Bericht-2016 Gardasee
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Bericht-2016 Gardasee
Themenwoche Motorradfreizeit am Gardasee in Cisano di Bardolino vom 28. Mai bis 4. Juni 2016 Früher, ja früher war alles anders, wenn man den Worten unserer Altvorderen so Glauben schenken darf. Dazu gehörte auch im Sommer ein sommerliches Wetter und besonders in Italien beständig schönes Wetter. Wieso auch sonst hätte unser Goethe so von der Region am Gardasee und von dem Wetter schwärmen sollen? Das Wetter aber war schon in Deutschland nicht besonders prickelig und der Abschied mit der Hinwendung nach Italien ließ für die Teilnehmer der Motorradfreizeit am Gardasee die Vorfreude auf schönes Wetter und ein tolles Unterfangen steigen wie bei kleinen Kindern die Vorfreude auf die Zuckertüte zur Einschulung. Wenn auch nur für eine Woche und nicht für viele Schuljahre, so hatten doch die Teilnehmer der Themenwoche zumindest blauen Himmel als Bedingungen in Cisano für die Umsetzung des Angebotes vom Sozialwerk.Bund erwartet. Aber schon auf der Hinfahrt war es einigen unter den Teilnehmern ergangen wie Jack Sparrow nach einem verfluchten Bad in der Karibik, bevor sie dann ihr trockenes Mobilheim beziehen konnten. Für den Abend gab es das erste gemeinsame Abendessen im Restaurant „I Bertoi“ auf dem Gelände des Camping San Vito. Während des mehrgängigen Menüs gab Tourguide Werner Uhde Informationen zu den Abläufen und den einzelnen Touren bekannt. Ein Glas Bardolino sowie lockere Plaudereien schafften erste gute Kontakte und viel Vorfreude auf die nächsten Tage. Pizza, Pasta und PS Unter diesem einprägsamen Motto sollte die Woche für alle Teilnehmer zu einem tollen Erlebnis werden. Jedoch bereits am nächsten Tag waren kanalrattengraue Wolken aufgezogen und der diesen Sommer prägende Regen über Europa verschonte auch uns nicht. Wir entschieden uns für eine Wanderung am See entlang nach Bardolino in leichter Kleidung. Warme Kleidung hatte sowieso kaum jemand mit und sobald der Regen mal aussetzte, schnellte das Thermometer auch direkt in die Höhe. Am Strand pausierte ein Vespa-Corso, der mit Polizeieskorte auf der Gardesana unterwegs war. Das Stadtfest mit Marktbuden, Drachenbooten und Weinständen konnte nicht wirklich faszinieren und bald waren wir auch wieder zurück. Mit aufmerksamen Blicken wurde der Himmel beobachtet und als sich ein geringes Anzeichen von blau am Himmel zeigte und verstärkte, gab der Tourguide für eine kleine Runde das Ziel Solferino aus. Hier ist die Gründungsstätte des Roten Kreuzes nach der Schlacht von 1864. So hatte der Tag doch noch seine kleine Tour bekommen. Der Abend endete wie auch der Vorabend unter dem Dach eines Mobilheims in geselliger Runde mit den üblichen Köstlichkeiten in kleinen Gläsern. Im Rheinland spricht man übrigens schon bei 2maliger Wiederholung von einer Traditions-veranstaltung. Diese Abende wurden auch zur gerne gepflegten Tradition. Am nächsten Tag starteten wir mit einer kleinen, witterungsbedingten Verzögerung. So besuchten wir auf der Tour als erstes das Gräberfeld der rund 22.000 gefallenen deutschen Soldaten auf dem Soldatenfriedhof in Costermano und fuhren danach weiter auf kleinen Landstraßen. Sie führten uns auf der Ostseite des Sees auf halber Hanghöhe an den Bergrücken entlang und eröffneten phantastische Ausblicke hinunter auf den See. Dies galt besonders für die Sozia, da die Aufmerksamkeit des Fahrers der Straße galt. Wir folgten Teilstücken der Gardesana und auch der Panoramica um Malcesine, bis wir dann in einem Cafe direkt am Hafen unseren Kaffee nahmen. Währenddessen wollten einige sogar im Süden bereits wieder Blitze wahrgenommen haben und was soll ich sagen, sie sollten Recht behalten. Die Rückfahrt fand im Wasser statt, die Wolkenfarbe hatte sich wieder