterrassen informieren. Der neue Anomalienwert ist so konzipiert, dass, ähnlich wie bei anderen Zuchtwerten, Eber verschiedener Besamungsstationen miteinander verglichen werden können. Der Anomalienwert wird zusätzlich zum Gesamtzuchtwert als Kriterium für die Vergabe des Labels „Nachkommen-geprüft“ herangezogen.
12,6%
4,5%
1,2%
9,4%
28,3%
2,7%
0,7%
40,4%
Abbildung 3: Relative Bedeutung der Anomalien im Anomalienwert
Afterlosigkeit
Hodenbruch
Nabelbruch
Nicht auffindbare Hoden
Zwitter
Missbildungen Kopf
Zittern
Grätschen
-6-
1.3
Projekt GeruchsOptimierung durch Genomische Selektion (GOGS)
Zielsetzung
Für den typischen Ebergeruch sind maßgeblich
drei Substanzen verantwortlich: Androstenon, Skatol und Indol. Dies hat sich die bayerische Schweinezucht in ihrem Projekt „Geruchsoptimierung
durch Genomische Selektion (GOGS)“ zu Nutze
gemacht. GOGS ist ein Gemeinschaftsprojekt der
Bayern-Genetik GmbH, des Besamungsvereins
Neustadt/Aisch (BVN), der Erzeugergemeinschaft
und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridzuchtschweine in Bayern w.V. (EGZH), der TierAbbildung 4: Label Bavarian Piétralon
(EGZH, 2013)
zuchtforschung, dem Bayerischen StaatsministeLabel Bavarian Piétralon
rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
und dem Institut für Tierzucht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (ITZ). Ziel
des Projektes ist es, eine genomische Schätzformel zu entwickeln, die die Stärke des
Ebergeruchs berechnet. Die praktische Durchführung lag beim ITZ, die Analytik der erwähnten Substanzen wurde vom Tiergesundheitsdienst (TGD) Bayern durchgeführt.
Methode
Da die Analyse der Ebergeruchskomponenten Androstenon, Skatol und Indol beim Aufbau
einer Routineleistungsprüfung mit sehr hohen Kosten verbunden wäre, bediente man sich
des Werkzeugs der Genomanalyse, was im Rinderbereich bereits als etabliertes Verfahren
durch die Ausweisung genomisch optimierter Zuchtwerte im Einsatz ist. Ziel war es, eine
genomische Schätzformel gegen Ebergeruch für die Rasse Piétrain auf Basis der Zuchtwerte für Androstenon und Skatol/ Indol aufzubauen. Dazu wurden an den Leistungsprüfungsanstalten für Schweine in Grub und Schwarzenau knapp 500 Nachkommen
(unkastrierte männliche Schweine aus Pi x DL) von bayerischen Besamungsebern der
Rasse Piétrain gemästet. Nach der Schlachtung wurden Proben aus dem Nackenspeck
dieser Eber entnommen und auf deren Gehalte an Androstenon, Skatol und Indol analysiert. Die Nachkommen der Piétraineber wurden zusätzlich mit einem Genchip untersucht,
der 60.000 über das gesamte Erbgut verteilte Marker enthält, so dass für die Rasse Piétrain
eine genomische Schätzformel für die Leitmerkmale des Ebergeruchs entwickelt werden
konnte. Da der Ebergeruch im Endprodukt aber nicht nur von der Vaterrasse beeinflusst
wird, wurden zusätzlich etwa 200 Mutterrasseneber gemästet und auf die Geruchskomponenten analysiert. Dadurch konnten erstmals Rassenunterschiede innerhalb der bayerischen Genetik ermittelt und zukünftige züchterische Maßnahmen gezielt auf beide Rassen
ausgerichtet werden.
-7-
Ergebnisse
Die für die Merkmale Androstenon, Skatol und Indol geschätzten Erblichkeitsgrade
(Heritabilitäten) lagen mit 0,47 bis 0,60 in einem hohen bis sehr hohen Bereich. Dies ist ein
Hinweis darauf, dass die Merkmale züchterisch sehr gut zu bearbeiten sind.
