2013 - wildwasser

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2013 - wildwasser
Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt
Jahresbericht 2013
INHALTSVERZEICHNIS
Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle
4
Vorwort
5
Aus den Arbeitsfeldern der Beratungsstelle
6
Finanzen und Fundraising
8
Statistik des Jahres 2013
10
Kooperation mit anderen Einrichtungen
13
Qualitätssicherung
13
Die Stabilisierungsgruppe – Ein Gruppenangebot für erwachsene
Betroffene mit kunsttherapeutischen Methoden
14
Das Präventionsprojekt
18
Wildwasser organisiert: „Geschichten im Sand“ Fortbildung in narrativer,
systemischer Spieltherapie mit Wiltrud Brächter
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Statistischer Anhang
20
Wildwasser Esslingen
Merkelstr. 16
73728 Esslingen
Tel.: 0711-35 55 89
Fax: 0711-300 52 90
[email protected]
www.wildwasser-esslingen.de
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3
WILDWASSER ESSLINGEN
VORWORT
Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle
Zu Beginn des Jahres 2013 hat sich die Beratungsstelle, neben den
Fallberatungen und Therapien auf die Präventionsarbeit und dabei
speziell auf die neuen Bedarfe im Bereich „Übergriffe unter Jugendlichen“ konzentriert. Hierbei widmeten wir uns unter anderem den
Themen: Übergriffe im virtuellen als auch im realen schulischen
Raum, dem Recht am eigenen Bild (auch wenn es mit dem Handy
aufgenommen wurde) und dem sorgfältigen Umgang mit sozialen
Netzwerken und modernen Kommunikationsmitteln wie „Whats
App“. Das neue Präventionsprojekt ist ein „Kind“ des gesamten
Beratungsstellen- und Präventionsteams. Gemeinsam wurden von
den TherapeutInnen der Beratungsstelle und den pädagogischen
Fachkräften des Präventionsteams sowohl die Konzeption als auch die
Umsetzung und Durchführung der Workshops neu gestaltet. Beispielhaft beinhaltet das Konzept jetzt auch einen Beratungsstellenbesuch
der Jugendlichen. Allein in der Pilotphase des Projekts besuchten 209
SchülerInnen unsere Beratungsstelle. Auch die gemeinsame jährliche
Fachklausur wurde dem Präventionsthema gewidmet.
Beratung und Therapie
Kinder und Jugendliche
Martina Huck (Geschäftsführung)
Diplom Sozialarbeiterin (FH)
Kunst- und Gestaltungstherapeutin (DFKGT)
Heilpraktikerin Psychotherapie
70%
Beratung und Therapie
Kinder und Jugendliche
Regine Gelsdorf
Pädagogin
Systemische Familientherapeutin (DGSF)
Systemische Kinder- und Jugendlichentherapeutin
Heilpraktikerin Psychotherapie
50%
Beratung und Therapie
Erwachsene Betroffene
Claudia Weist-Brockhaus
Klientenzentrierte Gesprächsführung
Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin
20%
Erstkontakt & Sekretariat
Gerlinde Nitsche
50%
Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit
Isabelle Schall
20%
Finanzverwaltung u.a.
Sybille Tropper
20%
Wir können nun seit 2012 auf ein BeraterInnenteam aufbauen,
welches sich nicht nur durch hohe Expertise auszeichnet und ergänzt,
sondern auch gut aufeinander eingespielt ist. In 152 Fällen leistete
das BeraterInnenteam Unterstützung und persönliche Beratung. Hiermit blieb die Anfragendichte konstant auf hohem Niveau. Allerdings
wurde im Bereich Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre mit 124 Fällen
ein neuer Höchstwert erreicht.
Im Herbst 2013 erkrankte leider unsere Therapeutin Regine Gelsdorf
für längere Zeit, welche schwerpunktmäßig Therapien, Beratungen
und Fortbildungen im Bereich Kinder und Jugendliche durchführt.
Aufgrund der sehr limitierten Kapazität konzentriert sich seither die
Beratungsstelle fast ausschließlich auf die Kernarbeit in Fällen. Auf
die Durchführung von Veranstaltungen wie Elternabende und Fortbildungen musste die Beratungsstelle vorübergehend leider verzichten.
Wir wünschen Regine Gelsdorf weiterhin eine gute Genesung und
wünschen uns sehr, Sie bald wieder in unserem Beratungsstellenteam
zu haben.
Im Jahr 2013 hat sich ein neues Vorstandsteam zusammengefunden,
das verschiedene Kompetenzen bündelt und ergänzt. Wir freuen uns
sehr, zwei neue Vorstandsfrauen begrüßen zu dürfen: Ulrike Horender,
die bereits seit einigen Jahren im Verein ehrenamtlich engagiert war
und Erfahrung aus der Wirtschaft mitbringt, sowie Sabine SchöningMüller, die als Fachkraft im Sozialen Bereich auch fachlich der Beratungsstelle eine gute Gesprächspartnerin sein wird.
Wildwasser Esslingen e.V. sagt ganz herzlichen Dank für die fachliche
Kompetenz und das große Engagement, das Dorothea Hüsson über
viele Jahre hinweg zuerst als Geschäftsführung und dann als Vorstandsfrau dem Verein erwiesen hat. Wir freuen uns auch darüber,
dass Sie zukünftig als Ehrenvorsitzende dem Verein weiterhin ideell
verbunden ist.
Neuer Vorstand des Vereins
Ulrike Horender
Petra Klotzbücher
Sabine Schöning-Müller
Micaela von Preußen
Martina Huck
Ulrike Horender
GeschäftsführungVorstand
Fachkräfte des Präventionsprojekts
• Das Präventionsprojekt beinhaltet geschlechtsspezifische Workshops in Schulklassen.
• Aus sexualpädagogischen fachlichen Gründen wird der Workshop mit Jungen von einer männlichen Fachkraft durchgeführt.
Katharina Lorey (Diplom-Psychologin)
Jörg Maurer Pfeiffer (Dipl. Sozialarbeiter)
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AUS DEN ARBEITSFELDERN DER BERATUNGSSTELLE
Martina Huck,
Beratung und Therapie
Kinder und Jugendliche,
Leitung und Geschäftsführung
In der therapeutischen Arbeit war im Jahr 2013 ein großer inhaltlicher
Schwerpunkt die strukturierte Behandlungsplanung nach traumatherapeutischen Gesichtspunkten. Den besonderen Anforderungen
und Bedürfnissen von jungen Frauen mit Borderlinepersönlichkeitsstörung und traumatischen Erfahrungen gerecht zu werden, forderte
mich heraus. In der Folge erarbeiteten wir im Team Standards für den
Einsatz eines Beratungsstellenhandys in Krisensituationen und erweiterten unsere therapeutischen Methoden um das Skillstraining
aus der DBT (Dialektisch Behaviouralen Therapie). Ich freue mich
sehr, dass ich eine zweijährige fachliche Fortbildung zur Traumatherapeutin beginnen konnte, um damit meine Beratungs- und
Therapiemöglichkeiten weiter zu professionalisieren.
In der Geschäftsführung war es eine Freude, unsere Fundraiserin
Isabelle Schall durch ihr erstes Jahr der Veranstaltungen und Aktionen
zu begleiten. Genauso wie mitzuerleben wie das neue Präventionsprojekt mit Katharina Lorey Gestalt annahm und zum Ende des Jahres
bereits bestens lief und ausgebucht war.
Regine Gelsdorf,
Beratung und Therapie
Kinder und Jugendliche
Neben der weiteren Vertiefung meiner therapeutischen Arbeit mit
einzelnen Mädchen und Familien, war es 2013 für mich auch möglich
im präventiven Arbeitsbereich der Beratungsstelle mitzuarbeiten. Das
Erarbeiten eines Handlungsleitfaden für Schulen bei Übergriffen zusammen mit dem Jugendamt und Kompass sowie die Betreuung der
Schulklassen hier direkt in der Beratungsstelle, waren für mich eine
äußerst interessante und Freude bringende Arbeit.
