2013 - wildwasser
Transcription
2013 - wildwasser
Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt Jahresbericht 2013 INHALTSVERZEICHNIS Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle 4 Vorwort 5 Aus den Arbeitsfeldern der Beratungsstelle 6 Finanzen und Fundraising 8 Statistik des Jahres 2013 10 Kooperation mit anderen Einrichtungen 13 Qualitätssicherung 13 Die Stabilisierungsgruppe – Ein Gruppenangebot für erwachsene Betroffene mit kunsttherapeutischen Methoden 14 Das Präventionsprojekt 18 Wildwasser organisiert: „Geschichten im Sand“ Fortbildung in narrativer, systemischer Spieltherapie mit Wiltrud Brächter 19 Statistischer Anhang 20 Wildwasser Esslingen Merkelstr. 16 73728 Esslingen Tel.: 0711-35 55 89 Fax: 0711-300 52 90 [email protected] www.wildwasser-esslingen.de 2 3 WILDWASSER ESSLINGEN VORWORT Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Zu Beginn des Jahres 2013 hat sich die Beratungsstelle, neben den Fallberatungen und Therapien auf die Präventionsarbeit und dabei speziell auf die neuen Bedarfe im Bereich „Übergriffe unter Jugendlichen“ konzentriert. Hierbei widmeten wir uns unter anderem den Themen: Übergriffe im virtuellen als auch im realen schulischen Raum, dem Recht am eigenen Bild (auch wenn es mit dem Handy aufgenommen wurde) und dem sorgfältigen Umgang mit sozialen Netzwerken und modernen Kommunikationsmitteln wie „Whats App“. Das neue Präventionsprojekt ist ein „Kind“ des gesamten Beratungsstellen- und Präventionsteams. Gemeinsam wurden von den TherapeutInnen der Beratungsstelle und den pädagogischen Fachkräften des Präventionsteams sowohl die Konzeption als auch die Umsetzung und Durchführung der Workshops neu gestaltet. Beispielhaft beinhaltet das Konzept jetzt auch einen Beratungsstellenbesuch der Jugendlichen. Allein in der Pilotphase des Projekts besuchten 209 SchülerInnen unsere Beratungsstelle. Auch die gemeinsame jährliche Fachklausur wurde dem Präventionsthema gewidmet. Beratung und Therapie Kinder und Jugendliche Martina Huck (Geschäftsführung) Diplom Sozialarbeiterin (FH) Kunst- und Gestaltungstherapeutin (DFKGT) Heilpraktikerin Psychotherapie 70% Beratung und Therapie Kinder und Jugendliche Regine Gelsdorf Pädagogin Systemische Familientherapeutin (DGSF) Systemische Kinder- und Jugendlichentherapeutin Heilpraktikerin Psychotherapie 50% Beratung und Therapie Erwachsene Betroffene Claudia Weist-Brockhaus Klientenzentrierte Gesprächsführung Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin 20% Erstkontakt & Sekretariat Gerlinde Nitsche 50% Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit Isabelle Schall 20% Finanzverwaltung u.a. Sybille Tropper 20% Wir können nun seit 2012 auf ein BeraterInnenteam aufbauen, welches sich nicht nur durch hohe Expertise auszeichnet und ergänzt, sondern auch gut aufeinander eingespielt ist. In 152 Fällen leistete das BeraterInnenteam Unterstützung und persönliche Beratung. Hiermit blieb die Anfragendichte konstant auf hohem Niveau. Allerdings wurde im Bereich Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre mit 124 Fällen ein neuer Höchstwert erreicht. Im Herbst 2013 erkrankte leider unsere Therapeutin Regine Gelsdorf für längere Zeit, welche schwerpunktmäßig Therapien, Beratungen und Fortbildungen im Bereich Kinder und Jugendliche durchführt. Aufgrund der sehr limitierten Kapazität konzentriert sich seither die Beratungsstelle fast ausschließlich auf die Kernarbeit in Fällen. Auf die Durchführung von Veranstaltungen wie Elternabende und Fortbildungen musste die Beratungsstelle vorübergehend leider verzichten. Wir wünschen Regine Gelsdorf weiterhin eine gute Genesung und wünschen uns sehr, Sie bald wieder in unserem Beratungsstellenteam zu haben. Im Jahr 2013 hat sich ein neues Vorstandsteam zusammengefunden, das verschiedene Kompetenzen bündelt und ergänzt. Wir freuen uns sehr, zwei neue Vorstandsfrauen begrüßen zu dürfen: Ulrike Horender, die bereits seit einigen Jahren im Verein ehrenamtlich engagiert war und Erfahrung aus der Wirtschaft mitbringt, sowie Sabine SchöningMüller, die als Fachkraft im Sozialen Bereich auch fachlich der Beratungsstelle eine gute Gesprächspartnerin sein wird. Wildwasser Esslingen e.V. sagt ganz herzlichen Dank für die fachliche Kompetenz und das große Engagement, das Dorothea Hüsson über viele Jahre hinweg zuerst als Geschäftsführung und dann als Vorstandsfrau dem Verein erwiesen hat. Wir freuen uns auch darüber, dass Sie zukünftig als Ehrenvorsitzende dem Verein weiterhin ideell verbunden ist. Neuer Vorstand des Vereins Ulrike Horender Petra Klotzbücher Sabine Schöning-Müller Micaela von Preußen Martina Huck Ulrike Horender GeschäftsführungVorstand Fachkräfte des Präventionsprojekts • Das Präventionsprojekt beinhaltet geschlechtsspezifische Workshops in Schulklassen. • Aus sexualpädagogischen fachlichen Gründen wird der Workshop mit Jungen von einer männlichen Fachkraft durchgeführt. Katharina Lorey (Diplom-Psychologin) Jörg Maurer Pfeiffer (Dipl. Sozialarbeiter) 4 5 AUS DEN ARBEITSFELDERN DER BERATUNGSSTELLE Martina Huck, Beratung und Therapie Kinder und Jugendliche, Leitung und Geschäftsführung In der therapeutischen Arbeit war im Jahr 2013 ein großer inhaltlicher Schwerpunkt die strukturierte Behandlungsplanung nach traumatherapeutischen Gesichtspunkten. Den besonderen Anforderungen und Bedürfnissen von jungen Frauen mit Borderlinepersönlichkeitsstörung und traumatischen Erfahrungen gerecht zu werden, forderte mich heraus. In der Folge erarbeiteten wir im Team Standards für den Einsatz eines Beratungsstellenhandys in Krisensituationen und erweiterten unsere therapeutischen Methoden um das Skillstraining aus der DBT (Dialektisch Behaviouralen Therapie). Ich freue mich sehr, dass ich eine zweijährige fachliche Fortbildung zur Traumatherapeutin beginnen konnte, um damit meine Beratungs- und Therapiemöglichkeiten weiter zu professionalisieren. In der Geschäftsführung war es eine Freude, unsere Fundraiserin Isabelle Schall durch ihr erstes Jahr der Veranstaltungen und Aktionen zu begleiten. Genauso wie mitzuerleben wie das neue Präventionsprojekt mit Katharina Lorey Gestalt annahm und zum Ende des Jahres bereits bestens lief und ausgebucht war. Regine Gelsdorf, Beratung und Therapie Kinder und Jugendliche Neben der weiteren Vertiefung meiner therapeutischen Arbeit mit einzelnen Mädchen und Familien, war es 2013 für mich auch möglich im präventiven Arbeitsbereich der Beratungsstelle mitzuarbeiten. Das Erarbeiten eines Handlungsleitfaden für Schulen bei