Gute Arbeit - Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen
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Gute Arbeit - Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen
Gute Qualität – Gute Arbeit: Wie sind sie vereinbar? Von Dirk Basener Krankenhaus der Schwerpunktversorgung laut Krankenhausbedarfsplan zweithöchsten Versorgungsstufe (Stufe III) Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen 519 Betten Seit 2003 gGmbH Seit 1978 in kommunaler Trägerschaft der Städte Velbert und Heiligenhaus alleiniger Gesellschafter: Zweckverband Klinikum Niederberg der Städte Velbert (Einwohnerzahl: 83.420) und Heiligenhaus (Einwohnerzahl: 26.302) Kliniken im Klinikum Niederberg · Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) · Institut für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin · Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie · Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie · Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe · Klinik I für Innere Medizin und Kardiologie · Klinik II für Innere Medizin, Gastroenterologie und Palliativmedizin · Klinik III für Innere Medizin - Altersmedizin · Klinik für Kinder- und Jugendmedizin · Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie · Radiologie · Klinik für Urologie und Nephrologie · Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Beschäftigte im Klinikum Niederberg Insgesamt: ca. 1050 Klinikum Niederberg gGmbH (KN): ca. 850 = 647 VK Dienstleistungsgesellschaft Klinikum Niederberg GmbH (DLKN): ca.140 = 90 VK Personalüberlassung Klinikum Niederberg GmbH (PÜKNI): ca. 35 = 27 VK Tarifverträge im Klinikum Niederberg KN TVöD TVÄ PÜKNI DLKN DGB-Zeitarbeit Gebäudereinigertarifvertrag Beschäftigte im Pflegedienst des Klinikum Niederberg Im Pflegedienst des Klinikum Niederberg sind circa 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit in allen Bereichen der Klinik tätig. (17 Stationen, 1 Intensivstation und 5 Funktionsbereiche). Gesundheits- und Krankenpfleger /-innen, teilweise auch mit Weiterbildung in bestimmten Fachbereichen ●Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger /-innen ●Operationstechnische Assistenten /-innen ●Altenpfleger /-innen ●Arzthelfer /-innen ●Krankenpflegehelfer /-innen ●Pflegehelfer /-innen ●Stationshilfen ●Servicepersonal ● 2006 Insolvenz Investitionstau Brandschutzauflagen in Millionenhöhe Aus laufendem Budget Beteiligung der Städte Heiligenhaus und Velbert schwierig Finanzieller Druck eines Kommunalen Krankenhauses am Beispiel des Klinikum Niederberg Einsparung von Sach- und Personalkosten Baumasterplan bis 2024 Umsatzsteigerung Verluste in den Jahresabschlüssen 2011 und 2012 Auswirkungen auf die Pflege Abbau von 23,92 VK Gesundheits- und KrankenpflegerInnen/Gesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen auf den 12 somatischen Stationen Aufbau von KrankenpflegeassistentInnen und nichtexaminierten Pflegekräften auf ein Niveau, dass insgesamt 5 VK mehr Personen auf den 12 somatischen Stationen arbeiten. Einstellungen von Pflege-/Stationshilfen, Servicekräften und Medizinischen Fachangestellten (ArzthelferInnen) in Zukunft nur über DLKN (Gebäudereinigertarifvertrag) und über PÜKNI (BZA-Tarif) – das entspricht einer Differenz von 300,- € bis 500,- € im Monat gegenüber einem KN-Beschäftigten, der nach TvöD bezahlt wird. Zur Unternehmensplanung (UPL) 2012 würde die Umsetzung des geplanten Personalqualifikationsbedarfs (PQB), ganzjährig betrachtet, eine Einsparung im Pflegedienst von 745.400€ ergeben. Istzustand Pflegequalität Eingesetzte Aushilfen pro Monat: entspricht einem Volumen von 18 VK ● ● Eingesetzte Leiharbeitnehmer pro Monat: entspricht einem Volumen von 10 VK Mehrarbeitsstunden von 15.000: entspricht einem Volumen von 10 VK insgesamt ● ● Überlastungsanzeigen in erheblichem Umfang Grundsätzliche Fragen zur Pflegequalität Entlastung für die examinierten Pflegekräfte? ● Verzicht auf weitere examinierte Pflegekräfte? Höhere Arbeitsbelastung bei steigender Arbeitsverdichtung Abnehmende Qualität in der Ausbildung Einbuße an Pflege Einbuße an Kompetenz Einbuße an Zuwendung für die Patienten Zusätzliche Aufgaben wie Kontrolle, Organisation und Anweisungen Verteilung dieser Aufgaben auf weniger Personen Kein finanzieller Ausgleich für die höhere Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung ● Verantwortung für Fehler nicht examinierter Kräfte ● ● Folgen für das examinierte Pflegepersonal bei Fehlern der Service/Stationshilfe bei dem ein Patient zu Schaden kommt Qualifizierung für Stations-/Pflegehilfen und Servicekräfte zur Krankenpflegeassistentin? ● Weitere Fragen zur Pflegequalität ● Vertretungsregelung für den Ausfall von examinierten Pflegekräften nicht geklärt (Kompensation auf den Stationen unmöglich, durch geringere Anzahl von examinierten Pflegekräften) Mögliche Folge: noch höherer Einsatz von Leiharbeit und Aushilfskräften!!! ● Vertretungsregelung für den Ausfall von nicht examinierten Pflegekräften Frage: Sollen dann die examinierten Pflegekräfte die Tätigkeiten ausführen? F o lg e v o n Q u a lim ix u n d P e r s o n a la b b a u in d e r P fle g e Personalbemessung im Krankenhaus Der ver.di-Personal-Check am 19. Februar 2013 hat den Mangel 162.000 Stellen fehlen in deutschen Krankenhäusern. Wir wollen • Patient/innen gut versorgen, • gesunde Arbeitsbedingungen, • und mehr Personal. Wir fordern • für alle Krankenhausbeschäftigten eine bundesweite gesetzliche Personalbemessung. • die Personalbemessung (Psychiatrie-Personalverordnung PsychPV) für die stationäre Psychiatrie beizubehalten und die heutigen Erfordernisse anzupassen anstatt sie, wie von Bundesregierung geplant, im Jahr 2016 abzuschaffen. aufgedeckt: A k tio n s w o c h e „ P e r s o n a lb em es su n g “ 1 4 . – 1 9 . A p r il 2 0 1 3 (U n te r s c h r ifte n S ta n d 0 5 .0 6 .1 3 ) Anzahl der Unterschriften insgesamt: 80.300 bundesweit 13.081 in NRW 333 imKlinikumNiederberg Wuppertal, 23.05.2013 Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen Pressemitteilung Aktionswoche Personalbemessung ver.di Bezirk Wuppertal- Niederberg fordert politischen Beistand für genug Personal in Krankenhäusern Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) macht vor der Bundestagswahl Druck für eine bundesweite gesetzliche Personalbemessung in den Krankenhäusern und für den Erhalt der entsprechenden Regelung in den Psychiatrischen Kliniken. Dazu hat die Gewerkschaft jetzt die Bundestagsabgeordneten und -Kandidat/innen von CDU, SPD, Grünen, F.D.P., der Piraten und der Linken aufgefordert, sich nach der Bundestagswahl in der kommenden Legislaturperiode dafür einzusetzen und sie will deren Antworten in den Krankenhäusern bekannt machen. Der Personalmangel gefährdet nach Erkenntnissen der Gewerkschaft immer häufiger die Patientenversorgung. Die Zahl der Gefährdungsanzeigen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe in den letzten Jahren erheblich zugenommen. „Es muss eine gesetzliche Regelung her,“ sagt ver.di-Gewerkschaftssekretärin Silke Iffländer „Mehr Geld für Krankenhäuser ist dringend notwendig, es muss aber auch an der richtigen Stelle eingesetzt werden.