Gerlinde Nitsche,
Erstkontakt und
Büroorganisation
Isabelle Schall,
Fundraising und
Öffentlichkeitsarbeit
Auch 2013 war es in meinem Arbeitsfeld wieder besonders interessant und spannend mit so vielen unterschiedlichen Menschen in
Kontakt zu treten.
Ob kurzfristige Spendenaktionen oder mehrjährige Partnerschaft; gemeinsam können wir viel bewegen. Auch 2013 stand meine Aufgabe
im Zeichen der finanziellen Sicherung der Beratungsstelle.
Als erste Anlaufstelle am Telefon und auch in der Beratungsstelle
spreche ich meist als Erste mit Klienten und deren Angehörigen, aber
auch mit Anwälten, Sozialen Diensten, Ärzten, Schulen und SchulsozialarbeiterInnen, MitarbeiterInnen, Ehrenamtlichen, Vorständen
und UnterstützerInnen.
Da Wildwasser Esslingen e.V. jährlich mindestens 50.000 € aus Eigenmitteln aufbringen muss, um die Arbeit der Beratungsstelle in der
jetzigen Qualität zu sichern bin, ich die Ansprechpartnerin, wenn es
um Spenden, Öffentlichkeitsarbeit und Benefizveranstaltungen geht.
Für viele Menschen, die hier anrufen oder vorbeikommen, vor allem
Klienten und deren Angehörige, ist es wichtig einen persönlichen
Ansprechpartner anzutreffen um Ihr Anliegen zu schildern. Mir ist
es wichtig, die Anliegen zeitnah an die zuständigen Personen bei
Wildwasser Esslingen e.V. weiterzuleiten oder sie sogar nach kurzer
Rücksprache selbst beantworten zu können.
Für mich steht an erster Stelle, dass Wildwasser Esslingen e.V. ein Ort
ist, wo Betroffene Hilfe bekommen. Hilfe, bei der nicht die Kosten der
Beratungsstunden im Raum stehen – vielmehr die Sicherung , dass
hier ein Ort ist, wo man schnell, mit hoher sozialer und fachlicher
Kompetenz und unbürokratisch Hilfe erfahren kann.
Claudia Weist-Brockhaus,
Beratung und Therapie
erwachsene Betroffene und
Stabilisierungsgruppe für
traumatisierte Frauen
Das Jahr 2013 war für mich nochmals geprägt von viel Neuem. Im Jahr
zuvor hatte ich mich sehr auf meinen Arbeitsbereich „Beratung erwachsener Frauen“ konzentriert; im vergangenen Jahr gab es mehr Freiraum
zum Kennenlernen der Arbeitsbereiche der anderen Kolleginnen.
Dank einiger größerer Spenden – hier sei besonders die Esslinger Zeitung mit ihrem Interesse und ihrer finanziellen Unterstützung erwähnt –
konnten Beratungsprozesse erweitert werden, sodass der Schwerpunkt nicht mehr auf Kurzzeitberatungen lag sondern eindeutig in
Richtung längere Prozesse bzw. Therapien ging . Auch konnten wieder
zwei Blöcke mit je 10 Abenden einer Stabilisierungsgruppe angeboten werden. Diese wurden auch wieder kunsttherapeutisch begleitet.
Insgesamt betrachtet war 2013 ein sehr intensives Jahr; Beratung und
Therapie, Netzwerkarbeit, Gruppenarbeit mit entsprechender Vorbereitung, Teamsitzungen, Inter- und Supervisionen, Durchführung der
Fortbildung „Sandspiel“ und manches andere haben es zu einem reich
angefüllten Jahr gemacht auf das ich gern zurückschaue.
6
Das Ehrenamt bei Wildwasser:
Jeder und jede Ehrenamtliche entscheidet persönlich, ob, wo und wieviel er/sie helfen will und kann.
Die Ehrenamtlichen bei Wildwasser engagieren sich bei Benefizveranstaltungen, sie verkaufen Lose für das Entenrennen im
Frühling, befüllen Luftballons am Bürgerfest, reinigen den Veranstaltungsraum im Komma im Anschluss an das Konzert „Rock
for one World“. Beim Postmichelfest im Spätsommer betreuen sie
Spiele für Kinder und verteilen Infobroschüren zu unserem Thema.
Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen in den Räumen der
Beratungsstelle gemeinsam mit der Mitarbeiterin aus dem Bereich
Fundraising und planen ihre Aktionen und Einsätze. Das gemeinsam Geschaffte wird dann mit dem Beratungsstellenteam und dem
Vorstand in der großen gemeinsamen Weihnachtsfeier gefeiert.
Haben Sie Interesse? Schnuppern Sie rein und lernen Sie uns kennen! Wir freuen uns über Zuwachs!
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FINANZEN UND FUNDRAISING IM JAHR 2013
Man kann Vieles nur zusammen mit Anderen erreichen:
Öffentlicher Zuschuss 81.050 €
Landkreis Esslingen
Stadt Esslingen (Sachkosten)
Land Baden-Württemberg
54.798 € Eigenmittel des Vereins
Benefizveranstaltungen und Events unterstützt durch ehrenamtliches Engagement:
2013 war ein Jahr vieler schöner Events, angefangen mit ROW (Rock
for one World), dem Verkauf der Entenlose für das 6. Esslinger
Entenrennen, Benefizveranstaltung im Kabarett der Galgenstricke
(organisiert durch Inner Wheel Esslingen), das Esslinger Bürgerfest
mit unserer Aktion „Jeder Ballon ein Schutzengel“, das Postmichelfest,
unser Klangzauberkonzert im Münster St.Paul mit dem stimmgewalti-
gen Chor des MgV Neuhausen „MixDur“ und zum Jahresabschluss
das Benefizkonzert mit dem Daimler Classic Jazz Orchestra. Ohne
die Unterstützung von Sponsoren und der Arbeit unserer Ehrenamtlichen wären diese Events nicht möglich gewesen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle!
Unsere Schutzengel im Jahr 2013:
Benefizveranstaltungen
Projekte/Aktionen/Support
Rock for one World
bpc Systemhaus
Esslinger Entenrennen
Delight design
Inner Wheel Club bei den Galgenstricken
Druckerei Colorpress
Luftballonaktion Bürgerfest Esslingen
Office + Service GmbH Esslingen
Postmichelfest
Salon Gress
Klangzauber Konzert MgV Neuhausen „MixDur“
Stelleon GmbH Deizisau
Benefizkonzert Daimler Classic Jazz Orchestra
Storz Medienfabrik
Organisationen/Stiftungen/Service Clubs
Organisationen/Stiftungen/Service Clubs
AOK Neckar Fils Kundencenter Eislingen
MMB Margarethe Müller Bull Stiftung
Bürgerstiftung Esslingen
Mitmachen Ehrensache Kreisjugendring
Care for Kids e.V. Stuttgart
Pfeiffer und May Stiftung Karlsruhe
Dekanat Esslingen-Nürtingen
Round Table Esslingen
Esslinger Zeitung – Gemeinsam Helfen e.V.
Serie X e.V.
Franz Herzberg Stiftung
Stiftung „Hilfe für Psyche“ Familie Kappen
Gemeinde Deizisau Bürgerschaftliches Engagement
Stiftung der Kreissparkasse Esslingen
Günter Bayer Stiftung Esslingen
Star Care e.V.
Historische Bürgergarde Esslingen
Volksmission Entscheidender Christen
Inner Wheel Club Esslingen
Zehntscheuer Deizisau Treffpunkt für Jung und Alt
Konfirmanden Ev. Kirchengemeinde Denkendorf
Firmenspenden ab 500€
Firmenspenden ab 500€
Agentur für Markenträume GmbH
netzwerk Produktion GmbH, Stuttgart
Degen Media Design GmbH
Pflegewerk GmbH
Maler Kütter GmbH
Völmle & Rickert GmbH & Co., Ostfildern
Maler Scharpf GmbH
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Soziales Engagement von Firmen
… ist mittlerweile für viele Unternehmen eine Herzensangelegenheit. Soziale Kooperation ist keine Frage der Unternehmensgröße oder Branche,
durch wirkungsvolle soziale Kooperation zeigen Sie in der Öffentlichkeit
und gegenüber ihren Mitarbeitern gesellschaftliche Verantwortung.
