ausgabe 3 - Starkey Germany

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ausgabe 3 - Starkey Germany
VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
WO WIRD DICH DEINE
HÖRREISE
HINFÜHREN?
EINE GESCHICHTE DES HÖRENS
Rama Tret-Morris berichtet von ihrer
Hörreise mit der 3 Series
TECHNOLOGIE-REVIEW
Aufnahme der einzigartigen Bedürfnisse
von jungen Hörgeräteakustikern mit
einer Hörminderung
Erste Eindrücke
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie halten heute unsere erste Ausgabe der Zeitschrift „Innovations“
von Starkey in Ihren Händen. Mit unserem neuen Innovations Magazin
berichten wir weltweit von interessanten Themen aus den Bereichen
Technologie, Forschung und Entwicklung, Business Intelligence,
Audiologie, soziales Engagement der Starkey Foundation und vieles mehr.
Interessante Menschen schreiben spannende Geschichten und berichten
über ihre Erfahrungen mit drahtlosen Hörsystemen und über eine Reise
nach Afrika mit der Hearing Foundation. Unsere Entwicklungsgruppe hat
für Sie einige sehr interessante Ergebnisse aus unseren klinischen Studien
zusammengestellt, mit denen wir den Nutzen und Mehrwert unserer
Technologien und Produkte im Praxistest immer wieder neu auf den
Prüfstand stellen.
Starkey hat sich seit vielen Jahren strategisch als Technologieunternehmen positioniert und investiert
sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung. Die Ergebnisse sehen Sie heute in den Best-in-ClassTechnologien unserer Hörsysteme, verpackt in einem modernen und attraktiven industriellen Design.
Unser aktuelles Produkt - HALO - ist ein kleines Wunderwerk der Technologie, das sich direkt mit
dem iPhone verbindet und zu einem echten Alleskönner wird - lesen Sie hierzu die interessanten
Ergebnisse unserer Studie.
Besseres Hören und exzellenter Service sind unsere Leidenschaft, dafür setzen sich unsere
Mitarbeiter/innen tagtäglich ein. Unser Anliegen ist es, Produkte und Technologien zu
entwickeln, mit denen Sie Ihren Kunden den bestmöglichen Hörkomfort bieten und das
Hören für Ihre Kunden so natürlich und mühelos wie möglich ist.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und freuen uns über Ihr Feedback und
auch Anregungen zu Themen, die Sie interessieren.
Mit freundlichen Grüßen aus der Hansestadt Hamburg.
Thorsten Quaas
Geschäftsführer Starkey Laboratories (Germany) GmbH
VORWORT
028
EINE GESCHICHTE DES HÖRENS
Rama Treat-Morris erzählt die Geschichte ihres Hörens:
Von einem Taschenhörgerät zum 3 Series Hörsystem
038
TECHNOLOGIE-REVIEW
Besondere Bedürfnisse junger hörgeschädigter Berufstätiger
bei der Versorgung erfüllen
INHALTSVERZEICHNIS
008
2
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
024
TECHNOLOGIE IM BLICKPUNKT
Gestalten Sie Ihre Welt neu mit dem
innovativen Halo und TruLink System
012
STARKEY HEARING FOUNDATION
Das Geschenk des Hörens:
Wohltätigkeitsarbeit ist auch gut
fürs Geschäft
014
STARKEY AUDIOLOGIE-REIHE
Ein Bericht aus den USA zur
Hörgeräteanpassung: nehmen Sie
sich Zeit, um optimale Ergebnisse
zu erzielen
024
FORSCHUNG AN DER REALITÄT
Tricks aus dem Weltraum zur
Durchführung von Hörtests
032
BUSINESS INTELLIGENCE
016
Leben auf der Überholspur
044
WERKZEUGE & RESSOURCEN
Patti Ramos, Au.D., gibt einen
Einblick in Effiziente Praxisführung
047
PRAXIS IM FOKUS
Alison Vega, Au.D., nimmt von
der Hearing Innovation Expo neue
Inspiration, Energie und Verbindungen
mit nach Hause
051
062
SOCIAL MEDIA CORNER
Starkey Deutschland auf Facebook
und YouTube
Drei Hörgeräteakustiker diskutieren
die Nutzung sozialer Netzwerke
für ihre Praxis
056
KUNDENDIENST NEWS
Wir haben zwei offene Ohren für Sie
058
HR EINBLICKE
Es ist an der Zeit, progressive
Disziplin als strukturierten Erfolg
neu zu definieren
018
064
NEUIGKEITEN UND MEINUNGEN
EDITOR: Dennis Van Vliet
LEITEND EDITOR: Kendra Klemme
KREATIV DIREKTOR: Sherry Ulrich
Designers: Leah Day, Cate Hubbard
Produktion Manager: Karen Stejskal, Megan Virgin
Alle Markennamen und Marken sind Bestandteile des jeweiligen Besitzers
STARKEYPRO.DE
3
Dennis Van Vliet, Au.D., Herausgeber, ist Audiologe mit 38 Jahren klinischer Erfahrung.
Zu seinen Tätigkeiten gehören die Arbeit in medizinischen Lehreinrichtungen sowie Privatpraxen.
Hörgeräte stehen im Mittelpunkt seines Interessengebietes und sein fachliches Urteil wird oft
sowohl in US-amerikanischen als auch internationalen Veröffentlichungen und Vorträgen gefragt.
Van Vliet hat einen B.S. von der University of California, Irvine, einen Master-Abschluss in
Sprachkommunikation von der California State University und einen Doktorgrad in Audiologie
(Au.D.) von der Central Michigan University.
Kendra Klemme, MBC, Redaktionsleitung, ist Leiterin der Abteilung Kommunikation und
Public Relations bei Starkey Hearing Technologies. Sie ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit
und soziale Medien und die Pflege der internen und externen Kommunikation. Klemme verfügt
über 15 Jahre Erfahrung im Bereich der PR und Kommunikationsstrategien und deren Umsetzung
auf Unternehmensebene und in behördlichen Stellen. Sie hat einen Bachelor-Abschluss von der
University of South Dakota und einen Master in Business Communication von der University of St.
Thomas.
Ulrike Buchweitz, Leitung Kundendienst und auftragsbearbeitende Bereiche Starkey
Deutschland, ist seit dem 1. April 1996 bei der Starkey Laboratories (Germany) GmbH beschäftigt
und startete im Bereich Chef-Sekretariat. Frau Buchweitz ist gelernte Europa-Sekretärin. Zusätzlich
zu dem Bereich Chef-Sekretariat baute Ulrike Buchweitz den Bereich Marketing erfolgreich auf.
2012 wechselte Ulrike Buchweitz in den Bereich Abteilungsleitung Kundendienst & Sales Order
Processing und leitet bis heute erfolgreich die operativen Bereiche von Starkey Deutschland.
Buchweitz verfügt über 18 Jahre Berufserfahrung innerhalb der Firma Starkey und leitet unter
anderem den Prozess Quality Council und Product Quality Council. Sie ist Mitglied im Leadership
Team und Redaktionsteam.
Jay C. Buckey, Jr., M.D., ist Professor für Medizin an der Geisel School of Medicine
in Dartmouth und außerordentlicher Professor an der Thayer School of Engineering in
Dartmouth. Er erwarb einen B.S. in Elektrotechnik von der Cornell University und einen
Doktor der Medizin (M.D.) von der Cornell University Medical School.
Buckey kann auf 30 Jahre Erfahrung in der Forschung und klinischen Tätigkeit in den Bereichen
Physiologie und Medizin in der Luft- und Raumfahrt sowie unter dem Meer zurückblicken. Er
war am Design und an der Flugzertifizierung verschiedener Komponenten für die Raumfahrt
beteiligt und als Wissenschaftsastronaut für alternative Nutzlast tätig. Er ist Autor, ehemaliger
Fliegerarzt der U.S. Air Force Reserve und derzeit als Studienleiter von Projekten für das
National Institute for Deafness and Communication Disorders und das Office of Naval Research
beschäftigt. Zu seinen besonderen Interessengebieten in der Forschung und klinischen Arbeit
AUTOR
zählen Dekompressionskrankheit, Hörtests mithilfe otoakustischer Emissionen, Weltraumkrankheit,
4
Knochenverlust im Weltraum, multimediales psychologisches Training und Überdruckmedizin.
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Odile Clavier, Ph.D., hat einen Bachelor-Abschluss vom Florida Institute of Technology und einen
Master und Doktorgrad im Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik von der Stanford University.
Im Rahmen ihrer Promotion entwickelte sie einen hochpräzisen supraleitenden Sensor für den
Beschleunigungsmesser, der im Satellite Test of the Equivalence Principle (STEP) eingesetzt wurde.
Nach Abschluss ihrer Promotion arbeitete Clavier als Systemingenieur für Seagull Technology
Inc. (jetzt Saab Sensis) an einer Reihe allgemeiner Luftfahrtforschungsprojekte. Zu Claviers
Interessensgebieten zählen Dynamik, Steuerungs- und Feinwerktechnik mit einem Schwerpunkt
auf biomedizinischen und Raumfahrtanwendungen. Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit bei Creare im
Jahr 2003 leitet Clavier Projekte in verschiedenen technischen Bereichen, einschließlich Hörtests,
Gehörschutz, Fertigung, Raumfahrtinstrumente und Kleinsatellitentechnologien.
Joanie Davis, Au.D., ist staatlich geprüfte Audiologin und führt zusammen mit ihrem Ehemann
James eine Privatpraxis. Ihre Praxis Davis Family Hearing hat zwei Geschäftsstellen in Brooksville
und New Port Richey, Florida. Davis ist besonders daran interessiert, eine komfortable Umgebung
für Hörgeschädigte zu schaffen, um die Rehabilitation zu fördern, und ihren Patienten die neuesten
Technologien anzubieten. Sie arbeitet auch mit Hochschulabsolventen zusammen, um deren
Engagement für die Audiologie zu unterstützen. Sie promovierte 2008 an der West Virginia
University mit einem Au.D. in Audiologie.
Holly Hosford-Dunn, Ph.D., ist Inhaberin von TAI, Inc., einer Teilzeit-Fachapotheke für
Audiologie in Tucson, Arizona. Sie ist Redaktionsleiterin und CFO von Hearing Health &
Technology Matters!, einem Blog, in dem verschiedene Autoren unter hearinghealthmatters.org
Beiträge für Audiologen, Gewerbe, Gesundheitsdienstleister und Verbraucher verfassen. Dort ist
sie auch Redakteurin für den Bereich „Hearing Economics“. Sie studierte Communication Disorders
an der New Mexico State University und promovierte im Fachbereich der Gehörwissenschaften
in Stanford. Nach der Promotion war sie am Max-Planck-Institut in Deutschland sowie am EatonPeabody Laboratory of Auditory Physiology in Boston tätig, leitete die Audiologie-Klinik der
Stanford University und entwickelte private Gemeinschaftspraxen in Arizona. Sie hat zahlreiche
Lehrbücher, Kapitel und Artikel in Fachbüchern und -zeitschriften verfasst und herausgegeben und
gibt Lehrveranstaltungen im Bereich Marketing und Praxismanagement in einer Reihe akademischer
Einrichtungen.
STARKEYPRO.DE
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Ryan Mathre ist seit Januar 2013 Mitglied des Marketingteams von Starkey Hearing
Technologies. Er arbeitet an Strategien der Öffentlichkeitsarbeit bei Starkey Hearing Technologies
und in anderen Bereichen der Kommunikation sowie soziale Medien. Vor Aufnahme dieser
Tätigkeit leitete Mathre die Abteilung Public Relations und Social Media der University of
Minnesota und bei Milestone AV Technologies. Es hat einen Bachelor-Abschluss von der
St. John’s University in Collegeville, Minnesota.
Larry Miller begann seine Tätigkeit bei Starkey Hearing Technologies im Jahr 1987 als
Assistent in der Personalabteilung und ist heute Senior Vice President of Human Resources.
Zu seinen Aufgaben zählen die Personalbeschaffung, Sozialleistungen, Lohn- und
Gehaltsabrechnung, Geschäftsversicherung, Arbeitsschutz, Training und Mitarbeiterbeziehungen.
Vor seinem Eintritt in das Unternehmen war Miller stellvertretender Direktor des Better Hearing
Institute in den Jahren 1979-1980 und von 1975 bis 1979 Manager of Information Services
bei der AG Bell Association. Miller hat einen Bachelor-Abschluss in Humanwissenschaften
und Journalismus von der University of Pittsburgh und einen Master of Science in
Informationswissenschaften von der University of Wales in Aberystwyth.
Katherine Stevens, Ph.D., ist staatlich geprüfte Audiologin mit 25 Jahren Erfahrung. Sie hat
einen M.A. in Klinischer Audiologie und promovierte in Psychoakustik und Sprachwahrnehmung
an der Northwestern University. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf Krankenhäuser, Universitätskliniken
und private Arztpraxen. Derzeit ist sie Inhaberin von Long Grove Audiology, einer unabhängigen
klinischen Praxis, die sowohl pädiatrische als auch erwachsene Patienten betreut. Ihre Philosophie
der Patientenversorgung stellt Beratung und Aufklärung in den Mittelpunkt, um Patienten in die Lage
zu versetzen, fundierte und nachhaltige Entscheidungen bezüglich ihrer Hörfähigkeit zu treffen.
Stevens verfügt über eine Audiologie-Lizenz des Staates Illinois sowie die Zulassung der American
Speech-Language-Hearing Association (ASHA) und ist von der American Board of Audiology (ABA)
staatlich geprüft. Sie ist Fellow der American Academy of Audiology (AAA) und Mitglied
der Illinois Academy of Audiology (ILAA).
Rama Treat-Morris wuchs in LA County, Kalifornien, auf und zog mit Anfang Zwanzig nach
Orange County, um für ein großes Unternehmen in der Buchhaltung zu arbeiten. Treat-Morris
erwarb als erstes Mitglied ihrer Familie einen Universitätsabschluss, als sie einen B.S. BachelorAbschluss in Betriebswirtschaft an der University of La Verne abschloss. Dort arbeitete sie mit
Universitätsmitarbeitern zusammen, um Hörhilfen für hörgeschädigte Studenten anzuschaffen. Als
Pensionärin seit 2013 verbringt Treat-Morris viel Zeit im Garten, nimmt an Mosaik- und Nähkursen
teil, geht Reiten und kümmert sich um drei Tiere aus dem Tierheim.
6
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Thorsten Quaas, Geschäftsführer Starkey Deutschland, ist seit 1985 bei der Starkey
Laboratories (Germany) GmbH beschäftigt und startete im Bereich Reparaturservice. 1989
wechselte Thorsten Quaas in die Geschäftsleitung, verantwortlich für alle Produktions- und
Service-Bereiche. Im Jahr 1999 wurde Thorsten Quaas Geschäftsführer der Starkey Laboratories
(Germany) GmbH. In den Jahren 2000 bis 2006 hat er das Unternehmen vom Produktionsbetrieb
in eine erfolgreiche Vertriebs- und Servicegesellschaft umstrukturiert. Mit seiner 29-jährigen
Betriebszugehörigkeit verfügt Herr Quaas über sehr viel Erfahrung, er kennt die Branche, die
Mitarbeiter und die internen und externen Voraussetzungen im Geschäftsumfeld.
Marina Teigeler ist Leiterin der Abteilung Marketing/PR in Deutschland. Sie ist verantwortlich
für die Planung und Umsetzung von praxisnahen Marketingkonzepten zur Verkaufsunterstützung.
Frau Teigeler verfügt über 13 Jahre Berufserfahrung im Bereich Marketing. Folgende Bereiche
gehören zu Ihrem täglichen Aufgabengebiet: soziale Medien, Corporate Identity, Events und
Messen, Direktmarketing, Online Marketing, POS Marketing, interne und externe Kommunikation
sowie individuelle Beratung und Unterstützung der Starkey Kunden. Sie verfügt über 5 Jahre
Berufserfahrung im Bereich Hörakustik und ist gelernte Fachkauffrau für Marketing.
Amanda Wolfe, Au.D., nahm 2011 ihre Tätigkeit bei Starkey Hearing Technologies auf.
Kurz zuvor hatte sie ihren Doktorgrad in Audiologie (Au.D.) von der University of Nebraska-Lincoln
erhalten. Als Teammitglied in der Klinischen Produktforschung führt Wolfe klinische Alpha- und
Beta-Studien zu neuen Technologien und Anpassungsprozessen durch.
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auf Facebook
www.facebook.com/StarkeyGermany
STARKEYPRO.DE
7
Gestalten Sie Ihre Welt
NEU MIT DEM INNOVATIVEN
HALO UND TRULINK SYSTEM
8
Drahtlose Technologieprodukte wie die GesundheitsTracker von Fitbit®, intelligente Uhren („Smartwatches“) und
Google® Glass™ überfluten den Gadget-Markt weltweit
mit dem Versprechen, die Gesundheit, das Wohlbefinden
und den Lebensstil des technologiebewussten Verbrauchers
zu revolutionieren. Auf die eine oder andere Weise haben
Geräte wie Mobiltelefone, Computer und Tablets ihren
Weg in das Leben von Menschen jeden Alters gefunden.
Bei dieser offensichtlichen Allgegenwärtigkeit von
verbraucherfreundlichen Technologien im Alltagsleben in
Verbindung mit technologisch hochentwickelten Geräten ist es
nicht überraschend, dass 58 Prozent der Erwachsenen in den
USA ein Smartphone und 42 Prozent ein Tablet besitzen (Pew
Research Internet Project, 2014).
In Erwiderung auf den technologischen Fortschritt investieren
sowohl jüngere als auch ältere Generationen stetig in Produkte,
die ihren Alltag besser gestalten sollen. Angesichts dessen war
die Integration von Hörgeräten und mobiler Technologie eine
ganz natürliche Entwicklung. Die Zusammenarbeit zwischen
Starkey Hearing Technologies und Apple® resultierte in
der Einführung eines innovativen Hörsystems, das auf die
Bedürfnisse von Hörgeschädigten verschiedener Altersgruppen
zugeschnitten ist. Die funktionsreichen Halo Hörsysteme und
die mobile TruLink™ Applikation ermöglichen eine flexible
und personalisierte Gestaltung, durch die Hörgeräteträgern
ein maßgeschneidertes Hörerlebnis geboten wird, das eine
Neudefinition des herkömmlichen Hörgeräts bedeutet.
KLINISCHE VALIDIERUNG
Es wurde eine umfassende klinische Studie durchgeführt,
um sicherzustellen, dass die Teilnehmer die Steuerung
ihrer Hörgeräte mit Hilfe des iPhone® als nützlich und
benutzerfreundlich empfinden. Außerdem wurde die
Bedienbarkeit und Funktionalität des gesamten Systems
bei Anwendung der kabellosen 2,4-GHz-Technologie von
Starkey Hearing Technologies, des Halo RIC-Hörgeräts
mit externem Hörer im Gehörgang in Verbindung mit dem
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
iPhone und der mobilen TruLink App bewertet. Insgesamt
21 Personen, 6 Frauen und 15 Männer – von denen 18
erfahrene Hörgeräteträger waren – nahmen an dieser
Studie teil. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 56
Jahren in einem Bereich von 20 bis 75 Jahren. Die Studie
beinhaltete vier Sitzungen in einem Zeitraum von sechs
bis acht Wochen, in denen objektive und subjektive Daten
zusammengestellt und ausgewertet wurden. Abbildung 1
zeigt mittlere Audiometriedaten sowie minimale und maximale
Hörschwellen der Gruppe. Der Schwerpunkt der Studie lag
auf den Erfahrungen der einzelnen Patienten mit dem Halo
Hörsystem und einem iPhone-Modell 5, 5C oder 5S. Die
Mehrzahl der Teilnehmer benutzte bereits ein Smartphone mit
unterschiedlichen technischen Fähigkeiten.
Halo RIC: Mean Audiometric Data (N=21)
0
10
Hearing Threshold Level (dB HL)
TECHNOLOGIE IM BLICKPUNKT
Amanda Wolfe, Au.D.
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
100
1K
10K
Frequency in Hertz (Hz)
Left Mean
Right Mean
Maximum
Minimum
Abbildung 1: Die mittleren Audiometriedaten aller 21 Teilnehmer
werden angezeigt. Die rote und blaue Linie zeigen die mittleren
Hörschwellen für das rechte bzw. linke Ohr. Die schwarzen
Linien zeigen die minimalen bzw. maximalen Hörschwellen.
Overall Usability of the Remote Control Screen (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
Very Difficult
Difficult
Okay
Easy
Very Easy
Abbildung 2: Teilnehmerbewertung der allgemeinen Bedienbarkeit der Fernbedienungsanzeige.
Sound Quality of the Other Person’s Voice While
Making or Receving a Phone Call on iPhone (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
Very Poor
Poor
Okay
Very Good
Good
Abbildung 3: Teilnehmerbewertung der Klangqualität der
Stimme des Gesprächspartners beim Durchführen bzw.
Empfang von Telefonanrufen auf dem iPhone.
Success at Understanding Conversations
on iPhone During a Phone Call (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
Seldom
0%–25%
Occasionally Half of the Time
25%–50%
50%–75%
Generally
75%–87%
Almost Always
88%–100%
Abbildung 4: Teilnehmerbewertung des erfolgreichen
Sprachverständnisses während eines Telefonanrufs.
Den Teilnehmern wurde gemäß ihrem Hörverlust binaural ein
Halo™ Hörgerät mit einem 50, 60 oder 70 dB Absolut Power
Hörer angepasst. Beim ersten Termin wurden die Hörgeräte
nach der firmeneigenen Best-Fit-Anpassformel e-STAT von
Starkey Hearing Technologies bestmöglich angepasst (Scheller
& Rosenthal, 2012).
Alle Hörgeräteanpassungen wurden mittels REAR-Test (realear aided response) mit einem Audioscan Verifit-System
verifiziert. Dabei befanden sich der Lautsprecher auf 0°
Azimuth und die Sonde in einer Einführtiefe von 28 Millimeter.
Als Teststimulus wurde das Internationale Sprachtestsignal
(ISTS) mit Schalldruckpegeln von 50, 65 und 75 dB SPL
zusammen mit einem Reinton-Frequenzdurchlauf bei 85 dB SPL
verwendet (Holube, Fredelake, Vlaming & Kollmeier, 2010).
Je nach Präferenz des jeweiligen Teilnehmers bezüglich
Klangqualität und Lautstärke wurden in der ersten Sitzung und
im weiteren Verlauf der Studie die Leistungsverstärkung und
Übertragungsfunktion der Hörgeräte nach Bedarf angepasst.
Die Messung der Rückdämpfung diente der Verifizierung des
gerichteten 2-MEMS-Mikrofonsystems im Halo. Sobald die
Hörgeräte für jeden Teilnehmer entsprechend programmiert
waren, wurden sie mit dem iPhone des Teilnehmers verbunden.
Zum Zeitpunkt der Anpassung wurde den Teilnehmern die
Anwendung des Hörgerätes, der iOS-Anbindung und der
TruLink App erklärt.
Die Daten aus der ersten Feldphase konzentrierten sich vor
allem auf die Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität der
Halo Geräte und der TruLink App sowie auf die Integration der
beiden Technologien im iOS-Betriebssystem. Die Teilnehmer
wurden angehalten, das System nach Wunsch zu verwenden,
wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Verwendung
der TruLink App lag, einschließlich Funktionalität der
Fernbedienung, Durchführen/Empfang von Telefonanrufen und
Audio-Streaming von Musik und Videos. Die Abbildungen 2
bis 6 zeigen die Bewertungen der Teilnehmer im Hinblick auf
die Anwendung von Halo und Trulink in realen Situationen.
Die Mehrzahl der Teilnehmer bewertete die Verwendung der
TruLink Fernbedienung zur Änderung der Programmspeicher,
Anpassung der Lautstärke oder Stummschaltung der Hörgeräte
als einfach oder sehr einfach (Abb. 2). Die Möglichkeit,
binaurale Telefonanrufe und Musik kabellos zu den Halo
Hörgeräten zu streamen, war eine besonders geschätzte
Funktion, die von zahlreichen Teilnehmern während der
klinischen Studie in hohem Maße genutzt wurde. Die
meisten Teilnehmer bewerteten die Klangqualität und das
Sprachverständnis beim Durchführen bzw. Empfang von
Telefonanrufen als gut oder sehr gut (Abb. 3 und 4). Im
Verlauf der Studie verbesserte sich die Bewertung des
Sprachverständnisses und Bedienkomforts mit zunehmender
Anwendungserfahrung der Teilnehmer mit dem iPhone, Halo
und der TruLink App.
STARKEYPRO.DE
9
Overall Ease or Difficulty in Using the TruLink
App to Create Custom Memories (N=21)
12
10
Number of Participants
Number of Participants
Ease or Difficulty in Using iPhone as a
Remote Microphone Using the Microphone
Screen of the TruLink App (N=21)
8
6
4
2
0
10
8
6
4
2
0
Very Difficult
Easy
Okay
Difficult
Very Easy
Very Difficult
Easy
Okay
Difficult
Very Easy
Abbildung 6: Teilnehmerbewertung des Schwierigkeitsgrads
der Verwendung von TruLink zur Speicherung benutzerdefinierter Programme.
Abbildung 5: Teilnehmerbewertung des Schwierigkeitsgrads
der Verwendung des iPhone als Remote-Mikrofon in
Kombination mit der Mikrofonanzeige der TruLink App.
Overall Satisfaction with the Hearing Aids (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Not At All
Satisfied
10
Very
Satisfied
Abbildung 7: Teilnehmerbewertung der allgemeinen Zufriedenheit mit den Hörgeräten.
Likelihood of Recommending the Hearing Aids (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Not At All
Satisfied
10
Very
Satisfied
Abbildung 8: Teilnehmerbewertung der Wahrscheinlichkeit, dass sie die Hörgeräte weiterempfehlen würden.
Overall Satisfaction with the TruLink App (N=21)
Number of Participants
12
10
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
Not At All
Satisfied
Abbildung 9: Teilnehmerbewertung der allgemeinen Zufriedenheit mit der TruLink App.
10
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
8
9
10
Very
Satisfied
Usable
Appealing
Fun
Empowering
Exciting
Predictable
Straight For ward
Valuable
Connected
Desirable
Accessible
High Quality Useful
Stimulating Easy to Use
Fresh
Reliable
Flexible
Customizable
Relevant
Personal
Sophisticated
Abbildung 10: Eine Wortwolke zeigt alle Wörter, die von den Teilnehmern in der letzten Sitzung der klinischen Studie zur
Beschreibung des Halo und TruLink Systems ausgewählt wurden.
In der zweiten Feldphase wurden die Teilnehmer angehalten,
mit der TruLink SoundSpace-Funktion mindestens vier
benutzerdefinierte Programme zu speichern. Sie sollten zudem
mit Hilfe des TruLink Remote-Mikrofons die Audiodaten eines
entfernten Sprechers streamen. Diese Übung beinhaltete
die Aufzeichnung und das Senden der Tonaufnahmen per
E-Mail. In Abbildung 5 sind die Teilnehmerbewertungen der
Bedienerfreundlichkeit des TruLink Remote-Mikrofons dargestellt.
