HOTELIER RAPHAEL WYNIGER (TEUFELHOF BASEL)

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HOTELIER RAPHAEL WYNIGER (TEUFELHOF BASEL)
HOTELIER RAPHAEL WYNIGER
(TEUFELHOF BASEL)
TIEFSTAPLER AUF
HOHEM NIVEAU
Der Teufelhof Basel («das Kultur- und Gasthaus»).
Er und seine Partnerin haben alles auf eine
Karte gesetzt, als sie vor zwei Jahren den
legendären Teufelhof in Basel übernahmen.
«Hotelier»-Autorin Nicole Amrein traf den
ehemaligen Vizechef von Basel Tourismus,
Raphael Wyniger, zum Gespräch. Was macht
den «Teufelhof», dieses traditionsreiche Kultur- und Gasthaus mit eigenem Theater, Kunstzimmern und 16-Punkte-Gastronomie, so
einzigartig?
Text: Nicole Amrein
Porträt-Bild: Hans R. Amrein
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Hotelier und Teufelhof-Inhaber Raphael Wyniger.
Wer beim ehemaligen Vizechef von Basel Tourismus absteigt,
sucht das Spezielle, nicht die Sterne, von denen Hotelier
Wyniger mit Leichtigkeit einen vierten ergattern könnte, dafür
aber keinen Bedarf sieht.
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Restaurant Bel Etage: Kreative, leichte und ehrliche Küche
auf 16-Punkte-Niveau.
Das Kunsthotel. Alle acht Zimmer sind als bewohnbare
Kunstwerke zu mieten.
Das Theater im Teufelhof.
Bühne für Kabarettisten und Satiriker.
Kocht seit Jahren auf hohem Niveau:
Küchenchef Michael Baader.
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S
einen Tessiner Grosseltern ist zweierlei
zu verdanken: die Merlot-Raritäten im
Weinkeller des Hotels und die grundlegende Tatsache, dass Raphael Wyniger
Hotelier geworden ist. In der Sonnenstube der Schweiz war er schon als Bub fasziniert
von der Nonna und dem Nonno, wie sie in ihrem
Parahotelleriebetrieb den Kontakt zu den Gästen pflegten, berauscht von der Vielfalt der zwischenmenschlichen Beziehungen. Es folgte die
Handelsmittelschule, jobben im Bahnhofbuffet
Basel und schliesslich der Entscheid, die Hotelfachschule in Luzern zu besuchen. Eines der Service-Praktika fand im Hotel Teufelhof statt. Eine
Basler Institution, erschaffen von den Theaterleuten Monica und Dominique Thommy, weit
herum bekannt für die harmonische Verbindung
von Kunst und Gastronomie. Der Chefkoch hiess
schon damals Baader, Michael mit Vornamen,
Spitzenkoch aus dem Württembergischen. Und
da war eine gewisse Nathalie Reinhardt, die ihre
Ausbildungen im Teufelhof machte – und heute
die Frau an Wynigers Seite ist.
Doch immer schön der Reihe nach! Anschliessend an die Hotelfachschule Luzern verdiente sich
Wyniger die sprichwörtlichen Sporen im Castello
del Sole in Ascona und im Beau Rivage Palace in
Lausanne ab. Sein Engagement bei Price Waterhouse Coopers war nur kurz, jenes bei Basel Tourismus von grossem Erfolg gekrönt, zeichnete er
doch für das Projekt Euro 2008 verantwortlich.
Eine spannende Zeit, während der das Paar Nathalie Reinhardt und Raphael Wyniger mit einem
«unglaublichen Angebot» von Seiten der Teufelhof-Inhaber konfrontiert wurden: «Wollt ihr
unseren Betrieb übernehmen, das Haus in unserem Sinne weiterführen?» Ja, aber. Woher das
Geld nehmen? Zweieinhalb Jahre lang verhandelte Wyniger mit den Banken. Zweihunderttausend Franken Eigenkapital waren da, die restlichen Millionen investierte schliesslich eine traditionsreiche Basler Privatbank.
Am 1. September 2009 dann der Neuanfang, der
keiner war. Bewusst haben Wyniger und seine
szene schweiz
Partnerin drei Monate lang alles beim Alten
belassen, wollten sich in den Betrieb einleben
und die darin handelnden Menschen verstehen.
Es wurden keine Arbeitsplätze gestrichen, die
Ethik des Zusammenarbeitens weiterhin hochgehalten – und das erklärte Ziel, jedes Jahr ein grösseres Projekt anzugehen, wurde gross auf die
Hotelfahne geschrieben. Konferenzräume wurden errichtet, das Bistro-Restaurant im Erdgeschoss modernisiert, sein Publikum verjüngt. In
der Bel Etage nach wie vor die 16-Punkte-Küche
von Michael Baader, der auch nach zweiundzwanzig Jahren Teufelhof keine Ermüdungserscheinungen zeigt. Im Gegenteil: Was auf die
Tische kommt, ist schlicht gekonnt.
Das Theater mit seinen hundert Plätzen ist
zwar primär ein Kostenverursacher, doch für
Raphael Wyniger ist es ein «nicht wegzudenkender Bestandteil» des Gesamtkonzepts Teufelhof. «Als ehemaliger Stadtvermarkter weiss
ich, wie bedeutungsvoll unser Haus für Basel ist,
denn wir treffen genau die Positionierung, die
Basel anstrebt: Kultur und Gastfreundlichkeit
unter einem Dach.» Unter besagtem Dach finden – neben einem begehbaren Weinkeller mit
öffentlichem Verkauf – auch zwei verschiedene
Hoteltypen Platz. Das Kunsthotel mit acht Zimmern und einer Suite, die alle als bewohnbares
Kunstwerk zu mieten sind, und das Galeriehotel,
in dem achtzehn Zimmer, drei Junior-Suiten und
drei Suiten mit wechselnden thematischen Ausstellungen bestückt werden. Müssig zu erwähnen, dass alle 33 Lebensräume während der Art
Basel, immerhin die wichtigste Kunstmesse der
Welt, schon auf Jahre hinaus ausgebucht sind. Wer
hier absteigt, sucht eben das Spezielle, nicht die
Sterne, von denen Hotelier Wyniger mit Leichtigkeit einen vierten ergattern könnte, dafür aber
keinen Bedarf sieht. Lieber überrascht er mit
unerwarteten Leistungen auf den Zimmern wie
Nespresso-Maschine, Bademantel, ausgewählter
Dusch- und Pflegeserie, kostenlosem Mineralwasser und einem Buch auf dem Bett, für jeden
Gast vom Gastgeber persönlich ausgewählt!
Basel scheint ein Mekka überdurchschnittlicher Dreistern-Hotels zu
sein: das Hotel Krafft am Rhein, der
Schweizerhof beim Bahnhof, Bad
Bubendorf etwas ausserhalb der
City – diese Betriebe definieren sich
nicht primär über Sterne, sondern
über Leistung und eine einzigartige
Positionierung. Sie überraschen mit
einem «Mehr», das die Gäste wiederkehren lässt.
Ihre Preise sind gehoben (Zimmer
Nr. 9 im Kunsthotel Teufelhof kostet zwischen 378 und 748 Franken), doch der Frankenbetrag ist
nicht das Thema. Wer hier absteigt,
kann sich gelebter Gastfreundschaft
sicher sein, bis hin zum Frühstück,
das bis in den frühen Nachmittag
serviert wird.
Raphael Wyniger und seine Partnerin, das ganze Team vom Teufelhof, sie haben begriffen, worum
es heute geht, will man im Hotelgeschäft Erfolg haben: Man muss
auf den Menschen (Gast) eingehen, ihm Top-Leistungen im kulinarischen und kulturellen Bereich
bieten, ohne die Atmosphäre des
Abgehobenen zu kultivieren. Und
noch etwas: Der Gast will authentische Angebote – mit Stil, Charme
und der nötigen Professionalität
«inszeniert».
Der Teufelhof macht es vor. Ein hervorragendes Beispiel auch, wenn
es um die Frage geht: Wie kann ein
sogenanntes «Mittelklassehaus»
erfolgreich und nachhaltig positioniert werden? Lieber Raphael
H
Wyniger, weiter so! WIR WISSEN GENAU, WAS IHRE RÄUME BRAUCHEN.
walder, werber
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