Aufbau eines Doppel-MOT-Systems für Rubidium 87
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Aufbau eines Doppel-MOT-Systems für Rubidium 87
Aufbau eines Doppel-MOT-Systems für Rubidium 87 Diplomarbeit Marcus Gildemeister Institut für Laserphysik der Universität Hamburg Prof. Dr. A. Hemmerich April 2007 Referent . . . . . . . . . . . . Prof. Dr. A. Hemmerich Atomoptik Ko-Referent . . . . . . . . . Prof. Dr. G. Huber Festkörperlaser Zusammenfassung Diese Arbeit beschreibt die Konzeption, den Aufbau sowie die Inbetriebnahme eines Doppel-MOT-Systems für Rubidium 87. Bei diesem System fängt die erste magneto-optische Falle (MOT) die Atome aus einem heißen Rubidiumdampf, welcher durch Alkalimetall-Dispenser erzeugt wird. Die gefangenen Atome werden mit einem Transferlaserstrahl über eine differentielle Pumpstrecke mit einer Rate von 1.5 · 107 Atomen pro Sekunde in die zweite magneto-optische Falle befördert. Diese zweite MOT befindet sich in einer Glaszelle und weist eine Lebensdauer von (39.5 ± 3.5)s auf, was auf einen Druck von (1.6 ± 0.4) · 10−11 mbar schließen lässt. Die Glaszelle besitzt einen schmalen Appendix, in welchen die Atome mittels eines magnetischen Transfers befördert werden sollen. Hier wird über evaporatives Kühlen ein Bose-Einstein-Kondensat erzeugt werden, welches einen hervorragenden optischen Zugang bietet und somit für weiterführende Experimente zur Verfügung steht. Summary This paper describes the conception, the assembly as well as the initiation of a double-MOT-System for rubidium 87. In this system the first magneto-optical trap (MOT) captures the atoms out of a hot rubidium vapor, which is produced by alkali metal dispensers. The captured atoms are transported via a push laser beam through a differential pumping passage into the second MOT. This happens with a rate of 1.5 · 107 atoms per second. The second MOT is located in a glas cell and shows a lifetime of (39.5 ± 3.5)s, which suggest a pressure of (1.6 ± 0.4) · 10−11 mbar. The glass cell has a small appendix, into which the atoms will be transported via magnetic transfer. A Bose-Einstein condensate will be produced there using evaporative cooling. This BEC features excellent optical access and is therefore ready for further experiments. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 6 Tabellenverzeichnis 8 Definitionen und Bezeichnungen 9 1 Einleitung 10 1.1 Entwicklung der Laserkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2 Motivation für dieses Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3 Inhalt dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.4 Gliederung dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT 2.1 2.2 Grundlagen der magneto-optischen Falle . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.1.1 Die Spontankraft zum Kühlen von Atomen . . . . . . . . . . . 14 2.1.2 Dopplerkühlung in optischen Melassen . . . . . . . . . . . . . 15 2.1.3 Die magneto-optische Falle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.1.4 Die Polarisationsgradientenkühlung . . . . . . . . . . . . . . . 19 Dichtebegrenzung und Verlustprozesse einer MOT . . . . . . . . . . . 20 2.2.1 Begrenzung der Dichte in einer MOT . . . . . . . . . . . . . . 20 2.2.2 Verlustprozesse einer magneto-optischen Falle . . . . . . . . . 21 2.2.3 2.3 2.2.2.1 Ein-Körper-Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2.2.2 Zwei-Körper-Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Einfluss der Dichte auf den MOT-Zerfall . . . . . . . . . . . . 23 2.2.3.1 Lebensdauer im Bereich konstanten Volumens . . . . 23 2.2.3.2 Lebensdauer im Bereich konstanter Dichte . . . . . . 25 Überlegungen zur Rubidium MOT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.3.1 Kühlung des Rubidiumatoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.3.2 Quadrupol-Magnetfeld für die Rubidium-MOT . . . . . . . . . 27 3 Der gitterstabilisierte Diodenlaser 4 14 31 3.1 Der Diodenlaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.2 Die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.3 Die Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung . . . . . . . . . . . . . 35 Inhaltsverzeichnis 4 Der Experimentaufbau 4.1 4.2 4.3 37 Das Vakuumsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.1.1 Das Kammerdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.1.2 Die Rubidiumquelle und die 1. MOT . . . . . . . . . . . . . . 40 4.1.3 Die Glaszelle und die 2. MOT . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.1.4 Die Titansublimationspumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.1.5 Zusammenbau der Vakuumapparatur . . . . . . . . . . . . . . 46 4.1.6 Ausheizvorgang der Vakuumkammer . . . . . . . . . . . . . . 47 Das Lasersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 4.2.1 Frequenzverschiebung mittels akusto-optischer Modulatoren . 54 4.2.2 Layout des Laser-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Die Experimentsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.3.1 Das LabVIEW -Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.3.2 Das ADwin Gold System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5 Messungen an der 2. MOT 5.1 65 Aufsammeloptik zur Messung der Fluoreszenz der gefangenen Rubidiumatome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.2 Messung der Lebensdauer der 2. Mot . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 5.3 Bestimmung der Anzahl der gefangenen Atome . . . . . . . . . . . . 70 5.4 Bestimmung der Laderate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.5 Bestimmung der Zwei-Körper-Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 6 Fazit und Ausblick 74 Anhang A.1 Das Rubidiumisotop 75 87 Rb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 A.2 Aufgabe wichtiger elektronischer Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . 76 A.3 Informationen zu den Ionengetterpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . 77 A.4 Abschätzung der Linienbreite der Diodenlaser . . . . . . . . . . . . . 79 Literaturverzeichnis 80 Danksagung 85 5 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 1 Bild der gefangenen Rubidium Atome in der Glaszelle . . . . . . . . . 10 2 Effektive Kraft der Dopplerkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Funktionsweise einer MOT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4 Verlauf der Atomzahl im Bereich konstanten Volumens . . . . . . . . 25 5 Die zur Laserkühlung relevanten Übergänge des Rubidium 87 . ~ x, y = 0) . . . Quadrupolfeld der 1. MOT: Vektorplot von B(z, ~ Quadrupolfeld der 1. MOT: Contourplot von B(x, z, y = 0) . ~ = 0, x, y = 0) . . . . Quadrupolfeld der 1. MOT: Plot von B(z 6 7 8 9 Quadrupolfeld der 1. MOT: 10 Quadrupolfeld der 2. MOT: 11 Quadrupolfeld der 2. MOT: 12 Quadrupolfeld der 2. MOT: ~ x = 0, y = 0) . . . Plot von B(z, ~ x, y = 0) . . Vektorplot von B(z, ~ z, y = 0) Contourplot von B(x, ~ = 0, x, y = 0) . . . Plot von B(z . . . . 26 . . . . 29 . . . . 29 . . . . 29 . . . . . 29 . . . . . 30 . . . . . 30 13 . . . . . 30 ~ Quadrupolfeld der 2. MOT: Plot von B(z, x = 0, y = 0) . . . . . . . . 30 14 Der schematische Aufbau des gitterstabilisierten Diodenlasers . . . . 32 15 Foto eines geöffneten Diodenlasers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 16 Dopplerfreies Transmissionsspektrum der D2 -Linie von Rubidium 87: F = 2 → F 0 = (1, 2, 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 17 Dopplerfreies Transmissionsspektrum der D2 -Linie von Rubidium 87: F = 1 → F 0 = (0, 1, 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 18 Genauere Betrachtung des dopplerfreien Transmissionsspektrums der D2 -Linie von Rubidium 87: F = 2 → F 0 = (1, 2, 3) . . . . . . . . . . . 34 19 Aufbau der Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung . . . . . . . . . 36 20 Die Vakuumapparatur im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 21 Skizze des Doppel-MOT-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 22 Bild und Skizze der Quellenkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 23 Die Glaszelle vor dem Ausheizvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 24 Der Strahlengang in der Glaszelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 25 Die Spulenanordnung um die Glaszelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 26 Die Titansublimationspumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 27 Der Kühlkörper der Titansublimationspumpe . . . . . . . . . . . . . 45 28 Übersicht der Apparatur vor dem Ausheizen . . . . . . . . . . . . . . 47 29 Die Apparatur während des Ausheizens . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 30 Temperaturverlauf der verschiedenen Kammerelemente während des Ausheizens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 6 Abbildungsverzeichnis 31 LabVIEW -Oberfläche zur Überwachung des Ausheizvorgangs . . . . . 51 32 Druckverlauf während des Ausheizens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 33 Enddruckabschätzung nach dem Ausheizen . . . . . . . . . . . . . . . 52 34 Funktionsweise eines AOM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 35 Lichtlaufplan des Lasersystems 36 Legende zum Lichtlaufplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 37 Übersichtsplan der Experimentsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . 60 38 Beispiel zur Funktion der LabVIEW -Experimentsteuerung . . . . . . 64 39 Aufnahme des Fluoreszenzlichtes der 2. MOT . . . . . . . . . . . . . 65 40 Aufnahme der Atomwolke in der 2.MOT . . . . . . . . . . . . . . . . 66 41 Verlauf des Lade- und Zerfallsprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 42 Lebensdauer in Abhängigkeit vom inversen Druck . . . . . . . . . . . 69 43 Bestimmung der Zwei-Körper-Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 44 Aufbau und Funktionsweise einer Ionengetterpumpe vom Typ Diode . 77 45 Funktionsweise einer Ionengetterpumpe vom Typ Triode . . . . . . . 78 46 Beat-Signal zweier Diodenlaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 7 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis 1 Übersicht über die MOT-Spulen und ihre Magnetfelder . . . . . . . . 28 2 Daten der Fits aus Abbildung 32 und 33 . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3 Übersicht über die Parameter der genutzten Laser . . . . . . . . . . . 53 4 Lebendauer der 2. MOT bei verschiedenen Drücken . . . . . . . . . . 68 5 Übersicht über die Druckabschätzungen für die Vakuumqualität in der Hauptkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 8 87 6 Die wichtigsten physikalischen Eigenschaften von Rb . . . . . . . . 75 7 Charakteristische Daten der Ionengetterpumpen . . . . . . . . . . . . 78 Definitionen und Bezeichnungen Definitionen und Bezeichnungen Symbol Definition α Erklärung Ein-Körper-Verlustrate (V=const) α0 α + β n̄ β Ein-Körper-Verlustrate (n=const) Zwei-Körper Verlustrate b dB dz ∆µ (gFe mFe − gFg mFg ) · µB Effektives magnetisches Übergangs |ei → |gi δ ωAtom −ωLaser 2π 1 2π·τ Verstimmung des Lasers Γ Magnetfeldgradient auf der Spulenachse ΓD Moment des Natürliche Linienbreite (FWHM) Dopplerbreite 1 τ Γsp Zerfallsrate I Intensität oder Stromstärke πhc 3λ3 τ N V IS n Resonante Sättiungsintensität Atomanzahldichte N Atomzahl N0 Maximale Atomanzahl in der MOT Ω Raumwinkelelement p Druck P Leistung ρee Besetzungswahrscheinlichkeit des angeregten Zustandes r0 1 -Radius e R Laderate ~δ ∆µ dB dz I IS Rc S0 Einfangradius einer MOT Resonante Sättigungsparameter τ Lebensdauer des angeregten Zustandes τlade Ladezeit der 2.MOT τmot Lebensdauer der 2.MOT ~2 k 2 2mkB ~Γ 2kB Γsp k TR TD vc vC einer MOT 2h2 ·δ·Γsp m·λ·∆µ·b Rückstoßtemperatur Dopplertemperatur Wirkungsbereich der Dopplerkühlung 12 Einfanggeschwindigkeit einer MOT 9 1 Einleitung 1 1.1 Einleitung Entwicklung der Laserkühlung Die Laserkühlung und das Fangen von neutralen Atomen ist ein schnell an Bedeutung gewinnendes Gebiet der Physik. Heutzutage ist es möglich Atome in der Mitte einer Vakuumkammer zu fangen und dabei auf Temperaturen von Mikro-Kelvin zu kühlen. Dieser vollkommen neue Grad der Kontrolle über die atomare Bewegung gibt der Forschung einen ganz neuen Teilchenzustand zur Untersuchung. In diesen Systemen übersteigen die De-Broglie-Wellenlängen den Bohrschen Radius um Größenordnungen, so dass reale quantenmechanische Vielteilchensysteme entstehen. Abbildung 1: Bild der gefangenen Rubidiumatome in der Glaszelle, welche fast vollständig von den Spulen verdeckt ist. Das eigentlich rote (780nm) Laser- und Fluoreszenzlicht der Atome wird von der Digitalkamera gelb dargestellt. (Aufgenommen mit einer Canon Power Shot A700; mittels DRI (Dynamic Range Increase) aus vier verschiedenen Bildern zusammengefügt.) Bereits aus den Maxwellschen Theorie der elektromagnetischen Wellen war bekannt, dass Licht einen Impuls besitzt. Die Existenz des darauf beruhenden Strahlungsdrucks des Lichts wurde um die vorletzte Jahrhundertwende gezeigt [32]. 1933 ging 10 1.1 Entwicklung der Laserkühlung die Entwicklung weiter, Otto Robert Frisch erzeugte in Hamburg die erste Ablenkung eines Natriumatomstrahls mittels resonantem Lichts [25]. Doch aufgrund der hohen Anforderungen an die Qualität der Lichtquelle (Linienbreite, Frequenzstabilität, Intensitätsstabilität, Polarisation) dauerte es bis zu der Entwicklung des Lasers in den 60ern, ehe die Laserkühlung Erfolge verzeichnen konnte. Die in 1975 entwickelte Idee rotverstimmte Laser zur Kühlung von neutralen Atomen zu nutzen, verhalf der Laserkühlung zum Durchbruch [29]. Diese Überlegungen wurden in den 80ern um ein Magnetfeld erweitert um die gekühlten Atome an einem Ort zu fangen. Diese Kombination wird heute als magneto-optische Falle bezeichnet1 . Die Pioniere dieser Entwicklung, Steven Chu, Claude Cohen-Tannoudji und William D. Phillips, wurden 1997 mit dem Nobelpreis geehrt. Darüber hinaus half die Laserkühlung und der weitere Fortschritt dieser Technik eine lang aufgestellte Vorhersage zu überprüfen: Bereits 1924 hatten Satyendranath Bose und Albert Einstein einen neuen, quantenmechanischen Aggregatzustand prognostiziert. Erst 1995 gelang es diesen tatsächlich zu beobachten: Die Erzeugung der ersten Bose-Einstein-Kondensate war ein Meilenstein der Quantenoptik, dessen Würdigung durch den Nobelpreis 2001 (Eric A. Cornell, Wolfgang Ketterle, Carl E. Wiemann) seinen Höhepunkt fand und eine Welle völlig neuartiger Experimente auslöste2 . Heutzutage ist die magneto-optische Falle (MOT = magneto optical trap) die Standardquelle für kalte Atome in der Quantenoptik. Unter vertretbarem Aufwand kann eine Wolke von 108 − 1010 Atomen auf einige µK gekühlt werden [65]. Dadurch stellt die MOT häufig den Ausgangspunkt vieler weitergehender Experimente dar – dies wird auch in diesem Projekt der Fall sein (siehe Kapitel 1.2). Die Funktionsweise einer magneto-optischen Falle sei hier kurz erläutert: Ein Gas sehr geringen Druckes wird σ-polarisiertem Laserlicht aus allen sechs Raumrichtungen ausgesetzt. Das eingestrahlte Licht ist allerdings nicht resonant auf einen atomaren Übergang, sondern besitzt eine etwas geringere Frequenz (rotverstimmt). Aufgrund des Dopplereffektes absorbiert nun ein bewegtes Atom immer mehr Licht aus dem entgegen der Flugrichtung laufenden Strahl. Nach einem solchen stimulierten Absorptionsprozess eines Photons (und somit auch dessen Impulses) wird dieses anschließend bei einer spontanen Emission wieder abgegeben. Diese Prozesse besitzen einen entscheidenden Unterschied: Während das Photon der stimulierten Absorption aus einer bestimmten Richtung kommt (nämlich der entgegengesetzten Flugrichtung), wird das Photon der spontanen Emission über alle Raumwinkelelemente gleichwahrscheinlich abgegeben – der Impulsübertrag der spontanen Emission verschwindet im zeitlichen Mittel. Als Folge entsteht ein Netto-Impulsübertrag der Photonen der stimulierten Absorption. Dieser Mechanismus führt jedoch noch zu keinem örtlichen Einschluss der Atome, 1 2 Für eine kurzen Überblick diese Weges sei auf [7] oder [10] verwiesen. Für eine Zusammenfassung dieser Entwicklung sei auf [11] verwiesen. 11 1 Einleitung sondern nur zu einem Bremsen, d.h. Kühlen. Um die nötige Raumabhängigkeit der Bremswirkung auf die Atome zu erreichen wird ein Magnetfeld genutzt, an dessen Minimum sich die gekühlten Atome sammeln. Hierbei werden zwei Tatsachen ausgenutzt: • Für die Zeeman-Komponenten mit m > 0 (m < 0) ist die Energieverschiebung durch das Magnetfeld positiv (negativ). • Die Anregung mit σ + (σ − )-polarisiertem Licht setzt eine Änderung der mQuantenzahl um +1 (−1) voraus. Dies führt dazu, dass der energetisch niedrigere (d.h. mit dem Laser resonantere und damit stärker absorbierende) Zustand mehr Licht aus der auf den magnetischen Nullpunkt zeigenden Richtung absorbiert. So werden die Atome auf einen kleinen Bereich im Orts- (Fangen) und Impulsraum (Kühlen) komprimiert. 1.2 Motivation für dieses Projekt Die Motivation für dieses Projekt war die Aussicht, ein aus allen drei Raumrichtungen optisch gut zugängliches Bose-Einstein-Kondensat zu erzeugen. Hierfür bildete eine bereits vorhandene Glasküvette den Ausgangspunkt des Experimentdesigns. In dieser Glaszelle soll eine magneto-optische Falle Rubidiumatome fangen und vorkühlen. Danach erfolgt ein Transfer in eine Magnetfalle. Anschließend werden die Atome mit einem magnetischer Transport in den schmalen Appendix der Glaszelle überführt. Durch das miniaturisierte Design der Spulenkonfiguration um den Appendix herum ist es möglich, mit relativ kleinen Strömen hohe Magnetfeldgradienten zu erzeugen. So wird eine relative geringe Wärmeentwicklung verursacht und der Wärmeabtransport erleichtert. In dem Appendix wird durch evaporatives Kühlen ein Bose-EinsteinKondensat erzeugt werden, welches dann für weitere Experimente zur Verfügung steht3 . 1.3 Inhalt dieser Arbeit Damit die obige Zielsetzung in naher Zukunft erreicht wird, wurde von einem Team aus zwei Diplomanden (Georg Wirth, Marcus Gildemeister) der Experimentaufbau geplant, konstruiert und durchgeführt. Dieser Vorgang wird in dieser Diplomarbeit beschrieben. Um diese Aufgabe erfolgreich bearbeiten zu können, war es für das Team notwendig verschiedene Techniken und Verfahren der Quantenoptik kennenzulernen. Hierbei wurden auch diverse andere Themengebiete bearbeitet (Vakuumtechnik, Diodenlaser, Frequenz-Stabilisierungen, Experimentsteuerung). 3 12 Für ein zukünftiges Experiment sei auf [31] verwiesen. 1.4 Gliederung dieser Arbeit Die oben vorgestellte magneto-optische Falle wird in dieser Arbeit zweimal genutzt. Die erste MOT stellt die Quelle dar: Hier werden langsame Rubidiumatome aus dem Dampf heißer Atome heraus gefangen. Anschließend werden die Atome mit einem Transferlaserstrahl über eine differentielle Pumpstrecke in eine zweite Vakuumkammer transportiert und in der 2. MOT in der Glaszelle gefangen. Der Grund für dieses Doppel-MOT-System beruht auf der geforderten Vakuumqualität: Die Quelle der Rubidiumatome verschlechtert das Vakuum, was sich negativ auf die Lebensdauer einer magneto-optischen Falle auswirkt. Eine ausreichende Lebensdauer ist aber notwendig, um mit den gefangenen Atomen weiter experimentieren zu können. Abschließend werden in dieser Arbeit erste quantitative Aussagen über das entstandene Doppel-MOT-System geliefert: Die Anzahl der in der 2.MOT gefangenen Atom beträgt 5.4 · 108 (Laderate von 1.5 · 107 Atome pro Sekunde) und die Lebensdauer 39.5s ± 3.5s. Hieraus wird die Qualität des Vakuums in der Glaszelle auf 1.6 · 10−11 mbar abgeschätzt. 