Soli deo gloria! - Jesus

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Soli deo gloria! - Jesus
Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Soli deo gloria!
1. Kor. 1, 26 - 31
Ihr Lieben,
bekanntlich hat der große Komponist Johann Sebastian Bach über alle seine musikalischen
Werke den lateinischen Satz geschrieben: „Soli deo gloria“ – allein Gott die Ehre. Er wollte
mit seiner wunderbaren Musik nicht in erster Linie Menschen eine Freude machen, sondern
vor allem Gott verherrlichen. Das ist ihm auch gelungen, aber, wie ich meine, mehr noch
durch eben diese Einstellung als durch die Schönheit seiner Kompositionen.
Daraus könnte man so Manches ableiten für die Art und Weise, mit der in Gemeinden musiziert und gesungen wird, aber das ist heute nicht mein Thema. Ich lese Euch jetzt erst einmal meine Übersetzung des Bibeltextes, der für den heutigen Sonntag im Losungsbuch
steht:
1. Kor. 1, 26 - 31
26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus
menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27
sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu
beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das
Starke zu beschämen, 28 und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist,
zunichte zu machen, 29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. 30 Von Ihm aber
kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von
Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, 31 damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um den roten Faden und das eine Ziel dieser sechs
Verse zu finden. Ich meine, daß man dies recht gut mit Johann Sebastian Bachs Lebensmotto zusammenfassen kann. Oder etwas ausführlicher:
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29)
a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27)
b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28)
c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)
2) Gottes Ziel mit unserem Heil
a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30)
b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt (V. 31)
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29)
Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus
menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Ich hatte hier und an anderen Stellen in der Predigtvorbereitung etwas Schwierigkeiten mit
der Übersetzung. Jede Übersetzung ist ein Spagat zwischen einer genauen Wiedergabe des
Textes der Ursprache und einer verständlicher Formulierung in der Zielsprache. Das Wort
„Berufung“ scheint mir nicht gut in den Zusammenhang zu passen – ich fand aber kein besseres. Es geht hier wohl weniger um den Vorgang der Berufung (die Art und Weise) als um
die Gegenstände (Objekte) der Berufung (die Berufenen).
a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27)
26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus
menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27
sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu
beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das
Starke zu beschämen,
Die Begriffe „Weisheit“ und „Macht“ beherrschen den Gedankengang schon seit Vers 18. Er
findet seinen vorläufigen Höhepunkt in V. 22 – 24:
Die Juden wollen Wunder sehen, die Nichtjuden suchen Weisheit, aber wir, wir predigen, dass der Gekreuzigte der von Gott versprochene Retter ist. Für die Juden ist das
ein Skandal, für die anderen Völker eine Dummheit, aber für die, die Gott berufen hat
- Juden oder Nichtjuden - ist der gekreuzigte Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Hier haben wir wieder die beiden Begriffe „Weisheit“ und „Kraft“. Wir müssen die Verse 26 –
27 genau lesen, damit wir sie nicht mißverstehen: Sie sind nicht so gemeint, daß wir als Kinder Gottes in Seinen Augen dumm und schwach sind; sondern wir sind es aus menschlicher
Sicht und in den Augen der Welt. Dazu paßt eine idea-Meldung vom 14.10.2011
Unter der Schlagzeile „Im Namen des Herrn“ hat die „Zeit“ das Freie Christliche
Gymnasium in Düsseldorf und den Christlichen Schulverein Lippe vorgestellt, der in
Detmold vier Bekenntnisschulen mit 2.400 Schülern betreibt. Kritik an den Unterrichtsinhalten üben der Professor für Biologie-Didaktik an der Technischen Universität
Dortmund, Dittmar Graf, und der Biologieprofessor an der Universität Kassel, Ulrich
Kutschera. Graf wird mit den Worten zitiert: „Viele Eltern denken, an diesen Schulen
geht es ordentlich zu, dort werden Werte vermittelt. Die Indoktrination übersehen sie
dabei oft.“ So werde in den Naturwissenschaften „oft ein fundamentalchristliches
Weltbild“ als alternative Theorie vermittelt. Kutschera kritisiert, dass an den Schulen
„die Tatsache der Evolution als unbewiesene Hypothese dargestellt“ werde: „Wissenschaftliche Fakten und religiöse Glaubensinhalte im Biologieunterricht derart zu vermischen, ist verantwortungslose Volksverdummung.“
Das zeigt, wie wir bibeltreuen Christen in den Augen der Welt als dumm angesehen werden.