Einige Teilnehmer fanden die Fernfunktion des Mikrofons
nützlich, während andere angaben, dass sie diese Funktion
nur selten nutzen würden. Mit der TruLink SoundSpace-Funktion
konnten die Teilnehmer die Übertragungsfunktion der Hörgeräte
nach ihren persönlichen Vorlieben einstellen. Wenn sie die
gewünschte Klangqualität gefunden hatten, wurden diese
Einstellungen in einem benutzerspezifischen Programm des
Hörgeräts gespeichert, das mit einem „Geotag“ der jeweiligen
GPS-Koordinaten des Orts versehen werden konnte. Sobald das
individuelle TruLink-Programm erstellt war, wurde es automatisch
aktiviert, sobald der Teilnehmer den geografisch markierten
Ort aufsuchte. Obwohl die Beschreibung dieser TruLink-Funktion
kompliziert klingen mag, befanden die Teilnehmer das Erstellen
dieser personalisierten Programmspeicher als einfach und
bewerteten den Vorgang als leicht oder sehr leicht (Abb. 6).
In der abschließenden Sitzung wurden die Teilnehmer gebeten,
ihre gesammelten Erfahrungen und ihren Gesamteindruck des
Halo und TruLink Systems auszuwerten. Die Abbildungen 7,
8 und 9 zeigen, dass die Teilnehmer sowohl mit dem Halo
Hörsystem als auch mit der TruLink Applikation zufrieden
waren. Demzufolge würden sie diese neue Technologie mit
hoher Wahrscheinlichkeit Freunden oder Familienmitgliedern
empfehlen, die möglicherweise ein Hörgerät benötigen.
Einige Antworten in den angegebenen Daten weisen darauf
hin, dass ein kleiner Anteil der Teilnehmer nicht so gut
zurechtkam und die Technologie nicht hilfreich fand wie andere
Studienteilnehmer. Dies unterstreicht die Bedeutung, geeignete
Kandidaten im Hinblick auf jegliche Hörgerätetechnologie
sorgfältig auszuwählen, um sicherzustellen, dass die Fähigkeiten
und Präferenzen des Kunden gut auf die jeweilige Technologie
abgestimmt sind.
In Abbildung 10 ist eine abschließende Auswertung der
Teilnehmererfahrungen dargestellt. Jeder Teilnehmer wurde
gebeten, drei bis fünf Wörter aus einer vorgegebenen
Liste auszuwählen, die Halo und die TruLink App bzw. die
persönliche Erfahrung bei der Verwendung des Systems am
besten beschreiben. Folgende Wörter wurden am häufigsten
ausgewählt: „nützlich“, „hochwertig“ und „bedienerfreundlich“.
SCHLUSSFOLGERUNG
Die Halo Hörgeräte und die mobile TruLink Applikation
stellen das erste Made for iPhone MFi-Hörsystem dar, das von
Starkey Hearing Technologies für die Verwendung mit einem
iPhone entwickelt wurde. Die Ergebnisse dieser klinischen
Mehrphasenstudie zeigen deutlich, dass die Teilnehmer sowohl
Halo als auch TruLink als bedienerfreundlich und mit sehr guter
Klangqualität einstuften. Klinischen Audiologen mag das Konzept
eines MFi-Hörsystems zu komplex für viele traditionelle Patienten
erscheinen. Die Studie hat jedoch gezeigt, dass Teilnehmer
die Bedienung der mobilen TruLink App schnell erlernen
konnten. Diese Beobachtung bestätigt die Annahme, dass viele
Hörgeräteträger durchaus bereit sind, Eigenkontrolle über ihre
Hörumgebungen und sozialen Interaktionen zu übernehmen. Die
Kombination der TruLink-Funktionsvielfalt mit der marktführenden
Technologie der Halo Hörgeräte ermöglicht ein besonderes
Hörerlebnis und bietet Hörgeräteträgern die Flexibilität,
Personalisierung und den Bedienkomfort, die sie erwarten.
Literatur
Holube, I., Fredelake, S., Vlaming, M., & Kollmeier, B. (2010). Development and
analysis of an International Speech Test Signal (ISTS). International Journal of Audiology,
49(12), 891-903.
Pew Research Internet Project. (2014). Device Ownership Over Time. Pew Research
Center, Washington, D.C. Aufgerufen unter http://www.pewinternet.org/data-trend/
mobile/device-ownership/
Scheller, T. & Rosenthal, J. (2012). Starkey Hearing Technologies’ eSTAT Fitting
Formula: The rationale behind the rationale. Innovations, 2(2), 41-45.
STARKEYPRO.DE
11
Geschenk
des Hörens
Das
STARKEY HEARING FOUNDATION
WOHLTÄTIGKEITSARBEIT IST AUCH GUT FÜRS GESCHÄFT
12
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Die Bedeutung des Hörens für die Kommunikation, Lebensqualität und
das lebenslange Einkommenspotenzial ist wohlbekannt. Was versäumen
Menschen, die keinen Zugang zu Hörgeräten oder anderen Behandlungen bei
Hörverlust haben? Vielleicht gibt es potenzielle Kunden, für die die möglichen
Konsequenzen ihres Hörverlusts einfach nicht Motivation genug für einen
Besuch beim Hörgeräteakustiker sind. Aber diese Kunden werden womöglich
durch Berichte über die Freiwilligenarbeit ihrer Hörgeräteakustiker in fremden
Ländern motiviert, wo sie Menschen helfen, die sonst keinen Zugang zur
hörakustischen Versorgung haben.
Die Verbindung zur Starkey Hearing Foundation ist
eine großartige Chance, Ihre philanthropische Seite zu
zeigen. Das Engagement der Stiftung auf der ganzen
Welt kommt ohne die Hilfe von Tausenden Freiwilligen
in den einzelnen Ländern und zu Hause nicht aus. Viele
Hörgeräteakustiker, die mit Starkey Hearing Technologies
zusammenarbeiten, unterstützen die weltweite Arbeit der
Starkey Hearing Foundation auch finanziell und durch
ihre persönliche Mitwirkung. Dieser Beitrag berichtet vom
Einsatz eines Hörgeräteakustikers für die Stiftung und wie
sie von der Erfahrung profitierten konnte.
Do you hear what I hear?
We have helped people all over the world!
Can we help you this Christmas?
Dear Neighbor,
This time of year always seems to come too fast. Before we know it, the holidays will be upon us. There will
be a lot of family gatherings, social outings, shopping, dining and holiday shows – so many things you don’t
want to miss.
Unfortunately, if you suffer from hearing loss, this time of year can be more of a struggle than a joy. But it doesn’t
have to be that way. Take charge and make this the best holiday season ever by giving yourself, or a loved one,
the gift of better hearing.
There has never been a better time to invest in your hearing, and there have never been more options in hearing aid
technology from Audibel. The Audibel A2TM family of hearing aids is the most innovative hearing solution available.
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A2 technology and you can hear for yourself what a difference it will make in your hearing.
Don’t put it off any longer. Enjoy the holidays again and take advantage of the enclosed holiday ham gift card offer
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Exp. 12/20/13
www.hammershearing.com
*Limit one per household. Must be redeemed by recipient.
GARY UND JULIE HAMMERS
Im Oktober 2013 reisten Gary und Julie Hammers,
Audibel-Partner und Inhaber von Hammers Hearing
Care Center in LaSalle im US-Bundesstaat Illinois,
im Rahmen einer Mission mit der Starkey Hearing
Foundation nach Kenia in Afrika. Sie halfen bei der
Anpassung von mehr als 3000 Hörhilfen in Mombasa,
Eldoret und Masai Mara.
Freiwilligeneinsätze im Ausland sind für viele Menschen eine
emotionale Erfahrung und bei den Hammers war das nicht
anders: „Die persönliche Begegnung mit Menschen, die noch
nie zuvor gehört oder gesprochen haben, und diesen Menschen
in die Augen zu schauen und einen Funken zu erkennen, wenn
sie in der Lage sind zu hören. Und wenn man dann sieht,
wie sie mit ihren Freunden und Familien kommunizieren, wird
einem klar, dass man etwas verändert und jemandem Hoffnung
gegeben hat. Solange der Mensch Hoffnung hat, können wir die
Welt verändern.“
Die Hammers wollten Menschen das Geschenk des Hörens
geben, die sonst keinen Zugang zur Versorgung mit Hörhilfen
haben. Sie wollten aber auch zu Hause von ihren Erlebnissen
erzählen. Während der Reise schickten sie Fotos an ihre
Angestellten, die die Bilder auf die Facebook-Seite des Geschäfts
stellten. Die Beiträge wurden gut aufgenommen und halfen
dem Unternehmen, neue Fans zu gewinnen, sowohl online als
auch offline. Nach der Rückkehr von ihrem Einsatz kam beim
Einkaufen eine Frau auf die Hammers zu, dankte ihnen für ihre
Arbeit und brach in Tränen aus. Sie kannte die Hammers gar
nicht, hatte aber die Facebook-Fotos von ihrer Freiwilligenarbeit
gesehen und wollte ihnen mitteilen, welchen Eindruck die Fotos
auf sie gemacht hatten.
© 2013 Audibel. All Rights Reserved. LETR0565-00-EE-AB 11/13
Neben Facebook verbreiteten die Hammers den Bericht ihres
Freiwilligeneinsatzes auch über andere Marketingkanäle.
Zum Beispiel verschickten sie ein Foto des Einsatzes als
Direktwerbung und erhielten daraufhin gutes Feedback. Sie
stellten außerdem weitere Fotos und Videos der Reise auf ihre
Webseite, um ihre Verbindung mit der Stiftung aufzuzeigen.
In der Praxis verweisen die Hammers auf den Einsatz als Beispiel
dafür, wie drahtlose Hörhilfen Leben verändern können. Gary
stellt fest: „Früher haben wir den Effekt einfach und nur kurz
am Fernseher demonstriert. Jetzt zeigen wir ein Video von der
Freiwilligenarbeit und unsere Kunden schauen sich den ganzen
Film an. Es ist äußerst wirkungsvoll und ziemlich emotional.“
Außerdem haben die Hammers auch eine Präsentation ihrer
Reise erstellt, mit der sie Organisationen und Vereine vor Ort
über die Starkey Hearing Foundation und ihre Zusammenarbeit
mit der Stiftung informieren wollen. „Wenn Leute fragen, wie
sie helfen können, dann können wir sagen: ‚Empfehlen Sie
Kunden unsere Praxis – damit helfen Sie Menschen auf der
ganzen Welt.‘“
Die Hammers gehören dem Hearing-Angel-Programm an und
das gesammelte Geld hat ihnen die Reise ermöglicht. Ihr Rat?
„Treten Sie dem Hearing-Angel-Programm bei. Das Geld, das
Sie für jede Hörhilfe spenden, wird Ihnen nicht fehlen. Aber
mit diesem Geld können Sie eine lebensverändernde Erfahrung
machen wie Julie und ich, Sie müssen es einfach nur tun! Es
ist nicht einfach, einmal aus dem normalen Leben auszusteigen,
aber im Rückblick ist es das auf jeden Fall wert. Sie können
die Welt verändern!“
Audibel ist eine Eigenmarke der Starkey Hearing Technologies.
STARKEYPRO.DE
13
Ein Bericht zur
Hörgeräteanpassung
in den USA
nehmen Sie sich Zeit,
um optimale Ergebnisse zu erzielen
STARKEY AUDIOLOGIE-REIHE
Katherine Stevens, Ph.D.
14
N
eulich habe ich eine Ärztin im
Gespräch zu ihrem sorgfältigen
Ansatz bei der klinischen
Versorgung beglückwünscht. Sie sagte,
dass fünf oder zehn Minuten mehr Zeit
mit einem neuen Kunden ein besseres
Kennenlernen ermöglichen und auf
lange Sicht sparen.
Diese Herangehensweise ist wichtig für die
Hörgeräteanpassung und zeigt die Bedeutung einer
sorgfältigen Bedarfsaufnahme, Überprüfung, Beratung und
Nachbetreuung. Angesichts einer zunehmenden Anzahl
Mitbewerber sowie des Online-Angebots an Hörgeräten ist
es wichtiger denn je, dass wir eine umfassende Versorgung
anbieten und unsere Empfehlungen und Entscheidungen
auf überzeugenden Argumenten basieren. Ein detailliertes,
konsistentes Protokoll auf der Grundlage evidenzbasierter
Praxis lenkt die fundierte klinische Entscheidungsfindung
und vermittelt den Kunden Vertrauen und Zuversicht
(Kochkin, 2010).
Die American Academy of Audiology hat Richtlinien für die
Behandlung von Hörverlust mit Hörhilfen herausgegeben.
Richtlinien für Erwachsene wurden im Jahr 2006 und
aktuelle Richtlinien für Kinder 2013 veröffentlicht. Beide
Dokumente können unter Audiology.org abgerufen werden.
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Es steht außer Frage, dass die richtige Auswahl und
Anpassung von Hörgeräten Zeit in Anspruch nehmen.
Die meisten Hörgeräteakustiker haben einen vollen
Terminkalender und sind in Versuchung, Prozesse
abzukürzen und Kundentermine möglichst kurz zu halten.
Gleichzeitig sind wir aber moralisch verpflichtet, alle
Dienstleistungen anzubieten, die im besten Interesse
des Kunden erforderlich sind. Eine verkürzte Aufnahme
der Anamnese und Bedürfnisse des Kunden sowie
Zeiteinsparungen bei der Beratung, Einweisung oder
Überprüfung machen zwar gegebenenfalls mehr Termine
am Tag möglich, aber die Kundenzufriedenheit wird
dadurch weniger wahrscheinlich und die Zahl der
Nachsorgetermine sowie das Risiko einer Produktrückgabe
erhöhen sich (Kochkin, 2011).
Ein umfassendes Protokoll zur
Hörgeräteanpassung besteht aus fünf
zentralen Elementen:
1.Anamnese und Bedürfnisse des Kunden
2.Audiometrische Diagnostik und
Sprachverständnistests vor der Anpassung
3.Anpassung und Überprüfung
4.Beratung und Einweisung
5.Nachbetreuung und Erfolgskontrolle
01
01 | Anamnese und Bedürfnisse
des Kunden
Eine erfolgreiche Hörgeräteanpassung beginnt bei der Erstberatung
mit einer sorgfältigen Aufnahme der Anamnese und Bedürfnisse
des Kunden. Dabei sollten folgende Punkte besprochen werden:
Schwierigkeiten bei der Verständigung und diesbezügliche
Probleme, Aktivitäten und Lebensstil, Sehschwächen oder
motorische Einschränkungen, Familienmitglieder mit Hörverlusten,
Tinnitus, Schwindel und Erkrankungen wie Diabetes, Allergien
oder chronische Nebenhöhlenentzündung, die das Hörvermögen
beeinträchtigen können. Dieses Gespräch dient nicht nur als
Grundlage für den Rehabilitationsplan, sondern ermöglicht es dem
Hörgeräteakustiker auch, andere mögliche Probleme zu erkennen,
die eine Überweisung an einen Arzt oder anderen Spezialisten
erfordern.
Die Vorgehensweise und Sorgfalt bei der Aufnahme der Anamnese
und Bedürfnisse des Kunden können sich von einem Spezialisten
zum anderen deutlich unterscheiden. Persönlich halte ich einen
detaillierten Fragebogen für die Anamnese, der alle relevanten
Fragen für die Aufnahme eines neuen Kunden enthält, für hilfreich.
Dadurch wird nicht nur sichergestellt, dass alle Fachkräfte in der
Praxis die gleichen Fragen stellen, sondern der Prozess wird auch
vereinfacht und beschleunigt. Gleichermaßen bieten Richtlinien wie
das „Hearing Handicap Inventory for Adults (HHIA)“, „Hearing
Handicap Inventory for the Elderly (HHIE)“, „Abbreviated Profile
of Hearing Aid Benefit (APHAB)“ und „Client Oriented Scale of
Improvement (COSI)“ einen strukturierten Ansatz für die Beurteilung
einer Hörschädigung und Bedarfsermittlung, um sicherzustellen,
dass die wichtigen Punkte besprochen werden (Ventry & Weinstein,
1982; Cox & Alexander, 1995; Dillon, Birtles & Lovegrove, 1999).
Mit Hilfe der Richtlinien APHAB und COSI werden zunächst die
Bedürfnisse und Schwierigkeiten ermittelt, um im Anschluss den
Nutzen der neuen Hörgeräte zu bestimmen, indem beurteilt wird,
wie sich die Probleme nach der Anpassung geändert haben.
Das COSI-Dokument kann unter folgendem Link
heruntergeladen werden: http://www.nal.gov.au/
outcome-measures_tab_cosi.shtml
Manche Praxen haben Fragebogen zur Bedarfsermittlung auf
ihrer Website oder legen sie dem Aufnahmeformular bei, sodass
Kunden den Fragebogen bereits vor dem Termin ausfüllen können.
Das HHIE-S (Screening-Version) ist ein kurzer Fragebogen mit zehn
Fragen und eignet sich besonders gut zur Aufnahme vor dem
Termin. Das HHIE und HHIA wurden außerdem so gestaltet, dass
sie auch vom Ehepartner oder Lebensgefährten ausgefüllt werden
können. Dies kann sich als nützlich erweisen, da Ehepartner,
Freunde oder Familienmitglieder die Schwierigkeiten beim Hören oft
besser beurteilen können als der Hörgeschädigte selbst. Die Spalte
„Without Hearing Aid (Ohne Hörhilfe)“ des APHAB-Fragebogens
kann im Vorfeld ausgefüllt werden, sodass die Antworten beim
Termin besprochen werden können. Der COSI-Fragebogen wird
am besten zusammen mit dem Kunden ausgefüllt, insbesondere
der erste Teil, in dem der Patient schwierige bzw. besonders
wichtige Hörsituationen beschreibt und Gründe für diesbezügliche
Schwierigkeiten angibt. Das APHAB- und COSI-Dokument sind in der
Noah 4 Software verfügbar. Auf diese Weise sind sie stets zur Hand
und können problemlos ausgehändigt und bewertet werden.
Der Fragebogen „Speech, Spatial and Qualities of Hearing Scale
(SSQ)“ in seiner ursprünglichen Form ist ein hilfreiches Tool zur
Bewertung der Auswirkungen des Hörverlusts auf den Kunden
in bestimmten alltäglichen Hörumgebungen. Dabei wird genau
nachgefragt, was die entsprechende Situation schwierig macht
(Gatehouse & Noble, 2004). Beispielsweise werden Kunden im SSQ
nicht lediglich gefragt, ob ihnen das Hören in Restaurants schwer
fällt. Stattdessen werden Fragen gestellt, anhand deren zwischen
dem Hören in Gruppen und dem Hören in Gruppen in lauter
Umgebung und dann in Gruppen in lauter Umgebung ohne visuelle
Anhaltspunkte unterschieden wird. Dadurch eignet es sich besonders
gut für Kunden, die ihre Schwierigkeiten bei der Verständigung
gewöhnlich nicht im Detail beschreiben. Das SSQ untersucht
Sprachverständnis, Lokalisation, Erkennen der Umgebungsgeräusche
und die Fähigkeit, zwei gleichzeitige Geräusche oder Stimmen
zu trennen und zu identifizieren. Die Kunden bewerten die
entsprechende Fähigkeit auf einer 10-Punkte-Skala.
Das APHAB-Dokument kann unter folgendem Link
heruntergeladen werden: http://harlmemphis.org/index.php/
clinical-applications/aphab/
STARKEYPRO.DE
15
02
02 | A udiometrische Diagnostik
und Sprachverständnistests
vor der Anpassung
Nach der Aufnahme der Anamnese und Bedürfnisse
des Kunden werden Diagnosetests durchgeführt.
Reintonaudiometrie und Worterkennungstests sind Verfahren,
die standardmäßig in der klinischen Praxis eingesetzt
werden. Die Bedeutung der Sorgfalt und Genauigkeit
bei diesem Schritt kann aber nicht genug hervorgehoben
werden. Die Verschreibung eines Hörgeräts stützt sich
auf exakte Hörschwellen. Die Anpassung ist daher von
vorneherein zum Scheitern verurteilt, wenn das Audiogramm
widersprüchlich oder fehlerhaft ist. Hörgeräteakustiker achten
gewohnheitsmäßig auf kollabierende Gehörgänge und
verwenden daher bevorzugt Einsteckhörer als Wandler.
Es ist aber in manchen Fällen durchaus ratsam, den Befund
durch einen Test mit einem ohraufliegenden Kopfhörer
zu bestätigen. Umgekehrt gilt das Gleiche auch bei der
gewohnheitsmäßigen Verwendung von ohraufliegenden
Kopfhörern: Einsteckhörer sollten zur Hand sein, insbesondere
bei Kunden mit kleinen, engen oder stark gewundenen
Gehörgängen oder weichen Knorpeln.
Wenn bei einem Kunden mit normaler Tympanometrie ohne
vorherige Erkrankungen des Mittelohrs Knochenleitungsanteile
festgestellt werden, sollte von einem fehlerhaften Schallwandler
ausgegangen werden. In manchen Fällen ist das einzige
ungewöhnliche Ergebnis ein schlechtes Abschneiden beim
Worterkennungstest. Wenn der Worterkennungstest angesichts
der berichteten Schwierigkeiten des Kunden und seiner
offensichtlich problemlosen Kommunikation unerwartet schlecht
ausfällt, sollte der Test mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden
wie auch mit einem anderen Wandlertyp erneut durchgeführt
werden.
16
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Kunden mit Hochtonsteilabfall sollten ebenfalls bei mehreren
Schwierigkeitsgraden auf ihre Worterkennungsfähigkeit
getestet werden, um höchstmögliche Diskriminationswerte
zu erzielen. Bei Hochtonsteilabfall kann es schwierig sein,
aussagekräftige Ergebnisse zur Worterkennungsfähigkeit
zu erhalten, und Tests bei nur einem Schwierigkeitsgrad
geben nicht unbedingt das Sprachverständnis des Kunden
in ruhiger Umgebung wieder. Eine genaue Ermittlung der
Worterkennungsfähigkeit ist nicht nur zur Diagnose, sondern
auch zur Auswahl der Hörgeräteoptionen und zur Vermittlung
realistischer Erwartungen bezüglich des Hörvermögens
mit Hörgerät von Bedeutung. Diese Empfehlungen mögen
lehrbuchmäßig anmuten, aber ich habe selbst die Erfahrung
gemacht, dass audiometrische Tests aufgrund solcher
Unstimmigkeiten bei Kunden wiederholt werden mussten,
deren Testergebnisse aus einer anderen Praxis stammten.
Vor der Hörgeräteanpassung sollte grundsätzlich die
Lautheitstoleranz beurteilt werden, entweder durch
Erhebung der komfortablen Lautstärkepegel (MCL) und
Unbehaglichkeitsschwellen (LDL) oder durch die Durchführung
einer Lautheitsskalierung. Viele Spezialisten führen keine MCLund LDL-Tests durch, obwohl die Lautheitstoleranz des Kunden
einen direkten Einfluss auf die Wahl der Hörgeräteverstärkung
und des maximal zulässigen Schalldrucks (MPO) hat. LDLWerte können in die Software eingegeben werden, sodass
sie in die Verschreibungszielwerte einfließen. Mueller (2003)
warnt, dass die von Herstellern verordneten MPO-Werte für
ein und denselben LDL-Wert deutliche Unterschiede aufweisen
und die Überprüfung des Benutzerkomforts bei der Anpassung
daher unerlässlich ist. Frequenzspezifische LDL-Werte sollten
durch Reintonaudiometrie mit ansteigenden Testreihen in
Frequenzbereichen mit erwarteter Verstärkung ermittelt
werden. Mueller weist darauf hin, dass es zum Zweck der
Zeitersparnis nicht erforderlich ist, LDL-Werte in Bereichen zu
erheben, in denen der Patient ein normales Hörvermögen
aufweist. Der Contour-Test nach Cox ist eine zulässige
Methode zur Ermittlung der komfortablen Lautstärkepegel mit
und ohne Hörhilfe und kann schnell und einfach durchgeführt
werden (Cox, Alexander, Taylor & Gray, 1997).
Die meisten Spezialisten gehen nun direkt zur Auswahl der
Hörgeräte über. Da aber viele Hörgeschädigte angeben,
dass sie Sprache in lauter Umgebung nur schlecht verstehen,
ist es sinnvoll, das Protokoll um einen Schritt zu erweitern.
Durch einen Sprachverständnistest in lauter Umgebung
vor der Hörgeräteanpassung kann ermittelt werden, ob
der betreffende Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit
in alltäglichen Umgebungen mit vielen Menschen
Schwierigkeiten hat. Der am häufigsten verwendete Test ist
der QuickSIN, ein einfaches Verfahren mit klaren Vorgaben,
der keine spezielle Ausstattung erfordert (Killion et al., 2004).
Der QuickSIN ist ein satzbasierter Test, der den Verlust des
Signal-Rausch-Verhältnisses (SNR) oder die erforderliche
SNR-Verbesserung für eine hörgeschädigte Person zur
Erreichung einer normalen Hörfähigkeit misst. Schlechtes
Abschneiden beim QuickSIN unterstützt die Empfehlung
von Richtmikrofonen und möglicherweise die Verwendung
von FM, Remote-Mikrofonen oder drahtlosem Zubehör zur
SNR-Verbesserung in Alltagssituationen. Kunden mit erhöhten
SNR-Verlustwerten sollten auch im Hinblick auf die richtige
Verwendung ihrer Hörgeräte -Programme, die Positionierung
in lauter Umgebung sowie Kommunikationsstrategien und
realistische Erwartungen bezüglich der Schallverstärkung
beraten werden.
Der ANL (Acceptable Noise Level)-Test ist ein weiterer Test
zum Sprachverständnis in lauter Umgebung, der bereits vor
der Anpassung nützliche Informationen liefert (Nabelek et
al., 2006). Der ANL-Test ermittelt den höchsten tolerierbaren
Hintergrundgeräuschpegel, bei dem der Patient in seinem
Bereich angenehmen Hörens (MCL) Sprache noch verstehen
kann. Der ANL-Wert ergibt sich durch Subtraktion des
Hintergrundgeräuschpegels vom MCL. Kunden mit höheren
ANL-Werten weisen daher eine niedrigere Geräuschtoleranz
im Hinblick auf das Sprachverständnis auf. Ebenso wie
Kunden, die beim QuickSIN-Test schlecht abschneiden,
können diese Kunden von weiterführender Beratung
zu Hörstrategien profitieren. Sie sollten gegebenenfalls
eher mit Richtmikrofonen und manuell abrufbaren
Geräuschprogrammen mit reduzierter Gesamtverstärkung,
Verstärkung im Tieftonbereich, erhöhter Richtwirkung und
Geräuschreduzierung versorgt werden. Abgesehen von
der Hilfestellung bei der Hörgeräteempfehlung können
hohe ANL-Werte auch darauf hinweisen, bei welchen
Kunden es weniger wahrscheinlich ist, dass sie auf lange
Sicht erfolgreiche bzw. Vollzeit-Hörgeräteträger werden
(Plyler, 2009).
