Über Kühne + Nagel

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Über Kühne + Nagel
AUSGABE 5|2012
organisation > geschäftsprozesse
Erhöhte
Prozesseffizienz
Auf der Basis einer Webservice-Architektur hat das weltweit operierende
­Logistikunternehmen Kühne + Nagel eine Lösung für die Automatisierung seiner
­Prozesse umgesetzt und erzielt eine wesentlich erhöhte Prozesseffizienz.
> „Wir leben von der Prozessbearbeitung“, sagt Martin
Kolbe, CIO der Kühne + Nagel-Gruppe. Das Unternehmen ist spezialisiert auf internationale Speditionsleistungen – zu Lande, zu Wasser und in der Luft – und
bietet branchenspezifische Logistikdienstleistungen
an. „Unsere Arbeit ist somit stark prozesslastig“, berichtet Kolbe weiter. „Und je stärker die Abläufe standardisiert und automatisiert sind, umso größer ist unsere
Produktivität.“
Zunehmend verlangen die Kunden integrierte Logistiklösungen. In der Folge lassen sich die Bereiche Seeund Luftfracht sowie Landverkehre und Kontraktlogistik nicht mehr getrennt voneinander betrachten. Das
bedeutet, dass auch die darunter liegenden IT-Systeme
miteinander verknüpft werden müssen. „Der Trick ist,
die Systeme in viele verschiedene Bausteine zu zerlegen, die sich beliebig zu individuellen Lösungen zusammenstecken lassen“, erklärt Kolbe. So gibt es dann
beispielsweise ein Modul für einen bestimmten Lagerungsprozess, der sowohl im Landverkehrs- als auch
im Seefrachtbereich entsteht. In der IT-Welt entsprechen Softwareservices solchen Bausteinen. Kühne +
Nagel hat sich daher seit einigen Jahren der ServiceOrientierung verschrieben. Zunächst wurden mit Hilfe
von Webmethods-Technologie die vorhandenen IT-Lösungen miteinander verknüpft und eine zentrale Plattform für Webservices aufgebaut. Anschließend implementierte die IT-Abteilung einen Enterprise Service
Bus (ESB). Das Produkt dafür lieferte die Software AG.
Damit war die Basis gelegt, um die Prozesse bei Kühne + Nagel standardisieren und automatisieren zu können. Umgesetzt wird dieses Vorhaben mit einer Plattform für Business Process Automation, die auf der service-orientierten IT-Struktur aufsetzt. Auch hier
kommt mit der BPM-Suite die Technik des Darmstädter Softwarekonzerns zum Einsatz. „Es war entscheidend für uns, eine neutrale Plattform aufzubauen“, sagt
Kolbe. „Diese sollte so integrativ sein, dass sie leicht
mit allen Applikationen zusammenarbeiten kann, in
denen sich die Business-Intelligenz befindet.“ Zu die-
Kühne + Nagel ist spezialisiert auf internationale Speditionsleistungen – zu Lande, zu Wasser
und in der Luft.
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Martin Kolbe, CIO bei ­Kühne + Nagel:
„Wir leben von der Prozess­bearbeitung.“
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Über Kühne + Nagel
Die Kühne + Nagel-Gruppe beschäftigt insgesamt 63.000 Mitarbeiter
und ist weltweit in über hundert Länsen Anwendungen zählen auch exkönnen.“ Gemeinsam mit der Softdern vertreten. 2011 erwirtschaftete
terne Systeme. Denn Kühne + Naware AG habe man aber dafür eine
das Unternehmen einen Jahresumgel bietet auch Zusatzservices wie
„kreative Lösung“ gefunden. „Wir
satz von 19.596 Mio. Schweizer Franetwa Verzollung an. Dafür müssen
sehen es sehr positiv, dass sich der
ken. Gegründet wurde das Unternehmen
im
Jahr
1890
in
Bremen.
auch externe Anwendungen angeAnbieter den Anforderungen unseIm Internet: www.kuehne-nagel.de
schlossen werden – zum Beispiel
res Unternehmens angepasst hat“,
Hafensysteme. „Wir brauchten dahebt Kolbe hervor. Die Gründe für
her Technologien, die sehr flexibel
den erfolgreichen Ablauf des Proin der Prozessimplementierung sind und große Integra- jekts sieht er aber auch im eigenen Unternehmen. Denn
tionsmöglichkeiten in viele verschiedene Applika­ die IT-Experten des Logistikdienstleisters programtionen hinein bieten“, erläutert Uwe Matern, der bei mieren fast alle Softwarelösungen selbst. „In Sachen IT
Kühne + Nagel als Senior Vice President für Global IT sind wir quasi Selbstversorger“, so Kolbe. Das habe die
Integration Services zuständig ist.