Übergriffen zusammen mit dem Jugendamt und Kompass sowie die Betreuung der Schulklassen hier direkt in der Beratungsstelle, waren für mich eine äußerst interessante und Freude bringende Arbeit. Gerlinde Nitsche, Erstkontakt und Büroorganisation Isabelle Schall, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit Auch 2013 war es in meinem Arbeitsfeld wieder besonders interessant und spannend mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu treten. Ob kurzfristige Spendenaktionen oder mehrjährige Partnerschaft; gemeinsam können wir viel bewegen. Auch 2013 stand meine Aufgabe im Zeichen der finanziellen Sicherung der Beratungsstelle. Als erste Anlaufstelle am Telefon und auch in der Beratungsstelle spreche ich meist als Erste mit Klienten und deren Angehörigen, aber auch mit Anwälten, Sozialen Diensten, Ärzten, Schulen und SchulsozialarbeiterInnen, MitarbeiterInnen, Ehrenamtlichen, Vorständen und UnterstützerInnen. Da Wildwasser Esslingen e.V. jährlich mindestens 50.000 € aus Eigenmitteln aufbringen muss, um die Arbeit der Beratungsstelle in der jetzigen Qualität zu sichern bin, ich die Ansprechpartnerin, wenn es um Spenden, Öffentlichkeitsarbeit und Benefizveranstaltungen geht. Für viele Menschen, die hier anrufen oder vorbeikommen, vor allem Klienten und deren Angehörige, ist es wichtig einen persönlichen Ansprechpartner anzutreffen um Ihr Anliegen zu schildern. Mir ist es wichtig, die Anliegen zeitnah an die zuständigen Personen bei Wildwasser Esslingen e.V. weiterzuleiten oder sie sogar nach kurzer Rücksprache selbst beantworten zu können. Für mich steht an erster Stelle, dass Wildwasser Esslingen e.V. ein Ort ist, wo Betroffene Hilfe bekommen. Hilfe, bei der nicht die Kosten der Beratungsstunden im Raum stehen – vielmehr die Sicherung , dass hier ein Ort ist, wo man schnell, mit hoher sozialer und fachlicher Kompetenz und unbürokratisch Hilfe erfahren kann. Claudia Weist-Brockhaus, Beratung und Therapie erwachsene Betroffene und Stabilisierungsgruppe für traumatisierte Frauen Das Jahr 2013 war für mich nochmals geprägt von viel Neuem. Im Jahr zuvor hatte ich mich sehr auf meinen Arbeitsbereich „Beratung erwachsener Frauen“ konzentriert; im vergangenen Jahr gab es mehr Freiraum zum Kennenlernen der Arbeitsbereiche der anderen Kolleginnen. Dank einiger größerer Spenden – hier sei besonders die Esslinger Zeitung mit ihrem Interesse und ihrer finanziellen Unterstützung erwähnt – konnten Beratungsprozesse erweitert werden, sodass der Schwerpunkt nicht mehr auf Kurzzeitberatungen lag sondern eindeutig in Richtung längere Prozesse bzw. Therapien ging . Auch konnten wieder zwei Blöcke mit je 10 Abenden einer Stabilisierungsgruppe angeboten werden. Diese wurden auch wieder kunsttherapeutisch begleitet. Insgesamt betrachtet war 2013 ein sehr intensives Jahr; Beratung und Therapie, Netzwerkarbeit, Gruppenarbeit mit entsprechender Vorbereitung, Teamsitzungen, Inter- und Supervisionen, Durchführung der Fortbildung „Sandspiel“ und manches andere haben es zu einem reich angefüllten Jahr gemacht auf das ich gern zurückschaue. 6 Das Ehrenamt bei Wildwasser: Jeder und jede Ehrenamtliche entscheidet persönlich, ob, wo und wieviel er/sie helfen will und kann. Die Ehrenamtlichen bei Wildwasser engagieren sich bei Benefizveranstaltungen, sie verkaufen Lose für das Entenrennen im Frühling, befüllen Luftballons am Bürgerfest, reinigen den Veranstaltungsraum im Komma im Anschluss an das Konzert „Rock for one World“. Beim Postmichelfest im Spätsommer betreuen sie Spiele für Kinder und verteilen Infobroschüren zu unserem Thema. Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen in den Räumen der Beratungsstelle gemeinsam mit der Mitarbeiterin aus dem Bereich Fundraising und planen ihre Aktionen und Einsätze. Das gemeinsam Geschaffte wird dann mit dem Beratungsstellenteam und dem Vorstand in der großen gemeinsamen Weihnachtsfeier gefeiert. Haben Sie Interesse? Schnuppern Sie rein und lernen Sie uns kennen! Wir freuen uns über Zuwachs! 7 FINANZEN UND FUNDRAISING IM JAHR 2013 Man kann Vieles nur zusammen mit Anderen erreichen: Öffentlicher Zuschuss 81.050 € Landkreis Esslingen Stadt Esslingen (Sachkosten) Land Baden-Württemberg 54.798 € Eigenmittel des Vereins Benefizveranstaltungen und Events unterstützt durch ehrenamtliches Engagement: 2013 war ein Jahr vieler schöner Events, angefangen mit ROW (Rock for one World), dem Verkauf der Entenlose für das 6. Esslinger Entenrennen, Benefizveranstaltung im Kabarett der Galgenstricke (organisiert durch Inner Wheel Esslingen), das Esslinger Bürgerfest mit unserer Aktion „Jeder Ballon ein Schutzengel“, das Postmichelfest, unser Klangzauberkonzert im Münster St.Paul mit dem stimmgewalti- gen Chor des MgV Neuhausen „MixDur“ und zum Jahresabschluss das Benefizkonzert mit dem Daimler Classic Jazz Orchestra. Ohne die Unterstützung von Sponsoren und der Arbeit unserer Ehrenamtlichen wären diese Events nicht möglich gewesen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle! Unsere Schutzengel im Jahr 2013: Benefizveranstaltungen Projekte/Aktionen/Support Rock for one World bpc Systemhaus Esslinger Entenrennen Delight design Inner Wheel Club bei den Galgenstricken Druckerei Colorpress Luftballonaktion Bürgerfest Esslingen Office + Service GmbH Esslingen Postmichelfest Salon Gress Klangzauber Konzert MgV Neuhausen „MixDur“ Stelleon GmbH Deizisau Benefizkonzert Daimler Classic Jazz Orchestra Storz Medienfabrik Organisationen/Stiftungen/Service Clubs Organisationen/Stiftungen/Service Clubs AOK Neckar Fils Kundencenter Eislingen MMB Margarethe Müller Bull Stiftung Bürgerstiftung Esslingen Mitmachen Ehrensache Kreisjugendring Care for Kids e.V. Stuttgart Pfeiffer und May Stiftung Karlsruhe Dekanat Esslingen-Nürtingen Round Table Esslingen Esslinger Zeitung – Gemeinsam Helfen e.V. Serie X e.V. Franz Herzberg Stiftung Stiftung „Hilfe für Psyche“ Familie Kappen Gemeinde Deizisau Bürgerschaftliches Engagement Stiftung der Kreissparkasse Esslingen Günter Bayer Stiftung Esslingen Star Care e.V. Historische Bürgergarde Esslingen Volksmission Entscheidender Christen Inner Wheel Club Esslingen Zehntscheuer Deizisau Treffpunkt für Jung und Alt Konfirmanden Ev. Kirchengemeinde Denkendorf Firmenspenden ab 500€ Firmenspenden ab 500€ Agentur für Markenträume GmbH netzwerk Produktion GmbH, Stuttgart Degen Media Design GmbH Pflegewerk GmbH Maler Kütter GmbH Völmle & Rickert GmbH & Co., Ostfildern Maler Scharpf GmbH 8 Soziales Engagement von Firmen … ist mittlerweile für