1.4 Gliederung dieser Arbeit In Kapitel 2 werden die wesentlichen theoretischen Grundlagen der Laserkühlung erläutert, die die Atom-Photon-Wechselwirkung beschreiben und für das Verständnis der magneto-optischen Falle notwendig sind. Die Erklärung wie mittels Diodenlasern die passenden Photonen erzeugt werden folgt in Kapitel 3. Kapitel 4 beschäftigt sich dem Konzept und Aufbau der Vakuumkammer sowie dem Aufbau des Master-Slave-Lasersystems. In diesem Kapitel wird auch auf die PCgestützte Experimentsteuerung eingegangen. Anschließend wird in Kapitel 5 eine quantitative Aussage über das Doppel-MOTSystem getroffen (Lebensdauer, Atomanzahl und Laderate der 2. MOT). Kapitel 6 schafft schließlich einen Ausblick auf die mittelfristige Entwicklung dieser Apparatur und gibt nochmals einen Überblick über die Ergebnisse. Diese Diplomarbeit hat insbesondere zum Ziel einem interessierten Studenten, der sich dem Gebiet der Quantenoptik zuwendet, einen ersten Einblick in die experimentelle Erzeugung kalter Atome zu geben. 13 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT Der erste Teil 2.1 dieses Kapitels stellt die wesentlichen Bausteine der Laserkühlung für neutrale Atome anhand eines idealisierten Zwei-Niveau-Systems dar. Zum einen die wirkenden Kräfte sowie die daraus resultierende Kühlmöglichkeit, zum anderen die durch zusätzliche Magnetfelder gegebene Möglichkeit des örtlichen Einschlusses. Daneben wird kurz auf die in der MOT auftretende Polarisationsgradientenkühlung eingegangen. In Teil 2.2 werden die Gründe für die Dichtebegrenzung in einer magneto-optischen Falle beschrieben und die verschiedenen Verlustmechanismen aufgrund von Stößen erläutert. In Abschnitt 2.3 werden die Überlegungen für das Rubidiumatom angepasst und erweitert: Das genaue Niveauschema und dessen Kühlmöglichkeit wird dargestellt und die reale Magnetfeld-Konfiguration simuliert. 2.1 Grundlagen der magneto-optischen Falle 2.1.1 Die Spontankraft zum Kühlen von Atomen Ein ideales Zwei-Niveau-Atom, das sich in einem monochromatischen Lichtfeld hinreichend großer Intensität befindet, erfährt zwei grundlegende Kräfte: Die Spontankraft, welche auf dem Impuls eines absorbierten und reemittierten Photons beruht, sowie die Dipolkraft, welche die Wechselwirkung des induzierten Dipolmomentes mit dem Gradienten des elektrischen Feldes beschreibt. Die für diese Arbeit relevante Spontankraft ist eine dissipative Kraft4 und erlaubt somit die Möglichkeit zur Kühlung, während die Dipolkraft konservativ und somit zum Fangen geeignet ist. Die Spontankraft (auch Strahlungsdruck genannt) beruht auf der räumlichen Asymmetrie der stimulierten Absorption im Vergleich zu einem spontanen Emissionsprozess: Wird einem Atom mit dem Impuls p~Atom nur Photonen mit dem Impuls p~P hoton = ~~k aus einem Raumwinkel angeboten, summieren sich diese Impulsüberträge auf, da der jeweils anschließende relaxierende spontane Emissionsprozess über alle Raumwinkel gleichwahrscheinlich ist, und somit keinen Netto-Impulsübertrag erzeugt. Der analytische Ausdruck dieser Spontankraft ergibt sich als Produkt aus übertragendem Impuls ~~k, der Rate des spontanen Zerfalls Γsp = 2π · Γ sowie ρee , der Besetzungswahrscheinlichkeit des angeregten Zustands [51]: Γsp F~Sp = ~~kΓsp ρee = ~~k · 2 S0 1 + S0 + 2δ 0 Γsp 2 (1) Hier beschreibt δ 0 = ωAtom − ωLaser = 2π · δ die Verstimmung des Lasers gegenüber der atomaren Übergangsfrequenz (als Kreisfrequenz), S0 = IIS den resonanten 4 14 Dissipativ, da auf dem spontanen Zerfall beruhend und somit irreversibel. 2.1 Grundlagen der magneto-optischen Falle Sättigungsparameter und IS die resonante Sättigungsintensität. Es ist zu erkennen, dass F~Sp in Abhängigkeit von der Verstimmung δ 0 ein Lorentzprofil besitzt und (aufgrund einsetzender stimulierter Emission) für S0 → ∞ gegen FSp,max = ~k Γ2sp sättigt (k = ~k )5 . Um diese Spontankraft zum Kühlen zu nutzen, darf der Laser nur schwach mit einem ruhenden Atom wechselwirken, da er sonst dem eigentlichen Ziel entgegen wirkt. Trotzdem muss die beschriebene Asymmetrie aus stimulierten und spontanen Prozessen ausgenutzt werden. Nach dem Vorschlag in [29] kann dies beides durch eine Rotverstimmung (d.h. δ > 0, der Laser besitzt eine kleinere Frequenz als der atomare Übergang) des eingestrahlten Lasers erreicht werden: Aufgrund der Dopplerverschiebung besitzt immer nur eine Geschwindigkeitsklasse eines Ensembles von Atomen6 die Möglichkeit mit dem Photon wechselwirken zu können: Atome, die sich entgegen des ~k-Vektors der Photonen bewegen, sehen“ eine höhere Frequenz (d.h. bei 500 ms etwa 640MHz höher als ” ruhende Atome), so dass eine Absorption möglich ist. Als Folge des schmalen Lorentzprofils der Spontankraft können immer nur Atome über einen sehr begrenzten Geschwindigkeitsbereich gekühlt werden, bis sie diesen nach unten“ wieder verlas” sen, also zu langsam werden und außerhalb der Resonanz gelangen7 . Um Atome von Raumtemperatur-Geschwindigkeiten von einigen 100 ms zum Stillstand (tatsächlich sind einige cm/s erreichbar) zu bremsen, ist somit entweder das Nachfahren der Laserfrequenz ωLaser (Chirp-Cooling [22]) oder das Ändern der Resonanzfrequenz ωAtom (Zeeman-Cooling [44]) nötig. In dieser Arbeit wird ein solcher Kühlvorgang allerdings nicht eingesetzt, da die Atome direkt aus dem langsamen Anteil der thermischen Maxwell-Boltzmann-Verteilung gefangen werden ([40], [5]). 2.1.2 Dopplerkühlung in optischen Melassen Die Dopplerkühlung beschreibt den resultierenden Prozess aus zwei gegensätzlich propagierenden, rotverstimmten Laserstrahlen, welche mit einem Atom wechselwirken. Das sich mit ~v bewegende Atom sieht den entgegen der Bewegungsrichtung propagierenden Laserstrahl um ~k·~v hochfrequenter, während der mit der Bewegungsrichtung propagierende Laserstrahl um diesen Betrag niederfrequenter erscheint. Als 5 6 7 Als Abschätzung der Kraft folgende Überlegung für das Rubidiumatom: λ = 780nm, ~k m ≈ 1 6mm/s, Γsp = 26ns daraus folgt eine Beschleunigung von a ≈ 1.2 · 105 m/s2 . Hier sei die Annahme eines thermischen Gases mit einer Maxell-Boltzmann-Geschwindigkeitsverteilung gemacht. Der Wirkungsbereich der Spontankraft im Geschwindigkeitsraum (ca. 5m/s) ist hier vor allem durch die natürliche Linienbreite (Rubidium 87: Γ = 6MHz) und nachrangig durch die Breite des Lasers (hier ∼ 500kHz) limitiert. 15 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT Summe beider Kräfte ergibt sich: F~ges = Fk1 + Fk2 = ~ Γsp 2 (2) k~2 S02 k~1 S01 0 ~ 2 + 0 ~ 2 1 + S01 + 2(δ1Γ−spk1~v) 1 + S02 + 2(δ2Γ−spk2~v) (3) Unter der Annahme, dass beide Laserstrahlen die gleiche Intensität sowie die gleiche Frequenz aber gegensätzliche k-Vektoren haben (~k1 = −k~2 ) ergibt sich ein Verlauf wie in Abbildung 2: Um den Ursprung im Impulsraum bildet sich eine Regelflanke, die die Atome in Richtung v = 0 bewegt, also bremst. Diese dämpfende Kraft ist für δ 0 ≈ Γ2sp maximal. Des Weiteren lässt sich aus dem linearen Bereich um den Ursprung |v| < Γsp /k die Definition einer Einfanggeschwindigkeit mit vc = Γsp /k = Γ · λ begründen. 0 ,6 F [hk Γsp] δ’ =Γs p /2 F1(k) 0 ,4 F2(-k) Fges 0 ,2 -6 -4 -2 2 4 - 0 ,2 6 v [Γsp/k] - 0 ,4 - 0 ,6 Abbildung 2: Effektive Kraft der Dopplerkühlung Tatsächlich werden die Atome allerdings nicht bis v = 0 gebremst: Der gemittelte Impulsübertrag der Spontanemission ist zwar null, aber die Atome vollführen dabei eine Diffusionsbewegung um den Ursprung im Impulsraum, was zu einer linearen Erhöhung der kinetischen Energie führt [30]. Als Gleichgewichtstemperatur stellt sich die Dopplertemperatur TD ein, welche für Rubidium 146µK beträgt: ~Γsp TD = (4) 2kB Als Resultat von drei sich gegensätzlich ausbreiteten Paaren von rotverstimmten Lasern ergibt sich für die Atome eine Art Sirup“, durch den die Atome wandern ” – aus dieser Eigenschaft ergibt sich auch der Name optische Melasse für diesen Zustand [8]. Als Folge des Earnshaw Theorems können durch eine optische Melasse noch keine Atome eingefangen werden. (Es gibt keine Senke für Photonen im freien Raum; alle Photonen, die in ein Volumen eintreten, müssen dieses auch wieder verlassen [2]). 16 2.1 Grundlagen der magneto-optischen Falle 2.1.3 Die magneto-optische Falle Wie im obigen Abschnitt erläutert, führen die rotverstimmten Laser zu einer kühlenden Kraft, welche allerdings die Atome noch nicht an einem Punkt im Ortsraum fängt, sondern nur an einem Punkt im Impulsraum. Um eine Raumabhängigkeit der Spontankraft zu erzeugen, wird auf den Zeeman-Effekt zurückgegriffen, welcher in Verbindung mit jeweils gegensätzlich eingestrahlten, zirkularpolarisierten Laserlicht genau dies erreicht: Ein inhomogenes Magnetfeld führt zu einer ortsabhängigen Aufspaltung der ZeemanNiveaus des Je -Zustandes um (~µ magnetische Moment, gF Landé-Faktor, µB Bohr~ Magnetfeld (hier als linear angenommen)8 ): sche Magneton, B ~ ∆E = ~µ · B 1Dim = µB · gF · mF · Bz (5) Die ohne Magnetfeld entarteten mF -Zustände werden durch das Magnetfeld energetisch angehoben oder abgesenkt, siehe Abbildung 3 für ein System mit Je = 1. Aufgrund der Auswahlregeln für Dipolübergänge kann σ + -Licht das Atom nur in den (m = +1)-Zustand anregen, während σ − -Licht das Atom in den (m = −1)Zustand anregt. Somit absorbiert ein Atom bei z > 0 (z < 0) mehr Photonen aus dem σ − (σ + )-Licht. Als Folge entsteht eine rücktreibende Kraft zum magnetischen Nullpunkt, an dem die (m = ±1)-Zustände wieder entartet sind [45]. An den Punkten mit z = ±RC (siehe Abbildung 3) sind genau die ruhenden Atome mit dem Laser resonant (hδ = ∆E). RC wird hier genutzt um einen räumlichen Einfangbereich der MOT zu definieren (∆µ ist das effektive magnetische Moment des Übergangs, b = dB bezeichnet den Magnetfeldgradienten) [38]: dz RC = (gFe mFe ∆E − gFg mFg )µB · dB dz = hδ ∆µ · b (6) (Dieser Einfangbereich unterscheidet sich durch die verschieden hohen Magnetfeldgradienten in radialer und axialer Spulenrichtung für ein Quadrupolfeld, siehe Kapitel 2.3.2.) Für den Kühlübergang für σ + -Licht bei Rubidium (|2, 2i → |3, 3i, ∆µ = (gFe mFe − gFg mFg ) · µB = (3 · 23 − 2 · 12 )µB ) ergibt sich für die 1. MOT ein maximaler Einfangradius von ca. 6.6mm, was genau innerhalb des beleuchteten Volumens G T liegt (Verstimmung δ = 2Γ = 12MHz, Magnetfeldgradient dB = 12.9 cm = 0.129 m ). dz Weiter lässt sich ein Geschwindigkeitseinfangbereich vC der MOT definieren: Ein Atom, das bei ±RC ruht, kann vorher maximal die gesamte MOT mit einer kon8 Es gelte hier folgende, in der Atomoptik übliche, Konvention: Die Quantisierungsachse liegt konstant in positiver z-Richtung, bei einem Nulldurchgang des Magnetfeldes wird die Quantisierungsachse nicht umgedreht, sondern das Vorzeichen des Magnetfeldes geändert. Magnetische Quantenzahlen und Polarisationen der Laser werden im Folgenden nach dieser Konvention bezeichnet. 17 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT Energie σ+ m=+1 - σ σ+ Je=1 m=0 δ m=-1 I ωLaser - σ σ+ σ+ ωAtom σ- I - σ Jg=0 -RC 0 +RC z m=0 Abbildung 3: Links: Strahlkonfiguration in der MOT. Die sechs gegensätzlich polarisierten Strahlen beleuchten ein Raumelement, welches um den Nullpunkt des Anti-HelmholtzMagnetfeldes liegt. Rechts: Die durch ein lineares Magnetfeld hervorgerufene räumliche lineare Aufspaltung des angeregten Niveaus in einer Dimension. Die effektive Verstim~ mung beträgt nun δef f = δ 0 + ~k · ~v − µ~ ~·B . Zusammenfassend kann die magneto-optische Falle als gedämpfter harmonischer Oszillator angesehen werden, wobei die Bewegung stark überdämpft ist. stanten abbremsenden Kraft von FSp,max = ~k Γ2sp durchlaufen haben. 1 2 mv = 2 · RC · FSp,max 2 C 1 4 · RC · FSp,max 2 = m 1 2h2 · δ · Γsp 2 = m · λ · ∆µ · b Ekin = ⇒ vC vC (7) (8) (9) Als Abschätzung für die 1. MOT ergibt sich ein Wert von vC ≈ 54 ms . Dies zeigt, dass immer nur ein geringer Teil eines Gases bei Raumtemperatur ohne vorheriges zusätzliches Abbremsen eingefangen werden wird9 . Allerdings ist der Wert dieses einfach Modells von 54m/s im Vergleich zu anderen, experimentell ermittelten Werten (ca. 20m/s) deutlich zu groß. Des Weiteren kann durch das Maximieren der Einfanggeschwindigkeit noch keine Maximierung der gefangen Atomzahl begründet werden, da mit einer Veränderung der Verstimmung δ und des Magnetfeldgradienten b auch die Verluste der MOT variieren (vergleiche Kapitel 2.2.2.2). Trotzdem erklärt sie, warum eine magneto-optische Falle Atome aus einem heißen Hintergrundgas fangen kann. 9 Der Anteil an einem 400◦ C heißen Gas mit einer Geschwindigkeit von weniger als 54m/s beträgt [15]: R 54m/s f (v)dv 0R ≈ 2.5 · 10−3 ∞ f (v)dv 0 Es wird also nur jedes 400. Atom aus dem Gas gefangen. 18 2.1 Grundlagen der magneto-optischen Falle 2.1.4 Die Polarisationsgradientenkühlung Die Polarisationsgradientenkühlung kühlt die Atome in der magneto-optischen Falle unter die Dopplertemperatur [33]. In der MOT tritt eine σ + -σ − -Licht Konfiguration auf, für die ein anderes Modell als bei dem lin⊥lin Sisyphus-Mechanismus als Erklärung dient10 . Bei dieser σ + -σ − -Konfiguration führt ein geschwindigkeits-induziertes Besetzungsungleichgewicht zu einem Netto-Strahlungsdruck auf das Atom [14]. Dies ist wie folgt für ein Atom mit Jg ≥ 1 zu erklären: Die durch das gegenlaufende σ + -σ − -Licht geformte lineare Polarisationsachse rotiert entlang der z-Achse mit einer Periode von λ. Für ein ruhendes Atom, welches das resultierende, linear polarisierte Licht sieht, ist die Besetzungswahrscheinlichkeit für den |Jg , m = 0i-Zustand am größten. Des Weiteren besitzt dieser Zustand im Vergleich zu den |Jg , m = ±1i-Zuständen eine größere Lichtverschiebung (engl. lightshift), die das Niveau absenkt (beides folgt aus den Clebsh-Gordon-Koeffizienten). Diese Überlegungen gelten auch für ein Atom, das sich an einem anderen Punkt der z-Achse befindet. Allerdings hat hier die Polarisationsachse eine andere Ausrichtung. Somit sind die lichtverschobenen Zeeman-Niveaus Eigenzustände einer anderen Basis. Wenn sich Atome entlang der z-Achse bewegen, müssen sie kontinuierlich in diese neuen Zustände gepumpt werden. Dieses Umpumpen läuft der Polarisationsachsendrehung immer etwas hinterher. Das daraus resultierende Besetzungsungleichgewicht der Grundzustände führt zu einer verstärkten Streuung des entgegenkommenden Lichtes und somit zu einem bremsenden Netto-Strahlungsdruck. Dieser Vorgang kann die Atome bis an die Rückstoßgrenze bremsen; dies ist der Impuls, den ein Spontan-Photon beim Emissionsprozess an das Atom abgibt. Die korrespondierende Temperatur TR beträgt (m = Masse des gekühlten Atoms): TR = ~2 k 2 2mkB (10) Für Rubidium 87 ergibt sich TR = 361.96nK 11 . Im Gegensatz zur Dopplerkühlung besitzt die Polarisationsgradientenkühlung einen von der Laserleistung unabhängigen Reibungskoeffizienten, während der Fangradius von der Laserleistung abhängt. 10 11 Die Lichtverschiebungen der Unterniveaus des Grundzustandes sind räumlich moduliert. Das bewegte Atom wird in der optischen Stehwelle zwischen diesen Zuständen hin- und hergepumpt, wobei kinetische in potentielle Energie umgewandelt wird. Bei dieser Temperatur ist die De-Broglie-Wellenlänge gleich der Wellenlänge des Lichtes und eine vollständig quantisierte Beschreibung ist notwendig. 19 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT 2.2 Dichtebegrenzung und Verlustprozesse einer MOT Das Verhalten der gefangenen Atomen in einer magneto-optischen Falle ist nur für sehr geringe Atomzahlen als ein ideales Gas beschreibbar. Mit zunehmender Dichte setzt eine starke Dynamik ein, deren Ursache hier beschrieben wird [59]. Für die Dynamik spielt die Dichte der gefangenen Atome eine entscheidende Rolle: Sie besitzt einen Maximalwert, wodurch die magneto-optische Falle vom Bereich konstanten Volumens (constant volume regime) in den Bereich konstanter Dichte (constant density regime) wechselt. Die Überlegungen dieses Kapitels werden in Abschnitt 5 genutzt, um aus der MOT-Lebensdauer eine Aussage über den Druck und die Zwei-Körper-Verlustrate abzugeben. 2.2.1 Begrenzung der Dichte in einer MOT Bei geringer Anzahl von Atomen in einer magneto-optischen Falle können Wechselwirkungen von Atomen untereinander vernachlässigt werden. Die Dichteverteilung kann also aus − n(~r) = n0 · e Epot (~ r) kB T (11) bestimmt werden. Wie in Kapitel 2.1.3 erläutert, ist die rücktreibende Kraft um den Ursprung nahezu linear. Somit folgt, dass Epot ∝ |~r|2 , weshalb n(~r) eine Gaußverteilung beschreibt. Dies bedeutet, dass die Verteilungsform nur von der Temperatur und nicht von der Anzahl der Atome abhängt. Dabei steigt n0 linear mit der Teilchenzahl an. Dieser Bereich wird als Bereich konstanten Volumens bezeichnet und ist für Rubidium nur bei deutlich weniger als 107 Atomen zu beobachten. Die Gesamtzahl der Atome steigt linear mit der maximalen Dichte n0 , N0 = n0 · π 3/2 · r03 (12) wobei r0 die Ausdehnung ( 1e -Radius) der MOT beschreibt. Mit steigender Zahl von Atomen werden zwei neue Effekte relevant: 1. Die Lichtintensität ist im Fallenzentrum schwächer als am Rand: Die äußeren Atome schirmen die inneren gegen den Laser ab, was eine stärkere Kompression hervorruft [13]. 2. Die Reabsorption eines Fluoreszenz-Photons: Die Absorption von spontanen Photonen, welche von gefangenen Atomen emittiert wurden, bringt den beteiligten Atomen einen Relativimpuls 2~k. Dies führt zu einer effektiven Abstoßung der Atome (Dichte-limitierende Effekte; engl. radiation trapping effects, siehe [59], [53]). nicht Der letztere Prozess ist weitaus stärker, so dass Dichten über > 1010 -1011 Atome cm3 erreicht werden können. Ab hier wird durch das Hinzufügen weiterer Atome nur die 20 2.2 Dichtebegrenzung und Verlustprozesse einer MOT 1 räumliche Ausdehnung, r0 ∝ (N ) 3 , vergrößert (Bereich konstanter Dichte)12 . Wächst die Atomzahl noch weiter, sinkt die Dichte wieder, da die Atomwolke für den Laser transparent bleiben muss: Wird ein Photon mehr als einmal reabsorbiert so steigt die Kraft aus den Dichte-limitierenden Effekten und treibt die Wolke wieder auseinander. In [35] ist zu erkennen, dass in diesem Bereich der Radius der atomaren 1 1 Wolke nicht mit N 3 , sondern eher mit N 2 wächst. 