Die Ergebnisse der Diagnose- und Lautstärketests sowie des
Sprachverständnisses in lauter Umgebung liefern wichtige
Informationen für die Auswahl eines Hörgeräts. Dieser
Prozess ist Hörgeräteakustikern wohl vertraut, es soll aber an
dieser Stelle wiederholt werden, dass verschiedene Faktoren
beachtet werden müssen, um zur richtigen Empfehlung zu
gelangen. Das Audiogramm hilft natürlich bei der Auswahl
der Bauform des Hörgeräts. In die Entscheidung sollten aber
weitere Erwägungen wie die Feinmotorik der Hände, das
Sehvermögen und die Anatomie des Gehörgangs und der
Ohrmuschel einfließen. Hörgeräte mit externem Hörer im
Gehörgang (RIC) sind zum Beispiel diskret und komfortabel
und stellen eine ausgezeichnete Wahl dar, um Okklusion
zu reduzieren. Handhabung und Einsetzen können sich
allerdings schwieriger gestalten als bei maßgefertigten
Gehörgangsmodellen oder klassischen Hörsystemen. Kunden
mit chronischer Otitis externa oder Erkrankungen des
Mittelohrs mit Perforation des Trommelfells und chronischer
Drainage sollten individuell gefertigte und RIC-Geräte
vermeiden und das Passstück sollte stets großzügige
Belüftungsöffnungen aufweisen. Für Hörgeräteträger mit
eingeschränktem Sehvermögen oder kognitiven Störungen
sind gegebenenfalls wiederaufladbare Geräte vorzuziehen,
die keinen wöchentlichen Batteriewechsel erfordern. Wenn
diese Faktoren bei der Auswahl des Hörgeräts nicht beachtet
werden, kann es schon früh im Anpassungsprozess zu
Enttäuschungen kommen, die möglicherweise sogar dazu
führen, dass der Kunde von seinem Rückgaberecht Gebrauch
macht.
Nach Auswahl der Bauform des Hörgeräts sollten seine
Funktionen in Bezug auf den Lebensstil, die berufliche
Tätigkeit, Aktivitäten und Hörbedürfnisse besprochen werden.
Im Allgemeinen profitieren Personen, die in einer Umgebung
mit vielen Menschen oder Nachhall arbeiten, von einem
Modell eher umfangreicher Funktionalität. Hörgeräteträger
mit einer ruhigen Lebensführung können unter Umständen
auch gut mit weniger Funktionen auskommen. Drahtloses
Zubehör sollte je nach den individuellen Bedürfnissen und
Schwierigkeiten beim Telefonieren, Fernsehen und/oder
Kommunizieren in lauter Umgebung angeboten werden.
Selbst wenn zum Zeitpunkt der Geräteauswahl kein drahtloses
Zubehör gewünscht wird, kann die Ermittlung eines möglichen
zukünftigen Bedarfs sicherstellen, dass entsprechende
Hörgeräte ausgewählt werden. Da viele Kirchen, Theater und
Hörsäle mit Schleifensystemen ausgestattet werden, nimmt die
Beliebtheit von Telefonspulen zu. Fragen Sie Ihren Kunden,
ob er eine Kirche mit Schleifensystem besucht oder gerne ins
Theater oder zu Konzerten geht, um herauszufinden, ob das
neue Hörgerät eine Telefonspule benötigt.
STARKEYPRO.DE
17
03
03 | Anpassung und Überprüfung
In den frühen 1990er Jahren gab das „Independent Hearing
Aid Fitting Forum (IHAFF)“ drei Mindestziele vor, die bei der
Anpassung eines Hörgeräts erreicht werden sollten: Leise Töne
hörbar zu machen, mittellaute Töne angenehm zu machen
und sicherzustellen, dass laute Töne nicht als unangenehm
wahrgenommen werden (Valente & Van Vliet, 1997). Durch
die Eingabe des Erfahrungsgrads und der akustischen
Schirmchen wie Schlauchtyp, Belüftung und Passstück oder
Kuppel in die Anpassungssoftware wird wahrscheinlich eine
genauere Vorgabe der Zielgeräte erreicht. Es ist aber nicht
ausreichend, einfach die erste Anpassung zu verwenden,
ohne eine objektive Überprüfung durchzuführen.
Jedoch verwenden viele Spezialisten die Option für
die Erstanpassung in der Herstellersoftware bei der
Programmierung von Geräten für einen neuen oder
unerfahrenen Benutzer. Diese Vorgehensweise ist gang
und gäbe ungeachtet verschiedener Studien, die darauf
hinweisen, dass mit den Einstellungen der Erstanpassung
unter Umständen keine optimale Hörbarkeit erzielt
wird. Killion, Spankovich und Schau (2004) führten
Sondenmikrofonmessungen an sieben Hörgeräten durch,
die mit proprietären Einstellungen für die Erstanpassung
programmiert waren, und stellten fest, dass die resultierenden
Audiogramme mit Hörgerät den Tests ohne Hörhilfe bei
typischen Hörgerätekandidaten ähnlich waren. Nachdem
bei diesen unterstützten Audiogrammen die Werte des
Artikulationsindex (AI) mit der „Count-the-dots“-Methode
berechnet wurden, war weiterhin mehr als die Hälfte
der Sprachsignale nicht vorhanden (Mueller & Killion,
1990). Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang eine
Umformulierung von Pascoe (1980): Hörbarkeit kann zwar
nicht garantieren, dass Sprache klar verstanden wird, aber
die Wahrscheinlichkeit, dass unhörbare Sprache verstanden
wird, ist deutlich geringer.
Ungeachtet zahlreicher Studien, die den Nutzen von
Sondenmikrofonmessungen bestätigen, werden diese von
weniger als 50 Prozent der befragten Spezialisten regelmäßig
angewendet (Mueller & Picou, 2010). Aazh und Moore
(2007) legten eine der interessantesten Studien vor, die zeigt,
warum dies ein Grund zur Sorge ist. Sie programmierten
Hörgeräte von vier Herstellern mit Algorithmen für die
Erstanpassung. Nachfolgende Sondenmikrofonmessungen
zeigten, dass nur circa 36 Prozent der Anpassungen im
Bereich von +/-10 dB der verschriebenen NAL-NL1-Zielwerte
lagen. Dadurch wird deutlich, dass Hörgeräteakustiker,
die sich auf die Erstanpassung verlassen, ihre Kunden
unter Umständen unterversorgen, was zu eingeschränkter
Hörbarkeit führt und den Nutzen des Hörgeräts begrenzt.
Herstelleralgorithmen für die Erstanpassung dienen als
Ausgangspunkt, aber um eine hinreichende Hörbarkeit
sicherzustellen, sollten die Verstärkung und der Schalldruck
mit Hilfe von Sondenmikrofonmessungen und validierten
Zielwerten wie NAL-NL2 oder DSLv5 überprüft werden. Das
Auftreten einer Unterversorgung ist wahrscheinlicher, aber
auch eine übermäßige Verstärkung oder zu hoher Schalldruck
müssen vermieden werden. Sondenmikrofonmessungen des
MPO können sicherstellen, dass der Schalldruckpegel im
Trommelfell die gemessenen LDL-Werte nicht überschreitet,
und frequenzspezifische LDL-Tests mit Hörhilfe im Schallfeld
ermöglichen eine schnelle Ermittlung des angenehmen
Hörens.
Ein Sprachverständnistest in lauter Umgebung wird in der
Regel vor der Anpassung durchgeführt, kann aber auch zur
Überprüfung der Leistung während oder nach der Anpassung
dienen. Mit Hilfe des QuickSIN kann zum Beispiel im
Schallfeld die Leistung eines Richtmikrofons überprüft und
der Nutzen der Richtwirkung für den Kunden aufgezeigt
werden. Der BKB-SIN-Satztest wird ebenfalls für diesen Zweck
eingesetzt. Allerdings wird der QuickSIN häufiger verwendet
und bietet spezifische Richtlinien für den Einsatz im Schallfeld
(Bench, Kowal & Bamford, 1979).
18
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
04
04 | Beratung und Einweisung
Bevor Kunden mit ihren neuen Hörgeräten nach Hause
gehen, müssen sie in den Gebrauch und die Pflege der
Geräte eingewiesen werden. Die meisten Spezialisten
wissen aus Erfahrung, dass Kunden jegliches Problem,
das sich auf die Klangqualität auswirkt – sei es ein
verstopfter Cerumenfilter, ein blockierter Schlauch
oder ein staunasser Filter im Ohrhaken –, als Versagen
des Hörgeräts auslegen und daraufhin die Qualität
des Geräts und den Nutzen der Anschaffung infrage
stellen. Durch die Unterweisung neuer Benutzer
bezüglich Auswechseln der Cerumenfilter und
Schirmchen, regelmäßiger Reinigung der Hörgeräte
und regelmäßigen Praxisbesuchen zum Austausch des
Schlauchs und zur Kontrolle wird das Auftreten von
Problemen und Enttäuschung durch fehlerhafte Leistung
vermieden. Die Bereitstellung von Reinigungstüchern
oder -spray, Instrumenten zur Reinigung sowie
zusätzlichen Cerumenfiltern und Schirmchen
sorgt dafür, dass Kunden in der Lage sind, die
Funktionsfähigkeit ihrer Hörhilfen beizubehalten. Aktive
oder passive Hörgerätetrockner können besonders bei
Kunden, die im Freien arbeiten oder Freizeitaktivitäten
nachgehen, von Nutzen sein, um Probleme in
Zusammenhang mit Feuchtigkeit zu vermeiden. Erinnern
Sie Ihre Kunden routinemäßig an Schlauchwechsel und
regelmäßige Kontrolltermine, um Schäden am Schlauch
und Notfallterminen in letzter Minute vorzubeugen.
Durch Überprüfungsmaßnahmen wird sichergestellt,
dass eine angemessene Hörbarkeit erreicht wurde.
Die Beratung von neuen Hörgeräteträgern ist jedoch
ein wichtiger Schritt, um realistische Erwartungen
aufzustellen und Kunden auf den Anpassungsprozess
vorzubereiten. Klinische Methoden zur Überprüfung
sind zwar von zentraler Bedeutung, ersetzen aber
nicht die Erfahrung in realen Lebenssituationen. Neu
versorgte Hörgerätenutzer müssen umgehend werden,
Beschwerden oder schnellstens mitzuteilen, damit die
notwendigen Anpassungen vorgenommen werden
können. Ich schlage meinen Kunden gerne vor, ihre
Erfahrungen in den ersten Wochen zu protokollieren.
Dadurch werden verschiedene Zwecke erfüllt: Der
konsistente tägliche Gebrauch des Hörgeräts ist
wahrscheinlicher und die Aufzeichnungen bieten eine
strukturierte Grundlage für die Besprechung bei der
Nachbetreuung und können Kunden ihren Fortschritt
aufzeigen, wenn sie merken, dass die am ersten oder
zweiten Tag als unangenehm wahrgenommenen
Geräusche nach zwei Wochen nicht mehr als störend
empfunden werden.
Der Gewöhnungseffekt bezüglich der Wahrnehmung
von Sprache und komplexen Geräuschen steht
sicherlich zur Diskussion, aber es ist weiterhin bekannt,
dass neue Hörgerätenutzer anfänglich eine reduzierte
Verstärkung bevorzugen und einige Zeit benötigen, um
sich an die Schallverstärkung zu gewöhnen (Keidser
et al., 2008). Es ist hilfreich, dies bei der Anpassung
anzusprechen und Beispiele von Geräuschen zu geben,
die in der Eingewöhnungsphase mit einem Hörgerät
überraschend oder leicht irritierend wirken können,
beispielsweise knisterndes Papier, laufendes Wasser
oder das Beladen der Geschirrspülmaschine. Kunden
sollte versichert werden, dass diese Geräusche bei
konsistentem, täglichem Gebrauch des Hörgeräts
mit der Zeit als immer weniger häuslichem Umfeld
wahrgenommen werden. Geräusche im eigenen
Zuhause und am Arbeitsplatz erfordern in den ersten
Tagen mehr Aufmerksamkeit von erstversorgten
Hörgerätenutzern. Sie werden sich aber an die neuen
Geräusche gewöhnen und schon bald in der Lage sein,
unwichtige Umgebungsgeräusche zu ignorieren und
sich ebenso wie Personen mit normalem Hörvermögen
auf die relevanten Geräusche zu konzentrieren.
STARKEYPRO.DE
19
05
05 | Nachbetreuung und
Erfolgskontrolle
Die Nachbetreuung im Anschluss an die Hörgeräteanpassung
ist ein unerlässlicher und man könnte sogar sagen, der
wichtigste Teil des Prozesses. Es muss festgestellt werden, ob
die Hörgeräte den in der ersten Bedarfsermittlung gefundenen
Anliegen genügen. Auch wenn Hörgeräte richtig angepasst
und überprüft neu versorgte Kunde, liegt der wahre Maßstab
des Erfolgs darin, ob der neue Benutzer am Arbeitsplatz, im
Restaurant, bei geselligen Veranstaltungen, in der Kirche und
in anderen Alltagssituationen gut zurechtkommt. Die Messung
des Hörvermögens mit Hörhilfe ermöglicht eine strukturierte
Erfolgskontrolle, um sicherzustellen, dass Probleme behoben
und der Nutzen des Hörgeräts sowie die Kundenzufriedenheit
bestimmt werden. Je nach Fortschritt und Erfahrung des Kunden
kann die Nachbetreuung auch zusätzliche Beratungsgespräche,
Geräteausrichtung oder Hörtraining umfassen.
In unserer Klinik vereinbaren wir nach jeder
Hörgeräteanpassung einen obligatorischen Kontrolltermin
nach zwei Wochen und bitten Kunden, die Hörhilfen
während dieser Zeit konsequent zu tragen und verschiedene
Hörumgebungen auszuprobieren. Dieser Termin fällt in der
Regel gut mit der ersten Gewöhnung an die Schallverstärkung
zusammen. In den ersten zwei Wochen haben sich die meisten
neuen Hörgeräteträger an den Klang ihrer eigenen Stimme
gewöhnt und die Umgebungsgeräusche, die in den ersten
Tagen als unangenehm wahrgenommen wurden, sind nicht
mehr besonders auffallend oder störend. Falls bestimmte
Geräusche oder Situationen weiterhin problematisch sind,
sollte die Programmierung entsprechend geändert werden. Der
Kontrolltermin nach zwei Wochen ist ein guter Zeitpunkt, um
den Abschnitt „Degree of Change“ (Ausmaß der Änderung)
im COSI-Fragebogen auszufüllen. Hierbei beurteilt der Patient
Veränderungen in den Situationen, die er bei der Erstberatung
angegeben hat. Der Abschnitt „With Hearing Aid“ (Mit
Hörhilfe) des APHAB-Fragebogens kann ebenfalls ausgefüllt
werden, insofern der Patient das Hörgerät konsequent getragen
hat und in der Lage ist, die Fragen detailliert zu beantworten
(Cox, 1997). Kunden, bei denen die Programmierung
maßgebliche Änderungen erfordert oder das Passstück
geändert werden muss, bzw. Kunden, die in den ersten zwei
nutzen konnten Hörgerät “wegen Beschwerden” streichen nur
eingeschränkt getragen haben, sollten die entsprechenden
COSI- und APHAB-Abschnitte bei einem späteren Termin
ausfüllen.
20
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Der Kontrolltermin nach zwei Wochen ist auch ein
guter Zeitpunkt zur Wiederholung der Gebrauchs- und
Pflegeanweisungen und zur Beantwortung von Fragen, die
der Kunden zum Umgang mit dem Hörgerät hat. Da der
Anpassungstermin in der Regel viel Zeit in Anspruch nimmt
und viele neue Informationen für den Kunden umfasst, müssen
nach meiner Erfahrung viele Kunden beim Nachsorgetermin
an die Reinigungsmethoden für ihre Hörgeräte und
das Auswechseln von Cerumenfiltern und Schirmchen
erinnert werden. Manchmal ist es auch empfehlenswert,
die Besprechung von drahtlosem Zubehör oder anderen
Produkten wie Trockengeräte und speziellen Reinigungsmitteln
auf den Kontrolltermin nach zwei Wochen zu verlegen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kunden die Möglichkeit,
sich an das Hörgerät zu gewöhnen und die wichtigsten
Gebrauchsanweisungen zu befolgen.
Praxis wird in der Regel keine automatische Akklimatisierung
verwendet, da jeder Mensch anders ist. Ich bespreche lieber
mit den Kunden ihre Erfahrungen, um zu bestimmen, ob
Änderungen erforderlich oder angemessen sind. Die meisten
Hörgeräteträger merken selbst, nach einigen Monaten, wenn
sie für mehr Verstärkung bereit sind. Wenn die Verstärkung
und Schalldruckpegel bei der Anpassung überprüft und als
angemessen befunden wurden, können die endgültigen
Zielpegel einfach in der Software ausgewählt und durch
weitere Sondenmikrofonmessungen überprüft werden.
Andernfalls können Sondenmikrofonmessungen als Richtlinie
bei der Erhöhung der Verstärkung auf die endgültigen Werte
von Nutzen sein. Natürlich sollte bei Kunden mit niedriger
Unbehaglichkeitsschwelle oder Bedenken hinsichtlich erhöhter
Verstärkung auf eine Erhöhung der Verstärkung über die
Anfangswerte hinaus verzichtet werden.
Das „Hearing Aid Users Questionnaire (HAUQ)“ dient hierzu
als nützliches Hilfsmittel, da es speziell nach Problemen mit
den Hörhilfen fragt, die den Gebrauch einschränken oder
sich nachteilig auf die Kundenzufriedenheit auswirken können
(Dillon, Birtles & Lovegrove, 1999). Beispielsweise werden
Probleme im Zusammenhang mit dem Komfort des Hörgeräts,
der Bedienung, dem Einsetzen und Herausnehmen und im
Hinblick auf Okklusion angesprochen. Die HAUQ-Befragung
sollte bereits in der Anfangsphase durchgeführt werden,
entweder beim oder direkt im Anschluss an den Kontrolltermin
nach zwei Wochen, damit mögliche Probleme innerhalb der
Probezeit behoben werden können. Der HAUQ-Fragebogen
kann am Telefon oder per E-Mail ausgefüllt werden – ein
Termin ist nicht erforderlich.
Wenn die Hörgeräte einige Monate lang konsequent getragen
wurde, können der Abschnitt „Final Ability“ (Letztendliche
Fähigkeit) im COSI und der Abschnitt „With Hearing Aid“
(Mit Hörhilfe) im APHAB ausgefüllt werden, sofern dies nicht
bereits bei einem früheren Termin geschehen ist. Das SSQ-B
(Benefit-Version) ist eine Version des SSQ, bei der Kunden
gebeten werden, zu vergleichen, wie gut sie vor und nach
der Anpassung des Hörgeräts zurechtgekommen sind, um
den Grad der Veränderung unter bestimmten Bedingungen
zu ermitteln. Die im SSQ-B dargestellten Situationen
entsprechen der Originalversion. So können besonders
relevante Situationen im Hinblick auf die Verbesserung mit
Schallverstärkung untersucht werden.
Kunden, die Beschwerden oder Schwierigkeiten mit dem
Hörgerät haben oder bei denen die Programmierung
maßgeblich geändert werden muss, sollten einen weiteren
Termin nach ungefähr einer Woche vereinbaren, um zu
überprüfen, ob die Probleme behoben wurden. Kunden,
die beim Kontrolltermin nach zwei Wochen gut versorgt
sind, brauchen erst nach zwei oder drei Monaten
wiederzukommen. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die
meisten Hörgeräteträger so gut an die Hörgeräte gewöhnt,
dass sie einer Hörgeräteanpassung zustimmen. In meiner
Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt für eine Befragung zur
Kundenzufriedenheit. Das COSI und APHAB sind zwar
ausgezeichnete Maßstäbe für den Nutzen der Hörgeräte,
aber Nutzen und Kundenzufriedenheit sind nicht ein und
dasselbe, wenn auch offensichtlich ein Zusammenhang besteht
(Killion, 2004; Kochkin, 2003). Kundenzufriedenheit kann auf
unterschiedliche Weise ermittelt werden. Manche Spezialisten
erstellen ihre eigenen Fragebogen oder kontaktieren ihre
Kunden telefonisch, um gezielte Fragen zu stellen. Im
Interesse eines einheitlichen Pflegestandards macht es Sinn,
standardisierte Hilfsmittel zu verwenden, die bestimmten
STARKEYPRO.DE
21
Vorgaben folgen und validiert wurden. Der Bewertungsbogen
„Satisfaction with Amplification in Daily Life (SADL)“ legt
einen Schwerpunkt auf die Kunden zufriedenheit und fragt
nach positiven Auswirkungen der Hörhilfen, Dienstleistungen
und Kosten sowie nachteiligen Erfahrungen und wie sich das
Hörgerät auf die persönliche Wahrnehmung des Benutzers
auswirkt, zum Beispiel im Hinblick auf Selbstbewusstsein
und Kompetenz (Cox & Alexander, 1999; 2001). Das
„Glasgow Hearing Aid Benefit Profile (GHABP)“ bewertet
die Hörschädigung und die Hörbehinderung, den Gebrauch
und Nutzen des Hörgeräts und die Kundenzufriedenheit
(Gatehouse, 1999). Es umfasst vier vorgegebene Fragen
und dann gibt der Kunden vier Situationen an, in denen es
für ihn besonders wichtig ist gut zu hören. Alle Antworten
werden auf einer 5-Punkte-Skala gegeben. Diese Befragung ist
vergleichbar mit dem COSI, aber das GHABP geht noch weiter,
um gezielt Reaktionen in bestimmten Situationen auszuwerten.
Das „International Outcome Inventory for Hearing Aids
(IOI-HA)“ misst in erster Linie den Nutzen der Hörhilfen und
die Veränderung der Lebensqualität durch das Tragen eines
Hörgeräts. Die Kundenzufriedenheit wird in einer Frage direkt
angesprochen (Cox, et al., 2003). Das IOI-HA ist kurz und
einfach gehalten und eignet sich daher gut als E-Mail-Umfrage.
Das SADL-Dokument kann unter folgendem Link
heruntergeladen werden: http://harlmemphis.org//
index.php?cID=131
Bei Kunden, die trotz Hörgerät Schwierigkeiten bei der
Verständigung in lauter Umgebung haben, können zusätzliche
Maßnahmen der Gehörrehabilitation und Hörtraining sinnvoll
sein. Zum Beispiel können hilfreiche Kommunikationsstrategien
wie Lippenlesen und die Bitte an den Gesprächspartner,
langsamer zu reden, das Gesagte zu wiederholen oder
umzuformulieren, vermittelt werden. Auf der anderen Seite
müssen manche Kunden unter Umständen lernen, erworbene
fehlangepasste Strategien wieder aufzugeben, wenn sie sich
zum Beispiel daran gewöhnt haben, einer anderen Person
die Verantwortung zu übertragen, ins Gespräch einbezogen
zu werden, Hörverständnis vorzutäuschen oder Gespräche
22
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
schlicht zu vermeiden. Hörtraining bietet die Möglichkeit,
die Fähigkeit eines Hörers zur Aufnahme von Umgebungs-,
akustischen und linguistischen Sprachsignalen zu stärken und
ihm beizubringen, mit Hilfe anpassungsfähiger Strategien
unter schwierigen Hörbedingungen besser zurechtzukommen.
„Listening and Communication Enhancement (LACE)“ ist
ein computerbasiertes Programm mit einem Schwerpunkt
auf Verarbeitungsgeschwindigkeit, auditivem Gedächtnis,
Kommunikationsstrategien und Sprachverarbeitung unter
eingeschränkten Bedingungen. Es wird zusammen mit
Fachpersonal in einer geführten Sitzung angewendet oder kann
auch gut zu Hause über ein Internet-basiertes Programm auf
einem Computer oder mit einer DVD, die interaktive Sitzungen
am Fernseher ermöglicht, durchgeführt werden. Obwohl
Methoden zum Hörtraining wie LACE von Hörgeräteakustikern
nicht nicht überall angewendet werden, können sie Kunden
dabei helfen, bessere Hörstrategien zu entwickeln und unter
Umständen sogar die Fähigkeit zur Spracherkennung in lauter
Umgebung verbessern (Sweetow & Palmer, 2005).
Hörgeschädigte Menschen sind nicht alle gleich und erfordern
eine individuell ausgerichtete Behandlung. Manche Kunden
brauchen nur wenig Beratung und Einweisung, bei anderen
sind mehrere Sitzungen erforderlich. Manche Hörgeräteträger
kommen mit richtig angepassten Hörhilfen in schwierigen
Umgebungen gut zurecht, während andere noch Probleme
haben und weitere Therapiemaßnahmen benötigen. Ein
strukturiertes klinisches Protokoll zur Hörgeräteanpassung auf
der Grundlage evidenzbasierter Praxis bietet eine Vorlage für
die Bestimmung und Erfüllung der Bedürfnisse hörgeschädigter
Kunden und hilft Spezialisten dabei, bei jedem Schritt des
Prozesses eine fundierte und angemessene Entscheidung zu
treffen. Der erforderliche Zeitaufwand für die Implementierung
eines umfassenden Anpassungsprotokolls stellt einen
gleichbleibend hohen Pflegestandard sicher. Zudem erhöht
sich die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs und der Zufriedenheit
mit den neuen Hörgeräten und auf lange Sicht sparen
Hörgeräteakustiker Zeit. In den Worten des berühmten UCLABasketballcoachs John Wooden: „Wenn Sie keine Zeit haben,
es richtig zu machen, wann werden Sie dann die Zeit haben,
es noch einmal zu machen?”
Literatur
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STARKEYPRO.DE
23
TRICKS AUS DEM WELTRAUM ZUR
DURCHFÜHRUNG VON HÖRTESTS
FORSCHUNG AN DER REALITÄT
Oldile Clavier, Ph.D. & Jay Buckey, M.D.
24
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Was haben die Internationale Raumstation (ISS)
und eine HIV/AIDS-Klinik in Tansania gemeinsam?
Beide brauchen leichte, geräuschtolerante,
tragbare Geräte für Hörtests mit umfassender
Funktionalität. Wir haben Systeme für beide
Orte entwickelt und diese Erfahrung hilft uns
bei der Entwicklung einer neuen Generation
von leichten, drahtlosen Geräten, die überall
eingesetzt werden können.
Abbildung 1: Das Hörtestsystem von Creare für
die Raumstation bestand aus einer modifizierten
Soundkarte, einer Sonde und mit dem ISS-Laptop
kompatibler Software.
