Während Münster, Weeze und Paderborn teils drastische Einbrüche

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Während Münster, Weeze und Paderborn teils drastische Einbrüche
Foto: Airport Weeze
AKTUELL Regionalflughäfen
Drastische Einbrüche
Während Münster, Weeze und Paderborn teils drastische Einbrüche bei den Passagierzahlen erleben, kann Dortmund erneut zulegen. Die Aussichten sind durchwachsen.
Ü
berkapazitäten, Low-Cost-Krise, Luftverkehrssteuer und eine strauchelnde
Air Berlin. Die Zeiten für Regionalflughäfen waren schon mal besser. Der REVIER
MANAGER war in der Februar-Ausgabe 2012
daher der Frage nachgegangen, in wieweit die
Regionalflughäfen rund ums Ruhrgebiet von
der „Krise der Regionalflughäfen“ betroffen
sind. An dieser Stelle nun die Fortschreibung:
Was hat sich in 2012 getan und was ist für
2013 zu erwarten?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2012 war für die hiesigen Regionalflughäfen kein gutes Jahr. Und das, nachdem die
Einführung der Luftverkehrsabgabe bereits
2011 für deutliche Rückgänge bei den Passagierzahlen gesorgt hatte (siehe Grafik). Neben der Luftverkehrsabgabe hatte sich in Paderborn, Münster und Dortmund zudem der
weitgehende Rückzug von Air Berlin deutlich
bemerkbar gemacht.
Besonders hart gebeutelt: Münster/Osnabrück mit -22,9 Prozent. Bei den anderen
Flughäfen sah es nicht viel besser aus: Weeze
-8,8 Prozent und Paderborn -10,4 Prozent.
Einzig Dortmund konnte kräftig zulegen: +4,4
Prozent. Das ist das größte Wachstum aller
NRW-Flughäfen 2012, deutschlandweit liegt
Dortmund damit auf Platz 3.
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REVIER Manager 02-03/13
Wachstum ist aber nicht alles. Denn Dort- fen gebeutelt wird aktuell der Flughafen Pamund setzt stark auf die Billigflieger. Diese derborn/Lippstadt. Nicht nur, dass sich der
vefördern 95 Prozent der Passagiere, womit Flughafen mittels Beschwerde bei der EUDortmund schon nahe an Weeze herankommt Kommission gegen die Subventionierung des
(100 Prozent). Paderborn und Münster-Osna- 70 Kilometer südwestlich gelegenen Dortbrück verfolgen eine andere Strategie. Hier setzt munder Flughafen wehrt. Gerade einmal 70
man verstärkt auf „reguläre“ Fluglinien. Der An- Kilometern südöstlich wird in Kassel-Calden
teil der Low Cost Carrier liegt nur bei 48 bzw. mit 271 Millionen Euro Steuermitteln be62 Prozent. Dass mit Low Cost nur schwerlich reits der nächste Regionalflughafen gebaut.
Geld zu verdienen ist,
das weiß man in Weeze und Dortmund nur
Passagieraufkommen 2001 - 2011
allzu gut. Paderborn
Anteil der Low-Cost-Carrier
hingegen hatte jahrelang Gewinne erwirtschaftet und 2011 mit
Weeze (NRN)
1,5 Millionen Euro
Dortmund (DTM)
einen – für RegionalKöln/Bonn (CGN)
flughäfen – geradezu
Münster/Osnabrück (FMO)
bescheidenen Verlust
eingefahren, Münster konnte 2011 noch
eine schwarze Null
verbuchen; 2012 wurden dann auch hier
die Verluste gemacht.