Die wahre Dummheit liegt aber doch in dem Irrglauben, daß die Welt von selbst entstanden
ist. Paulus sagt dazu:
Röm. 1, 22 (Neue Evangelistische Übersetzung)
Sie hielten sich für Weise und wurden zu Narren.
Gemeint sind die Götzendiener. Sie erkennen Gott in der Schöpfung, aber sie beten nicht
den Schöpfer an (was logisch wäre!), sondern lieber selbstgemachte, tote Götzen.
das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt
und
und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Ein gutes Beispiel dafür ist Gladys Aylward, eine junge Britin, die vor etwa neunzig Jahren
unbedingt als Missionarin nach China wollte. Sie bewarb sich bei der China Inland Mission
und wurde abgelehnt, weil sie angeblich ungeeignet war, da sie zu ungebildet war. Sie war
nur ein Hausmädchen. Aber sie ließ sich nicht beirren. Sie arbeitete wieder als Hausmädchen und sparte zwei Jahre lang, bis sie genug Geld für eine Bahn-Fahrkarte nach China hatte. Das war eine gefährliche Reise wegen des Mandschurei-Krieges, vor der sie sehr gewarnt
wurde. Sie kam aber wohlbehalten an.
Sie wurde zunächst von den Chinesen abgelehnt, gewann aber bald deren Vertrauen und ein
hohes Ansehen. Sie wurde vom Mandarin als „Fußprüferin“ angestellt. Auf dem Land wickelte man den Mädchen und Frauen nämlich noch die Füße, damit diese klein blieben. Dabei
verkrüppelten sie jedoch. Deshalb war das verboten. Gladys Aylward mußte nun überwachen, daß das beachtet wurde. So konnte sie überall herumreisen und das Evangelium verkündigen.
1937, während des chinesisch-japanischer Krieges, nahm sie viele Waisenkinder auf. Und
1940 brachte sie fast hundert Kinder durch die Berge vor den Japanern in Sicherheit.
Gladys Aylward war in den Augen der Menschen eine schwache Frau wegen ihrer geringen
Bildung. Aber durch ihre Liebe zu Gott und den Menschen war sie in Wirklichkeit sehr stark.
das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke
zu beschämen
Wie muß sich der Missionsleiter geschämt haben, der diese Frau als Missionarin abgelehnt
hatte, als er ihr in China begegnete mit den fast hundert geretteten Kindern im Schlepptau!
Schämen werden sich auch vor Gott diejenigen Menschen, die sich für zu intelligent, zu stark
oder zu nobel gehalten haben, um das Geschenk der Erlösung anzunehmen, das Gott ihnen
anbot.
b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28)
und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt,
das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist, zunichte zu machen
Das Wort „gewöhnlich“ ist hier das Gegenteil von „adelig“, „aus besten Familien“. Wir können das getrost wörtlich nehmen: Es gibt nur wenig gläubige Adlige.
Meine Frau und ich waren im Sommer 1981 in London. Prinz Charles und Lady Diana hatten
gerade geheiratet, und die gläubigen Briten waren ganz aus dem Häuschen. Sie waren davon überzeugt, daß fast das ganze Königshaus wiedergeborene Christen waren. Inzwischen
sind starke Zweifel daran mehr als angebracht. Nein: Die allermeisten Gläubigen sind ganz
einfache Leute wie wir hier auch.
