Look Up

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Look Up
jugend . themen . antworten .
look up:
Impressum
HerausgeberinPERSPEKTIVE Region Solothurn-Grenchen, Weissensteinstrasse 33, 4502 Solothurn,
www.perspektive-so.ch
Fotografie
Theo Gamper, 4500 Solothurn
Herstellung und Bezugsadresse
Lehrmittelverlag Kanton Solothurn, Dammstrasse 21, 4502 Solothurn, www.lehrmittel-ch.ch,
gedruckt in der Schweiz
Alle Aufnahmen einer 2. Sekundarschulklasse sind im Schulhaus Carpe Diem in Neuendorf entstanden. Die Fotos sind zwanglos in den
Text eingesetzt und stehen zu diesem in keinem beabsichtigten Zusammenhang.
Die Texte der ersten Auflage 2001 wurden im Auftrag der PERSPEKTIVE von D. Jordi erarbeitet.
Überarbeitung Texte 6. Auflage:H. Müller, Soziopoly – Mandate im sozialen Bereich, Biberist
Fachliche Unterstützung: zischtig.ch, Fachstelle MIRA Zürich, Frauenpraxis Runa GmbH Solothurn,
Schuldenberatung Aargau-Solothurn, Kreiskommando Solothurn, Motorfahrzeugkontrolle Solothurn, Arbeitslosenkasse Solothurn, Jugendpolizei Kanton Solothurn, SUVA Solothurn
Korrektorat: S. Lüscher, Bern
Für die Überarbeitung und Aufnahmen der neuen Auflage danken wir herzlich allen beteiligten Akteuren, Ratgebern, Institutionen und
kantonalen Fachstellen.
© by PERSPEKTIVE Region Solothurn-Grenchen 2016, 6. überarbeitete Auflage
look up:
jugend . themen . antworten .
Inhaltsverzeichnis
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Einleitung
Wie benützt du look up: am besten?
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Teil 1: du und die Lust am Leben
Das Verliebtsein und die Liebe
Verliebtsein
Wenn du geliebt wirst…
Vom Verliebtsein zur Liebe
Die Liebe währt nicht ewig
Liebeskummer
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Sex
Sex ist schön…
Sex macht Angst…
Die häufigsten falschen Vorstellungen in Sachen Sex
Die Geschlechtsorgane
Die Geschlechtsorgane des Jungen
Die Geschlechtsorgane des Mädchens
Die Menstruation
Tampons oder Binden
Menstruationsbeschwerden
Die erste Untersuchung bei der Frauenärztin
Was wird gefragt?
Was wird untersucht?
Selbstbefriedigung
Petting
Küssen
Streicheln
Oraler Sex
Geschlechtsverkehr
Das erste Mal
Analsex
Verhütung
Überblick über die gebräuchlichsten Verhütungsmittel
Schwangerschaft
Wenn du das Kind behalten willst…
Wenn du die Schwangerschaft abbrechen willst…
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AIDS
Übertragung
Risiko
Safer Sex
Gebrauch des Kondoms
AIDS-Test
Geschlechtskrankheiten
Woran erkennst du, dass du eine
Geschlechtskrankheit hast?
Wie kannst du dich vor
Geschlechtskrankheiten schützen?
Übersicht über die wichtigsten Geschlechtskrankheiten
Homosexualität – Schwule und Lesben
3 gute Gründe für eine akzeptierende
Haltung gegenüber Schwulen und Lesben
Sex unter Homosexuellen
Gleichgeschlechtlicher Sex unter Jugendlichen
Dazu stehen – Coming-out
Eingetragene Partnerschaft für
schwule und lesbische Paare
Abweichendes Sexualverhalten und sexuelle Randgruppen
Prostitution
Pornografie
Sexuelle Gewalt
Freundschaft
Eine gute Freundschaft
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Freunde finden
Die Clique und der Gruppendruck
Die richtigen Freunde
Freizeit
Politik: mitreden und mitbestimmen
Engagement in Jugendgruppen und -verbänden
Kurse und Jobs
Jugendtreffs
Sport
Jugend und Sport (J&S)
Sport und Bewegung – ganz individuell
Kreativität
Kultur
Feste und Veranstaltungen
Ferien und Reisen
Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Handy
Smartphones
Soziale Netzwerke
Prinzip Sicherheit
Verhalten
Chat
Games
Chancen / Nutzen / Vorteile
E-Learning
Kreatives
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Imagepflege
Onlinesucht
Typen der Onlinesucht
Leistungseinbussen
Die Sucht erkennen – darauf musst du achten
Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion
Cybermobbing
Sexting
Cybergrooming und Sextortion
Recht und Gesetz
Gesundheit
Aussehen
Kleidung
Haare
Zähne
Pickel
Was du dagegen tun kannst…
Akne
Piercing
Tätowierungen
Ernährung
Appetit
Ausgewogene Kost
Essstörungen
Magersucht
Ess-Brech-Sucht
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Esssucht
Körpergewicht einschätzen: Der Body Mass Index (BMI)
Allzu viel ist ungesund – auch bei der Lautstärke
Entspannung
Bewegung
Ruhe
Krankheit und Unfälle
Gewalt
Das kannst du tun, nachdem du persönlich
körperlicher Gewalt ausgesetzt warst
Abhängigkeit und Suchtmittel
Suchtmittel
Alkohol
Nikotin
Medikamente
Cannabis
Lachgas
GHB/GBL/K.O.-Tropfen
LSD, Psilocybin, Mescalin
Giftpflanzen
Heroin
Kokain
Amphetamine
Sind Suchtmittel cool?
Grenzen anders erfahren
Suchtmittel lösen keine Probleme
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Abhängigkeit ohne Suchtmittel
Selbstverletzendes Verhalten (SVV)
Krisen
Krisen als Chance
Hilfe suchen
Selbstmord
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Teil 2: du und deine Fähigkeiten
Schule
Regeln
Mitgestalten des Unterrichts
Spannende Gestaltung des Unterrichts
Lerntechnik
Lernen macht nicht immer Spass
Wenn dir die Schule Mühe macht
Nachhilfe
Prüfungsvorbereitung
Das solltest du vermeiden…
Das wäre anzustreben…
Austausch für Schülerinnen
Austausch für Klassen
Konflikte mit einem Lehrer
Schulsozialarbeit
Berufswahl
Das Berufsinformationszentrum (BIZ)
Berufs- und Studienberatung
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Berufsinformation
Zwischenlösungen
Schnupperlehre
Eine Lehrstelle finden
Lehre
Die Bewerbung
Auch der Charakter zählt
Das Vorstellungsgespräch
Der Lehrvertrag
Das Lehrzeugnis
Berufsmatur
Schwierigkeiten in der Lehre
Stipendien
Lehrlingsaustausch
Arbeit
Mit welchem Alter darfst du arbeiten?
Nach deinem 13. Geburtstag
Nach deinem 16. Geburtstag
Die Bewerbung
Der Arbeitsvertrag
Das Arbeitsrecht
Die Probezeit
Fernbleiben
Ferien
Kündigung
Diskriminierungsverbot
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Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Das Arbeitszeugnis
Arbeitslosigkeit
Gewerkschaften
Geld
Taschengeld und Jugendlohn
Nebenjobs und Ferienjobs
Was weisst du über Geld und Lebenskosten?
Lehrlingslohn – wie viel, wofür?
Plastikgeld
Kredite und Leasing
Sparen
Schulden
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Teil 3: du und die Gesellschaft
Gesetze, die dich betreffen…
Über Gesetze…
Gesetze haben Vorteile…
Gesetze sollen für alle gelten
Wo bleibt deine Freiheit?
Die Schweizer Verfassung
Unsere wichtigsten Gesetze
Gesetzestexte
Deine Rechte und Pflichten ändern
sich mit zunehmendem Alter…
Vor deinem 10. Geburtstag
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Vom 10. bis zum 18. Geburtstag
Ab deinem 13. Geburtstag
Ab deinem 14. Geburtstag
Ab deinem 16. Geburtstag
Ab deinem 18. Geburtstag
Sobald du einer regelmässigen
Erwerbstätigkeit nachgehst
Das Schutzalter
Die Rechte des Kindes
Du und die Verkehrsmittel
Unter 14…
Mit 14…
Mit 16…
Mit 18…
Familie
So viele Köpfe – so viele Meinungen
Deine Rechte und Pflichten
Konflikte
Konfliktlösung
Schwierige Konflikte
Scheidung
Was passiert dann mit dir?
Welche Rechte hast du?
Wen trifft die Schuld?
Andere Kulturen
Wohnen
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Verwaltung
Die Einwohnerkontrolle
Wichtige Papiere
Militär
Versicherungen
Obligatorische Versicherungen
Die erste Säule
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)
Die Invalidenversicherung (IV)
Der Erwerbsersatz für Dienstleistende und
bei Mutterschaft (EO)
Die zweite Säule
Die dritte Säule [siehe: freiwillige Versicherungen]
Die Arbeitslosenversicherung (ALV)
[siehe auch: Arbeitslosigkeit]
Die Militärversicherung
Die Krankenversicherung
Die Unfallversicherung
Haftpflichtversicherung für Motorfahrzeuge
Freiwillige Versicherungen
Privathaftpflicht
Hausratsversicherung
Die dritte Säule
Polizei und Strafverfahren
Wenn du eine Dummheit gemacht hast…
Die häufigsten Straftaten von Kindern und Jugendlichen…
Wenn du erwischt wirst…
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Was du im Kontakt mit der Polizei wissen solltest
Die Strafuntersuchung
Untersuchungshaft
Vor Gericht
Die Strafen
Das Strafregister
Das Opfer
Opferhilfe
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193
Teil 4: du und die Welt
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Was kannst du wissen?
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Wissenschaft
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Die Wissenschaft ist schlecht…
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Die Wissenschaft ist gut…
197
Wissenschaftliches Denken
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Unwissenschaftliches Denken
Religion
200
Esoterik
201
Sekten
201
Was sollst du tun?
202
Werte und Normen
202
Die Stufenleiter der Werte
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205
Die Verantwortung gegenüber anderen Menschen
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
205
Verantwortung gegenüber der Umwelt
206
Stichwortverzeichnis
209
Adressverzeichnis hintere Umschlagseite
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Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zum Problem
einer gerechten Sprache …
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
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Wl
Zum Problem einer gerechten Sprache
Zum Problem einer
gerechten Sprache…
Die Sprache kann sehr ungerecht sein. Im Lehrplan heisst es z.B.:
Jeder Schüler hat Anspruch auf eine angemessene Bildung… Und
wo bleiben die Schülerinnen? Haben die Mädchen keinen Anspruch auf Bildung? Die Menschheit besteht aus Mädchen und
Jungs, bzw. aus Frauen und Männern, und das soll in der Sprache
auch zum Ausdruck kommen. Es müsste natürlich heissen: jeder
Schüler und jede Schülerin… Aber das ist zu lang. Wie wärs mit:
jedeR SchülerIn…? Sieht ziemlich doof aus, nicht? Zudem kann
man es gar nicht laut lesen, ohne dass ein Unsinn dabei herauskommt. Ebenso steht es mit: jede/r Schüler/in… Und wie wärs
damit: alle Auszubildenden…? Dann wären die Lehrer die Ausbildenden, die Schulleiter die Schulleitenden, und die Hauswarte
würden zu den Hauswartenden…
Dieses Buch bietet eine andere Lösung an: Mal steht die weibliche Form, mal die männliche. Immer ist das andere Geschlecht
mitgemeint. Es gibt zwar Ausnahmen, aber die erkennst du leicht.
Ist das gerecht? Wenigstens ist es lesbar…
Wenn du mehr zur sprachlichen Gleichbehandlung wissen willst: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sprachliche Gleichbehandlung»]
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Einleitung
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Wahrscheinlich bist du jung und hast das ganze Leben noch vor
dir. Was hält es wohl für dich bereit? Bestimmt viel Vergnügliches, Spannendes und Überraschendes… – aber womöglich
auch ein paar Stolpersteine. Manche Schwierigkeiten wirst du
leicht aus eigenen Kräften meistern, besonders wenn du dich
rechtzeitig informierst. Je mehr du über das Leben weisst und je
besser du dir vorstellen kannst, was auf dich zukommen könnte, desto leichter wirst du damit fertig.
Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg
finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst, sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche
und zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es sich
still und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden
lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen legen.
Es wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es
parat sein für dich.
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Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg
finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst, sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche und
zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es sich still
und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen legen. Es
wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es parat
sein für dich.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Einleitung
lil
Wie benützt du look up: am besten?
Das Inhaltsverzeichnis ganz vorne zeigt dir alle Kapitel und Themen sowie die entsprechenden Seitenzahlen im look up: auf.
Im Stichwortverzeichnis findest du viele Begriffe, die für dich interessant sein könnten. Geht dir gerade ein bestimmtes Thema
durch den Kopf? Vielleicht findest du es im Stichwortverzeichnis
und siehst gleich, auf welcher Seite du zu diesem Thema etwas
findest.
Vielleicht stöberst du lieber frei im Buch herum und beginnst
dann irgendwo zu lesen. Die Texte zeigen dir, dass das Leben
vielfältig ist und dass es für viele Fragen keine klaren Antworten
gibt. Die Menschen haben unterschiedliche Meinungen und mehr
oder weniger gute Gründe dafür, alles lässt sich drehen und wenden und von verschiedenen Seiten betrachten. Leider nehmen zu
viele Menschen Zuflucht zu allgemeinen Meinungen und zu Vorurteilen. look up: möchte dich so offen und ehrlich wie möglich
informieren, damit du gängige Überzeugungen hinterfragen und
dir selber eine Meinung bilden kannst.
«Zwischendurch sind Aussagen von Menschen eingestreut, die
für Menschliches besonders treffende Worte gefunden haben. Sie
sollen auflockern und dich vielleicht gelegentlich zum Schmunzeln bringen.»
Hin und wieder findest du Abschnitte mit den einleitenden Worten:
Zum Nachdenken:
Dort stehen interessante Fragen, die du mit deinen Freunden
oder in der Klasse diskutieren kannst. Frag vielleicht deine
Lehrerin, ob ihr euch die eine oder andere Frage vornehmen
könnt. Nehmt euch genügend Zeit. Meist gibt es keine eindeutigen Antworten darauf. Lasst euch aber trotzdem darauf ein,
denn die Auseinandersetzung lohnt sich. Es sind alles sehr
wichtige Lebensfragen…
In den Texten begegnest du manchmal so etwas: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Dies bedeutet, dass du
im Adressverzeichnis in der Beilage unter dem jeweiligen Stichwort weitere nützliche Adressen und Links findest. Scheu dich
nicht anzurufen oder zu schreiben. Du kannst nur gewinnen, denn
fragen darf man immer…
Manchmal sieht es auch so aus: [siehe auch: Versicherungen]
Dann findest du weitere Informationen im jeweils angegebenen
Kapitel. Du kannst es im Inhaltsverzeichnis oder noch besser im
Stichwortverzeichnis nachschlagen, um die richtigen Seiten dazu
zu finden.
13
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Teil 1:
du und die Lust am Leben
Das Verliebtsein und die Liebe
Das Verliebtsein und die Liebe
Nichts hat Künstler mehr beeinflusst als die Liebe: unzählige Bücher, Filme, Bilder, Fotos, Statuen, Opern, Lieder und Theaterstücke sind diesem grössten aller Gefühle gewidmet. Was aber ist
die Liebe? Freilich gibt es viele verschiedene Arten, z.B. die Liebe
zu deinen Eltern, die Liebe unter Geschwistern, die Liebe zu einem Pferd oder einem Haustier, die Liebe zur Natur oder die Liebe
zum göttlichen Wesen.
n n n Verliebtsein
Hier geht es zuerst aber um eine andere Liebe, nämlich das ganz
besondere Gefühl des Verliebtseins einem Menschen gegenüber.
Bestimmt kennst du es: Du denkst den ganzen Tag immer wieder an den geliebten Menschen und empfindest ein besonderes
Glücksgefühl dabei.
«Liebe: an jemanden denken, ohne nachzudenken.»
Karlheinz Deschner
16
In der Magengegend kribbelt es, und deine Gedanken gehorchen
dir fast nicht mehr. Du hast Mühe, dich zu konzentrieren, hörst
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
manchmal gar nicht zu, wenn in der Schule oder zu Hause jemand
etwas zu dir sagt. In deiner Fantasie malst du dir die schönsten
Liebesszenen aus. Und wenn du deinem Schwarm begegnest,
bist du wie verzaubert. Niemand scheint dir schöner oder besser,
jedes Lächeln, jede Bewegung, die ganze Erscheinung ist für dich
vollkommen…
«Die Liebe beruht auf einer starken Übertreibung des Unterschiedes zwischen einer Person und allen anderen.»
George Bernard Shaw
Wenn es dir so ergeht, dann bist du verliebt. In wen du dich verliebst, kannst du kaum beeinflussen. Die Liebeswahl folgt eigenen, schwer durchschaubaren Gesetzen und lässt sich durch
den Verstand nicht steuern. Als Verliebte bist du gleichzeitig zu
beneiden und zu bedauern. Das Verliebtsein kann nämlich sehr
viele schöne Gefühle mit sich bringen, aber ebenso viel Leiden
verursachen.
Obwohl die Menschen verschiedene Erlebnisse und Erfahrungen
mit dem Verliebtsein machen, ist doch der folgende ungefähre
Ablauf nicht selten:
Meist verlieben sich Jugendliche dort, wo sie sich häufig begegnen, d.h. in der Schule, im Sport- oder Musikverein, im Ausgang,
in einem Lager usw. Wenn sich jemand verliebt hat, verändert sich
sein Verhalten dem Schwarm gegenüber. Man schenkt ihm mehr
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Aufmerksamkeit, blickt ihn häufiger an, lächelt mehr, sucht die
Nähe usw. Solche Zeichen können deutlich sein, aber auch sehr
versteckt. Aber meist werden sie vom Schwarm bemerkt, manchmal auch nur unbewusst. Wenn der Schwarm merkt, dass er von
jemandem solche Zeichen erhält, der ihm auch passen könnte,
beginnt er wach zu werden und sendet Zeichen zurück. Es beginnt
dann ein Spiel, ein Hin und Her von Blicken und tausend Zeichen
des Interesses und der Zuneigung. Dieses Spiel nennt man auch
Flirt. In dieser Phase sind beide meist noch ziemlich unsicher, fragen sich, ob sie sich in ihren Gefühlen nicht täuschen, trauen sich
nicht recht, einen ersten Schritt zu machen usw.
Irgendwann kommt es dann zum ersten Schritt: Man spricht sich
zum ersten Mal an oder bleibt – falls man schon zusammen gesprochen hat – etwas länger beisammen. Heutzutage wird der
erste Kontakt oft auch per SMS oder E-Mail gemacht.
Dann setzt sich die Story fort. Entweder trifft man sich zufällig
wieder und vertieft den Kontakt. Meist aber braucht es mehr als
den Zufall, d.h. man macht etwas ab. Wenn es dann gut läuft, man
sich sehr sympathisch ist, Vertrauen gewinnt, dann trifft man sich
häufiger, unternimmt gemeinsam allerlei, besucht sich zu Hause
usw.
Dann kommt es unter Umständen zu ersten Berührungen, zuerst
scheinbar zufällig, dann gezielter. Von da ist der Schritt zur ersten Umarmung und zum ersten Kuss nicht mehr gross. Tja, und
Das Verliebtsein und die Liebe
dann auf einmal ist die Sache klar – und das Liebespaar frisch
gebacken. Es gibt einiges, was dir in deinem Verliebtsein vielleicht hilft:
Versuche, auf irgendeine Art deine Liebe mitzuteilen. Bestimmt
hast du ein wenig Angst, zurückgewiesen zu werden. Aber wenn
der Geliebte gar nichts weiss von deinen Gefühlen, hast du sowieso keine Chance.
Am meisten Mut braucht es sicher, die Geliebte direkt anzusprechen. Aber platze nicht gleich mit der Tür ins Haus. Sprich zuerst
über etwas anderes, was sie interessieren könnte. Du siehst ja
dann, wie sie reagiert. Wenn du nicht gleich sehr ablehnend behandelt wirst, kannst du einen nächsten Schritt wagen und ein
Kompliment machen. Das ist sozusagen ein Versuchsballon, eine
erste Rate einer Liebeserklärung. Benütze deine Beobachtungsgabe und deine Fantasie, denn ein Kompliment kommt nur gut an,
wenn es etwas Wahres enthält und nicht plump ist.
Es kann sein, dass dir plötzlich der Gesprächsstoff ausgeht,
schliesslich ist die Begegnung mit dem «Objekt» des Verliebtseins
nicht alltäglich. Vielleicht steckt eine Angst dahinter, etwas Unpassendes zu sagen oder einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Ein gutes Mittel, Gesprächsstillstände zu überbrücken, sind Fragen. Frag deinen Freund etwas über ihn selbst. Er soll etwas aus
17
182
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
seinem Leben erzählen. Wenn du dann ein wenig nachfragst, Einzelnes noch genauer wissen willst, dann entsteht ein interessantes Gespräch.
Umgekehrt kannst du mal etwas aus deinem Leben erzählen. Nimm
dir ruhig etwas Zeit, bestimmt interessiert sich dein Freund mehr
für dich, als du denkst. Wenn du das Gefühl hast, er interessiere
sich nicht dafür, kannst du ja sagen, dass deine Zurückhaltung vielleicht auch damit zu tun hat, dass er dich gar nichts fragt. Dann
liegt der Ball bei ihm. Ausserdem: Du hast ein Recht, so zu sein, wie
du bist. Wenn du Lust hast, etwas Dummes oder Freches zu sagen,
dann sag es, wenn du Lust hast, nichts zu sagen, dann sag nichts.
Versuche, dich weniger darum zu kümmern, was andere von dir
halten. Das macht dich frei und bestimmt weniger zurückhaltend.
Wenn du den Mut oder die Möglichkeit zum direkten Gespräch
nicht hast, bleiben immer noch verschiedene andere Wege offen:
• Vielleicht rufst du an. Das braucht zwar auch Mut, besonders
weil du nie weisst, wer ans Telefon kommt. Überlege dir im Voraus, wie das Gespräch verlaufen könnte. Vielleicht kannst du ja
auch eine Mitteilung mit deinem Handy schicken.
• Du kannst ein Brieflein schreiben und es dem Geliebten zustecken. Du solltest aber den Mut haben, deinen Namen darunter
zu setzen, sonst kommst du nicht weiter. Gerade Liebesbriefe können sehr romantisch sein. Was genau darin steht, spielt
keine grosse Rolle. Sogar wortlose Liebeszeichen sprechen
Das Verliebtsein und die Liebe
eine deutliche Sprache. Du kannst z.B. etwas Süsses in die Jackentasche der Geliebten stecken, eine Blume am Lenker ihres
geparkten Velos oder Rollers befestigen und einen lieben Gruss
aufnotieren usw.
• Du kannst auch eine Freundin bitten, mal mit deinem Schwarm
zu sprechen.
n n n Wenn du geliebt wirst…
Leider schiesst Amor (römischer Liebesgott, als kleiner Junge mit
Flügeln und Pfeilbogen dargestellt) seine Pfeile nicht immer zum
rechten Zeitpunkt in die richtigen Herzen. Oft liebt man sich im
Kreis herum: du liebst sie, sie aber liebt ihn, er aber… usw.
Wenn du geliebt wirst, aber die Liebe nicht erwiderst:
• Mache deinem Gegenüber keine falschen Hoffnungen. Dir
schmeichelt es vielleicht, wenn du bewundert und geliebt wirst.
Aber zwischen deinem guten Gefühl dabei und dem grossen
Kummer, den du auslösen kannst, besteht ein krasses Ungleichgewicht. Die Gefühle der andern Menschen sind nicht dazu da,
dass du damit spielen und deine Eitelkeit befriedigen kannst.
• Sei fair und einfühlsam. Du musst ja dem Liebenden deine Ablehnung nicht gleich brutal ins Gesicht schleudern. Erkläre deine
Gefühle und nimm dir ein wenig Zeit. Versetz dich in die Lage des
anderen: Wie möchtest du in einer solchen Situation behandelt
werden?
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Das Verliebtsein und die Liebe
n n n Vom Verliebtsein zur Liebe
Wenn es geklappt hat, wenn deine Liebe erwidert wird und ihr
zusammen geht, dann bist du im siebten Himmel. Glückwunsch!
Aber Vorsicht, das erste Verliebtsein geht rasch vorüber – und der
Sturz aus dem siebten Himmel ist hoch, man schlägt hart auf.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Denke daran: Lieben heisst vor allem…
…auf einen Menschen einzugehen, ihm zuzuhören und zu versuchen, ihn zu verstehen.
…seinen Gedanken Raum zu geben, auch wenn du andere hast.
…ihn zu unterstützen und ihm etwas Liebes zu tun.
…ihn als das anzunehmen, was er von sich aus ist und sein möchte.
Beachte deshalb Folgendes:
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• Die Liebe ist nichts, was dir einfach so zukommt. Eine Liebesbeziehung verlangt von dir, dass du aktiv bist und sie pflegst,
dass du dich um sie kümmerst. Suche das Gespräch, versuche
herauszufinden, was deiner Partnerin wichtig ist, rede auch
über Dinge, die vor allem deinen Partner interessieren, mache
kleine Geschenke, überrasche sie mit etwas Erfreulichem usw.
Eine Freundin ist keine Eroberung, die nur dazu da ist, dass
du sie herzeigen kannst. Sie ist ein Mensch mit Bedürfnissen.
Versuche diese kennen zu lernen und ihnen im Rahmen deiner
Möglichkeiten gerecht zu werden.
• Auch Meinungsverschiedenheiten und sogar Streit können in
einer Liebesbeziehung Platz haben. Daran muss eure Liebe
nicht zu Grunde gehen. Im Gegenteil: Eure Beziehung kann dadurch reifen, ehrlicher, stabiler und auch spannender werden.
Wichtig ist allerdings, dass ihr eure Konflikte sorgfältig austragt, einander zuhören, Fehler eingestehen und euch wieder
versöhnen könnt.
Niemand ist verpflichtet, sich den Vorstellungen und Wünschen
eines anderen Menschen in jeder Hinsicht anzupassen. Du nicht
– aber auch deine Geliebte nicht. Wenn du versuchst, sie nach
deinen Vorstellungen zu verändern, wo sie das nicht selber will
oder kann, verabschiedet sich die Liebe bald.
n n n Die Liebe währt nicht ewig
Aus verschiedenen Gründen kann eine Liebe schneller vorbei
sein, als du dir gedacht hast:
• Du hast dich in deinem Freund getäuscht und nimmst plötzlich
Eigenschaften an ihm wahr, die dir in der ersten Verliebtheit
nicht aufgefallen sind.
• Du fühlst dich vielleicht bedrängt oder zu wenig frei und möchtest wieder mehr Unabhängigkeit. Einander gern zu haben, nah
zu sein und trotzdem frei zu lassen, ist eine grosse Kunst.
• Ihr habt zu viele Streitigkeiten: Auch mit bestem Willen gelingt
es euch nicht, sie auszuräumen. Manchmal lohnt es sich, eine
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Beziehung auch in schwierigen Phasen zu pflegen und nicht
einfach aufzugeben. Manchmal kann es aber auch nötig sein,
einen Schlussstrich zu ziehen.
• Und schliesslich kann es schlicht dazu kommen, dass du dein
Herz an jemand anderes verlierst – oder dass es deiner Partnerin so ergeht.
«Die Liebe liebt das Wandern, von einem zu dem andern.
Gott hat sie so gemacht.» Wilhelm Müller, Winterreise
n n n Liebeskummer
Und plötzlich ist alles vorbei. Du hast das Gefühl, keinen Lebensinhalt mehr zu haben und nie mehr lachen und lieben zu können.
Liebeskummer tut sehr weh – und es gibt kein Mittel dagegen.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis du ihn überwunden hast. Aber
du wirst darüber hinwegkommen, wieder Lieben können und
glücklich sein, auch wenn du es dir im Moment nicht vorstellen
kannst. Die meisten Menschen erleben dieses bittere Gefühl irgendwann in ihrem Leben.
Der Liebeskummer verläuft – ähnlich wie das Trauern – nach einem bestimmten Muster. [siehe auch: Krisen] Oft werden vier
Phasen beschrieben. Wie lange die einzelnen Phasen dauern, wie
stark sie sich zeigen oder ob sie zum Teil sogar ausbleiben, all
dies ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Das Verliebtsein und die Liebe
• Leere. Am Anfang fühlst du dich wie gelähmt. Du kannst gar
nicht glauben, dass alles aus ist.
• Verzweiflung. Mehr und mehr wird dir bewusst, wie gross dein
Verlust und deine Verletzung ist. Du lässt dich vielleicht gehen
und weinst bis zur Erschöpfung. In dieser Phase solltest du
dich vor Kurzschlusshandlungen hüten: Alkohol und andere
Suchtmittel [siehe auch: Suchtmittel] helfen dir nicht, sondern
schaffen neue Probleme. Tu dir nichts an. [siehe auch: Selbstmord] Jetzt musst du durchhalten, die Zeit ist auf deiner Seite
und hilft dir.
• Wut. Jetzt erwachen deine Lebensgeister wieder und du beginnst dich zu wehren. «So nicht mit mir», denkst du vielleicht…
• Neuorientierung. Du denkst immer weniger an die alte Liebe.
Der Alltag hat dich wieder eingeholt. Noch kann es allerdings
einige Zeit dauern, bis du wieder die Fühler nach einer neuen
Beziehung ausstreckst.
21
Sex
Sex
Im Grunde dreht sich in der Welt sehr viel um Sex. Überlege dir
mal, wie oft du an jemanden denkst, den du sexy findest, wie oft
dir warm wird beim Anblick eines hübschen Gesichts oder einer
tollen Figur. Das geht nicht nur dir so. Fast alle Menschen haben
sexuelle Fantasien, fühlen sich zu anderen Menschen hingezogen
und haben Freude an zärtlichen und erotischen Berührungen.
Die Natur hat das ganz schön schlau eingerichtet: Stell dir vor, es
gäbe keinen Sex, und wir würden uns überhaupt nicht füreinander interessieren… Wir wären schon längst weg vom Fenster. Die
Menschheit wäre tatsächlich nie entstanden, wenn es nicht einen
starken Trieb gäbe, der uns zueinander führte.
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n n n Sex ist schön…
Sex soll also nichts anderes sein als ein biologischer Trick, uns
Menschen vor dem Aussterben zu bewahren? Ja, im Grunde ist das
so. Aber das ändert nichts daran, dass Sex etwas vom Schönsten
ist, was wir erleben können. Sex ist mit vielen intensiven und
wunderbaren Gefühlen verbunden. Bereits ein Blick oder ein Lächeln können dich ganz durcheinander bringen. Du bekommst ein
warmes Gefühl in der Magengegend, vielleicht sogar weiche Knie
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und feuchte Hände, dein Herz pocht und deine Pupillen werden
grösser. Dein Körper spielt verrückt – aber trotzdem fühlst du dich
glücklich. Und wenn du der Person näher kommst, die du besonders magst, wenn ihr allein seid zu zweit, wenn du warme Haut
und zärtliche Berührungen fühlst, dann ist es vielleicht vollends
um dich geschehen und du schwimmst in einem Strom der Lust
und der Leidenschaft…
n n n Sex macht Angst…
Sex kann eine zwischenmenschliche Beziehung bereichern, kann
dazu führen, dass man sich einander besonders nah und verbunden fühlt. Am schönsten ist Sex dann, wenn zwei sich wirklich
lieben. Im Bereich der Sexualität kann man sich aber auch missverstehen und voneinander entfernen. Viele Menschen haben
etwas schiefe Vorstellungen vom Sex und erwarten gerade von
ersten sexuellen Erlebnissen, dass es dabei zugeht wie in Liebesfilmen: Sie stellen sich etwas Unerhörtes, Umwerfendes vor. Das
mag auch gelegentlich so sein, aber es ist nicht der Normalfall:
Nicht immer haben die Partner die gleichen Vorstellungen von gutem Sex. Deshalb kann es vorkommen, dass du dich nach einem
sexuellen Erlebnis nicht besonders gut, ja sogar ziemlich mies,
unverstanden und allein fühlst. Auch Sex ohne Liebe kann zu solchen Gefühlen führen. Deshalb lohnt es sich, auf den richtigen
Moment zu warten und falsche Vorstellungen zu korrigieren.
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n n n Die häufigsten falschen Vorstellungen in Sachen Sex
• «Alle haben guten Sex – nur ich nicht.» Es gibt kaum einen
zweiten Lebensbereich, wo so viel geprahlt, geflunkert und gelogen wird. Du kannst getrost 90 Prozent abziehen, wenn von
Sexerlebnissen die Rede ist. Die anderen sind meist nicht so
toll, wie sie gern sein möchten und sich darstellen. Wenn du
nicht den Sex hast, den du dir wünschst, dann bist du in guter
Gesellschaft. So geht es nämlich vielen Menschen. Nur trauen
sich die wenigsten, das auch zuzugeben.
«Was manche Leute sich selbst vormachen, das macht ihnen so
schnell keiner nach.» Gerd Uhlenbruck
• «Ich muss gut sein im Sex.» Viele verstehen Sex als eine Art
Prüfung: Entweder kannst du es und erhältst eine gute Note
oder du kannst es nicht und fällst durch. Zudem solltest du es,
so eine mögliche Vorstellung, auf Anhieb können, gleich beim
ersten Mal. Aber: Gerade beim Sex ist es wichtig, einander
nicht auf die Probe zu stellen und Noten zu erteilen, sondern
sich gegenseitig darin zu unterstützen, das weite Feld sexueller Lust zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Dazu ist
es nötig, dass ihr miteinander über eure Wünsche und Fantasien sprecht. Du solltest sagen können, was dir gefällt und was
nicht, wovor du vielleicht Angst hast, was du noch nie gemacht
Sex
Sex
hast, aber gerne ausprobieren möchtest usw. Das braucht zunächst ein wenig Mut, aber mit der Zeit geht es ganz locker.
• «Sex ist vor allem Geschlechtsverkehr.» In Pornos oder anderen Quellen wird Sex oft so dargestellt, als ob es nur dann
richtiger Sex ist, wenn dabei der Penis eingeführt wird. Stimmt
das? Mache deine eigenen Erfahrungen und probiere dabei
aus, was dir und deinem Partner Freude bereitet. Sexualität
hat so viele verschiedene Facetten, dass es schade wäre, sich
einfach auf ein Rein-Raus-Rein festzulegen. Übrigens, einen Orgasmus kann Mann/Frau auf vielerlei Arten erfahren, nicht nur
beim Penetrieren.
• «Männer und Frauen haben die gleiche Sexualität.» Nein, das
stimmt nicht. Frauen und Männer sind in Bezug auf Wünsche,
Fantasien und Handlungen oft unterschiedlich, wenn es um
Erotik, Zärtlichkeit und Sex geht. Auch ist es natürlich so, dass
nicht alle Männer das Gleiche wollen oder alle Frauen die gleichen Bedürfnisse haben. Achte darauf, was du schön findest
und was dich sinnlich inspiriert. Dann tausche dich mit deiner
Partnerin darüber aus. Das muss ja nicht immer mit Worten
sein. Finde heraus, was für euch beide gut und schön ist, wenn
ihr erotische Begegnungen habt und lernt euch immer wieder
neu kennen.
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Zum Nachdenken:
Es wurde schon behauptet, dass Männer von Natur aus dafür
geschaffen seien, möglichst viel Nachwuchs zu zeugen. Sie
seien deshalb nicht besonders wählerisch. Frauen hingegen
seien von Natur aus wählerisch, weil sie den Nachwuchs austragen, was viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt. Bevor eine
Frau so viele Strapazen auf sich nähme, wolle sie sich versichern, dass es der Mann auch wert ist und dass er sie dabei
beschützt und zu ihr hält. Was denkst du über diese Theorie?
Sind Männer wirklich anders als Frauen? Vielleicht diskutiert
ihr das Thema in der Klasse. Vorsicht, da können die Fetzen
fliegen!
Weitere Fragen sind: Was findest du «typisch Junge» oder «typisch Mädchen»? Was sollte deiner Meinung nach das eine
Geschlecht vom andern wissen?
• «Kinder und alte Menschen haben keine Sexualität.» Auch
diese Aussage ist so nicht richtig. Kinder haben natürlich keine
Sexualität wie Erwachsene sie leben. Aber Kinder haben Bedürfnisse wie schmusen, kuscheln und zärtlich sein. Dabei geht
es um Wohlbefinden und nicht um sexuelle Erregung. Auch die
kindliche Erforschung des eigenen Körpers ist so motiviert;
sich selber zu erleben und erfahren. Kommt ein Kind in die
Pubertät, ändert sich dies. Das Interesse an Sinnlichkeit und
erotischen Gefühlen nimmt zu. Kinder und Jugendliche sollen
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selber entscheiden können, wie weit sie dabei gehen und nicht
von anderen dazu ermutigt oder gedrängt werden. Auch ältere
Menschen haben Bedürfnisse und Verlangen nach Zärtlichkeit
und sinnlichem Vergnügen. Oft schämen Sie sich dafür oder befürchten, ausgelacht oder missachtet zu werden. Erotische und
sexuelle Gefühle können bis ins hohe Alter vorhanden sein und
wenn sie gegenseitig erwünscht sind, sollte dem doch nichts
im Wege stehen, oder?
n n n Die Geschlechtsorgane
Die Geschlechtsorgane des Jungen
• Der Penis (auch: Glied, Schwanz, Schnäbi usw.) besteht aus
einem Schaft und der Eichel, die sich durch einen kleinen
Rand vom Schaft abhebt und den Kopf des Penis ausmacht.
Sie kann in der Form, der Farbe und dem Aussehen unterschiedlich sein. Vorne ist ein kleines Loch, wo der Urin und
bei geschlechtsreifen Jungs auch die Samenflüssigkeit herauskommen. Die Eichel ist der empfindlichste Teil des Penis,
sozusagen das Lustzentrum. Bei manchen Jungs schmerzt es
fast, wenn sie die Eichel berühren. Aber das vergeht mit der
Zeit.
• Die Eichel ist von der Vorhaut bedeckt und so geschützt. Die
Vorhaut lässt sich zurückschieben. Bei manchen Jungs ist sie
zu eng und wird deshalb von einem Arzt entfernt, und zwar
meist schon im Kleinkindalter. Man nennt dies eine Beschneidung. In verschiedenen Kulturen werden alle Jungs beschnit-
Sex
ten. Für den Sex spielt es keine Rolle, ob du beschnitten bist
oder nicht. Wenn deine Vorhaut sehr eng ist und du sie nicht
oder nur mit Schmerzen über die Eichel zurückziehen kannst,
solltest du mal mit den Eltern, deinem Hausarzt oder einem
Spezialarzt darüber sprechen. Spezialärzte auf diesem Gebiet
heissen Urologen und finden sich im Telefonverzeichnis unter
«Ärzte nach Fachgebieten».
• Wenn du erregt bist, vergrössert sich dein Penis und wird steif.
Man spricht von einer Erektion, in der Umgangssprache auch
von einem Ständer, einer Latte oder einfach einem Steifen.
Form und Grösse des steifen Penis sind von Junge zu Junge verschieden. Er kann lang oder kurz sein, dick oder dünn, krumm
oder gerade. Ein durchschnittlicher Penis eines geschlechtsreifen Jungen misst im erschlafften Zustand zwischen 7 und 10
cm, im steifen Zustand zwischen 11 und 17 cm. Allerdings unterscheiden sich die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen:
Wird tatsächlich gemessen, liegen die Werte ein bis zwei Zentimeter tiefer, als wenn lediglich gefragt wird. Beim Steifwerden
streckt sich die Harnröhre, die mitten durch den Penis geht und
im schlaffen Zustand gefältelt ist. Dabei wird eine schleimige
Flüssigkeit in die Harnröhre ausgeschüttet. Sie sorgt dafür,
dass der Harnstoff neutralisiert wird und die Samenzellen nicht
schädigen kann. Manchmal tritt diese Flüssigkeit als kleines
Tröpfchen aus dem steifen Penis aus. Man spricht vom Voroder Lusttröpfchen. [siehe auch: Verhütung]
25
Sex
Viele Jungs und Männer machen sich Sorgen, dass mit ihrem
Penis etwas nicht in Ordnung sein könnte, dass er zu klein, zu
krumm oder zu wenig schön sein könnte. Eine allzu starke Krümmung kann man durch eine Operation beheben. Sprich am besten
mit deinem Hausarzt. Die Grösse und das Aussehen lassen sich
allerdings nicht verändern, auch nicht durch Vakuum-Pumpen
und dergleichen. Versuche deinen Penis zu akzeptieren, so wie er
ist. Du kannst ein wunderbarer Liebhaber sein und ein vergnügtes
Sexleben haben, ganz egal wie dein «bestes Stück» beschaffen
ist. Sauberkeit, Zärtlichkeit und Einfühlsamkeit zählen viel mehr.
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• Die Hoden (auch: Eier, Nüsse usw.) hängen in einem Hautsack,
dem Hodensack, unterhalb des Penis. Der Hodensack, die
Gegend oberhalb des Penis und der unterste Teil des Schafts
werden während der Pubertät behaart. Die Hoden produzieren
Samenzellen (auch: Spermien) und brauchen dazu eine tiefere
Temperatur als die Körpertemperatur. Deshalb sind sie ausserhalb des Körpers. Wenn du kalt hast, zieht sich der Hodensack
zusammen und bringt so die Hoden näher an den warmen Körper. Wenn du hingegen warm hast, weitet sich der Hodensack
und die Hoden entfernen sich vom Körper. Die Hoden sind – das
weiss jeder Junge – sehr schmerzempfindlich. Beim Sex kann
es aber lustvoll sein, wenn die Hoden gestreichelt oder leicht
gedrückt werden.
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Die Geschlechtsorgane des Mädchens
• Die Vulva (auch: Muschi, Möse, Schlitzli usw.) des Mädchens
besteht aus den grossen und den kleinen Schamlippen, der
Klitoris, der Harnröhre und der Scheide. Die grossen Schamlippen sind zwei dickere Hautfalten, die sich während der Pubertät behaaren. Sie verschliessen die Scheidenöffnung. Wenn
du sie auseinander ziehst, siehst du die kleinen Schamlippen.
Das sind zwei dünne, unbehaarte, gekräuselte Hautfalten,
die in Grösse und Form sehr unterschiedlich sein können. Sie
reagieren empfindlich auf Berührungen. Wenn du sie auseinander ziehst, liegt der Ausgang der Harnröhre frei. Darunter
befindet sich der Scheideneingang. Die Scheide (auch: Vagina)
ist etwa 8 cm lang und führt zum Muttermund, der Öffnung zur
Gebärmutter. In den Scheideneingang kann der Junge beim Geschlechtsverkehr seinen Penis einführen.
• Die kleinen Schamlippen bilden oben, wo sie zusammentreffen, eine Art Häubchen. Darunter liegt die Klitoris (auch:
Kitzler). Sie ist etwa so gross wie eine Erbse und ist der empfindlichste Teil der Vulva, mit andern Worten das Lustzentrum
der Frau – ähnlich wie die Eichel beim Mann. Entsprechend
schwillt sie auch an und wird steif, wenn du erregt bist. Klingt
die Erregung ab, nimmt sie wieder die normale Grösse ein. – In
gewissen Kulturen werden Mädchen beschnitten. Das ist eine
Verstümmelung und eine grobe Menschenrechtsverletzung.
Niemand hat das Recht, einem andern Menschen die Fähigkeit
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zur Lustempfindung zu zerstören.
• Der Scheideneingang ist von Geburt an von einem kleinen
Häutchen, dem so genannten Jungfernhäutchen (auch: Hymen) verschlossen. Es gibt allerdings auch Mädchen, die
ganz ohne Jungfernhäutchen geboren werden. Das Jungfernhäutchen verschliesst den Scheideneingang nicht ganz. Eine
oder mehrere Öffnungen lassen das Menstruationsblut durchfliessen. Da das Häutchen stark dehnbar ist, kannst du problemlos einen Tampon in die Scheide einführen. Es kann aber
trotzdem passieren, dass es dabei oder sonst bei einer Gelegenheit zerreisst. Viele Frauen spüren das gar nicht. Meistens
wird das Jungfernhäutchen beim ersten Geschlechtsverkehr
zerrissen. Es kann sein, dass du das spürst und ein bisschen
blutest. Der Schmerz ist aber unbedeutend, du musst davor
auf keinen Fall Angst haben.
• Die Brüste bestehen aus der Brustwarze, dem Brustwarzenhof und einer Rundung. Diese Rundung besteht vor allem aus
Fettgewebe. Darin eingebettet befinden sich Milchdrüsen und
Milchkanäle, die von den Drüsen zur Brustwarze führen. Die
Brustwarze ist der empfindlichste Teil der Brust, eine Berührung kann für dich sehr lustvoll sein. Die weiblichen Brüste
sind für viele Menschen das Symbol schlechthin für Schönheit,
Erotik und Sex.
Sex
Viele Mädchen und Frauen sind besorgt, dass ihre Brüste zu
klein, zu gross oder zu wenig schön sein könnten. Wie deine
Brüste aussehen oder mal aussehen werden, ist zu einem grossen Teil durch die Vererbung bestimmt. Allerdings spielt nicht
nur die Vererbung durch die Mutter eine Rolle. Du kannst auch
Gene vom Vater erben, die die Form deiner Brüste beeinflussen. In der Pubertät beginnen die Brüste zu wachsen und sind
druckempfindlich. Oft wachsen die beiden Brüste nicht gleich
schnell und können deshalb manchmal unterschiedlich gross
sein. Das gleicht sich aber mit der Zeit aus. Versuche deine
Brüste zu akzeptieren, wie sie sind. Ob dich jemand mag und
attraktiv findet, hängt nicht von der Form deiner Brüste ab, sondern von der Art, wie du dich gibst, von deiner Gepflegtheit, der
Natürlichkeit und dem Selbstvertrauen, von der Fähigkeit, auf
andere einzugehen usw. Zudem sind die Geschmäcker verschieden, manche mögen grosse Brüste, andere kleine. Übrigens:
Das Schönheitsideal, das zurzeit herrscht, verlangt etwas beinahe Unmögliches, nämlich dass Mädchen und Frauen ausserordentlich schlank, ja fast mager sein – und gleichzeitig doch
volle, schön geformte Brüste haben sollen. Die Brüste bestehen
– wie gesagt – vor allem aus Fettgewebe. Wer also sehr mager
ist, wird auch kleinere Brüste haben. Deshalb ist dieses Schönheitsideal ziemlicher Unsinn und führt zu viel Kummer und gelegentlich sogar zu unnötigen Operationen.
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Sex
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n n n Die Menstruation
Etwa zwei Jahre nachdem die Brüste zu wachsen begonnen haben, setzt normalerweise deine Menstruation (auch: Mens, Menarche, Periode, Regel oder einfach «die Tage») ein. Dein Körper
hat sich jetzt so weit entwickelt, dass du schwanger werden
kannst.
Ungefähr jeden Monat reift von jetzt an in einem deiner Eierstöcke eine Eizelle heran. Sie löst sich nach etwa zwei Wochen aus
dem Eierstock. Man spricht vom Eisprung. Jetzt wandert sie durch
den Eileiter zur Gebärmutter, die sich unterdessen mit Schleim
überzogen hat. Dabei kann sie von einer männlichen Samenzelle befruchtet werden. Die befruchtete Eizelle würde sich in der
Schleimhaut der Gebärmutter einnisten und zu wachsen beginnen. Das wäre der Beginn einer Schwangerschaft. Wenn die Eizelle nicht befruchtet wird, stirbt sie ab. Jetzt wird der Schleim, der
sich in der Gebärmutter gebildet hat, abgestossen und fliesst als
blutige Flüssigkeit aus der Scheide.
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Dieser ganze Ablauf wiederholt sich immer wieder und wird
Zyklus genannt. Wie lange der Zyklus dauert, ist von Frau zu Frau
verschieden. Die Dauer beträgt etwa 28 Tage, kann aber auch nur
20 oder sogar 35 Tage betragen. Gerade bei jungen Mädchen ist
der Zyklus oft noch unregelmässig. Es dauert eine gewisse Zeit,
bis sich dein Körper auf seinen eigenen Rhythmus eingestellt hat.
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Tampons oder Binden
Tampons sind kleine Röllchen, die aus gepresster, sehr saugfähiger Watte bestehen. Sie werden in die Scheide eingeführt,
bleiben dort und saugen das Blut auf, bevor es ausfliessen kann.
Beim Einführen solltest du Folgendes beachten:
• Am besten gehst du in die Hocke oder stellst ein Bein z.B. auf
den Toilettendeckel.
• Löse das kleine Schnürchen vom Tampon und zieh einmal fest
daran. Es muss nachher aus der Scheide hängen.
• Versuche dich ganz zu entspannen, vor allem die Muskeln um
deine Scheide herum.
• Schiebe den Tampon mit dem Finger so weit wie möglich nach hinten in die Scheide. Er sitzt erst richtig, wenn du ihn überhaupt nicht
mehr spürst. Wenn er dich stört und zwickt und du kaum mehr richtig sitzen kannst, liegt er zu weit vorne. Probiers noch einmal.
• Wenn der Tampon vollgesogen ist, ziehst du einfach an dem
Schnürchen.
Binden sind flache Einlagen, die auf der einen Seite mit saugfähigem Material belegt sind. Das Material auf der anderen Seite
lässt keine Feuchtigkeit durch. Die Binde wird in den Slip geklebt,
so dass das saugfähige Material vor der Scheide liegt. Kaufe keine Binden mit einer synthetischen Umhüllung. Diese sorgen im
ganzen Intimbereich für ein feuchtwarmes Klima, worin sich Pilze
und Bakterien sehr wohl fühlen.
Sex
Ob du Tampons oder Binden bevorzugst, musst du für dich
selbst herausfinden. Viele Frauen benützen tagsüber Tampons
und nachts Binden. Du solltest sowohl Tampons wie auch Binden tagsüber alle zwei bis vier Stunden wechseln und auf besonders sorgfältige Körperpflege achten.
Menstruationsbeschwerden
Kurz bevor du deine Tage bekommst, kann sich einiges an deinem
Körper verändern. Vielleicht bekommst du fettigere Haare und einige Pickel. Zudem können dein Gesicht, der Hals und die Brüste
etwas rundlicher sein, weil sich im Körper Flüssigkeit ansammelt.
Vielleicht hast du auch mehr Appetit, z.B. auf Süsses. Das ist alles
normal und verschwindet wieder. Während der Blutung zieht sich
die Gebärmutter zusammen. Einige Mädchen und Frauen spüren
das, haben Bauchkrämpfe oder Kopfschmerzen. Manchmal helfen alte Hausmittel wie Tee oder eine Bett-Wärmeflasche. Es gibt
auch eine Entspannungsübung, die empfohlen wird. Leg dich auf
den Rücken und ziehe abwechslungsweise ein Knie nach dem andern bis zur Stirn. Atme dazwischen tief durch und wiederhole
die Übung, bis die Schmerzen nachlassen. Wenn die Schmerzen
sehr stark sind, dann wende dich an die Frauenärztin oder den
Hausarzt.
Die Menstruation kann auch deinen Gemütszustand beeinflussen. Vielleicht hast du schlechte Laune, bist nervös und besonders reizbar, fühlst dich schnell verletzt und traurig. Wenn du
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Sex
weisst, womit deine Stimmung zusammenhängt, fällt es dir bestimmt leichter, damit umzugehen.
n n n Die erste Untersuchung bei der Frauenärztin
Die meisten Mädchen gehen das erste Mal zur Frauenärztin, wenn
sie sexuelle Beziehungen mit einem Partner aufnehmen und sich
die Pille verschreiben lassen möchten. Du musst davor keine
Angst haben. Am besten ist, wenn du genau weisst, was dabei
passiert. Bei vielen Ärzten ist die Arztgehilfin während der Untersuchung anwesend. Wenn du möchtest, kann auch deine Mutter
oder eine Freundin dabei sein. Die Untersuchung beim Frauenarzt
ist eine heikle Situation. Du zeigst deinen Körper auf eine Art, wie
du ihn sonst kaum jemandem zeigst. Deshalb ist es wichtig, dass
du mit besonderem Respekt behandelt wirst.
Was wird gefragt?
Die Ärztin muss sich ein Bild machen können von dir und deiner
Situation. Deshalb stellt sie dir zu Beginn der Untersuchung einige Fragen. Sie erkundigt sich nach…
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…dem Grund des Besuchs
…dem Zyklus, der Zyklusdauer, allfälligen Menstruationsbeschwerden, Zwischenblutungen oder einem Ausfluss
…Beschwerden wie Jucken oder Brennen in der Scheide
…deinen Fragen
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Sexuelle Themen sollten nur mit deinem Einverständnis oder auf
deinen Wunsch hin besprochen werden. Wichtig ist, dass du dich
wohl fühlst im Gespräch mit der Ärztin, dass sie sich Zeit nimmt
für dich und auf deine Fragen eingeht.
Was wird untersucht?
• Brustuntersuchung: Dabei ist nur dein Oberkörper frei. Die
Ärztin tastet deine Brüste bis in die Tiefe des Brustmuskels
ab. Du solltest auch regelmässig deine Brüste nach Knötchen
abtasten, damit du einen allfälligen Brustkrebs möglichst früh
erkennen würdest. Wie du das machst, erfährst du bei der Frauenärztin.
• Unterleibsuntersuchung: Du liegst dabei meist auf einem speziellen Stuhl. Nur der Unterkörper ist frei. Deine Schamlippen,
die Klitoris und der Scheideneingang werden kurz angeschaut.
Die Ärztin trägt Handschuhe und spreizt mit dem Spekulum,
einem speziellen Instrument, deine Scheide, damit der Gebärmutterhals sichtbar wird. Wenn du noch Jungfrau bist, wird
meist auf eine Spekulumuntersuchung verzichtet.
• Tastuntersuchung: Die Lage der Gebärmutter, der Eileiter und
der Eierstöcke wird abgetastet, und zwar von innen mit einem
Handschuh. Von aussen tastet dich die Ärztin ohne Hand­
schuhe ab.
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n n n Selbstbefriedigung
Du kannst dir selber sexuelle Lust bereiten, indem du deinen
Penis oder deine Klitoris streichelst und reibst. Das machen
sehr viele Menschen, etwa 90% der Männer und Jungs und etwa
70% der Frauen und Mädchen. Erstens ist es praktisch, denn du
brauchst keinen anderen Menschen dazu und auch sonst nichts,
was du nicht schon bei dir hast – einzig ein stilles Örtchen ist von
Vorteil. Zweitens kennt niemand deinen Körper so gut wie du. Du
kannst dich genau so zum Höhepunkt bringen, wie es für dich am
schönsten ist. Dabei kannst du die Geschwindigkeit und die Stärke der Berührungen deinen Fantasien und deinen Empfindungen
anpassen. Deshalb befriedigen sich viele Menschen selbst, und
zwar auch dann noch, wenn sie mit einem Partner ein Sexleben
haben. Früher wurde oft behauptet, dass man von der Selbstbefriedigung (auch: Onanieren) krank werde. Man sagte, das Rückenmark schwinde, man bekomme Blutarmut und könne sogar
geistesschwach werden. Das ist alles blanker Unsinn. Vor allem
die Kirche wollte damit jungen Menschen Angst machen und sie
so davon abhalten, die Sexualität zu entdecken. Diese galt nämlich ausserhalb der Ehe und losgelöst von der Absicht, ein Kind
zu haben, als lasterhaft. Oft wird noch heute behauptet, man verliere Energie durch das Onanieren. Wahrscheinlich kommt dieser
Sex
Glaube daher, dass Männer und Jungs dabei Sperma – d.h. Samenzellen, die Leben zeugen können – ausscheiden. Man könnte
also auf die Idee kommen, dass wertvolle Lebensenergie verloren geht. Das stimmt aber nicht. Du verlierst keine Energie beim
Onanieren, jedenfalls nicht mehr als z.B. beim Radfahren oder
Schwimmen. Dein Sperma oder deine Scheidenflüssigkeit sind
nicht begrenzt, sondern werden nach Bedarf immer wieder neu
produziert. Onanieren schadet dir überhaupt nicht. Im Gegenteil: Du kannst dabei deinen Körper und deine Sexualität kennen lernen. Je natürlicher das Verhältnis ist, das du zu deinem
Körper und deiner Sexualität hast, desto leichter fällt dir der
Einstieg in den Sex zu zweit.
• Wie onanieren Jungs? Kurz: Es geht darum, mit der Hand am
steifen Penis das zu machen, was beim Geschlechtsverkehr in
der Scheide mit ihm passiert, d.h. er wird umfasst und durch
Hin-und-Her-Bewegungen gereizt (auch: wichsen, rubbeln
usw.). Manche Jungs fassen dabei den Penis unten an, andere oben, manche brauchen nur einige Finger, andere die ganze
Hand, manche drücken fest, andere locker, manche benetzen
die Eichel mit Speichel usw. Es gibt sehr viele verschiedene
Methoden. Entsprechend vielfältig sind auch die zusätzlichen
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Sex
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Berührungen und Raffinessen: manche streicheln sich gern den
Bauch dazu, vielleicht auch die Brustwarzen, die Innenseiten
der Oberschenkel, die Hoden, den Po oder den After. Alle diese
Körperregionen sind empfindlich und können Lust vermitteln,
natürlich auch beim Sex zu zweit. [siehe auch: Petting]
• Wie onanieren Mädchen? Wie bei den Jungs gehts auch bei
den Mädchen darum, die Klitoris und die Scheide so zu berühren, wie es beim Geschlechtsverkehr geschehen kann. Auch da
gibts kein Rezept, die Technik unterscheidet sich von Mädchen
zu Mädchen. Viele berühren mit den Fingern sanft den Bereich
zwischen den kleinen Schamlippen, besonders die Klitoris und
die Gegend darum herum. Dabei vergrössert sich die Klitoris
und die Scheide wird innen und am Eingang ganz glitschig,
weil mehr Scheidenflüssigkeit abgesondert wird. Zusätzliche
Berührungen am ganzen Körper können das Onanieren verschönern. Bestimmt findest du selbst die Stellen, wo für dich
Berührungen am schönsten sind. Einige heisse Zonen sind:
Bauch, Bauchnabel, Brüste, Po, After, Gesicht, Mund… Lass
deinen Gefühlen freien Lauf. Dein Körper gehört dir, nichts ist
tabu. Du darfst dich entdecken und du darfst auch Lust empfinden. Wenn du mit Gegenständen (Vibrator, länglichen Dingen usw.) spielst, solltest du darauf achten, dass sie sauber
sind und dass du dich nicht verletzen kannst.
• Der Orgasmus. So nennt man den sexuellen Höhepunkt. Jeder
Mensch erlebt ihn anders. Du fühlst vielleicht ein unbeschreibliches Kitzeln und Brennen im Penis oder in der Vulva, das so
Sex
schön ist, dass du es kaum aushalten kannst. Ein Ziehen und
Zucken geht durch deinen Körper, deine Muskeln spannen sich
und eine wohlige Wärme breitet sich aus, besonders im Bereich der Oberschenkel, des Beckens und des Bauchs. Bei geschlechtsreifen Jungs spritzt die Samenflüssigkeit in mehreren
Stössen aus dem Penis, bei Mädchen beginnt die Scheide heftig zu zucken. Jeder Orgasmus ist anders, der eine ist vielleicht
eher flach und beinahe reizlos, der andere so intensiv, dass er
dich fast umhaut.
• Wie oft ist normal? Auch da sind die Unterschiede gross. Wichtig ist: Du kannst es nicht zu viel tun, aber auch nicht zu wenig.
Manchmal hast du vielleicht mehrmals am Tag Lust dazu. Das
ist in jungen Jahren nichts Aussergewöhnliches. Viele Jungs haben zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten einen Ständer,
manchmal sogar auch dann, wenn sie gar nicht an Sex denken.
Manchmal kann das ganz schön peinlich sein. In andern Zeiten
– oft wenn du gestresst bist – hast du vielleicht alles andere als
Sex im Kopf und hast gar keine Lust auf Selbstbefriedigung. In
solchen Situationen haben Jungs manchmal Mühe, einen hochzukriegen, selbst wenn sie es versuchen. Auch das ist normal.
• In welchem Alter? Kinder beginnen bereits im Babyalter mit
ihren Geschlechtsorganen zu spielen. Dieses Spielen kann
man aber nicht als Onanieren bezeichnen, weil es eher zufällig geschieht und selten gezielt bis zum Höhepunkt betrieben
wird. Einige Mädchen und Jungs onanieren aber schon vor der
Pubertät bewusst bis zum Höhepunkt. Sie können auch einen
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Sex
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Orgasmus erleben. Allerdings kommt beim Jungen noch keine
Samenflüssigkeit. Deshalb spricht man von einem trockenen
Orgasmus. Die meisten Mädchen und Jungs beginnen in der
Pubertät mit dem Onanieren. Die Jungs sprechen häufig auch
offen darüber, viel eher und lockerer als Mädchen. Gelegentlich onanieren Jungs gemeinsam und vergleichen sich dabei mit den anderen. Dies muss aber nicht heissen, dass sie
schwul sind. [siehe auch: Homosexualität] Manche Mädchen
und Jungs beginnen sehr spät oder gar nie damit. Auch das
ist o.k., wenn es sie nicht interessiert und sie keine Lust dazu
haben.
• Und die Eltern? Aufgeschlossene Eltern reagieren meist vernünftig und verständnisvoll, wenn sie merken, dass ihr Sohn
oder ihre Tochter onanieren. Es gibt aber auch Eltern, die damit
Mühe haben. Das ist aber nicht dein Problem, sondern das Problem deiner Eltern. Sie sind in einer andern Zeit aufgewachsen
und haben andere Vorstellungen von der Sexualität als du. Du
kannst versuchen, mit ihnen darüber zu reden. Oft kommt ihr
aber auch aneinander vorbei, ohne dass ihr gleicher Meinung
seid. Aber: Wenn dich deine Eltern kontrollieren, dir nachspionieren, dich ertappen und zur Rede stellen wollen, dann sag
ihnen, dass du ein Recht auf ein Privatleben hast. Du kannst
auch sagen, dass du deine Ruhe haben möchtest und deshalb
dein Zimmer abschliesst. Auf jeden Fall solltest du dich nicht
jedes Mal wie eine Sünderin fühlen, die «es wieder getan» hat.
[siehe auch: Familie]
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n n n Petting
Alles, was mit Zärtlichkeit und Sex zu tun hat, aber nicht Geschlechtsverkehr [siehe auch: Geschlechtsverkehr] ist, nennt man
Petting. Dazu gehören verschiedene Verhaltensweisen. Wichtig
ist, dass du Folgendes weisst:
• Es gibt kein Tabu. Unsere christliche Kultur war lange Zeit ziemlich sexfeindlich. Sex galt nur dann als anständig, wenn zwei
Leute verheiratet waren und Kinder haben wollten. Sex aus reiner Lust, ausserhalb der Ehe oder zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen war verpönt, ja sogar sündiges Teufelswerk.
Ebenso waren viele Körperregionen und sexuelle Praktiken,
die nicht mit der Fortpflanzung zu tun hatten, mit einem Tabu
belegt. Heute ist man zwar oft freizügiger, aber viele Hemmungen und Tabus übertrugen sich von Generation zu Generation
und finden sich auch bei uns. Wenn du Lust hast, etwas zu tun,
dann frag deinen Partner. Wenn auch er einverstanden ist, dann
probiere es aus. Tabu ist nur, was jemand von euch nicht will.
