Chemie-Tarifrunde 2016

Transcription

Chemie-Tarifrunde 2016
EINE FRAGE DER GERECHTIGKEIT
Deine Arbeit ist
MehrWert
STABILES WACHSTUM • EUROPA AUF ERHOLUNGSKURS •
DYNAMISCHE WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG • STEIGENDE DIVIDENDEN • HOHE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT • WACHSENDE
MARKTANTEILE • BEMERKENSWERTE INVESTITIONSWELLE
Die wirtschaftlichen Aussichten sind gut. Die Renditen steigen. Klar, dass nun ein kräftiges Einkommensplus für die
Beschäftigten auf der Tagesordnung steht. Klar auch, dass
die Arbeitgeber sich gerade
wieder einmal arm rechnen,
denn: Es ist Tarifrunde. Doch
jeder unvoreingenommene
Blick auf die Zahlen zeigt,
dass es den Anteilseignern
besser geht, als jemals zuvor:
TARIFRUNDE
CHEMIE
2016
Dividenden, Renditen, Investitionen steigen. Gleichzeitig
steigt die Anzahl der „inneren Kündigungen“. Steigender
Druck, wachsende Zukunftsängste und
zunehmende
Ungerechtigkeit sind einige
der Gründe. Darüber werden
wir in der kommenden Tarifrunde mit den Arbeitgebern
sprechen. Und natürlich:
Über eine kräftige Entgelterhöhung.
DAS WOLLEN WIR
Fünf Prozent mehr für alle Beschäftigten und eine Erhöhung
der Ausbildungsvergütung für
alle Lehrjahre um 70 Euro.
Mit dieser Forderung geht die
IG BCE Hessen-Thüringen
in die aktuelle Chemie-Tarifrunde. Das hat die hessische
Tarifkommission einstimmig
beschlossen. Außerdem sollen der Tarifvertrag „Zukunft
durch Ausbildung“ und Regelungen zum Berufseinstieg
weitergeführt werden. Die Flächentarifverträge in der chemischen Industrie gelten für
rund 94.000 Beschäftigte in
hessischen Betrieben. Die Verhandlungen zwischen IG BCE
und dem Arbeitgeberverband
HessenChemie beginnen am
30. Mai in Bad Soden.
PETER HAUSMANN, TARIFEXPERTE DER IG BCE:
EIN ABSCHLUSS AUF HÖHE DER ZEIT DIE KOSTEN DER
UNGERECHTIGKEIT
Verlierer
Gewinner
Horst Seehofer
Trotz seines Widerstands wird die Bundesregierung das Gesetz
gegen den Missbrauch
von Leiharbeit und
Werkverträgen auf den
Weg bringen.
Laurence D. Fink
Der CEO des Merck
Anteilseigners Blackrock
freut sich. Seit 2009 steigen Merck-Dividenden
ständig und haben sich
zwischenzeitlich mehr
als verdoppelt.
SINKENDE BINDUNG
Entwicklung der Mitarbeiter ohne emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen.
2001
15%
2002
16%
2003
18%
2004
18%
2005
18%
2006
19%
2007
20%
2008
20%
2009
23%
2010
ANTEIL DER BESCHÄFTIGTEN
21%
2011
23%
2012
24%
2013
25%
2014
26%
2015
0
28%
10
Die deutsche Volkswirtschaft wächst
stabil, Europa liegt weiter auf Erholungskurs, eine Zunahme der
weltwirtschaftlichen Dynamik ist
absehbar.
Davon wird auch die chemische
Industrie profitieren. Die Branche
ist gut aufgestellt und baut ihre
Marktanteile dank einer hohen
Wettbewerbsfähigkeit aus.
20
Basis: Beschäftigte ab 18 Jahre | Quelle: Gallup u.a.
30
An dieser Entwicklung haben die
Beschäftigten entscheidenden Anteil. Deshalb muss es neben Dividendenerhöhungen und Steigerung der Gewinnmargen auch eine
kräftige Erhöhung der Tarifentgelte geben.