Besonders hart
vom
Wettbewerb
der Regionalflughä-
Paderborn/Lippstadt (PAD)
Düsseldorf (DUS)
INFO
Frankfurt (FRA)
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Anteil am Passagieraufkommen im 1. Halbjahr 2012
Quelle: DLR, Low Cost Monitor 2/2012
Regionalflughäfen AKTUELL
Flughafen Niederrhein GmbH „Airport Weeze“ (NRN)
Flughafen Paderborn/Lippstadt (PAD)
gegründet
2003
gegründet
1969
Passagiere 2012
2.208.429 (-8,8 %)
Passagiere 2012
873.244 (-10,4 %)
Entfernung zu Bochum
100 Kilometer
Entfernung zu Bochum
100 Kilometer
Airport Weeze
Paderborn/Lippstadt Airport
Der drittgrößte nordrhein-westfälische Flughafen in Weeze hat im Jahr 2012
insgesamt 2.208.429 Passagiere begrüßt – knapp neun Prozent weniger als
im Jahr 2011. Diesen Rückgang um rund 200.000 Fluggäste führt die Betreibergesellschaft weiterhin auf die 2011 eingeführte Luftverkehrsabgabe
zurück. Für eine Trendwende sorgten dann im Sommer acht neue Flugziele
der Ryanair und zusätzliche Abflugtermine auf bestehenden Verbindungen.
Auch die neuen Spanienflüge der niederländischen Transavia, die im Herbst
erstmals einen Jet stationierte, haben im zweiten Halbjahr zu einer positiven
Entwicklung beigetragen. Mit acht neuen Routen, neun stationierten RyanairJets, die bereits in den Osterferien starten und den Touristikflügen der Air
Berlin, Transavia, Sky Airlines und Tailwind möchte man zum Ende des Jahres
2013 rund 2,4 Millionen Passagiere zählen.
Einen Rückgang des Passagieraufkommens um 10,5 Prozent musste der Paderborn-Lippstadt Airport im Jahr 2012 verzeichnen. Die Zahl der Fluggäste sank von
974.775 (2011) auf 873.244. „Das Gesamtminus an Fluggästen von 10,5 Prozent ist
in erster Linie durch den Wegfall der Air Berlin Linienflüge nach England in 2011
zu erklären“, so Geschäftsführer Elmar Kleinert. Umso wichtiger sei es daher, dass
der Paderborn-Lippstadt Airport ab dem 22. April 2013 die England-Strecke wieder
aufnimmt und sechs Mal pro Woche in die britische Hauptstadt startet. Die Zahl der
Starts und Landungen sank im abgelaufenen Jahr von 42.380 auf 40.145 Flugbewegungen. Für das Jahr 2013 wünscht sich Geschäftsführer Elmar Kleinert einen
fairen Wettbewerb, der nicht durch einen regionalen Subventionswettlauf verzerrt
wird. „Der Einsatz von Steuermitteln, um Luftverkehr zu generieren, führt mittelfristig bei allen Beteiligten zu großen Flurschäden“, so Kleinert.
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AKTUELL Regionalflughäfen
Münster-Osnabrück International Airport (FMO)
Dortmund Airport (DTM)
gegründet
1972
gegründet
1960
Passagiere 2012
1.020.917 (-22,9 %)
Passagiere 2012
1.902.133 (+4,4 %)
Entfernung zu Bochum
97 Kilometer
Entfernung zu Bochum
30 Kilometer
Münster-Osnabrück International Airport
Dortmund Airport
Von heftigen Umbrüchen gekennzeichnet ist derzeit der Flughafen Münster-Osnabrück. 2012 sind die Passagierzahlen massiv eingebrochen: Konnten in 2011 noch
1.323.689Fluggäste gezählt werden, waren es 2012 nur noch 1.020.917. Dieser Verlust
ist den Flughafenbetreibern zufolge in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass die
Fluglinie Air Berlin ihre Aktivitäten am FMO stark eingeschränkt hat. Sechs Verbindungen
wurden seit Oktober 2011 eingestellt, weil durch die Luftverkehrssteuer die Flugpreise
nicht mehr aufrecht erhalten werden konnten. Die Herausforderung der Flughafen
Münster/Osnabrück GmbH ist es nun, die gestrichenen Verbindungen und Frequenzen
wieder neu zu besetzen. Man werde zwei, drei Jahre brauchen, um an die alten Passagierzahlen anknüpfen zu können. Neu hinzugekommen ist bereits die Air France-Tochter
