Mundwerkzeuge der Insekten
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Mundwerkzeuge der Insekten
1 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten Mundwerkzeuge der Insekten Arbeitsvideo/ 4 Kurzfilme FWU Schule und Unterricht VHS 42 02165 18 min, Farbe Sachgebiet Biologie Zoologie • Allgemeine Zoologie, Gestalt und Bau • Angewandte (Systematische) Zoologie, Wirbeltiere(lose), Gliedertiere(füßer) Adressaten Allgemeinbildende Schule (ab Schuljahr 7) Sekundarbereich 1, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, lntegrierte Gesamtschule (ab Schuljahr 7), Sekundarbereich II Lernziele Kenntnis des Grundbauplans der Mundwerkzeuge von Insekten; Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Bau und Funktion der Mundwerkzeuge; ausgehend vom kauendbeißenden Grundtyp die verschiedenen Abwandlungen der Mundwerkzeuge kennen lernen. Kurzinhalt Die Insekten gehören zu einem der ältesten Tierstämme, den Gliedertieren. Entsprechend lange Zeiträume standen ihnen zur Eroberung aller Lebensräume und damit auch der unterschiedlichsten Nahrungsquellen zur Verfügung. So vielfältig wie ihre Nahrung sind auch die Mundwerkzeuge der Insekten: beißende, leckende, stechend-saugende Mundwerkzeuge sind die bekanntesten, die die Evolution hervorgebracht hat. Das Arbeitsvideo zeigt in Realund Trickaufnahmen Entwicklung, Bau und Funktion verschiedener Mundwerkzeuge einheimischer Insektenarten. 1. Wanderheuschrecke und Sandlaufkäfer 2. Honigbiene 3. Schmetterling und Bremse 4. Stechmücke 5,0 min 4,0 min 4,5 min 4,0 min Schlagwörter Insekten, Mundwerkzeug, Wanderheuschrecke, Sandlaufkäfer, Honigbiene, Schmetterling, Bremse, Stechmücke © FWU Institut für Film und Bild 2 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten Kurzbeschreibung Wanderheuschrecke: Aufbau und Arbeitsweise der kauend-beißenden Mundwerkzeuge in Lebendaufnahmen und im Zeichentrick. Kaubewegung der Oberkiefer, Zerkleinerung der Nahrung, Funktion von Unterkiefer und Unterlippe. Sandlaufkäfer: Überwältigen und Fressen der Beute mit den gezähnten, sichelförmigen Oberkiefern. Honigbiene als Beispiel für leckend-saugende Mundwerkzeuge. Aufsaugen von Honigwasser, Auflecken des Restes mit der Zunge. Einklappen des Rüssels in die Ruhestellen. Erklärung des Aufbaus und der Funktion der Mundteile im Zeichentrick und mit Hilfe eines Querschnittes durch den Rüssel. Tagschmetterling und Bremse als weitere Beispiele für leckend saugende Nahrungsaufnahme. Schmetterling: Ausrollen des Rüssels, Ertasten des Nektars in der Blütenröhre, Aufsaugen mit den Muskeln der Pharynx-„Saugpumpe ". Bremse: Umgreifen eines Zuckerstückchens mit den Lippenpolstern (= Labellen), Auflösen des Zuckers mit Speichel und Aufsaugen im Zeichentrick. Stechmücke: Unterschied von Pflanzensaft saugenden Männchen und Blutsaugenden Weibchen. Darstellung der stechend-saugenden Mundteile im Zeichentrick. Einbohren der Stechborsten in die Haut und Blutaufnahme in Lebendaufnahme und im Zeichentrick. Zum Inhalt Inhaltsverzeichnis und Zeitangaben 0 1 2 3 4 min/sec Ende FWU-Sigel 00:00 Wanderheuschrecke und Sandlaufkäfer 00:18 Honigbiene 05:05 Schmetterling und Bremse 08:53 Stechmücke 13:19 Zählwerkstand Bei Kassetten im Schularchiv können die Zählwerksangaben des verwendeten Recorders eingetragen werden. Zu den Filmen 1. Wanderheuschrecke und Sandlaufkäfer (Kauend-beißende Mundwerkzeuge) Der französische Zoologe de Savigny stellte 1816 in seinen „Memoires sur les animaux sans vertebres" fest, dass sich die nach Bau und Funktion so unterschiedlichen Mundwerkzeuge der Insekten auf einen gemeinsamen Grundtyp zurückführen lassen, den kauendbeißenden. Stets sind drei primär paarige