viele Unternehmen eine Herzensangelegenheit. Soziale Kooperation ist keine Frage der Unternehmensgröße oder Branche, durch wirkungsvolle soziale Kooperation zeigen Sie in der Öffentlichkeit und gegenüber ihren Mitarbeitern gesellschaftliche Verantwortung. Warum wir Ihre Hilfe brauchen Wildwasser Esslingen existiert seit mittlerweile 23 Jahren. Um den Fortbestand der Beratungsstelle zu sichern, sind Spenden von Privatpersonen, Stiftungen und Firmen als Sozialpartner ein wesentlicher Bestandteil, da unsere Institution trotz der wichtigen kommunalen und sozialen Aufgabe, die wir erfüllen, nur zu einem Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird. Warum wir Ihre Hilfe brauchen Missbrauch ist nicht etwas, das weit weg geschieht, es passiert in mitten unserer Gesellschaft. Es ist unsere Aufgabe hinzusehen, zuzuhören und zu helfen wo auch immer Hilfe benötigt wird. Unterstützen Sie Wildwasser Esslingen e.V.. Wir danken allen PrivatspenderInnen und ehrenamtlich Engagierten, den Mitgliedern unseres Vereins den Firmen, Stiftungen und RichterInnen, die uns bedacht haben und allen, die unsere Arbeit anderweitig unterstützen! 9 STATISTIK DES JAHRES 2013 Die Arbeit der Beratungsstelle im Überblick Aufteilung der Fälle auf Personengruppen: 152 Fallanfragen von Übergriffen wurden in der Beratungsstelle bekannt. In all diesen Fällen suchten Betroffene, Bezugspersonen oder Fachkräfte Hilfe und Unterstützung und benötigten oft längere Beratungsprozesse. 124 Mal handelte es sich bei den Betroffenen um Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre, das ist in der Geschichte von Wildwasser Esslingen ein neuer Höchststand. 29 Mal handelte es sich um akute Kinderschutzfälle. 296 Personen (Betroffene, Bezugspersonen und Fachkräfte) erhielten durch uns individuelle Hilfe, persönlich, telefonisch und auch per EMail. Davon 264 Personen im Bereich Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre. Aufteilung der Fälle nach Art der Hilfe/Beratung: 45 von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche erhielten therapeutische Hilfe und Beratung. Immer häufiger Beratung per E-Mail und Telefon 98 Beratungs-E-Mails lassen klar erkennen, dass die OnlineBeratung für Jugendliche und Eltern immer größere Bedeutung einnimmt. Unsere Arbeit im Präventionsbereich: 45 Veranstaltungen wurden durch das Beratungsstellen – und Präventionsteam sowie Ehrenamtliche 2013 durchgeführt. Dazu zählen, Vorträge, Fortbildungen, Workshops und Infostände. 3559 Personen erfuhren durch diese Veranstaltungen einerseits über die Arbeit von Wildwasser Esslingen e.V. und bekamen andererseits erste wichtige Kenntnisse zur Stärkung Ihrer eigenen Handlungsfähigkeit. 13 Fachveranstaltungen – Fortbildungen und Elternabende zum Thema Sexuelle Gewalt mussten leider abgelehnt werden, weil das Beraterinnen-Team aufgrund der hohen Fallauslastung keine Kapazitäten mehr hatte. Dies bedauern wir sehr, da Wissensvermittlung zentral ist für die Vorbeugung und schnelle Beendigung von Übergriffen. 598 persönliche Beratungsgespräche wurden 2013 durchgeführt. Beratung per E-Mail gewinnt an Bedeutung: Besonders Jugendliche und Bezugspersonen nutzen dieses Kommunikationsmittel gerne, um zwischen Beratungssitzungen Kontakt zu halten oder zuerst einmal anonym Unterstützung zu erhalten, bis dann ein Beratungsprozess daraus entsteht. Mit 91 Beratungsmails im Jahr 2013 (im Vorjahr 39) nimmt das Verfassen einer schriftlichen Beratung einen festen Platz im Beraterinnenalltag ein. Dies erfordert sowohl neue Kompetenzen als auch ein Bei 240 telefonischen Beratungen im Jahr 2013 wird klar, wie zentral telefonische Erreichbarkeit und effektive Logistik von Telefonterminen durch unsere Erstkontaktfrau für den reibungslosen Ablauf in der Beratungsstelle sind. Unsere Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre Dieser Arbeitsbereich umfasst alle Beratungsleistungen in Fällen, in denen Kinder und Jugendliche und Heranwachsende von sexueller Gewalt betroffen sind. 264 Personen im Fallbereich „Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre“ wurden mit einem besonders hohen Anteil an Fachkräften beraten. Betroffene 257 telefonische Beratungen mit durchschnittlich 20 Minuten Dauer zeigen uns, dass telefonischer Kontakt und gute Erreichbarkeit der Beratungsstelle von zentraler Bedeutung sind. fest verankertes Zeitkontingent für das Verfassen schriftlicher Beratungen. Der Zeitaufwand für eine sorgfältig verfasste schriftliche Beratung liegt in der Regel bei 20–30 Minuten oder länger. 45 Bezugspersonen 92 Fachkräfte 127 Insgesamt 0 50 100 150200250300 Neuer Höchststand an Fällen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre 200 144 152 156 157 152 103 97 108 115 124 Deutlich zu erkennen ist der hohe Anteil an beratenen Fachkräften. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Beratung all derer, die mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Darüber hinaus kooperieren wir intensiv mit Fachkräften 150 0 41 2009 55 2010 54 2011 Noch nie zuvor wurde die Beratungsstelle in so vielen Fällen zu Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahre (124 Fälle) zu Rate gezogen. Hinter jedem „Fall“, also jedem Beratungsprozess steht mindestens ein Kind oder Jugendliche mit einer Erfahrung sexueller Gewalt oder einer Grenzverletzung. Ganz gleich, ob die Kinder und Jugendlichen direkt in der Beratungsstelle oder mittelbar durch ihr Umfeld, also Fachkräfte oder Familienangehörige Hilfe erhalten. 10 auch in den Fällen, in denen die betroffenen Kinder und Jugendlichen vor Ort in der Beratungsstelle beraten werden. In erster Linie geht es dabei darum, Bezugspersonen und Fachkräfte Sicherheit im Umgang mit der Situation zu geben und sie handlungsfähig zu machen. Kinder und Jugendliche, die persönlich hier Hilfe erhalten, sind überwiegend zwischen 14 und 21 Jahre alt. 100 50 264 42 2012 28 2013 18 –20 Jahre Insgesamt Kinder und Jugend liche bis 21 Jahre Erwachsene Betroffene Ein starker Rückgang der Anfragen ist bei den erwachsenen Betroffenen im Bereich „Sexueller Missbrauch in der Kindheit“ zu verzeichnen (siehe dazu unser Beitrag zur Stabilisierungsgruppe und Arbeit mit den Frauen). 10 14 –17 Jahre 17 10 –13 Jahre 10 6 – 9 Jahre 4 0–5 Jahre 4 0 5 10152025 Im Rahmen der 45 Fälle, in denen die Kinder und Jugendlichen persönlich in der Beratungsstelle Hilfe bekamen, wurden 441 Beratungskontakte mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Deren Schwerpunkt ist meist fortlaufende therapeutische Hilfe zur Linderung der Symptome nach Gewalterfahrungen (Alpträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände u.v.m.). Bei den kürzeren Prozessen geht es oft um die Entscheidung, ob Anzeige erstattet oder andere Schritte im sozialen Umfeld getätigt werden sollen, die Entlastung und Unterstützung versprechen. 