Dirty Laws, Dest Records/Eigenvertrieb, 1994
Transcription
Dirty Laws, Dest Records/Eigenvertrieb, 1994
Dirty Laws, Dest Records/Eigenvertrieb, 1994 Larry Lehmann Vocals Robin Nunn Guitars Norbert Fuhrmann Guitars Michael Nolte Drums Manfred Schyma Bass Produziert von: Get Rhythm Länge: 50 Min 20 Sek Medium: CD 1. 2. 3. 4. 5. Rocking To Your Heart 6. Better Keep Cool One Never Learns 7. Dirty Laws Baby, Baby, Bye, Bye 8. Can't Let You Go Come Back 9. The Georgia Song Make Me Feel So Fine 10. Rock Circus Manchmal schreibt man eine CD-Kritik nur deshalb, weil man Lust hat, der Kapelle eins reinzuwürgen weil sie einen ärgert (selten). Oder man kriegt eine uralte Scheibe in die Finger, die kein Mensch noch irgendwo finden kann, und die rockt dermaßen klasse, dass man nicht dran vorbei kommt, ein paar lobende Worte zu verlieren (schon öfter). In diesem Fall ist es Lob, das mich verleitet. GET RHYTHM heißt die Band und es gibt sie seit 25 (!!) Jahren. Allerdings kommen die Jungs (ahäm...) von irgendwo aus dem Teutoburger Wald und das mag eventuell die Begründung sein, dass nix rechtes passiert in Punkto Popularität. Oder sind es nervende Besetzungswechsel in Verbindung mit bandinternen Streitigkeiten bezüglich Richtung, Ziele, Motivation und Zukunftschancen? Ich weiß es nicht, namentlich bekannt gemacht wurde mir die Band von MODERATE PACE-Mastermind Butcher anlässlich seines großartigen Artikels über Southern Rock im Printmagazin "Gitarre & Bass". Und außerdem gibt es noch "liebende" Fans da draußen, die sich um die schreibende Zunft kümmern und es mir besorgen, das Material... Okay, meine Zeilen hier gehen mit Sicherheit ins Leere, die Platte ist 10 Jahre alt und wohl nicht mehr zu kriegen, selbst die Homepage der Band gibt keine Hinweise auf Kontakt- oder Bestellmöglichkeiten. Fakt ist aber, dass "Dirty Laws" eine der besten deutschen Rock & RollScheiben der letzten 20 Jahre ist. Ach ja, Rock & Roll. Da war noch was. In die Abteilung "Southern Rock" gehört "Dirty Laws" definitiv nicht! Wir reden hier von zünftigem Rock, der seine Wurzeln irgendwo zwischen den STONES (in Rock Circus gibt es den zugehörigen Tribute), ZZ TOP, EAGLES und SKYNYRD hat. Sänger Larry Lehmann - inzwischen wohl lange nicht mehr dabei erinnert mit seiner lässig-hohen Stimme an den Sänger von HANG LOOSE aus der Schweiz. Und da ist noch ein vergleichbarer Sänger vor meinem geistigen Ohr, auf den ich ums verrecken seit Wochen nicht komme. Auf jeden Fall ist Larry ein toller Schreihals gewesen, eher aus der Hardrock-Boogie-Ecke, als aus dem Southern-Genre. Direkt der Opener Rocking To Your Heart könnte von KROKUS oder ähnlichen Rock & Roll-Anwanzern sein. Das fährt aber auch rein... alle zwei Gitarren rocken sich einen ab, nicht sonderlich kompliziert zwar, dafür um so einprägsamer. Ein Königreich für so ein Rock'n'RollBoogie-Solo! Druckvoll, funky, direkt vom Ohr in den Bauch und dann ins Bein. Im Anschluss ein bisschen Westcoast mit verstärktem Groove-Faktor, und auf richtige Plattitüden verstehen sie sich auch: Baby, Baby, Bye, Bye strotzt vor Klischees. Dafür rockt die Nummer aber auch schweinisch. Hätte der Mischer das Schlagzeug noch ein klein wenig mehr in den Vordergrund geschoben, dann hätten wir eine Nummer, die den GEORGIA SATELLITES auch ganz gut stehen würde. So ist es halt nur eine krachende Partynummer... GET RHYTHM waren 1994 in den Vereinigten Staaten von Absurdistan und haben dort eine kleine Tour gemacht und in Athens, Ga. die Aufnahmen zu dieser CD erledigt. Insofern klingt die südstaatliche Coolness schon durch, Make Me Feel So Fine macht, was es qua Titel verspricht. Das hat schon was ganz besonderes, auch wenn der Sound insgesamt etwas zu basslastig-dröhnig ist, aber das kann man ja mittels Knopfdreh regulieren. Guitar-overdrive dann wieder in Better Keep Cool, das sind diese einfach strukturierten Knacker, die einer gewissen Zielgruppe in Sekunden das Herz brechen. Das ist wie mit den Frauen. Es soll Männer geben, denen kann man die Schiffer auf den Bauch binden... Der Schreiber bevorzugt gefühlsechte Musik und Mädels. Was immer in diesen letzten zehn Jahren mit der Band passiert ist, wenn sie 2004 noch vergleichbar geil rocken, dann haben sie vom Home of Rock (namentlich dem Verfasser) jede Unterstützung garantiert. Die paar Füller auf der CD kann man locker verkraften, denn insgesamt ist "Dirty Laws" eine CD, die so wunderbar kommt, wie es in Deutschland allerhöchstens drei, vier andere Bands schaffen. P.S.: Mir ist noch ein Demo neueren Datums bekannt, das zwar relativ unproduziert (und zum Teil live aufgenommen) ist, aber durchaus Klasse hat. Fred Schmidtlein, 29.02.2004