Nr. 12: 126 - Arznei
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126 a r z n e i - t e l e g r a m m 12 / 9 7 heute Mittel der Wahl. Bei mittlerem Risiko lassen sie sich aber derzeit wegen der höheren Kosten nicht generell empfehlen. Bei niedrigem Risiko, Gipsimmobilisation oder Arthroskopie erscheinen sie ebensowenig angezeigt wie Standardheparin. Nach Rückenmarks- oder Polytrauma mit Lähmung der Beine ist die Anwendung sinnvoll. In der Therapie tiefer Venenthrombosen könnten sie sich als wirksame und insgesamt kostengünstige Alternative zu hoch dosiertem Standardheparin erweisen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 WEITZ, J. I.: N. Engl. J. Med.: 337 (1997), 688 NURMOHAMED, M. T. et al.: Drugs 53 (1997), 736 SCHWEITZER, E.: Krankenhauspharmazie 18 (1997), 7 KAKKAR, V. V. et al.: Lancet 341 (1993), 259 CLAGETT, G. P. et al.: Chest 108 (1995), 312S WARKENTIN, T. E. et al.: N. Engl. J. 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Ärztebl. 94 (1997), B1837 Korrespondenz CAVE BETAKAROTEN FÜR RAUCHER Zwei Studien mit insgesamt 47.500 Männern mit hohem Risiko (Raucher) belegen eine Zunahme der Lungenkrebs- und Gesamtmortalität durch Einnahme von Betakaroten (vgl. a-t 3 [1996], 30).1-3 Auf Anfrage teilt uns das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) mit, dass es keinen Handlungsbedarf sehe.4 Das Amt sei weder für Nahrungsergänzungsmittel (keine Zulassung für Betakaroten zur Tumorprophylaxe) noch für Arzneimittelwerbung zuständig. Zudem stünden beide genannten Studien im Gegensatz zu einer Veröffentlichung aus der Physicians’ Health Study.5 Der Kenntnisstand sei somit kontrovers.4 Dem ist zu widersprechen. Die beiden Studien CARET1 und ATBC2 sollten den allgemein erwarteten Benefit einer antioxidativen Medikation mit Betakaroten bei Kollektiven von Rauchern mit hohem Lungenkrebs- und kardiovaskulärem Risiko nachweisen. Unerwarteterweise ist genau das Gegenteil herausgekommen: eine signifikante Steigerung der Mortalität durch das Karotinoid. Die Untersuchung aus der Physicians’ Study ergibt ebenfalls keinen Nutzen von Betakaroten bei Ärzten (Raucherstatus 11%) mit insgesamt niedrigem kardiovaskulärem und Lungenkrebsrisiko. Die in CARET und ATBC nachgewiesenen tödlichen Nebenwirkungen werden allerdings nicht bestätigt. Bei den Studienpopulationen handelt es sich jedoch um unterschiedliche Zielgruppen. Wir halten den Kenntnisstand keineswegs für „kontrovers”, sondern in seltener Weise für eindeutig: Für die Einnahme von Betakaroten hinsichtlich der Risiken für eine tödliche maligne oder kardiovaskuläre Erkrankung ist kein Nutzen nachgewiesen. Im Gegenteil ist durch zwei umfangreiche Studien an Rauchern mit einem besonders hohen Risiko eine Steigerung der Gesamtund Lungenkrebs-Mortalität belegt. Zumindest für Raucher sollte die Verschreibung oder Werbung für Betakaroten daher untersagt werden, unabhängig davon, in welchen Zuständigkeitsbereich eine derartige Maßnahme fällt. Für das Betakaroten-haltige Nahrungsergänzungsmittel SUNLIFE („Rauchervitamine mit Glutathion”) wird die Einnahme von täglich zwei Tabletten (entsprechend 12 mg Betakaroten) für Raucher propagiert. Dies entspricht in so diametraler, ja diabolischer Weise dem Kenntnisstand, dass