Eine erste Bilanz Jetzt anmelden!

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ISSN 1863-9216
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www.Internisten-im-Netz.de
Mitgliederzeitung Berufsverband Deutscher Internisten BDI e.V. • www.bdi.de
Inhalt
Ein Jahr AMNOG
Einladungen des BDI
Eine erste Bilanz
Mitgliederversammlung und
Vorstandswahlen
Wie in jedem Jahr findet auch 2012 wieder eine
Mitgliederversammlung des BDI am Rande des
Internistenkongresses in Wiesbaden statt. 2012
werden auch die Vorstandsmitglieder neu
gewählt – von der im September 2009 eingeführten Delegiertenversammlung.
Seite 2 und 3
Änderung der AO
Aus für das Hammerexamen
Das Bundesgesundheitsministerium hat eine
Änderung der Approbationsordnung für Ärzte
veranlasst. Diese ist im Kontext des GKV-Versorgungsstrukturgesetzes zu sehen und soll dazu
dienen, mehr Nachwuchs im Bereich der
Humanmedizin zu gewinnen und die Medizinstudenten gezielter zu fördern.
Am 01.01.2011 trat das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, besser
bekannt unter der Abkürzung AMNOG,
in Kraft. Nach einem Jahr ist es nun
möglich, eine erste Bewertung dieses
Gesetzes vorzunehmen, das die Einführung von Arzneimittel-Innovationen
völlig neu strukturiert hat. Ziel des
Gesetzes war es, durch eine frühe Nutzenbewertung festzustellen, ob das neu
auf den Markt gekommene Medikament für die Versorgung tatsächlich
einen Mehrwert mit sich bringt. Bestätigt sich die Innovation, wurde ein
Mechanismus zur Preisfindung vorge-
Nr. 3 • März 2012
Interview mit Dr. Regina KlakowFranck
„Bei der GOÄ
ziehen wir politisch
an einem Strang“
schrieben, der die freie Preisgestaltung
durch die Arzneimittelhersteller für
neue Produkte abgelöst hat.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte den
Eindruck, dass in Deutschland für Innovationen zu hohe Preise verlangt wurden, weil der
deutsche Markt weltweit als Referenzgröße für
die in vielen Ländern üblichen staatlichen
Preisfestsetzungen diente. Damit wurde nach
Ansicht der Politik die gesetzliche Krankenversicherung finanziell ungebührlich belastet.
Lesen Sie weiter
auf Seite 4
Dr. Regina Klakow-Franck, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Bundesärztekammer, verlässt die BÄK in
Richtung des Gemeinsamen Bundesausschusses. In einem bemerkenswerten
Interview in der Ärzte Zeitung äußert
sie sich zum Diskussionsstand über die
Neuordnung der Gebührenordnung.
Dr. Klakow-Franck vertritt dabei in
allen Punkten die Position des BDI.
Man kann nur hoffen, dass diese klaren
Vorgaben auch in Zukunft für die Bundesärztekammer Gültigkeit behalten
werden.
Lesen Sie weiter
auf Seite 4
Seite 6
Qualitätsoffensive Koloskopie
Regionalisierung der
Honorarverteilung
Man sieht nur das,
was man kennt
Segen oder Fluch?
Bild: iStock
„Koloskopie verhindert Dickdarmkrebs“, heißt
es. Die Koloskopie wird jedoch nur dann eine
Verminderung der Neuerkrankungen an Darmkrebs und eine Verbesserung der Prognose im
Krankheitsfall erreichen, wenn die Methode mit
hoher Qualität angeboten wird.
Seite 6
Welchen Preis dürfen Arzneimittelhersteller für neue Medikamente verlangen? Maßgeblich für die Preisfindung ist seit
Januar 2011 das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz – kurz: AMNOG.
Kasuistik
Histoplasmose
In den westlichen Industrieländern sind opportunistische Infektionen bei schwerer Immundefizienz deutlich seltener geworden. Dies spiegelt
die verbesserte Therapie und Infektprophylaxe
beispielsweise bei einer HIV-Infektion wider.
Seite 11
Impressum
Seite 14
Allianz Deutscher Ärzteverbände
Abschaffung der Praxisgebühr gefordert
Der BDI hat am 1. Januar 2012 turnusgemäß den Vorsitz der Allianz Deutsche
Ärzteverbände übernommen. In dieser
Allianz sind neben dem BDI auch der
Berufsverband der Ärztegenossenschaften, die Gemeinschaft Fachärztlicher
Berufsverbände (GFB), der Hartmannbund, MEDI Deutschland sowie der NAVVirchow-Bund zusammengeschlossen.
In der ersten Sitzung im Jahr 2012 unter
Leitung von BDI-Präsident Dr. Wolfgang
Wesiack wurden folgende Presseerklärungen zum Thema Bedarfsplanung und
Bürokratisierung verabschiedet:
Bedarfsplanung
Die vorgesehene Bedarfsplanung geht von
einem Abbau sogenannter Überversorgung und
dem Ausgleich in unterversorgten Bezirken
aus. Die behauptete Überversorgung sieht die
Allianz Deutscher Ärzteverbände nicht. Grundsätzlich bedauert die Allianz deutscher Ärzteverbände, dass die neue Bedarfsplanung wieder
auf den IST-Zahlen der seitherigen Versorgung
Es war einmal ein Gremium der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, das sich
Länderausschuss nannte. Auch ohne
satzungsgemäße Kompetenz wurde
dort von den Chefs der Länder-KVen
und ihren Geschäftsführern heftig mit
dem Vorstand der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung über Honorarfragen
diskutiert. Die Honorarverteilung war
bei den Ländern angesiedelt und dort
eine große Spielwiese für die Geschäftsführungen. Sie ließen ihrer Phantasie
freien Lauf, sodass die Vergütung der
Ärzte in Deutschland in einen wahren
Flickenteppich umgewandelt wurde.
Kein Honorar, auch nicht innerhalb
einer Fachgruppe, war mehr zwischen
den einzelnen Ländern vergleichbar. In
dem Gremium wurde ausgesprochen
emotional diskutiert, im Gegensatz
dazu waren aber verwertbare Beschlüsse selten.
beruht und keine wissenschaftliche belegte
Bedarfsanalyse zugrunde gelegt wird. Nach
Durch die Reform der Kassenärztlichen Verei-
Berechnungen der KBV führt dieses Vorgehen
nigung wurde der Länderausschuss wegratio-
kurzfristig zu einer deutlichen Steigerung bei
nalisiert und die Honorarverteilung bei der
den Gesamtzahlen der Vertragsarztsitze in
Kassenärztlichen Bundesvereinigung zentrali-
Deutschland. Die Allianz deutscher Ärztever-
siert. Dies trug zu einer erheblichen Befrie-
Die Allianz Deutsche Ärzteverbände begrüßt
bände fordert die Kostenträger und die Politik
dung der Fachgruppen auf der Länderebene
die Diskussion über die Überbürokratisierung
auf, hierfür die notwendigen Finanzmittel zur
bei. Flammte dort der übliche Verteilungs-
im Gesundheitswesen, die durch die A.T. Kear-
Verfügung zu stellen. Ohne diese Finanzmittel
kampf auf, konnten die Oberen der Region auf
ney-Studie ausgelöst wurde. Die Praxisgebühr
ist eine bedarfsgerechte Versorgung der Patien-
die ach so unangenehmen Beschlüsse des
wird als Spitze des Eisbergs angesehen, die
ten in unterversorgten Gebieten nicht sicherzu-
Erweiterten Bewertungsausschusses auf Bun-
weder Ärzten noch Patienten nützt und über-
stellen.
desebene verweisen. Der war an allem Schuld.
flüssige Arbeit auslöst. Die Allianz Deutscher
Ärzteverbände fordert deshalb die Abschaffung der Praxisgebühr.
Nach einer Pressemitteilung der Allianz
Lesen Sie weiter
Deutscher Ärzteverbände
auf Seite 6
2
Aktuell
Nr. 3 • März 2012
Editorial
Am 14. April 2012 stehen in
Die weiteren vier Vorstandssitze
Berufsverbandes, sondern der Ein-
Der BDI ist der berufspolitische
Wiesbaden die Wahlen zum
werden satzungsgemäß der Sprecher
satz bei allen wichtigen berufspoli-
Dachverband der Inneren Medizin.
neuen Vorstand des BDI an.
der Landesverbände, der Sprecher
tischen Fragen und Problemen wer-
Der die Geschicke steuernde Vor-
Erstmals werden zehn Vorständ-
der Sektionen und Arbeitsgemein-
den dort diskutiert und entschieden
stand lebt von Konstanz und
ler/innen nicht durch die Mitglie-
schaften, der Sprecher der außeror-
werden. Das zukünftige Wohl des
Erneuerung, Synthese von bewähr-
derversammlung, sondern durch
dentlichen Mitglieder sowie ein
Verbandes ist damit in die Hände des
tem Alten und notwendigem
die im vergangenen Jahr neu
Vertreter der Deutschen Gesellschaft
Vorstandes gelegt.
Neuen, mit einer ausgewogenen
konstituierte Delegiertenver-
für Innere Medizin einnehmen.
Mischung von Klinikern und NieIn der zu Ende gehenden Amtsperi-
sammlung gewählt werden.
Präsident
Dr. med. Wolfgang Wesiack,
Hamburg
dergelassenen.
17 Vorsitzende der Sektionen
Der neue Vorstand wird unmittelbar
ode hat der bisherige Vorstand viel
und Arbeitsgemeinschaften,
nach seiner Wahl aus seiner Mitte
geleistet und Erfolge in schwieriger
Ich bin zuversichtlich, dass die
17 Vorsitzende der Landesver-
den Präsidenten sowie den ersten
Zeit vorzuzeigen. Dafür hat er den
Delegierten durch eine kluge Wahl
bände sowie 55 im letzten Jahr
und zweiten Vizepräsidenten – das
Dank der Mitglieder verdient. Der
Deutschen Gesellschaft für Innere
im April eine Zusammensetzung
gewählte Delegierte sind wahl-
Präsidium – wählen.
BDI ist nicht nur konsolidiert und
Medizin, werden wichtige, für die
des neuen Vorstandes in diesem
reorganisiert, sondern er ist ein
Zukunft der Inneren Medizin und
Sinne zustande bringen werden.
berechtigt. Zum Vorstand kandidieren kann jedes BDI-Mitglied.
Die Wahl des Vorstandes unseres BDI
gewichtiger Vertreter in der Berufs-
die Versorgung von Patientinnen
Man muss also nicht der Dele-
ist die für den Verband aktuell wich-
politik mit deutlich gewachsenem
und Patienten mit internistischen
Helfen Sie mit, beteiligen Sie sich.
giertenversammlung angehören,
tigste Weichenstellung überhaupt,
Einfluss bei der Politik, den Kranken-
Erkrankungen in Klinik und Praxis
Zusammen sind wir stark!
um für den Vorstand des BDI
da für die nächsten vier Jahre die
kassen, den Körperschaften sowie bei
betreffenden Entscheidungen
kandidieren zu können.
grundsätzliche Ausrichtung des Ver-
anderen Berufsverbänden geworden.
getroffen.
bandes festzulegen sein wird. Nicht
In enger Absprache mit unserer
nur die Richtlinien für die Arbeit des
wissenschaftlichen Gesellschaft, der
Einladung
Dr. med. Wolfgang Wesiack
Präsident BDI e.V.
Einladung
zur Mitgliederversammlung der außerordentlichen Mitglieder
des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V.
zur Ordentlichen Mitgliederversammlung
des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V.
am Samstag, 14. April 2012, 08.00 Uhr,
im Hotel Dorint Pallas,
Auguste-Viktoria-Straße 15, 65185 Wiesbaden
am Samstag, 14. April 2012, 10.00 Uhr,
Rhein-Main-Hallen, Saal 12B
Rheinstraße 20, 65185 Wiesbaden
Als Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V.
darf ich Sie sehr herzlich zu dieser Versammlung einladen.
Als Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V.
darf ich Sie sehr herzlich zu dieser Versammlung einladen.
Tagesordnung:
1. Begrüßung
2. Erläuterung des Wahlverfahrens
3. Wahl eines außerordentlichen Mitglieds
4. Verschiedenes
Die Satzung des BDI e.V. sieht in § 4 Ziff. 4 und § 14 Ziff. 4 vor,
dass die außerordentlichen Mitglieder (Assistenzärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin/Internisten und Medizinstudenten) aus ihrer Mitte ein Mitglied wählen und in den Vorstand
des BDI entsenden können.
Dr. med. Wolfgang Wesiack, Präsident
Tagesordnung:
1. Ehrungen
2. Bericht des Präsidenten zur aktuellen berufspolitischen Situation
3. Berichte des Geschäftsführers zum Geschäftsjahr 2011 und
des Schatzmeisters (Kassenbericht)
4. Beschlussfassung über die Entlastung von Präsidium, Vorstand
und Geschäftsführung
5. Verschiedenes
Im Anschluss ab ca. 13.30 Uhr: Delegiertenversammlung
Tagesordnung:
1. Erläuterung des Wahlverfahrens
2. Neuwahl des Vorstandes
Dr. med. Wolfgang Wesiack, Präsident
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
Wahlbekanntmachung
BDI-Vorstandswahlen 2012
Satzungsgemäß finden im Jahr 2012 Neuwahlen zum Vorstand des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V. statt.
Zum ersten Mal wird dieses Mal der neue Vorstand im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesbaden von der im September 2009 eingeführten BDI-Delegiertenversammlung am
Samstag, dem 14. April 2012, 13.30 Uhr
durch die anwesenden, stimmberechtigten Delegierten gewählt.
Die Delegiertenversammlung besteht aus den Vorsitzenden der Landesverbände, den Vorsitzenden der Sektionen sowie den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften.
Zudem hat jeder Landesverband je angefangene 500 Mitglieder einen weiteren Delegierten entsandt.
Gemäß § 14 der BDI-Satzung werden von den 14 möglichen Vorstandsmitgliedern
– zehn durch die Delegiertenversammlung gewählt,
– ein Mitglied durch den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. benannt,
– ein Mitglied gemeinsam durch die Vorsitzenden der BDI-Sektionen und der BDI-Arbeitsgemeinschaften in den Vorstand entsandt,
– ein Mitglied durch die Vorsitzenden der Landesvertretungen abgeordnet
und
– ein Mitglied aus der Mitte der außerordentlichen Mitglieder (Assistenzärzte in Weiterbildung) in den Vorstand gewählt.
Die Einzelheiten zur Durchführung der Wahl des Vorstandes regelt die Wahlordnung des BDI e.V. Die Wahlen werden geheim durch schriftliche Stimmabgabe auf den Stimmzetteln durchgeführt. Die Mitglieder des Vorstandes werden in einem Wahlgang gewählt. Jeder Delegierte ist berechtigt, maximal zehn von den zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten zu
wählen, jeden Kandidaten nur einmal. Als gewählt gelten die Personen, welche die meisten Stimmen auf sich vereinigt haben.
Wahlvorschläge für die durch die Delegiertenversammlung zu wählenden Vorstandsmitglieder müssen schriftlich spätestens 30 Tage vor der Wahl bei der BDI-Geschäftsstelle (Wiesbaden)
eingegangen und von mindestens zehn ordentlichen Mitgliedern unterschrieben sein. Zudem muss eine schriftliche Erklärung der/des Vorgeschlagenen beigebracht werden, dass sie/er
bereit ist, sich zur Wahl zu stellen. Die Kandidatinnen und Kandidaten müssen am Wahltag mindestens ein Jahr ohne Unterbrechung ordentliches BDI-Mitglied sein. Ordentliches Mitglied
ist jedes Mitglied, welches anerkannte/r Fachärztin/arzt für Innere Medizin ist (z.B. niedergelassener Arzt, Oberarzt, Angestellter, Beamter oder Arzt im Ruhestand). Die Geschäftsstelle des
BDI e.V. möchte daher interessierte Kandidatinnen und Kandidaten für eine Vorstandsmitgliedschaft bitten, ihren Wahlvorschlag frühzeitig vor der Delegiertenversammlung am 14. April
2012 einzureichen, spätestens bis zum 15. März 2012. Maßgeblich ist der Posteingang bei der BDI-Geschäftsstelle in Wiesbaden.
