3D-Mäuse machen CAD/CAM wirklich schneller

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3D-Mäuse machen CAD/CAM wirklich schneller
© 2002 Carl Hanser Verlag, München
www.cad-cam.de
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
INTERVIEW
Mindestens 20 Prozent
Produktivitätsfortschritt:
3D-Mäuse machen
CAD/CAM wirklich
schneller
dies in den nächsten drei bis fünf Jahren
passiert.
Unsere Aufgabe ist es daher, nicht nur
hervorragend den CAD/CAM-Markt zu
bedienen, sondern die Technologie so zu
modifizieren, dass sie im Massenmarkt eingesetzt werden kann, auch preislich.
Genauso gilt es, das Unternehmen darauf
vorzubereiten.
■ Wie sind im Augenblick die Besitzverhältnisse?
■ Derzeit hält Logitech die Mehrheit an
3Dconnexion, aber bereits in einem Monat
werden wir 100 Prozent haben.
■ Wie viele Mitarbeiter hat 3Dconnexion?
■ Nach jetzt sechs Monaten Firmenlaufzeit haben wir rund 70 Mitarbeiter mit
Locations in Seefeld am Ammersee, im Silicon Valley und Vancouver, Washington.
Darüber hinaus gibt es bereits Verkaufsbüros in vielen Ländern der Welt. Das jüngste haben wir gerade in Tokio eröffnet.
■ Wo werden die Mäuse hergestellt?
■ Es gibt zwei Fabriken. Der Spaceball
kommt aus China, die Spacemouse wird in
Seefeld produziert.
■ Und die Basistechnologien sind noch
immer die gleichen, die einstmals bei der
DLR in Deutschland entwickelt wurden?
Durch den Aufkauf und die Verschmelzung von Logicad und Labcad hat Logitech eine
schlagkräftige Firma für 3D-Eingabegeräte geschaffen: 3Dconnexion. Über die
Firmenstrategie und die neuesten Produkte sprach »CADCAM« auf der CeBIT 2002
mit dem Präsidenten des Unternehmens, Wolfgang Hausen.
■ CAD CAM: Herr Hausen, wir bitten Sie, uns
zunächst einige Hintergrundinformationen
zum Unternehmen selbst zu geben.
■ Wolfgang Hausen: Beginnen wir mit der
Firma Logitech. Logitech hat vor rund vier
Jahren in die Firma Logicad investiert. Logicad, das Unternehmen, welches die Spacemouse schon seit 10 Jahren gebaut und vertrieben hat. Der Grund dafür war unsere
Annahme, dass 3D-Eingabeinstrumente in
Zukunft immer wichtiger werden.
Im September des letzten Jahres hat Logitech
dann die Mehrheit bei Logicad übernommen.
Ebenso haben wir 2001 das Unternehmen
Labtec in den USA gekauft. Labtec hatte auch
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CAD CAM 2/2002
ein interessantes 3D-Eingabegerät im Programm, den so genannten Spaceball.
Damit hatten wir praktisch die zwei
wichtigsten Hersteller solcher Geräte weltweit. Beide haben wir dann zum neuen
Tochterunternehmen 3Dconnexion vereint.
■ Welche Rolle spielt jetzt die Mutter
Logitech?
■ Wie schon gesagt, wir denken, dass 3DTechnologien für die Zukunft immer wichtiger werden. Wir nehmen an, dass sogar
ein Massenmarkt entstehen wird, sobald
Microsoft oder Apple mit 3D-Interfaces
arbeiten werden. Da die Hardware immer
schneller wird, gehen wir davon aus, dass
Wolfgang Hausen:
»3D wird immer wichtiger.
Neben CAD/CAM wird es
bald in vielen weiteren Bereichen
eingesetzt werden.«
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INTERVIEW
Innovation zur CeBIT 2002: Der Spaceball und die Spacemouse werden als drahtlose Geräte vorgestellt
■ Bei der Spacemouse sind das noch
immer die gleichen Basistechnologien. Der
Spaceball hat seine eigenen. Irgendwann
in der Zukunft werden wir das mal angleichen.
