Eltern nach der Trennung als Paar 1

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Eltern nach der Trennung als Paar 1
Zusammenfassung Workshop „Es ist vorbei und fängt neu an“ - Eltern nach der Trennung als Paar
1. Erläuterung der verschiedenen Phasen anhand eines Fallbeispiels
Fallbeispiel
Situation:
Martin, 22 Jahre alt, lebt bei seinen Eltern auf dem Land in einem großen Haus und ist Installateur.
Sein bester Kumpel Jens arbeitet im gleichen Handwerksbetrieb.
Antja, 21 Jahre alt, lebt in eigener kleinen Wohnung in der Kleinstadt und ist Bürokauffrau.
Auf einem Stadtfest lernen sich beide kenne, verabreden sich erneut, verlieben sich und kommen
zusammen. (= Entscheidung ein Paar zu sein)
Martin zieht schnell bei Antje ein und kurz darauf wird sie schwanger. (=Entscheidung Eltern zu
werden)
Die Eltern werden einander vorgestellt, man ist sich sympathisch, aber mehr Kontakte gibt es nicht.
Es folgt der Umzug in eine größere Familienwohnung.
Noch während der Schwangerschaft heiraten Martin und Antje, Jens ist Trauzeuge und gefeiert wird
mit Familie und einigen Freunden.
Lara wird geboren und drei Jahre später kommt noch Simon dazu.
Antje bleibt jeweils ein Jahr zu Hause und arbeitet nach der Elternzeit verkürzt mit 30 Stunden.
Großeltern unterstützen, sollen und können aber nicht immer eingespannt werden, da alle selbst
noch im Berufsleben stehend.
Der Hausbau steht an. Das Haus wird auf dem Grundstück von Martin seinen Eltern stehen. Die
Entscheidung fällt auf viel Eigeninitiative, damit die Kreditkosten so gering wie möglich bleiben.
5 Jahre später:
Martin verliert seine Arbeit, weil sein Betrieb Pleite ging. Er ist 5 Monate arbeitslos, was ihn sehr
mitnimmt, da er sich als Familienernährer sieht und er diese Rolle auch ausfüllen möchte. Mit Antje
kann er darüber nicht reden. Jens, ebenfalls arbeitslos geworden, aber schneller wieder im neuen
Job, ist wieder ein enger Vertrauter. Die Ehe kriselt erstmals.
Nach den 5 Monaten nimmt Martin einen Job an bei einer Firma mit vorwiegend Montagearbeit. Das
bedeutet mehr Geld – das Haus kann gehalten werden. Allerdings bedeutet es aber auch weniger
Zeit. Antje fühlt sich teilweise überfordert mit den Kindern. Ihre Eltern, mittlerweile im
Vorruhestand, unterstützen viel.
2 Jahre später:
Antje macht die Mehrbelastung stark zu schaffen. Haushalt, Arbeit, Kinder, Organisation des Ganzen.
Die Entfernung von Martin bedrückt sie – räumlich wie auch emotional.
Es kommt häufiger zu Konflikten und Streit: Wer kümmert sich um was?
(=Ambivalenzphase)
Schließlich lässt Martin sich darauf ein, wieder mehr in der Nähe zu arbeiten, auch wenn es dadurch
zu finanziellen Einbußen kommt.
Eines Tages findet er auf dem Telefon seiner Frau eine SMS von einer Nummer, die er kennt…
Jens!
Der hatte Antje oft beigestanden, hat auch mal was repariert, wenn Martin auf Montage war, war ein
guter Freund geworden und eben auch mehr…
Martin ist enttäuscht und wütend und zieht erst mal übers Wochenende zu seinen Eltern.
Als sie sich beide danach zusammensetzen, eröffnet ihm Antje, dass sie sich trennen will um mit Jens
zusammen zu sein. (=Mitteilung der Trennung)
Es kommt zur Eskalation zwischen Martin und Jens. Ergebnis: Eine jahrelange Freundschaft ist
zerbrochen, es gibt keine Kommunikation mehr zwischen Martin und Jens.
Antje möchte mit Jens zusammen ziehen, sieht in dem Haus auf den Grundstück von Martins Eltern,
aber wenig Chancen auf ein gutes Zusammenleben.
Sie sieht sich nach einer größeren Wohnung in der Stadt um. Für sie steht fest, dass die Kinder
hauptsächlich bei ihr wohnen werden.
(=Trennungsphase)
Zusätzlich gibt noch die so genannte Sortierungsphase. Diese liegt zeitlich verschieden, manchmal
zwischen Ambivalenzphase und Mitteilung der Trennung, manchmal nach der Trennungsphase.
Wichtig ist darauf zu achten, in welcher Phase sich die Eltern gerade befinden, wenn sie
Unterstützung annehmen wollen, in die Beratung kommen, Hilfen zur Erziehung beantragen oder mit
Lehrern und Erziehern sprechen.
In jeder Phase gibt es unterschiedliche Bedürfnisse, die erfragt werden müssen.
Außerdem ist es wichtig, den Auftrag konkret zu erfragen. Was und mit dem soll zu welchem Thema
gearbeitet werden?
2. Verabschiedungsritual
Die Paarbeziehung muss verabschiedet und gewürdigt werden um auf eine Elternebene zu gelangen!
-Verabschiedungsritual kann gut durch Beratungsstellenmitarbeiter oder Sozialpädagogische
Familienhilfe begleitet werden
- Geschenkekiste für beide
- Frage an jeden: „Was habe ich vom anderen während der Beziehung empfangen und was behalte
ich gern?“
= wertschätzender Abschluss einer gemeinsamen Paarzeit
3. Möglichkeiten der Gestaltung getrennten Elternseins
Intakte Familie:
-
Funktionierende Paar- sowie Elternebene
Gescheiterte Paar- und Elternbeziehung:
-
Paarbeziehung ist erst kürzlich gescheitert, Eltern oft noch nicht auf Elternebene
Kind möchte beide Elternteile zusammen behalten, was nicht möglich ist
Getrennte Eltern:
Kooperative Elternschaft:
-
Siehe auch Anhang
Paarbeziehung ist beendet, Elternbeziehung bleibt bestehen
Parallele Elternschaft:
-
Siehe auch Anhang
Paarbeziehung ist beendet
Eltern sind auf keiner gemeinsamen Elternebene, nehmen aber Elternverantwortung einzeln
wahr
Konflikthafte Elternschaft:
- Paarbeziehung ist beendet
- Eltern befinden sich nicht auf einer gemeinsamen Elternebene
- es herrscht ein enormer Konflikt zwischen beiden Elternteilen
-
Bei hochstrittigen Eltern muss das Kind bei jeder Übergabe über eine Art Graben springen um
bei dem jeweiligen anderen Elternteil anzukommen
Um den jeweils anderen Elternteil gut zu erreichen muss es sich anders verhalten (z.B. kann
es nicht freudig über Ereignisse mit dem anderen Elternteil sprechen)
Tritt dieser Konflikt über einen längeren Zeitraum auf, kann es zu pathologischen Störungen
beim Kind kommen
Um den Konflikt zu klären, gibt es u.a. die Möglichkeit der Mediation für die Eltern oder für
die Eltern und das Kind
4. Ausblick:
-
Ist eine gute Basis für eine gemeinsame Elternebene erreicht, kann man folgende Fragen
bearbeiten:
→ Was bleibt bestehen?
→ Was fällt weg?
→ Was kommt neu dazu
Dementsprechend können neue Vereinbarungen zwischen Mann und Frau als Eltern getroffen
werden.
Anhang