Know-How Am Berg
Transcription
Know-How Am Berg
Know-How Am Berg Wesentliches zu Ausrüstung, Planung und Seiltechnik Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Bergsteiger und Kletterer kommen mit überraschend wenig Knoten aus. Diese müssen allerdings beherrscht werden, damit auch in Extremsituationen wie Dunkelheit, Zeitdruck, Ermüdung und Notfall die schnelle und richtige Anwendung gewährleistet ist. Achtung! Knoten kräftig festziehen und prüfen! Seilenden lang genug lassen: Mindestens 10 cm muss das Seil – bzw. Reepschnurende aus dem Knoten herausstehen! Übung macht sicher! Auf die Darstellung ausgedienter Knoten (z.B. Spierenstich oder einfacher Bulin) haben wir bewusst verzichtet. Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Einfacher geht’s nicht. Der Sackstich ist nach wie vor der einfachste Knoten zum Verbinden von zwei Seilen. Wir verwenden ihn beim Abseilen oder zum Knüpfen einer Schlinge. Sackstichknoten Sackstichschlinge Sackstich Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Der Achter ist der klare Favorit unter den Anseilknoten: Einfach, mit einem Blick zu kontrollieren und auch nach Sturzbelastung noch gut lösbar. Achterknoten Achterschlinge Achterknoten Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Ein etwas komplexer, aber komfortabler und sicherer Knoten. Speziell geeignet für das Standplatzauge. an dieser Seite des Auges ziehen Doppelter Bulin Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Unser bevorzugter Klemmknoten in der Rettungstechnik und als Sicherung beim Abseilen. Reicht die Klemmwirkung der gut geeigneten 6mm Reepschnur nicht aus, muss den zwei Umschlingungen eine dritte hinzugeführt werden. Auch mit Bandschlingen funktioniert der Prusik. Prusikknoten Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Er wird auch Bandschlingen-Klemmknoten genannt. Mit diesem Knoten klemmen auch moderne, sehr schmale Bandschlingen perfekt. Bandschlingen werden dadurch vielfach zum perfekten Reepschnurersatz und sind diesen – gerade was die Bedienung betrifft – häufig sogar überlegen. Tipp: Drei, bei sehr glatten und dünnen Seilen vier Windungen nach oben wickeln. Kreuzklemmknoten Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Der Grundstein der Partnersicherung. Egal für welches Sicherungsgerät Du Dich entscheidest, die Halbmastwurfsicherung (HMS) musst Du beherrschen. Die HMS darf nur in Verbindung mit einem HMS-Karabiner (birnenförmiger Karabiner mit Verschlusssicherung) angewandt werden. Halbmastwurf Für Fortgeschrittene: Der Halbmastwurf soll auch mit nur einer Hand hergestellt werden können. Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Unser Knoten für die Selbstsicherung! Ohne den Knoten zu lösen kann die Länge der Selbstsicherung beliebig eingestellt werden. Auch nach starker Belastung gut lösbar. Mastwurf Für Fortgeschrittene: Auch der Mastwurf soll mit nur einer Hand hergestellt werden können – für extreme Standplätze und bei der Rettungstechnik. Know-How am Berg Kapitel 1 Knoten D AV S u m m i t C l u b Sackstich Achterknoten Doppelter Bullin Prusikknoten Bandschlingen-Klemmknoten Halbmastwurf Mastwurf Ankerstich Vorrangig zum Abbinden von Haken und in Kombination mit Pickelsicherung. Ankerstich zum Abbinden eines Normalhakens Ankerstich zur Befestigung einer Bandschlinge an einem Pickel Ankerstich Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Hüftgurt Der Hüftgurt hat sich als die Standard-Anseilmethode etabliert. Nach heutigen Erkenntnissen bietet sie den gleichen Sicherheitsstandard wie die ehemals favorisierte kombinierte Anseilmethode mit dem Anseilpunkt zwischen Nabel und Brustbein. Voraussetzung ist allerdings der perfekte Sitz des Hüftgurtes, der bei Kindern und stark übergewichtigen Personen nicht immer gegeben ist. Achtung! Rucksacklasten, ungenügende Passform oder schlechter Trainingszustand können ein Argument für die kombinierte Anseilmethode sein. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Hüftgurt Hüftgurt mit selbstblockierendem Verschluss Hüftgurt mit Gurtverschluss, der rückgefädelt werden muss Typische Hängeposition mit Hüftgurt Kombinierte Anseilmethode mit Hüft- und Brustgurt: Auch ohne Muskelarbeit ist eine Kopf-oben-Position gewährleistet. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Hüftgurt Rückfädeln und Festziehen Mit welchem Verschlusssystem ist mein Hütfgurt ausgestattet? Muss mein Gurt rückgefedelt werden oder besitzt er einen selbstblockierenden Verschluss, bei dem dies nicht erforderlich ist? Unabhängig vom Verschlusssystem: Jeder Gurt muss gut festgezogen werden! Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Direktes Anseilen Direkt einbinden mit gestecktem Achter. Das Seil wird dem Anseilring des Hüftgurtes nachgeführt. Direktes Anseilen stellt die ideale Verbindung zwischen Seil und Gurt dar. Dabei wird das Seil exakt dem Anseilring (folgend rot gekennzeichnet) des Hüftgurtes nachgeführt. Der Achterknoten, in diesem Fall als „gesteckter Achter“ oder als „doppelter Bulin“ ausgeführt, dient als Anseilknoten. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Direktes Anseilen Direkt einbinden mit Halbseilen oder Zwillingsseilen. Ein Seil wird links, eines rechts dem Anseilring nachgeführt. Die Einbindemethode bei Halbseilen oder Zwillingsseilen erleichtert die Übersicht bei der Halbseiltechnik, bei der die Seilstränge einzeln in Zwischensicherungen eingehängt werden können (nur mit Halbseilen erlaubt, nicht mit Zwillingsseilen). Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Anseilen mit Karabiner Ist direktes Anseilen nicht möglich oder zu zeitraubend, werden Seil und Anseilring mit zwei Karabinern mit Verschlusssicherung verbunden. Dieser Standard hat sich beim Topropeklettern, bei Seilrutschen und in Seilgärten etabliert. Bei alpinen Anwendungen (z.B. Gletscherseilschaften) bewerten wir einen einzigen Karabiner mit Verschlusssicherung in Kombination mit dem Partnercheck als ausreichend. Verschlusssicherung mit Arretierung („Safe-biner“) sind in diesem Fall den klassischen Schraubkarabinern überlegen, da ein allmähliches Aufdrehen der Verschlusshülse ausgeschlossen ist. Oder: Im Zweifelsfall auch alpin zwei Karabiner verwenden! Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Anseilen mit Karabiner Achtung! Ein Anseilkarabiner muss immer mit einer Verschlusssicherung ausgestattet sein: Entweder klassische Schraubverschlüsse oder automatische Verschlusssicherungen mit Arretiermechanismus (z.B. Petzl „Ball Lock“) kommen in Betracht. Niemals Twistlockkarabiner als Anseilkarabiner verwenden, da bereits eine Vierteldrehung genügt, um den Verschluss zu öffnen. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Anseilen mit Karabiner Anseilen mit einem Karabiner (z.B. Gletscherseilschaft): Verschlusssicherung mit Arretierung sind in diesem Fall den klassischen Schraubkarabinern überlegen. Anseilen mit zwei Karabinern: Zwei Karabiner mit Verschlusssicherung werden gegengleich in den Hüftgurtring gehängt. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Anseilen mit Karabiner im Klettersteig Hüftgurt mit Klettersteigset: Mittels Ankerstich wird das Klettersteigset mit Anseilring befestigt. Rast- und Quergangschlinge: Eine zusätzlich mittels Ankerstich in den Anseilring eingeknotete Bandschlinge mit HMS-Karabiner kann als Rastschlinge oder als zusätzliche Sicherung in Quergängen verwendet werden. Know-How am Berg Kapitel 2 Anseilen D AV S u m m i t C l u b Klettersteigtechnik Auch beim Umhängen an einer Verankerung bleibt die Sicherung durch einen Strang des Klettersteigsets aufrecht. Beim Klettern selbst werden immer beide Stränge eingehängt. Tipp: Ökonomisch gelingt das Umhängen dann, wenn man beim Steigen die Klettersteigkarabiner mit der Hand gleich mitschiebt. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Allgemein Kletterhallen und Klettergärten sind heute die bevorzugten Sportstätten der Kletterer. Wesentliche Merkmale sind: Zuverlässige Zwischensicherung und Umlenkpunkte Geringe Abstände zwischen den einzelnen Sicherungspunkten Geringe Routenlänge bzw. Wandhöhe: Nach Erreichen des Umlenkpunktes – „top“ – wird der Kletterer wieder abgelassen Der Sichernde steht am Boden und sichert am Körper. K eine Alpinen Gefahren. Allerdings kann Steinschlag in Klettergärten ein Thema sein! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Allgemein Achtung! Unfallursache Nummer eins in Hallen und Klettergärten ist der „Faktor“ Mensch durch mangelnde Aufmerksamkeit, fehlende Kompetenz und geringes Gefahrenbewusstsein. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Partnercheck Die elementare Standardmaßnahme für Anfänger und Experten vor dem Losklettern! Der Partnercheck verhindert typische Blackout-Fehler, vor denen auch sehr erfahrene Kletterer nicht gefeit sind. Der Partnercheck ist ein Merkmal eines professionellen Umgangs mit Risiken! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Partnercheck Zum Partnercheck gehören: 1. Kontrolle des Anseilknotens 2. Kontrolle des Gurtverschlusses 3. Kontrolle des Sicherungsgerätes 4. Kontrolle der Verschlusssicherung des Sicherungskarabiners 5. Kontrolle des abgeknoteten Seilendes Beide Kletterer kontrollieren wechselseitig die Sicherungsmaßnahmen des Partners. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Partnercheck 1. D er Anseilknoten ist vollständig und richtig geknotet. 2. D er Gurt ist festgezogen und rückgefädelt. 4. Die Karabiner-Verschlussicherung ist zu: Prüfung mit Hand! 3. Das Sicherungsgerät ist richtig eingelegt. Funktionstest bei Selbstblokierenden Geräten durch kurzen, ruckartigen Zug. 5. Das Seilende ist mit einer Achterschlinge abgeknotet. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Standort des Sichernden Der Sichernde muss verhindern, dass er beim Sturz seines Partners umgerissen wird und dass ihm sein Partner auf den Kopf fällt. Die richtige Position ist daher nahe der Wand und schräg versetzt unter dem kletternden Partner. Achtung! Der Routenverlauf kann einen Standortwechsel des Sichernden erfordern, um den Sturzraum freizuhalten oder um Sichtkontakt herzustellen. Der richtige Standort des Sichernden: nahe der Wand, seitlich der Falllinie Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Sturzzug Das Risiko, emporgerissen zu werden, besteht bei großem Gewichtsunterschied, größeren Sturzhöhen, sowie bei reibungsarmem Seilverlauf. Selbstsicherung mittels Bandschlinge am Baum Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Sturzzug Bei großem Gewichtsunterschied und bei reibungsarmen Seilverlauf (Halle!) besteht für den Sichernden das Risiko, empor- oder umgerissen zu werden. Kontrollverlust über das Sicherungsgerät und Kollision mit dem Vorsteiger sind mögliche Szenarien. Eine Möglichkeit das Emporgerissenwerden zu verhindern, besteht durch Selbstsicherung mittels einer Bandschlinge an einem Baum oder an einem anderen Fixpunkt. Für diesen Fall empfehlen wir die Halb-Mastwurf-Sicherung. Achtung! Das Gewicht des Sichernden darf maximal 30 % unter dem Gewicht des Vorsteigers liegen. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri Sichern ist Präzisionsarbeit! Schließlich hältst Du das Leben deines Partners in Deinen Händen. Daher müssen alle Handgriffe perfekt ausgeführt und automatisiert werden, um auch einen überraschenden Sturz zuverlässig halten zu können. Minimales Schlappseil durch exaktes Sichern: Durch rasches Seileinholen und Seilausgeben wird das Seil zum Sichernden möglichst kurz gehalten! Seil ausgeben, Seil einholen, bremsen und blockieren, ablassen – immer gilt das „Bremshandprinzip“: In jedem Augenblick der Seilbedienung umschließt die Bremshand das Bremsseil! Ebenso wichtig ist es, das „Schlappseil“ möglichst kurz zu halten. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS 1 Sichern mit Tuber D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 2 Grundlegende, universelle und gutmütige Sicherungsmethode für alle Bergsportbereiche. Stärken: Hohe Bremskraft Schwächen: Krangelbildung (Abhilfe: gegenläufig parallele Seilführung, von oben, vor allem beim Ablassen), Bedingung kraftaufwendig, stärkere Seilabnutzung, da Seil über Seil läuft, blockiert nicht selbsttätig (Schließen der Bremshand ist notwendig). Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS 1 Sichern mit Grigri 2 Grundhaltung beim Sichern mit HMS, auf jeden Fall Karabiner mit Verschlusssicherung verwenden. Sichern mit Tuber D AV S u m m i t C l u b Ablassen mit HMS Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber 1 2 3 D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 4 Für Einsteiger und Fortgeschrittene der wichtigste Gerätetyp für das Partnersichern in Hallen und Klettergärten. „Tuber“ sind heute in vielen unter-schiedlichen Ausführungen erhältlich. Bekannte Modelle: VC, ATC-XP, Reverso, Lucky u. a. m. Stärken: Gutes Handling, schnelles Seileinholen/-ausgeben, dynamische Bremswirkung, Seiltrennung bei Doppelseil, keine Krangelbildung. Schwächen: Relativ geringe Bremskraft (Abhilfe durch Tuber mit Bremsschlitzen), blockiert nicht selbsttätig. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber 1 2 3 D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 4 Seilbedienung: Seilausgeben 1. Grundhaltung Bremshand seitlich am Oberschenkel in 20 – 30 cm Abstand zum Sicherungsgerät. 2. Die Führungshand rutscht gegen das Sicherungsgerät, Bremshand nach hinten. 3. Die Führungshand zieht das Seil nach oben, Bremshand „schiebt“ das Seil Richtung Sicherungsgerät. 4. Die Führungshand greift und Bremshand rutscht (Bremshand prinzip) zurück in die Grundhaltung Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber 1 2 3 D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 4 Seilbedienung: Seileinholen 1. Grundhaltung. 2. Die Führungshand Führungshand rutscht nach oben, Bremshand zum Sicherungsgerät 3. Führungshand zieht das Seil Richtung Sicherungsgerät, Bremshand zieht das Seil schräg nach oben durch das Sicherungsgerät 4. Bremshand wird sofort wieder mit gespanntem Seil bogenförmig nach unten geführt 5. Führungshand und Bremshand rutschen zurück in Grundhaltung Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber 1 2 3 D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 4 Seilbedienung: Ablassen 1. Grundhaltung 2. Seil einholen 3. Seil spannen 4. Seil voll belasten – den Partner „dichtholen“ 5. Ablassen: Führungshand und Bremshand sind unterhalb des Sicherungsgerätes Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 1 2 Das Grigri ist das wichtigste Sicherungsgerät, das selbsttätig blockiert: Die Blockierung des Seiles bei einem Sturz erfolgt prinzipiell auch ohne Schließen der Bremshand. Stärken: Blockiert selbsttätig, dadurch wird die Sicherungsarbeit deutlich entspannter. Schwächen: Statische Bremswirkung. Versteckte Möglichkeiten der Fehlbedienung erfordern eine ebenso intensive Schulung wie die anderen Sicherungsgeräte! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten Partnersicherung Sichern mit HMS Sichern mit Tuber D AV S u m m i t C l u b Sichern mit Grigri 1 2 Seilbedienung 1. Grundhaltung beim Sichern mit Grigri 2. 3. Schnelles Seilausgeben beim Grigri: Auch beim schnellen Seilaus geben bleibt das Bremsseil von vier Fingern der Bremshand umschlossen. Nur der abgespreizte Daumen drückt gegen den Blockiermechanismus („Gaswerk-Methode“) Ablassen mit Grigri: Eine Hand bleibt am Bremsseil! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Zwischensicherung Hohe Zuverlässigkeit und geringer Abstand der Sicherungspunkte sind wesentliche Merkmale beim Klettern in Hallen und Klettergärten. Risiko „grounder“: In der Halle oder im Klettergarten kann es bei schlampiger, nachlässiger Sicherung trotz eingehängter zweiter, dritter – oder sogar noch vierten – Zwischensicherung bei ungünstigen Hakenabständen zu Stürzen bis zum Boden kommen. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Zwischensicherung Wesentlich gesteigert wird dieses Risiko durch zu frühes, überstrecktes Einhängen in die Zwischensicherung, da in diesem Fall viel Schlappseil entsteht. Ideal ist das Klippen von Zwischensicherungen auf Brust- oder Hüfthöhe. Grounder: Bei guter Sicherung aber zu frühem Klippen ist ein Sturz auf den Boden möglich. Richtiges Einlegen des Seiles in der Zwischensicherung: Das Seil läuft von hinten durch den Karabiner und – bei schrägem Routenverlauf – über den geschlossenen Schenkel nach oben. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Zwischensicherung Risiko Selbstaushängen: Das (geringe) Risiko des Selbstaushängens besteht sowohl für die Expressschlinge (Aushängen aus dem Haken) als auch für das Seil (Aushängen aus dem Karabiner). Gleich ausgerichtete Karabiner und richtiger Seilverlauf schaffen Abhilfe. Seil „klippen“: Das Einhängen des Seils mit nur einer Hand ist eine wichtige Grundfertigkeit und muss geübt werden. Klippen, Variante 1: Der Mittelfinger fixiert den Karabiner, Daumen und Zeigefinger klippen das Seil. Klippen, Variante 2: Der Daumen fixiert den Karabiner, der Zeigefinger klippt. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Sturz Stürze in der Halle und im Klettergarten sind gut kontrollierbar. Senkrechte bzw. überhängende Routen mit verlässlichen Zwischensicherungen in moderatem Abstand schaffen ein „sturzfreundliches“ Gelände. Richtiges Verhalten bei einem Sturz muss sowohl vom Stürzenden als auch vom Sichernden geübt werden. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Sturz Körperhaltung beim Sturz: Achtung: Nie mit dem Fuß hinter das Seil steigen! Dynamisch Bremsen, dem Sturzzug „nachgeben“: Der sichernde Partner geht dem Sturzzug bewusst einen Schritt entgegen und erhöht damit die dynamische Wirkung des Bremsvorganges. Der Sturz wird „weicher“. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Ablassen Nach dem Erreichen der Umlenkung („top“) wird der Kletterer vom Sichernden abgelassen. Zu beachten sind: Die Qualität des Umlenkpunktes überprüfen! Achtung: Nur über Karabiner bzw. Metallteile ablassen. Kommunikation: Der Kletterer signalisiert dem Sichernden, dass er die Umlenkung eingehängt hat (Handzeichen, Rufzeichen) Achtung: Kommunikation nicht immer möglich! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Ablassen Seilkommando „Zu“: Der Sichernde spannt das Seil und nimmt den Kletterer voll auf Zug. Wichtig: Der Kletterer setzt sich erst dann ins Seil, wenn er deutlich spürt, dass sein Körpergewicht gehalten wird. Seilkommando „Ab“: Langsam und gleichmäßig ablassen! Das Seilende: Der Achterknoten im Seilende ist eine Standardmaßnahme und verhindert das Durchrutschen der Seilenden durch das Sicherungsgerät. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Ablassen Zu beachten: Informiere deinen Partner, wenn du die Umlenkung eingehängt hast („Zu, ab!“)! Setz´ dich erst ins Seil, wenn dein ganzes Körpergewicht vom Sichernden gehalten wird! Extrem gefährlich: Der Partner übersieht beim Ablassen das freie Seilende! Ein Achter knoten im Seilende ist ein elementarer Sicherheitsstandard! Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Toprope Während beim Vorstiegsklettern immer die gesamte Sicherungskette mit allen Zwischensicherungen aktiv ist, reduziert sich beim Toprope die Sicherungskette auf den Umlenkpunkt als einzigen Fixpunkt! Besondere Sorgfalt ist daher angebracht: Die Qualität der Verankerung muss absolut zuverlässig sein; bzw. aus zwei Fixpunkten bestehen (Redundanz). Die Umlenkung sollte aus mindestens zwei Karabinern und zwei voneinander unabhängigen Fixpunkten bestehen, um das Risiko des Selbstaushängens verlässlich auszuschließen. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Toprope Nie eine einzelne Expressschlinge als einzige Toprope-Umlenkung verwenden! Toprope-Umlenkpunkt: Variante 1 : Die letzte Zwischen sicherung auf der Seite des Sichernden bleibt eingehängt. Variante 2: Der Kettenstand wird durch eine Express schlinge ergänzt. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b „Umbau“ am Umlenkpunkt Ideal – und in vielen Klettergärten heute Standard – sind Umlenkpunkte, in die das Seil direkt eingehängt wird (Umlenkkarabiner, spezielle Topropehaken). Ist das nicht möglich, z. B. bei einem Ring, muss das Seil durchgefädelt werden. Die hier vorgestellte Umbaumethode stellt sicher, dass neben der Selbstsicherung am Umlenkpunkt immer auch die Sicherungskette und die Partnersicherung aktiv bleiben. Nur so kann auch die provisorische Selbstsicherung an Expressschlingen akzeptiert werden. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Umbau nach DAV-Lehrmeinung Sichern Schritt 1 – 3: 1. Provisorische Selbstsicherung mit Expressschlinge 2. Ca. zwei Meter Seil einholen 3. Achterschlinge knoten und mit Schrauber in den Anseilring hängen Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Umbau nach DAV-Lehrmeinung Sichern Schritt 4 – 6: 4. Ausbinden und das Seil von unten durch den Umlenkpunkt aus Metall fädeln 5. Wieder direkt einbinden und Schlinge lösen 6. Eine Hand bleibt am Seil. Erst wenn der Seilzug des sichernden Partner deutlich spürbar ist, die Selbstsicherung aushängen und sich ins Seil hängen. Know-How am Berg Kapitel 3 Sichern in Halle und Klettergarten D AV S u m m i t C l u b Umbau nach DAV-Lehrmeinung Der Vorteil dieser etwas aufwändigeren Technik liegt darin: Dass sie immer möglich ist. Auch bei Ösen mit kleinem Durchmesser, durch die nur ein Seilstrang passt. Zudem ist der Kletterer beim Ablassen wieder direkt eingebunden. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Allgemein Der Standplatz ist eine „Insel der Sicherheit“ für Selbst- und Partnersicherung. Ein Versagen kann den Absturz der Seilschaft zur Folge haben. Grundsätze beim Standplatzbau: Redundanz schaffen: Prinzipiell wollen wir am Standplatz mindestens zwei voneinander unabhängige Fixpunkte (Redundanz). Der Stand an einem einzigen Sicherungspunkt muss gut begründet sein. Rechtzeitig Stand machen: Besser bereits nach 30 m einen vorhandenen Standplatz nützen, als das Seil bis zum letzten Meter ausklettern. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Allgemein Grundsätze beim Standplatzbau: E rst planen, dann handeln: Ich baue meinen Standplatz erst, wenn ich eine klare Vorstellung vom fertigen Standplatz habe. Ordnung: Am Standplatz ist es wichtig, Übersicht zu bewahren und sorgfältig mit Karabinern, Schlingen und dem losen Seil zu agieren. Zügig arbeiten Schnell sein ist am Berg ein Sicherheitsfaktor! Übung und Routine im Standplatzbau helfen, wertvolle Zeit zu sparen. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Der Zentralpunkt Der „Zentralpunkt“ ist jener Punkt, der mit allen Fixpunkten des Standplatzes möglichst unmittelbar verbunden ist. Hergestellt wird der Zentralpunkt (ZP) mit einem geknoteten Auge. In diesen werden die Karabiner (mit Verschlusssicherung!) für die Selbst- und Partnersicherung eingehängt. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Der Zentralpunkt Mittels HMS-Karabiner mit Karabinern für Selbstund Partnersicherung Mittels Bandschlinge, abgeknotet mit doppeltem Bulin („weiches Auge“) in einer Reihenverankerung. Durch abgeknotete Bandschlinge („weiches Auge“) bei einer fixierten Ausgleichsverankerung. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einem einzigen Fixpunkt verlangt nach Rechtfertigung: Nur wenige Verankerungen kommen dafür in Frage: Verbundanker (Klebe-Bohrhaken) Die Redundanzempfehlung gilt heute auch bei Verbundankern! Trotzdem halten wir es für verantwortbar, notfalls an einem einzigen Verbundanker einen Standplatz zu errichten (oder daran abzuseilen). In diesem Fall muss der Haken nach folgenden Gesichtspunkten kontrolliert werden: Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Der Haken ist in kompaktem, geschlossenen Fels gesetzt. Er wackelt nicht (Drehmoment-Test mit querliegendem Karabiner als Hebel). Die Hakenöse liegt direkt am Fels auf Der Mörtel ist hart und trocken und muss das gesamte Bohrloch ausfüllen. Der Haken ist als Markenprodukt erkennbar (kein Eigenbau). Der Sicherheitslevel von Spreizankern (Expansions-Borhaken) wird niedriger eingeschätzt, weil es eine große Vielfalt an Spreizankern und Laschen gibt und eine Einschätzung sehr schwierig ist, bzw. Markenprodukte kaum von Eigenbauhaken zu unterscheiden sind. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Achtung! Stand an einem einzigen Verbundanker ist nur als Notlösung akzeptabel! Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einem Baum In Frage kommen lebende Bäume ab Oberarmstärke. Um eine ungünstige Hebelwirkung zu vermeiden, muss der Baum möglichst tief mittels Bandschlinge und Ankerstich abgebunden werden. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einem Klemmblock Große Blöcke oder eingeklemmte Steine können eine „Sanduhr“ bilden. Die Stabilität resultiert hier aus dem Eigengewicht der Felsen oder aus der Klemmwirkung. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einer Sanduhr Die Gütekriterien bei Sanduhren sind, dass sie rissfrei „gewachsen“ sind und einen entsprechenden Durchmesser (mindestens Handgelenkstärke) haben. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einem Felskopf Der Felskopf muss rissfrei – „gewachsen“ – und ausreichend groß sein, um den sicheren Sitz der Bandschlinge zu gewährleisten. Achtung! Felsköpfe können Belastungen nur nach unten aufnehmen. Stürzt der Vorsteiger in eine Zwischensicherung, kann die Schlinge nach oben weggerissen werden! Daher sollten Kopf- und Blockschlingen beim Vorstiegsichern grundsätzlich nach unten verspannt werden. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Achtung! Das Spannen allein mit unserem Körpergewicht über die Selbstsicherung kann eine Ausnahme sein, wenn: Der Felskopf besonders gut ausgeprägt ist. ie Platzverhältnisse eine ideale Positionierung des Sichernden D erlauben. Ungefähr gleich schwere Kletterer miteinander unterwegs sind. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 1: Stand mit einem Fixpunkt Stand an einer Kopfschlinge ohne Verspannung: Bei dieser „Notlösung“ fixieren wir mit unserem Körpergewicht die Blockschlinge nach unten. Die Partnersicherung für den Vorsteiger erfolgt nun besser über den Körper . Eine erste Zwischensicherung verhindert eine Sturzbelastung direkt auf den Sichernden. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 2: Reihenverankerung Die Reihenverankerung bietet eine sehr einfache Möglichkeit, zwei Fixpunkte zu verbinden. Bei Sturzbelastung übernimmt hier ein einzelner Fixpunkt die Fangstoßkraft, der zweite Fixpunkt schafft Redundanz. Anwendung: Immer dann, wenn am Standplatz zumindest ein Norm-Borhaken vorhanden ist. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 2: Reihenverankerung Mögliche Kombinationen sind: 2 Bohrhaken 1 Bohrhaken, 1 Normalhaken 1 Bohrhaken, 1 mobile Sicherung (Klemmkeil, Klemmgerät, Schlinge) Hinweis: Der Zentralpunkt bei der Reihenverankerung wird immer am unteren Fixpunkt hergestellt! Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 2: Reihenverankerung Aufbau Reihenverankerung mit Seil Am schnellsten kann die Reihenverankerung mit dem Kletterseil hergestellt werden. Ideal ist diese Variante, wenn in Wechselführung geklettert wird. Reihenverankerung mit Seil: Nur bei Wechselführung zu empfehlen. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 2: Reihenverankerung Aufbau Reihenverankerung mit Bandschlinge Den „weichen“ Zentralpunkt bildet eine kurze, ca. 10 cm lange Achterschlinge – oder professioneller – eine Doppelschlinge, die mithilfe eines „doppelten Bulins” hergestellt wird. Reihenverankerung mit Bandschlinge: Den Zentralpunkt („weiches Auge”) bildet eine kurze Sackstichschlinge oder eine doppelte Bulinschlinge. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 2: Reihenverankerung Mit einem Sackstich wird anschließend die Bandschlinge so verkürzt, dass eine möglichst enge (kraftschlüssige) Verbindung zwischen den Fixpunkten entsteht. In Mehrseillängenrouten mit gebohrten Standplätzen kann diese Standplatzschlinge bereits vorbereitet am Körper mitgetragen werden. Ideal ist diese Variante, wenn man in „Raupe“ klettert (immer derselbe Vorsteiger). Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 2: Reihenverankerung Stand „Nachkommen!“ Aufbau einer Reihenverankerung mit vorbereiteter Bandschlinge: Ideal für „Raupentechnik“ in Routen mit gebohrten Standplätzen. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 2: Reihenverankerung Fixierter Ausgleich: Die Bandschlinge wird lotrecht nach unten gespannt und dann mittels Sackstich abgeknotet. Fixierter Ausgleich: Die Kevlarschnur ermöglicht das direkte Fädeln durch die Fixpunkte. Ideal als Abseilstand. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 3: Kräfteverteilung Die Kräfteverteilung ist unser bevorzugter Standplatztyp an Normalhaken, Klemmkeilen und Klemmgeräten. Bei Sturzbelastung besteht einerseits Redundanz, zum anderen entlasten wir den einzelnen Fixpunkt. Im Idealfall, bei einem Winkel von 0° im Kräftedreieck, beträgt die Entlastung 50%. Ein Winkel von 90° soll nicht überschritten werden. Zur Herstellung der Kräfteverteilung dienen Bandschlingen mit 240 cm Umfang oder Reepschnüre aus Polyamid oder Dyneema. Die Befestigung in den Fixpunkten erfolgt mittels Karabinern oder durch direktes Einfädeln der Bandschlinge (mittels Ankerstich) oder der Reepschnur. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz Standplatzbau im Fels D AV S u m m i t C l u b Typ 3: Kräfteverteilung Kräfteverteilung im Kräftedreieck Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 3: Kräfteverteilung Abgeknotetes Kräftedreieck: Bei vertikal versetzten Fixpunkten. Das Abknoten verhindert, dass der Zentralpunkt beim Versagen des oberen Fixpunktes weit nach unten gerissen wird. Abgeknoteter Ausgleich: Ein Sackstichknoten auf Höhe des unteren Fixpunktes dient als “Stopp-Knoten”, wenn der obere Fixpunkt versagt. Das Eindrehen der Bandschlinge verhindert ein Durchrutschen bei Ausbruch eines Fixpunktes. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels „Stand!“ Typ 3: Kräfteverteilung „Nachkommen!“ Aufbau einer abgeknoteten Ausgleichsverankerung mit vorbereiteter Standplatzschlinge. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 3: Kräfteverteilung Fixierter Ausgleich: Bei Fixpunkten auf gleicher Höhe. Bei dieser Variante – die auch bei Abseil-Fixpunkten häufig eingesetzt wird – ist die Ausgleichs-Funktion allerdings nicht mehr vollständig gegeben, da der Zentralpunkt durch den Sackstich fixiert ist. Fixierter Ausgleich: Die Bandschlinge wird lotrecht nach unten gespannt und dann mittels Sackstich abgeknotet. Fixierter Ausgleich: Die Reepschnur ermöglicht das direkte Fädeln durch die Fixpunkte. Ideal als Abseilstand. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Fels Typ 3: Kräfteverteilung Abgespannte Kräfteverteilung: Bei Standplätzen an Klemmkeilen oder Klemm- geräten. Nachdem diese mobilen Fixpunkte nur nach unten belastbar sind, kann ein Verspannen sinnvoll sein. Die Kräfteverteilung verhindert, dass bei Sturzzug nach oben die Verteilung umschlägt. Abgespannte Kräfteverteilung: Der Zentralpunkt der abgeknoteten Ausgleichsverankerung wird mit dem Seil nach unten verspannt. Abgespannte Kräfteverteilung: Der Zentralpunkt der fixierten Ausgleichsverankerung wird mit einer Bandschlinge nach unten verspannt. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Eis Standplatz an Eisschrauben Die Haltekraft moderner Eisschrauben in solidem Eis liegt deutlich über 10 kN. Daher empfehlen wir die Reihenschaltung. Falls in einer schlechten Eisqualität Stand gebaut werden muss, gelten die Regeln wie für die fraglichen Fixpunkte (Kräfteverteilung). Achtung! Der Bereich um die Eisschrauben gilt als „heiliges Eis“ – d. h. besondere Sorgfalt bei der Beurteilung der Eisqualität und kein unnötiges Herumpickeln im Nahbereich! Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Eis Bei solidem Eis im Schatten Setzwinkel: Der ideale Setzwinkel von Eisschrauben ist abhängig von den Eisbedingungen: Bei solidem Eis im Schatten (keine Gefahr des Ausschmelzens) erreicht eine 10 – 15° in Belastungsrichtung gesetzte Eisschraube eine deutlich höhere Haltefestigkeit als beim lange Zeit empfohlenen Setzwinkel von ca. 10° gegen die Belastungsrichtung. In „warmen“ Eis Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Eis 1. 2. Setzen von Eisschrauben: Diese Methode wird nur als absolute Notlösung empfohlen!!! Damit man währen des Setzens einer Eisschraube (als Zwischensicherung oder beim Standplatzbau) gesichert ist, wird ein gut verankertes Eisgerät als Zwischen sicherung verwendet, während man in Hüfthöhe die Eisschraube eindreht. Erst wenn die Eisschraube eingehängt ist, wird die Sicherung aus dem Eisgerät entfernt. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatz in Schnee und Firn In Schnee und Firn werden Verankerungen mit dem Pickel oder auch mit dem Ski hergestellt. Spezielle „Firnanker”, die auf Expeditionen als Verankerungen für Fixseile zum Einsatz kommen, konnten sich in den Alpen nicht durchsetzen. T-Anker („Toter Mann“) Aufwändig, aber dafür zuverlässig, ist der waagrecht im rechten Winkel zur Belastungsrichtung eingegrabene Pickel. Wird der umgebene Schnee gut verdichtet und läuft die Bandschlinge flach nach vorne aus, bietet ein „Toter Mann“ auch die Möglichkeit, einen Vorsteiger zu sichern. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatzbau im Eis Achtung! Wichtig ist es, die Bandschlinge, die am Pickelschwerpunkt mittels Ankerstich befestigt wird, möglichst flach in Zugrichtung auslaufen zu lassen, um ein Aushebeln zu verhindern. Der T-Anker: Ist die zuverlässigste Verankerung im Firn. Die Eingrabetiefe liegt – je nach Verhältnissen und Anwendung – zwischen 30 und 80 cm. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatz in Schnee und Firn Sitz-Steckpickel Mit dieser Technik erreichen wir deutlich bessere Haltewerte als mit der klassischen Pickelsicherung. Das gelingt einmal durch das Sitzen am Kopf des senkrecht (mit der Haue quer) eingerammten Pickels, zum anderen durch eine „Ausgleichs verankerung“ zwischen dem Körper (Hüftgurtring) und dem Pickel. Dieser „Ausgleich“ wird mittels einer kurzen Bandschlinge hergestellt, die vor dem Einrahmen mit einem Ankerstich am Pickelkopf befestigt und mittels Schrauber in den Anseilring des Hüftgurtes gehängt wird. In dieser Schlinge wird nur die Partnersicherung (HMS) eingehängt. Achtung! Nur zum Sichern des Nachsteigers empfohlen. Know-How am Berg Kapitel 4 Standplatz D AV S u m m i t C l u b Standplatz in Schnee und Firn Sitz-Steckpickel Dieser „Ausgleich“ wird mittels einer kurzen Bandschlinge hergestellt, die vor dem Einrahmen mit einem Ankerstich am Pickelkopf befestigt und mittels Schrauber in den Anseilring des Hüftgurtes gehängt wird. In dieser Schlinge wird nur die Partnersicherung (HMS) eingehängt. Das Körpergewicht sichert den Pickel, der „Ausgleich“ mittels Bandschlinge verteilt die Kräfte auf Pickel und Körper. Achtung! Nur zum Sichern des Nachsteigers empfohlen. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Allgemeines In Fels- und Eistouren mit mehreren Seillängen gewinnen Faktoren wie Wetter, Zu- und Abstieg zunehmend an Bedeutung. Aber auch die Seil- und Sicherungstechnik wird im Vergleich zu Halle und Klettergarten deutlich anspruchsvoller. Zusätzlich zum Thema Standplatzbau sind eine Reihe von Zusatzleistungen zu erbringen. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends Haken Im alpinen Gelände müssen oft Zwischensicherungen selbst angebracht werden. Sinnvollerweise macht man das möglichst direkt vor schweren Stellen. Da hier nicht immer „etwas geht“, sollte man gute Möglichkeiten auch im leichteren Gelände nutzen, um eine Basis zu schaffen. Eine stabile, entspannte Situation ist wichtig, um in Ruhe die Sicherung solide platzieren zu können. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen 1 Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends Haken 2 Diese Felsstrukturen können mit Bandschlingen oder Reepschnur (ab 7 mm) genutzt werden. Dünne Sanduhren lassen sich leichter mit extrem dünnen DyneemaBandschlingen oder mit Kevlar-Reepschnüren fädeln; die Reepschnur muss man dann allerdings verknoten, evtl. mit einer Hand. Die Felsstruktur muss stabil sein, die Belastung sollte auf ihre stärkste Zone wirken. Dazu legt man bei senkrechten Strukturen die Schlinge „offen“ um die Basis. Mit einem abschliessenden Ankerstich oder Schleifknoten kann man das Verrutschen der Schlinge verhindern. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherunge im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen 1 Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends Haken 2 Bei gutem Fels hängt die Haltekraft nur vom Schlingenmaterial ab. Mit vernähten Bandschlingen, Kevlar-Reepschnur und Polyamid-Reepschnur ab 7 – 8 mm Durchmesser erreicht man praxistaugliche Werte. Platzierung von Köpfl- und Sanduhrschlingen Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen D AV S u m m i t C l u b Klemmkeile 1 Friends Haken 2 Keile besitzen, je nach Modell, mehrere konische (sich verjüngende) Seitenpaare. Diese Keilform platziert man in eine ähnliche geformte Rissverengung und fixiert sie mit einem sanften Ruck am Drahtkabel. Diese Keilform platziert man in eine ähnliche geformte Rissverengung und fixiert sie mit einem sanften Ruck am Drahtkabel. Zum Entfernen den Klemmkeil leicht nach oben, nach vorne oder hinten ziehen und dann aus dem Riss heben. Ein Klemmkeilentferner kann dabei helfen. Keile nicht zu tief in den Riss legen; Sie sind besonders schwer zu entfernen. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen D AV S u m m i t C l u b Klemmkeile 1 Friends Haken 2 Durch die Keilform wirken extrem hohe Kräfte auf die Risswände, deshalb ist solider Fels besonders wichtig; Schuppen können abgesprengt werden. Die Bruchkraft ist auf dem Keil oder der Schlinge angegeben. Möglichkeiten Hexentrics richtig zu platzieren. Möglichkeiten Rocks richtig zu platzieren. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends 1 Haken 2 Friends und ähnliche Klemmgeräte klemmen durch ihren Mechanismus auch in Rissen mit parallelen oder sich weitenden Wänden. Allerdings nur, wenn sie richtig gelegt sind: Alle Segmente müssen gut am Fels anliegen, und der Winkel zwischen den Segmenten darf nicht zu groß und nicht zu klein sein. Bei Klemmgeräten ist die Bruchlast am Gerät angegeben. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends 1 Haken 2 Alle Segmente des Friends müssen gut am Fels anliegen und der Winkel zwischen den Segmenten darf nicht zu groß und nicht zu klein sein. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends Haken 1 2 Vorgefundene Haken sind zunächst willkommene Wegweiser; ob sie als Zwischensicherung taugen, muss kritisch geprüft werden. Bei Bohrhaken moderner Bauart (geklebt oder betoniert), darf man optimistisch sein („guter Fixpunkt“). Ältere Bohrhaken (Schraube geht in Dübel in Fels) sind schwierig zu beurteilen; vor allem wenn Rost am Bohrloch zu sehen ist, ist höchste Vorsicht angesagt. Auch Normalhaken können im Riss verrosten oder den Fels erodieren und schon bei geringen Belastungen versagen, selbst wenn der Hakenkopf noch glänzt. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten Sicherung im Fels Köpfl- und Sanduhrschlingen Klemmkeile D AV S u m m i t C l u b Friends Haken 1 2 Hartstahlhaken für Granit, Weichstahl haken für Kalk, in verschiedenen Formen wie Lost Arrow, Universalhaken, Knife blade und V-Profil. Vier bewährte Hakenformen Der Haken wird bis gut zur Hälfte in einen Riss gesteckt und mit dem Hammer eingeschlagen, „Singen“ kündet von gutem Formschluss. Entfernen durch Hin-und-Her-Hammerschläge, dann Rütteln mit Expressschlinge, die auch vor Verlust schützt. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilkommandos-Einfachseiltechnik Durch klare Kommunikationsregeln muss sichergestellt werden, dass immer alle Seilschaftspartner gesichert sind: Der Sichernde durch seine Selbstsicherung, der Vor - bzw. der Nachsteiger durch seinen sichernden Partner. Seilkommandos müssen möglichst reduziert und eindeutig sein. Die wichtigsten Kommandos sind „Stand“ und „Nachkommen“. Eventuell in Verbindung mit dem Namen des Partners, wenn mehrere Seilschaften unterwegs sind. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilkommandos im Detail Vorsteiger: „Stand!“ Standplatz ist aufgebaut, Vorsteiger selbstgesichert. Erst jetzt darf der Nachsteiger die Partnersicherung aushängen. Nachsteiger: „Seil ein!“ Der Nachsteiger hat die Partnersicherung ausgehängt, Vorsteiger kann Seil einholen. achsteiger: „Seil aus!“ N Seil ist eingezogen, Vorsteiger hängt Partnersicherung ein. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilkommandos im Detail Vorsteiger: „Nachkommen!“ Vorsteiger hat Partnersicherung eingehängt. Erst jetzt darf der Nachsteiger seine Selbstsicherung lösen. Nachsteiger: „Ich komme!“ Der Nachsteiger beginnt zu klettern. Oft ist es wichtig, sich auch wortlos zu verständigen und mit seinem Partner entsprechende Zeichen zu vereinbaren: z. B. dreimaliges ruckartiges Ziehen am Seil heißt „Stand“. Wiederum dreimaliges ruckartiges Ziehen nach dem Einziehen des Restseiles und einlegen der Partnersicherung heißt „Nachkommen“. Sich durch Pfeifen zu verständigen, ist eine weitere Möglichkeit. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilkommandos „Nachkommen“ „Stand“ „Seil ein“ „Seil aus“ „Ich komme“ Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Zweierseilschaft Die Zweierseilschaft ist der häufigste Seilschaftstyp in Mehrseillängentouren. Sie ermöglicht das zeitsparende „Überschlagen“ bzw. in „Wechselführungen“ Klettern: Der Nachsteiger wird nach Erreichendes Standplatzes zum Vorsteiger. Grundsätzlich stehen dieser Seilschaft drei Seiltypen zur Verfügung: Einfachseil, Halbseile oder Zwillingsseile (siehe Kapitel „Rund ums Seil“). Halbseile und Zwillingsseile bieten durch die zwei verschiedenfarbigen Seilstränge einen unschätzbaren Vorteil beim Abseilen bzw. bei einem Rückzug und sind daher bei langen, alpinen Unternehmen dem Einfachseil klar überlegen. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Halbseile bieten zudem die Möglichkeit, in „Halbseiltechnik“ zu klettern: In Zwischensicherungen werden die Seilstränge abwechselnd eingehängt. Dadurch kann der Seilverlauf möglichst reibungsfrei gestaltet und die Sturzbelastung auf die Zwischensicherung verringert werden. Mit Zwillingsseilen ist diese Anwendung nicht erlaubt! Hier müssen in jede Zwischensicherung immer beide Seilstränge eingehängt werden („Zwillingsseiltechnik“). Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Direktes Einbinden einer Zweierseilschaft mit Einfachseil und bei Verwendung von zwei Halb- oder Zwillingsseilen. Dabei wird ein Seil links, eines rechts dem Anseilring nachgeführt. Das erleichtert die Übersicht bei der Halbseiltechnik, bei der die Seile einzeln in Zwischensicherungen eingehängt werden. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Direktes Einbinden einer Zweierseilschaft mit Einfachseil (nächstes Bild links) und bei Verwendung von zwei Halb- oder Zwillingsseilen (rechts). Dabei wird ein Seil links, eines rechts dem Anseilring nachgeführt. Das erleichtert die Übersicht bei der Halbseiltechnik, bei der die Seile einzeln in Zwischensicherungen eingehängt werden. Halbseiltechnik: Die Seilstränge werden abwechselnd in die Zwischensicherung eingehängt. Nur mit Halbseilen erlaubt! Zwillingsseiltechnik: Bei dieser Verwendung müssen die Seilstränge immer paarweise in jede Zwischensicherung eingehängt. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Dreierseilschaft In einer Dreierseilschaft ist Wechselführung nicht sinnvoll, daher steigt immer derselbe Kletterer vor. Dies erfordert nun am Standplatz jedes mal einen Umbau von Selbst- und Partnersicherung, wodurch dieser Seilschaftstyp (meistens) langsamer ist als die Zweierseilschaft. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Aber es gibt auch Vorteile, die gerade bei extremen Unternehmungen deutlich hervortreten : In einer Dreierseilschft kann die Ausrüstung auf die zwei nachsteigenden Kletterer verteilt werden. Der Vorsteiger kann ohne Rucksack klettern. Die psychologische Situation ist entspannter. Im Notfall ist man zu dritt. Die Dreierseilschaft klettert mit zwei Halbseilen (keinesfalls mit Zwillingsseilen!). Dadurch kann jeder unabhängig klettern und optimal gesichert werden. Weniger Komfort bietet die Dreierseilschaft, die mit einem Einfachseil gebildet wird. Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Das gleichzeitige Nachsichern von zwei Personen wird häufig von Bergführern in leichten Routen und in kombinierten Gelände eingesetzt (Schwierigkeit II bis III). In schwierigen Klettertouren ist von dieser Methode abzuraten. Direktes Einbinden einer Dreierseilschaft mit Halbseilen. Die beiden Nachsteiger werden gemeinsam gesichert. Die Seilstränge werden abwechselnd in die Zwischensicherung eingehängt. Nur mit Halbseilen erlaubt! Know-How am Berg Kapitel 5 Sichern in Mehrseillängenrouten D AV S u m m i t C l u b Seilschaften Dreierseilschaft mit „Seilweiche“: Wird die Dreierseilschaft mit einem Einfachseil gebildet, wird der Mittelmann in einer ca. 40 cm langen Sackstichschlinge (Seilweiche) mit zwei Schraubkarabinern oder einem SafelockKarabiner eingehängt, um dadurch mehr Bewegungsfreiheiten zu erreichen. Der Abstand zwischen den beiden Nachsteigern beträgt drei bis fünf Meter. Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Allgemein Auf schnee- bzw. firnbedeckten Gletschern besteht das Risiko, unvermutet durch die Schneedecke zu brechen und in eine Gletscherspalte zu stürzen. Eine Besonderheit der Gletscherseilschaft ist, dass eine Aufgabentrennung in Sichern und Fortbewegen aus Zeitgründen nicht möglich ist. Daher besteht besonders in kleinen Seilschaften das Risiko, durch den Sturz eines Partners mitgerissen zu werden. Sehr wichtig in dieser Seilschaft ist „Seildisziplin“: Das Seil zwischen den Partnern muss möglichst straff sein. Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Einbinden ins Seil Eine kurze Achterschlinge wird in das Seil geknotet und mit einem Karabiner mit Verschlusssicherung im Anseilring eingehängt. Wir empfehlen hier Karabiner mit automatischer Arretierung anstelle von klassischen Schraubkarabinern da sich letztere selbständig aufdrehen können (oder man hängt einen zweiten Schraubkarabiner gegengleich zum ersten Schrauber ein.). Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Anseilabstände 9 – 12 – 18 Meter Der Standard-Anseilabstand in einer Gruppe beträgt neun Meter In der Dreierseilschaft verlängern wir ihn auf zwölf Meter In der Zweierseilschaft verlängern wir ihn auf 18 Meter. Das Restseil wird am besten im Rucksack verstaut. Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Anseilabstände 9 – 12 – 18 Meter Große Seilschaft: Seilschaften mit mehr als drei Personen sind der wirsamste Schutz gegen die Mitreißgefahr. Bei Anseilabständen von 9 Meter betragt die maximale Größe einer Gletscherseilschaft somit maximal 5 Personen (bei 50 m Seil). Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Anseilabstände 9 – 12 – 18 Meter Dreierseilschaft: Das Mitreißrisiko stellt – besonders bei geneigten Gletscherhängen – für die Dreierseilschaft bereits ein ernst zu nehmendes Risiko dar. Wir empfehlen je drei kurze Sackstichschlingen als „Bremsknoten“ und die Verlängerung des Anseilabstandes auf 12 Meter 1,5 1,5 1,5 Restseil 1,5 Restseil Seilmitte Know-How am Berg Kapitel 5 Gletscherseilschaft D AV S u m m i t C l u b Anseilabstände 9 – 12 – 18 Meter Zweierseilschaft: Die Zweierseilschaft ist auf Gletschern besonders gefährdet. Wenn möglich, sollte eine größere Seilschaft gebildet werden – z. B. mit einer fremden Zweierseilschaft eine Viererseilschaft. In der Zweierseilschaft beträgt der Anseilabstand mindestens 18 Meter. Drei Bremsknoten sind in diesem Fall ein muss. Und: Beide Partner müssen in Sachen Rettungstechnik absolut fit sein! Seilmitte 1,5 1,5 Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Allgemein Der eigentliche Abseilvorgang ist rasch erlernt. Sehr anspruchsvoll – und entsprechend ernst – wird das Abseilen, wenn man den gesamten Prozess betrachtet. Gerade Abseilen ist prädestiniert für Routinefehler durch Konzentrationsmängel und Geringschätzung der möglichen Gefahren. Es ist wichtig, das Abseilen in stressfreien Situationen schrittweise zu üben und zu automatisieren. Die anerkannten Sicherheitsstandards müssen auch bei großer Erfahrung penibel eingehalten werden. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Der Abseilpunkt Höchste Sorgfalt ist bei der Beurteilung der Fixpunkte gefordert. Das Abseilen an einem einzigen Fixpunkt muss gut begründet sein. Niemals an einem einzigen Normalhaken abseilen! Bei Normalhaken ist Redundanz eine unbedingte Forderung. Vorhandenes Schlingenmaterial muss kontrolliert und gegebenenfalls durch eigenes Band- oder Reepschnurmaterial ersetzt werden. Kritisch zu beurteilen ist die Lage des Abseilpunktes dahingehend, ob sich anschließend das Seil abziehen lässt. Wenn nicht, muss der Abseilpunkt verlegt oder verlängert werden (z. B. über eine Kante). Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Der Abseilpunkt Abseilen an zwei Normalhaken: Das Kräftedreieck wird in diesem Fall modifiziert und die Reepschnur abgeknotet. Das Seil direkt in eine Reepschnur oder Bandschlinge einzufädeln ist beim Abseilen möglich (im Gegensatz zum Ablassen!). Ein Karabiner gewährleistet, das sich das Seil abziehen lässt. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Der Abseilpunkt Selbstsicherung: Eine lange Bandschlinge (120 cm) wird mit einem Ankerstich im Abseilring fixiert und mittels Schrauber im Zentralpunkt eingehängt. Ein Sackstichknoten in Brustbeinhöhe für das Einhängen des Abseilgerätes ist bereits vorbereitet. Standard: Die Seilenden werden verknotet, um zu verhindern, dass über das Seilende hinausgeseilt wird! Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Selbstsicherung und Seilvorbereitung Da wir uns aus dem Seil ausbinden, wird die Selbstsicherung nun mittels Bandschlinge und einem Karabiner mit Verschlusssicherung hergestellt. Beim Einfädeln des Seiles in am Fels anliegende Abseilösen/ringe ist darauf zu achten, das sich das Seil reibungslos abziehen lässt. Die Seilverbindung beim Abseilen mit zwei Seilen erfolgt mittels Sackstich. Das Seil, das abgezogen wird, ist zu merken- „rot zieht“ – oder zu „markieren“, indem der Erste am betreffenden Strang eine Expressschlinge mitlaufen lässt. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Selbstsicherung und Seilvorbereitung Hinweis: Zwei Seile bieten einen enormen Vorteil beim Abseilen, insbesondere bei einem Rückzug. Das Verknoten beider Seilenden ist eine Standardmaßnahme! Es schützt uns davor, dass wir das Seilende übersehen. Zirka die Hälfte des Seiles wird, von den Enden beginnend, in Doppelschlingen aufgenommen und – nach lautstarker Ankündigung „Achtung Seil“ – weit hinausgeworfen. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Selbstsicherung und Seilvorbereitung Richtiges Einfädeln des Seiles bei am Fels anliegenden Ösen/Ringen: Jenes Seil, das nicht abgezogen wird, wird von oben in den Abseilring gesteckt und mit dem zweiten Seil verknüpft. Dies verhindert, dass beim Abziehen das Seil „abgequetscht“ wird! Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Selbstsicherung und Seilvorbereitung Die Abseilgeräte beider Partner können sofort eingelegt werden. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Abseilgerät und Kurzprusik Sicherungsgeräte vom Typ Tuber sind heute die überlegenen Abseilgeräte. Sie bieten genügend Bremskraft, beide Seilstränge verlaufen parallel und Krangelbildung wird weitgehend vermieden. Der Kurzprusik als Absturzsicherung ist eine unerlässliche Sicherheitsmaßnahme. Zu beachten ist die richtige Länge: Der gespannte Prusik darf am Tuber nicht anstehen. Er wird sonst mitgeschoben und ist dann wirkungslos! Handhaltung: Beide Hände sind unterhalb des Sicherungsgerätes, der Prusik wird locker mitgeschoben. Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Abseilgerät und Kurzprusik Abseilgerät Variante 1: Das nach oben versetzte Abseilgerät schafft Vorteile durch besseres Handling und ist heute die bevorzugte Abseiltechnik. Achtung : Haare! Know-How am Berg Kapitel 7 Abseilen D AV S u m m i t C l u b Abseilgerät und Kurzprusik Abseilgerät Variante 2: Wird das Abseilgerät direkt in den Hüftgurtring gehängt, muss der Kurzprusik tiefer (in einer Beinschlaufe) fixiert werden. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Allgemein Notsituationen am Berg müssen häufig selbständig bewältigt werden, da die organisierte Rettung nicht immer sofort zur Verfügung steht. So wurden für typische Krisensituationen (freies Hängen im Seil, Ausstieg aus einer Gletscherspalte, Bergen eines Partners etc.) seiltechnische Manöver für den improvisierten Rettungseinsatz in der Seilschaft entwickelt. Allgemein gilt: Je alpiner meine Unternehmung, desto versierter muss ich in Sachen Rettungstechnik sein. Nur regelmäßiges Üben kann hier zum Erfolg führen, da die Techniken oft lange Zeit nicht gebraucht werden. Unter Stress muss man auf automatisierte Handlungsabläufe zurückgreifen können. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Fixieren Die meisten Sicherungsgeräte erfordern ein permanentes Halten des Seiles mit den Händen. Will der Sichernde frei agieren, ist es notwendig, zuerst das Seil zu fixieren. Das Fixieren ist eine Grundtechnik, die spätestens dann beherrscht werden muss,wenn man die Kletterhalle verlässt. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Fixieren Fixieren einer HMS mittels Schleifknoten: Den Abschluss bildet ein Sackstich um das gespannte Seil … Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Fixieren Fixieren eines Tuber: Den Abschluss bildet der Sackstich um das gespannte Seil. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Prusiktechnik Diese wichtige Selbstrettungstechnik ermöglicht den Aufstieg am gespannten Seil – z. B. nach einem Sturz in einem Überhang. Kernstück und daher namensgebend für diese Technik ist der Prusik, unser wichtigster Klemmknoten. Klemmgeräte wie T-Bloc oder Jümar bieten Alternativen zum Prusikknoten und erleichtern die Technik. Die Prusiktechnik kann auch mit Bandschlingen anstelle von Reepschnüren durchgeführt werden. Anstelle der Prusik-Klemknotens verwenden wir dann den Band-Klemmknoten. >>> Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Prusiktechnik Achtung: Durch das ruckartige Bewegen beim Aufprusiken kann es speziell an Kanten zu einer gefährlichen Scheuerwirkung auf das Seil kommen (Mantelverletzung, Seilriss).. >>> Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Prusiktechnik 1. Vorbereitung: Eine Reepschnurschlinge wird mit einem Prusikknoten am Seil und mit einem Schraubkarabiner im Anseilring fixiert. Bei gespannter Schlinge sollte der Prusik knapp über Stirnhöhe liegen. Eine zweite Reepschnur (3 Meter) wird unterhalb der ersten fixiert und zu einer Schlinge geknüpft – gerade so lang, dass man mit dem Fuss noch hineinsteigen kann. Tipp: Ein Ankerstich um den Schuh fixiert die Steigschlinge. >>> Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Prusiktechnik 2. Aufstieg: Das Bein durchdrücken, am gespannten Seil kurz aufrichten und den losen Prusik nach oben schieben. >>> Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Prusiktechnik 3. Wieder in den Gurt setzen und den Steigprusik nach oben schieben, Bein durchdrücken usw. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Seilrollenflaschenzug Dieser doppelte Flaschenzug ermöglicht das Bergen frei hängender Personen und kommt vor allem im Felsbereich zum Einsatz. Zur Spaltenbergung ist er nicht geeignet. >>> 1. 