• Es gibt keinen Zwang. Du musst überhaupt nichts tun, wozu
du nicht Lust hast, nur weil du denkst, alle anderen täten es
auch. Lass dich zu nichts überreden, was dir widerstrebt. Nur
folgende Fragen zählen: Hast du Spass daran? Hat deine Partnerin auch Spass daran? Passt es zu der Situation und zu eurer
Beziehung?
• Sauber macht es mehr Spass. Achte darauf, dass du gepflegt
bist, saubere Zähne und einen frischen Atem hast, und zwar
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Sex
möglichst immer. Du weisst ja nie, ob dich die Liebe nicht plötzlich erwischt. Das Gefühl, einen schlechten Atem zu haben oder
sonst übel zu riechen, raubt dir das Selbstvertrauen, macht
dich unsicher und kann so das Ende der Erotik bedeuten. [siehe
auch: Geschlechtskrankheiten]
aus und berührt euch am ganzen Körper, wenn ihr Lust dazu habt,
auch an den Geschlechtsorganen. Dabei kannst du nichts falsch
machen, besonders dann nicht, wenn du weisst, welche Berührungen Mädchen oder Jungs mögen. [siehe auch: Geschlechtsorgane, Selbstbefriedigung]
Küssen
Der Zungenkuss ist für viele Jugendliche das erste erotische Erlebnis und oft der Einstieg in eine sexuelle Beziehung. Vielleicht
fragst du dich, was ein Zungenkuss genau ist und was du dabei
machen musst. Auch hier gilt: Es gibt kein Rezept für einen gelungenen Zungenkuss. Wenn du jemanden sehr magst, kann
eigentlich nichts schief gehen. Eure Lippen treffen sich, öffnen
sich ein wenig, du wagst dich mit deiner Zungenspitze vor, spürst
die weichen Lippen der Partnerin, dann ihre Zungenspitze, die dir
entgegenkommt, vielleicht fühlst du die Kanten ihrer Zähne. Jetzt
beginnt ein zärtliches Spiel der beiden Zungen. Lass deiner Fantasie freien Lauf und spüre nach, was dem Partner und dir gefällt.
Oraler Sex
Der Mund ist sehr sinnlich und spielt beim Sex eine grosse Rolle. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass wir die ersten lustvollen Erfahrungen in unserem Leben mit dem Mund machen,
nämlich indem wir an den Brüsten der Mutter saugen und uns so
ernähren. Ihr könnt viel Spass dabei haben, wenn ihr eure Körper
küsst und leckt. Verschiedene Körperstellen sind besonders reizbar, z.B. der Hals, die Achselhöhle, die Brustwarzen, der Bauch,
die Innenseiten der Oberschenkel, der Po, der After und die Füsse. Sogar zärtliches Beissen kann sehr sexy sein. Wenn du an der
Haut deines Partners stark saugst, entsteht ein dunkelroter Fleck
(auch: Knutschfleck, Sauger). Das ist ein kleiner Bluterguss, der
harmlos ist, aber ziemlich lange zu sehen ist und verräterisch sein
kann. Von oralem Sex spricht man erst, wenn die Geschlechtsorgane mit dem Mund berührt und gereizt werden.
Streicheln
Das Küssen führt oft – aber nicht immer – zu weiteren Berührungen. Du lässt deine Hände über den Körper deines Partners wandern, gleitest vielleicht unter die Kleider. Achte darauf, dass du
nicht zu schnell bist. Ein Griff zwischen die Beine zum falschen
Zeitpunkt kann alles kaputt machen. Wenn der Ort stimmt und dir
wohl ist in deiner Haut, geht ihr vielleicht weiter. Ihr zieht euch
Fellatio (auch: einen blasen oder lutschen) nennt man das Reizen des Penis mit dem Mund. Dabei wird der Penis, vor allem die
Eichel, mit der Zunge gereizt oder ganz in den Mund genommen.
Cunnilingus nennt man das Reizen der Klitoris mit dem Mund.
35
Sex
36
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Dabei werden die Klitoris und ihre Umgebung mit den Lippen und
der Zunge gereizt. Wenn du auf diese Art an deinen Genitalien
berührt wirst, kann das für dich ganz besonders schön sein. Vielleicht hast du aber auch Hemmungen, weil du denkst, dass du
vielleicht nicht gut riechen könntest. Wenn du dich aber normal
wäschst, hast du nichts zu befürchten. Zudem sind die körpereigenen Gerüche menschlich und können deinen Partner sogar aufreizen. Es kann sein, dass du Spass daran hast, den Penis deines
Freundes in den Mund zu nehmen oder die Klitoris deiner Freundin zu lecken. Vielleicht hast du aber auch keine Lust dazu. Lass
dich nicht unter Druck setzen; es muss nicht sein, auch wenn viel
davon geredet wird und diese Praktiken in Sexmagazinen und -filmen sehr häufig dargestellt sind. [siehe auch: Pornografie]
Geschlechtsverkehr
Beim Geschlechtsverkehr (auch: miteinander schlafen, bumsen,
ficken usw.) führt der Junge seinen steifen Penis in die Scheide
des Mädchens ein. Wenn ihr miteinander kuschelt, schmust und
Petting macht, seid ihr meist sehr erregt. Eure Geschlechtsorgane verändern sich, der Penis wird steif und die Scheide feucht
und glitschig, ausserdem vergrössert sich die Klitoris. Jetzt ist im
Grunde alles vorbereitet für den Geschlechtsverkehr. Der Penis
kann eindringen, weil er steif ist, und das Eindringen wird erleichtert, weil die Scheide glitschig ist. Beim Einführen des Penis
kannst du deinem Freund vielleicht mit der Hand etwas helfen,
denn du kennst deinen Körper besser als er. Nachdem der Penis
nnn
Sex
eingedrungen ist, bewegt ihr euch fast automatisch im gleichen
Rhythmus vor und zurück. Dabei gehts nicht ums Tempo, sondern
darum, eure Bewegungen den Gefühlen und der Erregung anzupassen, mal langsam und genüsslich, mal schnell und leidenschaftlich. Der Penis wird durch die Scheidenwände gerieben und
gereizt. Die Klitoris hingegen wird nicht direkt gereizt. Sie liegt zu
weit vom Scheideneingang weg und tritt mit steigender Erregung
sogar etwas zurück. Als Junge kannst du deiner Freundin das Zusammensein sehr viel schöner machen, wenn du ihre Klitoris und
die Gegend darum herum während dem Geschlechtsverkehr mit
den Fingern streichelst. Als Mädchen kannst du das freilich auch
selber machen, ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben.
Die gewöhnlichste Stellung beim Geschlechtsverkehr ist die so
genannte Missionarsstellung. Die Frau liegt dabei mit leicht
gespreizten Beinen auf dem Rücken, der Mann legt sich auf sie.
Diese Stellung hat den Vorteil, dass sich das Paar ansehen und
küssen kann. Eine andere Stellung ist die Reitlage. Dabei liegt der
Mann auf dem Rücken, die Frau setzt sich so auf ihn, dass sie
ihn ansehen kann, und übernimmt die aktive Rolle. Freilich gibt
es eine Unmenge weiterer Stellungen, die ihr alle ausprobieren
könnt, wenn ihr experimentierfreudig genug seid.
Das erste Mal
• Wann? Es gibt keine feste Regel, wann du das erste Mal mit jemandem schlafen sollst. Allerdings gibt es gesetzliche Bestim-
37
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Sex
mungen dazu. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Sicher fühlst
du selbst ziemlich gut, ob du Lust darauf hast und wirklich
dazu bereit bist und ob die Beziehung, die du hast, die richtige ist. Auf dieses Gefühl kannst du dich verlassen.
38
Wenn du nicht sicher bist, helfen dir folgende Tipps:
• Lass dich nicht dazu überreden. Wenn dich jemand unter Druck
setzt und immer wieder dazu drängt, du aber nicht willst, dann
solltest du vielleicht überlegen, ob du dich in der Beziehung
überhaupt wohl fühlst.
• Setze dich nicht selbst unter Druck. Lass dir ruhig Zeit. Du
musst weder dir noch anderen etwas beweisen. Wenn die anderen über allerlei Erfahrungen berichten, dann denk daran: In
Sachen Sex wird sehr viel übertrieben und gelogen.
• Pass auf, dass du deine erste Erfahrung nicht unter dem Einfluss
von Alkohol oder anderen Suchtmitteln machst. Du lässt dich
dabei vielleicht auf Dinge ein, die du sonst nicht machen würdest
und für die du dich später schämst oder die sogar gefährlich sind.
[siehe auch: Verhütung, AIDS, Geschlechtskrankheiten] Man
kann sich ganz schön mies fühlen nach solchen Erlebnissen.
• Wo? Der ideale Ort für dein erstes Mal ist bei dir oder deinem
Freund zu Hause. Am besten schaust du, dass sonst niemand
zu Hause ist. Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als plötzlich
überrascht zu werden. Allein das Gefühl, jemand könnte auf
einmal ins Zimmer platzen, kann sehr störend sein, so sehr,
dass ihr vielleicht gar nicht recht in Fahrt kommt. Achte dar-
auf, dass gut geheizt ist und dass das Licht nicht allzu hell ist.
Vielleicht legt ihr schöne Musik ein. Habt ihr über Verhütung
gesprochen? [siehe auch: Verhütung]
• Und danach? Das erste Mal ist oft nicht so toll, wie du dir das
vielleicht ausgemalt hast. Das liegt einerseits daran, dass du
dir in deinen sexuellen Fantasien meist Szenen vorstellst, die
dich besonders scharf machen und bei denen alles stimmt. Die
Wirklichkeit ist aber immer anders als die Fantasie, und meist
gibt es eben Dinge, die nicht ganz stimmen. Vielleicht stört dich
ein Geruch an dir oder deinem Freund, vielleicht verunsichert
dich der Gesichtsausdruck oder das Verhalten der Freundin,
vielleicht musst du im dümmsten Moment auf die Toilette, vielleicht hörst du einen Lärm draussen usw. Andererseits bist du
vielleicht dadurch verunsichert, dass du noch keine Erfahrung
hast. Mit der Erfahrung gewinnst du auch Selbstvertrauen, und
das Geniessen fällt dir leichter. Wichtig ist, dass du nachher
zu deiner Beziehung Sorge trägst. Gerade nach einer Enttäuschung kann es sein, dass ihr euch gegenseitig Vorwürfe
macht. Auch wenn du dich aus Scham zurückziehst, kann das
wie ein Vorwurf wirken. Deshalb ist es wichtig, dass ihr über
das Erlebte sprecht. Gute Fragen sind: Wie war es für dich?
Wie hast du es dir vorher vorgestellt? Was könnten wir das
nächste Mal ändern? In solchen Situationen tut es übrigens
sehr gut, wenn ihr einander sagt, dass ihr euch lieb habt. Und
schliesslich: Bestimmt wird es jedes Mal schöner, darauf könnt
ihr euch freuen.
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Sex
lil
Analsex
Wenn du mit dem Penis in den After deiner Freundin oder deines
Freundes eindringst, spricht man von Analverkehr oder Analsex.
Das galt lange Zeit als besonderes Tabu. Es kann sein, dass dich
der Po und alles drum herum scharf machen und du ihn gern in
deinen Sex mit einbeziehen möchtest. Es kann aber auch sein,
dass dir nichts daran liegt. Sprich dich mit deinem Gegenüber
gut ab. Beim Spielen mit Gegenständen, den Fingern und den
Händen solltest du vorsichtig sein. Der After und das Darmende
sind empfindlich und können einreissen. Im Darm kann es sogar
zu ernsten Blutungen kommen. Achte zudem auf Sauberkeit. Im
Darm und rund um den After befinden sich Bakterien, die du nicht
in die Scheide einschleppen solltest. Deshalb: Nach dem Analsex
nicht gleich weiterfahren, sondern zuerst Penis, Finger oder Gegenstände waschen und das Kondom wechseln.
n n n Verhütung
Zugegeben: Babys sind etwas Wundervolles. Aber alles zu seiner
Zeit. Ein Kind braucht viel Zuwendung und Zeit. Zudem solltest du
selbst eine gewisse Reife haben, möglichst in einer funktionierenden Beziehung leben und die Kosten tragen können, die durch
ein Kind entstehen. Diese Voraussetzungen sind meist nicht
gegeben, wenn du noch sehr jung bist und mitten in der Ausbildung steckst. Wenn du ungewollt und zu einer ungünstigen Zeit
ein Kind bekommst, erschwerst du nicht nur dein eigenes Leben,
sondern auch das deines Kindes. Deshalb ist wichtig, dass du
eine ungewollte Empfängnis verhütest und den Zeitpunkt einer
Schwangerschaft sehr sorgfältig planst. Noch immer gibt es viele
Verhütungsmittel für Frauen, aber – ausser dem Kondom – fast
keine für Männer. Ungerecht, nicht? Umso wichtiger, dass Jungs
und Männer auch Verantwortung übernehmen für das Verhüten.
39
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Sex
Überblick über die gebräuchlichsten Verhütungsmittel
40
Mittel/
Methode
Was ist es? /
Anwendung
Wirkungsweise
Vorteile
Nachteile
Sicherheit
Preis / Wo
bekommst du es?
Pille
Hormontablette mit künstlichem Östrogen und Gelb­
körper­hormonen.
Meist Einnahme 21
Tage, dann 7 Tage
Pause.
Verhindert den Eisprung und das Reifen
des Eis.
Regelt den Zyklus des
Mädchens.
Gefahr einer Thrombose (Verschluss eines
Blutgefässes durch ein
Blutgerinnsel),
erhöhtes Risiko
für Raucherinnen,
Über­gewichtige und
familiär Belastete
(Bluttest machen:
APC-Resistenz).
99,5%
Je nach Produkt und
Packung verschieden
(1-, 3- oder 6-Monatspackung), in der
Apotheke erhältlich
gegen Rezept. Es gibt grosse Preis­
unterschiede, von 10 bis > 25 Fr. pro
Monat.
Nuva-Ring
Weicher Kunststoff­
ring, der zu Beginn des
Zyklus in die Scheide
eingeführt wird. Der Ring bleibt für drei
Wochen in der ­
Scheide und gibt dort
Hormone ab. 1 Woche Pause.
Der Nuva-Ring gibt die gleichen Hormone
wie die Pille ab.
Praktisch: Die Verhütung ist mit einer
Anwendung für einen
ganzen Monat geregelt. Stört beim Sex
kaum, könnte sonst
auch für die Dauer des
Geschlechtsverkehrs
entfernt werden.
Nebenwirkungen sind
die gleichen wie bei
der Pille. Gelegentlich
Störungen des Scheidenmilieus.
99,5%
Preis wie teurere Pille,
gegen ärztliches Rezept in einer Apotheke erhältlich.
Hormonpflaster
Pflaster, das auf die
Haut (z.B. Oberarme,
Bauch, Po) geklebt
wird und Hormone
abgibt. Es wird nach
sieben Tagen durch ein
neues ersetzt.
Das Hormonpflaster
gibt die gleichen Hormone wie die
Pille ab.
Nur drei Anwendungen pro Monat,
einfache Handhabung.
Stört beim Sex nicht.
Duschen, baden, Sport
und Sauna auch mit
Pflaster kein Problem.
Nebenwirkungen sind
die gleichen wie bei
der Pille. Zusätzlich
evtl. Hautreizungen
durch den Klebstoff
des Pflasters.
99,5%
Preis wie teurere Pille
und Nuva-Ring, gegen
ärztliches Rezept
in einer Apotheke
erhältlich.
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Sex
lil
Mittel/
Methode
Was ist es? /
Anwendung
Wirkungsweise
Vorteile
Nachteile
Minipille
Künstliches Gelb­
körperhormon,
tägliche Einnahme
ohne Pause.
Verhindert die Wanderung der Spermien
in die Gebärmutter
durch Verdickung des
Muttermundschleims,
unterdrückt auch den
Eisprung.
Meist geeigneter
wenn die normale
Pille nicht verträglich
ist oder ein erhöhtes
Risiko (Thrombose)
für die Einnahme der
kombinierten Pille
besteht. Geeignet für
Raucherinnen und
Übergewichtige. Und
für stillende Frauen.
Zyklusstörungen,
evtl. Nebenwirkungen
wie Kopfschmerzen,
Akne und Gewichtszunahme.
Kunststoffstäbchen,
das auf der Innen­­­­­-
seite des Oberarmes
direkt unter die Haut
eingesetzt wird.
Es gibt künstliche
Gelbkörperhormone
ab, ähnlich wie die
Minipille.
Verhindert den Eisprung und erschwert
das Aufsteigen der
Spermien.
Hält drei Jahre vor,
ohne dass du
dich um Verhütung
kümmern musst. Geeignet für Rauch­
erinnen und Über­
gewichtige.
Zyklusstörungen,
evtl. Nebenwirkungen
wie Kopfschmerzen,
Akne und Gewichtszunahme.
Gummischutz, der
über das steife
Glied gestreift wird.
Normalerweise aus
Latex, auch latexfrei
erhältlich (Silikon,
Polyurethan, Polyisopren).
Samen gelangt nicht in
die Scheide, sondern
wird aufgefangen.
Gleichzeitig Schutz vor
Infektion und Schutz
vor sexuell übertrag-baren Erkrankungen wie AIDS, Hepatitis B+C, Chlamydien,
Syphilis, Gonorrhoe
und weitere.
Wird oft als störend
empfunden, wobei
die Störung oft im
Kopf besteht. Lösung:
Einstellung ändern.
Bei Latexallergie auf
latexfreie Kondome
ausweichen.
Implanom
Kondom
Präservativ
«Pariser»
«Gummi»
Sicherheit
Preis / Wo
bekommst du es?
98.5%
Preis recht günstig.
Packung à 28 Tabletten ca. 15 bis 24 Fr.
monatlich, gegen ärztliches Rezept in der
Apotheke erhältlich.
99,5%
Nur bei der Frauen­
ärztin erhältlich. Preis auf Anfrage.
Von Vorteil erst mit
Minipille testen, ob verträglich (gleicher Wirkstoff ).
Nicht unbedingt
für junge Mädchen
geeignet.
Nicht unbedingt
für junge Mädchen
geeignet.
Etwa 93%
Etwa 1.20 Fr. bis 1.50
Fr. pro Stück (z.B.
Ceylor), in Apotheken,
Drogerien, Coop,
Migros und an Automaten erhältlich; auf
Gütesiegel o.k. oder
CE achten! Beratung
z.B. in Condomeria
(individuelle Grössen:
siehe mysize.ch).
41
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Sex
42
Mittel/
Methode
Was ist es? /
Anwendung
Wirkungsweise
Vorteile
Nachteile
Sicherheit
Preis / Wo
bekommst du es?
Kupferspirale
IUP
(Intra-UterinPessar)
Ein ca. 3.5 cm grosses,
meist T-Form-
ähnliches Gebilde aus
Kunststoff, das mit
Kupferdraht umwickelt
ist.
Kupfer lähmt die
Spermien.
Kann 3 bis 4 Jahre in
der Gebärmutter bleiben. Neuere
Modelle sogar 7 bis 10
Jahre. Kann jederzeit
entfernt werden
Leicht erhöhte
Gefahr von Unterleibs­
entzündungen. Für
ganz junge Mädchen
ungeeignet, aber sehr
wohl auch bei Frauen,
die nicht geboren
haben. Möglichkeit
einer längeren und
schmerzhafteren
Menstruationszeit.
99%
Zwischen 200 und 500 Fr. ein IUP, Anpassung und Kontrolle inbegriffen.
Nur bei der Frauen­
ärztin erhältlich.
Hormon-Spirale
IUS
(Intrauterines
System)
Kunststoffkörper mit
künstlichem Gelb­
körperhormon.
Verhindert die Wanderung der Spermien in die Gebärmutter
und den Aufbau der
Gebärmutterschleimhaut. Falls es doch
zu einer Befruchtung
kommt, werden
Eireifung und Eisprung
unterdrückt.
Hält 5 Jahre, verringert
den Blutfluss bei
starker Regelblutung. Geeignet für
Raucherinnen und
Übergewichtige. Neu:
kleineres, feineres Modell für junge Frauen
und Frauen, die nicht
geboren haben; hält
3 Jahre.
Evtl. Nebenwirkungen
wie Akne, Unwohlsein,
Schmerzen.
99,9%
400 bis 500 Fr. für
das Einlegen und
Nachkontrolle. Nur
bei der Frauenärztin
erhältlich. Bei sehr
starker Regelblutung
Vergütung durch die
Krankenkasse!
Diaphragma
Portiokappe
(Scheiden­pessare)
Einführen einer Gummikappe in die
Scheide, wird von
Arzt oder Familien­
planungsfrau angepasst.
Verhindert zusammen
mit einem spermienlähmenden Gel, dass Samenzellen
in die Gebärmutter
eindringen.
Macht Mädchen mit ihrem Körper vertraut.
Muss richtig sitzen,
braucht Übung.
Gelegentlich Reizungen der Scheide durch
das Gel.
97%,
nur mit
samen­
abtötender
Creme
wirksam.
Zw. 30 und 50 Fr.,
Creme etwa 10 Fr.,
bei Frauenärztin und
Familienplanungs­
stellen erhältlich.
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Sex
lil
Mittel/
Methode
Was ist es? /
Anwendung
Wirkungsweise
Vorteile
Nachteile
Sicherheit
Chemische Mittel
(Spray, Zäpfchen,
Gel, Creme,
Tabletten)
Müssen 10 bis 15
Minuten vor dem
Verkehr in die Scheide
eingeführt werden.
Töten Samenzellen
ab, bilden Sperren
vor dem Eingang der
Gebärmutter.
Jederzeit anwendbar,
problemlos in der Apotheke zu bekommen.
Als alleiniger Schutz
nicht ausreichend,
Scheidenreizungen
möglich.
Drei-MonatsSpritze
Hormonpräparat,
Gelbkörperhormon
Hemmt den Eisprung.
Bequem, drei Monate
absolut zuverlässig.
Für Frauen, die nicht
zuverlässig mit Pille,
Ring oder Pflaster
umgehen können.
Hemmt den Eisprung
oft noch Monate
nach dem Absetzen.
Blutungsunregelmässigkeiten, aber eher
weniger Periode.
KalenderMethode
Knaus-OginoMethode
Natürliche Methode,
Bestimmung der
fruchtbaren Tage
durch Berechnen.
Kein Geschlechtsverkehr an fruchtbaren
Tagen, also 5 Tage vor,
während und nach
dem Eisprung; oder
dann Verwendung
anderer Verhütungsmittel.
Keine Nebenwirkungen und keine
Einnahme künstlicher
Hormone.
Erfordert sehr viel
Disziplin und einen
regelmässigen Zyklus;
Beratung wichtig!
Für junge Mädchen
ungeeignet.
Etwa 70%, d.h.
zu unsicher
und deshalb
für Paare in
deinem Alter
nicht zu empfehlen.
Mit Frauenarzt oder
Familienberatungs­
stelle besprechen.
TemperaturMethode
Schleim-Methode
Natürliche Methode,
Bestimmung der
fruchtbaren Tage
durch Messen der
Körpertemperatur und
Beobachten des Muttermund-schleims.
Kein Geschlechtsverkehr an fruchtbaren
Tagen, also 5 Tage vor,
während und nach
dem Eisprung; oder
dann Verwendung
anderer Verhütungsmittel.
Keine Nebenwirkungen und keine
Einnahme künstlicher
Hormone.
Erfordert sehr viel
Disziplin und einen
regelmässigen Zyklus;
Beratung wichtig!
Für junge Mädchen
ungeeignet.
Sehr viel sicherer als Kalendermethode,
aber nur wenn
es diszipliniert
angewendet
wird. Hilfreich,
wenn Partner
mitmacht und
weiss, wo sie
im Zyklus steht,
wann Eisprung
ist etc.
Kurvenblatt gratis bei
der Ärztin, bei einer
Beratungsstelle oder
in einer Apotheke (3 Fr.) oder App runterladen.
Etwa 80%,
wird oft falsch
angewendet.
99%, nicht
geeignet für
Mädchen.
Preis / Wo
bekommst du es?
Je nach Produkt in Apotheken und
Drogerien rezeptfrei.
Ca. 25 Fr., nur vom Arzt
zu bekommen.
43
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Sex
44
Mittel/
Methode
Was ist es? /
Anwendung
Wirkungsweise
Vorteile
Nachteile
Sicherheit
Coitus
Interruptus
(auch: unterbrochener Geschlechtsverkehr,
AufpassMethode)
Der Penis wird vor
dem Samenerguss aus
der Scheide gezogen.
Die Samenflüssigkeit
soll nicht in die Scheide gelangen.
Benötigt keine Vorkehrungen.
Kein Schutz vor AIDS
und Geschlechts­
krankheiten.
Sehr unsicher,
bereits im Voroder Lusttröpfchen können
Samenzellen
vorhanden
sein. Nicht
empfohlen!
Pille danach
Ellaone (1 Tbl.) hat
Norlevo (2 Tbl.)
abgelöst und wirkt
bis 5 Tage nach dem
ungeschützten Geschlechtsverkehr. Nur
für den Notfall!
Hemmung oder
Verzögerung des
Eisprungs. Hat nichts
mit Abtreibung zu tun,
denn es kommt schon
gar nicht zu einer
Schwangerschaft.
Hilfe in der Not, gut
erträgliche Nebenwirkungen. Evtl. bei
Reisen in restriktive
Länder als absolute
Notmassnahme in
Reserve mitnehmen.
Hormonpräparat, kann den Zyklus kurzfristig durcheinander
bringen.
95%, muss
spätestens 5
Tage (120 Std.)
nach der Panne (= Sperma
in der Vagina)
eingenommen
werden.
Spirale danach
Ein ca. 3.5 cm
grosses Gebilde aus
Kunststoff, das mit
Kupferdraht umwickelt
ist. Feinere Modelle
für Frauen, die nicht
geboren haben.
Verhindert die Befruchtung, da Kupfer
Spermien lähmt. Hat
nichts mit Abtreibung
zu tun.
Bei guter Verträglichkeit kann es auch
drin gelassen werden
(siehe auch Kupferspirale).
Leicht erhöhte
Gefahr von Unterleibs­
entzündungen, Möglichkeit einer längeren
und schmerzhafteren
Menstruationszeit.
99%, muss
spätestens 5
Tage nach der
Panne eingesetzt werden.
In Anlehnung an: Trude Ausfelder: Alles, was Mädchen wissen wollen; mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Preis / Wo
bekommst du es?
In der Apotheke (mit
Gespräch mit einer
Apothekerin), Preis: ca. 40 Fr. oder
bei der Frauenärztin
Ca. 400 Fr. für eine
Spirale (= IUD oder
IUP), Anpassung und
Kontrolle inbegriffen.
Nur bei der Frauenärztin erhältlich.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Sex
lil
In Anlehnung an: Trude Ausfelder: Alles, was Mädchen wissen
wollen; mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Über den Gebrauch der einzelnen Verhütungsmittel kannst du
dich in einer Apotheke, beim Hausarzt, einem Spitalarzt und bei
Familienberatungsstellen informieren. Letztere sind für solche
Beratungen speziell ausgerichtet und können sich genug Zeit
nehmen. Oft wissen auch deine Eltern oder andere Leute, zu denen du Vertrauen hast, Bescheid. Folgendes ist wichtig:
• Pille vergessen? Falls du einmal vergessen hast, die Pille
einzunehmen, und mehr als 12 Stunden vergangen sind, solltet ihr bis zum Beginn der nächsten Packung ein zusätzliches
Verhütungsmittel (z.B. Kondom) verwenden. Nimm aber die
Pille weiterhin täglich ein. Falls du erst nach dem Geschlechtsverkehr bemerkst, dass du die Pille nicht eingenommen hast,
dann erkundige dich sofort bei deiner Frauenärztin. Vielleicht
ist es nicht nötig, dass du die «Pille danach» oder die «Spirale
danach» benötigst. Falls du sie aber doch benötigen solltest,
muss dies innerhalb von 5 Tagen (Pille danach oder Spirale danach) geschehen: Also keine Zeit verlieren!
• Falls du an Durchfall oder Erbrechen leidest oder andere Medikamente einnimmst, kann es sein, dass zusätzliche Verhütungsmittel nötig sind. Erkundige dich auf jeden Fall bei deiner
Frauenärztin.
[Zum Gebrauch des Kondoms siehe: AIDS]
Schwangerschaft
Zuerst solltest du sicher sein, dass du wirklich schwanger bist.
Nicht jede Verzögerung der Menstruation bedeutet gleich eine
Schwangerschaft. Die Menstruation kann gelegentlich auch unregelmässig sein. Schwangerschaftstests sind im Handel erhältlich
und einfach zu machen. Am besten besuchst du eine Frauenärztin.
Sie kann dich auch darüber informieren, wie du weiter vorgehen
kannst, wenn du wirklich schwanger bist.
nnn
Wenn du das Kind behalten willst…
Ein Kind zu haben und es aufzuziehen ist eine wunderbare Aufgabe, aber zum Teil eine grosse Belastung. Nimm dir Zeit, über deine
Zukunft nachzudenken. Wer kann dich unterstützen? Dein Freund?
Deine oder seine Familie?
Hier einige nützliche Informationen:
• Gesetzlicher Kündigungsschutz: Vom ersten Tag deiner Schwangerschaft an bis 16 Wochen nach der Geburt darf man dir nicht kündigen.
• Wie viel Geld du bekommst während dem Schwangerschaftsurlaub, der Geburt und dem Mutterschaftsurlaub, regelt die
Mutterschaftsversicherung, sofern du während der Schwangerschaft mindestens fünf Monate gearbeitet hast. Du kannst
bis zu 4 Monate Urlaub bezahlt bekommen. Kündige also auf
keinen Fall sofort, auch dann nicht, wenn du nach dem Mutterschaftsurlaub die Arbeit nicht mehr aufnehmen willst.
• Während acht Wochen nach der Geburt ist es verboten, eine Frau
anzustellen.
45
Sex
• Deine Krankenkasse kommt für die Kosten der medizinischen
Betreuung, des Spitalaufenthalts und der Geburt auf. [siehe auch: Versicherungen]
46
Wenn du die Schwangerschaft abbrechen willst…
Der Entscheid, eine Schwangerschaft abzubrechen, ist für eine
Frau sehr schwierig. Bevor du dich dazu entscheidest, überlege
dir möglichst alle Gründe dafür und dagegen. Bespreche es auch
mit Leuten, zu denen du Vertrauen hast, und mit Fachleuten. Beziehe nach Möglichkeit auch den Kindsvater mit ein. Er ist ebenso
verantwortlich für deine Schwangerschaft wie du.
Du musst aber auch gewisse gesetzliche Regelungen einhalten.
Sofern du 16 oder älter bist, darfst du während den ersten 12
Schwangerschaftswochen selber entscheiden, ob du die Schwan-
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gerschaft abbrechen möchtest oder nicht. Du musst dies aber
bei einer dafür berechtigten Ärztin tun, die mit dir vorher ein Gespräch führt. Keine Angst, sie wird den Abbruch nicht verweigern;
kann sie auch nicht. Sie möchte aber nochmals mit dir klären, ob
du dir ganz sicher bist und welche Gründe du dafür hast. Falls
du jünger als 16 oder bereits in der 13. Woche oder danach bist,
braucht es die Einwilligung deiner Ärztin und als unter 16-Jährige
musst du dich an eine spezialisierte Beratungsstelle wenden.
Bis zur 7./8. Woche erfolgt der Abbruch durch Medikamente, danach ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Die Krankenkasse
muss die Kosten für den Abbruch übernehmen und steht, wie deine Ärztin auch, unter Schweigepflicht. Für weitere Informationen
wende dich an eine Frauenärztin. Sie wird dir sicherlich helfen
können (siehe auch www.schwangerschaftsabbruch.org).
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AIDS
AIDS bedeutet Acquired Immune Deficiency Syndrome, auf
Deutsch: erworbenes Immundefekt-Syndrom. Es handelt sich um
eine Krankheit, die das Abwehrsystem schwächt. Verursacht wird
diese Schwächung durch ein Virus, das so genannte HIV. Das
bedeutet Human Immunodeficiency Virus, auf Deutsch: menschliches Immundefekt-Virus. Dieses Virus greift das menschliche
Immunsystem an und zerstört es mit der Zeit, so dass der Mensch
anfällig wird für alle möglichen Infektionskrankheiten, z.B. für
Lungenentzündungen, Abszesse, Pilze usw.
nnn
• AIDS ist eine tödliche Krankheit. Das HIV kann jahrelang im
Körper sein, ohne dass irgendwelche Anzeichen auftreten.
Es gibt zwar inzwischen Medikamente (die so genannte antiretrovirale Therapie), die einen Ausbruch der Krankheit hinausschieben können – und freilich wird auf diesem Gebiet
fleissig geforscht und es werden neue Erkenntnisse dazukommen. Aber zurzeit ist eine vollkommene Heilung noch
nicht möglich.
• Du siehst einem Menschen nicht an, ob er HIV-infiziert ist
oder nicht. Jemand kann kerngesund aussehen, sich auch so
fühlen und trotzdem das Virus in sich haben.
• Nicht nur Homosexuelle haben AIDS. Jeder – ob hetero,
schwul, lesbisch oder bisexuell – kann mit dem HIV angesteckt werden. Weltweit sind mehr heterosexuelle als homosexuelle Menschen vom HIV betroffen.
Sex
Übertragung
Das HIV wird nicht – wie andere Infektionskrankheiten – durch
flüchtigen Kontakt übertragen. Ein Schnupfen z.B. kann durch
Niesen, d.h. durch kleine Tröpfchen in der Luft, durch Händeschütteln, durch das Trinken aus einem gemeinsamen Glas usw. übertragen werden. Beim HIV ist das anders. Das Virus kann einzig
und allein in Körperflüssigkeiten überleben. Deshalb kann man
sich nur mit dem HIV infizieren, wenn Körperflüssigkeiten in deine
Blutbahnen gelangen. Vier Körperflüssigkeiten kommen für die
Übertragung des HIV in Frage, nämlich: Blut, Samenflüssigkeit,
Vaginalflüssigkeit und Muttermilch. Andere Körperflüssigkeiten
wie Schweiss, Urin, Speichel und Tränen enthalten offenbar zu wenig Viren, als dass sie das HIV übertragen könnten. Am häufigsten
wird das HIV durch Geschlechtsverkehr, das gemeinsame Benutzen von Spritzen und durch die Schwangerschaft, die Geburt oder
mit der Muttermilch übertragen.
Risiko
Sobald eine der vier genannten Körperflüssigkeiten eines HIV-infizierten Menschen in dich eindringen kann, besteht die Gefahr einer
Ansteckung. Am leichtesten können die Körperflüssigkeiten natürlich durch eine Wunde in dein Blut gelangen. An den Geschlechtsorganen, am After und vor allem im Darm ist die Haut aber sehr weich
und dünn, so dass auch winzige unsichtbare Risslein, so genannte
Mikro-Verletzungen, eine Ansteckung ermöglichen. Die Viren können aber nicht einfach so durch die normale Haut eindringen.
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Sex
Risikofaktor
Null resp. kleines Risiko
Mittleres Risiko
Hohes Risiko
Sehr hohes Risiko
48
Ereignisse und Handlungen
Bemerkungen
Insektenstiche, Händeschütteln, gemeinsam aus
dem gleichen Geschirr essen und trinken, gleiche
Zahnbürste benützen, tanzen, einander umarmen,
streicheln, küssen, gegenseitiges Berühren und
Stimulieren der Geschlechtsorgane
Wenn du im Mund blutest (z.B. nach dem Zähne­
putzen, dem Gebrauch von Zahnseide, durch Zahnspangen) können intensive Zungenküsse riskant
sein, aber das Risiko ist klein. Auch sollte weder
Samen- noch Vaginalflüssigkeit in eine Wunde (z.B.
an den Händen) gelangen können.
Oraler Sex
Auch hier erhöhen Wunden im Mund oder an den
Geschlechtsorganen das Risiko. Samenflüssigkeit und
Menstruationsblut nie in den Mund nehmen!
Geschlechtsverkehr
Das Virus kann problemlos durch winzige, auch
unsichtbare Verletzungen oder Wundstellen an der
Scheide oder dem Penis eindringen.
Analverkehr
After und Darm lassen das Virus am leichtesten
eindringen. Das absolut grösste Risiko trägt, wer sich
«von hinten» nehmen lässt.
Gebrauch einer mit AIDS infizierten Spritze!
Keine gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln und
sonstigem Besteck!
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Sex
Safer Sex
Wenn du dich beim Sex mit einem Kondom schützt, spricht man
von Safer Sex, auf Deutsch: der sichere Sex. Mache unbedingt
Safer Sex, und zwar vom mittleren Risiko an. [siehe: Tabelle] Dein
Leben ist zu wertvoll, als dass du es einfach so leichtfertig aufs
Spiel setzen solltest. Ein absolutes Muss ist Safer Sex, wenn
du mit mehreren verschiedenen Menschen oder auf Reisen Sex
hast.
• Das Kondom bei zurückgezogener Vorhaut über die ganze Penislänge abrollen. Wenn ihr dies gemeinsam tut, kann es sogar
Spass machen und lustvoll sein.
• Reichlich Gleitmittel verwenden, damit keine Verletzungen entstehen und der Gummi nicht reisst. Wichtig: Nimm nur fettfreie
Gleitmittel. Fetthaltige greifen den Gummi an und machen ihn
porös. Feinde von Latex sind: Vaseline, Nivea, Massageöl, Sonnenöl, Babyöl, Pflanzenöl, Butter, Schlagsahne, Alkohol usw.
Gebrauch des Kondoms
Sobald dein Penis steif ist und du Geschlechtsverkehr, analen
oder oralen Sex haben willst, solltest du automatisch zur Kondompackung greifen. Auch als Mädchen kannst du natürlich im
rechten Moment eine Packung zücken. Achte darauf, dass das
Kondom das Gütesiegel o.k. oder CE trägt und nicht zu alt ist
(Verfalldatum beachten). Alter und Hitze schaden nämlich dem
Gummi; du solltest deine Kondome deshalb nicht im Auto oder im
Portemonnaie aufbewahren.
• Die Packung aufreissen. Aber Vorsicht: Heftiges Reissen oder
lange Fingernägel können das Kondom beschädigen. Tipp: ein
paar Tropfen Gleitcreme – aber nur fettfreie [siehe unten] – in
die Spitze des Gummis geben. Das kann den Genuss erhöhen.
• Das Kondom mit zwei Fingern an der Spitze festhalten. Dadurch
entsteht ein Reservoir, in dem der Samen Platz hat. (Die meisten Kondome haben ohnehin ein Reservoir.) Setze das Kondom
auf die möglichst trockene Eichel. Die Gummiwulst muss dabei
nach aussen zeigen.
AIDS-Test
Wenn du riskanten Sex gehabt hast, solltest du einen AIDS-Test
machen. Das ist vom Medizinischen her eine Kleinigkeit: Du lässt
dir Blut nehmen. Dieses wird eingeschickt und auf HIV-Antikörper
getestet. Der Test wird frühestens 3 Monate nach der Risikosituation gemacht, weil vorher noch keine Antikörper im Blut sind.
Vom Psychischen her ist der Test aber oft ein Problem. Du hast
vielleicht Angst vor dem Ergebnis und sagst dir: «Ich will es gar
nicht wissen.» Oft ist aber die Ungewissheit auch nicht leicht zu
ertragen. Vielleicht befürchtest du auch, dass du benachteiligt
wirst, wenn auskommt, dass du infiziert bist. Du kannst einen
AIDS-Test auch anonym machen lassen, und zwar in grossen Spitälern. Auf jeden Fall gilt: Bei der geringsten Befürchtung, dass
du angesteckt sein könntest, nur noch Safer Sex! Du darfst nicht
riskieren, jemanden anzustecken. Du würdest im Fall einer Ansteckung einem anderen Menschen einen grossen und nicht wieder
gutzumachenden Schaden zufügen. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «AIDS»]
49
Sex
Geschlechtskrankheiten
Die Geschlechtsorgane können von verschiedenen Krankheiten
befallen werden. Die Erreger sind Viren, Bakterien oder Kleinstlebewesen, die sich an warmen und feuchten Orten wohl fühlen, d.h.
also im Mund, im Darm und an den Geschlechtsorganen. Sie werden meist beim Geschlechtsverkehr übertragen, manchmal genügt
aber auch Küssen oder Petting. Selten können die Erreger auch auf
andere Art übertragen werden, z.B. auf Toiletten, in Schwimmbädern, Saunen usw.
nnn
Woran erkennst du, dass du eine Geschlechtskrankheit hast?
Mach dir nicht zu schnell Sorgen. Es kann dich auch mal jucken
oder du kannst irgendwo gerötet sein, ohne dass du eine Geschlechtskrankheit hast. Sobald du an deinem Körper folgende
Veränderungen über längere Zeit (einige Tage) feststellst, solltest
du zur Ärztin gehen:
• Brennen beim Wasserlassen
• Rötung der Eichel oder der Schamlippen
• Starker Juckreiz
• Knötchen, Warzen oder sonstige Oberflächenveränderungen an
den Geschlechtsorganen
• Ausfluss: eine Flüssigkeit, meist gelblich oder grünlich und übel
riechend, tritt aus dem Penis oder der Scheide aus
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Wie kannst du dich vor Geschlechtskrankheiten schützen?
• Schütze dich beim Geschlechtsverkehr. Kondome schützen vor
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der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Auch chemische
Verhütungsmittel, z.B. Zäpfchen, killen Viren und Bakterien.
• Meide das Risiko. Riskant ist häufiger Geschlechtsverkehr mit
vielen verschiedenen Menschen. Ein besonderes Risiko gehst du
ein, wenn du deine Sexualpartner kaum kennst oder auf Reisen
in anderen Ländern findest. Deshalb: Nie ungeschützten Geschlechtsverkehr, besonders nicht mit Menschen, die du nicht
sehr gut kennst.
• Achte auf Sauberkeit. Wasche dich täglich, und zwar auch die
Geschlechtsorgane. Wasser reicht dafür. Verzichte auf Normalseifen, welche die Haut angreifen können oder gebrauche nur
sehr wenig. Vorsicht vor Überhygiene. Wechsle die Wäsche, vor
allem die Unterwäsche, häufig.
Als Junge solltest du dir beim täglichen Waschen die Vorhaut zurückschieben und die Eichel mit lauwarmem Wasser und evtl. einer
milden Seife waschen. Unter der Vorhaut bildet sich nämlich eine
weissliche Substanz, die man Smegma nennt. Das Smegma riecht
übel, wenn es etwas älter ist und kann Infektionen hervorrufen.
Als Mädchen solltest du deine Vulva täglich waschen. Wenn, dann
verwende dazu eine milde Seife oder ein Produkt, welches für
die Intimwäsche gemacht ist, und achte darauf, dass diese nicht
ins Scheideninnere gelangt. Eine gesunde Scheide braucht keine
Scheidenspülungen. Diese sind nur gezielt bei Ausfluss und bestimmten Bakterien oder Pilzbesiedlungen zu machen. Erkundige
dich vorher bei einer Frauenärztin (siehe auch «Merkblatt bei Beissen, Brennen und Ausfluss» unter www.frauenpraxis-runa.ch).
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Sex
Wenn du eine Geschlechtskrankheit hast, solltest du deine
Partnerin zur Behandlung mitnehmen. Es ist wichtig, dass
ihr euch beide behandeln lässt, auch wenn die Anzeichen der
Krankheit beim einen nicht so stark sind wie beim anderen.
Wenn ihr euch nicht beide behandeln lasst, steckt ihr euch
immer wieder gegenseitig an und werdet das Übel nicht los.
Dies gilt vor allem für Chlamydien, ein sexuell übertragbares
Bakterium, welches eine Eileiterentzündung und nachfolgende
Unfruchtbarkeit nach sich ziehen kann. Hier sind Antibiotika für
beide unerlässlich.
Übersicht über die wichtigsten Geschlechtskrankheiten
Krankheit
Erreger
Übertragung
Anzeichen,
Jungs
Anzeichen,
Mädchen
Vorkommen und
Behandlung
Trichomoniasis
Trichomonaden sind
Kleinstlebewesen,
harmlos.
Geschlechtsverkehr
und feuchte, unsaubere
Wäsche, Handtücher,
Waschlappen, gemeinsam
benütztes Badewasser,
Toilette usw.
Brennen beim Wasserlassen. Oft spürst
du überhaupt nichts.
Juckreiz, weisslich-gelblicher, schaumartiger
Ausfluss. Rötung und
Schwellung im Bereich
der Schamlippen und des
Scheideneingangs. Etwas
unangenehmer Geruch.
Kommt nicht mehr so
häufig vor. Behandlung
beim Jungen mit Tabletten, beim Mädchen mit
Vaginal-Tabletten oder
Zäpfchen.
Pilzbesiedlung
Meist Candida albicans,
Pilzbakterien, welche bei
75% der Menschen im
Körper vorhanden sind und
sich allenfalls vermehren
und so zu einer Infektion
führen können. Es ist keine
Geschlechtskrankheit im
eigentlichen Sinne.
Geschlechtsverkehr und
Saunen, Bäder, Toiletten
usw.
Evtl. leicht gerötete Haut
auf der Eichel, Brennen
beim Wasserlassen.
Juckreiz, trockene und sehr
gerötete Scheide. Unangenehmer Geruch.
Kommt sehr häufig vor, ist
aber keine Entzündung.
Behandlung beim Jungen
mit pilztötender Creme,
beim Mädchen einfache
Mittel wie Joghurt-Tampon,
Essigwasserspülung. Merkblatt/Anleitung bei Arzt.
Bei Infektion mit Rötung,
Schwellung: Pilzmittel.
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Sex
Krankheit
Bakterielle
Vaginose
(früher:
Amin-Kolpitis)
Chlamydien
HPV
(HumanPapillomaVirus)
Spitze
Kondylome
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Erreger
Übertragung
Anzeichen,
Jungs
Anzeichen,
Mädchen
Vorkommen und
Behandlung
Bakterienungleichgewicht
(keine Infektion!). Kommt
nur bei Mädchen vor.
Scheide zu wenig sauer,
z.B. nach Geschlechtsverkehr.
Kommt bei Jungs nicht vor.
Übel riechender Ausfluss.
Kommt häufig vor. Vagina
ansäuern: Joghurt-Tampon, Essigwasserspülung.
Merkblatt/Anleitung bei
Frauenärztin.
Chlamydien sind Bakterien. Wenn sie nicht
bekämpft werden, können
sie Nebenhoden- und
Eileiterentzündungen
auslösen und bei Mädchen
sogar zur Unfruchtbarkeit
und bei Schwangeren zu
einer Frühgeburt oder
zu einer Schädigung des
Kindes führen.
Geschlechtsverkehr und
Saunen, Bäder, Toiletten
usw.
Wie bei Mädchen.
Brennen und Schmerz
beim Wasserlassen, eitriger Ausfluss.
Vorkommen nimmt zu.
Behandlung mit Anti­biotika
(auch bei PartnerIn). Mädchen sollten sich alle 2 Jahre bei der Vorsorge­
untersuchung untersuchen
lassen, sofern sie bereits
Geschlechtsverkehr haben.
Der Test ist relativ teuer.
Viren
Geschlechtsverkehr
Feigwarzen
Feigwarzen, Zellveränderung am Muttermund.
Kann zu Krebs am Gebärmutterhals führen.
Meistens verschwinden
die Viren wieder. Mädchen
können sich kostenlos
impfen lassen.
Erreger sind Viren. Sie
verursachen so genannte
Feigwarzen.
Vor allem Geschlechtsverkehr.
Knötchen auf Eichel, Anus.
Knötchen im Bereich der
Schamlippen, des Scheideneingangs, der Scheide
oder des Anus.
Vorkommen relativ häufig,
Behandlung durch Ärztin,
zum Teil Impfung möglich.
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Krankheit
Herpes, Typ 1
Herpes, Typ 2
Filzläuse
Sex
Erreger
Übertragung
Anzeichen,
Jungs
Anzeichen,
Mädchen
Vorkommen und
Behandlung
Viren, die Bläschen im
Mundbereich verursachen,
Fieberbläschen. Das Virus
bleibt auch nach der Abheilung der Bläschen.
Durch Berührung. Wichtig:
Offene Herpes-Bläschen
sind sehr ansteckend. Küssen strengstens verboten,
auch beim gemeinsamen
Benützen von Besteck und
Gläsern: Vorsicht!
Bläschen an den Lippen,
dem Zungenrand oder um
den Mund herum.
Wie bei den Jungs.
Kommt relativ häufig vor.
Wer das Herpes-Virus
einmal in sich trägt, muss
immer damit rechnen,
dass es wieder ausbricht.
Behandlung mit antiviraler
Creme, auch pflanzliche
Präparate erhältlich.
Viren, die Bläschen im
Genitalbereich verursachen. Das Virus bleibt auch
nach der Abheilung der
Bläschen.
Geschlechtsverkehr oder
oral-genital. Ein Herpes Typ
1 kann sich in Herpes Typ 2
umwandeln. Kein genitales
Küssen bei Fieberbläschen
an den Lippen!
Bläschen an der Eichel,
dem Penis oder dem
After. Sie können sich bis
zu kleinen Geschwüren
entwickeln.
Bläschen auf den Schamlippen, am Scheideneingang oder dem After. Die
Bläschen können sich auch
im Innern der Scheide
befinden, wo sie kaum
spürbar, aber doch ansteckend sind.
Häufig im Bläschenstadium
sehr ansteckend. Beim 1.
Mal vor allem bei Mädchen
oft schmerzhaft mit geschwollenen Lymphdrüsen
in den Leisten. Benötigt antivirale Tabletten. Die darauf
folgenden Ausbrüche sind
meist weniger schmerzhaft und Behandlung mit
Cremes kann genügen.
Winzige, flache Tiere.
Du kannst sie sehen. Sie
befestigen ihre Eier an den
menschlichen Schamhaaren. Ihre Stiche jucken
sehr.
Petting, Geschlechtsverkehr und Wäsche, Bettwäsche, Handtücher usw.
Juckreiz und Rötung im
Bereich der Schamhaare.
Wie bei den Jungs.
Vorkommen eher selten.
Durch die verbreitete
Schamrasur noch seltener
geworden. Der ganze
Körper wird mit einer
Emulsion (z.B. Jacotin)
behandelt.
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Sex
Krankheit
Gonorrhö
(auch: Tripper)
Syphilis
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Erreger
Übertragung
Anzeichen,
Jungs
Anzeichen,
Mädchen
Vorkommen und
Behandlung
Bakterien, so genannte
Gonokokken
Petting, Geschlechtsverkehr
Eitriger Ausfluss, Brennen
beim Wasserlassen
Grünlich-gelblicher
Ausfluss, Brennen beim
Wasserlassen. Oft keine
Anzeichen. Wichtig: Trotzdem behandeln! Kann
schwere Infektion der
Eileiter und des Unterleibs
hervorrufen, kann zu
Unfruchtbarkeit führen.
Kam lange nicht mehr
so häufig vor, ist aber
tendenziell wieder am
Aufkommen. Wird mit
Antibiotika behandelt.
Schraubförmig gewundenes Bakterium aus der
Familie der Spirochäten
(Treponema pallidum)
Geschlechtsverkehr
Syphilis verläuft in drei
Stadien. 1. Stadium:
Schmerzlose Geschwüre
im Genitalbereich. In den
weiteren Stadien kann
Syphilis zu Lähmungen,
Gehirnschädigungen und
zum Tod führen.
Wie bei den Jungs.
Kam lange nur noch
selten vor, ist aber
tendenziell wieder am
Aufkommen.
n n n Homosexualität – Schwule und Lesben
Homosexualität bezeichnet die Liebe und das sexuelle Verlangen
zwischen Menschen des gleichen Geschlechts. (Übrigens: Wenn
sich Menschen verschiedenen Geschlechts lieben, spricht man von
Heterosexualität, und wenn Menschen beide Geschlechter mögen
von Bisexualität.) Homosexuelle Männer werden auch Schwule
genannt, homosexuelle Frauen Lesben. Das sind keine Schimpfwörter: Schwule und Lesben bezeichnen sich auch selbst so.
In allen Ländern rund um die Welt gibt es homosexuelle Menschen. Über die Frage, wie viel Prozent aller Menschen homose-
Behandlungen mit
Penicillin, im Frühstadium
problemlos
xuell sind, ist schon viel geschrieben worden. Es ist kaum möglich, eine Prozentzahl anzugeben, die stimmt. Viele Menschen
wissen nicht recht, ob sie homosexuell sind oder nicht, andere
wissen es zwar, erzählen es aber niemandem, wieder andere
haben gleichgeschlechtlichen Sex, sind aber nicht homosexuell
usw. Das macht die ganze Sache sehr schwierig. Wahrscheinlich
sind die wenigsten Menschen rein heterosexuell oder rein homosexuell, sondern irgendwo dazwischen. Sie mögen zwar das
eine Geschlecht besser, könnten aber unter gewissen Umständen
auch befriedigenden Sex mit dem anderen Geschlecht haben.
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Sex
55
Sex
Lange Zeit galt Homosexualität als etwas Abartiges, Widernatürliches, Perverses und wurde strafrechtlich verfolgt. Im dritten
Reich wurden Homosexuelle mit einem rosa Winkel gekennzeichnet und in Konzentrationslager abtransportiert. Obwohl sich in
den letzten Jahrzehnten viel geändert hat und man toleranter
geworden ist, werden Homosexuelle auch heute noch ungleich
behandelt und von der Gesellschaft als minderwertig betrachtet,
ausgestossen oder sogar verfolgt. Gerade auch unter Kindern
und Jugendlichen herrscht oft eine Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen. «Hau ab, du schwule Sau!» – «Igitt, ich bin doch
keine Lesbe!» Auch schon gehört? Kinder und Jugendliche sind
eben ein Spiegel der Gesellschaft… [siehe auch: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus]
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Heute gibt es leider immer noch viele Vorurteile gegenüber
Schwulen und Lesben:
• «Homosexualität ist unnatürlich.» Oft wird behauptet,
die Sexualität müsse der Fortpflanzung dienen, das sei von
der Natur oder von Gott so vorgesehen. Der grösste Teil der
menschlichen Sexualität dient aber nicht der Fortpflanzung,
sondern dem Lustgewinn. Der kleine Teil an Sexualität, der
die Fortpflanzung sicherstellt, reicht offenbar bei weitem aus;
die Bevölkerungsdichte auf unserem Planeten nimmt ja rasant
zu. Da hat also die Natur reichlich Platz offen gelassen für alle
möglichen Spielarten der Sexualität. Eine andere Behauptung
lautet: Unter den Tieren findet man keine Homosexualität. Des-
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halb ist sie unnatürlich. Wieder falsch: Viele Affenarten, unsere
nächsten Verwandten, haben ein äusserst buntes Sexualleben,
wozu auch gleichgeschlechtlicher Sex gehört.
• «Homosexuelle sind abnormal und krank.» Dahinter steckt
die Idee, dass sich bei Homosexuellen die Sexualität nicht normal und gesund entwickelt habe, weil die Bindung an die Mutter oder den Vater zu stark oder zu schwach gewesen sei, das
Kind zu hart oder zu weich erzogen worden sei usw. Tatsächlich weiss man nicht genau, wie und warum Homosexualität
entsteht. Aber man weiss, dass Homosexuelle abgesehen von
ihrer Sexualität nicht anders sind als alle andern. Sie sind also
nicht abnormal und krank. Wenn sie öfter depressiv sind oder
sich häufiger das Leben nehmen, so liegt das nicht an ihrer Sexualität, sondern an der Ablehnung, die sie in der Gesellschaft
erfahren müssen.
• «Ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber die sollen mich
in Ruhe lassen.» Vielleicht denkst du: «Stimmt genau, so sehe
ich das auch.» Hast du dir überlegt, was der zweite Teil des Satzes soll? Warum sollen sie dich in Ruhe lassen? Hast du Angst,
dass du angemacht wirst? Du kannst ja ablehnen, genauso,
wie du ablehnst, wenn dich sonst jemand anmacht, den du zu
wenig magst. Übrigens: Homosexuelle wollen nicht immer alle
ins Bett schleppen. Sie wollen nicht mehr und nicht weniger
Sex als du, und ihnen gefallen auch nur wenige Menschen wie
dir. Oder verunsichern sie dich zu sehr? Musst du beweisen,
dass du selbst nichts mit Homosexualität zu tun hast?
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Zum Nachdenken:
Was heisst normal? Wer bestimmt die Norm? Warum wollen die
meisten Menschen unbedingt zur Norm gehören? Sind nicht
auch besonders begabte Menschen, z.B. Spitzensportlerinnen,
Musiker, Künstlerinnen abnormal? Ist nicht jeder Mensch etwas
Einmaliges, Besonderes – eben etwas Abnormales? Frage deine
Lehrerin, ob sie mit euch diese Fragen diskutiert.
3 gute Gründe für eine akzeptierende Haltung
gegenüber Schwulen und Lesben
• Der Mensch besteht nicht nur aus Sexualität – also solltest du
ihn auch nicht nur danach beurteilen. Es kann sein, dass du die
sexuellen Gefühle eines Homosexuellen nicht verstehst. Vielleicht ist er aber ein besonders guter Freund und ein wertvoller
Mensch.
• Homosexualität ist eine sexuelle Neigung, also eine Variante der Natur. Wir wissen nicht, warum jemand homosexuell ist
oder heterosexuell oder bisexuell. Es ist nicht ansteckend oder
selbst gewählt.
• Alles, was dir fremd ist, kann dich bereichern. Frag doch mal
jemanden, der homosexuell ist, nach seinen Gefühlen und
hör zu.
Sex unter Homosexuellen
Homosexuelle lieben sich nicht anders als alle andern. Im Vordergrund steht sowohl für Lesben wie auch für Schwule meist ora-
Sex
ler Sex, weil das neben dem Geschlechtsverkehr die intensivste
Art ist, einander zu berühren. Daneben macht vielen Schwulen
Analsex Spass. Übrigens: Schwule machen nicht immer Analsex.
Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil.
Gleichgeschlechtlicher Sex unter Jugendlichen
Im Jugendalter hast du oft eine unbändige Lust auf Sex mit einem
anderen Menschen, aber wenig Gelegenheit dazu, weil es manchmal noch recht schwierig ist, an das andere Geschlecht heranzukommen. Deshalb kommt es gar nicht selten vor, dass Jungs mit
Jungs oder Mädchen mit Mädchen sexuelle Erfahrungen machen.
Das hat meist nicht viel mit Homosexualität zu tun, sondern mit
sexueller Neugier und Ungeduld. Du kannst ruhig deine Erfahrungen sammeln und brauchst keine Angst zu haben, dass du davon
homosexuell wirst.
Dazu stehen – Coming-out
Vielleicht hast du im Lauf der Zeit das Gefühl bekommen, dass
du Menschen deines eigenen Geschlechts eigentlich schöner
findest und mehr begehrst als andere. Und bestimmt hast du
mitbekommen, wie an der Schule oder sonst in der Gesellschaft
über Homosexualität geredet wird. Das kann dazu führen, dass
du denkst: «Nein, das kann nicht sein. Ich bin nicht so. Ich will
nicht so sein.» Aber mit der Zeit wirst du merken, dass es für deine Gefühle keine Rolle spielt, ob du sie haben willst oder nicht.
Sie sind einfach da. Manche Menschen kämpfen ein Leben lang
57
Sex
58
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gegen ihre Gefühle und leben in ständiger Spannung und Zerrissenheit. – Es gibt aber eine andere Möglichkeit, nämlich zu der eigenen Sexualität zu stehen, damit sozusagen herauszukommen.
Dafür gibts im Englischen den Ausdruck «coming out».
• Versuche deine Sexualität so zu akzeptieren, wie sie ist. Die
Gefühle, die du hast, und die Liebe, die du empfindest, sind
nichts Schlechtes oder Schmutziges. Du hast das gleiche
Recht, zu dir zu stehen wie alle andern auch.
• Vertraue dich einer Person an, die du magst und von der du
denkst, dass sie dich versteht. Sei vorsichtig; gerade jetzt hast
du es nicht nötig, dich mit engstirnigen und unsensiblen Menschen herumzuschlagen. Es gibt viele Menschen, die eine tolerante Einstellung haben, und es gibt auch viele Menschen, die
selber homosexuell sind. Du kannst herausfinden, ob jemand
eine positive Einstellung gegenüber Homosexuellen hat, indem
du z.B. einen Zeitungsbericht zu diesem Thema erwähnst oder
über eine bekannte Persönlichkeit sprichst, die schwul, lesbisch oder bisexuell ist. Achte zudem darauf, dass diese Person
… gut zuhören kann und dich nicht sofort mit Ratschlägen eindeckt
… keine verborgenen Absichten hat und dich z.B. bekehren
oder heilen will, sich dir sexuell nähert, ohne dass du das
willst, oder sonst die Kontrolle über dein Leben zu gewinnen
versucht
… euer Gespräch vertraulich behandeln kann.
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Wichtig: Wenn du keine solche Person kennst, der du dich anvertrauen möchtest, kannst du dich an eine Beratungsstelle
wenden. [siehe: Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Sexualität», «Homosexualität», «Psychische Probleme»]
Da findest du Menschen, die dir zuhören und zusammen mit dir
überlegen, was du tun könntest – und selbstverständlich alles
für sich behalten.
Überlege dir gut, wem du dich sonst anvertrauen willst. Vielleicht fühlst du dich stark genug, auch in der Schule, der Lehre oder am Arbeitsplatz offen zu deiner Sexualität zu stehen.
Du musst dann allerdings einiges einstecken können. Vielleicht
hängst du aber deine Neigung lieber nicht an die grosse Glocke,
sondern vertraust dich nur deinen besten Bekannten an.
Eingetragene Partnerschaft für schwule und lesbische Paare
Seit dem 1. Januar 2007 können schwule und lesbische Paare ihre
Partnerschaft beim Zivilstandsamt eintragen und erhalten nahezu gleiche Rechte wie heterosexuelle Ehepaare, mit Ausnahme
der Adoption und dem Zugang zu medizinisch unterstützten Methoden der Fortpflanzung.
n n n Abweichendes Sexualverhalten und
sexuelle Randgruppen
Die sexuellen Vorstellungen und Vorlieben der Menschen sind
sehr vielfältig. Sobald eine bestimmte Vorliebe in den Vorder-
Sex
grund rückt und für den betreffenden Menschen so wichtig wird,
dass seine ganzen sexuellen Wünsche und Interessen sich nur
noch darauf konzentrieren, spricht man von einem abweichenden Sexualverhalten.
Zum Nachdenken:
Früher wurde abweichendes Sexualverhalten als Perversion
bezeichnet. Pervers heisst auf Deutsch: verdreht, widersinnig,
falsch. Dieser Begriff hat also stark mit dem Urteil zu tun: das
ist schlecht. Wer ihn braucht, muss also auch wissen, was im
Bereich der Sexualität gut und richtig ist. Wer aber weiss das?
Brauchst du das Wort «pervers» auch? Was meinst du damit?
• Voyeurismus. (voir (französisch): schauen, voyeur: der Schauende) Davon spricht man, wenn ein Mensch nur durch das
heimliche Beobachten von anderen Menschen, die nackt sind
oder sexuelle Handlungen vornehmen, sexuell erregt wird. Bestimmt hast du auch schon sexuelle Lust dabei empfunden, etwas Erotisches zu beobachten, kein Wunder: die meisten Menschen sind ein wenig voyeuristisch veranlagt.
• Exhibitionismus. (exhibere (lateinisch): hinhalten, darbieten) Damit ist das fast zwanghafte Verlangen bezeichnet, vor
fremden Menschen die eigenen Geschlechtsorgane zu zeigen.
