Saarland - Neunkirchen/Nahe
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Saarland - Neunkirchen/Nahe
Saarland MITTWOCH, 22. DEZEMBER 2010 NR. 297 Saarbrücker-Zeitung, 23.12.2010 Zurück! Staat pumpt Geld in Ferienpark-Projekt Heute treffen sich Investoren in der Staatskanzlei - Landkreis St. Wendel will sich mit Einlage beteiligen Heute werden sich in der Staatskanzlei in Saarbrücken die Investoren für den Bau der Ferienhäuser des Ferienparks am Bostalsee vorstellen. Damit ist eine wichtige Hürde für den Bau des Ferienparkes überwunden. Nach SZ-Informationen beteiligt sich der Landkreis St. Wendel über das Freizeitzentrum Bostalsee am Bau der Häuser mit einer stillen Einlage in Millionenhöhe. Von SZ-Redakteur Volker Fuchs Nohfelden. Kommt er oder kommt er nicht, der Ferienpark am Bostalsee? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Monaten viele Menschen im St. Wendeler Land. Und wurden zunehmend skeptisch. Zunächst sollten die Bagger im Frühjahr 2009 anrücken, dann im Frühjahr 2010. Still ruhte aber auch dieses Jahr das Hanggelände am See. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. Denn für den heutigen Mittwoch haben die Strukturholding Saar (SHS) und die Projektgesellschaft Bostalsee zu einem Termin in die Staatskanzlei nach Saarbrücken eingeladen. Dort werden sich im Beisein von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) die Investoren für die 500 Ferienhäuser des Ferienparkes präsentieren und eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen, dass sie eine Zweckgesellschaft zur Finanzierung des Baus und der Vermietung der Feriendörfer gründen. Darüber hinaus wird eine Vereinbarung über den Bau, die Finanzierung sowie die langfristige Vermietung der Zentraleinheit und ParkInfrastruktur unterzeichnet. Das Unternehmen Center Parcs hat damit die Investoren für den Bau der 500 Ferienhäuser gefunden. Das bestätigte Innovationsdirektor Michiel Illy gestern gegenüber der SZ: „Es So sollen die Ferienhäuser am Bostalsee laut Center Parcs aussehen. Foto: Center Parcs Tourismus-Projekt am Bostalsee: Der geplante Center Parc geschlossene Waldflächen Wald-/ Gehölzflächen Nassbrache Liegewiese Strand In der Heide Oberdorf Hecken-/ Gehölzstrukturen Bäume in den Dörfern Dorfplatz Bungalow Zentralgebäude innere Erschließungswege Wiesengrund äußere Erschließungsstraße Saarbrücken. Die Polizei verSZ-INFOGRAFIK/ACM/QUELLE: LANDESENTWICKLUNGSGESELLSCHAFT SAAR war in Zeiten der Wirtschaftsund Finanzkrise nicht einfach, die passenden Investoren zu finden.“ Diese habe man nun. Center Parcs finanzierte den Bau der Ferienhäuser seiner Urlaubsanlagen nämlich bisher immer über private Investoren. Dabei geht es allein bei dem Bau der Ferienhäuser am Bostalsee um 45 Millionen Euro. 20 Prozent dieser Summe müssen die Investoren als Eigenkapital beisteuern, den Rest über Banken finanzieren. Nach SZ-Recherchen will sich beim Bau der Häuser neben Privatinvestoren auch der Landkreis St. Wendel über das Freizeitzentrum Bostalsee mit einer stillen Einlage von mehreren Millionen Euro engagieren. Damit wäre das Freizeitzentrum kein aktiver Gesellschafter und daher auch nicht an der Vermarktung der Häuser beteiligt. Voraussetzung ist die Zustimmung des Kreistags. Bisher hat das Gremium über dieses Thema in nicht-öffentlicher Sitzung beraten. Eine Entscheidung soll in der Januarsitzung fallen. Im Januar wird sich zudem der Gemeinderat Nohfelden mit dem Thema Ferienpark befassen. Center Parcs will auf einem 90 Hektar großen Gelände am Eckelhauser Hang den Ferienpark bauen. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 130 Millionen Euro. Land gibt 30 Millionen Euro Die Projektgesellschaft Bostalsee, die aus der Gemeinde Nohfelden, dem Landkreis St. Wendel und der Landesentwicklungsgesellschaft Saar (LEG) besteht, ist für die Erschließung verantwortlich. Die so genannte Zentraleinheit mit großem Schwimmbad, Wellnessbereich und Restaurants baut die SHSStrukturholding und vermietet diese an Center Parcs. Für den Bau der Ferienhäuser ist die Zweckgesellschaft zuständig, die heute vorgestellt wird. Das Saarland hat Zuschüsse von rund 30 Millionen Euro zugesagt. Center Parcs rechnet mit 150 000 Besuchern und 500 000 Übernachtungen im Jahr. Am Bostalsee sollen 300 neue Arbeitsplätze entstehen. „Die Arbeiten sollen so schnell wie möglich beginnen“, sagt Michiel Illy. Ziel sei es, dass der Park im Sommer 2013 öffnet. Die Center-Parcs-Gruppe ist eine 100-prozentige Tochter des französischen Tourismuskonzernes Pierre & Vacances. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung will das Unternehmen aber keinen Sunpark sondern einen Center Parc errichten, kündigte Illy an. Es bleibe aber bei dem offenen Konzept. Das heißt, die Freizeitanlagen stehen auch Tagesgästen offen. Sperrung der Stadtautobahn für heute erwartet Saarbrücker Betriebswirt feilt an der Vermarktung seines Pokerspiels „Draw Holdem“ Regenfällen hat sich die Verkehrslage im Saarland wieder entspannt. Wie die Polizei mitteilte, sind die meisten Straßen wieder gut befahrbar. Schneematsch behinderte den Verkehr gestern meist nur in den Nebenstraßen. Trotzdem warnt die Polizei weiter vor glatten Stellen. Landesweit kam es gestern zu 120 Unfällen. Meist blieb es bei Blechschäden, sieben Menschen wurden leicht verletzt. Auf der A62 bei Freisen kam es wegen eines umgekippten Lkw zwischen 8.30 und 14 Uhr zu einer Vollsperrung. Autofahrer wurden mit warmen Getränken versorgt. Behinderungen gab es auch im Bus- und Bahnverkehr. Vor allem im Nord-Saarland kam es zu Ausfällen und Verspätungen. Im Großraum Saarbrücken verkehrten am Abend die meisten Busse wieder planmäßig. Wie der Saarländische Rundfunk mitteilte, führte am Flughafen Saarbrücken am Abend zusätzlich Nebel zu Problemen. Zwei Flüge wurden nach Karlsruhe umgeleitet. In Hahn und Zweibrücken kam es zu Verspätungen. Auch gestern wurde teilweise Streusalz knapp. Entsprechende Meldungen kamen aus dem Sulzbachtal. Die Kritik an den Räumdiensten, die von Spediteuren laut wurde, wies Verdi zurück. HI N T E RGR U N D Wegen des Winterwetters haben viele Arbeitnehmer Probleme, pünktlich zum Arbeitsplatz zu kommen. Anders als im Krankheitsfall ist der Arbeitgeber jedoch nicht verpflichtet, den Lohn zu zahlen, so die IHK Saarland. Die witterungsbedingten Verkehrsverhältnisse zählten zum Wegerisiko, das weder Arbeitgeber noch –nehmer tragen. Zwar muss nach der Gesetzeslage der Arbeitnehmer die versäumte Arbeitsleistung nicht nacharbeiten. In vielen Arbeitsverträgen sei das aber anders geregelt. Bei