City Jet, ab Juni steigt zudem der Low-Cost-Anbieter Ryanair mit zunächst zwei Strecken
(Malaga und Girona) ein. „Die Perspektive für mehr ist gegeben“, hofft FMO-Pressesprecher Andreas Heinemann. „In 2013 ist allerdings nicht mit Wachstum zu rechnen, es ist
eher zu erwarten, dass die Zahlen nochmal etwas absacken. Jetzt geht es darum, die
Weichen so zu stellen, dass wir in 2014 wieder Wachstum haben.“
Mit rund 1,9 Millionen Passagieren auf 30.518 Flügen lag das Passagieraufkommen
des Dortmund Airport noch über den Anfang 2012 prognostizierten 1,85 Millionen
Reisenden. In 2011 lag die Zahl noch bei 1,8 Millionen. „Dieses erfreuliche Ergebnis
verdanken wir starken Partnern – allen voran der Wizzair“, gibt Flughafen-Sprecher
Sebastian Scheske den Hauptgrund für die Entwicklung an. Mit mehr als 900.000
Passagieren und einem Wachstum von 16 Prozent am Standort Dortmund sei die
Airline ein verlässlicher Partner. Die Zahl freut die Flughafenbetreiber insbesondere, da Air Berlin und easyjet sich seit dem Herbst weitgehend aus dem Flugplan
zurück gezogen haben. Am häufigsten flogen Reisende 2012 von Dortmund nach
Palma de Mallorca, Kattowitz und München. Obgleich man derzeit von einem
schwachen ersten Quartal 2013 ausgeht, ist die Hoffnung auf ein insgesamt gutes
Geschäftsjahr groß – der Dortmund Airport setzt unter anderem auf die spanische
Vueling mit vier wöchentlichen Flügen nach Barcelona und die irische Ryanair mit
den Zielen Krakau, Alghero (Sardinien), Malaga, Faro, Porto, Girona (Costa Brava)
sowie Palma de Mallorca.
Im April soll der Flughafen in Betrieb gehen.
Und dass dieser auch in den nächsten Jahren
weiter gefördert werden wird, ist klar. Denn
um irgendwann selber in die Gewinnzone zu
kommen, müssen bei der Konkurrenz erst
einmal Passagiere abgeworben werden.
Weiteres Ungemach droht den gebeutelten Paderbornern aus Dortmund. Denn noch
in diesem Jahr wird eine Entscheidung des Bezirksregierung Münster erwartet, welche eine
Verlängerung der Betriebszeiten auf den Zeitraum zwischen 6 und 23 Uhr und auch Verspätungsregelungen für Starts und Landungen
von Flugzeugen im Liniendienst zum Inhalt
hat. Auch wird der Ausbau der vergleichsweise kurzen Start- und Landebahnen von 2.000
Metern (für Landungen nur 1.700 Meter) auf
2.300 Meter voran getrieben. Hierdurch hoffen die Dortmunder für die Fluglinien deutlich attraktiver zu werden und endlich gleiche
Ausgangsbedingungen für einen echten Wettbewerb zu haben.
Wie sich die Lage der Regionalflughäfen
letztlich weiter entwickeln wird, bleibt spannend. So hatte das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) noch im Herbst
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2012 seit langer Zeit erstmals wieder einen Anstieg der Low-Cost-Verbindungen in
Deutschland festgestellt. Zudem beobachtet
das DLR eine Angleichung von Preisen und
auch Geschäftsmodellen, was eine eindeutige
Zuordnung der Airlines schwierig macht. Diese Beobachtung scheint plausibel. Denn auch
die hiesigen Regionalflughäfen haben im letzten Jahr beständig an einem Ausbau ihrer Streckennetze gearbeitet, um die Verluste durch
den weitgehenden Weggang von Air Berlin
zu kompensieren. Viele neue Fluggesellschaften und attraktive Strecken sind mit hinzugekommen. Maximilian Lange | [email protected]
Gesamtverkehr an Fluggästen
3.000.000
Weeze
Paderborn/Lippstadt
2.500.000
Dortmund
Münster/Osnabrück
2.000.000
1.500.000
1.000.000
500.000
2001
INFO
2002
Quelle: Monatsstatistiken des ADV
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012

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