2. Der HMS wird fixiert. Als Rücklaufsperre dient eine Prustikschlinge. Die Fixierung des HMS wird gelöst und die Last wird auf die Prustikschlinge übertragen. Unterhalb wird ein Kurzprusik angebracht und darin ein Karabiner eingehängt. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik D AV S u m m i t C l u b Seilrollenflaschenzug 3. Im Zentralpunkt wird eine weitere lange Schlinge fixiert und durch den Karabiner im Kurzprusik geführt. In dieser Schlinge wird ein Karabiner eingehängt und in diesen das Zugseil. Seilrollenflaschenzug mit T-Bloc und Plate. Man erspart sich dabei die Schritte eins und zwei des klassischen Seilrollenflaschenzuges. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung D AV S u m m i t C l u b Organisierter Mannschaftszug 1 Seilrolle Selbstrettung 2 Die einfachste Form der Spaltenbergung und daher unsere erste Wahl – sofern uns die Zugkraft von mindestens drei bis vier Personen zur Verfügung steht. Gefährlich ist der Mannschaftszug, wenn er nicht koordiniert wird: Da unser Bergseil oft tief in den Spaltenrand eingeschnitten ist, muss der Gestürzte das Seil erst befreien, um über den Spaltenrand zu kommen. Ein „wilder“ Mannschaftszug birgt die Gefahr, dass man jemandem das Genick bricht! Eine Gruppe von z. B. fünf Bergsteigern entwickelt eine enorme Zugkraft und Rufe aus einer Gletscherspalte werden draußen nicht gehört. Daher muss der Sprechkontakt zum Gestürzten in jedem Augenblick gegeben sein! Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung D AV S u m m i t C l u b Organisierter Mannschaftszug 1 Seilrolle Selbstrettung 2 Bergung mit organisiertem Mannschaftszug: 1. Sprechkontakt herstellen: Der Nächste hinter dem Gestürzten löst sich aus dem Hauptseil und geht gesichert durch Reepschnur und Prusik zum Spaltenrand. 2. Koordination: Mittels Handzeichen werden der Mannschaft die notwendigen Anweisungen gegeben. Um ein tieferes Einschneiden des Seiles zu verhindern, kann ein Pickel unter dem Seil gegen den Spaltenrand geschoben werden. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung Organisierter Mannschaftszug D AV S u m m i t C l u b Seilrolle 1 2 3 Selbstrettung 4 Klappt es mit dem Mannschaftszug nicht, bietet die technisch wesentlich anspruchsvollere Seilrolle (auch: „lose Rolle“) eine Alternative. Die Seilrolle ist ein einfacher Flaschenzug, der nur funktioniert, wenn der Retter ganz vorne am Spaltenrand steht und so Reibungsverluste am Spaltenrand vermeidet. Bei guter Koordination ist die Seilrolle auch bei größeren Gewichts unterschieden gut möglich, da der zu Bergende kräftig am Seil mitziehen kann. Ein Schwachpunkt dieser Technik liegt darin, das wir Restseil benötigen. Das bedeutet, dass sich die gesamte Seilschaft aus dem Seil ausbinden (Selbstsicherung!) und dass genügend Restseil zur Verfügung stehen muss. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung D AV S u m m i t C l u b Organisierter Mannschaftszug Seilrolle 1 Bergung mit Seilrolle (1 – 2): 2 3 Selbstrettung 4 2. 1. Verankerung vorbereiten: Nach Halten des Sturzes muss rasch eine verlässliche Verankerung geschaffen werden. In Frage kommen der Pickel als T-Anker, Eisschrauben oder die Ski. Last übertragen: Eine Reepschnur wird mittels Prusik am gespannten Seil befestigt und in die Verankerung eingehängt. Nun wird vorsichtig die Last vom Körper auf den neuen Fixpunkt übertragen. Die weiteren Seilpartner gehen nun zur Verankerung, sichern sich dort selbst mit einer Reepschnurschlinge und lösen sich erst dann aus dem Seil (Gefahr Spaltensturz). Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung D AV S u m m i t C l u b Organisierter Mannschaftszug Seilrolle 1 2 3 Selbstrettung 4 Bergung mit Seilrolle (3): 3. Aufbau der Seilrolle: Der Retter knüpft eine ca. 90 cm lange Prusikschlinge in das unbelastete, von der Verankerung weglaufende Seil. Ebenfalls knotet er ca. 10 cm hinter diesen Prusik einen Sackstichknoten in die Reepschnur. Die Reepschnur wird am Anseilpunkt fixiert (Schraubkarabiner oder Sackstich). Erst jetzt hängt der Retter das Seil aus dem Anseilpunkt aus und hängt den Anseilkarabiner in den Karabiner der Verankerung – als Redundanz für den Prusikknoten, der die Last hält. Der Retter schiebt die Prusikschlinge mit, während er zum Spaltenrand vorgeht. Nun läßt er eine Seilschlinge mit einem Schraubkarabiner zum Gestürzten hinunter. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung Organisierter Mannschaftszug D AV S u m m i t C l u b Seilrolle 1 2 3 Selbstrettung 4 Bergung mit Seilrolle (4 – 5): 4. Detail 5. Der Gestürzte hängt diesen Schraubkarabiner in den Anseilring. Mittels einer weiteren, ca. 90 cm langen Prusikschlinge, die in die Sackstichschlinge der bereits vorhandenen Prusikschlinge mit Schraubkarabiner fixiert wird, stellt der Retter eine Rücklaufsicherung her. (Achtung: Für diese Rücklaufsicherung sollte unbedingt ein Prusik und keine Seilklemme verwendet werden, da diese an verschneiten oder vereisten Seilen schlecht klemmt.) Mit vereinten Kräften – oder auch alleine durch den Retter – wird der Gestürzte geborgen. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung Organisierter Mannschaftszug D AV S u m m i t C l u b Seilrolle Selbstrettung 1 2 3 4 Vor allem als Seilschaftsführer darf man sich nicht darauf verlassen, dass das restliche Team eine Spaltenbergung durchführen kann – wer sich selbst helfen kann, ist fein raus. Entscheidende Aufgabe der Gruppe ist, den Sturz zu halten und solange auszuharren, bis der Führer wieder an der Oberfläche ist. Falls sie das per Fixierung (Schraube/T-Anker) schafft, ist die Sicherheit optimal. Ist man tief in die Spalte gestürzt, so dass man frei hängt, steigt man zuerst mit der nor malen Prusikmethode auf. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung Organisierter Mannschaftszug D AV S u m m i t C l u b Seilrolle Selbstrettung 1 2 3 4 Um leichter agieren zu können, kann man den Rucksack ausziehen und mit einer langen Bandschlinge am Gurt oder am Seilauge anhängen. Diese „Rucksackabwurfschlinge“ kann man schon beim Anseilen vorbereiten; sie wird an der Nachziehschlaufe und evtl. einem Schulterträger per Ankerstich befestigt. Am Spaltenrand kommt man mit der normalen Prusikmethode meistens nicht mehr weiter, weil das Seil in den Schnee eingeschnitten ist. Dafür benötigt man den Selbstflaschenzug. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung Organisierter Mannschaftszug D AV S u m m i t C l u b Seilrolle Selbstrettung 1 2 3 4 Schon beim Legen der Standard-Prusikschlingen wird in die Selbstsicherungsschlinge (die obere) gleich direkt unterhalb des Prusikknotens ein Sackstich geknüpft und ein Karabiner eingehängt. Viel einfacher wird alles, wenn man hier eine Seilklemme platzieren kann. Danach erfolgt der Aufstieg klassisch, bis die Knoten am Schnee anstehen. Die Fuß-Prusikschlinge braucht man nun nicht mehr. Mittlerweile ist Schlappseil entstanden. Dieses wird in der Einbindeschlaufe des Gurts mit Rücklaufsperre eingehängt: per Ropeman oder Gardaknoten. Das aus dem Gardaknoten herauslaufende freie Seil wird im vorbereiteten Karabiner der Selbstsicherungsschlinge umgelenkt. Know-How am Berg Kapitel 8 Rettungstechnik Spaltenbergung D AV S u m m i t C l u b Organisierter Mannschaftszug Seilrolle Selbstrettung 1 2 3 4 Selbstrettung: a) b) a) Nun stemmt man sich mit den Füßen hoch gegen die Spaltenwand, zieht am umgelenkten Seil und schiebt die Hüfte nach oben in Hohlkreuzstellung. Dadurch gewinnt man Höhe und bewegt das Seil aus dem Schnee. b) Durch Belastung des Hüftgurts greift der Gardaknoten/ Ropeman. Man richtet den Oberkörper auf und schiebt die abgeknotete Prusikschlinge (oder Seilklemme) so weit wie möglich nach oben. Im Wechselspiel von a) Ziehen + Hochsteigen b) Reinsitzen + Prusik (oder Seilklemme) verschieben gewinnt man Höhe, bis man sich über den Spaltenrand wuchten kann. Dabei muss die Gruppe besonders gut das Seil festhalten; besser ist, wenn sie es fixiert hat.