Menschen mit dieser Veranlagung werden dabei meist erregt,
und zwar vor allem auch dadurch, dass sie die Fremden überraschen und schockieren können. Oft onanieren sie dabei. Exhibi-
59
Sex
60
tionistische Menschen sind selten gefährlich; sprich aber trotzdem mit jemandem darüber, wenn du etwas Schockierendes
erlebt hast. Vielleicht macht es auch dir Spass, nackt zu sein
oder dich nackt zu zeigen. Das geht vielen Menschen so und
ist völlig normal, solange sich nicht deine ganze Sexualität nur
darauf konzentriert.
• Masochismus. (benannt nach Leopold von Sacher-Masoch,
1835–1895, Schriftsteller) Menschen mit dieser Neigung empfinden sexuelle Erregung und Befriedigung vor allem, wenn sie
erniedrigt und gedemütigt, vielleicht auch geschlagen oder
sonst grob behandelt werden. Eine mögliche Erklärung dafür:
Solche Menschen sind von der Vorstellung durchdrungen,
dass sie sexuelle Lust und Erregung nur dann erleben dürfen,
wenn sie büssen und sozusagen mit Leiden dafür bezahlen.
Vielleicht spürst auch du, dass Schmerz und Lust oft nah beieinander liegen.
• Fetischismus. Sexuelle Erregung und Lust wird hauptsächlich
mit bestimmten Gegenständen (z.B. Kleidungsstücken), Materialien (z.B. Gummi, Leder, Lack) oder Körperteilen ausserhalb
des Genitalbereichs (z.B. Füssen, Haaren) erreicht.
• Sadismus. (benannt nach Marquis de Sade, 1740–1814, französischer Schriftsteller) Sexuelle Erregung und Befriedigung
wird vor allem dann erreicht, wenn der Partner erniedrigt
und gedemütigt, vielleicht auch geschlagen oder sonst grob
behandelt wird. Sadismus gilt moralisch als besonders problematisch, weil dabei einem Menschen das Leiden anderer
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Freude bereitet. Im Alltag werden oft strenge, mitleidlose
Menschen als Sadisten bezeichnet, obwohl sie das im sexuellen Sinn vielleicht überhaupt nicht sind. Wichtig ist zu unterscheiden: Es gibt Sadismus im gegenseitigen Einverständnis,
d.h. beide Beteiligten sind mit den sadistischen Handlungen
einverstanden. Man spricht dann oft von Sadomasochismus.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber: Sadismus gegen den
Willen eines andern Menschen kann zu einem Verbrechen
im Sinne einer Nötigung, Vergewaltigung, Körperverletzung oder eines Mordes führen. Wie jedes Verhalten, das
gegen den Willen eines Menschen geschieht, ist auch dieses verwerflich, besonders schändlich ist es aber, weil dabei
Schmerzen verursacht werden.
• Pädophilie. Menschen mit dieser Neigung haben ein sexuelles Interesse an Kindern oder jüngeren Jugendlichen. Sexuelle
Handlungen mit Kindern sind gesetzlich verboten. Pädophile,
die ihre sexuelle Neigung ausleben, machen sich strafbar. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Vorsicht: Pädophile Menschen,
die ihre Neigung ausleben, sind oft mit allen Wassern gewaschen. Gerade mit den heutigen Möglichkeiten des Internets
geben sie sich häufig als jemand anderes aus, als sie tatsächlich sind. Vielleicht ein tolles Mädchen, das vermeintlich ein
Nacktbild von sich an dich schickt und dann auch eines von dir
verlangt. Wenn du ihrem Wunsch nachkommst, sitzt du bereits
in der Falle. Es stellt sich heraus, dass es ein älterer Mann ist
und er erpresst dich mit deinen Nacktbildern. Gehe nie auf sol-
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
che Aufforderungen ein. [siehe auch: Sexuelle Gewalt, Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion]
• Transsexualität bedeutet, dass jemand körperlich eindeutig
dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, sich
aber damit nicht wohl fühlt. Transsexuelle streben danach, dem
anderen Geschlecht zugehörig zu sein und als solches anerkannt zu werden. Viele Betroffene schildern das so: «Ich habe
das Gefühl, im falschen Körper geboren zu sein». Diese Not
kann dazu führen, dass sich Betroffene auf eine hormonelle und
operative Behandlung einlassen, um den Körper zu verändern.
Transsexuelle entscheiden sich oft für eine Geschlechtsumwandlung, ändern ihren Vornamen und gehören fortan zum
anderen Geschlecht. Nicht selten entstehen dadurch aber zusätzliche Probleme. Wenn du selbst feststellst, dass du dich
in deinem Körper nicht wohl fühlst oder manchmal gerne ein
Junge oder ein Mädchen sein möchtest, ist das vielleicht eine
momentane Krise. Wenn dein Unbehagen wachsen sollte, ist es
gut, wenn du dir eine Fachperson zum Reden suchst, die sich
mit diesem Thema gut auskennt. [siehe: Adressverzeichnis:
Stichwort «Psychische Probleme»]
Was viele nicht wissen: Transsexualität hat nichts mit Homosexualität zu tun. Transsexuelle empfinden sich meist als heterosexuell. Auch Transvestismus ist etwas anderes. Transvestiten ziehen gern die Kleider des anderen Geschlechts an und
empfinden dabei sexuelle Lust und Erregung. Sie akzeptieren
aber ihr eigenes Geschlecht und wollen es nicht wechseln.
Sex
Meist sind es Männer, die Frauenkleider anziehen, sich schminken und Perücken tragen. [siehe auch: Fetischismus]
Wenn du dazu Fragen hast oder in irgendeiner Weise betroffen
bist, dann suche professionelle Hilfe. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Psychische Probleme»]
Prostitution
Alles, was die Menschen besonders gern haben, hat einen hohen
Wert – also auch Sex. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die
Menschen auf der ganzen Welt Geschäfte damit machen. Wenn
jemand für Liebesdienste Geld verlangt, spricht man von Prostitution. Eine Frau, die sich prostituiert, nennt man eine Prostituierte
(auch: Professionelle, Hure, Nutte), einen Mann Stricher (auch:
Callboy, Strichjunge). Die Orte, wo sie sich anbieten, bezeichnet
man als Strich. Sie finden sich in grösseren Städten auf öffentlichen Plätzen, Strassen oder Toiletten. Meist spielen sich solche
Geschäfte aber nicht nur auf der Strasse, sondern auch in Bars
und Hotels oder via Telefon ab. Menschen, die Prostituierte für
sich arbeiten lassen, heissen Zuhälter. Sie knöpfen den Prostituierten nicht selten das meiste Geld ab und lassen sie unter sehr
schlechten Bedingungen ohne irgendwelche Sicherheiten arbeiten. Prostitution ist für viele Kunden (Freier) ein Ausweg, ihre
Sexualität auszuleben – freilich ein trauriger, denn einen Körper
kann man wohl kaufen, aber die Liebe nicht. Für viele Prostituierte – vor allem auch in anderen Ländern – ist das Geschäft mit
nnn
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Sex
dem eigenen Körper die einzige gute Einnahmequelle. Oft werden
deshalb auch Kinder in die Prostitution getrieben. International
betrachtet ist in der Prostitution der Menschen- resp. Frauenhandel eher die Regel als die Ausnahme.
Prostitution ist in der Schweiz nicht grundsätzlich verboten, aber:
Sex anbieten dürfen nur Personen über 18 Jahren. Jugendliche unter
16 Jahren dürfen von Prostituierten nicht bedient werden. Das Gesetz lässt Sexwork (Prostitution) zudem nur zu, wenn die Sexworkerinnen im Besitz einer Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung sind und
ihre Angebote aus freiem Willen machen. Bei der Bestrafung setzt
das Gesetz nicht etwa bei den Sexworkerinnen an, sondern bei den
Freiern und den Zuhältern. Kauft ein Freier Sex bei einer minderjährigen Person, macht er sich auf jeden Fall strafbar. Und wer eine minderjährige Person der Prostitution zuführt oder eine Abhängigkeit
einer Person ausnützt um sie der Prostitution zuzuführen, macht
sich ebenfalls strafbar.
Pornografie
Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität oder des Sexualaktes, in der Regel mit dem Ziel, den Betrachter
sexuell zu erregen, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen
Aktivität bewusst betont werden. Die gesamte Pornografie-Branche ist ein Geschäftszweig, in dem weltweit ein Umsatz von rund
20 Milliarden Dollar pro Jahr erwirtschaftet wird. Pornografie gibt
es schon seit Jahrtausenden, aber erst durch die Möglichkeiten des
nnn
62
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Internets wurde sie für viele Jugendliche zugänglich. Die meisten
Sexfilme sind aber erst ab 18 Jahren freigegeben. Folgendes solltest
du wissen:
• Die Pornografie vermittelt ein künstliches Bild von Sexualität.
Die Sexualität ist nicht so, wie sie in Pornos dargestellt wird.
Sexualität ist nicht nur ein körperlicher Akt, mit dem Ziel möglichst lange zu penetrieren (eindringen, durchdringen), bis beide
zum Orgasmus kommen. Vieles in den Filmen ist nicht so wie im
wahren Leben (zum Beispiel liegt die Penislänge bei normalen
Männern im Durchschnitt bei 13-15 cm und nicht bei 20 cm, wie
in Pornos). Wenn du dir solche Filme oder Bilder anschaust und
es dich erregt, kann das schöne Gefühle mit sich bringen. Lass
dich aber nicht davon abhalten, eigene Erfahrungen zu sammeln
und deine eigene Erotik zu entfalten. Nachmachen, was in Pornos
gezeigt wird, kann deine Fantasie behindern und dich einschränken. Lass dir keinen Industriesex einreden, bleibe bei deinen Gefühlen, Fantasien, erotischen Wünschen und lass dich darauf ein,
was geschieht, wenn du mit jemandem intim wirst, den du magst.
• Was haben Frauen von Pornos? Interessant ist, dass die meisten Sexfilme so gemacht werden, dass sie Männern gefallen.
Viele Frauen fühlen sich davon nicht besonders angesprochen.
Dazu kommt, dass Frauen in Pornos dargestellt werden, als seien
sie nur dazu da, dass der Mann zeigen kann, was er drauf hat.
Wenn Frauen zum Objekt gemacht werden, damit Männer ihren
Spass haben, reden wir von menschenverachtender Darstellung.
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Du solltest bedenken, dass in realen Beziehungen nicht die Demütigung der Frauen, sondern die Lust und das Begehren beider
Partner gleichberechtigt Platz haben sollen. Verwechsle also Pornofilme nicht mit der Wirklichkeit.
• Softcore und Hardcore
Wenn du dich im Internet bewegst, wirst du feststellen wie leicht
es ist, auf Webseiten zu landen, in denen Pornografie (Bilder,
Filme, Videos, Chatforen usw.) angeboten wird. Oder dass mit
Werbebannern auf Webseiten mit einschlägigen Angeboten hingewiesen wird. Manchmal ist es schwer, dies zu ignorieren und
es kann auch ganz schön lästig werden. Gut, wenn du dazu folgendes weisst:
• Sexfilme unterscheiden sich zwischen Softcore und Hardco-
Sex
re. Softcore sind alle Darstellungen, bei denen hauptsächlich
sexuelle Handlungen gezeigt werden. Der Geschlechtsakt
wird jedoch nur simuliert und die Geschlechtsteile werden
nicht in erregtem oder geöffnetem Zustand gezeigt. Trotzdem sind sie relativ häufig mit der Altersfreigabe FSK «ab 16
Jahren» klassifiziert.
• Unter Hardcore oder Porno wird eine explizite Darstellung
sexueller Aktivitäten verstanden, wobei die Geschlechtsorgane während des Geschlechtsverkehrs in aller Offenheit
dargestellt werden. Hardcore und Pornografie ist jedoch
nicht mit harter Pornografie [siehe unten] zu verwechseln.
Hardcore- und Pornografie-Darstellungen sind meistens
stereotypisch. Das heisst, Handlungen laufen immer in der
63
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Sex
64
gleichen Reihenfolge ab: Zuerst Oralverkehr, Vaginalverkehr
in verschiedenen Stellungen und fast immer einer abschliessenden Ejakulation auf den Körper, ins Gesicht oder in den
Mund einer weiblichen Akteurin. Dies wiederholt sich meist
mehrmals pro Film, mit jeweils verschiedenen Akteuren.
Dazu kommen als Varianten häufig Analverkehr und lesbisch
sexuelle Handlungen. Auch hier ist festzuhalten, dass die
meisten Filme für ein männliches Publikum gemacht sind.
Pornos, die von und für Frauen gemacht sind, fallen auf
durch mehr Respekt für Frauen und Männer, mehr Variantenreichtum, mehr inhaltliche Ansprüche, und weniger «rammelnde Körperteile».
• Was ist verboten?
Folgendes in Zusammenhang mit Pornografie ist in der Schweiz
verboten:
• Pornografie an Jugendliche unter 16 Jahren anbieten und zugänglich machen.
• Pornografie aufführen und verbreiten, wenn die Zuschauer
nicht vorher auf den pornografischen Charakter der Vorführung hingewiesen werden.
• Harte Pornografie, welche sexuelle Handlungen mit Minderjährigen (unter 18-Jährige), mit Tieren oder Gewalttätigkeiten
zum Inhalt hat. Der Konsum, Besitz, das Herstellen, Einführen und In-den-Verkehr-Bringen dieser Pornografie ist nicht
erlaubt.
Wenn du auf Pornos mit Gewaltdarstellungen oder anderen ille-
galen Inhalten stösst, machst du dich nicht strafbar. Du musst
sie jedoch sofort aus dem Verlauf und dem Cache entfernen,
denn dort landen sie sofort und gelten dann als heruntergeladen. Anbieter von verbotenen sexuellen Inhalten sind darauf
aus, ihre Ware zu verbreiten – also Achtung!
• Internet-Sexsucht / Pornosexsucht
Eigentlich kann alles auch mal zu viel sein. Selbst dann, wenn
es zu Anfang so richtig Spass gemacht hat. Menschen, die Porno-sexsüchtig sind, können zu Beginn die Erregung beim Masturbieren und die Befriedigung nach dem Orgasmus geniessen.
Mit der Zeit braucht es immer mehr. Das heisst öfters und länger, auch spezielle Pornos schauen, um die gewünschte Befriedigung zu erhalten. Manchmal bleibt sie ganz aus, oder das
schlechte Gewissen über das eigene Handeln ist alles, was übrig bleibt. Wenn du merkst, dass du mehr Pornos konsumierst,
als dir gut tut, versuche es mal ganz sein zu lassen. Wenn das
zu schwierig wird und du deshalb schlechte Laune bekommst,
ist es an der Zeit, Hilfe zu suchen. [siehe Adressverzeichnis:
Stichworte «Abhängigkeit», «Psychische Probleme»]
Sexuelle Gewalt
Die Sexualität ist etwas Schönes. Sie bereichert die zwischenmenschlichen Kontakte und das Leben überhaupt. Aber: Sexualität ist nur schön, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind.
Leider kommt es immer wieder zu sexuellen Handlungen, die
nicht im Einverständnis aller Beteiligten geschehen. [siehe auch:
nnn
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Gesetze, Schutzalter] Man spricht von sexueller Gewalt (auch: sexueller Belästigung, sexueller Ausbeutung, sexuellem Missbrauch
oder sexualisierter Gewalt). Die Menschen, die andere zum Sex
manipulieren und zwingen, sind meist heterosexuelle Männer,
seltener Frauen. Man nennt sie auch Täter. Sie nützen dabei ihre
Stärke oder ihre Machtposition aus oder manipulieren die Opfer
und wenden mehr oder weniger deutlich Gewalt an. Die Opfer
sind meist Kinder, Jugendliche und Frauen. [siehe auch: Familie,
Gewalt] In der Schweiz erlebt rund jedes 5. Mädchen und jeder
7. Junge sexuelle Gewalt. Viele kennen den Täter und die Täterin
und begegnen ihnen im Alltag. Wer Opfer sexueller Gewalt wurde, schämt sich häufig darüber und macht sich selber Vorwürfe:
«Hätte ich mich doch besser gewehrt» oder «wäre ich doch früher
nach Hause gegangen». Bei Jugendlichen ist der Täter/die Täterin oft jemand, mit dem man sich eine Beziehung wünschte oder
hatte. Viele Opfer trauen sich nicht, über Erlebtes zu berichten
oder sich jemandem anzuvertrauen. Sexuelle Gewalt zu erfahren,
ohne sich anschliessend Hilfe zu holen, kann dazu führen, dass
die Belastung anhält und zu Folgeproblemen führen kann. Du bist
nicht schuld, wenn dir sowas passiert ist. Hol dir Unterstützung
und Hilfe!
Nicht o.k …
… sind alle Berührungen, die dich ekeln oder wenn du überredet
wirst zu Berührungen;
… ist, wenn jemand dich in einer Art berührt, die du nicht magst;
Sex
… ist, wenn du das Gefühl hast, du kannst nicht Nein oder Stopp
sagen oder es werde nicht respektiert;
… ist, wenn du etwas tust, was dein Gegenüber nicht will, nicht
weiss oder nicht versteht.
Es gibt unzählige weitere Beispiele für Dinge, die nicht o.k. sind.
Wenn dir nicht wohl ist mit etwas, ist dies ein Zeichen dafür, dass
es nicht o.k. ist. Dein Gefühl zählt, nicht das Urteil anderer. Nicht
alles was nicht o.k. ist, ist auch strafrechtlich relevant. Im Zweifelsfall wende dich an eine (anonyme) Beratungsstelle oder Webseite
zum Thema.
Wie kannst du dich vor sexueller Gewalt schützen?
• Dein Körper gehört dir! Du allein hast das Recht zu entscheiden, wie, wann und von wem du berührt werden möchtest.
Niemand – kein Fremder, kein Onkel, keine Tante, kein Nachbar,
keine Familienfreundin usw. – hat das Recht, dich so zu berühren, dass es dir unangenehm ist. Lehne solche Berührungen ab
und sag, dass du das nicht willst.
• Achte auf deine Gefühle, du kannst dich auf sie verlassen. Meist
fühlst du sehr gut, ob dir wohl ist in einer Situation oder nicht.
Es gibt schöne Gefühle, die dich froh machen. Es gibt aber auch
unangenehme und seltsame Gefühle, die dich verunsichern und
dir Angst machen. Solche Gefühle zeigen dir, dass etwas nicht
stimmt. Du solltest lernen, auf sie zu hören. Sie allein können dir
mitteilen, ob etwas für dich gut oder schlecht ist.
65
Sex
66
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Was kannst du machen, wenn dir sexuelle Gewalt angetan wird
oder bereits angetan worden ist?
• Lass dir nichts einreden. Es kann sein, dass der Täter dir sagt:
«Komm, stell dich nicht so an, ich weiss ja, dass es dir gefällt.»
Das ist sehr unfair, denn nur du weisst, was dir gefällt. Du hast
das Recht, zu deinen Gefühlen zu stehen und zu sagen, wenn dir
etwas nicht gefällt.
• Du bist nicht schuld. Vielleicht versucht der Täter, dir die Schuld
in die Schuhe zu schieben und sagt: «Du hast es ja gewollt und
mich provoziert.» Du bist nicht schuld daran, wenn dir jemand
sexuelle Gewalt antut – ebenso wenig wie jemand schuld daran
ist, wenn er ausgeraubt wird. Die Verantwortung liegt immer beim
Täter.
• Bedrückende Geheimnisse solltest du nicht für dich behalten.
Genauso wie Kindsmisshandlung ist auch sexuelle Gewalt verboten. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Der Täter kann dafür bestraft werden, und er weiss das auch. Deshalb sagt er vielleicht zu
dir: «Du darfst niemandem sagen, was wir gemacht haben. Das
ist unser Geheimnis.» Solche Geheimnisse darfst du aber verraten, denn sie können dich bedrücken und dir Angst machen. Am
besten suchst du professionelle Hilfe. Du kannst dich darauf verlassen, dass niemand etwas gegen deinen Willen tut. Aber: Hilfe
ist möglich. Du kannst dich aus deiner Situation befreien. [siehe
Adressverzeichnis: Stichworte «sexuelle Gewalt», «Sexualität»]
Sexuelle Gewalt ist nur eine Form von Gewalt. Daneben kommt Gewalt in vielen verschiedenen Formen und natürlich auch ausserhalb
Sex
des Familien- und Bekanntenkreises vor. [siehe auch: Gewalt] Folgende Überlegungen können dir helfen, Situationen gut einzuschätzen.
• Im Umgang mit fremden Menschen: Du darfst ruhig mit fremden
Menschen sprechen. Vergiss nicht, dass die allermeisten Menschen nichts Böses im Sinn haben. Wenn du jemanden kennen
lernst, dann erzähle deinen Eltern und deinen Freunden von deiner Bekanntschaft. Finde heraus, was das für ein Mensch ist und
ob du Vertrauen haben kannst. Du musst lernen, die Menschen
einzuschätzen. Das ist gar nicht so leicht, aber sehr wichtig für
dein ganzes Leben.
• Im Umgang mit bekannten Menschen: An vielen Orten, wo du
dich aufhalten musst – z.B. in der Schule, am Arbeitsplatz, in der
Familie usw. – gibt es Menschen, die dir körperliche oder psychische Gewalt antun können. Es kann sehr schwierig sein, mit
solchen Menschen klarzukommen. Das Beste ist, wenn du dich
selbst behaupten kannst. Aber wenn du das nicht schaffst, musst
du jemanden beiziehen, z.B. die Eltern, den Schulleiter, eine
Schulpsychologin, die Jugendberatung [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Jugendberatung»], den Arbeitgeber oder die Polizei.
[siehe auch: Gesundheit, Gewalt]
• In Risikosituationen: Vermeide es, dich zu ungewöhnlichen Zeiten an merkwürdigen (unübersichtlichen oder einsamen) Orten
aufzuhalten. Wenn du es doch tun musst, dann frage jemanden
um Begleitung.
• Zum Tatort Internet [siehe auch Internet, Handy, Games und Co –
Digitale Medien]
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Freundschaft
Freundschaft
Der Mensch ist nicht geschaffen für die Einsamkeit. Er ist ein «Rudeltier». Jeder Mensch braucht einen Freundeskreis, ein Netz von mehr
oder weniger guten Bekannten. In der Pubertät kommt es meist
dazu, dass dein Freundeskreis sich verändert. Alte Beziehungen lösen sich auf, neue entstehen. Das ist normal und gehört zum Leben,
besonders zu der Jugendzeit. Manchmal kann es sich aber auch lohnen, eine Freundschaft nicht aufzugeben und zu ihr Sorge zu tragen.
«Mein Vater sagte immer, wenn man bei seinem Tod fünf echte
Freunde hat, kann man mit seinem Leben zufrieden sein.»
Lee Iacocca
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Zum Nachdenken:
Wie sieht dein Freundeskreis aus? Du kannst ihn aufzeichnen:
Mache drei Kreise, einen kleinen in der Mitte, einen grösseren
darum herum und einen ganz grossen noch einmal darum herum. In den kleinen Kreis kommen deine ganz guten Freundinnen. In den grösseren Kreis kommen Leute, die du gut kennst
und häufig siehst. In den äussersten Kreis kommen Leute, die
du eher selten, aber regelmässig siehst. Benütze für Jungs z.B.
ein Dreieck und für Mädchen einen Kreis. Überlege dir: Gibt es
Leute, die du wieder mal sehen möchtest oder zu denen du eine
bessere Beziehung haben möchtest? Was könntest du dafür tun?
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Freundschaft
n n n Eine gute Freundschaft
Was ist denn eine gute Freundschaft? Bestimmt fällt dir dazu einiges ein.
Zum Nachdenken:
Woran erkennst du eine gute Freundin? Schreibe so viel auf, wie
dir nur einfällt, und diskutiere mit den anderen darüber. Versuche, eine Wichtigkeits-Skala zu machen. Nimm dich selber unter die Lupe: Bist du ein guter Freund? Worin bist du stark? Wo
kannst du dich verbessern?
Hier ein paar Vorschläge, was die Merkmale eines guten Freundes
sein könnten:
• Freundinnen hören zu, du kannst ihnen alles erzählen und
brauchst dich nicht zu verstellen. Sie versuchen dich zu verstehen und mögen dich, weil du du bist…
• Freunde können etwas für sich behalten, sie plaudern nicht alles aus, was du ihnen anvertraust.
• Freundinnen machen dich nicht fertig, lachen nicht mit, wenn
andere über dich lachen. Sie stehen zu dir und können sich
auch für dich wehren.
• Freunde sagen dir, wenn sie etwas an dir stört oder wenn sie
anderer Meinung sind als du – und sie vertragen auch gut gemeinte Kritik von dir.
• Freundinnen können sich mit dir zusammen für etwas begeistern.
69
Freundschaft
• Freunde helfen dir, dass du deine Ziele erreichen kannst und du
dich veränderst und weiterkommst.
• Freunde sind zuverlässig, auf ihr Wort kannst du dich verlassen.
Eine Freundschaft ist eine Art Liebe ohne Sex. Sie lässt sich nicht
erzwingen und auch nicht kaufen. Die meisten Menschen haben
zwar viele Bekannte, aber nur wenige wirkliche Freunde. Eine
Freundschaft muss gepflegt werden – ähnlich wie eine Liebe.
[siehe auch: vom Verliebtsein zur Liebe]
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n n n Freunde finden
Hast du manchmal das Gefühl, keine oder nicht wirklich gute
Freundinnen zu haben? Folgende Tipps können dir vielleicht helfen, alte Freundschaften zu verbessern oder neue Freunde zu finden:
• Gehe unter die Leute. Zu Hause zwischen deinen vier Wänden
machst du keine neuen Bekanntschaften.
• Schliesse dich einem Verein an. Da hast du Gelegenheit, Menschen regelmässig zu treffen und sie einzuschätzen. Zudem
hast du mit anderen eine gemeinsame Sache, die euch verbindet. In den meisten Gemeinden gibt es viele verschiedene
Vereine. Erkundige dich bei der Gemeindeverwaltung, in der
Schule oder – falls vorhanden – auf der Homepage der Gemeinde. Bestimmt wärst du auch in einem Verein einer Nachbarsgemeinde willkommen.
• Habe den Mut, Leute anzusprechen, die dir sympathisch sind.
• Aber: Viele Menschen reagieren mit einem Rückzug, wenn du
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allzu häufig anrufst und jede freie Minute mit ihnen verbringen
willst. Faustregel: Biete dich und dein Interesse an, aber dränge dich nicht auf.
• Versuche dich möglichst liebenswert zu machen. Bedenke:
Interessant ist nicht, wer viel redet, sondern wer gut zuhören
kann.
• Ein besonderes Geheimnis ist mit dem Loben verbunden: Jeder Mensch wird gern gelobt, aber die wenigsten sind selbst
bereit, ein Lob auszusprechen. Deshalb: Wer in den anderen
Menschen das Gute findet und es in Worte fassen kann, um den
reissen sich die Leute.
«Langweiler – einer der redet, wenn er dir zuhören sollte.»
Ambrose Bierce
n n n Die Clique und der Gruppendruck
In der Jugendzeit löst du dich mehr und mehr vom Elternhaus
ab. Die Beziehungen zu den Gleichaltrigen werden wichtig. Oft
entstehen unter Jugendlichen so genannte Cliquen. Die Mitglieder einer Clique zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus:
Vielleicht tragen sie bestimmte Kleider, besondere Schuhe oder
Kopfbedeckungen, benützen besondere Wörter und Redewendungen, hören eine bestimmte Musik, haben einen besonderen
Haarschnitt und machen bestimmte Dinge, z.B. sprayen, snowboarden, tanzen, Suchtmittel nehmen usw.
Cliquen haben gewisse Vorteile. Sie können dir Sicherheit geben
in einer Zeit, in der sich die Beziehungen lockern, die du zu dei-
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nen Eltern und anderen Erwachsenen hast. Du bist nicht allein,
gehörst dazu und bist zusammen mit den anderen stärker. Du
weisst, welches Verhalten zu der Clique gehört und cool ist, welches hingegen zu den anderen gehört und nicht cool ist. In einer
Clique gibt es Überzeugungen und Einstellungen, die alle teilen.
Cliquen können aber auch Gefahren mit sich bringen. Viele Jugendliche haben Angst davor, nicht dazuzugehören. Sie leben
nach dem Grundsatz «mitmachen – oder untergehen» und würden beinahe alles tun, nur damit sie dazugehören. [siehe auch:
Abhängigkeit und Suchtmittel]
Es kann sein, dass du unter dem Gruppendruck Dinge tust, die du
im Grunde nicht tun möchtest und die nicht mit deiner Überzeugung und deinen Gefühlen übereinstimmen. Dem Gruppendruck
zu widerstehen ist sehr schwierig. Es braucht Mut, deinen eigenen Weg zu gehen und nur das zu tun, was zu dir passt und was
du wirklich tun willst. Wenn du es aber schaffst, bist du kein Mitläufer, sondern ein eigenständiger Mensch. Die anderen werden
dir Respekt und Bewunderung entgegenbringen, und du wirst
merken, wie frei du dich fühlst.
Zum Nachdenken:
Am unheimlichsten sind die Menschen, wenn sie in Gruppen
sind. Sie tun dann Dinge, die sie allein nie tun würden. Denke
nur an die Gräueltaten in Kriegen, an die Massenausschreitungen von Hooligans und anderen radikalen Gruppierungen usw.
Weisst du eine Erklärung dafür?
Freundschaft
Die richtigen Freunde
Eltern finden manchmal, dass ihre Kinder nicht die richtigen Freunde haben oder dass mindestens einige davon sehr unsympathisch
sind. Wenn auch du zu den Betroffenen gehörst: Versuche, die
Flucht nach vorn zu ergreifen und mit den Eltern zu sprechen. Dabei können dir folgende Überlegungen helfen:
• Frage deine Eltern, was sie davon halten würden, wenn du keine
Freundinnen hättest. Wäre ihnen das lieber?
• Mache sie darauf aufmerksam, dass du ihnen Vertrauen entgegenbringst, indem du zu deinen Freunden stehst. Du könntest ja
auch verheimlichen, mit wem du zusammen bist.
• Sage ihnen, dass sie nicht alle deine Freundinnen mögen müssen. Du magst ja auch nicht alle ihre Freunde.
• Erzähle von Dingen, die du mit deinen Freundinnen unternimmst, und von den Meinungen und Einstellungen, die sie
vertreten. So können deine Eltern falsche Vorstellungen korrigieren und ihre Ängste abbauen.
• Bringe deine Freunde vielleicht einmal mit nach Hause. Besprich
aber vorher mit deinen Eltern, dass sie dich dann nicht dauernd
kontrollieren oder vor den Freunden zurechtweisen sollen.
• Versprich den Eltern, dass du ihnen mitteilst, wenn in deinem
Freundeskreis etwas Beunruhigendes passiert – sei es etwa im
Zusammenhang mit Straftaten oder Suchtmitteln.
• Lass aber auch die Eltern zu Wort kommen; vielleicht leuchtet
dir ja dann ein, was sie an deinen Freunden auszusetzen haben.
Manchmal sind Eltern aus guten Gründen besorgt. Verschliess
dich ihren Überlegungen nicht, ohne nachzudenken.
nnn
71
Freizeit
Freizeit
Was hat das Leben alles zu bieten? Lauter Zwänge und Pflichten
und ein bisschen Langeweile? Oder doch mehr? Was ist Freizeit?
Wie viel Freizeit braucht der Mensch? Es liegt an dir, dies für dich
herauszufinden. Die Freizeit bietet dir Gelegenheit dazu.
«Man findet das Vergnügen nur sehr selten dort, wo man es
sucht.» David Lloyd George
Die Erwachsenen halten eine ganze Palette von Freizeitangeboten für dich bereit. Aber oft klingt leise die Aufforderung mit:
«Tu doch etwas Vernünftiges, treibe Sport oder besuche einen
Tanzkurs. Aber hänge nicht einfach nur herum.» Aber vielleicht
willst du eben gerade herumhängen, vielleicht nerven dich all die
vernünftigen Freizeitaktivitäten… Deshalb ist dieses Kapitel kurz.
[siehe auch Adressverzeichnis: Stichwort «Freizeit»]
72
n n n Politik: mitreden und mitbestimmen
Politik heisst: die Sache der Stadt. Es geht also um alles Öffentliche. Was passiert mit all dem Hundekot, wo dürfen Kinder spielen, wie viel sollen Busfahrten kosten, gibt es eine Skateranla-
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
ge, wo ist Platz für Jugendliche, wer entscheidet über die neue
Grünanlage, wofür wird Geld ausgegeben? Bei alledem gilt: Auch
Kinder und Jugendliche haben ein Wörtchen mitzureden, sie leben schliesslich auch in der Öffentlichkeit. [siehe auch: Rechte
des Kindes]
• Du hast das Recht, dort mitzureden und mitzubestimmen, wo
du betroffen bist, d.h. zu Hause, im Klassenzimmer, im Schulhaus, auf dem Pausenplatz, am Arbeitsplatz, im Freizeitverein,
im Quartier usw. Es macht auch mehr Spass, über Dinge zu
sprechen, die du kennst und die deinen Alltag beeinflussen.
• Wenn dich etwas stört oder du den Wunsch nach einer Veränderung hast, sage deine Meinung. Suche andere, die deine
Meinung unterstützen, und höre auch denen zu, die sie nicht
unterstützen. Überlegt miteinander, wie eine Veränderung genau aussehen könnte.
• Findet heraus, mit welchen Erwachsenen ihr sprechen müsst,
damit ihr weiterkommt. Das kann die Lehrerin sein, der Schulleiter, die Gemeindepräsidentin, der Hauswart usw.
• Stellt euer Anliegen so gut dar wie nur möglich. Je besser ihr
vorbereitet seid, desto mehr Chancen habt ihr, dass ihr etwas
in Bewegung bringt.
• Lasst euch nicht abwimmeln. Sagt ruhig und bestimmt, dass ihr
das Recht habt, ernst genommen und angehört zu werden.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
• Denkt daran, dass ihr nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen
könnt. Veränderungen brauchen Zeit. Das Motto heisst: Geduld
haben und dran bleiben.
• Verschiedene Stellen unterstützen euch. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Finanzielle Unterstützung», «Jugendförderung», «Jugendpolitik»]
In der Schweiz gibt es Parteien. Das sind Gruppen von Menschen,
die über die Schweiz, die Gesellschaft und das, was man tun und
lassen sollte, ähnlich denken. Es gibt z.B. die FDP, die SP, die SVP,
die CVP, die Grünen, die BDP, die GLP usw. Die einen sind eher für
den Fortschritt, die andern möchten eher das Altbewährte behalten, die einen sind für einen Anschluss an Europa, die anderen
dagegen, die einen für eine tolerante Ausländerpolitik, die anderen wollen die Einwanderung streng kontrollieren usw.
Die meisten Menschen, die Politik machen, gehören einer Partei
an. Es gibt aber auch Menschen, die parteilos bleiben und trotzdem eine politische Karriere machen. Ab 18 kannst du einer Partei beitreten. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Jugendpolitik»]
n n n Engagement in Jugendgruppen und -verbänden
Wenn du Lust hast, mit anderen Jugendlichen zu diskutieren, dich
für eine gerechtere Welt einzusetzen, gemeinsame Unterneh-
Freizeit
mungen zu machen, Feste zu planen usw., findest du bestimmt
eine Jugendgruppe, die ähnliche Interessen vertritt wie du. Es
gibt verschiedene Arten von Gruppen und Verbänden:
• Kirchliche Jugendgruppen. Für Informationen wendest du
dich am besten an die Kirchen in deiner Gemeinde. Viele
Kirchgemeinden machen auch Jugendarbeit und unterhalten
Jugendtreffs.
• Politische Jugendgruppen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendpolitik»]
• Menschenrechte. Amnesty International (AI) engagiert sich
weltweit für die Menschenrechte und gegen Folter und Unterdrückung. Wenn du mehr wissen willst, wende dich an eine
Regionalgruppe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Menschenrechte»]
• Natur- und Umweltschutz. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Natur und Umwelt»] Verschiedene Gruppen engagieren sich
für Tiere und Pflanzen und bieten zudem oft auch zahlreiche Aktivitäten für Jugendliche wie Lager, Kurse, Exkursionen usw. an:
• Greenpeace Schweiz
• WWF (World Wildlife Fund) Schweiz und Regionalgruppen
• Naturfreunde Schweiz ist die älteste Freizeit- und Naturschutzorganisation der Schweiz. Sie bietet ein grosses Angebot an Aktivitäten und führt zahlreiche Jugendgruppen.
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Freizeit
• Einsätze in der Gesellschaft. Viele Menschen haben Hilfe nötig,
z.B. sozial benachteiligte Kinder oder Familien, geistig oder körperlich behinderte Kinder und Erwachsene, alte Menschen usw.
Du kannst dich allein für solche Menschen einsetzen (z.B. in der
Nachbarschaft, der Gemeinde usw.) oder aber im Rahmen einer
Organisation Einsätze, Aktionen, Lager usw. durchführen. Solche
Einsätze können sehr bereichernd sein und dir neue Einsichten
und unvergessliche Erlebnisse ermöglichen. Wenn du dich dafür
interessierst, erkundige dich in deinem Umfeld oder im Internet.
Zum Beispiel unter den Stichworten «Erlebnis Sozialeinsatz».
• Jugendgruppen der Gewerkschaften. [siehe: Arbeit, Gewerkschaften]
• Jugendverbände. Breite Unterhaltung und viele Lernmöglichkeiten bieten die bekannten Jugendverbände Pfadfinderbewegung,
Jungwacht, Blauring und Jungschar. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Jugendverbände»]
Solche Dokumente dienen dazu, deine Fähigkeiten zu belegen. Du
brauchst sie beim Zusammenstellen deines Bewerbungsdossiers.
[siehe auch: Lehre, Bewerbung]
Oft besteht die Möglichkeit, dass du dir in der Familie, der Nachbarschaft oder bei Verwandten ein Taschengeld verdienst, indem
du Haus- oder Gartenarbeiten übernimmst. Ab deinem 13. Geburtstag hast du die Möglichkeit, in Betrieben gewisse leichte Arbeiten zu übernehmen. [siehe auch: Arbeit]
Jugendtreffs
In vielen Gemeinden bestehen Jugendtreffs. Das sind meist Orte,
an denen du mit anderen diskutieren oder einfach nur rumhängen
kannst. Oft gibts verschiedene Spiele wie Darts, Billard, Soccer
usw. Erkundige dich bei deiner Lehrerin oder bei der Gemeinde.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendförderung»]
nnn
Sport
Es gibt sehr viele verschiedene Sportarten und Möglichkeiten,
diese auszuüben. Erkundige dich bei deinem Lehrer, deiner Turnlehrerin oder bei deinen Mitschülern nach Gruppen und Vereinen.
Viele Vereine gehören zu Jugend und Sport.
nnn
Kurse und Jobs
Vielleicht nützt du deine Freizeit dazu, dich in einer bestimmten
Richtung weiterzubilden oder etwas Neues dazuzulernen. Manche Fähigkeiten können dir für deine berufliche Laufbahn etwas
nützen, andere machen dir vielleicht einfach nur Spass. Erkundige
dich nach den Kursangeboten in deiner Region. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Kurse»]
Wichtig: Lasse dir alle Kurse, die du machst, schriftlich bestätigen.
Die Bestätigung muss das Datum des Kurses, den Kursort, Angaben über den Inhalt und die Unterschrift der Kursleiterin enthalten.
nnn
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Jugend und Sport (J&S)
J&S ist ein Förderungswerk vom Bund, das den Sport unter Jugendlichen fördert und unterstützt. Es richtet sich an 10- bis 20-jährige.
Zu J&S gehören sehr viele Sportvereine, Jugendorganisationen,
Schulen und freie Gruppen.
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Freizeit
• Sportfachkurse. Für sehr viele Sportarten (mehr als 30, von Badminton über Fechten und Triathlon bis zum Windsurfen) werden
regelmässig Trainings und Lager angeboten. Erkundige dich.
• Leiterinnenkurse. Ab 18 kannst du dich in einer Sportart, die
dir liegt, zum J&S-Leiter ausbilden lassen. Du kannst dann dein
Können an andere Jugendliche weitergeben und z.B. ein Lager
leiten. Im Rahmen des Angebots «Lagersport und Trekking»
kannst du dich schon vor 18 zur J&S-Leiterin ausbilden lassen.
Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sport»]
Schulbank, sitzen auf dem Fahrrad, dem Mofa, im Auto oder im
Zug, sitzen am Mittagstisch, sitzen vor dem Computer, sitzen vor
dem Fernseher. Einzig im Bett liegen wir zur Abwechslung mal.
Das ist ungesund. Darunter leiden die Durchblutung, das Skelett,
die Muskulatur, die Lunge, das Hirn, die Verdauung, der Stoffwechsel usw. Viele Probleme mit Übergewicht haben mit fehlender Bewegung zu tun. Nicht nur in Amerika, sondern auch bei
uns gibt es immer mehr Übergewichtige und Zuckerkranke – und
zwar auch schon unter Kindern und Jugendlichen.
Sport und Bewegung – ganz individuell
Bewegung ist sehr wichtig. Auch wenn du kein Sportfanatiker bist
und nicht in jeder freien Minute deinen Puls in alle Höhen treiben
musst – du solltest darauf achten, dass du genug Bewegung hast.
Der moderne Lebensstil bietet immer weniger Gelegenheit dazu:
die Zeiten der harten Feldarbeit sind vorbei. Wir sitzen in der
• Ob du mit den Beinen wippst, dich streckst, hin und her gehst,
aufstehst und dich wieder setzt – jede Bewegung zählt. Benütze auch kleine Gelegenheiten, dich zu bewegen.
• Stehe regelmässig – z.B. jede volle Stunde – von deiner Tätigkeit auf. Du kannst ja die Uhr stellen oder den Werbeblock
oder einen Computerabsturz dazu benützen. Streck dich,
75
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Freizeit
mache eine kleine sportliche Übung (Liegestütz, Kniebeugen
usw.) oder geh einmal um den Häuserblock.
• Nimm das Fahrrad, so oft du kannst. Übrigens: Warum nicht
mal wieder zu Fuss etwas unternehmen?
• Suche Tätigkeiten, die mit Bewegung verbunden sind, z.B. baden und schwimmen, Ski fahren, klettern usw.
• Vielleicht organisierst du in der Freizeit selbst einen Ausflug,
einen Fussballmatch, einen Orientierungslauf, ein Strassen­
hockeyspiel usw.
Kreativität
Ob du ein Instrument spielst, in einer Band, einem Orchester
oder einem Chor aktiv bist, ein Bild malst, Zeichnungen machst,
einen Stein behaust, eine Eisenplastik zusammenschweisst,
Fotos schiesst und sie selber entwickelst, Theater spielst, Gedichte oder Geschichten schreibst, beim Tanzen, Skaten, Skateboarden oder sonst im Sport neue Bewegungen suchst usw. …
all dies hat mit Kreativität zu tun. Es kann sehr packend sein,
den eigenen Gedanken und Gefühlen eine Form zu geben. Oft
vergisst du dich dabei regelrecht und bist sehr glücklich. Probier
es doch aus. Bestimmt findest du eine Tätigkeit, die dich lockt
und deine Kreativität herausfordert. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Kurse»]
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Wenn du eine kreative Idee hast, aber nicht weisst, wie du sie umsetzen sollst, kannst du Unterstützung – auch finanzielle – bekommen.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Finanzielle Unterstützung»]
Kultur
Freilich kannst du auch die Kreativität anderer bewundern und
Musik hören, dir Filme ansehen, eine Ausstellung besuchen, ins
Theater oder ins Konzert gehen usw. Überall, wo Menschen sind,
gibt es auch Veranstaltungen. Je grösser der Ort ist, desto reicher
ist natürlich das Angebot. Halte Augen und Ohren offen. Informieren kannst du dich durch die Zeitungen, das Radio und das
Fernsehen (Lokalsender), im Internet, an den Anschlagbrettern
in deiner Schule, der Mehrzweckhalle, dem Vereinshaus, dem
Betrieb, der Mensa, der Kirche usw. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Kultur»]
nnn
Feste und Veranstaltungen
Möchtest du eine Disco, ein Fest, eine Party organisieren?
nnn
• Private Räume. Lasse deiner Fantasie freien Lauf. Du kannst
mit guten Ideen und dem nötigen Aufwand auch originelle Feste an ungewöhnlichen Orten durchführen. Wie wärs mit einem
Fest im Gemeinschaftskeller, einer Garagenparty, einer Waschküchenfete oder einem tollen Abend im Freien? Oft sind es solche Feste, die noch lange in Erinnerung bleiben. Du solltest
allerdings vorher mit deinen Nachbarn Kontakt aufnehmen
und sie über dein Vorhaben orientieren. Am besten schreibst
du einen freundlichen Rundbrief und erklärst, an welchem Tag
und von wann bis wann ihr euch vergnügen werdet. Du kannst
deine Telefonnummer angeben für den Fall, dass der Lärm allzu störend wird.
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• Öffentliche Räume. Erkundige dich bei Vereinen, Kirchgemeinden, Clubhäusern usw. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Räume»]
• Bewilligung. Bedenke, dass du unter Umständen eine Bewilligung brauchst, z.B. für das öffentliche Abspielen von Musik,
Filmen usw. und für den Ausschank von Getränken. Falls du
Eintritt verlangst, musst du evtl. eine Billettsteuer entrichten.
Erkundige dich bei deiner Gemeinde.
Ferien und Reisen
Ferien ist für Jugendliche wie ein Zauberwort – endlich bist du
deine sauren Pflichten für eine Weile los und darfst machen,
was du dir schon lange gewünscht hast. Bestimmt mangelt es
dir nicht an Ideen. Deshalb hier nur in Kürze, was etwa möglich
wäre:
nnn
• Vielleicht unternehmen deine Eltern mit dir tolle Ferien. Dann
hast du natürlich besonderes Glück. Aber vergiss nicht, dass
in den Ferien eine gewisse Rücksichtnahme erst recht nötig
ist. Schliesslich verbringt man viel mehr Zeit zusammen als
im Alltag. Am besten sprecht ihr vorher ab, was ihr zusammen
machen werdet und wie viel Freiraum du haben sollst.
• Womöglich planst du Ferien mit deinen Freundinnen. Ihr habt
die Möglichkeit, in der Schweiz Ferien zu machen. Die billigste
Variante ist immer noch zu Fuss mit dem Zelt. Aber damit kann
sich nicht jeder anfreunden. Es gibt aber auch billige Schlafmöglichkeiten in der Schweiz, z.B. die Jugendherbergen,
Freizeit
SAC-Hütten, Schlafen im Stroh (siehe unter: www.abenteuer-stroh.ch) usw. Auch das Fahrrad ist ein wunderbares Ferienvehikel. Bedenke: Je langsamer du reist, desto mehr siehst
und erlebst du. Je schneller du reist, desto weiter gelangst du,
überspringst aber viele schöne Orte. Vielleicht interessiert
dich das Ausland. Wie wärs mit einer Städtereise, mit dem internationalen Zugabonnement Interrail oder mit einem Billigflug? Erkundige dich in einem Reisebüro. Nimm dir genügend
Zeit, die Preise und Angebote miteinander zu vergleichen. Benütze auch das Internet.
• Vielleicht benützt du deine Ferien für einen Austausch, einen
Sprachaufenthalt, [siehe auch: Lehrlingsaustausch, Schüleraustausch] einen J&S-Kurs [siehe auch: Freizeit, Sport] oder
sonst einen Kurs. [siehe auch: Kurse und Jobs]
• Möglicherweise willst du dir ein wenig Taschengeld verdienen, weil du auf eine spätere Reise sparst oder dir sonst einen Wunsch erfüllen möchtest. [siehe auch: Arbeit, Kurse und
Jobs]
• Und schliesslich: Vielleicht bleibst du auch ganz gern zu Hause und machst, was du immer gern gemacht hättest: in die
Badi gehen, musizieren, zeichnen, mit Freunden zusammen
sein, Sport treiben usw.
«Aber was kommt schon dabei heraus, wenn sie alle in fremde
Länder zu reisen anfangen! Nichts; sie tragen ja doch wie die
Zinnsoldaten ihr bisschen Standort mit sich herum.»
Erhart Kästner
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Internet, Handy, Games und Co –
Digitale Medien
Handy
In den letzten Jahren hat sich die Telekommunikationstechnologie stark verändert. Konnte man früher ausschliesslich zuhause
oder in öffentlichen Telefonkabinen jemanden anrufen, ist heute
fast jeder per Natel resp. Handy permanent erreichbar.
nnn
78
Smartphones
Auch bei den Mobiltelefonen gab es eine gewaltige Entwicklung.
Smartphones (iPhone, Samsung, HTC etc.), also internetfähige
Handys, haben die klassischen Natels praktisch ganz abgelöst.
Diese Smartphones sind viel mehr kleine Computer als nur Mobiltelefone. Das Runterladen von Apps (Programme, die speziell
für diese Geräte entwickelt wurden) ermöglicht es dir, immer wieder neue Anwendungen und Inhalte auszuprobieren. Ausserdem
bist du ständig mit dem Internet verbunden und kannst surfen,
chatten oder Videos auf Youtube ansehen, wann immer du willst.
Diese schönen, nützlichen und unterhaltsamen technischen Möglichkeiten können aber auch zu Problemen führen:
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• Kosten: Handys und die damit verbundenen Kosten waren
schon immer ein Thema bei Jugendlichen. Sorgten früher eher
zu viele SMS für eine hohe Rechnung am Ende des Monats,
stellt heute der Datenverbrauch beim Nutzen des mobilen Internets eine Kostenfalle dar. Auch ein Handy, das nur 1 Franken
kostet, kann schlussendlich sehr teuer werden. In der Regel
sind diese Handys mit einem teuren und langfristigen Vertrag
gekoppelt. So kann das Abo schnell mal 170 Franken im Monat
kosten und du bist 2 Jahre an das Abo gebunden. Wichtig ist,
dass du gut informiert bist:
• Was passt besser zu mir? Prepaid oder Abo?
• Was für ein Datenvolumen ist bei meinem Vertrag inklusive?
• Wie stelle ich mein Gerät ein, wenn ich ins Ausland reise
(Stichwort: Datenroaming)?
• 090x-er Nummern sind häufig sehr teuer. Achte auf das Kleingedruckte, bevor du sie einstellst. Du kannst die so genannten
Mehrwertdienstnummern beim Anbieter sperren lassen. Dies
ist empfehlenswert.
• Apps sind cool, aber Achtung: Die inApp-Käufe können
ganz schön ins Geld gehen. Wenn Werbung nervt oder über
Spiel-Fortschritte zu inApp-Käufen führen, so gibt man schnell
mehr aus als das Taschengeld eigentlich zulässt.
• Gefährdete Gesundheit: Das Smartphone kann deine Gesundheit beeinträchtigen. Zum einen täuscht das Licht des
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Displays Tageslicht vor. So glaubt dein Gehirn es sei Tag. Jugendliche, die ihr Handy im Zimmer haben und abends noch
chatten oder gamen, schlafen im Durchschnitt jede Nacht
eine Stunde weniger. Das ist für deinen Körper nicht gut. Ausserdem wirst du schlechtere Schulleistungen erbringen. Am
besten deponierst du dein Handy ausserhalb des Zimmers.
Fürs Aufstehen gibts auch Wecker. Zudem: Auch wenn viele
Leute davon ausgehen, dass die Handy-Strahlung harmlos
ist, so besteht doch die Möglichkeit, dass wir Schaden nehmen. Sicher ist: Die Dosis macht es aus – weniger Handy ist
besser.
• Sucht: Das Handy gehört mittlerweile zum Alltag. Die meisten
blicken nach dem Aufstehen erst mal aufs Handy. Ist ja auch
klar, schliesslich erleichtern Mobiltelefone – insbesondere
Smartphones – den Alltag. Doch wo hört die sinnvolle Nutzung auf und wo beginnt ein krampfhafter Zwang, eine Sucht?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wenn du aber
keine Minute mehr in deinem Leben auf dein Gerät oder auf
eine bestimmte Anwendung verzichten kannst, sollten bei dir
die Alarmglocken klingeln. [siehe auch: Onlinesucht]
80
Einerseits ist es zwar praktisch, immer erreichbar zu sein, andererseits kann es auch sehr anstrengend werden. Umgekehrt
kann das Nicht-Erreichbar-Sein auch äusserst entspannend wirken. Gerade in den Ferien am Strand oder in den Bergen kannst
du ohne Handy viel besser relaxen. Also
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• Immer mal wieder eine Pause machen, in der man kein einziges
elektronisches Gadget benutzt. Besonders entspannend: Den
Blick frei wandern lassen;
• Das Smartphone beim Warten, im Zug oder sonst wo nicht ständig als Langeweile-Killer benutzen. Langeweile kann durchaus
entspannend sein;
• Am Abend dem Körper Zeit geben um runterzufahren: Eine
Stunde vor dem Schlafengehen sollte man komplett auf Bildschirmmedien verzichten.
n n n Soziale Netzwerke
Das Internet bietet dir die Möglichkeit, dich über so genannte
Soziale Netzwerke zu verbinden. In diesen Communities (oder
auf Deutsch: Gemeinschaften) kannst du Leute treffen, wiederfinden und auch kennen lernen. Leider sind diese Netzwerke etwas in Verruf geraten. Oft wird von Eltern mit Horrorgeschichten
gewarnt. Grundsätzlich ermöglichen soziale Netzwerke Bildung
und persönliches Vorankommen. So gibt es praktisch keine erfolgreichen und gebildeten Personen, die nicht auch Twitter oder
ähnliches nutzen. Es ist jedoch ratsam, gewisse Regeln zu beachten. Denn das Internet ist auch ein öffentlicher Raum, weshalb
man genau überlegen muss, was man alles von sich preisgeben
möchte und wie man sich in diesem verhält.
Prinzip Sicherheit
Wie bereits erwähnt, ist das Internet ein öffentlicher Raum. Auch
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Plattformen wie Instagram und Facebook sind alles andere als
privat. Mit den richtigen Einstellungen kannst du allerdings dafür
sorgen, dass du entscheidest, wer was von dir zu lesen bekommt.
Dafür musst du dir jedoch Zeit nehmen, denn die Privatsphäreneinstellungen sind nicht gerade einfach zu verstehen. Auf Seiten wie www.watchyourweb.de, www.smartphone.ch und www.
tschau.ch findest du mehr Informationen zum Thema und auch
konkrete Anleitungen, wie du dein Facebook-Profil sicher einstellen kannst. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Fotos: Leider
kommt es immer wieder zu so genanntem Bilderklau. Das heisst,
Leute kopieren dein Foto, laden es herunter, bearbeiten es vielleicht sogar und laden es dann wieder ins Internet. Hier kannst
du dir eine einfache Regel merken, wie du dich schützen kannst:
Verkleinere deine Bilder, bevor du sie ins Internet lädst. Digitale
Bilder bestehen aus Pixel, je mehr Pixel (einzelner Bildpunkt) ein
Bild hat, desto besser ist die Qualität. Fotos im Internet (z.B. auf
Facebook) brauchen aber gar keine riesige Auflösung. Wenn du
die Auflösung deines Bildes vor dem Hochladen verringerst (zum
Beispiel mit dem Photoshop oder auf www.pixlr.com), machst du
es Bilderdieben viel schwieriger mit deinen Fotos etwas Krummes
anzustellen.
Verhalten
Immer wieder vergessen Jugendliche (aber auch Erwachsene),
wie man sich im Internet und auf sozialen Netzwerken korrekt
verhält. Wie bereits erwähnt, solltest du gewisse Sicherheitsre-
Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
geln befolgen. Doch man wird nicht nur schnell zum Opfer auf Facebook und Co, sondern kann auch ganz rasch zum Täter werden.
Beleidigungen und Drohungen kommen leider immer wieder auf
solchen Plattformen vor. Unsere Gesetze gelten jedoch «online»
und «offline». Beschimpfungen sind sowohl im «echten Leben»
als auch im Internet gesetzlich verboten. [siehe auch: Cybermobbing] Nur sind im Internet solche Delikte viel einfacher zu beweisen, da man alles speichern und ausdrucken kann.
Ach ja, und noch etwas – denke daran: Was einmal ins Internet
gestellt wird, bleibt auch für immer im Internet!
Auch wenn du ein Foto auf deinem Facebook-Konto löschst, irgendwo im World Wide Web bleibt das Foto bestehen. Zudem
können bereits viele dein Foto auf ihrem Computer gespeichert
haben. So wären auch etwa deine abschätzigen Kommentare
oder krassen Einträge noch lange gespeichert oder bereits als
Screenshots festgehalten. Daher gilt: Schreib im Netz, wie wenn
ein Aufpasser daneben stehen würde.
n n n Chat
Unter Chat versteht man elektronische Kommunikation in Echtzeit. Das heisst, man sieht unmittelbar, was das Gegenüber gerade geschrieben hat, WhatsApp ist Chat, das Clangespräch in Clash
of Clans natürlich auch. Das Wort «Chat» bedeutet auf Englisch so
viel wie «plaudern». Während es früher ausschliesslich Textchats
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
gab, sind heute auch Videochats sehr verbreitet und gerade bei
Jugendlichen äusserst beliebt. Grundsätzlich kann man zwischen
drei verschiedenen Formen von Chats unterscheiden:
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• Webchat: Der Webchat ist ein öffentlicher Chat, bei dem jeder
Nutzer beitreten kann, ohne dafür eine spezielle Software zu
benötigen. Meist ist auch keine Anmeldung erforderlich. Solche Chats gibt es in allen Formen, also sowohl textbasiert als
auch audiovisuell. Praktisch dabei ist sicherlich der geringe
technische Aufwand um mitzuchatten. Es lauern allerdings
auch erhebliche Gefahren in solchen Chaträumen. So weiss
man nie genau, ob die Person am anderen Ende der Leitung
wirklich auch diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Ausserdem
kommt es immer wieder zu (sexuellen) Belästigungen auf solchen Plattformen und (minderjährige) Jugendliche werden von
Erwachsenen angesprochen. Auf gar keinen Fall sollte man in
solchen Chaträumen private Angaben wie etwa den Wohnort,
den richtigen Namen oder Informationen zu Familie oder Hobbys veröffentlichen.
• WhatsApp, SnapChat, kik, (Facebook-)Messenger und andere: Hier geht es um die wohl alltäglichste Form des Chattens.
Einzelne 1:1-Chats und Gruppenchats haben das SMS praktisch vollständig abgelöst. Fürs Abmachen und Austauschen
sind solche Dienste sehr praktisch. Leider haben sie auch ein
paar Nachteile! Auch in solchen Chats wird vieles öffentlich.
Mehr noch als bei Facebook. Schnell hat eine Kollegin ein
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Bildschirm-Foto der übermittelten Inhalte gemacht. Dieses
wird weiterverbreitet und in Rekordzeit wissen alle, was du
geschrieben hast. Handhabe WhatsApp daher wie Facebook:
Was kannst du hier kommunizieren? Was machst du besser per
Telefon? Und was besprichst du vielleicht besser bei einem persönlichen Treffen? • Chats in Games oder Erlebniswelten: Immer öfter kann man
aber auch innerhalb von Games oder Welten wie MSP (MovieStarPlanet) und Smeet chatten. Auch hier gilt: Nur weil die
anderen dasselbe gamen, heisst das überhaupt nicht, dass das
auch coole Leute sind. Leider wurden viele Kinder und Jugendliche über diese Chats schon abgezockt oder zu unsittlichen
Handlungen gedrängt.
Das Problem vieler Chats ist, dass sie extrem ablenken und sehr
viel Zeit kosten. Wenn du zudem in mehreren Gruppenchats
bist, hört dein Handy wahrscheinlich nicht mehr auf zu klingeln,
blinken und vibrieren. Auch kommt es in solchen Chats oft zu
Missverständnissen und Konflikten. Dies liegt daran, dass die
menschliche Kommunikation eigentlich audiovisuell funktioniert.
Das heisst, du nimmst von deinem Gegenüber viel mehr wahr bei
einem Gespräch unter vier Augen, als wenn du seine Aussagen
nur zu lesen bekommst. Gestik, Mimik, Stimme und Tonfall machen einen Grossteil der zwischenmenschlichen Kommunikation aus. Viel davon geht in einem Textchat verloren. Gerade bei
Jugendlichen kommt es ausserdem immer wieder vor, dass sie
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andere Jugendliche aus Gruppenchats ausschliessen oder sogar
über die im Chat Anwesenden herziehen. Alle Formen von Chats
bergen zudem ein grosses Suchtpotential. [siehe auch: Onlinesucht, Cybermobbing]
Games
Das Abtauchen in Spielwelten stellt für viele Jugendliche eine
grosse Faszination dar. Prinzipiell ist dies auch nichts Schlechtes, schliesslich gehört das Spielen in all seinen Formen auch
zum Menschsein dazu. Allerdings gilt es im Bereich der Videospiele ein paar Dinge zu beachten. Computergames, egal auf
welchen Plattformen (PC, Playstation, Xbox, Wii, Smartphone
etc.) sie gespielt werden, lösen in deinem Hirn bestimmte Reaktionen aus. Im Zentrum stehen dabei zwei Hormone: Adrenalin
und Dopamin.
nnn
• Beim Adrenalin handelt es sich um ein so genanntes Stresshormon. Es ermöglicht dem Körper in Ausnahmesituationen (zum
Beispiel Flucht oder Kampf ) jegliche Energiereserven freizusetzen. Das Gamen stellt natürlich keine solche Ausnahmesituation dar. Dein Gehirn wird durch Grafik, Musik und Tempo des
Spiels aber ein Stück weit hinters Licht geführt und setzt darum dennoch Adrenalin frei. Diese Hormonausschüttung birgt
zwei Gefahren: Einerseits löscht das Adrenalin vieles aus deinem Kurzzeitgedächtnis. Das heisst, alles was du unmittelbar
vor dem Gamen gelernt hast, etwa in der Schule oder bei den
Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Hausaufgaben, ist wieder weg und kann so nicht längerfristig
gespeichert werden. Andererseits hat Adrenalin, beziehungsweise der damit verbundene Kick, ein hohes Suchtpotential.
Das sieht man auch bei Leuten die einen sehr gefährlichen Extremsport ausüben und trotz der Bedenken ihrer Familien nicht
damit aufhören können.
• Auch das zweite Hormon, welches beim Gamen eine grosse
Rolle spielt, kann süchtig machen: Dopamin. Dieses Hormon
wird umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet,
da es unter anderem auch für die Steuerung von positiven Gefühlen zuständig ist. Beim Gamen wird Dopamin vor allem bei
Erfolgsmomenten ausgeschüttet. Wenn du zum Beispiel einen
schwierigen Level schaffst oder du bei einem Sportspiel in der
letzten Sekunde den Sieg holst, fühlst du dich glücklich, euphorisch und erleichtert. So entsteht eine Abhängigkeit. Um
einer Gamesucht vorzubeugen solltest du folgende Punkte beachten. [siehe auch: Onlinesucht]
• Pflege deine Hobbys neben dem Gamen, treibe Sport und
triff dich mit Freunden.
• Zu viel Videospiele sind schädlich. Eine halbe Stunde Gamen
bedeutet, dass du dich danach eine ganze Stunde bewegen
solltest, um einen angemessenen Ausgleich zu schaffen.
• Wenn du merkst, dass du ein Problem mit dem Gamen hast,
sprich darüber! Wende dich an eine erwachsene Vertrauensperson oder informiere dich auf Plattformen wie www.
tschau.ch oder www.feel-ok.ch.
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
n n n Chancen / Nutzen / Vorteile
Wann immer Themenbereiche wie das Internet, das Smartphone
oder auch Videospiele – sprich, die digitalen Medien – mit Jugendlichen angesprochen werden, geht es dabei oft um die damit verbundenen Gefahren. Dabei bietet dir das Internet auch ganz viele
positive Möglichkeiten.