Die National Aeronautics and Space Administration (NASA)
bemerkte bereits in einem frühen Stadium des ISS-Programms,
dass Astronauten von den ISS-Missionen mit Hörverlust
zurückkehrten. Die NASA gab Dartmouth und Creare die
Entwicklung eines leichten, tragbaren Hörtestsystems mit
Anbindung an die bestehenden Geräte auf der Raumstation
in Auftrag, damit die Astronauten Hörtests selbst durchführen
könnten. Die Hürden bei diesen Tests vor Ort sind so hoch wie
nirgendwo sonst, insbesondere angesichts der relativ hohen
Geräuschbelastung an Bord.
Damit so wenig Ausrüstung wie möglich in den Weltraum
befördert werden müsste, modifizierten Creare und Dartmouth
eine Soundkarte dahingehend, dass sie in den bordeigenen
Laptop der Raumstation eingesteckt werden konnte, und
konfigurierten sie für eine kleine Grason-Stadler (DPOAE)-Sonde.
Anschließend entwickelten wir Software zur automatischen
Durchführung von Békésy-Audiometrie und Messungen der
DPOAE (Distorsivproduzierte otoakustische Emissionen).
Um akkurate Hörtests in der lauten Umgebung an Bord zu
ermöglichen, umfasste das Testprotokoll eine Geräuschmessung
im Gehörgang vor der Audiometrie und eine Überprüfung der
ausreichenden Abdichtung mit der Ohrsonde. Leider wurde das
Projekt nach der Umstrukturierung der NASA eingestellt und das
Gerät wurde nie in Betrieb genommen.
Der Verlust der NASA war ein Gewinn für das National Institute
on Deafness and Other Communication Disorders (NIDCD).
Patienten mit HIV klagten über Hörprobleme und das NIDCD
wollte die Auswirkungen von HIV/AIDS, Behandlungen für
HIV/AIDS sowie HIV/AIDS-Komorbiditäten im Hinblick auf
das Hörvermögen dieser Patienten untersuchen. Während die
Behandlung der Krankheit die Lebenserwartung der Patienten
verlängerte, schien der Hörverlust in der Tat mit der Krankheit
in Zusammenhang zu stehen. Es lagen allerdings sehr wenige
Daten vor, um die Ursache oder Prävalenz zu verstehen.
Dartmouth und Creare schlugen vor, mit Hilfe einer modifizierten
Version des Raumstation-Hörtestsystems eine große Kohorte von
HIV/AIDS-Patienten zu testen. Diese Patienten waren bereits
in einer anderen Dartmouth-Studie in Dar es Salaam, Tansania,
eingeschlossen.
In dieser Studie sollten unter anderem die folgenden Fragen
beantwortet werden: Ist bei Menschen mit HIV/AIDS die
Wahrscheinlichkeit von Hörverlust höher? Falls ja, wird der
Hörverlust durch die Krankheit verursacht oder ist er auf
die Medikamente zurückzuführen, mit denen die Krankheit
behandelt wird? Geht er auf Komorbiditäten wie Tuberkulose
oder Infektionen in Zusammenhang mit der Krankheit zurück?
Dartmouths große Patientenkohorte in Tansania, die regelmäßig
ihre Klinik in Dar es Salaam besuchte, bot eine hervorragende
Gelegenheit, die erforderlichen Daten für das NIDCD zu
erheben.
Wir nahmen Verbesserungen an dem System der Raumstation
vor, indem wir eine spezielle Software für diese große Studie
entwickelten, in der die Probanden von medizinischem Personal
ohne audiologische Ausbildung getestet wurden.
Wir erweiterten die Software außerdem um mehrere zusätzliche
Module. Die Software kombiniert mehrere Videobefragungen
und Schulungsvideos (in Englisch oder Swahili), Tympanometrie
(Messungen des Mittelohrs), Audiometrie, DPOAE-Messungen
(Innenohr), Lückenerkennungstests (zentral-auditive Verarbeitung)
sowie verschiedene Qualitätskontrollmaßnahmen, zum Beispiel
eine Im-Ohr-Geräuschmessung vor der Audiometrie, die
Überprüfung der Sondenposition vor den DPOAE-Messungen
STARKEYPRO.DE
25
und die Überprüfung der Sondenkalibrierung (Abb. 2 und 3).
Das System hat Schnittstellen mit einem externen Tympanometer
und ABR-System (für pädiatrische Patienten) und führt alle
anderen Tests mit einer einzigen Einstecksonde im Ohr durch.
Die Systemsoftware bietet eine benutzerfreundliche grafische
Oberfläche, die den Administrator durch die einzelnen Tests
und Fragebögen/Videos führt. Alle Daten werden in einer
zentralen Datenbank gespeichert. Alle Fragebogen- und
Hördaten werden mit Hilfe von grafischen audiologischen
Standardtools zur späteren klinischen Auswertung durch den
Prüfarzt Dr. Jay Buckey in Hanover, New Hampshire (USA),
in einem Patientenbericht zusammengefasst. (Dr. Buckey war
übrigens selbst schon im Weltraum unterwegs. Er nahm 1998
als Wissenschaftsastronaut für Nutzlast im Space Shuttle
Columbia an der Neurolab STS-90 Mission teil, die vom
National Institutes of Deafness and Other Communication
Disorders [NIDCD] teilfinanziert wurde.)
Die prospektive Studie läuft noch und wird voraussichtlich
2015 abgeschlossen. Die Ergebnisse der Querschnittsstudie
wurden bereits veröffentlicht und zeigen, dass Patienten, die
sich einer antiretroviralen Therapie unterzogen, von signifikant
mehr Schwierigkeiten beim Sprachverständnis berichteten und
höhere Schwellenwerte bei der Lückenerkennung aufwiesen,
was auf eine Störung der zentral-auditiven Verarbeitung
hinweist (Maro et al., 2014).
Bislang wurden mehr als 1000 Probanden erfolgreich mit
dem System getestet. Das Ergebnis ist der umfangreichste
audiologische Datensatz, der je mit HIV-positiven Probanden
erhoben wurde. Währenddessen haben wir aber auch
dazugelernt. Die Durchführung der Im-Ohr-Geräuschmessung
unter Verwendung von Kopfhörern mit Schallschwächung
ermöglichte zwar erfolgreiche audiometrische Messungen
vor Ort, aber die Schallschwächung muss optimiert werden
(Buckey et al., 2013). Die Sonden funktionierten gut, wiesen
aber mit der Zeit ausgefranste Kabel auf, und das Scheuern
an den Kabeln brachte Störgeräusche in die Messungen ein.
Jüngste Entwicklungen im Personalcomputerbereich legen nahe,
dass Laptops durch Mobilgeräte wie Tablets oder Smartphones
ersetzt werden könnten, um die Durchführung von Tests in
Kliniken mit weniger Ressourcen zu ermöglichen, wo wir die
Zielpopulation erreichen können.
In Zusammenarbeit mit mehreren Ärzten, darunter Dr.
Jay Buckey in Dartmouth, entwickelt Creare mittlerweile
audiologische Instrumente für den Einsatz vor Ort, die weniger
empfindlich auf Umgebungsgeräusche reagieren, drahtlos
und kompatibel mit Mobilgeräten sind und somit weniger auf
die lokale Infrastruktur angewiesen sind und den Zugang zur
hörakustischen Versorgung erleichtern.
Abbildung 2: Das Hörtestsystem von
Creare für Tansania bestand aus einem
Laptop, der modifizierten Soundkarte und
Sonde, einer Drucktaste und eine Reihe
von Peripheriegeräten für die Datensicherung. Alle Komponenten sind zusammen
mit der Software in einer kompakten
Ablage integriert.
26
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Abbildung 3: Das Tansania-System im Einsatz in einem
Gemeinschaftsraum in Dar Es Salaam.
Abbildung 4: Der neue drahtlose Audiometrie-Kopfhörer von Creare
kombiniert Hochleistungs-Schallschwächung mit drahtloser Technologie
für ein komplett mobiles System, um den Zugang zu hörakustischer
Versorgung in unterversorgten Regionen zu verbessern.
Creare ist mit der Entwicklung eines drahtlosen
Audiometrie-Kopfhörers beschäftigt, der automatische
Audiometriemessungen durchführt und über eine mobile
Plattform gesteuert wird. Das Gerät ist für ReintonSprachaudiometrie und Screening-Tests konzipiert, kann
aber auch für Selbsttests und Teleaudiologie verwendet
werden. Die Schallschwächung von Hintergrundgeräuschen
wird durch Ohrmuscheln mit hoher Schallschwächung
erreicht, die speziell von Creare entwickelt wurden und
im Testsystem integriert sind. Das resultierende Gerät wird
die hörakustische Versorgung erheblich verbessern, da es
aussagekräftige Screening-Tests in Point-of-Care-Einrichtungen,
in Gemeindezentren und Apotheken ermöglicht. Dank seiner
Kompatibilität mit mobilen Plattformen und Kalibrierung auf
relevante Normen wird das geplante Gerät darüber hinaus
die Entwicklung hochwertiger Audiologieanwendungen für
Smartphones, Tablets und das Internet fördern. Dartmouth und
Creare haben außerdem die Umsetzbarkeit einer drahtlosen
DPOAE-Sonde belegt, die in Verbindung mit Smartphones
eingesetzt werden kann, um breit angelegtes Hörscreening
in abgelegenen und ländlichen Gebieten durchzuführen,
in denen nur begrenzter oder gar kein Zugang zur
hörakustischen Versorgung besteht.
Unsere Erfahrungen in Tansania und mit der NASA stellten
das Team vor die Herausforderung, Systeme für den Einsatz
vor Ort zu entwickeln, wenn keine Schallkabinen zur
Verfügung stehen, aber aussagekräftige und detaillierte
audiologische Messungen benötigt werden. Auf Basis des
Gelernten entwickeln wir eine neue Generation von Geräten,
die geräuschtolerant und drahtlos sind und in Situationen
eingesetzt werden können, wo ansonsten keine audiologische
Versorgung erhältlich ist.
Literatur
Buckey, J.C., Fellows, A.M., Jastrzembski, B.G., Maro, I.I., Moshi, N., Turk,
M., Clavier, O.H., & Kline-Schoder, R.J. (2013). Pure-tone audiometric threshold
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J.C. … Buckey, J.C. (2014). Auditory Impairments in HIV-infected individuals in
Tanzania, Ear and Hearing, 35(3), 306-17.
STARKEYPRO.DE
27
Rama Treat-Morris erzählt die Geschichte ihres Hörens:
Von einem Taschenhörgerät zum 3 Series Hörsystem
EINE GESCHICHTE DES HÖRENS
Rama Treat-Morris, USA
28
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Wie einen die Erinnerung doch trügt! Ich war der festen Überzeugung, dass mein
erstes Hörgerät riesengroß war. Tatsächlich war es aber nur etwa 5 cm hoch, 3 cm
breit und etwas mehr als 1 cm stark. Um es zu verwenden, musste ein Ende des
circa 35 cm langen Kabels mit der Hörhilfe und das andere Ende mit einem großen
blasenförmigen Stecker verbunden werden, in dem sich das Passstück befand.
Obwohl ich jetzt sehen kann, dass sich ein Clip am Hörgerät befindet, musste ich es
an einem Gurt unter meiner Kleidung tragen. Alles was ich hören konnte, war das
Scheuern meiner Kleidung am Hörgerät – und ich war ein ziemlich aktives Kind. Da
mir gesagt wurde, dass ich das Hörgerät in der Schule tragen müsse, entschied ich
mich irgendwann, nur noch das Kabel und den Stecker bzw. das Passstück im Ohr zu
tragen – das eigentliche Hörgerät ließ ich zu Hause. Das führte dazu, dass ich nicht
nur sowieso schlecht hören konnte, sondern auch noch ein Ohr völlig blockiert war.
Clip
Laut, mittellaut,
leise und Telefon
Lautstärke 1-7
Abbildung:
Zenith Hörgerät
Doppelkabel wird
hier eingesteckt
Mikrofon- oder
Telefonschalter
Kabelverbindung
zum Ohrstück
1959 gekauft
Ich komme aus einer Familie, in der Hörverluste über
Generationen vorkamen. Meine Mutter, ihre Schwester,
meine Großmutter und die Großmutter meiner Mutter waren
alle hörgeschädigt. Meine Großmutter hatte mehrere Brüder
und Schwestern, die alle hörgeschädigt waren. Und das
zu einer Zeit, in der die meisten Menschen weder über
das Geld noch die Technologie verfügten, um ihnen eine
angemessene Lebensqualität zu ermöglichen. Wenn meine
Großmutter uns in Kalifornien besuchte, blieb sie in ihrem
Schlafzimmer, wenn Leute zu Besuch kamen, weil sie sich
nicht mit ihnen verständigen konnte. Zu jener Zeit hatte sie
keine Möglichkeiten und keine Hoffnung auf ein Leben in
einer Welt mit normalem gesellschaftlichen Umgang. Auf
gesellschaftlicher Ebene ist Hörverlust eine unsichtbare
Behinderung und wenn es nicht bekannt ist, dass eine
Person hörgeschädigt ist, kann sie schnell als unhöflich oder
ungesellig gelten.
Meine Lehrer in der Vorschule machten meine Eltern auf meine
Hörschädigung aufmerksam. In dieser Zeit achteten die Lehrer
darauf, lauter zu sprechen, wenn sie mit mir sprachen, und
dass Blickkontakt bestand. Meine Mutter fing an zu arbeiten,
als ich in die dritte Klasse kam. Endlich konnten sich meine
Eltern Hörhilfen für meine Mutter und mich leisten. Meiner
Mutter wurden Hörgeräte in die Brille eingebaut und ich
bekam das Hörgerät von Zenith (Abbildung 1).
Die erste Hörhilfe, die ich tatsächlich jeden Tag trug, war
ein Hinter-dem-Ohr (HdO)-Hörgerät. Ich war 12 Jahre alt
und ging in die siebte Klasse. Seit dieser Zeit habe ich
immer ein Hörgerät getragen. Nach der Highschool ging ich
aufs College und bemerkte, vielleicht zum ersten Mal, dass
ich wirklich Blickkontakt haben musste, um zu verstehen,
was andere sagten. Als ich 20 oder 21 Jahre alt war,
verschlechterte sich mein Hörvermögen drastisch. Mein Vater,
der mittlerweile auch schwerhörig war, meinte, ich solle
wegen des damit verbundenen Stigmas nicht zwei Hörhilfen
tragen. Dabei waren meine Mutter und ich bereits seit Jahren
Hörgeräteträger! Mit 26 ging ich durch die schlimmste
Phase meines Lebens: Mein Hörverlust verschlechterte sich
dramatisch und ich war gezwungen, zwei Hörhilfen zu
tragen, um arbeiten zu können und ein produktives Leben zu
führen.
Im Jahr 1979, als ich 28 Jahre alt war, begann ich, für
Beckman Instruments zu arbeiten. Beckman hatte einen
Winterski- und Wasserski-Club. Einmal im Monat führte
der Skiclub Veranstaltungen in einem nahegelegenen Hotel
mit anschließendem Tanz durch. Außerdem fand einmal
im Monat ein Ski- bzw. Wasserskiausflug statt. Meine
Mitbewohnerin Dianna ging zu den Veranstaltungen und
nahm an den Ausflügen teil und lud mich ein mitzukommen.
Nachdem ich mehrfach abgelehnt hatte, weil ich mich in
STARKEYPRO.DE
29
hervor und sagte zu meinem Mann: „Ich werde einen Termin
mit dem Spezialisten vereinbaren, den ich in der Praxis von
Dr. Krivitsky getroffen habe. Ich weiß allerdings nicht, wie
man seinen Namen ausspricht.“ Ich zeigte meinem Mann
die Visitenkarte und er sagte: „Dennis Van Vliet? Den kenne
ich!“ Es stellte sich heraus, dass Tom und Dennis zusammen
in Disneyland gearbeitet hatten, dass er Dennis sehr mochte
und dieser sogar einmal bei ihm einen Hörtest durchgeführt
hatte. Dennis half mir zudem bei meinem B.S.-Abschluss,
indem er Formulare für die University of La Verne ausfüllte
und unterzeichnete, die besagten, dass ich aufgrund meiner
Schwerhörigkeit auf einen „Mitschreiber“ bzw. eine Hörhilfe
angewiesen war.
Als langjährige Hörgeräteträgerin aus einer Familie, in der
vier von fünf Angehörige Hörhilfen benötigten, habe ich
Dennis Van Vliet aus folgenden Gründen immer als meinen
Audiologen und Hörgeräteakustiker zu schätzen gewusst:
einer Gruppe von Menschen nicht wohlfühlte, ging ich
schließlich mit und traf einige sehr nette Leute. Daraufhin
nahm ich auch an den Ski- und Wasserskiausflügen teil.
Dort traf ich meinen zukünftigen Ehemann, Tom. Er war den
Umgang mit hörgeschädigten Menschen gewöhnt. Sein Vater
Jimmy ebenso wie dessen Bruder litten beide unter Hörverlust.
Im Skiclub sorgte Tom dafür, dass die anderen über meine
Schwerhörigkeit Bescheid wussten und mich nicht für unhöflich
hielten. Es war sehr angenehm, dass jemand da war, der
nicht nur mich, sondern auch meine Familie verstand. Tom
und ich wurden zunächst Freunde und ab 1981 ein Paar und
heirateten im Jahr 1985. Wir wissen bis heute nicht genau,
wie es eigentlich zur Hochzeit kam, da keiner von uns dem
anderen einen Heiratsantrag gemacht hat!
Jedes Jahr im März oder April und dann vor allem im Monat
August verschlimmerten sich meine Hörschwierigkeiten
aufgrund von Allergien und Problemen mit den Nebenhöhlen.
Da ich bei Beckman in Fullerton, Kalifornien, arbeitete,
hatte ich im April 1995 einen Termin bei Dr. Krivitsky. Nach
diesem Termin führte Dennis Van Vliet einen Hörtest durch.
Wenn ich mich recht erinnere, fühlte ich mich an jenem Tag
angesichts meines fortschreitenden Hörverlusts und des immer
schwierigeren Zurechtfindens in der Hörumgebung meines
Arbeitsplatzes und meines täglichen Lebens eher weinerlich
und entmutigt. Dennis führte meinen Hörtest durch und wir
besprachen, ob ich nicht andere Hörgeräte ausprobieren
sollte, die besser für meine Hörschädigung zu diesem
Zeitpunkt geeignet waren. Er gab mir seine Visitenkarte, um
einen Termin in seiner Praxis im kalifornischen Yorba Linda
zu vereinbaren. Im August 1995 stellten sich wieder meine
üblichen „August-Hörprobleme“ ein. Ich holte die Visitenkarte
30
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Zuallererst, und diesen Punkt kann ich gar nicht genug
hervorheben, er hört zu. Er hört sich immer alle meine
Anliegen an, wenn ich ihm erzähle, was mir an den
Einstellungen bei bestimmten Hörhilfen zusagt oder
nicht zusagt. Er zieht alle Vorteile, Nachteile und neuen
Technologien in Betracht und arbeitet immer mit mir
zusammen an der Feinabstimmung der Hörgeräte, um meinen
Hörkomfort im täglichen Leben zu optimieren. Ich kann
gar nicht aufzählen, wie oft es mir in der Vergangenheit
passiert war, dass ein Hörgeräteakustiker nicht zuhörte oder
auf meine Anliegen bezüglich des Hörens mit bestimmten
Hörhilfen nicht einging. Damals probierte ich verschiedene
Hörgeräte aus und mir wurde gesagt, dass ich mit bestimmten
Einstellungen leben müsse (kein Lautstärkeregler am Hörgerät,
Kompressionsdruck, der mich in den Wahnsinn trieb,
Annahme von Telefongesprächen nur per Fernbedienung) und
wenn ich die Hörhilfen nicht mochte, dann wäre das mein
Problem. Dennis dagegen ist immer bereit, zuzuhören und mit
mir zusammen daran zu arbeiten, dass meine Hörgeräte mir
den größtmöglichen Nutzen bringen.
Für jemanden, der arbeiten und mit anderen Menschen
kommunizieren muss, ist es keine Option, tage- oder
wochenlang nicht hören zu können. Manchmal müssen
Hörhilfen in verschiedenen Situationen getestet werden, um
herauszufinden, was funktioniert und was nicht funktioniert.
Wir besprechen die Hörumgebungen, in denen ich gut
zurechtkomme, und die, bei denen dies nicht der Fall ist. Er
ist in der Lage, die Hörgeräte genau auf meinen Hörkomfort
abzustimmen, sodass ich die Geräte dann an alle möglichen
realen Situationen anpassen kann.
Ich bin begeistert von dem neuen Starkey 3 Series™
i110 Hörsystem, das ich seit letztem Dezember trage. Ich
verstehe zwar die Technologie nicht, weiß die wundervollen
Funktionen aber sehr zu schätzen. Ich versetze Tom immer
noch in Staunen, wenn wir zu Hause oder im Auto oder in
alltäglichen Lebenssituationen unterwegs sind. Ich frage:
„Tom, was ist das für ein Geräusch?“, und er kann nicht
glauben, dass ich dieses Geräusch tatsächlich höre. Je mehr
Zeit vergeht, desto mehr scheine ich in der Lage zu sein,
einzelne Geräusche wahrzunehmen, die ich früher nicht
hören konnte.
Im Folgenden sind einige Beispiele für Situationen, in denen
ich mit meinem 3 Series Hörsystem und SurfLink® Mobile
besser zurechtkomme:
IM RESTAURANT
Meine Nichte und mein Neffe mit ihren Ehepartnern planten
einen Besuch in Disneyland und wollten sich mit uns in
Downtown Disney im Rainforest Café zum Abendessen
verabreden. Normalerweise wäre ich schon von der
Vorstellung, an einem so lauten Ort um jede Sekunde Hören
kämpfen zu müssen, gestresst und würde einen Tisch an der
Wand bestellen. Da wir aber eine so große Gruppe waren,
mussten wir mit einem Tisch in der Mitte des Restaurants
vorliebnehmen. Meine Nichte und Tom bemerkten erfreut und
überrascht, dass ich in dieser lauten Umgebung offensichtlich
sehr gut hören konnte. Ich teilte der Tischrunde mit, dass ich
neue Hörgeräte trug und auch selbst das Gefühl hatte, gut
zurechtzukommen.
ZUVERLÄSSIGKEIT
Mir fällt auf, dass ich nicht ständig die Einstellungen des
Hörsystems verändere. Ich weiß, dass das Hörsystem gut auf
mich abgestimmt ist, wenn ich 1) nicht darüber nachdenke, 2)
die Einstellungen nicht ständig an neue Situationen anpassen
muss, 3) langsam aber sicher darauf vertraue, dass das
Hörsystem für mich funktioniert und 4) nicht besorgt oder
gestresst bin.
SURFLINK MOBILE
Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie sehr ich das SurfLink
Mobile zu schätzen weiß – es ist einfach großartig! Es
lässt mich wissen, wenn das Telefon klingelt, und ich kann
abnehmen, ohne das Telefon überhaupt zu berühren.
NEUE FRISUR
Als Dennis mir am Anfang mitteilte, dass die neuen Hörgeräte
etwas größer wären – ich trage Hinter-dem-Ohr (HdO)Modelle –, dachte ich, dass das neue Hörsystem größer als
meine alten Hörgeräte sein würde. Stellen Sie sich meine
Freude und Überraschung vor, als sich herausstellte, dass
die „größeren“ Hörgeräte in Wahrheit kleiner als meine
alten Hörgeräte waren. Ich hatte mir schon immer eine
Kurzhaarfrisur gewünscht, bei der die Ohren zu sehen sind.
Und vor einigen Wochen habe ich mir die Haare genau so
schneiden lassen. Kurze Haare, freiliegende Ohren – und
keine Spur von Peinlichkeit!
STARKEYPRO.DE
31
LEBEN AUF DER
BUSINESS INTELLIGENCE
Holly Hosford-Dunn, USA
32
Das Internet ist der Dreh- und Angelpunkt meiner kleinen
Fachpraxis, obwohl ich den populären Internet-verkauf von
Hörgeräten weder befürworte noch unterstütze. Stattdessen
gehören meine täglichen Übungen im Internet zum WellnessFitness-Programm meiner Praxis, wenn man es so nennen
will. Mein Workout besteht darin, alles aufzuschreiben, was
auch nur im Entferntesten mit dem Thema Hören zu tun hat
und im Gespräch mit meinen Patienten, in den Nachrichten
oder in der Forschungsliteratur erwähnt wird oder einfach
nur mein Interesse weckt. Diese Aufzeichnungen finden sich
in den wöchentlichen Beiträgen in meinem Privatpraxis-Blog
(http://tucsonaudiology.com) und im Abschnitt Hearing
Economics (hearinghealthmatters.org/hearingeconomics)
unter HearingHealthMatters.org sowie einem monatlichen
E-Mail-Newsletter. Es ist ein ziemlich anstrengendes und
zeitintensives Fitnesstraining, das mich und meine Praxis auf
der Überholspur hält.
Beängstigend aufregende Zeiten für die Inhaber von
Privatpraxen sind aufregende Zeiten für Betriebswirtschaftler.
Ich gehöre beiden Lagern an, was dazu führt, dass mein
Kopf mit sich selbst uneins ist. Zur Beseitigung dieser
Dissonanz bringe ich die beiden Seiten und Kompetenzen
zusammen und berichte in Blogs und Newsletter über
die Ergebnisse. Daraus resultiert ein gemeinschaftliches
Fitnessprogramm mit dem Ziel, meine kleine Teilzeitpraxis
richtig auf dem Markt zu positionieren und zu sehen,
ob sie überleben kann. Im Endeffekt entstehen dadurch
dauerhafte Kommunikationskanäle mit Patienten, persönlichen
Empfehlungen, Kollegen und Kunden. Durch die Erstellung der
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Beiträge bleibe ich auf dem Laufenden, vernetzt und präzise.
Schreiben ist eine zurückgezogene, kontemplative und
therapeutische Beschäftigung. Es lenkt meine Gedanken in die
richtigen Bahnen und sorgt dafür, dass ich nicht den Verstand
verliere, denn wie schon die Eagels wussten: „Life in the fast
lane surely can make you lose your mind“ (Beim Leben auf der
Überholspur dreht man schnell durch).
Unabhängig von der Größe einer Praxis befinden wir uns
heute alle auf der Überholspur und müssen Entscheidungen
darüber treffen, wie wir unsere Zeit und unser fachliches
Können am besten einsetzen, um die Praxis – und den Kopf
– zu behalten. Der Absatzmarkt für Hörhilfen befindet sich im
Umbruch; Verbraucher werden mit Angeboten bombardiert.
Zahlreiche neue Mitbewerber und einige etablierte Anbieter
kämpfen um Marktanteile und bieten Hörgeräteträgern
mehr Auswahl auf mehr Plattformen mit mehr Preismodellen
an. Großhandelsketten wie Costco sind im Aufwind.
Konsolidierung und Vorwärtsintegration bestimmen den Trend.
