Vom Hardware-Produzenten zum E-Business

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Vom Hardware-Produzenten zum E-Business
Vom Hardware-Produzenten zum E-Business-Designer
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Vom Hardware-Produzenten zum EBusiness-Designer
Artur P. Schmidt 11.05.1999
Es brodelt in der Computerbranche
Das Internet verändert die Art und Weise wie Geschäfte
gemacht werden. Dieser so harmlos klingende Satz hat eine
gehörige Wirkung, insbesondere dann, wenn es um den
Return on Investment geht. Die Hardwarefirmen geraten
durch den Wettbewerb im World Wide Web zunehmend
unter Transformationsdruck. Die zukünftige Nachfrage nach
Systemen der Informationstechnologie erfordert von den
heutigen PC-Konstrukteuren vor allem die Trends im
Bereich des E-Commerce und E-Business in die Produkte
und Dienstleistungen zu integrieren. Die entscheidende
Herausforderung, vor der die PC-Hersteller heute stehen, ist
keine geringere, als zu beweisen, daß sie auch in der Lage
sind, für den Kunden nützliche E-Business-Infrastrukturen
zu entwickeln. Die Hardware ist zwar wichtig, aber längst
nicht mehr der Benchmark der technologischen Entwicklung.
Jüngste Opfer dieses dramatischen Wandels waren der
langjährige CEO und Präsident von Compaq, der
deutschstämmige Eckhard Pfeiffer, sowie der CEO Lew Platt von
Hewlett Packard. Sie mußten, nachdem die Gewinne der beiden
Hardware-Hersteller deutlich hinter den Erwartungen
zurückblieben, von ihren Ämtern zurücktreten. Obgleich der
Umsatz von Compaq um über 60 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr anstieg, vor allem durch die 9 Milliarden-Dollar
Übernahme von Digital Equpiment, erodierte der Gewinn.
"Many companies are quickly outgrowing their CEOs," sagt Jeff
Christian, Geschäftsführer der in Cleveland ansässigen Suchfirma
für Führungskräfte Christian & Timbers, die auch den Nachfolger
von Lew Platt bei Hewlett-Packard Co. sucht. "I think there's
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von Lew Platt bei Hewlett-Packard Co. sucht. "I think there's
recognition that the industry has changed fundamentally, and the
skills needed to go forward really are brand-new skills," sagt auch
Bob O'Malley, Vorstand von Pinacor Inc. In den nächsten
Monaten werden die Transformationsprozesse noch eine
zunehmende Zahl von CEOs in amerikanischen High-TechFirmen ihren Posten kosten. Zukünftig werden Manager
nachgefragt werden, die über eine Gespür und eine
Wahrnehmung verfügen, die weit über das hinausgehen, was sich
in der jeweiligen Branche abspielt.
Pfeiffers Fehler
Pfeiffer hatte sich derart auf den Wettbewerb im PC-Markt
konzentriert, daß er es versäumte, die High-End-ServerTechnologien für das E-Business zu integrieren. Zwar hat
Compaq alle Mosaiksteine für eine Fokussierung im ECommerce, jedoch weiß man dort bisher nicht, wie man diese
intelligent zusammenfügen kann. Die Konsequenz dieses
Versäumnisses ist ein Rückgang der weltweiten Marktanteile für
PC-Auslieferungen auf nur mehr knapp 13 %.
Wer im Internet Beachtung finden will, muß sich auf E-BusinessStrategien fokussieren. Dell hat dies erkannt und hat bezogen auf
den US-Marktanteil nahezu mit Compaq gleichgezogen. So ist es
Vorreiter beim Aufbau von Webseiten für Business Kunden
sowie "Build-to-order"-PC-Verkäufen. Dell ist vor allem ein
Teamplayer mit den Kunden, was es unter anderem durch die
Ankündigung unter Beweis stellt, zusammen mit dem
Suchmaschinen-Spezialist Fast die größte WWW-Suchmaschine
der Welt aufbauen zu wollen. Doch Compaq hat das Potential,
sehr schnell einen Turnaround zu schaffen, da es über das EBusiness-Know-how und die entsprechenden Kundenkontakte
verfügt.
Strategischer E-Commerce-Provider
Compaqs Probleme bei der Umsetzung von E-CommerceLösungen für deren Kunden sind kein Einzelfall. PC- und ServerAngebote sind im Internet nicht genug, wenn Firmen
wettbewerbsfähig bleiben wollen. Im Gegensatz zu Compaq sind
die Gewinne von IBM stark gestiegen, was vor allem auf deren
exzellente E-Business-Strategie zurückzuführen ist. Im Vergleich
zum 1. Quartal des letzten Jahres stieg dort der Reingewinn um
42 % auf 1,5 Milliarden Dollar. Hierbei macht E-Business nach
Angaben von IBM bereits 30 % des Gesamtumsatzes aus. "We'll
grow with customers as they exploit E-business further," sagt
Neil Isford, Vize-Präsident E-commerce bei IBM Global
Services.