Entscheidend ist, welche Ergebnisse bei der Genomischen Zuchtwertschätzung für
genotypisierte Besamungseber (Kandidaten) erzielt werden könnten. Dies wurde mit Hilfe
von genotypisierten Prüftieren, die die Prüfung nicht abgeschlossen hatten und von denen
somit keine Analytikergebnisse vorhanden waren, überprüft: Dabei wurden Sicherheiten für
die genomischen Zuchtwerte für Androstenon, Skatol und Indol von 24,6 % bis knapp 29 %
ermittelt (Neuner 2013, BVN). Das heißt, man kann die Zuchtwerte für diese Parameter bei
einem Piétraineber lediglich auf Grund der genomischen Information ohne jegliche Leistungsprüfung mit einer Sicherheit schätzen, welche etwa der Sicherheit von 2-3 geprüften
Nachkommen entspricht. Da es bisher keine routinemäßige Leistungsprüfung für Ebergeruch gibt, ist dies bereits ein großer Fortschritt.
Unter diesem Gesichtspunkt und unter Berücksichtigung der doch relativ kleinen Kalibrierungsstichprobe sind die Ergebnisse hoch erfreulich. In Bayern können ab sofort Besamungseber ausgewiesen werden, für deren Nachkommen besonders niedrige Werte für
Androstenon, Skatol und Indol zu erwarten sind.
Die Reihung der Eber erfolgt hierbei nach einem Index, dem sog. Ebergeruchsindex, in
dem die Zuchtwerte für Androstenon und Skatol im Verhältnis 1:2 gewichtet werden. Eber,
die einen Ebergeruchsindex von über 100 Punkten aufweisen, können als sog. PiétralonEber ausgewiesen werden. Die mit diesem Label (siehe Abbildung 4) versehenen Eber sind
besonders gut für den Einsatz in der Ebermast geeignet. Die Gefahr, geruchsauffällige
Schlachtkörper von Ebern am Haken zu haben, sinkt dadurch deutlich.
Auch für die Leistungsprüfung ist das Verfahren vorzüglich – es bedarf keiner grundsätzlichen Umstellung des Prüfschemas. Kosten für die chemische Analyse von Ebergeruchsstoffen fallen nur in geringem Umfang an. Dass jedoch auch die Mutterrassen in Puncto
Ebergeruch züchterisch bearbeitet werden sollten zeigen die höheren Androstenon- und
Skatol-Gehalte im Fett der Mutterrasseneber im Vergleich zu den Piétrainnachkommen (Pi
x DL) (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Mittlere Gehalte an Androstenon, Skatol und Indol im Nackenfett der Nachkommen der im Projekt geprüften Piétrain- und Mutterrasseneber (Dodenhoff, 2013)
Androstenon (ng/ g Fett)
Skatol (ng/ g Fett)
Indol (ng/ g Fett)
Piétrainnachkommen
(n=483)
437
118
46
Mutterrassenebernachkommen
(n=204)
713
160
41
-8-
1.4
Erfassung der Wurfhomogenität und Verhaltensmerkmale über den LKVSauenplaner
Die nordbayerischen Fleischerzeugerringe haben in einer gemeinsamen Kooperation Daten
über die Wurfhomogenität beim Absetzen der Ferkel erhoben. In etwa 8 % der Würfe bayernweit konnten hierzu Daten gesammelt werden. Allerdings zeigt sich, dass das Versetzen
in den Ferkelerzeugerbetrieben für eine Auswertung nicht ausreichend dokumentiert ist. Für
2014 wird ein neuer Versuch unternommen, wobei die Wurfhomogenität zum Geburtszeitpunkt erhoben wird. Hierbei soll der Anteil der Ferkel unter 1 kg erfasst werden.
Die südbayerischen Fleischerzeugerringe haben in einer Kooperation Daten zum Verhalten
der Sauen gegenüber Menschen, Artgenossen und ihren Ferkeln erhoben. Auf Grund der
nicht klar festgelegten Eingabemöglichkeiten in den Sauenplaner war ein geringer Datenrückfluss festzustellen, so dass die Datenerfassung geändert werden muss. Durch die im
Rahmen eines Projektes im ökologischen Landbau vorgesehene Erfassung verschiedener
Verhaltensmerkmale erhofft man sich, eine verbesserte Rückmeldung des Verhaltens der
Sauen zu erhalten.