11 KOOPERATION DER BERATUNGSSTELLE MIT ANDEREN EINRICHTUNGEN Beratungsanlass ist in den meisten Fällen unmittelbare Hilfe nach sexuellem Missbrauch oder Hilfe zur Klärung einer Vermutung. 38 Hilfe nach sexuellem Missbrauch Vermutungsklärung 36 10 Sexualisierte Übergriffe unter Jugendlichen Kommunal/im Landkreis • Kooperation mit Kompass Kirchheim e.V. mit gemeinsamem Klausurtag der TherapeutInnen • Kooperation Soziale Dienste Esslingen und Filderstadt • KAG Individueller Kinderschutz • Netzwerk insoweit erfahrener Fachkräfte nach §8a SGB VIII Sexualisierte Übergriffe unter Kindern 11 • AK Netzwerk Familie und AK Mädchenarbeit Versuchte bzw. vollendete Vergewaltigung 11 • Frauenrat Esslingen Sexualverhalten von Kindern Übergriffe von Jugendlichen an Kindern • Schulsozialarbeiter der Stadt Esslingen –Vorstellung Präventionsprojekt mit Workshops und Besuch der Beratungsstelle 4 Anderer Anlass, z.B. häusliche Gewalt • Klinikum Esslingen – Psychosomatik und Traumaambulanz 3 Regional/Baden-Württemberg 1 unbekannt • Round Table bei Kobra in Stuttgart 10 • KoFa – Kooperation Fachstellen gegen sexualisierte Gewalt (Böblingen, Waiblingen, Ludwigsburg) 0 10203040 „Hilfe nach sexuellem Missbrauch“ meint, dass ein Kind/Jugendlicher sich offenbart hat, nun geschützt ist und weitere Unterstützung benötigt. Sei es zur Klärung der Frage, ob Anzeige erstattet werden soll oder nicht, sei es dass therapeutische Hilfe für den Umgang mit Weitere Informationen finden Sie im statistischen Anhang. dem Erlebten gebraucht wird. Bei „Vermutungsklärungen“ wenden sich überwiegend Fachkräfte aus Schule und Kindertageseinrichtungen an uns, um sich von uns begleiten zu lassen. • Landesarbeitsgemeinschaft der feministischen Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt • Teilnahme an der Bestandserhebung für das Land Baden-Württemberg Bundesweit • Bundesarbeitsgemeinschaft der feministischen Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt Qualitätssicherung Es finden wöchentlich kollegiale Fallbesprechungen und eine Teambesprechung statt. Supervision wird alle sechs bis acht Wochen in Anspruch genommen. Das Gesamtteam findet sich einen Tag im Jahr zur Klausurtagung zusammen, bei der an der Konzeption der Beratungsstelle gearbeitet wird. Folgende Fortbildungen qualifizierten unsere Mitarbeiterinnen: Martina Huck: • Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie Aufbaukurs • Fortbildung in „Komplex-Systemischer-Traumatherapie (KST)“ (2-jährig) • Symposium „Traumapotenziale IV“ Verleumdung und Verrat • Fortbildung narrative Sandspieltherapie Brächter • Supervision für Führungskräfte (2 Treffen) Regine Gelsdorf: • Spieltherapie Einführungskurs und Aufbaukurs • Modul 5.1a EMDR KJ Block 2 • Ersthelfer Claudia Weist-Brockhaus: • Fortbildung narrative Sandspieltherapie Brächter Gerlinde Nitsche: • Ersthelfer Kurs DRK Esslingen • Supervision/Austausch mit Sekretärinnen aus anderen Beratungsstellen mit sexueller Gewalt 12 13 DIE STABILISIERUNGSGRUPPE Ein Gruppenangebot für erwachsene Betroffene mit kunsttherapeutischen Methoden Allgemeines zum Thema Trauma und Stabilisierung Für Menschen, die ein Trauma erlebt haben, ist Stabilisierung das A und das O. Ganz gleich, wann das Trauma stattgefunden hat, Stabilisierung und Selbstfürsorge sind und bleiben zentrale Themen. Liegt die traumatische Erfahrung erst kurze Zeit zurück, also in jüngster Vergangenheit, ist es immens wichtig, dass die betroffene Person gut versorgt wird, damit das Erlebte verarbeitet werden kann. Dazu gehört einerseits, dass jemand gut für sich selbst sorgt, aber auch wirkungsvolle soziale Unterstützung gehört zu den zentralen Faktoren, die eine Verarbeitung günstig beeinflussen. Wenn der Zeitpunkt der Traumatisierung schon länger zurückliegt, und Beschwerden auftreten (Alpträume, innere Spannungszustände, Ängste o.a.) ist es in vielen Fällen immer wieder notwendig, alles zu tun, um ein stabiles inneres Gleichgewicht zu erlangen oder zurückzugewinnen. Je nach Schwere des Erlebens und je nach aktueller Belastung können Menschen immer wieder durch sogenannte Trigger an die für sie so schreckliche Situation erinnert werden und mit ihren Reaktionen wieder in das zurückliegende Geschehen „hineinrutschen“; d.h. sie erleben die aktuelle Situation oft ähnlich dramatisch und hilflos ausgeliefert wie das damalige eigentliche Trauma. Und: sie können sich nicht willentlich dafür entscheiden, jetzt einfach an etwas anderes zu denken. Hier gilt es dann, einen großen Methodenkoffer an eingeübten Stabilisierungstechniken parat zu haben, um notfalls entgegensteuern zu können oder um sich im Nachhinein schneller erholen zu können. Frauen und Mädchen, die an unsere Beratungsstelle kommen, haben nicht irgendein Trauma erlebt. Wer zu uns kommt, hat in der Regel sexuelle Übergriffe, Grenzüberschreitungen, Grenzverletzungen oder Missbrauch erlebt. Diese Art von Trauma, das den Ratsuchenden widerfahren ist, gehört zu den schlimmsten Traumata, die ein Mensch erleben kann, nämlich zu den sogenannten „man-made-desaster“den von Menschen gemachten Katastrophen. Gewalt durch Menschen und bei Missbrauch meist durch enge Bezugspersonen, oft in 14 vielen Handlungen über einen längeren Zeitraum hinweg, hat laut wissenschaftlichen Studien die gravierendsten Folgen für die menschliche Psyche. Wenn man sich vorstellt, dass diese Verletzungen, Grenzüberschreitungen in den allermeisten Fällen aus dem familiären Umfeld begangen werden, also einem Umfeld, wo das Miteinander von Vertrauen geprägt sein sollte und dies nach außen hin meist auch so zu sein scheint, dann ist das nachvollziehbar. Gerade da, wo Vertrauen, oft kindliches Vertrauen bewusst und häufig dauerhaft ausgenutzt wird, wo ein Mädchen, eine junge Frau erfährt, dass ihre engsten Vertrauten ihr großen körperlichen und seelischen Schaden zufügen, da erlebt dieses Mädchen Verrat in höchstem Ausmaß. Hier begegnen sich die Themen Trauma und Verrat. Was allen Betroffenen gemeinsam ist, ist das immense Gefühl von Ausgeliefertsein, Ohnmacht und Nicht-Kontrollierbarkeit von Situationen bis in die heutige Zeit. Was auch viele Mädchen und Frauen leider erfahren müssen: das Erlebte ist nicht schnell, einfach zu behandeln