E-Learning
Das Internet weiss vieles und es kann dir dieses Wissen auch vermitteln. Viele Schulen und Universitäten nutzen das Internet, um
mit ihren Schülern und Studentinnen Material und Informationen
auszutauschen. Aber auch ausserhalb der Schulzeit kann das Internet helfen, dein Wissen weiter zu entwickeln. Sei es wenn du selbst
auf der Suche nach Informationen zu einem bestimmten Thema bist
oder auch wenn du Personen oder Stellen suchst, die dir irgendwie
weiterhelfen können. Gerade auch im Bereich der Sprache kann
das Internet äusserst hilfreich sein. So helfen dir verschiedene
Übersetzungsdienste bei Sprachschwierigkeiten. Auch wenn du
eine Fremdsprache üben oder sogar neu erlernen möchtest, findest
du dazu im Netz unzählige Plattformen und Angebote. Mach dich
schlau und nutze noch heute die Möglichkeiten des E-Learning!
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Kreatives
Auch für kreative Köpfe hat das Internet Unzähliges zu bieten. Von
Bildbearbeitung über Schnittprogramme bis hin zu Programmen,
mit denen man eigene Beats programmieren kann, ist mittlerweile
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alles gratis im Netz zu finden. Es gibt Seiten, auf denen du dein eigenes Comic erstellen kannst, solche auf denen Bastelanleitungen
ausgetauscht werden und wiederum andere, auf denen dir erklärt
wird, wie man eigene Games programmiert. Kurz gesagt, es ist für
jeden etwas dabei. Man muss es nur finden. Auch Videoplattformen
wie Youtube kannst du kreativ nutzen. Eröffne deinen eigenen Kanal und veröffentliche deinen ersten eigenen Spielfilm, dein erstes
selbst komponiertes Musikstück oder etwas ganz Neues und Verrücktes.
Imagepflege
Du kannst das Internet und insbesondere soziale Plattformen wie
Facebook auch als deine eigene Visitenkarte verwenden. Du kannst
also Werbung für dich machen. Präsentiere dich und deine Hobbys
auf Facebook und stelle dich in einem positiven Licht dar. Hast du
keine Lust auf Facebook? Kein Problem! Auf verschiedenen Seiten
im Netz kannst du deine eigene Website erstellen und so dich und
das was dich speziell macht der Welt zeigen. [siehe Communities]
n n n Onlinesucht
All die schönen und nützlichen Dinge in Zusammenhang mit den
digitalen Medien haben eine negative Kehrseite. Sie können alle
süchtig machen. Die Onlinesucht wird im Gegensatz zur Alkoholoder Drogensucht von der Öffentlichkeit noch wenig beachtet. Wissenschaftler haben jedoch heraus-gefunden, dass im Gehirn die
gleichen Prozesse ablaufen wie bei jeder anderen Sucht. Schwierig
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
ist zudem der Umgang mit einer Onlinesucht, weil ja eine Abstinenz
(also der totale Verzicht) für Viele praktisch nicht möglich ist. Denn:
Computer und das Internet gehören mittlerweile zu unserem (Arbeits-)Alltag. Die Gesellschaft wird sich in der Zukunft überlegen
müssen, wie sie mit dieser Problematik und den Betroffenen umgehen soll.
Typen der Onlinesucht
Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Typen von Onlinesucht unterschieden:
• Onlinesexsucht: Die Sucht nach Konsumation von pornografischen Inhalten im Internet oder nach dem Ausüben von Online-Sexpraktiken wie zum Beispiel Videochats. [siehe auch
Pornografie]
• Kommunikationssucht: Zwanghaftes Verlangen nach Aufmerksamkeit, Austausch von Informationen und genereller Erreichbarkeit auf Kanälen wie Instagram, Twitter, Facebook oder
WhatsApp.
• Gamesucht: Die Sucht nach Computerspielen ist meist gekoppelt
mit einer Kommunikationssucht, da es sich bei vielen Spielen um
Onlinegames mit einer grossen Community handelt.
Während die Themenbereiche Onlinesexsucht und Gamesucht generell eher die Jungs betrifft, ist die Kommunikationssucht bei Mädchen sehr verbreitet.
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Leistungseinbussen
Wie bei jeder Sucht leidet auch bei der Onlinesucht irgendwann
der Alltag der Betroffenen unter dem zwanghaften Verhalten. So
werden soziale Kontakte wie Freunde und Familie vernachlässigt.
Bei Jugendlichen kommen ausserdem oft ein schulischer Leistungseinbruch oder Probleme bei der Lehrstelle dazu.
Die Sucht erkennen – darauf musst du achten
Der Übergang vom normalen zum zwanghaften Verhalten ist fliessend,
das macht eine Diagnose schwierig. Wenn bei dir über längere Zeit
mehrere der folgenden Punkte zutreffen, bist du sicherlich gefährdet:
• Du hast ein sehr grosses Verlangen online zu gehen. Du denkst
viel ans Gamen, die Chats oder an Pornos.
• Du verlierst die Kontrolle und bleibst länger online, als du wolltest. Zudem plagt dich danach ein schlechtes Gewissen.
• Deine Freunde und Familie stören sich an deinem Verhalten
und machen sich Sorgen.
• Deine Leistungen in der Schule oder Lehre lassen nach.
• Du verheimlichst deine Internet-Aktivitäten.
• Wenn du nicht online gehen kannst, wirst du nervös, schnell
reizbar, aggressiv oder sogar depressiv.
• Du versuchst immer wieder erfolglos deine Internet-Aktivitäten
einzuschränken.
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Weitergehende Beratungsmöglichkeiten: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Abhängigkeit» und «Jugendberatung»]
Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion
Im Internet oder in Zeitungen ist viel von «Problemen mit den digitalen Medien» zu lesen. Öfters wird von Cybermobbing, Sexting,
bösen Fremden (Cybergrooming) und Erpressungen mit Nacktaufnahmen (Sextortion) gesprochen. Auch wenn sich solche Geschichten beim Lesen sensationell und «weit entfernt» anhören:
Leider kann es jeden treffen. Dich auch.
nnn
Cybermobbing
Cybermobbing ist Mobbing. Allerdings findet es zusätzlich im Internet
statt. Oft beginnt es schon in der Schule oder dem Kollegenkreis. Du
wirst ausgeschlossen und es werden Unwahrheiten über dich verbreitet. Irgendwann werden auch Drohungen gegen dich ausgesprochen
oder über digitale Medien verbreitet, und allenfalls wirst du auch erpresst. Wichtig: Wehre dich früh. Solches muss sich kein Mensch gefallen lassen. Daher ist im Schweizer Gesetz folgendes festgehalten:
• Die Ehre jedes einzelnen darf nicht verletzt werden.
• Man darf keine Unwahrheiten verbreiten.
• Die Privatsphäre ist zu wahren.
• Drohungen können mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft
werden.
So kannst du dich wehren:
• Reagiere auf keinen Fall auf blöde Anschuldigungen.
• Sichere Beweise mittels Screenshots (Bildschirmfoto).
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• Hol dir Hilfe bei der Schulsozialarbeit, einer erwachsenen Vertrauensperson oder der Polizei.
• Denk dran: Es wird nicht schlimmer wenn du Hilfe holst. Im Gegenteil.
Sexting
Der Ursprung dieses Phänomens ist eigentlich harmlos: Ein junges
Pärchen schickt sich per WhatsApp Fotos des eigenen nackten Körpers zu. Es können natürlich auch Filmchen mit sexuellen Inhalten
sein. Wenn du schon älter bist, so ist das grundsätzlich nicht verboten. Dummerweise werden solche Bilder und Filme gerne weitergegeben. Leider auch vom besten Freund oder der ehemaligen Geliebten.
Um solches zu vermeiden gibt es eigentlich nur einen Tipp: Lass
es bleiben!
Lass es auch bleiben, wenn du von jemandem «heikle Bilder» von
einem anderen Jugendlichen erhalten hast. Wenn du Pech hast
ist die abgebildete Person noch im Schutzalter. Dann handelt
es sich um «Kinderpornografie». Wenn der Fall auffliegt muss
die Polizei den Spuren nachgehen. Es könnte also sein, dass du
wegen «Konsum» oder «Verbreitung» von harter Pornografie bestraft wirst. Lösche solche Aufnahmen umgehend aus dem Chat
und dem Fotoalbum. Letzteres ist vor allem auf dem Smartphone
wichtig, da dieses nicht automatisch nachfragt.
Cybergrooming und Sextortion
Das erste Fremdwort beschreibt den Fall, wonach Fremde im Netz
mit sexuellen Absichten auf Jugendliche zugehen und die Bezie-
Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
hung, welche im Chat geschaffen wird, für ihre abartigen Zwecke
missbrauchen. Das zweite Fremdwort beschreibt den Fall, wonach
Fremde junge Erwachsene mit erotischen Video-Chats locken. Sobald sich diese vielleicht auch ausgezogen haben, wird der Chat
aufgenommen und die Aufnahme auf Youtube gestellt. Die Opfer
haben die Möglichkeit ein «Lösegeld» zu zahlen, ansonsten wird
das Video den Kollegen bekannt gemacht.
Beide Bedrohungen sind real. Und beide Bedrohungen sind nicht
immer auf den ersten Blick zu erkennen. Denn: Oft stellt man sich
vor, dass es ein hässlicher alter Mann mit Brille sein müsse. Dieser
wäre auch gleich als «Pädophiler» zu erkennen. Dem ist nicht so.
Gefährliche Fremde begegnen uns im Netz als coole Gamer, verständnisvolle Freunde und nette junge Frauen.
Wir lassen uns gerne von Bildern beeinflussen. Sieht jemand nett
aus, so muss er freundlich sein. Leider stimmt das gerade im Internet nicht. Darum gilt: Keine erotischen Kontakte mit Fremden. Und
Abmachen nur mit Begleitung. Zu diesen Themen gibt es im Internet viele Informationen, welche Betroffenen helfen können, unter
anderem auf Seiten wie www.tschau.ch, www.jugendundmedien.
ch oder www.feel-ok.ch.
Recht und Gesetz
Mobbing als solches ist keine Straftat. Häufig ist es jedoch so,
dass Mobbing in Zusammenhang mit einer strafbaren Handlung
steht. Es handelt sich eben nicht um normales Nerven oder Anzicken, sondern um psychische und manchmal auch physische Gewalt, die bei den Betroffenen massive Auswirkungen bis hin zum
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Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien
Suizid haben kann. Beleidigungen, Beschimpfungen und andere
Angriffe auf die Ehre eines Menschen sind vom Gesetz her verboten. Ausserdem hat jeder Mensch das Recht auf das eigene Bild.
Das heisst, Fotos und Videos dürfen nicht einfach ungefragt ins
Internet gestellt oder sonst irgendwie verbreitet werden. Ganz besonders nicht, wenn es sich dabei um Nacktaufnahmen handelt.
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Wer solche Fotos oder Videos (beispielsweise von der Exfreundin
oder dem Exfreund) verbreitet, macht sich der sexuellen Belästigung strafbar. Handelt es sich dabei um Aufnahmen einer minderjährigen Person, kommt ausserdem das Delikt der Verbreitung von
kinderpornografischem Material dazu. [siehe auch: Pornografie]
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Gesundheit
Die Gesundheit hat einen hohen Stellenwert im Leben. Oft wird
dir das erst bewusst, wenn du einmal krank bist. Die Gesundheit
besteht nicht nur darin, dass du körperlich in Form bist, sondern
auch darin, dass du dich psychisch wohl fühlst und in einen
Freundeskreis eingebettet bist. (Nach einer Definition der Weltgesundheits-Organisation (WHO) besteht Gesundheit in körperlichem, seelischem und sozialem Wohlbefinden.) Was kannst
du denn dafür tun, dass du möglichst gesund bist und bleibst?
Sicher gehts darum herauszufinden, was dir Freude macht und
was deinem Geist und deinem Körper gut tut. Nur du kannst das
herausfinden und für dich entscheiden, was dir in deinem Leben
und für deine Gesundheit wichtig ist.
n n n Aussehen
In der Pubertät verändert sich dein Körper sehr schnell. Du
musst dich immer wieder von neuem an ihn gewöhnen und versuchen, dich mit ihm anzufreunden. Manchmal gelingt dir das,
und du findest dich ganz o.k., fühlst dich gut in deiner Haut,
schaust gern in den Spiegel und gehst mit viel Selbstvertrauen
unter die Leute. Manchmal findest du dich aber doof, möchtest
Gesundheit
dich am liebsten verkriechen und fühlst dich unsicher und irgendwie mickrig.
Zum Nachdenken:
Wie gut gelingt es dir, deinen Körper und dein Aussehen zu akzeptieren? Wie möchtest du aussehen? Was passt wirklich zu dir
und was machst du nur, weil es Mode ist?
Das Aussehen hat einerseits mit der Vererbung zu tun. Deine
Gesichtsform und die Form deiner Körperteile kannst du nicht
verändern – mal abgesehen von der Schönheitschirurgie. Was
du hingegen verändern kannst, sind deine Kleider und die Haare.
Du kannst dich zudem pflegen und darauf achten, dass du dich
gesund ernährst. Und schliesslich: Wie du auf andere wirkst, hat
sehr viel mit deiner Ausstrahlung zu tun. Und diese hängt davon
ab, ob du dich so akzeptieren kannst, wie du eben bist und ob
du deinen persönlichen Stil findest. Ein Lächeln, das von Herzen
kommt und Selbstsicherheit ausstrahlt, hat oft mehr Erfolg als
eine schöne Maske.
Kleidung
Kleider machen Leute, heisst es. Natürlich spielt es eine Rolle,
wie du dich anziehst. Aber ganz so wichtig, wie manche Jugendliche denken, ist die Kleidung auch wieder nicht. Schliesslich ist
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Gesundheit
sie nur eine Art Verpackung, und von der Verpackung allein hat
niemand gelebt. Was letztlich zählt, ist der Inhalt.
• Versuche, deinen eigenen Stil zu finden. Viele Jugendliche
achten sehr darauf, was die anderen tragen, und passen
sich der Mode an. Etwas anderes zu tragen als die Mehrheit
braucht eben Mut. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck]
• Die meisten Markenkleider sind ziemlich teuer – und Eltern
haben selten Verständnis für den kleinen Unterschied. Für sie
sind meist Jeans gleich Jeans. Wenn du oft lange und mühsame Diskussionen darüber hast, welche Kleider du bekommen
sollst, dann schlage doch den Eltern Folgendes vor: Sie sollen
den Betrag, den sie durchschnittlich für deine Kleidung ausgeben, zu deinem Taschengeld dazuzahlen. Dann kannst du
selber entscheiden, ob du lieber drei billige oder eine teure
Jeans kaufen willst – und du lernst zudem, dein Geld selber
einzuteilen. [siehe auch: Budget]
• Manchmal findest du gute Kleider zu günstigen Preisen an
Kleiderbörsen, in Secondhand-Shops usw. Halte die Augen
offen und erkundige dich.
90
Haare
Vielleicht bist du zufrieden mit deinen Haaren. Vielleicht ärgern
sie dich aber auch und du möchtest liebend gern mit einem
Freund tauschen. Oft wünscht man sich eben gerade das, was
man nicht hat. Wer gerade Haare hat, hätte gern einen Lockenkopf, wer Locken hat, sehnt sich nach geraden Haaren. Mit den
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Haaren kannst du so ziemlich alles machen, was du willst. Du
kannst die Farbe, die Länge und die Struktur nach Belieben ändern. Probiere ruhig aus, was zu dir passt. [siehe auch: Budget]
Eine Frisur ist ja nichts Bleibendes. Lass dich beraten, wenn du
unsicher bist. Oft sehen Profis recht gut, was dir steht und was
nicht. Auch wenn du Probleme mit deinen Haaren hast, wenn
sie z.B. fettig oder trocken sind oder wenn du Schuppen hast,
kannst du dich an deine Coiffeuse wenden. Sie ist die Spezialistin dafür.
Zähne
Die Stellung deiner Zähne, die Farbe des Schmelzes und die Anfälligkeit für Löcher sind angeboren. Durch die Zahnpflege und
die Ernährung kannst du aber viel dazu beitragen, dass deine
Zähne gesund bleiben. Zudem haben die Zahnärzte heute sehr
viele Möglichkeiten, die Zähne zu verändern. Du solltest dir aber
zusammen mit der Zahnärztin und deinen Eltern gut überlegen,
ob du eine Behandlung, die nicht wirklich nötig ist, machen
lassen willst. Die Menschen haben verschiedene Gebisse. Es
müssen ja nicht alle das gleiche regelmässige und perlenweisse Lächeln haben. Bedenke: Ein frisch gepflegter Mund und ein
wohlriechender Atem sind sehr attraktiv. Speiseresten zwischen
den Zähnen und Mundgeruch hingegen sind das Ende der Erotik. Du kannst also deine eigene Attraktivität mit Leichtigkeit um
eine grosse Portion erhöhen, wenn du deinen Mund und deine
Zähne pflegst (Zahnseide benützen) und gegen Mundgeruch
vielleicht einen Kaugummi in der Tasche hast. Für den Fall, dass
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du dich regelmässig auswärts verpflegst: Eine Zahnbürste und
eine Tube Zahnpasta haben in jeder Tasche Platz.
Pickel
Die Pickel sind ein bekanntes und sehr lästiges Übel. Ausgerechnet in der Pubertät, wo du vielleicht ohnehin schon Zweifel über
dein Äusseres hast, spriessen diese üblen Dinger. Zudem haben
sie die unangenehme Eigenschaft, immer im falschen Moment
aufzutauchen – ausgerechnet vor der Klassenparty oder vor einem wichtigen Date. Nicht alle haben gleich viele Pickel, manche sogar fast keine. An dieser Ungerechtigkeit ist wieder die
Vererbung schuld. In der Pubertät produzieren die Talgdrüsen
in deiner Haut mehr Talg, und zwar vor allem im Gesicht, im Nacken, auf der Brust und am Rücken. Zudem sterben mehr Hautzellen ab. Talg und abgestorbene Hautzellen können die Poren
verstopfen. Das Resultat ist ein schwärzliches Pünktchen, ein so
genannter Mitesser. Häufig entzünden sich die Talgdrüsen und
Pickel entstehen. Du spürst zuerst einen Schmerz, dann rötet
sich die Stelle, schwillt an und füllt sich mit Eiter. Schliesslich
springt der Pickel auf, der Eiter fliesst aus, die Stelle trocknet
und heilt ab.
Was du dagegen tun kannst…
Es gibt keine Wundermittel, die alle deine Pickel wegzaubern
könnten – obwohl in der Werbung immer wieder von solchen die
Rede ist. Du kannst aber selber etwas für eine möglichst reine
Haut tun:
Gesundheit
• Wasche deine Haut regelmässig mit warmem Wasser und einer
PH-neutralen Seife. Trockne das Gesicht gut ab, und zwar am
besten mit einem rauen Frottiertuch. Durch sanfte Aufwärtsbewegungen kannst du abgestorbene Hautzellen am besten
entfernen.
• Trage nach der Reinigung keine fettende Creme auf, höchstens
eine nicht fettende Hautlotion. Noch besser ist eine desinfizierende Flüssigkeit, z.B. Salicylspiritus. Erkundige dich danach
in einer Drogerie oder Apotheke.
• Nach dem Desinfizieren kannst du das Gesicht mit eiskaltem
Wasser abspritzen. Dadurch schliessen sich die Poren, und du
fühlst dich frisch.
• Einmal wöchentlich kannst du eine Rubbel- oder Reinigungscreme verwenden.
• Achte auf genügend Schlaf und darauf, dass du genug frische
Luft und Bewegung hast, damit deine Haut gut durchblutet ist.
• Alkohol, Kaffee und vor allem Zigaretten verschlechtern dein
Hautbild.
• Mitesser und Pickel solltest du nicht ausdrücken, weil dadurch oft Bakterien in die Poren gelangen. Trotzdem tun es
viele. Wenn auch du es nicht lassen kannst, dann wasche
deine Haut und die Hände vorher mit PH-neutraler Seife und
warmem Wasser, nimm ein Papiertaschentuch oder Wattestäbchen zu Hilfe und drücke so, dass möglichst alles herauskommt. Viele drücken zu oberflächlich, so dass der Eiter
tiefer in die Haut gelangt und sich die Entzündung verschlimmert. Auf keinen Fall mit Nadeln, Pinzetten usw. in den Pickel
91
Gesundheit
stechen! Nach dem Drücken solltest du die Stelle unbedingt
desinfizieren. Übrigens: Unreife Pickel kannst du nicht ausdrücken.
Grosse Furunkel und Abszesse solltest du einem Arzt zeigen;
es kann gefährlich sein, sie selbst zu bearbeiten.
Akne
Akne ist eine besonders schlimme Form von Pickeln. Wenn du
deine Pickel absolut nicht in den Griff kriegst, solltest du eine
Hautärztin aufsuchen. Sie kann dich über die möglichen Behandlungsformen informieren. Hilfe ist möglich.
92
Piercing
Piercing ist ziemlich in. Dabei wird die Haut mit Ringen und Knöpfen durchstochen, z.B. an der Nase, der Augenbraue, der Zunge,
den Lippen oder im Bauchnabel. Überlege dir gut, ob du das
willst und ob es wirklich zu dir passt. Beachte zudem Folgendes:
• Gehe nur in ein seriöses Piercing-Studio. Fahrende Stände,
Freunde oder schmuddelige Hinterhofstudios sind nicht zu
empfehlen. Du kannst dir ernsthafte Entzündungen einfangen.
• Pflege dein Piercing sorgfältig. Lass dich von den Leuten im
Piercing-Studio informieren, wie du das tun sollst.
• Pass auf beim Sport. Du kannst dein Piercing mit einem
Pflaster abdecken. Ein ausgerissenes Augenbrauen-Ringlein kann dir Schmerzen verursachen, die du nicht mehr so
schnell vergisst.
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Tätowierungen
Dabei wird mit einer speziellen, sehr schnell vibrierenden Nadel
Farbe in die Haut gebracht. Tätowierungen (auch: Tattoos) bleiben in der Regel ein Leben lang sichtbar, werden aber mit der Zeit
blass und undeutlich. Es gibt auch so genannte Bio-Tattoos, die
nach ein paar Jahren verschwinden sollen. Sei aber vorsichtig:
Bio-Tattoos sind oft weniger schön und verschwinden auch nach
Jahren nur unvollständig, so dass hässliche Reste sichtbar bleiben.
Zurzeit sind Tattoos völlig im Trend und können – je nach Tätowierer – sehr künstlerisch sein. Trotzdem haben sie bei gewissen
Menschen möglicherweise einen schlechten Ruf.
Überlege dir gut, ob du wirklich ein Tattoo willst. Was sind deine
Gründe? Willst du den besonderen Kick? Willst du deine Person
aufwerten? Machst du es einer Freundin oder einem Idol nach?
Vielleicht lässt du dir in einer bestimmten Laune eines machen
und bereust es dann ein Leben lang. Tätowiere auf keinen Fall
den Namen deines Schwarms. Die Liebe ist vergänglich, das Tattoo aber bleibt. Wenn du trotz reiflicher Überlegung eines willst,
dann lass es in einem seriösen Tattoo-Studio machen – am besten
von einem Tätowierer, dessen Arbeiten du an Freundinnen schon
gesehen hast und die dir gefallen haben.
Bedenke:
Dein Gesicht, deine Hände und Unterarme sind meist sichtbar,
auch im Berufsleben. Ein Tattoo an solchen Stellen ist nicht zu
empfehlen.
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Ernährung
Appetit
Der Appetit ist etwas Praktisches. Er zeigt den Lebewesen, was sie
fressen sollen und was nicht. Kein Fuchs fragt zuerst die Ernährungsberaterin, liest eine Kalorientabelle oder eine Frauenzeitschrift, weil er nicht weiss, ob er Nachbars Hühner fangen, etwas
Aas vom Strassenrand fressen oder ein paar frische Mäuse jagen
soll. Er kümmert sich auch nicht darum, ob das, was er frisst, seiner Gesundheit oder Figur schaden könnte. Der Appetit muss seit
Millionen von Jahren erkennen, was gut ist für ein Lebewesen, und
zwar ohne dass der Verstand ihm dabei hilft.
nnn
Der Appetit wird von dreierlei beeinflusst:
• Nährstoffe. Der Körper braucht Eiweisse, Fette, Kohlenhydrate
und andere Stoffe. Er entwickelt Lust auf Nahrungsmittel, die
solche Stoffe enthalten.
• Anti-Nährstoffe. Verschiedene Pflanzen stellen Gifte her, um sich
vor Fressfeinden zu schützen. Diese Gifte können stark sein wie
bei der Tollkirsche, aber auch schwach wie bei verschiedenen
Getreiden und Gemüsen. Die schwachen Gifte lösen höchstens
Blähungen oder andere Unpässlichkeiten aus. Aber sie erklären,
warum wir nicht gern allzu «gesund» essen.
• Genussmittel. Das sind Stoffe, die unsere Stimmung beeinflussen, die eine gute Laune machen. Dazu gehören z.B. Zucker,
Kaffee, Schokolade, Wein, Gewürze, aber auch Quark und
frisches Weissbrot. Einige davon wirken auf unseren Körper
ähnlich wie das Licht. Sie können deshalb den Lichtmangel in
Gesundheit
unseren Breitengraden ausgleichen. Die Menschheit stammt
nämlich aus den Tropen und ist auf mehr Licht eingestellt. Deshalb zieht es die Nordeuropäer in grossen Scharen in den Süden und nicht umgekehrt – und ebenfalls deshalb nimmt der
Konsum von Genussmitteln im Winter, wo die Tage kürzer sind
und wir weniger Licht haben, zu. Um Weihnachten erreicht er
den Höhepunkt und wir futtern Riesenmengen an Weihnachtsgebäck, Schokolade usw.
Ausgewogene Kost
Die meisten Leute, die mehrmals Diäten ausprobiert haben, berichten über Schwierigkeiten mit dem Essverhalten. Versuche deshalb,
regelmässig und vernünftig zu essen. Verlass dich auf deinen Appetit. Er weiss schon, was gut für dich ist. Einzig die Genussmittel
bringen ihn manchmal etwas durcheinander. Aber: Alles Fanatische ist problematisch. Strikte Diäten, Trennkost, Saftkuren usw.
sind der Natur deines Körpers nicht angepasst. Du versuchst, den
Körper mit der Vernunft zu besiegen – und oft gibt am Schluss doch
der Klügere nach, d.h. der Körper gewinnt, du fühlst dich als Versager und spürst vor lauter Nachdenken gar nicht mehr, was dein
Körper wirklich brauchen würde. Natürlich ist es nicht besonders
gesund, täglich vier Tafeln Schokolade zu essen oder sich vor allem
von Schleckzeug, Chips und Hamburgern zu ernähren. Aber es ist
auch nicht gesund, sich bei jedem Bissen zu grämen.
«Essen macht nicht jung, schlank oder gesund.
Essen macht satt.» nach Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker
93
Gesundheit
Die Grundregeln einer gesunden Ernährung sind einfach und
leicht zu merken:
• wenig Fett
• viel komplexe Kohlenhydrate (Stärke) wie Brot, Kartoffeln,
Teigwaren, Reis usw. – aber wenig Zucker
• wenig Salz
• viel trinken, aber nicht Süssgetränke wie «Ice-Tea», Cola, RedBull usw.
• wenig Alkohol (noch besser: gar keinen)
• viel Obst und Gemüse
• mehr Fisch und weniger Fleisch
• regelmässige körperliche Bewegung [siehe auch: Freizeit,
Sport]
Wenn du dich ungefähr daran hältst, kannst du nach Herzenslust
essen, was dir gefällt. Zusätzliche Vitamine in Form von Präparaten sind nicht nötig. Nach einer Krankheit oder einem Unfall
können sie aber helfen, dass du schneller wieder auf die Beine
kommst.
94
n n n Essstörungen
In der Werbung, den Modezeitschriften und den Kinofilmen wird
uns ein bestimmtes Bild der Schönheit – der männlichen und der
weiblichen – vermittelt. Die meisten Models und Schauspielerinnen sind sehr dünn. Da ist es für dich vielleicht nicht ganz einfach, dich neben solchen Vorbildern schön zu finden, vor allem
wenn dich die Natur mit einigen Rundungen ausstaffiert hat. Vergiss nicht, dass viele Leute Rundungen sehr mögen und dass das
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absolut schlanke Schönheitsideal nichts als ein etwas schräger
Trend ist.
Denke an Folgendes:
• Die ständige Angst vor dem Dickwerden kann quälend sein
und einen grossen Teil deines Denkens und Fühlens beanspruchen. Sie ist aber oft unbegründet, so schnell wird man nicht
dick.
• Sehr dünne Menschen sind um nichts besser als weniger dünne – und oft auch gar nicht schöner.
• Kämpfe nicht gegen deinen Körper. Lass ihn sich entwickeln.
Magersucht
Einige Jugendliche sind von der Idee durchdrungen: je dünner,
desto besser. Sie beginnen zu hungern und fühlen sich dabei
ziemlich gut. Der Körper reagiert nämlich auf das Hungern, indem er körpereigene Opiate – so genannte Endorphine – produziert. Diese wirken ähnlich wie Suchtmittel und haben die Aufgabe, den Körper in Form zu bringen, damit er sich wieder Nahrung
beschaffen kann. Je intensiver solche Jugendliche hungern, desto besser fühlen sie sich. Sie erhöhen wie bei jeder echten Sucht
die Dosis und hungern immer mehr. Manche treiben dazu Sport
und vergrössern dadurch den Zustand der Unterversorgung. Zudem verlieren sie die Fähigkeit, ihren Körper richtig wahrzunehmen. Sie finden sich zu dick, obschon sie richtig mager sind.
Magersucht (auch: Anorexie, wörtlich: Appetitlosigkeit) ist
eine sehr ernste Krankheit. Sie kann sogar zum Tod führen.
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Gesundheit
Wenn du denkst, du könntest davon betroffen sein, solltest du
unbedingt möglichst schnell professionelle Hilfe in Anspruch
nehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Essstörungen»]
überlegen, was du dagegen tun könntest. Sprich mit jemandem,
den du magst, oder suche professionelle Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Essstörungen»]
Ess-Brech-Sucht
Eine etwas andere Form einer Essstörung ist die Ess-BrechSucht (auch: Bulimie, wörtlich: Ochsenhunger). Die Betroffenen
veranstalten wahre Fressorgien. Dabei stopfen sie allerlei leicht
verschlingbare Esswaren in sich hinein. Nachher lösen sie selbst
Erbrechen aus und geben die ganze Nahrung wieder von sich.
Manche nehmen zusätzlich Abführmittel.
Auch die Ess-Brech-Sucht – sie kommt übrigens oft zusammen
mit einer Magersucht vor – ist eine ernste Krankheit. Sie führt zu
einem Zahnverfall, weil die Magensäure die Zähne angreift. Zudem kann sie Nieren- und Muskelschäden, Verstopfung, Orangenhaut, Schlafstörungen u.a. auslösen. Wenn du dich immer
wieder selbst zum Erbrechen zwingst, solltest du unbedingt
professionelle Hilfe suchen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Essstörungen»]
Körpergewicht einschätzen: Der Body Mass Index (BMI)
Du kannst mit Hilfe des so genannten Body Mass Index (BMI)
einschätzen, inwiefern dein Körpergewicht im normalen Bereich
liegt. Der BMI rechnet sich wie folgt:
Esssucht
Einige Menschen nehmen regelmässig mehr Nahrung zu sich, als
ihr Körper brauchen kann. Sie werden dick und dicker. Oft dient
das Essen als eine Art Ersatzbefriedigung.
Wenn du das Gefühl hast, dass du nur noch isst, weil du traurig bist, eine innere Leere empfindest, zu wenig Freunde hast,
dich mit Problemen herumschlagen musst, dann solltest du dir
• Multipliziere deine Körperlänge in Metern mit sich selber (also
z.B. 1.57 mal 1.57, dies ergibt hier 2.4649). Teile dann dein Gewicht in Kilogramm durch die Zahl, die du erhalten hast (also
z.B. 52 durch 2.4649). Das Resultat ist der so genannte Body
Mass Index, in unserem Beispiel ist er 21.09.
• Ein BMI zwischen 19 und 25 ist normal. Liegt der BMI unter 19
spricht man von Untergewicht. Wenn er sogar unter 17 fällt,
ist die Situation ernst. Dann sollte unbedingt ärztliche Hilfe in
Anspruch genommen werden.
n n n Allzu viel ist ungesund – auch bei der Lautstärke
Laute Musik zu hören hat einen besonderen Reiz. Du kannst dabei alles vergessen, abheben, dich innerlich austoben. Das tut
gut… aber nur bis zu einem gewissen Grad. Das menschliche
Ohr ist sehr kompliziert. Es enthält Sinneszellen mit kleinen Härchen. Diese bewegen sich mit den Schallwellen mit und melden
die Bewegung in Form von Nervenimpulsen an das Gehirn. Sie
sind nur geschaffen für eine bestimmte Stärke von Schallwellen;
95
Gesundheit
96
sind die Schallwellen zu stark, können die Härchen zerstört werden – ähnlich wie die Bäume im Wald bei einem starken Sturm.
Bestimmt hast du nach einem lauten Konzert oder einem Disco-Abend auch schon bemerkt, dass es in deinen Ohren rauscht
und pfeift und du schlechter hörst. Das ist ein Alarmzeichen. Du
hast dein Gehör zu stark belastet. Wenn sich solche Erfahrungen
allzu oft wiederholen, ist dein Gehör in Gefahr. Zudem gewöhnt
sich der Körper nicht an den Lärm. Er reagiert darauf immer, als
wäre eine Bedrohung da, und entwickelt Stress-Anzeichen: Du
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bist angespannt, unkonzentriert und wirst vielleicht aggressiv,
auf längere Zeit können sich Schlaflosigkeit, Angst, Verdauungsbeschwerden, Verspannungen usw. einstellen.
Wenn du deine Ohren immer wieder grossem Lärm aussetzt
(über 85 dB) [siehe Tabelle], riskierst du eine bleibende Schädigung. Das führt dazu, dass dein Gehör sich schneller verschlechtert und du es unter Umständen mit zunehmendem Alter ganz
verlierst.
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Dezibel (dB)
Lärmpegel
180
Raketenstart
140
Flugzeugstart
120
Schmerzgrenze
110
Disco/Rock-Konzert
105
Kopfhörer mit hoher Lautstärke
100
lautes Motorrad
95
voll besetzte Mensa
90
von hier aufwärts: Gefahr
85
von hier aufwärts: Risiko
80
Auto
70
Klassenzimmer
60
offenes Fenster im Zentrum
50
ruhiges Büro
40
Aufenthaltsraum
30
Schlafzimmer
20
leises Flüstern
0
schalldichter Raum
Gesundheit
Du kannst dein Leben lang alles hören, was dein Herz begehrt,
wenn du Folgendes beachtest:
• Wenn du dich grossem Lärm aussetzen willst oder musst,
kannst du dich mit Gehörschutz-Pfropfen leicht schützen. Sie
sind in Drogerien, Apotheken usw. erhältlich und kosten fast
nichts. (Übrigens: Sie sind auch sehr nützlich, wenn du dich an
einem unruhigen Ort – z.B. im Zug – konzentrieren musst.)
• Höre deine Musik mit einer vernünftigen Lautstärke, besonders
wenn du Kopfhörer brauchst.
Entspannung
Prüfungen, eine Aussprache mit dem Lehrmeister, ein Vorstellungsgespräch, ein Vortrag vor der Klasse, Streit mit Gleichaltrigen, das erste Date mit dem Freund… Das Leben kann ganz schön
stressig sein – und der Körper reagiert meist darauf. Herzklopfen,
Bauchschmerzen, ein flaues Gefühl im Magen, kalter Schweiss
auf der Stirn, Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität usw. können die
Folge sein. Entspannung ist kein Luxus mehr. Mit einer passenden
Methode kann jeder lernen, sich zu entspannen.
nnn
Bewegung
Oft ist Bewegung die beste Art, sich zu erholen. Die Muskeln werden durchblutet und das Hirn bekommt frischen Sauerstoff. Wenn
du nach einem strengen Tag nach Hause kommst und dich gleich
aufs Bett legst, kommst du nachher oft kaum mehr hoch und
97
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Gesundheit
fühlst dich wie eine 120-Jährige. Wenn du aber einen Spaziergang
mit dem Hund machst, eine Gartenarbeit erledigst, dein Mofa
putzt oder sonst etwas Aktives machst, fühlst du dich gleich viel
besser. Achte unbedingt auf genügend Bewegung. [siehe auch:
Freizeit, Sport]
Ruhe
Der Körper kann nicht immer in Bewegung sein. Er braucht Ruhepausen. Gerade in stressigen Zeiten sind wir aber angespannt,
nervös und finden keine Ruhe, auch wenn wir spüren, dass wir
eigentlich erschöpft sind. Folgendes kann dir helfen:
98
• Es gibt viele ausgezeichnete Entspannungsübungen. Alle funktionieren ähnlich: Du begibst dich in eine Stellung, die dir bequem ist. Jetzt achtest du auf deine Atmung, versuchst möglichst ruhig, tief und regelmässig zu atmen. Lass die Gedanken
kommen und gehen, wie sie wollen. Spüre, wie dein Körper von
der Schwerkraft angezogen wird. Versuche, deine einzelnen
Körperteile zu spüren, ohne dass du sie bewegst. Schaffst du
es, die rechte kleine Zehe ganz deutlich zu spüren?
• Eine warme Dusche oder ein warmes Bad können sehr entspannend wirken.
• Wenn du nachts keine Ruhe findest, solltest du Folgendes beachten: kein Nachmittagsschläfchen, keine aufputschenden
Getränke und keine extremen Anstrengungen vor dem Schlafengehen. Übrigens: Alkohol erleichtert nur das Einschlafen,
macht aber sonst den Schlaf unruhig und wenig erholsam.
Und schliesslich: Versuche den Grund deiner Unruhe zu finden
und zu beseitigen. Wenn du z.B. Angst vor einer Prüfung hast
und dich deswegen Nacht für Nacht quälst und wälzt, helfen
auch die besten Entspannungsübungen nichts. Da wirst du
dich wohl oder übel hinter die Bücher klemmen müssen. [siehe
auch: Prüfungsvorbereitung]
Krankheit und Unfälle
Niemand ist vor dem Unglück gefeit. Du kannst krank werden
oder einen Unfall haben. Denke daran, sofort deine Lehrmeisterin, deinen Arbeitgeber oder die Schule zu informieren, besonders wenn sich ein Unfall während deiner Schul- oder Arbeitszeit
ereignet.
nnn
• Am besten rufst du eine Ärztin an, die dich schon behandelt
hat. Sie hat bereits Unterlagen über dich und die Krankheiten
oder Unfälle, die du allenfalls schon erlitten hast. Zudem kennt
sie dich als Mensch und weiss auch etwas über deine familiäre
Situation.
• Du kannst aber auch im Telefonverzeichnis unter «Ärzte» und
«Ärzte nach Fachgebieten» nachsehen. Dort sind Ärzte für
allgemeine Medizin und Spezialärzte aufgeführt. Du kannst
dich immer bei einem Arzt für allgemeine Medizin melden. Er
macht eine erste Abklärung. Wenn dein Fall nicht besonders
schwierig ist, behandelt er dich selber, sonst weist er dich
an eine Spezialärztin weiter. Aber: Erkundige dich vor einem
Anruf bei deinen Eltern oder bei deiner Krankenkasse, wie du
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
versichert bist. Falls du nach dem Hausarzt-Modell versichert
bist, musst du – bis auf wenige Ausnahmen – zuerst zu deinem Hausarzt gehen. Dieser verweist dich dann bei Bedarf an
weitere Ärzte.
• Benötigst du einen Augenarzt oder eine Gynäkologin, kannst
du dich direkt dorthin wenden. Hier spielt es keine Rolle, ob du
nach dem Hausarzt-Modell versichert bist oder nicht.
Die wichtigsten Telefonnummern für Notfälle findest du im Adressverzeichnis Stichwort «Notfallnummern».
Gewalt
Gewalt erscheint in ganz verschiedenen Formen. Womöglich wird
jemand sexuell belästigt, sei es mit obszönen Zurufen oder sogar
mit Berührungen. Mal ist die Gewalt aber unauffällig und hinterlistig, besteht aus Spott und hundert kleinen Gemeinheiten, dann
geht es um Mobbing. Die Opfer leiden unter diesen Gewaltformen
seelisch stark und benötigen manchmal noch jahrelang intensive
psychologische und ärztliche Hilfe. [siehe auch: Sexuelle Gewalt,
Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion].
nnn
Manchmal ist Gewalt auffällig und dramatisch. Laute Worte
werden gewechselt, mit Beleidigungen und Drohungen wird die
physische – also die körperliche – Gewalt eingeleitet. Es kann zu
Schlägen mit und ohne Werkzeuge, zu Tritten, Stössen, zum Würgen, Fesseln, zum Nachwerfen von Gegenständen und zu anderen
tätlichen Angriffen kommen. Leider führen diese Gewaltformen
Gesundheit
oft genug zu bleibenden körperlichen Verletzungen beim Opfer
(von den seelischen Verletzungen abgesehen) oder sogar zu dessen Tod. Darum macht sich strafbar, wer in der Öffentlichkeit
oder im privaten Umfeld Gewalt anwendet. Das schweizerische
Strafgesetzbuch erfasst die Körperverletzung (Art. 123 StGB), die
Drohung (Art. 180 StGB), die Nötigung (Art. 181 StGB), die wiederholte Tätlichkeit (Art. 125 StGB), die sexuelle Nötigung (Art.
189 StGB) und die Vergewaltigung (Art. 190 StGB) als strafbare
gewalttätige Handlungen.
Es kann sehr schwierig sein, sich aus einer Mobbing- oder Gewaltsituation zu befreien. Trotzdem musst du alles versuchen,
was in deinen Kräften steht. Du hast das Recht darauf, ohne
Angst zu leben.
Das kannst du tun, wenn du einer gewalttätigen Situation ausgesetzt bist:
• Beobachte den Gewalttäter genau: Ist er alkoholisiert? Ist er in
hohem Masse erregt und «ausser sich»? Steht er unter gruppendynamischem Druck seiner Clique und ist kaum kompromissbereit? In solchen Fällen wird es dir wohl wenig nützen,
den Täter anzusprechen, entferne dich, wenn du kannst!
• Sieh dich nach Fluchtmöglichkeiten um. Gehe notfalls schnell
auf sichere Distanz, auch wenn dies bedeutet, dass du flüchtest.
• Wenn du bleibst: Richte dich auf, suche sicheren Stand und tue
selbstbewusst, auch wenn es gespielt ist. Lass dich nicht dazu
99
Gesundheit
provozieren, dass du die Fassung verlierst. Versuche, innerlich
stark zu sein und nach aussen nicht zu zeigen, dass du dich
ärgerst respektive Angst hast. Angst, Wut, Ärger, Weinen und
Gegenangriffe nützen meist nicht viel, sondern können den Gewalttäter nur noch mehr reizen.
• Versuche, auf sichere Distanz zu gehen, also möglichst einige
Schritte Abstand zur Gewalttäterin zu halten.
• Sieh dich um nach Schulkameraden oder Erwachsenen, die
dich schützen, dir helfen könnten.
• Sprich den Täter laut und deutlich, möglichst mit seinem Namen und einer klaren, kurzen Botschaft an: «Ich will das nicht,
Peter» oder «Stopp – hör sofort auf, Susi».
• Du kannst versuchen, den Gewalttäter durch starke Appelle in
ein Gespräch zu verwickeln: «Sag mir bitte, was du eigentlich
willst» oder «ich will, dass du mit mir redest ohne zu schlagen».
100
Das kannst du tun, nachdem du persönlich körperlicher Gewalt
ausgesetzt warst:
• Lass dich nicht erpressen. Tu nichts gegen deinen Willen. [siehe auch: Clique und Gruppendruck, Polizei und Strafverfahren]
Bringe nie jemandem Geld oder sonst etwas, weil dir etwas
Schlimmes angedroht worden ist.
• Vielleicht hörst du den Tipp: «Gehe denen, die gemein zu dir
sind, aus dem Weg.» Das ist nicht gerade ein genialer Ratschlag. Du stellst dich ihnen ja kaum absichtlich in den Weg.
Meist suchen sie dich und setzen dir zu, wo sie nur können.
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Zudem hast du oft keine Wahl: du musst mit ihnen zusammen
sein, weil sie in deiner Klasse, im gleichen Schulhaus oder Betrieb sind. Darum gibts nur Eines:
• Suche dir Verbündete, erzähle unbedingt einer erwachsenen
Person – z.B. deinen Eltern, dem Lehrer, einer Kontaktperson
im Schulhaus usw. – davon, auch wenn du vielleicht Angst hast,
dass die Drohungen Wirklichkeit werden. Wenn alle schweigen,
haben Gewalttätige und Erpresser ein leichtes Spiel und es entsteht eine Schreckensherrschaft.
• Wende dich – wenn möglich gemeinsam mit deinen Eltern –
direkt an die Polizei, wenn du das Gefühl hast, dass dir nicht
geholfen wird.
Was kannst du tun, wenn du Zeuge einer gewalttätigen Auseinandersetzung wirst?
• Beobachte die Situation und schätze deine Möglichkeiten ein
um einzugreifen. Sorge dafür, dass du nicht selbst gefährdet
bist, Angriffsziel zu werden. Lass dir einen Fluchtweg offen.
• Beobachte den Gewalttäter genau: Ist er alkoholisiert? Ist er in
hohem Masse erregt und «ausser sich»? Steht er unter gruppendynamischem Druck seiner Clique und ist kaum kompromissbereit? In solchen Fällen wird es dir wohl wenig nützen,
mit dem Täter eine Diskussion zu beginnen.
• Schaffe Öffentlichkeit: Schliess dich mit anderen Zuschauern
und Zeuginnen zusammen. Fordere Passanten auf, hinzuschauen.
Gesundheit
• Ruf die Polizei an und sag es laut, damit Täter und Opfer es
hören.
• Richte Appelle an alle Beteiligten: «Ich rufe jetzt die Polizei!»
oder «Auseinander!»
• Richte Appelle an die Gewalttäterin: «Stopp jetzt!» oder «Alle
sehen, wie wütend du bist, hör auf!»
• Zusammen mit anderen Passanten kannst du versuchen, das
Opfer zu schützen, indem du Gewalttäter und Opfer trennst. Dies
ist aber gefährlich und sollte nur geschehen, wenn etliche Zeuginnen mithelfen und keine Waffen im Spiel sind. Sonst besteht
die Gefahr, dass du als Zeuge selber zum Gewaltopfer wirst.
• Wenn du merkst, dass es dir zu gefährlich ist einzugreifen, geh
auf Distanz und ruf die Polizei (Notruf 112 oder 117) und gib an,
wer du bist, was passiert, wo es passiert und beantworte alle
weiteren Fragen der Polizei. Bleib möglichst in der Nähe, bis die
Polizei eingetroffen ist, damit du eine Aussage machen kannst.
Was kannst du tun, wenn deine Aggressionen wiederholt zu Gewalttätigkeiten gegen andere führen?
• Entschliess dich, keine Gewalt mehr anzuwenden. Begreife,
dass Gewalt keine Probleme zwischen Menschen löst, sondern
neue schafft.
• Versuche, Provokationen auszuhalten, auch wenn sie beleidigend sind und dich sehr wütend machen.
• Rede statt zu schlagen. Lieber verbal aggressiv und laut streiten
als schlagen.
101
Gesundheit
• Weggehen. Wenn alles andere nichts mehr bringt: Geh weg,
bevor du gewalttätig wirst.
• Such Hilfe und Unterstützung, wenn du immer mal wieder
die Kontrolle verlierst. [siehe Adressverzeichnis: Sichwort
«Jugendberatung» und «psychische Probleme»]
n n n Abhängigkeit und Suchtmittel
Die Abhängigkeit (auch: Sucht) ist eine Verzichtsstörung. Gewöhnlich können wir frei entscheiden, was wir tun und lassen
wollen. (Natürlich nur, solange nicht unsere Lebensfunktionen
wie atmen, essen, pinkeln usw. und unsere Pflichten wie Schule,
Lehre, Arbeit usw. betroffen sind.) Wer die Freiheit verliert und
etwas nicht mehr lassen kann, ist abhängig.
Zum Nachdenken:
Wenn du herausfinden willst, ob du von etwas Bestimmtem
abhängig bist, dann versuche, über eine längere Zeit (z.B.
zwei Wochen) darauf zu verzichten. Es gilt nicht, nur zu sagen, dass du es kannst. Du musst es schon beweisen.
102
Es gibt zwei verschiedene Arten von Abhängigkeit:
• Psychische Abhängigkeit. Darunter versteht man das starke,
fast unbezwingbare Verlangen, etwas Bestimmtes zu konsumieren oder zu tun. Wenn du darauf verzichtest, reagiert nicht
der Körper, sondern die Psyche: du fühlst dich leer, traurig,
frustriert, deprimiert oder unruhig und nervös. Das Leben – so
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
scheint es dir – hat keinen Sinn mehr und ist fast nicht auszuhalten. Jede Abhängigkeit hat mit der Psyche zu tun: Das bestimmte Suchtmittel oder das Verhalten, das du nicht lassen
kannst, gibt dir etwas, das dir im Moment gut tut – und es lässt
dich vergessen, was dir im Leben Schwierigkeiten macht.
• Körperliche Abhängigkeit. Dabei gewöhnt sich der Körper
so an ein Suchtmittel, dass er mit Entzugserscheinungen
reagiert, wenn er es nicht mehr bekommt. Die körperlichen
Entzugserscheinungen können sein: Zittern, Kopfschmerzen,
Schweissausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schlaflosigkeit usw. Körperlich abhängig kannst du nur von Suchtmitteln werden, d.h. von Stoffen, die du deinem Körper zuführst.
Die körperliche Abhängigkeit kommt selten allein vor. Sie
kommt fast immer zu einer psychischen Abhängigkeit dazu.
Eine typische Abhängigkeit hat folgende Merkmale:
• Du brauchst das, wovon du abhängig bist, immer mehr. Dein
Körper und deine Psyche gewöhnen sich an das Suchtmittel
oder an das süchtige Verhalten. Deshalb musst du die Dosis
steigern, damit du die gleiche Wirkung spürst.
• Du verlierst die Kontrolle über dein Verhalten, kannst es nicht
mehr steuern. Der Zwang ist stärker – und hinterher spürst
du Ärger, Scham und Reue.
• Du verlierst mehr und mehr das Interesse an anderen Tätigkeiten.
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Suchtmittel
Alkohol
Die Alkoholabhängigkeit ist heimtückisch, weil sie auf leisen
Sohlen kommt. In unserer Gesellschaft ist Alkohol ein legales
Suchtmittel. Sehr viele Menschen trinken Alkohol. Fast kein Fest
wird gefeiert, ohne dass alkoholische Getränke ausgeschenkt
werden. Aus der Sicht eines Kindes muss es selbstverständlich
erscheinen, dass Erwachsene Alkohol trinken, wenn sie zusammensitzen und zusammen reden und lachen. Was aber Kinder
oft nicht sehen, ist das grosse Elend, das der Alkohol anrichten kann. In der Schweiz sind etwa 300 000 Menschen alkoholabhängig – und oft leiden darunter nicht nur die Betroffenen
selbst, sondern auch die Angehörigen und Bekannten. Zudem
geschehen viele Unfälle und Gewalttätigkeiten unter Alkoholeinfluss. (Statistische Angaben zu Alkohol und anderen Suchtmitteln findest du unter www.suchtschweiz.ch. Da kannst du
auch direkt Informationsmaterial bestellen.) Lass im Umgang
mit Alkohol Folgendes nicht ausser Acht:
Gesundheit
nnn
• Du solltest – wenn überhaupt – nur selten Alkohol trinken
und vor allem grosse Abstürze vermeiden. Nach einem Glas
fühlst du dich heiter und angeregt, aber bereits jetzt sind deine Reflexe verlangsamt und dein Gesichtsfeld beginnt sich
einzuschränken. Mit 0.5 Promille darfst du kein Fahrzeug
mehr führen. Übrigens: Bei allen anderen Drogen gilt Nulltoleranz. Das Unfallrisiko ist um ein Vielfaches höher als im
nüchternen Zustand. Mit 1 Promille bist du betrunken, deine
Bewegungen sind unkontrolliert, du torkelst und lallst. Etwa
mit einem Alkoholgehalt von 3 Promille wirst du bewusstlos
und riskierst den Tod. Eine besondere Gefahr ist, dass du im
bewusstlosen Zustand erbrichst und an deinem Erbrochenen
erstickst.
Zum Nachdenken:
So kannst du den Alkoholgehalt in deinem Blut ausrechnen:
Multipliziere dein Körpergewicht in Kilogramm mit 0.7 (als
Mädchen mit 0.6). Du erhältst eine Zahl. Dividiere jetzt die
getrunkene Alkoholmenge in Gramm durch diese Zahl. Das
Resultat sind die Promille Alkohol in deinem Blut. Übrigens:
Ein Standarddrink (1dl Wein, 3dl Bier, 2,5cl Schnaps) enthält
etwa 12g Alkohol.
• Strassenverkehr. Bereits kleine Mengen Alkohol wirken
sich auf deine Reaktionsfähigkeit und deshalb auch auf deine Fahrtüchtigkeit aus. Je mehr du getrunken hast, desto
schlechter kannst du dich im Verkehr konzentrieren und auf
unerwartete Situationen richtig reagieren.
Verzichte auf Fahrrad, Mofa, Motorrad und Auto und steige
auch bei niemandem ein, der getrunken hat.
• Trinkspiele. Nicht selten kommt es vor, dass unter Jugendlichen eine Art Wetttrinken veranstaltet wird. Das Motto heisst:
«Wer am meisten trinken kann, ist der Grösste». Versuche,
dieser Art von Gruppendruck zu widerstehen. [siehe auch:
103
Gesundheit
Cliquen und Gruppendruck] In solchen Situationen besteht
die Gefahr, dass du mehr trinkst, als dein Körper vertragen
kann.
• Gewalt. Unter Alkoholeinfluss steigt die Gewaltbereitschaft.
Du kannst – ohne dass du das wirklich gewollt hättest – in
sehr unangenehme Situationen geraten. [siehe auch: Polizei
und Strafverfahren]
• Anmache. Wenn du Alkohol getrunken hast, bist du vielleicht
mutiger und traust dich eher, andere anzusprechen. Aber damit stösst du nicht immer auf Gegenliebe. Eine Alkoholfahne
ist nicht besonders attraktiv. Und wichtig: Auch unter Alkoholeinfluss musst du die Grenzen der anderen respektieren.
• Schule. Was du im angetrunkenen Zustand lernst, vergisst
du sehr schnell wieder. Fürs Lernen brauchst du einen klaren
Kopf. [siehe auch: Cannabis]
104
Nikotin
Rauchen – das wissen unterdessen alle – ist für die Gesundheit
schädlich: du bist weniger fit, hast mehr Pickel, schlechteren
Atem, gelbere Zähne, deine Kleider und Haare stinken, das Risiko, später Lungenkrebs oder einen Herzinfarkt zu bekommen,
steigt und das Ganze kostet erst noch eine Menge Taschengeld.
Natürlich bist du frei und musst deine Entscheidung selber treffen ob du rauchst oder nicht. Was du aber bedenken kannst:
• Nikotin macht schnell abhängig. Du bist mit anderen zusammen und probierst zwei, drei Mal, zuerst nur am Wochenen-
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de, dann auch mal unter der Woche und – oops! – schon hats
dich. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck]
• Aufhören ist schwierig. Viele Raucherinnen möchten aufhören.
Fast die Hälfte aller 17- bis 19-jährigen Raucher hat bereits mindestens einen erfolglosen Versuch gemacht, das Laster loszuwerden. Viele Jugendliche denken: «Ich habe alles im Griff, mir
passiert es nicht, dass ich abhängig werde.» Aber auch ihnen
geht es nicht anders als der grossen Mehrheit: leicht ist der Einstieg, schwierig der Ausstieg. Trotzdem ist es möglich aufzuhören. Überlegst auch du dir mit dem Rauchen aufzuhören? Dann
steigt deine Chance erheblich, wenn du dir Unterstützung holst
oder an einem Aufhörprogramm teilnimmst. Du erhältst spezielle Tipps und Anregungen, die dir helfen dein Ziel zu erreichen.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Rauchen»]
• Die Mehrheit raucht nicht. Auch wenn es dir so vorkommt,
dass fast alle Jugendlichen rauchen und dass es zum guten Ton
gehört, auch zu rauchen – vergiss nicht: Die Mehrheit aller Jugendlichen raucht nicht. Als Nichtraucher bist du voll im Trend.
Angaben zu statistischen Tatsachen über das Rauchen findest
du unter www.at.schweiz.ch.
Auch alle anderen Arten, Tabak zu konsumieren, können abhängig machen und die Gesundheit schädigen. Manche meinen, dass
das Wasser einer Wasserpfeife die Schadstoffe des Rauchs herausfiltere. Das stimmt nicht. Der Rauch der Wasserpfeife enthält
praktisch die gleichen Schadstoffe wie der Rauch von Zigaretten.
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Gesundheit
105
Gesundheit
Andere glauben, dass Schnupftabak, Kautabak oder Snus unschädlich sind, weil kein Rauch eingeatmet wird. Richtig ist: Der
Anteil Konsumierender, die gesundheitliche Schädigungen erleiden, ist zwar kleiner als beim Rauchen. Aber Gesundheitsschädigungen können auch bei diesen Tabaksorten sehr schwerwiegend sein: Auch wer Tabak schnupft, kaut oder lutscht, hat ein
erhöhtes Risiko, insbesondere für Krebserkrankungen. Durch das
Nikotin werden auch Herz und Kreislauf belastet. (Quelle: www.
suchtschweiz.ch)
106
Medikamente
In unserer Welt gibt es immer mehr Medikamente – gegen
Schmerz, schlechte Laune, Ängste, Depressionen, zur Aufmunterung, für körperliche Aktivität, regelmässigen Stuhlgang, tiefen
Schlaf, eine schlanke Linie, einen steifen Penis usw. Viele Medikamente sind rezeptpflichtig, d.h. eine Ärztin muss das Medikament
verschreiben. Nicht selten werden aber Medikamente – besonders die stark wirksamen – zu leicht verschrieben. Andere – ebenfalls stark wirksame – sind frei erhältlich. Zudem gilt es nicht
als verwerflich, Medikamente zu nehmen. Man sagt sich etwa:
«Medikamente nehmen ist normal. Das tun alle. Ich ruiniere mich
nicht mit Alkohol, sondern tue etwas für meine Gesundheit. Ich
nehme kein Genussmittel, sondern ein Heilmittel.» Deshalb gibt
es immer mehr Menschen, die Medikamente missbrauchen und
davon abhängig werden. Die meisten stark wirksamen Medikamente sind aber nicht harmlos, sondern können bei längerem
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Gebrauch die Nieren, die Leber, die Magenwände, das Nervensystem usw. schädigen.
Cannabis
Cannabis ist die botanische Bezeichnung für den indischen Hanf.
Haschisch (auch: Shit, Piece usw.) nennt man das Harz der Pflanze,
das mit Teilen der Blüten und Blätter vermischt und zu einer braunen Masse gepresst wird. Marihuana (auch: Gras) besteht aus zerschnittenen und getrockneten Blättern, Blüten und Stängeln der
Pflanze. Haschischöl ist ein dickflüssiges, teerartiges Konzentrat.
Der Stoff, der hauptsächlich für die Rauschwirkung verantwortlich
ist, heisst Tetrahydrocannabinol (THC). Die Konzentration von THC
ist im Haschischöl am höchsten und im Marihuana am niedrigsten – allerdings Vorsicht: Beim so genannten Indoor-Gras kann
die THC-Konzentration unerwartet hoch sein und somit auch unerwünschte und unangenehme Wirkungen mit sich bringen.
Cannabis wird geraucht (auch: kiffen, Cannabis-Zigarette: Joint,
Tüte), getrunken oder gegessen. Die Wirkung ist ganz unterschiedlich. Sie hängt einerseits vom Stoff, der Menge und der Art
des Konsums ab, andererseits von der Stimmung vor und während des Konsumierens. Körperliche Wirkungen sind: erweiterte
Pupillen und gerötete Augenbindehäute, erhöhter Herzschlag
und Blutdruck, Überaktivität, Muskelentspannung und Schläfrigkeit. Psychische Wirkungen können sein: verändertes Wachbewusstsein, höhere Musik- und Lichtempfindlichkeit, viele Ideen
und ein grosses Bedürfnis zu reden und zu lachen, Enthemmung
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und gesteigertes Selbstbewusstsein, Nachlassen der Leistungsfähigkeit und der Konzentration, verlangsamte Reaktion. Gelegentlich kommt es zu Verwirrung, Ängsten und Panik.
Cannabis ist in der Schweiz illegal. Es ist also verboten, Cannabis zu konsumieren, anzubauen oder damit zu handeln. Trotzdem
tun es viele Jugendliche und Erwachsene und haben dabei nicht
das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Gesetz und Alltag stimmen
nicht mehr überein. Der gesetzliche und der alltägliche Umgang
mit Cannabis müssen deshalb in der nächsten Zeit neu geregelt
werden. Die Menschen haben unterschiedliche Ansichten über
Cannabis. Im Folgenden findest du einige Behauptungen mit einem Kommentar nach dem heutigen Stand der Forschung:
• «Cannabis ist weniger schlimm als Alkohol». In einem gewissen Sinn stimmt das. Alkohol in grossen Mengen schädigt die
Leber und die Hirnzellen und kann zum Tod führen. Bei Cannabis ist keine tödliche Dosis bekannt und die körperlichen Schädigungen wurden lange Zeit überschätzt. Dennoch ist häufiger
Cannabiskonsum nicht harmlos. [siehe unten]
• «Cannabis ist weniger schädlich als Tabak». Stimmt nicht.
Cannabis wird meist geraucht. Ein Joint enthält mehr Stoffe, die
die Lunge reizen, als eine Zigarette. Zudem wird der Rauch oft
tiefer eingeatmet und länger in der Lunge behalten. Natürlich
spielt die Menge eine Rolle: ein Joint wöchentlich ist weniger
schädlich als zwei Schachteln Zigaretten täglich. Aber viele, die
Cannabis rauchen, rauchen eben auch Tabak.
Gesundheit
• «Cannabis ist eine Einstiegsdroge». Das wurde lange Zeit behauptet, stimmt aber nicht. Die meisten Menschen, die Heroin,
Kokain oder andere harte Drogen nehmen, haben zwar vorher
Cannabis konsumiert, aber ebenso Zigaretten und Alkohol.
Niemand steigt zwangsläufig von einem Suchtmittel auf ein
anderes um. Die allerwenigsten, die kiffen, steigen später auf
eine härtere Droge um. Aber: Wer gelernt hat, mit Suchtmitteln
seine Stimmung zu beeinflussen, wird vielleicht neugierig und
experimentierfreudig gegenüber anderen Suchtmitteln.
• «Cannabis führt zu Gleichgültigkeit». Auch diese Aussage
stimmt nicht. Es wurde behauptet, Cannabiskonsum führe zu
einem so genannten amotivationalen Syndrom, d.h. wer häufig
Cannabis konsumiere, ziehe sich aus der Welt zurück und verliere mehr und mehr das Interesse an der Wirklichkeit. Ein solches
Syndrom kann nicht nachgewiesen werden. Auch Jugendliche,
die häufig kiffen, können sich durchaus für die Welt interessieren.