Warum wir Ihre Hilfe brauchen
Wildwasser Esslingen existiert seit mittlerweile 23 Jahren. Um den
Fortbestand der Beratungsstelle zu sichern, sind Spenden von Privatpersonen, Stiftungen und Firmen als Sozialpartner ein wesentlicher
Bestandteil, da unsere Institution trotz der wichtigen kommunalen
und sozialen Aufgabe, die wir erfüllen, nur zu einem Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird.
Warum wir Ihre Hilfe brauchen
Missbrauch ist nicht etwas, das weit weg geschieht, es passiert in mitten unserer Gesellschaft.
Es ist unsere Aufgabe hinzusehen, zuzuhören und zu helfen wo auch
immer Hilfe benötigt wird.
Unterstützen Sie Wildwasser Esslingen e.V..
Wir danken allen PrivatspenderInnen und ehrenamtlich Engagierten, den Mitgliedern unseres Vereins den Firmen, Stiftungen und
RichterInnen, die uns bedacht haben und allen, die unsere Arbeit anderweitig unterstützen!
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STATISTIK DES JAHRES 2013
Die Arbeit der Beratungsstelle im Überblick
Aufteilung der Fälle auf Personengruppen:
152 Fallanfragen von Übergriffen wurden in der Beratungsstelle bekannt. In all diesen Fällen suchten Betroffene, Bezugspersonen oder
Fachkräfte Hilfe und Unterstützung und benötigten oft längere Beratungsprozesse. 124 Mal handelte es sich bei den Betroffenen um
Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre, das ist in der
Geschichte von Wildwasser Esslingen ein neuer Höchststand. 29 Mal
handelte es sich um akute Kinderschutzfälle.
296 Personen (Betroffene, Bezugspersonen und Fachkräfte) erhielten
durch uns individuelle Hilfe, persönlich, telefonisch und auch per EMail. Davon 264 Personen im Bereich Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre.
Aufteilung der Fälle nach Art der Hilfe/Beratung:
45 von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche erhielten
therapeutische Hilfe und Beratung.
Immer häufiger Beratung per E-Mail und Telefon
98 Beratungs-E-Mails lassen klar erkennen, dass die OnlineBeratung für Jugendliche und Eltern immer größere Bedeutung einnimmt.
Unsere Arbeit im Präventionsbereich:
45 Veranstaltungen wurden durch das Beratungsstellen – und Präventionsteam sowie Ehrenamtliche 2013 durchgeführt. Dazu zählen,
Vorträge, Fortbildungen, Workshops und Infostände. 3559 Personen
erfuhren durch diese Veranstaltungen einerseits über die Arbeit von
Wildwasser Esslingen e.V. und bekamen andererseits erste wichtige
Kenntnisse zur Stärkung Ihrer eigenen Handlungsfähigkeit.
13 Fachveranstaltungen – Fortbildungen und Elternabende zum
Thema Sexuelle Gewalt mussten leider abgelehnt werden, weil das
Beraterinnen-Team aufgrund der hohen Fallauslastung keine Kapazitäten mehr hatte. Dies bedauern wir sehr, da Wissensvermittlung
zentral ist für die Vorbeugung und schnelle Beendigung von Übergriffen.
598 persönliche Beratungsgespräche wurden 2013 durchgeführt.
Beratung per E-Mail gewinnt an Bedeutung: Besonders Jugendliche
und Bezugspersonen nutzen dieses Kommunikationsmittel gerne, um
zwischen Beratungssitzungen Kontakt zu halten oder zuerst einmal
anonym Unterstützung zu erhalten, bis dann ein Beratungsprozess
daraus entsteht.
Mit 91 Beratungsmails im Jahr 2013 (im Vorjahr 39) nimmt das Verfassen einer schriftlichen Beratung einen festen Platz im Beraterinnenalltag ein. Dies erfordert sowohl neue Kompetenzen als auch ein
Bei 240 telefonischen Beratungen im Jahr 2013 wird klar, wie zentral
telefonische Erreichbarkeit und effektive Logistik von Telefonterminen durch unsere Erstkontaktfrau für den reibungslosen Ablauf in
der Beratungsstelle sind.
Unsere Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre
Dieser Arbeitsbereich umfasst alle Beratungsleistungen in Fällen, in denen Kinder und Jugendliche und Heranwachsende von sexueller Gewalt
betroffen sind.
264 Personen im Fallbereich „Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre“ wurden mit einem besonders hohen Anteil an
Fachkräften beraten.
Betroffene
257 telefonische Beratungen mit durchschnittlich 20 Minuten Dauer
zeigen uns, dass telefonischer Kontakt und gute Erreichbarkeit der
Beratungsstelle von zentraler Bedeutung sind.
fest verankertes Zeitkontingent für das Verfassen schriftlicher Beratungen. Der Zeitaufwand für eine sorgfältig verfasste schriftliche Beratung liegt in der Regel bei 20–30 Minuten oder länger.
45
Bezugspersonen
92
Fachkräfte
127
Insgesamt
0 50 100 150200250300
Neuer Höchststand an Fällen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre
200
144
152
156
157
152
103
97
108
115
124
Deutlich zu erkennen ist der hohe Anteil an beratenen Fachkräften.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Beratung all derer, die mit Kindern
und Jugendlichen in Kontakt kommen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Darüber hinaus kooperieren wir intensiv mit Fachkräften
150
0
41
2009
55
2010
54
2011
Noch nie zuvor wurde die Beratungsstelle in so vielen Fällen zu Kindern
und Jugendlichen bis 21 Jahre (124 Fälle) zu Rate gezogen. Hinter jedem
„Fall“, also jedem Beratungsprozess steht mindestens ein Kind oder
Jugendliche mit einer Erfahrung sexueller Gewalt oder einer Grenzverletzung. Ganz gleich, ob die Kinder und Jugendlichen direkt in der
Beratungsstelle oder mittelbar durch ihr Umfeld, also Fachkräfte oder
Familienangehörige Hilfe erhalten.
10
auch in den Fällen, in denen die betroffenen Kinder und Jugendlichen
vor Ort in der Beratungsstelle beraten werden. In erster Linie geht es
dabei darum, Bezugspersonen und Fachkräfte Sicherheit im Umgang
mit der Situation zu geben und sie handlungsfähig zu machen.
Kinder und Jugendliche, die persönlich hier Hilfe erhalten, sind überwiegend zwischen 14 und 21 Jahre alt.
100
50
264
42
2012
28
2013
18 –20 Jahre
Insgesamt
Kinder und Jugend
liche bis 21 Jahre
Erwachsene
Betroffene
Ein starker Rückgang der Anfragen ist bei den erwachsenen Betroffenen im Bereich „Sexueller Missbrauch in der Kindheit“ zu verzeichnen
(siehe dazu unser Beitrag zur Stabilisierungsgruppe und Arbeit mit
den Frauen).
10
14 –17 Jahre
17
10 –13 Jahre
10
6 – 9 Jahre
4
0–5 Jahre
4
0 5 10152025
Im Rahmen der 45 Fälle, in denen die Kinder und Jugendlichen
persönlich in der Beratungsstelle Hilfe bekamen, wurden 441
Beratungskontakte mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen
durchgeführt. Deren Schwerpunkt ist meist fortlaufende therapeutische Hilfe zur Linderung der Symptome nach Gewalterfahrungen
(Alpträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände u.v.m.).
Bei den kürzeren Prozessen geht es oft um die Entscheidung, ob
Anzeige erstattet oder andere Schritte im sozialen Umfeld getätigt
werden sollen, die Entlastung und Unterstützung versprechen.