■ Herr Hausen, wie positionieren Sie die
unterschiedlichen Produkte, die Sie nun
haben?
■ Es gibt den Spaceball und die Spacemouse als Geräte für anspruchsvolle 3DAufgaben. Wir haben ferner den Cadman als
Eingabeinstrument im Midrange-Markt. Hier
in Deutschland ist der Cadman etwa ein halbes Jahr auf dem Markt. Wir vertreiben ihn
unter anderem sehr erfolgreich als Bundle
mit Autodesk Inventor. An ähnliche Bundles denken wir mit Solidworks, Solidedge
und anderen, um die preisgünstigeren CADSysteme auch mit einem entsprechenden
Instrument für die Eingabe zu bedienen.
■ Was stellen Sie auf der CeBIT neu vor?
■ Im wesentlichen zwei Dinge: Zum einen
präsentieren wir den Spaceball wie auch die
Spacemouse drahtlos. Logitech ist ja
bekanntlich der Marktführer in Bezug auf
drahtlose Geräte. Unser Umsatz von rund 1
Mrd. Dollar kommt schon fast zur Hälfte aus
drahtlosen Geräten, Tastaturen und Mäusen. Und da wir nun mal eine Tochter sind,
haben wir auch Zugriff auf diese Technologie. Die ersten beiden Geräte kamen am
Dienstag vor der CeBIT gerade aus dem
Labor, und wir stellen sie hier als Technologiekonzept vor.
■ Das heißt, es sind noch keine Produkte?
■ Richtig, wir machen hier noch keine Produktankündigung. Wir wollen erst einmal die
Resonanz testen, wozu sich die Messe ja gut
eignet.
■ Wie geht es dann weiter?
■ Wenn die Reaktionen weiterhin so positiv
sind wie an den ersten Messetagen, werden
wir die Geräte ab dem Jahresende produzieren.
■ Sie sprachen von einer zweiten Neuheit.
■ Als weitere Innovation stellen wir eine
Tastatur vor, die auf der linken Seite ein integriertes 3D-Eingabegerät hat. Unsere Vorstellung ist, dass wir dieses nicht unbedingt
für Konstrukteure anbieten, sondern mehr
für den PDM-Bereich. In vielen der Konstruktion nachgeordneten Bereichen müssen
3D-Modelle angeschaut und analysiert werden. Das sind keine Power-User, wir denken,
sie arbeiten rund 20 Prozent ihrer Zeit mit 3D
und können daher sehr gut mit diesem etwas
einfacheren Instrument klarkommen und für
alle anderen Aufgaben die Tastatur benutzen. Natürlich wollen wir das dann auch
preislich attraktiv gestalten.
■ Eine gute Idee, denn die Zahl der Menschen, die 3D-Modelle anschauen und weiterbearbeiten müssen, ist viel größer als die
derjenigen, welche sie entwerfen.
■ Man hat uns gesagt, das Verhältnis von
Konstrukteuren und Nutzern innerhalb der
PDM-Kette ist 1:5. Das wäre ein gutes Potenzial.
■ Herr Hausen, zum Schluss noch eine ketzerische Frage. Warum sollte man überhaupt
3D-Eingabegeräte einsetzen?
■ Unsere Untersuchungen haben gezeigt,
dass man mit unseren Eingabegeräten bei
CAD/CAM um mindestens 20 Prozent schneller wird, bei manchen Applikationen sogar
mehr. Die geringe Investition von wenigen
hundert Euro löst also einen gewaltigen Produktivitätseffekt aus. Da muss man bei der
Software lange suchen.
■ Herr Hausen, vielen Dank für das Gespräch.
Neue Tastatur von 3Dconnexion mit integriertem 3D-Eingabeinstrument. Das Unternehmen zielt
hiermit auf all jene, die längs der PDM-Kette auch mit 3D-Modellen arbeiten müssen
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