Kleines Lexikon über den Lexion

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Kleines Lexikon über den Lexion
profi gebraucht
Undichte Ölanschlüsse am Multikuppler
können die elektrischen Kontakte beeinträchtigen. Fotos: Tovornik, Wilmer
Claas Lexion 440/450/460:
Häufig sind an der
Einzugsschnecke
nicht nur – wie hier
– die geschraubten
Enden der
Windungen
entfernt.
Kleines Lexikon
über den Lexion
Lexion
Zur Saison ’97 wurden die neuen Lexion-Mähdrescher von Claas erstmals in
großem Stil verkauft. Logischerweise gibt es daher unter den angebotenen
Gebrauchten noch keine „alten Schätzchen“. Trotzdem lohnt es sich,
vor dem Kauf eines Sechsschüttler-Lexion etwas genauer
hinzuschauen. Dazu ein kleines „Nachschlagewerk“
Lexion 450
von profi-Redakteur Hubert Wilmer.
Die fehlende
Anfahrsicherung hinterläßt
bei vielen
Maschinen
„Knitterfalten“.
440
M
otor hinter dem Korntank,
60-cm-Dreschtrommel bei 1,7 m
Dreschkanalbreite, ein Bedien- und
Überwachungsterminal mit elektrischer Siebverstellung usw. Die Lexion-Baureihe hat mit den Vorgänger-Modellen Dominator bzw. Mega wenig gemeinsam. Entsprechend
groß waren seinerzeit die Erwartungen an die neuen Maschinen.
Aber auch die Angst vor
Kinderkrankheiten
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wurde hier und da
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profi
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Beides stimmte nur teilweise: Die
erwartete Mehrleistung gegenüber
den Vorgänger-Modellen wurde
sicher hier und da nicht erreicht.
Gleichzeitig waren aber viele überrascht, wie ausgereift die neue Baureihe auf den Markt kam. Sicher
wurden – und werden – an den vorhandenen Maschinen eine Reihe
von Modifizierungen vorgenommen.
Beim Schneidwerk überprüfen Sie
die Halmteiler, Ährenheber und
den Messerbalken. Auch das Ersatzmesser sollte zur Kontrolle einmal herausgezogen werden. Bei der
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00 Motor
Beim 460 ist das „Cebis“
(unten) Serie. Die beiden
anderen Typen haben
serienmäßig den Bordinformator „IMO“ (links).
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Einzugsschnecke werfen Sie einen
Blick auf die Windungen: Bei den
Sechsschüttler-Maschinen empfiehlt
es sich zwar, die geschraubten Enden in der Mitte zu entfernen. Häufig ist hier aber noch mit der Flex
nachgeholfen worden, um das Dreschwerk auf ganzer Breite gleichmäßig zu beschicken. Das kann
dann schnell etwas zuviel des Guten sein, und es gibt unter Umständen bei langem Erntegut Probleme
mit dem Schrägförderer.
Um die Autocontour-Sensoren zu
überprüfen, sollten Sie das Schneidwerk anbauen und laufen lassen.
Heben Sie jetzt an einer Seite die
Schleifkufen an, muß auch das
Schneidwerk an dieser Seite hochgehen. Kontrollieren Sie auch, ob die
vier Haspelzylinder und der Multikuppler dicht sind. Hier kann Lecköl
den elektrischen
Anschlüssen
zu
schaffen machen.
Kaufen
Sie
ein
Schneidwerk
mit
Tischverlängerung
und Seitenmessern,
sollten diese hydraulisch angetrieben sein.
Elektromotoren können
die Bordelektronik beeinflussen. Es sei denn, hierfür gibt es eine
separate Lichtmaschine.
Zu den Schneidwerken dieser Breite gehört in der Regel auch ein
Transportwagen. Neben Stützrad
und Beleuchtung überprüfen Sie, ob
das linke Rad schon mal mit dem
Schrägförderer malträtiert wurde.
Unterlegkeile sollten ebenfalls vorhanden sein.
Beim Schrägförderer kontrollieren
Sie zuerst die Ketten und Leisten.
Das geht am besten ohne Schneidwerk, wenn eine zweite Person den
Einzug reversiert. Den Verschleiß
der Ketten erkennt man daran, wie
weit diese schon nachgespannt worden sind. Auch den Ölmotor, den Zylinder und die Ritzel der Reversiereinheit sollten Sie kontrollieren.
profi
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Besondere Aufmerksamkeit widmen Sie bei Ihrer Inspektion dem
Vorbeschleuniger und der Dreschtrommel, vor allem aber den Körben
darunter. Beim Vorbeschleuniger
gibt es für Getreide Körbe mit einer
Lochung von 6,5 x 42 mm und 12 x
42 mm. Für Mais haben die drei Segmente eine Lochung von 19 x 42
mm. Der Haupt- bzw. Dreschkorb
hat 3 Lochreihen mit 12 x 32 mm
und 12 Lochreihen mit 19 x 40 mm.