11
KOOPERATION DER BERATUNGSSTELLE MIT
ANDEREN EINRICHTUNGEN
Beratungsanlass ist in den meisten Fällen unmittelbare Hilfe nach sexuellem Missbrauch oder Hilfe zur Klärung einer Vermutung.
38
Hilfe nach sexuellem Missbrauch
Vermutungsklärung
36
10
Sexualisierte Übergriffe unter Jugendlichen
Kommunal/im Landkreis
• Kooperation mit Kompass Kirchheim e.V. mit gemeinsamem Klausurtag der TherapeutInnen
• Kooperation Soziale Dienste Esslingen und Filderstadt
• KAG Individueller Kinderschutz
• Netzwerk insoweit erfahrener Fachkräfte nach §8a SGB VIII
Sexualisierte Übergriffe unter Kindern
11
• AK Netzwerk Familie und AK Mädchenarbeit
Versuchte bzw. vollendete Vergewaltigung
11
• Frauenrat Esslingen
Sexualverhalten von Kindern
Übergriffe von Jugendlichen an Kindern
• Schulsozialarbeiter der Stadt Esslingen –Vorstellung Präventionsprojekt mit Workshops und Besuch der Beratungsstelle
4
Anderer Anlass, z.B. häusliche Gewalt
• Klinikum Esslingen – Psychosomatik und Traumaambulanz
3
Regional/Baden-Württemberg
1
unbekannt
• Round Table bei Kobra in Stuttgart
10
• KoFa – Kooperation Fachstellen gegen sexualisierte Gewalt (Böblingen, Waiblingen, Ludwigsburg)
0 10203040
„Hilfe nach sexuellem Missbrauch“ meint, dass ein Kind/Jugendlicher sich offenbart hat, nun geschützt ist und weitere Unterstützung
benötigt. Sei es zur Klärung der Frage, ob Anzeige erstattet werden
soll oder nicht, sei es dass therapeutische Hilfe für den Umgang mit
Weitere Informationen finden Sie im statistischen Anhang.
dem Erlebten gebraucht wird. Bei „Vermutungsklärungen“ wenden
sich überwiegend Fachkräfte aus Schule und Kindertageseinrichtungen an uns, um sich von uns begleiten zu lassen.
• Landesarbeitsgemeinschaft der feministischen Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt
• Teilnahme an der Bestandserhebung für das Land Baden-Württemberg
Bundesweit
• Bundesarbeitsgemeinschaft der feministischen Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt
Qualitätssicherung
Es finden wöchentlich kollegiale Fallbesprechungen und eine Teambesprechung statt. Supervision wird alle sechs bis acht Wochen in Anspruch
genommen. Das Gesamtteam findet sich einen Tag im Jahr zur Klausurtagung zusammen, bei der an der Konzeption der Beratungsstelle gearbeitet wird.
Folgende Fortbildungen qualifizierten unsere Mitarbeiterinnen:
Martina Huck:
• Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie Aufbaukurs
• Fortbildung in „Komplex-Systemischer-Traumatherapie (KST)“ (2-jährig)
• Symposium „Traumapotenziale IV“ Verleumdung und Verrat
• Fortbildung narrative Sandspieltherapie Brächter
• Supervision für Führungskräfte (2 Treffen)
Regine Gelsdorf:
• Spieltherapie Einführungskurs und Aufbaukurs
• Modul 5.1a EMDR KJ Block 2
• Ersthelfer
Claudia Weist-Brockhaus:
• Fortbildung narrative Sandspieltherapie Brächter
Gerlinde Nitsche:
• Ersthelfer Kurs DRK Esslingen
• Supervision/Austausch mit Sekretärinnen aus anderen Beratungsstellen mit sexueller Gewalt
12
13
DIE STABILISIERUNGSGRUPPE
Ein Gruppenangebot für erwachsene Betroffene mit kunsttherapeutischen Methoden
Allgemeines zum Thema Trauma und Stabilisierung
Für Menschen, die ein Trauma erlebt haben, ist Stabilisierung das A
und das O. Ganz gleich, wann das Trauma stattgefunden hat, Stabilisierung und Selbstfürsorge sind und bleiben zentrale Themen. Liegt
die traumatische Erfahrung erst kurze Zeit zurück, also in jüngster
Vergangenheit, ist es immens wichtig, dass die betroffene Person gut
versorgt wird, damit das Erlebte verarbeitet werden kann. Dazu gehört einerseits, dass jemand gut für sich selbst sorgt, aber auch wirkungsvolle soziale Unterstützung gehört zu den zentralen Faktoren,
die eine Verarbeitung günstig beeinflussen. Wenn der Zeitpunkt der
Traumatisierung schon länger zurückliegt, und Beschwerden auftreten
(Alpträume, innere Spannungszustände, Ängste o.a.) ist es in vielen
Fällen immer wieder notwendig, alles zu tun, um ein stabiles inneres
Gleichgewicht zu erlangen oder zurückzugewinnen. Je nach Schwere
des Erlebens und je nach aktueller Belastung können Menschen immer wieder durch sogenannte Trigger an die für sie so schreckliche
Situation erinnert werden und mit ihren Reaktionen wieder in das
zurückliegende Geschehen „hineinrutschen“; d.h. sie erleben die aktuelle Situation oft ähnlich dramatisch und hilflos ausgeliefert wie das
damalige eigentliche Trauma. Und: sie können sich nicht willentlich
dafür entscheiden, jetzt einfach an etwas anderes zu denken. Hier
gilt es dann, einen großen Methodenkoffer an eingeübten Stabilisierungstechniken parat zu haben, um notfalls entgegensteuern zu können oder um sich im Nachhinein schneller erholen zu können.
Frauen und Mädchen, die an unsere Beratungsstelle kommen, haben
nicht irgendein Trauma erlebt. Wer zu uns kommt, hat in der Regel
sexuelle Übergriffe, Grenzüberschreitungen, Grenzverletzungen oder
Missbrauch erlebt. Diese Art von Trauma, das den Ratsuchenden widerfahren ist, gehört zu den schlimmsten Traumata, die ein Mensch
erleben kann, nämlich zu den sogenannten „man-made-desaster“den von Menschen gemachten Katastrophen. Gewalt durch Menschen und bei Missbrauch meist durch enge Bezugspersonen, oft in
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vielen Handlungen über einen längeren Zeitraum hinweg, hat laut
wissenschaftlichen Studien die gravierendsten Folgen für die menschliche Psyche. Wenn man sich vorstellt, dass diese Verletzungen,
Grenzüberschreitungen in den allermeisten Fällen aus dem familiären
Umfeld begangen werden, also einem Umfeld, wo das Miteinander
von Vertrauen geprägt sein sollte und dies nach außen hin meist auch
so zu sein scheint, dann ist das nachvollziehbar. Gerade da, wo Vertrauen, oft kindliches Vertrauen bewusst und häufig dauerhaft ausgenutzt wird, wo ein Mädchen, eine junge Frau erfährt, dass ihre
engsten Vertrauten ihr großen körperlichen und seelischen Schaden
zufügen, da erlebt dieses Mädchen Verrat in höchstem Ausmaß. Hier
begegnen sich die Themen Trauma und Verrat.
Was allen Betroffenen gemeinsam ist, ist das immense Gefühl von
Ausgeliefertsein, Ohnmacht und Nicht-Kontrollierbarkeit von Situationen bis in die heutige Zeit. Was auch viele Mädchen und Frauen leider
erfahren müssen: das Erlebte ist nicht schnell, einfach zu behandeln
wie eine Grippe oder eine Magenverstimmung. Bei schwerem, dauerhaft anhaltendem Missbrauch gibt es oft auch Jahre später immer
wieder Situationen mit Reizen, die das gleiche Ohnmachtsgefühl auslösen wie in der Situation des eigentlichen Traumas. Und an dieser
Stelle ist eine gute, sicher funktionierende Stabilisierung absolut notwendig. Trauma kann nicht ungeschehen gemacht werden. Was eine
gute Traumatherapie im besten Falle leisten kann, ist dass das Trauma
eine Erinnerung wird. Etwas, das in der Vergangenheit liegt und heute
abgeschlossen ist. Etwas, an das ich mich willentlich erinnern und
nicht-erinnern kann. Nun kann jedoch nicht jede Traumatherapie (aus
unterschiedlichen legitimen Gründen) bis an diesen Punkt kommen.
