Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Branchenprofil
Maschinenbau in Hessen
Dr. Claus Bauer
Gergana Petkova
Report Nr. 819
Wiesbaden 2012
Eine Veröffentlichung der
HA Hessen Agentur GmbH
Postfach 1811
D-65008 Wiesbaden
Abraham-Lincoln-Straße 38-42
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Vorsitzender des Aufsichtsrates:
0611 / 774-81
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[email protected]
http://www.hessen-agentur.de
Dr. Rainer Waldschmidt
Dieter Posch,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe
gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Inhalt
Seite
Vorwort
I
Maschinenbau in Hessen im Überblick
1
Beschäftigte
3
Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung und bedeutende Unternehmen
4
Umsatz
7
Produktpalette und Produktionsschwerpunkte
8
Internationale Verflechtungen
10
Forschung und Entwicklung
12
Ausbildung
14
Ausblick
15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Chemie und Pharma, Automobil-, Metall- und Elektroindustrie, Maschinenbau, Gummi und Kunststoff, Luftund Raumfahrtindustrie – Hessens Wirtschaftskraft
basiert keineswegs nur auf einem leistungsfähigen
Dienstleistungssektor, sondern traditionell auch auf
starken industriellen Kernen.
Das Branchenprofil „Maschinenbau in Hessen“, das
die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, belegt eindrucksvoll die Vielfalt und
Leistungsfähigkeit dieser Branche. Knapp 42.000 Beschäftigte sind im heimischen
Maschinenbau tätig, der damit zu den größten industriellen Arbeitgebern Hessens
zählt. Zahlreiche bedeutende Unternehmen der Branche wie ABB, Robert Bosch,
KION und Siemens stehen für Qualität „Made in Hessen“. Die Erzeugnisse des hessischen Maschinenbaus erfreuen sich nicht nur im Inland einer großen Nachfrage,
sondern die Branche ist in hohem Maße mit der Weltwirtschaft verflochten, wie die
Exportquote von 61 % zeigt.
Die Landesregierung ist fortwährend bestrebt, die Rahmenbedingungen für die Industrie in Hessen zu optimieren. So ist beispielsweise die Förderung von Clustern
und Netzwerken ein wichtiges Handlungsfeld meines Hauses. Ich bin der festen Ansicht, dass die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit die Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus steigert und Arbeitsplätze schafft – z.B. indem aus Erkenntnissen der Forschung schneller neue Produkte und Dienstleistungen realisiert
werden.
Über die vorliegende Veröffentlichung zum Maschinenbau hinaus möchte ich Ihnen
auch die weiteren Profile bedeutender hessischer Industriebranchen empfehlen.
Sie stehen zum Download unter www.hessen-agentur.de/gutachten zur Verfügung.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Dieter Posch,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
I
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Maschinenbau in Hessen im Überblick

41.892 Beschäftigte zählte der hessische Maschinenbau im Jahr 2010.1 Dies
sind 4,5 % aller Beschäftigten Maschinenbaus in Deutschland und 10,9 % der
Beschäftigten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes.

372 Maschinenbaubetriebe waren im Jahr 2010 in Hessen ansässig. Die Anzahl der Betriebe ist im Main-Kinzig-Kreis am größten.

Hessen weist eine Vielzahl bedeutender Unternehmen des Maschinenbaus
auf. Hierzu zählen u.a. ABB, Alstom, Federal-Mogul, Karl Mayer Textilmaschinenfabrik, Robert Bosch und Siemens.

Der heimische Maschinenbau erzielte im Jahr 2010 einen Umsatz von 8,8 Mrd.
Euro. 66,8 % des Umsatzes entfallen auf die Sparte der so genannten nicht
wirtschaftszweigspezifischen Maschinen, deren Spektrum von der Herstellung
von Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Straßen- und Luftfahrzeuge) über Pumpen, Armaturen, Getriebe, Aufzüge, Öfen und Brenner bis
hin zur Kältetechnik reicht.

Die Exportquote des hessischen Maschinenbaus wird für das Jahr 2010 mit
60,5 % angegeben – d.h. 5,3 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes von 8,8 Mrd. Euro entfallen auf den Auslandsumsatz. Wichtigstes Abnehmerland von Maschinenbauerzeugnissen „Made in Hessen“ ist die VR China. Der Direktinvestitionsbestand der hessischen Maschinenbauunternehmen im Ausland belief
sich auf 1,3 Mrd. Euro zum Jahresende 2009. Im Gegenzug hatten ausländische Investoren 2,5 Mrd. Euro im Maschinenbau Hessens angelegt.

Die hessischen Maschinenbauer haben im Jahr 2009 211 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben.

In Hessen waren zum Wintersemester 2010/11 in den Fächern Maschinenbau /
Verfahrenstechnik 14.680 Studierende immatrikuliert. Die heimischen Maschinenbaubetriebe beschäftigten 2010 2.603 Auszubildende.
1
Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen für Hessen, andere Bundesländer und Deutschland auf Betriebe von Unternehmen mit
mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Marktposition, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur (Internetauftritte der Unternehmen, Presseartikel, Unternehmensdatenbanken wie z.B. MARKUS, Anfrage bei den Unternehmen usw.).
1
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Maschinenbau in Hessen: Wichtige Indikatoren im Überblick
Zum Vergleich:
Chemische
Anteil am
Anteil am
und
Verarbeitenden
Maschinenbau Automobilabsolut
PharmaGewerbe
Deutschlands industrie
zeutische
Hessens
in %
Industrie
in %
Elektro
industrie
Gummi- und
Kunststoffindustrie
Metallindustrie
absolut
Beschäftigte (2010)
41.892
10,9
4,5
46.541
57.572
47.125
33.391
49.011
372
13,6
6,3
73
179
311
223
413
Umsatz
(in Mio. Euro, 2010)
8.754
8,8
4,7
13.981
23.416
9.770
6.932
14.068
Auslandsumsatz
(in Mio. Euro, 2010)
5.299
10,9
4,8
8.134
15.186
4.525
2.127
6.412
FuE-Aufwendungen
(in Mio. Euro, 2009)
211
5,2
4,7
1.009
2.011
333
1651
164
Betriebe (2010)
1
Einschließlich Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden.