extremitätenhomologe und zwei unpaare Mundteile vorhanden. Die paarigen Mundwerkzeuge werden von vorne nach hinten als Oberkiefer (= Mandibeln), Unterkiefer (= Maxillen) und Unterlippe (= Labium) bezeichnet. Unpaar sind Oberlippe (= Labrum) und Innenlippe (= Hypopharynx). Bau und Funktion kauend-beißender Mundwerkzeuge werden am Beispiel der Wanderheuschrecke erklärt. Da die paarigen Mundteile außen an der Kopfkapsel ansetzen, entsteht vor der Mundöffnung ein Präoralraum, der vorne von der Oberlippe und dem Kopfschild (= Clypeus) abgeschlossen wird. Seitlich wird der Mundvorraum von den Ober- und Unterkiefern begrenzt. Den hinteren © FWU Institut für Film und Bild 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten 3 Abschluss bildet die Unterlippe, deren basale Teile in der Mitte miteinander verschmolzen sind. In der Mitte bildet der häutige Mundvorraumboden die zungenartig bewegliche Innenlippe (= Hypopharynx), die zwischen Ober- und Unterkiefer herabhängt und den Präoralraum unterteilt. Vor dem Hypopharynx liegt die Mundhöhle (= Cibarium), dahinter die Speicheltasche (=Salivarium). Am Grunde der Mundhöhle befindet sich die Mundöffnung; in die Speicheltasche mündet der gemeinsame Ausführgang der Speicheldrüsen ein. Der Oberkiefer ist ungegliedert und über zwei Gelenke - jeweils mit Gelenkkopf und Gelenkpfanne - mit der Kopfkapsel verbunden. Da die Gelenke an der Vorder- und Hinterseite des Oberkiefers liegen, wird seine Bewegungsmöglichkeit auf eine Ebene eingeschränkt. Zwischen den Gelenken setzen über Sehnen antagonistische Muskeln an, innen stark ausgebildete Adduktoren und außen schwächere Abduktoren, die das Schließen und Öffnen der Oberkiefer besorgen. Reich gegliedert sind die Unterkiefer. Ihr proximales Grundglied (= Cardo) besitzt nur eine Gelenkverbindung mit der Kopfkapsel. Das distale Grundglied (= Stipes) trägt seitlich einen fünfgliedrigen Unterkiefertaster (= Palpus maxillaris). Er ist mit Haarsendillen besetzt, die zur chemischen und mechanischen Prüfung der Nahrung dienen. Am Ende des Stipes inseriert innen die Innenlade (= Lacinia) und aussen die Aussenlade (= Galea). Die Innenlade ist am Ende und auf ihrer Innenseite mit spitzen Haken und Dornen besetzt und unterstützt die Oberkiefer beim Ergreifen der Nahrung. Außerdem kann sie die Nahrung festhalten, wenn sich die Oberkiefer beim Kauen öffnen. Eine weitere wichtige Funktion der Unterkiefer besteht darin, die abgebissenen Nahrungsteile mit Hilfe des Hypopharynx zum Mund zu befördern. Die Unterlippe verhindert, dass beim Fressen Nahrung hinten zwischen den Mundwerkzeugen herausfällt. Die basalen Teile der Unterlippe verwachsen während der Embryonalentwicklung zu einer unpaaren Platte. Davon abgesehen entspricht die Gliederung der Unterlippe genau der der Unterkiefer: Zwei Basalglieder (= Postmentum und Praementum), Unterlippentaster (=Palpus labialis), Innen- und Aussenlade (=Glossa und Paraglossa). Unterkiefer und Unterlippe stellen damit ein schönes Beispiel für seriale Homologie dar, also für homologe Strukturen, die von verschiedenen Körpersegmenten gebildet werden. 2. Honigbiene (Leckend-saugende Mundwerkzeuge) Leckend-saugende Mundwerkzeuge sind bei Hautflüglern, Schmetterlingen und Fliegen unabhängig voneinander entstanden. Übergänge von kauend-leckender zu leckendsaugender Nahrungsaufnahme zeigen die Hautflügler. Unterkiefer und Unterlippe der Hautflügler sind durch Gelenkhäute miteinander zum sog. Labiomaxillarkomplex verbunden, der zur Aufnahme flüssiger Nahrung dient. Die Mandibeln der Honigbiene werden beim Pollenernten, Pollenfressen und als Modellierwerkzeuge beim Bauen der Waben verwendet. Unterkiefer und