2.2.2 Verlustprozesse einer magneto-optischen Falle Wie in Abschnitt 2.2.1 bereits erwähnt, besitzt die Atomzahldichte in einer magnetooptischen Falle einen Maximalwert, was bei einem begrenzten beleuchteten Volumen auch eine maximale Atomanzahl bedeutet. Tatsächlich wird die maximale Atomanzahl in einer MOT aber durch das Verhältnis von der Laderate zur Verlustrate begrenzt. Wird ein Atom in einer MOT gefangen, so beträgt seine anschließende Aufenthaltszeit innerhalb der MOT aufgrund von verschiedenen Verlustprozessen nur eine endliche Zeitperiode bevor es die MOT wieder verlässt13 . Die folgende Ratengleichung beschreibt die Dynamik der Atomanzahl N(t) in einer MOT bis zur zweiten Ordnung (α = Ein-Körper-Verlustkoeffizient, β = Zwei-Körper-Verlustkoeffizient, R = Laderate) [28]: Z dN (t) = |{z} R − α · N (t) − β · n2 (r)d3 r (13) | {z } dt | {z } Laderate Ein-Körper-Verluste Zwei-Körper-Verluste 2.2.2.1 Ein-Körper-Verluste Die Ein-Körper-Verluste betreffen jedes einzelne gefangene Atom: • Stöße mit dem Hintergrundgas: Ein schnelles Atom des sich auf Raumtemperatur befindlichen Hintergrundgases überträgt durch einen Stoß seine Energie auf ein kaltes, gefangenes Rubidiumatom. Dieses kann daraufhin nicht mehr genügend abgebremst werden und verlässt den Einfangbereich der MOT. Diese Überlegung wird in dieser Arbeit dazu genutzt die Qualität des Vakuums abzuschätzen (siehe Kapitel 5.2). • Nicht-resonante Anregung durch den Kühllaser : Der in 2.3.1 beschriebene Prozess, wird durch einen Rückpump-Laser ausgeglichen (Rückpumper). • Zerfall außerhalb des MOT-Übergangs: Durch eine Dipol-verbotene Relaxation gelangt ein Atom außerhalb des Kühlzyklus’. Dies wird hier ebenfalls durch den Rückpumper ausgeglichen. Auch spielt dieser Verlustprozess aufgrund seiner Größe keine Rolle, da er um einen Faktor 106 unterdrückt ist. 12 13 Es kann eben die Phasenraumdichte n · λ3dB in einer magneto-optischen Falle nicht aufgrund steigender Temperaturen sondern hauptsächlich wegen zunehmender räumlicher Ausdehnung nicht weiter als ∼ 10−5 erhöht werden [57]. Für eine Übersicht über die Stoßvorgänge sei auf die Zusammenfassung in [61] verwiesen. 21 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT • Photoionisation: Ein angeregtes Atom absorbiert erneut ein Photon, welches das Atom über die Ionisierungsschwelle hebt. Die dabei entstehenden Ionen wandern anschließend sehr schnell aus der MOT (insbesondere das e− , da vAtom ), so dass Rekombinationsprozesse vernachlässigbar sind. Alve− ≈ mmAtom e− lerdings ist dieser Prozess in diesem Experiment nicht relevant, da die Ionisationsenergie des angeregten 5P-Zustandes von 87 Rb mit 2,59eV (= 479.1nm) für 780nm-Licht zu groß ist [42]. Wenn diese Ein-Körper-Verlustprozesse dominieren, kann die Gleichung (13) durch eine reine Exponentialfunktion gelöst werden. Mit einer leeren MOT als Anfangsbedingung, N (t = 0) = 0, ergibt sich für den Ladeprozess: N (t) = R 1 − e−αt α (14) Dies führt zu einer Atomanzahl N0 = Rα für den stationären Zustand – nach Wegfall der Laderate R zerfällt die Dichte in der von Ein-Körper-Verlusten dominierten magneto-optischen Falle wieder rein exponentiell. Mit einer geladenen MOT als Anfangsbedingung, N (t = 0) = N0 , ergibt sich: N (t) = N0 e−αt (15) Beide Prozesse, Laden und Zerfall der MOT, besitzen somit die gleiche Zeitkonstante: Nach der Lebensdauer τmot = α1 ist die MOT zu 63% geladen, respektive zu 63% zerfallen (analog des Auf- und Entladens eines Kondensators). Falls sich die oben angesprochene Zeitkonstante fürs Laden und Zerfallen unterscheidet, sind Zwei-Körper-Verluste vorhanden. 2.2.2.2 Zwei-Körper-Verluste Der quadratische Term in Gleichung (13) beschreibt die Zwei-Körper-Verluste einer MOT. Sie sind durch inelastische Stöße begründet14 . Im folgenden sind die wichtigsten Prozesse für inelastische Stöße aufgeführt15 : • Radiative escape: Durch die Bildung eines molekülhaften Zustandes zweier Atome wird das angeregte Niveau der Atome abhängig vom internuklearen Abstand beider Atome. Wird ein solcher Komplex bei größerem internuklearen Abstand angeregt, folgt möglicherweise der Emissionsprozess bei einer kleineren Distanz, an dem das angeregte Niveau niedriger ist. Somit hat das emittierte Photon weniger Energie, welche in der kinetischen Energie des Atoms verbleibt. • Fine structure changing collision: Ein angeregter molekülhafter Zustand zweier Atome wechselt an einem Kreuzungspunkt zweier Molekülpotentiale in einen 14 15 22 Elastische Stöße sind hingegen gerade für das spätere evaporative Kühlen entscheidend und somit erwünscht [39]. Eine theoretische Beschreibung dieser Verlustprozesse ist in [26] zu finden. 2.2 Dichtebegrenzung und Verlustprozesse einer MOT anderen Feinstruktur-Zustand, welcher eine niedrigere Energie besitzt. Wieder ist nach dem anschließenden Emissionsprozess die Energiedifferenz in die kinetische Energie übergegangen16 . • Photo-Association: Zwei Atome bilden ein Molekül welches einen gebundenen angeregten Zustand besitzt. Aus diesem erfolgt eine weitere Anregung, welche die Atome in das Potential eines Molekülions führt. All diese Prozesse werden bei steigender Laserleistung wahrscheinlicher, da es mehr angeregte Molekülkomplexe gibt (lichtinduzierte Stöße). Sind nur Zwei-Körper-Verluste vorhanden, beschreibt die folgende Gleichung den Ladeverlauf (Lösung von Gleichung (13) mit α = 0): N (t) = N0 · tanh(t · p R · βv ) (16) während der Zerfall eine 1t -Abhängigkeit aufweist. N (t) = 1 1 + N0 βv · t (17) Diese Ergebnisse gehen davon aus, dass sich die MOT im Bereich konstanten Volumens befindet (Erklärung siehe nächstes Kapitel). 2.2.3 Einfluss der Dichte auf den MOT-Zerfall Um die Ratengleichung (13) vollständig zu lösen müssen die verschiedenen Bereiche aus Kapitel 2.2.1 berücksichtigt werden: Ist die Atomzahl klein, so wächst die Dichte linear mit der Atomzahl an. Folglich steigen die Zwei-Körper-Verluste quadratisch mit der Atomzahl. Doch aufgrund der in 2.2.1 genannten Dichte-Begrenzung nehmen die Zwei-Körper-Verluste bei hohen Atomzahlen nur noch linear zu. 2.2.3.1 Lebensdauer im Bereich konstanten Volumens Die Ratengleichung (13) wird unter der Annahme eines konstanten Volumens zu dN (t) = R − αN (t) − βv N 2 (t) dt (18) wobei βv = Vβ die auf das Volumen der MOT bezogene Verlustrate darstellt (für eine √ isotrope, gaußförmige Dichteverteilung V = ( 2π · r0 )3 ). Dies kann direkt gelöst werden17 . Mit der Randbedingung N (t = 0) = 0 ergibt sich: 16 Für sehr geringe Fallentiefen können auch die Energiedifferenzen zwischen den Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes für Fallenverluste verantwortlich sein, so dass diese hyperfine structure changing collisions bei geringen Laserintensitäten den dominanten Verlustprozess darstellen. Siehe [52]; für Rubidium siehe [60] und [27]. 17 Mit Mathematica gelöst. 23 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT "p p −α2 − 4Rβv −α2 − 4Rβv · tan t − arctan N (t) = 2βv 2 !# α α 2βv − 4Rβv (19) Dies ist allerdings schwer zu interpretieren (komplexe Werte im Tangens). Mit: − p −α2 tanh(ix) = i · tan(x) (20) ergibt sich für den Ladevorgang: p N (t) = α2 + 4Rβv ·tanh 2βv "p α2 + 4Rβv t + arctanh 2 α p α2 + 4Rβv !# − α (21) 2βv Hieraus kann die Gleichgewichtsatomzahl bestimmt werden (für t → ∞ ⇒ tanh(t) → 1): p α2 + 4Rβv α N0 = − 2βv 2βv (22) Für die Zerfallskurve erhält man: N (t) = N0 e−α·t 0 1 + β·N · (1 − e−α·t ) α (23) v ·N0 Führt man den Parameter ξ = βvβ·N ein, der das Verhältnis der Zwei-Körper0 +α 1 Verluste zu den Gesamtverlusten beschreibt, so folgt (α = τmot ): α t mot −τ e N (t) = N0 1+ ξ 1−ξ −τ · 1−e α t mot (24) Es ist zu erkennen, dass für ξ → 0, also für vernachlässigbare Zwei-Körper-Verluste, wieder der rein exponentielle Zerfall entsteht. Gleichung (21) kann in eine dem Zerfall ähnliche Form gebracht werden ([28], [6]): " N (t) = N0 1 − −t (1 + ξ) · e τlade −t # (25) 1 + ξ · e τlade 1−ξ Hier wird durch τlade = 1+ξ · τmot die Verbindung zwischen den beiden charakteristischen Zeitkonstanten hergestellt. Es ist zu erkennen (Abbildung 4), dass es am Anfang des Zerfall- und Ladeprozesses zu einer Abweichung vom reinen exponentiellen Verlauf kommt. 24 2.2 Dichtebegrenzung und Verlustprozesse einer MOT 0 ) Z e rfa ll 1 0 -1 1 0 -2 lo g (N (t)/N lo g (1 -N (t)/N 0 0 0 1 0 L a d e p ro z e ss ) 1 0 S t e i g u n g - α’ = - 1 / τl a d e 1 0 -1 1 0 -2 S t e i g u n g - α = - 1 / τm o t Z e it t Z e it t Abbildung 4: Verlauf der Atomzahl im Bereich konstanten Volumens. Jeweils am Anfang des Lade- bzw. Zerfallsprozesses ist eine Abweichung vom rein exponentiellen Verlauf zu erkennen. 2.2.3.2 Lebensdauer im Bereich konstanter Dichte Da die Dichte konstant ist, ändert sich die Ratengleichung wie folgt (n̄ bezeichnet die durchschnittliche Dichte): dN (t) = R − αN (t) − β n̄ · N (t) dt dN = R − (α − β n̄) · N (t) dt (26) (27) Die obige Gleichung kann für den Zerfall analog zu Kapitel 2.2.2.1 gelöst werden: N (t) = N (0)e−(α+β n̄)·t (28) Im Bereich konstanter Dichte ist also ein rein exponentieller Zerfall zu erwarten, nur dass eine neue Zeitkonstante den Verlauf bestimmt: τ0 = 1 1 = α0 α + β n̄ (29) Die Lade- und Zerfallsprozesse sind wieder gleich lang. Für eine Rubidium-MOT ist beim Laden ein rascher Wechsel Bereich konstanten Volumens → Bereich konstanter Dichte zu erwarten, da typischen Laderate (> 107 Atome pro Sekunde) weit über der Grenze des Bereich konstanten Volumens (∼ 105 ) liegen. Beim Zerfall erfolgt dieser Übergang in umgekehrte Richtung. Dieser liegt somit am Ende des Zerfallsprozesses und müsste sich folglich besser beobachten lassen. 25 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT 2.3 Überlegungen zur Rubidium MOT 2.3.1 Kühlung des Rubidiumatoms Das im vorigen Abschnitt 2.1.3 erläuterte Laserkühlverfahren wird hier für das in diesem Experiment genutzte Rubidium 87 Atom erklärt18 . Der Vorteil dieses Alkali-Atoms ist die starke D2 -Linie, für die günstige und gut kontrollierbare Laser existieren. Des Weiteren existiert hier ein weitestgehend geschlossener Übergang (siehe unten, Rückpumper), ähnlich einem idealen Zwei-Niveau-Atom. Der für die Laserkühlung genutzte Übergang befindet sich zwischen dem 5S und 5P Niveau. Aufgrund der LS-Kopplung splittet der 5P-Zustand in zwei Feinstrukturzustände mit J = J ± 1/2 auf, welche zu den bekannten DLinien (D1 : 52 S1/2 → 52 P1/2 bei 794.8nm, sowie D2 : 2 2 5 S1/2 → 5 P3/2 bei 780.2nm) führen. F´ = 3 266.6 MHz 52P3/2 (gF = 2/3, 0.93 MHz/G) F´ = 2 156.9 MHz F´ = 1 72.2 MHz D2-Linie 52P1/2 F´ = 0 F´ = 2 816 MHz F´ = 1 794.9 nm 780.2 nm Kühlübergang Die weitere HyperfeinstrukturRückpumpaufspaltung, begründet durch übergang die Wechselwirkung des magnetischen Kernmoments µI (KernD1-Linie F=2 spin I) mit dem von den Elek- 52S (gF = 1/2, 1/2 0.70 MHz/G) 6.8 GHz tronen am Ort des Kerns erF=1 zeugten Magnetfeldes, liefert das bekannte Übergangschema: Abbildung 5: Die zur Laserkühlung relevanten ÜberDer 52 S1/2 -Zustand spaltet in gänge des Rubidium 87 (inklusive der Landé-Faktoren zwei weitere Zustände mit den und der zugehörigen Zeeman-Aufspaltung (nicht darQuantenzahlen F=1 und F=2 gestellt)). auf, welche sich energetisch um 6.835GHz unterscheiden. Das angeregte 52 P1/2 -Niveau spaltet auf die gleiche Weise um 816MHz auf, während sich der angeregte 52 P3/2 -Zustand in 4 Hyperfeinstrukturniveaus teilt (siehe Abbildung 5, die Aufspaltung in die (2F + 1)-Zeeman-Niveaus ist nicht abgebildet). Nun folgt aus den Übergangsregeln, dass nur der Übergang von 52 P3/2 (F 0 = 3) → 52 S1/2 (F = 2) erlaubt ist, also ein geschlossenes Zwei-Niveau-System existiert. Dieser im nahen infraroten Bereich liegende Übergang eignet sich hervorragend zur Anregung durch Diodenlaser. 18 26 Weitere Information zu 87 Rb im Anhang A.1. 2.3 Überlegungen zur Rubidium MOT Es stellt sich allerdings heraus, dass trotzdem Atome aus diesem Zyklus entweichen und schließlich auf das 52 S1/2 (F = 1)-Niveau relaxieren. Dies ist durch den Kühllaser begründet, welcher gegen den Kühlübergang, also gegen (F = 2) → (F 0 = 3), rotverstimmt sein muss. Durch diese Rotverstimmung erfolgt auch eine nicht-resonante Anregung ins (F 0 = 2)-Niveau. Aus diesem Niveau erfolgt anschließend mit 50%Wahrscheinlichkeit ein Zerfall ins (F = 1)-Niveau – damit sind die Atome für den Kühlzyklus verloren, da dieser mit 6.8GHz energetisch zu weit entfernt ist19 . Aus diesem Grunde ist es notwendig einen weiteren Laser einzuführen, der genau jene Atome wieder in den Kreislauf zurückpumpt – der Rückpumper. Seine Frequenz ist resonant auf den Übergang (F = 1) → (F 0 = 2) stabilisiert, so dass die Atome zurück in den Kühlkreislauf gelangen. Dieser Laser benötigt nur wenig Leistung und braucht nur in einer Raumdimension eingestrahlt werden, vergleiche Kapitel 4.2.2. 2.3.2 Quadrupol-Magnetfeld für die Rubidium-MOT Um die Magnetfeldkonfiguration wie in Abbildung 3 zu erreichen, wurde in diesem Experiment auf eine Anti-Helmholtz ähnliche Anordnung zurückgegriffen: Zwei identische Spulen mit dem Radius R werden parallel (Abstand ∼ 2R) zueinander angeordnet und gegensätzlich mit Strom durchflossen. Aufgrund der Quellenfreiheit des magnetischen Feldes und der axialen Symmetrie ist der Magnetfeldgradient der axialen Richtung (Spulenachse) entgegengesetzt und doppelt so hoch wie in den radialen Richtungen: ~ x (~r) ~ y (~r) ~ z (~r) ∂B ∂B ∂B = −2 · = −2 · ∂z ∂x ∂y (30) Unter der Annahme, dass sich das Feld um den Ursprung linear verhält, kann das folgende B-Feld angesetzt werden, wobei b den Gradienten beschreibt: −x/2 ~ r) = b −y/2 B(~ (31) z Die unten stehende Tabelle 1 gibt einen kurzen Überblick über die verwendeten Spulen. In Abbildung 6 bis 9 ist das Magnetfeld der 1. MOT berechnet, Graphen 10 bis 13 zeigen das der 2. MOT20 . 19 Hier eine Abschätzung wie häufig es zu einer nicht-resonanten Anregung (F = 2) → (F 0 = 2) bei δ = 2Γ = 12MHz kommt [9]: 2 Γ(F =2)→(F 0 =3) 140 δ(F =2)→(F 0 =3) ≈ · 2 ≈ 1300 Γ(F =2)→(F 0 =2) 50 δ(F =2)→(F 0 =2) 20 Folglich wird ca. alle 2600 Anregungen ein Atom in den (F=1)-Zustand relaxieren, was bedeutet, dass das Atom nach nur wenigen hundert Mikrosekunden aus dem Kühlkreislauf ausscheidet und niemals ausreichend gebremst werden kann. Als Grundlage dienen die in [3] genannten Ausdrücke. Für genauere Simulationen sei auf die kommenden Diplomarbeiten von Matthias Ölschläger und Kai Könecke verwiesen. 27 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT MOT 1 Spulen MOT 2 Spulen Durchmesser 9cm 6cm Abstand 9cm 6.5cm Wicklungen 112 77 Drahtdicke Widerstand 0.91mm (AWG19) 0.72mm (AWG21) 1.5 Ohm 1.2 Ohm G −1.84 A·cm G −2.51 A·cm G 3.68 A·cm G 5.02 A·cm Gradient pro Ampère: x-Richtung (−b/2) z-Richtung (b) Tabelle 1: Übersicht über die MOT-Spulen und ihre Magnetfelder. 28 2.3 Überlegungen zur Rubidium MOT 14x14cm 5A Mot1 5A Eine linie Ca. X Gauss Abbildung 6: 1. MOT: Vektorplot von ~ x, y = 0). In jeder Richtung ist um B(z, das Zentrum ein Nulldurchgang, also ein Richtungswechsel, zu erkennen. Die Spulen befinden sich horizontal. Abbildung 7: 1. MOT: Contourplot von ~ B(x, z, y = 0). Der magnetische Nullpunkt befindet sich in der zentralen Ellipse. Jede Linie entspricht 10 Gauss. 3 5 M O T 1 B x [G a u ss] 3 0 2 5 B x( I = 4 A ) , d B x/d x = - 7 ,3 7 G /c m 2 0 M O T 1 B z [G a u ss] 8 0 B x( I = 3 A ) , d B x/d x = - 5 ,5 3 G /c m 6 0 B x( I = 5 A ) , d B x/d x = - 9 ,2 1 G /c m 4 0 1 5 1 0 2 0 5 0 0 -5 -2 0 -1 0 B z( I = 3 A ) , d B z/d z = 1 1 ,0 6 G /c m -1 5 -4 0 B z( I = 4 A ) , d B z/d z = 1 4 ,7 4 G /c m -2 0 B z( I = 5 A ) , d B z/d z = 1 8 ,4 3 G /c m -6 0 -2 5 -3 0 x [c m ] -8 0 z [c m ] -3 5 -1 0 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 1 0 Abbildung 8: 1. MOT: Verlauf des Magnetfeldes ~ = 0, x, y = 0) für verschiedene Stromstärken. B(z Für den linearen Bereich um den Ursprung ist der Gradient angegeben. -1 0 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 1 0 Abbildung 9: 1. MOT: Verlauf des Magnetfeldes ~ x = 0, y = 0) für verschiedene Stromstärken. B(z, Für den linearen Bereich um den Ursprung ist der Gradient angegeben. 29 2 Theoretische Grundlagen für eine Rubidium 87 MOT MOT2 2A 10x10cm 2A Eine Linie Ca 3,8Gauss Abbildung 10: 2. MOT: Vektorplot von ~ x, y = 0). Die Spulen befinden sich in der B(z, Vertikalen. 3 5 M O T 2 B x [G a u ss] 3 0 2 5 M O T 2 B z [G a u ss] 8 0 B x( I = 3 A ) , d B x/d x = - 7 ,5 3 G /c m B x( I = 4 A ) , d B x/d x = - 1 0 ,0 4 G /c m 2 0 Abbildung 11: 2. MOT: Contourplot von ~ B(x, z, y = 0). Jede Linie entspricht ca. 3.8 Gauss. B x( I = 5 A ) , d B x/d x = - 1 2 ,5 5 G /c m 1 5 1 0 6 0 4 0 2 0 5 0 0 -5 -2 0 -1 0 B z( I = 3 A ) , d B z/d z = 1 5 ,0 6 G /c m -1 5 -4 0 B z( I = 4 A ) , d B z/d z = 2 0 ,0 8 G /c m -2 0 B z( I = 5 A ) , d B z/d z = 2 5 ,1 0 G /c m -6 0 -2 5 -3 0 x [c m ] -8 0 z [c m ] -3 5 -1 0 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 1 0 Abbildung 12: 2. MOT: Verlauf des Magnetfel~ des B(z = 0, x, y = 0) für verschiedene Stromstärken. Für den linearen Bereich um den Ursprung ist der Gradient angegeben. 30 -1 0 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 1 0 Abbildung 13: 2. MOT: Verlauf des Magnetfel~ x = 0, y = 0) für verschiedene Stromdes B(z, stärken. Für den linearen Bereich um den Ursprung ist der Gradient angegeben. 3 Der gitterstabilisierte Diodenlaser Dieses Kapitel zeigt, wie die in dieser Arbeit genutzten Diodenlaser aufgebaut sind und wie ihre Frequenz auf den gewünschten Wert stabilisiert wird. Hierfür wird neben dem Laser die genutzte Pound-Drever-Hall -Frequenzstabilisierung und die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie vorgestellt. 3.1 Der Diodenlaser Folgend sind die Haupteigenschaften genannt, wegen derer Diodenlaser in Experimenten der Laserkühlung gern verwendet werden [62]: • Günstige Bauteile, einfach, kompakte Bauweise (< (10cm)3 ) • Leicht kontrollierbare Pumpprozesse mittels kleinen Strömen (200mA) • Lange Lebensdauern (einige Jahre) • Hohe Modulationsfrequenzen möglich (bis GHz-Bereich; hilfreich für Stabilisierung) • Konstante Leistung einiger 100mW im infraroten Bereich möglich • Relativ einfach stabile Laserfrequenzen mit geringen Linienbreiten (einige 100 kHz) erreichbar • Die hohe Strahldivergenz kann durch einen Kollimator hinter der Laserdiode leicht ausgeglichen werden. Die in diesem Experiment genutzten Diodenlasers beruhen auf dem in [47] vorgeschlagenen Design21 . Eine Laserdiode ist neben ihrer Funktion als Lasermedium bereits selbst als Resonator aufzufassen, da an den äußeren Facetten ein genügend hoher Wert des Lichts reflektiert wird (freilaufende Laserdiode). Das Gainprofil beträgt ungefähr 10nm, während die longitudinalen Moden etwa 100-200GHz auseinander liegen. Die Mode mit dem maximalen Gain schwingt an und gibt die Frequenz des Lasers vor. Da das Gainprofil sowie die Resonatorlänge temperaturabhängig sind, kann durch eine Temperaturänderung die Laserfrequenz geändert werden. Gleiches kann auch durch eine Veränderung des Injektionsstroms erreicht werden, was zu einer Ladungsträgerdichte- und Temperaturänderung führt. Diese Minimalkonfiguration besitzt für die hier gesetzten Anforderungen keine ausreichenden spektralen Eigenschaften: Die Linienbreite erstreckt sich über einige 10MHz und eine Vielzahl von Modensprüngen sind beobachtbar. Die Modensprünge führen dazu, dass immer nur Frequenzintervalle von einigen 10GHz im Abstand einiger freier Spektralbereiche (100-200 GHz) als Laserfrequenz nutzbar sind. 21 Für allgemeine Erläuterung zum Aufbau und Funktionsweise von Halbleiterlasern sei auf [56] verwiesen. 