Eigenständigkeit und traditionelle Verkaufsmodelle liegen
nicht im Trend, es sei denn, wir reden vom Abwärtstrend.
Unabhängige Privatpraxen befinden sich im Rückgang,
sowohl im Hinblick auf die Zahl der Fachpraxen als auch die
Anzahl der verordneten Hörgeräte.
Meine Betätigung als Autor im Rahmen meiner PraxisFitnessübungen gründet sich auf Theorien und Daten aus den
Sozialwissenschaften. Einige der im Folgenden erläuterten
Punkte finden vielleicht bei anderen Hörgeräteakustikern
Anklang.
Costco ist ein eine Warenhauskette in den USA. Ziel des
Clubs ist es exklusiv für Cosco-Clubmitglieder. Ziel des
Clubs ist es, seinen Mitgliedern die bestmöglichen Preise
auf Markenprodukte zu bieten. An mehreren hundert
Standorten weltweit vertreibt Cosco nicht nur eine breite
Auswahl an Produkten, sondern bietet außerdem noch
sämtliche Vorteile diverser Fachabteilungen mit exklusivem
Mitglieder-Service.
FINDEN SIE DIE
MEINUNGSMACHER
„Ich trage mein Hörgerät doppelt so oft wie
alle meine Bekannten.“ (Meine Patientin)
Diese Aussage stammt von meiner Patientin bei ihrem
letzten vierteljährlichen Kontrollbesuch. Dabei hat sie nicht
übertrieben, sondern drückte ihr Unverständnis und ihre
Irritation darüber aus, dass einige ihrer Bekannten zwar
schlecht hören und noch schlechter zuhören, sich aber ihre
Hörprobleme nicht eingestehen.
Diese Patientin und ich, wir passen gut zusammen. Bei
anderen in ihrem Bekanntenkreis gilt das nicht und sie nehmen
meine Dienstleistungen und Produkte nicht in Anspruch.
Zumindest noch nicht. Bei einigen wird das auch so bleiben.
Andere werden im Laufe der Zeit die Führungsqualitäten
meiner Patientin – aktives Zuhören und sachbezogenes
Engagement in Gesprächen – bemerken und nachfragen,
worin der Schlüssel ihres Erfolgs liegt. Sie wird auf ihre
Hörgeräte und den Praxis-Blog verweisen und einige ihrer
Bekannten werden sich schlau machen. Der Vorgang beginnt
von Neuem und irgendwann einmal wird sich in diesem
gesellschaftlichen Zirkel das sprichwörtliche Blatt wenden.
Meine Ziele sind wie folgt:
• Ich möchte Menschen wie diese Patientin finden
• Ihnen zuhören
• Ihre vielen klugen Fragen beantworten
• Gemeinsam mit ihnen an der Entwicklung zeitgemäßer
Hörsysteme arbeiten
• Sie oft sehen, um sicherzustellen, dass ihre Hörfähigkeit
und Hörgeräte mit ihrem aktiven und geselligen Leben
Schritt halten
• Mit ihnen anderen Menschen gegenüber die Vorteile
herausstellen
• Sie als Vorzeigebeispiel dafür verwenden, was möglich,
wünschenswert und erreichbar ist und die Sicht- und
Denkweise gegenüber Hörgeräten im Bekanntenkreis
positiver gestalten
Im Folgenden finden Sie ein Beispiel für einen informellen,
informativen Beitrag, der auf Meinungsmacher zielt:
Made for iPhone® MFi-Hörsysteme sind seit dem 24.
Februar im Handel erhältlich. Bis April werden
mindestens drei der sechs größten Hörgerätehersteller
Hörsysteme anbieten, die mit iPhone Apps arbeiten.
Die Geräte unterscheiden sich in ihrer Funktionsfähigkeit
oder im Aussehen nicht von anderen Hörhilfen auf dem
Markt, sind aber in der Lage, drahtlos mit einem iPhone
zu kommunizieren. Wir können uns noch gar nicht
vorstellen, wie sehr sich dadurch die Art und Weise
ändern wird, in der Menschen miteinander kommunizieren.
Dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs,
denn Kommunikationssatelliten, Fernsehen, Computer,
Remote-Mikrofone und alle möglichen anderen Medien
können Schallsignale durch Smartphones direkt in die
Hörgeräte streamen.
STARKEYPRO.DE
33
Abbildung 1: Newsletter-Auszug „Ich trinke KEIN grünes Bier,
habe aber kein Problem mit Leuten, die das tun, solange sie
daran denken, beim Feiern ihre Hörgeräte zu tragen.“
SCHLIESSEN SIE NEUE
FREUNDSCHAFTEN, ABER PFLEGEN
SIE AUCH DIE ALTEN
„Ich habe mein Hörgerät bei Costco gekauft
und eine Menge Geld gespart. Was haben
Sie gesagt? Ach nein, ich trage es gerade
nicht, da es in lauter Umgebung nicht
funktioniert.“ (Nicht mein Patient)
Der Ruhestand bringt eine neue Gesellschaftsordnung mit
sich, wenn Menschen aus der Erwerbstätigkeit in ein Leben
übergehen, in dem sie von Ersparnissen und Kapitalerträgen
leben. Es geht nicht länger darum, wie viele Vorzeigeobjekte
man besitzt, sondern wie viel man sparen kann – ob man
muss oder nicht. Umsicht galt immer als vernünftig, aber jetzt
ist sie oberstes Gebot. Umsicht meint allerdings eine sorgfältige
und wohl überlegte Zuweisung von Ressourcen, nicht knausern.
Dieser Unterschied wird von Senioren häufig übersehen. Ganz
unabhängig vom gesellschaftlichen Zirkel oder vom Einkommen
macht es absolut keinen Sinn, Geld für etwas auszugeben, was
seine Aufgabe nicht erfüllt – dazu gehören auch Hörgeräte.
Mit zunehmendem Alter tritt man zudem in neue Bekanntenkreise
ein, die unter Umständen eher kommunikationsarm sind. Ich
bin noch nicht im Ruhestand, aber viele in meinem Alter sind
es. Daher finde ich mich gelegentlich auf einer Cocktailparty
wieder, wo ich mit sparsamen Pensionären an einem Glas
Bier nippe. Wenn ich mich als Hörgeräteakustiker vorstelle,
werde ich sofort umringt, manchmal von fünf oder sechs Leuten
gleichzeitig, und höre die obenstehende Aussage oder etwas in
der Art. Ein oft zitierter Witz, aber so wahr: Gut, dass ich keine
Proktologin bin! Was kann ich sagen? Sie würden mich sowieso
nicht verstehen, denn ihre nicht ganz so umsichtig erworbenen
Hörgeräte liegen zuhause in der Schublade. Diese Patienten
passen nicht zu mir, aber wir bewegen uns in den gleichen
Kreisen.
34
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
In diesem gesellschaftlichen Zirkel sind die Fitnessziele meiner
Praxis dreigeteilt:
1. Geduldig warten in der Hoffnung, einen Meinungsmacher
in ihrer Mitte zu finden und zu formen, der die wahre
Bedeutung von Umsicht versteht. Bis dahin bringe ich
das Thema Audiologie nicht zur Sprache und stelle mich
stattdessen als Betriebswirtschaftlerin vor. So finde ich
Zugang, vermeide den Costco-Kommentar und kann das
Gespräch von Pfennigfuchserei auf Umsicht lenken.
2. Freundliche Aufklärungsarbeit bezüglich des
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen guten
Zuhörens leisten. Die Verbindung zwischen gutem Zuhören
und gutem Hörvermögen und mehr Freude am Leben
herstellen. Können Sie sich vorstellen, dass Menschen beim
Thema Hörgeräte empfänglicher für die bedachtsamen
Argumente einer Bier trinkenden Wirtschaftlerin als die
einer Hörgeräteakustiker sind? Schließlich werden einige
von ihnen zu Patienten, die zu mir passen. Abbildung 1
enthält einen Auszug aus einem Newsletter, der sich an
diese Zielgruppe richtet.
3. Sofort einige neue Freunde finden. Mit „neu“ meine ich
„in fachlicher Hinsicht jünger“. Neue Bekanntenkreise
erschließen, deren Mitglieder noch in eine Arbeitsumgebung
eingebunden sind und aktiv über verschiedene Medien
kommunizieren und bei denen neue Technologien eher
Interesse als Einschüchterung hervorrufen. Solche Menschen
passen zu mir und irgendwann werden sie vielleicht zu
meinen Patienten. In der Zwischenzeit agieren sie als
Meinungsmacher in ihren gesellschaftlichen Zirkeln und
empfehlen mich an ihre Freunde und Familienmitglieder
weiter. Im Folgenden finden Sie einen Beitrag, der sich an
diese Zielgruppe richtet:
Früher dienten Telefone lediglich zum Telefonieren, aber
mittlerweile kann man sie für alles Mögliche verwenden.
Ich bin der Überzeugung, dass Hörgeräte in Zukunft neben
dem Ausgleich von Hörverlust alle möglichen Aufgaben
übernehmen werden. Wenn bald jeder so ein Gerät trägt,
egal ob schwerhörig oder nicht, ist dann die Bezeichnung
Hörgerät überhaupt noch zutreffend?
WESHALB FUNKTIONIEREN
INTERNET-BEITRÄGE?
Die Fitnessziele meiner Praxis konzentrieren sich ausschließlich
auf gesellschaftliche Zielgruppen, nicht auf Werbung,
ärztliche Vereinigungen, Versicherungsleistungen oder andere
herkömmliche Methoden der Umsatzsteigerung. Es ist die gute
alte Idee der Mundpropaganda, seit langem bewährt, aber
niemals ein Goldesel. Warum bin ich der Meinung, dass meine
Praxis auf diese Weise überleben wird?
Ökonomische und epidemiologische Theorien und neue Daten
lassen darauf schließen, dass Mundpropaganda erfolgreich ist
und daher einen Ehrenplatz beim Praxismanagement und im
Hinblick auf Marketingstrategien verdient.
Nutzen Sie ökonomische Erkenntnisse
Das Paretoprinzip, auch 80-zu-20-Regel, ist eine bekannte
Faustregel, die besagt, dass 80% aller Ergebnisse (positive
und negative) auf 20% aller Ursachen zurückzuführen sind
(Wikipedia, 2014; Azad, 2007). Dieser ökonomische Begriff
des 20. Jahrhunderts wurde nach dem Ökonom Vilfredo Pareto
benannt, der im 19. Jahrhundert ein ökonomisches Prinzip mit
der Bezeichnung „Pareto-Verteilung“ entwickelte.
Die 80-zu-20-Regel trifft auf Meinungsmacher zu – deshalb
will ich sie finden und in meine Praxis integrieren, denn der
Großteil meiner Produktivität wird aus dieser Minderheit
hervorgehen und nicht über Volumen erzielt werden. In der
Wirtschaftssprache
wird dieser Ansatz vom Gesetz des abnehmenden Ertrags
bestimmt. Hierdurch wird belegt, dass jeder weitere
Mehreinsatz (Anzahl der Patienten, neu eingestellte Mitarbeiter
usw.) eine immer geringere Rendite im Hinblick auf die
aufgewendete Zeit oder Mittel liefert.
Die Ökonomenhälfte meines Kopfes ist von der 80-zu-20Regel und dem Gesetz der abnehmenden Erträge überzeugt.
Sie bestimmt, dass ich mich auf Meinungsmacher anstelle
von Umsatzvolumen oder Sparfüchsen konzentriere. Die
Audiologenseite meines Kopfs stimmt zu: Arbeite mit
Menschen, die gut hören wollen und bereit sind, Zeit und
Geld zu investieren, um bestmögliche Ergebnisse erzielen.
Sie wissen meinen Zeitaufwand und mein Fachkönnen als
Hörgeräteakustiker zu schätzen.
Nutzen Sie epidemiologische Erkenntnisse
Epidemiologie ist eine faszinierende Wissenschaftsdisziplin,
die gerade erst damit begonnen hat, den begrenzten
Horizont unseres klinischen Bereichs der Hörakustik zu
erweitern. Epidemiologie ist ebenso wie Ökonomie eine
Sozialwissenschaft, die mit Hilfe von mathematischen
und statistischen Methoden Verbindungen zwischen den
Verhaltensweisen und Gegebenheiten in bestimmten
Populationen herstellt. Beide Disziplinen beschäftigen sich mit
Risiken: Im Fall der Epidemiologie handelt es sich um Risiken
im Zusammenhang mit Krankheit und Gesundheit, in der
Ökonomie geht es um Risiken im Zusammenhang mit Konsum/
Einsparungen und Produktion/Kosten.
Das bekannteste aktuelle Beispiel für die epidemiologische
Forschung in unserem Gebiet sind Studien, die Hörschäden
mit der Lärmbelastung am Arbeitsplatz in Verbindung
bringen. In epidemiologische Daten fließen aber auch
zahlreiche andere Risikofaktoren für Gehörschädigung ein,
zum Beispiel der Einfluss der gesellschaftlichen Netzwerke
selbst (Chung, Chen, Lin & Hung, 2014). Langzeitstudien
mit umfangreichen Datenbanken werden jetzt auch von
der Hörforschung ausgewertet (Centers for Disease Control
and Prevention, 2014; National Institute on Aging, 2014;
New England Research Institutes, 2014). Als Ergebnis
liegt uns nun eine wissenschaftliche Grundlage – in Form
von Korrelationsstatistiken – vor, die eine Verbindung
zwischen Hörverlust und Depression bzw. Demenz und
Alzheimerkrankheit bei alternden Populationen herstellt (Lin
et al., 2013; Lin et al., 2011). Einige Hörforscher erkunden
auch den potenziellen Nutzen von Paneldatensätzen bei der
Korrelation von Hörfähigkeit mit anderen mentalen Funktionen
(Pichora-Fuller, 2014). Hierbei handelt es sich jedoch nur
um die Spitze des Eisbergs. Die ökonometrische Auswertung
von Paneldaten eröffnet die Möglichkeit, sowohl Korrelation
als auch Kausalität aufzuzeigen. Durch den Einsatz solcher
Tools in unserem Bereich können wir viel mehr über die
Ursachen von Hörverlust erfahren und herausfinden, welche
Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen werden können und
wie sich Hörhilfen auf unterschiedliche Leistungsvariablen
des Menschen auswirken.
STARKEYPRO.DE
35
Meine Strategie
Das Fitnessprogramm meiner Praxis wirkt dem Costco-Exodus
mit einem „Dienstleister-Effekt“ entgegen, der gesellschaftliche
Netzwerke dahingehend beeinflussen soll, Fachwissen und
umfassenden Kundenservice im Rahmen einer umsichtigen
Verbraucherentscheidung zu bevorzugen. In einem sehr
kleinen Maßstab wendet meine Internet-Kommunikation die
80-zu-20-Regel zur Strukturierung meines Praxiszirkels über
ein Netzwerk von miteinander verbundenen Patienten und
persönlichen Empfehlungen an. Im engsten Kreis finden sich
meine Patienten und Menschen, die mich weiterempfehlen.
Viele gehören den gleichen Bekanntenkreis an, einige gehen
zu denselben Ärzten und alle kennen mich und meine Praxis
persönlich.
Meinungsmacher lesen die Internet-Beiträge, kommen
regelmäßig in die Praxis und haben eine gute Beziehung
mit ihrem Hörvermögen, ihren Hörgeräten und mit mir.
Andere sind gesellschaftlich weniger integriert und lesen
meine Beiträge eher selten. Sie kommen in der Regel
nur bei Problemen in die Praxis und unsere Gespräche
drehen sich hauptsächlich um ihre Hörfähigkeit oder ihre
Frustration mit dem Hörgerät. Diese Patienten haben wenig
Zeit oder Interesse, neue Kenntnisse aufzunehmen oder zu
vermitteln. Hier sehen Sie die 80-zu-20-Regel in dem kleinen
epidemiologischen Experiment, das in meiner Praxis läuft.
Die Internet-Kommunikation dient allerdings nicht nur der
Strukturierung meines Praxisnetzwerks. Sie dient auch der
Erweiterung des Zirkels und erzeugt neue Einflussbereiche –
soziale Metastasierung in Aktion. Die Beiträge und Newsletter
erreichen auch Menschen, die niemals in meine Praxis
kommen werden, aber Neues zum Thema Hören erfahren
und durch Weitergabe der Beiträge und E-Mails an andere
vermitteln (Abbildung 2).
UND WIE KLAPPT DAS ALLES?
Wie ein guter Ökonom auf diese Frage antworten würde:
„Es kommt darauf an“. Einerseits wird die Praxis nicht gerade
von neuen Patienten überrannt, andererseits sehe ich in meiner
Praxis relativ viele Meinungsmacher aus unterschiedlichen
gesellschaftlichen Netzwerken und nur einige wenige
Ausreißer und Sparfüchse, die auf herkömmliche Werbung
ansprechen. Ich werte das als moderaten Erfolg.
Weitere Erfolgsmaßstäbe sind ein exponentielles Wachstum
meiner Leserschaft und eine große Zahl regelmäßiger Leser
(Abbildung 3). Im Juli 2009 begann mein Praxis-Blog mit
gerade mal sechs Aufrufen insgesamt. Im April 2014 waren
es 5000 Aufrufe von 4000 Besuchern. Interessierte Menschen
können sich für das Thema Hören begeistern.
Laut Leserstatistik sind wissbegierige Leser mehr am Thema
Ohren als am Thema Hörvermögen interessiert. Abbildung 4
zeigt die ranghöchsten Suchbegriffe, die Besucher im letzten
Jahr auf die Webseite geführt haben. Interessanterweise – und
etwas beunruhigenderweise – hat die Mehrzahl der Besuche
nur wenig mit dem Thema Hören zu tun. Aber der erste Schritt
ist es, sie durch die Tür zu bekommen, weshalb ich dieses
Ergebnis als halben Erfolg werte.
Abbildung 2: Globale Reichweite des Praxis-Blogs nach einem Jahr
36
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Blick in die Zukunft
Literatur
Es ist ein kleiner Start. Es gibt viel mehr, was wir alle tun
können und was einige von uns tun werden (man erinnere
sich an die 80-zu-20-Regel!). Unser kurzfristiges Ziel ist es,
mehr schwerhörige Menschen früher mit Hörverstärkung zu
versorgen, um ihre Lebensqualität zu verbessern und unser
Feld zu stärken. Dieses Ziel ist erreichbar, wenn wir unsere
Praxisinformationen beispielsweise über E-Mail-Newsletter
gezielt und regelmäßig vermitteln.
Azad, K. (2007). Understanding the Pareto Princiople (The 80/20 Rule).
Retrieved from http://betterexplained.com/articles/understanding-the-paretoprinciple-the-8020-rule/
Unser langfristiges Ziel ist die Nutzung sozialer Netzwerke,
um das Risiko von Hörverlust durch Änderung hochriskanter
Verhaltensweisen, einschließlich Lärmbelastung, zu reduzieren.
Dieses Ziel kann durch umfassende, konsistente Informationen
über die Risiken und Wiederherstellung der Hörgesundheit über
ein möglichst breites Mediennetz (z. B. Blogs) erreicht werden.
Dank Internet können wir unsere Botschaft schneller und weiter
verbreiten, als dies in der Vergangenheit möglich war. Ich
persönlich hoffe, dass privat praktizierende Hörgeräteakustiker
die Initiative ergreifen werden, sich als Meinungsmacher
zentral in diesem immer größer werdenden Internetzirkel
zu positionieren.
Lin, F.R., Metter, J., O’Brien, R., Resnick, S., Zonderman, A., & Ferrucci, L. (2011).
Hearing Loss and Incident Dementia. Archives of Neurology, 68(2), 214-220.
Centers for Disease Control and Prevention. (2014). National Health and Nutrition
Examination Study. Aufgerufen unter http://www.cdc.gov/NCHS/NHANES.htm
Chung, S.D., Chen, P.Y., Lin, H.C., & Hung, S.H. (2014). Sudden Sensorineural
Hearing Loss Associated with Iron-Deficiency Anemia: A Population-Based Study.
Journal of the American Medical Association Otolaryngology Head Neck Surgery,
(Early online).
Lin, F.R., Yaffe, K., Xia, J., Xue, Q., Harris, T., Purchase-Helzner, E., … Simonsick, E.
(2013). Hearing Loss and Cognitive Decline in Older Adults. Journal of the American
Medical Association Internal Medicine, 173(4), 293-299.
National Institute on Aging. (2014). Baltimore Longitudinal Study on Aging.
Aufgerufen unter http://www.blsa.nih.gov/
New England Research Institutes. (2014). Advanced Cognitive Training for
Independent and Vital Elderly. Retrieved from http://clinicaltrials.gov/show/
NCT00298558
Pichora-Fuller, M.K. (2014) What the ACTIVE Trial Means for Audiology.
Journal of the American Geriatric Society, 62(1), 16-24.
Wikipedia. (2014). Aufgerufen unter http://en.wikipedia.org/wiki/Pareto_principle
Abbildung 3: Blog-Leserschaft
Abbildung 4: Am meisten gelesene Blog-Beiträge
STARKEYPRO.DE
37
Besondere Bedürfnisse junger
hörgeschädigter Berufstätiger
bei der Versorgung erfüllen
Joanie Davis, Au.D.
N
ichts ist frustrierender als einem
Kunden mitteilen zu müssen, dass
er die gewünschte Bauform des
Hörgeräts nicht tragen kann, weil
dessen Leistung nicht ausreicht. Es bricht mir
TECHNOLOGIE-REVIEW
das Herz, wenn ich die Enttäuschung auf dem
38
Gesicht eines Patienten sehe, nachdem ich
sagen musste: „Es tut mir sehr leid, aber diese
Bauform eignet sich nicht für Ihren Hörverlust.
Eine Bauform mit größerem Gehäuse oder einem
weniger unsichtbaren Schlauch und größerem
Hinter-dem-Ohr-Gerät wird Ihnen jedoch zur
gewünschten Hörfähigkeit verhelfen.“ Hörverlust
ist frustrierend genug, auch ohne die zusätzliche
Peinlichkeit eines deutlich sichtbaren Hörgeräts.
Diese Tatsache gilt verstärkt in meiner Praxis,
in der ich zahlreiche Berufstätige und junge
Erwachsene mit Hörsystem versorge.
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Glücklicherweise muss ich dank Starkey Hearing
Technologies diese Feststellung, auf die meine Kunden so
niedergeschlagen reagieren, so gut wie nie mehr treffen.
Die folgenden drei Fallstudien sind Beispiele dafür,
dass wir als Hörgerätespezialisten in der Lage sind,
selbst Kunden mit hochgradiger Schwerhörigkeit so zu
versorgen, dass sie mit ihrem Aussehen und Auftreten
zufrieden sind. Darüber hinaus leiden diese drei Kunden
bereits seit ihrer Kindheit an Hörverlust und haben im Laufe
ihres Lebens Erfahrungen mit verschiedenen Hörsystemen
gesammelt, was sie zu kundigen Käufern macht.
Schließlich führen alle drei Kunden ein aktives Leben
und kommunizieren täglich in äußerst anspruchsvollen
Hörsituationen.
Die Kunden in diesen Fallstudien wurden mit Hilfe von
Real-Ear-Messungen versorgt, um eine angemessene
Anpassung sicherzustellen. Sie füllten vor und nach
der Anpassung Fragebögen in der Praxis aus, konnten
die Geräte 30 Tage lang ausprobieren und nahmen
während der Probezeit einmal wöchentlich an
Nachsorgeuntersuchungen im Fachgeschäft teil. Ich
hoffe, dass die Fallstudien dazu beitragen werden, dass
jede verfügbare Möglichkeit ausgeschöpft wird, um den
Wünschen und Bedürfnissen einer jüngeren Population von
hörgeschädigten Erwachsenen mit aktivem Lebenswandel
gerecht zu werden. Die Fallstudien veranschaulichen
zudem die Erleichterung und Freude, wenn jemand
endlich in der Lage ist, den durch Verständigungshürden
entstandenen Stress abzubauen.
Abbildung 1: Bobs Audiogramm. Knochenleitungsschwellenbei 250 Hz und 500 Hz
stellen die maskierten Ergebnisse
Fallstudie 1: BOB
Bob ist ein 52-jähriger Patient mit binauraler primärer
Schallempfindungsschwerhörigkeit, die im linken Ohr
gering- bis hochgradig und im rechten Ohr mittel- bis
hochgradig ist (Abb. 1). Seine Worterkennungsfähigkeit ist
sehr schlecht im linken Ohr (52 Prozent) und schlecht im
rechten Ohr (68 Prozent). Als Bob fünf Jahre alt war, zog
er sich eine Virusinfektion zu, die zum Hörverlust führte.
In seinem Beruf als Atemtherapeut ist er sehr erfolgreich
und wurde aus 33.000 Mitarbeitern im Krankenhaus
zum Mitarbeiter des Jahres gekürt. Er hat extrem lange
Arbeitszeiten in einer sehr lauten Krankenhausumgebung.
Ein Großteil seiner Tätigkeit besteht darin, Herztöne
und Atemgeräusche abzuhören. Bedauerlicherweise
wird die Arbeit für Bob aufgrund seines fortschreitenden
Hörverlusts immer schwieriger. Er kann nicht mehr in der
Traumaversorgung arbeiten, weil es dort besonders darauf
ankommt, den Zustand des Patienten schnell zu beurteilen,
eine präzise Diagnose zu stellen und über die richtige
Behandlung zu entscheiden. Bei seinem ersten Besuch in
meinem Fachgeschäft trug er fünf Jahre alte Hinter-demOhr (HdO)-Hörgeräte. Er erklärte mir seine Situation wie
folgt: „Ich muss meine Hörgeräte herausnehmen und in die
Tasche meines Kittels stecken und den Patienten dann mit
einem Stethoskop mit Verstärkung abhören, bevor ich meine
Hörgeräte wieder einsetze. Dadurch entstehen gleich mehrere
Probleme: Erstens ist das Immunsystem mancher Kunden
beeinträchtigt und die Handhabung meiner Hörgeräte ist
aus Gründen der Infektionskontrolle nicht empfehlenswert.
Zweitens wundern sich meine Kunden über den Quietschton
aufgrund der Rückkopplung. Drittens können die Kunden
nicht mit mir sprechen, solange ich meine Hörgeräte nicht
trage. Aus diesen Gründen brauche ich viel länger bei
meiner Arbeit.“
Bob brauchte Leistung, Klarheit und einen Frequenzsenkenden
Algorithmus. Außerdem war Feuchtigkeitsbeständigkeit
ein wichtiger Punkt, da er bei der Arbeit wegen der hohen
Aktivität und hohen Luftfeuchtigkeit in Florida stark transpiriert.
Bob benötigte zudem ein Hörgerät, das ein Stethoskop mit
Verstärkung unterstützen könnte. Dazu musste sein Hörgerät in
der Lage sein, einen so tiefen Frequenzbereich zu verstärken,
dass Herztöne und Atemgeräusche erfasst würden, wobei
die Atemgeräusche am wichtigsten waren (Bankaitis, 2010).