1.5
Zusammenführen der HB-Daten EGZH/HSZV
2013 konnte eine Zusammenführung der Herdbuchdaten, sowie auch eine Parameterschätzung für die Fruchtbarkeitsdaten einer gemeinsamen Zuchtwertschätzung umgesetzt
werden. Aufgrund des Wechsels des Betreibers der Besamungsstation des HSZV stockte
die Zusammenarbeit. Im Jahr 2014 soll nunmehr erstmals eine Zusammenführung der
Fruchtbarkeitsdaten erfolgen.
-9-
1.6
Umsetzung eines Konzepts zur Verbesserung der Datengrundlage bei den Mutterrassen
Durch die Erfassung der aus der Herdbuchzucht in die Ferkelerzeugerstufe ausgelieferten
Jungsauen mittels ihrer Abstammungsnummern konnte die Datengrundlage für die Zuchtwertschätzung der Mutterrassen in Bayern deutlich erweitert werden. Mittlerweile werden
über diesen Erfassungsweg knapp 50.000 Sauen für die Zuchtwertschätzung auf Fruchtbarkeit mit erfasst und ausgewertet. Im kommenden Jahr soll durch ein verbessertes
Sauenplanermanagement insbesondere in den von den Betriebsleitern selbst geführten
Sauenplanern eine weitere Steigerung der erfassten Sauen durchgeführt werden.
Entwicklung der Erfassung von EGZH-Sauen
erfasste Sauen je Geburtsjahr
12000
10000
8000
6000
4000
2000
0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 5: Entwicklung der im LKV-Sauenplaner erfassten EGZH-Jungsauen je Geburtsjahr
1.7
Eruierung der Möglichkeiten einer zentralen Eberaufzucht bei Mutterrassen
Auf Grund des Ausbruchs von PRRS bzw. Sperrung mehrerer Besamungsstationen im Jahr
2013 wurde dieser Weg von den Besamungsstationen sehr kritisch gesehen. Um die sichere Versorgung mit Mutterrassenebern zur Remontierung zu gewährleisten, wird auf Grund
der Gesundheitslage weiterer Lieferbetriebe dieser Weg nicht weiter forciert.
-10-
1.8
Stand der Basiszucht bei Mutterrassen
Der im Jahr 2011 zusätzlich aufgenommene Landrassebetrieb der Basiszucht konnte weiter
züchterisch deutlich angehoben werden. Er dient als Reservebetrieb falls es zu hygienischen Problemen in der bisherigen Basiszucht kommen sollte. Aktuell sind von den 25
Spitzenebern der bayerischen Landrasse entweder aus der Basiszucht oder ihr Vater entstammt der Basiszucht. Dies verdeutlicht den nachhaltigen Erfolg der Basiszucht in Bayern.
Beim Edelschwein wird derzeit nur mit einem Eberaufzuchtbetrieb gearbeitet. Um die Versorgung mit Edelschweinebern neben der Kooperation mit dem HSZV in Malchin weiter zu
verbessern, wurden mehrfach Eber aus der Schweiz angekauft. Die hierbei anfallenden
nicht unerheblichen Zuchtzuschläge führen zu einer verhaltenen Nachfrage nach diesem
Angebot. Inwieweit die Kooperation mit der Schweiz fortgeführt wird, kann derzeit aufgrund
der nur wenigen vorliegenden Ergebnisse noch nicht abschließend beurteilt werden.
1.9
Länderübergreifende Feldprüfung von Besamungsebern in Praxisbetrieben
Um die Möglichkeit einer zumindest teilweisen Prüfung
künftiger Besamungseber zu eruieren, wurde in Kooperation mit der TLL Thüringen in einem dortigen Betrieb die gleichzeitige Feldprüfung von in der Prüfung
befindlichen Ebern der Station Neustadt/Aisch eingeleitet. Es zeigten sich insbesondere Schwierigkeiten in
der Erhebung zusätzlicher Parameter oder der Vernetzung der eingesetzten Prüfeber.
