Nostalgische Airliner zum Staunen und Mitfliegen

Transcription

Nostalgische Airliner zum Staunen und Mitfliegen
SPEYER
Freitag
8. JULI 2016
21
In Luftfahrtkreisen gilt das Flugzeug durch seine schlanke Form als eines der schönsten überhaupt. Die gebogene Nase und die breiten Flügel mit den großen Propellern waren ein wahres Designwunder.
BILDER: SCHELLING
Flugplatz Speyer: Premiere der Airliner Classics von 27. bis 28. August / „Super Connie“, zwei „Rosinenbomber“ und zahlreiche Doppeldecker starten und landen / Flugwerk Mannheim als Mitveranstalter
Nostalgische Airliner zum Staunen und Mitfliegen
Von Luftfahrtjournalist
Jürgen Schelling
SPEYER. Es ist eine Premiere, die am
Wochenende vom 27. und 28. August auf dem Flugplatz Speyer stattfindet. Die Mitarbeiter und Helfer
sowie die Mitglieder des Vereins
Flugwerk Mannheim veranstalten
hier die ersten „Airliner Classics“.
Nostalgische Airliner wie die Super
Constellation, eine DC-3 sowie weitere Oldies werden starten und landen sowie Rundflüge absolvieren.
Im Unterschied zu früheren Flugtagen liegt dabei der Schwerpunkt auf
historischen Maschinen.
Auf einmal geht im vergangenen
Sommer ein Raunen durch die Zuschauer am Flugplatz Speyer: „Da
kommt sie!“ Am Horizont erscheint
ein elegantes Flugzeug, das sofort als
klassische Propeller-Verkehrsmaschine zu erkennen ist. Und tatsächlich, es ist der von den Besuchern
sehnlich erwartete Oldtimer vom
Typ Lockheed Super Constellation
aus Basel. Die Viermotorige ist bereits beim Anflug durch ihre grollenden Doppelsternmotoren ein akustisches Highlight. Dann setzt die Maschine sauber auf, rollt auf das Vorfeld und die Crew stellt die Triebwerke ab. Das Publikum ist begeistert.
Wiedersehen mit der Super Connie
Diese Szenerie ist mehr als ein Jahr
her, denn am 30. Mai 2015 feierten
die Verantwortlichen des Flugplatzes Speyer-Ludwigshafen ihren traditionellen Tag der offenen Tür mit
dem Besuch der Super Constellation
aus Basel. In diesem Sommer wird
die Maschine nicht nur ihr Comeback am Flugplatz Speyer geben,
sondern weitere nostalgische Verkehrsflugzeuge begleiten sie bei der
ersten „Airliner Classics“.
So werden neben dem Basler
Klassiker voraussichtlich auch zwei
Douglas DC-3 einfliegen, ebenfalls
Legenden der Luftfahrt und als „Ro-
sinenbomber“ bei der Berlin-Blockade bekannt. Zudem werden kleinere Verkehrsflugzeuge wie die in
Großbritannien gebaute DeHavilland Dove teilnehmen. Außerdem
bringen die Mitglieder des Flugwerks Mannheim mehrere offene
Doppeldecker und weitere Klassiker
aus ihrem Bestand mit. Das Beste
aber: In allen diesen Maschinen
kann man mitfliegen. Am Flugplatz
Speyer wird bei den Airliner Classics
ein extra Schalter eingerichtet, an
dem Rundflüge in verschiedenen
Preisklassen je nach Typ und Flugdauer gebucht werden können.
Damals äußerst komfortabel
Der Star unter den teilnehmenden Maschinen wird natürlich die
1955 gebaute Lockheed L-1049 Super Constellation sein, kurz „Super
Connie“ genannt. Sie und ihre Crew
wurde bereits bei ihrem ersten Speyer-Auftritt umjubelt. Ihre schlanke
Silhouette, das grazile hochbeinige
Fahrwerk und besonders ihr Heck
mit dem ungewöhnlichen DreifachSeitenleitwerk machen sie bis heute
unverwechselbar. Für ihre Fans ist
sie das schönste Flugzeug der Welt.
