Lanzarote-Trainingslager mit dem TetraTeam Februar 2014
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Lanzarote-Trainingslager mit dem TetraTeam Februar 2014
Lanzarote-Trainingslager mit dem TetraTeam Februar 2014 Lanzarote gehört zu den Kanarischen Inseln, und wird oft auch als „Handbikers Paradise“ bezeichnet. Denn hier treffen sich viele Handbiker im Winter zum gemeinsamen Training. Selbst im Januar / Februar gibt es auf Lanzarote konstant angenehme Temperaturen von 20 – 25 °C. Für mich bedeutete diese Flugreise auch meine Premiere als Rollstuhlfahrer. Natürlich war ich angespannt und neugierig zugleich. Zum Glück waren Bernd, Herward und Robin aus unserem TetraTeam bereits mehrfach zum biken auf Lanzarote gewesen, und ich konnte mich vorab etwas durch ihre Berichte informieren. Bei den kalten, ungemütlichen Bedingungen in Deutschland fiel mir der Entschluss am Ende leicht. Und so flog ich Anfang Februar für 2 Wochen nach Lanzarote zum Handbiken. Der Flug von Stuttgart mit „TUI-Fly“ war relativ unkompliziert. Natürlich muss man als Rollstuhlfahrer vorab rechtzeitig alles Mögliche anmelden. Da ich in der Nähe des Stuttgarter Airports wohne, konnte ich den „Vorabend Check-In“ nutzen, um Handbike und die große Reisetasche schon 12 h vor dem Flug abzugeben. Das Einchecken nur noch mit Handgepäck verlief dann völlig entspannt. Auf Lanzarote gelangte ich nach 30 min Taxifahrt zum Hotel. Dort traf ich dann schon viele meiner Freunde. Am Anreisetag regnete es etwas. Das war nicht schlimm, weil ja sowieso erst noch das Handbike montiert werden musste. In aller Ruhe konnten wir unsere Bikes für die kommenden Tage perfekt einstellen. Und pünktlich mit dem zweiten Tag gab es dann super sonniges Wetter, was bis zum Urlaubsende hielt. Zwar ist die Sonneneinstrahlung durch den Wind meist nicht so spürbar. Aber um mich vor der drohenden Überhitzung (als Tetraplegiker kann ich nicht schwitzen) zu schützen, verwendete ich schon seit einiger Zeit die KühlProdukte von der Firma E.Cooline. Damit komme ich bis etwa +30°C recht gut zurecht. Alleine das Bandana (unterm Helm getragen) läßt mich gut 2-3h bei +25°C fahren. Auf Lanzarote benutzte ich außerdem die neue Shirt-Weste von E.Cooline, die ich unterm Trikot trug. Damit war ich bestens gerüstet und hatte die Temperaturprobleme gut im Griff. Es gab damit auch keine Bewegungseinschränkungen beim Kurbeln, was speziell beim Handbiken störend wäre. Dank den E.CoolineProdukten hab ich nun bei Hitze ein Problem weniger. Als Strecken zum Handbiken gibt es eine ca. 10 km lange Einstiegs-Runde um Playa Blanca. Aber wir fuhren gleich bei unserer ersten Ausfahrt in Richtung „El Golfo“, einem kleinen Fischerdorf an der Westküste. Das ist eine Touristen-Attraktion. Die Fahrt quer durch die Lavafelder entlang der felsigen Westküste mit starker Brandung ist wirklich sehenswert. Diese knapp 40 km - Runde wurde ab sofort zu unserer Standard-Strecke. Und es verging kaum ein Trainingstag, an dem wir nicht auf diesen Strassen unterwegs waren. Allerdings gibt es ja auf Lanzarote noch sehr viel mehr zu erleben. Besonders reizvoll war für mich die Tour mit Aufstieg nach Femés. FEMÉS Das historische Bauerndorf in 400 m Höhe wurde einst hoch oben auf dem steilen Bergrücken zwischen dem 609 m hohen Atalaya (zweithöchster Berg auf Lanzarote) und dem Pico Redondo als Zufluchtstätte vor Piraten gegründet. Femés liegt im Süden von Lanzarote an einer Steilwand oberhalb der Rubico-Ebene mit Playa Blanca, wo sich unser Hotel befand. Um nach Femés zu gelangen, gibt es 2 Möglichkeiten. Vom Süden, also Meerseite fährt man den langgezogenen Anstieg bis zum VerkehrsKreisel, danach wird es richtig heftig. Die letzten 900 m sind äußerst „tetra-unfreundlich“ mit heftiger Steigung bis zu 24% (!!!). Allerdings gibt es ausgesprochene BergSpezialisten unter den „bessergelähmten“ Paraplegikern, die sogar dieses steile Stück in guten 11 Minuten mit Handbike bezwingen. Wahnsinn! Für mich kam nur der 2. Weg in Frage. Hier geht es zuerst in einer längeren Anfahrt in nördlicher Richtung über Salinas und Yaiza nach Uga. Den Weg nach Salinas kannten wir bestens von unserer „El Golfo-Runde“. Bis Yaiza quälte ich mich über sehr rauen Asphalt, eine schlechte, ganz leicht ansteigende Strasse. Auch in Yaiza ist es etwas wellig. Und am Ortsende wartete eine gemeine Rampe. Meine Teamkameraden hatten mich schon vorgewarnt. Und so kurbelte ich ganz defensiv von Steigungsbeginn an bereits mit dem kleinsten Gang. Das Fahren nahe am Straßenrand neben dem Autoverkehr bei viel Dreck, Sand und Steinchen war für mich wirklich nicht leicht. Die Rampe war noch einige Meter lang, als meine Kräfte schwanden. Selbst mit dem kleinsten Gang schaffte ich nur noch 4-5 Kurbelumdrehungen, um dann in einer kurzen Pause wieder Kraft zu schöpfen. Dabei blieb ich mehrfach hängen. Einmal steckte ich regelrecht im tiefen Sand fest. Ein anderes Mal rutschte das Vorderrad auf dem losen Untergrund. Schließlich ließ ich mich von meinem Freund Bernd die letzten 15 m bergauf schieben. Wer mich kennt, der weiß, wie sehr mich sowas wurmt. Aber das wahre Ziel kam erst noch. - Wir wollten ja noch bis nach Femés... Also fuhren wir zügig weiter. Direkt hinter Uga kam ein Verkehrs-Kreisel. Nachdem ich die erste Ausfahrt genommen hatte, befand ich mich schon direkt in einem Anstieg durch ein sehr schönes, aber auch ordentlich ansteigendes Bergtal - das „Valle de Femés“. Die ersten Kilometer ging es mit ca. 15 % stetig geradeaus. Das war unheimlich anstrengend, da diese Steigung für mich wirklich das maximal Machbare darstellte. Zum Glück hatte ich etwas Schiebewind auf meiner Seite. Etwas weiter oben, nach einigen Serpentinen wurde es etwas flacher, und wir erreichten den Ort „Femes la casitas“. Hier oben machten wir im Schatten bei 25° C eine ausgiebige Rast. Geschafft! Bernd und ich klatschen uns ab. Der Jubel, den Berg bewältigt zu haben, ließ uns voller Vorfreude auf die nun nahende Abfahrt wieder starten. Aber nein, da stimmte was nicht! Wieder auf der Strasse realisierten wir, dass es noch weitere 2-3 km bergan ging. Aber es gab ja nur diese Strasse. Und so kurbelte ich fleißig weiter bis es endlich wirklich vollbracht war. Von nun an kann ich mich zu der erlesenen Zahl der „Femés-Bezwinger“ unter den Tetras zählen. Direkt an der Bergkante, vom "Mirador de Femés" hat man nach Süden einen einzigartigen Weitblick über die Rubicón Ebene nach Playa Blanca, auf den Monaña Roja (den roten Berg von Playa Blanca) und aufs Meer. Aber meine Gedanken kreisten bereits um die steile Abfahrt mit einigen engen Serpentinen. Doch die 24%-steile Abfahrt von Femés in Richtung „Las Brenas“ ließ sich dank meiner neuen Rücktrittbremse gut meistern. Unser TetraTeam-Mitglied Christian hat die Bremse in den letzten Jahren selbst entwickelt und immer weiter verbessert. Jetzt wurde sie auch bei meinem Handbike verbaut. Damit fahre ich nun deutlich sicherer und kann jederzeit auf Überraschungen blitzschnell reagieren. Auch die Temperatur meiner Vorderrad-Felge stieg nicht übermäßig an. An dieser Stelle ein dickes Lob an Christian: „Haste fein gemacht!“ Unsere Fahrt verlief dann weiter bergab über Las Brenas bis nach Salinas. Von hier aus fuhren wir die uns mittlerweile schon vertraute Strecke zurück zum Hotel nach Playa Blanca. Hier konnten wir dann voller Stolz von unserem Abenteuer berichten. Die 2 Wochen Handbiken auf Lanzarote war ein klasse Urlaub für mich. Gerade die Mischung aus Sport und Erholung mit gleichgesinnten Menschen und vielen Freunden ist für mich ideal. Die schöne Hotelanlage, sowie das stets freundliche Team vom Timanfaya Palace, sowie das frühlingshafte Wetter trugen zu diesem Erlebnis bei. Besonderer Dank an Stefan Lange und die Jungs von Sopur, die für die Planung dieses Events verantwortlich waren und mir auch einige Male technischen Support gewährt haben. Last but not least gilt mein Dank Ilka, Juliane, Erik und vor allem Bernd Heinze. Ohne Euch wäre dieser tolle Urlaub nicht möglich gewesen. „Handbikers Paradise“ - Ich komme sehr gern wieder...