Transall C160 - Gemeinsam Helfen

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Transall C160 - Gemeinsam Helfen
Review Freeware Flugzeuge FS 2004
Transall C160
„First in, Last out“ – frei ließe sich das mit „Die Letzten werden die Ersten sein“ übersetzen. Doch
biblische Affinitäten sind so eine Sache, denn hier geht es um eine Militärmaschine, wenn auch um den
„Engel der Lüfte“: Die Transall C160 ist für den FS 2004 umgesetzt.
Das Transall-Add-on zeichnet sich zunächst
durch eine auffallende Besonderheit aus: Es
ist ein Projekt für „Gemeinsam helfen“. So
nennt sich die privat von der Ersten Fliegenden Staffel des Lufttransportgeschwaders
(LTG) 61 ins Leben gerufene Spendenaktion,
die einmal ein eingetragener Verein werden
soll. Seit einigen Jahren sammeln die Staffelangehörigen für wohltätige Zwecke, und auf
der Homepage vom LTG 61 lässt sich einsehen, wer in der Vergangenheit die Spenden
erhalten hat. Nachdem bisher vor allem im
Zuge eines Glühweinstandes die Spenden im
wahrsten Sinne des Wortes flossen, dient nun
auch das vorliegende Add-on für den FS 2004
der Spendensammlung.
Etwas durcheinander gerät dabei, wie nun
eigentlich das Geschäftsmodell mit dem Addon aussehen soll: Teilweise sprechen Handbuch und Website von „Bestellung“ und „Verkauf“, andererseits soll das Add-on im Zuge
einer „Spende“ dann quasi als Dankeschön
verschenkt werden. FlightXPress fragte nach,
und Mitglieder des Teams betonten, „dass hier
keine Firma dahinter steckt, die nur gewinnorientiert arbeitet, sondern Leute, die ein soziales Denken haben.“ Doch offenbar schon
länger anhaltende Diskussionen um den Ver-
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trieb des Add-ons haben dem Team zugesetzt,
und Markus Forster reagierte entsprechend
frustriert: „Ja, so etwas gibt es heutzutage
noch! Nehmt es halt einfach mal so hin.“ Von
diesem nun also per Spende eingenommenen
Geld finanziert das TransallProject-Team seine Unkosten und spendet den Rest an das „Gemeinsam helfen“ Projekt.
Neben Markus Forster zeichnen Lutz Neubacher und Oliver Pitzke für die virtuelle
Transall verantwortlich, und schon die Verpackung zeigt viel Liebe zum Detail. Die Ma-
cher haben sich nicht lumpen lassen und eine
professionelle Box, ein gedrucktes Booklet
und eine richtig gepresste CD springen lassen. Das macht einerseits einen schön professionellen Eindruck, andererseits strapazierten wir gleich noch einmal Markus’ Geduld und wollten wissen, wie viel Geld
abzüglich der Unkosten dann an „Gemeinsam
Helfen“ geht: „Vorab ist es schwer zu sagen,
wie viel letztendlich für den wohltätigen
Zweck übrig bleibt. Ich denke aber, dass es
vorsichtig geschätzt mit Sicherheit 80 % sein
werden.“ Schön auch, dass sich auf der
Website der Staffel eine Übersicht findet, wie
viel Geld in der Vergangenheit durch
Spendenaktionen eingenommen wurde.
Nach dem Einlegen der CD überzeugt der
Silberling zunächst mit seiner opulenten Ausstattung: Neben dem – installiert satte 550
MB großen – eigentlichen Add-on finden sich
dort Handbücher, Speedtabellen und ein Dutzend Videos. Gerade Letztere bieten eine fantastisch-schöne Einstimmung auf das Add-on.
Zwar ist die Qualität der Aufnahmen und deren Vertonung nicht allzu professionell, aber
das Bildmaterial deckt wirklich alle Phasen
der Einsatzmöglichkeiten ab. Highlight dabei
bleibt natürlich das Absetzen von Lasten und
Fallschirmspringern, aber auch die STOL-Fähigkeiten sind imposant: Das Fahrwerk steckt
auch wirklich harte Landungen weg…
Bei der Installation gefällt, dass die Maschine in verschiedenen Lackierungen vorhanden ist: LTG 61, 62 und 63 sind vorhanden, freilich unterscheiden sich die Maschinen dabei kaum.
Auf der Homepage des Transall Projects
(www.transallproject.de) stehen inzwischen
weitere Downloads, insbesondere Jubiläumsmaschinen und ausländische Lackierungen.
Daneben existiert derzeit ein Update, und
weitere, demnächst erscheinende Ergänzung
kündigte uns der Webmaster per E-Mail an:
TCAS wird nachgerüstet, ebenso wird etwa die
Bedienung der Panels mit der Maus einfacher.
Apropos Website: Dort findet sich auch ein
imposantes Supportforum: In satten 28
Unterkategorien werden sämtliche Fragen
(nicht nur) zur Transall behandelt.
Seit 1967, also seit fast 40 Jahren, ist nun
die Transall im Einsatz, 86 Maschinen betreibt
die Luftwaffe noch. Der Name Transall stammt
dabei vom Entwicklerkonsortium „Transport Allianz“, einer deutsch-französischen Kooperation. Ebenso schlicht erklärt sich der Hintergrund
Doch auch die Texturen stehen dahinter
nicht zurück: schön die Schmutzeffekte, etwa
jene der Abgase am Höhenleitwerk.