Ausgestattet mit einer Druckkabine
für den Flug in großen Höhen, etwa
480 Stundenkilometern Reisegeschwindigkeit und mehr als 6000 Kilometern Reichweite konnten bis zu
100 Passagiere einen in den 1950er
Jahren unvergleichlichen Reisekomfort genießen.
Erst vor Kurzem wurde Anfang
Mai mit der Maschine und ihrer
Crew ein umfangreiches Flugtraining in Frankreich absolviert, Mitte
Mai waren sowohl die „Connie“ als
auch ihre Crew fit für die bevorstehende Flugsaison. Insgesamt fünf
Piloten sowie drei Bordtechniker
und mehrere Flugbegleiter sind mit
viel Herzblut beim „Connie“-Projekt
als Flightcrew mit dabei. Dazu kommen unzählige Freiwillige und Helfer in der Wartung, Restaurierung,
Die Flugcrew hat in der „Super Connie“ richtig was zu tun. Im engen Cockpit sitzt, wie
früher in allen Jets, auch noch der Bordtechniker. Rechts die Propeller beim Flug.
Administration und Logistik des Airlinerprojekts.
Das Team im Cockpit, die Verantwortlichen und mittlerweile rund
3000 Mitglieder des im Jahr 2000 in
Basel gegründeten Vereins „Super
Constellation Flyers Association“,
kurz SCFA, sind besonders stolz auf
das Erreichte. Denn vor zwölf Jahren
bei der Ankunft der Maschine aus
den USA am künftigen Heimatflugplatz Basel hätten wohl nur wenige
Optimisten daran geglaubt, dass die
Super Constellation eine derartige
Erfolgsgeschichte in Europa schreiben würde. Schließlich fliegt derzeit
außer dieser schweizerisch zugelassenen „Super Connie“ weltweit nur
noch eine weitere Maschine gleichen Typs in Australien.
Mitgliedschaft für ein Jahr nötig
Voraussichtlich jeweils etwa 35 Mitglieder der SCFA werden Ende August das Privileg genießen dürfen, als
Passagiere bei den geplanten Rundflügen über Speyer mit an Bord zu
sein. Mitfliegen darf, wer sich zuvor
für mindestens ein Jahr als Mitglied
der SCFA eingeschrieben hat, da in
der Vereinsmaschine nur Mitglieder
mitfliegen dürfen. Der SCFA-Jahresbeitrag beträgt 120 Schweizer Franken, dann kann man für eine je nach
Flugdauer gestaffelte Gebühr bei
verschiedenen Anlässen mitfliegen.
Gebucht werden können diese
Rundflüge ab Speyer inklusive einer
einjährigen
SCFA-Mitgliedschaft
schon jetzt über die Webpage
www.airliner-classics.de.
Dann
kann je nach Verfügbarkeit der Plätze im Rahmen der Airliner Classics
mitgeflogen werden.
Ähnliches gilt auch für die
schweizerisch registrierte DC-3A,
die ebenfalls von der SCFA betrieben
wird und mit dem Uhrenhersteller
Breitling den gleichen Hauptsponsor besitzt. Deshalb muss man auch
für einen Rundflug in der 1940 gebauten zweimotorigen DC-3A für
ein Jahr Mitglied werden, dann kann
man in Speyer je nach Verfügbarkeit
einen Rundflug buchen (gleiche
Homepage).
Die US-amerikanische Douglas
DC-3 war zu ihrer Zeit sehr fortschrittlich, übernahm vielfältigste
Transportaufgaben und wurde immer wieder weiterentwickelt. Zudem war die DC-3 extrem robust.
Die von den 1930er bis in die 1950er
Jahre gebaute Zweimotorige füllte
zudem die unterschiedlichsten Rollen am Himmel aus, etwa als Passagierflugzeug, Truppentransporter,
Frachtflieger oder Fallschirmspringer-Absetzmaschine. Voraussichlich wird auch eine vom Flughafen
Zweibrücken kommende zweite
DC-3 an den Airliner Classics teilnehmen und Rundflüge anbieten.