31 sich das Reflexionsgitter. Es lässt sich in seinem Winkel und seiner Entfenung zur Laserdiode mit einer Feingewindeschraube und einem Piezo verstellen. Die Feingewindeschaube dient der Grobjustage des externen Resonators und somit der Emissionswellenlänge. Die Feineinstellung erfolgt über den Piezo. Dieser Aufbau sitzt auf 3 Der gitterstabilisierte Diodenlaser einem vertikal verstellberen Alublock. Laserdiode Einstellschraube Piezo Optik für Strahlkollimation Gitter ausgekoppeltes Licht Temperaturfühler Abbildung 14: Der schematische Aufbau des gitterstabilisierten Diodenlasers. Die erste Abb. 53 : Schemaischer Aufbau des gitterstabilisierten Diodenlasers Ordnung der Gitterreflexion wird zurück in die Laserdiode reflektiert, während die 0.Ordnung den ausgekoppelten Strahl darstellt (Littrow-Anordnung). Über die Einstellschraube wird grob der Winkel des Gitters vorjustiert. Anschließend wird eine piezoelektrische Keramik (Piezo) genutzt, umund das Gitter in kleinen Winkeln zu variieren. (Grafik übernommen Mit einem Temperaturfühler einer Temperaturstabilisierung wird mittels eines aus [41]) Peltierelements der gesamte optische Aufbau des Laser auf einer konstanten Temperatur gehalten. Um ihn vor Zugluft weitgehend zu schützen, ist der Aufbau unter einem Deckel kann durch einer externen, durch ein Gitter eruntergebracht,Die derLinienbreite nur ein kleines Lochdie fürAusnutzung den Austritt des Laserstrahls besitzt. 1 zeugten Kavität deutlich verringert werden, da die Linienbreite mit (Resonatorlaenge)2 abnimmt22 . Diese externe Kavität wird durch ein Reflexionsgitter (holographisches Abb. 54 : Foto eines Diodenlasers mit einem Gitter mit 1800 Linien/mm) geschaffen, das sich in Littrow-Konfiguration befinin Littrowanordnung. Auf der linken det. Hierbei wird die 1. Ordnung genau inGitter den einlaufenden Strahl zurückreflektiert, Seite erkennt man ausgekoppelt die Anschlüsse für die während die 0. Ordnung als Nutzstrahl annährend im 90◦ Winkel wird (siehe Abbildung 14). Spannungsversorgung, die Strommodulation Das neue Modenprofil der Laserdiode in Verbindung dem holographischen Gitter und die mitTemperaturstabilisierung. Rechts hat eine weitere sehr vorteilhafte Eigenschaft: Durch kleine Winkeländerungen des daneben leuchtet die Laserdiode. In der Gitters kann die Wellenlänge des Lasers variiert werden, so dass bei 780nm einige Bildmitte Gigahertz ohne Modensprung durchstimmbar sind. befindet sich das Gitter. Rechts kann man die beiden Einstellschrauben für die horizontale und vertikale Richtung 3.2 Die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie erkennen und auch die Anschlussdrähte für Um die Laserfrequenz mittels der Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung auf eidenAbsorptionssignal Piezo. ne feste Frequenz regeln zu können, wird ein benötigt, welches bei der gewünschten Frequenz sein Maximum besitzt. Es bietet sich an auf eine ausgeprägte Absorptionslinie in der Nähe des Kühlübergangs zu regeln23 . Zur Erzeugung dieses Absorptionssignal wird die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie eingesetzt. 98 22 23 32 Dies entspricht in diesem Design ungefähr einer Verbesserung um zwei Größenordnungen auf ca. 100kHz. Im Anhang A.4 ist für die genutzten Laser eine Messung der Linienbreite zu finden, welche auf eine tatsächliche Linienbreite von ca. 500kHz hindeutet. Die nötige Verschiebung der Laserfrequenz um 1 bis 2 Γ erfolgt später durch einen AOM, siehe Kapitel 4.2.1. 3.2 Die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie Laserdiodenstrom 40MHz Modulation Peltierelement: Strom & Fühler Gittermodulation (PZT) Abbildung 15: Foto eines geöffneten Diodenlasers (Master-Laser): Der mittlere Alublock befindet sich auf einem Peltierelement um die Temperatur zu kontrollieren. Anschlüsse: Der Laserdiodenstrom beträgt bei den genutzten Lasern zwischen 100mA für die Master-Laser und fast 200mA für die Slave-Laser. Die 40Mhz Modulation wird von der PDH-Box geliefert. Die Steuerung des Peltierelements übernimmt ein Temperaturregler, der das Signal des Temperaturfühlers mit dem eingestellten Soll-Wert vergleicht. Der Gittermodulationseingang ist mit der Lockbox verbunden. Hierbei wird ein Laser durch eine mit Rubidium gefüllte Glaszelle gestrahlt und das Transmissionssignal betrachtet. Allerdings werden so um die atomaren Übergänge herum Verbreiterungen sichtbar, welche die folgenden Ursachen haben (Sättigungsverbreiterung und Durchflugsverbreiterung spielen eine untergeordnete Rolle und sind vernachlässigt [17]): • Natürliche Linienverbreiterung Γ: Aufgrund der Energie-Zeit-Unschärferelation ∆E · ∆t > ~ besitzt ein angeregtes Niveaus mit der Lebensdauer τ eine Un1 schärfe. Folglich ist auch der Übergang unscharf, Γ = 2πτ . Für Rubidium beträgt dies die bereits genannten 6MHz. Die natürliche Linienbreite beschreibt eine Lorentzkurve. • Dopplerverbreiterung ΓD : Die thermische Bewegung der Atome in einem Gas führt zu einer Verschiebung der Laserfrequenz im Ruhesystem der Atome. Dies erzeugt eine gaußförmigen Verbreiterung der Absorptionslinien, die für Rubidium bei Raumtemperatur etwa ein halbes Gigahertz (FWHM) beträgt [23]. Wie zu sehen, ist der zweite Effekt zwei Größenordnungen stärker, so dass er den ersten überdeckt. Trotzdem kann die natürliche Linienbreite, unter Berücksichtigung der folgenden Überlegung, aufgelöst werden: Bei einem zweifachen Durchlauf eines um δ gegenüber dem Übergang rotverstimmten Laserstrahls absorbiert auf dem Hinweg die Atomklasse mit vx = +δ · λ, während auf dem Rückweg die Atome mit 33 3 Der gitterstabilisierte Diodenlaser T ra n s m is s io n s s p e k tru m F e h le rs ig n a l T ra n s m is s io n s s p e k tru m F e h le rs ig n a l 8 7 8 7 R b D 2 - L in ie 2 8 5 2 5 S −−>5 P 3 /2 2 R b : 5 S 2 1 /2 −−>5 P 2 1 /2 −−>5 P 3 /2 F = 1 −−> F ’ = ( 0 , 1 , 2 ) 3 /2 Intensität Intensität 1 /2 R b D 2 - L in ie 2 5 S C r o s s o v e r : F = 1 −−> ( F ’ = 1 u n d F ’ = 2 ) F re q u e n z F re q u e n z Abbildung 16: Dopplerfreies Transmissionsspektrum der D2 -Linie von 0 Rubidium (F = 2 → F = (1, 2, 3)): Aufgrund der natürlichen Zusammensetzung ist mehr 85 Rb vorhanden und somit auch dessen Absorptionsprofil ausgeprägter. Das untere, blaue Signal zeigt das Fehlersignal der PDH-Stabilisierung. Abbildung 17: Dopplerfreies Transmissionsspektrum der D2 -Linie von 0 Rubidium 87 (F = 1 → F = (0, 1, 2)). Auf die gekennzeichnete Crossoverlinie wird der Rückpumper frequenzstabilisiert. Rb D2- Linie 87 5 S1/2−−>5 P3/2 Intensität 2 2 Crossover: F=2 −−> (F'=2 und F'=3) Übergang: F=2 −−> F'=2 Crossover: F=2 −−> (F'=1 und F'=3) 133 MHz Übergang: F=2 −−> F'=3 Frequenz Abbildung 18: Genauere Betrachtung des dopplerfreien Transmissionsspektrums der D2 Linie von Rubidium 87: F = 2 → F 0 = (1, 2, 3). Die für die PDH-Stabilisierung genutzte Crossover-Linie befindet sich 133MHz von dem eigentlichen Kühlübergang entfernt. vx = −δ ·λ absorbieren. Befindet sich der Laser aber genau mit dem Übergang in Resonanz, so sind beide Geschwindigkeitsklassen identisch, nämlich vx = ±0. Es stehen somit insgesamt weniger Atome zur Wechselwirkung zur Verfügung. Dies führt zu 34 3.3 Die Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung einem Sinken der Absorption (Lamp-Dip), wodurch die natürlich-linienverbreiterten Übergänge sichtbar werden(siehe Abbildung 16). Es entstehen noch weitere Dips im Transmissionsprofil, falls sich mehr als ein atomarer Übergang innerhalb der Dopplerbreite befindet, beide Dopplerbreiten also überlappen: die Crossover-Linien. Sie treten genau in der Mitte zwischen zwei Re2 sonanzen auf, also bei ω = ω1 +ω . An diesem Punkt ist der Laser um den gleichen 2 Betrag rotverstimmt gegenüber dem energetisch höheren Niveau wie blauverstimmt gegenüber dem energetisch niedrigeren Niveau. Für diese Verstimmung gibt es wieder genau eine passende Geschwindigkeitsklasse, die den Laser absorbiert. Auf dem Rückweg dreht sich die Situation der Verstimmung um – allerdings bleibt die Geschwindigkeitsklasse die gleiche, so dass für diese Laserfrequenz wieder weniger Atome zur Absorption zur Verfügung stehen. Folglich steigt die Transmission an, die Crossover-Linien werden sichtbar. 3.3 Die Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung Die Pound-Drever-Hall Stabilisierung (im folgenden PDH abgekürzt) liefert ein dispersives Fehlersignal, mit welchem die Laserfrequenz auf eine vorgegebene Referenzfrequenz geregelt werden kann. In diesem Fall ist diese Referenzfrequenz eine Crossover-Linie des Transmissionssignals der dopplerfreien Sättigungsspektroskopie von Rubidium 87. Diese Stabilisierung ist nötig, da die Frequenz des ungeregelten Diodenlasers für die gesetzten Anforderungen zu starken Drifts unterworfen ist, welche auf thermischen, elektrischen oder akustischen Schwankungen beruhen (Veränderung der Resonaterlänge, der Temperatur, des Injektionsstroms etc.). Entfernt sich die Laserfrequenz in einer dopplerfreien Sättigungsspektroskopie von einer Resonanz, so verringert sich das Transmissionssignal. Allein aus dieser Beobachtung ist allerdings noch nicht klar, ob die Laserfrequenz zu groß oder zu klein ist, da die Dips im Transmissionsspektrum symmetrisch sind. Um dieses Problem zu lösen wird ein Fehlersignal benötigt, das das Differential des Transmissionssignals darstellt: Dieses Fehlersignal besitzt einen Nulldurchgang bei der Resonanz – das Signal ändert sein Vorzeichen und kann somit sehr gut als Regelsignal genutzt werden. Dieses Fehlersignal liefert die PDH-Stabilisierung [21]. Bei diesem Verfahren wird die Änderung der Phasenbeziehung zwischen einem auf der Resonanz befindlichen und somit absorbierten Signal mit einem nicht absorbierten Signal, verglichen. Die Phase des sich um die Resonanz befindlichen, absorbierten Signals ändert sich je nach Seite“ der Resonanz (zu große oder zu kleine Frequenz) ” zwischen −π und +π im Vergleich zum nicht absorbierten Signal. Somit kann die Phase als dispersives Fehlersignal genutzt werden. Allerdings kann diese Phase nicht direkt gemessen werden. Dafür ist es aber möglich, die Phase des Interferenzsignals aus absorbiertem und nicht absorbiertem Signal zu detektieren. Um die obige Situation eines absorbierten und eines nicht absorbierten Signals mit einer festen Phasenbeziehung zu erzeugen wird auf den Injektionsstrom des Lasers 35 3 Der gitterstabilisierte Diodenlaser eine Wechselspannung mit Ω = 40MHz aufmoduliert (erzeugt durch ein VCO = Voltage Controlled Oscillator ). Die dadurch entstehenden (um 40MHz zur zentralen Laserfrequenz verschobenen) Seitenbänder werden sehr viel schwächer absorbiert und dienen als das gewünschte Referenzsignal und Phasennormal. Wird das Transmissionssignal der dopplerfreien Sättigungsspektroskopie mit einer Photodiode aufgenommen (siehe Abbildung 19), hat das detektierte Signal folgende Charakteristik [4]: Die zentrale Trägerfrequenz ω ist mit einer einhüllenden Schwebung aus zwei überlagerten Wellen moduliert. Diese beiden Wellen haben die Frequenz Ω (Interferenz von Träger und Seitenbänder) bzw. 2Ω (Interferenz der beiden Seitenbänder). Der mit Ω oszillierende Anteil, der die Phaseninformation zwischen absorbiertem und nicht absorbiertem Licht enthält, wird mittels eines Tiefpassfilters herausgefiltert. Dieses Signal wird mit dem Ursprungssignal des VCO gemischt, also multipliziert. Der entstandene Summenfrequenzanteil wird herausgefiltert, während der Differenzfrequenzanteil das gesuchte DC-Fehlersignal darstellt.24 Dieses Fehlersignal wird an die Lockbox übergeben, welche das Signal integriert und anschließend den Piezo des holographischen Gitters ansteuert. Prismen Paar Laser Faraday Isolator Strahlteiler λ/2 Polarisierender λ/4 Strahlteilerwürfel Pound- Drever Box DC- Signal Spiegel Photodiode AC- Signal 40MHz Modulation Regelsignal für den Piezo Rubidium- Zelle VCO 40MHz Mischer Lockbox Oszilloskop Spektrum Phasenschieber Abbildung 19: Aufbau der Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung. 24 36 Die in den Mischer eingespeisten Signale befinden sich meistens nicht in Phase (unterschiedliche Weglängen etc.). Dies muss durch einen Phasenschieber ausgeglichen werden. Ansonsten wird das DC-Signal unerwünscht verkleinert und für einen Phasenversatz von 90◦ ausgelöscht. 4 Der Experimentaufbau Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über die Konzeption und den Aufbau des Experiments. Insbesondere werden Beweggründe für die Entstehung des genutzten Designs skizziert. Der Aufbau kann relativ gut in drei notwendige Aufgabengebiete geteilt werden: 1. Das Vakuumsystem: Als Zielsetzung galt ein Enddruck in der 2. MOT von ≤ 5 · 10−11 mbar zu erreichen. Dies ist notwendig, um geringe Stoßverluste durch das Hintergrundgas zu erreichen und dadurch eine ausreichend große Lebensdauer der 2. MOT zu realisieren. Für die anschließenden Kühlphasen stellt diese Voraussetzung bei Nicht-Einhaltung ein k.o.-Kriterium auf dem Weg zum Bose-Einstein-Kondensat dar. Dieses Ziel sollte zudem unter der Prämisse der größtmöglichen Wirtschaftlichkeit erreicht werden, was insbesondere die Nutzung von bereits vorhandenen Vakuumkomponenten bedeutete. 2. Das Lasersystem: Der Aufbau eines Master-Slave-Systems für die Kühllaser der beiden Fallen sowie ein weiterer Laser für den Rückpumpübergang war erforderlich. Zur Erreichung einer hinreichenden Frequenzstabilität sollte jeweils eine PDH-Stabilisierung implementiert werden. Für den erfolgreichen Aufbau des Lasersystems war es essentiell diverse elektronische Komponenten zu bauen oder zu modifizieren. Im Anhang A.2 befindet sich eine kurze Übersicht ihrer Aufgaben und Funktion. Für eine ausführlichere Diskussion dieser Bauteile sei explizit auf die Arbeit von Georg Wirth verwiesen [63]. 3. Die Experimentsteuerung: Mittels eines PCs soll das Experiment gesteuert werden (Magnetfelder rampen, Laser an/aus, Kamerasteuerung, etc.). Es konnte eine bereits vorhandene Steuerung als Grundlage genutzt werden. Als weiteres Kriterium galt es eine ausreichende Zahl gefangener Atomen in der 2. MOT zu erreichen, die über 108 liegt. Dies ist notwendig, damit genügend Atome nach den anschließenden Umlade- und Kühlprozessen kondensiert werden können. 4.1 Das Vakuumsystem Als Ausgangspunkt für das Konzept des Vakuumsystems diente die bereits vorhandene Glaszelle sowie einige Vakuumbauteile, welche noch zur Verfügung standen. Das System sollte ein Doppel-MOT-Design besitzen: Die erste magneto-optische Falle fängt die Rubidiumatome aus einem heißen Rubidiumdampf. (Quellenkammer, siehe Kapitel 4.1.2). Die Atome werden anschließend mit einem Transferlaserstrahl in die zweite MOT transportiert und dort bei geringerem Druck mittels einer geringeren Laserverstimmung gefangen und zu niedrigeren Temperaturen gekühlt (Hauptkammer ). Aus der geforderten Qualität des Vakuums am Ort der 2. MOT leiten sich bereits die folgenden Bedingungen ab: 37 4 Der Experimentaufbau • Möglichst hohe Ausheiztemperaturen • Einbau einer Titansublimationspumpe • Differentielle Pumpstrecke zwischen 1. und 2. MOT Darüber hinaus gab es noch die folgenden Anforderungen an das Apparaturdesign und dessen Struktur: • Der optische Zugang zur Glaszelle (insbesondere dem Appendix) soll in keiner Raumrichtung durch die Apparatur behindert werden. • Die Quellen- und Hauptkammer sollen unabhängig voneinander belüftet werden können (z.B. für einen Dispenser-Wechsel). • Die Titansublimationspumpe soll eine möglichst große Fläche bedampfen, ohne dabei direkt den Messkopf zu treffen. 4.1.1 Das Kammerdesign Das Kammerdesign wurde mit Hilfe des CAD Programms Autodesk Inventor Professional 9 der Firma Autodesk erstellt. In Abbildung 20 ist das gesamte Apparaturdesign dargestellt, das alle geforderten Prämissen erfüllt. Folgend werden alle Bauteile kurz vorgestellt und teils ihre Funktion erläutert: ¬ Die Glaszelle: Von der Firma Hellma hergestellte Quarzküvette mit einem kleinen Appendix an der Oberseite. In dem unteren großen Quader wird die 2. MOT betrieben. Es folgt ein magnetischer Transfer des kalten Atomensembles hinauf in den Appendix. Hier wird die Bose-Einstein-Kondensation durchgeführt werden. Laut Herstellerangaben besitzt die Zelle eine Leckrate von < 1 · 10−10 mbar · l · s−1 . Titansublimationspumpe: siehe Abschnitt 4.1.4 ® Ionengetterpumpe VacIon Plus 55 (Model Starcell, im folgenden Starcell 55l/s genannt) der Firma Varian 25 . ¯ Ionengetterpumpe VacIon Plus 20 (Model Starcell, im folgenden Starcell 20l/s genannt) der Firma Varian. ° Ganzmetall-Durchgangsventil: Dieses Ventil gibt einem die Möglichkeit die beiden Kammerteile unabhängig voneinander zu belüften: • Falls die Hauptkammer belüftet wird, kann danach ohne einen Dispensertausch weitergearbeitet werden (eine Belüftung zerstört die RubidiumDispenser). 25 38 Für genauere Informationen über die Ionenpumpen siehe Anhang A.3 4.1 Das Vakuumsystem Abbildung 20: Die Vakuumapparatur im Überblick; die Gesamtapparatur misst ca. Länge · Breite · Höhe = 1m · 0.6m · 0.6m • Falls die Quellenkammer belüftet wird (z.B. Dispensertausch), ist anschließend kein Ausheizen der Hauptkammer notwendig26 . Innerhalb des Durchgangsventils befindet ein kleines Graphitröhrchen, das die differentielle Pumpstrecke erzeugt. ± Druckmesskopf: Der Messkopf ITR 100 Ionivac Transmitter der Firma Leybold war bereits vorhanden und arbeitet über einen Druckbereich von 10−1 bis 1 · 10−10 mbar27 . Bei diesem Messkopf handelt es sich um einen aktiven Sensor, der auf dem Bayard-Alpert System beruht [1] (Ausleseeinheit Combivac 23 von Leybold.). ² Turbomolekularpumpe: Turbovac 50 der Firma Leybold. In Verbindung mit einer Drehschieberpumpe übernahm die Turbopumpe das Evakuieren bis ca. 2.6 · 10−9 mbar – ab hier stellte sie ein zu großes Leck dar. Die Turbopumpe ist über ein Ganzmetall-Eckventil mit der Kammer verbun26 27 Hierfür wäre aber der Einbau eines weiteren Ventils für die Turbopumpe notwendig. Nach dem Schließen des Eckventils fiel der Druck schnell unter die Messgrenze, siehe 4.1.6. 39 4 Der Experimentaufbau den. Dieses wurde nach dem Ausheizvorgang geschlossen und die Pumpe abgebaut. ³ Rubidium-Quelle: Der CF 35 Würfel sowie das angeflanschte 4er-Kreuz samt Ionenpumpe bilden die Quellenkammer, während der Rest der Apparatur hinter dem Durchgangsventil als Hauptkammer bezeichnet wird. In dem Würfel wird die 1. magneto-optische Falle betrieben. Weitere Details in Kapitel 4.1.2. ´ Ionengetterpumpe VacIon Plus 20 (Model Diode, im folgenden Diode 20l/s genannt) der Firma Varian. Magnetischer Transfer Rückseitig verspiegeltes λ/4-Plättchen mit Ø=0.8mm Bohrung in der Mitte 40cm Kohlenstoffröhrchen (differentielle Pumpstrecke) Abbildung 21: Skizze des Doppel-MOT-Systems. Nähere Erläuterungen im Text. (Die horizontalen MOT-Strahlen senkrecht zur Bildebene sind nicht eingezeichnet.) 