• «THC wird im Körper gespeichert». Stimmt. Tatsächlich lagert sich
THC im Körperfett ein und zerfällt nur langsam. Was das aber auf
längere Sicht für Auswirkungen hat, ist noch zu wenig erforscht.
Übrigens: Auch andere chemische Stoffe, die in Nahrungsmitteln
und Medikamenten vorhanden sind, lagern sich im Körperfett ein.
• «Cannabis ist völlig harmlos». Stimmt nicht. Häufiger Cannabiskonsum birgt einige Risiken:
• Cannabis beeinträchtigt deine Lernfähigkeit und deine Gedächtnisleistung. Lernen und Kiffen vertragen sich schlecht.
[siehe auch: Alkohol]
107
Gesundheit
108
• Cannabis vermindert die Aufmerksamkeit und die Reaktionsfähigkeit. Dadurch steigt die Unfallgefahr im Verkehr und im
Umgang mit Maschinen.
• Bei psychisch labilen Menschen können Merkmale von psychischen Krankheiten auftreten oder – wenn sie schon vorhanden sind – sich verstärken.
• Cannabis kann eine bestehende grosse psychische Niedergeschlagenheit so verstärken, dass Selbstmordabsichten
entstehen oder in die Tat umgesetzt werden.
• Gewisse körperliche Risiken, z.B. Schädigung der Erbsubstanz, des Gedächtnisses, des Immunsystems usw., sind noch
nicht genügend erforscht.
• Cannabis kann psychisch abhängig machen, d.h. du fühlst
den Zwang, immer wieder zu kiffen, und tust es auch dann,
wenn du eigentlich nicht mehr möchtest. [siehe auch: Abhängigkeit, psychische]
• «Fast alle Jugendlichen kiffen». Stimmt nicht. Gemäss anonymen
Umfragen, welche von www.suchtschweiz.ch alle 4 Jahre bei 15-jährigen Schülern gemacht werden, hat der Konsum in den letzten
Jahren sogar abgenommen. Im Jahr 2014 haben rund 25% bereits
Erfahrung mit Cannabis gemacht und rund 10% kiffen regelmässig.
Lachgas
Lachgas ist ein ungiftiges Edelgas, welches unter Normalbedingungen mit anderen Stoffen nicht reagiert. Aus diesem Grund
findet es Anwendung in der Lebensmittelindustrie (z.B. Rahmspraydosen und Bläserkapseln) wie auch in der Medizin, wo
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es als Narkosegas beigemischt wird. Gefährlich wird es, wenn
Lachgas als Narkosegas eingeatmet wird ohne die richtige Menge Sauerstoff beizumischen. Das Einatmen von Lachgas kann
eine berauschende Wirkung haben. Gleichzeitig ist der Konsum
mit grossen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Bekannte
Nebenwirkungen sind Schwindelgefühl, Taubheitsgefühl in den
Armen und Beinen und Erschöpfung. Lachgas kann auch zu Hirnschädigungen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod führen. Je
nach Situation und persönlichen Voraussetzungen kann Lachgas
unterschiedlich wirken. Menschen mit psychischen Problemen,
Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegerkrankungen
(Asthma), beschädigtem Trommelfell (infolge einer Mittelohrentzündung oder eines Tauchunfalls) oder Rippenbruch sollten auf
keinen Fall Lachgas konsumieren. Besondere und unvorhersehbare Risiken entstehen, wenn du Lachgas zusammen mit anderen
Substanzen konsumierst. Trinkst du beispielsweise zusätzlich
Alkohol, kann das zu Übelkeit und Erbrechen führen. Sehr gefährlich ist es, wenn versucht wird, Lachgas direkt aus Druckbehältern
(Gaspatronen, Rahmbläser, Gasflaschen) einzuatmen. Durch den
unkontrollierten hohen Druck kann die Lunge verletzt werden.
GHB/GBL/K.O.-Tropfen
Die Droge GHB (Gamma-Hydroxy-Butyrat) ist auch unter dem Namen «liquid ecstasy» (englisch: flüssiges Ecstasy) bekannt, hat
aber chemisch betrachtet mit Ecstasy nichts zu tun. GHB ist auch
unter den Bezeichnungen K.O.-Tropfen oder Vergewaltigungsdro-
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Gesundheit
ge bekannt. GHB ist eine Flüssigkeit, die einem Getränk beigemengt und dann getrunken wird. Die Wirkung wird als begeisternd,
enthemmend und entspannend beschrieben. Je nach Dosierung
kann GHB bis zu einer tiefen Bewusstlosigkeit führen. Zusammen
mit Alkohol ist GHB sogar lebensgefährlich: Der Alkohol verstärkt
bereits in kleinen Mengen die atemlähmende Wirkung des GHB,
ein Mix kann deshalb zum Tod führen. Anstelle von GHB wird gelegentlich auch GBL (Gamma-Butyrolacton) angeboten, eine legale
Substanz, die im Körper in GHB umgewandelt wird. GHB und GBL
sind also nicht zu unterschätzen, besonders weil sie dir auch in
dein Getränk gemischt werden können, ohne dass du dies willst
oder weisst – sei es, um dich zu bestehlen oder für Sex gefügig zu
machen. Beachte deshalb Folgendes:
stellt, kommt aber im so genannten Mutterkorn-Pilz vor. Psilocybin ist in bestimmten Pilzen enthalten (auch: Zauberpilze, magische Pilze) und Mescalin in einem Kaktus. Die Wirkung dieser
Suchtmittel ist ziemlich unberechenbar. Kleinste Mengen können
einen sehr intensiven und lang andauernden «Trip» auslösen.
Praktisch kein Medikament kann einen Trip unterbrechen. Oft erleben Konsumentinnen auch «schlechte Trips». Dabei fühlen sie
grosse Verwirrung, sehen und hören entsetzliche Dinge, haben
starke Angstgefühle und fürchten oft, den Verstand zu verlieren.
Gelegentlich kommt es zu einem Rauscherlebnis, ohne dass das
Suchtmittel erneut eingenommen wird; man spricht von einem
Flashback. Der Mix von Halluzinogenen mit anderen Suchtmitteln
kann unvorhersehbare Folgen haben.
• Behalte dein Getränk bei dir und lass es nicht unbeaufsichtigt
stehen.
• Trinke nichts, was nicht in deiner Gegenwart geöffnet und ausgeschenkt wurde.
• Trinke keine offenen Getränke oder solche, die dir von Unbekannten oder nur flüchtig Bekannten angeboten werden.
Giftpflanzen
Es gibt in der Schweiz eine Reihe von Giftpflanzen und Pilzen, die
halluzinogene Substanzen (z.B. Alkaloide wie Scopolamin) enthalten. Solche Pflanzen und Pilze wachsen zum Teil frei in der Natur,
zum Teil aber auch als Zierpflanzen in unseren Gärten und Blumentöpfen. Immer wieder geschieht es, dass Jugendliche Teile solcher
Pflanzen essen und dann mit schweren Vergiftungen ins Spital eingeliefert werden müssen. Lass dich also auf nichts ein – auch nicht
zum Spass, weil vielleicht etwas angeblich auf der Zunge so lustig
jucken soll. Iss keine Pflanzen, die du nicht mit Sicherheit kennst.
Beim leisesten Zweifel solltest du jemanden fragen, der sich auskennt, oder dann doch lieber ein Stück Brot essen.
LSD, Psilocybin, Mescalin
Diese Suchtmittel gehören zu den Halluzinogenen und sind illegal. Sie rufen Halluzinationen (auch: Sinnestäuschungen) hervor,
d.h. man sieht, hört, fühlt, riecht und schmeckt Dinge, die in der
Wirklichkeit so nicht existieren. LSD wird heute künstlich herge-
109
Gesundheit
In Sachen Abhängigkeit und Suchtmittel geht es immer auch darum, das Risiko abzuschätzen. Bei den Halluzinogenen ist das
Risiko zu gross, als dass du damit experimentieren solltest.
Heroin
Heroin (auch: H, Sugar, Gift) wird aus dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns gemacht. Meist wird es in die Venen gespritzt (auch: fixen, knallen), es kann aber auch geschnupft
oder inhaliert werden (auch: Folienrauchen). Die Wirkung (auch:
Flash, Kick, Rush) ist zunächst ein überwältigendes Hochgefühl,
das von einer dösigen, der Umwelt gegenüber gleichgültigen
Stimmung abgelöst wird. Sie hält 5 bis 8 Stunden an. Die Gefahr
einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit ist beim Heroin besonders hoch. Zudem bringt das Spritzen die zusätzlichen
Risiken einer Infektion mit AIDS oder Hepatitis (auch: Gelbsucht)
mit sich. Auch Abszesse, Blutvergiftungen und Embolien sind
nicht selten. Der Entzug ist sehr schwierig und schmerzhaft – und
die Rückfallgefahr ausserordentlich hoch.
110
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
diese Situation geraten sind. Fehlende Zuneigung, ein negatives
Bild vom Leben und von sich selbst, Angst vor der Zukunft usw.
können dazu führen, dass jemand in einer Gruppe Sicherheit und
Zuwendung sucht, wo Heroin konsumiert wird. Und dann ist der
Schritt zum ersten Konsum oft klein. Wenn du jemandem mit einer Überdosierung (bewusstlos, flache Atmung, sehr blasse und
feuchte Haut) begegnest, musst du unbedingt sofort den Notarzt
rufen und bei der Person bleiben.
Das Risiko, das mit dem Konsum von Heroin in Kauf genommen
wird, ist nicht annehmbar. Lass dich unter gar keinen Umständen darauf ein.
Kokain
Kokain (auch: Schnee, Koks, Puder, Coke, Goggi) wird aus den
Blättern der Koka-Pflanze gewonnen und meistens geschnupft,
kann aber auch gespritzt werden. Das Pulver wird von Zwischenhändlern oft mit anderen Stoffen gestreckt, weil sie mehr verdienen wollen. Was eine solche Mischung alles enthält, weiss niemand mehr. Die Wirkung ist stark aufputschend. Bereits kleine
Mengen vermitteln das Gefühl, sehr stark, kreativ, dynamisch und
leistungsfähig zu sein. Allerdings hält die Wirkung nur 15 bis 30
Minuten an. Crack und Freebase sind Abwandlungen von Kokain,
sie wirken noch schneller und stärker, und die Gefahr der Abhängigkeit ist noch grösser. Kokainkonsum kann sehr schnell zu einem körperlichen und psychischen Verfall führen.
Menschen, die Heroin konsumieren, sind weder schlecht noch
gefährlich. Sie sind auch nicht allein daran schuld, dass sie in
Das Risiko ist – wie beim Heroin – eindeutig zu hoch. Du solltest
dich auf keine Experimente einlassen.
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Gesundheit
Amphetamine
Amphetamine (auch: Ecstasy, XTC, Speed, Ice) sind künstlich
hergestellte, illegale Aufputschmittel. Sie werden oft in so genannten «Küchenlabors» von Laien hergestellt. Deshalb weiss oft
niemand recht, was darin enthalten ist. Gewisse Kombinationen
können sehr gefährlich sein. Sie wirken anregend, beschleunigen
den Herzschlag, erhöhen die Leistungsfähigkeit, vermindern das
Schlafbedürfnis und das Hunger- und Durstgefühl, gelegentlich
lösen sie Nervosität und Aggressivität aus. Unter dem Einfluss
solcher Suchtmittel tanzen Jugendliche manchmal ganze Nächte
durch, der Körper überhitzt sich, bekommt zu wenig Flüssigkeit
und Nahrung und gerät so in einen gefährlichen – manchmal lebensgefährlichen – Erschöpfungszustand. Bei manchen Jugendlichen zirkuliert das Missverständnis, dass an Tanz-Partys die
Mehrheit Amphetamine konsumiert. In Wirklichkeit sind es nur
sehr wenige (um die 5%), die solche Suchtmittel zu sich nehmen. Das Risiko ist auch da entschieden zu hoch.
Sind Suchtmittel cool?
Unter gewissen Jugendlichen sind Suchtmittel «in». Sie wollen
den besonderen Kick, ausbrechen aus dem Alltag, den sie oft als
langweilig und spiessig erleben. Der Weg dazu darf aber nicht
mühsam sein, sie wollen den totalen Genuss, den Rausch, das
Flash, den Thrill ohne Anstrengung – hier und jetzt sofort. Zudem
verlassen sie gern den Bereich des Erlaubten. Das Verbotene, Il-
111
Gesundheit
legale scheint ihnen interessant. Sie wollen gegenüber der Gesellschaft unangepasst sein, sind aber innerhalb der Gruppe von
Gleichgesinnten häufig sehr angepasst.
Grenzen anders erfahren
Mit Suchtmitteln kannst du tatsächlich abheben…, aber sie
bergen immer ein Risiko – und oft ist das Risiko grösser als du
denkst. Das Leben bietet viele andere Möglichkeiten, die eigenen
Grenzen zu erfahren und vielleicht zu sprengen. Auf Menschen
zugehen, neue Bekanntschaften suchen, die Natur erleben, Feuer machen, draussen übernachten, klettern, snowboarden, sich
bewegen, spielen, für Freunde kochen, schnitzen, ein Bild malen,
Musik machen usw. [siehe auch: Freizeit] Es gibt unzählige Arten,
das Leben spannend zu gestalten – und manchmal ist es halt
auch langweilig. Es ist vielleicht doch angezeigt, sich möglichst
früh auch an die Langeweile zu gewöhnen.
«Wenn du frei sein willst, sei frei… es gibt Millionen Wege zu sein,
du weisst, dass es sie gibt.» Cat Stevens
112
Suchtmittel lösen keine Probleme
Im Umgang mit Suchtmitteln ist die grosse Frage: Warum nimmst
du sie? Wenn du gelegentlich mal ein Glas Bier trinkst oder einen
Joint rauchst, weil es dir gut tut und zur Stimmung passt, kannst
du locker damit leben. Nachdenklich solltest du werden, wenn du
Suchtmittel nimmst, weil du
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
• traurig bist [siehe auch: Krisen]
• Hemmungen hast [siehe auch: Aussehen, Krisen]
• dich anders nicht entspannen kannst [siehe auch: Entspannung]
• zu wenig Freunde hast [siehe auch: Freundschaft]
• dich nach Liebe sehnst und sie nicht findest [siehe auch: Liebe,
Sex, Freundschaft, Freizeit]
• dich selber nicht magst [siehe auch: Aussehen]
• Angst vor der Zukunft hast [siehe auch: Berufsbildung, Gesellschaft]
• das Leben leer und öde findest und dich langweilst [siehe auch:
Freizeit]
• Streit mit den Eltern hast [siehe auch: Familie]
• in der Schule Probleme hast [siehe auch: Schule]
Solche und ähnliche Probleme kannst du mit Suchtmitteln höchstens verdecken, aber nicht lösen. Im Gegenteil: Wenn du Suchtmittel als Problemlöser nimmst, hast du bald neue Probleme am
Hals – und die alten bleiben dir treu. Suche echte Lösungen, es
gibt sie – und look up: möchte dir helfen, sie zu finden.
Abhängigkeit ohne Suchtmittel
Wie steht es mit Süchten, bei denen es um ein Verhalten geht?
Gibt es eine Spielsucht, Sportsucht, Putzsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht usw.? Die Antwort heisst: Ja. Im Grunde kann fast jedes Verhalten zu einer Sucht werden. Wenn ein Mensch etwas Bestimmtes immer wieder tut, immer häufiger tut, nicht mehr damit
aufhören kann und sich frustriert, traurig, leer oder auch unruhig
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und verzweifelt fühlt, wenn er es nicht mehr tun kann – dann kann
man von einer Sucht sprechen. Die Merkmale sind fast die gleichen wie bei einer Suchtmittelabhängigkeit, und die betroffenen
Menschen leiden meist in irgendeiner Weise. Übrigens: Das Wort
«Sucht» heisst ursprünglich nichts anderes als Krankheit, was
Ausdrücke wie Gelbsucht, Wassersucht, Schwindsucht, Bleichsucht usw. noch deutlich zeigen. Andere Ausdrücke wie Sehnsucht, Eifersucht, Selbstsucht, Mondsucht usw. weisen darauf
hin, dass die betroffenen Menschen eher seelisch leiden. – Tatsächlich können die Folgen solcher Süchte ganz unterschiedlich
sein. Wer z.B. eine Arbeitssucht hat, kann damit sogar Erfolg haben und Karriere machen. Im Grossen und Ganzen scheint es aber
für unser Wohlbefinden nicht gut zu sein, nur einer einzigen Tätigkeit nachzugehen und sich mehr und mehr darin zu verbeissen.
Wir werden schrullig, asozial, einsam – vielleicht sogar psychisch
krank. Versuche deshalb, dein Leben mit einem bunten Gemisch
von Tätigkeiten zu füllen – von vielem etwas, von nichts zu viel.
Wenn du mehr wissen willst zu den Themen Abhängigkeit, Suchtmittel und Gesundheit, kannst du dich an bestimmte Fachstellen
wenden. Sie organisieren auf Wunsch mit euch Aktionen, Veranstaltungen, Diskussionen usw. in der Klasse, im Schulhaus oder
anderswo. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Abhängigkeit,
Prävention und Gesundheitsförderung»]
Gesundheit
Selbstverletzendes Verhalten (SVV)
Wenn Menschen sich absichtlich ritzen, schneiden, verbrennen
oder sich auf andere Weise körperliche Verletzungen zufügen,
spricht man von selbstverletzendem Verhalten, abgekürzt SVV.
Die Hintergründe dieses Verhaltens sind vielschichtig. Meist stehen Betroffene wegen erlittener seelischer Verletzungen unter
einem grossen Druck. Durch Selbstverletzungen finden sie ein
Ventil, um einen Teil des Druckes loszuwerden und sich vorübergehend Erleichterung zu verschaffen. Längerfristig gesehen
verschlimmern sich jedoch die Probleme. Wenn du dir selber Verletzungen zufügst, solltest du dich jemandem anvertrauen [siehe
auch: Krisen] und unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, auch wenn dir dieser Schritt viel Mut und Kraft abverlangt!
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung» und «Psychische Probleme»]
nnn
Krisen
Jeder Mensch erlebt Momente, wo ihm die Lust im und am Leben
vergeht. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: das
Gefühl, anders zu sein als die anderen, Misserfolg in der Schule,
Streit mit einer Freundin, Spannungen zu Hause, die Trennung
der Eltern, Angst vor der Zukunft, Liebeskummer, Veränderung
des Wohnortes, Einsamkeit, Probleme mit dem Aussehen usw. Es
kann sein, dass du eine sehr traurige Erfahrung machen musst
und z.B. einen geliebten Menschen verlierst. Grosse Krisen sind
schmerzhaft. Meist folgen sie in ihrer Auflösung einem bestimmten Muster: [siehe auch: Liebeskummer]
nnn
113
Gesundheit
• Im ersten Moment siehst du keinen Sinn mehr, spürst nur noch
Leere und fühlst dich wie betäubt. Alles kommt dir irgendwie
unwirklich vor.
• Etwas später kannst du vielleicht weinen und alle deine Gefühle herauslassen. Das kann sehr viel Erleichterung bringen. Du
solltest dich auf keinen Fall fürs Weinen schämen, auch nicht
als Junge. Es braucht Stärke, sich schwach zeigen zu können.
• Jetzt stellt sich womöglich Wut ein. Die ganze Welt kommt
dir gemein vor, besonders aber die Leute, die deine Krise mit
ausgelöst haben. Du möchtest jemandem an die Gurgel oder
irgendetwas kaputt machen.
• Erst mit der Zeit beginnst du, deine Situation zu akzeptieren
und dich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. Langsam
kehren Hoffnung und Lebensfreude zurück.
Viele Krisen kannst du aus eigenen Kräften und mit Hilfe deiner
vertrauten Menschen überwinden. Wichtig ist zweierlei:
114
1.Du solltest es nie unterlassen, mit Menschen, die du magst,
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über deine Situation, über deine Ängste, deine Trauer und
deine Wut zu sprechen. Wenn du dich abkapselst und in deine
eigene Welt zurückziehst, wird es immer schwieriger, mit dem
Leben zurechtzukommen. Folgende Menschen in deinem Umfeld können dir vielleicht helfen:
• die Eltern
• eine Nachbarin • ein Lehrer • die Eltern einer Freundin
• der Pate/die Patin (Götti/Gotti) • der Hausarzt • die Schulleiterin
• eine Tante oder ein Onkel
• der Schulsozialarbeiter
• die Grosseltern • ein Freund deiner Eltern • der Lehrmeister
• ein Freund • eine Mitschülerin • usw.
2.Versuche, auf irgendeine Art deine Einstellung und dein Verhalten der Lebenssituation anzupassen. Das ist manchmal
schwierig, aber die einzige Möglichkeit. Die Welt wird sich
nicht dir anpassen.
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Krisen als Chance
Wenn du eine Krise überwunden hast, wirst du merken, dass du
ein anderer Mensch geworden bist. Du bist um eine Erfahrung
reicher, hast bisher unbekannte Gefühle erlebt und gelernt, gewisse Dinge anders zu betrachten. Vielleicht hast du sogar deine
Lebenssituation verändern können, bist etwas losgeworden, was
dich gestört hat, oder hast einen Schritt gewagt, der schon längst
fällig gewesen wäre. Auch wenn Krisen wehtun: sie bringen Veränderung mit sich und damit die Chance, das Leben besser kennen zu lernen und reifer zu werden.
«Keiner ist weise, der das Dunkel nicht kennt.» Hermann Hesse
Hilfe suchen
Wenn die Schwierigkeiten deine Kräfte übersteigen oder wenn
eine Krise über längere Zeit andauert und du nicht mehr weisst,
wie du dich daraus befreien kannst, dann zögere nicht, Hilfe zu
suchen. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung»,
«Psychische Probleme», «Schule, Schwierigkeiten», «Lehre,
Schwierigkeiten», «Sexualität»]
Zudem gibt es private Psychologen und Psychiater. Sprich vielleicht mit deiner Hausärztin. Sie kann dir jemanden empfehlen
und dich weiterleiten. Viele Menschen haben von Psychiatern,
Psychologinnen und Psychotherapeuten kein besonders gutes
Bild. Sie sagen sich etwa: «Was soll ich bei einem Seelendoktor?
Ich bin doch nicht übergeschnappt.» Dass die Psychotherapie immer mit schwer Geisteskranken zu tun hat, ist ein Vorurteil. Oft
Gesundheit
kommen ganz gewöhnliche menschliche Probleme wie Angst,
Nervosität, Traurigkeit, Unsicherheit, Einsamkeit, Hemmungen
usw. zur Sprache. Und wichtig: Es gibt Lösungen! Hilfe ist also
möglich und es ist keine Schande, sie in Anspruch zu nehmen. Du
bist kein Schwächling, wenn du deine Probleme anpackst und dir
helfen lässt. Im Gegenteil: du beweist Mut und Reife. [siehe auch:
Polizei und Strafverfahren, Opferhilfe]
Selbstmord
Wenn du an Selbstmord denkst, solltest du Folgendes beachten:
• Dein Leben ist wertvoll, auch wenn du das im Moment nicht
wahrhaben kannst. Es gibt dich nur einmal auf der Welt.
• Vor dir liegen bestimmt glückliche Tage. Du magst es nicht
glauben, aber du wirst wieder Freude empfinden können, lieben und geliebt werden und schöne Erlebnisse haben.
• Du bist stark. Du hast es bis hierher geschafft und schaffst es
auch durchzuhalten.
• So schmerzlich deine Erfahrungen auch sind, du wirst an ihnen wachsen und kannst vielleicht später anderen Menschen,
die Ähnliches durchmachen, helfen.
• Erzähl einem Menschen von deiner Verzweiflung. Lass andere
wissen, wie es dir wirklich geht. Gib nicht auf. Es gibt Menschen, die dir helfen wollen und sich um dich kümmern möchten. Aber sie ahnen vielleicht nicht, was in dir vorgeht.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»]
115
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Teil 2:
du und deine Fähigkeiten
Das Verliebtsein und die Liebe
118
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Schule
Wahrscheinlich hast auch du schon gedacht: «Wie schön könnte
doch die Welt sein ohne Schule – ewige Ferien, jeden Tag ausschlafen und machen, was mir gefällt…». Verlockend – aber eben nur
ein Traum. Die Schule ist obligatorisch. Du musst hingehen – ob
du willst oder nicht. Wenn dich die Erwachsenen aber schon dazu
zwingen, zur Schule zu gehen, sollten sie wenigstens dafür sorgen,
dass es sich für dich auch lohnt. Alle kleinen Kinder sind von Natur
aus neugierig und sind geradezu versessen darauf, möglichst viel
zu lernen. Wenn sie in der Schule ihr Interesse verlieren, plötzlich
nichts mehr lernen wollen und alles langweilig finden, so liegt der
Fehler nicht bei ihnen, sondern meist bei den Erwachsenen.
«Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse.» Voltaire
Was kannst du tun, damit die Schulzeit für dich nicht zu einem
bösen Traum wird? Was kannst du selber dazu beitragen, dass du
viele Fähigkeiten und Erkenntnisse gewinnst, die dir im Leben weiterhelfen, und dass du dabei Spass hast?
Schule
Regeln
Wie in allen Lebensbereichen, wo viele Menschen zusammen
sind, gibt es in der Schule Regeln und Bräuche. Einige sind im
Gesetz festgehalten, andere in der Schulordnung, der Hausordnung, der Zimmerordnung usw. Wieder andere sind nirgends aufgeschrieben, gelten aber trotzdem, weil sie sich eingebürgert haben. An gewisse Regeln musst du dich halten. Du musst z.B. zur
Schule gehen, rechtzeitig im Unterricht erscheinen, deine Hausaufgaben machen, die benötigten Schulsachen in den Unterricht
mitnehmen, darfst nicht unentschuldigt wegbleiben, bei Prüfungen mogeln, den Lehrer oder andere Schüler beleidigen, Gewalt
ausüben mit Worten oder Taten. Wenn du dich nicht an diese
Regeln hältst, kann dies Folgen für dich haben. Zum Beispiel in
Form von Strafen. Entweder bekommst du zusätzliche Arbeiten,
musst Nachsitzen oder bei der Schulleiterin vorsprechen. Sie hat
die Möglichkeit, dich entweder länger nachsitzen zu lassen oder
sogar eine gewisse Zeit vom Unterricht auszuschliessen. In sehr
schwierigen Fällen wird mit der Schulkommission und weiteren
Behörden darüber diskutiert, ob weitere Massnahmen notwendig
sind wie z.B. ein Wechsel der Schule oder ein vorübergehender
Schulausschluss.
Wenn du mit gewissen Regeln nicht einverstanden bist, kannst
du nach einer Begründung fragen. Es kann ja sein, dass die Regeln nicht mehr auf dem neusten Stand sind. Regeln werden von
119
Schule
Menschen gemacht, sie können also auch durch Menschen verändert werden. [siehe auch: Gesetze] Vielleicht könnt ihr in der
Klasse oder der ganzen Schule über gewisse Regeln diskutieren
und sie eurer Situation anpassen. Frage deine Lehrerin und lasse
dich nicht zu schnell abfertigen. [siehe auch: Rechte des Kindes]
Wähle einen guten Zeitpunkt dafür aus. Es ist denkbar ungünstig,
wenn du genau in dem Moment über Regeln sprechen möchtest,
wo du bei einem Regelbruch erwischt wirst. Dann wird sich der
Lehrer verständlicherweise nicht darauf einlassen. Sprich den
Lehrer in einem ruhigen Moment darauf an. Zum Beispiel nachdem du sonst etwas mit ihm besprochen hast. Oder du kannst ein
Gespräch gezielt auf das Thema hinführen.
120
n n n Mitgestalten des Unterrichts
Überlege dir, was es braucht, damit du gerne lernst. Kommst du
auch auf etwa folgende Voraussetzungen?
• Du solltest Lust dazu haben, dich mit dem Stoff zu beschäftigen. Wenn du viele andere Sorgen hast oder einfach nur sehr
müde bist, kann es sein, dass dir diese Lust fehlt.
• Du musst den Stoff spannend finden – und spannend findest
du meist alles, was mit dir, deinem Leben, deinen Interessen,
Ideen und Träumen zu tun hat. Falls dich etwas nicht besonders
spannend dünkt, solltest du wenigstens einsehen können, warum du es trotzdem lernen musst.
• Du solltest selber etwas machen können. Natürlich kannst du
nicht in jedem Fach etwas zerlegen und mit der Lupe untersuchen. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten: selber etwas
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über den Stoff sagen, mit den anderen Schülern darüber diskutieren, eine Zeichnung anfertigen, einen Text verfassen, eine
Umfrage machen usw.
• Du solltest von deinen Mitschülern nicht ständig abgelenkt
werden durch lärmendes Verhalten und Unfug. Mache dich mit
«den Vernünftigen» in der Klasse dafür stark und unterstütze
den Lehrer dabei, den Unterricht möglichst ungestört durchführen zu können.
Spannende Gestaltung des Unterrichts
Lehrerinnen haben gelernt, dass ihre Unterrichtsstunden lebendig sein und dass sich die Schüler aktiv am Unterricht beteiligen
sollen. Aktiv ist man, wenn man in der Stunde selber etwas tun
oder sagen kann. Man ist aber nicht aktiv, wenn man immer nur
zuhört, dasitzt und sich langweilt. Der Unterricht ist spannend für
euch, zum Beispiel, wenn
• ihr innerhalb eines bestimmten Faches oder Themas manchmal
selber bestimmen könnt, womit ihr euch beschäftigen wollt.
• die Lehrer euch gelegentlich selber entscheiden lassen, ob ihr
allein, zu zweit oder in Gruppen arbeiten wollt.
• die Lehrerinnen euch Fragen stellen und sich dafür interessieren, wer ihr seid und was ihr denkt.
• ihr eine Aufgabe und ein paar Hinweise bekommt, was ihr tun
könnt und das nötige Material zur Verfügung steht. Dann müsst
ihr selber zurechtkommen, euch Information beschaffen, Fragen stellen, Einfälle haben usw. Das kann sehr schwierig sein,
aber ihr lernt viel dabei. Natürlich bleibt die Verantwortung für
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Schule
den Unterricht trotzdem beim Lehrer. Er muss sich überlegen,
was ihr tun könnt und wo er euch helfen und etwas erklären
muss.
Leider gibt es auch Schulstunden, die für dich langweilig sind. Die
Lehrerin bestimmt, was besprochen, gelesen oder geschrieben
wird. Auch der so genannte Frontalunterricht, bei dem die Lehrerin vorne steht und euch etwas erklärt, ist nicht immer spannend.
Auch das gehört zum Lernen dazu. [siehe auch: Lernen macht
nicht immer Spass]
in der Schule ist es ein wenig anders: Da geht es leider nicht von
selbst, weil du viel Theoretisches in deinen Kopf zwängen musst
und es auch behalten solltest. In der freien Natur würde unser
Hirn nie so viel Theorie brauchen. Ob es dir aber gefällt oder
nicht: Deine berufliche Zukunft hängt auch davon ab, ob du es
schaffst, gewisse Dinge in deinen Kopf zu bringen und sie nicht
gleich wieder zu vergessen. Aber: Mit ein wenig List kannst du dir
das Lernen sehr viel leichter machen – so leicht, dass es dir sogar
Spass machen könnte.
Vergiss jedoch nicht: für einen guten Unterricht ist nicht nur die
Lehrerin alleine verantwortlich. Wenn du oder deine Klasse sich
nicht auf ein Thema einlässt und mitmacht, dann kann jede Lektion zur Tortur werden. Sowohl für die Klasse als auch für die
Lehrerin.
Wenn ihr in der Klasse trotzdem den Eindruck habt, dass ihr nicht
euren Bedürfnissen entsprechend unterrichtet werdet, sucht ein
gutes Gespräch mit dem betreffenden Lehrer. Wenn der Lehrer
nicht bereit ist, mit euch zu sprechen und sich nicht auf euer Anliegen einlässt, dann solltet ihr Kontakt mit der Schulleitung aufnehmen. Ihr habt ein Recht auf guten Unterricht.
• Richte dir einen Arbeitsplatz ein. Du brauchst gutes Licht, genügend freie Fläche, einen angenehmen Stuhl, die richtigen
Werkzeuge (Lineal, Zirkel, Taschenrechner, Papierkorb usw.)
und vor allem – Ruhe. Versuche, den Platz so einzurichten, dass
er richtig gemütlich ist und du dich wohl fühlst. Gewöhne dich
daran, dass du immer an diesem Ort lernst – und nur lernst.
Suche für Freizeitbeschäftigungen einen anderen Ort auf. Wenn
du zu Hause keinen geeigneten Ort findest oder zu wenig Ruhe
hast, kannst du vielleicht in der Schule oder in der Bibliothek
arbeiten. Frage deine Lehrerin.
• Finde heraus, was für ein Lerntyp du bist:
• Lerntyp Lesen: Manche Menschen lernen am besten durch
das Lesen. Sie können alles leicht behalten, was sie gelesen
haben, und erinnern sich häufig genau an die Seite im Buch.
Wenn du zu diesem Typ gehörst: Schreibe viel auf, achte auf
saubere Darstellung, benütze Leuchtmarker.
• Lerntyp Hören: Andere lernen besser durch das Hören. Sie
n n n Lerntechnik
Lernen ist ein natürlicher Anpassungsvorgang. Du lernst ständig,
ohne dass du es merkst. Du beobachtest, wie sich andere verhalten, probierst dein eigenes Verhalten aus und behältst bei, was
dir erfolgreich scheint. Das geht ganz von selbst. Mit dem Lernen
121
Schule
122
erinnern sich z.B. an die Stimme der Lehrerin. Wenn du zu
diesem Typ gehörst: Mache Tonbandaufnahmen, sprich selber laut vor, lass dich abfragen, frage andere ab.
• Lerntyp Sehen: Gewisse Leute prägen sich am leichtesten
Dinge ein, wenn sie sich eine bildliche Vorstellung machen.
Wenn du zu diesem Typ gehörst: Mache Skizzen, hänge Darstellungen in deinem Zimmer auf, stell dir etwas Konkretes
vor.
• Teile den Lernstoff in kleine Portionen ein und mache einen
Plan, wann du welche Portion lernen willst. Am besten entwirfst du einen Wochenüberblick. Du kannst die Lernportionen
z.B. auf kleine Zettelchen schreiben und an eine Pinnwand stecken. Wenn du etwas erledigt hast, wirfst du das Zettelchen
weg. So hast du eine klare Übersicht und siehst deine Erfolge.
Geeignete Aufgaben-Büchlein bekommst du in einer Papeterie
oder in der Schule.
• Du solltest zu Hause nicht mehr als etwa 30 Minuten für das
gleiche Fach arbeiten. Lieber kürzere und regelmässige Lernzeiten. Nächtelange Büffel-Einsätze bringen nicht viel. [siehe
auch: Prüfungsvorbereitung]
• Repetiere das Gelernte mehrmals.
• Mache Pausen und denke daran: allzu viel ist ungesund – auch
beim Lernen.
• Belohne dich mit etwas, das dir besonders Freude macht,
wenn du deine Portionen gelernt hast.
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n n n Lernen macht nicht immer Spass
Wer eine Fremdsprache können will, muss Wörtlein büffeln; wer
schreiben muss, kommt nicht darum herum, gewisse Rechtschreiberegeln zu lernen; wer das Handbuch zu einem Computerprogramm verstehen will, muss auch komplizierte Texte lesen
können. Solche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt die Schule – sie sich anzueignen, ist oft mühsam. Aber: sie sind für dein
Leben nach der Schule wichtig. Dass du Sprachen beherrschst,
einigermassen fehlerfrei schreiben kannst usw. entscheidet oft
darüber, ob du z.B. die gewünschte Lehrstelle bekommst oder im
Beruf erfolgreich bist. Bedenke auch: Wenn du dich für die Schule
einsetzt und machst, was verlangt wird – auch wenn es manchmal mühsam ist – bist du dort erfolgreich und wirst Anerkennung
finden. Bestimmt wirst du dann lieber in den Unterricht gehen,
als wenn du ständig ein bisschen ein schlechtes Gewissen haben
musst und dir überfordert vorkommst.
n n n Wenn dir die Schule Mühe macht
Leider lernen nicht alle Jugendlichen mit der gleichen Leichtigkeit.
Du hast bestimmt auch schon erfahren, dass anderen etwas grosse Mühe macht, was dir selber leicht fällt, z.B. den Salto zu machen. So ist es auch in der Schule: Manche lernen fast ohne Mühe,
andere müssen viel mehr knorzen. Eigentlich ist das ungerecht…
Was tust du, wenn du in der Schule in gewissen Fächern zu den
weniger Lernbegabten gehörst? Wie kannst du Frust und Interesselosigkeit vermeiden?
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Schule
Manche Schülerinnen weichen dem Problem aus: Sie erklären die
Schule für einen totalen Mist und suchen Erfolg und Anerkennung
nur anderswo: im Sport, auf Partys, mit Mutproben, auffälligem Benehmen usw. Überlege dir, ob dies wirklich ein Ausweg ist, der dich
weiterbringt.
Vielleicht versuchst du es anders:
• Du bist ganz bestimmt nicht überall schlecht in der Schule. Zeige
in den Fächern, die dir liegen, was du kannst. Das gibt dir Erfolgserlebnisse – und wer Erfolg hat, hängt nicht ab.
• Steck dir in den Fächern, die für dich schwierig sind, kleine Ziele;
du musst ja nicht gleich ein Star im Französisch werden, wenn du
im letzten Zeugnis eine 3 gehabt hast. Aber lerne die Wörtlein,
die für die nächste Woche aufgegeben sind; wenn die Aufgabe
dann überprüft wird, kannst du dich über einen kleinen Erfolg
freuen.
• Sag deinem Lehrer, wo du Schwierigkeiten hast. Er merkt dann,
dass du nicht gleich aufgeben willst, und wenn er ein guter Lehrer
ist, wird er dich beraten und dir Tipps geben, was du tun kannst.
• Versuche zu akzeptieren, dass du in gewissen Bereichen vielleicht etwas länger üben musst als andere. Denke an den Salto:
der eine kann ihn einfach und der andere muss ihn hundertmal
probieren. Viele gute Sportlerinnen, aber auch viele gescheite Erwachsene sind nur mit grossem Einsatz und viel Beharrlichkeit so
weit gekommen.
• Und vor allem: Sieh nicht nur deine Mängel, sondern auch
deine Stärken – und die liegen vielleicht wirklich ausserhalb
123
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Schule
der Schule. Wenn du dich über deine Erfolge freust, wenn du
trotz des gelegentlichen Schulversagens ein gutes Selbstwertgefühl hast, dann solltest du auch das anpacken können, was dir noch nicht so leicht fällt. Kein Sportler gewinnt
eine Medaille, wenn er nicht besonders daran arbeitet, was
er noch nicht perfekt kann – so mühsam das für ihn sein
mag.
• Hast du deine Lehrerin gefragt, ob sie dir den Stoff noch einmal
erklären könnte? Sie ist dafür verantwortlich, den Stoff so zu
vermitteln, dass du ihn verstehen kannst.
• Frage einen Mitschüler, ob er bereit ist, mit dir den Stoff noch
einmal durchzugehen. Vielleicht kann er ihn so erklären, dass der
Groschen fällt.
Prüfungsvorbereitung
Sich auf eine Prüfung vorzubereiten erfordert ein wenig Disziplin. Du machst am besten eine Art Trainingsplan – ähnlich wie ein
Sportler, der sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Dabei kannst
du so vorgehen:
• Du solltest möglichst genau wissen, was alles geprüft wird.
Wenn du nicht sicher bist, frage deine Mitschülerinnen oder
deinen Lehrer.
• Dann musst du dir klar werden, wie viel Zeit du für die Vorbereitung zur Verfügung hast.
• Jetzt kannst du den ganzen Prüfungsstoff in Portionen einteilen, so dass du jeden Tag einen nicht zu grossen Teil des Stoffes bewältigen musst. Wenn du genügend Zeit hast, kannst du
auch Tage einplanen, an denen du nichts für die Prüfung lernst.
Eine gute Planerin erkennst du daran, dass sie mitten in der
Prüfungsvorbereitung locker und ohne schlechtes Gewissen
ins Kino gehen kann.
• Plane auch genügend Zeit für eine Repetition des Gelernten
ein.
nnn
Zum Nachdenken:
Welche Menschen bewunderst du besonders? Zähle zwei
oder drei auf. Was denkst du: Wie haben sie wohl das erreicht, was du an ihnen bewunderst? Damit du nicht nur Vermutungen anstellen musst, kannst du ja versuchen, möglichst viel über ihr Leben herauszufinden. Vielleicht kannst
du der Klasse kurz darüber berichten. Haben solche Menschen wohl ein Erfolgsrezept, das du für dich auch anwenden könntest?
124
n n n Nachhilfe
Wenn du in einem Fach grosse Mühe hast, kannst du dir eine
Nachhilfe organisieren. An den meisten Schulen gibt es Pinnwände, wo ältere Schülerinnen Nachhilfe anbieten. Zudem gibt es in
vielen Orten professionelle Nachhilfe-Lehrer oder -Schulen. Erkundige dich und schaue im Telefonverzeichnis nach. Aber: Bevor
du oder deine Eltern viel Geld ausgeben, solltest du deine eigenen Möglichkeiten ausschöpfen.
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Das solltest du vermeiden…
• Eine riesige «Büffelei» am Abend vor der Prüfung oder ein mörderischer Stress in der letzten Woche
• Konflikte in der Familie oder mit Freunden
• Schlafmangel
• Mahlzeiten, die du verschlingst, ohne von deinen Büchern aufzublicken
Das wäre anzustreben…
• Beginne von Anfang an mit regelmässigem Lernen. Lasse es
nicht zu grossen Lücken kommen in den einzelnen Fächern.
Diese sind nur mühsam zu stopfen und können dich sehr belasten.
• Wenn du Konflikte hast – sei es mit deinen Eltern, deinen Freundinnen oder sonst jemandem – versuche, diese für einen Moment beiseite zu legen. Das tönt leichter, als es ist. Mach deinen Leuten klar, dass du einen Waffenstillstand brauchst.
• Wenn du sehr nervös bist, solltest du nach Möglichkeiten suchen, dich zu entspannen. [siehe auch: Entspannung]
• Am Abend vor der Prüfung solltest du nichts mehr machen.
Gönne dir ein besonderes Vergnügen.
Austausch für Schülerinnen
Das Prinzip ist einfach: du suchst einen Ferienplatz bei einer Familie in der Westschweiz oder im Tessin. Im Gegenzug bietest
du deinem Austauschpartner einen Ferienplatz bei dir an. Ob du
nnn
Schule
andere Leute kennen lernen, eine andere Region entdecken oder
endlich einmal deine Fremdsprachenkenntnisse im Alltag anwenden willst – so ein Austausch lohnt sich allemal. Information findest du unter www.echanges.ch.
Austausch für Klassen
Zwei oder mehrere Klassen aus einer beliebigen Schule, d.h. Lehrer/innen und Schüler/innen, arbeiten während einer längeren
Zeit mit einer Partnerschule in der Schweiz oder im Ausland zusammen. Vielleicht kommt es sogar zu gegenseitigen Besuchen.
Informiere dich unter www.echanges.ch und sprich mit deinem
Lehrer.
Für weitere Angebote wie Lehrlingsaustausch und Sprachaustausch frage deine Lehrerin. [siehe auch: Lehrlingsaustausch]
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sprachaustausch»]
nnn
Konflikte mit einem Lehrer
Fühlst du dich von einer Lehrerin ungerecht behandelt? Fühlst du
dich immer wieder blossgestellt oder beleidigt? Unternimm etwas dagegen, und zwar kannst du so vorgehen:
• Suche immer zuerst das Gespräch mit dem betreffenden Lehrer. Gehe aber nicht gleich auf Angriff. Erkläre ruhig, was du
erlebst und wie du dich dabei fühlst. Bestimmt ist es möglich,
eine verträgliche Lösung zu finden.
• Wenn sich die Situation trotz deinen Bemühungen nicht ändert,
kannst du ein Gespräch mit der Schulleiterin verlangen und
nnn
125
Schule
deine Lage schildern. Vielleicht gibt es in deinem Schulhaus
auch eine Lehrerin, die für solche Fälle Kontaktperson ist, oder
einen Schulsozialarbeiter. Halte deine Eltern auf dem Laufenden. Vielleicht kommt es zu einem Gespräch mit allen Beteiligten, d.h. mit dir, deinen Eltern, dem Lehrer und der Schulleiterin
oder der Kontaktperson.
• Falls der Konflikt trotz mehreren Gesprächen bestehen bleibt,
kann weitere Hilfe in Anspruch genommen werden. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Schule, Schwierigkeiten»]
Schulsozialarbeit
Probleme solltest du nicht vor dir her schieben. Es nützt auch
nichts, ihnen auszuweichen. Du solltest möglichst schnell «den
Stier bei den Hörnern packen» und mutig nach einer Lösung
suchen. Wenn du zu lange wartest, kann es sein, dass die Pronnn
126
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
bleme immer grösser werden und es immer schwieriger wird,
sie in den Griff zu bekommen. [siehe auch: Adressverzeichnis:
Stichwort «Jugendberatung»] In verschiedenen Schulhäusern gibt es Schulsozialarbeiter. Sie
sind dazu da, dir zu helfen, wenn du Fragen oder Probleme hast.
Auch deine Eltern, andere interessierte Menschen und Lehrerinnen können sich an sie wenden. Die Schulsozialarbeiter sind
meist im Schulhaus zu gewissen Zeiten in einem Büro anwesend.
Du kannst einfach mal vorbei gehen. Die Schulsozialarbeiterin
wird ein offenes Ohr für dich haben und mit dir zusammen überlegen, wie du dein Problem lösen könntest und wer dich dabei
weiter unterstützen könnte. Sie steht unter Schweigepflicht, d.h.
sie darf nichts von dem, was du ihr anvertraust, weitersagen. –
Falls an deiner Schule dieses Angebot besteht oder eingeführt
wird, wirst du in der Klasse informiert.
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Berufswahl
Berufswahl
Zögere nicht, einmal hinzugehen. Wenn du willst, kannst du ja
eine Freundin mitnehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Berufswahl»]
Das BIZ bietet dir Folgendes:
Die Berufswahl ist eine wichtige Entscheidung in deinem Leben.
Du allein bist dafür verantwortlich, niemand anderes kann und soll
sie für dich treffen. Viele Jugendliche neigen dazu, die Berufswahl
aufzuschieben und zu denken: «Ich habe ja noch Zeit, irgendwann
weiss ich dann, was ich werden will.» Aber: Der Berufsentscheid
fällt dir nicht in den Schoss. Du musst dich aktiv darum bemühen,
Informationen sammeln, Leute nach ihren Erfahrungen fragen, selber Erfahrungen machen, deine Stärken und Schwächen kennen
lernen usw. Dafür solltest du dir genügend Zeit nehmen – und auch
die Hilfe, die es gibt, in Anspruch nehmen. Die Berufswahl ist in
der Oberstufe (8. Klasse) ein Teil des Lehrplans. Du wirst also in
der Klasse die Möglichkeit haben, dich mit der Berufswahl auseinander zu setzen und verschiedene Berufe kennen zu lernen. Nütze
diese Gelegenheit, entwickle Ideen, lasse dich vielleicht auch auf
etwas ganz Ungewöhnliches ein. Vielleicht entdeckst du an dir Fähigkeiten oder Interessen, an die du nie gedacht hättest.
Das Berufsinformationszentrum (BIZ)
Das BIZ ist der geeignete Ort, wenn es um deine Berufswahl geht.
nnn
Berufs- und Studienberatung
Die Berufsberatung besteht darin, dass du mit einer Berufsberaterin über deine Situation sprichst. Du kannst einen Termin
abmachen, indem du direkt ins BIZ gehst oder anrufst. Manchmal genügt ein einziges Gespräch, vielleicht gehst du aber auch
mehrmals hin.
Der Berufsberater hilft dir…
…über deine Berufswünsche nachzudenken.
…dir klar zu werden, wo deine Interessen liegen.
…deine Stärken und Schwächen sachlich zu beurteilen.
…verschiedene Möglichkeiten miteinander zu vergleichen.
…den Mut zu einer Entscheidung zu finden.
Die Studienberatung hilft dir bei folgenden Fragen: Willst du studieren? Kennst du alle möglichen Studienrichtungen? Oder willst
du gar nicht an eine Universität? Weisst du Bescheid über die
Möglichkeiten, die dir sonst noch offen stehen? Die akademische
127
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Berufswahl
Berufsberatung hilft dir, deine Situation zu ergründen, mögliche
Wege miteinander zu vergleichen und mit dir zusammen auszuloten, welche Ausbildung zu dir passen würde.
Berufsinformation
Das BIZ ist eine Art Bibliothek. Du findest alle möglichen Bücher,
Broschüren und Unterlagen, die es zu den verschiedenen Berufen gibt. Zudem stehen dir Computer mit Internetzugang zur Verfügung. Du kannst dich frei bewegen und ungestört suchen und
lesen, was du willst. Zu den einzelnen Berufen gibt es Mappen mit
den nötigen Informationen. Diese und weitere Unterlagen kannst
du auch ausleihen. Das BIZ informiert dich über
• Berufsgruppen und einzelne Berufe
• Ausbildungsgänge, Weiterbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten
• Zwischenlösungen
• Öffentliche und private Schulen
• Offene Lehr- und Schnupperlehrstellen
• Stipendien, d.h. finanzielle Unterstützung [siehe: Stipendien]
128
n n n Zwischenlösungen
Es gibt gute Gründe dafür, zwischen deiner Schulzeit und der Berufsausbildung etwas anderes zu machen, z.B.:
• Du bist dir noch zu wenig im Klaren, was du werden möchtest.
• Du hast noch keine passende Lehrstelle gefunden.
• Du möchtest deine Schulbildung verbessern.
• Du kannst deine Berufsausbildung erst mit einem bestimmten
Alter beginnen.
• Du hast eine Aufnahmeprüfung nicht bestanden.
• Du willst ein wenig Distanz zu deinen Eltern.
• Du hast genug von der Schule und möchtest einmal etwas mit
deinen Händen machen.
• Du möchtest eine Sprache lernen
• usw.
Du hast verschiedene Möglichkeiten, eine Zwischenzeit sinnvoll
auszufüllen. Du kannst eine weitere Schule – z.B. das 10. Schuljahr oder eine Sprachschule – besuchen, eine praktische Tätigkeit
ausüben oder beides miteinander kombinieren. Überlege dir gut,
was du mit einer Zwischenlösung erreichen willst, und lasse die
finanzielle Planung zusammen mit deinen Eltern nicht ausser
Acht. Im BIZ findest du zu allen möglichen Zwischenlösungen
Unterlagen.
Schnupperlehre
Wenn du dich für einen bestimmten Beruf interessierst, solltest du eine Schnupperlehre machen. Sie dauert 3 bis 5 Tage.
Während dieser Zeit arbeitest du in einem Betrieb deiner Berufssparte mit und kannst überprüfen, ob die Vorstellungen,
die du von deinem Wunschberuf hast, mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Denke daran, dass jeder Beruf angenehme, aber
auch weniger angenehme Seiten hat. Einen Beruf, der nur Spass
nnn
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
macht, gibt es nicht. Vielleicht machst du die Schnupperlehre
in einem Betrieb, der auch offene Lehrstellen hat. Dann kannst
du feststellen, ob du dir eine Lehre in diesem Betrieb vorstellen
könntest. Umgekehrt hat aber auch deine Schnupperchefin die
Gelegenheit, dich zu «beschnuppern» und sich zu überlegen, ob
sie dich später als Lehrling anstellen möchte oder nicht. Es ist
also wichtig, dass du einen möglichst guten Eindruck machst.
Denke dabei an Folgendes:
• Erscheine pünktlich am Arbeitsplatz.
• Achte darauf, dass du gepflegt und sauber angezogen bist.
• Gib dich so, wie du bist. Du musst nicht den «Coolen» raushängen, aber auch nicht übertrieben freundlich sein und tausend
Fragen stellen.
• Zeige dich an der Arbeit interessiert und versuche das, was du
machen musst, möglichst sauber auszuführen.
• Vergiss nicht, für eine absolvierte Schnupperlehre eine Bestätigung zu verlangen, auch wenn sie nur wenige Tage gedauert
hat. Solche Dokumente werden dir beim Zusammenstellen der
Bewerbungsunterlagen nützlich sein. [siehe auch: Bewerbung]
Eine Lehrstelle finden
Suche möglichst früh nach einer Lehrstelle. Je nach deinem Berufswunsch ist das Angebot an Lehrstellen klein oder gross. Das
BIZ kann dir weiterhelfen.
• Frage im BIZ nach dem Lehrstellennachweis (auch: LENA) für
deinen Wunschberuf. Das ist eine Liste mit allen Betrieben, die
für einen bestimmten Beruf Lehrstellen anbieten. Die Liste gibt
Berufswahl
dir auch Auskunft darüber, wo noch Lehrstellen offen sind.
• Erkundige dich in deinem Bekanntenkreis. Oft kennt ein Verwandter oder Nachbar jemanden, der in einem Betrieb deines
Wunschberufs arbeitet. «Vitamin B» (d.h. gute Beziehungen)
kann dir die Sache erleichtern.
• Lies die Stelleninserate in den Zeitungen. Viele Berufsverbände haben zudem eigene Fachzeitschriften, wo auch Lehrstellen
ausgeschrieben sind.
• Freilich kann dir auch das Internet bei deiner Suche sehr nützlich sein.
• Frage vielleicht direkt in den Betrieben deiner Umgebung an.
Am besten gehst du persönlich vorbei, nachdem du dort telefonisch einen kurzen Termin vereinbart hast.
nnn
129
Lehre
Lehre
«Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig
Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder
achtzig Jahre zählen.» Henry Ford I.
Die Bewerbung
Hast du von einer offenen Lehrstelle erfahren [siehe auch: Berufswahl] und bist daran interessiert, dann schickst du deine
Bewerbungsunterlagen an die angegebene Adresse. Das Dossier mit deinen Unterlagen solltest du möglichst sorgfältig
zusammenstellen, denn es ist das erste und vorerst einzige,
was dein allfälliger künftiger Lehrmeister von dir zu sehen bekommt.
Die Art und Weise, wie solche Dossiers gestaltet werden, ändert
sich im Lauf der Zeit. Folgendes gehört aber immer dazu:
• Persönliches Bewerbungsschreiben (handschriftlich oder gedruckt, mit Unterschrift). In diesem Schreiben wendest du dich
an die Kontaktperson, die im Inserat erwähnt ist, an den Ausbildungschef, die Chefin des Betriebs oder an den ganzen Betrieb.
Du erklärst kurz, wofür du dich bewirbst, was deine Motivation
nnn
130
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
dazu ist, wie deine aktuelle Situation aussieht und inwiefern du
dich für diese bestimmte Ausbildung eignest.
• Lebenslauf (gedruckt). Da führst du alles auf, was du in deinem
Leben bisher an Ausbildungen gemacht hast, zuerst die obligatorischen, dann aber auch freiwillige wie Schnupperlehren [siehe auch: Schnupperlehre], Sprachkurse, Computerkurse [siehe
auch: Freizeit] usw. Links schreibst du das Jahr und die Dauer
der Ausbildung, rechts die genaue Bezeichnung und den Ort.
Erwähne die Sprachen, die du sprichst, und informiere darüber,
ob du sie auch schreiben kannst. Vergiss nicht, deine besonderen Fähigkeiten zu erwähnen. Nicht zu vergessen: An den
Anfang des Lebenslaufs gehören die Angaben zu deiner Person
und – falls du dein Dossier möglichst ansprechend gestalten
willst – ein gutes Passbild von dir.
• Unterlagen (Kopien, keine Originale). Alle Ausbildungen, die
du im Lebenslauf erwähnst, solltest du belegen. Lege Kopien
deiner Zeugnisse, Bestätigungen und Berichte bei, und zwar
in der gleichen Reihenfolge, in der sie im Lebenslauf stehen.
Lebenslauf und Unterlagen bleiben für jede Bewerbung gleich.
Und weil meistens nicht gleich die erste Bewerbung erfolgreich
ist, machst du am besten genügend Kopien, damit du nicht jedes Mal von neuem alles mühselig zusammentragen musst.
Empfehlenswert ist eine Mappe oder eine Schublade, wo du
alle deine Bewerbungsunterlagen aufbewahrst.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Vorlagen, Beispiele und weitere nützliche Informationen findest
du unter www.berufsberatung.ch.
Auch der Charakter zählt
Ob du dich für eine Lehrstelle oder sonst für eine Arbeit bewirbst
– wichtig sind nicht nur Zeugnisse, Zertifikate und Diplome, sondern auch persönliche Charaktereigenschaften wie zum Beispiel:
• die Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten
• Ehrlichkeit
• Respekt den Arbeitskollegen und den Vorgesetzten gegenüber
• Kreativität und eigene Initiative
• Ausdauer
• Verantwortungsgefühl
• Organisationsgeschick
• usw.
Das Vorstellungsgespräch
Wenn ein Betrieb an deiner Bewerbung interessiert ist, wirst du
zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Da wollen dich die
Leute, die allenfalls mit dir zu tun haben werden, kennen lernen
und sich ein Bild von deinem Auftreten, deiner Persönlichkeit und
deinen Fähigkeiten machen. Möglicherweise bist du aufgeregt
vor einem solchen Gespräch. Bedenke aber: Die Leute, die das
Gespräch führen werden, haben keinen psychologischen Röntnnn
Lehre
genblick. Sie reagieren auf dich nicht anders als die meisten
Leute, denen du sonst begegnest.
• Überlege dir vorher, welche Fragen dir gestellt werden könnten und was du darauf antworten würdest. («Warum wollen
Sie gerade diesen Beruf ergreifen?», «Was sind Ihre Stärken?»,
«Worin bestehen Ihre Schwächen?» usw.) Du kannst das Frage-Antwort-Spiel z.B. mit einer Freundin üben.
• Überlege dir auch, welche Fragen du stellen möchtest. («Wie
sieht mein Arbeitsplatz aus?», «Für welche Aufgaben werde ich
eingesetzt?», «Wann kann ich mit Ihrer Antwort für die Lehrstelle rechnen?» usw.)
• Erscheine pünktlich und achte auf ein gepflegtes Äusseres.
• Versuche nicht, ein grosses Theater aufzuführen. Gib dich möglichst so, wie du bist.
n n n Der Lehrvertrag
Der Lehrvertrag bildet die notwendige Grundlage für jedes
Lehrverhältnis (Obligationenrecht (OR), Art. 344 – 346 a). Der
Lehrvertrag ist in schriftlicher Form abzufassen und bedarf der
Genehmigung der kantonalen Behörde. Im Lehrvertrag verpflichtet sich die Lehrfirma, den Lehrling für einen bestimmten Beruf
fachgemäss auszubilden. Der Lehrling verpflichtet sich, die Arbeit
im Dienste der Lehrfirma zu leisten. Der Lehrvertrag beinhaltet
folgende Punkte:
131
Lehre
• Art und Dauer der beruflichen Ausbildung
• Lohn
• Probezeit
• Arbeitszeit
• Ferien
• Sozial- und Zusatzleistungen (vor allem: AHV, IV, ALV, BVG [siehe auch: Versicherungen] und Weiterbildung)
Viele Teile des Lehrvertrags sind durch zwingende Bestimmungen
des öffentlichen und privaten Rechts bereits geregelt (z.B. OR)
und können nicht frei vereinbart werden. In vielen Betrieben gelten betriebliche Reglemente (z.B. Personalreglement). Im Lehrvertrag sollte auch die Bezahlung der obligatorischen Lehrmittel
geregelt sein.
• Die Arbeitszeiten. Gewisse Bestimmungen sind gesetzlich geregelt, z.B. im Zusammenhang mit Pausen, Feiertagen, Arbeiten in der Nacht, am Wochenende usw. Erkundige dich auf dem
BIZ.
• Der Lohn. Der Lohn wird meist monatlich in Form von Geld bezahlt. Er kann aber auch zum Teil in Form von Nahrung oder
Unterkunft entrichtet werden. Für Fahrten und Verpflegung
während der Arbeitszeit erhältst du eine Entschädigung. Möglicherweise bekommst du für besondere Leistungen einen zusätzlichen Lohn (auch: Gratifikation).
132
Während der Probezeit (in der Regel drei Monate) [siehe auch:
Arbeit] können du oder deine Lehrmeisterin das Lehrverhältnis je-
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
derzeit auflösen. Nachher braucht es gewichtige Gründe, um den
Lehrvertrag aufzulösen, z.B.
• keine Eignung für den gewählten Beruf, falsche Berufswahl
• Arbeitsverweigerung, Mangel an Disziplin
• Fehlverhalten des Lehrmeisters, unzumutbare Zustände am Arbeitsplatz
• Einverständnis des Lehrlings, seines gesetzlichen Vertreters
und der Lehrmeisterin
• Konkurs des Betriebes. In diesem Fall kannst du darauf bestehen, dass möglichst schnell eine andere Lehrstelle für dich gefunden wird.
Im Lehrbetrieb wirst du mit allen praktischen Bereichen deines
Berufs vertraut gemacht. Für das theoretische Wissen und für
Fächer der Allgemeinbildung (Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften) ist die Berufsfachschule zuständig. Du besuchst sie
ein- bis zweimal pro Woche. Der Unterricht ist obligatorisch.
n n n Das Lehrzeugnis
Am Ende deiner Lehre hast du das Recht auf ein Lehrzeugnis. Darin ist festgehalten, was du genau gelernt hast und von wann bis
wann deine Lehre gedauert hat. In der Regel steht auch einiges
über die Qualität deiner Arbeit, deine besonderen Fähigkeiten
und Leistungen und über deine Charaktereigenschaften drin.
Wenn nichts dergleichen im Zeugnis steht, kannst du verlangen,
dass es entsprechend ergänzt wird. Steht etwas im Lehrzeugnis,
was deiner Meinung nach nicht stimmt und dir Nachteile eintra-
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
gen könnte, gehst du so vor: Du nimmst Kontakt auf mit der Person, die das Zeugnis geschrieben hat, und fragst nach, wie die
einzelnen Ausdrücke oder Sätze gemeint sind. Vielleicht stellt
sich heraus, dass du etwas missverstanden hast. Wenn nicht,
hast du zwei Möglichkeiten:
• Du verlangst eine Berichtigung. Wenn dein Verlangen nicht erfüllt wird und dir die Sache wichtig genug erscheint, kannst du
dich an das Arbeitsgericht deines Bezirks wenden.
• Du verlangst eine Arbeitsbestätigung. Da steht ausser den Daten und der genauen Bezeichnung der Lehre nichts weiter.
n n n Berufsmatur
Die Berufsmatur (BM) kannst du als Lehrling als zusätzlichen
Bildungsabschluss während (BM1) oder nach der Lehre (BM2: 1
Jahr als Vollzeitschuljahr, 2 Jahre berufsbegleitend) absolvieren.
Sie verbindet berufliche Grundbildung mit erweiterter Allgemeinbildung. Dein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis ist dann integraler Bestandteil des Berufsmaturitätsabschlusses. Mit diesem
Abschluss erwirbst du die so genannte Studierfähigkeit und hast
Zugang zu Fachhochschulen deiner BM-Ausrichtung. Wenn du
später an einer universitären Hochschule studieren möchtest,
müsstest du nach Abschluss der Berufsmaturität zusätzlich den
einjährigen Passerellen-Lehrgang absolvieren.