Zu beachten ist, dass die ordentliche Mitgliedschaft der den Wahlvorschlag unterstützenden Mitglieder selbstverständlich durch die Geschäftsstelle überprüft wird. So sind z.B. ordentliche
Mitglieder, die ihren Austritt aus dem Verband bereits erklärt haben, jedoch erst zum Ende des Jahres 2012 ausscheiden, gem. § 10 Abs. 2 der Satzung des BDI e.V. nicht mehr legitimiert,
eine Kandidatur bzw. einen Wahlvorschlag mit ihrer Unterschrift rechtsgültig zu unterstützen. Soweit der Wahlvorschlag nicht gemäß der Satzung von zehn ordentlichen Mitgliedern unterschrieben ist, da z. B., wie dargestellt, ein Mitglied bereits den Austritt erklärt hat, wäre dieser insoweit ungültig. Die ordnungsgemäße Unterzeichnung durch ein ordentliches Mitglied
kann bis zu 30 Tage vor der Wahl nachgeholt werden. Später ist der mögliche Kandidat von der Wahl 2012 zum Vorstand des BDI ausgeschlossen.
Wir möchten die berufspolitisch interessierten Mitglieder, die sich für eine Kandidatur zur Wahl als Mitglied des Vorstandes des BDI e.V. entschieden haben, bitten, die oben genannten
satzungsgemäßen Voraussetzungen zu beachten. Die Satzung und die Wahlordnung des BDI e.V. sind auf der Homepage www.bdi.de zu finden.
Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle des BDI e.V. stehen Ihnen wie immer für alle entsprechenden Auskünfte gerne zur Verfügung.
Dr. med. Harthmut Weinholz
Ehrenpräsident und Wahlleiter
Christina Zastrow
Justiziarin
BDI e.V. Wahl zum Vorstand 2012
Zustimmungserklärung
Ich stimme meiner Kandidatur als Mitglied des BDI-Vorstandes zu.
Für die Wahl in den BDI-Vorstand
wird vorgeschlagen:
Ein Foto und einen Lebenslauf zur Bekanntmachung meiner Kandidatur
auf der BDI-Homepage liegen bei bzw. folgen per Mail.
Name/Vorname
Straße/Hausnummer
PLZ/Ort
Unterschrift
Unterstützerstimmen für den Wahlvorschlag:
Mitgliedsnummer
Nr.
1.
per Fax: 0611 18133-50
oder per Post an den
2.
3.
4.
5.
Berufsverband Deutscher Internisten e. V.
Schöne Aussicht 5
65193 Wiesbaden
6.
7.
8.
9.
10.
Vor- und Zuname
(Druckschrift)
Vor- und Zuname
(Unterschrift)
PLZ / Ort
MitgliedsNr.
3
4
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
Ein Jahr AMNOG (Fortsetzung von Seite 1)
Verfahren. Sie sind deshalb so wich-
Eine erste Bilanz
tig, weil sie als Muster für zukünftige
Entscheidungen dienen werden. Hier
geht es vor allem um die Frage, an
welchen Ländern man sich bei der
Erste Befürchtungen
Preisfestsetzung nach dem
Interview mit Dr. Regina Klakow-Franck
(Fortsetzung von Seite 1)
„Bei der GOÄ ziehen wir
politisch an einem Strang“
AMNOG
Nach Ansicht des Bundesgesundheits-
Preisgestaltung in Deutschland orien-
Wie läuft die Bewertung und Preis-
ministeriums sorgt das AMNOG für
tiert. Es muss geklärt werden, wie viel
festsetzung nach dem AMNOG ab? In
eine Identifizierung echter Innovatio-
Geld der festgestellte Zusatznutzen
Abbildung 1 wird der Vorgang sche-
nen und für faire Preise im Gesund-
den Krankenkassen und den Versi-
matisch dargestellt. Ein Arzneimittel-
heitswesen. Die Arzneimittelindustrie
cherten wert ist.
hersteller bringt ein neues Medika-
war natürlich nicht begeistert,
Auch hier besteht die Gefahr, dass
ment auf den Markt und setzt den
obwohl gerade die international auf-
die an der Diskussion beteiligten
Herstellerpreis zunächst frei fest.
gestellten Konzerne mit Preisfestset-
Berufsverbände von den verschiede-
Beim Gemeinsamen Bundesausschuss
zungsbehörden Erfahrung haben
nen Parteien für die jeweilige Inte-
muss ein Dossier über die Nutzenbe-
dürften, sind doch in nahezu allen
ressenslage missbraucht werden.
Ärzte Zeitung: Frau Dr. Klakow-
Ärzte Zeitung: Wie wäre denn eine
wertung eingereicht werden. Dieser
Industrienationen die Preise für Arz-
Denkt man an das Arzneimittelbudget
Franck, seit vielen Jahren steht das
regelmäßige Aktualisierung der GOÄ
Ausschuss kann sich des Instituts für
neimittel staatlich reguliert. Es wurde
und will die Arzneimittelkosten ins-
Thema Novelle der GOÄ auf der Agen-
vorstellbar?
Qualität und Wirtschaftlichkeit im
befürchtet, dass es zu empfindlichen
gesamt reduzieren, neigt man eher
da. Ist das noch eine spannende Auf-
Klakow-Franck: Die GOÄ muss eine
Gesundheitswesen (IQWiG) bedienen
Einschränkungen der Arzneimittel-
der Position der Krankenkassen zu.
gabe für Sie – oder ein Schrecken
Rechtsverordnung bleiben. Aber wir
und diesem einen Prüfungsauftrag
versorgung in Deutschland kommen
Ist man ein Anhänger einer individu-
ohne Ende?
könnten uns ein Gremium der Selbst-
erteilen, was regelhaft geschieht.
könnte, weil unter Umständen wegen
ell gestalteten Arzneimittelversorgung
Klakow-Franck: (lacht) Nein, die
verwaltung mit Vertretern der Beihil-
Anhand des Gutachtens führt der
des schwierigen Genehmigungsver-
mit viel Therapiefreiheit, wird man
GOÄ-Novelle ist kein Schrecken für
fe, der privaten Krankenversicherun-
Gemeinsame Bundesausschuss eine
fahrens ein neues Medikament bei
auf Niedrigpreise keinen Wert legen
mich, und ich habe auch noch kein
gen und der Bundesärztekammer
Sisyphos-Syndrom entwickelt. Die
unter Beteiligung des BMG vorstellen,
Ärzteschaft hat jetzt die Chance, die
etwa wie seinerzeit der Zentrale Kon-
GOÄ vernünftig zu reformieren.
sultationsausschuss für Gebührenord-
Das sind wir den Ärzten, aber auch
nungsfragen.
den Patienten schuldig. Natürlich
Das neue Gremium, das man als pri-
wird nicht alles 100-prozentig so
vatärztlichen Bewertungsausschuss
umzusetzen sein, wie wir uns das
bezeichnen könnte, hätte die Aufgabe,
vorstellen. Aber sobald die GOZ
im Jahresrhythmus Aktualisierungs-
(die Gebührenordnung für Zahnärzte,
vorschläge für die GOÄ zu erarbeiten.
Anm. d. Red.) in Kraft ist, wird damit
Dort könnten also innovative Leistun-
auch der Startschuss für die Beratun-
gen verhandelt werden, aber auch
gen im Bundesgesundheitsministeri-
notwendige Anpassungen auf der Kos-
um fallen müssen.
tenseite.
Ärzte Zeitung: Die Einigkeit der Ärzte
Eine Schiedsstelle müsste dafür sor-
scheint nach dem Brandbrief der
gen, dass die Entscheidungen in kur-
Internisten und einem klärenden
zer Frist getroffen werden. Die
Gespräch wieder hergestellt. Wie
Beschlüsse würden dann dem BMG
sehen Sie die Initiative der Berufsver-
vorgelegt, das dann das Gebührenver-
bände im Nachhinein?
zeichnis der GOÄ entsprechend anzu-
Klakow-Franck: Politisch ziehen wir
passen hätte.
an einem Strang. Über einzelne
Ärzte Zeitung: Von Seiten der PKV
Details wird es immer wieder unter-
wird offenbar ein anderes Modell
IQWiG
Prüfung und
Bewertung
kann Prüfungsauftrag erteilen
erstellt
Gutachten
Gemeins. Anhörung
BundesDossier
Hersteller
ein
ausschuss Experten
NutzenMarktbewertung
einführung
(Veröffentl.)
Hersteller reicht
Gemeins.
Bundesausschuss
Nutzenbewertung
Beschluss
kein
Zusatznutzen
HerstellerPreis
(freifestgelegt)
Hersteller/
Zusatzkeine
GKVnutzen
Spitzen- Einigung
verband
Preisverhandlung
nicht festbetragsfähig
Festbetrag
Höchstbetrag
für GKVErstattung
Schiedsstelle
Rabatt
KostenNutzenBewertung
Schiedsspruch
Einigung
IQWiG
nicht
akzeptiert
Beschluss
gilt rückwirkend
(frei
festgelegt)
Rabatt
gilt bis Abschluss
des Verfahrens
auf
HerstellerPreis
Markteinführung
3 Monate
6 Monate
12 Monate
15 Monate
Abb. 1 Das Verfahren zur Nutzenbewertung und Preisverhandlungen nach dem AMNOG (Quelle: Bundesministerium für
Gesundheit; modifiziert).
Die Zahnärzte haben sie schon: eine neue Gebührenordnung. Nun
sind die Ärzte an der Reihe – Ausgang ungewiss. Welche Vorstellungen die Bundesärztekammer hat, verrät die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Dr. Regina Klakow-Franck in einem Interview, das
zunächst in der Ärzte Zeitung erschienen ist.
schiedliche Auffassungen geben, das
favorisiert...
lässt sich gar nicht vermeiden – und
Klakow-Franck: Vorschläge, stattdes-
das ist auch kein Problem. Allerdings
sen ein Institut – ähnlich wie das
hätte ich mir gewünscht, dass die ein
Institut des Bewertungsausschusses in
oder andere Formulierung eines
der GKV – einzurichten, halten wir
Nutzenbewertung durch. Dabei hat
uns von Anfang an nicht angeboten
und die Position der Industrie stär-
Berufsverbandes etwas differenzierter
nicht für gut: Wir sehen die „Institu-
der Gesetzgeber eine Frist von sechs
wird.
ken.
ausgefallen wäre. Aber das liegt hinter
tokratie“ im Gesundheitswesen insge-
uns, wir schauen jetzt nach vorne.
samt kritisch.
Ärzte Zeitung: Wie begründet war
Bis das Institut errichtet und arbeits-
Monaten festgelegt. Stellt sich nach
Meinung des Gemeinsamen Bundes-
Erste Erfahrungen
Langfristige Folgen noch unklar
ausschusses heraus, dass es sich nicht
Die ersten Erfahrungen zeigen, dass
In diesem verminten Gelände kann
die Befürchtung des BDI, dass die GOÄ
fähig ist, zieht außerdem viel Zeit ins
um eine echte Innovation handelt
die Konflikte erst im Institut für Qua-
man als Berufsverband nur mit gro-
zu einem abgewandelten EBM werden
Land, und die Chance auf die Novellie-
sondern um ein Präparat ohne
lität und Wirtschaftlichkeit im
ßer Umsicht agieren. Bedeutsam wird
könnte?
rung der GOÄ ist vertan. Außerdem
Zusatznutzen, wird das neu einge-
Gesundheitswesen auftreten, weil es
das AMNOG aber dann für Ärzte und
Klakow-Franck: Es ging ja vor allem
kostet so ein Institut auch Geld – das
führte Medikament einer Festbetrags-
hier um die Bewertung von Studien
Patienten, wenn aus Preisgründen
um zwei Elemente, um den Gebühren-
letztlich aus den Honoraren der Ärzte
gruppe mit fester GKV-Erstattung
geht, damit die Weichen für eine
tatsächliche Innovationen in Deutsch-
rahmen, also die unterschiedlichen
bezahlt werden müsste.
zugeordnet.
Bewertung des Zusatznutzen im
land nicht auf den Markt gebracht
Steigerungssätze für ärztliche Leistun-
Ärzte Zeitung: Wie sind die Berufs-
Bestätigt sich der Zusatznutzen,
Gemeinsamen Bundesausschuss
werden, die eventuell eine echte Ver-
gen, und darum, ob die Analogbewer-
verbände und Fachgesellschaften in
beginnen nach sechs Monaten Preis-
gestellt werden. Wenn ein als Innova-
besserung der Versorgung für unsere
tungen abgeschafft werden. Ich weiß
den Prozess der Entwicklung der
verhandlungen zwischen dem Her-
tion gedachtes Arzneimittel wegen
Patienten bedeuten würden.
nicht, woher die Irritation kam, denn
neuen GOÄ eingebunden?
steller und dem Spitzenverband Bund
negativer Bewertung in der Festbe-
Zurzeit sind die langfristigen Folgen
beides steht für uns nicht zur Diskus-
Klakow-Franck: Wir haben einen
der Krankenkassen. Dafür stehen wie-
tragsgruppe verschwindet, ist dies für
dieses Gesetzes noch überhaupt nicht
sion: Wir brauchen den Gebührenrah-
Bottom-up-Ansatz gewählt. Das heißt,
derum sechs Monate zur Verfügung,
den Arzneimittelhersteller mit Sicher-
absehbar. Berufsverbände sollten sich
men als Ermessensspielraum.
die Berufsverbände waren von Anfang
um einen Rabatt auszuhandeln.
heit ein herber Verlust.
in der fachlichen und wirtschaftlichen
Eine sehr aufwendige Behandlung
an intensiv eingebunden in die Erstel-
Kommt es zu keiner Einigung, ist nach
Bei den Beratungen werden auch die
Diskussion nicht instrumentalisieren
muss zu einem höheren Preis in Rech-
lung eines neuen Leistungskataloges.
weiteren drei Monaten eine Schieds-
Kassenärztliche Bundesvereinigung
lassen, gleichgültig ob von Kranken-
nung gestellt werden können, als eine
Es gab viele Feedback-Schleifen,
amtsverhandlung zu schließen. Der
und die zuständigen Fach- und
kassen oder von Arzneimittelherstel-
weniger aufwendige. Eine freiberufli-
immer wieder konnten auch neue
dort festgelegte Rabatt gilt auch rück-
Berufsverbände mit einbezogen, die
lern.
che Gebührenordnung wie die GOÄ ist
Leistungen nachgereicht werden.
wirkend.
über eine detaillierte Kenntnis von
ohne einen Ermessensspielraum für
Natürlich sind wir am Ende des Pro-
In ferner Zukunft wird das Institut für
Studiendesign und von Prinzipien der
den individuellen Behandlungsvertrag
zesses nicht mit jedem Detail
Qualität und Wirtschaftlichkeit im
evidenzbasierten Medizin verfügen
nicht denkbar.
deckungsgleich mit allen Verbänden,
Gesundheitswesen zusätzlich noch
sollten, wenn sie dort ernsthaft mit-
Und ohne Analogziffern bekommen
wir müssen ja auch einen Interessen-
eine Kosten-Nutzen-Bewertung vor-
reden wollen. Man wird verhindern
Sie keine innovativen Leistungen
ausgleich zwischen den Verbänden
nehmen. Für diese gibt es aber keine
müssen, in der Diskussion von der
mehr in die privatärztliche Versor-
vornehmen, so weit es geht. Am Ende
Zeitvorgabe.
einen oder anderen Seite missbraucht
gung, es sei denn, es gäbe eine regel-
des Abstimmungsprozesses steht eine
zu werden.
mäßige automatische Anpassung der
vom Vorstand der Bundesärztekam-
Der zweite Knackpunkt ist die Preis-
GOÄ – die haben wir bislang aber
mer beschlossene Beratungsgrund-
findung. Hier laufen bereits die ersten
nicht.
lage. Die sollte innerärztlich dann
HFS
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
5
nicht mehr zur Diskussion stehen
che nach dem Motto „Früher habe ich
auf der Abrechnung stehen, das ist
Klakow-Franck: Das hängt am
müssen.
für Leistung x soundso viel bekom-
ganz klar unser Ziel. Deshalb haben
wenigsten von der Bundesärztekam-
Das Interview wurde am 23. November
Ärzte Zeitung: Wie weit sind Sie mit
men und heute nur noch soviel“ grei-
wir dort, wo es sich anbot, Teilleis-
mer ab. In Zusammenarbeit mit den
in der Ärzte Zeitung veröffentlicht.
der Bewertung des neu erarbeiteten
fen zu kurz.
tungen, die zwingend zusammenge-
Berufsverbänden und Fachgesellschaf-
Leistungskataloges?
Ärzte Zeitung: Viele Ärzte ärgern sich
hören, in einer komplexen Ziffer
ten hat die Bundesärztekammer ihre
Genehmigung der Ärzte Zeitung,
Klakow-Franck: Anfang des kom-
über komplexe Ausschlussbestim-
gebündelt.
Hausaufgaben gemacht.