4.1.2 Die Rubidiumquelle und die 1. MOT Der Aufbau der Quellenkammer ist angelehnt an den in [41] verwendeten: Hier wird die Tatsache ausgenutzt, dass bereits aus einer thermischen Maxwell-BolzmannVerteilung genügend Atome mit einer MOT gefangen werden können [40]. Dieses Design wird als vapor-cell trap“ bezeichnet. ” Der Aufbau dieser Quellenkammer besteht aus CF35 Komponenten28 , die aus rostfreiem Edelstahl bestehen (Werkstoffnummer 1.4306 (AISI 304L)): einem 4er-Kreuz, einem Würfel, einer elektrischen Durchführung, der Diode 20l/s sowie fünf antireflexbeschichteten Sichtfenstern aus Borosilikat29 , durch welche die MOT-Strahlen in den Würfel eintreten (siehe Abbildung 28). 28 29 40 Hier wird der Conflat-Standard von Varian zur Beschreibung genutzt. Die Größen sind mit denen aus ISO 3669 und Pneurop 6606 definierten DN-Standardgrößen kompatibel und leicht zu erkennen (z.B. CF 35 = DN 40). Hersteller Vacom; von Laseroptik beidseitig beschichtet. 4.1 Das Vakuumsystem Der notwendige Rubidiumdampf wird mittels AMDs erzeugt ( alkali metal dispen” ser“, [55],[24]). Hierbei handelt es sich um kleine industriell gefertigte Metallstäbchen (Nickel-Chrom), in denen sich eine Rubidium-Mischung (Rubidium-Chromat, Rb2 CrO4 ) und ein Reduktionsmittel (St101 Pulver, 85% Zr und 16% Al) befinden. Fließt ein Strom einiger Ampere durch diese Stäbchen, führt die gleichzeitige Temperaturerhöhung um einige 100◦ Celsius zum Einsetzen des Reduktionsprozesses. Daraufhin wird Rubidium durch einen an der Oberseite befindlichen, kleinen Schlitz freigesetzt. Die Dispenser RB/NF/7/25 FT 10+10 der Firma SAES Getters sind auf Aluminiumoxid-Stäbchen (kubische γ-Al2 O3 Konfiguration, auch Tonerde“ genannt) mit klei” nen BeCu-Lüsterklemmen befestigt, an denen auch die Stromversorgung ansetzt. Diese keramikartigen Stäbchen eignen sich aufgrund ihres hohen elektrischen Widerstandes, der kleinen thermischen Ausdehnung und der schlechten Wärmeleitung für diesen Einsatz30 . Die trapezförmigen Dispenser sind alle mit ihrer Nut zur Mitte hin ausgerichtet. Es sind jeweils zwei Dispenser in Reihe geschaltet, wobei ein Polyimid-Draht die Verbindung zur elektrischen Durchführung herstellt. Diese befindet sich gegenüber der Ionengetterpumpe Diode 20l/s. Zum Aktivieren und Reinigen der Dispenser wurden sie ca. ein Dutzend Mal mit einem Strom von ca. 6-8A für knapp 10 Sekunden ausgeheizt. Dies führte sukzessive zu einem geringerem Druckanstieg und einem schwach sichtbaren Glühen der Dispenser. Der Betriebsstrom liegt seit diesem Aktivierungsprozess zwischen 3.0A und 3.4A - ein gleichzeitiger Druckanstieg ist über den Strom der Ionengetterpumpe Diode 20l/s nur noch bei geschlossenem Durchgangsventil marginal zu detektieren. In Abbildung 22 ist im Hintergrund ein Plättchen zu erkennen, welches die Rückreflexion eines MOT-Strahls übernimmt: Es handelt sich um ein rückseitig verspiegeltes λ4 -Plättchen, welches somit nach zweifachem Durchgang die gewünschte λ2 Verzögerung erzeugt und folglich das eingestrahlte σ + - in σ − -Licht transformiert. In der Mitte dieses Plättchens befindet sich ein = 0.8mm großes Loch, durch welches die kalten Atome die erste MOT verlassen können. Da an dieser Stelle kein rückreflektierter Strahl existiert, wirkt der einlaufende MOT-Strahl als Transferlaserstrahl und befördert die Atome in die zweite MOT. Gleich hinter dem Plättchen durchqueren die Atome die differentielle Pumpstrecke: Sie wird durch ein 50mm langes Graphitröhrchen mit einem Innendurchmesser von 3.15mm realisiert, welches dazu beiträgt, dass sich kein Druckausgleich zwischen Haupt- und Quellenkammer vollzieht. Die Spulen für das Quadrupol-Magnetfeld wurden von oben und unten an den Würfel gesetzt. Es stellte sich allerdings heraus, dass der magnetische Nullpunkt und damit der Ursprung der 1. magneto-optischen Falle nicht direkt vor dem Loch liegt. Dies hat zwei Gründe: 30 Eine hohe Wärmeleitung würde die Umgebung aufheizen; größere Probleme bereitet allerdings die Gefahr, dass der Dispenser nur in der Mitte des Terminals heiß genug wird und reagiert. 41 4 Der Experimentaufbau Abbildung 22: Bild und Skizze der Quellenkammer • Der durch die Dispenser fließende Strom erzeugt ein Magnetfeld. Dieses verschiebt die Atome um eine beträchtliche Strecke (einige mm). • Das Streumagnetfeld der relativ dicht platzierten Ionengetterpumpe Diode 20l/s verzerrt die symmetrische Magnetfeldkonfiguration (die Ionenpumpen nutzen einen starken Permanentmagneten, siehe Anhang A.3). Um diese Effekte auszugleichen und die Atomwolke vor dem Durchgang zu positionieren, wurden zwei Offsetmagnetspulen (horizontale und vertikale Richtung) installiert, mit denen das Ensemble nun vor das Loch gefahren werden kann: Befindet sich die Atomwolke direkt vor dem Loch, ist gut zu beobachten, wie sich innerhalb der Atomwolke ein Schlitz ausbildet und sich das atomare Ensemble verkleinert. Die Atome müssen auf dem Weg zur 2. magneto-optischen Falle eine Strecke von ca. 50cm zurücklegen. Hierbei arbeitet das Magnetfeld über eine kurze Strecke als Zeeman-Beschleuniger“, der die Atome auf ca. 15m/s beschleunigt [37]. Somit fallen ” die Atome auf dem Weg zur 2. MOT aufgrund der Gravitation um 0.5 − 1cm31 . Die Geschwindigkeit der von der ersten MOT vorgekühlten Atome darf folglich weder zu langsam (die Atome erreichen die Glaszelle nicht, da sie vorher mit der Vakuumwand kollidieren) noch zu schnell sein (die Atomgeschwindigkeit übersteigt die Fanggeschwindigkeit der 2.MOT). Dieses Argument war auch mit ein Grund für die 3D-MOT: Mit einer 2D- oder 2D+ MOT lässt sich ein deutlich höherer Atomfluss erreichen. Doch die Geschwindigkeit 31 42 Dies kann durch leichtes Verkippen des Transferlaserstrahls kompensiert werden (Die Atomflugbahn ähnelt einem schrägen Wurf“). ” 4.1 Das Vakuumsystem dieses Atomstrahls ist geringer (∼ 8m/s), für dieses Design möglicherweise zu gering [18]32 . Ein weiterer Grund für das 3D-Layout war der erhöhte Platzbedarf für die racetrack“-Spulen für eine 2D+ -MOT. ” 4.1.3 Die Glaszelle und die 2. MOT Die Glaszelle sitzt an dem zentralen 6er-Kreuz. Hier gilt es den kleinsten Druck zu erzeugen, um dadurch eine größtmögliche Lebensdauer der 2. magneto-optischen Falle zu gewährleisten. Die MOT-Spulen zum Erzeugen des Quadrupol-Magnetfeldes Abbildung 23: Die Glaszelle vor dem Ausheizvorgang Abbildung 24: Der Strahlengang in der Glaszelle: Die kleine rote Kugel symbolisiert die gefangenen Atome. sitzen vertikal zentriert über dem Mittelpunkt der seitlichen Quaderflächen. Durch sie hindurch verläuft einer der MOT-Strahlen (in diesem Strahl ist auch der Repumper eingekoppelt), während die anderen Strahlen schräg durch die Zelle verlaufen, siehe Abbildung 24. Der Transferlaserstrahl verläuft horizontal durch die Zelle. Ist die MOT geladen, kann die Atomwolke komprimiert und in den schmalen Appendix (4mm Innendurchmesser) transportiert werden. Dies geschieht über zwei wassergekühlte Transferspulenpaare, die in der gleichen Ebene wie die MOT-Spulen sitzen. Direkt um den Appendix herum befinden sich die QUIC-Spulen, während sich darüber die Offset-Spule befindet. (In Abbildung 25 ist diese Geometrie zu erkennen.)33 . 4.1.4 Die Titansublimationspumpe Die Titansublimationspumpe (TSP) der Firma Caburn befindet sich in dem CF100Rohr. Sie besteht aus 3 Titanfilamenten, die einzeln mit Strom beschickt werden 32 33 Andere Publikationen zeigen abweichende Daten und deuten darauf hin, dass eine 2D+ -MOT funktionieren sollte [48]. Diese Anordnung der Spulen war bereits von Prof. Dr. Hemmerich geplant. Das Wickeln und Verkleben der Spulen wurde von Matthias Ölschläger und Kai Könecke durchgeführt, auf deren Diplomarbeiten für genauere Informationen verwiesen wird. 43 4 Der Experimentaufbau QUIC Falle Große Transferspulen Kleine Transferspulen MOT-Spulen Abbildung 25: Die Spulenanordnung um die Glaszelle (Spulen noch ungewickelt). Um ein zu großes Erhitzen aufgrund von Joulscher Wärme zu verhindern werden alle Spulen wassergekühlt. können und dabei Titan verdampfen. Dieses lagert sich auf den umgebenden Oberflächen ab und wirkt dort als Adsorptionspumpe. Der Betrieb dieser Pumpe läuft wie folgt ab: Ein Strom von 34.5A wird für eine Zeit von ca. 90 Sekunden angelegt, was nahe an der Zerstörschwelle des Titanfilaments liegt. Das Glühen des genutzten Filaments ist sichtbar, der Druck steigt bis ca. 2 · 10−8 mbar. Anschließend dauert es ca. 10min bis der Druck wieder unter die Messgrenze von 1 · 10−10 mbar fällt. Dies ist auf das Abpumpen von freigesetzten Dreck und das langsame Abkühlen der Titansublimationspumpe zurückzuführen. Nach einem solchen Sublimationszyklus ist ein frischer Titanfilm auf den umgebenden Oberflächen vorhanden, der eine erhebliche Pumpwirkung für getterbare Gase besitzt (O2 , CO, CO2 , H2 O, H2 , N2 ). Die Titansublimationspumpe stellt somit eine hervorragende Ergänzung zu den in der Hauptkammer befindlichen Starcell Ionengetterpumpen dar, die mit ihrem Trioden-Design sehr gut Edelgase pumpen34 . Das Saugvermögen des frischen Getterfilms steigt dabei mit abnehmender Temperatur der Oberfläche, insbesondere für H2 , N2 , H2 O [58]. Aus diesem Grund befindet 34 44 Nähere Erläuterung im Anhang A.3. 4.1 Das Vakuumsystem Abbildung 26: Die Titansublimationspumpe: In der linken Skizze ist gut zu erkennen, dass sich die Filamente genau über der Öffnung befinden, wodurch auch das zentrale 6erKreuz bedampft wird. Im rechten Bild ist das eingebaute OFHC-Blech zu sehen. sich ein gekühltes OFHC35 -Blech in dem CF100-Rohr (beschichtbare Oberfläche 450cm2 , siehe Abbildung 26). Dieses wird über eine Kupferdurchführung mittels eines zweistufigen, wassergekühlten Peltierkühlers auf eine Temperatur von ca. -45◦ C gebracht. Abbildung 27: Der Kühlkörper der Titansublimationspumpe: Zwischen den drei Kupferschichten befinden sich die mit Wärmeleitpaste benetzten Peltierelemente, die über die Kupferdurchführung das OFHC-Blech kühlen. Der oberste Block ist für die Wärmeabfuhr wassergekühlt. Zur Funktionskontrolle befindet sich an jeder Schicht ein AD590 Temperaturfühler, dessen Daten mit einem LabVIEW-Programm protokolliert werden. Der gesamte Kühler befindet sich in einer mit Styropor befüllten Plexiglasbox (hier leer und geöffnet), die mit Silikon abgedichtet ist. So wird eine zu starke Kondensation zu verhindern. Zur groben Abschätzung des Enddrucks wurden nach dem Ausheizen und mit einem frischen Titanfilm alle Ionengetterpumpen abgeschaltet und der Druckanstieg protokolliert. Nun steigt der Druck zügig aufgrund des Ausgasens nur noch bis ∼ 5 · 10−9 mbar an – ein klarer Hinweis auf die Pumpwirkung der TSP (vergleiche Kapitel 4.1.6). Aus dem anfangs linearen Druckverlauf kann nun der erreichte Enddruck abgeschätzt werden (Sa = Ausgasrate, Sp = Pumprate) [15]: 35 OFHC = oxygen free high conductivity, sauerstofffreies Kupfer. 45 4 Der Experimentaufbau p0 = Sa Sp (32) Das Volumen der Apparatur beträgt ca. 3 Liter (bei einer Oberfläche von ∼ 0.3m2 ), der lineare Druckanstieg (2.28 ± 0.05) · 10−11 mbar , also Sa ≈ 6.8 · 10−11 mbar·l . Die s s Gesamtpumpleistung der Ionengetterpumpen in der Hauptkammer kann in diesem Druckbereich (∼ 1 · 10−11 mbar) mit ca. 30l/s veranschlagt werden. Hieraus folgt ein Enddruck von 2.28 · 10−12 mbar. Diese Abschätzung stellt sich als zu niedrig heraus, (vergleiche Kapitel 5.2), was auf dem Einfluss vieler nicht bekannter und teils über den Druckbereich stark schwankender Größen beruht (Restgaszusammensetzung, Pumpwirkungen, etc.). 4.1.5 Zusammenbau der Vakuumapparatur Folgende Vorbereitungen waren bereits vor dem Zusammenbau der Vakuumapparatur abgeschlossen: • Reinigung: Bereits vorhandene und benutzte größere Vakuumkomponenten wurden im Elektrolytbad des HASYLABs gesäubert. • Reinigung: Alle Schrauben (hierbei handelte es sich ausschließlich um belüftete Schrauben, um Lufteinschlüsse im Gewinde zu verhindern), Drähte und andere später im Vakuum befindlichen Teile (exklusive des Graphitröhrchens) wurden mittels eines Ultraschallbades folgender Reinigungsprozedur unterzogen36 : 1. 15 Minuten Reinigung mit Tickopur R33 (ca. 5%ige Lösung, Zusammensetzung: 5-15% anionische Tenside, 5-10% Phosphat, <5% nichtionische Tenside, <5% Silikat, Komplexbinder), einer mild-alkalischen Universalreingier. Dies entfernt allgemeine Verschmutzungen [20]. 2. 15 Minuten Reinigung mit Aceton (beim Polyimid-Draht wurde in diesem Schritt Isopropanol eingesetzt). • Zusammenbau des Titansublimators Die Vakuumkomponenten wurden gleichmäßig mittels eines Drehmomentschlüssels mit ca. 10-12Nm zusammengeschraubt. Hierbei wurde besonders auf den korrekten Sitz der Kupfer-Dichtungen geachtet. Die genutzten Schrauben wurden mit einer Anti-Seize-Paste beschichtet. Sie verhindert, dass sich die Schrauben und Muttern während des Ausheizvorgangs festsetzen. Um während des Zusammenbaus keinerlei Verschmutzung in die Kammer zu transportieren, wurden ständig Haarnetz, Mundschutz und puderfreie Latexhandschuhe getragen und das genutzte Werkzeug mittels Aceton gereinigt. 36 46 In Flüssigkeiten erzeugt Ultraschall durch Druckschwankungen kleinste Vakuumbläschen, die sofort wieder implodieren (Kavitation). Die hierbei entstehenden Kräfte helfen bei der Ablösung von Schmutzpartikeln. 4.1 Das Vakuumsystem Abbildung 28: Übersicht der Apparatur vor dem Ausheizen Nach dem ersten Zusammenbau musste allerdings noch mit Hilfe eines Lecktesters die Apparatur untersucht werden. Hierbei wird Helium mittels einer feinen Spritze nacheinander an die verschiedenen Flansche der Apparatur gesprüht. Gleichzeitig wird an den Ausgang der Turbopumpe der Lecktester angeflanscht. Der Lecktester besitzt einen Massenspektrographen, welcher die Helium-Konzentration misst. Ist nun eine Flanschverbindung oder ähnliches nicht komplett abgedichtet, ist dies durch eine ansteigende Helium-Konzentration registrierbar. An dem als Leck identifizierten Flansch werden in diesem Fall die Schrauben nochmals nachgezogen und die Dichtung mit Vacseal High Vacuum Leak Sealant besprüht. Der Druck lag zu diesem Zeitpunkt bei 1.5 · 10−8 mbar. Auffällig war hier, dass die Starcell Ionengetterpumpen fast keinerlei Wirkung besaßen. Somit sollten durch den Ausheizvorgang nicht nur die Apparatur ausgegast werden, sondern insbesondere auch die Ionengetterpumpen regeneriert werden. 4.1.6 Ausheizvorgang der Vakuumkammer Für das weitere Absenken des Drucks war das Ausheizen der Apparatur nötig. Hierfür wurde die Kammer erst in Alufolie eingepackt. Anschließend wurden die Heizbänder (inklusive Messfühler an verschiedenen Stellen) um die Apparatur gewickelt 47 4 Der Experimentaufbau und die Apparatur mit Glasfasermatten isoliert (siehe Abbildung 29). Nun wurde die Temperatur langsam erhöht, um zu starke mechanischen Spannungen aufgrund großer Temperaturgradienten zu verhindern (dies gilt insbesondere für die Bereiche mit Glasfenster und die der Glaszelle). Zur genauen Kontrolle des Ausheizvorgang wurden die an den Messfühlern auftretenden Kontaktspannungen gemessen (Messgerät Keithley 2750 Multimeter ). Diese Temperaturdaten wurden genauso wie die Ionenströme der Ionengetterpumpen und die Daten des Druckmesskopfes mit einem LabVIEW -Programm überwacht und protokolliert. Abbildung 31 zeigt das Überwachungspanel. Abbildung 29: Die Apparatur während des Ausheizens Der Druck war vor dem Ausheizen bei ca. 1.5 · 10−8 mbar. Mit steigender Kammertemperatur erhöhte sich nun der Druck und stieg bis zum Erreichen der SteadyState-Temperatur auf ca. 5 · 10−5 mbar. In Abbildung 32 ist der Verlauf des Drucks dargestellt. Für die beiden gezeigten Fits gilt folgende exponentielle Zerfallskurve. (Dieser Ansatz erhält seine Berechtigung aus einer konstanten Pumprate und einer druckabhängigen Ausgasrate.): − τt p(t) = A1 · e 1 + p0 (33) Tabelle 2 zeigt die Daten der beiden Kurven. Da die Ionengetterpumpen der Hauptkammer längere Zeit nicht ausgeheizt waren, wurde anfangs sehr viel Dreck freigesetzt, so dass der Druck über die Betriebsgrenze der Ionengetterpumpe stieg. Somit 48 4.1 Das Vakuumsystem A1 [mBar] τ1 p0 [mbar] Fit1 (2.47 ± 0.04) · 10−5 2.25 ± 0.02 Tage (1.228 ± 0.007) · 10−6 Fit2 (8.6 ± 0.7) · 10−8 9.74 ± 0.97 Tage (2.85 ± 0.14) · 10−7 1540 ± 20 Sek (1.86 ± 0.23) · 10−11 354 ± 4 Sek (2.0 ± 0.3) · 10−11 Fit3 (4.57 ± 0.02) · 10−10 Fit4 (1.3 ± 0.1) · 10−9 Tabelle 2: Daten der Fits aus Abbildung 32 und 33 musste ihr Einschalten einige Tage verzögert werden, während die Diode 20l in der Quellenkammer fast von Anfang an in Betrieb genommen werden konnte37 . Vor dem Herunterkühlen war der Druck auf ca. 4 · 10−7 mbar gefallen. Mit abnehmender Temperatur sank der Druck nun zügig. Allerdings stagnierte er bei ca. 2.6 · 10−9 mbar. Es stellte sich heraus, dass die Turbopumpe das Leck darstellte. Nachdem das Eckventil geschlossen wurde, sank der Druck innerhalb von 50 Minuten unterhalb die Messgrenze des Druckmesskopfes von 1 · 10−10 mbar. In der Abbildung 33, linker Graph, ist dieser Vorgang zu sehen. Der exponentielle Fit besitzt einen Enddruck von p0 = (1.86 ± 0.23) · 10−11 mbar. Für eine weitere Abschätzung des Enddrucks wurden alle Ionengetterpumpen für ca. 1 min ausgeschaltet. Der Druck steigt anfangs durch das Ausgasen verschiedener Komponenten schnell bis 10−7 mbar an. Dann geht der Anstieg in eine schwach linear ansteigende Kurve über – dieser Anstieg ist äußeren Lecks geschuldet. Beim erneuten Einschalten der Ionengetterpumpen ist wieder ein exponentieller Verlauf erkennbar, der mit p0 = (2.0 ± 0.3) · 10−11 mbar einen ähnlichen Endruck ausweist. Vergleicht man diesen Wert mit dem Enddruck des Systems nach Nutzung der Titansublimationspumpe, so kann die Qualität des Vakuums durch die TSP ungefähr um einen Faktor 10 verbessert werden. 37 Der Druckmesskopf wurde während des Ausheizvorgangs mehrere Male degased“, d.h. aktiv ” ausgeheizt. 49 4 Der Experimentaufbau Abbildung 30: Temperaturverlauf der verschiedenen Kammerelemente während des Ausheizens. Die Sprünge in der Drucksensor-Temperaturkurve (rosa Linie) sind auf das Ausund wieder Einschalten eines zusätzlichen Ventilators zurückzuführen: Da der Druckkopf nur bis 50◦ C erwärmt werden darf, wurde dieser Bereich der Kammer mit einem Ventilator partiell runtergekühlt, wenn der Druckmesskopf angeschlossen war. 50 4.1 Das Vakuumsystem Abbildung 31: LabVIEW-Oberfläche zur Überwachung des Ausheizvorgangs (während des Runterkühlens). Für jeden Teilabschnitt der Kammer kann eine Temperaturschwelle bestimmt werden, ab der ein Alarm ausgelöst wird. So konnte ein gleichmäßiges Hochund Runterfahren der Temperaturen gewährleistet werden. Gleichfarbige Anzeigen symbolisieren ein gemeinsames Heizband oder verschiedene Heizbänder die zusammen an einem Trafo angeschlossen waren. 51 4 Der Experimentaufbau Abbildung 32: Druckverlauf während des Ausheizens (Daten des Druckmesskopfes ITR100): Ab Tag 4 hatte das System seine Endtemperatur erreicht. Die Diode 20l/s konnte sofort eingeschaltet werden, die anderen Ionengetterpumpen waren relativ stark verdreckt, so dass beim Einschalten der Druck stark anstieg. Deshalb musste ihre Inbetriebnahme verschoben werden: Ab Tag 14 wurde die Starcell 55l/s Ionengetterpumpen eingeschaltet, ab Tag 17 dann auch die Starcell 20l/s. Am Tag 21 begann der Abkühlvorgang, was zu einem rapiden Druckabfall führte. 