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BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERAT M1 Frühjahrshochwasser im Osten und Südosten Deutschlands Seit Mitte Mai haben großräumige und intensive Niederschläge im Südosten Deutschlands, im nördlichen und westlichen Tschechien sowie im Süden Polens zu einem teils massiven Anstieg der dortigen Wasserstände und Abflüsse geführt. In Deutschland ist hiervon in erster Linie die Oder betroffen. Die Schifffahrt ist dort bis auf Weiteres eingestellt. Auch an Elbe und Donau sind die Wasserstände auf Hochwasserniveau. An der deutschen Oder wurde seit dem 26. Mai, stromabwärts gestaffelt, nach und nach überall die höchste Warnkategorie, Hochwasseralarmstufe 4, ausgerufen. Die zur Verfügung stehenden Polder wurden zur Verminderung der herabströmenden Wassermengen geflutet. Die dynamische Entwicklung der Hochwasserwelle wird aus Abbildung 1 deutlich; hier bestehen deutliche Parallelen zum Oderhochwasser von 1997. Das Anschwellen der Oder vom durchschnittlichen monatlichen Höchststand bis zu einem ersten Scheitelstand dauerte jeweils nur wenig mehr als 10 Tage. Allerdings liegt das bis heute (4.6.2010) bei inzwischen rückläufigen Wasserständen erreichte Abflussmaximum am Pegel Hohensaaten-Finow um rund 250 m³/s unter dem von 1997. 3000 2750 2010 2500 1997 2250 Q (m³/s) 2000 1750 1500 1250 1000 750 mMHQ mMQ 500 250 01 .D ez 01 .N ov 01 .O kt 01 .S ep 01 .A ug 01 .J ul 01 .J un 01 .M ai 01 .A pr 01 .M rz 0 Abb. 1: Pegel Hohensaaten-Finow/Oder, Abflussganglinien der Hochwasserjahre 1997 und 2010 (Bezugsperiode für die vieljährigen mMQ (mittlere monatliche Abflüsse) und mMHQ (mittlere monatliche Höchstabflüsse) ist der Zeitraum 1921-2009) Im längerfristigen Vergleich der Spitzenabflüsse (Abb. 2) wird deutlich, dass der (vorläufige) Höchstabfluss dieser Tage immerhin der fünfthöchste Hochwasserscheitel im neunzigjährigen Zeitraum 1921-2010 ist. Derzeit sinken die Wasserstände an der Oder wieder, allerdings verlangsamt angesichts weiterer ergiebiger Niederschläge in den oberen Teilen der Einzugsgebiete. Aus der - 1 - BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERAT M1 Vergangenheit ist bekannt, dass sommerliche Hochwasserereignisse an der Oder durchaus von längerer Dauer sein können. Beispiele dafür sind die Jahre 1926 und 1997. Über die diesbezügliche weitere Entwicklung informiert das Landesumweltamt Brandenburg unter der Internet-Adresse: http://www.luis.brandenburg.de/w/hwmz/frankfurt/oder/pegel/W7100015/ Pegel Hohensaaten-Finow (Oder): Jahres-HQ 3000 (Periode 1921-2010; der Wert für 2010 ist vorläufig ) 2500 m³/s 2000 1500 1000 500 19 21 19 25 19 29 19 33 19 37 19 41 19 44 19 49 19 53 19 56 19 61 19 65 19 69 19 73 19 77 19 81 19 85 19 89 19 93 19 97 20 01 20 05 20 09 0 Abb. 2: Pegel Hohensaaten-Finow/Oder, Hochwasserscheitelabflüsse (HQ), Periode 1921 - 2010 Durch eine ausgeprägte osteuropäische Tiefdruckwetterlage kam es in den letzten Tagen, bis heute andauernd, ähnlich wie an der Oder auch in den Stromgebieten von Elbe und Donau zu intensiven Regenfällen. Örtlich wurden dabei bis zu 80 l/m²/d erreicht. Dadurch bauten sich rasch regionale Hochwasser auf, die nun aus den Nebengewässern der Elbe und der Donau zuströmen. Die daraus resultierenden Hochwasserwellen sind derzeit (4.6.2010) noch im Anstieg begriffen. Nach Berechnung der zuständigen Landeshochwasserzentralen werden sie aber keine extremen Ausmaße annehmen und jeweils unter der höchsten Warnstufe bleiben. Allerdings sind die höchsten schiffbaren Wasserstände (HSW) an der Donau teils bereits überschritten, was Schifffahrtseinstellung nach sich zieht (z.B. Pegel Vilshofen / Donau: W4.5.10 489cm – HSW 470cm ü.PNP). An der deutschen Elbe ist dagegen ein Überschreiten der HSW-Marken derzeit nicht in Sicht. Details und ständige Aktualisierungen hierzu für die Elbe aus dem Landeshochwasserzentrum Sachsen (im Internet http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/ wasser_13482.html) und für den bayrischen Donauraum vom Hochwassernachrichtendienst des Freistaats Bayern unter http://www.hnd.bayern.de/. - 2 - BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERAT M1 Weitere Hintergrundinformationen enthält auch die BfG-Informationsplattforn UNDINE, u. a. zu Wasserbeschaffenheit und zu historischen Extremereignissen (im Internet unter http://undine.bafg.de). Koblenz, den 4.6.2010 J.U. Belz W. Wiechmann - 3 -