Abbildung 6: Markierung der Ferkel zur
Abstammungssicherung
-11-
1.10 Erprobung der Erfassung von Läsionen an der LPA Grub als Hilfsmerkmal von
aggressivem Verhalten bei Schweinen
Mit der Einführung der genomischen Selektion in das bayerische Zuchtprogramm
ist davon auszugehen, dass zukünftig
Merkmale mit geringer Erblichkeit wie Aggressivität besser züchterisch bearbeitet
werden können. Voraussetzung dafür ist
jedoch ein Erfassungssystem der phänotypischen Merkmalsausprägung. Die detaillierte Auswertung des Verhaltens auf
der Grundlage von Videoaufnahmen ist
sehr aufwendig (Röhe, 2013). Aus diesem Abbildung 7: Tiere an der LPA Grub für die Erfassung von
Grund hat dieses Projekt die Erprobung Läsionen
der Erfassung von Läsionen als Hilfsmerkmal für aggressives Verhalten zum Ziel.
An drei verschiedenen Mastabschnitten wurden die Läsionen je Einzeltier an drei verschiedenen Körperpartien von Mitarbeitern der LPA Grub erfasst. Die einzelnen Körperpartien
untergliederten sich in die Bereiche Kopf/ Schulter, Flanke/ Bauch und Schinkenpartie. Die
Läsionen wurden je Körperpartie nach folgendem Schlüssel bonitiert:
0 = keine Läsionen
1 = geringgradige Läsionen
2 = mittelgradige Läsionen
3 = hochgradige Läsionen
Die Auswertung der erfassten Daten ist für das Jahr 2014 geplant.
-12-
1.11 ColiPot: Potenziale einer Selektion gegen E. Coli F18
Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur
Erhöhung der Tiergesundheit durch züchterische Maßnahmen zu leisten und dadurch
die metaphylaktische und therapeutische
Behandlung der Ferkel mit Antibiotika zu
reduzieren. Begünstigend für dieses Projekt
ist das Auslaufen des Patentschutzes für
den entsprechenden Gentest und die intensive züchterische Zusammenarbeit mit der
Schweiz, deren DE-Population gegenüber
Coli-F-18 bereits komplett saniert ist. Ziel ist Abbildung 8: Das Ziel: Vitale und gesunde Ferkel
bei einer ausreichenden A-Allelfrequenz in
der DL-Population von mind. 10 % ein Folgeprojekt zum Aufbau eines Zuchtprogrammes
zur Verbesserung der Tiergesundheit in die Wege zu leiten.
Im Vorfeld erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. (TGD)
mit Hilfe eines Fragebogens eine Umfrage bei Ferkelerzeugern, in welcher unter anderem
die Problematik des Auftretens der Ödemkrankheit (Auslöser ist das Bakterium E. Coli-F18) in Praxisbetrieben eruiert wurde. Dabei wurden 697 Betriebe befragt, von welchen 64,6
% (n=450) keine Probleme, 30,4 % (n=212) geringgradige, 4,6 % (n=32) mittelgradige und
0,4 % (n=3) hochgradige Probleme mit der Ödemkrankheit angegeben haben. Mit 5 % der
Betriebe mit mind. mittelgradigem Auftreten stellt die Ödemkrankheit demzufolge durchaus
eine gewisse Praxisrelevanz dar. Als nächster Schritt steht nun zur Diskussion, anhand der
Typisierung der DL-Basiszuchtherde und der DL-Besamungseber die aktuelle Frequenz
des züchterisch erwünschten A-Allels zu ermitteln. Dies könnte die Grundlage für eine Abschätzung bilden, ob ein Sanierungsprogramm der bayerischen Zuchtpopulation züchterisch denkbar und ökonomisch vertretbar ist.