6 x 1 0 -1 0 5 x 1 0 -1 0 4 x 1 0 -1 0 3 x 1 0 -1 0 2 x 1 0 -1 0 Druck [mBar] Druck Enddruckabschätzung, Fit3 1 0 1 0 Zeit [s] -1 0 0 5 0 0 1 0 0 0 1 5 0 0 2 0 0 0 1 0 2 5 0 0 Druck Enddruckabschätzung, Fit4 -8 Data: Data1_B Model: ExpDec1 Equation: y = A1*exp(-x/t1) + y0 Weighting: y No weighting 1.8573E-11 4.5665E-10 1540.60861 y0 A1 t1 ±2.2687E-12 ±1.0645E-12 ±19.70163 -9 Zeit [s] -1 0 0 2 0 0 4 0 0 6 0 0 8 0 0 1 0 0 0 Abbildung 33: Enddruckabschätzung nach dem Ausheizen: Links: Druckverlauf nach dem Schließen des Eckventils. Rechts: Aus- und Einschaltvorgang der Ionengetterpumpen vor dem Titansublimieren. 52 Data: Datagereinigt_D Model: ExpDec1 Equation: y = A1*exp(-x/t1) + Weighting: y No weighting Chi^2/DoF = 1.5812E-23 R^2 = 0.99871 Chi^2/DoF = 2.3614E-24 R^2 = 0.9994 y0 A1 t1 1 0 1 0 Druck [mBar] -7 2.0054E-11 1.3194E-9 354.87428 ±2.30 ±9.64 ±3.63 4.2 Das Lasersystem 4.2 Das Lasersystem Wie bereits mehrfach in Kapitel 2 erläutert, ist es für eine MOT notwendig, einen gegenüber den Kühlübergang rotverstimmten Laser zur Verfügung zu haben. Um dies zu erreichen, werden die Laser mittels der Pound-Drever-Hall Frequenzstabilisierung auf eine starke, d.h. ausgeprägte, Crossover-Linie des dopplerfreien Sättigungspektrums von Rubidium 87 stabilisiert. Für die Kühllaser wird hierfür die CrossoverLinie von F = 2 → F 0 = (2, 3) genutzt (siehe Abbildung 18). Anschließend wird der Laser mittels eines AOM um ∼ 121.5MHz (2.MOT: ∼ 127.5MHz) blauverstimmt (zu höheren Frequenzen verschoben) – damit ist die rote Verstimmung des Lasers gegenüber dem Übergang F = 2 → F 0 = 3 von 2Γ = 12MHz (2. MOT: Γ = 6MHz) erreicht. Der Rückpumplaser wird ebenfalls mit der PDH-Stabilisierung auf eine Crossover-Linie, F = 1 → F 0 = (1, 2), geregelt. Damit sich die Laserfrequenz genau mit dem Übergang F = 1 → F 0 = 2 in Resonanz befindet, wird auch dieser Laser mittels eines AOM (um 78.5MHz) blauverstimmt. 1. Master 1. Slave 2. Master 2. Slave Rückpumper Temperatur [◦ C] 22.32 15.88 15.87 16.39 15.82 Injektionsstrom [mA] 114.7 193.0 114.6 179.5 104.0 derzeitige Leistung* P [mW] 74.3 149.0 46.7 73.7 26.9 Verstimmung δ 6Mhz = Γ Strahldurchmesser [cm] Intensität in der MOT [ mW ] cm2 12Mhz = 2Γ 0 2.8 2.8 3.0 3.0 2.8 und 3.0 12.07 12.09 - 1.74 2.18 und 1.09 Tabelle 3: Übersicht über die Parameter der genutzten Laser während des Betriebs. (Master2 wird zur Zeit außer für die Injektion nicht verwendet; daher ist keine Intensität angegeben. *Die Leistung gibt den Wert hinter dem AOM an.) Die Anforderung an die Leistung für die Kühllaser machten den Aufbau eines MasterSlave-System für jede MOT notwendig. In diesem System arbeitet ein Laser des in Kapitel 3.1 erklärten Designs als Master. Der zweite Laser, der Slave, ist eine leicht modifizierte Version, die kein Gitter besitzt, so dass höhere Leistung möglich werden. Ein kleiner Anteil des Strahls des Masters wird in die Laserdiode38 des Slaves injiziert. Dies zwingt die Laserfrequenz des Slaves der des Masters zu folgen, ohne dass eine weitere Stabilisierung erforderlich ist. Um dieses Verhalten noch zu verbessern (größere Bereiche ohne Modensprung durchsimmbar), wird beim 2. Slave ein current feed-forward eingesetzt, bei dem das Gittersteuerungssignal der Lockbox passend verstärkt direkt auf den Strom der Laserdiode aufmoduliert wird. 38 Die Slave-Laser besitzen neue Toptica Laserdioden, die einen Injektionsstrom von bis zu 220mA bei einer Leistung von maximal 150mW zulassen. 53 4 Der Experimentaufbau In Tabelle 3 sind die wichtigsten Parameter aller Laser aufgeführt, die im aktuellen Betrieb genutzt werden. 4.2.1 Frequenzverschiebung mittels akusto-optischer Modulatoren Zum Verschieben der auf eine Crossover-Linie stabilisierten Laserfrequenz werden akusto-optische Modulatoren verwendet. Hierbei wird eine akustische Ultraschallwelle mittels eines Piezoelementes in einem Kristall (hier TeO2) erzeugt. Das eingestrahlte Licht streut an den durch den Kristall laufenden Phononen; es erfolgt ein Impuls- und Energieübertrag, der das eingestrahlte Licht ablenkt. ~~kP hoton,nachher = ~~kP hoton,vorher + ~~kP honon ~ωP hoton,nachher = ~ωP hoton,vorher + ~ωP honon Akustischer Absorber +2. +1. 0. -1. Laufwelle Piezo Abbildung Funktionsweise AOM (34) (35) (Analog kann dieser Vorgang als Streuung an einem optischen Gitter betrachtet werden, welches auf der Modulation des Brechungsindex beruht [56].) Zum Erreichen einer größtmögliche Beugungseffizienz in die gewünschte Beugungsordnung, wird ein Teleskop genutzt, dessen Fokus innerhalb des Kristalls liegt und die richtige Größe besitzt (der gesamte Kristall wird genutzt, einige 100µm). Auf diese Weise sind alle ~k-Vektoren parallel. So werden Beugungseffizienten von ca. 80% erreicht. 34: eines Die in diesem Experiment genutzten AOMs sind die Modelle 3110-120 und 3080-120 der Firma Crystal Technology, Inc. (zentrale Frequenz 110MHz, respektive 80MHz). Die Radiofrequenz für das Piezoelement wird mittels eines VCO (=Voltage Controlled Oszillator ) gesteuert, bei dem es sich um das Model POS-150 von Mini-Circuits handelt39 . Dieser VCO befindet sich in der AOM-Treiber Box: Hier wird zum einen die Frequenz des VCO eingestellt (auf 78.5MHz, 121.5Mhz und 127.5MHz) und zum anderen die Steuerungssignale der Experimentsteuerung entgegengenommen und verwertet. So kann über die Stärke der in dem AOM erzeugten Laufwelle die Laserleistung in der magneto-optischen Falle gesteuert werden. 4.2.2 Layout des Laser-Systems Abbildung 35 zeigt den schematischen Aufbau des Lasersystems. Nachfolgend sei der Weg des Lichts vom Laser zur Apparatur anhand der 1. MOT (rote Linien) skizziert. Gleichzeitig werden die Funktionen der verschiedenen Bauteile erläutert. 1. Das Licht tritt aus dem 1. MOT Laser aus. Die Polarisationsachse ist vertikal. 39 54 Das Signal wird anschließend mit dem Radiofrequenzverstärker ZHL-3A derselben Firma verstärkt. 4.2 Das Lasersystem 2. Ein λ2 -Plättchen dreht die Polarisation um 90◦ in die Horizontale. Damit werden am anamorphen Prismenpaar minimale Verluste durch den Brewster Winkel erzielt. 3. Anamorphe Prismenpaar: Erzeugt aus dem elliptischen Strahlprofil der Laserdiode ein rundes Strahlprofil. 4. Zweistufiger Faradayisolator: Wirkt als optische Diode; d.h. es wird nur Licht einer Richtung transmittiert. Die andere Strahlrichtung wird um ca. 60dB (d.h. um den Faktor 1000000) abgeschwächt. Dies ist notwendig damit kein optisches Feedback (also rückreflektiertes Licht) die PDH-Regelung destabilisiert. Im ungünstigsten Fall könnte durch zu starkes Feedback die Laserdiode zerstört werden. 5. Strahlteiler: Hier wird ein kleiner Anteil (1%) der Leistung in den SpektroskopieAst ausgekoppelt. Nach dem Durchgang durch den AOM (siehe 4.2.1) ist der in 3.2 gezeigte dopplerfreie Spektroskopie-Aufbau zu erkennen40 . 6. Nach einem Umlenkspiegel werden aus dem Hauptstrahl wieder mittels eines Strahlteilers einige Prozent der Leistung ausgekoppelt und zur Injektion für den Slave-Laser genutzt. 7. Für den 1. Mot-Master-Laser: (a) Hinter dem nächsten Umlenkspiegel ist ein Shutter41 platziert, mit welchem der Lichtweg versperrt werden kann. Hierdurch wird der Laserstrahl an- und ausgeschaltet. (b) Es folgen weitere Umlenkspiegel und zwei Teleskope, die den Strahl aufweiten, um das gesamte Volumen der magneto-optischen Falle zu beleuchten. (Es werden Achromaten verwendet, da sie keine chromatische Aberration ( Farbfehler“, hier unwichtig), und in diesem Fall relevanter, ” auch eine geringere sphärische Aberration besitzen [36].) (c) Als letztes Bauteil außerhalb des Würfels durchläuft der Laser ein Plättchen, um σ-Polarisation zu erreichen. λ 4 (d) Innerhalb des Würfels wird das Licht an dem rückseitig verspiegelten λ4 Plättchen reflektiert und somit die Polarisation vor dem Rücklauf um λ2 gedreht. 40 Hier werden zwei getrennte Photodioden für das AC- und DC-Signal genutzt, da das DC-Signal der schnellen Photodioden sich als sehr klein herausstellte. 41 Die Shutter sind an Messingblöcke montiert, welche auf einer Schaumstoffschicht sitzen. So werden die mechanischen Stöße der Schaltvorgänge minimiert. 55 Varian 4 Der Experimentaufbau f=-50 f=250 f=250 f=250 f=250 f=160 f=-50 f=160 f=-50 f=-50 f=-50 f=-50 f=160 SFD f=-50 f=25 50% FFD SFD RepumpLaser f=25 1% f=25 f=400 1% f=400 2. MOT Slave 1% Rb Rb Rb f=25 FFD f=250 AOM f=25 f=-50 f=200 f=250 f=100 1. MOT Master AOM 1% AOM f=250 2. MOT Master SFD 50% f=400 1% f=250 50% SFD f=-50 Rb f=-50 FFD f=25 f=-50 1% 1% Rb f=25 f=400 1. MOT Slave SFD f=25 Abbildung 35: Lichtlaufplan des Lasersystems. Die verschiedenen Farben stellen die verschiedenen Teilsysteme dar (Master-Slave System 1.MOT = rot, Master-Slave System 2. MOT = orange, Repumper = gelb)[63]. 56 4.2 Das Lasersystem dielektrischer Spiegel Faraday-Isolator anamorphes Prismenpaar SFD langsame Fotodiode Linsen FFD schnelle Fotodiode Rb Rubidium Gaszelle polarisierender Strahlteilerw rfel nicht-polarisierendes Strahlteilerpl ttchen " -Pl ttchen -Pl ttchen AOM Akusto-optischer Modulator mechanischer Shutter Abbildung 36: Legende zum Lichtlaufplan 8. Für den 1.Mot-Slave-Laser: (a) Hier ist ein ähnlicher Aufbau zum Master-Laser: λ2 -Plättchen, Prismenpaar, Faraday-Isolator und Shutter haben die gleiche Funktion. (b) Die hinter dem Faraday-Isolator befindliche dopplerfreie Sättigungsspekroskopie ermöglicht das Spektrum des Slave-Lasers anzuschauen. So kann kontrolliert werden, ob der Injektionsprozess funktioniert. (c) Ein Teleskop weitet den Strahl auf, bevor dieser in zwei Äste aufgeteilt wird: Über das vor dem polarisierenden Strahlteilerwürfel platzierte λ2 Plättchen wird das 50%-50%-Aufteilungsverhältnis der Laserleistung justiert. (d) An diesem polarisierenden Strahlteilerwürfel wird auch der Repumper in den Strahl eingekoppelt (gelbe Linie). (e) Anschließend werden die Strahlen analog zum Master behandelt, mit dem Unterschied, dass die Reflektionsoptik ( λ4 -Plättchen, Spiegel) sich außerhalb des Würfels befindet. Bei dem Master-Slave-System der 2. MOT sind einige Unterschiede zum 1. System erkennbar, die hier erläutert werden: • Reflektierte MOT-Strahlen: In der 1. MOT werden drei zurückreflektierte Strahlen eingesetzt. Bei der 2. MOT werden hingegen sechs Strahlen genutzt: Dies ermöglicht eine genauere Justage des Strahlungsdrucks42 und eliminiert die Gefahr eines Schattens durch die Atomwolke im rückreflektierten Strahl. • Aufgabe des Masterlasers: Der Master wird zurzeit nur für die Injektion genutzt. Die restliche Leistung bleibt ungenutzt – sie steht somit für andere Anwendungen zur Verfügung. • Position des AOMs: Bei dem Master 1 ist dieser im Spektroskopie Ast integriert, damit beim AOM-Durchgang keine 20% der Leistung verloren wird. So 42 In der unbeschichteten Glaszelle würde bei einem reflektierten Strahlverlauf ein unausgeglichener Strahlungsdruck erzeugt. 57 4 Der Experimentaufbau wird das bereits frequenzverschobene Licht für die Spektroskopie genutzt. Das bedeutet, dass die (-1.)-Beugungsordnung verwendet werden muss, damit der Laser die richtige Frequenz emittiert. Beim 2. System hingegen wird die (+1.)-Beugungsordnung verwendet, da sich der AOM im Hauptstrahl des Slaves befindet. Diese Position führt zu einem Leistungsverlust, der allerdings nebensächlich ist. Vorteilhaft ist hierbei, dass der Laser so beinahe instantan über den AOM geschaltet werden kann: Die Rise Time des AOM beträgt ca. 50ns und ist damit um einen Faktor 105 schneller, als die mechanische Bewegung des Shutters. Allerdings lässt der AOM immer noch genügend Photonen passieren, so dass erst in Verbindung mit einem Shutter ein längeres, verlässliches Ausschalten des Laserlichtes gewährleistet ist. Der Shutter steht hier nahe am Fokus, so das der Strahl möglichst klein ist, um ein schnellst möglichen Schaltvorgang zu erzeugen. Die dem Strahl zugewandete Seite muss hierfür mit Alufolie beklebt werden, da ansonsten das Plastik zerstört wird. • Drehrichtung der λ4 -Plättchen: Vor der 1. magneto-optischen Falle wird das λ -Plättchen, welches sich auf der Spulenachse befindet, entgegengesetzt der 4 anderen beiden Plättchen gedreht, um die gewünschte Konfiguration zu erreichen (siehe Abbildung 3). In der 2. MOT hingegen treffen die sich nicht auf der Spulenachse befindlichen Strahlen (schräge Strahlen) als zirkularpolarisiertes Licht noch auf den letzten 45◦ -Umlenkspiegel, welcher somit die Drehrichtung umkehrt. Folglich besitzen hier alle λ4 -Plättchen die gleiche Drehrichtung bezogen auf den eingestrahlten ~k-Vektor. Im Lasersystem des Rückpumpers besitzt die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie eine kleine Erweiterung. Hier ist die Rubidiumzelle mit einem stromdurchflossenen Draht umwickelt und wird dadurch erwärmt (ca. 40◦ C). Dies erhöht den Dampfdruck in der Rubidiumzelle, wodurch die Absorptionsdips ausgeprägter werden. Dies vereinfacht den Laser auf den gewünschten Crossover-Übergang zu stabilisieren. Neben den obigen Unterschieden hat das Lasersystem noch die folgenden zwei Kritikpunkte, die sich negativ auf die Strahlqualität innerhalb der Glaszelle auswirken: • Die auf die Oberfläche der Glaszelle auftreffenden Strahlen haben vor dem λ -Plättchen eine gegensätzliche Ausgangspolarisation. Der von unten kom4 mende Laserstrahl ist s-, der von oben eintreffende p-polarisiert (bezogen auf die Einfallsebene). Da an der Grenzfläche jeweils die senkrechten Anteile des zirkularpolarisierten Lichtes stärker reflektiert werden, muss dass eintreffende Licht eine gewisse Elliptizität bzgl. der senkrechten Ebene besitzen. Dies ist für den p-polarisierten Strahl durch das λ4 -Plättchen nicht erreichbar, so dass mit diesem Strahl kein perfekt zirkularpolarisiertes Licht in der Zelle erzeugt werden kann. Diese Asymmetrie könnte durch ein weiteres λ2 -Plättchen für den von oben kommenden Strahl beseitigt werden. • Das Strahlprofil des 2. Slave besitzt einige Inhomogenitäten. Hinzu kommt, dass die horizontale Strahltaille kein perfektes Gaußprofil besitzt; eine leich58 4.2 Das Lasersystem te Asymmetrie ist zu erkennen. Diese führt in der magneto-optischen Falle zu einem unausgeglichenen Strahlungsdruck, wodurch Verluste begründet sein können. Abhilfe könnte ein Pinhole schaffen. Dieser Raumfilter besteht aus einem 50µm großen Loch, durch welches der Laser mit einem Kepler Teleskop fokussiert wird. Hierdurch werden die meisten unerwünschten Interferenzerscheinungen beseitigt. Als Erklärung dient die Eigenschaft der Fouriertransformation einer Linse. Die Raumwellenlänge der Verunreinigung des Intensitätsprofils (“spatial noise“) sind wesentlich kleiner als die des Strahlprofils, seine Ortsfrequenzen also größer. Das Pinhole wirkt nun wie ein Tiefpassfilter, der nur niedrige Frequenzkomponenten transmittiert, während nur ein geringer Teil der Leistung verloren geht [16]. Das Pinhole könnte in Verbindung mit einem Kepler-Teleskop (welches die gewünschte 4-fach Vergrößerung erreicht) anstelle des Galilei-Teleskop platziert werden. 59 4 Der Experimentaufbau 4.3 Die Experimentsteuerung Die Experimentsteuerung wird von einem ADwin Gold System der Firma Jäger Messtechnik übernommen, welches bereits zur Verfügung stand. Dieses System bietet die Möglichkeit Echtzeitanwendungen mikrosekundengenau zu steuern. Die Dateneingabe wird über eine LabVIEW -Oberfläche vorgenommen. Hier können Timeslots mit der gewünschten ADwin-Ausgangskonfiguration belegt werden. Diese Daten werden passend umgebaut (siehe 4.3.1) und in einem zweidimensionalen Array an das ADwin Gold gesendet, das anschließend diese Prozesse abarbeitet (4.3.2). Die für die Beobachtung der 2. MOT genutzte 12bit CCD Pixelfly Kamera von PCO wird auch durch das ADwin Gold gesteuert. Hierfür wird über einen digitalen Ausgang der Triggereingang der PCI-Kamerakarte angesteuert. Dieses Ereignis wird von einem weiteren LabVIEW -Programm registriert, welches daraufhin den Belichtungsvorgang der Kamera auslöst. PC ADwin Gold ADBasic Routinen Combivac 23 (ITR100) Diodenstrom Starcell 50l/s USB Diodenstrom Starcell 20l/s 16 analoge Eingänge Diodenstrom Diode 20l/s Temperatursensor1 (TSP-Kühler) Status 2D-Array Temperatursensor2 (TSP-Kühler) Temperatursensor3 (TSP-Kühler) Magnetfeld MOT 2 LabVIEW: ExperimentSteuerung Magnetfeld: Transfer klein 8 analoge Ausgänge Magnetfeld: Transfer groß Magnetfeld: QUIC Magnetfeld: QUIC Offset LabVIEW: KameraSteuerung AOM- Treiber Box Repumper AOM- Treiber Box Slave 2 16 digitale Ausgänge Shutter Master 1 Verstärker Kamera Pixelfly 16 digitale Eingänge Shutter Master 2 Shutter Slave 2 Shutter Repumper (Zurzeit unbenutzt) Abbildung 37: Übersichtsplan der Experimentsteuerung 60 4.3 Die Experimentsteuerung 4.3.1 Das LabVIEW -Programm Die Experimentsteuerung besitzt eine LabVIEW -Oberfläche, welche die Dateneingabe ermöglicht. Diese Oberfläche wird innerhalb der Arbeitsgruppe benutzt und wurde für dieses Experiment übernommen und angepasst43 . Ein Datensatz (hier auch als Timeslot bezeichnet) besteht aus den ADwin-Ausgangswerten sowie der Zeitangabe, wie lange diese Werte an den Ausgängen anliegen sollen. Über diese minimalen Eingaben hinaus besitzt das LabVIEW -Programm noch einige hilfreiche Optionen und Einstellmöglichkeiten, die die Arbeit erleichtern. Im folgenden werden diese kurz vorgestellt: • Länge des Zeitslots: In Einheiten von 10µs kann die Länge des Timeslots eingestellt werden. Dies gibt an, wie lange die eingegebenen Werte dieses Datensatzes als Ausgangswert am ADwin anliegen. • Digitale Ausgänge: Die 16 digialen Ausgänge können über die Schaltflächen einzeln ein- und ausgeschaltet werden. • Delays: Hiermit können Trägheit oder Signalverzögerungen ausgeglichen werden. Soll in einem Timeslot z.B ein Shutter und AOM gleichzeitig geschaltet werden, muss die Trägheit des Shutters nicht mehr berücksichtigt werden. Das LabVIEW -Programm errechnet aus den eingestellten Delays den notwendigen früheren Schaltvorgang für das Shutter (z.B. beträgt dieser für ein Shutter beim Schließen ca. 400 Zeiteinheiten = 400 · 10µs = 4ms, beim Öffnen 300 Zeiteinheiten = 300 · 10µs = 3ms). • Analoge Ausgänge: Hier können die gewünschten Werte eingegeben werden. • Skalierung: Die Werte eines analogen Kanals können hierdurch um einen Faktor skaliert werden. • Rampen: Wird dieser Button zwischen zwei Datensätzen aktiviert, erfolgt ein linearer Übergang zwischen den Werten dieses Analogkanals44 . • Transferfunktionen: Sie verwandeln die gewünschten Werte in die entsprechende vom ADwin auszugebende Spannung (z.B. 50% Laserleistung entspricht die AOM-Treiber-Box mit 1Volt anzusteuern). • GPIB-Ansteuerung: Es besteht die Möglichkeit ein GPIB-fähiges Gerät anzusteuern. Diese Funktion wird zurzeit nicht verwendet. 