Aber was meint Paulus mit dem „Zunichtemachen“? Ein Ausleger zitiert ein jüdisches
Sprichwort:
Die „Schechina“ (Herrlichkeit der Gegenwart Gottes) ruht nur auf einem weisen Menschen, einem mächtigen Menschen und auf einem reichen Menschen.
Paulus sagt hier das genaue Gegenteil. Wenn die Ungläubigen vor Gottes Richterstuhl stehen, dann wird ihnen ihr Adel, ihre sonstige vornehme Herkunft, ihr Ansehen und ihr Ruhm
absolut nichts nützen. Das, was sie brauchen, um vor Gott etwas zu sein, haben sie nicht.
Deshalb werden sie Nichtse sein.
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt,
das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zunichte zu machen
c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)
29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt.
Hier hatte ich wieder Probleme mit der Übersetzung. Meines Erachtens ist eins der Kriterien
einer guten Bibelübersetzung, daß sie (außer in poetischen Texten) der Umgangssprache
entspricht. Martin Luther sagte, man müsse bei der Bibelübersetzung dem Volk aufs Maul
schauen. Das wurde und wird meiner Meinung nach bei der Elberfelder Bibel zu wenig beachtet.
Kaum ein Mensch sagt heute „sich rühmen“. Wir sprechen eher vom Prahlen, Angeben oder
Protzen. Aber diese Ausdrücke sind zu negativ. Paulus gebraucht das Wort im Grundtext
wertneutral im Sinne von „sagen, daß man auf etwas stolz ist“. Das muß nicht negativ sein.
damit kein Mensch sich vor Gott rühmt.
Niemand kann vor Gott auf etwas Eigenes stolz sein: Weisheit, Macht, noble Herkunft und
Ansehen zählen vor Gott nicht.
Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb sich niemand vor Gott rühmen soll:
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
Jes. 42, 8 (Luther)
Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben
noch meinen Ruhm den Götzen.
Soli deo gloria – Gott allein die Ehre!
In meiner Predigt vom November habe ich darauf hingewiesen, daß wir heute gewisse Probleme mit dem Begriff „Ehre“ haben. Ich wiederhole deshalb einen Teil dessen, was ich damals dazu gesagt habe:
Wir haben gewisse Probleme mit dem Begriff „Ehre“:
„Blut und Ehre“ war Motto und Grußformel der Hitlerjugend. Sie galten im Nationalsozialismus als höchstes Gut und schutzwürdig. Und so hat man damit viele Soldaten in einen sinnlosen Tod getrieben.
Schon Jahrhunderte vorher war es so: Wenn jemand beleidigt wurde, mußte er in einem Duell seine Ehre wiederherstellen – so sind ebenfalls viele Menschen einen sinnlosen Tod gestorben.
Ähnliches gibt es unter Muslimen noch heute, auch bei uns hier in Deutschland: Wenn eine
Frau (nicht ein Mann!) durch einen angeblich zu losen Lebenswandel die Ehre der Familie
beschädigt hat, muß ein Bruder sie töten, um die Ehre der Familie wiederherzustellen.
Der Begriff „Ehre“ ist für uns also „verbrannt“. Es befremdet uns zumindest ein wenig, wenn
wir lesen:
Jes. 48, 11 (Luther)
… ich will meine Ehre keinem anderen lassen.
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Ich hatte 1986/1987 während meines Reisedienstes oft, wenn ich nicht unterwegs war, in
meiner Heimatgemeinde in Bad Oldesloe Predigten und Bibelstunden gehalten, weil die Gemeinde damals keinen Pastor hatte. Bei der Einführung des neuen Pastors wurde allen namentlich gedankt, die auf diese Weise geholfen hatten; nur ich wurde vergessen. Das tat mir
schon etwas weh. Andere wurden geehrt, ich jedoch nicht. Das könnt Ihr sicherlich nachvollziehen, oder? So ähnlich muß es Gott gehen, wenn Ihm die Ehre verweigert wird, die Ihm
gebührt.