von Normalgrau in Kanalrattengrau verfärbt. Damit wollten wir nun nichts mehr zu tun haben und unsere gemeinsame Beschlußlage beschied für den nächsten Tag einen Ruhetag (Trocknungstag). Einige machten sich auf zur Stadtbesichtigung nach Verona, andere zum Shoppen nach Lazise und Tom betätigte sich handwerklich vor Ort. Die Nähte seines Sitzbankbezuges der Harley waren nicht dicht und das eingedrungene Wasser wurde durch den Druck des Fahrergewichts wieder herausgequetscht, sozusagen als zusätzliche Bewässerung. Aus früheren Zeiten ist mir noch immer der Ölfleck unter Motorrädern dieses Herstellers bekannt, aber anscheinend hat sich das geändert. Zumindest ist es nicht mehr symptomatisch, denn ein zweites Modell dieses Herstellers tat weder das eine noch das andere. Für die Fahrer selbst gab es kein fremdeln und sie wurden voll in den Kreis der Teilnehmer integriert. Für heute stand ein großes Vorhaben auf unserer to-do-Liste und zumindest zum Startzeitpunkt waren die Bedingungen vielversprechend. Über Affi und Caprino ging es auf die Monte Baldo-Höhenstraße bis Mori. Diese Strecke war jedoch heute mit Vorsicht zu passieren, es lag zwar kein Schnee auf dem Asphalt, aber der Regen hatte viele glitschige Blätter und Blütengedöns hinterlassen. Besonders in Kurven ist das bekanntermaßen wie Schmierseife, hat aber keinem unserer Fahrer geschadet. Am vorgesehenen Haltepunkt, dem Panoramacafe, gab es sogar eingeschränkte Sichtweise und das Foto mit Cappuccino-Tasse zeigt nur eine Möglichkeit bei schönerem Wetter. In Rovereto scharf rechts fuhren wir auf der SS46 durchs Pasubio. Jedem eingefleischten Motorradfan sagt diese Zahlenkombination nicht nur die Straßennummer an sondern auch die Startnummer des MotoGP-Fahrers Valentino Rossi. Zu schön ist aber auch diese Straße, perfekter Gripp und endlose Kurvenabfolgen, da muss selbst das Herz den Takt verändern. Eine kleine Pause gab es auf Zuruf fast unmittelbar, wobei der Platz auch als LKW-Parkplatz diente und die Dixis abgeschlossen waren. Die Verweildauer aber blieb sowieso eingeschränkt, denn schwarze Wolkenbildung in unserem Rücken ließ uns schnell weiterfahren. So beobachteten wir immer die besorgniserregende Wolkenveränderung und mancher stöhnte oder sandte Stoßgebete zum Himmel. Ganz verschont blieben wir nicht. Vielleicht halfen sie aber auch und entlang der Adige unterhalb des Valpolicella-Gebietes trocknete alles wieder und in Lazise gab es zum Abschluss noch einen Besuch in der Gelateria. Die Prognose für den folgenden Tag versprach sonnige und trockene Phasen und die Gläubigkeit daran stieg mit dem Grad der Hoffnung. Also wurden fast alle Attraktionen der Region in diesen einen Tourtag gestopft. Von Tori fuhren wir mit der Fähre nach Toscolano auf die Westseite des Sees. Eine Umrundung auf den Uferstraßen wäre bei dem Zeitfenster gar nicht machbar gewesen. Außerdem hat Fähre fahren was und ziemlich gut genutzt war sie auch. Auf eigener Achse ging es dann auf der Gardesana Occidentale Richtung Süden und hoch in die Berge. Hier steuerten wir eine kleine Kirche an und sicherten uns den höheren Beistand durch anzünden einer Kerze am Altar. Das besondere dieser Kirche aber ist das Portal und der Eingang. Die Straße führt unmittelbar durchs überdachte Portal und gibt dabei einen Panoramablick weit ins Tal frei. Einer wunderbar geschwungenen Straße folgend kamen wir durch Idro am Idrosee und vorbei am Valvestino Stausee mit seinem großen Pumpenspeicherwerk. Vermutlich aber folgten die Augen der Fahrer eher dem phantastisch geschwungenen Straßenverlauf und beachteten auch die häufigen Rennradfahrergruppen, als das sie die Schönheiten der Natur aufnahmen. Runter nach Gargnano an den See und hier der Strecke Richtung Limone folgend. Für die Tunnelstrecke auf der Westseite