Die Frequenzen von Atemgeräuschen liegen im Bereich von
70 bis 4000 Hz, wobei die wichtigsten Geräusche für eine
Differenzialdiagnose zwischen 200 und 600 Hz liegen.
Herztöne liegen im Bereich von 20 bis 650 Hz, wobei
der wichtigste Frequenzbereich zur genauen Beurteilung
der Herzfunktion bei 70 bis 120 Hz liegt (Noland, 2009;
Cardionics, 2008).
Bob wurden Hörgeräte mit externem Hörer (RIC) der Wi
Series™ i110 und individuell gefertigte Absolute Power
Passstücke mit integriertem Hörer in beiden Ohren angepasst.
Die Wi Series wurde der 3 Series vorgezogen, da Bob die
Batteriegröße 13 für eine optimale Lebensdauer der Batterie
bevorzugte. Der Grad an Klarheit, den Bob mit aktiviertem
Spectral iQ in seiner Arbeitsumgebung wahrnehmen konnte,
war erstaunlich. Gemäß der Empfehlung im Fachbeitrag
Prescription of Spectral IQ (2012) von Starkey Hearing
Technologies wurde die optimale Verstärkung und Bandbreite
mittels S-Test mit Live-Stimme in der Praxis ermittelt. Bob ist
außerdem besonders an hoher Leistung interessiert und wir
konnten bei der Anpassung nicht nur die Rückkopplung
eliminieren, sondern auch eine Verstärkungsreserve einbauen.
Die Tatsache, dass seine Hörgeräte praktisch unsichtbar sind
(siehe Foto), war ein zusätzlicher Bonus, von dem Bob in der
Vergangenheit noch nie profitiert hatte.
STARKEYPRO.DE
39
Abbildung 2: Cardonics E-Scope II
Bob probierte drei verschiedene Stethoskope mit Verstärkung
aus. Das erste Stethoskop hatte eine Sichtanzeige, mit deren
Interpretation Bob nicht vertraut war. Es war ihm lieber,
sich bei der Diagnose von Atembeschwerden allein auf
sein Gehör zu verlassen, da er es so gewohnt war. Beim
zweiten Stethoskop, das wir ausprobierten, musste Bob
weiterhin seine Hörgeräte herausnehmen, da es keinen
Audioausgang hatte. Das letzte Stethoskop, das Cardionics
E-Scope II für Hörgeschädigte, war ein Erfolg auf der ganzen
Linie (Abb. 2). Es gab zwei Optionen für die Verbindung
mit den Hörgeräten. Einerseits konnten wir Herztöne und
Atemgeräusche über Bobs SurfLink® Mobile drahtlos an das
Hörsystem übertragen. Andererseits konnten wir Induktion
über die Telefonspule nutzen. Das perfekte Szenarium für Bob
fand sich, als wir eine extrem leichte Induktionsschlinge an
das E-Scope anschlossen und Bob die Schlingen innerhalb der
Hörgeräte direkt am Kopf trug. Sie waren nahezu unsichtbar
und Bob war mit einem einzigen Fingerdruck auf eines der
Hörgeräte in der Lage, die Telefonspule in beiden Ohren
zur Diagnose und Behandlung seiner Patienten zu nutzen.
Um ausreichend Verstärkung für Atemgeräusche zu erhalten,
mussten die tiefen Frequenzen im Telefonspulenprogramm
verstärkt werden. Im Gegensatz zu anderen Herstellern
haben die Wi Series i110 Hörsysteme von Starkey Hearing
Technologies zum Glück einen Frequenzbereich, der bis
200 Hz reicht, sodass die wichtigsten Atemgeräusche
erfasst werden konnten, die Bob hören muss. Er konnte
auch die wesentlichen Herztöne für seine Arbeit hören.
Der Gesichtsausdruck von Bob, als er seine Hörgeräte
zusammen mit dem Stethoskop mit Verstärkung an seiner
Frau ausprobierte, war unbezahlbar. Er konnte ihre Stimme
selbst mit der Hand vor dem Mund klar verstehen und die
Herztöne und Atemgeräusche mit seinem Stethoskop mit
Verstärkung lauter und klarer als je zuvor hören. Nach
eigener Aussage fällt ihm seine Arbeit jetzt viel leichter.
Da er nicht mehr mit Hörschwierigkeiten zu kämpfen hat,
kann er sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren und
ist am Ende des Tages viel weniger erschöpft.
Fallstudie 2: JESSE
Jesse ist ein 29 Jahre alter Patient mit angeborener primärer
Schallempfindungsschwerhörigkeit, die im linken Ohr geringbis hochgradig und im rechten Ohr mittel- bis hochgradig
schwerhörig ist, und schlechter Worterkennungsfähigkeit
(68 Prozent) in beiden Ohren (Abb. 3) vorweist. Bei seinem
ersten Besuch in meinem Fachgeschäft trug er drei Jahre alte
Im-Ohr-Hörgeräte (CIC) von einem anderen Hersteller. Er hatte
sich schon in zwei anderen Geschäften umgesehen und die
Preise von Hörgeräten dieses Herstellers verglichen, weil er
an ihre Klangqualität gewohnt war und seit seiner Kindheit
diese Marke trug. Da auch Jesse besonders an hoher Leistung
interessiert ist, motivierte ich ihn zum Herstellervergleich, denn
Starkey Hearing Technologies ist bei hohem Leistungsbedarf
immer meine erste Wahl. Außerdem arbeitet Jesse als Kellner
40
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
im Hard Rock Café und Hintergrundgeräusche sind für ihn
besonders problematisch. Ich wies darauf hin, dass man ein
Hörgerät mit externem Hörer ausprobieren könnte, aber Jesse
antwortete sofort: „Ich weiß, dass es besser geeignet wäre,
aber das geht auf keinen Fall! Ich will nicht, dass jemand
meine Hörgeräte sieht.“
Er gab sich sehr geschäftsmäßig und es war offensichtlich,
dass dies nicht sein erster Hörgerätekauf war. Er wollte
lediglich über Preise sprechen und das Ganze so schnell
wie möglich abschließen. Unser erstes Gespräch endete
mit einem Austausch über Gratisbatterien. Jesse erklärte:
„Ich zahle nie für Batterien für mein Hörgerät. Ich bin der
Meinung, dass ich nicht fürs Hören bezahlen muss. Ich weiß,
Abbildung 3: Jesses Audiogramm
ich sollte das lockerer sehen, und meine Mutter [auch meine
Kundin] sagt, dass ich darüber hinwegkommen muss, um
ein zufriedenes Leben zu führen, aber im Moment kann ich
das einfach nicht.“ Laut Kaland und Salvatore (2002) kann
es bei Personen mit Hörverlust zu Verdruss, Verleugnung,
Vereinsamung, sozialem Rückzug, Erschöpfung und
Depression kommen. Für eine erfolgreiche Rehabilitation muss
insbesondere bei einem Kunden wie Jesse unbedingt auch
auf die Emotionen im Zusammenhang mit dem Hörverlust
eingegangen werden. Ich nahm seine Gefühle und Frustration
zur Kenntnis, gab ihm Gelegenheit, sich alles von der
Seele zu reden, und versicherte ihm, dass die Zeit Wunden
heilen kann. Schließlich folgte ich seinen Wünschen und
Bedürfnissen bei der Versorgung mit geeigneten Hörsystemen.
Einsatz: Bei der Beratung im Rahmen der Praxisarbeit
handelt es sich oft um den wichtigsten Beitrag zur
Rehabilitation des Gehörs. Hörgeräteakustiker haben
häufig Bedenken, die emotionalen Aspekte des
Hörverlusts mit ihren Kunden zu besprechen. Ein offenes
Gespräch über die Auswirkungen des Hörverlusts auf
das Leben des Kunden, sowohl unter praktischen als
auch emotionalen Gesichtspunkten, kann jedoch zu
einer weitaus erfolgreicheren Rehabilitation führen.
Jesse verglich die CIC-Geräte der Spitzenklasse seines
bevorzugten Herstellers mit den unsichtbaren SoundLens™
Gehörgangsgeräten (IIC) von Starkey Hearing Technologies.
Am Ende war die Entscheidung allerdings ganz klar.
Jesse war begeistert von der Gestaltung und Klangqualität
des SoundLens Hörsystems von Starkey Hearing
Technologies und wusste die zusätzliche Unterdrückung von
Hintergrundgeräuschen durch Voice iQ™2 besonders zu
schätzen. Zudem erzielte er die gewünschte Leistung ohne
Rückkopplung. Jesse hat seine Hörschädigung wahrscheinlich
immer noch nicht ganz akzeptiert, aber die Gewissheit,
einen sicheren und komfortablen Ort zur Behandlung seines
Hörverlusts aufsuchen zu können, sowie die bemerkenswerte
Klangqualität, Leistung und Gestaltung der Produkte von
Starkey Hearing Technologies helfen ihm dabei, die Gefühle,
mit denen er zu kämpfen hat, etwas erträglicher zu machen.
Ich bin davon überzeugt, dass er sich in naher Zukunft mit
seinem Hörverlust arrangieren wird – unterstützt durch sein
gestärktes Selbstbewusstsein, weil er gut hören kann und
niemand seine Hörgeräte sehen kann.
Abbildung 4: SoundLens von Starkey Hearing Technologies
STARKEYPRO.DE
41
Abbildung 5: Paddys Audiogramm
Fallstudie 3:
FEARGUS (SPITZNAME: PADDY)
Paddy ist ein 59-jähriger Trauertherapeut im Hospiz. In
seiner Freizeit fährt er am liebsten Motorrad. Er leidet an
mittel- bis hochgradiger Schallempfindungsschwerhörigkeit
mit schlechter Worterkennungsfähigkeit (64 Prozent) in
beiden Ohren (Abb. 4). Sein Hörverlust wurde bereits
vor der Geburt verursacht, da seine Mutter während der
Schwangerschaft Röteln hatte. Seine Arbeit erfordert, dass
er viel Zeit am Telefon verbringt, sowohl im Festnetz als auch
per Mobiltelefon. Bei seinem Besuch in meinem Fachgeschäft
ging es ihm vor allem darum, beim Telefonieren, bei
Hintergrundgeräuschen und bei der Beratung besser hören zu
können. In seinen eigenen Worten: „Ich weiß, dass Gott einen
Sinn für Humor hat, denn er hat mich zu einem schwerhörigen
Trauertherapeuten gemacht.“ Er trug drei Jahre alte RICHörgeräte eines anderen Herstellers, die er immer noch
abzahlte. Unglücklicherweise hatte sich der Hörer am rechten
Hörgerät gelöst und das Hörgerät ging verloren. Dieser
Verlust war zwar ärgerlich, aber es waren bereits vorher
ständig Reparaturen an diesen Hörgeräten nötig gewesen,
da er in der hohen Luftfeuchtigkeit in Florida und aufgrund
seines aktiven Lebensstils stark transpirierte. Daher war er
ziemlich frustriert.
Abbildung 6: Xino i100 Mikro-RIC von
Starkey Hearing Technologies mit Absolute
Power Passstück und SurfLink Mobile
42
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Paddy brauchte ein robustes, stabiles Hörgerät mit guter
Feuchtigkeitsbeständigkeit, hochwertiger Klangverarbeitung
für das Sprachverständnis in lauter Umgebung und
drahtloser Verbindung zum Mobiltelefon für Klarheit. Ihm
wurden ein Paar Xino i110 Mikro-RIC-Geräte mit Absolute
Power Passstücken und SurfLink Mobile angepasst (Abb.
6). Paddy kam jede Woche zur individuellen Einstellung
der Hörgeräte in das Fachgeschäft. Am Ende hatten
wir vier separate Programme für alltägliches Hören,
Telefonieren, Motorradfahren und Hintergrundgeräusche
gespeichert. Paddy wusste die verschiedenen Funktionen
seiner neuen Hörgeräte besonders zu schätzen. Durch
Voice iQ2 wurde das Hören in lauter Umgebung einfacher
und das benutzerdefinierte Telefonprogramm reduzierte
die Verstärkung im anderen Ohr automatisch, um
Hintergrundgeräusche und Ablenkungen zu verringern. Beim
Motorradfahren verwendete er ein Stummschaltungsprogramm
mit geringer Verstärkung, um Umgebungsgeräusche
wie Autohupen hören zu können. Das Programm für
Hintergrundgeräusche nutzte ein feststehendes Richtmikrofon
für höchstmögliche Klarheit in geräuschvollen Situationen.
Zudem war er begeistert, dass die kleinen Hörgeräte sowohl
mit einer Speicherfunktion als auch mit einem Lautstärkeregler
ausgestattet waren, da seine alten Hörgeräte keine
Lautstärkeregelung hatten.
Paddys Hörverlust stellte daraufhin bei der Arbeit kein allzu
großes Hindernis mehr dar. Gespräche am Mobiltelefon
wurden durch SurfLink Mobile einfacher und bei der Beratung
seiner Patienten sorgte das Remote-Mikrofon dafür, dass die
Verständigung erheblich besser war. Wenn er das Mikrofon
auf die Schreibtischkante stellte, wurden die oft gedämpften
Stimmen seiner Patienten direkt in seine Ohren übertragen.
Rodemerk und Galster (2013) wiesen eine signifikante
Verbesserung des Sprachverständnisses in lauter Umgebung
durch den Einsatz des Remote-Mikrofons im SurfLink Mobile
nach. Paddy konnte auch beim Essen im Restaurant mit seiner
Frau entsprechende Verbesserungen feststellen.
Durch die Erhöhung von Paddys Hörfähigkeit trugen wir
auch zur Verbesserung seiner beruflichen Leistung bei, was
wiederum seinen Patienten zugute kam.
SCHLUSSFOLGERUNG
Alle drei Fallstudien zeigen die Notwendigkeit, jüngere
Erwachsene mit Hörverlust angemessen zu versorgen.
Die Rehabilitation dieser Patientengruppe kann für
Hörgeräteakustiker eine besondere Herausforderung
darstellen, da es sich hierbei um aktive Menschen mit
individuellen Bedürfnissen handelt. Ihre Arbeit, sozialen
Kontakte, Freizeitgestaltung und dynamischen Umgebungen
zwingen Hörgeräteakustiker dazu, höchstmögliche Kreativität
an den Tag legen zu müssen und aus ihrer Trickkiste
zu zaubern sowie durch einfühlsame Beratung einen
erfolgreichen Rehabilitationsplan für jeden einzelnen Kunden
zu erstellen. Starkey Hearing stellt zum Glück die Geräte zur
Verfügung, mit denen wir die Hörfähigkeit optimal verbessern
und das Leben unserer Kunden positiv verändern können.
Die erfolgreiche Rehabilitation der Hörfähigkeit führte bei
den Kunden in allen drei Fallstudien zu mehr Energie, einer
höheren Lebensqualität und mehr Selbstbewusstsein.
Literatur
Bankaitis, A.U. (2010). Amplified stethoscope options for professionals with hearing
loss. Audiology Online. Aufgerufen unter http://www.audiologyonline.com/
articles/amplified-stethoscope-options-for-professionals-860
Cardionics. (2008). Use of Phonak Savia hearing aids with E-Scope electronic
stethoscope. Technical Information Bulletin (No. E-7710) Aufgerufen unter
http://www.cardionics.com.
Kaland, M. & Salvatore, K. (2002). The psychology of hearing loss.
The ASHA Leader.
Noland, M. (2009). Stethoscopes and hearing aids. Cardionics, Technology
Paper. Aufgerufen unter http://www.cardionics.com.
Rodemerk, K., & Galster, J. (2013). Evaluation of SurfLink Mobile remote
microphone technology. Innovations, 3(4), 4-9.
Starkey Hearing Technologies. (2012). The prescription of Spectral iQ. Starkey
Hearing Technologies, Technology Paper. Aufgerufen unter https://starkeypro.com/
resources/starkey-evidence/technical-papers.
STARKEYPRO.DE
43
Patti Ramos, Au.D., gibt einen
EINBLICK
IN
EFFIZIENTE PRAXISFÜHRUNG
WERKZEUGE & RESSOURCEN
Z
44
Zeit ist kostbar in einer voll ausgelasteten HörgerätePraxis. Jeder Praktiker, ob in einer ausgelasteten
Gemeinschaftspraxis oder in einer eigenen Praxis,
hat Probleme damit, genug Zeit mit Patienten zu
verbringen, um auf ihre Bedürfnisse eingehen zu
können, und gleichzeitig einen effizienten Praxisbetrieb
aufrechtzuerhalten. Die Idee, Assistenten einzustellen,
die unsere Produktivität erhöhen, fällt bei manchen auf
fruchtbaren Boden, andere fühlen sich jedoch bedroht.
Innovations führte ein Gespräch mit Patti Ramos, Au.D.,
Director of Audiology and Rehabilitative Services bei
ENT Hearing Associates of South Florida, P.A., über
ihre Erfahrungen. Wir waren an ihrer Perspektive
besonders interessiert, da sie in einer interdisziplinären
Gemeinschaftspraxis mit und ohne Hilfe von Assistenten
gearbeitet hat.
IN (Innovations): Dr. Ramos, beschreiben
Sie bitte zunächst Ihre Praxisstruktur und
weshalb der Einsatz von Audiologie-assistenten
in Ihrer Praxis erforderlich wurde.
PR (Patti Ramos): Wir haben vor Jahren
damit begonnen, unsere Empfangsmitarbeiter
in bestimmten Aufgaben zu schulen,
beispielsweise Batteriewechsel und einfache
Fehlerbehebung bei Hörgeräten. Dadurch
verbesserte sich unser Kundenservice,
da die Patienten nicht mehr so lange
warten mussten. Zudem konnten die
Empfangsmitarbeiter einen kleinen, aber
aktiven Beitrag zur Patientenversorgung
leisten. Die Rolle der Empfangsmitarbeiter
wurde nach und nach durch zusätzliche
Verwaltungsaufgaben erweitert. Dazu
gehörten die Verwaltung unseres
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Dennis Van Vliet, Au.D., USA
Hörgeräteprogramms, Produktbestellungen, Ein- und Ausgang
von Bestellungen, Garantieverlängerungen, Rückrufe –
alles, was nicht direkt zur Patientenversorgung gehörte.
Vor etwa fünf Jahren kamen Sorgen über zwei wesentliche
Veränderungen auf: Die Tatsache, dass die Kostenerstattung
für Diagnosetests aufgrund von Kürzungen bei Medicare
und privaten Versicherungen immer weniger wurde, und die
Tatsache, dass sich ein Mangel an qualifizierten lizenzierten
Audiologen abzeichnete, die wir für unsere Audiologiepraxis
benötigen. Es wurde klar, dass wir etwas unternehmen
mussten, um unser klinisches Personal effizienter einsetzen
zu können und durch Assistenten zu unterstützen.
Audiologieassistent Kevin Ramos hilft Audiologin
Amy Holyfield bei der Vorführung des Halo
Made for iPhone® Hörsystems und der TruLink™
App auf dem iPhone® und iPad® eines Patienten.
IN: Wie haben Ihre Mitarbeiter darauf reagiert?
PR: Wie Sie sich vorstellen können, gab es auf das
IN: Auf welche Weise helfen die Assistenten den
Fachkräften?
PR:
Konzept verschiedene Reaktionen. Es ist normal, dass
Es begann damit, dass die Audiologieassistenten den
Veränderungen von einem Element der Angst begleitet
Patienten im Wartezimmer begrüßten, in das Sprechzimmer
sind, vor allem wenn es darum geht, Aufgaben, die
führten, einige grundlegende Fragen zur Anamnese stellten
normalerweise von einer lizenzierten Fachkraft durchgeführt
und den Patienten sowie
werden, an eine Hilfskraft
das Untersuchungszimmer
zu übertragen. Es ist die
vorbereiteten. Mit
Es wurde klar, dass wir etwas
Angst vor Veränderung,
zunehmender Erfahrung
die Angst, dass man
sie immer mehr an
unternehmen mussten, um unser klinisches wurden
Fachkräfte ersetzen will,
der direkten Versorgung
und natürlich einfach
beteiligt. Jetzt nehmen sie
Personal effizienter einsetzen zu können
auch die Angst vor
am Patientenbesuch teil und
und durch Assistenten zu unterstützen.
dem Unbekannten. Als
werden als Teammitglieder
Leiterin der Praxis war mir
vorgestellt. Die Patienten
bewusst, dass es darauf
werden darüber
ankam, unsere Mitarbeiter ehrlich und geradeheraus über
informiert, dass der Audiologe in der Praxis ist, aber dass
unsere Pläne zu informieren. Wir begannen mit einer
der Audiologieassistent einen Großteil der Ausrichtung der
kleinen Gruppe von Fachkräften, die von der geplanten
Hörgeräte und der zugehörigen Einweisung übernehmen wird,
Veränderung begeistert waren oder ihr zumindest offen
beispielsweise Anweisungen zum Einsetzen und Herausnehmen
gegenüberstanden. Wir beschäftigten uns vor allem mit
der Hörgeräte sowie MyStarkey und andere Maßnahmen
unseren Protokollen und den Situationen, in denen das
der Gehörrehabilitation, die zum Behandlungsplan gehören
Team Zeit mit verwaltungstechnischen Aufgaben und
können. Falls eine technologische Vorführung erforderlich ist,
Patientenkontakt verbrachte, die nicht abgerechnet werden
bereitet der Assistent diese vor und hilft dem Audiologen dabei,
konnte. Anhand der erhobenen Daten zur Produktivität und
den Patienten durch den Vorgang zu führen.
Patientenzufriedenheit konnten wir an Beispielen zeigen, wie
professionell und effizient der Einsatz von Assistenten für die
Praxis sein könnte.
Unterstützen die Assistenten den Audiologen
“
“
IN:
auch bei Diagnoseaufgaben?
IN: Und was ist mit Zulassungsbeschränkungen?
PR: Die Zulassungsbestimmungen sind in den
verschiedenen Bundesstaaten unterschiedlich. In Florida
werden Assistenten zertifiziert und unterstehen einer
geregelten Dienstaufsicht. Ihre Kompetenzen werden
regelmäßig überprüft und der zulässige Tätigkeitsbereich
ist genau definiert.
PR: Ja, einige unserer Assistenten führen unter der
Aufsicht eines Audiologen Vestibularisprüfungen durch. Die
Ergebnisse werden dann vom Audiologen ausgewertet. Diese
Arbeitsteilung ist mit den Medicare-Abrechnungsbestimmungen
gut vereinbar und wir können selbst bei eingeschränkter
Kostenerstattung eine umfassende Untersuchung durchführen.
STARKEYPRO.DE
45
IN: Wie sieht die kontinuierliche Weiterbildung der
Assistenten aus?
PR: Sie nehmen an allen Technologie- und
Gruppenschulungen teil, an denen auch die Audiologen
teilnehmen. In Verbindung mit dem ausgezeichneten
Mentoring durch ihre Supervisoren sind sie auf diese
Weise optimal vorbereitet, um als verlängerter Arm unserer
Fachkräfte zu agieren. Sie sind willkommene Mitglieder des
Patientenversorgungsteams und werden von Patienten und
Audiologen gleichermaßen hoch geschätzt.
IN:
Welchen Eindruck haben Sie heute, vier Jahre
nach der Einbindung dieser Assistenten in Ihre Praxis?
PR: Die Zunahme der Flexibilität beim individuellen
Patienten-Management mit Rücksicht auf spezielle Bedürfnisse
und Fähigkeiten zeigt positive Ergebnisse in unseren
Umfragen zur Patientenzufriedenheit. Im Durchschnitt hat sich
die Zeit, die der Audiologe bei der Hörgeräteanpassung im
persönlichen Kontakt mit dem Patienten verbringt, halbiert.
Dadurch ergibt sich die Möglichkeit für andere berechenbare
Tätigkeiten. Infolgedessen arbeiten unsere Audiologen
jetzt viel effizienter und produktiver und wir können mehr
Hörgeschädigten zu einem besseren Leben verhelfen.
Das ist vor allem jetzt hilfreich, da Hörgerätezubehör
eine immer größere Rolle bei der Hörgeräteanpassung
spielt. Die Assistenten sind in der Lage, viel mehr Zeit als
jeder Audiologe für die Konfiguration und Einrichtung von
Zubehörsystemen sowie die Anleitung von Patienten und
ihren Familien aufzuwenden. Gleichzeitig ist aber auch
gewährleistet, dass ein Audiologe zur Stelle ist, wenn ein
Patient einen maßgeschneiderten Behandlungsplan und
fachliche audiologische Anleitung erfordert. Die Patienten
sind im Hinblick auf Wartezeiten in unserer Praxis weniger
frustriert, da sofort jemand für sie da ist, der ihre Fragen
beantworten und ihnen helfen kann. Wir wollten mit dieser
Initiative unsere Patientenversorgung verbessern, die
Patientenzufriedenheit erhöhen und unserem Audiologenteam
ein effizienteres und effektiveres Arbeiten ermöglichen.
Tatsächlich haben wir alle unsere ursprünglichen Ziele weit
übertroffen.
IN: Können Sie uns zum Abschluss mitteilen,
wie Sie die Zahl der Assistenten festgelegt haben?
PR: Nun, diese Entscheidung wurde immer noch nicht
abschließend getroffen. Es hängt zu einem großen Teil von
der Anordnung und Größe der Praxisräumlichkeiten und dem
Patientenstamm in der Praxis ab. Beispielsweise brauchen wir
mehr Hilfe in unseren etablierten, ausgelasteten HörgerätePraxen als in einer neueren Einrichtung, die eher medizinisch
bzw. diagnostisch ausgerichtet ist. Am Anfang dachten
wir an einen Assistenten für eine Gruppe von Audiologen,
zum Beispiel im Verhältnis 1 zu 4. Heute können wir uns
aber sogar vorstellen, in sehr geschäftigen Praxen jedem
Audiologen einen Assistenten zuzuweisen, ebenso wie Ärzte
durch Assistenzärzte bei der Patientenarbeit unterstützt und
zeitlich entlastet werden.
Patricia Ramos, Au.D, praktiziert seit mehr als 30 Jahren als Audiologin in Zusammenarbeit mit Hals-Nasen-Ohrenärzten. Ramos hat
Erfahrungen mit klinischen, rehabilitativen und Verwaltungsaufgaben in eigenständigen HNO-Praxen bis hin zu ihrer heutigen Position bei
ENT Associates of South Florida gesammelt, wo sie eine Abteilung mit 35 Audiologen sowie Audiologieassistenten und Hilfspersonal leitet.
Darüber hinaus ist sie außerordentliche Professorin an der Nova Southeastern University und arbeitet mit Doktoranden aus verschiedenen
Universitätsprogrammen zusammen. Sie hält Vorträge und hat nationale und internationale Veröffentlichungen zu verschiedenen Themen im
Zusammenhang mit Praxis-Management, Klinikbetrieb und audiologischen Dienstleistungen vorzuweisen. Ramos hat einen Doktorgrad von
der University of Florida und einen Master von der East Carolina University.
