Look Up
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jugend . themen . antworten . look up: Impressum HerausgeberinPERSPEKTIVE Region Solothurn-Grenchen, Weissensteinstrasse 33, 4502 Solothurn, www.perspektive-so.ch Fotografie Theo Gamper, 4500 Solothurn Herstellung und Bezugsadresse Lehrmittelverlag Kanton Solothurn, Dammstrasse 21, 4502 Solothurn, www.lehrmittel-ch.ch, gedruckt in der Schweiz Alle Aufnahmen einer 2. Sekundarschulklasse sind im Schulhaus Carpe Diem in Neuendorf entstanden. Die Fotos sind zwanglos in den Text eingesetzt und stehen zu diesem in keinem beabsichtigten Zusammenhang. Die Texte der ersten Auflage 2001 wurden im Auftrag der PERSPEKTIVE von D. Jordi erarbeitet. Überarbeitung Texte 6. Auflage:H. Müller, Soziopoly – Mandate im sozialen Bereich, Biberist Fachliche Unterstützung: zischtig.ch, Fachstelle MIRA Zürich, Frauenpraxis Runa GmbH Solothurn, Schuldenberatung Aargau-Solothurn, Kreiskommando Solothurn, Motorfahrzeugkontrolle Solothurn, Arbeitslosenkasse Solothurn, Jugendpolizei Kanton Solothurn, SUVA Solothurn Korrektorat: S. Lüscher, Bern Für die Überarbeitung und Aufnahmen der neuen Auflage danken wir herzlich allen beteiligten Akteuren, Ratgebern, Institutionen und kantonalen Fachstellen. © by PERSPEKTIVE Region Solothurn-Grenchen 2016, 6. überarbeitete Auflage look up: jugend . themen . antworten . Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung Wie benützt du look up: am besten? 12 13 Teil 1: du und die Lust am Leben Das Verliebtsein und die Liebe Verliebtsein Wenn du geliebt wirst… Vom Verliebtsein zur Liebe Die Liebe währt nicht ewig Liebeskummer 15 16 16 19 20 20 21 Sex Sex ist schön… Sex macht Angst… Die häufigsten falschen Vorstellungen in Sachen Sex Die Geschlechtsorgane Die Geschlechtsorgane des Jungen Die Geschlechtsorgane des Mädchens Die Menstruation Tampons oder Binden Menstruationsbeschwerden Die erste Untersuchung bei der Frauenärztin Was wird gefragt? Was wird untersucht? Selbstbefriedigung Petting Küssen Streicheln Oraler Sex Geschlechtsverkehr Das erste Mal Analsex Verhütung Überblick über die gebräuchlichsten Verhütungsmittel Schwangerschaft Wenn du das Kind behalten willst… Wenn du die Schwangerschaft abbrechen willst… 22 22 22 23 25 25 26 28 29 29 30 30 30 31 34 35 35 35 37 37 39 39 40 45 45 46 AIDS Übertragung Risiko Safer Sex Gebrauch des Kondoms AIDS-Test Geschlechtskrankheiten Woran erkennst du, dass du eine Geschlechtskrankheit hast? Wie kannst du dich vor Geschlechtskrankheiten schützen? Übersicht über die wichtigsten Geschlechtskrankheiten Homosexualität – Schwule und Lesben 3 gute Gründe für eine akzeptierende Haltung gegenüber Schwulen und Lesben Sex unter Homosexuellen Gleichgeschlechtlicher Sex unter Jugendlichen Dazu stehen – Coming-out Eingetragene Partnerschaft für schwule und lesbische Paare Abweichendes Sexualverhalten und sexuelle Randgruppen Prostitution Pornografie Sexuelle Gewalt Freundschaft Eine gute Freundschaft 47 47 47 49 49 49 50 50 50 51 54 57 57 57 57 59 59 61 62 64 68 69 Freunde finden Die Clique und der Gruppendruck Die richtigen Freunde Freizeit Politik: mitreden und mitbestimmen Engagement in Jugendgruppen und -verbänden Kurse und Jobs Jugendtreffs Sport Jugend und Sport (J&S) Sport und Bewegung – ganz individuell Kreativität Kultur Feste und Veranstaltungen Ferien und Reisen Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Handy Smartphones Soziale Netzwerke Prinzip Sicherheit Verhalten Chat Games Chancen / Nutzen / Vorteile E-Learning Kreatives 70 70 71 72 72 73 74 74 74 74 75 76 76 76 77 78 78 