wie eine Grippe oder eine Magenverstimmung. Bei schwerem, dauerhaft anhaltendem Missbrauch gibt es oft auch Jahre später immer wieder Situationen mit Reizen, die das gleiche Ohnmachtsgefühl auslösen wie in der Situation des eigentlichen Traumas. Und an dieser Stelle ist eine gute, sicher funktionierende Stabilisierung absolut notwendig. Trauma kann nicht ungeschehen gemacht werden. Was eine gute Traumatherapie im besten Falle leisten kann, ist dass das Trauma eine Erinnerung wird. Etwas, das in der Vergangenheit liegt und heute abgeschlossen ist. Etwas, an das ich mich willentlich erinnern und nicht-erinnern kann. Nun kann jedoch nicht jede Traumatherapie (aus unterschiedlichen legitimen Gründen) bis an diesen Punkt kommen. Und auch nicht jede Frau hat die Möglichkeit, eine Traumatherapie zu machen. Die Plätze sind rar, mit langen Wartezeiten und oft kostenpflichtig. Was jedes Mädchen, jede Frau, die ein sexuelles Trauma erlebt hat, aber tun kann: sie kann herausfinden, was ihr in der belastenden Situation, die so sehr an die eigentliche Trauma-Situation erinnert, hilft. Stabilisierungsarbeit ist also Ressourcenarbeit. Und dabei unterstützen wir gern! Wir unterstützen Mädchen und Frauen, ihre ganz persönlichen Ressourcen herauszufinden oder auch wieder zu entdecken. Darum geht es: sich selbst zu kennen, zu wissen, was guttut, was hilft, um nicht wieder so in die Ohnmacht zu geraten. Oder wenn Symptome auftreten, die eng mit dem erlebten Trauma im Zusammenhang stehen, entgegenzusteuern mit Techniken, die aus der retraumatisierenden Situation heraushelfen und im nach hinein helfen, sich wieder zu beruhigen. Denn auch dies gehört zum Leben nach Trauma: die körperlichen Regelkreise geraten schneller in Hochspannung, um eventuellen Gefahren diesmal schneller entgehen zu können, und sie brauchen länger, um wieder in einen Ruhezustand zurückfinden zu können. Das, was dann hilft, können individuell sehr unterschiedliche Dinge sein. Dem Herausfinden und Einüben dieser Notfall-Hilfsmittel wird in unserer Stabilisierungsgruppe viel Raum gegeben. Gemeinsam Der Vorteil einer Stabilisierungsgruppe ist der, dass alle voneinander lernen können. Nie ist in der Gruppe das erlebte Trauma Thema. Das würde nicht helfen; ganz im Gegenteil bestünde die Gefahr, dass die Frau selbst und andere Frauen getriggert werden. Deshalb ist oberstes Ziel miteinander das zu teilen, was hilfreich ist. An dieser Stelle ist es eine große Herausforderung für die begleitenden Therapeutinnen, das Gespräch, den Austausch im Ressourcenbereich zu halten. Der Name sagt es aus: Stabilisierungsgruppe dient der Stärkung, dem Finden des inneren und äußeren Gleichgewichts. Braucht eine Frau Raum, um über ihre traumatischen Erfahrungen oder besonders herausfordernde Themen aktuell zu sprechen, erhält sie dafür so schnell wie möglich Gelegenheit in einem Einzelgespräch. Was geschieht in der Stabilisierungsgruppe? Im Jahr 2013 nahmen jeweils etwa fünf Frauen an zwei Durchläufen mit je 10 Abenden teil. Ein Abend startet mit einer Eingangsrunde, in der jede Frau sagen kann, wie ihre persönliche Situation ist, wie es ihr geht und was sie sich für den Abend wünscht – vielleicht auch welche Ermutigung sie braucht. Dies geschieht auf ganz unterschiedliche Weise, z.B. am Sandspielkasten, wo man mit Hilfe von Figuren die eigene Situation und das Befinden darstellen kann. Oder mit Hilfe einer sogenannten Befindlichkeits-Landkarte. Emotionale Zustände lassen sich beispielsweise auch mit einer Farbe schildern. So sagt eine Teilnehmerin: „ich bin heute mit der Farbe Grün hier. Bei mir hat heute alles so richtig schön funktioniert, ich habe eine grüne Welle gehabt.“ Oder es wird ein Ereignis geschildert, was gut getan hat und aus dem man Kraft geschöpft hat. Wir legen Wert auf eine positive Grundstimmung; Ziel des Abends ist es, dass jede Frau gut aus dem Abend herausgeht und etwas Kraftvolles, Stärkendes für die nächsten Tage mitnimmt, das sie bei Bedarf auch abrufen kann. Es kommt auch immer wieder vor, dass eine Frau in der Eingangsrunde sagt, dass es ihr gar nicht gut gehe. Dann versuchen wir miteinander herauszufinden, was sie brauchen kann, damit es ihr besser geht und das, was sie so beeinträchtigt, nicht mehr so im Vordergrund stehen muss. Hier kann das Gruppengespräch enorm hilfreich sein. Nach der Eingangsrunde beginnt der kunsttherapeutische, kreative Teil. Die letzte Stabilisierungsgruppe, die ab Herbst 2013 stattfand, bot die Gelegenheit, Krafttiere aus Filz herzustellen. Das Trockenfilzen mit der Nadeltechnik ist an sich schon sehr gut geeignet um zur Ruhe zu kommen und die Entstehung der unterschiedlichsten Tiere in einer sehr warmen und behutsamen Gruppenatmosphäre war für alle Beteiligten eine schöne Erfahrung. In der vorletzten Stabilisierungsgruppe (erstes Halbjahr 2013) beschäftigten wir uns mit dem Thema „Erstellen eines Wohlfühlortes (Ruheortes, Gartens, Paradieses), eines Weges und eines kleinen Rucksacks“. In diesem kann man Gegenstände für die kommende Wegstrecke mitnehmen – dies auch im übertragenen Sinn. Aus ganz unterschiedlichen Materialien entstanden wunderschöne persönliche Wohlfühlorte mit Kraftquellen, Schutzhütten, Unterständen, Ruhebänken, kleinen Seen, Schatten spendenden Bäumen, liebevollen Tieren – kurz mit allem, was der Seele und dem müden Körper gut tut. 15 Die Frauen gaben die Rückmeldung – und auch für uns Therapeutinnen war das so ersichtlich – dass die Gestaltung des Rucksacks ihnen besondere Freude gemacht hat. Darauf verwendeten sie die meiste Zeit, und es war eine wunderschöne Erfahrung für die Teilnehmerinnen, aus einer Fülle von Stoffen, Perlen, Federn, Knöpfen, Borten und sonstigem Material ihren ganz persönlichen Rucksack herzustellen. Am letzten Abend wurde der Rucksack dann gefüllt. Es wurden Dinge mitgebracht, die in kritischen Momenten, wenn die Wegstrecke schwierig wird und die traumatische Erfahrung wieder einholen will, wichtig und hilfreich sind. Oder die wirkungsvoll an Handlungen, Erinnerungen und innere Bilder anknüpfen, die weiterhelfen. Das waren ganz unterschiedliche Dinge, von denen hier nur einige wenige aufgezählt werden können: Vom Handy (Freundin anrufen) über Igelball, Gedichtbüchlein, Lutschbonbon, Duftfläschchen, Kuscheltierchen, Foto usw. kam einfach alles in den Rucksack, was man im Notfall schnell zur Hand haben muss, um nicht wieder in der „Traumafalle“ zu landen. Abgeschlossen werden die Abende mit einer kurzen Austauschrunde, mit einem positiven Gedanken, einer Körperübung, einem Musikstück, einer Kurzgeschichte. Auch hier wieder oberste Priorität: jede Frau soll ermutigt, gestärkt aus diesem Abend herausgehen. Trotz dieser Bemühungen kommt es natürlich dennoch vor, dass es Teilnehmerinnen schlecht geht. Dies wird von der Gruppe mitgetragen, solange es gut möglich ist. Mit der Therapeutin zusammen erkundet die betreffende Teilnehmerin dann in Einzelgesprächen, ob es eine ergänzende Hilfe zur Gruppe bedarf und wo diese gefunden werden kann. Welche Bestandteile ihrer Lebenssituation dazu beitragen, dass die Belastung so hoch wurde und wo Erleichterung möglich sein kann. Mittlerweile ist die Stabilisierungsgruppe zur festen Einrichtung geworden. Das bestehende Konzept, ein Zusammenspiel aus den beschriebenen Elementen hat sich als sehr hilfreich, sinnvoll und bereichernd erwiesen. Stimmen zur Stabilisierungsgruppe „Ich lebe immer auf diesen Abend hin, er tut mir einfach gut.