-13-
2 Entwicklung der Schweinezucht in Bayern
2.1
Vaterrassen
2.1.1
Genetische Trends Rasse Piétrain
Genetische Trends Sauen
Tabelle 3 zeigt den aktuellen genetischen Trend bei den Sauen vom Geburtsjahr 2011 auf
2012. Der genetische Trend übertrifft dabei mit + 13 Punkten im GZW sogar das sehr gute
Vorjahresniveau. Das Zuchtziel 2010 ist dabei wieder deutlich sichtbar: Deutliche Steigerungen in den Merkmalen der Mastleistung mit + 10 g in den Täglichen Zunahmen und
+ 0,01 bei der Futterverwertung bei einer überragenden Verbesserung der Fleischqualitätsparameter Tropfsaftverlust und Intramuskulärer Fettgehalt. Auch die Fleischanteile verbessern sich mit + 0,11 bzw. + 0,13 %-Punkte weiter. Besonders erfreulich ist auch die weiterhin sehr gute Entwicklung in der Schlachtkörperlänge. Es verbesserten sich wie schon im
Vorjahr alle Merkmale, und zwar ohne Ausnahme!
Die Züchter setzen damit in ihrer Zuchtarbeit die Vorstellung, was man sich zukünftig von
der Rasse Piétrain erwartet, hervorragend um: Länge, gute Mastleistung bei einer hervorragenden Fleischleistung und -qualität. Dies gebührt Dank und Anerkennung für die gesamte bayerische Schweineproduktion.
Tabelle 2: Zuchtwerte der geprüften Pi-Sauen (Si ≥ 35 %) nach Geburtsjahr und der daraus resultierende genetische Trend
GZW
TZ
FVW
FLAN
BAFL
SKL
TSV
IMF
GJ 2011
110
12
0,02
0,07
0,09
0,01
0,03
-0,01
GJ 2012
123
22
0,03
0,18
0,22
0,35
0,45
0,02
Trend
+13
+10
+0,01
+0,11
+0,13
+0,34
+0,42
+0,03
-14-
Genetische Trends Eber
Geamtzuchtwert
Nachfolgend sind die genetischen Trends für die wichtigsten Merkmale für die Besamungseber der Rasse Piétrain (≥ 64 % Sicherheit) dargestellt.
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 9: Genetischer Trend Gesamtzuchtwert
Die Anzahl geprüfter Eber der Rasse Piétrain mit Geburtsjahr 2012 ist mit 51 Tieren im Gegensatz zum Geburtsjahr 2011 (n=189) noch relativ klein und somit der aktuellste genetische Trend noch etwas unsicher. Der Gesamtzuchtwert, welcher das bayerische Zuchtziel
2010 beschreibt, entwickelte sich mit einem genetischen Trend von + 11 Punkten ähnlich
gut wie im Vorjahr. Ziel ist der rahmige, wachstumsstarke Piétraineber mit guter Länge, einer sehr guten Fleischleistung und -qualität.
-15-
Zuchtwert Tägliche Zunahme (g/d)
20
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 10: Zuchtwert für Tägliche Zunahme
Zuchtwert Futteraufwand (kg/kg)
Hohe Zunahmen und somit möglichst viele Umtriebe pro Stallplatz und Jahr sind wichtige
ökonomische Parameter. Daher ist die Entwicklung mit einem Zuchtfortschritt von + 14 g im
Merkmal Tägliche Zunahmen besonders erfreulich.
0,05
0,03
0,01
-0,01
-0,03
-0,05
-0,07
-0,09
-0,11
-0,13
-0,15
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 11: Zuchtwert für Futteraufwand (positive Zuchtwerte sind züchterisch erwünscht)
Der Futteraufwand entwickelte sich mit einem genetischen Trend von + 0,08 weiter positiv.
Insbesondere bei hohen Futterkosten hat dieses Merkmal entscheidende Bedeutung für die
Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast. Nicht zuletzt profitiert auch die Umwelt von einer
guten Umsetzung der Futterinhaltsstoffe.
