Tipps zur Haltung von Meerschweinchen

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Tipps zur Haltung von Meerschweinchen
Tipps zur Haltung von Meerschweinchen
Mindesthaltungsanforderung (Anlage 1 zur 2. Tierhaltungsverordnung)
Meerschweinchen sind paarweise oder in Gruppen zu halten. Die gemeinsame
Haltung von einem Meerschweinchen mit einem Kaninchen ist nicht zulässig. Als
Grundfläche des Käfigs sind für zwei Tiere mindestens 100 × 60 × 50 cm (Länge ×
Breite × Höhe) vorzusehen, für jedes weitere erwachsene Tier zusätzlich mindestens
0,2 m2. Die Käfige müssen rechteckig sein und Glasbecken dürfen nur dann
Verwendung finden, wenn eine ausreichende Luftzufuhr gewährleistet ist. Den Tieren
sind eine Schlafhöhle und erhöhte Liegeflächen anzubieten, außerdem Nage- und
Beschäftigungsmaterial. Katzenstreu darf nicht als Einstreu verwendet werden.
Wasser und Heu muss immer zur freien Verfügung stehen. Meerschweinchen, die in
Käfigen gehalten werden, ist mehrmals wöchentlich Auslauf außerhalb des Käfigs zu
ermöglichen.
Meerschweinchen brauchen immer Verstecksmöglichkeiten.
Grundbedürfnisse der Meerschweinchen
Meerschweinchen brauchen viel Platz und die Möglichkeit, sich zu bewegen, um sich
wohl zu fühlen. Darüber hinaus benötigen sie als ängstliche Fluchttiere immer
Rückzugsmöglichkeiten, in denen sie sich sicher fühlen. Da erwachsene Tiere
großen Wert auf die Einhaltung ihres Individualabstandes legen, ist der Käfig oder
das Gehege so groß zu wählen, dass sich alle Tiere der Gruppe problemlos aus dem
Weg gehen und in entsprechendem Abstand von einander ruhen können. Daraus
ergibt sich, dass die durchgehende Grundfläche möglichst groß sein sollte.
Meerschweinchen klettern nicht und können nicht sehr gut springen, weshalb das
Gehege möglichst ebenerdig sein sollte. Gehege, die über mehrere Etagen verfügen,
oder Stockkäfige sind für die Meerschweinchenhaltung nur bedingt geeignet, sofern
die einzelnen Etagen nicht jeweils über eine ausreichende Grundfläche verfügen.
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Eine bessere Strukturierung kann man den Tieren durch erhöhte Liegeflächen (in
einer Höhe von etwa 25 cm) und zahlreiche Versteckmöglichkeiten bieten. Der
Tierfachhandel bietet Vieles an, zB Korkrindentunnel, Heunester, Weidenbrücken
und Ähnliches. Bei der Wahl der Einrichtungsgegenstände ist immer auf
ausreichende Größe und allfällige Verletzungsgefahren zu achten. Häuser mit nur
einer kleinen Öffnung, Fenstern und dergleichen sind für die Meerschweinchenhaltung nicht geeignet. Natürlichen Materialien ist der Vorzug vor Kunststoff oder
Keramik zu geben. Idealerweise bietet man immer mindestens zwei oder drei
Versteckmöglichkeiten mehr an, als Tiere in der Gruppe sind. So vermindert man den
Streit um Lieblingsplätze. Da Meerschweinchen große Teile des Tages ruhen, ist es
für ihre Gesundheit wichtig, in diesen Zeitabschnitten auch wirklich ungestört sein zu
können. Der Halter sollte daher diese Ruhephasen immer respektieren und die
Meerschweinchen nicht ständig aufwecken.
Viele Meerschweinchen schätzen erholte Liegeflächen.
Als Nagetiere brauchen Meerschweinchen neben dem Heu noch zusätzliches
Nagematerial. Neben den Einrichtungsgegenständen aus Holz, Heugeflecht oder
Rinde kann man Meerschweinchen auch Äste von Hasel, Birke oder Obstbäumen
(Apfel, Birne, ungespritzt!) anbieten. Sehr beliebt ist auch Nagematerial aus
Weidengeflecht, wie es im Zoofachhandel erhältlich ist.
Nachdem Meerschweinchen, wenn sie sich bedrohen, schnell flüchten, ist es wichtig,
dass der Untergrund nicht nur saugfähig, sondern auch rutschfest ist. Der
rutschfeste Bodenuntergrund ist auch eine wesentliche Voraussetzung für den
Freilauf von Meerschweinchen im Zimmer. Bei der Wahl der Einstreu sollte man es
vermeiden, harte, pelletierte Einstreu flächendeckend einzusetzen, weil sie zu
Verletzungen an den Sohlen führen kann, was die Entstehung von schmerzhaften
Ballenabszessen begünstigt. Idealerweise stellt man den Meerschweinchen
verschiedene Untergründe zur Verfügung.
