Nr. 12: 126 - Arznei

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Nr. 12: 126 - Arznei
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a r z n e i - t e l e g r a m m 12 / 9 7
heute Mittel der Wahl. Bei mittlerem Risiko lassen sie
sich aber derzeit wegen der höheren Kosten nicht generell
empfehlen. Bei niedrigem Risiko, Gipsimmobilisation
oder Arthroskopie erscheinen sie ebensowenig angezeigt
wie Standardheparin. Nach Rückenmarks- oder Polytrauma mit Lähmung der Beine ist die Anwendung sinnvoll.
In der Therapie tiefer Venenthrombosen könnten sie sich
als wirksame und insgesamt kostengünstige Alternative
zu hoch dosiertem Standardheparin erweisen.
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Korrespondenz CAVE BETAKAROTEN FÜR RAUCHER
Zwei Studien mit insgesamt 47.500 Männern mit hohem Risiko
(Raucher) belegen eine Zunahme der Lungenkrebs- und Gesamtmortalität durch Einnahme von Betakaroten (vgl. a-t 3 [1996], 30).1-3
Auf Anfrage teilt uns das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM)
mit, dass es keinen Handlungsbedarf sehe.4 Das Amt sei weder für Nahrungsergänzungsmittel (keine Zulassung für Betakaroten zur Tumorprophylaxe) noch für Arzneimittelwerbung zuständig. Zudem stünden beide
genannten Studien im Gegensatz zu einer Veröffentlichung aus der Physicians’ Health Study.5 Der Kenntnisstand sei somit kontrovers.4
Dem ist zu widersprechen. Die beiden Studien CARET1 und
ATBC2 sollten den allgemein erwarteten Benefit einer antioxidativen Medikation mit Betakaroten bei Kollektiven von Rauchern mit hohem Lungenkrebs- und kardiovaskulärem Risiko nachweisen. Unerwarteterweise
ist genau das Gegenteil herausgekommen: eine signifikante Steigerung
der Mortalität durch das Karotinoid. Die Untersuchung aus der Physicians’ Study ergibt ebenfalls keinen Nutzen von Betakaroten bei Ärzten
(Raucherstatus 11%) mit insgesamt niedrigem kardiovaskulärem und
Lungenkrebsrisiko. Die in CARET und ATBC nachgewiesenen tödlichen Nebenwirkungen werden allerdings nicht bestätigt. Bei den Studienpopulationen handelt es sich jedoch um unterschiedliche Zielgruppen. Wir halten den Kenntnisstand keineswegs für „kontrovers”, sondern
in seltener Weise für eindeutig:
Für die Einnahme von Betakaroten hinsichtlich der Risiken für eine
tödliche maligne oder kardiovaskuläre Erkrankung ist kein Nutzen nachgewiesen. Im Gegenteil ist durch zwei umfangreiche Studien an Rauchern mit einem besonders hohen Risiko eine Steigerung der Gesamtund Lungenkrebs-Mortalität belegt. Zumindest für Raucher sollte die
Verschreibung oder Werbung für Betakaroten daher untersagt werden,
unabhängig davon, in welchen Zuständigkeitsbereich eine derartige
Maßnahme fällt.
Für das Betakaroten-haltige Nahrungsergänzungsmittel SUNLIFE
(„Rauchervitamine mit Glutathion”) wird die Einnahme von täglich zwei
Tabletten (entsprechend 12 mg Betakaroten) für Raucher propagiert.
Dies entspricht in so diametraler, ja diabolischer Weise dem Kenntnisstand, dass wir unsere Forderung nach einer Intervention im Interesse
der Öffentlichkeit auf diesem Wege wiederholen möchten.
Prof. Dr. med. I. MÜHLHAUSER
Universität Hamburg
D-20146 Hamburg
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Prof. Dr. med. Dr. h.c. M. BERGER
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
D-40225 Düsseldorf
OMEN, G. S. et al.: N. Engl. J. Med. 334 (1996), 1150
ALBANES, D. et al.: Am. J. Clin. Nutr. 62, Suppl. (1995), 1427S; N. Engl. J.
Med. 330 (1994), 1029
MÜHLHAUSER, I., M. BERGER: Dtsch. Ärztebl. 93 (1996), A-3280
BfArM: Schreiben vom 26. Sept. 1997
HENNEKENS, C. et al.: N. Engl. J. Med. 334 (1996), 1145
HAARWUCHSMITTEL AMINEXIL (DERCAP) –
MINOXIDIL-DERIVAT ALS KOSMETIKUM?
Neuerdings hört man viel über ein neues Haarwuchsmittel mit angeblich sensationellen Erfolgen: DERCAP, Wirkstoff sei Aminexil. Gibt
es von Ihrer Seite Informationen? Kann man verantworten, dieses Mittel
zu empfehlen?
Dr. med. W. GÖTTLER (Arzt f. Allgemeinmedizin)
D-79211 Denzlingen
Bei dem als Kosmetikum angebotenen Aminexil (DERCAP) handelt es sich um eine Variante des verschreibungspflichtigen Antihypertensivums Minoxidil (LONOLOX). Der
Haarwuchs-fördernde Effekt von Minoxidil wurde bald nach
Einführung in der Hochdruckbehandlung erkannt und wird
inzwischen therapeutisch genutzt. Örtlich anwendbare 2%ige Zubereitungen gegen androgenetische Alopezie gibt es etwa in Frankreich und Großbritannien. Bei allenfalls mäßigem
Nutzen sind neben lokaler Reizung systemische Wirkungen
beschrieben (Flüssigkeitsretention, Zunahme des Herzschlagvolumens und der linksventrikulären Masse, mögliche Todesfälle).1,2 Im Gesicht, an Armen und Beinen oder auf der Brust
kann das Haar verstärkt sprießen – besonders für Frauen ein
Problem. Nach Absetzen lichtet sich das Haar bisweilen
stärker als zu Beginn der Therapie (a-t 10 [1992], 100).
Klinische Studien zu Nutzen und Gefahren von Aminexil
finden wir per Medline-Recherche nicht. Auf mehrfache Anfragen erhalten wir vom Hersteller Vichy lediglich eine als
„vertraulich” bezeichnete sogenannte Fachinformation ohne
Literaturangaben.3 In dieser fehlt – anders als in der Ausgabe
vom Januar4 – der Hinweis auf Minoxidil als Ursprung des
„Kosmetik-Moleküls”3 Aminexil.
Die deutsche Kosmetikverordnung schützt nicht davor,
dass pharmakologisch wirksame Stoffe – z.B. Pilzmittel wie
Clotrimazol – in Kosmetika enthalten sind.5 Erst seit Beginn
dieses Jahres müssen die Hersteller dem Bundesinstitut für
gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
Dossiers vorlegen, die eine toxikologische Bewertung ermöglichen. Die Bewertung von Animexil ist noch nicht abgeschlossen.6 Ohne veröffentlichte und somit nachprüfbare Daten zu Nutzen und Unbedenklichkeit lässt sich der Abkömmling eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels nicht als
kosmetisches Haarwuchsmittel empfehlen, – Red.
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BAMMEL, A. et al.: Dtsch. med. Wschr. 118 (1993), 787
Med. Letter 36 (1994), 9
Fachinformation DERCAP, Stand Juli 1997
Fachinformation DERCAP, Stand Jan. 1997
Arzneimittelkommission: Pharm. Ztg. 142 (1997), 4102
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin:
Schreiben vom 21. Nov. 1997 und 2. Dez. 1997
Warenzeichen in
Österreich
und Schweiz
(Beispiele)
Clotrimazol:
CANESTEN
(A, CH)
Minoxidil:
LONITEN
(A, CH)

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