Verlagsgruppe Springer Medizin
menden Jahres werden wir einen wei-
mungen und schwer interpretierbare
Ärzte Zeitung: Der Einigungsdruck
Wenn sich die verschiedenen Beteilig-
terentwickelten Bewertungsvorschlag
Legendentexte. Steht eine Vereinfa-
für PKV und für die Ärzte ist hoch,
ten im Vorfeld einigen können und
als Grundlage für die Beratungen fer-
chung der GOÄ auch auf Ihrer Agen-
denn niemand weiß, wer die Bundes-
die Vorarbeiten der Bundesärztekam-
tig haben. Grundlage ist die betriebs-
da?
regierung in der nächsten Legislatur-
mer als Ausgangsbasis nehmen, dann
wirtschaftliche Bewertung jeder ein-
Klakow-Franck: Wir werden zwar
periode stellen wird. Können sich die
könnte man es vor der Bundestags-
zelnen Leistung.
rund 800 Leistungen mehr in der
Ärzte Anfang 2013 auf eine neue GOÄ
wahl schaffen.
Die einzelnen Kostenfaktoren wie der
neuen GOÄ haben als bisher. Aber pro
freuen?
kalkulatorische Arztlohn, der Perso-
Fall sollen am Ende weniger Ziffern
nalbedarf, die Kosten für die technische Ausstattung etc. ergeben den
Preis für eine Leistung, mit dem wir
dann in die Verhandlungen gehen.
Ärzte Zeitung: Wie haben Sie diese
Daten ermittelt?
Klakow-Franck: Bei den Operationen
greifen wir auf eine eigene umfangreiche Erhebung zurück, bei den konservativen Leistungen stützen wir uns
auf verschiedene Datenquellen und
konsentierte Expertenmeinungen.
Insgesamt haben wir zusammen mit
einem erfahrenen Projektpartner
spezifisch für die GOÄ Kostenstrukturanalysen gefahren und neue Funktionskostenstellen entwickelt.
Ärzte Zeitung: Welche Erwartungen
haben Sie zum Punktwert nach der
Novellierung der GOÄ? Die Zahnärzte
sind ja schwer enttäuscht, dass es für
sie auch nach 20 Jahren nicht einmal
einen Inflationsausgleich gibt.
Klakow-Franck: Ich kann tatsächlich
nur schwer nachvollziehen, warum es
in der GOZ, die strukturkonservativ
novelliert worden ist, nicht wenigstens eine kleine Punktwertanhebung
gibt. Das hätte bei den Zahnärzten
Vertrauen geschaffen.
Jetzt ist von außen überhaupt nicht
erkennbar, ob eine Anpassung an die
Kostenentwicklung überhaupt stattgefunden hat. Bei der GOÄ sieht es
etwas anders aus, da wir ja mit einem
neuen betriebswirtschaftlichen Kalkulationsmodell in die Verhandlungen
gehen.
Es geht um völlig neue, sogenannte
„robuste“ Einfachsätze, ausgedrückt in
Euro – ob diese am Ende in Punktzahlen und Punktwerte umgewandelt
werden, ist eher eine technische
Frage.
Ärzte Zeitung: Die PKV hat im vergangenen Jahr vorgeschlagen, bei
technischen Leistungen keinen Steigerungssatz zuzulassen, bei ärztlichen
Leistungen aber schon. Was halten Sie
von dem Modell?
Klakow-Franck: Wenn das Honorar
aufgesplittet wird, kann man am Ende
leichter einen Teil des Honorars wegnehmen. Das wollen wir nicht. Unsere
Berechnungen basieren auf Vollkosten-Kalkulationen. Wir gehen mit
einem Gesamtpreis je Leistung in die
Verhandlungen.
Ärzte Zeitung: Bei manchen Ärzten
geht die Sorge um, dass die Neuberechnungen im Laborkapitel zu hohen
Einkommensverlusten führen werden.
Ist diese Sorge berechtigt?
Klakow-Franck: Man muss sich die
finanziellen Auswirkungen einer
neuen GOÄ immer über das gesamte
Leistungsspektrum der Arztgruppe
anschauen. Punkt-zu-Punkt-Verglei-
Die Fragen stellte Hauke Gerlof.
Nachdruck mit freundlicher
6
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
Änderung der Approbationsordnung
des BDI erfüllt, die seitens des Präsi-
Maßnahmen zur Förderung der
täten zunächst 10 Prozent der Studie-
Aus für das Hammerexamen
diums und Vorstands immer wieder
Allgemeinmedizin
renden ein PJ-Platz in der Allgemein-
den politischen Entscheidungsträgern
Abschließend werden zahlreiche Maß-
medizin anzubieten haben. Nach einer
nahegelegt wurde.
nahmen zur Stärkung der Allgemein-
Übergangsfrist soll diese Quote auf
Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Änderung der Approbationsordnung für Ärzte veranlasst, die nach der Kenntnisnahme
durch das Bundeskabinett derzeit dem Bundesrat zur Zustimmung
vorliegt. Die Änderung der Approbationsordnung ist im Kontext des
GKV-Versorgungsstrukturgesetzes zu sehen und soll dazu dienen,
mehr Nachwuchs im Bereich der Humanmedizin zu gewinnen und
die Medizinstudenten gezielter zu fördern.
Die Krankenhäuser erhalten die Mög-
medizin getroffen. Ziel ist es, der All-
20 Prozent angehoben werden.
lichkeit, frühzeitig geeignetes Perso-
gemeinmedizin bereits in der ärztli-
Inwiefern vor allem die Förderung der
nal an sich zu binden, indem der Kreis
chen Ausbildung mehr Gewicht zu
Allgemeinmedizin dazu beitragen
der Krankenhäuser, an denen das
verleihen, wodurch mehr Ärzte für
wird, vermehrt Studierende bezie-
Praktische Jahr absolviert werden
eine anschließende Weiterbildung in
hungsweise Assistenzärzte für dieses
kann, ausgedehnt wird. Hierdurch soll
der Allgemeinmedizin und zur späte-
Fach zu interessieren, bleibt abzuwar-
eine ausgewogene regionale Vertei-
ren Niederlassung als Hausarzt
ten. Grundsätzlich muss jedoch noch
lung der angehenden Ärzte erreicht
gewonnen werden sollen. Hierzu zählt
einmal betont werden, dass der BDI
Der bisherige schriftliche Teil des
dass sich die angehenden Ärztinnen
werden.
unter anderem, dass das Blockprakti-
durch seine zahlreichen Gespräche im
zweiten Abschnitts der ärztlichen
und Ärzte im Praktischen Jahr voll auf
Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von
kum in der Allgemeinmedizin mit
BMG mit dazu beitragen konnte, das
Prüfung wird vor das Praktische Jahr
die ärztliche Tätigkeit fokussieren
Familie und Beruf ist es fortan mög-
einer Dauer von zwei Wochen ver-
„Hammerexamen“ zu entschärfen.
verlegt, um das Staatsexamen am
können, ohne sich gleichzeitig auf die
lich, das Praktische Jahr auch in Teil-
bindlich vorgeschrieben wird sowie
Dipl.-Betrw. Tilo Radau
Ende des Studiums zu entzerren.
schriftliche Prüfungen vorbereiten zu
zeit zu absolvieren.
für das Wahltertial im PJ die Vorgabe
Geschäftsführer des BDI
Hierdurch soll sichergestellt werden,
müssen. Somit wurde eine Forderung
aufgenommen wird, dass die Universi-
Regionalisierung der Honorarverteilung (Forts. von S. 1)
Qualitätsoffensive Koloskopie
Segen oder Fluch?
Man sieht nur das,
was man kennt
Dies dürfte sich jetzt nach der neuen
wieder rückgängig gemacht werden
Gesetzgebung mit Regionalisierung
könnte.
der Honorarverteilung wieder
ändern. Auf ausdrücklichen Wunsch
„Koloskopie verhindert Dickdarmkrebs.“ So oder so ähnlich wird
diese Methode vielerorts propagiert. Dies erweckt den Eindruck, dass
das simple Durchführen einer solchen endoskopischen Untersuchung
unabhängig von der personellen und apparativen Qualifikation eine
segensbringende Maßnahme ist. Dies kann sicher nicht uneingeschränkt so behauptet werden. Die Koloskopie wird nur dann die
angestrebten Ziele – Verminderung der Neuerkrankungen an Darmkrebs und Verbesserung der Prognose im Krankheitsfall – erreichen,
wenn die Methode mit hoher Qualität angeboten wird.
Regionaler Verteilungskampf
der Kassenärztlichen Vereinigung, vor
Mitnichten: Das Geld wird natürlich
allem der Regionen, wird die Hono-
nicht mehr neu verteilt. Ergo dürfen
rarverteilung wieder regionalisiert
diese KVen die inzwischen knappen
und allein in die Hände der KV gelegt.
Mittel auch noch in eigener Regie ver-
Mit den Kassen muss wieder nur das
walten – ohne dass man den Ärger
Benehmen hergestellt werden.
auf die Kassenärztliche Bundesvereinigung abschieben kann. Der Vertei-
Hoffnung auf mehr Honorar
lungskampf bei knappen Ressourcen
Was trieb die Länder-KVen nach den
wird regional voll entbrennen.
noch nicht so lange zurückliegenden
Man kann nur hoffen, dass die Fehler
Die Koloskopie, eine über mehr als 30
gesetzlich Krankenversicherte aufge-
Erfahrungen der Länder-Ausschusse,
der Vergangenheit nicht wiederholt
Jahre in den Händen endoskopieren-
nommen. In den Jahren danach wur-
die Honorarverteilung wieder für sich
werden und man die Chance wahr-
der Internisten gereifte Methode, hat
den > 4.000.000 Anspruchsberechtig-
zu reklamieren? Durch die Zentrali-
nimmt, regional zu besseren Lösun-
zweifelsohne das Potenzial, risikoarm
te im Regelfall in entsprechend einge-
sierung musste eine bundesweite
gen als seither zu kommen. Dazu
Karzinome in frühen Stadien zu ent-
richteten gastroenterologischen Fach-
Gesamtvergütung auf die einzelnen
gehört viel Umsicht, aber auch medi-
decken und damit ihre Prognose
praxen untersucht und ggf. behandelt.
KVen verteilt werden. Dies hatte
zinischer Sachverstand in den Ver-
nachhaltig zu verbessern, Karzinom-
Die wissenschaftliche Begleitung
einen empfindlichen West-Ost-Aus-
handlungen. Reine Rechenkünste bei
vorstufen zu detektieren, die im glei-
erlaubt heute die Feststellung, dass
gleich zur Folge. Nur durch den
der Verteilung des Honorars dürften
chen Arbeitsgang entfernt werden
diese Methode in Deutschland mit
Anstieg des Honorars für die ambu-
für die Zukunft nicht mehr reichen.
und somit der Karzinomentstehung
extrem hohen Erfolgsraten (Anteil der
lante Versorgung insgesamt konnte
Noch eine Bitte: Die Vertreterver-
Vorschub leisten, sowie durch die
hohen Koloskopien) und sehr niedri-
der Ärger begrenzt werden. Es gab
sammlung der Kassenärztlichen Bun-
Kombination von Makroskopie und
gen Komplikationsraten durchgeführt
zahlreiche Gewinner, echte Verlierer
desvereinigung darf unter diesen
Histologie wertvolle Hilfe in der Dif-
wird. Darüber hinaus weisen die epi-
waren selten.
neuen gesetzlichen Voraussetzungen
ferenzialdiagnose und damit auch der
demiologischen Trends bereits jetzt
KVen, die dabei Honorarverluste ver-
nicht zu einer Art Länderausschuss
Differenzialtherapie von darmbezoge-
auf einen erheblichen präventiven
kraften mussten, forderten die erneu-
mutieren.
nen Beschwerden zu leisten.
Effekt im Hinblick auf das kolorektale
te Regionalisierung, wohl vor allem in
HFS
Bereits 2002 wurde die Koloskopie –
Karzinom hin, wenngleich die Lauf-
der Hoffnung, dass dadurch die
seinerzeit begründet durch Analogie-
zeit noch recht kurz und die Inan-
Umverteilung im West-Ost-Ausgleich
schlüsse und aufgrund jahrelanger
spruchnahme sicher verbesserungsfä-
intensiver Informations- und Öffent-
hig ist.
lichkeitsarbeit durch verschiedenste
Voraussetzungen für die Ausführung
Institutionen wie z.B. der Stiftung
(und Abrechnung) der Koloskopie in
LebensBlicke und der Felix Burda Stif-
diesem Segment der Gesundheitsvor-
tung – in das Vorsorgeprogramm für
sorge sind hohe Qualitätsstandards in
Kommentar
Module für Untersuchungstechniken ohne
Fachkompetenz?
Zurzeit wird in der Bundesärztekammer eine Neuordnung der Weiterbildungsordnung diskutiert, die unter dem Begriff „Modulare Weiterbildung“ firmiert. Es
besteht die Befürchtung, dass technische Leistungen wie die Koloskopie als Modul
auch für andere Fächer angeboten werden. Der BDI ist der Auffassung, dass technische Leistungen nur bei umfassender Kenntnis der untersuchten Krankheitsbilder
bewertbar sind. Insofern muss bei einer Neuordnung der Weiterbildungsordnung
darauf geachtet werden, dass die Kernkompetenz des Faches Innere Medizin nicht
ausgehöhlt wird. Prof. Labenz, der stellvertretende Vorsitzende der Sektionen und
Bild: MEV
Arbeitsgemeinschaften im BDI, stellt in diesm Artikel die derzeitige Situation der
Koloskopie dar. Insbesondere das Sprichwort „Man sieht auch nur das, was man
kennt“ sollte der Bundesärztekammer zu denken geben.
HFS
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
7
personeller und apparativer Sicht, die
skopie und anderer (alternativer)
wird in der WBO für Gastroenterolo-
gehalten werden. Hinzu kommen ent-
schen auch Eingang in die europäi-
ihren Niederschlag richtigerweise in
bildgebender Verfahren, um aktuelle
gen entsprechend theoretisch und
sprechende Anforderungen an die
schen Empfehlungen für die Vorsorge-
einer Qualitätssicherungsvereinba-
Entwicklungen in das eigene Handeln
praktisch Rechnung getragen
Räumlichkeiten (Größe, Funktionali-
koloskopie gefunden. Es gilt nun,
rung fanden (§ 135 Abs. 2 SGB V).
zu inkorporieren und den Stellenwert
(„Erwerb von Kenntnissen, Erfahrun-
tät), die Aufbereitung der Geräte und
diese erreichte Qualität zu sichern
Die Koloskopie ist ein Paradebeispiel
alternativer Methoden richtig ein-
gen und Fertigkeiten in …“). In der
Hygienestandards.
und – falls möglich – weiter zu ver-
dafür, wie durch stringente Anforde-
schätzen zu können.
Literatur finden sich klare Indizien,
rungen an die Prozessqualität positive
Das Sprichwort „Man sieht nur das,
dass auch die nicht endoskopische
Effekte der Ergebnisqualität erzielt
was man kennt“ lässt sich inhaltlich
Ausbildung eines Koloskopikers
Zusammenfassend lässt sich festhal-
Qualitätsvorsprung durch Absenkung
werden können. Es ist nun Aufgabe
auch auf die Endoskopie übertragen.
maßgeblich die globale Qualität einer
ten, dass in Deutschland auf der Basis
von Anforderungen in der Ausbildung
der entsprechenden Gremien, die
Es ist eine selbstverständliche Voraus-
Koloskopie beeinflusst.
der Weiterbildungsordnung Gastroen-
(WBO) oder der Minimalstandards
Erfahrungen aus diesem Bereich in
setzung für jeden Endoskopiker, dass
Die Geräteausstattung muss zeitge-
terologie und der Qualitätsvereinba-
aufgeweicht bzw. gefährdet würde.
entsprechende Richtlinien zur Durch-
er die Krankheitsbilder, die er mit der
mäß sein, d.h. den aktuellen Standard
rung für die Koloskopie ein interna-
führung umzusetzen, also: Wer darf
Endoskopie entdecken oder ausschlie-
widerspiegeln. Darüber hinaus müs-
tional hoher Qualitätsstandard der
wie wen koloskopieren?