“ „Ich kann hier sein, wie ich will; wenn ich reden möchte, ist das möglich. Und wenn ich still sein möchte, ist das auch in Ordnung.“ „Die Atmosphäre hier tut einfach gut.“ „Ich habe wieder etwas dazugelernt.“ „Es macht Freude, so kreativ zu sein“. „Für mich ist es ein Ort, wo ich aufgefangen werde.“ Emma Forster, Kunsttherapeutin 16 begleitet ehrenamtlich die Stabilisierungsgruppe für traumatisierte Frauen: Das für mich erste Jahr 2013 war sehr spannend und interessant, da ich zum ersten Mal in die Stabilisierungsarbeit mit traumatisierten Menschen einsteigen durfte. Durch die zwei Stabilisierungsgruppen die wir angeboten haben, konnte ich als Kunsttherapeutin meine Interessen am Kreativen einbringen. Es war für mich schön mitzuerleben, wie bei den Frauen in der Gruppe Freude und Stolz über Ihre fertigen Werke wuchsen. Dies unterstützte und ermutigte sie und gab Ihnen auch in ihrem Alltag Kraft. Darüberhinaus war die Teilnahme an der 2-tägigen Fortbildung zur Sandspieltherapie, die von Wildwasser angeboten wurde, sehr bereichernd. Sich nicht mehr hilflos und ohnmächtig fühlen EsslingEn: Wildwasser bietet Stabilisierungsgruppe für traumatisierte Frauen an – Start im November Von Elisabeth Schaal Oft ohne Vorwarnung werden Marie B., 54, und Susanne K. 38, (Namen geändert), eingeholt von dem, was sie in der Vergangenheit Schlimmes erlebt haben: Die Ältere fängt im Hallenbad plötzlich an zu zittern, wenn sie jemandem begegnet, der Ähnlichkeit mit einem früheren Peiniger hat. Die Jüngere versteift und bekommt keine Luft mehr, wenn ihr Partner – „den ich ja liebe“ –, sie zärtlich in den Arm nehmen will. Geholfen, solche Situationen gut oder zumindest besser zu meistern, hat ihnen eine Stabilisierungsgruppe für Frauen jeden Alters. Initiiert hat dieses landkreisweit einzigartige Angebot der Verein Wildwasser, die Fachberatungsstelle bei sexueller Gewalt mit Sitz in Esslingen. Eine neue Gruppe startet im November. Offen steht sie Frauen, die in ihrer Vergangenheit sexualisierte Gewalt erlebt haben oder die für Betroffene die Bezugsperson sind. „Stabilisierung hat in der Arbeit mit traumatisierten Menschen eine immense Bedeutung“, weiß Claudia Weist-Brockhaus. Es gelte, Strategien, Verhaltensweisen und Ressourcen herauszufinden, die in bestimmten Situationen, die in irgendeiner Form mit der durchlebten Gewaltsituation zu tun haben, hilfreich sein können. Oft reichten nämlich kleine Anlässe wie Gerüche, Geräusche oder ähnliche Auslöser, dass Menschen mit einem erlebten Trauma sich wieder hilflos und ohnmächtig fühlten wie in der damaligen realen Situation. „Auch viele Jahre nach dem eigentlichen Erleben können Albträume, Panikattacken, Schlafstörungen oder ähnliche Symptome auftreten“, weiß die systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin aus ihrem beruflichen Alltag. Bei Marie B. liegt das Erlebte jahrzehntelang zurück. „Ich war ein verschüchtertes Kind. Jeder Erwachsene hat gedacht, er könne mit mir spielen.“ Mehr ins Detail will sie nicht gehen, es wühlt sie zu sehr auf. gepackt werden, die auf schwieriger Wegstrecke unterstützen können. Die Werke aus verschiedenen Materialien sollen den Frauen helfen, „aus ihren Erinnerungssituationen wieder herauszukommen“, erklärt Emma Forster. Susanne K. hat sich für eine „Höhle aus Licht und Liebe“ entschieden, wie sie ihr Gesteck aus Steinen, Tannenzapfen, Stroh, Knetmasse und Rose nennt, das Geborgenheit, aber auch Offenheit symbolisieren soll. Ihr haben die zweistündigen Treffen sehr gut getan: „Hier hatte ich endlich einmal Zeit für mich, musste nicht mehr funktionieren, konnte ich selbst sein.“ Von der sonne beschienen Und Marie B. taut regelrecht auf: „Es herrschte eine liebevolle Atmosphäre, der Gruppenraum wurde zu einem richtigen Wohlfühlort. Die Treffen haben mir Kraft und Freude gegeben. Wenn es mir schlechter geht, erinnere ich mich zum Beispiel an eine Imaginationsübung und stelle mir vor, von der Sonne beschienen zu werden.“ Die Treffen hätten geholfen, aus dem eigenen Gedankenmuster herauszukommen: „Man kommt fast tieftraurig an, ist dann unter Leuten, die einen verstehen, und geht Unterschiedlichste Gedanken und Gefühle haben Marie B. (links) und Susanne K. (rechts) in ihren kreativen Werken zum gestärkt wieder raus“, schildert die Ausdruck gebracht. Die Wildwasser-Mitarbeiterinnen Claudia Weist-Brockhaus (Zweite von rechts) und Emma Forster ha- 54-Jährige ihre Erfahrungen. Der ben die Teilnehmerinnen der Stabilisierungsgruppe begleitet. Foto: Bulgrin Wunsch nach einer dauerhaften Fortführung des Gruppenangebots lässt Belastend kommt hinzu, dass ihr in funden hat.“ In der Stabilisierungs- Erlebten umzugehen und es auf best- sich aus Kostengründen allerdings der Familie bis heute niemand die gruppe ist das persönliche Trauma mögliche und individuelle Art in ihr nicht verwirklichen: „Als Verein sind schlimmen Erlebnisse glaubt. Susan- allerdings kein Gesprächsstoff. „Wir Leben zu integrieren.“ Auch Marie wir auf Spenden angewiesen, für die ne K. hat dagegen keine Erinnerung halten das aus der Gruppe raus. Es B. weiß: „Wenn ich in die Tiefe ge- wir immer sehr dankbar sind“, sagt mehr an das, was passiert ist: „Ich tut nicht gut, immer und immer wie- hen wollte, müsste ich in eine Klinik Mitarbeiterin Isabelle Schall. weiß nur, dass Nähe bei mir Angst der darin einzutauchen. Manche gehen.“ Allerdings will Wildwasser weiteren auslöst und Dinge geschehen sind, Frauen deckeln das ein Leben lang In der Gruppe wird über Dinge gedie ich nicht wollte.