Der gelungene Eindruck setzt sich im Cockpit fort, auch wenn hier zumindest die grafische Qualität doch etwas abfällt. Auffällig
zunächst, dass der Zoom im virtuellen Arbeitsplatz auf 0.78 gestellt ist. Einerseits
nett, denn so stimmt die Perspektive etwas
besser. Andererseits lässt sich die optisch
korrekte Brennweite - nichts anderes ist der
dieser herzergreifend dahin als wären es –
schwer verwundet – so ziemlich seine letzten
Worte.
Ansonsten bietet das Add-on auch ein 3DCockpit, eine sehr gut gemachte Anleitung,
tolle Sounds und stimmige Leistungs- und
Flugeigenschaften. Gerade letzterer Aspekt ist
ein Genuss. Man merkt, dass hier reale Transall-Piloten die Finger im Spiel hatten. Gerade
große Maschinen sind meist agiler, als es sich
Simmer vorstellen, die automatisch einen gro-
des Nato-Kürzels „C-160“. Das „C“ steht für
„cargo“ (engl. Fracht), und die Zahl 160 beschreibt die Flügelfläche in Quadratmetern.
Höhepunkt des Add-ons ist ohne Zweifel das
Außenmodell. Auch wenn sich die Liveries nur
geringfügig unterscheiden: Sämtliche Modelle
sind überaus detailliert, sowohl im Hinblick auf
die Texturen, als auch das 3D-Modell. Gerade
bei Letzterem haben die Designer ein Meisterwerk abgeliefert, denn die Transall braucht den
Vergleich mit den besten Payware-Add-ons nicht
zu scheuen: Die Formen sind stimmig, rund und
sauber, und die Animationen sind fantastisch.
Egal ob Klappen oder Ruder, Luftbremsen, Fahrwerk, Segelstellung der Propeller, Räder oder
gar Scheibenwischer: Toll, wie viel es an der
Trall zu bestaunen gibt. Höhepunkt sind die sehr
aufwendig animierten Piloten, die aufmerksam
in alle Richtungen schauen. Auch wenn es etwas Performance kostet, aber diese Augenweide ist es wert. Natürlich können auch der
Besatzungseinstieg, das vordere Ladetor, die
Fallschirmspringertüren, das hintere Ladetor
und die Laderampe nach Herzenslust geöffnet
und geschlossen werden. Wow!
Zoom - gar nicht allgemein gültig vorgeben:
Auf jedem einzelnen System schwankt die
Brennweite in Abhängigkeit von Bildschirmdiagonale und Sitzabstand des Simmers.
Zahlreiche Unterpanels lassen sich mit den
gewohnten Tastenkombinationen aufrufen;
schön ist dabei die große Systemtiefe,
andererseits sind die Grafiken doch teilweise
zu unsauber matschig, das gilt insbesondere
für die Mittelkonsole (Shift + 7). Und auch
das eingebaute Microsoft Standard GPS ist
optisch nicht allzu schön. In einigen Kurven
fiel auf, wie die obere Kante vom EHSI ab und
an auffällig flimmerte.
Toll dann aber wieder die zusätzlichen
Sichtoptionen: Sehr praktisch für die Landung
die Möglichkeit, das Panel mit W praktisch
nach unten zu scrollen. Und mit Shift + 8 lassen sich die Instrumente vergrößern.
Schön die verschiedenen Cockpitansagen zu
Klappen oder Geschwindigkeit, auch wenn die
Samples teilweise etwas dahingenuschelt sind.
Gerade beim „Fahrwerk aus“ schaute der Tester doch schon besorgt hinüber zu seinem virtuellen Copiloten: Das „Fahrwerk aus“ stöhnt
ßen Flieger mit Behäbigkeit gleichsetzen.
Von anderen Add-ons hebt sich die Transall
durch ihre vielfältigen militärischen Möglichkeiten ab: Nachdem erst einmal in der Luft die
entsprechenden Türen oder Klappen geöffnet
sind, lassen sich per Knopfdruck Fallschirmspringer oder Lasten mithilfe eines Lastenfallschirms oder im Schwerkraftverfahren aus
nur wenigen Metern Höhe absetzen. Schön,
wie dazu in die Perspektive des Lademeisters
geschaltet werden kann. Der Blick nach hinten
raus auf die Szenerie durch die geöffnete Laderampe ist ein echtes Highlight.
Die Transall ist ein tolles Add-on. Das fantastische Außenmodell, der hohe Realismus
und die besonderen Features rund um aus
dem Flieger herausbeförderte Kisten und
Kollegen garantieren viel Spaß. Etwas Enttäuschung nur im Bereich der Panelgrafiken,
ansonsten erfreuen die tolle Anleitung und
die zahlreichen Videos die Simmer. Die Höhe
der zu entrichtenden Spende (ab Euro
28,90.-) geht voll in Ordnung, und das Gefühl, Gutes tun zu können, runden noch den
positiven Eindruck ab. (MS)
Nr. 11 November 2005
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