Zur Saison ’99 hat Claas die Serienproduktion umgestellt auf einen Vorkorb mit einheitlicher 10-mm-Lochung und einen Hauptkorb aus
Draht. Da diese Ausstattung auch
an den vorhandenen Maschinen
nachgerüstet werden kann, sollten
Sie hier auf jeden Fall genauer hinschauen.
Wenn Sie einmal in die Maschine
gekrochen sind, kontrollieren Sie
gleich, ob das sogenannte Dreschsegment vorhanden ist. Es sitzt am
profi gebraucht
klassen-kollegen
...die in profi
bereits erschienen sind
Machen Sie auf
jeden Fall am
Verlustsensor
der Schüttler
und der Siebe
den „Klopftest“.
Die elektrische Streublechverstellung des
Häckslers
ist sehr
störanfällig.
Übergang vom Vorbeschleunigerkorb zum eigentlichen Dreschkorb.
Da einige Fahrer es zum Weizendrusch, vor allem aber für Hülsenfrüchte und Mais ausbauen, kann es
durchaus in der Maschine fehlen.
Probieren Sie in jedem Fall auch den
Trommelvariator sowie die Korbverstellung aus.
Die Schüttler und den Strohhäcksler
Kontrollieren Sie, ob das
elektronische „Gehirn“ samt
Dichtungen noch frei ist von
Schadnagerbesuch.
Hersteller
Heft
John Deere 2266
pt
7/98
Deutz Fahr 4080 HTS pt
4/95
New Holland TX 68
fb
12/93
fb = Fahrbericht, pt = Praxistest
kontrollieren Sie am besten durch
die hintere Klappe in der Strohhaube. Machen Sie dabei auch einen
„Klopftest“ an den Verlustsensoren
der beiden äußeren Schüttler. Und
um während der Ernte nicht ständig von der Warnhupe „Stau im
Schüttler“ genervt zu werden, gibt
es verschiedene Lösungen: Entweder ist (bei Cebis) in der Elektronik
eine Verzögerung einprogrammiert,
oder der Vorbesitzer hat bereits eine andere Sensorklappe eingebaut.
Falls nicht, kann man die Klappe
auch mit einem Stück Flacheisen
oder ähnlichem beschweren.
Um die Schüttlerleistung zu verbessern, gibt es von Claas verschiedene „Schüttlerhilfen“. In
Deutschland sind die sogenannten
„Seitenreiter“ verbreitet, die seit der
Saison ’98 auch serienmäßig eingebaut werden. Damit können Sie vielleicht noch ein kleines „Tuning“ an
Ihrem Gebrauchten „in spe“ vornehmen. Ob Sie die Reiter aber bei
allen Schüttlern an der gleichen Fallstufe montieren oder besser immer
im Wechsel, wissen wir auch nicht.
Bei abgebrochenen oder stumpfen
Häckslermessern sollten Sie nicht
geizen: Der Schaden durch eine Unwucht oder der Energieverbrauch
Bei der elektrischen Siebverstellung kontrollieren Sie vor
allem die Bowdenzüge und
Befestigungen.
profi
40 Nr. 5/99
daten-kompaß
Claas Lexion
440/450/460
Schnittbreite:
Motorleistung
6,0/6,6/7,5 m
184 kW/250 PS
202 kW/275 PS
220 kW/300 PS
Dieseltank:
650 l
Trommeldurchmesser:
60 cm
Trommelbreite:
1,70 m
Dreschkorbfläche:
1,9 m2
Umschlingungswinkel:
142°
Schüttleranzahl:
6
Schüttlerfläche:
7,48 m2
Reinigungsfläche:
5,8 m2
Korntankinhalt 440:
8,1 m3
450:
8,6 m3
460:
9,6 m3
Gewicht (o. Schneidwerk):
13 000 kg
Transportlänge/-breite: 8,83 m/3,50 m/
/-höhe:
3,87 m
Neupreis m.
440: (6,0 m) 349 000 DM
Schneidw. lt. 450: (6,6 m) 366 000 DM
Liste (o. MwSt.) 460: (7,5 m) 394 000 DM
440:
450:
460:
Herstellerangaben
sind sicher höher als ein Satz neuer
Klingen. Schwenken Sie den Häcksler zur Kontrolle auf jeden Fall einmal ein und aus. Dabei entlarven Sie
auch ganz schnell eventuelle
„Rempler“ am Mähdrescherheck.
Besonders anfällig ist hier auch die
elektrische Verstellung der Leitbleche am Häcksler. Meistens sind die
Bleche nach kurzer Zeit so schwergängig, daß der elektrische Stellmotor aufgibt.
Eine feine Sache ist die elektrische
Fernverstellung für die Siebe, die
allerdings beim 440 und 450 im ersten Jahr nicht zur Serienausstattung gehörte. Fahren Sie die Siebe
zur Kontrolle einmal auf und zu und
Zusätzliche SchüttlerReiter verbessern die
Abscheideleistung.
modellkalender
Claas Lexion
440/450/460
1995: Vorstellung des Lexion 480 als
Nachfolger der CS-Maschinen
1996: Erste Serienmaschinen mit
Schüttlern im praktischen Einsatz
1997: Alle Lexion-Typen serienmäßig mit
elektrischer Siebverstellung
1998: Chassis aller Lexion-Maschinen in
Caterpillar-Grau, Bowdenzüge und
Befestigungen der elektrischen Siebverstellung geändert
1999: Umstellung auf Drahtkorb, neue
Kühlerkorb-Staubabsaugung und Abstreifer zwischen den Kühlern, Drehrichtung
der Entleerungsschnecke geändert,
20-t-Achse mit Planetengetriebe
werfen einen Blick auf die beiden
Bowdenzüge samt Befestigungen.