“ und können gut damit leben. Wer sprochen, die die Teilnehmerinnen Frauen die Möglichkeit geben, zeitlich möchte, kann das Erlebte aber in Ein- im Alltag bewegen, die ihnen gut tun befristet eine Stabilisierungsgruppe zu zelgesprächen aufarbeiten“, sagt die und die sie weiterbringen sollen. Mit besuchen. Dazu gibt es am Dienstag, Trauma bleibt außen vor Wildwasser-Mitarbeiterin. Es genü- Unterstützung der Kunsttherapeutin 5. November, einen EinführungsFür Claudia Weist-Brockhaus nach- ge, dass die teilnehmenden Frauen Emma Forster wird das Thema jedes abend, am 11. November ist offizielvollziehbar: „Manche Betroffene wüssten, dass sie in der Stabilisie- Abends kreativ beziehungsweise ler Start. Interessierte Frauen können wissen nicht, wer ihnen etwas ange- rungsgruppe alle etwas aus ihrer per- kunsttherapeutisch umgesetzt: So sich bereits jetzt an Wildwasser in der tan hat. Sie haben das quasi wegge- sönlichen Vergangenheit verbinde: entstanden zum Beispiel kleine, in- Merkelstraße 16 in Esslingen wenden, schlossen. Aber es gibt eindeutige „Gleichermaßen verbindet sie die dividuell gestaltete Rucksäcke, in die 07 11/35 55 89. Erhoben wird ein Symptome, dass ein Trauma stattge- Suche nach Möglichkeiten, mit dem im übertragenen Sinn all jene Dinge geringer Kostenbeitrag für Material. Wildwasser Esslingen e.V. – bietet Hilfe für Erwachsene Betroffene Im Gemeinwesen hält sich aufgrund der Kapazitätsbeschränkungen im Erwachsenenbereich hartnäckig die Information, Wildwasser Esslingen e.V. sei ausschließlich für Kinder und Jugendliche da. Dank einer Spende der Esslinger Zeitung (Weihnachtsaktion) können jetzt auch wieder längere Beratungsprozesse für Erwachsene angeboten werden. Mitte 2013 haben wir eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu unserem Gruppen- und Beratungsangebot für erwachsene Betroffene begonnen, die wir im Folgejahr weiter fortführen. Eine nachhaltige finanzielle Unterstützung durch Spenden ist dringend auch in den nächsten Jahren notwendig, um die notwendige Kapazität für Erwachsene zu sichern. Speziell in Fällen, in welchen erwachsene Betroffene selbst Kinder haben, sehen wir zum Schutze der indirekt betroffenen Kinder eine extrem hohe Dringlichkeit, Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können. Eine Finanzierung über den Landkreis liegt leider bis dato für Wildwasser Esslingen e.V. nicht vor. 17 DAS PRÄVENTIONSPROJEKT VON WILDWASSER „Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen“ Anlass Gewalt in intimen Teenagerbeziehungen ist kein Einzelfall. Ein Großteil der Versuche, Zärtlichkeiten oder Sexualität zu erzwingen, geht von Gleichaltrigen aus. Auch bei der Anbahnung erster Kontakte mit dem jeweils anderen Geschlecht, beim Flirten, Anmachen, Daten kommt es schnell zu Grenzverletzungen. Die Jugendlichen „üben“ und „testen“ per Versuch und Irrtum und liegen manches Mal neben dem, was für das andere Geschlecht noch in Ordnung ist. Eine weitere Herausforderung unserer Zeit sind die breiten Möglichkeiten der Kommunikation per Handy, Whats App, facebook, Instagram und anderen Anwendungen. Vertraulich entstandene intime Bilder können in Windeseile einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sei es als falscher Spaß oder als gezielte Rache oder Mobbing. Doch das Internet „gibt nichts mehr her“. Diese Bilder kursieren und die Betroffenen wissen dann nicht mehr, wer sie so entblößt gesehen hat… Ein Spießrutenlauf beginnt. Die Peergroup und die Schulgemeinschaft spaltet sich in pro und contra. Die Betroffenen können nicht einfach das soziale Umfeld wechseln, wenn die Belastung zu groß wird. In einer Befragung des Projekt „Herzklopfen“ (www.tima-ev.de) wurde folgendes von Jugendlichen angegeben: Es ist ok…, • D ie SMS des/der Anderen zu lesen ohne zu fragen, meinten 42,3% der Befragten Um Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren wurde das neue Präventionsprojekt ausgearbeitet und die Module im zweiten Halbjahr 2013 in Schulklassen mit großem Erfolg erprobt. Workshop in Schulklassen Wir arbeiten in geschlechtsspezifischen Gruppen mit jeweils einer männlichen und einer weiblichen Fachkraft. • • • • auer: 2 Schulstunden D Die maximale Gruppengröße beträgt eine Klasse Zielgruppe: Von Klasse 5 bis Klasse 8 Die Lehrkraft ist während des Workshops nicht anwesend, um einen Schutzraum zu gewähren. Besuch der Beratungsstelle Die Klasse lernt die Beratungsstelle und eine Therapeutin vor Ort kennen. In geschlechtsspezifischen Gruppen werden offene Fragen und Themen aus dem Workshop abgeschlossen. • Dauer: 1 Stunde • D ie Lehrkraft begleitet die Klasse. Eine Nachbesprechung mit Lehrkräften und Schulsozialarbeit ist gerne möglich. Das Projekt ist kostenfrei! • E ine Person ist mehr oder weniger selbst Schuld daran, wenn sie in ihrer Beziehung verletzt oder bedroht wird, meinten 30,4% (37,3% der männlichen und 26,4% der weiblichen Befragten) Elternabend (optional gegen Kostenerstattung) Auf Wunsch kann ein Elternabend zum Thema gebucht werden. Das Präventionsprojekt „Echt krass“ vom Petze-Institut (www.petze-institut.de) nennt in seinen Materialien folgende Zahlen: • Dauer: 1,5 Stunden • K osten auf Anfrage • 6 7% der befragten Mädchen gaben in einer Studie des Deutschen Jugendinstituts an, mit Schimpfwörtern wie Hure, Schlampe oder Nutte belegt worden zu sein Das Projekt kann kostenfrei angeboten werden durch die freundliche Unterstützung von: Katharina Lorey, Präventionsprojekt Das neue Design unseres Präventionsprojekts stieß überall auf großes Interesse: Bei den SchülerInnen, den Esslinger Schulen, SchulsozialarbeiterInnen und nicht zuletzt bei den Lehrkräften. Besondere Freude hat es mir gemacht an allen drei Schritten des Projekts mitzuarbeiten. Der Konzepterstellung, dem Vorstellen in der Öffentlichkeit als auch der Erprobung mit Schulklassen, die mit dem Schuljahr 2013/2014 begann. Seitdem entwickeln wir das Projekt stetig weiter. Der „Run“ auf unser Präventionsprojekt beflügelt meine Motivation und bestärkt meine Überzeugung, wie wichtig und notwendig Prävention im Themenbereich sexueller Übergriffe unter Jugendlichen ist. Eine Präventions-Doppelstunde in der Klasse vergeht wie im Flug. Die Mädchen betonen nahezu immer, wie spannend sie es finden, einmal so offen über „das Thema“ reden zu können. Umso schöner ist es, dass wir die Jungs und Mädchen jetzt mit dem neuen Projekt stets ein zweites Mal sehen, wenn sie uns in den Räumen der Beratungsstelle besuchen. Dann können wir offen gebliebene oder zwischenzeitlich aufgetauchte Fragen in Ruhe besprechen. Unter anderem macht