-16-
Zuchtwert Fleischanteil (cm2)
0,5
0,3
0,0
-0,3
-0,5
-0,8
Muskelfleischanteil
-1,0
Fleischanteil Bauch
-1,3
-1,5
-1,8
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 12: Zuchtwerte für Muskelfleischanteil und Fleischanteil Bauch
Sowohl für den Muskel- als auch den Baufleischanteil sind für die geprüften Eber mit Geburtsjahr 2012 negative genetische Trends zu verzeichnen. Aktuell eingestallte Besamungseber mit den Geburtsjahren 2012 und 2013 sind zu 70 % reinerbig stressstabil und
zu lediglich 2 % stresslabil. Stressstabile Eber sind länger, haben höhere tägliche Zunahmen aber immer noch geringfügig weniger Fleisch. Dies erklärt somit auch die Trends in
den Fleischanteilen. Geprüfte Eber mit Geburtsjahr 2011 haben dagegen eine positive
Entwicklung in diesen beiden Merkmalen.
-17-
0,08
0,05
Zuchtwert pH1
0,03
0,00
-0,03
-0,05
-0,08
-0,10
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 13: Zuchtwert für pH1
Auffallend ist die hervorragende Entwicklung im Merkmal pH1-Kotelett. Dieses Merkmal ist
einer der wichtigsten Parameter für die Fleischqualität. Bei der Berechnung des Produktionswertes steht der pH1-Wert stellvertretend für die Verluste in der Mast. Dieses Merkmal
ist somit in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung. Der genetische Trend ist mit + 0,08
mehr als fünfmal so hoch wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Ausschlaggebend dürfte
hier wie bereits erwähnt der hohe NN-Anteil bei den jüngsten Besamungsebern sein, was
sich direkt in der Fleischqualität positiv bemerkbar macht.
Fazit genetische Trends Piétrain-Eber
Tabelle 4 zeigt als Zusammenfassung die genetischen Trends aller wichtigen Merkmale bei
den Pi-Besamungsebern. Die Merkmale der Mastleistung und insbesondere der Fleischbeschaffenheit entwickeln sich erfreulich positiv. Bei den Schlachtleistungsmerkmalen gibt es
einen negativen genetischen Trend. Dieses Ergebnis kann jedoch mit bisher nur 51 geprüften Ebern mit Geburtsjahr 2012 nur als vorläufig angesehen werden. Die neu hinzukommenden Eber werden dieses Ergebnis mit Sicherheit noch beeinflussen.
Tabelle 3: Zuchtwerte der geprüften Eber (Si ≥ 64 %) nach Geburtsjahr und der daraus resultierende genetische
Trend
Anzahl
GZW
TZ
FVW
FLAN
BAFL
SKL
TSV
IMF
GJ 2011
189
107
2
0,016
0,42
0,39
0,06
-0,12
-0,013
GJ 2012
51
118
16
0,024
0,11
0,16
0,43
0,44
0,012
+11
+14
+0,008
-0,31
-0,23
+0,37
+0,56
+0,025
Trend
-18-
2.1.2
Ausrichtung der Besamungsstationen
Genetisches Niveau der KB-Eber (Si ≥ 64 %)
Die Leistungsprüfung der Besamungseber geht auf eine im Jahr 2007 getroffene, freiwillige
Vereinbarung zurück, in der Richtwerte für die Zulassung und Prüfung der Eber festgelegt
wurden. Allerdings werden diese Vorgaben nicht immer von allen Stationen in letzter Konsequenz umgesetzt. Anhand einer Zusammenstellung der geprüften Pi- Besamungseber ist
ersichtlich, dass das Zuchtziel 2010 und somit der Gesamtzuchtwert für die Bayern-Genetik
ein wichtigeres Selektionskriterium darstellt als für die Station Neustadt/ Aisch (siehe Tabelle 5). Dies ist sicherlich nicht zuletzt unterschiedlichen Kundenanforderungen geschuldet.
Tabelle 4: Geprüfte Pi-Eber mit überdurchschnittlichem Prüfergebnis (GZW > 100) (Stand 30.06.2013)
Geprüfte Eber
Geprüfte Eber
> 100 GZW
Anteil in %
Neustadt/A.
180
75
41,7
Bayern-Genetik
201
129
64,2
Gesamt
381
204
53,5
Über die Hälfte aller geprüften Pi-Eber erreichen einen Zuchtwert von über 100 Punkten.
Unterdurchschnittliche Eber hingegen scheiden für einen Einsatz in der Zucht aus und werden vornehmlich in der Ferkelerzeugung eingesetzt.