ßen möchte, auch fachlich kennt und
sen zeitgemäße Geräte zur endoskopi-
Koloskopie erzielt wurde. Die deut-
inhaltlich beherrscht. Diesem Aspekt
schen Therapie von z.B. Polypen vor-
schen Qualitätskriterien haben inzwi-
Anforderungen an den
Untersucher
Der Untersucher (Endoskopiker) muss
einerseits durch entsprechende Weiterbildung unter Beweis gestellt
haben, dass er über die technischen
Fertigkeiten verfügt, eine Koloskopie
erfolgreich (Coecumintubationsrate
> 95%) und komplikationsarm (Vergleich mit entsprechenden Benchmarks) durchzuführen und dabei
auch pathologische Befunde sicher zu
identifizieren (Adenomdektionsrate
im Bereich der Literaturdaten). Es ist
grundsätzlich schwierig, allein aus
einer Anzahl „x“ durchgeführter
Untersuchungen auf die Qualität der
Durchführung zu schließen. Anhaltspunkte liefern hier aber die Weiterbildungsordnungen (WBO) für Gastroenterologen, also der Profession, die
diese Methode in erster Linie durchführt. Im Bereich der Ärztekammer
Westfalen-Lippe sind im dreijährigen
Weiterbildungsabschnitt 300 Untersuchungen vorgeschrieben. Eine weitere Voraussetzung ist auch, dass
Polypen mit den heute zur Verfügung
stehenden Methoden dem wissenschaftlichen Standard entsprechend
mit den verschiedenen Instrumentarien vollständig und komplikationsarm (Vergleich mit entsprechenden
Benchmarks) entfernt werden können. Notwendigerweise schließt dieser operative Aspekt ein, dass man
auch die damit verbundenen Komplikationen erkennen und beherrschen
kann. Die Ärztekammer WestfalenLippe schreibt in der WBO für Gastroenterologen vor, dass 50 Polypektomien durchzuführen seien. Dies ist
sicher eine sehr niedrige Anzahl, da
bei einer Komplikationswahrscheinlichkeit von ca. 1% aus statistischen
Gründen der Auszubildende 0-1 Komplikation erlebt. Es muss deshalb
zwangsläufig eine Zusatzausbildung
in der Beherrschung von Komplikationen durch endoskopische Operationen gefordert werden. Dies ist bei
Gastroenterologen dadurch gewährleistet, dass sie in ihrer Endoskopieausbildung Maßnahmen der Blutstillung erlernen müssen. Die Qualifikationsanforderungen für zugelassene
Endoskopiker in nach Onkozert zertifizierten Darmzentren sehen vor, dass
sie pro Jahr mindestens 200 Koloskopien und 50 Polypektomien durchführen. Hierdurch wächst natürlich auch
die Erfahrung in der sicheren Erkennung und Beherrschung von Komplikationen.
Eine weitere Voraussetzung an den
Untersucher ist eine stetige Fort- und
Weiterbildung im Bereich der Endo-
bessern. Es wäre medizinisch völlig
Qualität sichern und verbessern
unbegründet und fatal, wenn dieser
Prof. Dr. med. Joachim Labenz
Literatur zum Artikel beim Verfasser.
8
Berufspolitik
Nr. 3 • März 2012
Der BDI aktuell Fragebogen
Was liegt Ihnen in der Berufspolitik
10 Fragen an ...
Dr. Wolf Andreas Fach
am meisten am Herzen?
In den letzten Jahren und Jahrzehnten
wurde die Unabhängigkeit der ärztlichen Entscheidungen strukturell und
finanziell zunehmend eingeschränkt im
Interesse eines einseitigen kostenorien-
Wann ist ein Arzt ein guter Arzt?
kenkassen und Ökonomie der Kliniken.
Das Interesse an der Medizin wurde
Hohe Empathie für den Patienten,
Der ärztliche Sachverstand muss in
durch die Teilnahme am Rettungs-
hartnäckiges Hinterfragen der eigenen
diesen Feldern wieder besser zur
dienst geweckt und durch Nachtdienste
medizinischen Strategie, gesellschaft-
Geltung kommen. Die zunehmende
im Krankenhaus verstärkt. Plötzlich
liches Engagement, z. B. auch in der
Verknappung der Ressource Arzt könn-
waren die Wirtschaftswissenschaften
Berufspolitik.
te hier hilfreich sein.
Bild: Agaplesion
tierten „Durchgriffs“ von Politik, KranWarum haben Sie Medizin studiert?
Dr. Wolf Andreas Fach studierte in Kiel und
Frankfurt Medizin und schloss daran eine
Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Spezielle Internistische Intensivmedizin in Hanau, Frankfurt und
Bad Nauheim an. Von 1986 bis 1995 war er
Oberarzt der Medizinischen Klinik I des Stadtkrankenhauses Hanau. Seit 1995 ist er am
Cardioangiologischen Centrum Bethanien
CCB in Frankfurt am Main tätig.
Seit 1984 ist Dr. Fach Delegierter in der
Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen und seit 1996 Vorsitzender
der Bezirksärztekammer Frankfurt.
Dr. Fach ist Vorsitzender des Landesverbands
Hessen des Berufsverbands Deutscher Internisten.
kein Thema mehr.
Was gefällt Ihnen am deutschen
Haben Sie ärztliche und berufs-
Warum sind Sie Internist geworden?
Gesundheitswesen?
politische Vorbilder?
freut es mich, dass das BDI-Team in
Wohin reisen Sie in den Urlaub?
Intellektuelle Herausforderung der diffe-
Ausreichende bis gute Versorgung für
Im klinischen Bereich meinen ärztli-
Hessen den Hessischen Internistentag
Die Familie führt mich immer wieder
renzierten internistischen Diagnostik
alle Mitbürgerinnen und Mitbürger.
chen Lehrer Prof. Dr. med. Hans-Jürgen
wieder zu einem Treffpunkt für die
nach Belgien und Spanien, die Enkelinnen nach Frankfurt und London.
Becker als glänzenden Diagnostiker
Fortbildung und in Zukunft auch für
zunehmenden „invasiven“ Möglichkeiten
Worin sehen Sie die größten
und patientenorientierten Arzt und
die berufspolitische Diskussion macht.
wie Schrittmacher, Herzkatheter, Endo-
Probleme im deutschen Gesundheits-
späteren Vorsitzenden der Deutschen
skopien, Intensivmedizin etc. Damit
wesen?
Herzstiftung. Berufspolitisch schätze
Was bewegt Sie außerhalb Ihres
Gut, dass es das gibt. Deutlich politi-
extrem abwechslungsreiches Arbeitsfeld.
Verlogenheit von Politik und Kranken-
ich die Zusammenarbeit mit vielen
Berufes am meisten?
scher als in den früheren Jahren. Not-
kassen über die realen Einschränkun-
engagierten und profilierten Kollegin-
Mein Rennrad. Und auch die Familie.
wendiges Bindeglied und Diskussions-
gen des Gesundheitswesens, Stichwort
nen und Kollegen in den Kammern, der
forum für jeden, der berufspolitisch
Rationierung und Priorisierung.
KV und besonders im BDI. Besonders
engagiert ist.
und Therapie in Kombination mit
Darmkrebsmonat März 2012
Das besondere Augenmerk
gilt den Männern
Der Darmkrebs ist für Männer und Frauen zusammen das häufigste
metastasierende Tumorleiden. Die derzeitige Neuerkrankungsrate
liegt bei ca. 73.000 pro Jahr; knapp 26.000 Menschen sterben an
dieser Erkrankung. Die Prognose hat sich in den letzten Jahren dank
großer Fortschritte in Diagnostik, Therapie und Nachsorge erheblich
verbessert. Dennoch bleibt trotz eines weit verbreiteten opportunistischen Darmkrebs-Screening mittels FOBT seit 1977, modifiziert durch
die Einführung der Koloskopie 2002 sowie einer umfangreichen
S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom, vieles zu wünschen übrig.
Was halten Sie von BDI aktuell?
ren, würde den aktuellen Erkenntnis-
in die Vorsorge (Beratungsgespräch,
ger regelmäßigen Check-ups aufruft.
sen Rechnung tragen und wäre daher
Stuhlteste) auf 45 Jahre gesenkt und
Eingebunden in einen solchen Check-
ein Gebot der Stunde.
den Männern mit 50 Jahren zum ers-
up sollte vor allem für Männer ab 45
ten Mal die Koloskopie angeboten
die Darmkrebsvorsorge sein. Der Che-
werden sollte. Es geht ferner ein Auf-
mie-Gigant BASF-SE hat vorbildlich
senken
ruf an die Frauen und Partnerinnen
gezeigt, was man mit einer solchen
Wir müssen leider immer wieder
der Männer im entsprechenden Alter,
Vorsorge erreichen kann, wie es die
feststellen, dass unser Gesundheits-
sie zu motivieren, sich an ihnen ein
Corporate Identity des Unternehmens
system fast ausschließlich ein Repara-
Beispiel zu nehmen und die Vorsorge
stärkt, wie es die soziale Verantwor-
turbetrieb ist. Für Prävention ist in
intensiver wahrzunehmen.
tung für die Mitarbeiter unterstreicht
diesem System max. 1–5 % der Ausga-
Politisch wird der relativ niedrigen
und wie sogar Kosten damit einge-
ben der gesetzlichen Krankenkassen
Teilnahmequote am Screening
spart werden können (Webendörfer
Altersgrenze für Koloskopie
vorgesehen. Ein Präventionsge-
dadurch Rechnung getragen,
dass sich im Nationalen
setz ist bisher an vielen,
Krebsplan eine
nicht nur parlamen-
Arbeitsgruppe zur
tarischen Hürden
Weiterentwick-
gescheitert. So
lung der
et al. Dtsch Med Wochenschr 2004).
Der BDI und die Stiftung LebensBlicke
haben darüber hinaus auch zusammen mit der Felix Burda Stiftung und
der Techniker Krankenkasse ein
Gemeinschaftsprojekt zum hereditä-
Dazu gehört, dass intensive Informati-
und dazu ein Grußwort zur Verfügung
müssen Akti-
on und Aufklärung noch nicht in dem
gestellt.
vitäten für
Darmkrebs-
ren Darmkrebs entwickelt. Das Pro-
das so wich-
früherken-
gramm „Familien vor Darmkrebs
tige Anliegen
nung auf die
schützen“ zielt darauf ab, diese
erwünschten Umfang dazu beigetragen haben, die Teilnahmerate deutlich
Risikogruppen nicht außer Acht
zu steigern. Sie liegt für die Vorsorge-
lassen!
der Präventi-
Einführung
besonders betroffene Population
koloskopie derzeit über einen Zeit-
Unabhängig davon dürfen natürlich
on immer
eines organi-
nach den neuesten Erkenntnissen
raum von 10 Jahren bei 20,1 % der
auch die Risikogruppen nicht außer
wieder von
anspruchsberechtigten Frauen und
Acht gelassen werden, erfordern doch
Vereinen, Ver-
18,3 % der der Männer (Altenhofen et
auch sie ganz besondere Aufmerk-
bänden und Stif-
al., 2011). Zum anderen verdichten
samkeit. Dazu gehören Menschen mit
tungen ausgehen,
sich in den letzten Jahren Mitteilun-
familiärer Darmkrebsbelastung
wie auch in diesem Jahr
gen in der nationalen und internatio-
(ca. 25% der Darmkrebspatienten!!),
im Darmkrebsmonat März. Die
nalen Literatur darüber, dass es offen-
bei denen das Erkrankungsrisiko
Kampagne mit dem Ziel, ein besonde-
dass mit einem so gearteten Einla-
Ich rufe alle Internistinnen und Inter-
sichtlich geschlechtsspezifische
ebenfalls deutlich vorverlagert ist. So
res Augenmerk auf die Männervorsor-
dungsverfahren analog zu dem zur
nisten sowie alle Leser des BDI aktuell
Unterschiede für den Beginn der
erkranken z.B. Verwandte I. Grades
ge zu richten, resultiert auch aus der
Brustkrebsuntersuchung die Teilnah-
auf, gerade im Darmkrebsmonat März
Erkrankung zwischen Männern und
von Darmkrebspatienten im Durch-
Tatsache, dass bei der Männergesund-
merate zumindest verdoppelt werden
das Thema „Darmkrebsfrüherken-
Frauen gibt. Vor allem nach Studien in
schnitt 10 Jahre früher als die Nor-
heit bisher vor allem die Prostata im
kann. Ein Modellprojekt im Saarland,
nung“ nicht nur bei ihren Patienten,
Polen (Regula et al., NEJM 2006)
malbevölkerung. Auch der hereditäre
Vordergrund steht, das kolorektale
das wahrscheinlich noch in diesem
sondern auch in ihrem Umfeld anzu-
sowie aus Österreich (Ferlitsch et al.,
Darmkrebs, die familiäre Polyposis
Karzinom aber weit hinten steht und
Jahr beginnt, wird die logistischen
sprechen und auf die Möglichkeiten
JAMA 2011), aber auch in Deutsch-
coli und das Lynch-Syndrom (HNPCC),
auch bei den „Männerärzten“ eher
Voraussetzungen dafür klären, was
der Früherkennung hinzuweisen,
land (Kolligs et al., PLoS ONE 2011) ist
verdienen immer wieder die ganze
weniger Beachtung findet. Es ist nicht
zur bundesweiten Übertragung eines
damit weiter zur Enttabuisierung des
ganz offensichtlich davon auszugehen,
Aufmerksamkeit, stellen sie doch die
zu übersehen, dass nach den bisheri-
solchen Einladungsverfahrens erfor-
Problems und entscheidend dazu bei-
dass Männer früher und intensiver
Betroffenen vor ganz außerordentli-
gen Daten Männer ca. 10 Jahre früher
derlich ist.
zutragen, Menschen Leid zu ersparen.
am kolorektalen Karzinom erkranken.
che Herausforderungen. Sie sollten
als Frauen am Darmkrebs erkranken.
Deshalb haben sich BDI und Stiftung
vorzugsweise zusammen mit Spezia-
Bevor weitere Studien dieses Faktum
LebensBlicke für den diesjährigen
listen betreut werden. Für die Risiko-
erhärten, sollte eine Initiative zur Dif-
Darmkrebs
Darmkrebsmonat 2012 das wichtige
gruppen gilt in besonderem Maße,
ferenzierung der bisher gültigen und
Zu der diesjährigen Kampagne gehört
Ziel gesetzt, ein besonderes Augen-
dass der Schlüssel zur Erkennung in
akzeptierten Vorsorgestrategie star-
auch der Aufruf, die betriebliche Vor-
merk auf die Darmkrebsfrüherken-
der exakten Familienanamnese liegt.
ten. Die Kampagne soll dazu beitra-
sorge voranzutreiben. Klein-, Mittel-
Vorstandsvorsitzender der Stiftung
nung bei Männern zu richten. Die
Einen solchen Erhebungsbogen in
gen, das Bewusstsein der Kostenträger
und Großbetriebe haben in Deutsch-
LebensBlicke
Schirmherrschaft für die Aktionen der
einem frühzeitigen Lebensabschnitt
und der Entscheider im Gesundheits-
land eine in der Regel gut organisierte
Stiftung LebensBlicke hat der Bundes-
(z.B. Check-up mit 35) in die gesetzli-
wesen dafür zu schärfen, dass die
arbeitsmedizinische Versorgung, die
gesundheitsminister übernommen
che Krankenversicherung einzufüh-
Altersgrenze für Männer zum Einstieg
ihre Mitarbeiter zu mehr oder weni-
sierten Einladungsverfahrens verständigt
hat (Riemann et al.
Z Gastroenterol 2011).
Bisherige Recherchen ergeben,
von geschulten Ärzten zu diagnostizieren, zu behandeln und nach zu verfolgen; es erfreut sich zunehmender
Akzeptanz (gebührenfreie ServiceNummer innerhalb Deutschlands:
0800 – 285 00 85).
Denn die Devise der Stiftung LebensProjekt des BDI zum hereditären
Blicke ist unverändert: Vermeiden
statt leiden!
Prof. Dr. J. F. Riemann
Mitglied im Vorstand des BDI e.V.
Berufspolitik
6. Internistischer Fortbildungstag Niedersachsen
Nach der Begrüßung durch den Ehrenvorsitzenden und Fortbildungsbeauftragten Dr. Kirsten würdigten der BDIPräsident, Dr. Wesiack, als Vertretung
der dieses Mal leider verhinderten
ÄKN-Präsidentin, Dr. Wenker, der
Therapie mit Antikoagulantien
Vorsicht bei zahnärztlicher Behandlung
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde hat zum
Thema zahnärztliche Behandlung bei
Patienten mit Antikoagulantientherapie umfangreich Stellung genommen. Die Zahl der Patienten, die im
weitesten Sinne mit Antikoagulantien behandelt werden, wird immer
größer. Dies ist auf die zunehmende
Zahl von Eingriffen an Herzkranzgefäßen mit Stent-Implantation einerseits, aber auch mit der konsequenten Umsetzung der Antikoagulantientherapie bei dem sehr häufigen
Vorhofflimmern verursacht.
Die Zahnärzte weisen darauf hin, dass
bei 5 von 567 Patienten, bei denen
eine medikamentöse Antikoagulantientherapie zur Durchführung der zahnärztlichen Eingriffe unterbrochen
wurde, Emboliekomplikationen aufgetreten sind. Davon hatten vier einen
tödlichen Ausgang. Bei einem weiteren
Patienten war es zu schweren Thrombosen gekommen. Im Vergleich dazu
traten bei 2.400 zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen auch bei Serienextraktionen und Alveolarplastiken an 950
Patienten und Antikoagulantientherapie nur in 12 Fällen Nachblutungen auf,
die durch lokale Maßnahmen nicht
beherrschbar waren. Hier mussten
durch systemische Maßnahmen die
Nachblutungen gestoppt werden, ohne
dass es dabei zu schwerwiegenden Folgeschäden kam.