Quelle:
Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik,
Berechnungen der Hessen Agentur.
Methodische Anmerkung zur neuen Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008
Die Umstellung von der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2003 auf die neue Systematik WZ 2008 bringt auch Auswirkungen für
das vorliegende Branchenprofil zum Maschinenbau in Hessen mit sich. Hierbei sind zwei Aspekte anzuführen:
Erstens hat sich die Abgrenzung der Branche geändert. Zu nennen sind u.a. der Abgang der Herstellung von Waffen und Munition (jetzt Metallindustrie), der Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten (jetzt Elektrotechnik) und der Reparatur und Installation (jetzt eigene Wirtschaftsabteilung innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes) sowie als Zugang die Herstellung von
Kolben, Vergasern und Ventilen für Motoren (vorher Automobilindustrie). Damit sind die Wachstumsraten der Jahre 2009 und
2010 nur eingeschränkt mit denen des Jahres 2008 und früher vergleichbar. Die Veränderung der Branchenabgrenzung des
Maschinenbaus – und damit die Beeinträchtigung der Vergleichbarkeit – ist deutlich höher einzuschätzen als etwa bei der Automobilindustrie sowie bei der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie.
Zweitens liegen die Angaben zu den Direktinvestitionen noch nicht in der neuen WZ 2008 vor.
2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Beschäftigte
41.892 Beschäftigte hatten 2010 ihren Arbeitsplatz im heimischen Maschinenbau,
was 10,9 % der Beschäftigten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes in Hessen
entspricht. Damit sind 4,5 % aller Beschäftigten des Maschinenbaus bundesweit im
hessischen Maschinenbau tätig, womit Hessen nach Baden-Württemberg, Bayern,
Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachsen der fünftgrößte Maschinenbau-„Arbeitgeber“ unter den Bundesländern ist. Nach einem Rückgang der Beschäftigung im
Jahr 2006 fand 2007 und 2008 im hessischen Maschinenbau erfreulicherweise wieder ein Beschäftigungsaufbau statt, wenngleich dieser deutlich verhaltener als auf
Bundesebene ausfiel.
Entwicklung der Beschäftigung im Maschinenbau und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen
und Deutschland 2006 – 2010*
in % zum
Vorjahr
6
in % zum
Vorjahr
6
Maschinenbau
4
4
2
2
0
0
-2
-2
-4
-4
-6
Beschäftigte 2010 (in 1.000):
Hessen
-6
41,9
Deutschland
928,1
-8
-8
2006
2007
2008
2009
2010
Verarbeitendes Gewerbe
Beschäftigte 2010 (in 1.000):
Hessen
Deutschland
2006
2007
384,0
5.642,0
2008
2009
2010
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung
der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.
Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat der positiven Entwicklung der Beschäftigung jedoch ein abruptes Ende gesetzt: Im Zuge des massiven Nachfrageeinbruchs wurden Arbeitsplätze abgebaut, so dass der hessische Maschinenbau im
Jahr 2009 um 6,5 % weniger Beschäftigte hatte als noch ein Jahr zuvor (Deutschland: -5,1 %). Die Entwicklung des Maschinenbaus im Krisenjahr 2009 stellt sich
damit schlechter dar als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (Hessen: 5,3 %, Deutschland: -4,5 %). Ohne den massiven Einsatz des Arbeitsmarktinstru-
3
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
ments der Kurzarbeit wäre der Beschäftigungsrückgang wahrscheinlich noch größer
ausgefallen. Die kräftige Erholung des Umsatzes im Jahr 2010 hat den Beschäftigungsabbau erheblich abgebremst: Für 2010 steht ein Minus von 1,2 % gegenüber
dem Vorjahr zu Buche.
Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung und bedeutende Unternehmen
Der Maschinenbau in Hessen umfasste im Jahr 2010 372 Betriebe – drei Betriebe
mehr als im Vorjahr. Der Maschinenbau ist traditionell durch eine Vielzahl kleinerer
und mittelgroßer Betriebe geprägt, die sich häufig in Familienbesitz befinden. Der
Vergleich mit dem Verarbeitenden Gewerbe anhand der Bedeutung der Großbetriebe unterstreicht diese Größenstruktur: So entfallen auf die 32 hessischen Großbetriebe 42,5 % der Beschäftigten der Branche und 56,6 % des Branchenumsatzes.
Beide Werte liegen deutlich unter dem Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden
Gewerbes.
Größenstruktur des Maschinenbaus und des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen im Jahr 2010
– Anteil der Großbetriebe* an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz
8,6
Betriebe
Maschinenbau
10,0
Verarbeitendes Gewerbe
42,5
Beschäftigte
59,7
56,6
Umsatz
70,2
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Anteil in %
* Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Branchenstruktur ist der hessische Maschinenbau
deutlich weniger regional konzentriert als z.B. die Chemie- und die Automobilindustrie. Er zeichnet sich jedoch ebenfalls durch Schwerpunkte in einigen Regionen aus.
4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Regionale Verteilung des Maschinenbaus in Hessen im Jahr 2010
Verwaltungsbezirk
Regierungsbezirk Darmstadt
Betriebe
180
Darmstadt, Wissenschaftsstadt
Beschäftigte
23.398
7
1.190
Frankfurt am Main, Stadt
10
2.354
Offenbach am Main, Stadt
18
3.183
8
2.115
Wiesbaden, Landeshauptstadt
Bergstraße
12
776
Darmstadt-Dieburg
15
1.220
5
268
Hochtaunuskreis
14
2.099
Main-Kinzig-Kreis
33
2.069
Main-Taunus-Kreis
11
1.357
8
451
20
3.286
8
1.183
Groß-Gerau
Odenwaldkreis
Landkreis Offenbach
Rheingau-Taunus-Kreis
Wetteraukreis
21
1.847
103
10.045
Gießen
27
2.323
Lahn-Dill-Kreis
30
2.956
Limburg-Weilburg
15
1.412
Marburg-Biedenkopf
19
2.310
Vogelsbergkreis
12
1.044
Regierungsbezirk Kassel
89
8.449
Kassel, documenta-Stadt
12
889
Fulda
22
1.920
8
1.108
Landkreis Kassel
12
885
Schwalm-Eder-Kreis
11
904
Waldeck-Frankenberg
17
1.730
Werra-Meißner-Kreis
7
1.013
Regierungsbezirk Gießen
Hersfeld-Rotenburg
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt.