“ In einer Aktionswoche vom 15. – 19. April 2013 hatte die Gewerkschaft im Klinikum Niederberg mit den Beschäftigten über die Personalsituation diskutiert und dabei große Zustimmung zur Forderung nach einer gesetzlichen Personalbemessung erfahren. Unter den Beschäftigten des Klinikums Niederberg wächst die Unruhe wegen der stetig wachsenden Arbeitsbelastung. Es fehlt jede fünfte Stelle. Patient/innen werden immer öfter unzureichend versorgt. Die schlechten Arbeitsbedingungen schrecken den Nachwuchs ab. Das Klinikum Niederberg zählt mit rund 1050 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern in Velbert und Umgebung. Klinikum Niederberg Verdi: Klinikum-Personal überlastet WAZ vom 24.05.2013 | 14:56 Uhr Die Gewerkschaft verdi sieht die Patienten auch im Klinikum Niederberg unterversorgt. Velbert. Patientenversorgung sei durch Mangel an Mitarbeitern gefährdet. Geschäftsführung: Kritik der Gewerkschaft ist überzogen Die Dienstleistungsgewerkschaft verdi macht vor der Bundestagswahl Druck für eine bundesweite gesetzliche Personalbemessung in den Krankenhäusern. Um herauszufinden, wie sich die Personalsituation in den Hospitälern darstellt, hat verdi im Februar auch im Klinikum Niederberg eine Umfrage unter den Mitarbeitern im Pflegedienst gemacht. „Die Zahlen aus Velbert decken sich mit denen anderer Krankenhäuser im Land – demnach wächst die Arbeitsbelastung, weil mit rund 20 Prozent jede fünfte Stelle fehlt“, sagt Silke Iffländer, Gewerkschaftssekretärin bei verdi und früher Betriebsrätin im Klinikum Niederberg. Unter den Beschäftigten wachse wegen Überforderung die Unruhe und die schlechten Arbeitsbedingungen schreckten den Nachwuchs ab, will Iffländer festgestellt haben. Hoher Krankenstand im Februar Nicht, dass sich die Geschäftsführung an der Robert-Koch-Straße nicht auch mehr Personal wünschte. „Das muss jedoch auch bezahlbar sein“, wendet Geschäftsführerin Astrid Gesang ein. Sie kritis iert auch das Verfahren zur Ermittlung der Daten, mit denen verdi seine Forderung untermauert. „Der Februar ist der Monat mit den höchsten Krankenständen – 27 Prozent waren das in diesem Jahr“, wendet sie ein. Man müsse einen der Wahrheit verpflichteten Blick auf die Personalsituation des kommunalen Krankenhauses werfen: „In der Regel haben wir eine Unterbesetzung von einem Prozent, ein vergleichsweise guter Wert im Gegensatz zum ärztlichen Dienst im Klinikum, wo einige offene Stellen unbesetzt sind“, so Gesang. Zu berücksichtigen sei auch, dass stets Pflegekräfte unterwegs seien zu Fortbildungen: „Qualifikationen auf neuestem Stand sind ja auch im Interesse der Patienten.“ Deren Interessen sieht die Dienstleistungsgewerkschaft bei zu wenig Personal durchaus in Gefahr. Silke Iffländer: „Die Patienten werden immer öfter unzureichend versorgt!“ Eine Kritik, die die Geschäftsführung des Klinikums ebenfalls strikt zurückweist: „Sobald wir durch Krankheit oder anderen Ausfall Löcher in der Personaldecke haben, werden Leiharbeitskräfte besorgt.“ Johannes Hindenburg, der im Klinikum beim Beschwerdemanagement arbeitet, mag die Aufregung der Gewerkschaft ebenfalls nicht nachvollziehen: „Unzufriedenheit auf Seiten von Patienten und Angehörigen gibt es ab und zu, doch das betrifft dann allenfalls Wartezeiten, die wegen Erkrankung von Kollegen in der Pflege entstehen.“ Doch solche Fälle seien nicht häufig, „bei einer Unterversorgung beim Personal hätten wir deutlich mehr zu tun!