Für das chirurgische Vorgehen werden
zahlreiche Vorschläge gemacht, um
Blutungskomplikationen unter Antikoagulantientherapie zu vermeiden. Die
Zahnärzte sehen in einer Unterbrechung der Antikoagulation vor zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen keine
eindeutige Evidenz, sondern halten dies
für ein zusätzliches unnötiges und
lebensbedrohliches Risiko.
HFS
9
seine Klinik in das Generalthema der
Traditionell war der gesundheits- und
sischen internistischen Fortbildung
„Nieren- und Hochdruck-Erkrankun-
berufspolitische Programmpunkt
fortzusetzen. Als Termin für das
gen“ ein, während die Mitarbeiter sei-
unserem BDI-Präsidenten, Dr. Wesi-
nächste Jahr darf ich Ihnen deshalb
nes Hauses sich mit den häufig unter-
ack, vorbehalten. Neben dem gerade in
schon heute Samstag, den 19. Januar
schätzten Krankheitsbildern, mit
Kraft getretenen Versorgungsstruktur-
2013, am selben Ort, nennen, wobei
Eiweiß-Ausscheidungen im Urin, der
gesetz widmete er sich besonders der
bereits die „Geriatrie“ als Generalthe-
problembehafteten medizinischen
Bedarfsplanung, der Weiterbildungs-
ma festgelegt wurde. Dabei geht es
ÄKN-Vizepräsident und Ehrenmitglied
Versorgung Nierentransplantierter
ordnung und der Versorgungskompe-
auch um die Einordnung dieser Dis-
des BDI, Dr. Voigt, und der Vorsitzende
und aktuellen Therapieschemata bei
tenz der Internisten ohne Schwer-
ziplin in die Weiterbildungsordnung
des BDI-Landesverbandes Niedersach-
Hochdruckerkrankungen befassten.
punkt.
mit u.a. ihrer Kompetenz im Rahmen
sen, Dr. Schmidt, mit ihren Grußwor-
Neben innovativen Aspekten erwiesen
Die jeweiligen Nachfragen und Diskus-
der Weiterbildung.
ten diese Veranstaltung.
sich auch hier bei bekannten medizi-
sionsbeiträge der Teilnehmer signali-
Der Wissenschaftliche Leiter und
nischen Sachverhalten deren Beurtei-
sierten deren deutliches Interesse an
Chefarzt der Medizinischen Hochschu-
lung und Prioritätsbewertung als pra-
den Themen und ermutigen uns als
le Hannover, Prof. Haller, führte für
xisrelevant für die ärztliche Tätigkeit.
Veranstalter, diese Art der niedersäch-
Eine Traditionsveranstaltung
für die Internisten
Zu Beginn dieser Fortbildungsreihe herrschte im Vorstand des
BDI-Landesverbandes Niedersachsen die Skepsis vor, ob das
angestrebte Projekt eine Zukunft
haben würde. Die Sorge war
unbegründet: Am 14. Januar diesen Jahres fand der 6. Internistische Fortbildungstag Niedersachsen statt, der wie seine Vorgänger die Akzeptanz unserer internistischen Kolleginnen und Kollegen, aber auch einiger Allgemeinmediziner gefunden hat.
Nr. 3 • März 2012
Dr. Wolf-Dieter Kirsten
Ehrenvorsitzender und Fortbildungsbeauftragter BDI LV Niedersachsen
10
Bücher
Nr. 3 • März 2012
In 24 Kapiteln sowie einem umfang-
Fallstricke werden mit Hilfe des
schnell deutlich, dass die Ausdehnung
reichen Anhang versuchen die Auto-
Schriftbildes hervorgehoben.
auf die einzelnen Therapiemaßnah-
ren, das umfangreiche Gebiet der
Erfreulich ist, dass sich das Buch auch
men den Rahmen des Buches spren-
internistischen Intensivmedizin pra-
mit den Bereichen Transport von inten-
gen würde. Ergänzend zu den
xisorientiert und evidence based dar-
sivpflichtigen Patienten sowie Rehabili-
Abhandlungen der Leitsymptome fol-
zustellen. Das Buch beginnt mit einem
tationsmaßnahmen beschäftigt; The-
gen im Anhang noch einige häufiger
allgemeinen Teil, in dem die Autoren
men, die sonst eher vergessen oder
verwendete Tests wie beispielsweise
die sogenannten Basics wie typische
kaum erwähnt werden.
die Glasgow Coma Scale.
Arbeitstechniken, das Monitoring von
Als Zielgruppe für dieses Buch wer-
Intensivpatienten sowie Beatmungs-
den Ärzte auf Intensivstationen vor
Ein Zurechtfinden im Buch ist leicht
techniken und Analgosedierung erläu-
der Facharztprüfung oder in der Wei-
möglich. Zeichnungen, Tabellen und
tern. Zudem finden Themen wie
terbildung zum Intensivmediziner
Kästen veranschaulichen wesentliche
Ernährungstherapie, Transfusionsme-
genannt. Und für diese ist es hervor-
Aspekte einzelner Symptome und
dizin oder auch rechtliche Grundlagen
ragend geeignet, wenn sie mit der
machen deutlich, dass Medizin zu
Erwähnung. Der deutlich umfangrei-
stichwortartigen Schilderung und der
kompliziert ist, um alles in immer
chere Abschnitt 2 beschäftigt sich mit
Darstellung in zwei Spalten pro Seite
wiederkehrende, exakt gleiche Sche-
den unterschiedlichen intensivmedi-
zurechtkommen. Junge und unerfah-
Guido Michels, Matthias Kochanek
Repetitorium Internistische
Intensivmedizin
Springer Verlag
2011, 2. Aufl., 682 S., 44,95 €
zinischen Krankheitsbildern der inter-
rene Kollegen werden sich vermutlich
nistischen Teildisziplinen. Daneben
schwerer tun, die komplexen Krank-
sind aber auch Intoxikationen, der
heitsbilder der internistischen Inten-
Transplantationsmedizin und neuro-
sivmedizin anhand dieses Repetitori-
logischen Krankheitsbildern jeweils
ums zu erfassen.
Praktisches
Kochbuch für die
Intensivmedizin
eigene Kapitel gewidmet.
Als Nachschlagewerk und praktisches
Fazit: Das Buch Repetitorium internis-
mata zu pressen.
Philippe Furger, Mireille Schaufelberger
Algorithmen quick für den Hausarzt
Georg Thieme Verlag KG
2011, 220 S., 50 Abb., 49,99 €
Ein bisschen enttäuschend zeigt sich
Wertvoller
Wanderführer
bigen Cover erwartet man – wie bei
beim ersten Aufschlagen die sehr
wenig farbige Innengestaltung. Nach
einem durchaus ansprechenden farBüchern des Thieme Verlags häufig
zu finden – zumindest eine farbige
Leitstruktur durch das Buch. Auf der
Die jeweiligen Krankheitsbilder sind
tische Intensivmedizin ist hervorra-
stets ähnlich dargestellt, was es dem
gend geeignet, um sich auf die Prüfung
„Kommentierte Flussdiagramme für
anderen Seite bietet sich so die Mög-
Leser leichter macht, gesuchte Infor-
zum Internisten und Intensivmediziner
den Praxisalltag in Allgemeinmedizin
lichkeit, selbst eventuell notwendige
mationen rasch zu finden. Eine fast
vorzubereiten. Dem auf einer Intensiv-
und Innerer Medizin zur Abklärung
farbige Markierungen anzubringen,
durchgängig stichwortartige Darstel-
station tätigen Kollegen dient es als
und Differenzialdiagnostik“ – passen-
ohne die schon recht vollen Diagram-
Kochbuch bezeichnet Professor Dr.
lung tut ihr Übriges, um ein zügiges
ausführliche und aktuelle Praxisanlei-
der und kürzer könnte ein Untertitel
me zu überladen.
M. Hallek, Direktor der Klinik für
Auffinden und das schnelle Beantwor-
tung in dem enorm umfangreichen
den Buchinhalt gar nicht erläutern.
Die Spiralbindung des Buches ermög-
Innere Medizin der Universität Köln,
ten von Fragen zu ermöglichen. Zahl-
Gebiet der Intensivmedizin.
Denn welcher Patient bringt schon
licht ein entspanntes Arbeiten. Aller-
das Repetitorium Internistische Inten-
reiche Tabellen und Algorithmen
seine fertige Diagnose direkt mit zum
dings ist das Buch als Kitteltaschen-
sivmedizin, das nun in der zweiten
gestatten es zudem, umfangreiche
Arzt? Wie ein Wanderführer bietet
buch in diesem Format nur sehr
Auflage erschienen ist. Im Vergleich
Themen knapp darzustellen. Inhalt-
das vorliegende Werk Wegbeschrei-
bedingt geeignet.
zur ersten Auflage um mehr als 130
lich sucht man vergebens nach ver-
bungen von häufigen Leitsymptomen
Wenn man sich vorher mit dem Buch
Seiten erweitert, soll es als praxis-
gessenen Themen, allerdings scheint
hin zur Diagnose, wobei es sich, wie
nicht näher befasst hat, scheint es mir
orientiertes Kompendium für den
die eine oder andere Darstellung zu
die Autoren in der Einleitung erläu-
für die tägliche Arbeit mit ihrem nicht
klinischen Alltag und zur Vorberei-
ausführlich oder eventuell sogar über-
tern, nur um Vorschläge und nicht
unerheblichen Zeitdruck nur bedingt
tung auf die Prüfung Intensivmedizin
flüssig. Aus Sicht der Autoren beson-
um endgültige Richtlinien handelt,
geeignet. Es bietet jedoch die Möglich-
dienen.
ders wichtige Informationen oder
denn bekanntlich führen ja viele
keit, das weitere diagnostische Vorge-
Wege nach Rom.
hen bei einzelnen Patienten im Verlauf
Als typisches Nachschlagewerk wer-
zu planen und eignet sich mit Sicher-
Martin Dilger, Wolfgang Maurer, Gabriele
Schneider-Lüder, Axel von Bierbrauer
Gastroskopie-Trainings-DVD
Videos, Tipps und Tricks
Georg Thieme Verlag KG
2011, 49,95 €
Kai Michael Schmidt-Borko
Kai Michael SchmidtBorko ist Assistenzarzt in der Abteilung
Innere Medizin am
Bundeswehrzentralkrankenhaus in
Koblenz.
den die behandelten Leitsymptome
heit auch zur Vorbereitung der münd-
nien der Fachgesellschaften, Praxis-
den Text mit teilweise ergänzenden
wie Anämie, Demenz oder Diarrhoe
lichen Prüfung des Staatsexamens
kursen und Training nicht ersetzen.
diagnostischen und therapeutischen
in alphabetischer Reihenfolge abge-
sowie der Facharztprüfung. Mit
Getestet wurde die DVD mit Win-
Tipps, welcher leider ohne Sprach-
handelt. Zunächst wird die Klinik
49,99 € rangiert das Buch bei den
dows XP Home Edition Version 2002,
ausgabe auskommt.
jedes Symptoms nach einer kurzen
Fachbüchern eher im unteren
Service Pack 3, Windows Internet
Inhaltlich werden in insgesamt
Definition und ggf. Darstellung der
Bereich, für Studenten ist es jedoch
Explorer 8. Eine Internetverbindung
110 Filmen (unterteilt in Ösophagus,
bekannten Normwerte in kurzen
nur bedingt erschwinglich. Allerdings
ist für den Betrieb nicht notwendig.
Magen und Duodenum) nicht nur
Stichwörtern dargestellt. Im
rechtfertigt die Informationsfülle den
Die DVD wird mit dem FlyingAnt
häufige Standardbefunde wie Soor,
Anschluss folgt das Herzstück des
Preis durchaus.
CD Web Server betrieben. Der Datei
Refluxösophagitis, Ösophaguskarzi-
Buches – Flussdiagramme, in denen
Flyingant.exe muss eventuell die Aus-
nom, Bolusobstruktion, Gastritis,
mittels kurzer prägnanter Fragen
Fazit: Ein als Prüfungsvorbereitung
führung vom jeweiligen Virenschutz-
Ulcus ventriculi, Magenkarzinom und
einer von vielen Wegen durch den
und zur Schulung des differenzial-
programm erlaubt werden. Zum
Ulcus duodeni und Duodenaldiverti-
Dschungel der Differenzialdiagnosen
diagnostischen Vorgehens durchaus
Abspielen der Videos wird der Adobe
kel demonstriert, sondern auch eher
gezeichnet wird. Je nach Leitsymptom
geeignetes Nachschlagewerk für
Flashplayer Version 10 benötigt. Die-
seltene Diagnosen wie z.B. tracheo-
folgen weitere Informationen, teilwei-
Anfänger, aber auch für erfahrenere
ser kann für alle gängigen Betriebs-
bronchiale Fistel, buried bumper oder
se auch speziell zu einigen differen-
Kollegen geeignet. Ein Reisebegleiter
systeme auch von der DVD aus instal-
Hämobilie und Morbus whipple
zialdiagnostisch denkbaren Krank-
auf dem Weg mit dem Patienten von
liert werden.
gezeigt. Die begleitenden Texte rei-
heitsbildern. Durch sogenannte „Red
den Beschwerden hin zur Diagnose
chen von kurzen Beschreibungen bis
Flags“ wird der Leser auf eventuell
und Therapie.
Klar strukturiert und übersichtlich
hin zu teilweise stichwortartigen
lebensbedrohliche Situationen hinge-
öffnet sich im Browserfenster die
Erläuterungen.
wiesen, die ein sofortiges Handeln
Dr. med Sonja Lira
erfordern. Auf die Therapie der ein-
Startseite mit den Unterpunkten:
Einführung, Ösophagus, Magen und
Fazit: Als Ergänzung zu einer syste-
zelnen Krankheitsbilder wird nur in
Duodenum. Über diese gelangt man
matischen Einarbeitung in die Gastro-
Ausnahmefällen, und dann nur in
110 Filme aus dem
Intestinum
in ein Auswahlfenster, in dem die
skopie kann die DVD eingesetzt wer-
sehr wenigen Stichworten, eingegan-
namentlich gekennzeichneten Filme
den, ist jedoch zu diesem Preis einem
gen, sodass spätestens in diesem
auszuwählen sind. Alternativ kann
Lehrbuch und Atlas nicht vorzuzie-
Zusammenhang auf weitere Literatur
man sich auch über eine Suchfunk-
hen.
verwiesen werden muss. Hält man
Die Gastroskopie gilt als Einstiegsun-
tion die Filme auflisten lassen, in
tersuchung in die Endoskopie. Dank
denen der gesuchte Begriff vor-
moderner Videotechnologie sind die
kommt. Die Steuerung gelingt intui-
Zeiten, in denen man bei oftmals ein-
tiv, wobei es beim Browsen durch
geschränkter Sicht am Teaching die
die DVD selten vorkommt, dass der
ersten Untersuchungen verfolgen
Browser beim Vor- und Zurückkli-
musste, vorbei. Wie die Herausgeber
cken die Darstellung ändert. Neben
selbst betonen, kann und will die
dem bewegten Bild wird durch eine
DVD eine systematische Einarbeitung
einfache Animation die jeweilige
in die Ösophago-Gastro-Duodenosko-
Gerätelage im Intestinum angezeigt.
pie mithilfe von Lehrbüchern, Leitli-
Zu jedem Film gibt es einen erklären-
Ingo Wolff
sich die Menge der vermittelten Informationen vor Augen, wird jedoch
Ingo Wolff ist
Facharzt für Innere
Medizin/Gastroenterologie im
Marien-Hospital
Euskirchen.
Dr. med. Sonja Lira ist
als Weiterbildungsassistentin im Bereich Innere Medizin/Allgemeinmedizin im 4. Weiterbildungsjahr im Klinikum
am Plattenwald, Bad
Friedrichshall, tätig.
Medizin
Nr. 3 • März 2012
11
Kasuistik
Histoplasmose: Eine seltene
opportunistische Infektion
bei HIV-Infektion
Schwere Infektionen sind bei Personen mit einer Immuninkompetenz keine Seltenheit und nehmen
häufig einen schweren, lebensbedrohlichen Verlauf. In den westlichen Industrieländern sind opportunistische Infektionen bei schwerer Immundefizienz allerdings deutlich seltener geworden. Dies spiegelt
die verbesserte Therapie und Infektprophylaxe beispielsweise bei einer HIV-Infektion wider. Noch vor
20 Jahren war die Inzidenz von Erkrankungen durch das Cytomegalievirus (CMV) und das Mycobacterium
avium/intracellulare bei HIV etwa zehnfach höher [3].