RINGEN UM GERECHTIGKEIT
Das ist nicht zuletzt eine Frage der
Gerechtigkeit. Mit Bedacht haben
wir die Chemie-Tarifrunde unter
das Motto ‚Deine Arbeit ist MehrWert‘ gestellt. Es kann nicht sein,
dass die Kluft zwischen Kapitaleinkommen und Arbeitnehmereinkommen ständig größer wird.
ENGAGEMENT FÜR AUSBILDUNG
Das Abkommen über die Ausbildungszahlen in der chemischen Industrie läuft Ende 2016 aus. Die IG
BCE will diesen Vertrag fortführen
und weiterentwickeln. Zugleich will
die Gewerkschaft die Regelungen
„Start in den Beruf “ und „StartPlus“ auf die Höhe der Zeit bringen.
Das Ergebnis ist alles andere als
erfreulich: Jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland hat innerlich
gekündigt, fand kürzlich das Beratungsunternehmen Gallup heraus. Der Grund: Die emotionale Bindung der Beschäftigten an
ihren Arbeitgeber ist seit Jahren
rückläufig. Mitarbeiter, die keine
emotionale Bindung ans Unternehmen haben und sich nicht mit
der Firma identifizieren, zeigen
kaum Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft. Sie verbuchen
jährlich 3,5 Krankheitstage mehr
als motivierte Arbeitnehmer. Allein diese Fehltage kosten die
deutsche Wirtschaft über 10 Milliarden Euro jährlich. Die Gründe
für den Verlust der Motivation:
Immer mehr Beschäftigten fühlen
sich kaum wertgeschätzt und ungerecht behandelt.
utes !
G
s
a
w
t
s
i
s
a
d
...
Industriegewerkschaft
Bergbau, Chemie, Energie
Die Renditen und Dividenden
steigen. Heißt das auch: Steigende
Löhne?
Nicht automatisch. Und schon gar
nicht, wenn es nach den Arbeitgebern geht. Die haben erst kürzlich
verkündet, die Lage der Branche
lasse „keine großen Sprünge zu“.
Das kennen wir allerdings schon
seit Jahren. Immer pünktlich zur
neuen Tarifrunde brechen die Armutsängste im Arbeitgeberlager
aus. Wenige Monate davor – und
danach – werden dann wieder Rekordzahlen verkündet und Dividenden in Milliardenhöhe ausgeschüttet.
www.arbeitgebertest24.de
Volker Weber
Landesbezirksleiter und Verhandlungsführer der IG BCE Hessen-Thüringen
Also alles nur Show?
Show gehört dazu, glauben zumindest die
Arbeitgeber. Und natürlich ist die Lage
in der Branche ja auch nicht homogen.
Da gibt es Unternehmen mit Rekordgewinnen und zugleich Mittelständler, die
hart kalkulieren müssen. Das wissen wir.
Deshalb gehen wir auch nicht mit Maximalforderungen in die Verhandlungen,
sondern mit einer seriösen Verhandlungsgrundlage. Denn wir wollen den Flächentarif auch langfristig als Grundlage gerechter Einkommensregelungen sichern.
Das ist auch im Interesse der Unternehmen.
Die IG BCE fordert 5 Prozent, die IG Metall hat kürzlich 4,8 Prozent abgeschlossen. Die Größenordnung scheint also zu
passen.
Entscheidend ist am Ende, was in unserer
Branche möglich ist, und vor allem auch:
Wie aktiv unsere Mitglieder in der Tarifrunde werden.
Die IG Metall hat immerhin eine Gesamtlaufzeit von 21 Monaten vereinbart. Und
dafür haben sich 760.000 Mitglieder mit
Aktionen engagiert. Ein Selbstläufer wird
also unsere Tarifrunde nicht. Da müssen
wir uns alle gemeinsam schon mächtig
anstrengen ...
So heißt die viel beachtete Internetseite, auf der die
IG BCE Hessen-Thüringen
alle Unternehmen listet, die
sie betreut. Sie informiert
auch darüber, welche dieser
Unternehmen sich zum Flächentarif bekennen und einen Betriebsrat haben. Eine
wichtige Informationsquelle
für Bewerberinnen und Bewerber. Und eine Würdigung
jener Sozialpartner, die Tarif
und Mitbestimmung leben ...