Selbstverständlich sollten in den Sieben alle Lamellen vorhanden sein
und auch in gleicher Position stehen. Zum Check der Reinigung
gehört auch der Gebläsevariator und
der Spreuverteiler. Seine Drehzahl
läßt sich über ein Drosselventil hinten links an der Maschine verstellen.
Die Schnecken und Elevatoren von
Überkehr und Körnern sollten Sie bei
Ihrem Rundgang ebenfalls überprüfen. Großartigen Verschleiß wird
es hier zwar wahrscheinlich noch
nicht geben, aber die Beleuchtungen in der Überkehr und im Korntank sollten dennoch funktionieren.
Mit einem Fingerdruck überprüfen
Sie auch die Membranschalter zur
Anzeige des Befüllgrades im Korntank.
Die Korntankdeckel sind wie das Volumen bei allen drei Maschinen un-
Ab 1999 werden in
die Lexion-Maschinen
keine Dreschkörbe
aus Blech (Bild) mehr
eingebaut.
plus und minus
+ laufruhiges Dreschwerk
+ guter Bedienkomfort
+ große Abtankleistung
– hoher Preis
– großes Leergewicht
terschiedlich. Beim 460 und 450
wird der Deckel elektrisch aus der
Kabine geöffnet. Beim 440 geht das
nur mechanisch.
Die Kabinen aller von uns begutachteten Maschinen waren noch
tadellos in Schuß. Was Sie aber
nicht davon abhalten sollte, z.B. die
Klimaanlage einmal auszuprobieren.
Ein Blick auf die Filter unter dem
Kabinendach gibt vielleicht noch
Aufschluß darüber, wie genau es
der Vorbesitzer mit der Wartung genommen hat.
Ein Schwachpunkt ist die Aufstiegsleiter. Diese läßt sich zwar
komfortabel nach vorne schwenken,
aber sie hat leider keine Anfahrsicherung. Dementsprechend haben
viele schon eine mehr oder weniger
großen „chirurgischen Eingriff“ hinter sich und sollten daher genauer
überprüft werden.
Für den Ansaugkorb des Kühlers
gibt es jetzt eine neue Staubabsaugung, die auch nachgerüstet werden kann, ebenso wie der Abstreifer zwischen Öl- und Wasserkühler.
Damit kann man die Wartungsintervalle noch einmal deutlich verlängern.
Die serienmäßige Bereifung der Lexion-Maschinen mit sechs Schüttlern ist vorne 650/75R32 und hinten
16.5/85-24. Gerade nach einem
Herbst wie 1998 ist natürlich eine
größere Bereifung für Maschinen gefragt, die im Mais eingesetzt werden sollen. Probleme gibt es dann
allerdings schnell mit der Transportbreite über 3,50 m. Was den
Einsatz von Zwillingsreifen angeht,
so sind diese für den 460 offiziell von
Claas freigegeben.
profi
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Drei Modelle mit
sechs Schüttlern
D
ie drei Lexion-Modelle 440,
450 und 460 haben sechs Schüttler. Während die Dresch- und Abscheideaggregate bei allen dreien
identisch sind, unterscheiden
sich die Maschinen z.B. in Motorleistung, Korntankgröße sowie
der serienmäßigen Ausstattung.
Der Lexion 440 hat einen Sechszylinder-Reihenmotor von Perkins
mit 184 kW/250 PS, während die
beiden größeren Modelle einen
Mercedes V6-Motor mit 202
kW/275 PS (Lexion 450) bzw. 220
kW/300 PS (Lexion 460) haben.
Das Korntankvolumen beim 440
beträgt 8,1 m3, beim 450 sind es
8,6 m3, und beim 460 liegt das
Fassungsvermögen sogar bei 9,6
m3. Das elektronische Bordinformationssystem „Cebis“ ist nur
beim 460 Serie, beim 450 und 440
ist es die etwas einfachere Version „IMO“.
Fazit: Die Lexion-Baureihe wurde
zur Saison ’97 erstmals in großem
Stil verkauft. Daher werden heute
zwar noch keine alten Schätzchen
angeboten, trotzdem gibt es bei den
Maschinen eine Reihe Unterschiede in der Ausrüstung.
Hier lohnt es sich in jedem Fall, vor
dem Gebrauchtkauf einmal genauer hinzuschauen. Die Preise für die
Gebrauchten sind stark von der Erntefläche und Ausstattung abhängig.
Sie bewegen sich von 175 000 DM
bis über 300 000 DM plus MwSt.
An den nur zwei
Jahre alten Maschinen zeigte sich an
vielen Stellen bereits
Rost. Das spricht
nicht für die Lackqualität.