erkennbar schlechter Wetterlage ist dem Arbeitnehmer zuzumuten, sich auf eine längere Anfahrtszeit zum Arbeitsplatz einzustellen und früher loszufahren. red Dudweiler/Sulzbach. Mit Pistole und Schlagstock bewaffnet haben zwei maskierte Männer in der Nacht zum Dienstag die Filiale einer Fastfoodkette in Dudweiler überfallen. Verletzt wurde der Polizei in Sulzbach zufolge niemand. Die jungen Täter bedrohten das Personal, ließen sich rund 250 Euro aus der Kasse geben und flüchteten zu Fuß. Trotz sofortiger Fahndung gelang es zunächst nicht, die Männer zu fassen. dpa Polizei setzt Tempokontrollen aus Neues Spiel soll Poker-Fans begeistern Saarbrücken. Nach den gestrigen Überfall mit Pistole auf Schnellrestaurant Unterdorf Seedorf Verkehrslage entspannt sich Die Räumdienst-Mitarbeiter seien über die Grenzen des arbeitszeitrechtlichen Maßes hinausgegangen, um die öffentliche Infrastruktur aufrecht zu erhalten. In Saarbrücken sorgte man sich am Abend wegen des Witterungsumschlags um den Wasserstand der Saar. Wie das Hochwasserzentrum mitteilte, ist wegen der steigenden Pegel eine Sperrung der Stadtautobahn am heutigen Mittwoch wahrscheinlich. Noch gestern Abend wurde ein Parkverbot für die Franz-Josef-Röder-Straße und die Saaruferstraße ausgesprochen, um die Umgehung sicherzustellen. jkl SCHNELLE SZ Waldlichtung Zurück! Trotz 120 meist witterungsbedingten Unfällen im Saarland hat sich die Verkehrslage gestern entspannt. In Saarbrücken rechnet man allerdings wegen steigender Pegel heute mit einer Sperrung der Stadtautobahn. SEITE B1 Björn Ertle hat sein eigenes Pokerspiel entwickelt. Bei „Draw Holdem“ können Karten öfter getauscht werden. Die Folge: ein höherer Pott und „mehr Action“. Aber die Vermarktung in den Kasinos scheint nicht einfach. Von SZ-Redaktionsmitglied Sophia Schülke Völklingen. Er hat Tierzubehör verkauft, dann hat er russische Werbung für Klingeltöne entworfen und nun hat sich Björn Ertle aus Völklingen ein neues Pokerspiel ausgedacht. „Ich habe mich gefragt, wer beim Pokern das meiste Geld verdient“, sagt der 29-Jährige, der sein Diplom in Betriebswirtschaft gemacht hat. Für ihn war die Antwort klar: die Kasinos. Und die Entwickler. Etwa sechs Monate hat Ertle hin- und herprobiert, bis er Draw Holdem ausgetüftelt hatte. Seine neue Poker-Variante ist eine Mischung aus Draw Poker und Texas Hold́em. Der Diplom-Betriebswirt pokert seit etwa fünf Jahren, aber an den bisherigen Varianten hat ihn etwas gestört: „Zu lange muss man auf gute Karten warten und es gibt zu viele schlechte“. Bei seinem Pokerspiel wird mit zwei Karten gepokert, Karten können gegen eine Gebühr jede zweite oder dritte Runde getauscht werden. Die Tauschgebühr kostet die Potthöhe. Die Folge: „Der Pott wird durch das Tauschen ziemlich schnell hoch und man spielt doppelt so oft“, erklärt Ertle. Außerdem hätten die Spieler bei Draw Holdem mehr Möglichkeiten, in den späteren Spielverlauf einzugreifen. Kneipier Toni Schmitz spielt Draw Holdem seit drei Monaten und findet das Spiel besser und lukrativer als Texas Holdem: „Man muss nicht so lange warten, um sein Geld zurückzugewinnen“. Außerdem gebe es bei dem neuen Poker „mehr Action“. Soweit so gut. Aber Björn Ertle denkt auch an die Vermarktung in den Spielkasinos. Und genau das sei das Hauptproblem. Ertle erklärt: „Die Spiele, die von den Kasinos bereits angeboten werden, laufen gut. Warum sollten sie etwas Neues einführen?