Und auch nicht jede Frau hat die Möglichkeit, eine Traumatherapie
zu machen. Die Plätze sind rar, mit langen Wartezeiten und oft kostenpflichtig.
Was jedes Mädchen, jede Frau, die ein sexuelles Trauma erlebt hat,
aber tun kann: sie kann herausfinden, was ihr in der belastenden Situation, die so sehr an die eigentliche Trauma-Situation erinnert, hilft.
Stabilisierungsarbeit ist also Ressourcenarbeit. Und dabei unterstützen
wir gern! Wir unterstützen Mädchen und Frauen, ihre ganz persönlichen Ressourcen herauszufinden oder auch wieder zu entdecken. Darum geht es: sich selbst zu kennen, zu wissen, was guttut, was hilft,
um nicht wieder so in die Ohnmacht zu geraten. Oder wenn Symptome
auftreten, die eng mit dem erlebten Trauma im Zusammenhang stehen,
entgegenzusteuern mit Techniken, die aus der retraumatisierenden Situation heraushelfen und im nach hinein helfen, sich wieder zu beruhigen. Denn auch dies gehört zum Leben nach Trauma: die körperlichen
Regelkreise geraten schneller in Hochspannung, um eventuellen Gefahren diesmal schneller entgehen zu können, und sie brauchen länger,
um wieder in einen Ruhezustand zurückfinden zu können. Das, was
dann hilft, können individuell sehr unterschiedliche Dinge sein. Dem
Herausfinden und Einüben dieser Notfall-Hilfsmittel wird in unserer
Stabilisierungsgruppe viel Raum gegeben.
Gemeinsam
Der Vorteil einer Stabilisierungsgruppe ist der, dass alle voneinander
lernen können. Nie ist in der Gruppe das erlebte Trauma Thema. Das
würde nicht helfen; ganz im Gegenteil bestünde die Gefahr, dass die
Frau selbst und andere Frauen getriggert werden. Deshalb ist oberstes
Ziel miteinander das zu teilen, was hilfreich ist. An dieser Stelle ist es
eine große Herausforderung für die begleitenden Therapeutinnen, das
Gespräch, den Austausch im Ressourcenbereich zu halten. Der Name
sagt es aus: Stabilisierungsgruppe dient der Stärkung, dem Finden des
inneren und äußeren Gleichgewichts. Braucht eine Frau Raum, um über
ihre traumatischen Erfahrungen oder besonders herausfordernde Themen aktuell zu sprechen, erhält sie dafür so schnell wie möglich Gelegenheit in einem Einzelgespräch.
Was geschieht in der Stabilisierungsgruppe?
Im Jahr 2013 nahmen jeweils etwa fünf Frauen an zwei Durchläufen mit
je 10 Abenden teil. Ein Abend startet mit einer Eingangsrunde, in der
jede Frau sagen kann, wie ihre persönliche Situation ist, wie es ihr geht
und was sie sich für den Abend wünscht – vielleicht auch welche Ermutigung sie braucht. Dies geschieht auf ganz unterschiedliche Weise, z.B.
am Sandspielkasten, wo man mit Hilfe von Figuren die eigene Situation
und das Befinden darstellen kann. Oder mit Hilfe einer sogenannten
Befindlichkeits-Landkarte. Emotionale Zustände lassen sich beispielsweise auch mit einer Farbe schildern. So sagt eine Teilnehmerin: „ich
bin heute mit der Farbe Grün hier. Bei mir hat heute alles so richtig
schön funktioniert, ich habe eine grüne Welle gehabt.“ Oder es wird
ein Ereignis geschildert, was gut getan hat und aus dem man Kraft
geschöpft hat. Wir legen Wert auf eine positive Grundstimmung; Ziel
des Abends ist es, dass jede Frau gut aus dem Abend herausgeht und
etwas Kraftvolles, Stärkendes für die nächsten Tage mitnimmt, das sie
bei Bedarf auch abrufen kann. Es kommt auch immer wieder vor, dass
eine Frau in der Eingangsrunde sagt, dass es ihr gar nicht gut gehe.
Dann versuchen wir miteinander herauszufinden, was sie brauchen
kann, damit es ihr besser geht und das, was sie so beeinträchtigt, nicht
mehr so im Vordergrund stehen muss. Hier kann das Gruppengespräch
enorm hilfreich sein.
Nach der Eingangsrunde beginnt der kunsttherapeutische, kreative
Teil. Die letzte Stabilisierungsgruppe, die ab Herbst 2013 stattfand, bot
die Gelegenheit, Krafttiere aus Filz herzustellen. Das Trockenfilzen mit
der Nadeltechnik ist an sich schon sehr gut geeignet um zur Ruhe zu
kommen und die Entstehung der unterschiedlichsten Tiere in einer sehr
warmen und behutsamen Gruppenatmosphäre war für alle Beteiligten
eine schöne Erfahrung. In der vorletzten Stabilisierungsgruppe (erstes
Halbjahr 2013) beschäftigten wir uns mit dem Thema „Erstellen eines
Wohlfühlortes (Ruheortes, Gartens, Paradieses), eines Weges und
eines kleinen Rucksacks“. In diesem kann man Gegenstände für die
kommende Wegstrecke mitnehmen – dies auch im übertragenen Sinn.
Aus ganz unterschiedlichen Materialien entstanden wunderschöne persönliche Wohlfühlorte mit Kraftquellen, Schutzhütten, Unterständen,
Ruhebänken, kleinen Seen, Schatten spendenden Bäumen, liebevollen
Tieren – kurz mit allem, was der Seele und dem müden Körper gut tut.
15
Die Frauen gaben die Rückmeldung – und auch für uns Therapeutinnen war das so ersichtlich – dass die Gestaltung des Rucksacks ihnen
besondere Freude gemacht hat. Darauf verwendeten sie die meiste
Zeit, und es war eine wunderschöne Erfahrung für die Teilnehmerinnen, aus einer Fülle von Stoffen, Perlen, Federn, Knöpfen, Borten und
sonstigem Material ihren ganz persönlichen Rucksack herzustellen.
Am letzten Abend wurde der Rucksack dann gefüllt. Es wurden Dinge mitgebracht, die in kritischen Momenten, wenn die Wegstrecke
schwierig wird und die traumatische Erfahrung wieder einholen will,
wichtig und hilfreich sind. Oder die wirkungsvoll an Handlungen, Erinnerungen und innere Bilder anknüpfen, die weiterhelfen. Das waren
ganz unterschiedliche Dinge, von denen hier nur einige wenige aufgezählt werden können: Vom Handy (Freundin anrufen) über Igelball,
Gedichtbüchlein, Lutschbonbon, Duftfläschchen, Kuscheltierchen,
Foto usw. kam einfach alles in den Rucksack, was man im Notfall
schnell zur Hand haben muss, um nicht wieder in der „Traumafalle“
zu landen.
Abgeschlossen werden die Abende mit einer kurzen Austauschrunde,
mit einem positiven Gedanken, einer Körperübung, einem Musikstück, einer Kurzgeschichte. Auch hier wieder oberste Priorität: jede
Frau soll ermutigt, gestärkt aus diesem Abend herausgehen. Trotz
dieser Bemühungen kommt es natürlich dennoch vor, dass es Teilnehmerinnen schlecht geht. Dies wird von der Gruppe mitgetragen, solange es gut möglich ist. Mit der Therapeutin zusammen erkundet die
betreffende Teilnehmerin dann in Einzelgesprächen, ob es eine ergänzende Hilfe zur Gruppe bedarf und wo diese gefunden werden kann.
