Görlitz und sein Jugendstilkaufhaus

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Görlitz und sein Jugendstilkaufhaus
Mehr als 100 Jahre ist es alt, das schönste Kaufhaus Deutschlands mit seinen vielen
Jugendstil-Elementen wie Säulen oder Glasdach, mit dem beeindruckenden Lichthof und
einem System aus Treppen und Galerien.
Es ist schon ein ganz besonderes Kleinod, das Görlitz da
besitzt. Das Haus, das einst nach dem Vorbild des ehemaligen
Wertheim-Warenhauses in Berlin erbaut wurde, zeigt sich
noch heute im Originalzustand. Es ist ein Glanzstück der 1914
zu Ende gegangenen Belle Époque. Es gab zwar in den 20erJahren noch andere, die ähnlich aussahen, aber die wurden
alle durch den Krieg oder Modernisierungsarbeiten in ihrer
Einzigartigkeit zerstört.
Im Jahr 1717 befand sich am heutigen Standort der Gasthof „Goldener Strauß“, welcher später zum
Hotel expandierte. Dieses musste den Plänen für das Warenhaus weichen. Einst als Kaufhaus “Zum
Strauß” vom Privateigentümer Strauß gebaut, wurde es bereits in den 1920er Jahren von Karstadt
übernommen. Nach dem Krieg und der Teilung Deutschlands wurde das Jugendstilkaufhaus 1950
zunächst in die HO-Organisation, später in die DDRWarenhaus-Kette „Centrum”, die nach der deutschen
Vereinigung vom Karstadt-Konzern übernommen wurde,
eingegliedert. Seit 2005 gehörte das Gebäude zu Hertie und
wurde schließlich im Zuge der Krise des Unternehmens am 15.
August 2009 geschlossen. Ein Investor ging pleite, seitdem
kümmert sich ein niederländischer Insolvenzverwalter um das
leer stehende Schmuckstück.
Das schöne Warenhaus steht seit August 2009 leer. Hertie hat damals den Geschäftsbetrieb
eingestellt hat. Nun soll das Kaufhaus am 10. Oktober 2012
zwangsversteigert werden. Auf rund drei Millionen Euro schätzt ein
Gutachten den Wert des Gebäudes. Zuviel, als das die Stadt Görlitz sich
engagieren möchte.
Hundert Jahre lang verkörperte das Kaufhaus, so steht es im
November 2011 in der hundertsten Ausgabe der StadtBILD
Görlitz, verkörperte dieses Kaufhaus das pulsierende Zentrum der
Stadt und belebte dank seiner Magnetwirkung auch die
umliegenden Geschäftsviertel. Selbst nach seiner Schließung ist
der Baukörper immer noch ein einzigartiges
Architekturmonument. Aber seine leeren Fenster vermitteln den
Görlitzern und den Besuchern der Stadt einen traurigen Anblick
und wirken lähmend auf das geschäftliche Umfeld.
Zum Glück wacht die Görlitzer Denkmalschutzbehörde über das
Kaufhaus. Zusammen mit der einzig verbliebenen Mieterin, der
Parfümerie Thiemann, hat sie das Gebäude bisher vor größeren
Bauschäden bewahrt. Mit den nach Denkmalschutzgesetz zu
fordernden Erhaltungsmaßnahmen gelang es, die Eigentümer zur
Durchführung der notwendigen Reparaturleistungen zu verpflichten
und diese auch zu realisieren.
Trotz aller Bemühungen der Kommune und einzelner engagierter Bürger ist es bisher nicht
gelungen, geeignete Interessenten für eine sinnvolle Nutzung der Immobilie zu finden. Die
schleichende Gewöhnung an einen unhaltbaren Zustand ist unverkennbar.
Im Mai 2011 hat sich der Verein Bürgerinitiative Görlitzer Kaufhaus e. V. gegründet. Inzwischen
haben sich fast 100 Mitglieder unter dem Dach der Bürgerinitiative Görlitzer Kaufhaus
zusammengeschlossen. Darunter sind engagierte Bürger, Unternehmen und Institutionen aus Stadt
und Region, aber auch viele Freunde und Bewunderer des Görlitzer Kaufhauses aus aller Welt.
Quellen:
Sächsische Zeitung vom 15. August 2011 und 8. September 2012
StadtBILD Ausgabe November 2011
rohmert-medien.de
wikipedia