Artikel als PDF herunterladen
Transcription
Artikel als PDF herunterladen
POOL-INFO: FORMENBAU Überwachen von Heißkanalwerkzeugen Folgeschäden abwenden Durch einen Bruch oder schleichende Leckagen entstehen bei Heißkanalwerkzeugen immer wieder große Schäden. Das kann verhindert werden: Frühzeitiges Erkennen eines defekten Heißkanalsystems mit dem Mould Protection System (MPS) reduziert die Reparaturkosten deutlich. Die Hersteller von Heißkanalsystemen haben in der Vergangenheit große Entwicklungsanstrengungen unternommen, um die Entstehung von Leckagen zu vermeiden. Trotzdem treten durch die hohen mechanischen und thermischen Belastungen des Werkzeugs immer wieder Schäden an Heißkanalsystemen auf, die zu Leckagen und zum Eindringen von Schmelze in die Werkzeughohlräume führen. Die Spritzgießwerkzeuge müssen dann mit hohem Arbeitsaufwand demontiert und gereinigt werden. Die Mechanik und die Elektrik der Heißkanalsysteme sind meist nicht mehr zu retten. Durch Ersatzbeschaffung, Reinigungsarbeiten und Produktionsausfall entstehen sehr Das MPS erkennt Leckagen durch Messung einer Druckdifferenz. (Bilder: wf plastic) Das Mould Protection System MPS lässt sich leicht in eine Anlage integrieren. schnell hohe Kosten, die bei großen Werkzeugen 50 000 Euro und mehr betragen können. Schon immer gab es daher Bemühungen, Heißkanalleckagen durch Detektionssysteme frühzeitig zu erkennen. Die entwickelten Systeme arbeiteten meist mit Druck-, Temperatur- oder Widerstandssensoren. Gelegentlich werden auch Schaugläser zur Überwachung eingesetzt. Diese Systeme waren sehr störanfällig, unzuverlässig oder teuer und konnten sich in der betrieblichen Praxis nicht durchsetzen. Mit dem neuartigen Mould Protection System steht jetzt erstmalig ein Überwachungssystem zur Verfügung, das durch den Betrieb mit Druckluft preiswert und wartungsarm arbeitet. Durch geringfügige Werkzeuganpassungen können sowohl Neuwerkzeuge als auch bestehende Spritzgießwerkzeuge mit dem MPS ausgerüstet werden. Das System ist nicht werkzeug- oder maschinengebunden und kann daher für die Überwachung verschiedener Spritzgießwerkzeuge eingesetzt werden. Überwachung durch Differenzdruckmessung Bernd Fein und Dipl.-Ing. Thomas Wodke, beide Geschäftsführer wf plastic GmbH, Lüdenscheid 36 Über einen Druckluftanschluss und einen Druckregler wird das System mit einem Arbeitsdruck von 0,4 bis 1,0 bar versorgt. Der entstehende Luftstrom wird im Gerät in zwei Teilströme aufgeteilt. Ein Luftstrom wird zu den Überwachungsbohrungen geleitet. Die PLASTVERARBEITER 55. Jahrg. (2004) Nr. 11 Überwachungsbohrungen sind im Spritzgießwerkzeug in der Nähe möglicher Leckagestellen angeordnet. Sie sollen einen Durchmesser von 0,4 bis 0,8 mm und eine Länge zwischen einem und 5 mm aufweisen. Oft bietet es sich an, zwischen den Werkzeugplatten oder in Werkzeughohlräumen Kupferrohre mit entsprechenden Überwachungsbohrungen zu verlegen. Diese Überwachungsstellen können direkt die einzelnen Heißkanaldüsen kontrollieren. Der zweite Luftstrom wird über eine Blendenscheibe mit Kalibrierdüsen abgeleitet. Das System ist mittels eines Differenzdrucksensors so kalibriert, dass keine Druckdifferenz zwischen den beiden Luftströmen „Überwachungsbohrungen“ und „Kalibrierdüse“ besteht. Bei einer Leckage des Heißkanalsystems verschließt die austretende Schmelze die der Leckagestelle nächstgelegene Überwachungsbohrung. Dadurch ist das Druckgleichgewicht zwischen den beiden Luftströmen gestört und der Drucksensor detektiert die Leckage. Die Leckagemeldung erfolgt am MPS-Gerät und lässt sich optional an die Maschinensteuerung übertragen. Der Luftverbrauch des MPS zur Überwachung von sechs Werkzeugpositionen bei einem Betriebsdruck von 1 bar ist mit maximal 30 Liter pro Minute gering. Die durch diesen Luftstrom in das Spritzgießwerkzeug eingeleitete Kühlleistung beträgt insgesamt weniger als 120 Watt. Diese Kühlleistung ist in der Gesamtwärmebilanz des Werkzeugs praktisch vernachlässigbar, wenn zum Beispiel die Heizleistung üblicher Heißkanalsysteme oder die Wärmeabfuhr durch das Temperiersystem gegenübergestellt werden. Die Luft wird bereits in den Zuleitungen zu den Überwachungsbohrungen deutlich erwärmt. Im Bereich der Überwachungsbohrung oder der Heißkanaldüse findet daher keine nennenswerte Beeinflussung durch den Luftstrom statt. Bei einer Betriebszeit von 8 000 Stunden pro Jahr betragen die Druckluftkosten für den Betrieb des MPS weniger als 100 Euro pro Jahr. Das System ist sowohl bei einer schleichenden Leckage als auch bei einem Bruch im Heißkanalsystem geeignet, den Folgeschaden gering zu halten. Durch die Detektion einer Leckage und die entsprechende Meldung an die Maschinensteuerung lässt sich bereits der auf einen Bruch folgende Einspritzvorgang stoppen. Es wird somit keine weitere Kunststoffschmelze in die Werkzeughohlräume eingespritzt. Weitere Schäden an den elektrischen Zuleitungen und an der Mechanik werden so vermieden. Der Reinigungsaufwand verringert sich deutlich. Des Weiteren kann die Lagerhaltung für Ersatz- und Austauschteile zur Reparatur von Heißkanalwerkzeugen reduziert werden. Das Spritzgießwerkzeug steht der Produktion schneller wieder zur Verfügung. Bei der Wiederinbetriebnahme von reparierten Heißkanalwerkzeugen kann durch die Überwachung mit dem MPS-Gerät der Erfolg der Reparatur während der Produktion überwacht werden. Die Investitionen für das MPS-Gerät und für die Werkzeuganpassung haben sich so schnell amortisiert. wf plastic, Lüdenscheid Halle 9.1, Stand H101 PLASTVERARBEITER 55. Jahrg. (2004) Nr. 11 37