-19-
Genetisches Niveau der aktuellsten Eberankäufe (GJ 2012)
In Tabelle 6 sind die Zuchtwerte der Eber mit Geburtsjahr 2012 und mind. 50 Sicherheit in
Abhängigkeit der Besamungsstation dargestellt. Diese Tiere repräsentieren somit die aktuellsten Eberankäufe der Stationen. Nicht alle Eber sind bereits vollständig geprüft, doch
um eine Einschätzung geben zu können ist eine gewisse Mindestmenge an Tieren Voraussetzung. Bei der Sicherheit von 50 % liegen auf alle Fälle schon LPA-Ergebnisse aus der
Nachkommenschaftsprüfung vor.
Auffallend ist der sehr hohe Anteil an reinerbig stressstabilen Ebern bei der Bayern-Genetik
(82 %). Zudem sind die Eber der Bayern-Genetik deutlich stärker in den Zunahmen und
auch bei der Futterverwertung, während die Neustädter Eber in den Fleischanteilen überlegen sind. Diese aktuellsten Eberankäufe spiegeln wieder wunderbar das unterschiedliche
Klientel in Nord- und Südbayern: Hohe Fleischanteile versus Wuchs.
Tabelle 5: Zuchtwerte und NN-Anteil der Besamungseber mit mind. 50 % Sicherheit und Geburtsjahr 2012 nach
KB-Station (Stand Feb. 2014)
Anzahl
NN-Anteil
(in %)
GZW
TZ
FVW
RMFL
FLAN
BAFL
SKL
TSV
Neustadt/ A.
19
53
110
6
0,01
0,02
0,26
0,31
0,33
0,22
Bayern-Genetik
45
82
123
27
0,03
0,20
-0,10
0,00
0,26
0,55
-20-
2.2
2.2.1
Mutterrassen
Genetische Trends bei der Landrasse
Wenngleich in den verschiedenen Regionen Bayerns ähnlich wie bei den Vaterrassen leicht
unterschiedlicher Anforderungen des Marktes an die Mutterrassengenetik gibt, kann aufgrund der nur geringen Zahl von im Mittel etwa 40 – 50 geprüften Eber pro Jahrgang kein
Stationsvergleich erstellt werden. Im Nachfolgenden sind die Zuchtwerte nach Geburtsjahrgang der geprüften KB-Eber dargestellt.
120
110
Geamtzuchtwert
100
90
80
70
60
50
40
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 14: Genetischer Trend der Landrasseeber im Gesamtzuchtwert
Die Gesamtschau zeigt sich, dass die Einkaufspolitik der Besamungsstationen bei den
Landrasseebern auf die Zuchtzielfestlegung mit dem Gesamtzuchtwert (siehe Abbildung)
ausgerichtet ist. Deutlich zeigt sich die Änderung in der Einkaufspolitik im Vorgriff auf die
Zuchtwertumstellung 2010 ab dem Geburtsjahr 2009. Die Besamungsstationen setzten das
neue Zuchtziel sofort um, was für eine breite Akzeptanz steht.
Zuchtwert Tägliche Zunahme (g/d)
-21-
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
2003
2004
2005
2006
2007 2008 2009
Geburtsjahr
2010
2011
2012
Abbildung 15: Genetischer Trend der Landrasseeber im Merkmal Tägliche Zunahme
Bei den täglichen Zunahmen ist weiter ein nach oben gerichteter Trend zu vermerken, obwohl die Tägliche Zunahme an Bedeutung im neuen Zuchtziel einbüßte. Das bisherige Mittel im Anstieg von 8 – 9 Gramm pro Jahr schwächte sich etwas ab. Dies ist insgesamt als
positiv zu vermerken, da eine gewisse Gegenselektion gegen die Zunahmen durch die
starke Berücksichtigung der Fundamentsvererbung bei der Jungsauenauswahl in Bayern
als gegeben hinzunehmen ist.
-22-
Zuchtwert Fleischanteil (cm2)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 16: Genetischer Trend im Merkmal Muskelfleisch
In den letzten Jahren wurde sehr stark auf einen etwas höheren Fleischgehalt geachtet, da
die Schlachtendgewichte weiterhin deutlich anstiegen. Wie der genetische Trend zeigt, war
die Entwicklung bei der Landrasse, der eine etwas spätere Verfettung der Bäuche ausweist, dem ganzen sicher förderlich. Pro Jahr wurde ein Zuchtfortschritt von etwa 0,25 Prozent erreicht, was angesichts der hohen Erblichkeit des Fleisches auch zu erwarten war.
Der sehr starke Anstieg im Jahr 2012 ist als Überreaktion auf die Einführung des Fleischmaßes als zusätzliches Bezahlungskriterium anzusehen und findet sich im aktuellen Einkaufsverhalten der Besamungsstationen aufgrund des als zu hoch empfundenen Niveaus
nicht mehr.
-23-
Zuchtwert Rückenmuskelfläche (cm2)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 17: Genetischer Trend im Merkmal Rückenmuskelfläche
Im Merkmal Rückenmuskelfläche, das bisher lange Auswirkung in den Preismasken hatte,
ist trotz gleichzeitigem Anstieg des Fleischanteils (s.o.) ein negativer Trend in den letzten
Jahren zu beobachten gewesen. Seit dem Geburtsjahr 2009 ist wieder ein Anstieg zu erkennen, der 2012 deutlich stärker wurde. Ursache hierfür war die Einbeziehung des
Fleischmaßes in verschiedene Preismasken in Bayern und Deutschland im Jahr 2012. In
nächster Zeit ist mit wieder stagnierenden Zuchtwerten zu rechnen, da die Fundamente der
Jungsauen durch die höhere Fleischfülle stärker belastet werden
-24-
Zuchtwert Anzahl Ferkel
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,4
Lebend geborene Ferkel
-0,6
Aufgezogene Ferkel
-0,8
-1,0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Geburtsjahr
Abbildung 18: Genetischer Trend bei der Landrasse in der Fruchtbarkeit
In der Fruchtbarkeit war in den vergangenen Dekaden nur ein moderater Anstieg zu vermerken. Dieser ist bei den lebendgeborenen deutlicher als bei den Abgesetzten Ferkeln zu
beobachten. Mit der Änderung des Zuchtziels im Jahr 2010, mit einer wesentlich stärkeren
Betonung der Fruchtbarkeit und hierbei insbesondere der abgesetzten Ferkel, ist ein enormer Zuchtfortschritt eingetreten. Dies deutet sich in der Grafik ab dem Geburtsjahrgang
2009 an und setzt sich rasant fort, da die Einkaufspolitik der Besamungsstationen das neue
Zuchtziel bereits vorwegnahm. Zudem wird durch die Einbeziehung der Daten der Produktionssauen seit 2011 diese deutliche Steigerung des Zuchtfortschritts unterstützt, da hierdurch die Sicherheit der Zuchtwerte deutlich anstieg.
-25-
Fazit genetische Trends Landrasse
Das Zuchtziel 2010 mit seiner starken Betonung der Fruchtbarkeit im Gesamtzuchtziel
konnte sich naturgemäß in den Ergebnissen, die einschließlich des Geburtsjahrganges
2010 vorliegen, erst in den letzten beiden Jahren niederschlagen. Erst die starke Betonung
der Fruchtbarkeit im Zuchtziel 2010, die nahezu zwei Drittel des Gesamtzuchtziels bei der
Landrasse ausmacht, führte aufgrund der deutlichen Berücksichtigung in der Einkaufspolitik
der Besamungsstationen bei den Merkmalen lebend geborene und abgesetzte Ferkel zu
enormen Zuchtfortschritten. Durch die Einbeziehung der Daten der Produktionssauen wird
künftig ein anhaltender Anstieg im Merkmal Fruchtbarkeit für die nächsten Jahre erwartet.
Während die Täglichen Zunahmen an Beachtung gewannen, sinkt die Bedeutung des
Fleischanteils erst in jüngster Zeit.
2.2.2
Genetischer Trend beim Edelschwein
Aufgrund der geringen Populationsgröße beim Edelschwein und der starken Abhängigkeit
von anderen Regionen wird auf eine separate Darstellung verzichtet.

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