43 44 Bisher wurde es mit dem ADwin Pro System verwendet, was hier zu einigen Veränderungen führte. Das LabVIEW -Programm wurde ursprünglich von Michael Erhardt und Holger Schmaljohan entwickelt und durch Christian Ospelkaus an das ADwin-System angepasst. Die heute in der Gruppe genutzte Version wurde durch Dirk Hansen erweitert. Das Erzeugen der Rampen verläuft wie folgt: Die Differenz zweier aufeinander folgender Analogwerte wird in 100 Schritte zerlegt; für jeden einzelnen Schritt wird ein neuer Datensatz in den Array eingefügt. Achtung: Hierbei ergibt sich das folgende, bisher noch nicht behobene Problem: Auch große Differenzen (z.B. 10V) werden in nur 100 Schritte zerlegt, was zu unerwünscht großen Schritten führen kann. 61 4 Der Experimentaufbau Das LabVIEW -Programm liest die Werte der verschiedenen Timeslots ein und bearbeitet diese anschließend: Es werden die Delays berücksichtigt, die Transferfunktionen angewendet, die Rampen errechnet und die nötigen neuen Datensätze eingefügt. Abschließend werden die Werte in die passenden 16-Bit Werte für das ADwin Gold umgerechnet (-10V entspricht 0, +10V entspricht 65535). Die Abfolge der umgebauten Datensätze werden als zweidimensionales Array an das ADwin Gold übergegeben. Dieser an das ADwin übergebenen 2D-Array besitzt eine höhere Anzahl Datensätze (Spalten) mit jeweils zehn Datenfeldern (Zeilen) und ist in Abbildung 38 beispielhaft für ein Einbinden von Rampen und Transferfunktionen erklärt: • Das erste Datenfeld enthält die Timeslotlänge, angegeben in Takten. Das ADwin Gold arbeitet mit dem T9-Prozessor, welcher für hoch-prioritäre Prozesse eine Taktfrequenz von 40MHz besitzt, was einer Taktlänge von 25ns entspricht. • Das zweite Datenfeld enthält die Signale der digitalen Ausgänge. (Das ADwin Gold besitzt 32 digitale Kanäle - zurzeit sind nur 16 als Ausgang konfiguriert, so dass die letzten 16 Bit des long-Wertes nicht genutzt werden. Deshalb ist Abbildung 38 nicht vollkommen korrekt, da der 16 Digitalkanal dem 16. Bit und nicht, wie dargesellt, dem 32. entspricht.) • Weitere 8 Datenfelder: Sie beschreiben die Werte der 8 analogen Ausgangskanäle. • Die erhöhte Zahl der Datensätze wird durch das Einbinden der Rampen erzeugt. Beispiel Analog1 : Die Rampe von 3V auf 7V Ausgangsspannung erfolgt über 0.5s, was 2 · 107 ADwin- Prozessortakten entspricht. Da eine Rampe in 100 Teilstücke zerlegt wird, erfolgt über 100 Datensätze von 0.005s=200000 b Tak7−3 b Einheiten. Da 0V =32768 b ten Länge eine Erhöhung von 100 V = 0.04V =131 ergibt sich für das Datenfeld Analog1 des zweiten Datensatzes von der Rampe 42729. Für alle anderen Kanäle bleiben die Werte während der Rampe konstant. • Es wird ein Datensatz mit einer Länge von -1 angehängt. Dieser stellt das Ende des Arrays dar, ADwin geht in den Leerlauf über, die Werte des letzten Datensatzes bleiben als Ausgangsdaten bestehen. • Das LabVIEW -Programm baut die Transferfunktionen in die analogen Kanäle ein. Für eine lineare Funktion von f (0%) = 0V und f (100%) = 2V ergibt sich 100%=39222 b und 20%=34079. b Über eine globale ADwin-Variable wird diesem mitgeteilt, mit dem Ausführung des 2D-Arrays zu beginnen. Ist der Array abgearbeitet (der Datensatz mit Länge -1 ist erreicht) wird über diese Variable dem LabVIEW -Programm mitgeteilt, dass sich das ADwin-System wieder im Leerlauf“ befindet – neue Daten können gesendet werden. ” 62 4.3 Die Experimentsteuerung Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit von dem LabVIEW -Programm eigenständig Sequenzen abarbeiten zu lassen: Es kann so automatisch ein Analogkanal eines Timeslots auf verschiedene Werte geändert werden oder die Länge eines Timeslots selbstständig variiert werden. 4.3.2 Das ADwin Gold System Die Programmierung der ADwin-Routinen erfolgt über ADBasic, eine im Syntax an Basic angelehnte Programmiersprache. Die für die Experimentsteuerung verantwortliche Prozedur wird von dem LabVIEW -Programm beim Initialisieren auf das ADwin Gold geladen. Die folgende Kommunikation zwischen ADwin und LabVIEW erfolgt über die globalen Variablen des ADwin Systems. LabVIEW übergibt den zweidimensionalen Array mit allen nötigen Informationen. Das ADwin System schreibt nun sukzessive alle Daten in die Ausgangsregister, um dann gleichzeitig alle Taktflanken anzusteuern. So wird eine größtmögliche Synchronität gewährleistet. Anschließend schreibt das System den nächsten Datensatz in die Register und wartet bis zum erneuten Ansteuern der Taktflanken die vorige Timeslotlänge ab. Dies wiederholt sich bis alle Datensätze des Arrays abgearbeitet sind und durch eine Timeslotlänge von -1 das Ende signalisiert ist. Aufgrund der Architektur des ADwin Gold Systems sind folgende Limitierungen zu berücksichtigen: • Da das ADwin Gold mit 16 Bit Multiplexern arbeitet, können kleinere Schritte als 0.305mV nicht realisiert werden (da 20V mit 216 Schritten dargestellt werden). • Ein einzelner Timeslot kann nicht länger als 50s sein. (Dies ist durch die 32bit Größe des long-Datenformates des ADwin begrenzt, da nur die positive Werte genutzt werden. Also 231 · 25ns = 53.69s. Um Abstürze zu vermeiden, bricht LabVIEW bei Timeslots, deren Länge 50 Sekunden übersteigt, die Prozedur ab.) • Bei der Verwendung von Delays müssen die vorherigen Timeslots länger sein als das Delay selbst. Ansonsten kann das Delay nicht eingebaut werden. Deshalb ist es nützlich einen hinreichend langen, leeren Start-Timeslot einzubauen. • Die Werte des letzten Timeslots bleiben an den Ausgängen auch nach dem Programmende bestehen. Aus diesem Grund sollte vor dem Abschalten eine reset“ Sequenz abgespielt werden, um z.B. alle Spulenströme abzuschalten. ” 63 4 Der Experimentaufbau Eingabe in LabVIEW ... ... Analog1 [V] Analog2 [%] 0 0 3 100 7 20 ... ... 20000 ... 50000 ... ... 1000 ... TimeslotLänge [10µs] Digital 1 Digital 2 Analog8 0 0 0 Digitalkanäle zu einem longInteger zusammenfügen Digital 16 Transferfunktion anwenden (hier linear, 0% = 0V, 100% = 2V) Umbau durch LabVIEW, Übergabe ans ADwin DatensatzLänge [Takte] 400000 200000 200000 ... Digital 00...0 11...0 11...0 ... Analog1 0 42598 42729 Analog2 0 39322 39322 ... Endmarke das Arrays Analog8 200000 8000000 -1 39322 34079 ... ... ... - ... 55706 ... 55574 ... - ... 10...1 ... 11...0 0 0 0 0 0 0 - 1 2 100 Rampe von Analog1 Abbildung 38: Beispiel zur Funktion der LabVIEW-Experimentsteuerung. Die roten Felder repräsentieren geschaltete Digitalkanäle und Rampen zwischen zwei Analogwerten. Das an ADwin übergebene Digital-Datenfeld ist als binärer Wert angegeben, um die Veränderung zu verdeutlichen. 64 5 Messungen an der 2. MOT Nach dem erfolgreichen Aufbau konnte das Doppel-MOT-System in Betrieb genommen werden. Das nachfolgende Kapitel beschreibt erste Ergebnisse, die allerdings noch nicht die endgültigen Parameter darstellen müssen. Nachfolgend wird kurz erläutert wie das Fluoreszenzlicht der Atome aufgefangen wird. Aus diesen Daten werden anschließend die Lebensdauer, Laderate, maximale Atomzahl und β (der Parameter der Zwei-Körper-Verluste) errechnet. 5.1 Aufsammeloptik zur Messung der Fluoreszenz der gefangenen Rubidiumatome Um die Anzahl und die Dynamik der Atome in der 2. magneto-optischen Falle beobachten zu können, wurde mit einer Linse (Durchmesser d = 25.4mm, Brennweite f = 30mm) eine 2f-Abbildung der Atomwolke aufgebaut. Es wird also nach 1 1 1 = + f Bildweite Gegenstandsweite 1 1 1 = + 30mm 60mm 60mm (36) (37) in 60mm Entfernung ein umgekehrtes Bild der Atomwolke abgebildet [36]. Auf diese Weise kann das Fluoreszenz-Licht der Atome mit der Pixelfly CCD-Kamera oder direkt mit einer Photodiode (oder Powermeter) aufgenommen werden. Die Linse 2 deckt hierbei ein Raumwinkelelement Ω = π·1.27 = 0.0112 ab. 4·π·62 Detektor Blende Linse Abbildung 39: Aufnahme des Fluoreszenzlichtes der 2. MOT Zur Vermeidung von Streulicht wird nahe der Bildebene eine Blende platziert. Trotzdem lässt sich das Streulicht nicht komplett abschirmen. Hierzu trägt auch der Transferlaserstrahl bei, der genau auf die Frontscheibe trifft. In Abbildung 40 ist eine Bild der gefangenen Atome zu sehen. Die inhomogene Form 65 5 Messungen an der 2. MOT wird den Laserinhomogenitäten (vergleiche Kapitel 4.2.2) zugeschrieben45 . Auch besitzt die MOT bei dieser Größe bereits eine erhebliche interne Dynamik. Diese spielt G durch das geringe Magnetfeld (0.9A=4.5 b cm ) und den dadurch schwächeren räumlichen Einschluss bei dieser Aufnahme eine verstärkte Rolle. Abbildung 40: Aufnahme der Atomwolke in der 2.MOT mit der Pixelfly (Belichtungszeit 1,2ms). Die Größe des Sensors beträgt 4.752 · 6.336mm2 . Ein Pixel mißt 9.9 · 9.9µm2 , der Sensor hat 640 · 480 Pixel [43]. 5.2 Messung der Lebensdauer der 2. Mot Zur Abschätzung der Qualität des Vakuums wird die Lebensdauer der 2. MOT gemessen. Aus dieser kann aufgrund folgender Überlegung der vorherrschende Druck abgeschätzt werden: Aus der kinetischen Gastheorie folgt für die Stoßzeit τst zweier Atome (Zeit zwischen zwei Stößen) [50]: 1 = σnb v̄ (38) τst Hierbei bezeichnet nb = kbp·T die Dichte des Gases und v̄ die relative Geschwindigkeit der kollidierenden Atome. Diese Überlegungen können auf die Lebensdauer für eine magneto-optische Falle übertragen werden. Es wird hierbei angenommen, dass jeder Stoß ein Atom unwiederbringlich q aus der MOT entfernt. Dafür wird v̄ 8kb T der Hintergrundgasatome ersetzt, durch die mittlere Geschwindigkeit v̄ = πm die gefangenen Atome werden als stationär angenommen (τst = ln(2)τmot ). Somit folgt: r πmkb T 1 p= · (39) 8 ln(2) · σ · τmot Es ist allerdings schwierig, die Masse der Atome zu wählen, da die Restgaszusammensetzung nicht bekannt ist. Hier wird m = 28u gewählt, was gut mit den Bestandteilen typischer Restgasspektren übereinstimmt (N2 , CO, CH4 , H2 O) [64]. Für den 45 66 Aufgrund des richtungsabhängigen Magnetfeldgradienten sollte eigentlich eine Ellipse zu beobachten sein. 5.2 Messung der Lebensdauer der 2. Mot Streuquerschnitt wird der in [46] genannte Wert von σ = 3.5 · 10−14 cm2 für Rb − N2 verwendet. D e t e k t i e r t e L e i s t u n g [ µW ] M e s s d a te n d e s P o w e rm e te rs L a d e k u rv e Z e rf a lls k u rv e 1 ,0 0 ,9 Data: Nr4_D Model: Exp2 Equation: y = Weighting: y No w A to m z a h l 8 5 x 1 0 8 4 x 1 0 8 3 x 1 0 8 2 x 1 0 8 1 x 1 0 8 0 ,8 6 x 1 0 Chi^2/DoF R^2 = 0.9 0 ,7 0 ,6 0 ,5 a 38.58 Data: Nr4_E b -0.02 Model: BoxLu Equation: y = a*(1 - exp Weighting: y No we 0 ,4 0 ,3 0 ,2 0 ,1 Z e it t [s ] 0 0 ,0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 3 5 0 Abbildung 41: Verlauf des Lade- und Zerfallsprozesses ohne frische Sublimation. Nähere Erläuterungen im Text. In Abbildung 41 ist die eine Lade- und Lebensdauer-Messung zu sehen. Hier wurden folgende Parameter verwendet: Die Verstimmung der 1. MOT δ1 = 2Γ, Spulenstrom 1. MOT I1 = 3.5A (entspricht einem Gradienten von b = 12.9G/cm), Verstimmung 2. MOT δ2 ≈ Γ, Spulenstrom 2. MOT I2 = 0, 85A (⇒ b = 4.3G/cm), Laserintensitäten siehe Tabelle 3, Dispenserstom 3.4A). Das Fluoreszenzsignal wurde mit Hilfe des Powermeters Lasermate-Q von Coherent aufgenommen. Dies hat den Vorteil, dass die detektierte Leistung sofort abgelesen werden kann. Die Daten wurden für die Speicherung über das ADwin an ein LabVIEW -Programm übergeben. Der Ladeprozess wurde durch das Einschalten des Magnetfeldes gestartet. Anschließend wurde der Ladevorgang durch das Ausschalten des 1. Slave-Laser und das Umpolen des horizontalen Offsetmagnetfeldes der 1. MOT beendet46 . Somit kann die Zerfallskurve beobachtet werden. Nun kann die Lebensdauer aus der Zerfallskurve bestimmt werden, welche einen exponentiellen Zerfall darstellt. In Abbildung 41 beträgt τmot = 41.41 ± 0, 02s, über 46 Das nahe liegende Ausschalten des Transferstrahls (1. Master) hat den Nachteil, dass sich der von dem Detektor aufgenommene Offset leicht ändert und immer noch eine kleine Laderate messbar ist. Das beschriebene Vorgehen führt zu einer nicht mehr messbaren Restladerate und keiner Offsetänderung. 67 Chi^2/DoF Data: Nr4_D R^2 BoxLuc = 0.9 Model: Data: Nr4_E Equation: Model: BoxLu y a= a*(1 - 53073 exp(Equation: b 0.029 Weighting: y = a*(1 - exp y No wei Weighting: y No w Chi^2/DoF R^2 = 0.99 Chi^2/DoF R^2 = 0.9 a 0.8461 b 0.0291 a 5307 b 0.029 5 Messungen an der 2. MOT 4 Messungen gemittelt ergibt sich τmot = 39.5 ± 3.5s. Wird dieser Wert in Gleichung (39) eingesetzt ergibt sich: s π · 4.65 · 10−26 kg · 1.38 · 10−23 KJ · 293K · p = 8 1 · ≈ 8.9 · 10−8 P a = 8.9 · 10−10 mbar ln(2) · 3.5 · 10−18 m2 · 39.5s Dieser Wert ist aber mindestens eine Größenordnung falsch, da der Messkopf die Messgrenze von 1 · 10−10 anzeigt. Dass diese Abschätzung so schlechte Ergebnisse liefert, ist wie folgt erklärbar (neben der Unsicherheit im Streuquerschnitt und der Masse der stoßenden Teilchen): Bei einer Laderate von ca. 107 befindet sich die MOT instantan im Dichte-limitierten Regime. Hier ist der exponentielle Zerfall nicht allein durch das Hintergrundgas begründet, sondern wie in Kapitel 2.2.3.2 erläutert, auch durch Zwei-Körper-Verluste begründet (genauere Überlegungen in Kapitel 5.5). Um trotzdem eine Aussage über den Druck treffen zu können, wird folgender Ansatz verfolgt: Nach einem Titansublimationszyklus befindet sich der Druck zeitweise > 10−8 mbar. Der anschließende Druckrückgang unter die Messgrenze geschieht über ca. 10 Minuten. Hierbei wird die MOT konstant geladen, ein langsames Ansteigen des steady-state Fluoreszenzsignals ist mit sinkendem Druck zu beobachten. Nun wird für 4 verschiedene Drücke eine Zerfallskurve aufgenommen. Da bei diesem Druck Lebensdauern von ∼ 10s zu erkennen sind, ist der Druck während eines Zerfallprozesses nahezu konstant. 1 nicht nur durch das Hintergrundgas Das Problem, dass die Lebensdauer τmot = α+β n̄ limitiert ist wird so eliminiert, da der zweite Term β n̄ konstant ist – die Änderung der Lebensdauer stellt somit die Änderung der Ein-Körper-Verlustrate dar (siehe auch Kapitel 5.5). Druck [mbar] Lebensdauer [s] α0 [ 1s ] 1 · 10−10 12.99 ± 0.04 0.07695 ± 0.00021 2 · 10−10 11.04 ± 0.03 0.09054 ± 0.00023 −10 3 · 10 10.20 ± 0.03 0.09803 ± 0.00025 5 · 10−10 8.67 ± 0.03 0.11528 ± 0.00035 Tabelle 4: Lebendauer der 2. MOT bei verschiedenen Drücken Es folgt für die Zerfallskurve: 1 + const p r 1 πmkb T mit κ = · ln(2) · σ 8 τmot = κ · 68 (40) (41) 5.2 Messung der Lebensdauer der 2. Mot Wird κ als konstant angenommen (d.h. Streuquerschnitt und Restgaszusammensetzung ändern sich wenig), folgt eine Grade mit τmot = (5.0 ± 0.9) · 10−10 s · mbar · 1 + (8.2 ± 0.5)s p (42) Diese Gerade hat nur einen eingeschränkten Gültigkeitsbereich - sonst wäre bei Raumdruck immer noch eine Lebensdauer von 8.2s messbar. Für den hier betrachteten Druckbereich p < 10−9 mbar kann diese Nährung für diesen Aufbau genutzt werden. Für eine Lebensdauer von (39.5 ± 3.5)s ergibt sich hiermit ein Druck von (1.6 ± 0.4) · 10−11 mbar, was als eine gute Abschätzung angesehen werden kann. 1 4 L e b e n s d a u e r τ[ s ] Data: Data6_D Model: Line Equation: y = A + B*x Weighting: y No weighting 1 3 Chi^2/DoF = 0.27399 R^2 = 0.94372 1 2 A B 1 1 1 0 9 1 /p [1 /m b a r] 8 2 x 1 0 9 3 x 1 0 9 4 x 1 0 9 5 x 1 0 9 6 x 1 0 9 7 x 1 0 9 8 x 1 0 9 9 x 1 0 9 1 x 1 0 1 0 Abbildung 42: Lebensdauer in Abhängigkeit vom inversen Druck Zum Zeitpunkt dieser Messungen war der Titansublimator seit ca. 3 Monaten nicht in Betrieb gewesen. Aus diesem Grund wurde durch erneutes Sublimieren und das Aufbringen eines neuen Titanfilms eine deutlich sichtbare Verbesserung der Lebensdauer erwartet. Dies war allerdings nur eingeschränkt der Fall. Nach einem frischen Sublimationszyklus (der ja auch die Daten für die obige Druckabschätzung lieferte), erhöhte sich die Lebensdauer auf ca. 50s. Dies korrespondiert mit einer Druckverbesserung um 30% auf 1.2 · 10−11 mbar. Offensichtlich sättigt der Titanfilm bei diesen Drücken äußerst langsam. Zudem wird den frisch regenerierten, noch ungesättigten, Ionengetterpumpen eine erhebliche Pumpwirkung zugeschrieben. 69 8.18718 5.0002E-10 ±0. ±8. 5 Messungen an der 2. MOT Herkunft der Druckabschätzung Enddruck [mBar] (1.86 ± 0.23) · 10−11 Schließen des Eckventils (ohne TSP) Ionengetterpumpen aus- und einschalten (ohne TSP) (2.0 ± 0.3) · 10−11 Lebendsdauern der 2. MOT (ohne frische TSP) (1.6 ± 0.4) · 10−11 2.28 · 10−12 Ionengetterpumpen ausschalten, Steigung ermitteln (mit frischer TSP) Tabelle 5: Übersicht über die Druckabschätzungen für die Vakuumqualität in der Hauptkammer. 5.3 Bestimmung der Anzahl der gefangenen Atome Aus der detektierten Leistung kann die Anzahl der gefangenen Atome errechnet werden [46]. Hierfür wird über die detektierte Leistung im Raumwinkelelement Ω auf die abgestrahlte Gesamtleistung geschlossen. Diese kann unter Berücksichtigung der Streurate γst eine Aussage über die Anzahl N der gefangenen Atome geben. P = hc Ω · · N · γst λ 4π (43) mit γst = Γsp · 2 I IS 1+ I IS + 2δ 0 Γsp (44) 2 Allerdings muss für die Streurate noch ein Korrekturfaktor berücksichtigt werden, da die Übergänge zwischen den verschiedenen Zeeman-Niveaus verschieden stark sind47 . Unter der Annahme, dass durch die sechs Strahlen in der MOT nährungsweise unpolarisiertes Licht vorhanden ist, werden alle Übergänge zwischen allen magnetischen Unterzuständen stattfinden. Daher wird der Sättigungsparameter S = II0 mit dem 7 Quadrat des mittleren Clebsch-Gordon-Koeffizienten gewichtet, für welches man 15 48 errechnet ([57],[34]) . Somit folgt insgesamt: N= 8π · P · λ · h · c · Ω · Γsp 1+ 7 15 · I IS 7 15 · + I IS 2δ 0 Γsp 2 (45) Die Intensität des Lichtes am Ort der MOT ist die Summe aller Strahlen, die hier 10.44mW/cm2 beträgt49 . Zur Übersicht sei hier die Gleichung für die maximale 47 Die Dopplerverbreiterung ΓD der gefangenen Atome sei vernachlässigt, da bei Temperaturen 1 von 146µK gilt ΓD ≈ 40 Γ. 48 Dieses Argument gilt allerdings nur für geringe Intensiäten, in denen die unteren ZeemanNiveaus gleich besetzt sind. Bei höheren Intensitäten wächst der Korrekturfaktor an. 49 Der Rückpumper wird nicht berücksichtigt, da er wie gezeigt nur jedes 2600. Photon beisteuert. 70 5.4 Bestimmung der Laderate Leistung aus Abbildung 41 (0.86µW ) mit eingesetzten Werten erneut dargestellt. N0 = 8π · 0.86µW · 780nm · 6.626 · 10−34 Js · 3 · 108 ms · 0.0112 · 38M Hz 7 2·38M Hz 2 1 + 15 · 10.44 + 1.67 38M Hz · 10.44 7 · 15 1.67 N0 = 5.39 · 108 In der magneto-optischen Falle befinden sich (5.39 ± 0.06) · 108 Atome (Hier wurde nur der Fehler der eingehenden Leistung berücksichtigt und mit einem Prozent abgeschätzt. Auf eine genaue Fehlerberechnung wird verzichtet.). 5.4 Bestimmung der Laderate Die Laderate kann aus dem anfänglichen Anstieg der Atomzahl während des Ladeprozesses bestimmt werden. Für die Ladekurve der Atomanzahl in Abbildung 41 gilt die folgende Kurve: −2 N (t) = (5.30 ± 0.01) · 108 1 − e−(2.913±0.004)·10 ·t (46) Die Steigung kann über die 1. zeitliche Ableitung zur Zeit t=0 errechnet werden50 . Hier ergibt sich dN (t = 0) = (1.545 ± 0.01) · 107 Atome pro Sekunde (47) dt Für die charakteristische Ladezeit (in Abbildung 41 ist τlade = 34.32s) ergibt sich als Mittelwert über 4 Messungen τlade = (31.2 ± 3.9)s. Verglichen mit der Zerfallszeit ist eine klare Abweichung zu erkennen, die durch Zwei-Körper-Stöße erklärt werden kann. R= 5.5 Bestimmung der Zwei-Körper-Verluste In den bisher aufgenommen Messungen ist der in Abbildung 4 skizzierte Verlauf nicht klar erkennbar. Dies hat folgende Gründe: • Das ungenügende Signal-zu-Rauschverhältnis von ca. 100. • Die Messungen wurden bei einem kleinen Magnetfeldgradienten durchgeführt (b = 4.3G/cm). Hierbei ist die räumliche Kompression geringer, die Dichte sinkt [35], was zu einer kleineren Zwei-Körper-Verlustrate führt. (Allerdings konnten in [60] bei 4.8G/cm Zwei-Körper-Verluste beobachtet werden; dort hatte die MOT aber eine kleine Ausdehnungen von ca.0.5mm ( 1e -Durchmesser, die MOT befand sich im Bereich konstanten Volumens).) 