STIMMEN AUS DER TARIFKOMMISSION
Die IG BCE ist eine durch und
durch mitgliederorientierte Organisation. Das gilt auch für ihre Tarifarbeit. Die Forderungen werden
nicht von irgendwelchen Vorständen festgelegt, sondern zunächst
breit in den Betrieben diskutiert.
Viele wissen es nicht, aber
nur die Mitgliedschaft in
der IG BCE sichert den
Rechtsanspruch auf tarifliches Entgelt. Sie ist der
einzige Partner, der Tarife
verhandeln und überwachen kann.
Und: Die Tarife gelten
verbindlich auch nur für
Gewerkschaftsmitglieder!
Deshalb jetzt Mitglied werden. Je mehr wir sind, desto mehr können wir erreichen!
Ja, ich möchte mit Euch über
eine Mitgliedschaft reden!
Name
Telefon
Abgeben beim Betriebsrat oder
bei jedem Gewerkschaftskollegen
bzw. jeder Gewerkschaftskollegin.
Die oft ganz unterschiedlichen Ergebnisse aus den Betrieben werden dann
von der jeweiligen Tarifkommission gesichtet und letztlich in einem gemeinsamen Forderungskatalog gebündelt.
Die ehrenamtlichen Mitglieder der
Chemietarifkommission Hessen haben
in diesem Jahr beschlossen, eine Entgelterhöhung um 5 Prozent zu fordern.
Einige Kollegen aus gut florierenden
Unternehmen hätten durchaus mehr
gefordert, doch am Ende brauchen
wir einen Abschluss den alle gut geführten Unternehmen auch tragen
können. Hierzu einige Stimmen von
Mitgliedern der Tarifkommission:
Michael Till
Vanessa Pruß
Jugendtarifkommissionsmitglied
Hessen
„Wir fordern eine wirksame Erhöhung
der Ausbildungsvergütung, sowie die
Weiterführung des Tarifvertrages
„Zukunft durch Ausbildung“, damit
unsere Zukunft gesichert bleibt und
wir Jugendlichen eine planbare Zukunftsperspektive haben.“
Marianne Maehl
Bayer CropScience, Frankfurt-Höchst
„Für die Anteilseigener gibt es reichlich
Rendite und dicke Dividenden. Wir
setzen uns gemeinsam dafür ein, dass
auch wir Beschäftigten davon etwas
abbekommen.“
Continental, Korbach
„5 Prozent halte ich für angemessen.
Unsere Kolleginnen und Kollegen
leisten unter dem immer mehr zunehmenden Druck in den Unternehmen
großartige Arbeit und haben sich eine
anständige Tariferhöhung verdient.
Daher heißt es: Deine Arbeit ist MehrWert!“
FAIRNESS-ZEUGNIS FÜR ARBEITGEBER
Note 1, 2
Note 3
Note 4
Note 5, 6
Das gewerkschaftliche Onlinemedium
KLARTEXT befragte seine knapp
20.000 Leserinnen und Leser in Hessen-Thüringen nach deren Einschätzung: Sie sollten ihren Arbeitgeber
in Bezug auf Fairness und sozialpartnerschaftliches Verhalten mit den
klassischen Schulnoten bewerten.
Fast ein Drittel der Befragten vergab
erstklassige Noten. Doch immerhin
ein Fünftel der Unternehmen hat das
Klassenziel nicht erreicht. Es gibt
also noch eine Menge Luft für Verbesserungen.
V.i.S.d.P.: Volker Weber, Herausgeber: IG BCE Landesbezirk Hessen-Thüringen, Mainzer Straße 81, 65189 Wiesbaden, Tel. 0611 9884990, Text: stratopol, Gestaltung: www.celin.design, Fotos: Freud, World Econcomic Forum, Helge Krückeberg, IG BCE, stratopol, Ylva Sommer, Druck: BWH GmbH - Die Publishing Company - Beckstraße 10 - 30457 Hannover.
DIE LISTE DER
DER FLÄCHENTARIF SOLL GERECHTIGKEIT GESTALTEN TARIFTREUEN
INTERVIEW MIT VOLKER WEBER, VERHANDLUNGSFÜHRER DER IG BCE:

Documents pareils