78 80 80 81 81 83 84 84 84 Imagepflege Onlinesucht Typen der Onlinesucht Leistungseinbussen Die Sucht erkennen – darauf musst du achten Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion Cybermobbing Sexting Cybergrooming und Sextortion Recht und Gesetz Gesundheit Aussehen Kleidung Haare Zähne Pickel Was du dagegen tun kannst… Akne Piercing Tätowierungen Ernährung Appetit Ausgewogene Kost Essstörungen Magersucht Ess-Brech-Sucht 84 84 85 86 86 86 86 87 87 87 89 89 89 90 90 91 91 92 92 92 93 93 93 94 94 95 Esssucht Körpergewicht einschätzen: Der Body Mass Index (BMI) Allzu viel ist ungesund – auch bei der Lautstärke Entspannung Bewegung Ruhe Krankheit und Unfälle Gewalt Das kannst du tun, nachdem du persönlich körperlicher Gewalt ausgesetzt warst Abhängigkeit und Suchtmittel Suchtmittel Alkohol Nikotin Medikamente Cannabis Lachgas GHB/GBL/K.O.-Tropfen LSD, Psilocybin, Mescalin Giftpflanzen Heroin Kokain Amphetamine Sind Suchtmittel cool? Grenzen anders erfahren Suchtmittel lösen keine Probleme 95 95 95 97 97 98 98 98 99 102 103 103 104 106 106 108 108 109 109 110 110 111 111 112 112 Abhängigkeit ohne Suchtmittel Selbstverletzendes Verhalten (SVV) Krisen Krisen als Chance Hilfe suchen Selbstmord 112 113 113 115 115 115 Teil 2: du und deine Fähigkeiten Schule Regeln Mitgestalten des Unterrichts Spannende Gestaltung des Unterrichts Lerntechnik Lernen macht nicht immer Spass Wenn dir die Schule Mühe macht Nachhilfe Prüfungsvorbereitung Das solltest du vermeiden… Das wäre anzustreben… Austausch für Schülerinnen Austausch für Klassen Konflikte mit einem Lehrer Schulsozialarbeit Berufswahl Das Berufsinformationszentrum (BIZ) Berufs- und Studienberatung 117 118 119 120 120 121 122 122 124 124 125 125 125 125 125 126 127 127 127 Berufsinformation Zwischenlösungen Schnupperlehre Eine Lehrstelle finden Lehre Die Bewerbung Auch der Charakter zählt Das Vorstellungsgespräch Der Lehrvertrag Das Lehrzeugnis Berufsmatur Schwierigkeiten in der Lehre Stipendien Lehrlingsaustausch Arbeit Mit welchem Alter darfst du arbeiten? Nach deinem 13. Geburtstag Nach deinem 16. Geburtstag Die Bewerbung Der Arbeitsvertrag Das Arbeitsrecht Die Probezeit Fernbleiben Ferien Kündigung Diskriminierungsverbot 128 128 128 129 130 130 131 131 131 132 133 134 134 134 135 135 135 135 136 136 136 136 136 138 138 138 Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz Das Arbeitszeugnis Arbeitslosigkeit Gewerkschaften Geld Taschengeld und Jugendlohn Nebenjobs und Ferienjobs Was weisst du über Geld und Lebenskosten? Lehrlingslohn – wie viel, wofür? Plastikgeld Kredite und Leasing Sparen Schulden 138 139 139 140 141 141 142 142 144 145 145 146 146 Teil 3: du und die Gesellschaft Gesetze, die dich betreffen… Über Gesetze… Gesetze haben Vorteile… Gesetze sollen für alle gelten Wo bleibt deine Freiheit? Die Schweizer Verfassung Unsere wichtigsten Gesetze Gesetzestexte Deine Rechte und Pflichten ändern sich mit zunehmendem Alter… Vor deinem 10. Geburtstag 149 150 150 150 150 151 152 152 152 153 153 Vom 10. bis zum 18. Geburtstag Ab deinem 13. Geburtstag Ab deinem 14. Geburtstag Ab deinem 16. Geburtstag Ab deinem 18. Geburtstag Sobald du einer regelmässigen Erwerbstätigkeit nachgehst Das Schutzalter Die Rechte des Kindes Du und die Verkehrsmittel Unter 14… Mit 14… Mit 16… Mit 18… Familie So viele Köpfe – so viele Meinungen Deine Rechte und Pflichten Konflikte Konfliktlösung Schwierige Konflikte Scheidung Was passiert dann mit dir? Welche Rechte hast du? Wen trifft die Schuld? Andere Kulturen Wohnen 153 153 153 154 154 154 155 155 156 156 157 