Je nach Kanton werden bis zu fünf BM-Ausrichtungen angeboten:
• Technik, Architektur und Life Sciences
• Gestaltung und Kunst
• Gesundheit und Soziales
Lehre
• Wirtschaft und Dienstleistungen
• Natur, Landschaft und Lebensmittel
Weil die Berufsmaturität zur Grundbildung gehört, wird kein
Schulgeld erhoben, Kosten entstehen dir aber durch Lehrmittel,
externe Zertifikatsprüfungen und eventuell durch Sprachaufenthalte. Der eigentliche Aufwand liegt vielmehr darin, dass du mehr
Zeit und Energie in die schulische Arbeit investieren musst, denn
die BM ist natürlich um einiges vielseitiger und anspruchsvoller
als die normale Berufsschule. Die Grundlagenfächer sind in allen
BM-Ausrichtungen dieselben: Deutsch, Französisch, Englisch und
Mathematik. Die Schwerpunktfächer ergeben sich aus den einzelnen Ausrichtungen, also z.B. Chemie, Physik und Mathematik innerhalb der BM-Ausrichtung Technik, Architektur und Life Sciences oder Sozial- und Naturwissenschaften in der BM-Ausrichtung
Gesundheit und Soziales. Auf www.berufsberatung.ch findest du
weitere Informationen. [siehe auch Adressverzeichnis: Stichwort
«Berufswahl»]
n n n Schwierigkeiten in der Lehre
Hast du Schwierigkeiten im Lehrbetrieb oder in der Schule,
dann versuche etwas dagegen zu unternehmen, bevor sie dir
über den Kopf wachsen.
• Falls die Schwierigkeiten mit Mitarbeiterinnen im Betrieb, mit
Vorgesetzten, Mitschülerinnen oder Lehrern zu tun haben,
dann suche zuerst das Gespräch mit den Betroffenen. Vielleicht
findet ihr eine annehmbare Lösung. [siehe auch: Familie: Konfliktlösung, Schule: Konflikte mit einem Lehrer]
133
Lehre
• Ergibt sich trotz deinen Bemühungen keine Lösung, so nimm
mit der dafür vorgesehenen Stelle Kontakt auf. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Lehre, Schwierigkeiten»] Eine geeignete
Person wird dir helfen, die Situation zu klären und zu verbessern.
• Wenn die Schwierigkeiten nicht mit anderen zu tun haben, sondern mit dir selber, kann es sein, dass du Hilfe brauchst. [siehe
Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Psychische
Probleme»]
134
n n n Stipendien
Deine Eltern sind verpflichtet, für deine Erstausbildung aufzukommen. [siehe auch: Familie] Wenn aber das Geld knapp wird,
ist das kein Grund, auf eine Ausbildung nach deiner obligatorischen Schulzeit zu verzichten – sei es eine weiterführende Schule, ein Studium, eine Lehre oder eine Zweitausbildung. Du hast
als Schweizer oder als Ausländerin (C-Ausweis) das Recht auf
Stipendien, d.h. auf finanzielle Unterstützung. Die Höhe der Stipendien richtet sich nach der finanziellen Situation deiner Eltern.
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Du kannst dich auf dem BIZ informieren oder dich direkt an die
dafür vorgesehene Stelle wenden. [siehe Adressverzeichnis:
Stichworte «Berufswahl», «Stipendien»]
n n n Lehrlingsaustausch
Wäre es nicht spannend, für eine gewisse Zeit zu leben, als wärst
du eine andere? Diese Möglichkeit besteht: Du kannst einen Lehrlingsaustausch machen, d.h. du lebst und arbeitest für 2 bis 6
Wochen an einem anderen Ort, z.B. in einer anderen Sprachregion in der Schweiz oder im Ausland. Du wohnst bei der Familie
eines anderen Lehrlings, der ebenfalls einen Austausch machen
will. Es besteht also das Gegenrecht: Du bekommst in einer fremden Familie Unterkunft und Essen, und deine Familie bietet dies
einem fremden Lehrling. So kostet der Austausch nichts – ausser
dem Geld für die Reise. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Sprachaustausch»]
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Arbeit
Arbeit
«Die Arbeit, die tüchtige und intensive Arbeit, die einen ganz in
Anspruch nimmt mit Hirn und Nerven, ist doch der grösste Genuss im Leben.» Rosa Luxemburg
Mit welchem Alter darfst du arbeiten?
Freilich darfst du deiner Grossmutter, der Nachbarin oder sonst
jemandem etwas helfen und dafür ein Taschengeld annehmen –
egal wie alt du bist. Wenn du hingegen in einem Betrieb mitarbeiten willst, gelten folgende Bestimmungen:
nnn
Wenn wir Menschen ständig arbeiten müssten, würden wir verrückt – aber ebenso, wenn wir das ganze Leben lang absolut
nichts zu tun hätten. Das grosse Geheimnis liegt darin, eine gute
Mischung von Arbeit und Nichtstun zu finden.
Zum Nachdenken:
Viele Menschen sagen: «Ich lebe nicht für die Arbeit, sondern ich arbeite für das Leben.» Was denkst du über diese
beiden Möglichkeiten?
Einen rechten Teil deines Lebens bringst du damit zu, einer Arbeit
nachzugehen. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie du
dieser Zeit möglichst viel abgewinnen könntest. Eine Rolle spielt
dabei sicher die Berufswahl: [siehe: Berufswahl] Hast du dich für
eine Arbeit entschieden, die dir liegt und die auch ihre schönen
Seiten hat? Fast wichtiger noch ist aber die Einstellung, die du zu
deiner Arbeit hast.
Nach deinem 13. Geburtstag
Du darfst laut Gesetz leichte Arbeiten bis zu 8 Stunden pro Tag und 40
Stunden pro Woche arbeiten, allerdings nur während der Hälfte deiner
Ferien. Dies gilt auch bei einem Berufswahlpraktikum (Schnupperlehre), welches nicht länger als 2 Wochen dauern darf. Während der
Schulzeit darfst du maximal 3 Stunden pro Tag und 9 Stunden pro Woche arbeiten. Das Arbeitsverhältnis sollte durch einen Arbeitsvertrag
geregelt sein. Gewisse Arbeiten bleiben allerdings bis 18 verboten,
z.B. Service in Bars und Discotheken usw., andere bis 19, z.B. Arbeit
während der Nacht und an Sonntagen und sehr gefährliche Arbeiten.
Nach deinem 16. Geburtstag
Jetzt darfst du auch Arbeiten in einem Restaurant übernehmen,
was vorher verboten ist.
135
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Arbeit
Weitere Informationen findest du auch in der Broschüre «Jugendarbeitsschutz» des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO im Internet.
Denke daran: Alle Verträge (auch Arbeitsverträge), die du vor deinem 18. Geburtstag abschliesst, sind nur mit der Unterschrift deiner Eltern gültig. [siehe auch: Gesetze, die dich betreffen]
n n n Die Bewerbung
[siehe: Lehre]
Der Arbeitsvertrag
[siehe: Lehre]
nnn
Hüte dich vor Arbeiten ohne klar festgelegten Lohn und ohne
geregelte Arbeitszeiten – wie z.B. Hausieren, Verkauf auf Provision, Telefonmarketing ohne Grundlohn, Gelegenheitsarbeiten usw. Es kann sein, dass du viel Zeit aufwendest und dafür
schlecht oder gar nicht bezahlt wirst.
136
Und noch was: Im Internet und in Zeitschriften gibt es immer
wieder Stellenangebote, die dir das grosse Geld versprechen.
So wie «Verdienen Sie bis zu 10‘000 Fr. im Monat». Diese Inserate sind unseriös und es ist sehr unwahrscheinlich, dass du dort
wirklich etwas verdienst. Im Gegenteil, oft besteht sogar das
Risiko, dass du dich dabei verschuldest. Zum Beispiel wenn du
zuerst Geld dafür bezahlen musst. Hüte dich möglichst davor,
dich dort zu melden, auch wenn es verlockend klingt. Seriöse
Stellen findest du nur im offiziellen Stellenmarkt.
Das Arbeitsrecht
Im Arbeitsgesetz und im OR [siehe auch: Unsere wichtigsten Gesetze] ist alles rund um die Arbeit festgelegt. Hier sind nur einige
wichtige Bestimmungen, die dich interessieren könnten, aufgeführt. In Zweifelsfällen kannst du dich bei der dafür vorgesehenen
Stelle informieren. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»]
[siehe auch: Information zu Arbeit und Recht unter www.seco.ch]
nnn
Die Probezeit
Wenn du eine Stelle antrittst, gilt – wenn nicht anders vereinbart –
der erste Monat als Probezeit. Während dieses Monats hast einerseits du die Gelegenheit zu prüfen, ob du mit der Arbeit, den Mitarbeiterinnen, den Vorgesetzten usw. zurechtkommst. Andererseits
hat deine Arbeitgeberin die Möglichkeit, dich einzuschätzen und
zu sehen, ob du den Anforderungen gewachsen bist. Sowohl du
als auch dein Arbeitgeber können den Arbeitsvertrag mit 7 Tagen
Kündigungsfrist auflösen. Es kann vereinbart werden, dass die Probezeit länger dauern soll (maximal 3 Monate). Wenn du während
der Probezeit aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht arbeiten kannst, wird sie um die entsprechende Zeit verlängert.
Fernbleiben
Wenn du länger als 3 Tage krank bist, musst du in der Regel ein Arztzeugnis vorweisen. Solltest du während deinen Ferien krank sein,
so gelten die Krankheitstage nicht als Ferientage. Du musst allerdings ein Arztzeugnis als Beweis vorlegen. Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kannst, schuldet dir dein
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Arbeit
137
Arbeit
Arbeitgeber – sofern du mehr als drei Monate in seinem Betrieb
gearbeitet hast – für eine bestimmte Zeit Lohn. Die Dauer dieser
Zeit hängt von deinen Dienstjahren ab. Im ersten Jahr hast du – wenn
nicht anders geregelt – drei Wochen Anrecht auf Lohn. Häufig hat
der Arbeitgeber eine Kollektiv-Taggeldversicherung, die länger zahlt.
Ferien
Bis zu deinem 20. Geburtstag hast du das Recht auf mindestens
5 Wochen Ferien pro Jahr, nachher auf 4 Wochen. Denke daran,
dass bei Temporärarbeit, Hilfsarbeit oder Arbeitseinsätzen auf
Abruf die Ferien ausbezahlt werden, d.h. du bekommst anstelle
von Ferien mehr Lohn. Bis zu deinem 30. Geburtstag kannst du
zusätzlich eine Woche unbezahlten Jugendurlaub bekommen,
aber nur wenn du etwas Kulturelles, Soziales oder Sportliches mit
und für Jugendliche organisierst oder leitest, also z.B. ein Sommerlager der Jungwacht oder Pfadfinder. Informiere dich unter
www.sajv.ch (Stichwort «Jugendurlaub» anklicken).
138
Kündigung
Während der Probezeit kann der Arbeitsvertrag mit einer Frist von
7 Tagen gekündigt werden. Nach der Probezeit richtet sich die
Kündigungsfrist in der Regel nach deinen Dienstjahren. Im ersten
Dienstjahr beträgt sie einen Monat, vom zweiten bis zum neunten
Dienstjahr zwei Monate, nachher drei.
Unter gewissen Umständen kannst du eine fristlose Kündigung
bekommen, und zwar
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• Wenn es zu einem Vertrauensbruch zwischen dir und deinem
Arbeitgeber gekommen ist.
• Wenn du durch grobe Fahrlässigkeit (z.B. Trunkenheit am Arbeitsplatz) dich oder andere gefährdest oder schädigst.
• Wenn du eine Straftat am Arbeitsplatz begehst (z.B. Diebstahl).
• Wenn du einen schweren beruflichen Fehler machst.
Auf keinen Fall darf dir aus folgenden Gründen gekündigt werden:
• wegen deiner Hautfarbe, deiner Nationalität, deines Geschlechts, deiner sexuellen Neigung usw.
• weil du deine Meinung frei äusserst, es sei denn, du verletzt
dadurch die Loyalitätspflicht gegenüber deiner Arbeitgeberin
oder ihre Ehre
• weil du dich in einer Gewerkschaft oder in der Politik engagierst
Diskriminierungsverbot
Mitarbeiterinnen dürfen aufgrund persönlicher Merkmale wie Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit, Sprache, Gesundheitszustand usw. weder direkt noch
indirekt benachteiligt (diskriminiert) werden.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz ist jede Benachteiligung aufgrund des Geschlechts gesetzlich verboten. Frauen dürfen nicht anders behandelt werden als Männer und umgekehrt und haben das Recht auf
gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Sexuelle Belästigung kann sich
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auf verschiedene Art zeigen:
• obszöne Zurufe oder Bemerkungen
• zudringliche Berührungen (insbesondere am Po oder an den
Brüsten)
• aufdringliche Annäherungen in Form von Einladungen oder Versprechen
• Zeigen von pornografischem Material
Reagiere sofort, wenn du sexuell belästigt wirst. Du kannst dabei so vorgehen:
• Rede mit der Person, die dich belästigt. Erkläre ihr, dass ihr Verhalten verboten ist, und fordere sie auf, sofort damit aufzuhören.
• Rede mit Leuten, zu denen du Vertrauen hast, und bitte sie um
ihre Unterstützung.
• Schreibe auf, was wann genau vorgekommen ist und wer allenfalls deine Aussage bezeugen könnte.
• Wenn sich die Situation nicht verändert, kannst du dich an deinen Vorgesetzten wenden. Er ist verpflichtet, dafür zu sorgen,
dass die Persönlichkeit seiner Mitarbeiterinnen respektiert und
geschützt wird.
• Du kannst eine Klage beim Gericht einreichen.
Das Arbeitszeugnis
Verlange immer ein Arbeitszeugnis (mit Angaben über die Qualität deiner Arbeit) oder eine Arbeitsbestätigung (ohne zusätzliche Angaben), wenn du mit der Arbeit in einem bestimmten
nnn
Arbeit
Betrieb aufhörst, auch wenn dein Einsatz nur kurz war. Dieses
Dokument dient dir dazu, bei einer künftigen Bewerbung deine
bisherigen beruflichen Einsätze und Erfahrungen zu belegen.
[siehe: Lehre, das Lehrzeugnis]
Achte darauf, dass folgende Angaben enthalten sind:
• Familienname, Vorname, allfällige Titel, Geburtsdatum, Bürgerort, Anstellungsdauer, Arbeitsort, zuletzt bekleidete Funktion
• Pflichtenheft, allfällige Beförderungen während der Anstellung
• Darstellung der internen bzw. externen Aus- und Weiterbildung, Fachwissen
• Qualifikation der Arbeitsleistung, Einstellung zur Firma
• Beurteilung des Verhaltens
• Gesamtqualifikation, Austrittsgrund
• Schlusssatz
Arbeitslosigkeit
Alle Arbeitnehmer sind gegen Arbeitslosigkeit versichert. Melde
dich, ohne zu zögern, auf dem dafür zuständigen Amt, [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»] und zwar in folgenden Fällen:
nnn
• Du findest trotz deinen Bemühungen nach deiner Schulzeit keine Lehrstelle und keine Arbeit.
• Du findest nach deiner Lehre oder deinem Studium keine Arbeit.
• Du hast die Schule, die Lehre oder das Studium abgebrochen
und findest keine Arbeit.
139
Arbeit
• Du hast die Kündigung erhalten oder eingereicht, und es ist dir
nicht gelungen, selber eine neue Arbeit zu finden.
Du hast nach einer bestimmten Wartefrist das Anrecht auf Taggelder. Über die Dauer der Wartefristen, die Höhe der Taggelder
und die Anstrengungen, die du zur Wiedereingliederung in den
Arbeitsprozess unternehmen musst, informiert dich das zuständige Amt. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»] [siehe
auch: Versicherungen, Arbeitslosenversicherung]
140
n n n Gewerkschaften
Gewerkschaften sind Interessengruppen, zu denen sich Arbeitnehmerinnen einer bestimmten Berufsgattung zusammenschliessen. Sie setzen sich für die Rechte der Mitglieder ein und versuchen die Bedingungen am Arbeitsplatz zu verbessern. Ihre Ziele
sind z.B.: gerechte Löhne, zumutbare Arbeitsplätze, Verkürzung
der Arbeitszeit, Kündigungsschutz, Weiterbildung, Datenschutz
usw. Zu ihren Angeboten gehört auch Folgendes:
• Rechtsauskünfte. Bist du unsicher, welche Rechte du als Arbeitnehmer in einer bestimmten Situation hast, kannst du dich an
das Sekretariat der Gewerkschaft deiner Berufsgattung wenden.
• Kultur- und Kursangebote. Die Gewerkschaften setzen sich
auch für das allgemeine Wohl der Arbeiterinnen ein und organisieren kulturelle Veranstaltungen und Kurse.
• Einige Gewerkschaften führen Jugendgruppen. Diese bieten
eine grosse Auswahl verschiedener Aktivitäten an. Informiere
dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Gewerkschaften»]
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Geld
Wir alle brauchen Geld zum Leben. Lerne mit Geld umzugehen und
mach dich schlau! Viele schnelle Angebote verlocken dazu, mehr
Geld auszugeben als du hast. Kreditkarten, Leasing und Abzahlungsverträge sind praktisch und verlockend, aber teurer. Behalte
den Überblick über dein Geld! Der Weg aus den Schulden ist anstrengend, lerne lieber von Anfang an, mit Geld umzugehen.
«Weise deinem Geld den Weg, anstatt dich zu wundern, wohin es
gegangen ist.» Budgetberatung Schweiz
Taschengeld und Jugendlohn
Wer weiss, was das Leben kostet, lernt mit Geld umzugehen. Mit
Taschengeld machen Kinder erste Erfahrungen mit Geld: Sie lernen, was Dinge, die sie sich wünschen, kosten und lernen sich zu
entscheiden. Taschengeld ist heute ein Primarschulthema. Wie viel
Taschengeld sollen Primarschüler, wie viel Mittelschüler bekommen? Richtlinien sind unter www.budgetberatung.ch abrufbar.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Geld»]
nnn
Geld
Während das Taschengeld vor allem für deine persönlichen Bedürfnisse in der Freizeit gedacht ist, geben immer mehr Eltern
ihren Jugendlichen einen so genannten Jugendlohn. Jugendliche
erhalten Geld für Kleider, Coiffeur, Bus, Velo, auswärts essen,
Handy, Freizeit und lernen nicht nur über die Freizeit sondern
über alle ihre Bedürfnisse zu entscheiden. Bekommst du einen
Jugendlohn, bist du auch selber für deine Auslagen verantwortlich und musst mit dem Geld haushalten. Du solltest dir mit dem
Jugendlohn in etwa das leisten können, was du bisher bekommen hast. Du oder deine Eltern können z.B. drei Monate lang aufschreiben, wofür für dich Geld ausgegeben wird. Oder du überlegst dir, was du das ganze Jahr für Kleider brauchst, wie häufig
du zum Coiffeur gehst, Bus fährst, auswärts isst und schreibst es
auf. Bist du interessiert an Jugendlohn, besprich es mit deinen
Eltern und zeig ihnen die Website www.jugendlohn.ch. Vieles
könnt ihr zusammen diskutieren. Die Eltern bestimmen aber, ob
sie Jugendlohn einführen wollen, für welche Lebensbereiche sie
dir die Kompetenz geben und wie viel Geld dir dafür zur Verfügung steht.
Wann bist du bereit für den Jugendlohn? Jugendlohn kann bereits ab 12 Jahren eingeführt werden, sinnvollerweise dann,
wenn du selbständiger werden willst oder die Eltern deine Selbständigkeit fördern wollen. Wenn du z.B. deine Hausaufgaben
141
Geld
selbst erledigst und mit dem bisher erhaltenen Taschengeld gut
klargekommen bist. Wie selbständig bist du?
Das Gute am Jugendlohn: Du lernst selbst Prioritäten zu setzen
und mit Geld umzugehen. Wenn du sparsam bei den Kleidern
bist, hast du mehr Geld für dein Handy. Du gehst sorgfältig mit
dem Velo um und sparst damit Reparaturkosten. Du kaufst weniger Markenprodukte, dafür reicht es vielleicht öfter ins Kino. Du
fährst mit dem Velo statt mit dem Bus. Fährst du Bus ohne Billett,
zahlst du selbstverständlich auch die Busse…
Es gibt Eltern, die nicht möchten, dass ihre Kinder über eigenes
Geld – auch kein Taschengeld – verfügen. Nicht in allen Familien
und nicht in allen Kulturen ist es üblich, dass Kinder eigenes Geld
besitzen. Es gibt Familien, welche nur ein geringes Einkommen
haben und mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Und es gibt
Eltern, die verschulden sich lieber, als den Kindern zu sagen, dass
vieles, das sie sich wünschen, einfach nicht drin liegt.
142
n n n Nebenjobs und Ferienjobs
Mit Neben- und Ferienjobs kannst du dein Taschengeld/deinen
Jugendlohn aufbessern. Rasen mähen, Kinder hüten, Hunde spazieren führen usw. sind gute Erfahrungen und vermitteln dir einen
realistischen Bezug zu Geld. Geld will verdient sein. Ferien- und
Nebenjobs sind in der Regel nicht in der Zeitung oder im Internet
ausgeschrieben. Vorsicht: Wenn im Internet Angebote mit hohen
Verdienstmöglichkeiten ausgeschrieben sind, dann ist das unseriös. Sei vorsichtig. [siehe auch: Der Arbeitsvertrag] Vielleicht
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kennst du aber jemanden in deinem Umfeld, der etwas anzubieten hat. Frage den Hauswart in der Schule oder nimm Kontakt mit
Firmen auf und frage nach. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Geld», siehe auch: Mit welchem Alter darfst du arbeiten?]
n n n Was weisst du über Geld und Lebenskosten?
Wenn in der Familie auch über Geld gesprochen wird, bist du
besser vorbereitet auf das, was später auf dich zukommt. Spricht
man in deiner Familie über Geld? Über Krankenkasse, Steuern,
Versicherungen, Autokosten, Miete, Budget, Sparen, Ferienkosten usw.? Hier das Beispiel eines Familienbudgets:
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Geld
Beispiel Familienbudget , Nettoeinkommen 5‘510, 2 Kinder (Zahlen: Budgetberatung CH, 2015)
Wohnen
1400.–
Haushalt: Nebenkosten, Essen
1170.–
Krankenkasse
960.–
Steuern (abhängig vom Wohnsitz)
290.–
Telefon, Internet, TV, Billag, ÖV-Kosten, Energie,
Abonnemente
360.–
In dieser Familie hat niemand ein neues iPhone, das liegt im Budget
nicht drin.
Kinderbetreuung, auswärtige Verpflegung, Weiterbildung, Haustiere, Ferien
400.–
Diese Familie hat kein Auto. Ein solches kostet im Durchschnitt
700.- bis 1‘000.- pro Monat.
Rückstellungen: Gesundheitskosten, Freizeit, Geschenke, Schule, Lager, Reserve
390.–
Äusserst knapper Budgetposten, für die Reserve wird monatlich
jeweils nicht viel übrig bleiben.
Persönliche Auslagen 2 Erwachsene und 2 Kinder
(pro Kind 70.-)
540.–
In dieser Familie beträgt der Jugendlohn max. 70 Fr. (Persönliche
Auslagen: 2 x 200 Fr. für die Erwachsenen, 2 x 70 Fr. für die Kinder).
Das ist sehr wenig – aber es reicht nicht für mehr.
Total
5510.–
Wohnen sollte höchstens einen Viertel des Einkommens ausmachen. Nicht immer findet man eine preisgünstige Wohnung.
Viele Familien haben Anspruch auf Prämienverbilligung der Krankenkasse.
Weisst du, ob deine Familie genug oder wenig Geld hat? Wenn deine Eltern wenig Geld haben, ist es schwierig für sie, wenn du sie ständig mit teuren Wünschen in Bedrängnis bringst.
Noch wichtiger als eigenes Geld ist, dass in eurer Familie über
Geld gesprochen wird.
143
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Geld
Lehrlingslohn – wie viel, wofür?
Geld, das du durch eigene Arbeit erwirbst, gehört dir. Aber wenn
du zu Hause lebst, haben die Eltern das Recht, von dir einen angemessenen Beitrag an die Haushaltskosten zu verlangen. Dein
Lehrlingslohn ist also nicht nur für deinen Ausgang bestimmt. Er
ist dazu da, dass du einen angemessenen Teil an den Haushaltsund Lebenskosten selber trägst. Dazu ist es nötig, dass du mit
deinen Eltern folgende Fragen besprichst und dass ihr zu einer
nnn
Lehrlingslohn
Bsp. 550 Fr.
DAS ZAHLE ICH
Kleider, Schuhe
Handy
Coiffeur, Hygiene
Ausgang, Sport
Etui, Stifte etc.
Fahrkosten
Auswärts essen oder Kost & Logis
100.–
70.–
(+ Eltern?)
Eltern
Selbstbehalt KK (zurückstellen)
Eltern
Total
Eltern/Betrieb
170.–
130.–
90.– *
20.–
Eltern
0.–
550.–
DAS ZAHLEN NOCH DIE ELTERN
80.–
30.–
40.–
180.–
10.–
100.–
Krankenkasse
Steuern
DAS ZAHLE ICH
Eltern/Betrieb
Zahnarzt, Optiker
144
Bsp. 850 Fr.
DAS ZAHLEN NOCH DIE ELTERN
70.–
30.–
30.–
140.–
10.–
100.–
Lager, Schulmaterial
Sparen
Lösung kommt, die alle Beteiligten mittragen.
Wie viel Geld steht dir für Kleider, Coiffeur, Handy, Taschengeld,
Sport, Ausgang, Hobbys zur Verfügung? Was kommen in der
Lehre für neue Auslagen dazu wie Fahrkosten, auswärts essen?
Zahlst du schon die Krankenkasse oder zahlen diese noch deine
Eltern? Ab welchem Einkommen gibst du daheim Geld ab für Kost
und Logis? Die Budgetberatung kann helfen, gemeinsam eine
gute Lösung zu finden. *ab 18 Jahren massiv erhöhte Prämien
Eltern
0.–
850.–
(Budgetbeispiele in Anlehnung an www.budgetberatung.ch, 2015)
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Du kannst auf deinen Namen ein Bank- oder Postkonto eröffnen.
Erkundige dich, die Bedingungen sind unterschiedlich. Die Eröffnung eines Lohnkontos und eines Sparkontos helfen dir, den Überblick zu behalten.
Aufs Lohnkonto lässt du dir deinen Lohn auszahlen. Über dieses
Konto begleichst du deine monatlichen Fixkosten (z.B. Miete, Krankenkasse, auswärtige Verpflegung usw.). Aufs Sparkonto kannst
du die monatlichen Rückstellungen sowie ausserordentliche Einnahmen einzahlen. Damit begleichst du später Unvorhergesehenes.
n n n Plastikgeld
Kredit- und Kundenkarten verleiten dich dazu, mehr Geld auszugeben als du hast. Du verlierst schnell den Überblick über dein Geld.
Jugendkonten können in der Regel nicht überzogen werden. Wenn
du kein Geld auf deinem Konto hast, kannst du auch nicht mit der
Karte zahlen. Das ist zwar ärgerlich, schützt dich aber. Benütze also
nur Karten, die den Betrag sofort belasten, so weisst du, ob du für
die Anschaffung noch Geld hast. Besorge dir eine Prepaid-Kreditkarte für deine Käufe im Internet. Sie funktioniert ähnlich wie das
Prepaid-Handy. Du kannst sie nur so lange belasten, wie du auch
Geld auf der Karte hast. Überlege dir gut, welche und wie viele Karten du wirklich brauchst und behalte deine Ausgaben im Blick.
Kredite und Leasing
Sofort etwas kaufen und besitzen, später zahlen – viele Angebonnn
Geld
te verlocken dich zum Geldausgeben, oft bevor du es dir leisten
kannst.
Leasing ist eine Art Miete, d.h. der Anbieter überlässt dir z.B. ein
Motorrad oder eine Waschmaschine zur Nutzung. Du bist aber
nicht die Eigentümerin des Gegenstandes, für den du die Raten
zahlst. Komplizierte Vertragsbestimmungen machen zudem einen vorzeitigen Ausstieg aus einem Leasingvertrag schwierig.
Nach Ablauf eines Leasings gehört der Gegenstand aber noch
nicht dir – häufig bestehen noch vertragliche Bedingungen zum
späteren Erwerb des Gegenstandes. Leasings sind teuer und die
Vertragsbestimmungen sind oft nur schwer zu verstehen. Lass
besser die Finger davon und kaufe, was du dir effektiv leisten
kannst.
Auch Abzahlungsverträge kommen dich meistens teurer, als
wenn du den Gegenstand direkt kaufst. Ein Beispiel: Ein TV kostet 1‘999 Fr. Du kannst ihn während 4 Jahren auf Raten für «nur»
52 Fr. pro Monat kaufen. 52 Fr. x 48 Monate = 2‘496 Fr. Somit bezahlst du schlussendlich 497 Fr. mehr, als wenn du den TV sofort
bezahlt hättest, ziemlich viel Geld, oder?
Kredite kannst du ab 18 Jahren aufnehmen. Doch Achtung: Kredite sind sehr teuer, weil die Zinsen für Kredite hoch sind! Kredite
werden aufgrund des Existenzminimums berechnet, doch im Alltag brauchst du häufig mehr Geld. Stimmen die Berechnungen
nicht mit den wirklichen Ausgaben überein, kommt dein Budget
schnell aus dem Gleichgewicht, was eben bedeutet, dass mehr
«raus geht» als «rein kommt». [siehe unten: Schulden]
145
Geld
Ein Beispiel:
Kredit 10‘000 Fr., Laufzeit: 5 Jahre, Zins: 13.9%
Totalkosten inkl. gesetzliche Abgaben: 14‘788 Fr.
Der Kredit kostet dich somit zusätzliche 4‘788 Fr.
Überlege es dir gut und unterschreibe nichts, ohne dass du vorher mit einer anderen Vertrauensperson darüber gesprochen
hast. Auch Budget- und Schuldenberatungen beraten dich.
Sparen
Kaufe Dinge, wenn du sie dir leisten kannst. So hast du deine
Ausgaben unter Kontrolle. Du musst zwar warten, aber es ist billiger und du bist an keine Verträge gebunden, die du nicht mehr
loswirst.
100 Fr. pro Monat sparen: 1 Jahr 1‘200 Fr. / 4 Jahre 4‘800 Fr. 200 Fr. pro Monat sparen: 1 Jahr 2‘400 Fr. / 4 Jahre 9‘600 Fr.
nnn
Schulden
Schulden sind offene finanzielle Verpflichtungen. Das ist an
sich noch nichts Schlimmes. Die meisten Hausbesitzer haben von
einer Bank Geld für den Hauskauf aufgenommen und zahlen die
Schulden und deren Zinsen nach und nach an die Bank zurück.
Die Bedingungen eines solchen so genannten Hypothekarkredites (Kreditsumme, Zinssatz, monatliche Raten der Rückzahlung
usw.) wurden vorgängig vertraglich geregelt. Viele Hausbesitzer
sind stolz, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ihr Haus vollständig
nnn
146
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bei der Bank bezahlt zu haben, sie haben wahrscheinlich während Jahren andere Bedürfnisse zurückgestellt und zuverlässig
ihre Schulden-Raten überwiesen.
Ein Leben mit Schulden ist also möglich, aber nur, wenn du dir
die ratenweise Rückzahlung der Schulden und deren Zinsen
wirklich über einen längeren Zeitraum leisten kannst, und dies
gilt nicht nur für einen Hauskauf. Beispiel: Wenn du jeden Monat
nach Bezahlung der laufenden fixen Kosten (z.B. Wohnungsmiete, Krankenkasse, Steuern, Versicherungsprämien) kaum noch
20 Fr. Geld übrig hast, kannst du dich auch nicht auf einen Auto-Leasingvertrag einlassen, der dich monatlich 250 Fr. kosten
würde.
Was schützt dich vor Verschuldung? Der bewusste Umgang mit
deinem eigenen Geld und deinen eigenen Bedürfnissen – du
weisst, wofür du wie viel Geld ausgeben kannst und hältst dich
auch an diese Vorgaben.
Die Einstellung «Ich gebe nur so viel aus wie ich habe» und die
Fragen «Brauche ich das? Kann ich mir das leisten?» sind im
Alltag hilfreich.
Zum Nachdenken:
Kennst du fünf Dinge, die Spass machen und kein Geld kosten? Hast Du Freunde, die dich mögen, auch wenn du nicht
das neueste Handy hast? Wie gehen deine Freunde mit ihrem Geld um? Sprecht doch mal darüber.
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Geld
147
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Teil 3:
du und die Gesellschaft
Gesetze, die dich betreffen…
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Gesetze, die dich betreffen…
Über Gesetze…
Warum ein Kapitel über Gesetze? Womöglich denkst du: «Gesetze
sind doch lästig – nichts als Verbote und Vorschriften. Wieso kann
ich nicht einfach machen, was ich will?» Die Antwort ist einfach:
Stell dir eine Gesellschaft vor, die absolut keine Gesetze kennt.
Alle können ihre Gelüste ausleben, wie sie wollen, und sich nehmen, was sie wollen. Die Gegenstände sind Freibeute und die
Menschen sind Freiwild, das nach Belieben gejagt werden kann.
Ziemlich ungemütlich, nicht?
nnn
150
Gesetze haben Vorteile…
In einer solchen Gesellschaft würde nur das Recht des Stärkeren
gelten. Unsere Vorfahren aus der Steinzeit regelten vermutlich ihr
Zusammenleben nach diesem Gesetz: Die stärkere Sippe stürzte
sich mit Gebrüll auf die schwächere, nahm ihr das frisch erlegte
Mammut weg und vertrieb sie aus ihrer Höhle.
Aber ist das denn gerecht? Warum sollen Schwächere weniger
Rechte haben als Stärkere? Schliesslich können beide nichts
dafür, dass sie stark oder eben schwach sind… «So ist halt die
Natur», könnte man sagen. Aber wir Menschen haben als einzige
Lebewesen auf diesem Planeten die Fähigkeit, über solche Dinge
nachzudenken und uns zu überlegen, wie wir die Natur etwas gerechter einrichten könnten. Und so entstanden in allen menschlichen Gemeinschaften Gesetze, und zwar zum Schutz der Menschen. Nicht nur vor brüllenden Horden, sondern auch davor, auf
andere Art unrecht behandelt zu werden – kurz: zum Schutz der
Menschen vor sich selbst.
«Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.» Marie von
Ebner-Eschenbach
Zum Nachdenken:
Die Regeln im Schulhaus, am Arbeitsplatz, in der Familie, im
Jugendtreff usw. sind auch eine Art Gesetze. Kennst du sie?
Bist du mit ihnen einverstanden? Hast du versucht, sie zu
verändern? Denke daran: Gesetze sind von Menschen gemacht. Und Menschen können sie verändern. Auch du!
Die Gesetze sind von Land zu Land verschieden und sie verändern
sich mit der Zeit, ebenso wie sich die Menschen selbst ändern.
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Zum Nachdenken:
Stell dir vor, du bist mit deinen Kolleginnen auf einer einsamen Insel. Was würdest du für Gesetze aufstellen? Probier
doch mal, ein einfaches Gesetzbuch zu schreiben, so ähnlich wie die 10 Gebote in der Bibel.
Gesetze sollen für alle gelten
Aber Vorsicht: Nicht alle, die sich mit Gesetzen auskennen, leben auch danach. Wer die Gesetze kennt, kennt auch die Gesetzeslücken und schlägt vielleicht für sich Vorteile daraus. Zudem
kommt es immer wieder vor, dass gerade Menschen, die in der
Gesellschaft eine Rolle spielen, ihre Machtposition ausnützen.
Sie spielen sich geheime Informationen zu, bereichern sich arglistig, lassen sich bestechen oder bestechen andere, schützen
sich gegenseitig davor, dass etwas auffliegt usw. Man spricht
in solchen Fällen von Korruption. Je nach Verbreitung und Duldung kann Korruption in einer Gesellschaft verheerende Folgen
haben. Korrupte Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass
sie einfache Menschen besonders streng kontrollieren und für
kleine Gesetzesbrüche hart bestrafen, gegenüber Mächtigen und
Einflussreichen aber viel grössere Gesetzesbrüche durchgehen
lassen. Eine menschliche Gesellschaft müsste aber gerade umgekehrt verfahren, nämlich mild sein gegenüber Einfachen, aber
streng gegenüber Mächtigen.
Gesetze, die dich betreffen…
«Es ist eine ewige Erfahrung, dass jeder Mensch, der Macht in
den Händen hat, geneigt ist, sie zu missbrauchen. Er geht so weit,
bis er Schranken findet.» Montesquieu
Wenn du in diesem Sinn zu einer menschlichen Gesellschaft
beitragen willst, dann musst du wach sein und darauf achten,
dass einflussreiche Menschen ihre Macht nicht missbrauchen.
Freilich solltest du aber bei dir nicht Halt machen und auch dich
selbst prüfen: Nützt du nicht deine Position zu deinem Vorteil
aus? Verlangst du nicht von anderen mehr als von dir selber?
Setzt du dich nicht über den Willen anderer hinweg?
Zum Nachdenken:
Wie werden Leute mächtig? Wie können sie ihre Macht behalten und durchsetzen? Wer hat z.B. in deiner Klasse Macht
und warum? Wann ist Macht gut, wann schlecht?
Wo bleibt deine Freiheit?
Du bist ein freier Mensch. Du hast auch die Freiheit, gegen die
Gesetze zu verstossen – aber dann musst du mit unangenehmen
Folgen rechnen. [siehe auch: Strafen] Die Verantwortung für dein
Leben trägst du allein. Du musst entscheiden, was für dich gut ist
und was nicht. Diese Freiheit ist etwas Grossartiges – und gleichzeitig eine riesige Herausforderung.
151
Gesetze, die dich betreffen…
n n n Die Schweizer Verfassung
Die Schweizer Verfassung hält die grundlegenden Menschenrechte fest. Einige davon sind:
• Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Es spielt also keine Rolle, wie viel Geld und Einfluss jemand hat…, für alle gilt
das gleiche Gesetz, und alle werden vor dem Gesetz gleich
behandelt.
• Jeder Mensch hat das Recht auf persönliche Freiheit. Kein
Mensch darf zudem gefoltert oder auf andere Art grausam,
unmenschlich oder erniedrigend behandelt werden.
• In der Schweiz sind die Meinungs-, Glaubens- und Informationsfreiheit gewährleistet. Du darfst also denken und glauben, was du willst, und darfst deine Meinung frei äussern
und verbreiten. Eine Ausnahme: Du darfst nicht menschenverachtendes Gedankengut – z.B. rassistische Gedanken –
verbreiten.
• Jeder Mensch hat das Recht auf eine Privatsphäre. Niemand
darf sich einfach so in dein Leben einmischen und z.B. deine
Post oder deine Telefongespräche kontrollieren.
Diese Rechte und Freiheiten scheinen dir vielleicht selbstverständlich. Aber sie gelten nicht in allen Ländern und werden
auch in der Schweiz immer wieder verletzt.
152
n n n Unsere wichtigsten Gesetze
Das Zivilgesetzbuch (ZGB) regelt die privaten Beziehungen. Es
legt alles fest, was mit Heirat und Scheidung, Eltern und Kin-
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dern, Besitz und Erbschaft zu tun hat. [siehe auch: Familie]
Das Obligationenrecht (OR) regelt das wirtschaftliche Leben.
Es bestimmt alles, was mit Firmen und Verträgen zusammenhängt. Die wichtigsten Verträge sind Miet-, Kauf- und Arbeitsverträge. [siehe auch: Arbeit]
Das Strafgesetzbuch (StGB) bestimmt die verschiedenen Arten
von Verstössen – Übertretungen, Vergehen und Verbrechen –
und die Art, wie sie bestraft werden. [siehe auch: Polizei]
Das Strassenverkehrsgesetz ordnet alles, was sich auf öffentlichen Strassen und Plätzen abspielt. Es betrifft nicht nur Motorfahrzeuge, sondern auch Fahrräder, Fussgängerinnen und
sogar Reiter. [siehe auch: Polizei]
Das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) hält fest, welche Substanzen als Betäubungsmittel gelten und wie damit umgegangen werden soll. [siehe auch: Gesundheit, Suchtmittel]
Gesetzestexte
Wenn du ein Gesetzbuch aufschlägst, merkst du bald, dass die
Texte ziemlich kompliziert sind. Das liegt daran, dass alle möglichen Fälle und Sonderfälle berücksichtigt werden müssen. Du
findest also eine Flut von Artikeln und Paragraphen mit unzähligen Unterabschnitten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Gesetzestexte»]
Es ist für dich mühsam, im Gesetzesdschungel das zu finden,
was dich betrifft. Die folgende Übersicht zeigt dir, was für dich –
je nachdem, wie alt du bist – wichtig ist.
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Gesetze, die dich betreffen…
n n n Deine
Rechte und Pflichten ändern sich mit zunehmendem Alter…
Vor deinem 10. Geburtstag
Du bist ein Kind und hast das Recht auf Gesundheit, Fürsorge und
Bildung. Du hast das Recht, deine Meinung zu sagen und angehört zu werden, und zwar in allem, was dich betrifft. [siehe auch:
Rechte des Kindes] Du fällst nicht unter das Strafgesetz. Es kann
dich also niemand strafen, ausser den Menschen, die für dich verantwortlich sind.
Vom 10. bis zum 18. Geburtstag
Du giltst vor dem Strafgesetz als Jugendliche. Somit bist du verantwortlich für Schäden die du absichtlich verursacht hast. Das
bedeutet: Wenn du eine Straftat begehst, reagiert die Jugendanwaltschaft (JUGA) mit geeigneten Strafen/Massnahmen. Sie kann
dir zum Beispiel einen Verweis erteilen, eine Arbeit auferlegen,
dich büssen oder sogar einschliessen. In schlimmen Fällen kann
sie dich in einem Heim oder einer Pflegefamilie platzieren. [siehe
auch: Strafen]
Ab deinem 13. Geburtstag
Du kannst leichte Arbeiten erledigen und dir ein Taschengeld verdienen. [siehe: Arbeit]
Ab deinem 14. Geburtstag
Du darfst den Führerausweis für Töffli und Traktoren erwerben.
153
Gesetze, die dich betreffen…
Du darfst aber erst Töffli oder Traktor fahren, wenn du die Prüfung
bestanden hast. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel, Töffli]
Ab deinem 16. Geburtstag
• Du hast die sexuelle Volljährigkeit erlangt. Du kannst sexuelle
Beziehungen zu allen Menschen eingehen, die nicht mehr als
drei Jahre jünger sind als du. [siehe auch: Schutzalter, Sexualität, sexuelle Gewalt]
• Du kannst frei darüber bestimmen, für welche Religion du dich
einsetzen möchtest oder ob du gar keiner Religion angehören
willst. [siehe auch: Religion]
• Du darfst Restaurants und Discos auch ohne Begleitung und
Einwilligung deiner Eltern nach 21.00 Uhr besuchen und es
dürfen dir leichte alkoholische Getränke (d.h. vergorene alkoholische Getränke wie Bier und Wein – nicht aber Getränke mit
gebranntem Alkohol wie Aperitifs, Schnäpse und Alcopops)
verkauft, ausgeschenkt und abgegeben werden. [siehe auch:
Gesundheit, Suchtmittel]
• Du kannst den Führerausweis für Motorfahrzeuge bis 50 cm3
(Roller) erwerben. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel]
154
Ab deinem 18. Geburtstag
• Du bist volljährig. Du hast das Recht, über dich selber zu bestimmen. Das bedeutet aber nicht, dass deine Eltern dir gegenüber
keine Verpflichtungen mehr haben oder dass die Beziehung, die
du zu ihnen hast, nichts mehr zählt. [siehe auch: Familie]
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• Deine Unterschrift ist rechtsgültig. Du kannst jetzt alles selber
unterschreiben, z.B. einen Mietvertrag, dein Absenzenheft
usw.
• Du hast als Schweizerin das Stimmrecht. Du kannst über alles abstimmen, was den Bund, den Kanton oder die Gemeinde betrifft. Zudem bist du wählbar für öffentliche Ämter, du
kannst also z.B. Gemeinderat werden.
• Du kannst den Führerausweis für Motorräder (bis 125 cm3)
und Autos erwerben. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel,
Auto]
• Du kannst heiraten.
• Die Post (von der Schule, dem Lehrbetrieb, von Ämtern usw.)
wird an dich adressiert.
• Es dürfen dir auch Getränke, die aus gebranntem Alkohol bestehen oder solchen enthalten (Aperitifs, Schnäpse, Alcopops
usw.) verkauft, ausgeschenkt und abgegeben werden. [siehe
auch: Gesundheit, Suchtmittel]
Sobald du einer regelmässigen Erwerbstätigkeit nachgehst
• Du musst Steuern bezahlen. Informiere dich rechtzeitig – z.B.
bei der Gemeinde – darüber, wie hoch die Steuern für dich
etwa sein werden und wann und wie du sie zahlen musst. Es
kann ratsam sein, das Geld für die Steuern nach und nach auf
die Seite zu legen, damit du sie dann zahlen kannst.
• Du kannst ein Post- oder Bankkonto eröffnen und bist persönlich verantwortlich dafür.
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Das Schutzalter
Im Strafgesetzbuch sind auch die sexuellen Beziehungen geregelt. In der Schweiz gilt das Schutzalter 16. Man geht davon aus,
dass Kinder unter 16 Jahren noch nicht reif genug sind, über ihre
sexuellen Beziehungen ganz allein zu bestimmen. Deshalb will
man sie davor schützen von Erwachsenen ausgenützt zu werden.
• Jeder Erwachsene, der mit einem Kind unter 16 Jahren sexuelle Handlungen vornimmt, wird bestraft. Er darf das Kind auch
nicht dazu verleiten, sich vor ihm nackt auszuziehen und zu
onanieren oder mit anderen Kindern Sex zu machen. Ebenso
wenig darf er dem Kind seine Geschlechtsteile zeigen und vor
ihm onanieren oder mit jemand anderem Sex machen.
• Jede Erwachsene, die einem Kind unter 16 Jahren Sexfilme oder
-magazine zeigt oder sie ihm zugänglich macht, wird bestraft.
• Sex ist ebenfalls verboten, wenn eine Jugendliche unter 18 Jahren zu einem Erwachsenen in einem Abhängigkeitsverhältnis
steht, d.h. wenn sie z.B. seine Schülerin, Lehrtochter oder Angestellte ist. Dieses Gesetz will verhindern, dass die Macht, die
der Erwachsene durch seine höhere Stellung hat, ausgenützt
wird.
• Sexuelle Handlungen mit unter 16-Jährigen sind nicht verboten, wenn der Altersunterschied nicht grösser als drei Jahre
ist. Ein Beispiel: Ein 15-jähriges Mädchen darf laut Gesetz mit
einem 18-jährigen Mann sexuelle Erfahrungen machen. Ist er
allerdings 19 Jahre alt, macht er sich strafbar. [siehe auch: Sexualität]
nnn
Gesetze, die dich betreffen…
Die Rechte des Kindes
Seit dem Juni 1994 gehört die Schweiz zu den Ländern, die das
UNO-Übereinkommen über die Rechte des Kindes unterschrieben haben. Im UNO-Übereinkommen wird einerseits der Schutz
des Kindes bekräftigt, und die Pflichten der Eltern gegenüber
dem Kind sind festgehalten. Andererseits steht aber auch, dass
das Kind im Lauf seiner Entwicklung mehr und mehr Rechte bekommen soll. Es soll nach und nach Verantwortung für sich und
sein Leben übernehmen können.
nnn
Das Kind hat folgende Rechte:
• Das Recht, dass seine Meinung berücksichtigt wird. In allen
Fragen und Angelegenheiten, die das Kind betreffen, darf es
seine Meinung frei äussern und – wichtig! – die Meinung muss
berücksichtigt werden.
• Das Recht mitzureden. Das Kind darf seine Wünsche mitteilen.
Zudem hat es das Recht, informiert zu werden und verschiedene Ideen und Meinungen kennen zu lernen.
• Das Recht, sich mit anderen zusammenzutun. Kinder dürfen
sich vereinigen und an Versammlungen teilnehmen oder selber
Versammlungen veranstalten.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir oder anderen Kindern diese Rechte nicht zugestanden werden, dann suche Hilfe. [siehe
Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Jugendförderung», «Jugendpolitik»] [siehe auch: Freizeit, Politik]
155
Gesetze, die dich betreffen…
Du und die Verkehrsmittel
Hier findest du das Wichtigste, was du im Zusammenhang mit
den verschiedenen privaten Fortbewegungsmitteln wissen
solltest und was dich interessieren könnte. Wenn du weitere
Informationen brauchst, dann wende dich an die Motorfahrzeugkontrolle (MFK) oder an einen Polizeiposten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Verkehr»]
nnn
156
Unter 14…
Du darfst noch keine Motorfahrzeuge führen. Du darfst aber alles benützen, was keinen Motor hat, z.B. Velos, Inline-Skates,
Scooter, Kickboards, Skateboards, Seifenkisten usw. Du solltest
aber Folgendes beachten:
• Das Velo ist das einzige dieser Fahrzeuge und Geräte, das
sich für den Verkehr eignet. Es hat nämlich gute Bremsen,
Frontlicht und Rückstrahler und lässt sich sicher lenken.
• Du bist dafür verantwortlich, dass an deinem Velo alles funktioniert. Besonders die Bremsen und – wenn du auch in der
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Dunkelheit fährst – das Licht sind wichtig. Du kannst von der
Polizei angehalten und ermahnt oder gebüsst werden, wenn
etwas nicht in Ordnung ist.
• In der 4. Primarschulklasse machst du die Fahrradprüfung.
Du lernst die wichtigsten Verkehrsregeln und Signale kennen
und übst das Fahren im Verkehr. Wann du mit dem Velo auf
die Strasse darfst, können deine Eltern entscheiden, sofern
du bereits schulpflichtig bist. Es wird aber empfohlen, dass
du erst nach der Fahrradprüfung mit dem Velo zur Schule
gehst, besonders dann, wenn auf deinem Schulweg viel Verkehr ist.
• Der Velohelm schützt dich vor schweren Kopfverletzungen –
aber natürlich nur, wenn du ihn trägst.
Inline-Skates, Skateboards, Kinderräder und ähnliche Geräte
gelten als fahrzeugähnliche Geräte (fäG). Mit diesen Geräten
darfst du nicht in den Verkehr. Die Nutzung von fäG ist im Gesetz
folgendermassen geregelt:
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• Kinder, Jugendliche und Erwachsene dürfen fäG auf Trottoirs,
Fusswegen, Längsstreifen für Fussgänger und Fussgängerzonen benutzen.
• Des Weiteren dürfen vorschulpflichtige Kinder in Begleitung von
Erwachsenen, schulpflichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene fäG auf Radwegen, in Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen benutzen. Auf der Fahrbahn von Nebenstrassen sind fäG
erlaubt, wenn Trottoirs, Fuss- und Radwege fehlen und das Verkehrsaufkommen zum Zeitpunkt der Benutzung gering ist.
Achte beim Herumfahren mit fäG auf Folgendes:
• Nachts und bei schlechter Sicht musst du wie beim Velo mit
Licht ausgerüstet sein.
• Es gelten dieselben Verkehrsregeln wie für Fussgänger.
• Gewähre den Fussgängern Vortritt.
• Trage immer Knie-, Handgelenk-, Ellenbogenschoner und einen Helm.
• Bevor du grosse Fahrten unternimmst, solltest du die Grundtechniken des Stürzens, Bremsens und Fahrens lernen. Frage
jemanden, der schon gut rollt.
• Fahre nie auf nassem Belag. Die Rutschgefahr ist zu gross.
Achte auf Risse, Unebenheiten, Steinchen, Dreck, Laub und Öllachen auf der Fahrbahn.
• Fahre vorausschauend, bremsbereit und in kontrolliertem
Tempo.
• Verhalte dich rücksichtsvoll gegenüber Menschen und Tieren.
Gesetze, die dich betreffen…
Mit 14…
Mit 14 darfst du die Töffli- und die Traktorprüfung machen. Mit
dem Töffli (auch: Motorfahrrad, Mofa) gewinnst du ein Stück
Freiheit und Unabhängigkeit. Aber du musst vorher eine theoretische Prüfung machen. Dazu gehst du so vor:
• Du brauchst zuerst ein Gesuchsformular. Ein solches bekommst du in einem Optik-Geschäft, bei der Einwohnerkontrolle, der Polizei oder der Motorfahrzeugkontrolle (MFK).
• Dieses Gesuchsformular füllst du gemäss der beiliegenden
Wegleitung vollständig aus. Die Prüfungsunterlagen, mit welchen du dich auf die Prüfung vorbereitest, kannst du in einer
Buchhandlung oder bei einem Fahrlehrer beziehen. Vielleicht
kannst du sie von einem Freund, der die Prüfung schon gemacht hat, ausleihen. Es gibt sie auch auf CD-ROM, schaue,
dass du die neueste Version der CD-ROM hast.
• Wenn du das Gesuch abgeschickt hast, erhältst du die Merkblätter (Ort, Datum, Zeit) für die Prüfung. Die Prüfung bezahlst
du dann vor Ort, d.h. wenn du zur Prüfung kommst.
• Lasse das Gesuch von deinen Eltern unterschreiben und schicke es an die MFK.
• Du musst (auch als Brillenträgerin) einen aktuellen Sehtest
beilegen, den du in einem Optik-Fachgeschäft machen lassen
kannst.
Für die Traktorprüfung (Kategorie G) musst du ebenfalls nur eine
theoretische Prüfung ablegen. Auch hier musst du wie bei der
157
Gesetze, die dich betreffen…
Töffliprüfung dasselbe Gesuchsformular gemäss Wegleitung vollständig ausfüllen und an die MFK schicken. Für die Traktorprüfung brauchst du mehr theoretisches Wissen. Mit dem Ausweis
der Kategorie G darfst du automatisch auch Töffli fahren, mit dem
Töffli-Ausweis aber nicht Traktor.
158
Mit 16…
Du kannst jetzt die Prüfung für die Kategorie A1 machen. Darunter fallen Motorräder mit einem Hubraum von höchstens 50 cm3
und einer Motorleistung von höchstens 11 kW (z.B. die meisten
kleinen Roller). Für diese Prüfung benötigst du die Bestätigung,
dass du den Nothelfer-Kurs [siehe unten] besucht hast. Du beantragst einen Lernfahrausweis [siehe unten] und innerhalb der
ersten 4 Monate besuchst du die obligatorische Grundschulung
(2 Halbtage, d.h. 8 Lektionen) und einen ebenfalls obligatorischen Verkehrskundeunterricht (4 Unterrichtseinheiten). In der
praktischen Grundschulung lernst du mit einem Fahrlehrer die
Handhabung des Motorrads und das Fahren im Verkehr. Deine
Fähigkeiten in diesem Bereich werden dann in einer praktischen
Prüfung kontrolliert. Im Verkehrskundeunterricht lernst du alles
Theoretische, das du im Verkehr wissen musst. Deine Kenntnisse
in diesem Bereich werden in der so genannten Basistheorieprüfung [siehe unten] abgefragt. Wenn du diese Basistheorieprüfung
einmal abgelegt hast und im Besitz des Führerausweises der Kategorie A, A1 oder B bist, musst du sie später nicht noch einmal
machen.
Zusätzlich hast du mit 16 die Möglichkeit, die Prüfung für die
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Kategorie F zu machen. Das ist eine Spezialkategorie, die Motorfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h (z.B.
Arbeitsmotorfahrzeuge und Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h sowie Motorkarren und landwirtschaftliche
Fahrzeuge, jedoch keine Kleinautos und keine Motorräder) umfasst.
Mit 18…
Jetzt darfst du die Autoprüfung (Kategorie B) und die Prüfung
für Motorräder (Kategorie A, beschränkt auf 25 kW; zu dieser
Kategorie gehören leichtere – früher bis 125 cm3 – Motorräder)
machen. Die Autoprüfung besteht aus zwei Teilen, einem theoretischen und einem praktischen. Damit alles reibungslos verläuft,
gehst du so vor:
• Du besuchst einen Nothelfer-Kurs. Da lernst du, wie du dich
verhalten musst, wenn du an einen Unfall gerätst, und wie
du Verletzten erste Hilfe leisten kannst. Den Nothelfer-Kurs
kannst du schon vor deinem 18. Geburtstag machen. Am
Schluss des Kurses erhältst du eine Bescheinigung, die 6 Jahre
lang gültig ist.
• Du beantragst einen Lernfahrausweis. Dazu benötigst du
das Gesuch um Erteilung eines Lernfahrausweises, welches
du bei der MFK bestellen kannst. Fülle das Gesuch gemäss
der beigefügten Wegleitung vollständig aus und sende es an
die MFK zurück. Der Lernfahrausweis wird dir ausgestellt, sobald du die Theorieprüfung erfolgreich absolviert hast. Der
Lernfahrausweis der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) ist 4
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Monate gültig, wird aber um 12 Monate verlängert, wenn du
nachweisen kannst, dass du die praktische Grundschulung innerhalb der ersten vier Monate erfolgreich absolviert hast. Der
Lernfahrausweis der Kategorie B ist 24 Monate gültig. Mit dem
Lernfahrausweis darfst du bereits deine ersten Fahrversuche
machen. Es muss dich allerdings jemand begleiten, der seit
mindestens drei Jahren den entsprechenden Führerausweis
besitzt (nicht auf Probe!) und das 23. Altersjahr vollendet hat.
Zudem musst du ein blaues Schild mit weissem L hinten am
Wagen gut sichtbar anbringen. Auf Lernfahrten mit einem Motorrad der Kategorie A1 oder A (beschränkt auf 25 kW) darf nur
dann eine Begleitperson mitfahren, wenn diese auch im Besitze des Fahrausweises der entsprechenden Kategorie ist.
• Du besuchst – falls du nicht schon im Besitz des Führerausweises der Kategorie A1 bist – einen Verkehrskundeunterricht,
der in der Regel 4 Unterrichtseinheiten zu jeweils 2 Stunden
umfasst. Da lernst du alles, was du im Verkehr wissen musst.
Du darfst diesen Kurs aber erst besuchen, wenn du den Lernfahrausweis hast. Erkundige dich bei einer Autofahrschule.
Bei manchen Fahrschulen hast du die Möglichkeit, dich auf
die Basistheorieprüfung vorzubereiten, indem du Fragebögen
ausfüllst.
• Mit der Bescheinigung im Original des Nothelfer-Kurses (nicht
älter als 6 Jahre) kannst du dich für die Basistheorieprüfung
anmelden.
• Du absolvierst die Basistheorieprüfung. Diese entfällt allerdings, wenn du sie bereits für den Führerausweis der Kategorie
Gesetze, die dich betreffen…
A1 [siehe oben] gemacht hast. Die Basistheorieprüfung ist 2
Jahre gültig.
• Fahrstunden bei einem Fahrlehrer sind nicht obligatorisch,
aber sehr empfehlenswert. An der praktischen Prüfung wird auf
korrektes Fahren geachtet. Dazu gehören Bewegungsabläufe
und verschiedene Einzelheiten, die du von Anfang an korrekt
einüben solltest. Wenn du das nicht tust, hast du geringe Chancen, die praktische Prüfung zu bestehen.
• An der praktischen Prüfung stellst du dein Können unter Beweis. Mit einem Experten fährst du eine gewisse Zeit durch die
Gegend, musst ein korrektes Fahrverhalten zeigen und verschiedene Situationen meistern, z.B. fahren auf der Autobahn,
rückwärts fahren, seitwärts parkieren, anfahren an einer steilen Strasse usw. Du hast drei Versuche, die praktische Prüfung
zu bestehen, bevor du zu einem Verkehrspsychologen musst.
• Wenn du die praktische Prüfung bestanden hast, bekommst
du den Führerausweis für 3 Jahre auf Probe. Während der Probezeit musst du eine zweitägige obligatorische Weiterbildung
absolvieren. Erst danach erhältst du den definitiven Führerausweis.
Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten, Prüfungen zu machen oder nicht zu machen, entstehen verschiedene Situationen.
Hier eine kleine Übersicht:
• Du willst Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) – und hast noch
nichts: Falls du weder die Autoprüfung noch die Prüfung für
die Kategorie A1 gemacht hast, musst du sozusagen vorne an-
159
Gesetze, die dich betreffen…
160
fangen: d.h. den Nothelferausweis machen, die Basistheorieprüfung ablegen, den Verkehrskundeunterricht besuchen, eine
obligatorische Grundschulung (3 Halbtage, d.h. 12 Lektionen)
besuchen und eine praktische Prüfung bestehen.
• Du willst Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) – und hast den
Führerausweis der Kategorie A1: Falls du schon im Besitz des
Führerausweises der Kategorie A1 bist, hast du die Basistheorieprüfung und eine obligatorische Grundschulung schon hinter dir. Du besuchst nur noch eine Grundschulung von 6 Lektionen, d.h. 2 Lektionen Repetition und 4 Lektionen für die neuen
Inhalte, und absolvierst eine praktische Prüfung.
• Du willst Kategorie A1 – und hast den Führerausweis fürs
Auto: Falls du schon den Führerausweis der Kategorie B hast
und nachträglich noch den Führerausweis der Kategorie A1 machen möchtest, besuchst du nur die obligatorische Grundschulung (2 Halbtage, d.h. 8 Lektionen). Eine praktische Prüfung
musst du nicht ablegen.
• Du willst Kategorie A (unbeschränkt, d.h. alle Motorräder,
auch die grossen Maschinen): Falls du bereits im Besitz des
Führerausweises der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) bist
und zwei Jahre Motorrad gefahren bist, ohne dass du im Verkehr negativ aufgefallen bist, kannst du bei der MFK schriftlich
den Antrag stellen, die Beschränkung 25 kW zu löschen. Dafür
musst du den Führerausweis einsenden. Falls du den Führerausweis der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) nicht hast,
darfst du erst ab 25 Jahren die Prüfung der Kategorie A (unbeschränkt) machen.
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Familie
Ein alleingültiges Familienmodell gibt es längst nicht mehr und
die ideale Familie erst recht nicht. Heute sind die Formen des Zusammenlebens sehr vielfältig. Auch du lebst vielleicht mit Vater
und Mutter, vielleicht aber auch bei nur einem Elternteil, bei der
Grossmutter, bei einer Pflegefamilie oder noch einmal anders –
und bestimmt bist du mit deiner Situation nicht immer restlos
zufrieden. Wie auch immer du lebst – wichtig ist Folgendes: Die
Personen, die zusammen eine Familie bilden, schulden sich gegenseitig Hilfe und Respekt und müssen aufeinander Rücksicht
nehmen. Dies ist nötig, damit eine Familiengemeinschaft überhaupt funktionieren kann.
Das gegenseitige Verhältnis von Eltern zu Kindern ist im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) geregelt. Dort steht beispielsweise
in Artikel 301, dass die Kinder den Eltern gehorchen müssen und
dass die Eltern den Kindern die Freiheit der Lebensgestaltung gewähren müssen, die ihrer Reife entspricht. Zudem müssen Eltern
in wichtigen Angelegenheiten, soweit es möglich und vernünftig
ist, auf die Meinung ihrer Kinder Rücksicht nehmen.
Familie
So viele Köpfe – so viele Meinungen
Bestimmt hast du schon bis zur Genüge gemerkt, dass nicht alle
Familienmitglieder immer die gleichen Interessen haben. Das
kann einerseits sehr mühsam werden und zu lästigen Auseinandersetzungen führen. Andererseits hast du aber die Gelegenheit,
dabei sehr viel zu lernen, z.B.