Wir finden einen neuen, unbelasteten Zugang zur Vorstellung von „Ehre“, wenn wir statt
dessen andere Begriffe benutzen wie Anerkennung oder Respekt.
Das ist leider etwas, was in unserer Ellenbogengesellschaft immer mehr verlorengeht. Ich
ärgere mich, wenn beim Bäcker ein Kunde nach seinen Wünschen gefragt wird und er dann
sagt: „Ich bekomme vier Spitzweck“. Wäre ich der Verkäufer, dann wäre ich versucht, zu
fragen: „So? Von wem denn?“
Wer verdient mehr Anerkennung und Respekt als Gott, der Schöpfer und Erhalter des Universums, der Herr aller Herren und König aller Könige?
Dazu kommt noch der Aspekt der Ehrfurcht.
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
2) Gottes Ziel mit unserem Heil
a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30)
Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns
Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung,
Ich sagte am Anfang dieser Predigt zum Thema „Bibelübersetzung“, daß jede Übersetzung
ein Spagat zwischen einer genauen Wiedergabe des Textes der Ursprache und einer verständlicher Formulierung in der Zielsprache ist. Am Einfachsten macht man es sich, indem
man wortwörtlich übersetzt – aber damit überfordert man den Bibelleser oft.
Die wörtliche Übersetzung lautet hier:
Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus …
So verstehen wir jedes einzelne Wort, aber wir wissen nicht, was damit gemeint ist.
Klar ist: Gott hat etwas an uns bewirkt, was mit unserer Beziehung zum Herrn Jesus zu tun
hat. Ich verstehe es so, wie ich es übersetzt habe:
Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid
Durch die Bekehrung hat Gott eine enge Beziehung zwischen Jesus und uns entstehen lassen.
Der Satz geht noch weiter:
der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung
Zur Weisheit:
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Wie gesagt: Das, was gottferne Menschen als Weisheit betrachten, haben wir nicht. Aber wir
haben die Weisheit, die Gott anerkennen kann. Weisheit ist die Fähigkeit, den besten Weg
zu erkennen und zu gehen, der zum Ziel führt. Und Jesus ist der Weg zu Gott und daher die
beste, tiefste, wertvollste und hilfreichste Weisheit, die es gibt.
Gerechtigkeit und Heiligkeit:
Das sind die Dinge, die wir brauchen, um vor Gott bestehen zu können.
Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.
Damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel wird eingehn.
Der letzte Begriff ist „Erlösung“:
Der Herr Jesus hat das Problem unserer Schuld gelöst. Er hat alle unsere Sünden gesühnt
am Kreuz. Er hat uns mit dem Vater versöhnt. Er hat uns zu Seinen Kindern gemacht und
uns das ewige Leben geschenkt.
Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns
Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung,
Was für eine Rolle spielen wir in diesem Satz? Höchstens eine passive: Unsere Vereinigung
mit dem Messias Jesus kommt nicht von uns, sondern von Gott. Und unsere Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung liegen nicht in uns selbst, sondern in unserem Messias
Jesus.
Warum ist das so? Nicht nur, weil es nicht anders geht. Es hat noch einen weiteren, sehr
gewichtigen Grund:
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt (V. 31)
damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“
Wie gesagt: Wenn die Bibel vom „Sich Rühmen“ spricht, meint sie das nicht immer negativ.
Hier ist es durchaus positiv gemeint. Wir dürfen getrost sagen, daß wir stolz sind, aber nicht
auf uns selbst, sondern auf Gott.
Heißt das: Ich darf nicht ein bißchen stolz sein auf erbrachte eigene Leistungen oder die von
Verwandten? Doch – ich denke schon; aber wir sollen nicht damit prahlen – das ist ein Unterschied! Wir sollten bei den eigenen Leistungen auch nicht vergessen, wer uns dazu die Fähigkeiten, die Kraft und das Gelingen gegeben hat, und letztlich doch Ihm die Ehre geben
dafür!