158 158 161 161 161 162 162 164 165 165 165 166 167 169 Verwaltung Die Einwohnerkontrolle Wichtige Papiere Militär Versicherungen Obligatorische Versicherungen Die erste Säule Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) Die Invalidenversicherung (IV) Der Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft (EO) Die zweite Säule Die dritte Säule [siehe: freiwillige Versicherungen] Die Arbeitslosenversicherung (ALV) [siehe auch: Arbeitslosigkeit] Die Militärversicherung Die Krankenversicherung Die Unfallversicherung Haftpflichtversicherung für Motorfahrzeuge Freiwillige Versicherungen Privathaftpflicht Hausratsversicherung Die dritte Säule Polizei und Strafverfahren Wenn du eine Dummheit gemacht hast… Die häufigsten Straftaten von Kindern und Jugendlichen… Wenn du erwischt wirst… 171 171 171 174 177 177 177 177 178 178 178 179 179 180 180 181 183 183 184 184 184 185 186 186 187 Was du im Kontakt mit der Polizei wissen solltest Die Strafuntersuchung Untersuchungshaft Vor Gericht Die Strafen Das Strafregister Das Opfer Opferhilfe 189 189 190 190 191 192 193 193 Teil 4: du und die Welt 195 Was kannst du wissen? 196 Wissenschaft 197 Die Wissenschaft ist schlecht… 197 Die Wissenschaft ist gut… 197 Wissenschaftliches Denken 198 199 Unwissenschaftliches Denken Religion 200 Esoterik 201 Sekten 201 Was sollst du tun? 202 Werte und Normen 202 Die Stufenleiter der Werte 204 205 Die Verantwortung gegenüber anderen Menschen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus 205 Verantwortung gegenüber der Umwelt 206 Stichwortverzeichnis 209 Adressverzeichnis hintere Umschlagseite Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zum Problem einer gerechten Sprache … Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wl Zum Problem einer gerechten Sprache Zum Problem einer gerechten Sprache… Die Sprache kann sehr ungerecht sein. Im Lehrplan heisst es z.B.: Jeder Schüler hat Anspruch auf eine angemessene Bildung… Und wo bleiben die Schülerinnen? Haben die Mädchen keinen Anspruch auf Bildung? Die Menschheit besteht aus Mädchen und Jungs, bzw. aus Frauen und Männern, und das soll in der Sprache auch zum Ausdruck kommen. Es müsste natürlich heissen: jeder Schüler und jede Schülerin… Aber das ist zu lang. Wie wärs mit: jedeR SchülerIn…? Sieht ziemlich doof aus, nicht? Zudem kann man es gar nicht laut lesen, ohne dass ein Unsinn dabei herauskommt. Ebenso steht es mit: jede/r Schüler/in… Und wie wärs damit: alle Auszubildenden…? Dann wären die Lehrer die Ausbildenden, die Schulleiter die Schulleitenden, und die Hauswarte würden zu den Hauswartenden… Dieses Buch bietet eine andere Lösung an: Mal steht die weibliche Form, mal die männliche. Immer ist das andere Geschlecht mitgemeint. Es gibt zwar Ausnahmen, aber die erkennst du leicht. Ist das gerecht? Wenigstens ist es lesbar… Wenn du mehr zur sprachlichen Gleichbehandlung wissen willst: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sprachliche Gleichbehandlung»] 11 Einleitung Zurück zum Inhaltsverzeichnis Einleitung Wahrscheinlich bist du jung und hast das ganze Leben noch vor dir. Was hält es wohl für dich bereit? Bestimmt viel Vergnügliches, Spannendes und Überraschendes… – aber womöglich auch ein paar Stolpersteine. Manche Schwierigkeiten wirst du leicht aus eigenen Kräften meistern, besonders wenn du dich rechtzeitig informierst. Je mehr du über das Leben weisst und je besser du dir vorstellen kannst, was auf dich zukommen könnte, desto leichter wirst du damit fertig. Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst, sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche und zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es sich still und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen legen. Es wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es parat sein für dich. 12 Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst, sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche und zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es sich still und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen legen. Es wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es parat sein für dich. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Einleitung lil Wie benützt du look up: am besten? Das Inhaltsverzeichnis ganz vorne zeigt dir alle Kapitel und Themen sowie die entsprechenden Seitenzahlen im look up: auf. Im Stichwortverzeichnis findest du viele Begriffe, die für dich interessant sein könnten. Geht dir gerade ein bestimmtes Thema durch den Kopf? Vielleicht findest du es im Stichwortverzeichnis und siehst gleich, auf welcher Seite du zu diesem Thema etwas findest. Vielleicht stöberst du lieber frei im Buch herum und beginnst dann irgendwo zu lesen. Die Texte zeigen dir, dass das Leben vielfältig ist und dass es für viele Fragen keine klaren Antworten gibt. Die Menschen haben unterschiedliche Meinungen und mehr oder weniger gute Gründe dafür, alles lässt sich drehen und wenden und von verschiedenen Seiten betrachten. Leider nehmen zu viele Menschen Zuflucht zu allgemeinen Meinungen und zu Vorurteilen. look up: möchte dich so offen und ehrlich wie möglich informieren, damit du gängige Überzeugungen hinterfragen und dir selber eine Meinung bilden kannst. «Zwischendurch sind Aussagen von Menschen eingestreut, die für Menschliches besonders treffende Worte gefunden haben. Sie sollen auflockern und dich vielleicht gelegentlich zum Schmunzeln bringen.» Hin und wieder findest du Abschnitte mit den einleitenden Worten: Zum Nachdenken: Dort stehen interessante Fragen, die du mit deinen Freunden oder in der Klasse diskutieren kannst. Frag vielleicht deine Lehrerin, ob ihr euch die eine oder andere Frage vornehmen könnt. Nehmt euch genügend Zeit. Meist gibt es keine eindeutigen Antworten darauf. Lasst euch aber trotzdem darauf ein, denn die Auseinandersetzung lohnt sich. Es sind alles sehr wichtige Lebensfragen… In den Texten begegnest du manchmal so etwas: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Dies bedeutet, dass du im Adressverzeichnis in der Beilage unter dem jeweiligen Stichwort weitere nützliche Adressen und Links findest. Scheu dich nicht anzurufen oder zu schreiben. Du kannst nur gewinnen, denn fragen darf man immer… Manchmal sieht es auch so aus: [siehe auch: Versicherungen] Dann findest du weitere Informationen im jeweils angegebenen Kapitel. Du kannst es im Inhaltsverzeichnis oder noch besser im Stichwortverzeichnis nachschlagen, um die richtigen Seiten dazu zu finden. 13 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Teil 1: du und die Lust am Leben Das Verliebtsein und die Liebe Das Verliebtsein und die Liebe Nichts hat Künstler mehr beeinflusst als die Liebe: unzählige Bücher, Filme, Bilder, Fotos, Statuen, Opern, Lieder und Theaterstücke sind diesem grössten aller Gefühle gewidmet. Was aber ist die Liebe? Freilich gibt es viele verschiedene Arten, z.B. die Liebe zu deinen Eltern, die Liebe unter Geschwistern, die Liebe zu einem Pferd oder einem Haustier, die Liebe zur Natur oder die Liebe zum göttlichen Wesen. n n n Verliebtsein Hier geht es zuerst aber um eine andere Liebe, nämlich