• mit anderen zu diskutieren
• deine Gefühle und Gedanken auszudrücken
• deine Meinung zu verteidigen
• anderen zuzuhören, neue Meinungen kennen zu lernen
• Rücksicht auf die Wünsche der anderen zu nehmen
• Kompromisse einzugehen und Enttäuschungen auszuhalten
• dich in eine Gruppe einzuordnen
nnn
Alle diese Fähigkeiten helfen dir, auch mit anderen Menschen
ausserhalb des Familienkreises zurechtzukommen.
n n n Deine Rechte und Pflichten
In der Familie hast du bestimmte Rechte, nämlich das Recht…
…zu wissen, wer du bist und woher du kommst.
…zu deinen beiden Eltern Kontakt zu haben und eine Beziehung
zu ihnen zu pflegen.
…in allen Fragen und Angelegenheiten, die dich betreffen, ange-
161
Familie
hört zu werden. Deine Meinung muss berücksichtigt werden. [siehe auch: Rechte des Kindes]
…über alles, was dich betrifft, informiert zu werden.
… auf Erziehung und Bildung.
162
Als kleines Kind wirst du behütet, deine Eltern wachen fast über
jeden Schritt, den du tust, und tragen die ganze Verantwortung für
dich. Je älter du wirst, desto selbstständiger wirst du und triffst
immer mehr Entscheidungen selber. Deine Freiheit wird grösser
– und damit wächst auch deine Verantwortung. Die Beziehung,
die du zu deinen Eltern hast, ist bis zu deiner Volljährigkeit, d.h.
bis zu deinem 18. Geburtstag durch eine Reihe von Bestimmungen
geregelt. Hier sind einige, die dich interessieren könnten:
• Deine Eltern müssen nicht nur für deinen Unterhalt (Unterkunft
und Ernährung), sondern auch für deine Erziehung und eine erste Berufsausbildung aufkommen. Für die erste Berufsausbildung
müssen sie auch aufkommen, wenn du älter als 18 bist, vorausgesetzt, du schliesst sie in einem annehmbaren Zeitraum ab.
• Vor dem Gesetz sind die Eltern verantwortlich für Schäden, die
du anderen zufügst. Sie müssen also unter Umständen in den
Geldbeutel greifen. Das heisst aber nicht, dass sie alle Dummheiten, die du anstellst, ausbaden müssen. Du verfügst über
so viel Vernunft und Entscheidungsfähigkeit, dass du einen
grossen Teil der Verantwortung für deine Handlungen selber
übernehmen und für deine Dummheiten geradestehen musst.
[siehe auch: Strafuntersuchung]
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• Deine Unterschrift ist nur zusammen mit der Unterschrift deiner Eltern gültig.
• Deine Eltern verwalten dein Vermögen. [siehe auch: dein Geld]
• Dein Einkommen gehört dir, ebenso Geschenke, die du allein
bekommen hast. Die Eltern haben aber das Recht, von dir einen Beitrag an die Haushaltskosten zu verlangen, wenn du zu
Hause lebst. [siehe auch: dein Geld]
• Du unterstehst der Autorität deiner Eltern. Mit anderen Worten: Sie sind für dich verantwortlich; damit sie aber diese Verantwortung wahrnehmen können, sind sie darauf angewiesen,
dass du ihnen in einem vernünftigen Mass gehorchst. Wenn
Konflikte innerhalb der Familie nicht selber gelöst werden können, besteht die Möglichkeit, im Bekanntenkreis oder bei einer
Beratungsstelle Unterstützung zu holen. [siehe auch: schwierige Konflikte]
n n n Konflikte
Es gibt strenge Eltern, weniger strenge, tolerante und sogar
gleichgültige – und es gibt folgsame, angenehme, pflegeleichte, aber auch eigensinnige, rebellische und sogar streitsüchtige
Kinder. Wie auch immer es bei dir zu Hause zu- und hergeht: In
jeder Familie kommt es zu Konflikten und Krisen. Du fühlst dich
vielleicht unverstanden, niemand hört dir zu, du hast zu wenig
Freiheit, möchtest länger im Ausgang bleiben, deine Eltern mögen deine Freunde nicht, du wiederum findest den neuen Freund
der Mutter unausstehlich usw.
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Konfliktlösung
Wichtig: Du und deine Eltern solltet nie aufhören, miteinander
zu sprechen und nach geeigneten Lösungen für den Konflikt zu
suchen. Für jeden Konflikt gibt es Lösungen und es lohnt sich,
danach zu suchen.
Zum Nachdenken:
Manchmal ist es gut, sich zurückzuziehen und eine Weile für
sich zu sein. Aber danach ist es oft schwierig, wieder einen
Schritt auf die anderen zuzugehen. Und je länger du diesen
Schritt nicht machst, desto schwieriger wird er, bis schliesslich die Beziehungen in der Familie abkühlen. Kann es sein,
dass du in einem solchen «kalten Krieg» lebst? Kann es sein,
dass du mit einem ersten Schritt viel verändern könntest?
Natürlich sind deine Eltern oft nicht deine Gesprächspartner erster Wahl. Aber ihr lebt unter einem Dach, und wenn ihr es gut
habt zusammen, kann das dein Lebensgefühl ganz schön verbessern. Ihr müsst allerdings bereit sein, vielleicht einen Schritt
vom eigenen Standpunkt abzurücken und auf einen Kompromiss einzugehen.
«Ein Kompromiss, das ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen,
dass jeder meint, er habe das grösste Stück bekommen.»
Ludwig Ehrhard
Familie
Dabei könnt ihr so vorgehen:
• Sammlung. Zuerst werden alle möglichen Lösungen für den
Konflikt gesammelt und aufgeschrieben. Wichtig ist, dass noch
nicht kritisiert wird und dass auch Lösungen aufgeschrieben
werden, die dir oder den andern Familienmitgliedern nicht gefallen. Es dürfen auch scheinbar dumme Lösungen genannt
werden.
• Diskussion. Jetzt werden die einzelnen Lösungen diskutiert.
Dabei geht es darum, möglichst sachlich zu bleiben, gute Gründe zu suchen, Vorteile und Nachteile aufzuzählen usw. Die
Wünsche jedes Einzelnen sollten respektiert werden. Wichtig:
Du solltest genügend Gelegenheit bekommen, deinen Standpunkt zu erklären. Eltern haben oft mehr Argumente. Es ist unfair, wenn sie nur deshalb jede Auseinandersetzung gewinnen.
• Einigung. Vielleicht wird bei der Diskussion schon klar, welche
Lösung die beste ist. Sonst werden die schlechtesten Lösungen
gestrichen, so dass nur noch wenige übrig bleiben. Darüber
wird noch einmal diskutiert. Wenn keine Einigung erreicht wird,
gibt es immer noch die Möglichkeit, eine Münze zu werfen.
• Bestätigung. Am Schluss wird die gewählte Lösung noch einmal bekräftigt und in besonders wichtigen Angelegenheiten
vielleicht sogar aufgeschrieben. Alle sollen bestätigen, dass
sie mit der gewählten Lösung einverstanden sind. Ihr könnt
ebenfalls vereinbaren, dass ihr nach einer bestimmten Probezeit noch einmal darüber sprecht, ob sich die Lösung bewährt
hat oder nicht.
163
Familie
Schwierige Konflikte
• Wenn du allein nicht weiterkommst, kannst du vielleicht jemanden (z.B. den Vater einer Freundin) fragen, ob er bereit wäre,
zwischen dir und deinen Eltern zu vermitteln. Auch professionelle Beraterinnen können dir eine solche Vermittlung anbieten.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»]
• Wenn du schlecht behandelt wirst, suche Hilfe bei jemandem,
dem du vertraust, z.B. bei einer benachbarten Familie. Denke
daran: Wenn du in deinem privaten Umfeld körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlebst, so spricht man von häuslicher Gewalt. Das ist nicht mehr die Privatsache deiner Eltern,
164
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
sondern ein Vergehen, das von unserem Staat nicht geduldet
wird. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Gewalt von deinen Eltern
oder einer anderen Person – z.B. einem Verwandten oder dem
Freund deiner Mutter – ausgeht. Ebenso spielt es keine Rolle,
ob deine Eltern verheiratet oder geschieden sind bzw. zusammen oder getrennt leben. Suche dann am besten professionelle
Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»]
Ebenso, wenn du nach einem grossen Streit dein Zuhause verlassen hast. In schlimmen Fällen antwortet die Polizei unter der
Nummer 117 oder 112. [siehe auch: sexuelle Gewalt] Mit professioneller Hilfe können dann Lösungen gesucht werden.
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Scheidung
Eltern streiten sich. Ähnlich wie bei den Streitereien in der Schule, mit dem besten Freund oder der Freundin schliessen auch sie
meistens wieder Frieden. Manchmal gelingt es aber auch den
Eltern nicht mehr, sich wieder zu versöhnen und zusammenzubleiben. Dann kann es zur Trennung und später zur Scheidung
kommen. Hast du gewusst, dass in der Schweiz fast jedes zweite
Ehepaar geschieden wird? Knapp die Hälfte davon haben unmündige Kinder. Sie sind verpflichtet, für diese für die Zeit nach
der Trennung und der Scheidung eine gute Lösung zu finden.
Was passiert dann mit dir?
In der Schweiz wird bei der Scheidung der Eltern über die Zuteilung der elterlichen Sorge für die Kinder entschieden. Das Scheidungsrecht sieht drei Möglichkeiten vor, die elterliche Sorge in
deinem Interesse zu regeln:
• Mutter und Vater üben die elterliche Sorge gemeinsam aus
• Die elterliche Sorge wird der Mutter zugeteilt
• Die elterliche Sorge wird dem Vater zugeteilt
«Früher war die Zukunft auch noch besser.» Karl Valentin
Scheidung
Eigentlich sollten sich deine Eltern auch nach der Scheidung weiterhin beide um dein Wohlergehen kümmern. Bei der gemeinsamen elterlichen Sorge ändert sich rechtlich gesehen für dich
nichts. Deine Eltern müssen sich jedoch in wichtigen Fragen wie
etwa deiner Wohnsituation, Erziehung, Bildung und Gesundheit
einigen können. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich
die Eltern in solchen Fällen gerade nicht einig sind und sich z.B.
darüber streiten, wo du nach der Scheidung wohnen sollst. Dafür
gibt es Eheberatungsstellen und Beratungsstellen für Mediation,
die deinen Eltern in diesen Fragen weiterhelfen können. Wenn
sie sich über die Zuteilung der elterlichen Sorge aber gar nicht
einigen können, muss das Gericht (in der Regel aufgrund eines
Gutachtens) entscheiden, ob künftig dein Vater oder deine Mutter bis zu deiner Volljährigkeit für dich sorgen sollen.
Welche Rechte hast du?
Kinder müssen im Scheidungsverfahren angehört werden. Es ist
wichtig, dass du mit der geplanten Zuteilung der elterlichen Sorge einverstanden bist. Du hast das Recht, vom Richter oder im
Auftrag des Richters von einer Psychologin oder einem Sozialarbeiter angehört zu werden. Wichtig: Niemand erwartet von dir,
dass du dich für oder gegen deine Mutter oder deinen Vater entscheidest. Danach solltest du auch gar nicht gefragt werden.
Du solltest aber die Möglichkeit nutzen, dich frei über deine
165
Scheidung
Erwartungen an deine geschiedenen Eltern für die kommenden
Jahre zu äussern.
Wen trifft die Schuld?
In der Regel niemanden, am allerwenigsten dich! Selbst wenn
deine Eltern sich oft um dich und um Fragen deiner Erziehung
streiten oder gestritten haben, trägst du keine Verantwortung
für ihre Konflikte. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Eltern sind erwachsen (wenn man es auch – besonders wenn sie sich streiten – nicht immer meinen könnte) und
können sich gut Hilfe von anderen Erwachsenen holen.
166
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Andere Kulturen
In der Schweiz leben über 8 Millionen Menschen. Fast ein Viertel der Bevölkerung stammt aus 140 anderen Ländern. Stell dir
diese Vielfalt an Sprachen, Religionen, Bräuchen, Denkweisen
und Lebensgewohnheiten vor – welch eine Bereicherung. Aber:
Wenn eine Gesellschaft so bunt durchmischt ist, sind die einzelnen Menschen herausgefordert. Sie sollten bereit sein,
aufeinander zuzugehen, Fremdartiges zu verstehen, Missverständnisse und Schwierigkeiten miteinander zu lösen, Vorurteile abzubauen usw. Dies gilt natürlich ebenso für so genannt
Einheimische wie auch für Zugezogene. [siehe auch: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus]
Mache dir Folgendes bewusst:
• Jeder Mensch ist ein Ausländer – fast überall auf der Welt.
• Jeder Mensch hat das Recht darauf, als Individuum für sich
betrachtet und beurteilt zu werden.
• Pauschalurteile – z.B. alle Deutschen reden gern, alle Schotten
sind geizig, alle Schweizer jodeln und blasen Alphorn – stimmen nie. Sei besonders vorsichtig: Es passiert sehr schnell,
dass man eine ganze Gruppe von Menschen abstempelt.
Andere Kulturen
Gerade Jugendliche können schmerzlich davon betroffen sein,
wenn verschiedene Kulturen aufeinander prallen. Einige mögliche Probleme sind hier kurz aufgeführt:
• Kulturkonflikt. Du lebst möglicherweise seit einiger Zeit hier
in der Schweiz, während deine Familie ursprünglich aus einem
anderen Land stammt. Bestimmt versuchst du, dich hier anzupassen, Freunde zu gewinnen, das Leben zu geniessen, so gut
es geht. Dazu gehört auch, dass du an den Freizeitaktivitäten
der Gleichaltrigen teilnimmst, d.h. dass du vielleicht Fussball
spielst, in den Ausgang gehst, durch die Stadt bummelst, mit
anderen plauderst usw. – Und vielleicht haben deine Eltern gerade damit grosse Probleme, weil sie in einer anderen Kultur
aufgewachsen sind, das Leben anders sehen und die Rollen,
die ihre Kinder ihrer Meinung nach übernehmen sollten, andere
sind. Sie befürchten vielleicht, dass du ihre Kultur nicht mehr
zu schätzen weisst, von der so anderen Mentalität hier verdorben wirst und auf die schiefe Bahn gerätst. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen kannst du das leicht nachvollziehen – und
nicht alle Ängste sind ja ganz unberechtigt. Und trotzdem lebst
du hier und hast ein Recht darauf, dich hier einzuleben und
wohl zu fühlen – ohne ständig auf allerlei verzichten und dich
immer am Rand deines Freundeskreises bewegen zu müssen.
• Unverständnis. Manche Schweizer Jugendliche denken nicht
über ihre eigene Nase hinaus und halten die Gewohnheiten
167
Andere Kulturen
und Ansichten, mit denen sie gross geworden sind, für die einzig richtigen. Deshalb kann es passieren, dass dir als Jugendliche aus einer anderen Kultur nur Unverständnis oder sogar
Ablehnung und Hass entgegen schlagen. Auch Jugendliche aus
verschiedenen Kulturen, die hier in der Schweiz zusammentreffen, können mit ähnlichen Vorurteilen und mit Verachtung aufeinander prallen.
• Integrationsprobleme. Die beschriebenen Schwierigkeiten
machen eine Integration nicht leicht. Und weitere kommen
dazu: die «sprachliche Hürde», politische Ausgrenzung, fehlende Arbeit usw. Leider entstehen daraus nicht selten Frust,
Einsamkeit, psychische und soziale Probleme.
168
Und was kannst du dagegen tun? Zugegeben: Solche Probleme
sind schwierig zu lösen und fordern die ganze Gesellschaft und
die Politik heraus. Dennoch:
• Falls du ganz persönlich betroffen bist und in irgendeiner Weise leidest, solltest du Hilfe suchen. Wende dich an die Jugendberatung in deinem Wohnort oder Kanton und frage, wer dir
gezielt helfen könnte. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»]
• Falls du von gewalttätigen Konflikten zwischen ausländischen
und Schweizer Jugendlichen weisst oder daran beteiligt bist,
dann habe den Mut, bei der Polizei eine Meldung zu machen
und auszusteigen. Wenn der Krieg bereits in den Herzen der
Jugendlichen, die in einem sonst friedlichen Land leben, an-
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fängt, wie soll er dann je in der Welt aufhören? Mit etwas gutem Willen kann man Menschen verstehen und akzeptieren,
auch wenn sie aus einer anderen Kultur stammen und anders
denken und empfinden. Wenn dies gelingt, hast du doppelt gewonnen: einmal, weil du einen kleinen, aber wichtigen Beitrag
zum Frieden geleistet hast – dann aber auch, weil du viel an
Erfahrung, Weltwissen und Toleranz dazu gewonnen hast.
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Wohnen
Bevor du ausziehst, lohnt es sich, ein Budget zu machen und
mit jemandem darüber zu sprechen. Die Freude über die eigene Wohnung ist gross und dies hoffentlich auch noch ein paar
Monate später! Die Miete inklusive Nebenkosten sollte nie
mehr als ein Viertel deines Budgets ausmachen. Viele junge
Menschen haben keine Erfahrung mit Versicherungen, Krankenkassen, Nebenkosten, Gas-, Wasser-, Heizkostenrechnungen,
TV-Radio-Anschluss, Versicherungen und Steuern. Behilflich
dabei können dir Budgetvorlagen und Budgetrechner aus dem
Internet sein. Leg monatlich Geld für Steuern, jährliche Rechnungen, Ferien, Zahnarzt und Unvorhergesehenes auf die Seite.
So behältst du den Überblick über dein Geld. [siehe auch: Geld]
Die Steuerrechnung erhältst du erst nach der ersten Steuererklärung, rückwirkend ab dem ersten Lohn. Lege also von Anfang
an Geld dafür auf die Seite. Mit einem Steuerrechner – welchen
du im Internet findest – kannst du die Höhe der Steuern ausrechnen.
Folgendes zur Miete ist gut zu wissen:
• Mietvertrag. Auch wenn eine mündliche Abmachung rechtsgültig ist – verlange einen schriftlichen Mietvertrag. Darin
Wohnen
sind deine Rechte und Pflichten als Mieterin und die Rechte und Pflichten des Vermieters festgehalten. Zudem steht,
wie viel Mietzins du bezahlen musst und wie lang die Kündigungsfrist dauert. Wenn du mit dem Vermieter bestimmte
Sonderregelungen abmachst – z.B. im Zusammenhang mit
einer Untermieterin, einem Haustier, einer Renovation usw.
– so bestehe darauf, dass sie schriftlich im Vertrag festgehalten werden. Unterschreibe nie einen Mietvertrag, ohne ihn
genau zu lesen (auch das Kleingedruckte) und die Wohnung
vorher in aller Ruhe bei Tageslicht angesehen zu haben.
• Mängelliste. Beim Einzug heisst das Motto: Augen auf!
Du bekommst zusammen mit dem Mietvertrag eine vorgedruckte Mängelliste. Trage alle Mängel ein, die dir auffallen.
Nimm am besten jemanden mit, der sich in solchen Dingen
auskennt. Schicke die Mängelliste innerhalb von 14 Tagen in
einem eingeschriebenen Brief an die Vermieterin, aber nicht
ohne vorher für dich eine Kopie gemacht zu haben. Wenn dir
später noch etwas auffällt, schreibst du es am besten sofort
auf und schickst es wieder eingeschrieben an den Vermieter.
• Kündigung. Wenn du den Mietvertrag kündigen willst, genügt ein eingeschriebener Brief mit den Worten: «Hiermit
kündige ich das Mietverhältnis.» Das Datum, dein Name und
deine Unterschrift dürfen allerdings nicht fehlen. Weil die
Kündigungsfrist meist drei Monate beträgt, muss deine Kün-
169
Wohnen
170
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digung mindestens drei Monate vorher bei der Vermieterin
eingehen. Zimmer und möblierte Wohnungen kannst du auf
Ende jeden Monats kündigen. Beachte, was im Mietvertrag
über die Kündigungsfrist steht. Wenn du nicht fristgerecht
kündigst, bist du verpflichtet, einen Nachmieter, der die
Wohnung zahlen kann und zumutbar ist, zu suchen. Damit
du aus dem Vertrag entlassen wirst, genügt in der Regel ein
einziger Vorschlag.
• Auszug. Melde das Telefon, den Strom usw. zwei Wochen
vor deinem Auszug ab. Für die normale Abnutzung der Wohnung wie Schatten an den Wänden, abgelaufene Teppiche
usw. musst du nicht aufkommen. Andere Schäden musst du
bezahlen. In der Regel kommt dafür deine Haftpflichtversicherung auf. Bei grossen Schäden solltest du aber frühzeitig
mit deiner Versicherungsgesellschaft Kontakt aufnehmen.
Unterschreibe das Wohnungsabgabeprotokoll nur, wenn du
damit einverstanden bist. Alle weiteren Forderungen, die
nicht im Protokoll stehen, sind nicht gerechtfertigt.
• Beratung. Wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen dir
und dem Vermieter kommt, kannst du dich beraten lassen.
[siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Wohnen»]
• Wo und wie wohnen? Solltest du Probleme im Zusammenhang mit deinen Eltern, dem Auszug aus dem Elternhaus,
mit deiner Selbstständigkeit oder sonst rund ums Wohnen
haben, dann suche Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Jugendberatung»]
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Verwaltung
Verwaltung
lich ga z’erschiine […] isch immer wyter gloffen und isch nie meh
umecho.» Mani Matter
Die Einwohnerkontrolle
Jede Gemeinde erfasst alle Menschen, die auf ihrem Boden leben. Wenn du neu in eine Gemeinde ziehst, musst du dich innerhalb von 14 Tagen persönlich auf der Einwohnerkontrolle melden.
Du musst dort verschiedene Papiere [siehe unten] hinterlegen,
nämlich deinen Heimatschein, eventuell eine Kopie des Mietvertrags und einen Krankenversicherungsnachweis. Ausländerinnen
zeigen ihren Reisepass und den Ausländerausweis, sofern sie einen haben. Vergiss nicht, dass du bei einem Wohnortswechsel
– abgesehen von deinen Freunden – auch folgenden Menschen
und Institutionen deine neue Adresse mitteilen solltest:
• Einwohnerkontrolle
• Arbeitgeberin
• Kreiskommando oder Zivilschutzstelle
• Motorfahrzeugkontrolle (MFK)
• Post
• Telefongesellschaft
• Krankenkasse und andere Versicherungen
nnn
Mit deiner Volljährigkeit erlangst du sämtliche Rechte, die Erwachsenen zustehen und natürlich auch einige Verpflichtungen mit dazu. Was vorher deine Eltern für dich erledigt haben,
musst du nun mehr und mehr selber übernehmen, z.B. auch die
Verantwortung für deine Papiere.
Die Verwaltungen – sei es auf der Ebene der Gemeinde, des Kantons oder des Bundes – organisieren unser Zusammenleben.
Dazu ist ein grosser Aufwand nötig: alle möglichen Informationen über sämtliche Menschen, die hier leben, müssen immer
wieder auf den neusten Stand gebracht werden. Aus der Sicht eines gewöhnlichen Menschen scheint die Verwaltung, obwohl sie
eine Dienstleistung ist, oft mühsam: Du irrst durch lange Gänge,
steigst manche Treppe hoch und runter auf der Suche nach dem
zuständigen Büro oder Schalter und musst vielleicht, am richtigen Ort angekommen, lange warten, bis du an die Reihe kommst.
Vielleicht geht dein Behördengang aber ganz locker und schnell
vonstatten. Versuche, in jedem Fall gelassen zu bleiben.
«Är isch vom Amt ufbotte gsi, am Frytig vor de Nüüne bi Straf im
Unterlassigsfall im Hauptgebäud Block zwo im Büro 146 persön-
Wichtige Papiere
Die folgenden Papiere brauchst du in bestimmten Situationen und
nnn
171
Verwaltung
172
für gewisse administrative Abläufe. Du kannst dir eine Menge Ärger ersparen, wenn du sie sorgfältig aufbewahrst und rechtzeitig
erneuerst. Am besten wählst du eine Schublade oder ein Fach in
deinem Zimmer, schreibst darauf «wichtige Dokumente» und legst
die Papiere immer nur dort ab.
• Der Pass erlaubt dir, aus der Schweiz auszureisen, und bescheinigt deine Identität sowohl im Ausland als auch in der Schweiz.
Für die Einreise in gewisse Länder brauchst du zusätzlich ein
Visum. Dieses musst du auf der Botschaft des entsprechenden
Landes in der Schweiz beantragen. Erkundige dich in einem Reisebüro. [siehe auch: Reisen] Wenn du einen Pass machen lassen
willst, melde dich beim Ausweiszentrum deines Kantons, um ein
Antragsformular zu bestellen und einen Termin zu vereinbaren.
Unter www.schweizerpass.ch findest du alle notwendigen Informationen, Adressen und ein Online-Antragsformular. Falls du
unter 18 bist, brauchst du die Unterschrift deiner Eltern und sie
müssen mit dir gemeinsam zum Termin erscheinen. Wichtig: Es
dauert einige Zeit, bis du einen neuen Pass hast. Kümmere dich
also nicht erst einen Tag vor der Abreise darum.
• Die Identitätskarte (ID) erfüllt den gleichen Zweck wie ein Pass,
ist aber weniger teuer. Du kannst damit die meisten europäischen Länder bereisen, vorausgesetzt, du bleibst nicht länger
als drei Monate. [siehe auch: Reisen] Wenn du eine ID machen
lassen willst, wendest du dich an die Einwohnerkontrolle deiner Wohngemeinde. Du brauchst ein aktuelles Passbild von dir
und musst persönlich hingehen. Wenn du noch nicht 18 Jahre alt
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bist, brauchst du die Unterschrift deiner Eltern. Gehe früh genug
– am besten mindestens zwei Wochen vor deiner Abreise – denn
die Herstellung kann einige Tage dauern.
• Der Heimatschein bescheinigt deinen Heimatort (auch: Bürgerort) und wird von der Bürgergemeinde oder dem Zivilstandesamt deines Heimatortes ausgestellt.
• Die Wohnsitzbescheinigung wird von der Einwohnerkontrolle
des Ortes, wo du wohnst und deine Papiere hinterlegt hast,
ausgestellt. Vorweisen musst du sie bei der Heirat, beim Eintritt in verschiedene Schulen, für die Zulassung zu gewissen
Prüfungen usw.
• Die Geburtsurkunde wird vom Zivilstandesamt deines Geburtsortes ausgestellt.
• Das Familienbüchlein erhältst du bei deiner Trauung.
• Stimmrechtsausweise erhältst du nach deinem 18. Geburtstag,
falls du Schweizerin bist. Sie berechtigen dich, an Abstimmungen und Wahlen auf der Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene
teilzunehmen. Für jedes Abstimmungs- und Wahlereignis erhältst du einen neuen Stimmrechtsausweis, den du beim Einlegen deiner Stimme vorweisen respektive abgeben oder der
Postsendung beilegen musst. Sonst ist deine Stimme ungültig.
• Einen Auszug aus dem Strafregister musst du unter Umständen vorweisen, wenn du eine bestimmte Stelle oder Funktion
übernehmen willst. Du kannst einen Auszug anfordern. [siehe
Adressverzeichnis: Stichwort «Strafregister»] [siehe auch: Strafregister]
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Wohnen
173
Militär
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Militär
174
Jeder männliche Schweizer Bürger ist verpflichtet Militärdienst
zu leisten. Für Frauen ist der Militärdienst freiwillig. [siehe auch:
Frauen in der Armee] Mit 16 Jahren erhältst du (Jungen und Mädchen) einen Informationsbrief, damit du dir bereits Gedanken
über den bevorstehenden Militärdienst machen kannst. Darin
steht auch, für welche Funktionen eine vordienstliche Ausbildung
nötig ist. Mit 18 Jahren wirst du zu einem obligatorischen Orientierungstag (OT) aufgeboten, die Frauen werden dazu ebenfalls
eingeladen und können freiwillig daran teilnehmen. Am OT werden dir die Armee und der Zivilschutz mit ihren diversen Dienstmodellen und Funktionen vorgestellt. Am Schluss des Tages erhältst du das Dienstbüchlein. Gut ist, wenn du über Folgendes
Bescheid weisst:
• Rekrutierungstage. Zwischen dem 19. und 22. Lebensjahr wirst
du zu einer Rekrutierung von 2–3 Tagen Dauer in ein Rekrutierungszentrum aufgeboten. Diesem Aufgebot musst du Folge
leisten. Du wirst zuerst von Ärzten körperlich untersucht und
für militärdiensttauglich, schutzdiensttauglich (Zivilschutz)
oder dienstuntauglich befunden. Anschliessend werden dein
Intellekt sowie deine Psyche getestet. Eine Prüfung deiner
sportlichen Leistungsfähigkeit und ein Leadershiptest (Kaderempfehlung) runden die Vorselektion ab. Mit dem zuständigen
Aushebungsoffizier (Militär oder Zivilschutz) führst du ein Zuteilungsgespräch und wirst einer Funktion in einer Truppengattung zugewiesen. Dabei wird berücksichtigt, welche Art von
Soldaten die Armee braucht, welchen Beruf du erlernt hast
oder erlernen wirst, wie gesund du bist, wie gut deine sportlichen Leistungen waren, welche militärischen Vorkurse du
besucht hast – und schliesslich, was du selber für Ideen und
Vorstellungen hast.
• Dienstbüchlein (DB). Darin stehen deine Personalien, die
sportlichen und medizinischen Resultate der Rekrutierung, die
Tauglichkeitsentscheide, die Zuteilungsfunktion, die Truppeneinteilung usw. Zudem werden deine militärischen Schulen
und Kurse, sämtliche Diensttage, Beförderungen usw. eingetragen. Ebenso werden im DB alle Schulen und Kurse des Zivilschutzes sowie die Dienstleistungen im Zivildienst vermerkt.
Das DB musst du immer mitnehmen, wenn du etwas mit dem
Militär, Zivilschutz oder Zivildienst zu tun hast. Auch musst du
das DB bis zum Schluss deiner Dienstpflicht aufbewahren.
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• Rekrutenschule (RS). Wenn du militärdiensttauglich bist,
musst du eine Rekrutenschule besuchen. Sie dauert 18, 21 oder,
in Ausnahmefällen, 25 Wochen. Insgesamt leistet jeder Armeeangehörige 260 Diensttage. Wer also eine längere RS macht,
leistet nachher weniger WK-Tage [siehe: Wiederholungskurs].
Du kannst wünschen, ob du die RS im Frühling (März), Sommer
(Juli) oder Winter (November) machen möchtest. Nach Möglichkeit wird dein Wunsch erfüllt. Wenn du deine Erstausbildung
(Matura, Lehrabschluss) noch nicht beendet hast, kannst du
die RS nötigenfalls verschieben.
• Zivilschutz (ZS). Wenn du schutzdiensttauglich bist, musst
du bis zum 40. Altersjahr Zivilschutzdienst leisten. Auch im
ZS musst du eine RS von 2–3 Wochen Dauer absolvieren.
Anschliessend wirst du jedes Jahr zu mindestens 2 Tagen ZSDienst in deiner Wohngemeinde aufgeboten. Frauen können
freiwillig ZS-Dienst leisten. Wenn du Fragen oder Anliegen an
den ZS hast, wende dich an die Zivilschutzstelle deiner Wohngemeinde.
• Dienstuntauglich (UT). Wer untauglich für das Militär ist, muss
bis zum 30. Altersjahr Wehrpflichtersatz bezahlen. Die Höhe
des Betrages ist 3% vom steuerbaren Einkommen der Bundessteuer, jedoch mindestens 400 Franken. Wenn du ZS-Dienst
leistest, bezahlst du weniger Wehrpflichtersatz, und zwar für
jeden geleisteten Tag 4%.
Militär
• Wiederholungskurs (WK). Nach der RS leistest du 5 bis 7 WK
– je nachdem, ob du 18, 21 oder 25 Wochen in der RS warst. In
der Regel wirst du am Ende des 30. Altersjahres aus der Armee
entlassen. Wenn du bis dahin deine 260 Diensttage noch nicht
geleistet hast, bleibst du in der Armee, bis du alle Tage geleistet hast.
• Frauen in der Armee (FDA). Für Frauen ist der Militärdienst
nicht obligatorisch. Sie können aber freiwillig Militärdienst
leisten. Frauen können in der Armee in sämtlichen Funktionen
eingesetzt werden und können auch alle Dienstgrade ausüben.
Frauen müssen sich für den Militärdienst schriftlich beim Kreiskommando anmelden. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär»]
• Waffenloser Militärdienst. Wenn du aus Gewissensgründen
deinen Militärdienst ohne Waffe leisten willst, musst du spätestens 3 Monate vor der Rekrutierung ein Gesuch an das Kommando Rekrutierung einreichen. Dem ausführlich begründeten
Gesuch legst du einen detaillierten Lebenslauf, einen Auszug
aus dem Strafregister und mindestens 2 schriftliche Empfehlungsschreiben von Leuten, die dich gut kennen, bei.
• Ziviler Ersatzdienst (ZD). Wenn du militärdiensttauglich wirst,
aber aus glaubhaften Gewissensgründen den Militärdienst
nicht leisten willst, kannst du einen zivilen Ersatzdienst (Zivildienst) absolvieren. Du musst aber trotzdem zur Rekrutierung
175
Militär
antreten und kannst anschliessend ein schriftliches Gesuch
einreichen. Das Gesuchsformular findest du unter www.zivi.
admin.ch. Die Bewilligung des ZD kann dir auch verweigert
werden. Falls dein Gesuch angenommen wird, arbeitest du in
einem der folgenden Bereiche: Sozialwesen, Umweltschutz,
Naturschutz, Landwirtschaft, Landschaftspflege, Forstwesen,
Kulturgütererhaltung, Entwicklungszusammenarbeit oder Humanitäre Hilfe. Der ZD dauert 1,5-mal länger als der Militärdienst, also 390 Tage. Du kannst den ZD in mehreren Einsätzen
leisten. Die Einsätze müssen aber mindestens 26 Tage lang
dauern. Zudem musst du im ZD einen so genannten langen
Einsatz von 180 Tagen Dauer erbringen, den du auch in zwei
Etappen hinter dich bringen kannst. Ebenso ist es möglich den
ZD-Einsatz an einem Stück zu leisten. [siehe Adressverzeichnis:
Stichwort «Militär, Zivildienst»]
176
Ansprechstellen:
• Kreiskommando [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär»]
ist in allen militärischen Angelegenheiten zuständig, und zwar
vom Moment der ersten Erfassung (Einschreibung) bis zum
Ende der Dienstpflicht (Entlassung aus der Wehrpflicht). Beim
Kreiskommando musst du dich melden, wenn du …
… den Orientierungstag verschieben möchtest. Du kannst dies
telefonisch, schriftlich oder per E-Mail erledigen. Es müssen
aber zwingende Gründe für die Verschiebung vorliegen.
… den Rekrutierungstag verschieben möchtest. Dazu schickst
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
du ein begründetes Verschiebungsgesuch mit den nötigen
Beweismitteln (z.B. Lehrvertrag, Prüfungsaufgebot usw.)
rechtzeitig ein.
… den WK verschieben willst. Schicke das Gesuch rechtzeitig
(mindestens 14 Wochen vor dem WK) und begründe genau,
warum du den Dienst verschieben willst. Verschiebungen
werden nur ausnahmsweise bewilligt.
… deinen Wohnort wechselst. Innert 14 Tagen musst du die alte
und neue Adresse dem Sektionschef oder dem Kreiskommando mitteilen. Vergisst du es, kannst du bestraft werden.
… den Beruf wechselst.
… länger als 12 Monate ins Ausland gehst. Du musst beim Kreiskommando ein entsprechendes Gesuch einreichen.
• Sozialdienst der Armee. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Militär»] Wenn dir ein Militärdienst, z.B. die RS, persönliche,
familiäre oder berufliche Schwierigkeiten macht, kannst du
dich an den Sozialdienst der Armee wenden. Du erhältst Information, Beratung und – wenn nötig – finanzielle Unterstützung.
Erhaltenes Geld musst du nicht zurückbezahlen.
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Versicherungen
«Wird’s besser, wird’s schlimmer? So fragt man alljährlich. Doch
seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.»
Erich Kästner
Das Leben ist voller Risiken. Du kannst plötzlich erkranken, Opfer
eines Diebstahls oder eines Unfalls werden usw. Du kannst zwar
einen Teil dieser Gefahren beeinflussen, indem du sorgfältig mit
deiner Gesundheit, deinen Mitmenschen und deinem Besitz umgehst und vorsichtig bist im Verkehr.
«Sicher ist, dass nichts sicher ist.» Karl Valentin
Aber das Unglück stösst nicht immer nur den andern zu. Deshalb
gibt es Versicherungen. Sie fangen einen grossen Teil der Kosten
auf, die durch eine Krankheit, einen Unfall oder ein anderes Unglück entstehen können. Und diese sind manchmal sehr hoch.
Gewisse Versicherungen – die so genannten Sozialversicherungen – sichern deinen Lebensunterhalt im Alter, bei Krankheit oder
Invalidität. Als Kind oder Jugendliche bist du in die Versicherung
deiner Eltern eingeschlossen, oft auch dann noch, wenn du nicht
Versicherungen
mehr zu Hause lebst. Frage also zuerst deine Eltern, bevor du
selbst eine Versicherung abschliesst.
Gewisse Versicherungen sind obligatorisch, andere freiwillig.
Obligatorische Versicherungen
Die Sozialversicherungen funktionieren so: Du bezahlst in den
Lebensphasen, wo es dir gut geht und du Geld verdienst, etwas
von diesem Geld an eine Versicherung. Diese unterstützt dich
als Gegenleistung mit einer Rente in Lebensphasen, wo du nicht
mehr selber für deinen Lebensunterhalt aufkommen kannst, d.h.
vor allem im Alter oder bei Invalidität. Sie bewahren dich davor,
ins Elend abzugleiten und betteln zu müssen – was in Ländern
ohne Sozialversicherungen häufig vorkommt. Die Sozialversicherungen stützen dich also, wenn es nötig wird. Deshalb spricht
man auch von Säulen. Unsere Sozialversicherungen beruhen auf
drei Säulen.
nnn
Die erste Säule
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)
Die AHV bezahlt Renten an:
• Männer über 65 und Frauen über 64. Das Rentenalter ist immer
wieder Gegenstand der öffentlichen Diskussion und kann sich
verändern.
• Hinterlassene, d.h. Witwer, Witwen und Waisen.
177
Versicherungen
Jede in der Schweiz wohnhafte Person, die hier arbeitet und
Geld verdient, muss jährlich einen Beitrag an die AHV zahlen,
und zwar ab dem 1. Januar nach dem 17. Geburtstag.
• Sobald du als Lehrling oder Arbeitnehmerin angestellt bist,
bezahlst du AHV-Beiträge über deinen Arbeitgeber. Das Geld
wird automatisch vom Lohn abgezogen und unter deinem Namen an die AHV eingezahlt.
• Wenn du nirgends angestellt bist, sondern selbstständig arbeitest, liegt es an dir, dich um deine AHV-Beiträge zu kümmern. Wende dich an die kantonale Ausgleichskasse. [siehe
Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»]
• Als Studentin ohne Einkommen musst du jährlich einen
AHV-Beitrag von mindestens 480 Fr. zahlen, und zwar ab dem
1. Januar nach Vollendung deines 20. Altersjahrs.
• Wenn du keiner Erwerbstätigkeit nachgehst, zahlst du mindestens 480 Fr. Es liegt an dir, dich um deine Mindestbeiträge
zu kümmern, damit es zu keinen Beitragslücken kommt. Wende dich an die Ausgleichskasse.
• Schweizer, die im Ausland leben, sind nicht mehr automatisch von der AHV versichert. Sie können sich aber freiwillig
weiterhin versichern, indem sie ihre Beiträge zahlen. Wende
dich allenfalls an die Schweizerische Ausgleichskasse. [siehe
Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»]
178
Wichtig: Achte darauf, dass du die AHV-Beiträge regelmässig
bezahlst. Jedes Jahr, das dir fehlt, vermindert die spätere Rente.
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Die Invalidenversicherung (IV)
Die IV vergibt Renten an alle, die aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit teilweise oder ganz invalid geworden sind. Sie setzt
sich besonders dafür ein, dass ihre Versicherten wieder in das Berufsleben einsteigen können.
Der Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft (EO)
Der Erwerbsersatz für Dienstleistende vergütet dir, wenigstens
teilweise, den Verdienstausfall, den du hast, wenn du Militärdienst, Zivildienst oder Zivilschutzdienst leistest oder einen Jugend-und-Sport-Leiterkurs besuchst. Falls du Mutter wirst und
vor der Geburt mindestens 5 Monate gearbeitet hast, hast du
Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Während dieser
Zeit erhältst du als Erwerbsersatz 80% deines vorherigen Lohnes.
Die AHV und die IV machen zusammen die erste Säule der Sozialversicherungen aus. Sobald du AHV-Beiträge entrichtest, bezahlst du automatisch auch die andern beiden Versicherungen
mit. Alles in allem machen diese Beiträge 10,3% (Stand 2016)
deines vollen Lohnes aus. Die Hälfte davon wird von deinem Lohn
abgezogen, die andere Hälfte bezahlt deine Arbeitgeberin.
Die zweite Säule
Die erste Säule wurde 1982 ergänzt durch eine zweite Säule,
nämlich die berufliche Vorsorge, die im BVG (Bundesgesetz über
die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge)
geregelt ist. Sie funktioniert gleich wie die AHV: Sobald du ar-
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beitest und dein Jahreseinkommen einen gewissen Mindestbetrag erreicht, bezahlst du automatisch Beiträge an die Pensionskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»]
Die Hälfte davon wird von deinem Lohn abgezogen, die andere
Hälfte bezahlt dein Arbeitgeber. Sobald du Anspruch auf eine
AHV- oder IV-Rente hast, bekommst du zusätzlich eine Pensionskassenrente.
• Ab dem 1. Januar nach deinem 17. Geburtstag geht nur wenig
von deinem Lohn an die Pensionskasse. Du bist vorläufig nur
gegen zwei Risiken versichert: Invalidität und Tod.
• Ab dem 1. Januar nach deinem 24. Geburtstag zahlst du grössere Beiträge an die Pensionskasse. Jetzt beginnst du auf deine
Altersrente hin zu sparen. Die Höhe der Beiträge hängt von deinem Alter, deinem Einkommen und der Pensionskasse deines
Arbeitgebers ab.
Die dritte Säule [siehe: freiwillige Versicherungen]
Die Arbeitslosenversicherung (ALV) [siehe auch: Arbeitslosigkeit]
Wenn du Arbeitnehmerin bist und die obligatorische Schulzeit
hinter dir hast, bist du gegen Arbeitslosigkeit versichert. Die Beiträge machen 2,2 % deines Lohnes aus und werden zusammen
mit den AHV-Beiträgen je zur Hälfte von dir und deinem Arbeitgeber bezahlt. Wie bei der AHV wird dein Anteil des Arbeitslosenversicherungsbeitrages (ALV) automatisch vom Lohn abgezogen und
zusammen mit dem Anteil des Arbeitgebers durch diesen (unter
Versicherungen
deinem Namen) an die zuständige Ausgleichskasse einbezahlt.
Deine Beitragspflicht beginnt ab dem 1. Januar nach deinem 17.
Geburtstag.
Wenn du die Arbeit verlierst, erhältst du eine Entschädigung von
70 oder 80% deines AHV-pflichtigen Bruttolohnes (Monatslohn).
Du hast ein Anrecht auf Arbeitslosenentschädigung. Allerdings
musst du folgende Punkte dabei beachten:
• Du musst in den letzten 2 Jahren vor Antragstellung mindestens 12 Monate gearbeitet haben. Du erhältst die Entschädigung während max. 200 Tagen (ab 25 Jahre 260 Tage). Bei 18
Monaten Beitragszeit und ab 25 Jahren erhältst du die Entschädigung während max. 400 Tagen.
• Für die ersten fünf Tage nach Arbeitsverlust bekommst du keine Entschädigung (ausser du hast weniger als 3‘000 Franken
pro Monat verdient).
• Liegt ein Befreiungsgrund vor (z.B. Schulabgänger), besteht
nach einer Wartefrist von 120 Taggeldern (rund 6 Monate)
ein Anspruch auf 90 Taggelder. Während der Wartezeit besteht die Möglichkeit, an einem Motivationssemester teilzunehmen.
• Du musst dich spätestens an dem Tag persönlich beim Arbeitsamt deiner Wohngemeinde oder beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) anmelden, ab dem du Arbeitslosengeld erhalten möchtest. Eine rückwirkende Anmeldung für die
Zeit vor der persönlichen Anmeldung ist nicht möglich.
• Die Bemühungen, wieder in die Arbeitswelt einzusteigen, sind
179
Versicherungen
obligatorisch. Sie können darin bestehen, einen Kurs zu besuchen, eine Temporärstelle anzunehmen, in einem Unterstützungsprogramm mitzumachen usw.
• Denke daran: Sobald klar wird, dass deine Arbeitsstelle demnächst beendet sein wird, musst du dich umgehend um eine neue
Arbeitsstelle bemühen. Diese Arbeitsbemühungen musst du dem
Personalberater des RAV unbedingt nachweisen können.
• Auch wenn du nach der Ausbildung keine Stelle findest, bekommst du Arbeitslosenentschädigung. Wenn du aber deine
Ausbildung abbrichst, hast du in der Regel eine Wartefrist von
6 Monaten, bis du eine Entschädigung bekommst.
• Wenn du aus eigenem Verschulden arbeitslos bist oder die Vorschriften, die du als Arbeitslose hast, nicht erfüllst, musst du
mit so genannten Einstelltagen rechnen. Mit anderen Worten:
Du erhältst womöglich während 1–60 Tagen keine Arbeitslosenentschädigung.
180
Die Militärversicherung
Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du musst
nichts zahlen und auch nichts dafür unternehmen. Wer Militär-,
Zivil- oder Zivilschutzdienst leistet, ist automatisch versichert,
und zwar auch auf dem Hin- und Rückweg zwischen Wohnort und
Einsatzort und in der Urlaubszeit. Die Militärversicherung deckt
alle Beeinträchtigungen der Gesundheit (Krankheit, Unfall, Invalidität), die auf den Dienst zurückzuführen sind. Wenn du während
des Dienstes das Gefühl hast, dass mit deiner Gesundheit etwas
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nicht in Ordnung ist, dann geh zum Truppenarzt. Du kannst unter
Umständen die Militärversicherung in Anspruch nehmen. [siehe
auch: Militär]
Die Krankenversicherung
In der Schweiz ist die Krankenversicherung – geregelt im KVG
(Krankenversicherungsgesetz) – obligatorisch für alle, und zwar
von der Geburt an. Sie versichert dich bei
• Krankheit
• Unfall, falls du nicht bei einer Unfallversicherung versichert bist
• Mutterschaft (Schwangerschaft, Geburt, Erholungszeit)
Du kannst frei wählen, von welcher Krankenkasse du dich versichern lassen willst. Es lohnt sich, die Angebote der verschiedenen
Kassen zu vergleichen. Es kann sein, dass du von der Krankenkasse deiner Eltern, der Arbeitgeberin, der Universität usw. mitversichert bist oder dich mitversichern lassen kannst. Erkundige dich.
Folgendes ist gut zu wissen:
• Du kannst Zusatzversicherungen abschliessen. Diese sind nicht
obligatorisch. Sie bringen dir verschiedene Vorteile, z.B. einen
Aufenthalt in einem Spital deiner Wahl in der ganzen Schweiz,
ein Einzel- oder Doppelzimmer im Spital, Unterstützungsleistungen auch für komplementärmedizinische Behandlungen,
Kuraufenthalte, Brillen, Zahnbehandlungen usw.
• Jede Rechnung im Zusammenhang mit einer Behandlung (Ärztin, Therapeut, Spital, Medikamente) wird zum grössten Teil
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Versicherungen
von deiner Krankenkasse bezahlt, sofern die entsprechende Behandlung in deiner Versicherung eingeschlossen ist. Einen kleinen Teil zahlst du aber selber. Dies nennt man den Selbstbehalt.
• Du bezahlst an deine Behandlungsrechnungen zusätzlich einen
bestimmten Betrag aus deinem eigenen Sack, die so genannte
Franchise. Du kannst selber bestimmen, wie hoch die Franchise
sein soll. Sie beträgt aber im Minimum 300 Fr. pro Jahr. Je höher
sie ist, desto weniger Prämie bezahlst du jeden Monat für die
Krankenkasse.
• Die Krankenkassenprämie scheint dir vielleicht hoch, aber sie
ist unter all deinen Ausgaben sehr wichtig. Plane sie ein. [siehe
auch: Budget] Wenn du die Prämie nicht zahlen kannst, weil
du zu wenig verdienst, kannst du finanzielle Unterstützung bekommen (Prämienverbilligung). Wende dich an die kantonale
Ausgleichskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»]
Die Unfallversicherung
Die obligatorische Unfallversicherung ist im UVG (Unfallversicherungsgesetz) geregelt. Sie hängt mit der Arbeit zusammen [siehe
auch: Arbeit] und übernimmt die Kosten, die entstehen durch
• Berufsunfälle.
• Nicht-Berufsunfälle, sofern du mehr als 8 Stunden pro Woche
beim gleichen Arbeitgeber arbeitest.
• Berufskrankheiten (z.B. Ekzeme, die durch den Umgang mit
Chemikalien am Arbeitsplatz verursacht sind).
181
Versicherungen
Versichert sind alle Arbeitnehmerinnen, Lehrlinge, Praktikanten, Volontärinnen und Schnupperstifte. Die Prämie wird dir von
deinem Lohn abgezogen. Oft bist du bei deiner Krankenkasse
auch gegen Unfälle versichert. Du kannst diese Unfallversicherung kündigen, damit du nicht doppelt versichert bist. Wenn du
arbeitslos bist, deckt die Arbeitslosenversicherung dein Unfallrisiko.
182
Achtung: Wenn du weder arbeitest noch arbeitslos gemeldet
bist, stelle sicher, dass du über deine Krankenkasse gegen Unfälle versichert bist.
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Viele Betriebe – vor allem die, welche risikoreiche Arbeit vergeben (Bau-, Holz- und Metallindustrie usw.) – sind über die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) versichert. Gewisse
Betriebe (Dienstleister, Banken, Versicherungen usw.) sind über
private Versicherungsgesellschaften versichert. Die Unfallversicherung umfasst folgende Leistungen:
• Sie kommt für die medizinische Behandlung auf.
• Sie entschädigt den Erwerbsausfall während der Behandlung.
• Sie zahlt eine Invalidenrente. Diese ist unterschiedlich hoch –
je nachdem, wie schwer die Folgen des Unfalls sind.
• Sie zahlt im Fall von bleibenden Einschränkungen (z.B. Verlust
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eines Fingers) eine Integritätsentschädigung (einmalige Geldleistung).
• Im Todesfall zahlt sie den hinterbliebenen Ehepartnern und
Kindern eine Rente.
In Fällen, in denen du als Verunfallte selbst einen schwerwiegenden Fehler gemacht und so deinen Unfall zu einem grossen Teil
selbst verschuldet hast (z.B. Trunkenheit im Strassenverkehr),
hat deine Unfallversicherung das Recht, ihre Leistungen zu kürzen. Für gewisse besonders riskante Sportarten bist du unter
Umständen nur teilweise versichert. Erkundige dich bei der
SUVA unter www.suva.ch. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Versicherungen»]
Haftpflichtversicherung für Motorfahrzeuge
Damit du mit einem Motorfahrzeug auf öffentlichen Strassen
fahren darfst, brauchst du eine Haftpflichtversicherung. Du
kannst diese bei einer Versicherungsgesellschaft deiner Wahl
abschliessen. Die Haftpflichtversicherung kommt nur für die
Schäden auf, die du gegenüber Dritten verursachst, sei es an
anderen Fahrzeugen, Gegenständen oder Menschen, nicht aber
für solche, die du dir selbst zufügst. Zweierlei solltest du wissen:
• Wenn ein offensichtliches Fehlverhalten deinerseits zu dem
Schaden geführt hat (z.B. Alkohol am Steuer), kann die Versicherungsgesellschaft von dir verlangen, dass du einen Teil
des Geldes, das an die Geschädigten gezahlt wird, zurückerstattest.
Versicherungen
• Du bezahlst einen Selbstbehalt, d.h. einen bestimmten Teil der
Schadensumme übernimmst du selbst. Alles, was über diesen Betrag hinausgeht, bezahlt die Versicherung. Schadensfälle, die dich selbst oder dein Fahrzeug betreffen, sind nicht
gedeckt. Du kannst aber freiwillig Zusatzversicherungen abschliessen, die dich gegen alle möglichen Schäden versichern.
Diese erhöhen freilich die Prämie. Wenn du die Haftpflichtversicherung abgeschlossen hast, stellt dir die Gesellschaft einen
Versicherungsnachweis aus. Damit bekommst du bei der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) [siehe auch: Gesetze, Verkehrsmittel] einen Fahrzeugausweis und ein Nummernschild.
n n n Freiwillige Versicherungen
Es gibt praktisch nichts, was du nicht versichern kannst. Es gibt
z.B. Künstler, die ihre Hände versichern. Andere Leute versichern
Kunstwerke, Schmuck oder vielleicht sogar ihren Papagei. Wenn
das Versicherte gestohlen wird oder Schaden nimmt, bekommen
sie eine Entschädigung. Bei allen Versicherungen gilt also: Wenn
dir oder deinen Sachen etwas zustösst, zahlt die Versicherung,
wenn dir nichts zustösst, macht die Versicherung einen Gewinn.
Wichtig: Überlege dir zwei Mal, ob du eine Versicherung wirklich nötig hast. Es ist gut, versichert zu sein, aber überversichert
zu sein ist unnötig und schade für dein Geld. Beachte Folgendes:
• Unterschreibe nichts voreilig, was dir von einem Versicherungsvertreter angepriesen wird. Frage auf jeden Fall vorher in deinem Umkreis nach.
183
Versicherungen
• Lass dir mehrere Angebote von verschiedenen Versicherungen
zuschicken und vergleiche sie. Was wird zu welchem Preis angeboten? Lies alles sorgfältig durch, besonders auch das Kleingedruckte.
• Oft bieten Versicherungsgesellschaften ganze Pakete von verschiedenen Versicherungen an, die zusammen günstiger sind als
einzeln. Erkundige dich bei einer Versicherung deiner Wahl.
• Verschiedene Firmen haben Kollektiv-Versicherungen, die oft
preiswert sind. Frage deine Arbeitgeberin.
Privathaftpflicht
Diese Versicherung kommt für Schäden auf, die du fremden Gegenständen oder anderen Menschen zufügst. Sie haftet z.B. für eine
Scheibe, die beim Ballspiel in die Brüche geht, für eine teure Vase,
die du in der Wohnung deines Freundes herunterschlägst, für einen
geliehenen Fotoapparat, den du fallen lässt usw., aber auch für Verletzungen, die du einem anderen zufügst. In der Regel bist du in die
Privathaftpflichtversicherung deiner Eltern eingeschlossen, solange
du ledig bist, zu Hause lebst und keiner Erwerbstätigkeit nachgehst.
Frage deine Eltern. Die Jahresprämie für die Privathaftpflicht ist nicht
sehr hoch, versichert dich aber unter Umständen für sehr grosse
Schäden. Ein Abschluss dieser Versicherung ist zu empfehlen.
184
Hausratsversicherung
Damit sind alle privaten beweglichen Sachen, auch die geleasten und gemieteten, versichert. Wenn etwas gestohlen wird oder
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durch Feuer oder Wasser beschädigt wird, bekommst du – je
nach Versicherung – den momentanen Wert oder sogar den Neuwert. Auch hier sind Zusatzversicherungen möglich, z.B. gegen
Glasbruch. Achte darauf, dass du nicht über- oder unterversichert bist. Ein Abschluss dieser Versicherung ist zu empfehlen.
Die dritte Säule
Die dritte Säule ist eine freiwillige Form, auf das Alter hin zu
sparen. Verschiedene Banken und Versicherungen bieten dir die
Möglichkeit, eine dritte Säule einzurichten. Du zahlst regelmässig Geld auf ein separates Konto ein. Meistens erhältst du auf
diesem Konto einen besonders guten Zins und musst das Geld
und die Zinsen nicht versteuern. Allerdings kannst du das Geld
nur unter bestimmten, vom Gesetz oder der jeweiligen Bank
bzw. Versicherungsgesellschaft festgelegten Bedingungen wieder abheben, z.B. wenn du 60 Jahre alt bist, ins Ausland auswanderst, eine Wohnung kaufen willst usw. Erkundige dich bei einer
Bank. Wenn du eine dritte Säule einrichtest, geht ein Teil deines
Lohnes dafür weg. Dazu kommen die obligatorischen Beiträge
der ersten und zweiten Säule. [siehe auch oben] Ist dein Lohn
noch nicht so gross, bleibt dir wenig zum Leben. Viele Leute
richten deshalb erst eine dritte Säule ein, wenn sie einen guten
Lohn haben.
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Polizei und Strafverfahren
Jeder Mensch soll möglichst frei sein und nach seinen Vorstellungen leben können. Aber er soll nicht nur selbst frei leben
können, sondern andere auch frei leben lassen. Seine Freiheit
hat also Grenzen, nämlich da, wo die Freiheit eines anderen
Menschen verletzt wird. Wer z.B. einem anderen mit der Faust
eins auf die Nase haut und sich dann rechtfertigt, indem er sagt:
«Ich bin ein freier Mensch, ich kann doch meine Fäuste bewegen, wie ich will», der vergisst dabei eines: Die Freiheit seiner
Fäuste hat spätestens dort eine Grenze, wo die Nase des anderen beginnt. Im täglichen Leben kommt es sehr häufig vor, dass
sich Menschen in ihrer Freiheit gegenseitig einschränken. Auch
dir passiert es sicher oft, dass dir jemand deine Pläne durchkreuzt. Wenn du dich dann wehrst, kommt es vielleicht zu einem
Konflikt. Viele Konflikte kannst du selber lösen, indem du ruhig
bleibst, ein vernünftiges Gespräch suchst und vielleicht auch einen Kompromiss in Kauf nimmst. Wenn Konflikte nicht mehr auf
eine friedliche Art gelöst werden können, dann muss ein Gericht
entscheiden, wer im Recht ist und wer nicht. Dieses berücksichtigt dabei die Gesetze, die in unserem Land gelten. [siehe auch:
Gesetze]
Polizei und Strafverfahren
Die Polizei hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Gesetze
beachtet werden. Sie kann deshalb eingreifen, z.B. wenn du zum
Opfer einer Erpressung, einer Misshandlung, eines sexuellen Missbrauchs oder eines Diebstahls wirst. Wenn du aber selbst gegen
das Gesetz verstösst, hat die Polizei die Pflicht, dich zu verfolgen,
eine Anzeige gegen dich zu machen und dich allenfalls zu verhaften
Es gibt verschiedene Arten der Polizei:
• Die Stadtpolizei sorgt für Ruhe, Ordnung und Sicherheit auf dem
Stadtgebiet und insbesondere in den Quartieren.
• Zur Kantonspolizei gehören verschiedene Abteilungen. Die grösste ist die Sicherheitsabteilung. Diese besetzt verschiedene Posten
im Kanton, überwacht den Verkehr – z.B. auch auf der Autobahn, ist
bei Unfällen zur Stelle und sorgt mit Patrouillen für die allgemeine
Sicherheit. Eine zweite Abteilung ist die Kriminalpolizei (trägt Zivilkleidung, also keine Uniformen). Sie kümmert sich – das weisst
du aus dem Fernsehen und dem Kino – um die Aufklärung von Verbrechen, indem sie Spuren sichert und die Fahndung aufnimmt. In
gewissen Kantonen oder Städten gibt es auch die Jugendpolizei
z.B. Kanton Solothurn, Stadt St. Gallen, Aarau) oder den Jugenddienst Polizei (z.B. Baselland). Diese sind speziell für Delikte von
Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren zuständig. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Prävention und Gesundheitsförderung»
und «Polizei»] Schliesslich gibt es die Kommandoabteilung, wo
die Geschäftsleitung und Administration untergebracht ist. [siehe
Adressverzeichnis: Stichwort «Polizei»]
185
Polizei und Strafverfahren
Wenn du eine Dummheit gemacht hast…
…kann das für dich zwar sehr belastend sein. Aber: Du bist
nicht der einzige Mensch, dem so etwas passiert. Alle bauen irgendwann im Leben mal einen kleineren oder grösseren
Mist. Versuche, möglichst schnell wieder aus dem Schlamassel herauszukommen. Folgendes kann dir dabei helfen:
nnn
186
• Denk dran, dass niemand einfach machen kann, was er will.
[siehe auch: Gesetze] Versuche nicht, dein Gewissen damit
zu beruhigen, dass deine Freunde ja auch Dummheiten machen. Die Menschen tun viel Unrecht. Das ist keine Entschuldigung dafür, selber Unrecht zu tun.
• Wenn du wirklich schuldig bist, dann versuche deinen Fehler
einzugestehen. Wichtig ist, dass du die Verantwortung für
das, was du getan hast, auf dich nimmst und niemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben versuchst.
• Suche das Gespräch mit jemandem, zu dem du Vertrauen
hast. Du kannst auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»]
Alles, was du dort besprichst, erfährt niemand sonst.
• Oft ist ein Geständnis das Beste. Im Moment ist es zwar sehr
unangenehm, und du möchtest vielleicht am liebsten im Boden versinken. Aber nachher kannst du sauberen Tisch machen und der Welt wieder mit gutem Gewissen begegnen…
Und zudem beweist du grossen Mut, denn zu seinen Fehlern
zu stehen braucht mehr Mut, als sie zu machen.
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n n n Die häufigsten Straftaten von Kindern und Jugendlichen…
• Verkehrsübertretung. Im Verkehr braucht es Regeln. Das ist
leicht einzusehen. Sonst gäbe es noch mehr Unfälle als es ohnehin schon gibt. Viele Regeln aber scheinen uns lästig. Wer hat
sich nicht schon über eine Busse geärgert? Bei Übertretungen
(z.B. Fahren im Fahrverbot oder ohne Helm) wirst du gebüsst.
Wenn deine Übertretung nicht so schlimm ist und du Glück hast,
wirst du nur verwarnt.
• Vermögensdelikte
Diebstahl. Die Regale in den Warenhäusern sind voll von Dingen,
die dich faszinieren. Da kann es eine grosse Verlockung sein, etwas mitlaufen zu lassen – besonders wenn du knapp bei Kasse
bist. Viele Warenhäuser haben aber eine Überwachungsanlage
oder einen Überwachungsdienst. Wenn dich die Geschäftsleute
auf frischer Tat ertappen, müssen sie dich zwar nicht der Polizei übergeben. Sie können sich damit begnügen, deine Eltern zu
informieren und einen Geldbetrag zu verlangen. Ganz bestimmt
aber wird dein Name notiert, und wenn du ein zweites oder drittes Mal erwischt wirst, kommt wohl doch die Polizei ins Spiel.
Lass dich nicht von anderen dazu überreden, etwas zu klauen.
Du gewinnst damit nicht wirkliche Freunde. Es braucht zwar Mut,
aber noch mehr Mut kannst du beweisen, wenn du ruhig erklärst,
dass du das nicht tun willst. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck] Wenn du im Lehrbetrieb etwas mitgehen lässt und die Sache auffliegt – und die meisten krummen Dinge fliegen eben mit
der Zeit auf – verlierst du womöglich sofort die Lehrstelle.
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Einbruch. Darunter versteht man das Eindringen in einen
Raum, der dir nicht gehört, und zwar mit der Absicht, etwas
zu stehlen. Das kann ein Haus oder ein Laden sein, aber auch
ein Keller, ein Fabrikgebäude oder ein abgelegener Schuppen.
Achtung: Wenn du bei einem Diebstahl oder einem Einbruch
Gewalt gegen einen Menschen anwendest, so gilt das zu Recht
als schweres Verbrechen (Raub) und wird viel härter bestraft.