Unterlippe sind zu einem Leck-Saugrüssel umgestaltet. Den zentralen Teil des Rüssels bilden die Innenladen der Unterlippe (= Glossae). Sie sind median zu einer langen Zunge verwachsen und enden an der Spitze in einem Löffelchen. Die Ränder der Zunge legen sich hinten zu einer Rinne zusammen, dem Speichelrohr. Mit Hilfe der Außenladen der Unterlippe (= Paraglossae), die die Zunge an ihrer Basis seitlich umgreifen, kann Speichel in diese Rinne geleitet werden. Er fließt zum Löffelchen an der Zungenspitze, wo er zum Auflösen von Zucker dienen kann. Außen um die Zunge herum befindet sich das Nahrungsrohr. Es entsteht, indem sich die verlängerten und abgeflachten Außenladen der © FWU Institut für Film und Bild 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten 4 Unterkiefer (= Galeae) vorn und seitlich, und die abgeplatteten Basalglieder der Lippentaster hinten um die Zunge herumlegen. Bei reichlichem Nahrungsangebot bleibt die Zunge passiv. Die Rüsselröhre wird wie ein Strohhalm in die Flüssigkeit getaucht. Als Saugpumpe dienen Muskeln, die die Mundhöhle und den Pharynx erweitern. Für einen luftdichten Anschluss der Rüsselröhre an die Mundhöhle sorgen die häutigen, lappenförmigen Innenladen der Unterkiefer (= Laciniae), die beim Saugen dicht an die Hinterwand der Oberlippe (= Epipharynx) gepresst werden. Bei spärlichem Nahrungsangebot kann die Zunge ziemlich weit aus dem Rüsselrohr herausgestreckt werden. Sie besteht aus häutig miteinander verbundenen Querspangen, die dicht mit unechten Haaren (= Trichomen) bedeckt sind. Durch leckende Bewegungen mit der Zunge können kleinste Flüssigkeitsmengen wie von einem Schwamm zwischen den Härchen festgehalten werden. Zum Aufsaugen der Flüssigkeit wird die Zunge ganz in das Rüsselrohr zurückgezogen. In Ruhe kann der Rüssel doppelt gefaltet unter den Kopf eingeklappt werden. 3. Schmetterling und Bremse (Leckende und leckend-saugende Mundwerkzeuge) Bei den Kleinschmetterlingen gibt es Übergänge zwischen pollenfressenden Formen mit kauenden Mundwerkzeugen und solchen Formen, die mit einem (kurzen) Saugrüssel Nektar aufnehmen. Durch Aufstellung einer morphologischen Reihe kann man feststellen, dass der Saugrüssel der Schmetterlinge aus den verlängerten Außenladen der Unterkiefer (= Galeae) besteht. Die übrigen Mundteile sind bei den Tagschmetterlingen bis auf die dreigliedrigen Unterlippentaster in die Kopfkapsel eingeschmolzen oder weitgehend reduziert. Gleich nach dem Schlüpfen aus der Puppe, solange die Kutikula noch weich ist, legen sich die Galeae zum Rüsselrohr zusammen. In Ruhe ist der Rüssel, der aus steifen Skleritspangen und membranösen Zwischenringen besteht, unter dem Kopf uhrfederartig eingerollt. Beim Strecken des Rüssels wird der Hämolymphdruck im Lumen der Galeae erhöht und der Rüssel durch Muskeln, die schräg durch das Galealumen ziehen, abgeflacht. Das Einrollen erfolgt passiv durch die Eigenelastizität des Rüsselskeletts. Bei sehr vielen Fliegen sind die Mundwerkzeuge leckend-saugend ausgebildet. Der stempelförmige Rüssel ist zum größten Teil weichhäutig und besteht überwiegend aus der Unterlippe und ihren Tastern (= Labellen). ln einer frontalen Rinne der Unterlippe liegt die Oberlippe, deren Ränder nach hinten eingerollt, aber nicht vollständig geschlossen sind. Das Nahrungsrohr in der Oberlippe entsteht dadurch, dass sich bei Fliegen der im Querschnitt sichelförmige Hypopharynx an die Hinterwand der Oberlippe anlegt. Bei Bremsen-Weibchen übernimmt diese Funktion eine der messerförmig abgeflachten Mandibeln. Der Hypopharynx enthält wie bei allen Dipteren (= Zweiflügler) das Speichelrohr. Von den Unterkiefern sind äußerlich nur die eingliedrigen