das ganz besondere Gefühl des Verliebtseins einem Menschen gegenüber. Bestimmt kennst du es: Du denkst den ganzen Tag immer wieder an den geliebten Menschen und empfindest ein besonderes Glücksgefühl dabei. «Liebe: an jemanden denken, ohne nachzudenken.» Karlheinz Deschner 16 In der Magengegend kribbelt es, und deine Gedanken gehorchen dir fast nicht mehr. Du hast Mühe, dich zu konzentrieren, hörst Zurück zum Inhaltsverzeichnis manchmal gar nicht zu, wenn in der Schule oder zu Hause jemand etwas zu dir sagt. In deiner Fantasie malst du dir die schönsten Liebesszenen aus. Und wenn du deinem Schwarm begegnest, bist du wie verzaubert. Niemand scheint dir schöner oder besser, jedes Lächeln, jede Bewegung, die ganze Erscheinung ist für dich vollkommen… «Die Liebe beruht auf einer starken Übertreibung des Unterschiedes zwischen einer Person und allen anderen.» George Bernard Shaw Wenn es dir so ergeht, dann bist du verliebt. In wen du dich verliebst, kannst du kaum beeinflussen. Die Liebeswahl folgt eigenen, schwer durchschaubaren Gesetzen und lässt sich durch den Verstand nicht steuern. Als Verliebte bist du gleichzeitig zu beneiden und zu bedauern. Das Verliebtsein kann nämlich sehr viele schöne Gefühle mit sich bringen, aber ebenso viel Leiden verursachen. Obwohl die Menschen verschiedene Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Verliebtsein machen, ist doch der folgende ungefähre Ablauf nicht selten: Meist verlieben sich Jugendliche dort, wo sie sich häufig begegnen, d.h. in der Schule, im Sport- oder Musikverein, im Ausgang, in einem Lager usw. Wenn sich jemand verliebt hat, verändert sich sein Verhalten dem Schwarm gegenüber. Man schenkt ihm mehr Zurück zum Inhaltsverzeichnis Aufmerksamkeit, blickt ihn häufiger an, lächelt mehr, sucht die Nähe usw. Solche Zeichen können deutlich sein, aber auch sehr versteckt. Aber meist werden sie vom Schwarm bemerkt, manchmal auch nur unbewusst. Wenn der Schwarm merkt, dass er von jemandem solche Zeichen erhält, der ihm auch passen könnte, beginnt er wach zu werden und sendet Zeichen zurück. Es beginnt dann ein Spiel, ein Hin und Her von Blicken und tausend Zeichen des Interesses und der Zuneigung. Dieses Spiel nennt man auch Flirt. In dieser Phase sind beide meist noch ziemlich unsicher, fragen sich, ob sie sich in ihren Gefühlen nicht täuschen, trauen sich nicht recht, einen ersten Schritt zu machen usw. Irgendwann kommt es dann zum ersten Schritt: Man spricht sich zum ersten Mal an oder bleibt – falls man schon zusammen gesprochen hat – etwas länger beisammen. Heutzutage wird der erste Kontakt oft auch per SMS oder E-Mail gemacht. Dann setzt sich die Story fort. Entweder trifft man sich zufällig wieder und vertieft den Kontakt. Meist aber braucht es mehr als den Zufall, d.h. man macht etwas ab. Wenn es dann gut läuft, man sich sehr sympathisch ist, Vertrauen gewinnt, dann trifft man sich häufiger, unternimmt gemeinsam allerlei, besucht sich zu Hause usw. Dann kommt es unter Umständen zu ersten Berührungen, zuerst scheinbar zufällig, dann gezielter. Von da ist der Schritt zur ersten Umarmung und zum ersten Kuss nicht mehr gross. Tja, und Das Verliebtsein und die Liebe dann auf einmal ist die Sache klar – und das Liebespaar frisch gebacken. Es gibt einiges, was dir in deinem Verliebtsein vielleicht hilft: Versuche, auf irgendeine Art deine Liebe mitzuteilen. Bestimmt hast du ein wenig Angst, zurückgewiesen zu werden. Aber wenn der Geliebte gar nichts weiss von deinen Gefühlen, hast du sowieso keine Chance. Am meisten Mut braucht es sicher, die