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BMZ-Ringvorlesung vom 25.11.2010 Religiöse Identität und imperiale Inszenierung: Der Pilgerort Wutai shan während der Qianlong-Ära (1736-1796) in China Karénina Kollmar-Paulenz Abstract Der Wutai shan in der Provinz Shanxi ist eine der bedeutendsten Pilgerstätten des Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus. Zugleich werden auf dem Berg die Gottheiten der lokalen religiösen Traditionen verehrt, und in den vergangenen Jahrhunderten diente er auch als Schauplatz imperialer Rituale. Der Vortrag geht der Bedeutung nach, die der Pilgerort für die Inszenierung imperialer Herrschaft während der Blütezeit des Qing-Reichs hatte. Die QingHerrscher inszenierten ihre Reisen zum Wutai shan u.a. dazu, sich den multireligiösen und multiethnisch geprägten Raum performativ anzueignen und ihm eine Mandschu-Präsenz einzuschreiben. In der physischen Präsenz der Herrscher am Wutai shan vollzog sich darüber hinaus die Aneignung von chinesischer Geschichte und Identität. Die mandschurische Fremddynastie wurde in ein Kontinuum chinesischer kaiserlicher Herrschaft gestellt. Es soll nachgezeichnet werden, wie im und durch den sakralen Raum die polyphonen religiösen Identitäten der Völker des Qing-Reichs in dieses eingebunden und zur Inszenierung imperialer Macht herangezogen wurden.