des Sees gab der Tourguide ein Zitat von Erich Kästner als Hinweis aus: „Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel, im Tunnel ist es immer dunkel“. Auf diesen 28 km der Straße zwischen Riva und Gargnano mussten von den Straßenbauern 74 Tunnel gegraben und gesprengt werden. Zuvor (bis 1932) gab es für diese Seeseite nur eine Schiffsverbindung und besonders wir mit dem Faible für besondere Streckenverläufe, sollten die italienischen Erbauer einer solchen Traumstrecke in Gedanken ehren. Doch der Tourguide setzte den Blinker in Richtung Tremosine und wieder ging es steil hoch und flott voran. Diese Straße führte im Verlauf durch eine sich mehr und mehr verjüngende Schlucht mit großem Felsüberhang, der sogar das Tageslicht aussperrte. An der engsten Stelle regelte eine Ampel den Verkehr, denn bei der Straßenbreite war keine Begegnungsverkehr möglich. So schön aber und auch noch so interessant, es musste endlich eine Pause sein. Diese sollte auch kommen und war vorgesehen auf der Terrasse des Hotels Paradiso. Für Kenner der Szene in dieser Region ein Muß und sie sollte uns nicht vorenthalten bleiben. Weit über den Felsrand hinaus ins freie Nichts gebaut, hoch über dem See gelegen ist diese „Schauderterrasse“ nichts für sensible Feingeister. Alle Teilnehmer haben sich für das Foto hinausgewagt. Gestärkt durch Cappuccini und Kuchen stiegen wir wieder auf und steuerten Limone an. Das Ziel hier war die Ölmühle „ Coop. Agricola Possidenti Oliveti“, die vergleichbar mit einer Genossenschaft für die Olivenbauern das Öl kalt presst und verkauft. Ein billiges Vergnügen war der Einkauf nicht, besonders wenn er mit dem Preis für mineralisches Öl verglichen wird. Die Heimfahrt machte dann über Riva und Torbole die Seeumrundung fast vollständig und ein ausgiebiger Fahrtag neigte sich dem Ende. Unsere letzte Fahrt sollte uns hoch hinauf führen auf den Monte Tremalzo. Gardesana Orientale bis Riva, Pause am Ledrosee. Die Auffahrt zum Tremalzo ist eine Sackgasse, zumindest für Motorfahrzeuge. Fahrräder dürfen weiter und es gibt tatsächlich auch hier viele Radfahrer, die bei widrigen Wetterbedingungen die Auffahrt 1975 m hoch angehen. Ab dem Abzweig im Valle d´Ampola bis zum Rifugio auf dem Gipfel war freies Fahren und besonders Mehmet, Peter und Alexander ließen ihren Pferden freien Lauf. Bei der Abfahrt war es schon wieder nass und kalt und dies änderte sich erst auf Seehöhe. Sofort wurde es warm aber die Verdunstungskälte machte noch zu schaffen. Alles nichts aber gegen den Nebel auf der Rückfahrt über den Monte Baldo. Wir wollten es noch einmal wagen nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Nachdem wir auf der ersten Fahrt schon keine guten Bedingungen hatten, waren sie diesmal grottenschlecht. Der Nebel war so dicht, das Tom sogar sagte, das Rücklicht des zwei Bikes vor ihm fahrenden Tourguides nicht zu sehen. Wir kamen alle wohlbehalten an und zum Abendessen waren auch alle wieder nach einer heißen Duschorgie wohl temperiert. Es hat kein böses Wort gegeben und die Stimmung war so gut, dass sogar dem Tourguide ein Geschenk durch Harald überreicht wurde. Daher rückblickend großes Lob an alle Teilnehmer für lange und heitere Gesprächsrunden beim Essen und vor dem Mobilheim und für die Langmut der Fahrer. Auch für die vorbereitende Hilfestellung bei der Organisation und durch ihr persönliches Engagement Dank an die Verwalterin Ellen Berthold, deren Unterstützung besonders auffällig war. Wir waren eine Woche Motorradfahren am Gardasee und dieser klangvolle Name hat in uns etwas hinterlassen. Wir sind phantastische Strecken gefahren, keinem ist etwas passiert und wir behalten diese Zeit gut in unserer Erinnerung. Es wird nämlich weiter gehen und dafür lautet das Motto: „Nach der Tour ist bereits vor der Tour“.