Sun Microsystems, welches den Internet Server Markt bereits
früher als IBM betrat und dort einer der Marktführer ist,
berichtete einen Anstieg des Reingewinns um 13 % auf 261
Millionen Dollar. Sun hat als eine der ersten Firmen die
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Millionen Dollar. Sun hat als eine der ersten Firmen die
strategische Bedeutung des Provider-Marktes erkannt.
Insbesondere Topkunden haben Sun aufgrund ihrer exzellenten
Internet-Infrastruktur ausgewählt.
Vom Systemlieferanten zum Interface-Designer
In einem Markt, der eigentlich kein Markt mehr ist, sondern
durch das World Wide Web sich zu einem gigantischen Interface
gewandelt hat, kommen die Hardware-Hersteller immer mehr
unter Druck, sich vom Systemlieferanten zum Interface-Designer
für E-Commerce zu entwickeln. Das rasante Wachstum neuer EBusiness Anwendungen erfordert von den Hardwarefirmen, sich
auch um die Entwicklung neuer Dienstleistungen und neuer
Software zu kümmern, die in Kombination mit der Hardware den
Anforderungen der Kunden gerecht wird.
Intel, der führende Chip-Hersteller gab im 2. Quartal 1999
bekannt, daß es zukünftig einen neuen Geschäftsbereich, ein
Datenzentrum für Webanwendungen, lancieren will. Hierbei wird
sich Intel auch um die Pflege, Speicherung und die Lieferung von
Web-Inhalten kümmern. Neben dem Outsourcing von WebDaten-Centern plant Intel in den nächsten Jahren mehr als 10
sogenannte Internet Server Farms einzurichten.
HPs neuer Focus heißt E-Business
Die ebenfalls unter Druck geratene Firma HP hat erkannt, was
die Stunde geschlagen hat. So hat man sich dort entschlossen,
zusammen mit BroadVision Inc. E-Commerce-Software für
Internet Service Provider zu entwickeln. Vor allem wird HP
BroadVision's "One-To-One E-commerce Server"
weiterverkaufen. BroadVisions Umsatz stieg im Vergleich zum
Vorjahr um 83 % auf nahezu 20 Millionen Dollar. Zuvor hatte
HP bereits einen 100 Millionen Dollar Deal mit BEA Systems
Inc. für die Entwicklung und Vermarktung von E-CommerceAnwendungen abgeschlossen. HP möchte jetzt auch vor allem
Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen, die die
Komplexität der Implementierung und des Handlings von Emails
reduzieren. Die Zielrichtung von HP ist klar, einer der führenden
Business-Player im E-Commerce-Bereich zu werden.
Ausblick
Die Hardwarehersteller müssen zunehmend erkennen, daß ihre
Gewinne erodieren, während die von Netzwerkfirmen mit ECommerce-Portfolios wie von Lucent Technologies stark
ansteigen. In einer Zeit, wo es um die Abwicklung von Millionen
von Aufträgen in Millisekunden ankommt, müssen potentielle ECommerce-Anbieter mit allen Arten von Problemen fertig
werden. Die entscheidende Komponente im E-Business ist nicht
mehr das Massenmarketing, sondern ein fundiertes Wissen, wie
man Marketing richtig macht.
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Pionierfirmen im Web-Business wie Dell und Auto-by-Tel, mit
"Do-it-yourself"-Zugriff auf Information und
Produktkonfigurierung werden bald zur Norm gehören. Die
Gewinner im E-Commerce-Wettlauf werden die Verbraucher
sein. "People are the Internet's killer app," sagt Jerry Michalski,
der Chefeditior des Industrie-Newsletters Release 1.0. Wenn die
Firmen das Internet für neue Vertriebswege mit ihren Kunden
nutzen, werden die traditionellen Konzepte der Marktforschung
und der Kundenanalyse bald verschwinden. Der Kunde der
Zukunft erwartet auf Abfrage eine 24-Stunden-Betreuung an
jedem Punkt des Planeten. Deshalb werden Unternehmen in allen
Branchen, deren Umsatz nicht mindestens zu einem Drittel vom
E-Commerce getragen wird, langfristig große
Wettbewerbsnachteile bekommen.
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last modified: 18.07.2001
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