50 Dies entspricht genau der Überlegung N0 = R α. 71 5 Messungen an der 2. MOT Der entscheidende Grund liegt allerdings in dem raschen Übergang vom Bereich konstanten Volumens in den Bereich konstanter Dichte. Bei geringen Atomzahlen (< 105 ) steigt die maximale Dichte n0 noch an, so dass der Zwei-Körper-Verlust0β Anteil zunimmt, da ξ = n0nβ+α . Wenn aber langsam die Reabsorption von Fluoreszenzphotonen einsetzt wird die Dichte erst begrenzt und dann wieder verringert, da sich die Atome auseinander treiben. Die atomare Wolke dehnt sich aus (wie in Kapitel 2.2 erläutert) [19]. Bei den hier aufgenommenen Messungen war durch die Laderate von ca. 107 Atomen pro Sekunde ein sofortiger Wechsel in den Bereich konstanter Dichte mit der CCD-Kamera beobachtbar. In diesem Regime ist nun wieder ein rein exponentieller Zerfall mit α0 = α + β n̄ zu erwarten. Erst wenn beim Zerfall der Übergang in den Bereich konstanten Volumens vollzogen wird wäre eine Abweichung sichtbar. Dieser setzt aber erst bei zu geringen Atomzahlen ein (∼ 105 ); hier wäre das Fluoreszenzsignal mindestens 1000-fach kleiner und somit mit dem derzeitigen Aufbau schwer zu detektieren. Aus diesem Grund gibt es keine Möglichkeit α direkt aus einer Messung zu extrahieren und β zu berechnen. Um dieses Problem zu umgehen werden wieder die Zerfallsprozesse bei verschiedenen Drücken während des Titansublimationszykluses betrachtet. Wie bereits erläutert stellt die gemessene Zerfallskonstante die Summe von Ein-Körper und Zwei-KörperVerlusten dar. Allerdings sind nur die Ein-Körper-Verluste druckabhängig. Es kann also β n̄ als konstant angenommen werden, da sich die MOT beim Ladevorgang sofort im Bereich konstanter Dichte befindet. -1 0 4 ,0 x 1 0 -1 0 3 ,0 x 1 0 -1 0 2 ,0 x 1 0 -1 0 1 ,0 x 1 0 -1 0 Y A x is T itle p [m b a r] 5 ,0 x 1 0 α’ [ 1 / s ] 0 ,0 6 ,0 x 1 0 -2 7 ,0 x 1 0 -2 8 ,0 x 1 0 -2 9 ,0 x 1 0 -2 1 ,0 x 1 0 -1 1 ,1 x 1 0 -1 Abbildung 43: Bestimmung der Zwei-Körper-Verluste 72 1 ,2 x 1 0 -1 5.5 Bestimmung der Zwei-Körper-Verluste Die Gerade aus dem obigen Graph liefert für einen verschwindenden Druck (d.h. α = 0) den konstanten Anteil der Zwei-Körper-Zerfälle. Die Kurve besitzt einen x-Achsenschnittpunkt von α00 = (0.0696 ± 0.0024)1/s. β= α00 n̄ (48) N0 10 1 Wird eine Dichte von n̄ = 4/3πr angesetzt (eine Kugel mit einem 3 ≈ 3.8 · 10 cm3 0 Radius von r0 = 0.15cm), so ergibt sich für β = (1.82 ± 0.07) · 10−12 cm3 /s. Dies stimmt gut mit dem Wert aus [60] überein, wo β mit 1 · 10−12 cm3 /s angeben ist (bei einer Gesamtlichtintensität von 10mW/cm2 ). Die folgenden Überlegungen müssen beim Betrachten der ermittelten Ergebnisse berücksichtigt werden. Sie alle können bei den aufgenommenen Daten als Fehlerquelle einfließen. Leider war es aus Zeitgründen nicht möglich ihre Wirkung abschließend zu untersuchen oder zu eliminieren. 1. Die Ergenisse wurden anhand des Fluoreszenzsignals entwickelt. Es ist aber nicht zu entscheiden, ob bei großen Atomzahlen immer noch alle Atome einer gleich hohen Laserintensität ausgesetzt sind, oder ob die äußeren Atome die inneren abschirmen. Wäre dies der Fall, würde bei hohen Atomzahlen die Fluoreszenz weniger stark ansteigen als erwartet. 2. Auch wenn die maximale Dichte konstant ist, steigt die durchschnittliche Dichte noch an, da es am Rand der atomaren Wolke immer einen kontinuierlichen Übergang von n = 0 zu n = n0 gibt. Diese Region des Übergangs wächst mit der Oberfläche an. 3. Intensitätsschwankungen im Profil der Laserstrahlen führen zu einer Abweichung von einer kugelförmigen Geometrie. Dies vergrößert die Oberfläche (und 2 damit auch den Bereich der Übergangszone) stärker als A ∝ V 3 . 4. Würde sich die MOT tatsächlich in einem reinen Bereich konstanten Dichte befindent, so müssten Lade- und Zerfallszeit gleich groß sein. Dies ist nicht der Fall (obige Einwände). Es herrscht eine Mischform vor. 73 6 Fazit und Ausblick 6 Fazit und Ausblick Der derzeitige Status zeigt einen erfolgreichen Projektstart. Die gesetzten Ziele wurden erreicht: • Es existiert ein funktionsfähiges Doppel-MOT-System. • Durch einen Druck von (1.6 ± 0.4) · 10−11 mbar in der Hauptkammer ist eine ausreichende Lebensdauer von 39.5 ± 3.5 realisiert. • Eine genügend hohe Atomzahl wird in der 2. MOT gefangen (> 5 · 108 ). • Es besteht eine ausreichende hohe Laderate mit 1.5 · 107 Atomen pro Sekunde. Die zu diesem Zeitpunkt eingestellten Parameter des Systems liefern bereits gute Werte. Neueste Messungen zeigen allerdings noch Optimierungspotential bei der maximalen Atomzahl - und entscheidender - bei der Laderate51 . Der nächste Schritt wird die Verbesserung der Strahlqualität in der zweiten magnetooptischen Falle sein. Hierfür werden, wie in 4.2.2 erwähnt, ein Pinhole und zwei weiterer λ2 -Plättchen eingebaut. Der darauf folgende Schritt beschäftigt sich mit dem Transport des kalten Atomensembles in den schmalen Appendix der Glaszelle. Hierbei muss eine hinreichende Kompression erreicht werden, damit an den Wänden des 4mm breiten Appendix möglichst wenig Atome verloren werden. Das mittelfristige Ziel ist dann das erfolgreiche evaporative Kühlen der Atome und die Erzeugung eines Bose-Einstein-Kondensats in diesem Appendix. 51 74 Für neueste Ergebnisse sei erneut auf die Arbeit von Georg Wirth [63] verwiesen. A.1 Das Rubidiumisotop Anhang A.1 Das Rubidiumisotop 87 Rb Sowohl 87 Rb, wie auch 85 Rb, verhalten sich aufgrund ihres Kernspins von I = 3/2 bzw. I = 5/2 und dem einzelnen Valenzelektron wie ein Boson. Die Vorteile des schweren Isotops (welches schwach radioaktiv ist) liegen in seiner Streulänge. Während 85 Rb eine negative Streulänge besitzt, hat 87 Rb eine positive Streulänge, was eine spätere Verdampfungskühlung vereinfacht und ein großes BEC ermöglicht: Eine große, positive Streulänge führt zu einer effektive, repulsiven Wechselwirkung; folglich kann ein (beliebig) großes Kondensat als stabiler Zustand existieren. Eine negative Streulänge dagegen führt wegen der attraktiven Wechselwirkung zu einem Kollaps des Systems, so dass nur sehr kleine Kondensate entstehen können [12]. Eigenschaft Formelzeichen Wert Z Z +N m 87 η( Rb) τRb87 TM PV I IS 37 87 1.44 · 10−25 kg 27.83% 4.88 · 1010 Jahre 39.31◦ C 3.0 · 10− 7 torr 3/2 1.669 mW/cm2 Ionisationsenergie EI 4.177eV Frequenz Wellenlänge (Vakuum) Wellenlänge (Luft) Lebensdauer Zerfallsrate Linienbreite Dopplertemperatur Dopplergeschwindigkeit Rückstoßtemperatur Rückstoßgschwindigkeit ω0 λ λair τ Γs p Γ TD vD TR vr 384.230484 THz 780.241209 nm 780.03200 nm 26.24 ns 38.11 · 106 1/s 6.065 MHz 146 µK 11, 17 cm/s 361.96 nK 5.8845 mm/s Atomzahl Anzahl der Nukleonen Masse Relatives natürliches Vorkommen Lebensdauer Schmelzpunkt Dampfdruck bei 25◦ C Kernspin Sättigungsintensiät für |F = 2, mF = ±2i → |F 0 = 3, m0F = ±3i Tabelle 6: Die wichtigsten physikalischen Eigenschaften von 87 Rb und seiner D2 (52 S1/2 → 52 P3/2 ) Übergangslinie. Für alle weiteren Daten von 87 Rb , sei auf [54] hingewiesen, das hier als Quelle diente. 75 87 Rb Anhang A.2 Aufgabe wichtiger elektronischer Bauteile Hier eine kurze Übersicht der genutzten elektronischen Komponenten, die während der Diplomarbeit modifiziert, repariert oder neu gebaut wurden. Für weiterführende Erläuterungen zum Aufbau und Funktionsweise siehe [63]. • Temperaturregler: Stabilisiert die Temperatur der Laserdiode auf ca. 1mK genau. Schwankungen der Temperatur ändern den mittleren Atomabstand und die Länge des Resonators, was zu einer Frequenzveränderung von 30GHz pro Kelvin führt. • Stromregler: Liefert den Strom für die Laserdioden. Dieser muss auf ca. 1µA stabil sein, da Stromschwankungen die Ladungsträgerdichte und damit den Brechungsindex des aktiven Lasermediums ändern (Frequenzänderung von ca. 0.1GHz pro mA), sowie die Temperatur in der Laserdiode beeinflussen (3GHz pro mA). • Schnelle Photodiode: Detektiert das Schwebungssignal der modulierten 40Mhz Seitenbänder mit der Trägerfrequenz. Dies wird an die PDH-Box geleitet. • PDH-Box: Liefert die 40MHz Modulation für den Laserdiodenstrom. Darüber hinaus wird hier das Signal der schnellen Photodiode mit dem Ursprungssignal gemischt und das Fehlersignal herausgefiltert. Dies wird zu Lockbox geleitet. • Lockbox: Integrationsregler zur Steuerung des Gitters des Diodenlasers. Es kann im Scanmodus mit dem Gitter langsam in die Resonanz gezoomt“ wer” den; d.h. mit kleiner werdenden Gitterverkippungen wird die Laserfrequenz auf den gewünschten Bereich eingeschränkt. Wird auf Lock“ geschaltet, über” nimmt das Regelsignal der PDH die Steuerung des Gitters, um den Laser auf der richtigen Frequenz zu regeln. Diese ist durch einen zusätzlichen Offset variierbar. • AOM-Treiber: Hier befindet sich der voltage controlled oscillator, der die Radiofrequenz für die Laufwelle im AOMs vorgibt. Dieses Signal kann schnell an-, ausgeschaltet oder abgeschwächt werden, wodurch die Leistung des durch den AOM transmittierten Strahls gesteuert werden kann. Die Änderung der Frequenz ohne Neujustage des Lasersystem ist nur bedingt möglich, da mit der Änderung der Frequenz der Laufwelle auch der Beugungswinkel der genutzten ±1. Ordnung variiert. 76 A.3 Informationen zu den Ionengetterpumpen A.3 Informationen zu den Ionengetterpumpen Bei Ionengetterpumpen handelt es sich um eine Sorptionspumpe, in der Gasteilchen an der Oberfläche gebunden oder eingeschossen werden [64]. Ihr Aufbau ist in Abbildung 44 dargestellt. Abbildung 44: Aufbau und Funktionsweise einer Ionengetterpumpe des Diodendesigns (Grafik übernommen aus [49]) Der Vorgang der Sorption läuft über zwei verschiedene Prozesse ab: • Ioneneinschuss: Ein Restgaspartikel wird durch einen Elektronenstoß ionisiert und durch ein elektrisches Feld auf die Oberfläche beschleunigt52 . Dort werden die Teilchen direkt in die Oberfläche implantiert, d.h. in der Oberfläche etwa 10 Atomlagen tief vergraben. Dieser Prozess des Ioneneinschusses trifft für alle, also auch für Edelgase (insbesondere wichtig für Argon), zu. • Kathodenzerstäubung: Bei dem obigen Aufprall wird das Gettermaterial der Kathode zerstäubt“ ( Sputtering“). Die herausgeschlagenen Atome legen sich ” ” auf benachbarten Oberflächen nieder. Durch die getter“-Fähigkeit des Katho” denmaterials werden reaktive Teilchen auch ohne Ionisation durch das Gettermaterial an der Oberfläche (meist Titan) gebunden und somit dem Restgas entzogen. Durch die Zerstäubung des Kathodenmaterials durch die auftreffenden Ionen wird insbesondere auf der Anode stetig ein neuer, ungesättigter Getterfilm produziert, welcher auch bereits an der Oberfläche gebundene Atome überdeckt und einschließt. Dieser Pumpeffekt ist vor allem für Gase die durch chemische Sorption gepumpt werden können (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenoxide, leichte Kohlenwasserstoffe, Wasserdampf) relevant. 52 Die angelegt Spannungsdifferenz beträgt ca. 5 bis 7kV. Aufgrund der großen Masse spielt für die Ionen das Magnetfeld eine untergeordnete Rolle. Die freigesetzten Elektronen bewegen sich durch das Magnetfeld der Permanentmagneten auf einer Schraubenlinie, was zu einer längeren Flugbahn hin zur Anode führt. Dadurch ist die Trefferwahrscheinlichkeit für weitere Restgasatome erhöht. 77 Anhang Beide Effekte beladen langsam die Oberfläche mit dem gepumpten Gas. Somit sinkt mit zunehmender Betriebsdauer die Pumpleistung – durch den Ausheizvorgang wird die Pumpwirkung wieder regeneriert. Tabelle 7 gibt einen Überblick über die Eigenschaften der genutzten Ionengetterpumpen. Design Nominale Pumprate für Stickstoff [l/s] Pumprate für Stickstoff bei 10−11 gesättigt (ungesättigt) [liter/s] Pumprate für Argon bei 10−11 gesättigt (ungesättigt) [liter/s] Kathodenspannung [V] Enddruck [mbar] Max. Ausheiztemperatur [◦ C] Starcell 20l/s Starcell 55l/s Diode 20l/s Triode 20 7(15) Triode 50 15(31) Diode 27 12(19) 4(7) 7(15) * -5000 < 10−11 350 -5000 < 10−11 350 7000 < 10−11 350 Tabelle 7: Charakteristische Daten der Ionengetterpumpen. (*Pumprate der Diode für Edelgase ist verschwindend gering.) Die Diode pumpt besonders effektiv getterbare“ Gase, die durch den zweiten Pro” zess gepumpt werden. Edelgase hingegen stellen ein Problem dar: Da sie hauptsächlich durch Implantation gepumpt werden, werden sie beim Sputtern auch wieder freigesetzt, weil diese Prozesse am gleichen Ort stattfinden. Die Starcell besitzt hingegen den Aufbau einer Triode, welcher für das Pumpen von Edelgasen besonders gut geeignet ist. Hier finden die Implanation der Edelgasatome und das Zerstäuben des Gettermaterials an unterschiedlichen Orten statt [58]: Die negativ geladene Kathode besitzt einen gitterförmigen Aufbau. Die beschleunigten Ionen treffen aufgrund der Geometrie meist in kleinen Winkeln auf die Kathodenoberfläche, wobei sie Kathodenmaterial zerstäuben, ohne dabei implantiert zu werden. Die reflektierten Ionen verlieren dabei entweder ihre Ladung und dringen in die äußeren, ungeladenen Elektroden ein oder werden wieder zurück auf die Kathode beschleunigt, um erneut das Gettermaterial zu zerstäuben. Somit erhöht sich die Zerstäubungsrate, ohne dass einmal implantierte Atome wieder freigesetzt werden53 . 53 78 Abbildung 45: Funktionsweise einer Ionengetterpumpe des TriodenDesigns (Grafik übernommen aus [49]) Dies erhöht die Pumprate für Argon im Vergleich zur Diode um das zehnfache auf ca. 50% A.4 Abschätzung der Linienbreite der Diodenlaser A.4 Abschätzung der Linienbreite der Diodenlaser Um die Linienbreite eines Lasers abzuschätzen, kann folgendes Vorgehen genutzt werden: Es werden zwei Laser überlagert und das entstehende Interferenzsignal mit einer schnellen Photodiode betrachtet. Das aufgenommene Signal entspricht: Iges (t) = [E1 (t) + E2 (t)]2 = E1 (t)2 + 2E1 (t)E2 (t) + E2 (t)2 (49) (50) Die quadratischen Terme oszillieren mit 2ω1 und 2ω2 und sind mit einer Photodiode nicht detektierbar. Als Folge bleibt ein Wechselspannungsanteil, der eine Schwebung der beiden Lasersignale darstellt. Diese Schwebung besitzt eine gaußförmige Frequenzverteilung, dessen Breite durch das Faltungstheorem auf die einzelnen Laser schließen lässt: Die Fouriertransformierte des Produktes zweier Funktionen ist die Faltung der einzelnen Fouriertransformierten. Ein solcher Schritt transformiert F (E1 (t) · E2 (t)) in eine Faltung im Frequenzraum, F (E1 (t)) ∗ F (E2 (t)) = E1 (ω) ∗ E2 (ω). Unter der sinnvollen Annahme, dass die beiden Laser die gleiche Gaußverteilung mit einer Standardabweichung σ1 = σ2 besitzen, folgt somit eine Gaußverteilung mit p √ 0 2 2 σ = σ1 + σ2 = 2σ1 . Intensität Beatsignal Gauss- Fit Data: Data3_C Model: Gauss Equation: y=y0 + (A/(w Weighting: y No weighting Chi^2/DoF = 2.30 R^2 = 0.99444 y0 xc w A Frequenz ν [MHz] 41,0 41,5 42,0 42,5 43,0 43,5 44,0 44,5 45,0 Abbildung 46: Beat-Signal zweier Diodenlaser In Abbildung 46 ist das Signal des Master 1 und des Rückpumpers dargestellt. Hierfür wurden beide Laser auf die gleiche Linie geregelt und anschließend durch den jeweiligen AOM frequenzverschoben (1.Master um ca. 121.5MHz, Rückpumper um ca. 78.5MHz). Das gemessene Beatsignal ist um ∼43MHz zentriert und besitzt eine Standardabweichung von σ 0 = (334±8)kHz. Hieraus folgt eine FWHM für einen Laser von ca. 556kHz. des Saugvermögens für Stickstoff. 79 106.91185 43099738.349 1272194.7778 92212978.772 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis [1] Alpert, A.: New Developments in the Production and Measurement of Ultra High Vakuum. Journal of Applied Physics, 24(7):860–876, 1953. [2] Askhin, A. und J.P. Gordon: Stability of radiation-pressure particle traps: an optical Earnshaw theorem. Optics Letters, 8(10):511 – 513, 1983. [3] Bergeman, T., Gidon Erez und Harold J. Metcalf: Magnetostatic trapping fields for neutral atoms. Phys. Rev. A, 35(4):1535–1546, Feb 1987. [4] Black, Eric D.: An introduction to Pound–Drever–Hall laser frequency stabilization. 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Diplomarbeit, Institut für Laserphysik, Universität Hamburg, voraussichtlich April 2007. [64] Wutz, Max, Karl Jousten, Herman Adam und Wilhelm Walcher: Handbuch Vakuumtechnik. Theorie und Praxis. Vieweg, 7 Auflage, 2000. [65] Zachorowksi, Jerzy, Tadeusz Palasz und Wojciech Gawlik: MagnetoOptical Trap for Rubidium Atoms. Optica Applicata, XXVIII(3, str. 239), 1998. 84 Danksagung Ich bedanke mich bei Prof. Dr. Andreas Hemmerich, dass er uns (Georg Wirth und mir) diese einmalige Möglichkeit eröffnet hat, ein anspruchsvolles, eigenständiges Projekt zu bearbeiten. Dabei insbesondere auch großen Dank für die direkte Betreuung und die genauen Erklärungen all meiner Fragen. Steiler hätte die Lernkurve kaum aussehen können. Einen besonderen Dank an meinen Teamkollegen und Freund Georg Wirth: Ohne Deinen riesigen Einsatz wäre dieses Projekt niemals soweit. Es war mir ein große Freude mit Dir zu arbeiten – und zu feiern (Unser Thank God it’s Friday“-Bier ” werde ich sehr vermissen). Vielen Dank an das Resonator-Team (Julian Klinner, Malik Lindholdt, Matthias Wolke) für die vielen hilfreichen Tipps. Vor allem einen großen Dank an Julian, der mit seiner Erfahrung einen großen Anteil an dem erfolgreichen Vakuumzusammenbau besitzt. Einen Dank an das Nachfolgeteam Matthias Ölschläger und Kai Könecke für die Unterstützung. Weiterhin viel Spaß beim Experimentieren. Dank an das Calcium Team (Purbasha Haldar, Chih-Yun Yang, Dirk Hansen, Oliver Appel), Arne Wickenbrock und Tobias König für die nette Arbeitsatmosphäre. Einen Dank an Boris Nagorny, der uns einige Male wertvolle Tipps geben konnte und mit einem Blick das Leck der Vakuumapparatur ausfindig machte. Für die Übernahme des Zweitgutachtens danke ich Herrn Prof. Dr. G. Huber. Für die tolle Arbeit der feinmechanischen Werkstatt möchte ich mich bei Herrn Fleig und seinen Mitarbeitern bedanken. Auch einen Dank an Herrn Hesse für die Unterstützung des HASYLABS. Ich danke Malte Posewang und allen anderen, die diese Arbeit durch Korrekturlesen aufgewertet haben. Bedanken möchte ich mich besonders bei meiner Freundin Sandra Peter für den Rückhalt und das Verständnis für die vielen Laborstunden. Einen riesigen Dank an meine Familie, vor allem an meine Eltern, für die bedingungslose Unterstützung meines Physikstudiums. Erklärung gemäß Diplom-Prüfungsordnung Hiermit versichere ich, die vorliegende Diplomarbeit selbständig verfasst und nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet zu haben. Hamburg, den 11.April 2007 Marcus Gildemeister