In Südhessen2 ist zunächst die Stadt Offenbach mit einem der Hauptstandorte des
Druckmaschinenherstellers manroland AG zu nennen. Zurzeit sind dort rund 1.800
Personen beschäftigt. Die manroland AG wird im Zuge des Insolvenzverfahrens in
drei Unternehmen aufgespalten. Von einem erheblichen Stellenabbau ist auszuge2
Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der vorstehenden Tabelle ist allerdings
nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene
zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist insbesondere bei
breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist (z.B.
Chemie oder Pharma bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik).
5
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
hen. Auch die Siemens AG ist ein großer Arbeitgeber in Offenbach – derzeit sind
hier insgesamt etwa 1.200 Mitarbeiter mit Entwicklungs- und Vertriebsaufgaben beschäftigt. In Offenbach ist ebenfalls der weltweit führende Kerntechnikspezialist
AREVA NP GmbH mit 800 seiner deutschlandweit 5.700 Mitarbeitern tätig. Rund
1.000 Personen sind im Stammwerk des Marktführers für Kettenwirkmaschinen, der
Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH in Obertshausen (Landkreis Offenbach),
beschäftigt. Auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden sind eine Reihe bedeutender
Maschinenbauunternehmen tätig. Hier befindet sich das größte deutsche Werk der
Federal-Mogul-Wiesbaden GmbH – einer der bedeutendsten hessischen Automobilzulieferer –, bei dem rund 1.650 Personen hessenweit beschäftigt sind. Wiesbaden ist zudem Sitz der Unternehmenszentralen der Smiths Heimann GmbH – dem
weltweit führenden Hersteller von Röntgenprüfsystemen – sowie des Gabelstaplerspezialisten KION GROUP. Auch die FRIATEC AG – Division Rheinhütte Pumpen –
unterhält hier ein Werk für Pumpen sowie ein technisches Büro und Service Center.
Der Hauptstandort der VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungssysteme GmbH mit
über 300 Mitarbeitern befindet sich ebenfalls in der Landeshauptstadt wie das Technologie-Zentrum und europäische Abwicklungszentrum für Carbon Capture der ALSTOM
Gruppe.
Weitere namhafte Maschinenbauunternehmen in Südhessen sind u.a. der Pumpenund Klimakompressorproduzent ixetic GmbH in Bad Homburg mit 750 Mitarbeitern,
die Polar Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG in Hofheim mit zwei
Werken und insgesamt rund 450 Mitarbeitern, die Maschinen für die Druckindustrie
herstellen, die ABB Group (Frankfurt, Friedberg, Hanau) mit zusammen rund 1.200
Beschäftigten in Hessen, wie auch die Lurgi GmbH (Frankfurt), Schenck Rotec
(Darmstadt), Passavant-Roediger GmbH und Passavant-Geiger GmbH (Hanau bzw.
Aarbergen) und die ALD Vacuum Technologies GmbH (Hanau).
In Mittelhessen ist an erster Stelle der Lahn-Dill-Kreis zu nennen: In Herborn ist der
Unternehmenssitz und das Stammwerk des Weltmarktführers in der Herstellung von
Bordküchen und Flugzeugbordausrüstung – die Sell GmbH (rund 1.300 Mitarbeiter
in Hessen). In Aßlar befindet sich die Pfeiffer Vacuum Technology AG mit rund 580
Beschäftigten vor Ort. Im rund 500 Mitarbeiter zählenden Stammwerk in Haiger stellt
die Carl Cloos Schweißtechnik GmbH ihre gesamte Produktpalette der Schweißund Schneidtechnik her. In Wetzlar befindet sich der Hauptsitz des Heiztechnikspezialisten Bosch Thermotechnik GmbH, der darüber hinaus Werke in Eibelshausen
(410 Mitarbeiter) und in Lollar (1.200 Mitarbeiter) betreibt. Darüber hinaus gibt es
noch weitere Bosch-Standorte unterschiedlicher Geschäftsbereiche in Hessen mit
insgesamt rund 4.600 Bosch-Mitarbeitern. Weitere mittelhessische Unternehmen
sind die Roth Industries Gruppe mit Sitz in Dautphetal, die Firmen Weiss Klimatechnik und Weiss Umwelttechnik in Reiskirchen, GEA CFS Germany GmbH in Biedenkopf – Hersteller von Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie, der Solartechnik6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
spezialist Wagner & Co Solartechnik GmbH in Cölbe, der Schneidemaschinenspezialist Weber Maschinenbau GmbH in Breidenbach, die Emco Wheaton GmbH in
Kirchhain und die Schneider GmbH & Co. KG aus Steffenberg, Weltmarktführer für
Maschinen zur Herstellung modernster Gleitsichtbrillen.
Bedeutende Maschinenbauunternehmen sind auch in Nordhessen tätig. Der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG mit Stammsitz in Niestetal gehört mit
seinen rund 4.500 Mitarbeitern mittlerweile zu den größten Arbeitgebern in Nordhessen. Dazu zählt auch die Viessmann Werke GmbH & Co. KG in Allendorf mit
3.900 der weltweit rund 9.400 Beschäftigten vor Ort. In Kassel ist auch der Hauptsitz
der ALSTOM Power Energy Recovery GmbH, die auf Prozessgaskühlsysteme für
die chemische Industrie sowie auf thermische Systeme und die Abwärmedampferzeugung in chemischen und metallurgischen Anlagen spezialisiert ist. Zudem zählt
das Kasseler Werk der ALSTOM Grid GmbH zu den weltweit größten Fertigungsstätten für Hochspannungstechnik und ist das ALSTOM Kompetenzzentrum für
Hochspannungs-Schaltgeräte.