wir unsere Forderung nach einer Intervention im Interesse der Öffentlichkeit auf diesem Wege wiederholen möchten. Prof. Dr. med. I. MÜHLHAUSER Universität Hamburg D-20146 Hamburg 1 2 3 4 5 Prof. Dr. med. Dr. h.c. M. BERGER Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf D-40225 Düsseldorf OMEN, G. S. et al.: N. Engl. J. Med. 334 (1996), 1150 ALBANES, D. et al.: Am. J. Clin. Nutr. 62, Suppl. (1995), 1427S; N. Engl. J. Med. 330 (1994), 1029 MÜHLHAUSER, I., M. BERGER: Dtsch. Ärztebl. 93 (1996), A-3280 BfArM: Schreiben vom 26. Sept. 1997 HENNEKENS, C. et al.: N. Engl. J. Med. 334 (1996), 1145 HAARWUCHSMITTEL AMINEXIL (DERCAP) – MINOXIDIL-DERIVAT ALS KOSMETIKUM? Neuerdings hört man viel über ein neues Haarwuchsmittel mit angeblich sensationellen Erfolgen: DERCAP, Wirkstoff sei Aminexil. Gibt es von Ihrer Seite Informationen? Kann man verantworten, dieses Mittel zu empfehlen? Dr. med. W. GÖTTLER (Arzt f. Allgemeinmedizin) D-79211 Denzlingen Bei dem als Kosmetikum angebotenen Aminexil (DERCAP) handelt es sich um eine Variante des verschreibungspflichtigen Antihypertensivums Minoxidil (LONOLOX). Der Haarwuchs-fördernde Effekt von Minoxidil wurde bald nach Einführung in der Hochdruckbehandlung erkannt und wird inzwischen therapeutisch genutzt. Örtlich anwendbare 2%ige Zubereitungen gegen androgenetische Alopezie gibt es etwa in Frankreich und Großbritannien. Bei allenfalls mäßigem Nutzen sind neben lokaler Reizung systemische Wirkungen beschrieben (Flüssigkeitsretention, Zunahme des Herzschlagvolumens und der linksventrikulären Masse, mögliche Todesfälle).1,2 Im Gesicht, an Armen und Beinen oder auf der Brust kann das Haar verstärkt sprießen – besonders für Frauen ein Problem. Nach Absetzen lichtet sich das Haar bisweilen stärker als zu Beginn der Therapie (a-t 10 [1992], 100). Klinische Studien zu Nutzen und Gefahren von Aminexil finden wir per Medline-Recherche nicht. Auf mehrfache Anfragen erhalten wir vom Hersteller Vichy lediglich eine als „vertraulich” bezeichnete sogenannte Fachinformation ohne Literaturangaben.3 In dieser fehlt – anders als in der Ausgabe vom Januar4 – der Hinweis auf Minoxidil als Ursprung des „Kosmetik-Moleküls”3 Aminexil. Die deutsche Kosmetikverordnung schützt nicht davor, dass pharmakologisch wirksame Stoffe – z.B. Pilzmittel wie Clotrimazol – in Kosmetika enthalten sind.5 Erst seit Beginn dieses Jahres müssen die Hersteller dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin Dossiers vorlegen, die eine toxikologische Bewertung ermöglichen. Die Bewertung von Animexil ist noch nicht abgeschlossen.6 Ohne veröffentlichte und somit nachprüfbare Daten zu Nutzen und Unbedenklichkeit lässt sich der Abkömmling eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels nicht als kosmetisches Haarwuchsmittel empfehlen, – Red. 1 2 3 4 5 6 BAMMEL, A. et al.: Dtsch. med. Wschr. 118 (1993), 787 Med. Letter 36 (1994), 9 Fachinformation DERCAP, Stand Juli 1997 Fachinformation DERCAP, Stand Jan. 1997 Arzneimittelkommission: Pharm. Ztg. 142 (1997), 4102 Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: Schreiben vom 21. Nov. 1997 und 2. Dez. 1997 Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Clotrimazol: CANESTEN (A, CH) Minoxidil: LONITEN (A, CH)