Welche Bestandteile ihrer Lebenssituation dazu beitragen, dass die
Belastung so hoch wurde und wo Erleichterung möglich sein kann.
Mittlerweile ist die Stabilisierungsgruppe zur festen Einrichtung geworden. Das bestehende Konzept, ein Zusammenspiel aus den beschriebenen Elementen hat sich als sehr hilfreich, sinnvoll und bereichernd erwiesen.
Stimmen zur Stabilisierungsgruppe
„Ich lebe immer auf diesen Abend hin, er tut mir einfach gut.“
„Ich kann hier sein, wie ich will; wenn ich reden möchte, ist das möglich. Und wenn ich still sein möchte, ist das auch in Ordnung.“
„Die Atmosphäre hier tut einfach gut.“
„Ich habe wieder etwas dazugelernt.“
„Es macht Freude, so kreativ zu sein“.
„Für mich ist es ein Ort, wo ich aufgefangen werde.“
Emma Forster,
Kunsttherapeutin
16
begleitet ehrenamtlich die Stabilisierungsgruppe für traumatisierte
Frauen: Das für mich erste Jahr 2013 war sehr spannend und interessant, da ich zum ersten Mal in die Stabilisierungsarbeit mit traumatisierten Menschen einsteigen durfte. Durch die zwei Stabilisierungsgruppen die wir angeboten haben, konnte ich als Kunsttherapeutin
meine Interessen am Kreativen einbringen. Es war für mich schön
mitzuerleben, wie bei den Frauen in der Gruppe Freude und Stolz über
Ihre fertigen Werke wuchsen. Dies unterstützte und ermutigte sie und
gab Ihnen auch in ihrem Alltag Kraft. Darüberhinaus war die Teilnahme an der 2-tägigen Fortbildung zur Sandspieltherapie, die von Wildwasser angeboten wurde, sehr bereichernd.
Sich nicht mehr hilflos und ohnmächtig fühlen
 EsslingEn: Wildwasser bietet Stabilisierungsgruppe für traumatisierte Frauen an – Start im November
Von Elisabeth Schaal
Oft ohne Vorwarnung werden Marie B., 54, und Susanne K. 38, (Namen geändert), eingeholt von dem, 
was sie in der Vergangenheit Schlimmes erlebt haben: Die Ältere fängt 
im Hallenbad plötzlich an zu zittern, 
wenn sie jemandem begegnet, der 
Ähnlichkeit mit einem früheren Peiniger hat. Die Jüngere versteift und 
bekommt keine Luft mehr, wenn ihr 
Partner – „den ich ja liebe“ –, sie 
zärtlich in den Arm nehmen will. Geholfen, solche Situationen gut oder 
zumindest besser zu meistern, hat 
ihnen eine Stabilisierungsgruppe für 
Frauen jeden Alters. Initiiert hat dieses landkreisweit einzigartige Angebot der Verein Wildwasser, die Fachberatungsstelle bei sexueller Gewalt 
mit  Sitz  in  Esslingen.  Eine  neue 
Gruppe startet im November. Offen 
steht sie Frauen, die in ihrer Vergangenheit sexualisierte Gewalt erlebt 
haben oder die für Betroffene die Bezugsperson sind.
„Stabilisierung hat in der Arbeit mit 
traumatisierten Menschen eine immense  Bedeutung“,  weiß  Claudia 
Weist-Brockhaus. Es gelte, Strategien, Verhaltensweisen und Ressourcen herauszufinden, die in bestimmten Situationen, die in irgendeiner 
Form mit der durchlebten Gewaltsituation zu tun haben, hilfreich sein 
können. Oft reichten nämlich kleine 
Anlässe  wie  Gerüche,  Geräusche 
oder ähnliche Auslöser, dass Menschen  mit  einem  erlebten  Trauma 
sich wieder hilflos und ohnmächtig 
fühlten wie in der damaligen realen 
Situation. „Auch viele Jahre nach 
dem  eigentlichen  Erleben  können 
Albträume, Panikattacken, Schlafstörungen oder ähnliche Symptome 
auftreten“, weiß die systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin 
aus ihrem beruflichen Alltag.
Bei Marie B. liegt das Erlebte jahrzehntelang zurück. „Ich war ein verschüchtertes Kind. Jeder Erwachsene  hat  gedacht,  er  könne  mit  mir 
spielen.“  Mehr  ins  Detail  will  sie 
nicht gehen, es wühlt sie zu sehr auf. 
gepackt werden, die auf schwieriger 
Wegstrecke  unterstützen  können. 
Die Werke aus verschiedenen Materialien sollen den Frauen helfen, „aus 
ihren Erinnerungssituationen wieder 
herauszukommen“,  erklärt  Emma 
Forster. Susanne K. hat sich für eine 
„Höhle aus Licht und Liebe“ entschieden,  wie  sie  ihr  Gesteck  aus 
Steinen, Tannenzapfen, Stroh, Knetmasse und Rose nennt, das Geborgenheit, aber auch Offenheit symbolisieren soll. Ihr haben die zweistündigen Treffen sehr gut getan: „Hier 
hatte  ich  endlich  einmal  Zeit  für 
mich, musste nicht mehr funktionieren, konnte ich selbst sein.“
Von der sonne beschienen
Und Marie B. taut regelrecht auf: „Es 
herrschte eine liebevolle Atmosphäre, der Gruppenraum wurde zu einem richtigen Wohlfühlort. Die Treffen haben mir Kraft und Freude gegeben. Wenn es mir schlechter geht, 
erinnere ich mich zum Beispiel an eine Imaginationsübung und stelle mir 
vor, von der Sonne beschienen zu 
werden.“ Die Treffen hätten geholfen, aus dem eigenen Gedankenmuster herauszukommen: „Man kommt 
fast tieftraurig an, ist dann unter Leuten, die einen verstehen, und geht 
Unterschiedlichste Gedanken und Gefühle haben Marie B. (links) und Susanne K. (rechts) in ihren kreativen Werken zum gestärkt wieder raus“, schildert die 
Ausdruck gebracht. Die Wildwasser-Mitarbeiterinnen Claudia Weist-Brockhaus (Zweite von rechts) und Emma Forster ha- 54-Jährige  ihre  Erfahrungen.  Der 
ben die Teilnehmerinnen der Stabilisierungsgruppe begleitet.
Foto: Bulgrin Wunsch nach einer dauerhaften Fortführung des Gruppenangebots lässt 
Belastend kommt hinzu, dass ihr in  funden hat.“ In der Stabilisierungs- Erlebten umzugehen und es auf best- sich  aus  Kostengründen  allerdings 
der Familie bis heute niemand die  gruppe ist das persönliche Trauma  mögliche und individuelle Art in ihr  nicht verwirklichen: „Als Verein sind 
schlimmen Erlebnisse glaubt. Susan- allerdings kein Gesprächsstoff. „Wir  Leben zu integrieren.“ Auch Marie  wir auf Spenden angewiesen, für die 
ne K. hat dagegen keine Erinnerung  halten das aus der Gruppe raus. Es  B. weiß: „Wenn ich in die Tiefe ge- wir immer sehr dankbar sind“, sagt 
mehr an das, was passiert ist: „Ich  tut nicht gut, immer und immer wie- hen wollte, müsste ich in eine Klinik  Mitarbeiterin Isabelle Schall.