“ Zumal sein Draw Holdem zwar schon Liebhaber gefunden habe, aber eben „nicht jedermanns Sache“ sei. Harald Bruch, stellvertretender Geschäftsführer der Saarbrücker Spielbank, hat sich Ertles Spiel mit Experten angeschaut. Es sei eine „interessante Varian- te“. Aber das Fazit des Geschäftsmannes lautet: „Der Pott wird zu schnell zu hoch“. Und damit sei auch das Geld der Spieler zu schnell weg. „Das neue Spiel ist nichts für unsere Kunden“, sagt Bruch. In der Neunkircher Spielbank will man das neue Pokerspiel aber testen. „Die Spieler werden entscheiden, ob das Spiel laufen wird“, sagt Marc MichelLietz, der in der Spielbank die Pokeraufsicht hat. Der Zeitpunkt für den Test stehe noch nicht fest. Unterdessen hat Björn Ertle, der als Projektmanager bei einer Eventagentur arbeitet, auch Verhandlungen mit Spielkasinos in Österreich und der Schweiz aufgenommen. Ertles Ziel ist es, das Spiel erst einmal fest in eine Spielbank zu integrieren. „Wenn der finanzielle Erfolg kommt, ist das gut, wenn nicht, dann bin ich auch zufrieden“, sagt er. zichtet in der Weihnachtswoche auf ihre angekündigten Geschwindigkeitskontrollen. Dennoch stelle sie keinen Freifahrtsschein für Raser aus. Jederzeit müssten die Autofahrer im Saarland mit nicht angekündigten Geschwindigkeitskontrollen rechnen. red Im Internet: www.polizei.saarland.de Notfallrucksack bei Evakuierung gestohlen Saarbrücken. Unbekannte ha- ben einen Notfallrucksack der Malteser im Wert von 1200 Euro gestohlen. Der Diebstahl geschah während der Evakuierung der Bevölkerung beim Bombenfund am 15. Dezember in Saarbrücken, wie der Malteser Hilfsdienst mitteilt. Der rote Rucksack mit gelben Streifen ist vermutlich auf dem Gelände der Grundschule Rodenhof entwendet worden. Für Hinweise, die zum Fund des Rucksacks samt Inhalt beitragen, haben die Malteser eine Belohnung von 100 Euro ausgesetzt. red 쏆 Hinweise an den Malteser Hilfsdienst e.V. unter Tel. (06 81) 97 03 50. Probleme beim Wechsel des Gasversorgers Saarbrücken. Der Wechsel des Gasversorgers geht nicht immer reibungslos über die Bühne. Schwierigkeiten sind auf ungünstige Vertragslaufzeiten zurückzuführen, erläuterte gestern Gertrud Truar von der Verbraucherzentrale Saar. Das eigentliche Problem ist die Verlängerungsfrist nach der Erstlaufzeit, da manche Verträge sich jeweils um ein Jahr verlängern, wenn sie nicht drei Monate im Voraus gekündigt werden. Die Verbraucherzentrale rät, nur solche Energielieferverträge abzuschließen, die sich von Monat zu Monat verlängern. red KULTUR Regisseur Tom Tykwer im SZ-Interview Nach seinem US-Kino-Experiment „The International“ hat Regisseur Tom Tykwer wieder eine deutsche Produktion inszeniert. „Drei“ erzählt von einem langjährigen Paar, das sich auch nach 20 Jahren noch gut versteht, aber den großen Liebesfunken vermisst – bis beide sich verlieben: in denselben Mann. Im Interview erzählt Tykwer von den Hintergründen des Films. > Seite B 6 Er wollte schneller und spannender pokern: Also hat Björn Ertle mit „Draw Holdem“ seine eigene Spielvariante entwickelt. Foto: privat Produktion dieser Seite: Maria Wimmer, Sophia Schülke Dietmar Klostermann