Umsatz
Der Maschinenbau in Hessen erzielte im Jahr 2010 einen Umsatz in Höhe von
8,8 Mrd. Euro. Mit diesem Umsatz steuerte der hessische Maschinenbau 4,7 % zum
Umsatz der Branche in Deutschland bei. Hessen belegt damit in der Rangliste der
Bundesländer hinter den „Schwergewichten“ Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern sowie hinter Niedersachsen den fünften Rang. Von 2006 bis 2008
konnten die hessischen Maschinenbauer zwar jeweils ihre Umsätze erhöhen – die
Wachstumsraten blieben allerdings zum Teil deutlich hinter denen auf Bundesebene
zurück. Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ist die Nachfrage nach
Erzeugnissen des Maschinenbaus sowohl im Inland als auch im Ausland regelrecht
eingebrochen. Nicht nur gingen die Bestellungen zurück, sondern es wurden auch in
großem Ausmaß Aufträge storniert. Das Ergebnis ist ein Umsatzminus im heimischen Maschinenbau von 17,4 % gegenüber dem Vorjahr 2008, womit der Rückgang stärker als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (-13,2 %) ausfällt.
Ein derart abrupter und massiver Einbruch ist selbst im Maschinenbau, dem als Produzent von Investitionsgütern Konjunkturzyklen keineswegs etwa fremd sind, außergewöhnlich. Der Blick auf die Bundesebene zeigt, dass der Maschinenbau in
Hessen ungeachtet der Umsatzeinbußen noch relativ gut durch das Jahr 2009 gekommen ist: Für den deutschen Maschinenbau insgesamt steht 2009 ein Umsatzrückgang von 23,2 % zu Buche. Der geringere Rückgang beim Auslandsumsatz
(Hessen: -14,9 %, Deutschland: -23,4 %) zeichnet hierfür verantwortlich. Unerwartet
schnell und zugleich kräftig setzte die wirtschaftliche Erholung ein, von der auch die
heimischen Anbieter profitieren konnten: Maschinen aus Hessen erfreuten sich wie7
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
der einer regen Nachfrage sowohl im Inland als auch im Ausland – keine Spur von
einer langen Phase des Attentismus wie teilweise erwartet wurde –, was in einer erfreulichen Umsatzsteigerung von 10,1 % (Deutschland: 9,1 %) mündete. Gemessen
an der Umsatzentwicklung ist der hessische Maschinenbau damit etwas besser
durch die Krise gekommen als der Maschinenbau bundesweit. Im Vergleich mit dem
Verarbeitenden Gewerbe hat die Wirtschaftskrise den heimischen Maschinenbau allerdings stärker getroffen, denn das Umsatzplus 2009 fällt schwächer aus bei
zugleich stärkerem Rückgang der Umsätze in 2010.
Umsatzentwicklung im Maschinenbau und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und
Deutschland 2006 – 2010*
in % zum
Vorjahr
15
in % zum
Vorjahr
15
Maschinenbau
10
10
5
5
0
0
-5
-5
-10
-10
-15
-15
-20
-25
Umsatz 2010 (in Mrd. Euro):
Hessen
Deutschland
2006
2007
-20
8,8
186,3
-25
2008
2009
2010
Verarbeitendes Gewerbe
Umsatz 2010 (in Mrd. Euro):
Hessen
Deutschland
2006
2007
99,7
1.562,0
2008
2009
2010
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung
der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.
Produktpalette und Produktionsschwerpunkte
Die Produktpalette des Maschinenbaus ist außerordentlich breit. Zum überwiegenden Teil werden die vielfältigen Erzeugnisse des Maschinenbaus als Investitionsgüter an andere Unternehmen abgesetzt. Nur ein vergleichsweise geringer Teil des
Angebotsspektrums dient in Privaten Haushalten als Gebrauchsgüter (z.B. Maschinen für Heimwerker). Wichtigster Kunde des Maschinenbaus ist der Maschinenbau
selbst, gefolgt von der Automobil- und der Chemieindustrie. Die Vielfalt der Erzeugnisse des Maschinenbaus und ihre vielfältigen Einsatzgebiete erschweren eine Sys-
8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
tematisierung. Die amtliche Statistik unterscheidet bei der Erfassung zwischen der
Herstellung von Spezialmaschinen für bestimmte einzelne oder eine kleine Gruppe
von Wirtschaftszweigen einerseits und der Herstellung von so genannten nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen andererseits.
41,7 % des Umsatzes des hessischen Maschinenbaus im Jahr 2010 entfällt auf die
„Herstellung von nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“. Das Spektrum der
Erzeugnisse, die dieser Gruppe zugeordnet werden, reicht von Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge), Hydraulik, Pneumatik, Pumpen und Kompressoren über Armaturen bis hin zu Lagern, Getrieben
und Zahnrädern. 25,1 % des Umsatzes erwirtschaftet der hessische Maschinenbau
mit der „Herstellung von sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“.
Hierzu zählen z.B. Öfen und Brenner, Aufzüge, Kräne, Fotokopiergeräte, Sägen und
Erzeugnisse der Kältetechnik. Wird angenommen, dass die Herstellung von landund forstwirtschaftlichen Maschinen wie in den Jahren zuvor etwa 1,5 % des Umsatzes auf sich vereint, entfallen weitere ca. 6 % auf die Herstellung von Werkzeugmaschinen, die für viele der Inbegriff für Erzeugnisse des Maschinenbaus sind.