“ Zusammensetzung des Personals in Krankenhäusern 2011 82 % des Personals eines Krankenhauses sind unmittelbar mit der Krankenversorgung befasst, darunter 38 % Pflege, 17 % ärztlicher Dienst und 12 % Funktionsdienst (OP, Anästhesie, Diagnostik z.B. Röntgen), 16 % medizinisch-technischer Dienst (z.B. Bestrahlung, Krankengymnastik) G r a f i k z u r T a b e ll e P e r s o n a l b e l a s t u n g i n K r a n k e n h ä u s e r n 1995 – 2011 Quelle: Tabelle Pers onalbelas tung in Krankenhäus ern 1991 – 2011 P e r s o n a lb e la s t u n g in K r a n k e n h ä u s e r n 1 9 9 1 b is 2 0 1 1 Jahr Beschäftigte Index Beschäftigte 1995=100 VK Index VK 1995=100 Fallzahlen Index Fälle 1995=100 Betten Index Betten 1995=100 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 1.111.625 1.124.666 1.126.362 1.138.221 1.153.200 1.142.179 1.124.870 1.116.308 1.105.912 1.100.471 1.101.356 1.112.421 1.096.420 1.071.846 1.063.154 1.064.377 1.067.287 1.078.212 1.096.520 1.112.959 1.129.128 96,4 97,5 97,7 98,7 100,0 99,0 97,5 96,8 95,9 95,4 95,5 96,5 95,1 92,9 92,2 92,3 92,6 93,5 95,1 96,5 97,9 875.816 882.449 875.114 880.150 887.564 880.000 861.548 850.948 843.452 834.585 832.531 833.541 823.939 805.988 796.097 791.914 792.299 797.554 807.874 816.257 825.654 98,7 99,4 98,6 99,2 100,0 99,1 97,1 95,9 95,0 94,0 93,8 93,9 92,8 90,8 89,7 89,2 89,3 89,9 91,0 92,0 93,0 14.577.000 14.975.000 15.191.000 15.498.000 15.931.000 16.165.000 16.429.000 16.847.000 17.093.000 17.263.000 17.325.000 17.432.000 17.296.000 16.802.000 16.539.000 16.833.000 17.197.000 17.520.000 17.817.000 18.024.000 18.343.000 91,5 94,0 95,4 97,3 100,0 101,5 103,1 105,7 107,3 108,4 108,8 109,4 108,6 105,5 103,8 105,7 107,9 110,0 111,8 113,1 115,1 665.565 646.995 628.658 618.176 609.123 593.743 580.425 571.629 565.268 559.651 552.680 547.284 541.901 531.333 523.824 510.767 506.954 503.360 503.341 502.749 502.029 109,3 106,2 103,2 101,5 100,0 97,5 95,3 93,8 92,8 91,9 90,7 89,8 89,0 87,2 86,0 83,9 83,2 82,6 82,6 82,5 82,4 Belastungszahl nach Fällen 17 17 17 18 18 18 19 20 20 21 21 21 21 21 21 21 22 22 22 22 22 Index Belastung 1995=100 92,7 94,5 96,7 98,1 100,0 102,3 106,2 110,3 112,9 115,2 115,9 116,5 117,0 116,1 115,7 118,4 120,9 122,4 122,9 123,0 123,8 V K = V o llkr ä fte D ie P e r so n a lb e la s tu n g s z a h l n a c h F ä lle n ist vo n ve r .d i n a c h d e r M e th o d e d e s S ta tistisc h e n B u n d e s a m ts b e r e c h n e t wo r d e n . S ta tistisc h e s B u n d e s a m t, F a c h se rie 1 2 , R e ih e 6 .1 .1 . G ru n d d a te n d e r K r a n ke n h ä u s e r 2 0 1 1 , d o r t: E r lä u te r u n g e n . D ie Z a h l e r g ib t sic h a ls F a llz a h l d ivid ie r t d u r c h V o llkrä fte im J a h re sd u rc h sc h n itt. Q u e lle : S ta tis tis c h e s B u n d e s a m t ve rs c h ie d e n e Ja h re , B e re c h n u n g e n In d e x u n d B e la s t u n g s z a h l n a c h F ä lle n : ve r. d i 2 . 2 0 1 3 Ein Wirtschaftssystem das sittliche und menschliche Gesichtspunkte außer acht lässt, gleicht einer jener Wachsfiguren, die Leben vortäuschen und doch nicht das Leben des lebendigen Körpers besitzen. In jeder Krise scheitern diese neumodischen Wirtschaftssysteme an der Praxis. Und Nationen oder einzelne, die diese Systeme zu Maximen ihres Handelns machen, müssen scheitern. (Mahatma Gandhi) Gute Qualität – Gute Arbeit: Wie sind sie vereinbar? Vielleicht, indem wir uns dagegen stemmen, dass soziale Arbeit immer mehr nur nach wirtschaftlichen Aspekten bewertet wird!!!