Geliebte direkt anzusprechen. Aber platze nicht gleich mit der Tür ins Haus. Sprich zuerst über etwas anderes, was sie interessieren könnte. Du siehst ja dann, wie sie reagiert. Wenn du nicht gleich sehr ablehnend behandelt wirst, kannst du einen nächsten Schritt wagen und ein Kompliment machen. Das ist sozusagen ein Versuchsballon, eine erste Rate einer Liebeserklärung. Benütze deine Beobachtungsgabe und deine Fantasie, denn ein Kompliment kommt nur gut an, wenn es etwas Wahres enthält und nicht plump ist. Es kann sein, dass dir plötzlich der Gesprächsstoff ausgeht, schliesslich ist die Begegnung mit dem «Objekt» des Verliebtseins nicht alltäglich. Vielleicht steckt eine Angst dahinter, etwas Unpassendes zu sagen oder einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Ein gutes Mittel, Gesprächsstillstände zu überbrücken, sind Fragen. Frag deinen Freund etwas über ihn selbst. Er soll etwas aus 17 182 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis seinem Leben erzählen. Wenn du dann ein wenig nachfragst, Einzelnes noch genauer wissen willst, dann entsteht ein interessantes Gespräch. Umgekehrt kannst du mal etwas aus deinem Leben erzählen. Nimm dir ruhig etwas Zeit, bestimmt interessiert sich dein Freund mehr für dich, als du denkst. Wenn du das Gefühl hast, er interessiere sich nicht dafür, kannst du ja sagen, dass deine Zurückhaltung vielleicht auch damit zu tun hat, dass er dich gar nichts fragt. Dann liegt der Ball bei ihm. Ausserdem: Du hast ein Recht, so zu sein, wie du bist. Wenn du Lust hast, etwas Dummes oder Freches zu sagen, dann sag es, wenn du Lust hast, nichts zu sagen, dann sag nichts. Versuche, dich weniger darum zu kümmern, was andere von dir halten. Das macht dich frei und bestimmt weniger zurückhaltend. Wenn du den Mut oder die Möglichkeit zum direkten Gespräch nicht hast, bleiben immer noch verschiedene andere Wege offen: • Vielleicht rufst du an. Das braucht zwar auch Mut, besonders weil du nie weisst, wer ans Telefon kommt. Überlege dir im Voraus, wie das Gespräch verlaufen könnte. Vielleicht kannst du ja auch eine Mitteilung mit deinem Handy schicken. • Du kannst ein Brieflein schreiben und es dem Geliebten zustecken. Du solltest aber den Mut haben, deinen Namen darunter zu setzen, sonst kommst du nicht weiter. Gerade Liebesbriefe können sehr romantisch sein. Was genau darin steht, spielt keine grosse Rolle. Sogar wortlose Liebeszeichen sprechen Das Verliebtsein und die Liebe eine deutliche Sprache. Du kannst z.B. etwas Süsses in die Jackentasche der Geliebten stecken, eine Blume am Lenker ihres geparkten Velos oder Rollers befestigen und einen lieben Gruss aufnotieren usw. • Du kannst auch eine Freundin bitten, mal mit deinem Schwarm zu sprechen. n n n Wenn du geliebt wirst… Leider schiesst Amor (römischer Liebesgott, als kleiner Junge mit Flügeln und Pfeilbogen dargestellt) seine Pfeile nicht immer zum rechten Zeitpunkt in die richtigen Herzen. Oft liebt man sich im Kreis herum: du liebst sie, sie aber liebt ihn, er aber… usw. Wenn du geliebt wirst, aber die Liebe nicht erwiderst: • Mache deinem Gegenüber keine falschen Hoffnungen. Dir schmeichelt es vielleicht, wenn du bewundert und geliebt wirst. Aber zwischen deinem guten Gefühl dabei und dem grossen Kummer, den du auslösen kannst, besteht ein krasses Ungleichgewicht. Die Gefühle der andern Menschen sind nicht dazu da, dass du damit spielen und deine Eitelkeit befriedigen kannst. • Sei fair und einfühlsam. Du musst ja dem Liebenden deine Ablehnung nicht gleich brutal ins Gesicht schleudern. Erkläre deine Gefühle und nimm dir ein wenig Zeit. Versetz dich in die Lage des anderen: Wie möchtest du in einer solchen Situation behandelt werden? 19 Das Verliebtsein und die Liebe n n n Vom Verliebtsein zur Liebe Wenn es geklappt hat, wenn deine Liebe erwidert wird und ihr zusammen geht, dann bist du im siebten Himmel. Glückwunsch! Aber Vorsicht, das erste Verliebtsein geht rasch vorüber – und der Sturz aus dem siebten Himmel ist hoch, man schlägt hart auf. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Denke daran: Lieben heisst vor allem… …auf einen Menschen einzugehen, ihm zuzuhören und zu versuchen, ihn zu verstehen. …seinen Gedanken Raum zu geben, auch wenn du andere hast. …ihn zu unterstützen und ihm etwas Liebes zu tun. …ihn als das anzunehmen, was er von sich aus ist und sein möchte. Beachte deshalb Folgendes: 20 • Die Liebe ist nichts, was dir einfach so zukommt. Eine Liebesbeziehung verlangt von dir, dass du aktiv bist und sie pflegst, dass du dich um sie kümmerst. Suche das Gespräch, versuche herauszufinden, was deiner Partnerin wichtig ist, rede auch über Dinge, die vor allem deinen Partner interessieren, mache kleine Geschenke, überrasche sie mit etwas Erfreulichem usw. Eine Freundin ist keine Eroberung, die nur dazu da ist, dass du sie herzeigen kannst. Sie ist ein Mensch mit Bedürfnissen. Versuche diese kennen zu lernen und ihnen im Rahmen deiner Möglichkeiten gerecht zu werden. • Auch Meinungsverschiedenheiten und sogar Streit können in einer Liebesbeziehung Platz haben. Daran muss eure Liebe nicht zu Grunde gehen. Im Gegenteil: Eure Beziehung kann dadurch reifen, ehrlicher, stabiler und auch spannender werden. Wichtig ist allerdings, dass ihr eure Konflikte sorgfältig austragt, einander zuhören, Fehler eingestehen und euch wieder versöhnen könnt. Niemand ist verpflichtet, sich den Vorstellungen und Wünschen eines anderen Menschen in jeder Hinsicht anzupassen. Du nicht – aber auch deine Geliebte nicht. Wenn du versuchst, sie nach deinen Vorstellungen zu verändern, wo sie das nicht selber will oder kann, verabschiedet sich die Liebe bald. n n n Die Liebe währt nicht ewig Aus verschiedenen Gründen kann eine Liebe schneller vorbei sein, als du dir gedacht hast: • Du hast dich in deinem Freund getäuscht und nimmst plötzlich Eigenschaften an ihm wahr, die dir in der ersten Verliebtheit nicht aufgefallen sind. • Du fühlst dich vielleicht bedrängt oder zu wenig frei und möchtest wieder mehr Unabhängigkeit. Einander gern zu haben, nah zu sein und trotzdem frei zu lassen, ist eine grosse Kunst. • Ihr habt zu viele Streitigkeiten: Auch mit bestem Willen gelingt es euch nicht, sie auszuräumen. Manchmal lohnt es sich, eine Zurück zum Inhaltsverzeichnis Beziehung auch in schwierigen Phasen zu pflegen und nicht einfach aufzugeben. Manchmal kann es aber auch nötig sein, einen Schlussstrich zu ziehen. • Und schliesslich kann es schlicht dazu kommen, dass du dein Herz an jemand anderes verlierst – oder dass es deiner Partnerin so ergeht. «Die Liebe liebt das Wandern, von einem zu dem andern. Gott hat sie so gemacht.» Wilhelm Müller, Winterreise n n n Liebeskummer Und plötzlich ist alles vorbei. Du hast das Gefühl, keinen Lebensinhalt mehr zu haben und nie mehr lachen und lieben zu können. Liebeskummer tut sehr weh – und es gibt kein Mittel dagegen. Es braucht eine gewisse Zeit, bis du ihn überwunden hast. Aber du wirst darüber hinwegkommen, wieder Lieben können und glücklich sein, auch wenn du es dir im Moment nicht vorstellen kannst. Die meisten Menschen erleben dieses bittere Gefühl irgendwann in ihrem Leben. