Die hohe Kunst der Show-Chemie - uni-wuerzburg.de
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menschen BLICK 03 - 2007 14 Manchmal, aber wirklich nur manchmal, fliegen ihm Reagenzgläser um die Ohren: Ingo Ehrensberger an seinem Arbeitsplatz. (Foto Astrid Jahnke) Die hohe Kunst der Show-Chemie Wenn es im Max-Scheer-Hörsaal knallt, steckt meistens Ingo Ehrensberger dahinter I n Ingo Ehrensbergers Reich hinter der Bühne des Max-Scheer-Hörsaals deutet nichts auf die explosiven Versuche hin, die er hier für die Experimentalchemievorlesung konzipiert, probt und vorbereitet. Alles ist sauber und ordentlich. Leise Musik tönt durch die langen Schrankreihen voll mit Chemikalien und Geräten. Schon seit elf Jahren stellt sich der 32Jährige der herausfordernden Arbeit als Vorlesungsassistent bei Experimentalchemievorlesungen. Kein Job für zarte Seelen, denn hier zeigt die Chemie all ihre stinkenden, lauten und manchmal auch gefährlichen Seiten. Ehrensberger ist nicht nur als Chemielaborant im Einsatz, sondern auch als Kameramann und als Creative Supervisor, also ausführender Künstler. „Ich sorge dafür, dass alle gut sehen und natürlich mächtig beeindruckt sind. Ich mache eben eine richtige Show“, sagt er. Dabei ist die Arbeitsteilung klar: „Der Professor redet, und ich bin für das Praktische da. Vor so vielen Leuten zu reden, liegt mir nämlich gar nicht.“ 40 Bewerber konkurrieren um fünf Stellen Auch in den Semesterferien hat Ingo Ehrensberger alle Hände voll zu tun, denn er muss das große Areal hinter dem Hörsaal instand halten. Momentan hat er mit einem Leck unter der Bühne zu kämpfen. Außerdem feilt er an neuen Show-Experimenten, wie zum Beispiel dem Versuch „Leuchtboje“ aus einem sehr teuren Buch über Experimentalchemie. „Die dort be- schriebene Reaktionslösung blinkt nur alle drei Minuten mal – da langweilen sich doch die Zuschauer“, meint Ingo Ehrensberger. Er verbesserte die Vorschrift und die Boje blinkt jetzt alle 20 Sekunden. „Zum Glück habe ich Experimente, die nicht funktionieren, fast immer hingekriegt“, sagt er stolz. Seine Chemikerinstinkte kamen bei ihm schon früh durch: Vom Chemiebaukasten angestachelt, besuchte er an der Realschule freiwillige Laborpraktika nach dem Unterricht. Die Ausbildung zum Chemielaboranten absolvierte er dann an der Universität Würzburg, gleich neben seinem Heimatort Gerbrunn. Damals hatte er es mit 40 Mitbewerbern um fünf Stellen noch erheblich leichter als heutige Kandidaten. Die konkurrieren jetzt jährlich mit 170 anderen um BLICK 03 - 2007 Man darf den Respekt vor der Chemie nicht verlieren Bei den Experimenten besteht trotz aller Vorsicht ein Restrisiko. Auch Ingo Ehrensberger blieb nicht immer verschont: Bei einem hochexplosiven Versuch ist ihm einmal die aufgebaute Schutzhaube zerborsten, und ein befülltes Reagenzglas hat sich mal ziemlich abrupt in seiner Hand verflüchtigt. „Man darf keine Angst bekommen, denn dann macht man Fehler. Aber den Respekt darf man auch nicht verlieren“, meint er dazu. Bei so viel Mut und Präsenz bleibt der Ruhm nicht aus: Manche Weihnachtsoder Faschingsvorlesungen endeten mit Ingo-Sprechchören. „Bei der ersten Faschingsvorlesung wurde sogar Unterwäsche geworfen“, erinnert er sich schelmisch grinsend, „da war es so überfüllt, dass die Türen nicht mehr zugingen.“ Als Künstler am Kolben entgeht er allerdings auch nicht der typischen Künstlerpein – Lampenfieber. „Vor großen Show-Vorlesungen liegen bei mir die Nerven blank“, gibt er zu. Leider wird er ab diesem Wintersemester nur noch das halbe Jahr mit der Vorlesung verbringen, denn im Sommersemester entfällt zukünftig die Experimentalvorlesung der organischen Chemie. Ingo Ehrensberger wird dann in Forschungsarbeitskreisen seinen Job erledigen. „Das ist wirklich schade. Diese Vorlesung ist schon fast ein Markenzeichen für die Würzburger Chemie, denn nur wenige Unis haben noch so etwas. Außerdem sind hier die Bedingungen besonders gut: So eine fahrbare Bühne haben selbst die so hochgelobten Unis in München nicht. Das, was wir hier können, können die lange nicht.“ Astrid Jahnke Schnelle, kontrollierte Verdampfung auf Knopfdruck Chemie-Vakuumpumpstand PC 3001 VARIO r Neuel ro leerr Contt it u ivg mit in un Bedien menschen die begehrten Ausbildungsplätze an der Universität. Bei der Auswahl sitzt nun Ingo Ehrensberger mit in der Jury, schließlich hat er in den Lehrlingspraktika und -prüfungen viel mit den Chemieknappen zu tun. Nicht zuletzt hat er auch selber immer einen dabei, der von ihm die hohe Kunst der Showchemie lernt. 15 Neuer Vakuum-Controller mit intuitiver Bedienerführung Über 30% kürzere Prozessdauer durch gleichmäßig hohe Verdampfungsrate und stufenlose Drehzahlregelung Auch für hochsiedende Lösemittel durch Endvakuum bis 2 mbar (selbst mit Gasballast noch 4 mbar!) Siedepunkt-Automatik Echte Vollautomatik ohne jegliche Parameter-Eingabe Eine legendäre Vorlesung mit Kultcharakter Erwiesene Langlebigkeit Spektakulär geht es immer an Fasching am Hubland zu. Dann hält der Chemiker Reinhold Tacke seine legendäre Faschingsvorlesung, deren Ruf mittlerweile weit über die Grenzen der Universität hinaus reicht. Mit dabei ist in der Regel auch jedes Mal Ingo Ehrensberger. In diesem Jahr lautete einThema der Vorlesung: „Chemie: Einige Anmerkungen zu der interessantesten und bedeutendsten Wissenschaft, die für je- auch im rauen Betrieb (Nachfolger des Marktführers PC 2001 VARIO) des Problem eine effiziente Lösung zu bieten hat“. Im mit 600 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal präsentierten Tacke und seine Mitarbeiter ihre Show mit so verblüffenden wie unterhaltsamen Experimenten aus der Chemie und nahmen dabei rund 3000 Euro an Spenden ein, die der „Studentischen Kinderkrippe Würzburg e. V.“ zugute kamen. (Foto Christoph Naumann) Vakuumtechnik im System VACUUBRAND GMBH + CO KG Alfred-Zippe-Str. 4 ·97877 Wertheim · Deutschland Tel.: +49 9342 808-0 · Fax: +49 9342 808-450 E-Mail: [email protected] Web: www.vacuubrand.de PC 3001 Vario 1-3 hoch 150807.in1 1 15.08.2007 14:04:43