Drehmaschinen, Stanzen und Fräsen gehören ebenso zu den Werkzeugmaschinen
wie Laser- oder Plasmaschneidemaschinen. Die „Herstellung von Maschinen für
sonstige bestimmte Wirtschaftszweige“ steuerte im Jahr 2010 25,9 % zum hessischen Maschinenbauumsatz bei. So zahlreich und unterschiedlich die Abnehmerbranchen, so breit gefächert ist auch das Angebot dieser Spezialmaschinen: Es
reicht von Baumaschinen, Textilmaschinen und Maschinen für die Kunststoffverarbeitung über Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie bis hin zu Druckmaschinen
– um nur einige Beispiele zu nennen. Der Vergleich der Spartenstruktur des Maschinenbaus in Hessen mit den entsprechenden Anteilswerten auf Bundesebene
zeigt auf diesem – notwendigerweise – recht hohen Aggregationsniveau keine wesentlichen Unterschiede auf.
Maschinenbauumsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2010
Herstellung von ...
Hessen*
in Mio. Euro
Deutschland
in %
in Mio. Euro
in %
nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen
3.651
41,7
66.468
35,1
sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen
2.204
25,1
49.438
26,5
land- und forstwirtschaftlichen Maschinen
n.a.
n.a.
7.752
4,2
Werkzeugmaschinen
n.a
n.a.
14.625
7,8
Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige
2.270
25,9
14.584
26,3
Insgesamt
8.754
100,0
186.299
100,0
*n.a. bedeutet, dass die Angabe wegen Geheimhaltung gesperrt wurde.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.
9
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Internationale Verflechtungen
Der hessische Maschinenbau erzielte im Jahr 2010 einen Umsatz von 8,8 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 5,3 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland, was einer Exportquote3 von 60,5 % (Deutschland: 59,6 %) entspricht. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 48,6 % (Deutschland:
44,6 %) beträgt, ist die Exportorientierung beim Maschinenbau merklich ausgeprägter.
Hessischer Außenhandel1 mit Maschinen2 im Jahr 2010
Import3
Insgesamt
Export3
in Mio. Euro
Anteil in %
3.452
100,0
Insgesamt
in Mio. Euro
Anteil in %
5.026
100,0
wichtigste Handelspartner
USA
497
14,4
VR China
725
14,4
Japan
283
8,2
USA
438
8,7
Frankreich
281
8,1
Frankreich
355
7,1
1
Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich.
2
ohne Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Wenngleich diese gelegentlich den Maschinen
zugeordnet werden, handelt es sich nur zu einem geringen Teil (z.B. Schreibmaschinen) um Erzeugnisse des Maschinenbaus.
3
Import und Export werden auf Bundesländerebene nach zwei unterschiedlichen Konzepten (General- bzw. Spezialhandel) erfasst. Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist deshalb nicht statthaft.
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.
Im Jahr 2010 importierte Hessen Maschinen im Wert von 3,5 Mrd. Euro. Die USA
waren der bedeutendste Lieferant für Maschinen aus dem Ausland. Es folgen Japan
– einer der Hauptkonkurrenten des deutschen Maschinenbaus auf den Weltmärkten
– sowie Frankreich. Insgesamt gesehen stellten Erzeugnisse des Maschinenbaus
5,1 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2010.
Der Ausfuhrwert der aus Hessen exportierten Maschinen belief sich im Gegenzug
auf 5,0 Mrd. Euro. Mit Abstand größter Abnehmer des hessischen Maschinenbaus
im Ausland war die VR China – ein gutes Beispiel für die innerhalb weniger Jahre
stark gestiegene Bedeutung Chinas als Kunde des Maschinenbaus, wo sich vor allem Textil- und Werkzeugmaschinen aus Hessen einer hohen Nachfrage erfreuen.
Es folgen mit den USA und Frankreich traditionell wichtige Absatzmärkte des heimi-
3
10
Die Exportquote gibt den Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz an.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
schen Maschinenbaus. Insgesamt gesehen waren 9,7 % der hessischen Fertigwarenexporte des Jahres 2010 Erzeugnisse des Maschinenbaus.
Nicht nur der Außenhandel, sondern auch die Direktinvestitionen4 sind ein wesentlicher Indikator für die internationale Verflechtung einer Branche. Auf 1,3 Mrd. Euro
belief sich der Direktinvestitionsbestand des hessischen Maschinenbaus im Ausland
zum Jahresende 2009. Dies entspricht 13,6 % der Direktinvestitionen der hessischen Industrie. Etwa zwei Drittel der Direktinvestitionen entfallen auf die EU-27. Im
Gegenzug hatte das Ausland zum Jahresende 2009 2,5 Mrd. Euro im hessischen
Maschinenbau angelegt.
Einen Einblick in die Internationalität des Maschinenbaus auf der Ebene der Unternehmensverflechtungen geben auch die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen, wobei die teilweise komplexen Unternehmensverflechtungen bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Zu dieser Betrachtungsweise des investiven Engagements in der nachfolgenden Tabelle tritt
sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen des heimischen Maschinenbaus sind im Ausland aktiv und unterhalten dort u.a. Produktionsstätten.
Eigentumsverhältnisse bedeutender Maschinenbauunternehmen in Hessen
Name
Konzernmutter
Sitz Unternehmen bzw.
Sitz Konzernmutter
ABB Gruppe
ALD Vacuumtechnologies GmbH
ALSTOM Gruppe
AREVA NP GmbH
Bosch Thermotechnik GmbH
Carl Cloos Schweisstechnik GmbH
CFS
Emco Wheaton GmbH
Federal-Mogul-Wiesbaden GmbH
FRIATEC AG
Grenzebach BSH GmbH
ixetic Bad Homburg GmbH
Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH
KION Group
Lurgi GmbH
4
ABB Asea Brown Boveri Ltd
AMG Advanced Metallurgical Group N.V.
Alstom S.A.
AREVA S.A. (Staatsbesitz)
Familienbesitz / Robert Bosch Stiftung
Familienbesitz
CFS B.V.
Gardner Denver Inc.
Federal-Mogul Corp.
Aliaxis S.A.
Familienbesitz
Cognetas LLP
Familienbesitz
Goldman Sachs Credit Partners LP und Kohlberg
Kravis Roberts & Co. L.P.
Air Liquide S.A.