weiß nur, dass Nähe bei mir Angst  der  darin  einzutauchen.  Manche  gehen.“
Allerdings will Wildwasser weiteren
auslöst und Dinge geschehen sind,  Frauen deckeln das ein Leben lang  In der Gruppe wird über Dinge gedie ich nicht wollte.“
und können gut damit leben. Wer  sprochen, die die Teilnehmerinnen  Frauen die Möglichkeit geben, zeitlich
möchte, kann das Erlebte aber in Ein- im Alltag bewegen, die ihnen gut tun  befristet eine Stabilisierungsgruppe zu
zelgesprächen aufarbeiten“, sagt die  und die sie weiterbringen sollen. Mit  besuchen. Dazu gibt es am Dienstag,
Trauma bleibt außen vor
Wildwasser-Mitarbeiterin. Es genü- Unterstützung der Kunsttherapeutin  5. November, einen EinführungsFür Claudia Weist-Brockhaus nach- ge, dass die teilnehmenden Frauen  Emma Forster wird das Thema jedes  abend, am 11. November ist offizielvollziehbar:  „Manche  Betroffene  wüssten, dass sie in der Stabilisie- Abends  kreativ  beziehungsweise  ler Start. Interessierte Frauen können
wissen nicht, wer ihnen etwas ange- rungsgruppe alle etwas aus ihrer per- kunsttherapeutisch  umgesetzt:  So  sich bereits jetzt an Wildwasser in der
tan hat. Sie haben das quasi wegge- sönlichen Vergangenheit verbinde:  entstanden zum Beispiel kleine, in- Merkelstraße 16 in Esslingen wenden,
schlossen. Aber es gibt eindeutige  „Gleichermaßen  verbindet  sie  die  dividuell gestaltete Rucksäcke, in die   07 11/35 55 89. Erhoben wird ein
Symptome, dass ein Trauma stattge- Suche nach Möglichkeiten, mit dem  im übertragenen Sinn all jene Dinge  geringer Kostenbeitrag für Material.
Wildwasser Esslingen e.V. – bietet Hilfe für Erwachsene Betroffene
Im Gemeinwesen hält sich aufgrund der Kapazitätsbeschränkungen
im Erwachsenenbereich hartnäckig die Information, Wildwasser Esslingen e.V. sei ausschließlich für Kinder und Jugendliche da. Dank
einer Spende der Esslinger Zeitung (Weihnachtsaktion) können jetzt
auch wieder längere Beratungsprozesse für Erwachsene angeboten
werden. Mitte 2013 haben wir eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu
unserem Gruppen- und Beratungsangebot für erwachsene Betroffene begonnen, die wir im Folgejahr weiter fortführen.
Eine nachhaltige finanzielle Unterstützung durch Spenden ist
dringend auch in den nächsten Jahren notwendig, um die notwendige Kapazität für Erwachsene zu sichern. Speziell in Fällen,
in welchen erwachsene Betroffene selbst Kinder haben, sehen
wir zum Schutze der indirekt betroffenen Kinder eine extrem
hohe Dringlichkeit, Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können.
Eine Finanzierung über den Landkreis liegt leider bis dato für
Wildwasser Esslingen e.V. nicht vor.
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DAS PRÄVENTIONSPROJEKT VON WILDWASSER
„Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen“
Anlass
Gewalt in intimen Teenagerbeziehungen ist kein Einzelfall. Ein Großteil der Versuche, Zärtlichkeiten oder Sexualität zu erzwingen, geht
von Gleichaltrigen aus. Auch bei der Anbahnung erster Kontakte
mit dem jeweils anderen Geschlecht, beim Flirten, Anmachen, Daten
kommt es schnell zu Grenzverletzungen. Die Jugendlichen „üben“
und „testen“ per Versuch und Irrtum und liegen manches Mal neben
dem, was für das andere Geschlecht noch in Ordnung ist. Eine weitere
Herausforderung unserer Zeit sind die breiten Möglichkeiten der Kommunikation per Handy, Whats App, facebook, Instagram und anderen Anwendungen. Vertraulich entstandene intime Bilder können in
Windeseile einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Sei es als falscher Spaß oder als gezielte Rache oder Mobbing. Doch
das Internet „gibt nichts mehr her“. Diese Bilder kursieren und die Betroffenen wissen dann nicht mehr, wer sie so entblößt gesehen hat…
Ein Spießrutenlauf beginnt. Die Peergroup und die Schulgemeinschaft
spaltet sich in pro und contra. Die Betroffenen können nicht einfach
das soziale Umfeld wechseln, wenn die Belastung zu groß wird.
In einer Befragung des Projekt „Herzklopfen“ (www.tima-ev.de) wurde folgendes von Jugendlichen angegeben: Es ist ok…,
• D
ie SMS des/der Anderen zu lesen ohne zu fragen, meinten
42,3% der Befragten
Um Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren wurde das neue Präventionsprojekt ausgearbeitet und die Module im zweiten Halbjahr 2013
in Schulklassen mit großem Erfolg erprobt.
Workshop in Schulklassen
Wir arbeiten in geschlechtsspezifischen Gruppen mit jeweils einer
männlichen und einer weiblichen Fachkraft.
•
•
•
•
auer: 2 Schulstunden
D
Die maximale Gruppengröße beträgt eine Klasse
Zielgruppe: Von Klasse 5 bis Klasse 8
Die Lehrkraft ist während des Workshops nicht anwesend, um
einen Schutzraum zu gewähren.
Besuch der Beratungsstelle
Die Klasse lernt die Beratungsstelle und eine Therapeutin vor Ort
kennen. In geschlechtsspezifischen Gruppen werden offene Fragen
und Themen aus dem Workshop abgeschlossen.
• Dauer: 1 Stunde
• D
ie Lehrkraft begleitet die Klasse.
Eine Nachbesprechung mit Lehrkräften und Schulsozialarbeit ist
gerne möglich.
Das Projekt ist kostenfrei!
• E ine Person ist mehr oder weniger selbst Schuld daran, wenn sie
in ihrer Beziehung verletzt oder bedroht wird, meinten 30,4%
(37,3% der männlichen und 26,4% der weiblichen Befragten)
Elternabend (optional gegen Kostenerstattung)
Auf Wunsch kann ein Elternabend zum Thema gebucht werden.
Das Präventionsprojekt „Echt krass“ vom Petze-Institut
(www.petze-institut.de) nennt in seinen Materialien folgende Zahlen:
• Dauer: 1,5 Stunden
• K osten auf Anfrage
• 6 7% der befragten Mädchen gaben in einer Studie des Deutschen Jugendinstituts an, mit Schimpfwörtern wie Hure, Schlampe oder Nutte belegt worden zu sein
Das Projekt kann kostenfrei angeboten werden durch die freundliche
Unterstützung von:
Katharina Lorey,
Präventionsprojekt
Das neue Design unseres Präventionsprojekts stieß überall auf großes
Interesse: Bei den SchülerInnen, den Esslinger Schulen, SchulsozialarbeiterInnen und nicht zuletzt bei den Lehrkräften. Besondere Freude
hat es mir gemacht an allen drei Schritten des Projekts mitzuarbeiten.
Der Konzepterstellung, dem Vorstellen in der Öffentlichkeit als auch
der Erprobung mit Schulklassen, die mit dem Schuljahr 2013/2014
begann. Seitdem entwickeln wir das Projekt stetig weiter.
Der „Run“ auf unser Präventionsprojekt beflügelt meine Motivation
und bestärkt meine Überzeugung, wie wichtig und notwendig Prävention im Themenbereich sexueller Übergriffe unter Jugendlichen ist.
Eine Präventions-Doppelstunde in der Klasse vergeht wie im Flug. Die
Mädchen betonen nahezu immer, wie spannend sie es finden, einmal
so offen über „das Thema“ reden zu können. Umso schöner ist es,
dass wir die Jungs und Mädchen jetzt mit dem neuen Projekt stets ein
zweites Mal sehen, wenn sie uns in den Räumen der Beratungsstelle
besuchen. Dann können wir offen gebliebene oder zwischenzeitlich
aufgetauchte Fragen in Ruhe besprechen. Unter anderem macht dies
unser Projekt in meinen Augen zu einem besonders wertvollen Angebot.
Jörg Maurer-Pfeiffer,
Präventionsprojekt
Mit jedem Klasseneinsatz und jeder „Jungs & Mann-Gruppe“ in
der Beratungsstelle finde ich das neue Präventions-Konzept besser.