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Meerschweinchen sind empfindlich für Atemwegserkrankungen. Ein Risikofaktor
ist dabei ein unsauberer Käfig. Regelmäßiges Ausmisten ist daher eine wichtige
Maßnahme zur Gesunderhaltung. Außerdem ist immer auf eine ausreichende
Luftzirkulation (ohne Luftzug!) zu achten. Besonders die Verwendung von Plexiglas
bei Eigenbauten stellt ein nicht unerhebliches und häufig unterschätztes Gefahrenpotenzial in der Meerschweinchenhaltung dar.
Auch beim Freilauf im Zimmer gibt es einige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Zunächst ist, wie schon erwähnt, ein rutschfester Untergrund wichtig. Als Nagetiere
nagen Meerschweinchen gerne Elektrokabel, Bücher und teilweise auch Möbel an.
Daher ist es einerseits wichtig, alles aus dem Freilaufbereich zu entfernen, das den
Meerschweinchen gefährlich werden könnte, zB auch giftige Zimmerpflanzen bzw.
ihre heruntergefallenen Blätter. Andererseits empfiehlt es sich, den
Meerschweinchen geeignete Verstecke und Nage- und Beschäftigungsmaterial
anzubieten, damit die eigenen Einrichtungsgegenstände verschont bleiben. Da
Meerschweinchen nicht verlässlich stubenrein werden, ist ratsam, die benutzten
Liegestellen mit waschbare Materialien oder Zeitungen auszulegen.
Freilauf bringt Abwechslung ins Meerschweinchenleben!
Steht ein Garten zur Verfügung kann den Meerschweinchen auch ein Gehege im
Garten eingerichtet werden. Dabei besteht die Möglichkeit, Tieren aus Innenhaltung
stundenweise Freilauf im Garten zu ermöglichen, oder die Meerschweinchen
überhaupt im Garten zu halten. Bei der Außenhaltung ist es wichtig zu
berücksichtigen, dass artgerechte Außenhaltung nicht darin besteht, einen kleinen
Holzverschlag in den Garten zu stellen und einzuzäunen. Eine artgerechte
Außenhaltung ist mindestens so aufwändig wie die Innenhaltung und sollte nie aus
dem Motiv heraus erfolgen, dass die Meerschweinchen dann im Haus oder in der
Wohnung keinen oder weniger Schmutz machen.
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Meerschweinchen vertragen Hitze und Feuchtigkeit schlecht. Besonders im Sommer
sollte der Großteil des Geheges im Schatten liegen, damit die Meerschweinchen
keinen Hitzschlag erleiden. Das Gehege muss immer so gestaltet sein, dass die
Meerschweinchen vor Raubtieren (und auch Ratten) geschützt sind. Sollen die
Meerschweinchen länger als ein paar Stunden unter Aufsicht im Garten bleiben,
brauchen sie eine wetterfeste Schutzhütte. Genauere Tipps zur Außenhaltung finden
Sie unter www.meerschweinchenberatung.at.
In einem solchen klappbaren Gartengehege dürfen Meerschweinchen
nur für einen kurzen Ausflug in den Garten und immer unter Aufsicht gehalten werden.
Kontakt zu Meerschweinchen
Meerschweinchen sind ängstliche Fluchttiere, die es gar nicht schätzen, hochgehoben und herumgetragen zu werden. Andererseits ist es wichtig, Meerschweinchen
durch regelmäßigen direkten Kontakt an die menschliche Berührung zu gewöhnen.
Auch bei der besten Haltung kann man nicht alle Erkrankungen ausschließen,
sodass ein Tierarztbesuch notwendig sein kann. Und auch die Krallen müssen
regelmäßig geschnitten werden. Je besser man Meerschweinchen an den direkten
Kontakt gewöhnt, desto besser können sie dann auch mit einem Tierarztbesuch im
Krankheitsfall umgehen.
Meerschweinchen galten lange Zeit als ideale Heimtiere für Kinder. Tatsächlich
verlieren aber viele Kinder schnell das Interesse an Meerschweinchen, weil die Tiere
bei falscher Haltung dazu neigen, sich zurückzuziehen und langweilig zu wirken.
Besonders kleine Kinder können ihre Körperkräfte häufig noch nicht richtig
einschätzen und Meerschweinchen durch zu festes Drücken oder Fallenlassen
schwere Verletzungen zufügen.
Es ist daher besonders wichtig, dass die Eltern ihre Kinder im richtigen Umgang mit
Meerschweinchen unterweisen und darauf achten, dass die Tiere richtig versorgt
werden und auch die für ihre Gesundheit so wichtigen Ruhephasen erhalten.
Meerschweinchen sind trotz ihres putzigen Aussehens und ihres Rufs als
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anspruchsloses Heimtier kein Kinderspielzeug! Bei der richtigen Haltung sind sie
aber unterhaltsame Mitbewohner, die immer ihren eigenen Kopf behalten – und auch
behalten sollen.
Beim Hochheben muss immer eine Hand
das Hinterteil stützen!
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Beim Halten am Arm wird das Vorderteil höher
gehalten. So kann das Meerschweinchen nicht
vom Arm springen und fühlt sich auch sicher.
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