Schweiz
Niederlande
Frankreich
Frankreich
Deutschland
Deutschland
Niederlande
USA
USA
Belgien
Deutschland
Vereinigtes Königreich
Deutschland
USA
Frankreich
Eine Direktinvestition ist eine grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel, eine dauerhafte (Kapital-)Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direktinvestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen
zwischen In- und Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet
werden noch können z.B. Fragen, inwieweit Direktinvestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben zu Direktinvestitionen ist die Deutsche Bundesbank.
11
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Eigentumsverhältnisse bedeutender Maschinenbauunternehmen in Hessen (Fortsetzung)
Name
Konzernmutter
Sitz Unternehmen bzw.
Sitz Konzernmutter
Passavant Geiger GmbH
Passavant Roediger GmbH
Pfeiffer Vacuum Technology AG
Polar-Mohr
Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH
Robert Bosch Gruppe
Roth Industries Gruppe
Schenck Rotec
Schneider GmbH & Co.KG
Sell GmbH
Siemens AG
SMA Solar Technology AG
Smiths Heimann GmbH
Viessmann Werke GmbH & Co. KG
VITRONIC Dr.-Ing. Stein
Bildverarbeitungssysteme GmbH
Wagner & Co Solartechnik GmbH
Weber Maschinenbau GmbH
Weiss Klimatechnik,
Weiss Umwelttechnik
Bilfinger & Berger SE (börsennotiert)
mehrheitlich Drake & Scull International (DSI)
PJSC
börsennotiert
Deutschland
Vereinigte Arabische
Emirate
Deutschland
Familienbesitz
Deutschland
Robert Bosch Stiftung / Familienbesitz
Familienbesitz
Dürr AG (börsennotiert)
Familienbesitz
Zodiac Aerospace
börsennotiert
börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz
Smith Group plc
Familienbesitz
Deutschland
Deutschland
Deutschland
Deutschland
Frankreich
Deutschland
Deutschland
Vereinigtes Königreich
Deutschland
Familienbesitz
Deutschland
Im Besitz der Geschäftsführung u. der Mitarbeiter
Familienbesitz
Schunk-Gruppe (Ludwig Schunk-Stiftung /
Familienbesitz)
Deutschland
Deutschland
Deutschland
Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.
Forschung und Entwicklung
Innovationen – seien es Produkt- oder Prozessinnovationen – sind für die Wettbewerbsfähigkeit von essentieller Bedeutung. Ein entsprechend hoher Stellenwert
kommt der Forschung und Entwicklung zu. Nach Angaben des ZEW5 wurden im
Jahr 2009 24 % des Branchenumsatzes des Maschinenbaus deutschlandweit mit
neuen oder deutlich verbesserten Produkten erwirtschaftet. Dabei konnten mehr als
zwei Drittel der deutschen Unternehmen erfolgreich neue Produkte oder Prozesse
einführen. Der Maschinenbau zählt damit zu den innovativsten Industriebranchen.
Die Angaben des Stifterverbands Wissenschaftsstatistik bekräftigt dies auch für die
Branche in Hessen: Die hessischen Maschinenbauer haben im Jahr 2009 211 Mio.
Euro für Forschung und Entwicklung (FuE) aufgewendet.6 Damit ist der Maschinenbau nach der Chemieindustrie, dem Fahrzeugbau und der Elektrotechnik die Indust-
5
6
12
Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Maschinenbau, S. 1f., Mannheim 2011.
Hierbei handelt es sich nur um die so genannten internen FuE-Aufwendungen – d.h. Aufwendungen innerhalb des Unternehmens –, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen
sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
riebranche mit den vierthöchsten FuE-Aufwendungen in Hessen: 5,2 % der FuEAufwendungen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes entfallen auf den Maschinenbau. Der Anteil Hessens an den FuE-Aufwendungen des Maschinenbaus in
Deutschland beläuft sich auf 4,7 %.
Zu bedeutenden hessischen Forschungseinrichtungen an Hochschulen, die im Bereich des Maschinenbaus tätig sind, zählen u.a.:
• Institut für Mechatronische Systeme im Maschinenbau
Technische Universität Darmstadt
• Institut für Automatisierungstechnik und Mechatronik
Technische Universität Darmstadt
• Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen
Technische Universität Darmstadt
• Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen
Technische Universität Darmstadt
• Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF
Darmstadt
• Zentrum für Robotik
Hochschule Darmstadt
• Institut für Produktionstechnik und Logistik
Universität Kassel
• Institut für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik
Universität Kassel
• Institut für Thermische Energietechnik
Universität Kassel
Wesentlich ist, dass die Forschung durch einen aktiven Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Industrie ergänzt wird. Die Technische Universität Darmstadt hat hier eine Vorreiterrolle inne, da sie bereits seit vielen Jahren u.a.
strategische Allianzen mit Industrieunternehmen vor Ort (wie z.B. mit der Carl
Schenck AG) pflegt und Forschungskooperationen betreibt. Der Technologietransfer
ist auch ein wichtiges Ziel der Clusternetzwerke. Zu den hessischen Clusternetzwerken, die eine wichtige Rolle für den Maschinenbau in Hessen spielen, gehören
Automatisierungsregion Rhein Main Neckar, Die MaschinenbauPartner, mst-Netzwerk Rhein-Main – Kompetenznetzwerk Mikrosystemtechnik, Rhein-Main Adaptronik sowie speziell aus dem Umweltbereich das KompetenzNetz UmweltTechnologie
KNUT und das Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien deENet.
13
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
Darüber hinaus wird selbstverständlich in vielen Unternehmen des Maschinenbaus
Forschung und Entwicklung in Hessen betrieben. Ein Beispiel von vielen ist das
Lead Design Center (LDC) der Carrier Corp. in Mainz-Kostheim. In diesem Kompetenzzentrum für Kältetechnik sind über 100 Beschäftigte für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Prozesse zuständig.
Ausbildung
Die Ausbildungslandschaft ist für die künftige Entwicklung des Maschinenbaus von
großer Bedeutung (Stichwort: Ingenieurmangel). An den hessischen Universitäten
und Fachhochschulen waren im Wintersemester 2010/11 14.680 Studierende in den
Studienfächern Maschinenbau / Verfahrenstechnik immatrikuliert – deutlich mehr als
ein Jahr zuvor, als es noch 13.778 Studierende waren.