Nahezu unglaublich, wie intensiv die meisten Runden sind. Im Erstkontakt in der Schule muss ich mir als Fremder möglichst schnell das
Vertrauen erwerben, um gehört zu werden. Und versuche schnell zu
erfassen was die Jungs interessiert. Das gelingt mir oft sehr gut, aber
leider nicht immer. Wenn ja, wurde es immer ganz persönlich, speziell
und hochspannend. Die Feedback-Bögen zeigen deutlich, dass es den
allermeisten Jungs und angehenden Männern sehr gut gefallen hat
und sie zum Weiterdenken angeregt wurden. Sie genießen es, als Beispiel, sich zu den Themenbereichen Freundschaft, Partnerschaft und
Sexualität miteinander und mit mir auszutauschen und sind dankbar
für lebensnahe Tipps.
• 3 5% gaben an, gegen ihren Willen angefasst worden zu sein
WILDWASSER ORGANISIERT: GESCHICHTEN IM SAND
• E in Fünftel aller Tatverdächtigen bei Straftaten gegen die sexuelle
Selbstbestimmung waren im Jahr 2010 unter 21 Jahre alt (PKS
2010, S.146)
Im Jahr 2012 kamen zunehmend Fälle in der Beratungsstelle an, die
in etwa so klangen:
„… ich bin zu einer Party und hatte versprochen, dass ich nichts trinke, aber dann… naja, ich war neugierig und sie haben mir immer
diese kleinen Fläschchen gebracht. Ich hab nicht gewusst wie arg das
wirkt… dann hab ich nix mehr richtig mitbekommen. Die Jungs haben mich heimgebracht… ich wollt nicht so gern, dass sie mit rein
kommen…dann weiß ich nimmer viel. Aber jetzt sind diese Filmchen
aufgetaucht auf den Handys. Da sieht man mich und wie die Jungs
mit mir rummachen! Jetzt konnt ich nicht mehr und meine Freundin
hat es unserer Lehrerin erzählt und die sagte dann, wir müssen es den
Eltern sagen. Jetzt bin ich froh, dass es raus ist.“
18
Fortbildung in narrativer, systemischer Spieltherapie mit Wiltrud Brächter
STADT ESSLINGEN AM NECKAR
Bereits im Probelauf konnte das Projekt folgendes erreichen:
• Es wurden 370 SchülerInnen persönlich in Workshop und
Beratungsstelle geschult.
• Wir konnten 14 Fachkräfte intensiv kennenlernen, sie hospitierten
bei den Beratungsstellenbesuchen bei den Therapeutinnen.
Am 29./30.11.2013 im Salemer Pfleghof in Esslingen
Die Fortbildung erfreute sich großer Nachfrage und war vollständig
ausgebucht. Es wurde großes Interesse signalisiert, falls Wildwasser
Esslingen e.V. wieder eine therapeutische Fortbildung explizit für die
Therapie mit Kindern anbietet.
Sandspieltherapie ermöglicht es Kindern, eigene Themen szenisch zu
gestalten; dabei gehen auch unbewusste Teile des Problemerlebens
in die Sandbilder ein. In der narrativen Sandspieltherapie (Brächter
2010) werden diese Bilder in Bewegung gebracht: Sandbilder werden
zur Momentaufnahme in einer Geschichte, die sich in die Zukunft öffnet. Parallel zur Arbeit im Sand gelingt es Kindern häufig, Blockaden
aufzulösen und in ihrer Entwicklung wieder voran zu kommen.
Alle Mitglieder des Teams von Wildwasser Esslingen konnten durch
diese Fortbildung qualifiziert werden. Darüber hinaus fand sich noch
Gelegenheit sich mit anderen KollegInnen aus dem Berufsfeld auszutauschen und zu vernetzen.
Für das Jahr 2014 sind die Anfragen von Schulen zahlreich, was uns
sehr freut.
19
STATISTISCHER ANHANG FÜR DAS JAHR 2013
Beratungsstelle insgesamt
Beratungskontakte im Jahr 2013: 877 *
Anfragen an die Beratungsstelle
260
Fallanfragen
152
Kinder und Jugendliche
124
Erwachsene Betroffene
28
Fallunabhängige Anfragen
108
Informationsanfragen
50
Institutionsberatungen
0
Veranstaltungsanfragen
58
Erreichte Personen insgesamt
In Fällen beratene Personen
1125
296
Direkt Betroffene
72
Bezugspersonen
92
Fachkräfte
Fallunabhängig erreichte Personen
132
823
Beratungskontakte
persönlich
telefonisch
per E-Mail
Betroffene Kinder
und Jugendliche
383
25
30
Bezugspersonen
170
104
28
55
111
34
536
240
91
Fachkräfte
GESAMT
*Da Betroffene, Bezugspersonen und Fachkräfte auch gleichzeitig in Gesprächen anwesend sein können,
ergibt die Summe der Sparten nicht die gesamte Beratungsanzahl.
Es fanden zudem 3 Helferkonferenzen und 2 Konfrontationsgespräche statt. Es wurden 9 qualifizierte
Stellungnahmen für öffentliche Stellen (Gericht, Versorgungsamt, Sozialer Dienst…) verfasst.
Geschlecht
Weiblich: 97
Kerneinzugsgebiet ist Esslingen, Ostfildern, Denkendorf, Neuhausen
Esslingen Stadt
41
Informationsanfragen
50
Institutionsberatungen
0
Ostfildern und Umgebung
3559
Filderstadt und Umgebung
7
Denkendorf, Neuhausen
7
VeranstaltungsteilnehmerInnen
Esslingen Umgebung
28
13
Kirchheim
Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre
Anzahl der Fälle 2013
Insgesamt involvierte Kinder
2
Aichwald
2
unbekannt/anonym
124*
147
4
Nürtingen
Leinfelden
• Finanziert durch den Landkreis und aus Eigenmitteln des Vereins
Männlich: 27
Außerhalb des Landkreises
1
7
12
0 5 1015 2025 303540
*90 neue Fälle, 34 aus dem Vorjahr
Kinderschutzfälle nach §8a SGB VIII
Beratung als insoweit erfahrene Fachkraft
13
Beratungsstelle ist selbst Träger der Hilfe
16
Fachberatung des Sozialen Dienstes
20
29
0
21
Profession der beratenen Fachkräfte
Kindertagesstätten
26
Jugendhilfe
22
Soziale Dienste
21
Schulen
19
Gesundheitswesen
11
Polizei/Justiz
11
Beratungsstellen
8
Soziale Einrichtungen
4
Psychotherapie
3
Vereine, Kirchen,
bürgerschaftliches Engagement
2
Offene Kinder- und Jugendarbeit
1
0 5 1015202530
Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit
Dazu zählen Workshops, Benefizveranstaltungen, Fortbildungen, Elternabende, Vorträge, Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen.
85
Fachkräfte
Erwachsene Betroffene
4
370
30
Öffentlichkeit
Kinder/Jugendliche
Eltern
3021
Intensive Öffentlichkeitsarbeit und Kinder und Jugendliche stehen im Fokus
Wildwasser Esslingen e.V. setzt auf intensive Öffentlichkeitsarbeit
im Gemeinwesen, damit auch Privatpersonen bekannt ist, an welche
Stelle sie sich wenden können, wenn sie von sexuellen Grenzverlet-
22
zungen erfahren, diese beobachten oder vermuten. Dies gelingt gut:
in den 124 Fällen aus dem Jahr 2013 im Bereich Kinder und Jugendliche wendeten sich 71 Mal Privatpersonen an uns.
Dieser Jahrebericht wurde gestaltet und gedruckt mit freundlicher Unterstützung von
Wildwasser Esslingen e.V.
Merkelstr. 16
D-73728 Esslingen
Tel.: 0711 355589
Fax: 0711 3005290
[email protected]
Bankverbindung:
KSK Esslingen
BLZ 611 500 20
Konto 10 00 28 23
BIC ESSLDE66
IBAN DE62611500200010002823

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