Integrationsarbeit deutlich vereinfacht. „Wir sind daFlexibilität war auch bei den Lizenzmodellen gefragt. durch nicht von einem externen Anbieter und den
„Ein rein CPU-basiertes Lizenzmodell hätten wir nicht Schnittstellen abhängig, die dieser anbietet.“
durchsetzen können“, sagt CIO Kolbe. „Denn die EntSo war es laut Kolbe auch möglich, die engen Zeitscheidungsträger in unserem Haus interessiert nicht und Budgetpläne der verschiedenen Projekte einzuhaldie CPU-Zahl, sondern wie viele Nutzer mit einem Sys- ten. Im Fall der Prozessplattform etwa betrug die Zeit
tem arbeiten und wie viele Aufgaben erledigt werden von der Anbieterentscheidung bis zur Inbetriebnahme
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lediglich ein Jahr. „Wir haben in unseren Projekten
kurze Zyklen angestrebt, um schnell sichtbare Ergebnisse zeigen zu können“, erklärt Kolbe. Die Resultate
der Prozessautomatisierung sind derzeit in den internen Workflows der IT-Abteilung sichtbar. Diese sollten
quasi als Showcase dienen und wurden daher als erste
auf der Plattform implementiert. „Einer dieser Prozesse
lief jahrelang papierbasiert ab“, berichtet Matern. „Nun
ist er komplett automatisiert.“ Das sei im Unternehmen
sehr positiv wahrgenommen worden. „Damit wurde
deutlich, dass sich mit Hilfe von IT zeitaufwendige Prozesse automatisieren und beschleunigen lassen.“
In der nächsten Stufe wird eine operationale Applikation für den See- und Luftfrachtbereich live-geschaltet und die damit zusammenhängenden Workflows auf
der Prozessplattform implementiert. Matern erwartet,
dass dies bis Mitte des Jahres umgesetzt werden wird.
Dann wird sich der Nutzen der IT-Integration und der
Prozessautomatisierung auch in den Fachabteilungen
zeigen. Kolbe rechnet vor allem mit mehr Effizienz und
einer höheren Qualität in den Prozessen. „Die IT-Lösung stellt sicher, dass die Workflow-Schritte von den
richtigen Leuten zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt
werden“, erklärt Kolbe. „Ziel ist es, die Intelligenz in
den Köpfen der Menschen auf die Maschine zu übertragen.“
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Höhere Qualität und mehr Produktivität führen dazu, dass mehr Arbeit mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern erledigt werden kann. Ein wichtiger Punkt für
Kühne + Nagel, denn das Unternehmen ist sehr wachstumsstark. Die IT wächst mit den Aufgaben mit. „Dank
der Service-Orientierung arbeiten wir mit technologisch zukunftsfähigen Systemen“, so Kolbe.
Warnung bei Prozessabweichungen
Die Prozesslösung sorgt aber nicht nur für die Automatisierung der Abläufe. Mit Hilfe von Business Activity
Monitoring können die Prozesse auch gemessen und –
wenn nötig – angepasst werden. Zudem werden Warnmeldungen abgeben, wenn ein Prozess vom definierten
Standard abweicht. Trifft zum Beispiel eine Zollfreigabe nicht zum geplanten Zeitpunkt ein, wird der zuständige Mitarbeiter rechtzeitig informiert. Laut Kolbe hat
Kühne + Nagel in Sachen Prozessautomatisierung
noch viel vor. Zunächst sollen im See- und Luftfrachtbereich weitere Workflows auf der Prozessplattform
umgesetzt werden. „Die erfolgreiche Implementierung
der Prozesse bei der See- und Luftfracht wird Signalwirkung für die anderen Abteilungen haben“, so Kolbe.
„Dort werden wir dann ebenfalls Projekte starten.“ <
Markus Strehlitz

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