Du machst dich auch eines Raubes schuldig, wenn du jemanden mit einer Waffe bedrohst – auch wenn sie nicht echt ist.
Hehlerei. Du machst dich der Hehlerei schuldig, wenn du eine
Sache kaufst, geschenkt bekommst, versteckst oder verkaufen
hilfst, von der du weisst oder von der du denken kannst, dass
sie Diebesgut ist. Pass also auf, wenn dir jemand irgendein teures Ding allzu billig geben will oder darauf besteht, es dir für
eine gewisse Zeit auszuleihen.
Körperverletzung, Tätlichkeiten und Raufereien. Wenn du jemandem körperlichen Schaden zufügst, kannst du dich strafbar machen und dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Umgekehrt ist es natürlich dasselbe. Wenn dich jemand körperlich
angeht, dann kannst du ihn bei der Polizei anzeigen.
Illegale Drogen. Gewisse Stoffe fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, z.B. Heroin, LSD, Cannabis u.a. Sowohl der Handel als auch die Konsumation sind in der Schweiz verboten.
[siehe auch: Abhängigkeit und Suchtmittel]
Sachbeschädigung und Vandalismus. Tags und Graffitis sind
zum Teil sehr künstlerisch, aber trotzdem verboten. Sie wer-
Polizei und Strafverfahren
den als Sachbeschädigung betrachtet und haben für dich nicht
nur strafrechtliche Folgen, wenn du erwischt wirst. Unter Umständen musst du hohe Schadenersatzforderungen zahlen.
Erkundige dich auf der Gemeinde, ob du nicht legal irgendwo
ein Graffiti machen kannst. Halte deine Ohren in den Wind und
frag deine Eltern und Bekannten. Oft ergeben sich interessante
Möglichkeiten. – Unter Vandalismus versteht man sinnlose Beschädigungen oder Zerstörungen in der Öffentlichkeit, z.B. von
Telefonkabinen, Schaufenstern, Toiletten usw.
Gehilfenschaft und Mittäterschaft. Auch wenn du selber nichts
klaust und nicht einbrichst, sondern nur dabei mithilfst – z.B.
Schmiere stehst oder heisse Informationen gibst oder auch Informationen zurückhältst, jemanden zu einer Straftat anfeuerst
oder ihn dabei unterstützt – machst du dich unter Umständen
strafbar. Je nach Art deiner Mitwirkung kannst du als Mittäter
oder als Gehilfe zur Verantwortung gezogen werden. Mitgegangen, mitgefangen!
Wenn du erwischt wirst…
Wenn du von der Polizei erwischt wirst, kommst du besser weg,
wenn du höflich bist, deinen Fehler einsiehst und Reue zeigst.
Auch wenn du dich ärgerst – es nützt nichts, zu fluchen und die
Beamten zu beschimpfen. Denke daran, dass sie nichts gegen
dich persönlich haben, sondern ihre Pflicht tun. Sie handeln im
Rahmen des Gesetzes. Wenn du verdächtigt wirst, kann dich die
Polizei von zu Hause, von der Schule oder dem Arbeitsplatz abhonnn
187
Versicherungen
188
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len. Auch auf der Strasse anhalten und kontrollieren kann dich die
Polizei jederzeit. Sie kann dich – auch ohne Haftbefehl – auf den
Polizeiposten mitnehmen und dich kontrollieren, wenn du…
… auf frischer Tat ertappt wirst.
… von jemandem angezeigt worden bist.
… eine Verkehrsübertretung begangen hast und deinen Ausweis
(Identitätskarte) nicht bei dir hast. Trage also besser immer eine
Identitätskarte auf dir.
… vor deinem 18. Geburtstag von zu Hause weggelaufen bist.
n n n Was du im Kontakt mit der Polizei wissen solltest
• Du darfst nicht länger als 24 Stunden auf dem Polizeiposten
oder im Untersuchungsgefängnis festgehalten werden, ohne der
Jugendanwältin oder dem Staatsanwalt [siehe auch: Strafuntersuchung] vorgeführt zu werden.
• Du musst deinen Namen, die Adresse, das Alter und den Bürgerort angeben. Sonst musst du nichts sagen. Du kannst also jederzeit die Aussage verweigern («ich mache dazu keine Aussage»).
• Mache keine falschen Aussagen. Das macht oft die Sache komplizierter und kann dazu führen, dass dir niemand mehr glaubt.
Zudem machst du dich durch falsche Aussagen ebenfalls strafbar. Gib auch nicht etwas zu, was du nicht gemacht hast, auch
nicht in der Hoffnung, schneller freizukommen.
• Alles, was du in Befragungen aussagst, wird in einem Protokoll
festgehalten. Lies dieses genau durch und lass es korrigieren,
wenn etwas darin steht, was du nicht gesagt hast.
Polizei und Strafverfahren
• Du darfst nicht geschlagen oder sonst schlecht behandelt werden, ausser wenn du selber eine schlechte Behandlung herausforderst, z.B. indem du die Beamten angreifst oder zu flüchten
versuchst.
• Wenn du durchsucht wirst und dich dabei ausziehen musst,
verlange, dass eine Person deines Geschlechts die Durchsuchung macht.
• Wenn eine körperliche Untersuchung nötig ist, kannst du verlangen, dass diese von einem Arzt durchgeführt wird. Wenn du
das Gefühl hast, schlecht behandelt worden zu sein, dann sag
es der Untersuchungsbehörde oder allenfalls dem Anwalt. [siehe unten: Verteidigung]
Die Polizei darf ihre Macht auf keinen Fall dazu missbrauchen,
deine Menschenwürde zu verletzen.
Die Strafuntersuchung
Je nach dem Ergebnis der Polizeibefragung wirst du entweder
entlassen oder innerhalb von 24 Stunden einer Untersuchungsbehörde zugeführt. Auch im Fall einer Entlassung kann die Strafuntersuchung gegen dich weitergeführt werden. Es gibt zwei
Untersuchungsbehörden:
• Die Jugendanwaltschaft (JUGA) [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafverfahren»] untersucht Straftaten von Kindern und
Jugendlichen (zwischen dem 10. und dem 18. Geburtstag). Sie
hat das Ziel, dich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit
dir und deinen Mitmenschen zu führen.
nnn
189
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Polizei und Strafverfahren
• Die Staatsanwaltschaft [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Strafverfahren»] untersucht Straftaten von Erwachsenen (ab
dem 18. Geburtstag).
Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft klären den
Sachverhalt in einer Voruntersuchung ab. Sie wollen wissen, ob
Beweise für deine Schuld vorliegen. Dazu können sie…
… dich von der Polizei auf einen Verdacht hin verhaften lassen,
wenn du nicht schon erwischt worden bist.
… dich befragen. Dazu bekommst du eine Vorladung. Diese musst
du befolgen, sonst kannst du von der Polizei geholt werden.
… Zeuginnen befragen. Du kannst auch selbst als Zeugin vorgeladen werden.
… dein Zimmer oder deine Wohnung durchsuchen lassen.
… gewisse Dinge (Beweismittel) beschlagnahmen lassen.
… deine Post und dein Telefon überwachen lassen.
… Fachleute (z.B. einen Psychiater) befragen.
190
Du hast jederzeit das Recht auf eine Verteidigung. Du kannst
dich von einer Anwältin verteidigen lassen oder aber von jemandem, zu dem du Vertrauen hast, z.B. von deinem Lehrer, deinen
Eltern usw. Vor deinem 18. Geburtstag ist es Sache deiner Eltern,
eine Anwältin zu bestellen. Wenn dein Fall beispielsweise besonders schwierig ist oder wenn du für mehr als 24 Stunden in Untersuchungshaft genommen wirst, bekommst du eine amtliche
Verteidigung.
Untersuchungshaft
Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft können
gegenüber dem Haftrichter beantragen, dass du während den
Abklärungen in Untersuchungshaft genommen wirst. Mögliche
Gründe dafür sind:
• Du hast eine Tat begangen, die mit Freiheitsentzug [siehe auch:
Strafen] bestraft wird, und es besteht die Gefahr, dass du flüchtest. Bedenke, dass eine Flucht ins Ausland deinen Fall verschlimmert und keine Lösung ist.
• Es besteht Verdunkelungsgefahr, d.h. die Gefahr, dass du irgendwelche Beweise beiseite schaffen oder mögliche Zeuginnen beeinflussen könntest.
• Es besteht die Gefahr, dass du deine strafbare Tätigkeit fortsetzt.
nnn
Der Haftrichter entscheidet auf Antrag des Jugendanwalts darüber, ob und für wie lange die Untersuchungshaft angeordnet
wird. Er befindet auch über eine allfällige Verlängerung der Unter­
suchungshaft.
Vor Gericht
Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft können unter gewissen Bedingungen selber entscheiden, ob du freigelassen
oder bestraft wirst. Auch die Art der Strafe können sie dann bestimmen. [siehe auch: Strafen] Unter Umständen wird aber dein
Fall an ein Gericht weitergegeben. Dann kommt es zu einer Ge-
nnn
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richtsverhandlung, wo schliesslich ein Urteil gefällt wird: Du wirst
freigesprochen oder zu einer Strafe oder Massnahme verurteilt.
Die Strafen
Strafen gibt es, seit es Menschen gibt. Verschiedene kennst du
aus eigener Erfahrung: Strafseiten, früh ins Bett, kein Fernsehen, weniger Taschengeld… [siehe auch: Schule, Familie] Das
sind aber private Strafen. Die Geschichte der Bestrafungen im
Rahmen des Gesetzes ist eine besonders grausige Angelegenheit. Denke nur an all die engen Kerker und dunklen Verliese, die
Folterkammern, Schafotte, Galgen und Guillotinen.
Hinter dem Strafen stecken ursprünglich drei Ideen:
• Erstens die Idee, den Menschen zu zeigen, dass es sich nicht
lohnt, ein Verbrechen zu begehen. Deshalb wurden Hinrichtungen und Folterstrafen oft auf öffentlichen Plätzen ausgeführt. Alle sollten sehen, wie schlecht es einem geht, der Unrecht tut.
nnn
Zum Nachdenken:
Führt die Angst vor Strafen wirklich dazu, dass die Menschen sich an Regeln und Gesetze halten? Was denkst du
darüber? Wie denkst du über die Todesstrafe?
• Zweitens die Idee, dass ein Mensch, der andern Schaden zufügt, eine Gefahr ist, die man beseitigen muss. Wer in einem
Kerker steckt, kann niemandem mehr etwas antun.
Polizei und Strafverfahren
• Drittens die Idee, dass der straffällige Mensch seine Tat bereuen und sich bessern soll, so dass er nach dem Verbüssen
der Strafe wieder in der Gesellschaft leben kann, ohne erneut
straffällig zu werden.
Zum Nachdenken:
Kann sich ein Mensch tatsächlich dadurch bessern, dass
er jahrelang im Gefängnis sitzt? Welche Strafen wären vielleicht sinnvoller? Heute steht die dritte Idee im Vordergrund. Zum Glück gibt es
keine öffentlichen Strafen mehr. Es gibt zwar Menschen, die am
liebsten die Todesstrafe wieder einführen würden. Viele haben
aber gemerkt, dass es nicht das Ziel sein kann, sozusagen aus
Rache einen straffälligen Menschen zu töten oder ihm grosse
Schmerzen zuzufügen. Das Ziel jeder Strafe sollte vielmehr sein,
zwar die Gesellschaft zu schützen, aber gleichzeitig den Straffälligen dazu zu bringen, dass er sein Verhalten ändert. Er soll ja
nach einer gewissen Zeit wieder in der Gesellschaft leben können, ohne jemanden zu schädigen. Dazu gibt es in den Anstalten
und Kliniken verschiedene Therapieangebote. Wer etwas ganz
Schlimmes getan hat, wird aber unter Umständen nicht einfach
wieder auf freien Fuss gesetzt, sondern kann auf unbestimmte
Zeit verwahrt werden.
Für Kinder und Jugendliche kommen folgende Strafen (befristet)
und Schutzmassnahmen (unbefristet) in Frage:
191
Polizei und Strafverfahren
• Ein Verweis (Verwarnung), d.h. jemand spricht ein sehr ernstes
Wort mit dir.
• Eine persönliche Leistung, z.B. in Form einer Arbeitsleistung,
d.h. du musst eine bestimmte Arbeit erledigen, z.B. eine
Hauswand putzen, oder in Form einer Verkehrsschulung bei
der Polizei.
Nach deinem 15. Geburtstag kannst du zusätzlich die folgenden
zwei Strafen auferlegt bekommen:
• Eine Geldbusse.
• Einen Freiheitsentzug bis zu einem Jahr, in schweren Fällen
sogar bis zu vier Jahren (über eine längere Einschliessung als
sechs Monate entscheidet das Jugendgericht). [siehe auch:
Freiheitsstrafen]
192
Für alle Kinder und Jugendlichen können folgende Schutzmassnahmen angeordnet werden:
• Aufsicht, d.h. deine Eltern werden in Erziehungsfragen beraten
und beaufsichtigt.
• Persönliche Betreuung, z.B. in Form einer Erziehungshilfe, d.h.
eine dafür ausgebildete Person besucht regelmässig deine Familie und hilft deinen Eltern in Erziehungsfragen.
• Ambulante Behandlungen, d.h. du wohnst zu Hause, gehst
aber regelmässig in eine Therapie oder eine Beratung.
• Unterbringung, d.h. du kommst in eine andere Familie, in eine
Wohngruppe oder in ein Heim.
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Strafen und Schutzmassnahmen können auch kombiniert werden.
Der zuständige Richter kann auch darauf verzichten, dir eine Strafe
aufzubrummen oder eine Schutzmassnahme anzuordnen; z.B. wenn
du schon bestraft worden bist oder wenn du deine Tat aufrichtig bereust und den Schaden – soweit möglich – wieder gutgemacht hast.
Die häufigsten Strafen für Erwachsene sind:
• Geldstrafen (Art. 34 StGB). Sie können bedingt oder unbedingt
ausgesprochen werden.
• Gemeinnützige Arbeit (Art. 37 StGB).
• Freiheitsstrafen (Art. 40 StGB). Es gibt bedingte und unbedingte Freiheitsstrafen. Wenn du eine bedingte Strafe bekommst,
musst du nicht ins Gefängnis. Es wird dir eine zweite Chance
gegeben. Wirst du aber erneut straffällig, musst du auch die
Strafe für die erste Tat absitzen. Eine unbedingte Freiheitsstrafe musst du sofort verbüssen. Sie kann von einem Tag bis zu
maximal 20 Jahren dauern.
Die häufigsten Massnahmen, die für Erwachsene getroffen werden, sind Therapiebehandlungen.
n n n Das Strafregister
Alle schwereren Strafen (grössere Bussen und Freiheitsstrafen)
werden ins Schweizerische Strafregister eingetragen. Bei Jugendlichen erfolgt nur bei Verurteilung zu einem Freiheitsentzug oder
zu Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung ein Strafregistereintrag.
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Der Eintrag wird bei Jugendlichen nach einer bestimmten Zeit entfernt (siehe dazu Art. 366 ff. StGB). Wenn du gewisse Arbeiten
oder Funktionen übernehmen willst (wenn du dich zum Beispiel
als Erwachsener für eine Arbeitsstelle oder für eine Mietwohnung
bewirbst), kann es sein, dass du einen Auszug aus dem Strafregister vorweisen musst. Es liegt natürlich in deinem Interesse,
dass dieser Auszug keine Einträge enthält. [siehe auch: Verwaltung] Du kannst ihn anfordern. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafregister»]
Das Opfer
Wenn du jemandem einen Schaden zugefügt hast, dann versuche immer, die Sache mit dem Opfer persönlich zu bereinigen,
und zwar auch dann, wenn du für deine Tat bestraft wirst. Du
solltest – vielleicht mit Hilfe deiner Eltern oder einer Freundin –
unbedingt und ohne lange zu warten…
…die gestohlenen Sachen wieder zurückgeben.
…den Schaden – so gut du kannst – wieder gutmachen, und zwar
aus eigenen Kräften.
…dich um den Gesundheitszustand des Opfers kümmern, wenn
es verletzt ist. Du kannst dem Opfer einen Brief schreiben oder
es am Krankenbett besuchen. Schäme dich nicht, um Entschuldigung zu bitten.
nnn
Opferhilfe
Wenn du selbst zum Opfer von Gewalt (Raub, Körperverletzung,
Polizei und Strafverfahren
Drohung, Vergewaltigung usw.) geworden bist, solltest du bei der
Polizei eine Anzeige machen, auch wenn du vielleicht Angst davor
hast, dass die Täter sich rächen. [siehe auch: Schule, Gewalt]
Die Polizei muss dafür sorgen, dass die Gesetze eingehalten werden und die Menschen so vor Straftaten geschützt sind. Sie kann
diese Aufgabe aber nur erfüllen, wenn die Straftaten gemeldet
werden. Im Fall von sexueller Gewalt im Familien- oder Bekanntenkreis solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bevor du eine Anzeige machst. [siehe auch: sexuelle Gewalt] Zum
Opfer einer Straftat zu werden, ist eine erschütternde Erfahrung.
Es kann sein, dass sich als Folge davon psychische Probleme –
z.B. Angst und Rückzug, Unsicherheit, Traurigkeit, Lustlosigkeit
usw. – einstellen. Scheue dich nicht, professionelle Hilfe aufzusuchen. Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen. Im Gegenteil: Du beweist Reife und Mut, wenn du nicht vor den Problemen
fliehst, sondern sie mit einer Spezialistin zu lösen versuchst. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»]
Als Opfer einer Straftat hast du Anspruch auf kostenlose Beratung und Begleitung durch eine Opferberatungsstelle. Diese
Stelle wird dir weiterhelfen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort
«Opferhilfe»]
193
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Teil 4:
du und die Welt
Was kannst du wissen?
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Was kannst du wissen?
Die Frage, wie du zu einigermassen sicherem Wissen über die
Welt gelangen kannst, ist alles andere als einfach zu beantworten. Wir nehmen die Welt immer nur mit unseren Sinnesorganen
wahr und denken alle Gedanken über die Welt immer nur mit
unserem Hirn. Wir wissen nie, wie die Welt ohne uns aussehen
würde – unabhängig von unseren Augen und unserem Hirn. Wir
können ja nicht aus unserer Haut fahren.
196
In diesem Kapitel geht es um die grossen Fragen und Zusammenhänge der Welt. Du wirst hier aber keine Antworten finden,
sondern einige anregende Gedanken. Vielleicht interessieren
sie dich, vielleicht diskutierst du sie mit deinen Freunden.
Wenn dabei immer noch mehr Fragen auftauchen, wenn dir
plötzlich nichts mehr einfach und selbstverständlich scheint,
dann bist du auf dem Weg in das weite und spannende Gebiet
der Philosophie.
Zum Nachdenken:
Deine Freundin erscheint dir wunderschön. Wenn du ein
Bakterium wärst, wäre sie aber für dich nur ein interessanter Nährboden, und wenn du ein winziges Elementarteilchen
wärst, wäre sie eine gigantische Gaswolke. Auf das ganze Universum gesehen ist sie hingegen ein Nichts auf einem winzigen Staubkorn. Was ist sie nun wirklich?
Aber mit unseren bescheidenen Möglichkeiten können wir doch
zu Annahmen gelangen, die sich mehr oder weniger gut bewähren in unserem Alltag und beim Versuch, die Welt zu verstehen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, zu Annahmen zu gelangen. Die eine beruht auf dem wissenschaftlichen Denken, die andere auf dem Glauben.
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Was kannst du wissen?
lil
«Glauben und Wissen verhalten sich wie die beiden Schalen einer
Waage: in dem Masse als die eine steigt, sinkt die andere.»
Arthur Schopenhauer
n n n Wissenschaft
Die Wissenschaft versucht, zu gültigen Aussagen über die Welt
zu gelangen. Sie unternimmt dazu viele Anstrengungen und hat
nicht wenige Erfolge zu verbuchen. Aber die Meinungen über sie
gehen weit auseinander.
Die Wissenschaft ist schlecht…
Die Wissenschaft ist in den letzten Jahrzehnten ziemlich in Verruf geraten. Warum? Wahrscheinlich vor allem aus folgenden drei
Gründen:
• Sie hat viele grosse Probleme der Menschheit – z.B. Hungerkatastrophen, Epidemien, Kriege – nicht aus der Welt schaffen
können.
• Sie hat viele Rätsel – z.B. die Fragen nach der Weltformel, nach
vielen Vorgängen im menschlichen Körper und im Universum –
noch nicht ganz lösen können.
• Und schliesslich: Sie hat viele zusätzliche Probleme mit sich
gebracht. Denke nur an die vielen hoch technisierten Waffen,
an die wachsende Umweltbelastung durch Abgase, giftige Chemikalien, radioaktive Abfälle usw.
Die Wissenschaft ist gut…
Kein Wunder also, dass viele Menschen nicht besonders gut von
der Wissenschaft denken. Dabei vergessen sie aber eines: Die
Wissenschaft hat sehr viel dazu beigetragen, das Leiden auf der
Welt zu vermindern und das Leben angenehmer zu gestalten.
Einige Beispiele:
• Die Fortschritte in der Medizin haben dazu geführt, dass heute viele Krankheiten früh erkannt und durch Medikamente und
chirurgische Eingriffe geheilt werden können. Mit Antibiotika
können Entzündungen bekämpft werden, die früher zum Tod
geführt hätten, und mit Hilfe der Impfung brechen gefährliche
Krankheiten – z.B. Pocken, Kinderlähmung, Starrkrampf usw. –
gar nicht mehr aus.
• Durch die Verbesserung der Hygiene im täglichen Leben (Kläranlagen, Trinkwasseraufbereitung, Kanalisation, Kehrichtentsorgung, Kühlschränke usw.) sind bei uns die grossen Seuchen
– z.B. Pest, Typhus und Cholera – sozusagen verschwunden.
• Dank der Fortschritte in der Psychiatrie und der Hirnforschung
versteht man viele Reaktionsweisen der Menschen besser und
legt z.B. psychisch Kranke nicht mehr in Ketten und sperrt sie
nicht mehr in Käfige.
• Durch die Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten ist die
Welt zu einem Dorf geworden. Man lernt andere Lebensgewohnheiten und Weltsichten kennen und nimmt am Weltgeschehen teil. Die Folge davon könnte sein, dass man toleranter
197
Was kannst du wissen?
ist gegenüber Fremdem und sich darum bemüht, möglichst viel
Leid zu verhindern.
• Die Erkenntnisse der Rechtswissenschaften und ihre Verbreitung haben dazu beigetragen, dass in vielen Ländern Staatsformen entstanden sind, die sich um Gerechtigkeit bemühen und
die Menschenrechte wahren.
Lösung näher zu kommen, kannst du zunächst Annahmen und
Behauptungen aufstellen. Dabei kannst du deine Vernunft, deine Fantasie, deine Einbildungskraft oder deine Gefühle einbeziehen. Es macht gar nichts, wenn deine Annahmen verrückt
scheinen. Für die Lösung grosser Probleme braucht es manchmal ganz ungewöhnliche Ideen.
Wir wissen also heute dank dem wissenschaftlichen Fortschritt
eine ganze Menge – und zwar nicht nur unwichtige Einzelheiten,
sondern Dinge von grossem praktischem Nutzen, die uns viele Erkenntnisse und ein erstaunliches Verständnis der Welt vermitteln
können. Gleichzeitig wissen wir aber sehr wenig. Gerade durch
den wissenschaftlichen Fortschritt stossen wir auf immer neue
offene Fragen und merken, dass viel, was uns wahr scheint, sich
später als Irrtum herausstellt.
Am Anfang des wissenschaftlichen Denkens steht also Kreativität, Freiheit und Toleranz in Bezug auf Ideen und Annahmen.
Es ist eine Herausforderung, den scheinbaren Widerspruch zwischen unserem grossen Wissen und unserem gleichzeitigen
grossen Unwissen auszuhalten und die Wissenschaft deshalb
weder zu überschätzen noch zu verdammen.
198
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Wissenschaftliches Denken
Wenn du zu einigermassen verlässlichen Aussagen über die
Welt gelangen willst, gibt es nur einen Weg, nämlich das wissenschaftliche Denken. Damit ist etwa Folgendes gemeint:
• Am Anfang steht eine Frage, ein Rätsel, ein Problem. Um einer
Zum Nachdenken:
Vielleicht fallen dir keine Fragen ein. Es gibt aber eine Menge.
Hier einige Beispiele: Helfen homöopathische Mittel? Wie entstehen Kornfeldkreise? Was hat es mit dem Bermuda-Dreieck
auf sich? Gibt es Gedankenübertragung? Warum finden Katzen
über lange Strecken den Heimweg? Wie steht es mit der Astrologie? Können Menschen fühlen, dass sie angestarrt werden?
Haben Mineralien eine Heilwirkung? usw.
• Jetzt musst du deine Annahmen prüfen, so gut du kannst. Dazu
suchst du nach eigenen Beobachtungen oder Beobachtungen von anderen Menschen, die deine Annahmen widerlegen
könnten. Weil du natürlich viele Dinge nicht selber beobachten
kannst, musst du dich auf Beobachtungen verlassen, die andere gemacht haben. Wissenschaftler prüfen ihre Annahmen,
indem sie Experimente veranstalten. Diese müssen zu jeder
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Was kannst du wissen?
lil
Zeit, an jedem Ort und von jedem Menschen wiederholt werden
können. Sonst sagen sie nichts aus. In einem zweiten Schritt
verlangt also, wer wissenschaftlich denkt, nach Prüfungen,
Beobachtungen, Experimenten, Belegen – nach so genannten
harten (auch: überprüfbaren) Tatsachen.
• In einem dritten Schritt musst du deine Annahmen aufgeben
oder korrigieren, wenn es Beobachtungen gibt, die ihnen widersprechen. Nur wer bereit ist, seine Annahmen kritisch zu
prüfen und auch wieder fallen zu lassen, wenn etwas dagegen
spricht, denkt wissenschaftlich.
Unwissenschaftliches Denken
Viele Menschen bleiben aber ihren Annahmen treu, auch wenn
viel dagegen spricht. Oft lassen sie gar keine Kritik an sich herankommen, indem sie entsprechende Beobachtungen und Aussagen wegschieben oder kritische Menschen als unglaubwürdig
abstempeln. Das ist unwissenschaftlich.
Willst du diese Art zu denken vermeiden, dann versuche andere
Gedanken auch dann zuzulassen, wenn sie deinen Annahmen widersprechen oder wenn dich der Mensch, der sie äussert, ärgert.
199
Was kannst du wissen?
Religion
Die Religionen (von lateinisch: religere, «etwas wiederholt und
sorgfältig betrachten») sind Weltanschauungen, die vom Glauben an die Existenz eines Gottes ausgehen. Sie bieten den
Menschen Erklärungen über den Sinn des Lebens, über Gut und
Böse, über die Ereignisse nach dem Tod usw. Die meisten Religionen gehen dabei davon aus, dass es eine Macht gibt, die grösser ist als wir Menschen und grösser als die Welt, eine Macht, die
alles hervorgebracht hat, durchdringt und zusammenhält, und
sie leiten daraus gewisse Anforderungen an die Lebensführung
ihrer Gläubigen ab.
nnn
200
Die christliche Religion bezeichnet diese Macht als Gott. Über
Gott gibt es sehr verschiedene Ansichten:
• Es gibt Menschen, die sich Gott als eine persönliche Macht
vorstellen, die uns Menschen beobachtet und liebt, alles weiss
und alles beeinflussen kann, zu der wir beten können und die
unsere Gebete erhören kann.
• Andere Menschen stellen sich Gott als eine unpersönliche
Macht vor, die in allen Dingen schlummert und alles in Bewegung hält, als eine Art Naturkraft.
• Wieder andere stellen sich Gott als das absolut Gute vor, als
die unendliche Liebe.
• Und noch einmal eine andere Gruppe sagt, man könne sich
Gott nicht vorstellen, er beginne dort, wo alle menschlichen
Vorstellungen und Gedanken aufhörten.
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Ob du für dich eine solche Macht, einen Gott, annimmst oder
nicht, musst du für dich selbst entscheiden. Beweisen lässt sich
die Existenz eines Gottes nicht.
Das Christentum (ca. 2,1 Milliarden Anhänger) zählt zu den fünf
grossen Weltreligionen. Die andern vier sind: der Islam (ca. 1,3
Milliarden Anhängerinnen), der Hinduismus (ca. 800 Millionen
Anhänger), der Buddhismus (ca. 400 Millionen Anhängerinnen)
und das Judentum (ca. 14 Millionen Anhänger). Daneben gibt es
eine unüberschaubare Anzahl weiterer Religionen und Glaubensgemeinschaften. Wenn du dich für das Thema «Religion» interessierst, dann frage andere Menschen danach, stöbere in einer
Bibliothek oder einer Buchhandlung, suche im Internet. Bestimmt
wirst du eine Menge finden.
Zum Nachdenken:
Wenn heute Menschen nach ihrem Glauben gefragt werden, antworten viele: «Ich habe meine eigene Religion.» Was sind das
denn für eigene Religionen? Woran glauben wohl deine Freunde? Frage doch mal nach. Vielleicht entdeckst du Unterschiede,
Gemeinsamkeiten, wiederkehrende Vorstellungen und Überzeugungen – und vielleicht entstehen spannende Gespräche.
«Ist es nicht seltsam, dass Menschen so gern für ihre Religion
streiten, aber so ungern nach ihren Vorschriften leben?»
Georg Christoph Lichtenberg
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Was kannst du wissen?
lil
n n n Esoterik
Esoterik bedeutet wörtlich: das Innerliche, also sozusagen ein
geheimes Wissen, das nur gewissen Eingeweihten zugänglich ist.
Der Esoterik werden Lebensanschauungen zugeordnet, die darauf beruhen, dass Kräfte und Einflüsse ausserhalb der naturwissenschaftlichen Weltanschauung existieren. Damit ist gemeint,
dass nicht nur Anschauungen richtig sind, die wissenschaftlich
nachgewiesen werden. Es ist nicht immer alles erklärbar. Früher
wurden zum Beispiel Menschen ausgelacht oder für verrückt erklärt, wenn sie behaupteten die Welt wäre rund. Erst als dies bewiesen werden konnte, wurde diese Anschauung anerkannt.
Mit dem Bedürfnis der Menschen nach tiefen Einsichten machen
aber auch Leute schamlos Geschäfte. Sie bieten Tagungen, Kurse und Seminarwochen an und versprechen die Lösung aller Lebensprobleme, völlige Sorgenlosigkeit, nie geahnte Befriedigung
usw. Prüfe diese Angebote sorgfältig, wenn dich das Thema interessiert. Hüte dich vor grossen Versprechungen. Es gibt keine
Geheimrezepte gegen die Lebensprobleme der Menschen und für
ein ewiges Glück. Oft sind Scharlatane am Werk – und die Leute,
die sich ihnen anvertrauen, bleiben nicht selten mit grösseren
Problemen zurück, als sie vorher je gehabt haben.
• Die Anhänger sind in einem starren System von Gedanken
und Glaubenssätzen eingeschlossen. Sie haben nicht mehr
die Möglichkeit, kritisch zu denken, die Glaubenssätze zu bezweifeln oder eine eigene Meinung zu haben. Sie verlieren die
gedankliche Freiheit.
• Oft verlangen die Sektenführer von ihren Anhängern strenge
Rituale und absoluten Gehorsam.
• Nicht selten wird verlangt, dass die Anhänger sehr viel Geld
oder andere Güter der Sekte zukommen lassen. Manchmal führt
dies zu einer finanziellen Katastrophe und zur Verzweiflung.
• Sektenführer wecken die Illusion, dass ein Leben ohne Angst,
ohne Konflikte, ohne Stress, nur unter Gleichgesinnten, die
sich alle lieben, möglich ist. Sie verwenden viel Sorgfalt auf
ausgeklügelte Taktiken, neue Anhänger zu gewinnen und die
Menschen mit Versprechungen und vorgegaukelter Glückseligkeit zu verführen.
n n n Sekten
Sekten sind Gruppen von Menschen, die sich ausserhalb der anerkannten Religionen zu einem bestimmten Glauben oder einer
bestimmten Lehre bekennen. Die Inhalte sind verschieden: sie
Versichere dich, dass du aus jeder Gemeinschaft, der du angehörst, jederzeit wieder austreten kannst und dass du kritisch sein
und deine Meinungsfreiheit behalten darfst. Informiere dich gut in
deinem Umfeld und im Internet (zum Beispiel: www.infosekta.ch).
können östlichen Religionen, esoterischen Überzeugungslehren,
der christlichen Religion oder wissenschaftlichen Theorien entnommen sein. Was sie aber von anderen Glaubens- oder Interessengemeinschaften unterscheidet, ist Folgendes:
201
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Was sollst du tun?
Was sollst du tun?
Was ist gut und richtig? Was ist böse und verwerflich? Wie sollen sich Menschen verhalten, damit sie ein gutes Leben führen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine besondere Wissenschaft,
nämlich die Ethik.
Zum Nachdenken:
Vielleicht scheint dir die Frage einfach. Aber jeder Grundsatz
für das menschliche Handeln kann sofort in Zweifel gezogen
werden, z.B.: Du sollst nicht lügen. Was aber, wenn du dadurch jemandem eine grosse Freude machst? Du sollst nicht
töten. Was aber, wenn du dadurch vielen anderen Menschen
das Leben rettest?
202
Der berühmte Kinderpsychologe Jean Piaget hat herausgefunden, dass kleine Kinder beim Spielen nach und nach gewisse
Spielregeln berücksichtigen:
• Ganz kleine Kinder spielen für sich allein und achten auf keine
Spielregeln.
• Etwas später übernehmen sie gewisse einfache Regeln. Es ist
ihnen aber egal, ob die anderen diese Regeln auch einhalten.
• Nach und nach bekommen Spielregeln eine Bedeutung. Die
Kinder betrachten sie als gültig und unveränderbar und überwachen die Einhaltung der Regeln gegenseitig sehr genau.
• Erst mit einiger Zeit lernen sie, dass die Regeln gemeinsam
ausgehandelt werden können.
Ganz ähnlich wie kleine Kinder Spielregeln entdecken, müssen
wir nach und nach lernen, dass in der Gesellschaft auch andere Menschen mitspielen, dass alle gern gewinnen würden und
niemand gern verliert und dass die gemeinsamen Spielregeln
immer wieder neu ausgelegt und umgesetzt oder aber neu festgelegt werden müssen. [siehe auch: Gesetze, Politik: mitreden
und mitbestimmen]
Werte und Normen
Jede Gemeinschaft hat eigene Spielregeln, so genannte Werte
und Normen.
nnn
Zum Nachdenken:
Werte und Normen unterscheiden sich besonders deutlich von
Kultur zu Kultur. In gewissen Kulturen gilt es als anständig, bei
Tisch zu rülpsen oder als unanständig, eine Speise abzulehnen
oder die Fusssohle zu zeigen. Findest du weitere Beispiele?
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Was sollst du tun?
203
Was sollst du tun?
Verschiedene Verhaltensweisen gelten als gut und richtig, anständig und rücksichtsvoll, löblich und bewundernswert, andere
hingegen als böse und falsch, unanständig und rücksichtslos,
tadelnswert und verabscheuungswürdig. Solche Werte und
Normen sind dir zum Teil bewusst. Viele davon hast du sogar zu
hören bekommen: «Sei anständig bei Tisch! Lerne, damit etwas
aus dir wird! Gib dich nicht mit falschen Leuten ab!» usw. Andere
sind dir weniger bewusst, vielleicht die Idee, dass es nicht gut
ist, dich in den Mittelpunkt zu stellen, oder die Idee, dass du nur
ein guter Mensch bist, wenn du dich für andere aufopferst usw.
Wie du dich in einzelnen Situationen verhalten sollst, ist nicht
immer einfach zu entscheiden. Es kann sich aber lohnen, gut
über die eigenen Werte und Normen nachzudenken und dich zu
fragen, woher sie kommen und warum du so oder so reagieren
könntest oder möchtest.
204
Die Stufenleiter der Werte
Ein amerikanischer Psychologe, Lawrence Kohlberg, hat die
Entwicklung unserer Werte untersucht. Er hat eine Stufenleiter
aufgestellt und gezeigt, dass die Werte und die Begründung des
Verhaltens mehr oder weniger reif und entwickelt sein können.
• Erste Stufe: Du richtest dein Verhalten nur nach dir selbst. Was
dir etwas bringt, machst du. Was dir Schaden einträgt, lässt
du – egal, was mit anderen dabei passiert. Belohnungen und
Strafen können dein Verhalten beeinflussen. Als Begründung
für deine Handlungen genügt der Satz …weil ich es will.
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• Zweite Stufe: Du merkst, dass es für dich Vorteile hat, wenn du
die anderen berücksichtigst. Du weisst, dass sie auch Interessen haben, und richtest dich so ein, dass ihr gemeinsam möglichst gut wegkommt. Dabei gilt das Prinzip der wechselseitigen Gerechtigkeit: Du gibst etwas, damit du etwas bekommst,
oder du schonst jemanden, damit er dich auch schont. Die Begründung deiner Handlungen lautet: …weil es mir schliesslich
nützt.
• Dritte Stufe: Du richtest dich nach der Mehrheit. Du tust, was
alle tun, und findest gut, was alle gut finden. Dabei stehen für
dich die Gewohnheiten, die Einstellungen und die Rollenmuster deiner Bezugsgruppe – sei es die Familie, die Schulklasse,
eine Clique – im Vordergrund. Du begründest deine Handlungen mit dem Satz …weil wir es so machen. [siehe auch: Clique
und Gruppendruck]
• Vierte Stufe: Du merkst, dass die Gesellschaft ein Gebilde von
Menschen ist, die du zum grössten Teil nicht kennst. Das Motto «wie du mir, so ich dir» und Gruppenregeln garantieren also
nicht viel. Du siehst ein, dass gewisse Regeln und Gesetze nötig sind, damit das Zusammenleben einigermassen funktionieren kann. Die Begründung für deine Handlungen heisst: …weil
es nötig ist, damit die Gesellschaft nicht ins Chaos stürzt.
• Fünfte Stufe: Du erkennst, dass auch gut organisierte Gesellschaften mit strengen Gesetzen sehr ungerecht sein können
und dass es in gewissen Fällen besser sein kann, sich für die
Veränderung der Gesetze einzusetzen oder aber sie zu mis-
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sachten. Jetzt lautet die Begründung für deine Taten: …weil es
gerechter ist als die herrschenden Normen und Gesetze.
• Sechste Stufe: Du wägst alle möglichen Standpunkte sorgfältig ab und gibst dabei deinem eigenen Standpunkt kein besonderes Gewicht. Dabei achtest du weder auf den eigenen
Nutzen oder Schaden noch auf die herrschenden Normen und
Gesetze. Die Begründung heisst: …weil es gut ist, egal wer ich
bin und wo ich lebe.
Was sollst du tun?
einerseits den Wunsch nach einem guten Leben haben wie du,
andererseits Schmerzen empfinden und leiden können wie du,
liegt folgender Schluss nahe: Du trägst eine Verantwortung den
anderen Menschen gegenüber, denn was sie an Freud und Leid
durch dich erfahren, könnte genauso gut dir durch sie widerfahren.
Überlege dir, auf welcher Stufe du dich am ehesten einteilen
würdest. Kohlberg hat viele Amerikaner getestet und auf seiner
Stufenleiter eingeordnet. Dabei hat er herausgefunden, dass die
grosse Mehrheit nicht über die dritte Stufe hinauskommt. (Das
betrifft aber nicht nur die Amerikaner, sondern gilt wahrscheinlich für alle Menschen.) Auf welcher Stufe sich ein Mensch befindet, hat nichts damit zu tun, was er sonst denkt oder glaubt
– er kann religiös sein oder wissenschaftlich denken, gebildet
sein oder ungebildet. Je höher die Stufe, die ein Mensch erreicht,
desto weniger sind seine Mitmenschen in Gefahr, unter dem Egoismus dieses Menschen zu leiden. Interessant ist die Beobachtung, dass Menschen in bedrohlichen Situationen auf der Stufenleiter zurückfallen.
Zum Nachdenken:
In einem lustigen Märchen verwandelt eine Hexe einen Fuchs,
der ein Huhn verfolgt, in ein Huhn und das Huhn in einen Fuchs.
Beide erleben, wie es dem anderen zumute ist: der Fuchs erlebt die Angst des Huhns, das Huhn aber die Gier des Fuchses.
Nachdem sie zurückverwandelt sind, haben beide eine Einsicht
gewonnen. Der Fuchs jagt keine Hühner mehr, das Huhn hingegen hat Verständnis für Füchse. – Wäre es nicht sehr lehrreich,
wenn man auf ähnliche Weise Menschen für eine gewisse Zeit
in andere Menschen verwandeln könnte – z.B. Lehrerinnen in
Schüler und umgekehrt? Was denkst du – welche Verwandlung
täte dir oder deinen Klassenkameraden gut? Schreibt doch in
der Klasse Berichte aus dem Leben eines anderen. Wählt eine
bestimmte Person und versucht euch einzufühlen. Diskutiert
die Berichte nachher in der Klasse.
Die Verantwortung gegenüber anderen Menschen
Wenn du einmal erkannt hast, dass zwischen dir und den anderen Menschen kein Unterschied besteht, dass alle Menschen
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
Die Angst vor dem Fremden und Andersartigen führt nicht selten
dazu, dass Menschen anderen Menschen mit Vorurteilen begeg-
nnn
205
Was sollst du tun?
nen, ihnen kaum eine Chance zur Annäherung geben, sondern
sie ungerecht behandeln oder sogar zu Feinden stempeln und
bekämpfen. [siehe auch: Andere Kulturen] Alle wissen, dass die
Nationalsozialisten (auch: Nazis) während des Zweiten Weltkriegs Juden, Fahrende, Homosexuelle und Behinderte zu ihren
Feinden erklärt und massenhaft gefoltert und ermordet haben.
Und auch heute werden an vielen Orten auf der Welt Minderheiten benachteiligt, gequält und getötet. Deshalb ist es wichtig,
dass du Folgendes weisst:
• Jeder Mensch hat das Recht darauf, unabhängig von seiner
Herkunft, seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht, seinem Alter,
seiner sexuellen Neigung, seinem Aussehen, seinem Glauben
oder seinen Überzeugungen usw. als Mensch ernst genommen
und respektiert zu werden.
• Jeder Mensch hat das Recht, als einzigartiges Lebewesen
betrachtet und beurteilt zu werden. Niemand ist gut oder
schlecht, weil du ihn zu einer Gruppe zählst – sei es zu der
Gruppe der Schweizer oder der Ausländer, der Heterosexuellen, der Homosexuellen, der Gläubigen oder der Ungläubigen,
der Suchtmittelabhängigen oder der Abstinenten usw.
«Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken.
Vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir.» Mark Twain
Verantwortung gegenüber der Umwelt
Wenn du noch einen Schritt weiter gehst, kommst du zu der Aussage: «Nicht nur die Menschen empfinden Freud und Leid, sonnnn
206
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dern alle Lebewesen möchten leben und sich entfalten können
wie ich.» Das führt dich vielleicht zu folgender Einsicht: Wir haben
allem Lebendigen gegenüber eine Verantwortung, auch gegenüber unserer direkten Umwelt, unserer Natur.
Unsere Natur birgt die eigentlichen Ressourcen für das Überleben
der Menschen. Ohne sauberes Wasser und reine Luft und ohne
intaktes Ökosystem wird es kritisch für die Menschheit. Auch du
kannst dazu beitragen, zu den natürlichen Ressourcen Sorge zu
tragen. Mit deinem Verhalten als einzelner Konsument kannst du
gemeinsam mit vielen anderen kritischen Menschen einiges beeinflussen. [siehe Adressverzeichnis: Natur und Umwelt]
Leider unterschätzen zu viele Leute ihre Verantwortung gegenüber der Natur: sie werfen zum Beispiel leeres Verpackungsmaterial und anderen Müll aus dem Autofenster an den Wegrand
oder lassen den Abfall ihrer Party am Fluss einfach bei der Feuerstelle liegen. Die Bezeichnung für solches Verhalten heisst
«Littering». Littering – also das Deponieren von Müll im öffentlichen Raum – ist verboten und kann bestraft werden. Ist es nicht
einfach dumm und frech, wenn die Verschmutzer glauben, der
Müll löse sich dann schon irgendwie in Luft auf oder werde von
irgendjemand anderem weggeschafft?
Im ganzen Universum hat das Leben auf unserem Planeten –
auch wenn es wahrscheinlich noch andere Lebensformen gibt
– einen Seltenheitswert. Es verdient einigen Respekt – ebenso,
wie du als einzelner Mensch Respekt verdienst.
Was sollst du tun?
«Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.»
Arthur Schopenhauer
207
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Stichwortverzeichnis
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n n n A
Abhängigkeit, körperliche
Abhängigkeit, psychische
Absturz s. Alkohol Abzahlungsverträge
Adrenalin
AHV s. Alters- und
Hinterlassenenversicherung AHV-Beiträge
AIDS
AIDS-Risiko
AIDS-Test
Akne
Alkaloide s. Giftpflanzen Alkohol
Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) Ambulante Behandlungen
Amnesty International
Amphetamine
Analsex
Andere Kulturen
Anmache
Anorexie s. Magersucht
Anti-Nährstoffe
Appetit
Stichwortverzeichnis
102
102
141, 145
83
178f.
47ff.
47ff.
49
92
103
177f.
192
73
111
39
167f.
104
93
93f.
Apps
78
Arbeit
135ff.
Arbeitsbestätigung
133, 139
Arbeitsgesetz
136
Arbeitsleistung
139, 192
Arbeitslosenversicherung (ALV)
179
Arbeitslosigkeit
179f.
Arbeitsplatz (zum Lernen)
121
Arbeitsrecht
136
Arbeitszeiten
132
Arbeitszeugnis
139
Arzt für Geschlechtskrankheiten s. Urologe
Arztzeugnis
136
Ausfluss (aus der Scheide oder
dem Penis) 50
Ausgewogene Kost
93
Ausgleichskasse
178ff.
Ausländer s. andere Kulturen
Aussehen
89
Austausch für Klassen
125
Austausch für Schülerinnen
125
170
Auszug (aus einer Wohnung)
Auszug aus dem Strafregister
192f.
Autoprüfung (Kategorie B)
158f.
n n n B
Basistheorieprüfung
158ff.
Belästigung, sexuelle
138f.
Berufliche Vorsorge
178f.
Berufsberatung
127f.
Berufsinformationszentrum (BIZ) 127ff.
Berufskrankheiten
181
Berufsmatur
133
Berufsunfälle
181
Berufswahl
127ff.
Berufswahlpraktikum
135
Beschneidung
25
Betäubungsmittelgesetz
152, 187
Bewegung
75
Beweismittel
190
Bewerbung
130f.
Bewerbungsunterlagen
129f.
Bibeli s. Pickel Binden
29
Bio-Tattoo s. Tätowierungen Bisexualität
54
Blasen s. Oralsex 95
Body Mass Index
Brüste
27
Brustkrebs
30
Brustuntersuchung
30
211
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Stichwortverzeichnis
Brustwarze
Buddhismus
Bulimie s. Ess-Brech-Sucht
BVG s. berufliche Vorsorge
27
200
n n n C
Cannabis
106ff.
Charaktereigenschaften
131
Chat
81ff.
Chlamydien
52
Christentum
200
Clash of Clans
81
Clique
70f.
Coitus Interruptus
(unterbrochener Geschlechtsverkehr) 44
Coming-out
57f.
Communities
80
Crack
110
Cunnilingus s. Oralsex
Cyberbullying s. Mobbing Cybermobbing s. Mobbing 212
n n n D
Dezibel
Diaphragma
Diebstahl
97
42
186
Dienstbüchlein
174
Dienstuntauglichkeit
175
Digitale Medien
78ff.
Diskriminierung
138
Dokumente
74, 129, 172
Dopamin
83
Drei-Monats-Spritze
43
Dritte Säule (der Altersvorsorge) 184
Drogen s. Suchtmittel
n n n E
Ecstasy
Eichel
Eier s. Hoden
Eierstöcke
Eileiter
Einbruch
Einsätze in der Gesellschaft Einschliessung
Einstelltage
Einstiegsdroge
Einwohnerkontrolle
Eisprung
Eizelle
E-Learning
Endorphine
111
25
28
28
187
74
192
180
107
171
28
28
84
94
Entspannung
Entspannungsübungen
Erektion
Ernährung
Erste Säule (der Altersvorsorge )
Erstes Mal
Erwerbsersatzordnung (EO)
Erziehungshilfen
Esoterik Ess-Brech-Sucht
Essstörungen
Esssucht
Exhibitionismus
n n n F
Facebook
Fahrlässigkeit, grobe
Fahrprüfung
Fahrrad s. Velo
Fahrradprüfung
Fahrstunden
Familie
Familienbüchlein
Fantasien, sexuelle
Fellatio s. Oralsex Ferien
97f.
98
25
93ff.
177f.
37f.
178
192
201
95
94f.
95
59f.
81ff.
138
206ff.
156
159
161ff.
172
22
77, 138
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Ferienjob s. Nebenjob
Feste
Fetischismus
Filzläuse
Folienrauchen
Franchise
Frauen in der Armee
Frauenärztin
Freebase
Freiheit
Freiheitsstrafe
Freizeit
Fremdenfeindlichkeit
Freunde
Freundschaft
Führerausweis
76
60
53
110
181
175
30
110
151
192
72ff.
205f.
68ff.
68ff.
153ff.
n n n G
Games
Gamesucht
GBL (Gamma-Butyrolacton)
Gebärmutter
Geburtsurkunde
Gefängnis
Gehilfenschaft
Geld
83
85
108f.
26ff.
172
192
187
141ff.
Geldstrafe
Genussmittel
Gericht
Geschlechtskrankheiten
Geschlechtsverkehr
Gesetze
Gesetzestexte
Gesundheit
Gewalt
Gewalt, häusliche
s. häusliche Gewalt Gewalt, körperliche
Gewalt, sexuelle
Gewerkschaften
GHB/GBL/K.O.-Tropfen
Giftpflanzen
Glaube
Glückshormon s. Dopamin
Gonorrhö (auch: Tripper)
Gott
Graffitis
Gras s. Cannabis
Gratifikation
Gruppenchat
Gruppendruck
Gummi s. Kondom 192
93
190f.
50ff.
37ff.
150ff.
152
89ff.
99ff.
99f., 164
64ff., 164
140
108f.
109
196ff.
54
200
187
132
82f.
70f.
n n n H
Haare
Haftbefehl
Haftpflichtversicherung für
Motorfahrzeuge
Halluzinogene
Handy
Hardcore Harnröhre
Harte Pornografie
Haschisch
Hausarzt-Modell
Hausaufgaben
Haushaltskosten, Beitrag
Häusliche Gewalt
Hausratsversicherung Hehlerei
Hepatitis
Heroin
Herpes, Typ 1
Herpes, Typ 2
Heterosexualität
Hinduismus
HIV
Hobbies (s. auch Freizeit)
Hoden
90
189
183
109f.
78ff.
63f.
25f.
64
106
99
119
144, 162
164
184
187
41, 110
110
53
53
54
200
47ff.
83
26
213
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Höhepunkt, sexueller s. Orgasmus
Homosexualität
54ff.
Hormonpflaster
40
Hymen s. Jungfernhäutchen n n n I
Identitätskarte (ID)
172
Illegale Drogen
187
Implanom 41
Inline-Skates
156
Instagram
81, 85
Integration
168
Integrationsprobleme
168
Internet
78ff.
Internet-Sexsucht / Pornosexsucht 64
Invalidenversicherung (IV)
178
Islam 200
IUP (Intrauterinpessar)
42
IV s. Invalidenversicherung 214
n n n J
Jobs
Joint
Judentum
Jugend und Sport (J&S)
Jugendanwaltschaft
74, 142
106ff.
200
74
189f.
Jugendaustausch s. Austausch
für Schülerinnen Jugendgruppen, kirchliche
Jugendgruppen, politische
Jugendlohn
Jugendpolitik
Jugendpolizei
Jugendtreffs
Jugendurlaub
Jugendverbände
Jungfernhäutchen
73
73
141f.
72f.
185
74
138
74
27
n n n K
K.O.-Tropfen
108f.
Kaktus s. Mescalin
Kalender-Methode
43
Kantonspolizei
185
Kautabak s. Nikotin
Kickboards
156f.
Kiffen
106ff.
kik
82
Kitzler s. Klitoris
Klassenaustausch s. Austausch
für Klassen 125
Kleidung
60, 89f., 185
Klitoris
26
Knaus-Ogino-Methode
Knutschfleck Kokain
Kollektiv-Versicherungen Kommandoabteilung
Kommunikationssucht
Kompliment Kompromiss Kondom
Kondom, Gebrauch Konflikte mit Lehrkräften Konfliktlösung Körperverletzung Korruption Krankenkassenprämie Krankenversicherung Krankheit Kreativität Kredit Kreditkarten Kreiskommando Kriminalpolizei Krisen Kultur Kulturkonflikt
Kündigung
43
35
110
184
185
85
17
161ff.
41
49
125f.
163
187
151
181
180
51, 98f.
76
145f.
145
171, 176
185
113ff.
76, 167ff.
167
138
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Kündigung, fristlose
Kündigungsfrist, Arbeit Kündigungsfrist, Wohnen Kupferspirale
Kurse
Kurzschlusshandlungen
Küssen
KVG s. Krankenversicherung Stichwortverzeichnis
138
136, 138
169f
44
74
21
35
n n n L
Lachgas 108
Langeweile 72, 80, 112, 120
Lärm (im Unterricht) 120
Lärmpegel 97
Latex 49
Latte s. Erektion Lautstärke 95ff.
Leasing, Abzahlungsverträge
und Kredite 141ff.
Lebenskosten
142
Lehre 128ff.
Lehrlingsaustausch 134
Lehrlingslohn 144
Lehrstelle 129ff.
Lehrstellennachweis (LENA) 129
Lehrvertrag 131f.
Lehrzeugnis Leiterinnenkurse Lernfahrausweis
Lerntechnik
Lerntypen Lesben Liebe Liebeskummer Littering
Lohn Lohnkonto
LSD Lusttröpfchen Lustzentrum
Lutschen s. Oralsex n n n M
Magersucht Mängelliste Marihuana Markenkleider
Masochismus
Medikamente
Meinungsfreiheit Menstruation Menstruationsbeschwerden
132f.
75
158f.
121f.
128f.
54ff.
161ff.
21
207
132
145
109
25
25f.
94f.
169
106
90
60
106
201
28ff.
29f.
Mescalin
Mietvertrag
Mikro-Verletzungen
Milchdrüsen Militär Militärversicherung Minipille
Missionarsstellung Mitesser Mittäterschaft Mobbing – Cybermobbing –
Cyberbullying
Möse s. Vulva
Motorräder (Kategorie A,
beschränkt)
Motorräder (Kategorie A,
unbeschränkt)
Motorräder (Kategorie A1)
Muschi s. Vulva n n n N
Nachhilfe
Nachsitzen
Nährstoffe
Nationalsozialisten
Naturfreunde Schweiz
109
169ff.
47
27
174ff.
180
41
37
91
187
86f., 99
158f.
158f.
158f.
124
119
93
206
73
215
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Nazis s. Nationalsozialisten
Nebenjob
Netzwerke s. Soziale Netzwerke
Neuorientierung Nikotin
Normen
Nothelfer-Kurs
Nuva-Ring
n n n O
Obligationenrecht
Ökosystem
Onanieren s. Selbstbefriedigung
Onlinesexsucht
Onlinesucht
Opfer Opferhilfe
Oralsex
Orgasmus
P
Pädophilie
Papiere, wichtige
Pariser s. Kondom Parteien
Pass
142
21
104ff.
202ff.
158
40
152
207
85
84ff.
193
193
35
33
nnn
216
60f.
171f.
73
172
Penis
Pension
Pensionskasse
Petting
Pickel Piece s. Cannabis
Piercing
Pille Pille danach
Plastikgeld Politik Polizei Pornografie Pornosucht Portiokappe Praktische Prüfung
Prepaid
Privathaftpflicht
Privatsphäre
Probezeit
Promille
Prostitution
Prüfungsvorbereitung
Psilocybin
25
179
179
34ff.
91f.
92
40
44f.
145
72f.
185ff.
62ff.
64
42
159f.
78, 145
184
86, 152
132, 159
103
61f.
124
109
n n n R
Rassismus
Rauchen s. Nikotin Rauferei
Räume, öffentliche
Räume, private
Recht des Stärkeren
Rechte des Kindes
Rechte und Pflichten
Rechtsauskünfte
Regel s. Menstruation
Regeln
Reisen
Reitlage Rekrutenschule (RS)
Rekrutierungstage
Religion
Ritzen s. Selbstverletzendes Verhalten
Rücksicht
Ruhe
Ruhepause s. Ruhe
n n n S
Sachbeschädigung
Sadismus
205f.
187
77
76
150
155
153, 161
140
119f.
77
37
175
174
200
77, 161f.
98
187
60
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Sadomasochismus
60
Safer Sex 49
Samenflüssigkeit
25, 33f., 44ff.
Sauberkeit
26, 39, 50
Sauger s. Knutschfleck Säulen, drei
177ff.
Schamlippen
26
Scheide
26
Scheidung
165f.
Schleim-Methode
43
Schnäbi s. Penis Schnupftabak s. Nikotin Schnupperlehre
128f.
Schönheitsideal
27, 94
Schulden
146
Schule
119ff.
Schulkommission
119
Schulsozialarbeit
126
Schutzalter
155
Schutzmassnahmen
191f.
Schwangerschaft
45f.
Schwangerschaftsabbruch
46
Schwanz s. Penis Schweizer Verfassung
152
Schwierigkeiten (in der Lehre)
133f.
Schwule
54ff.
Stichwortverzeichnis
Scooter
156
Screenshot
81, 86
Sekten
201
Selbstbefriedigung
31ff.
Selbstbehalt
181
Selbstmord
115
Selbstverletzendes Verhalten
113
Sex
22ff.
Sexting
87
Sextortion
87
59ff.
Sexualverhalten, abweichendes
Sexuelle Belästigung
am Arbeitsplatz
138f.
Sexuelle Gewalt
64ff., 164
Sexuelle Randgruppen
59ff.
Shit s. Cannabis
Sicherheitsabteilung 185
Skateboards
156
Smartphones
78ff.
Smeet
82
Smegma
50
SMS
78ff.
SnapChat
82
Snus s. Nikotin Softcore und Hardcore
63
Sorge, elterliche
165
Sozialdienst der Armee
180
Soziale Netzwerke
80ff.
Sozialeinsatz
74
Sozialversicherungen
177ff.
Sparen
146
Sparkonto
145
Speed
111
Spekulum
30
Sperma s. Samenflüssigkeit
Spielregeln
202
42ff.
Spirale Spitze Kondylome
52
Sport
74ff.
Sportfachkurse
75
43, 70
Spray Staatsanwaltschaft
190
Stadtpolizei
185
Ständer s. Erektion
Stelleninserate
129
Steuern
142ff., 154, 169
Stimmrechtsausweise 172
Stipendien
134
Strafen
191f.
Strafgesetzbuch
152
Strafregister
192f.
217
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Stichwortverzeichnis
Straftaten von Kindern
und Jugendlichen Strafuntersuchung
Strafverfahren
Strassenverkehrsgesetz
Streicheln
Stresshormon s. Adrenalin
Studienberatung
Suchtmittel
Suizid s. Selbstmord
SUVA
Syphilis
186ff.
189f.
185ff.
152
35
127f.
102ff.
182f.
54
Theorieprüfung
Therapiebehandlungen Töffliprüfung
Traktorprüfung (Kategorie G)
Transsexualität
Transvestismus
Trichomoniasis
Trinkspiele
Tripper s. Gonorrhö
TV s. Fernsehen
Twitter
218
33ff.
29
141
30
187
92
92
43
106
106
80
U
Überdosierung
110
Unfälle
98, 181ff.
Unfallversicherung
181ff.
Unfug (im Unterricht)
120
UNO-Übereinkommen über
die Rechte des Kindes
155
Untauglich s. Dienstuntauglichkeit
Unterbringung
192
Unterleibsuntersuchung
30
Unterricht
119ff.
Unterrichtsstunden
120
Unterstützung,
finanzielle s. Stipendien nnn
n n n T
Tabu
Tage s. Menstruation
Tags s. Graffitis
Tampons
Taschengeld und Jugendlohn
Tastuntersuchung
Tätlichkeiten
Tätowierungen
Tattos s. Tätowierungen
Temperatur-Methode
Tetrahydrocannabinol (THC)
THC s. Tetrahydrocannabinol
158ff.
192
158
157f.
61
61
51
103
Untersuchungshaft
Unwissenschaftliches Denken
Urologe
UVG s. Unfallversicherung n n n V Vagina s. Scheide Vandalismus
Velo
Velohelm
Verantwortung
(gegenüber der Natur)
Verantwortung
(gegenüber Menschen)
Verdunkelungsgefahr
Vergewaltigungsdroge
Verhütung
Verhütungsmittel
Verhütungspflaster
s. Hormonpflaster Verhütungsring s. Nuva-Ring Verkehrskundeunterricht
Verkehrsmittel
Verkehrsschulung
Verkehrsübertretung
Verliebtsein
190
199
25
187
156
156
206f.
205
190
108f.
39ff.
39ff.
158ff.
156ff.
192
186
16ff.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Vermögensdelikte
186
Versicherungen
177ff.
Versicherungen, freiwillige
183f.
Verteidigung
190
Vertrag
131f., 136 169ff.
Vertrauensbruch
138
Verwaltung
171f.
Verweis
192
Verzweiflung
21
Videos s. Fernsehen
Videospiele
83f.
Vitamin B
129
Vitamine
94
Volljährigkeit 162, 165, 171
Volljährigkeit, sexuelle
154
Vorhaut
25
Vorstellungsgespräch
131
Vortröpfchen s. Lusttröpfchen
Voruntersuchung
190
Voyeurismus
59
Vulva
26
n n n W
Waffenloser Militärdienst
Wasserpfeife s. Nikotin
Webchat
175
82
Werte
Wetttrinken
WhatsApp
Wichsen s. Selbstbefriedigung
Wiederholungskurs (WK)
Wissenschaft
Wissenschaftliches Denken
Wohnen
Wohnsitzbescheinigung
Wut
WWF
202ff.
103
81ff.
Zwischenlösungen
Zyklus
128
28
175
197
198f.
169f.
172
21, 114
73
n n n Z
Zähne
90f.
Zäpfchen
43, 50
Zärtlichkeit
24ff., 34
Zauberpilze s. Psilocybin
Zeugnisse
130f.
Ziviler Ersatzdienst
175f.
Zivilgesetzbuch
152, 161
Zivilschutz
175
Zuhälter
61f.
Zungenkuss
35, 48
Zusatzversicherungen
180ff.
Zwang
34, 80, 102ff.
Zweite Säule (der Altersvorsorge ) 178f.
219
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jugend . themen . antworten .
Wahrscheinlich bist du jung und hast das ganze Leben noch vor dir. Was hält es wohl für dich bereit? Bestimmt viel Vergnügliches, Spannendes und Überraschendes… – aber womöglich auch ein paar Stolpersteine. Manche Schwierigkeiten wirst du
leicht aus eigenen Kräften meistern, besonders wenn du dich rechtzeitig informierst. Je mehr du über das Leben weisst und
je besser du dir vorstellen kannst, was auf dich zukommen könnte, desto leichter wirst du damit fertig.
Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst,
sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche und zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es
sich still und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen
legen. Es wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es parat sein für dich.
look up:
www.look-up.ch

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