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
Darum sollte es auch unser höchstes Ziel sein.
Es wäre sehr schlimm, wenn wir uns mit etwas rühmen würden, wofür Ihm allein die Ehre
gebührt!
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
Als der berühmte Maler Leonardo da Vinci an seinem großen Gemälde vom Heiligen Abendmahl arbeitete, hatte er nur das eine Ziel vor Augen, daß die Gestalt des Herrn Jesu sogleich
alle Blicke auf sich zieht und fesselt. In einem Teil des Bildes befand sich aber ein ganz kleines Schiff, an dem er drei Wochen gearbeitet und auf das er viel Mühe verwendet hatte. Als
nun das Gemälde ausgestellt wurde und das Volk herbeiströmte, bemerkte Leonardo, daß
die Leute sich hauptsächlich an der Ecke des Bildes zusammendrängten, wo das mit so großer Sorgfalt gemalte Schifflein zu sehen war. „Seht nur, wie wundervoll", sprachen sie zueinander. „Da sieht man, ein wie großer Maler er ist!"
Da nahm Leonardo, als er abends allein war, seinen Pinsel und löschte mit einem kräftigen
Strich das kleine Schiff für immer aus. Denn er sagte: „Niemand soll je wieder in meinem
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Bild auf etwas anderes seine Bewunderung richten als Jesus!“
Das sollte auch unser höchstes Ziel in unserem Leben sein, daß es Menschen dazu bringt,
den Herrn Jesus zu bewundern und nicht uns!
Wenn ich früher gepredigt hatte, stand ich ja nach dem Gottesdienst immer am Ausgang,
um die Gottesdienstbesucher zu verabschieden. Ich bekam dann manchmal Kommentare
zur Predigt. Wenn jemand sagte:„Danke für die gute Predigt,“ dann war das gut gemeint
und nett gesagt. Aber wenn ich hörte: „Was haben wir doch für einen wunderbaren Gott!“,
dann habe ich mich echt gefreut, weil ich wußte: Ich habe mein Ziel erreicht mit der Predigt.
2011 war das Jahr der Plagiatsjäger. Plagiatoren sind Menschen, die Texte anderer als die
eigenen ausgeben. Sich selbst die Ehre zu nehmen für etwas, was Gott getan hat, das ist
das schlimmste Plagiat.
Was ist die schlimmste Sünde? Meine Antwort auf diese Frage wäre bis gestern: Gottes
Heilsangebot in Jesus Christus nicht anzunehmen. Aber gestern in der Predigtvorbereitung
habe ich erkannt: Damit schadet man ja „nur“ sich selbst. Aber wer Gott die Ehre verweigert, die Ihm gebührt, schadet Gott damit. Er betrügt und bestiehlt Gott damit.
Sind wir als Gläubige frei von dieser Sünde?
Nicht, wenn unsere Tischgebete zum gedankenlosen frommen Plappern werden (diese Gefahr besteht!). Nicht, wenn wir für Gebetserhörungen nicht zutiefst dankbar sind, auch im
Gebet. Nicht, wenn wir fast vergessen, daß unsere Charakterstärken Geschenke Gottes sind
und daß wir unsere Leistungen nur mit Seiner Kraft zustandegebracht haben. Und nicht,
wenn uns viel zu wenig bewußt ist, wie sehr wir von Gottes Gnade, Geduld und Treue abhängig sind.
26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus
menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27
sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu
beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das
Starke zu beschämen, 28 und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist,
zunichte zu machen, 29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. 30 Von Ihm aber
kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von
Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, 31 damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“
1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29)
a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27)
b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28)
c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)
2) Gottes Ziel mit unserem Heil
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Heinz Schäfer: Hört ein Gleichnis, Stuttgart: Christliches Verlagshaus 1982/4, Seite 171
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Hauskreis-Predigt
8 Januar 2012
a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30)
b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt
Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.
AMEN.
Copyright © 2012
Detlev Fleischhammel
Alle Rechte vorbehalten
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