Fachausbildung Maschinenbau in Hessen
Anzahl
Studierende Maschinenbau / Verfahrenstechnik im WS 2010/11
14.680
Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) Maschinenbau / Verfahrenstechnik im Prüfungsjahr 2010
1.712
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung zum
31.12.2010 im Maschinenbau
2.603
Auszubildende in Maschinenbau- und -wartungsberufen* 2010
3.328
* Gruppe 27 der Ausbildungsstatistik.
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesagentur für Arbeit / Regionaldirektion Hessen.
Im Prüfungsjahr 2010 absolvierten 1.712 Studenten erfolgreich ihre Abschlussprüfung – ebenfalls ein beachtlicher Zuwachs gegenüber 2009. Seit einigen Jahren ist
eine Erweiterung des Studienangebotes zu beobachten: Die hessischen Hochschulen bieten zunehmend neuartige, oft interdisziplinäre Studiengänge wie Mechatronik
oder Computational Engineering an.
Doch nicht nur die Hochschulausbildung, sondern auch die betriebliche Ausbildung
spielt eine wichtige Rolle: 2.603 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung (Auszubildende) zählten die Maschinenbaubetriebe in Hessen Ende 2010. Die Ausbildungsstatistik nach Berufen7 gibt für das Jahr 2010 3.328
Personen an, die in Maschinenbau- und -wartungsberufen ausgebildet werden.
7
14
Nach dem Berufsbildungsgesetz wird Berufsausbildung vielfach nach der Art des Ausbildungsberufs und nicht nach der
Zugehörigkeit des Ausbildungsbetriebs zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich unterschieden. Daher deckt sich die
Gliederung der Ausbildungsbereiche nicht mit der Wirtschaftsgliederung nach der Systematik der Wirtschaftszweige.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Ausblick
Zweifellos weist der Maschinenbau – nicht nur in Hessen, sondern auch in Deutschland insgesamt – eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auf. Die starke Weltmarktposition,
die der heimische Maschinenbau einnimmt, spricht hier eine eindeutige Sprache.
Viele Unternehmen zählen trotz ihrer bisweilen geringen Größe oftmals in ihrer Nische zu den weltweit führenden Anbietern. Hierzu zählen auch zahlreiche Unternehmen aus Hessen. Und der Hauptkonkurrent sitzt häufig nicht im Ausland,
sondern im eigenen Land. Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise musste der hessische Maschinenbau kräftige Umsatzeinbußen hinnehmen, die der konjunkturelle
Spätzykler Maschinenbau jedoch in der sich anschließenden Erholungsphase wieder wettmachen konnte. Dies ist jedoch noch kein Garant für zukünftige Erfolge:
Zwar erschließt die Globalisierung, welche sich u.a. dadurch auszeichnet, dass
Entwicklungs- wie auch Schwellenländer im Industrialisierungsprozess aufholen und
hierzu Erzeugnisse des Maschinenbaus unverzichtbar sind, neue Absatzpotenziale.
Sie bringt jedoch ebenfalls neue Konkurrenten hervor.
Hierbei ist an erster Stelle die Volksrepublik China zu nennen – ein außerordentlich
dynamisch wachsender Markt, der mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt für Maschinen „Made in Hessen“ ist. China ist allerdings nicht nur ein attraktiver Absatzmarkt, der sich im Gegensatz z.B. zu den USA in der Finanz- und Wirtschaftskrise
als verhältnismäßig robust erwiesen hat, sondern wird in zunehmendem Maße auf
dem Weltmarkt als Konkurrent des hessischen Maschinenbaus auftreten. So wurden in der jüngeren Vergangenheit in China erhebliche Produktionskapazitäten aufgebaut. Zudem investiert China erhebliche Mittel in Forschung und Entwicklung mit
dem Ziel, die Produktivität und die Effizienz seiner industriellen Fertigung zu steigern sowie aus dem Segment der „Billigproduktion“ aufzusteigen. Dabei wird verstärkt auf Innovation aus dem eigenen Land gesetzt, um den bisher beschrittenen
Pfad der weitgehenden Imitation zu verlassen. Im Gegenzug haben traditionelle
Konkurrenten des heimischen Maschinenbaus wie die USA und Japan deutlich an
Weltmarktanteilen verloren.
Eines der Themen der Zukunft wird für den Maschinenbau Energie und Klima mit all
den Facetten von hohen Rohstoffpreisen und begrenzten fossilen Energieträgern
über den Klimawandel bis hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sein.
Hier eröffnen sich vielfältige Wachstumspotenziale für den hessischen Maschinenbau. Sei es in der Energieerzeugung (z.B. Wind-, Bio- und Solarenergie, dezentrale
Energieversorgung, Geothermie sowie Kraftwerksmodernisierung) oder auch in einer energieeffizienten, Ressourcen schonenden Produktion. Ein Beispiel aus der
Energieerzeugung ist der nordhessische Solaranlagenspezialist SMA Technologie
AG, der seine Produktionskapazitäten am Unternehmenssitz in Niestetal erheblich
ausweitet, um die wachsenden Nachfrage bedienen zu können. Durch die propa15
Branchenprofil Maschinenbau in Hessen
gierte Energiewende in Deutschland dürften diese Chancen für den Maschinenbau
besonders im Inland bestehen, wenngleich z.B. der im Herbst 2011 verabschiedete
Fahrplan der Europäischen Kommission für ein ressourceneffizientes Europa zeigt,
dass es sich auch um ein internationales Thema handelt. Im Gegensatz zu anderen
Industriebranchen wirken sich im Übrigen hohe Energiepreise auf den Maschinenbau teilweise positiv aus, denn zum einen investieren bei hohem Preisniveau für Öl
und Gas die Energielieferländer verstärkt in petrochemische Anlagen, Energietechnik und Fördertechnik. Zum anderen kommt in Zeiten hoher Energiepreise einer
energieeffizienten Produktion und energieeffizienten Produkten naturgemäß eine
höhere Aufmerksamkeit zu, wovon wiederum der Maschinenbau profitiert.