Bei weniger als 50 CD4-Zellen/μl
einen Auslandsaufenthalt in Serbien
Sonographisch und im CT-Abdomen
steigt die Gefahr einer CMV-Retinitis
vor 4 Jahren erinnern. In den letzten
fiel eine ausgeprägte Hepatospleno-
oder einer atypischen Mykobakterio-
3 Jahren hielt er sich nicht im Ausland
megalie mit mesenterialer Lymphade-
se. Raritäten sind Infektionskrankhei-
auf.
nopathie auf. Für eine Punktion lagen
Abb. 1 CT-Thorax mit kleinstnodulären Infiltrationen (s. Pfeil).
die Lymphome allerdings sehr
ten, die durch Mikrosporidien und
disseminierte Mykosen wie beispiels-
Körperlicher Untersuchungsbefund
ungünstig, sodass eine CT-gesteuerte
weise Histoplasmose und Kryptokok-
Die körperliche Untersuchung ergab
Punktion nicht möglich war. Unter
kose verursacht werden. Eine Arbeit
folgende Punkte: reduzierter Allge-
der Annahme eines Lymphoms wurde
über Histoplasmose in Europa [2]
mein- und Ernährungszustand, Kör-
zweimalig das Knochenmark punk-
berichtet über 46 Histoplasmose-Fälle
pergröße 185 cm, Gewicht 64 kg,
tiert. Hier zeigten sich jedoch ledig-
(pulmonal und disseminiert) in
Blutdruck 105/70 mmHg, Herzfre-
lich reaktive Veränderungen im Rah-
Deutschland zwischen 1995 und
quenz 100 Schläge/min, Körpertem-
men der HIV-Erkrankung im Sinne
1999. In Europa wurden im gleichen
peratur 38,4 °C im Ohr, Pulmo frei,
einer HIV-Myelopathie. Eine Gastro-
Zeitraum 118 Fälle berichtet. Bis auf
Herztöne rein und rhythmisch sowie
skopie bei ausgeprägter Inappetenz
acht Betroffene hatten sich alle ande-
keine peripheren Ödeme.
und fortschreitendem Gewichtsverlust
zeigte einen makroskopisch unauffäl-
ren zuvor in einem Endemiegebiet
aufgehalten. Gemäß der aktuell gülti-
Die weitere körperliche Untersuchung
ligen Befund. Eine Sprue und ein Mor-
gen CDC/WHO-Klassifikation zählen
war unauffällig, insbesondere waren
bus Whipple wurden histologisch
von den seltenen opportunistischen
keine vergrößerten Lymphknoten
ausgeschlossen.
Infektionskrankheiten nur drei zu den
tastbar. Das Abdomen war nicht
AIDS-definierenden Erkrankungen,
druckschmerzhaft, das Nierenlager
Eine umfangreiche serologische
nämlich Histoplasmose, Isosporiasis
beidseits nicht klopfschmerzhaft.
Abklärung (Legionellen, Pneumocystis
und Kokzidioidomykose.
Haut und Schleimhaut waren unauf-
jiroveci, Chlamydia trachomatis,
In der Literatur gibt es Einzelfallbe-
fällig.
Influenza, Cytomegalievirus, EpsteinBarr-Virus, Herpes-Simplex-Virus,
richte von Patienten mit disseminier-
Abb. 2 Bronchoskopie mit kleiner Ulzeration direkt suprakarinal (s. Pfeil).
ter Histoplasmose in Deutschland.
Klinisch-chemische und bildgebende
Varizella-Zoster-Virus, Humanes-Her-
Diese Patienten hielten sich jedoch
Untersuchungen
pes-Virus 8, Parvovirus B19, Toxoplas-
vor der Feststellung der Histoplasmo-
Im Labor zeigte sich initial eine Pan-
mose, Histoplasmose, Kryptospori-
se in einem entsprechenden Ende-
zytopenie (Leukozyten 2,6 G/l, Hämo-
dien, säurefeste Stäbchen, Hepatitis
miegebiet auf [1, 6]. Mittels Leber-
globin 84 g/l, Thrombozyten 95 G/l).
A,B,C, Candida albicans) zeigte bis auf
Therapie und Verlauf
wir zusätzlich eine antibiotische The-
biopsie gelang die Diagnosesicherung
Die HIV-Viruslast wurde mit 364 000
einen positiven IgA-Titer für Chlamy-
Nach dem Vorliegen der ersten Befun-
rapie mit Ethambutol, Rifampicin und
in der Regel erst postmortal [2].
Kopien/ml bestimmt. Das Verhältnis
dia pneumoniae (1,9; Norm < 1,1;
de begannen wir aufgrund der massiv
Clarithromycin durch. Zur Prophylaxe
T4/T8 betrug 0,03 bei einer absoluten
IgG 3,2) keinen wegweisenden
verminderten T-Helferzahl mit einer
einer Pneumocystis-jiroveci-Infektion
Wir berichten von einem jungen
T-Helferzellzahl von 13/μl (3 % Lym-
Befund. Insbesondere gab es keinen
antiretroviralen Therapie bestehend
erfolgte eine Cotrimoxazol-Gabe.
Mann mit zunächst unklarer Infekti-
phozyten). Das Procalcitonin lag bei
Anhalt für eine atypische Mykobakte-
aus Lopinavir/Ritonavir (Kaletra®) und
Unter dieser Therapie verschlechterte
onserkrankung bei HIV-Infektion und
0,4 ng/ml und die Blutsenkungsge-
riose. Sämtliche Kulturen (Blut, BAL,
Tenofovir/Emtricitabin (Truvada®)
sich der Zustand des Patienten wei-
von nicht unerheblichen diagnosti-
schwindigkeit (1. Stunde) > 100.
Magensaft, Knochenmark) wiesen
nach vorangegangener Resistenzprü-
ter; es kam zu einem progredienten
ebenfalls nicht auf den Erreger hin.
schen Schwierigkeiten.
fung. Unter der Annahme einer atypi-
Gewichtsverlust bis auf 56,8 kg und
Der Röntgen-Thorax ergab einen
schen Mykobakteriose und einer posi-
zu einem rezidivierenden Fieber bis
Kasuistik
unauffälligen Befund. Im ergänzend
tiven Chlamydien-Serologie führten
40 °C. Laborchemisch stiegen die
▼
durchgeführten CT-Thorax zeigten
Anamnese
sich bei einem vermuteten pulmona-
Ein 19-jähriger Mann mit bekannter
len Fokus kleinstnoduläre Infiltrate
HIV-Infektion durch eine vertikale
(Abb. 1). Hier wurde der Verdacht auf
Transmission wurde aufgrund rezidi-
eine atypische Mykobakteriose oder
vierender Fieberschübe bis 40 °C, die
eine Tuberkulose geäußert. Zum
seit 2 Wochen bestanden, stationär
Keimnachweis wurde eine Broncho-
aufgenommen. Zusätzlich machten
skopie mit bronchoalveolärer Lavage
sich Abgeschlagenheit, Müdigkeit,
(BAL) durchgeführt. Neben einer dif-
Nachtschweiß, ein Gewichtsverlust
fus geröteten Schleimhaut zeigten
von 4 kg in 4 Wochen und Inappe-
sich im rechten Hauptbronchus,
tenz bemerkbar. Klinisch ergab sich
suprakarinal und subglottisch kleine
bei Fehlen von Husten, Dyspnoe, Dys-
weißliche Plaques (Abb. 2). Auf eine
urie und Diarrhöen kein Anhalt auf
Biopsie wurde aufgrund einer sehr
einen Infektfokus.
vulnerablen Schleimhaut und der vorliegenden Panzytopenie verzichtet. In
Der Patient erhielt bis 8 Monate vor
der gewonnenen Lavageflüssigkeit
Krankenhausaufnahme eine antire-
konnte kein Erregernachweis geführt
trovirale Therapie mit Lopinavir/
werden. Das ergänzend durchgeführte
Ritonavir (Kaletra®) und Lamivudin/
transösophageale Echokardiogramm
Zidovudin (Combivir®). Die Eltern
ergab bei normal großem linkem
stammen beide aus Serbien. Die Mut-
Ventrikel eine gute linksventrikuläre
ter ist vor einigen Jahren an AIDS
Pumpfunktion mit 58 %. Es lag kein
gestorben. Der Patient konnte sich an
Hinweis auf eine Endokarditis vor.
167 x 100
12
Medizin
Nr. 3 • März 2012
Die Therapie mit Clarithromycin
(250 mg 1 – 0 – 1) wurde als Prophylaxe gegen atypische Mykobakterien
fortgeführt. Die Prophylaxe der Pneumocystis jiroveci mit TrimethoprimSulfamethoxazol war bei noch vorliegender Panzytopenie unterbrochen.
Nach der Entlassung des Patienten
gelang die Anzucht von Histoplasma
capsulatum auch in der Blutkultur.
Diskussion
▼
Der Erreger der Histoplasmose ist
Histoplasma capsulatum, ein obligat
pathogener, dimorpher Pilz. Er liegt in
der parasitären Phase als Hefeform
und saprophytär als Myzelform mit
Abb. 3 CT-Abdomen mit ausgeprägter Hepatosplenomegalie (Kissing-Phänomen; s. Pfeile).
inhalationsfähigen, infektiösen Koni-
Abb. 4 Leberhistologie (PAS-Färbung).
dien vor. Die früher verwendete Einteilung in Histoplasma capsulatum
Werte des C-reaktiven Proteins (CrP)
Diagnose lautete somit Fieber bei dis-
variante (var.) capsulatum, H.c. var.
und die der Transaminasen, die Pan-
seminierter Histoplasmose bei einer
duboisii und H.c. var. farciminosum
zytopenie schritt voran. Die absolute
HIV-Infektion. Die Histoplasmose
ist aufgrund neuer phylogenetischer
T-Helferzellzahl lag zu diesem Zeit-
muss in diesem Kontext als AIDS-
Untersuchungen nicht mehr haltbar
punkt bei 7/μl.
definierende Erkrankung verstanden
[11]. Gleichwohl wird in der Literatur
werden.
eine „Afrikavariante“ (H.c. var. duboisii) beschrieben, die eine besondere
Bei nach wie vor unklarem Infektfokus wurde bei bildmorphologisch
Der Patient wurde entsprechend
Affinität zu Hautinfektionen und Kno-
progredienter Hepatosplenomegalie
den vorliegenden Empfehlungen [7]
cheninfektionen zeigt. Zu den Ende-
und nunmehr einem Kissing-Phäno-
mit liposomalem Amphotericin B
miegebieten zählen insbesondere die
men (Abb. 3) eine Leberbiopsie durch-
(3 mg/kgKG/Tag, intravenös) behan-
USA (mittlerer Westen), Zentral- und
geführt. In der Periodic-Acid-Schiff-
delt und nach 14 Tagen auf orales
Südamerika, die Karibik, Afrika, Indo-
Färbung (PAS-Färbung) wurde bereits
Itraconazol umgestellt. Unter dieser
nesien, Australien und vereinzelt Süd-
eine Histoplasmose (Abb. 4) vermutet,
Therapie kam es zu einer deutlichen
europa (Italien) [2]. In Deutschland ist
die anschließend in der spezifischeren
Besserung mit rückläufigem Fieber
die Histoplasmose eine Rarität. Eine
Grocott-Gomori-Färbung (Abb. 5) mit
und fallenden Entzündungsparame-
besonders hohe Erregerdichte findet
dem Nachweis zahlreicher Grocott-
tern. Im Verlauf normalisierten sich
sich im Erdreich bei Hühnerställen,
positiver Sprosszellen bestätigt wer-
die Transaminasen. Bei der Entlassung
Fledermaushöhlen und in der Nähe
den konnte. Hinweise auf eine Infil-
des Patienten betrug die absolute
von verrottenden Bäumen. Importier-
tration durch ein malignes Lymphom
T-Helferzahl unter hochaktiver anti-
te Infektionen durch Menschen mit
fanden sich nicht. Die endgültige
retroviraler Therapie (HAART) 28/μl.
einer Immunkompetenz werden vor-
Abb. 5 Leberhistologie (Grocott-Gomori-Silberfärbung) mit Nachweis von Sprosszellen.
wiegend nach Besuchen von Fledermaushöhlen beschrieben [10, 11].
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Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
LA-MED Kommunikationsforschung
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektroniim Gesundheitswesen e. V.
schen Systemen.
Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.
Eine Übertragung von Mensch zu
Lunge. Durch den Abtransport von
Bei HIV-Patienten mit einem einge-
Mensch wurde bislang nicht beobach-
Sporen durch Abwehrzellen erfolgt
schränkten Immunstatus – 85–90 %
tet. Die Inkubationszeit beträgt
anschließend die Streuung über das
der Patienten mit Histoplasma capsu-
1–3 Wochen.
Lymphsystem. Der Immunstatus der
latum haben weniger als 100 T-Hel-
betroffenen Patienten und die Infekti-
ferzellen/μl – kommt es zu einem
Kasuistiken von HIV-Patienten mit
onsdosis bestimmen den Verlauf der
lebensbedrohlichen Krankheitsbild
disseminierter Histoplasmose in
Erkrankung. Bei immungesunden Per-
mit trockenem Husten, Dyspnoe und
Deutschland beziehen sich – soweit
sonen zeigt sich meist ein inapparen-
Krankheitsgefühl [5, 8]. Wichtige Dif-
uns bekannt ist – auf Patienten, die
ter Verlauf. Grippeähnliche Symptome
ferenzialdiagnosen sind die Miliar-
sich in der Zeit vor der Feststellung
wie Fieber, Krankheitsgefühl, Husten
Tuberkulose und die Pneumocystis-
der Histoplasmose in einem Endemie-
und ein später Gewichtsverlust sind
jiroveci-Infektion. Histoplasma capsu-
gebiet aufhielten [1, 6]. Diese Erkran-
charakteristisch. Selten zeigt sich ein
latum kann im retikuloendothelialen
kungen sind bei entsprechendem
Erythema nodosum oder ein Erythe-
System überleben. Eine Reaktivierung
Immunstatus als Reaktivierung zu
ma multiforme. Pulmonal werden
ist auch nach Jahrzehnten noch mög-
verstehen. Bei unserem Patienten war
verkalkte Herde (Coin-Lesions) und
lich.
ein Aufenthalt in einem ausgewiese-
vergrößerte Hiluslymphknoten als
nen Endemiegebiet nicht eruierbar.
Residuen einer durchgemachten His-
Die Diagnosesicherung einer dissemi-
Nach Rücksprache mit dem Robert
toplasmose beschrieben. Retrospektiv
nierten Histoplasmose als opportu-
Koch-Institut Berlin wäre unser Fall-
können die bronchialen Ulzerationen
nistische Infektion bei Patienten mit
bericht der erste publizierte Fall mit
(Abb. 2) als Manifestation der Histo-
einer Immunsuppression gelingt häu-
einer in Deutschland erworbenen dis-
plasmose interpretiert werden. Disse-
fig nur schwer und meist nur über die
seminierten Histoplasmose. Denkbar
minierte, lebensbedrohliche Verläufe
Histologie (Nachweis intrazellulär
wäre zwar eine Akquirierung der His-
wie bei unserem Patienten treten
gelegener hefeähnlicher Erreger) oder
toplasmose im Rahmen des Serbien-
praktisch nur bei einer Immunschwä-
die Kultur (BAL, Blut, Knochenmark,
Aufenthaltes vor 4 Jahren mit nun-
che auf und zeichnen sich durch
Biopsie). Der serologische Antikörper-
mehr einer Reaktivierung bei einem
hohes Fieber, progrediente Panzyto-
nachweis ist bei einer Immunschwä-
stark kompromittierten Immunstatus.
penie und Hepatosplenomegalie aus
che schwierig und war auch bei unse-
Der von uns beschriebene Fall stellt
[8]. Weitere mögliche Manifestatio-
rem hier vorgestellten Patienten
jedoch eine akut verlaufende Form
nen sind Hautinfiltrationen durch
negativ. Laborchemisch sind die Lak-
einer disseminierten Histoplasmose
Histoplasma capsulatum, Endokardi-
tat-Dehydrogenase (LDH), die alkali-
mit einer nicht klar im Vordergrund
tis und Meningitis [12, 14]. Schleim-
sche Phosphatase und die Transami-
stehenden pulmonalen Manifestation
hautulzerationen im gesamten
nasen meist stark erhöht. Im Gegen-
dar.