dies unser Projekt in meinen Augen zu einem besonders wertvollen Angebot. Jörg Maurer-Pfeiffer, Präventionsprojekt Mit jedem Klasseneinsatz und jeder „Jungs & Mann-Gruppe“ in der Beratungsstelle finde ich das neue Präventions-Konzept besser. Nahezu unglaublich, wie intensiv die meisten Runden sind. Im Erstkontakt in der Schule muss ich mir als Fremder möglichst schnell das Vertrauen erwerben, um gehört zu werden. Und versuche schnell zu erfassen was die Jungs interessiert. Das gelingt mir oft sehr gut, aber leider nicht immer. Wenn ja, wurde es immer ganz persönlich, speziell und hochspannend. Die Feedback-Bögen zeigen deutlich, dass es den allermeisten Jungs und angehenden Männern sehr gut gefallen hat und sie zum Weiterdenken angeregt wurden. Sie genießen es, als Beispiel, sich zu den Themenbereichen Freundschaft, Partnerschaft und Sexualität miteinander und mit mir auszutauschen und sind dankbar für lebensnahe Tipps. • 3 5% gaben an, gegen ihren Willen angefasst worden zu sein WILDWASSER ORGANISIERT: GESCHICHTEN IM SAND • E in Fünftel aller Tatverdächtigen bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren im Jahr 2010 unter 21 Jahre alt (PKS 2010, S.146) Im Jahr 2012 kamen zunehmend Fälle in der Beratungsstelle an, die in etwa so klangen: „… ich bin zu einer Party und hatte versprochen, dass ich nichts trinke, aber dann… naja, ich war neugierig und sie haben mir immer diese kleinen Fläschchen gebracht. Ich hab nicht gewusst wie arg das wirkt… dann hab ich nix mehr richtig mitbekommen. Die Jungs haben mich heimgebracht… ich wollt nicht so gern, dass sie mit rein kommen…dann weiß ich nimmer viel. Aber jetzt sind diese Filmchen aufgetaucht auf den Handys. Da sieht man mich und wie die Jungs mit mir rummachen! Jetzt konnt ich nicht mehr und meine Freundin hat es unserer Lehrerin erzählt und die sagte dann, wir müssen es den Eltern sagen. Jetzt bin ich froh, dass es raus ist.“ 18 Fortbildung in narrativer, systemischer Spieltherapie mit Wiltrud Brächter STADT ESSLINGEN AM NECKAR Bereits im Probelauf konnte das Projekt folgendes erreichen: • Es wurden 370 SchülerInnen persönlich in Workshop und Beratungsstelle geschult. • Wir konnten 14 Fachkräfte intensiv kennenlernen, sie hospitierten bei den Beratungsstellenbesuchen bei den Therapeutinnen. Am 29./30.11.2013 im Salemer Pfleghof in Esslingen Die Fortbildung erfreute sich großer Nachfrage und war vollständig ausgebucht. Es wurde großes Interesse signalisiert, falls Wildwasser Esslingen e.V. wieder eine therapeutische Fortbildung explizit für die Therapie mit Kindern anbietet. Sandspieltherapie ermöglicht es Kindern, eigene Themen szenisch zu gestalten; dabei gehen auch unbewusste Teile des Problemerlebens in die Sandbilder ein. In der narrativen Sandspieltherapie (Brächter 2010) werden diese Bilder in Bewegung gebracht: Sandbilder werden zur Momentaufnahme in einer Geschichte, die sich in die Zukunft öffnet. Parallel zur Arbeit im Sand gelingt es Kindern häufig, Blockaden aufzulösen und in ihrer Entwicklung wieder voran zu kommen. Alle Mitglieder des Teams von Wildwasser Esslingen konnten durch diese Fortbildung qualifiziert werden. Darüber hinaus fand sich noch Gelegenheit sich mit anderen KollegInnen aus dem Berufsfeld auszutauschen und zu vernetzen. Für das Jahr 2014 sind die Anfragen von Schulen zahlreich, was uns sehr freut. 19 STATISTISCHER ANHANG FÜR DAS JAHR 2013 Beratungsstelle insgesamt Beratungskontakte im Jahr 2013: 877 * Anfragen an die Beratungsstelle 260 Fallanfragen 152 Kinder und Jugendliche 124 Erwachsene Betroffene 28 Fallunabhängige Anfragen 108 Informationsanfragen 50 Institutionsberatungen 0 Veranstaltungsanfragen 58 Erreichte Personen insgesamt In Fällen beratene Personen 1125 296 Direkt Betroffene 72 Bezugspersonen 92 Fachkräfte Fallunabhängig erreichte Personen 132 823 Beratungskontakte persönlich telefonisch per E-Mail Betroffene Kinder und Jugendliche 383 25 30 Bezugspersonen 170 104 28 55 111 34 536 240 91 Fachkräfte GESAMT *Da Betroffene, Bezugspersonen und Fachkräfte auch gleichzeitig in Gesprächen anwesend sein können, ergibt die Summe der Sparten nicht die gesamte Beratungsanzahl. Es fanden zudem 3 Helferkonferenzen und 2 Konfrontationsgespräche statt. Es wurden 9 qualifizierte Stellungnahmen für öffentliche Stellen (Gericht, Versorgungsamt, Sozialer Dienst…) verfasst. Geschlecht Weiblich: 97 Kerneinzugsgebiet ist Esslingen, Ostfildern, Denkendorf, Neuhausen Esslingen Stadt 41 Informationsanfragen 50 Institutionsberatungen 0 Ostfildern und Umgebung 3559 Filderstadt und Umgebung 7 Denkendorf, Neuhausen 7 VeranstaltungsteilnehmerInnen Esslingen Umgebung 28 13 Kirchheim Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahre Anzahl der Fälle 2013 Insgesamt involvierte Kinder 2 Aichwald 2 unbekannt/anonym 124* 147 4 Nürtingen Leinfelden • Finanziert durch den Landkreis und aus Eigenmitteln des Vereins Männlich: 27 Außerhalb des Landkreises 1 7 12 0 5 1015 2025 303540 *90 neue Fälle, 34 aus dem Vorjahr Kinderschutzfälle nach §8a SGB VIII Beratung als insoweit erfahrene Fachkraft 13 Beratungsstelle ist selbst Träger der Hilfe 16 Fachberatung des Sozialen Dienstes 20 29 0 21 Profession der beratenen Fachkräfte Kindertagesstätten 26 Jugendhilfe 22 Soziale Dienste 21 Schulen 19 Gesundheitswesen 11 Polizei/Justiz 11 Beratungsstellen 8 Soziale Einrichtungen 4 Psychotherapie 3 Vereine, Kirchen, bürgerschaftliches Engagement 2 Offene Kinder- und Jugendarbeit 1 0 5 1015202530 Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit Dazu zählen Workshops, Benefizveranstaltungen, Fortbildungen, Elternabende, Vorträge, Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen. 85 Fachkräfte Erwachsene Betroffene 4 370 30 Öffentlichkeit Kinder/Jugendliche Eltern 3021 Intensive Öffentlichkeitsarbeit und Kinder und Jugendliche stehen im Fokus Wildwasser Esslingen e.V. setzt auf intensive Öffentlichkeitsarbeit im Gemeinwesen, damit auch Privatpersonen bekannt ist, an welche Stelle sie sich wenden können, wenn sie von sexuellen Grenzverlet- 22 zungen erfahren, diese beobachten oder vermuten. Dies gelingt gut: in den 124 Fällen aus dem Jahr 2013 im Bereich Kinder und Jugendliche wendeten sich 71 Mal Privatpersonen an uns. Dieser Jahrebericht wurde gestaltet und gedruckt mit freundlicher Unterstützung von Wildwasser Esslingen e.V. Merkelstr. 16 D-73728 Esslingen Tel.: 0711 355589 Fax: 0711 3005290 [email protected] Bankverbindung: KSK Esslingen BLZ 611 500 20 Konto 10 00 28 23 BIC ESSLDE66 IBAN DE62611500200010002823