Zurzeit ist im Kontext von Energie und Klima auch das Thema der Elektromobilität in
aller Munde. Die Elektromobilität wird sowohl unter Umweltgesichtspunkten gesehen als auch aus dem Blickwinkel neuer Absatzmöglichkeiten betrachtet. Zu denken
ist hierbei etwa an Produktionsanlagen für Batterien wie auch an den Bereich
Leichtbau für Elektrofahrzeuge. Sollte sich mit der Elektromobilität wirklich – so die
Bundesregierung – "eine technologische Zeitenwende im Verkehrsbereich" vollziehen, so stellt dies allerdings zweifellos für hessische Unternehmen des Maschinenbaus, die Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellen, langfristig eine
gewaltige Herausforderung dar.
Der heimische Maschinenbau ist im Gegensatz z.B. zur Automobilindustrie, bei der
die Großserienfertigung mit weitgehend standardisierten Komponenten vorherrscht,
durch eine vergleichsweise hohe Fertigungstiefe und durch eine große Bedeutung
der Einzel- bzw. Kleinserienfertigung gekennzeichnet. Diese maßgeschneiderten
oder zumindest individuell angepassten Kundenlösungen erlauben eine effektive
Kundenbindung und bewirken eine relativ geringe Preiselastizität der Nachfrage.
Dem stehen allerdings auch vergleichsweise hohe Produktionskosten gegenüber.
Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, ist auch für den hessischen Maschinenbau eine zunehmende Produktion im Ausland zu erwarten. Kleinere Maschinenbauunternehmen werden sich eher in Richtung der neuen EU-Mitglieder als
Produktionsstandort für einfachere Teile und Komponenten oder für den Bezug von
Vorleistungen orientieren, um Kostensenkungen realisieren zu können. Größere Unternehmen dürften sich stärker für Asien und hier besonders für China interessieren.
Plagiate und ungewollten Technologietransfer zu verhindern, wird hierbei eine wichtige Aufgabe darstellen. Der hohe Anteil kundenspezifischer Erzeugnisse bedingt allerdings meistens eine intensive Kommunikation zwischen der Produktion und der
Konstruktion sowie in vielen Fällen spezifische Anforderungen an Vorerzeugnisse,
so dass eine Verlagerung der Produktion ins Ausland häufig nur schwer vorstellbar
ist. Viele der hessischen Maschinenbauunternehmen befinden sich zudem im Familienbesitz und pflegen eine oft langjährige Tradition mit entsprechend hoher Bindung
16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
zum heimischen Standort. Diese Charakteristika begünstigen – in Verbindung mit
dem sehr diversifizierten Angebotsspektrum der Branche, welches die Realisierung
von Größenvorteilen erschwert – auch die Stabilität der mittelständischen Strukturen
des heimischen Maschinenbaus. Die hohe Spezialisierung erschwert allerdings eine
Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung, wobei eine solche Kooperation in
Netzwerken, um auf diese Art und Weise betriebsgrößenbedingte Nachteile zu
kompensieren, durchaus zielführend sein könnte.
Fortwährende Produkt- und Prozessinnovationen, eine hohe Flexibilität und auch
kurze Entwicklungszeiten von neuen Ideen in vermarktungsfähige Produkte sind
entscheidende Parameter, um im zunehmenden Wettbewerb punkten zu können.
Doch nicht nur Innovationen im technischen Bereich sind von großer Bedeutung,
sondern auch produktbegleitende Dienstleistungen werden immer wichtiger. D.h., es
wird mehr innovative Produkt-Dienstleistungskombinationen bzw. Systemlösungen
geben, deren Palette neben den Maschinen von Wartungs- und Überwachungsleistungen (zunehmend über das Internet, d.h. Fernwartung), Reparaturen über
Schulungen des Bedienungspersonals bis hin zur Finanzierung reichen kann. Mit
derartigen Dienstleistungen über die ganze Laufzeit der Maschine können sich die
Hersteller von ihren Wettbewerbern abheben. Je komplexer die Maschine, desto
mehr wird dies kundenseitig auch erwartet und desto höher ist der Wertschöpfungsanteil, der mit diesen Dienstleistungen erwirtschaftet werden kann.
Mit der Wartung und Überwachung von Maschinen über das Internet ist ein weiterer
wichtiger Trend bereits angesprochen – und zwar hängen Innovationen im Maschinenbau immer stärker vom Einsatz von Software und der zugehörigen Hardware ab,
die darüber hinaus auch den Nutzen für den Kunden wesentlich mitbestimmen. Ohne so genannte embedded systems, d.h. Computersysteme, die in Geräte, Maschinen und Anlagen eingebettet sind und Steuerungs-, Regelungs- und Datenverarbeitungsaufgaben übernehmen, sind moderne Maschinen kaum mehr denkbar.
Hersteller, die dieser Entwicklung nicht folgen, dürften ihre Wettbewerbsfähigkeit nur
schwer aufrecht erhalten können. Entsprechend wird dem Software Engineering eine (weiter) steigende Bedeutung zukommen. Dieser Trend stellt ebenfalls hohe Anforderungen an die Forschung und Entwicklung, aber auch an die Produktion in
dieser Schnittstelle von Maschinenbau, Elektrotechnik und EDV / IT. Hoch qualifizierte Fachkräfte insbesondere aus den so genannten MINT-Fächern sind hierfür
unabdingbar – was auch für den Maschinenbau insgesamt Gültigkeit hat. Wenngleich durch die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise die Diskussion um
den Ingenieurmangel etwas an Intensität verloren hat, so bleiben doch die strukturellen Herausforderungen z.B. durch den demografischen Wandel zweifellos bestehen. Mehr Frauen für ein Studium des Maschinenbaus zu gewinnen und auf
geringere Studienabbrecherquoten hinzuwirken, sind zwei der möglichen Optionen,
um einem Fachkräftemangel im Maschinenbau zu begegnen.
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