Magen-Darm-Trakt können eine
satz dazu gelingt die Diagnosesiche-
Abgrenzung zum Morbus Crohn
rung einer akuten oder chronischen
Über die Inhalation von Sporen (Koni-
schwierig machen [9], insbesondere
pulmonalen Histoplasmose über den
dien) – selten durch Inokulation von
wenn zusätzlich ein Erythema nodo-
serologischen Antikörpernachweis
infektiösem Material – kommt es zu
sum vorliegt.
besser als über die Blutkultur oder die
einer Entzündungsreaktion in der
Histologie [2].
Medizin
Die Behandlung der Histoplasmose
histoplasmosis in patients with AIDS.
erfolgt in leichten Fällen mit Itracona-
Ann Intern Med 2002; 137: 105-109
zol 2 – 3 × 200 mg/Tag. Disseminierte
Infektionen ohne Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) werden
mit Itra- bzw. Ketoconazol über meh-
8 Mora DJ, dos Santos CT, Silva-Vergara ML.
Disseminated histoplasmosis in AIDS
patients in Uberaba, MG Brazil. Mycoses
2008; 51: 136-140
9 Morrison YY, Rathbun RC, Huycke MM.
12 Scheinfeld N. Diffuse ulcerations due to
dissemenated histoplasmosis in a
patient with HIV. J Drugs Dermatol
2003; 2: 189-191
13 Wheat LJ, Freifeld AG, Kleiman MB et al.
Clinical practice guidelines for the
management of patients with histoplas-
rere Monate behandelt. Foudroyante
Disseminated histoplasmosis mimicking
mosis: 2007 update by the Infectious
disseminierte Infektionen werden mit
Crohn´s disease in a patient with acqui-
Diseases Society of America. Clin Infect
Amphotericin B behandelt. Bei einer
red immunodeficiency syndrom. Am J
Dis 2007; 45: 807-825
ZNS-Beteiligung erfolgt die Therapie
Gastroenterol 1994; 89: 1255-1257
mit einer Dosis von 5 mg/kg KG/Tag.
Liegt dagegen keine ZNS-Beteiligung
vor, wird mit 3 mg/kg KG/Tag behandelt. Nach 14 Tagen kann auf orales
10 Murray JF, Mills J. Pulmonary infectious
complications of human immunodeficiency virus infection. Part II. Am Rev
Respir Dis 1990; 141: 1582-1598
11 Neumeister B, Braun R, Kimmig P.
14 Wheat LJ, Musial CE, Jenny-Avital E.
plasmosis in the acquired immune deficiency syndrome. Am J Med 1985; 78:
Stuttgart: Thieme Verlag; 2009: 721-723
203-210
wird als Sekundärprophylaxe eine
Behandlung mit Itraconazol 1 × 200
mg/Tag empfohlen [13]. Analog zu
anderen opportunistischen Infektionen kann die Sekundärprophylaxe
nach einer Immunrekonstitution
beendet werden [4].
Konsequenz für Klinik und Praxis:
▶ Die disseminierte Histoplasmose ist
in unseren Breiten eine ungewöhnliche opportunistische Komplikation der HIV-Infektion.
▶ Je schlechter der Immunstatus ist,
desto früher sollte eine invasive
Diagnostik erfolgen. Die Therapie
sollte möglichst frühzeitig beginnen.
▶ Bei Patienten mit einer HIV-Infektion und opportunistischen Infektionen sollte unverzüglich, falls
noch nicht geschehen, mit einer
hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) begonnen werden.
Autorenerklärung: Die Autoren erklären, dass sie keine finanziellen Verbindungen mit einer Firma haben,
deren Produkt in dem Artikel erwähnt
wird (oder mit einer Firma, die ein
Konkurrenzprodukt vertreibt).
Literatur
1 Albrecht H, Stellbrink HJ, Petrsen J et al.
Disseminierte Histoplasmose bei AIDS.
DMW 1994; 119: 657-662
2 Ashbee HR, Evans EGV, Viviani MA et al.
Histoplasmosis in Europe: Report on an
epidemiological survey from the European Confederation of Medical Mycology
Working Group. Medical Mycology
2008; 46: 57-65
3 Brooks TJ, Kaplan JE, Holmes KK et al.
HIV associated opportunistic infections
– going, going, but not gone: the continued need für prevention and treatment
guidelines. Clin Inf Dis 2009; 48: 609611
4 Goldman M, Zackin R, Fichtenbaum CJ et
al. Safety of discontinuation of maintance therapy for disseminated histoplasmosis after immunoloic response to
antiretroviral therapy. Clin Infect Dis
2004; 38: 1485-1489
5 Gutierrez ME, Canton A, Sosa N et al. Disseminated histoplasmosis in patients
with AIDS in panama: a review of 104
cases. Clin Infect Dis 2005; 40: 11991202
6 Huss R, Landolt U, Schär G et al. Disseminierte Histoplasmose als erste Manifestation einer HIV-Infektion. Dtsch Med
Wochenschr 1990; 115: 1353-1357
7 Johnson PC, Wheat LJ, Cloud GA et al.
Safety and efficacy of liposomal amphotericin B compared with conventional
amphotericin B for induction therapy of
Korrespondenz
K. R. Herrlinger1,3
1Gastroenterologie, Hepatologie und
Zentrum für Innere Medizin I, Robert-
Endokrinologie, Innere Medizin I,
Auerbachstr. 110
Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
2Pathologie, Robert-Bosch-Krankenhaus,
70376 Stuttgart
Stuttgart
3Innere Medizin I, Asklepios Klinik Nord
Fax: 0711/8101-3793
Dr. med. Markus Escher
Bosch-Krankenhaus
Telefon: 0711/8101-5893
e-Mail: [email protected]
– Heidberg, Hamburg
Dis 2005; 40: 844-852
15 Wheat LJ, Slama TG, Zeckel ML. Histo-
Mikrobiologische Diagnostik. 2. Auflage.
12 Wochen erfolgen. Anschließend
M. Escher1, T. M. Kainikkara1,
A. Grabner2, G. Ott2, E. F. Stange1,
nervous system histoplasmosis. Clin Inf
(zunächst über 3 Tage 200 mg 3 ×/Tag,
ein Jahr). Die Akuttherapie sollte über
13
Diagnosis and management of central
Itraconazol umgestellt werden
dann 200 mg 2×/Tag über mindestens
Nr. 3 • März 2012
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
DMW (Dtsch Med Wochenschr 2012; 137:
260–264). Alle Rechte vorbehalten.
14
Medizin
Nr. 3 • März 2012
Nephrologie – Diabetologie
HbA1c-Einstellung nur noch wenig
Effekt zeige.
Niereninsuffizienz: Effekte
der HbA1c-Wert-Einstellung
Die Auswirkung von HbA1c-Werten außerhalb der Norm auf kardiovaskuläre Ereignisse ist Fragestellung mehrerer Studien. In diese Studien wurden Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion meist
nicht aufgenommen. Die hier vorgestellte kanadische Arbeit untersucht nun, wie sich verschiedene HbA1c-Niveaus bei Patienten mit
Niereninsuffizienz im Stadium III und IV auswirken.
Arch Intern Med 2011; 171: 1920–1927
Fazit
Die Autoren bestätigen das Ergebnis
anderer Studien, dass sich auch bei
Patienten mit Diabetes und einer Niereninsuffizienz sowohl sehr hohe
HbA1c-Werte als auch solche unter
6,5 % ungünstig auf die Prognose auswirken. Wegen der deutlich größeren
Auswirkung im Stadium III sei es im
Hinblick auf die Progression der Niereninsuffizienz wichtig, frühzeitig auf
eine Optimierung des HbA1c-Wertes
zu achten.
Die retrospektive, populationsbasierte
achtungszeit betrug 46 Monate, in der
Beobachtungsstudie konnte auf Daten
3665 Patienten starben und 401 dialy-
von 23 296 Patienten (> 18 Jahre) mit
sepflichtig wurden. Die Mortalität
Diabetes mellitus und einer glomeru-
zeigte einen U-förmigen Zusammen-
In seinem Kommentar zur Studie
lären Filtrationsrate (GFR) unter
hang mit dem HbA1c-Wert: Lag dieser
zitiert D. C. Goff von der Wake Forest
60,0 ml/min/1,73 m2 aus den Jahren
unter 6,5 % und über 8 %, stieg das
School of Medicine, North Carolina,
2005 und 2006 in der kanadischen
Risiko. Der mit erhöhten HbA1c-Wer-
die ADVANCE-Studie, die eine größere
Provinz Alberta zurückgreifen. Primä-
ten verbundene relative Risikoanstieg
absolute Risikoreduktion durch Thera-
rer Endpunkt war die Gesamtsterb-
für eine terminale Niereninsuffizienz
pieoptimierung bei schwergradigen
lichkeit, weitere kardiovaskuläre
war für Patienten mit Niereninsuffi-
Niereninsuffizienzen darlegt und
Ereignisse, die Verdopplung der Krea-
zienz im Stadium III stärker ausge-
weist auf Inkonsistenz der aktuellen
tinin-Werte und die Entwicklung
prägt als im Stadium IV (22 % vs. 3 %
kanadischen Arbeit bezüglich der
einer terminalen Niereninsuffizienz.
und 152 % vs. 13 %; das erste Zahlen-
Kreatinin-Verdopplung hin. Aus den
Gemäß den HbA1c-Werten erfolgte die
paar bezieht sich auf HbA1c-Werte
Ergebnissen dieser Studie errechnet
Einteilung in drei Gruppen: < 7 %,
zwischen 7 % und 9 %, das zweite auf
er, dass – anders als von deren Auto-
7–9 % und > 9 %.
HbA1c-Werte über 9 %; p < 0,001). Die
ren mittels relativer Risiken dargestellt
der Effekt einer strikten Diabetes-
Der mittlere HbA1c-Wert aller unter-
Autoren deuten dies so, dass bei
– der absolute Risikoanstieg durch
Kontrolle im Stadium IV größer als im
suchten Patienten lag bei 6,9 %. 11 %
Patienten im Stadium IV möglicher-
hohe HbA1c-Werte in der Gruppe mit
Stadium III. Arch Intern Med 2011;
der Probanden wiesen HbA1c-Werte
weise der „point of no return“ schon
einer höhergradigen Niereninsuffi-
171: 1927–1928
über 9 % auf. Die mittlere Nachbeob-
überschritten sei und eine bessere
zienz größer sei. In diesem Licht sei
Kommentar zur Studie
Bei Patienten mit Diabetes und einer Niereninsuffizienz zeigte sich ein U-förmiger
Zusammenhang zwischen dem Mortalitätsrisiko und dem HbA1c-Wert, so das Ergebnis der
Studie.
Bild: Mittelschwere teils diffuse und noduläre diabetische Glomerulosklerose sowie mittelschwere benigne Nephrosklerose bei einem 71-jährigen Patienten mit Diabetes mellitus
Typ 2 und großer Proteinurie bei kompensierter Niereninsuffizienz. (Quelle: Dtsch Med
Wochenschr 2002; 127: 1324–1327).
Dr. med. Peter Pommer
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 61).
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Pneumologie – Intensivmedizin
COPD: KortikoidTherapie verkürzt
Beatmungsdauer
Fazit
Werden COPD-Patienten, die aufgrund einer Exazerbation ihrer
Erkrankung beatmet werden müssen,
mit systemischen Kortikoiden behandelt, verkürzt sich nicht nur die Dauer
der erforderlichen Beatmung, so die
Autoren. Bei diesen Patienten sei auch
Akute Exazerbationen einer COPD erfordern den Einsatz systemischer Kortikoide. Aus Angst vor Nebenwirkungen wurde eine solche
Behandlung bei beatmeten und/oder intensivmedizinisch betreuten
Patienten bisher häufig nicht angewendet, weshalb sie auch nicht für
entsprechende Studien zur Verfügung standen. J. Alía et al. haben
nun die Effektivität und die Sicherheit einer Kortikoid-Behandlung in
dieser Patientengruppe untersucht.
Arch Intern Med 2011; 171: 1939–1946
eine nachträgliche Intubation signifikant seltener erforderlich.
Kommentar zur Studie
Am Beispiel der Untersuchung von
Alía et al. wird an Patienten mit einer
schweren Erkrankung ein Problem
klinischer Untersuchungen ersichtlich: Es wird bei Medikamenten, die
Für die Placebo-kontrollierte doppel-
bation nach mechanischer (Masken-)
sich im klinischen Alltag an „norma-
blinde Multizenterstudie wurden
Beatmung. Die Dauer des Klinikauf-
len“ Patienten bewährt haben, auto-
zwischen Juli 2005 und Juli 2009 ins-
enthaltes und die Mortalität während
matisch unterstellt, dass diese Präpa-
gesamt 83 von 354 Intensivpatienten
der Zeit auf der Intensivstation galten
rate in ähnlicher Weise auch bei
randomisiert, die wegen einer akuten
als sekundäre Endpunkte. Durch die
intensivmedizinisch betreuten Patien-
COPD-Exazerbation auf der Intensiv-
Kortikoid-Behandlung verringerte
ten wirken. Viele Intensivpatienten
station beatmet werden mussten. Alle
sich nicht nur die Dauer der Beat-
mit COPD-Exazerbationen erhalten
Patienten, die unmittelbar vor der
mung signifikant von 4 auf 3 Tage
deshalb – trotz (noch) ausstehender
Aufnahme in die Klinik systemische
(p = 0,04); auch die Zeit, welche die
Studiendaten zur Wirksamkeit dieser
Kortikoide erhalten hatten, nahmen
Patienten auf der Intensivstation ver-
Therapie – systemische Kortikoide.
nicht teil. Die Patienten erhielten ent-
bringen mussten, reduzierte sich von
Alía et al. konnten weitaus weniger
weder 0,5 mg/kg Methylprednisolon
7 auf 6 Tage (p = 0,09). Außerdem
Patienten für ihre Studie rekrutieren
(zunächst 3 Tage lang alle 6 Stunden,
mussten die beatmeten Patienten sig-
als ursprünglich geplant, da eine sol-
dann 3 Tage lang alle 12 Stunden und
nifikant seltener zur Beatmung nach-
che Vorbehandlung Ausschluss-Krite-
danach 3 Tage lang alle 24 Stunden)
träglich intubiert werden. Ein Nach-
rium für die Studienteilnahme war.
oder Placebo. Primäre Endpunkte
teil der Kortikoid-Behandlung war das
Arch Intern Med 2011; 171: 1946–
waren die Dauer der Beatmung (ohne
im Vergleich zur Placebo-Gruppe dop-
1947
Intubation), die Aufenthaltsdauer auf
pelt so hohe Risiko einer behand-
der Intensivstation sowie die Not-
lungsbedürftigen Hyperglykämie.
wendigkeit einer nachträglichen Intu-
Dr. med. Barbara Weitz
Durch eine Kortikoid-Behandlung verringerte sich bei intensivmedizinisch betreuten
Patienten mit COPD-Exazerbationen nicht nur die Dauer der Beatmung signifikant, auch
nachträgliche Intubationen waren signifikant seltener erforderlich, so das Ergebnis der
Studie (Fotograf: Paavo Blåfield).
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der DMW (Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 113).
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Medizin
Kardiologie – Genetik
phosphorylation und VerifyNow
zierte sich ihr Anteil auf 10 % (p <
P2Y12. Bei einer Standarddosis von
0,001). Die homozygoten Patienten
Höhere Erhaltungsdosen von Clopido-
75 mg Clopidogrel pro Tag hatten die
profitierten nur tendenziell. Selbst
grel bewirken bei heterozygoten Patien-
Patienten mit der Genmutation in
bei 300 mg Clopidogrel sank die Rate
ten mit einer CYP2C19-Mutation eine
beiden Assays eine höhere Thrombo-
der „Non-Responder“ nur von 80 auf
effiziente Reduktion der Thrombozy-
zyten-Reaktivität. Dies betraf die
60 %. Die Thrombozyten-Reaktivität
ten-Reaktivität, so die Autoren. Für ver-
homozygote und heterozygote Vari-
wurde mit dieser Höchstdosis weni-
gleichbare Effekte war eine Verdreifa-
eine Dosis-Steigerung bis auf 300 mg
ante (p < 0,001). Die Effektivität von
ger beeinflusst als bei Patienten ohne
chung der Dosis notwendig. Bei homo-
täglich. Initial und nach jeder Phase
Clopidogrel konnte nur bei den hete-
Genvariante mit 75 mg. In den
zygoten Patienten seien wahrscheinlich
erfolgten Befragungen und Laborun-
rozygoten Patienten durch eine
beiden unteren Dosis-Stufen traten
Cytochrom-P-unabhängige Medikamen-
tersuchungen mit Bestimmung der
Dosis-Steigerung relevant verbessert
bei 5 Patienten mit einer Genmutati-
tewie Ticagrelor sinnvoller. Dies und die
Thrombozyten-Reaktivität unter
werden. Auf die konventionelle Dosis
on ischämische Komplikationen auf.