Unterkiefertaster zu erkennen. Nahrungs- und Speichelrohr münden distal zwischen den beiden Unterkiefertastern (= Labellen). Die Labellen bilden weichhäutige Polster, die auf ihrer Unterseite eingekerbte Rinnen (= Pseudotracheen) tragen, die zur Oberlippenspitze hin zusammenlaufen. Die Wandung dieser zu etwa 3/4 geschlossenen Rinnen ist durch Einlagerung von Kutikularringen versteift. Die Pseudotracheen - die nichts mit der Atmung zu tun haben - dienen dazu, den aus dem Hypopharynx austretenden Speichel auf der von den Labellen umfassten oder betupften Nahrung zu verteilen. Diese, z. B. Zucker, wird durch den Speichel aufgelöst. Der mit den Nährstoffen gemischte Speichel wird dann durch die Oberlippe in den Pharynx gesaugt. Bei den im Film gezeigten Bremsen saugen nur die Männchen ausschließlich Pflanzensäfte. Die Weibchen saugen zusätzlich Blut, um eiweißreiche Nahrung für die Eiproduktion zu erhalten. Die Labellen sind bei den Bremsen verlängert und bilden den größeren, distalen Teil der Rüsselscheide. © FWU Institut für Film und Bild 5 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten 4. Stechmücke (Stechend-saugende Mundwerkzeuge) Auch bei den Stechmücken saugen nur die Weibchen Blut. Sie besitzen stechend-saugende Mundwerkzeuge. Die Unterlippe ist weichhäutig. Sie dient als Stechborstenscheide und wird nicht mit eingestochen. Sie trägt distal eingliedrige Unterlippentaster, die auch hier als Labellen bezeichnet werden. Die Labellen sind mit Sinnesorganen versehen, die die Einstichstelle prüfen. Verlängert und zu Stechborsten umgebildet sind die Oberkiefer, die Innenladen der Unterkiefer, die Oberlippe und der Hypopharynx. Die dickste Stechborste ist die Oberlippe. Sie ist nach hinten zu einem geschlossenen Nahrungsrohr zusammengebogen. Ein Kanal im Hypopharynx bildet das Speichelrohr. Die Grundglieder der Unterkiefer sind nicht verlängert. Am zweiten Grundglied, dem Stipes, setzen die viergliedrigen Unterkiefertaster an. Beim Einstich werden die an der Spitze gezähnten Lacinien durch Protraktormuskeln in die Haut getrieben. Dadurch wird der Rüssel in der Haut fixiert. Wenn sich nun die Retraktormmuskeln der Lacinien kontrahieren, wird der Kopf an die Einstichstelle herangezogen und die übrigen Stechborsten senken sich in die Haut ein. Da rechte und linke Lacinia alternierend arbeiten, dringen die Stechborsten stetig in die Haut ein. Der in die Wunde gepumpte Speichel verhindert die Blutgerinnung. Literatur Barth, F. G. (1982) : Biologie einer Begegnung. Die Partnerschaft der Insekten und Blumen. - DVA, Stuttgart. Kaestner, A. (1972, 1973): Lehrbuch der speziellen Zoologie Bd. 1/3 A und B Insecta. Fischer, Stuttgart. Seifert, G. (1995): Entomologisches Praktikum. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart, New York. (mit Abbildungen aller im Film dargestellten Mundwerkzeuge) Hinweis: Bei den Filmen der Videokassette handelt es sich um bearbeitete Fassungen der S-8-mmStumm-filme 36 00742-36 00745 Weitere Medien 32 02346/42 00242 Die Honigbiene. 16-mm-Film/VHS 18 min, f 32 03782/42 01731 Stechmücken. 16-mm-Film/VHS 19 min, f 42 01172 Blütenbestäubung durch Insekten, Arbeitsvideo/4 Kurzfilme 17 min, f 32 02984 Die Stubenfliege. 16-mm-Film 16 min, f 42 02048 Die Stubenfliege. Arbeitsvideo/4 Kurzfilme 17 min, f Produktion FWU Institut für Film und Bild, 1997 Kamera Georg Schimanski Trick Wolf Schwan Begleitkarte und Fachberatung Prof. Dr. Konrad Schmidt © FWU Institut für Film und Bild 42 02165 Mundwerkzeuge der Insekten 6 Bildnachweis Hans Pletschinger, Holzkirchen Redaktion Cornelie Berner Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen © FWU Institut für Film und Bild