46
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Mehr als 3500 Fachbesucher nahmen an
der Hearing Innovation Expo im Januar
2014 teil. Alison Vega, Au.D., Inhaberin von
Ascent Audiology & Hearing in Olympia im
US-Bundesstaat Washington, berichtet über
ihre Eindrücke von der Veranstaltung und die
praktische Umsetzung in ihrer Praxis.
IN
(Innovations): Was ist die wichtigste Erfahrung,
die Sie von der Hearing Innovation Expo mit nach
Hause nehmen konnten?
AV
(Alison Vega): Am meisten haben mich bei der Expo
die Redner beeindruckt. Ich kann kaum glauben, dass ich Sir
Richard Branson und die Präsidenten Bill Clinton und George
W. Bush sprechen gehört habe.
Die inspirativen Vorträge helfen mir dabei, neue Ideen für
meine Geschäftsstrategie zu entwickeln. Zum Beispiel hat mir
die Geschichte von Donald Trump, wie er über 100 Millionen
Dollar Schulden hatte und sich wieder aufrappelte, Auftrieb
gegeben, als ich kürzlich einen schlechten Monat hatte.
Plötzlich hatte ich all diese Ideen. Ich dachte mir, das ist eben
mein Job als Unternehmerin: Gründliche Ursachenforschung
und dann macht man einen Plan. Ich schaue mir genau
an, warum ich in diesem Monat keine Hörgeräte verkauft
habe, und dann werte ich die Ergebnisse aus. Muss ich
vielleicht meine Preisgestaltung oder mein Programm ändern?
Muss sich etwas in meiner Praxis ändern? Es ist eine Art
Realitätsprüfung und hilft mir bei der Entscheidung, wie ich
mein Geschäft betreiben sollte.
PRAXIS IM FOKUS
Alison Vega, Au.D., nimmt von der
Hearing Innovation Expo neue Inspiration,
Energie und Verbindungen mit nach Hause
STARKEYPRO.DE
47
Gyl Kasewurm finde ich einfach toll. Ich habe mir ihre
Veranstaltung über die psychologischen Hintergründe einer
Hörgeräteanschaffung angesehen. Sie erklärte einem Kunden
anhand einer Preisliste, dass er mit einem 110-Hörsystem
(Spitzenklasse) in der Lage wäre, in einem Restaurant gut zu
hören. Mit einem 70-Hörsystem (Mittelklasse) wäre er in der
Lage, in ruhiger Umgebung gut zu hören. Wenn man Kunden
erklären und vermitteln kann, was 16 Kanäle wirklich bedeuten –
dass man auch bei Hintergrundgeräuschen gut hören kann – ist
das ein echt überzeugendes Argument.
IN:
Wie hat sich die Blickweise auf Ihre Praxis bzw.
Ihr geschäftliches Handeln verändert?
AV: Die Expo wirkte wie ein Auslöser für Veränderungen.
Sie hat mich daran erinnert, dass ich auch dem Gemeinwohl
diene, dass ich einer Gruppe von Menschen angehöre und nicht
allein auf einer Insel bin. Man wird leicht von den Problemen
und Dramen des eigenen Lebens vereinnahmt. Dort [auf der
Expo] kann man sich mit Kollegen austauschen und neue Ideen
entwickeln, was in meiner Privatpraxis nicht möglich ist.
Ich war früher an einer HNO-Klinik beschäftigt und hatte dort
ein Gefühl der Zusammenarbeit, aber selbst das war nicht
das Gleiche wie Audiologen und Hörgeräteakustiker aus dem
ganzen Land zu treffen und sich darüber auszutauschen, welche
Ideen erfolgreich umgesetzt werden können und welche nicht.
Ich komme energiegeladen zurück. Ich glaube, mein PocketPC fürchtet die Expo, weil ich mit einer Million Ideen nach
Hause komme. In meinem Telefon oder im Büro finde ich kleine
Notizen, die mich an etwas erinnern. Zum Beispiel habe ich
gerade bei Amazon sieben Bücher bestellt, von denen ich auf
der Expo gehört habe. Schade eigentlich, dass wir nur alle zwei
Jahre diese Gelegenheit bekommen. Die Expo gibt mir neuen
Auftrieb!
IN:
Welche Ergebnisse aus den Veränderungen,
die sie seit der diesjährigen Hearing Innovation Expo
vorgenommen haben, können Sie benennen?
AV: Das „Concept Office“ hat mich dazu angeregt, mein
Wartezimmer neu zu gestalten. Außerdem habe ich jetzt Apple
TV® im Wartezimmer und probiere gerade aus, wie ich auch das
iPad® verwenden kann. Auf Apple TV zeige ich vor allem eine
Reihe Videos zur Arbeit von gemeinnützigen Organisationen.
Ich weiß, welche Energie ich meinen Patienten vermitteln will –
ruhig, entspannt, professionell und informativ.
48
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Ich bin begeistert vom Concept Office. Auf der Expo 2012
wurden neue Geräte für Abformungen vorgestellt. Ich hätte
gerne genug Geld, um mir so etwas kaufen zu können! Ich
verschaffe mir gerne Eindrücke der neuen Technologien und
Neuheiten auf dem Markt.
IN:
Was würden Sie jemandem empfehlen, der sich
überlegt, eine zukünftige Expo zu besuchen?
AV: Die Expo ist keine gewöhnliche Tagung. Es handelt
sich dabei nicht um die AAA (American Academy of Audiology)
oder ADA (Academy of Doctors of Audiology), sondern um
etwas ganz anderes. Es werden vertiefende Module in kleineren
Arbeitsgruppen angeboten. Man kann sich zum Beispiel über
die aktuelle Forschung informieren, aber das ist nicht alles.
Es dreht sich alles um unsere Arbeit, was wir für Patienten tun
können, und um den Austausch mit Kollegen und die Erfahrung,
wie wir unsere Arbeit noch besser leisten können.
Ich muss die Expo nicht einfach nur durchexerzieren. An jedem
Tag gibt es etwas, worauf man sich besonders freuen kann.
Man kann sich aus allen möglichen verschiedenen Quellen
informieren. Es gibt viele Vorträge, die einen begeistern können,
und man lernt die Leute kennen, die Hörsysteme herstellen.
Die Expo wirkte wie ein
Auslöser für Veränderungen.
Sie hat mich daran erinnert, dass ich auch
dem Gemeinwohl diene, dass ich einer
Gruppe von Menschen angehöre und nicht
allein auf einer Insel bin.
Ich habe an der Veranstaltung eines Technikers zum Thema
Batterieentladung teilgenommen. Einer meiner Kunden kam in
das Geschäft und wollte wissen, weshalb sich die Batterie in
einem Hörgerät schneller entlädt als beim anderen. Ich konnte
zu diesem Kunden zurückgehen und seine Frage beantworten,
weil ich mit dem zuständigen Techniker gesprochen hatte. Ich
konnte mit meinem Wissen glänzen. Als ich noch mit anderen
Herstellern zusammenarbeitete, hatte ich nicht die Möglichkeit,
mit den zuständigen Technikern zu reden.
STARKEYPRO.DE
49
Manche Leute denken, Starkey Hearing Technologies sei immer noch
die Firma, die es vor 20 Jahren war, dabei ist es heute ein ganz anderes
Unternehmen. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt.
Auf der Expo erfährt man, worum es bei Starkey Hearing
Technologies geht, und lernt die Leute kennen, die das Produkt
herstellen. Wenn man später Fragen hat, kann man gleich
die richtige Person anrufen. Dadurch bin ich in der Lage, das
Produkt besser zu verkaufen, da ich ganz spezifische Fragen
beantworten kann. Ich bin nämlich von Natur aus keine gute
Verkäuferin. Ich kann nichts verkaufen, wenn ich nicht davon
überzeugt bin. Aber bei den Produkten von Starkey kann ich
meinen Kunden ins Gesicht sehen und ihnen sagen, dass sich
ihre 6000 Dollar lohnen, weil es sich um ein hervorragendes
Produkt und ein gutes Unternehmen handelt.
Zum Beispiel hatte einer meiner Kunden eine Frage bezüglich
des Designs des Batterieladegeräts. Er wollte wissen, weshalb
es aus drei Teilen anstelle von zwei Teilen bestand. Ich gab
die Frage an den telefonischen Kundendienst für Audiologen
weiter. Der Kundendienstmitarbeiter sprach daraufhin mit dem
Techniker, der das Ladegerät herstellt, und schickte mir eine
E-Mail mit einer ausführlichen Erläuterung des Designs. Beim
nächsten Termin konnte ich meinem Patienten eine Antwort auf
seine Frage geben und er war beeindruckt. Für mein Image
als Spezialistin war das natürlich Gold wert.
Bei der AAA geht es darum, dass ich meine CEUFortbildungspunkte bekomme und das Programm durchlaufe,
um dann abends mit meinen Freunden gut Essen zu gehen.
Die Expo ist da anders.
IN: Was empfehlen Sie Hörgeräteakustikern, die
nicht an der Expo teilnehmen konnten und die gerne
Informationen der Expo für sich nutzen möchten?
AV: Ich finde, dass die StarkeyPro Website viele gute
Informationen bietet, die ich leider überhaupt nicht nutze.
Irgendwie finde ich nie die Zeit dafür. Aber ich weiß, dass
dort eine Fülle von Informationen wartet. Ich würde ihnen
raten, den Starkey Außendienstansprechpartner auf mögliche
Maßnahmen der Geschäftsunterstützung anzusprechen. Es
wird eine hervorragende Unternehmensberatung angeboten.
IN:
Möchten Sie Ihren Kollegen sonst noch etwas
mitteilen?
AV: Die Expo ist nicht einfach nur eine große Party, wie
manche Leute denken. Wir haben zwar auch Spaß, aber
eigentlich geht es ums Geschäft. Wir konzentrieren uns auf
die Arbeit, damit wir hinterher feiern können. Manche Leute
denken, Starkey Hearing Technologies sei immer noch die
Firma, die es vor 20 Jahren war, dabei ist es heute ein ganz
anderes Unternehmen. Das ist meiner Meinung nach ein
wichtiger Punkt. Die besten Köpfe in der Branche arbeiten
entweder mit Starkey Hearing Technologies zusammen
oder sind bei Starkey Hearing Technologies beschäftigt.
Wenn jemand sich in letzter Zeit nicht mit dem Unternehmen
befasst hat, sollte er das schleunigst nachholen. Starkey
Hearing Technologies ist einer der wenigen Hersteller, die
hinter Audiologen und Hörgeräteakustikern stehen und zum
Thema Onlineverkauf, wichtige Märkte und Einzelhandel klar
Stellung beziehen.
Wenn jemand mehr über Starkey Hearing Technologies
erfahren will, dann ist die Expo der ideale Ort dafür.
Ascent ist ein Partnerprogramm mit dem Ziel, Audiologen und Hörgeräteakustiker
beim Aufbau einer unabhängigen selbständigen Privatpraxis zu beraten und
zu unterstützen. Das Programm umfasst Marktforschung und -entwicklung,
Praxisdesign, Unternehmens- und finanzielle Beratung, Produktunterstützung und
Hilfe bei der Geschäftseinrichtung. Weitere Informationen finden Sie unter www.
AscentHearingCenter.com.
50
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Starkey Deutschland auf Facebook und YouTube
Marina Teigeler, Leitung Marketing/PR, Starkey Deutschland
Tipps und Tricks für Ihr perfektes
Facebook Profil:
• Zwei bis Drei kurze Posts pro Woche veröffentlichen –
gerne mit Bildern, Videos und Links „optisch auflockern“
• Die Posts sollten abwechselnd aus fachlichen oder
unterhaltsamen Inhalt bestehen – für Ihre Zielgruppe
verständlich geschrieben
• Gerne Videos, Posts von der Starkey Germany
Facebook-Seite teilen
• Im Abstand von Drei bis Sechs Monaten ein
Gewinnspiel veranstalten mit Interaktion
ie haben Fragen zu Facebook? Dann treten Sie mit
S
uns in den Dialog: [email protected].
Starkey Facebook Profil unter:
https://www.facebook.com/StarkeyGermany
Starkey Germany auf youTube
Neben Facebook finden Sie Starkey Germany
jetzt auch auf YouTube. Seit Januar 2014 finden
Sie hier deutscheFilme zur Starkey Stiftung, zu
unserem Zubehörprodukt SurfLink Mobile, dem
Made for iPhone HörSystem Halo und viele
weitere Videos für Ihre Webseite/Wartebereich/
Social Media Kanal. Der Starkey Germany
YouTube Kanal wird kontinuierlich durch weiteres
Filmmaterial aufgestockt.
ie deutschen Starkey Filme können
D
Sie auf der Media Downloadseite unter:
http://www.starkeypro.de/mediadownloads
runter laden.
SOCIAL MEDIA CORNER
Seit November 2013 ist Starkey Deutschland auch
auf Facebook mit einem Profil vertreten. Sie finden
uns über die Facebook Suchfunktion unter „Starkey
Germany“. Hier finden Sie Beiträge zu unseren
Produkten, Veranstaltungen, wie z.B. unseren Starkey
Hörtrailertag, Gewinnspiele, allgemeine Tipps
zur Pflege und Reinigung von Hörgeräten, interne
Einblicke unserer täglichen Arbeit, Kundenstimmen,
Informationen zur Starkey Stiftung und vieles mehr.
Mit mehr als 2.500 Fans sind wir im Wettbewerb mit
allen anderen Hörgeräteherstellen in Deutschland auf
Platz 1. Sie haben ein eigenes Profil und präsentieren
sich auch auf Facebook? Dann nutzen Sie unsere
Seite – zwei bis dreimal die Woche finden Sie hier
neue Themenbeiträge.
STARKEYPRO.DE
51
SOCIAL MEDIA EXPERTENRUNDE
Drei Hörgeräteakustiker diskutieren
die Nutzung sozialer Netzwerke
für ihre Praxis
SOCIAL MEDIA CORNER
Ryan Mathre
52
D’Anne Rudden, Au.D.
Melody Martin, Ph.D., Au.D.
BEI DER HEARING INNOVATION EXPO
2014 HATTE ICH DAS VERGNÜGEN,
IN DER SOCIAL MEDIA IMPACT
LOUNGE ZU ARBEITEN.
Hier half ich Teilnehmern bei der Einrichtung
ihrer Konten in sozialen Netzwerken und erläuterte
die Verwendung von Social Media. Und vor
allem wurde immer wieder diskutiert, weshalb
die Nutzung sozialer Medien für ein Hörakustik
Fachgeschäft so wichtig ist. Ich fühlte mich durch
die zahlreichen Erfolgsgeschichten zum Thema
Social Media sowie durch das große Interesse vieler
Teilnehmer angespornt, die lernen wollten, wie sie
mit diesen Tools neue Kunden erreichen können.
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Natalie Phillips, Ph.D., Au.D.
Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, einige dieser
Erfahrungen mit drei Hörgeräteakustikern zu
diskutieren, die soziale Netzwerke und Plattformen
aktiv für ihr Fachgeschäft nutzen. Dabei ging es
vor allem darum, wie meine Gesprächspartner
den Einstieg in die sozialen Medien gefunden
haben, bewährte Praktiken für Hörgeräteakustiker
vorzustellen und neuen Benutzern, die Social
Media für ihr Fachgeschäft nutzen wollen, mit
Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die Teilnehmer
der Expertenrunde waren: D’Anne Rudden, Au.D.,
Longmont Hearing and Tinnitus Center, Longmont,
Colorado; Melody Martin, Ph.D., Au.D., Martin
Hearing, Waco, Texas; Natalie Phillips, Ph.D., Au.D.,
Advanced Otolaryngology and Audiology, Fort
Collins, Colorado.
IN (Innovations): Wie lange nutzen Sie bereits
Social Media für Ihr Fachgeschäft?
DR (D’Anne Rudden): Unsere Business-Seite auf
Facebook gibt es seit Juni 2011. Ich nehme aber bereits
seit 2008 aktiv an sozialen Netzwerken teil. Zunächst
habe ich eine Business-Seite auf Facebook eingestellt
und versucht, einmal pro Woche etwas zu posten.
Facebook war mein Einstieg, da es meiner Meinung nach
hauptsächlich für die Gruppe der „Ü30“ gedacht ist.
Ich kann mit Stolz sagen, dass wir mittlerweile „virtuell“
so gut wie überall vertreten sind – Facebook, Twitter,
Google+, YouTube, Instagram, LinkedIn, Pinterest und Yelp.
MM (Melody Martin): Wir nutzen in unserem
Geschäft seit über drei Jahren Social Media.
NP (Natalie Phillips): Ich nutze Facebook beruflich
seit drei Jahren. Im letzten Jahr habe ich aber verstärkt
auch Twitter aktiv für unser Fachgeschäft genutzt. Social
Media gibt einem die Gelegenheit, bei Besprechungen,
Konferenzen und Workshops aktiv an Präsentationen
und inhaltlichen Diskussionen teilzunehmen. Ich kann
außerdem durch Wettbewerbe für den Tweet des Tages
Verbindungen herstellen, neue Ideen sammeln, um unseren
Bekanntheitsgrad zu erhöhen, Informationen austauschen
und mein Fachgeschäft zu vermarkten. Ich finde es
interessant, dass man mit Hilfe der sozialen Medien auf
unterhaltsame, aber dennoch professionelle Weise das
Publikum in einem Workshop oder auf einer Tagung
einbeziehen kann. Ich habe außerdem die Erfahrung
gemacht, dass die Weitergabe neu erlernter Informationen
eine gute Möglichkeit ist, Follower auf dem Laufenden zu
halten und gleichzeitig Notizen zu den Punkten zu machen,
die ich selbst in Erinnerung behalten will.
NP:
Mein Ziel ist es, mindestens einmal täglich auf den
verschiedenen Sites zu posten, darunter Facebook und Twitter.
Ich nutze Social Media aber den ganzen Tag, deshalb sind
es oft auch mehrere Posts an einem Tag.
IN: Welche Art von Inhalten stellen Sie ein?
DR: Natürlich alles, was mit Ohren und Gehör zu tun
hat! Ich variiere die Inhalte gern jeden Tag ein bißchen. An
manchen Tagen wähle ich einen Link zu einem veröffentlichten
Artikel aus und schreibe einige Sätze darunter, um andere
zum Nachlesen zu animieren. An anderen Tagen poste ich
„Wussten Sie schon?“-Fakten, relevante Zitate oder witzige
Cartoons zum Thema Ohren und Hören. Oft versuche ich
auch einfach zum Spaß, mich an andere bekannte Social
Media Tags wie „#TBT“ (Throwback Thursday) usw. zu halten.
Wir nutzen die Netzwerke auch, um für Events in unserem
Fachgeschäft oder für Veranstaltungen vor Ort zu werben,
an denen wir teilnehmen.
Letztendlich sollten die Inhalte meiner Meinung nach
informativ sein und die Ziel-Community einbeziehen. Man
will nämlich, dass andere mit einem ins Gespräch kommen,
und sie nicht lediglich mit Informationen bombardieren.
MM: Wir verwenden Fotos aus dem Fachgeschäft,
Produktinformationen von Hersteller-Posts, Beiträge aus
Fachzeitschriften und anderen relevanten Medien.
IN: Wie oft posten Sie auf Social Media Sites?
DR: Ich habe mir vorgenommen, mindestens einmal
täglich auf allen Plattformen zu posten. Wenn ich etwas
Interessantes sehe, kann es auch vorkommen, dass ich
mehrmals am Tag poste. Das hängt auch davon ab, wie
viel im Fachgeschäft los ist. Unsere Social Media Sites sind
zum Glück verknüpft, daher muss ich nur einen Beitrag
posten und fertig!
MM: Wir posten in der Regel ein- bis dreimal
pro Tag.
STARKEYPRO.DE
53
“
Letztendlich sollten die Inhalte meiner Meinung
nach
informativ sein und die Ziel-Community
einbeziehen. Man will nämlich, dass andere
mit einem ins Gespräch kommen, und sie nicht
lediglich mit Informationen bombardieren.
IN: Welches soziale Netzwerk finden Sie
am nützlichsten für Ihr Geschäft?
DR: Im Moment würde ich sagen, Facebook ist am
“
NP:
Ich verwende gerne vielfältige
Inhalte – Informationen, von denen ich
denke, dass Patienten, Verbraucher
und Versorger sie interessant finden,
außerdem Beiträge, die inspirieren oder
den Leser zum Lachen bringen. Einige
der Posts sind Links zu Artikeln oder
Fotos sowie Technologie-Updates und
regional bzw. landesweit erhältliche
Dienstleistungen und Veranstaltungen.
IN:
Auf welche Art von Posts sprechen Ihrer
Meinung nach Benutzer am meisten an?
DR: Ich habe festgestellt, dass sich Leute gerne Bilder
nützlichsten und scheint die meiste Kundeninteraktion zu
bieten. Twitter fasst langsam Fuß, aber in meinem Fall eher
mit Kollegen und Audiologiestudenten. Ich weiß von einigen
Kollegen, die Yelp für Empfehlungen sehr nützlich finden.
Persönlich kann ich das aber nicht bestätigen.
oder Videos anschauen. Meistens sind visuelle Beiträge
eben viel attraktiver als geschriebener Text. Die Posts, die
am meisten aufgerufen werden, enthalten in der Regel Fotos
von Fachgeschäftsmitarbeitern bei der Arbeit – jemand hält
einen Gehörschutz hoch, führt das Video-Otoskop vor oder
engagiert sich in der Gemeinde.
MM: Momentan finden sich unsere Kunden und
MM: Persönliche Informationen über den
„Fans“ hauptsächlich auf Facebook. Über Twitter erreichen
wir aber auch „Influencers“ – jüngere Menschen, die
vielleicht online nach Hörgeräten für ein Familienmitglied
suchen.
NP: Ich habe mich noch nicht entschieden, da immer
mehr Leute den Weg in soziale Netzwerke finden zu
scheinen. Man kann sich zurücklehnen und Beiträge posten
und „Gefällt mir“ bekunden, aber ich finde, man muss
auch präsent und zugänglich sein. Meiner Meinung nach
kann man über Social Media Menschen aktiv erreichen
und ihr Interesse wecken. Und man kann sie auch dazu
bringen, den nächsten Schritt zu machen, um sich mehr zu
engagieren.
Fachgeschäftsinhaber und andere Mitarbeiter. Kunden
möchten Vertrauen in die professionelle Beziehung haben
und wollen mehr über uns erfahren.
NP:
Ich habe gemerkt, dass Benutzer besonders an
Posts mit sachbezogenen Inhalten und Geschichten über
andere Menschen interessiert sind. Das gilt insbesondere
dann, wenn ein Foto dabei ist oder am Ende alles gut
ausgeht. Beliebt sind auch Wettbewerbe und Verlosungen.
Posts, in denen ich Freunde, andere Geschäfte oder
Hersteller beim Gespräch tagge, werden auf meiner Site am
meisten aufgerufen.
IN:
Erzählen Sie mir von einem FacebookPost oder Tweet, der bei Ihren Fans oder Followers
besonders gut angekommen ist.
DR: Vor einiger Zeit haben wir kurz vor dem Super
Bowl kostenlose orangefarbene Ohrstöpsel verteilt, die uns
vom Listen Carefully Team der Starkey Hearing Foundation
gespendet wurden. Ich lebe in Denver Broncos Country und
das #UnitedInOrange war überall zu sehen und auf allen
Medienkanälen präsent. Wir hatten in den zwei Wochen
vor dem Spiel interessante Fakten über Lärmbelastung
und Hörverlust und andere Beiträge gepostet und unsere
Posts als #UnitedInOrange getaggt. Es gab schon einige
„Gefällt mir“ und Retweets, aber als ich ein Foto meiner
54
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Sprechstundenhilfe mit einem Korb Ohrstöpsel und der Tagline
„Schauen Sie, was Alicia für Sie hat“ einstellte, stiegen die
Benutzerreaktionen sprunghaft an – Kommentare, Reposts und
sogar ein Twitter-Follow eines Lokalreporters. Es war wohl
relevant und persönlich und animierte die virtuelle Community
zur Weitergabe.
MM: Wir haben uns zusammen mit der Starkey
Hearing Foundation dafür eingesetzt, dass die Überlebenden
der Explosion in West, Texas, Hörgeräte erhielten. Diese
Initiative fiel mit landesweiten Medienberichten über die
Explosion zusammen und brachte eine Menge Besucher auf
unsere Facebook-Seite. Andere Posts, die Anklang finden,
sind Erfahrungsberichte unserer Patienten inklusive Fotos und
Ohrfotos – insbesondere von SoundLens™ und Xino™ Tinnitus
–, da viele Menschen Linderung von dieser Behinderung
suchen.
Persönliches – etwas, was Sie nachempfinden
können oder womit sie sich identifizieren. Ein Post,
der viele Leute erreichte und gut aufgenommen
wurde, zeigte eine neue Technologie, die ich
verwendete, um mit dem iPhone® Fotos vom
Trommelfell zu machen. Nach meiner Erfahrung
erzielen Beiträge oder Themen viel Aufmerksamkeit,
bei denen es um die positive Arbeitsatmosphäre in
dem Geschäft, Aktivitäten in der Gemeinschaft und
interessante neue Technologien geht.
“
IN: Welchen Rat können Sie Hörakustik-
Fachgeschäfte geben, die Schwierigkeiten damit haben,
Social Media für das Geschäft zu nutzen?
DR: Machen Sie einfach mit! Fangen Sie irgendwo an
und engagieren Sie sich. Wie bei so vielem anderen, braucht
es lediglich eine klare Absicht und den Wunsch teilzunehmen.
Arbeiten Sie weiter an den Verbindungen. Ich bin der festen
Überzeugung, dass es für jedes Fachgeschäft ein äußerst
nützliches Tool darstellt.
MM: Als ich anfing, wusste ich gar nichts über Social
Media, abgesehen davon, dass ich eine Facebook-Seite
hatte. Ich begann damit, mir die Sites meiner Kollegen
anzuschauen, den Inhalt ihrer Posts, auf welche Art und
Weise sie ihre Fachkompetenz darstellten. Dann traf ich
einige Entscheidungen darüber, welches Image ich meinem
eigenen Geschäft geben wollte. Daraufhin erstellte ich eine
Facebook-Seite für mein Geschäft.
Haben Sie keine Angst vor dem ersten
Schritt, stellen Sie keine Vergleiche
mit anderen an, seien Sie einfach Sie
selbst und lassen Sie die Posts ein
Spiegelbild Ihrer Persönlichkeit und
des Images Ihrer Praxis sein.