Diese Maschine war früher in Südafrika nahe Johannesburg bei
„Springbok Classic Air“ im Einsatz
und kam vergangenes Jahr in einem
aufwändigen
Überführungsflug
nach Deutschland. Seither ist sie am
Flughafen Zweibrücken stationiert.
Ein wunderbar nostalgisches Propeller-Verkehrsflugzeug aus den
1940er Jahren ist auch die englische
DeHavilland vom Typ Dove, das bedeutet Taube. Ihr Erstflug fand bereits 1945 statt, der zweimotorige
Mini-Airliner für Kurzstrecken entwickelte sich zum Erfolgsmodell der
Briten. Von 1945 bis 1964 wurden
insgesamt 528 Tauben gebaut. Sogar
die britische Queen hatte in den
1950er Jahren eine Dove in ihrer sogenannten
Queens-Flight-Flotte,
und der jordanische König besaß
eine Maschine dieses Typs.
Oder lieber in der „Taube“ fliegen?
Die in Speyer präsentierte Dove ist
am Flugplatz Essen-Mülheim stationiert, wird seit Jahren von der Luftfahrtfirma TFC betrieben und fliegt
in der Lackierung einer Maschine
der LTU. Diese frühere deutsche Airline hatte einst ebenfalls eine DeHavilland Dove in ihrer Flotte. In der
Dove können neun Passagiere bei
den Rundflügen fliegen – ganz wie
einst die Queen – und ein absolut
nostalgisches Fluggefühl erleben.
Zudem besteht die Möglichkeit,
in historischen Maschinen des Mitveranstalters Flugwerk Mannheim,
mitzufliegen. Dieser wird Klassiker
wie die einstige Trainingsmaschine
North American AT-6 mit Sternmotor und mehrere zweisitzige OldieDoppeldecker aus den 1930er und
1940er Jahren wie die britische Tiger
Moth, die US-amerikanische Boeing
Stearman, die deutsche Bücker
Jungmann und die belgische Stampe SV4 mit an den Dom bringen.
Auch ein sechssitziger GanzmetallHochdecker Dornier Do-27 von
Flugwerk wird dabei sein.
Ein weiteres Oldtimerflugzeug ist
die zweimotorige Beech-18 für bis zu
elf Passagiere, die ebenfalls teilnimmt. Eine Ausstellung von Oldtimerfahrzeugen des Technik-Museums Speyer rundet übrigens das
Rahmenprogramm ab.
Unwägbarkeit ist das Wetter
Die Super Constellation aus Basel
wird voraussichtlich am Vormittag
des Samstages, 27. August, gegen
10.15 Uhr am Flugplatz Speyer landen. Zuvor ist noch ein tiefer Überflug, ein sogenannter „Low Pass“ der
Runway geplant. Je nach Wetterlage
startet die Viermotorige dann am
Sonntag, 28. August, etwa um 17.30
Uhr wieder gen Heimatflughafen
Basel-Mulhouse. Sollte das Wetter
am 27. August den ganzen Tag nicht
für einen Sichtflug geeignet sein,
kommt die Super Constellation vermutlich erst am Sonntag an.
i
Der Eintrittspreis zu den Airliner
Classics am 27. und 28. August
beträgt 5 Euro. Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren haben
freien Eintritt. Beginn ist an beiden Tagen jeweils ab 9 Uhr.
w
Infos über Flugzeuge, Rundflugmöglichkeiten und Preise unter
www.airliner-classics.de
Der Spitzname „Taube“ passt ganz gut zur DeHavilland Dove, die in einer Lackierung der Fluglinie LTU nach Speyer kommt. Drin ist es fast so, als sei man selbst der Piliot. Die „Taube“ bietet sich geradezu an für Rundflüge in geringer Höhe über die Metropolregion.