Sicherheit von Dosis-Anpassungen seien
Anwendung zweier Assays: Vasodila-
von 75 mg sprachen 52 % dieser Fälle
Eine Blutung kam mit 75, 150 und
in weiteren Studien zu überprüfen.
tor-stimulated phosphoprotein VASP
nicht an. Bei 225 und 300 mg redu-
300 mg jeweils ein Mal vor.
Clopidogrel: Dosis-WirkungsBeziehung bei Genvarianten
Clopidogrel wird als „Prodrug“
über das Cytochrom-P450-System in die metabolisch aktive
Form umgewandelt. Ist bei
Enzym-Mutationen eine Dosissteigerung sinnvoll? Dieser Frage
gingen nun J. L. Mega et al. nach.
JAMA 2011; 306; 2221–2228
15
Nr. 3 • März 2012
Fazit
Dr. med. Susanne Krome
Genetische Abweichungen im Cytochrom-P450-System sind nicht selten.
Pneumologie
Neurologie – Kardiologie
Asthma: Sauerstofftherapie
erhöht Hyperkapniegefahr
ADHS: Erhöhen Medikamente
das kardiovaskuläre Risiko?
Die hypoxische pulmonale Vasokonstriktion (Euler-LiljestrandMechanismus) mit dem daraus resultierenden Ventilations-/Perfusionsmismatch ist mit den klinischen Implikationen für COPD gut
untersucht, während hinsichtlich akuter Asthmaanfälle bisher nur
wenige kleine Arbeiten publiziert wurden. K. Perrin et al. versuchen nun, mit ihrer prospektiv-randomisierten Studie diese Lücke
zu schließen. Thorax 2011; 66: 937–941
Jährlich erhalten mehr als 2,7 Millionen Kinder in den USA Medikamente gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom
(ADHS). Es häufen sich Berichte über schwere kardiovaskuläre Komplikationen bei den behandelten Patienten, ohne dass ein entsprechendes Risiko quantifiziert wurde. Dies gab W. O. Cooper et al. jetzt
Anlass zur Durchführung der vorliegenden Studie.
N Engl J Med 2011; 365: 1896–1904
Ein Funktionsverlust der CYP2C19Allele soll bei 25–45 % der Patienten
vorkommen. Die Standarddosis von
75 mg Clopidogrel reicht hier nicht
aus, um die Thrombozyten-Funktion
effektiv zu beeinflussen.
Mega et al. untersuchten 333 Patienten mit klinisch stabilen kardiovaskulären Erkrankungen. Sie waren durchschnittlich 60,2 Jahre alt und 74,8 %
waren Männer. In 80 Fällen bestand
ein Funktionsverlust für das
CYP2C19-Gen (80 heterozygot,
6 homozygot). In 2-wöchigen Zyklen
erhielten die Patienten ohne Mutati-
Drei öffentliche Krankenhäuser in Neu-
< 0,006). Auch ein Anstieg um ≥
Bei den insgesamt 1 200 438 Teilneh-
plötzlichen Herztod (1,3 pro 100 000
on 75 oder 150mg Clopidogrel. Bei
seeland rekrutierten 106 Patienten mit
8 mmHg ereignete sich mit 22 % vs. 6 %
mern kam es in 81 Fällen zu schweren
Personenjahre), in 9 Fällen um einen
einer CYP2C19-Dysfunktion erfolgte
akuter Asthma-Exazerbation. Diese
(RR 3,9; 95 %-KI 1,2– 13,1; p = 0,016)
kardiovaskulären Ereignissen (3,1 pro
akuten Myokardinfarkt (0,3 pro
erhielten randomisiert neben einer
deutlich häufiger. Alle 10 Patienten
100 000 Personenjahre). Probanden
100 000 Personenjahren) und in
leitlinienkonformen Akuttherapie ent-
mit einer Hyperkapnie von pCO2 ≥
mit aktueller ADHS-Medikation hat-
39 Fällen um einen Schlaganfall (1,5
weder 8 l Sauerstoff pro Minute oder
45 mmHg nach einer Stunde kamen
ten kein erhöhtes Risiko für eine der-
pro 100 000 Personenjahre). Im Mehr-
bedarfsgesteuert nur dann, wenn die
aus der Hochdosisgruppe mit 8 l Sau-
artige Komplikation (adjustierte
faktorenmodell waren ein höheres
Sauerstoffsättigung unter 92 % fiel. In
erstoff pro Minute. In der Titrations-
Hazard Ratio 0,75; 95 %-Konfidenzin-
Lebensalter, der aktuelle Gebrauch
diesem Fall wurde auf eine Zielsätti-
gruppe benötigten 90 % der Patienten
tervall [KI] 0,31–1,85). Zu den Annah-
von Antipsychotika, das Vorliegen
gung von 93–95 % titriert. Ausschluss-
keinen Sauerstoff. Atem- und Herzfre-
mekriterien gehörten unter anderem
einer schweren psychiatrischen
kriterien waren insbesondere COPD
quenz, FEV1 nach 60 Minuten und
die Einnahme eines ADHS-Medika-
Erkrankung, einer ernstzunehmenden
und andere mit potenzieller Hyperkap-
auch die Häufigkeit stationärer Auf-
mentes (Methylphenidat, Dexme-
kardiovaskulären Verfassung oder
nie einhergehende Krankheitsbilder.
nahmen unterschieden sich nicht sig-
thylphenidat, Dextroamphetamin,
einer chronischen Erkrankung mit
Als primärer Endpunkt diente der
nifikant zwischen beiden Studienar-
Amphetaminsalze, Atomoxetin oder
einem erhöhten Risiko für ein schwe-
Anteil der Patienten mit einem Anstieg
men.
Permolin), ein Alter zwischen 2 und
res kardiovaskuläres Ereignis verbun-
24 Jahren am Tag der ersten Einnah-
den.
Kurzmitteilung
Biologisch abbaubare Stents
reduzieren das Risiko später
Stentthrombosen
Durch Implantation beschichteter,
medikamentenfreisetzender Stents
in stenosierte Koronararterien
konnte die Offenheitsrate der Gefäße im Vergleich mit Metallstents
erhöht werden. Erkauft wurde dies
jedoch mit einer erhöhten Rate an
Spätthrombosen, möglicherweise
weil der verbliebene Stent eine
chronische Entzündungsreaktion
triggert. In eine Multizenterstudie
bei 1707 Patienten wurde nun
untersucht, ob biologisch abbaubare Stents hier Vorteile bringen. 857
Patienten mit 1257 Koronarläsionen erhielten abbaubare, Biolimusfreisetzende Stents (BES) und 850
Patienten mit 1215 Läsionen herkömmliche Sirolimus-freisetzende
Stents (SES). Nach 4 Jahren waren
die BES im Hinblick auf den primären Endpunkt (Tod aus kardialer
Ursache, Herzinfarkt, Revaskularisation) den SES nicht unterlegen. Das
relative Risiko einer Stentthrombose betrug 0,62 (n.s.). Für sehr späte
Stentthrombosen war das Risiko
unter BES signifikant verringert
(0,20 [0,06-0,67]; p = 0,004).
Dadurch, so die Autoren, könnte
die Langzeitprognose der Patienten
verbessert werden.
UM
(Lancet 2011; 378: 1940–1948)
Die Beiträge sind erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2011; 136:2582
sowie Dtsch Med Wochenschr 2012; 137:
10, 11, 62, 114). Alle Rechte vorbehalten.
des pCO2 um mehr als 4 mmHg nach
einer Stunde. Sekundäre Endpunkte
me und der Ausschluss potenziell
Fazit
Fazit
umfassten Änderungen der Atem- und
Eine hochdosierte Sauerstofftherapie
lebensbedrohlicher Erkrankungen.
Herzfrequenz, die forcierte Einsekun-
bei akuten Asthmaanfällen geht mit
Patienten mit einem angeborenen
Obwohl die Punktschätzung des rela-
denkapazität (FEV1) und die Notwen-
einer erhöhten Hyperkapniegefahr
Herzfehler wurden in die Studie mit
tiven Risikos der ADHS-Medikamente
digkeit der stationären Aufnahme. Der
einher, so die Autoren. Deshalb solle
aufgenommen. Das Durchschnittsalter
kein erhöhtes Risiko nahelegt, weist
primäre Endpunkt kam in der Hochdo-
– in Übereinstimmung mit den aktu-
lag zu Beginn der Studie bei 11,1 Jah-
die obere Grenze des 95 %-KI darauf
sisgruppe mit 22 von 50 (44 %) vs. 10
ellen Leitlinien – Sauerstoff nur bei
ren. Die mittlere Beobachtungsdauer
hin, dass eine Verdopplung des
von 53 (19 %) signifikant häufiger vor
nachgewiesener Hypoxämie in
betrug 2,1 Jahre. Insgesamt kam es bei
Risikos nicht ausgeschlossen werden
als in der Gruppe mit titrierter Sauer-
titrierter Dosis verabreicht werden.
81 Teilnehmern zu einem schweren
kann, so die Autoren.
stoffgabe (relatives Risiko [RR] 2,3;
Diese vermeide eine Hyperoxie.
kardiovaskulären Ereignis. Hierbei
95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,2–4,4; p
Dr. med. Peter Pommer
Angiologie – Gynäkologie
Thromboembolie-Risiko
abhängig vom Gestagen?
Bei Kombinationspräparaten
steigt das Thromboembolie-Risiko in Abhängigkeit von der
Östrogendosis. Die Ergebnisse
zum Gestagen-Effekt sind inkonsistent. Eine nach Studien stärkere Gefährdung durch Drospirenon im Vergleich zu Levonorgestrel bestätigten andere
Untersuchungen nicht. Lidegaard et al. untersuchten nun
das Thromboembolie-Risiko mit
und ohne Kontrazeption sowie
in Abhängigkeit von unterschiedlichen Östrogendosen und
dem Gestagentyp.
BMJ 2011; 343: d6423
Dr. med. Susanne Bossenmayer
handelte es sich in 33 Fällen um einen
thrombosen und 26,2 % isolierte oder
3,91–5,11). Bei Präparaten mit 20 μg
sekundäre Lungenembolien. Mehr als
Ethinylestradiol ergaben sich Werte
zwei Drittel waren objektiv bestätigt.
von 3,26 für Desogestrel, 3,50 für
Ältere und weniger gebildete Frauen
Gestoden und 4,84 für Drospirenon.
hatten ein höheres Risiko. Präparate,
Auch unter Berücksichtigung der Ein-
die ausschließlich Gestagene enthiel-
nahmedauer und dem Ausschluss
ten, erhöhten das Risiko nicht. Die
nicht-objektivierter Thromboem-
Kontrazeption mit einer Östrogendo-
bolien bestätigten sich die Resultate.
sis von 30–40 μg Ethinylestradiol
steigerte die Thromboembolie-Häu-
Fazit
figkeit je nach dem verwendeten
Im Vergleich mit den Nicht-Nutzern
Gestagen unterschiedlich stark.
erhöhte die Antibabypille das Throm-
Bei einer Kombination mit Levonor-
boembolie-Risiko je nach Gestagen-
In der dänischen Studie hatten
gestrel betrug das relative Risiko
typ unterschiedlichstark, so die
455 421 Frauen niemals eine Antiba-
2,19 (95 %-Konfidenzintervall [KI]
Autoren. Im Vergleich mit dem
bypille eingenommen und 980 709
1,74–2,75), mit Desogestrel 4,21
„alten“ Levonorgestrel war das Risiko
nahmen die Pille ein. Insgesamt tra-
(95 %-KI 3,63–4,87), mit Gestoden
bei den modernen Präparationen
ten 4307 Thromboembolien auf.
4,23 (95 %-KI 3,87–4,63) und
doppelt so hoch.
Davon waren 63,6 % tiefe Beinvenen-
mit Drospirenon 4,47 (95 %-KI
Dr. med. Elke Ruchalla
16
Medizin
Nr. 3 • März 2012
Pneumologie – Kardiologie
Schon geringes Passivrauchen
vermindert Lebensqualität bei
Herzinsuffizienz
Die Gefahren des Passivrauchens
sind insbesondere in Bezug auf
kardiovaskuläre Erkrankungen
durch epidemiologische Studien
belegt. S. G. Weeks et al. haben
nun den Einfluss des Passivrauchens auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten
mit Herzinsuffizienz in einer
Kohortenstudie untersucht. Arch
Intern Med 2011; 171: 1887–1893
Insgesamt nahmen 205 Nichtraucher
mit klinischer Diagnose Herzinsuffizienz an der Studie teil. Diese hatten
nie oder seit mindestens 2 Jahren
nicht mehr geraucht. In einem Frage-
kala von 0 (extrem schlecht) bis 100
unabhängig von Alter, Geschlecht und
(am besten). Als Maß für die körperli-
klinischen Faktoren, wie z.B. dem Sta-
Auch bei geringer Exposition mindert
che Leistungsfähigkeit diente die
dium der Herzinsuffizienz, Begleiter-
Passivrauchen die gesundheitsbezoge-
maximale Gehstrecke innerhalb von
krankungen und der Medikation. Dies
ne Lebensqualität, so die Autoren.
6 Minuten. Diesem Test unterzogen
traf auch zu, wenn nicht nur die eige-
Ärzte sollten v.a. Patienten mit Herz-
sich 75 der Teilnehmer.
ne Einschätzung der Patienten, son-
insuffizienz sowie deren Angehörige
Die Auswertung des Gesundheitsfrage-
dern auch die Cotinin-Messergebnisse
vor einer entsprechenden Exposition
warnen.
bogens der 47 Passivraucher und der
zur Beurteilung der Zigarettenrauch-
erfasst. Die Beurteilung der 8 Parame-
155 nicht-exponierten Personen
exposition herangezogen wurden. Die
ter des SF-38 (körperliche Funktion,
bestätigte, dass Passivrauchen die
maximale Gehstrecke war bei nicht-
körperliche sowie emotionale Rollen-
gesundheitsbezogene Lebensqualität
exponierten Teilnehmern zwar im
erfüllung, soziale Funktion, Schmerz,
einschränkt. Statistisch signifikant war
Durchschnitt rund 10 Meter länger
psychisches Wohlbefinden, Vitalität
diese Einbuße in Bezug auf körperli-
(342,6 vs. 332,9m), allerdings war die-
und allgemeine Gesundheitswahrneh-
che Funktion, emotionale Rollenerfül-
ser Unterschied statistisch nicht signi-
mung) erfolgte anhand einer Punktes-
lung und psychisches Wohlbefinden –
fikant.
Fazit
Dr. med. Barbara Weitz
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 248).
Alle Rechte vorbehalten.
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bogen gaben sie an, wie viele Stunden
sie pro Woche dem Zigarettenrauch
anderer ausgesetzt waren – zu Hause,
am Arbeitsplatz oder an öffentlichen
Plätzen. Die Angaben wurden durch
Bestimmung der Konzentration des
Nikotinmetaboliten Cotinin im Urin
objektiviert. Nicht-exponierte Personen hatten Cotinin-Konzentrationen
< 0,2 ng/ml, während bei exponierten Teilnehmern durchschnittlich
1,43 ng/ml gemessen wurden. Körperliche und psychische Einschränkungen
durch das Passivrauchen wurden mit
dem Gesundheitsfragebogen SF-36
Kurzmitteilung
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Thrombose:
Enoxaparin nicht wirksamer als
Prophylaxestrümpfe
Obwohl eine Thromboseprophylaxe die Inzidenz venöser Thromboembolien (VTE) bei Patienten mit
einer akuten Erkrankung reduziert,
konnte durch eine Prophylaxe bisher keine Abnahme der Sterberate
gezeigt werden. A. K. Kakkar et al.
untersuchten nun bei 8307 Patienten mit einer schweren internistischen Erkrankung den Effekt einer
s.c.-Gabe des niedermolekularen
Heparins Enoxaparin (40mg/Tag)
im Vergleich zu Placebo. Alle
Patienten trugen medizinische
Thromboseprophylaxestrümpfe.
Primärer Endpunkt war die Mortalität nach 30 Tagen. Ergebnis: Nach
30 Tagen betrug die Sterberate
4,9 % in der Enoxaparin-Gruppe vs.
4,8 % in der Placebo- Gruppe
(p = 0,83). Die Rate schwerer Blutungen unterschied sich nicht
wesentlich zwischen den beiden
Gruppen (0,4 % vs. 0,3 %; p = 0,35).
Da durch eine VTE-Prophylaxe Komplikationen venöser Thromboembolien vorgebeugt werden kann,
befürworten die Autoren trotz des
nicht erreichten Studienziels eine
medikamentöse Prophylaxe. mrs
(N Engl J Med 2011; 365: 2463–
2472)