“
NP: Die Leute sehen gerne etwas
Ich schaute mir auch andere Berufszweige an, die soziale
Medien sehr effektiv nutzen. Einige der Sites für plastische
Chirurgie sind wirklich gut. Dabei handelt es sich um einen
Bereich mit starker Konkurrenz, die Behandlungen werden
in der Regel nicht von der Versicherung bezahlt und die
angebotenen Verfahren und Produkte sind teuer. Viele Sites
für plastische Chirurgie stellen die klinische Erfahrung,
evidenzbasierte Praxis, klinische Erfolge und gemeinhin
zuverlässige Informationen mit Erfahrungsberichten von
Kunden und anderen Ressourcen für Menschen in den
Vordergrund, die sich in der Phase der Entscheidungsfindung
befinden. Viele dieser Sites sind mir natürlich um Längen
voraus, wie sie alle Social Media Sites verlinken und
integrieren, um größtmögliche Publizität zu erreichen. In
unserem Geschäft ist Social Media eine kontinuierliche
Weiterentwicklung. Zu Anfang fand ich es etwas
einschüchternd, aber mittlerweile denke ich, dass man mit
Social Media das Image auf unterhaltsame und kreative Art
präsentieren kann. Wenn man sich das Verbraucherverhalten
von heute mit der Beliebtheit von Online-Shopping und
-Informationsrecherche vor Augen führt, können wir es uns
gar nicht leisten, nicht mitzumachen!
NP: Ich würde sagen, fangen Sie einfach an und setzen
Sie sich Ziele. Selbst ein kleines Ziel ist etwas, was man
erreichen kann, und dann kann man ja gleich das nächste
Ziel anvisieren. Haben Sie keine Angst vor dem ersten
Schritt, stellen Sie keine Vergleiche mit anderen an, seien Sie
einfach Sie selbst und lassen Sie die Posts ein Spiegelbild
Ihrer Persönlichkeit und des Images Ihres Fachgeschäftes sein.
Machen Sie sich klar, dass Sie zwar einerseits Informationen
vermitteln, aber andererseits Social Media auch dafür nutzen,
Verbindungen mit gleichgesinnten Kollegen herzustellen und
einen Austausch zu ermöglichen. Social Media spielt eine
zentrale Rolle bei der Erweiterung meines professionellen
Netzwerks.
STARKEYPRO.DE
55
Wir haben
zwei offene Ohren für Sie
Ulrike Buchweitz, Leitung Kundendienst und auftragsbearbeitende Bereiche,
Starkey Deutschland
KUNDENDIENST NEWS
Mit einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 16
Jahren haben sie sich als verlässliche Partner etabliert: José
Arminio, Kirsten Briske, Gilbert Goertz, Michael Jacobi, Viola
Kummerfeldt, Sladjana Petric und Michael Sydow bilden
das sieben-köpfige Team um Ulrike Buchweitz und schenken
Ihnen täglich Gehör. Sie nehmen Ihre Bestellungen telefonisch
entgegen, beraten und erteilen Liefertermin-Auskünfte.
Damit Sie Waren und Dienstleistungen termingerecht und
ordnungsgemäß erhalten, arbeiten die Service-Mitarbeiter
eng mit den Schwester-Teams, der Auftragsbearbeitung, der
Logistik und dem Reparatur-Service zusammen.
56
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Jeden Morgen zum Tagesstart besprechen die Teamleiter
mit ihren Teams die aktuelle Auftragslage, evtl. Liefer- oder
Personal-Engpässe und passen den Tagesplan an die
jeweilige Situation an. Bis um 10 Uhr ist der Kundendienst
über Liefertermine und Lagerbestand informiert. Denn für die
Abteilungsleiterin Ulrike Buchweitz ist klar: ‘Es kommt darauf
an, den Telefon-Mitarbeitern aktuelle Informationen so schnell
wie möglich bereit zu stellen, damit sie diese ad hoc an Sie
weitergeben können.’
Zu den Aufgaben der Service-Crew gehört auch,
Reklamationen entgegen zu nehmen und zu Ihrer
Zufriedenheit zu bearbeiten, damit Sie Ihre Kunden
bestmöglich bedienen können. Hierzu zählt die Analyse
des Sachverhaltes, insbesondere bei Neu-Einschalungen die
Besprechung unseres Lösungsvorschlages direkt mit Ihnen
und die Überwachung der ordnungsgemäßen Ausführung
der Korrektur-Arbeit. Stellen wir hierbei Prozess- oder
Produktfehler fest, werden diese sofort adressiert.
Die fachliche Kompetenz haben sich die acht Mitarbeiter
in den vielen Jahren ihrer praktischen Arbeit in ganz
unterschiedlichen Abteilungen der Starkey Laboratories
erworben. Nutzen Sie den direkten Kontakt in den
Kundendienst:
News aus dem Kundendienst
José Arminio: Ihr Experte für Noah 4 und NoahLink!
Die HIMSA hat José Arminio zum „HIMSA Products Support
Engineer“ rezertifiziert. Sprechen Sie ihn gerne an, wenn Sie
spezielle Fragen zu der Software Noah haben. Herr Arminio
steht Ihnen gerne unter: 040-429473-350 zur Verfügung.
Jetzt auch Custom IdO online bestellen!
Telefonisch: 040 429473-350
Individuelle RIC-Otoplastik- und Custom IdO-Aufträge
können Sie Starkey Deutschland über diese neue
Bestellplattform übermitteln.
E-Mail: [email protected]
Link: www.starkeypro.de/pages/bestellformular
Bestellungen (Standard-Waren, Werbung):
[email protected]
STARKEYPRO.DE
57
Es ist an der Zeit, progressive
Disziplin als strukturierten
Erfolg neu zu definieren
Larry Miller
HR EINBLICKE
In seinem Klassiker The Twelve Principles of Efficiency
beschreibt der hoch angesehene Unternehmensberater
Harrington Emerson Disziplin im positiven Sinn: „Disziplin
ist nicht so sehr von oben nach unten gerichtete Disziplin
als vielmehr interne Disziplin und Selbstdisziplin, d. h.
die Mitarbeiter halten sich bereitwillig und gern an die
eingeführten Systeme“ (Emerson, 1912).
58
Im herkömmlichen Sinne hat der Begriff Disziplin eine eher
negative Bedeutung und wird als Folge von mündlichen
und schriftlichen Verwarnungen des Vorgesetzten an seine
Untergebenen verstanden, die mit zunehmend ernsten
Konsequenzen drohen, falls sich das Verhalten oder die
Leistungsprobleme nicht verbessern bzw. unterdurchschnittlich
bleiben. Als letzte Konsequenz kann es zur Kündigung
kommen. Der verwarnte Mitarbeiter weiß aber zumindest,
weshalb er verwarnt wurde und was er tun muss, um seine
Stelle zu behalten.
Zweck der progressiven Disziplin ist es, die alltägliche
Arbeitsumgebung positiv bzw. konstruktiv zu gestalten.
Das Wort „Verwarnung“ wird selten verwendet. Es geht
um prozessbasiertes Management zur Verbesserung der
Leistung oder Verhaltensweisen anstelle einer Kündigung.
Die Anwendung progressiver Disziplin hat zudem den
praktischen Vorteil, dass sie das Risiko eines Rechtsstreits
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
vermindert. Der Einsatz progressiver Disziplin kann Früchte
tragen, ist aber nicht einfach umzusetzen. Zu dem Prozess
sollten genaue Leistungsbewertungen und eine faire und
gerechte Beurteilung sowie Planung, Geduld und sorgfältige
Beobachtung gehören.
Leider kennen wir alle Geschichten von Managern und
Vorgesetzten, die bei Leistungs- oder Verhaltensproblemen
von Mitarbeitern nur zögerlich handeln. Ich hörte, wie ein
Manager die unzulängliche Leistung eines Mitarbeiters
beschrieb. Daraus ging hervor, dass die Leistung weit unter
dem Durchschnitt lag. „Wie lange geht das denn schon
so mit Ihrem Mitarbeiter?“, fragte ich. „Seit wir ihn vor
12 Jahren eingestellt haben“, war die Antwort. Keine Frage,
dass die entsprechenden Schritte schon lange vorher fällig
gewesen wären.
Manager sehen über Leistungsprobleme
oder Fehlverhalten hinweg, ohne es dem
Mitarbeiter gegenüber zu erwähnen, bis
ihnen irgendwann der Kragen platzt!
Mitarbeiter verdienen es, geregeltes und regelmäßiges
Feedback bezüglich ihrer Leistung zu erhalten. Oftmals
sehen Manager aber über Leistungsprobleme oder
Fehlverhalten hinweg, ohne es dem Mitarbeiter gegenüber
zu erwähnen, bis ihnen irgendwann der Kragen platzt!
Der Manager geht wahrscheinlich zunächst einfach davon
aus, dass sich das Problem von alleine lösen wird. Ehe man
sich versieht, fügt sich eine unangesprochene Kleinigkeit
zur nächsten. Schließlich – wie die Herzkönigin in Alices
Abenteuer im Wunderland – will der Manager auf der
Stelle drastische Schritte einleiten, um umgehend Abhilfe zu
schaffen. Umgehend ist aber zu spät, wenn dem Wunsch,
die Kündigung auszusprechen, keine progressive Disziplin
vorausgegangen ist.
Viele Manager verstehen nicht, dass sich die Zustände
ohne ein Eingreifen ihrerseits nicht von alleine verbessern.
Diese oft kopfscheuen, unwissenden oder unerfahrenen
Manager scheuen sich davor, bei kleinen Problemen mit
ihren Mitarbeitern zu sprechen, weil es sich eben nur um
kleine Probleme handelt und sie nicht wissen, wie der
Mitarbeiter die Kritik aufnehmen wird. Oder sie gehen
davon aus, dass es der Mitarbeiter besser weiß oder besser
wissen sollte. Es kann natürlich sein, dass sich die Situation
verbessert oder das Problem vom Radar verschwindet.
Andernfalls werden aus kleinen Problemen allerdings oft
große Probleme und das Risiko eines Rechtsstreits wegen
unrechtmäßiger Kündigung nimmt zu.
Mitarbeiter verdienen es,
geregeltes und regelmäßiges
Feedback bezüglich ihrer
Leistung zu erhalten..
Aus diesem Grund ist die progressive Disziplin ideal als
Abhilfe bei solchen alltäglichen Situationen geeignet. Der
formale Charakter einer mündlichen Verwarnung, gefolgt
von einer schriftlichen Verwarnung mit dem Zusatz „Weitere
Verstöße werden zusätzliche disziplinarische Maßnahmen bis
hin zur Kündigung nach sich ziehen“, belegt eine Situation
negativ, in der eigentlich die Leistung oder das Verhalten
verbessert werden sollte. Der Schlüssel zum Erfolg liegt
darin, einen Weg zur richtigen Umsetzung der progressiven
Disziplin zu finden, während die Vorgehensweise je nach
Situation angepasst und gemäßigt werden kann.
LE I ST UN G
Ausgezeichnet
Gut
Befriedigend
Schlecht
STARKEYPRO.DE
59
Ein einfaches Beispiel für progressive Disziplin
Nehmen wir an, Sie beschäftigen eine Empfangsmitarbeiterin,
die Anrufe verpasst, Nachrichten nicht konsequent
entgegennimmt und Anrufer nicht an der Stimme erkennen
kann. Selbst wenn der Manager diese Verhaltensweisen
bei der Einstellung möglicherweise gar nicht als erwartete
Leistungs- und Verhaltensstandards genannt oder vermittelt
hat, ist trotzdem ein Einschreiten erforderlich. Andernfalls
kann die Empfangsmitarbeiterin im Falle einer Kündigung
als Kündigungsgrund nur das Schlimmste annehmen. Und
ehe man sich versieht, kommen die Familie, Freunde und
Nachbarn der Empfangsmitarbeiterin zu dem Schluss, dass
Diskriminierung der Grund für die Kündigung war.
Was wäre jedoch, wenn Sie stattdessen ein Treffen unter vier
Augen mit der Empfangsmitarbeiterin vereinbaren und ihre
Aufgaben im Hinblick darauf besprechen, was zu tun ist, wie
es zu tun ist und wie diese Tätigkeiten bewertet werden? In
diesem Beispiel wäre das Abnehmen nach dreimal Klingeln
das Was, mit einem Lächeln in der Stimme das Wie und
das Feedback die Art und Weise der Leistungsbewertung.
Auch wenn es sich hierbei um eine starke Vereinfachung
der Aufgaben handeln mag, sind es Aufgaben, die von den
meisten Empfangsmitarbeitern erwartet werden.
Der Schlüssel liegt darin, dass diese Kriterien besprochen
werden müssen, wenn sie nicht erfüllt werden, selbst wenn
dies in sehr informeller, aber direkter Weise geschieht.
Am besten sollte der Manager als nächsten Schritt nach
dem Gespräch eine E-Mail „zur Archivierung“ und/oder
direkt an die Empfangsmitarbeiterin schicken, in der die
wichtigsten Punkte des geführten Gesprächs zusammen mit
der ausdrücklichen Hoffnung aufgeführt sind, dass sich die
Leistung der Mitarbeiterin verbessern wird.
In diesem einfachen Beispiel wurde gerade eine mündliche
Verwarnung ausgesprochen. Leistungsprobleme oder
Fehlverhalten wurden bestimmt, angesprochen, mitgeteilt
und dokumentiert. Der Manager kann in den nächsten Tagen
auf das Gespräch zurückkommen, um sicherzustellen, dass
die Empfangsmitarbeiterin verstanden hat, dass sie diesen
neuen Leistungsstandard innerhalb eines gegebenen, aber
realistischen Zeitraums erreichen muss.
Bleiben wir bei diesem Beispiel und nehmen nun an, dass
die Empfangsmitarbeiterin die Vorgabe, nach dreimaligem
Klingeln abzunehmen, erfüllt, aber nicht mit freundlicher
60
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Stimme antworten kann oder will. Sobald dieses spezielle
Leistungsproblem erkannt wird, sollte erneut darauf
hingewiesen werden. Möglicherweise hat der Manager
diesbezüglich Vorbehalte, da eine ganze Reihe falscher
Annahmen den Grund für die entsprechende Maßnahme
verschleiern kann. Unterdurchschnittliche Leistung bedarf aber
in jedem Fall Korrekturmaßnahmen. Unternehmen können es
sich nicht leisten, Mitarbeiter für unterdurchschnittliche Arbeit
zu bezahlen, und Mitarbeiter verdienen es, entsprechendes
Feedback zu erhalten, damit sie ihre Leistung verbessern
können. Vielleicht weiß die Empfangsmitarbeiterin nicht,
wie sie ein Lächeln in ihre Stimme legen kann, oder benötigt
weitere Schulungsmaßnahmen, um den erforderlichen
Standard für den Job zu erreichen. Dieses Gespräch kann
ebenfalls per E-Mail an die Empfangsmitarbeiterin geschickt
werden. Hiermit wurde erneut eine Verwarnung erteilt und
dokumentiert.
Was geschieht, wenn die Erwartungen weiterhin nicht erfüllt
werden? Es sollte der gleiche Prozess eingeleitet werden,
aber mit einem Zusatzpunkt: Bleiben die Jobanforderungen
weiterhin unerfüllt, kann es zu weiteren disziplinarischen
Maßnahmen kommen, zum Beispiel Gehaltskürzung für einen
geringeren Aufgabenbereich, eine Versetzung an eine andere
Stelle, Beurlaubung oder Kündigung.
Eine solche Botschaft mitteilen zu müssen, ist einer der
Gründe dafür, warum progressive Disziplin in der Theorie
ein einfaches Konzept, in der Praxis aber oft schwierig
umzusetzen ist. Es macht keinen Spaß. Es ist nicht einfach.
Es hört sich wie eine Drohung an. Die Dinge ändern sich
nicht sofort. Und ein positives Ergebnis ist ungewiss. Oder
Manager sind der Meinung, dass ihre spezielle Situation
einzigartig ist und nicht mit einem einfachen 1-2-3-Prozess
behoben werden kann. Die Bestimmung von Standards für
gute Leistung gehört jedoch zur Unternehmensführung und
zur Aufgabenerfüllung. Gute Leistung zählt.
Nehmen wir an, Ihnen gehört ein Fabrikationsbetrieb.
Um über die Runden zu kommen, muss jeder Mitarbeiter
pro Tag 10 Einheiten fertigen. Nehmen wir weiter an, dass
Ihr Mitarbeiter Bill schon seit 10 Jahren in der Fertigung
arbeitet und bei allen beliebt ist. Während dieser Zeit hat
er eigentlich immer 10 Einheiten pro Tag gefertigt. Aus
irgendeinem Grund hat sich seine Leistung jetzt jedoch nach
und nach auf 8 Einheiten pro Tag verringert. Vielleicht kann
Bill durch eine Schulung und Mentoring geholfen werden
oder vielleicht könnte man ihn an eine andere Stelle
versetzen, wo es nicht so sehr auf zahlenmäßige Produktivität
ankommt. Wenn das Leistungsproblem von Bill nicht in
bestmöglicher Weise adressiert wird, sind acht Einheiten
pro Tag Ihr neuer Fertigungsstandard und Sie rutschen ins
Mittelmaß ab.
STARKEYPRO.DE
61
Positive progressive Disziplin
Progressive Disziplin in komplexen
Situationen
Falls diese Beispiele Ihnen allzu einfach erscheinen, finden
Sie im Folgenden eine komplexe, aber durchaus realistische
Situation. Sie beschäftigen einen Mitarbeiter, dessen Stelle
nur schwer neu zu besetzen wäre, wenn dies erforderlich
würde. Der Stelleninhaber fällt durch Fehlverhalten oder
Leistungsprobleme auf. Gibt es unabhängig von dem
vorliegenden Problem einen legitimen Grund, nicht darauf
zu reagieren? Eine schwer zu besetzende Stelle bedeutet
nicht, dass sich der Mitarbeiter schwache Leistungen
oder Fehlverhalten erlauben kann. Schwer zu besetzende
Stellen werden zu einer Ausrede, die mythische Ausmaße
annehmen kann, wenn sie als Begründung für das
Ignorieren von Leistungsproblemen vorgeschoben werden.
In dieser Situation hat der Manager eine Wahl: Er
kann die unterdurchschnittliche oder negative Leistung
weiterhin tolerieren oder in den sauren Apfel beißen und
das Leistungsproblem ansprechen bzw. dem Mitarbeiter
kündigen, falls erforderlich. Keine Leistung ist besser als
schlechte Leistung. Der relativ kurzfristige Aufwand der
Neubesetzung einer schwer zu besetzenden Stelle ist in
der Regel billiger als die Kosten für unterdurchschnittliche
Leistung, die sich über Jahre hinziehen kann. Dabei gilt
es auch die Signalwirkung auf Kollegen zu bedenken,
denen ungewollt vermittelt wird, dass unterdurchschnittliche
Leistung akzeptabel ist. Dadurch entstehen deutlich größere,
unmerkbare negative Auswirkungen auf den Gewinn des
Unternehmens als durch die unterdurchschnittliche Leistung
eines einzelnen Mitarbeiters.
62
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Disziplin kann als Kritik, als Feedback oder als Hilfestellung
interpretiert werden. Progressive Disziplin mit einem
positiven Ansatz kann in einer Organisation greifen, wo das
Management als Unterstützung der Mitarbeiter im Hinblick
auf Leistungserfolge verstanden wird. Anstatt progressive
Disziplin als negativen Prozess aufzufassen, der in einer
Kündigung resultiert, macht es mehr unternehmerischen
Sinn, kritische Leistungs- und Verhaltensprobleme Ihrer
Mitarbeiter mit Hilfe progressiver Disziplin so anzugehen,
dass eine Kündigung nicht erforderlich wird. Wenn
progressive Disziplin als eine Reihe strukturierter Erfolge
vermittelt wird, kann sie im Zentrum eines Systems zur
Qualitätsverbesserung stehen, mit dem positives Verhalten,
starke Leistung und effektive Teams gefördert werden.
Mitarbeiter wollen einem erfolgreichen Unternehmen
angehören und müssen verstehen, wo sie bereits gute
Leistung erzielen – damit sie diese ausbauen können.
Hierbei gilt es zu beachten, dass es bei einer
Fokusänderung von Disziplin zu Feedback nicht allein um
die Wortwahl geht. Manager verwenden verschiedene
Methoden, um Leistungs- oder Verhaltensprobleme
ihrer Mitarbeiter anzusprechen. In einem Fall wird dem
Mitarbeiter vielleicht mitgeteilt, dass er Feedback braucht
und bekommen wird und dass er sich das Feedback besser
zu Herzen nimmt, sonst... In einem anderen Fall schlägt
der Manager womöglich einen anderen Ton an, indem er
Feedback über Möglichkeiten zur Leistungsverbesserung und
eine Erklärung für die erforderliche Veränderung gibt. Diese
Hilfestellung wird oft durch Beispiele, wie der Mitarbeiter in
anderen Aufgabenbereichen bereits gute Leistungen erzielt
hat, unterstützt.
Die Forschung zeigt, dass Kosten
im Bereich von 30 Prozent bis 300 Prozent
Der Manager fasst dann die Standards zusammen, die
innerhalb eines bestimmten Zeitraums erreicht werden
müssen. Ziel ist es, den Mitarbeiter bei einem strukturierten
Verbesserungsprozess zu unterstützen, sodass der Prozess
letztendlich zu einer positiven Leistungsbewertung führt –
anstatt zu einer Kündigung.
Die Forschung zeigt, dass Kosten im Bereich von 30 Prozent
bis 300 Prozent des Jahresgehalts eines neuen Mitarbeiters
anfallen, bis er seine neue Aufgabe zu voller Zufriedenheit
erfüllt. Trotzdem wird bei unterdurchschnittlicher Leistung
allzu oft das Beschäftigungsverhältnis beendet, obwohl
Schulungen oder Mentoring für eine Leistungsverbesserung
des Mitarbeiters finanziell viel mehr Sinn machen würden.
Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrzahl der Arbeitskräfte
in den USA tatsächlich gute Leistungen in ihren Jobs zeigen
will. Diese Überzeugung wird allerdings nicht von allen
Managern geteilt. Aber selbst Manager, die unter vier Augen
zugeben, dass sie ihren Mitarbeitern nicht komplett vertrauen,
wollen nicht aus heiterem Himmel mit Kritik an ihrer eigenen
Leistung getroffen werden. Deshalb verdient jeder Mitarbeiter
geeignetes Feedback über seine Arbeitsleistung, seinen
Beitrag zum Unternehmenserfolg und die Bedeutung von
guten Leistungen.
Manager gehen gern davon aus, dass die Standards im
Zusammenhang mit guter Leistung für alle Mitarbeiter
klar und gut verständlich sind. In Wahrheit kennen die
Mitarbeiter vielleicht die allgemeinen Anforderungen an
das Was und Wie ihrer Tätigkeit, aber ihre Leistung wird
sich verbessern, wenn sie auch das Warum verstehen.
Im Grunde ist jeder Mitarbeiter in der Lage, akzeptable
und effektive Leistungsstandards zu erreichen, wenn der
zuständige Manager erfolgreich vermitteln kann, weshalb
gute Leistung für das Unternehmen und somit für den Erhalt
aller Arbeitsplätze wichtig ist.
des Jahresgehalts eines neuen Mitarbeiters
anfallen, bis er seine neue Aufgabe
zu voller Zufriedenheit erfüllt.
Daher ist es an der Zeit umzudenken und unsere Auffassung
von Disziplin als Prozess von fortschreitenden strukturierten
Erfolgen neu zu definieren. Wie wäre es, wenn Sie
die Elemente guter und konstruktiver Leistungen in der
Tätigkeit Ihrer Mitarbeiter hervorheben? Bekräftigen Sie
Ihre Mitarbeiter in den erzielten Leistungen. Bieten Sie
Hilfestellung in Bereichen, wo Verbesserungen erforderlich
sind. Die Zeit, die Sie zur erfolgreichen Leistungsverbesserung
Ihrer Mitarbeiter aufwenden, ist einfacher, billiger und
weniger frustrierend als die jahrelange Belastung durch
unterdurchschnittliche Leistungen. Qualitätsstandards, die
am Arbeitsplatz breite Unterstützung finden und offen
kommuniziert werden, können mit der Zeit ansteckend wirken.
Wenn Sie Ihren Ansatz für progressive Disziplin
als strukturierten Erfolg neu definieren, kann eine
Managementpraxis und -kultur daraus resultieren, die
sogar Lust auf Arbeit und Produktivität macht.
Literatur
Emerson, H. (1912). The Twelve Principles of Efficiency.
STARKEYPRO.DE
63
&
NEUIGKEITEN MEINUNGEN
Starkey Hearing Technologies wird
als Hersteller des Jahres geehrt
Starkey Hearing Technologies ist hocherfreut, seine
Auszeichnung als „2014 Manufacturer of the Year“
(Großunternehmen) durch die Manufacturers Alliance
in Minnesota bekanntgeben zu können. Diese
Auszeichnung wird an Unternehmen verliehen, die
ihre Herstellungsverfahren der Weltklasse an andere
Hersteller weitervermitteln.
„Wir sind stolz auf die Auszeichnung von Starkey
Hearing Technologies als Manufacturer of the Year
2014“, sagte Guggenberger. „Als Mitglied der
Manufacturers Alliance hatten wir Gelegenheit, von
einigen der besten verarbeitenden Unternehmen in
Minnesota zu lernen. Es ist eine Ehre, von der Branche
für Herstellungsverfahren der Weltklasse ausgezeichnet
zu werden.“
Keith Guggenberger, Senior Vice President of
Operations bei Starkey Hearing Technologies, nahm
die Auszeichnung im Namen des Unternehmens bei
der kürzlich stattgefundenen Preisverleihung entgegen.
NACHRICHTEN
Starkey Hearing Technologies
erhält zwei Produktauszeichnungen
64
Starkey Hearing Technologies wurden kürzlich zwei
Produktauszeichnungen verliehen.
Im März wurde Halo™ mit dem Red Dot Award in der
Kategorie Produktdesign ausgezeichnet. Damit erhielt
Starkey Hearing Technologies diese Auszeichnung zum
vierten Mal in Folge, nachdem das Unternehmen den
Award im vergangenen Jahr für Xino™ Tinnitus, 2012
für AMP® und 2011 für SoundLens® gewonnen hatte.
INNOVATIONS | VOLUME 4 | AUSGABE 3 | 2014
Der Red Dot Award ist einer der renommiertesten
internationalen Designwettbewerbe für Produkte
weltweit. In diesem Jahr bewertete die Jury aus 40
Experten 4815 Einreichungen aus 53 Ländern.
Im April wurde Xino Tinnitus mit einem Edison Award in
Bronze in der Kategorie „Assistive Devices“ (Technische
Hilfsmittel) ausgezeichnet. Die Edison Awards
werden an besonders innovative Produkte weltweit
vergeben und gehören zu den prestigeträchtigsten
Auszeichnungen für neue Entwicklungen bei Produkten
und Dienstleistungen, Marketing, Design und Innovation.
Die diesjährigen Gewinner wurden von einem
Fachgremium mit mehr als 3000 Mitgliedern
ausgewählt, darunter Führungskräfte aus Unternehmen,
frühere Gewinner, Akademiker und führende Vertreter
aus den Bereichen Produktentwicklung, Design,
Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und
Medizin.
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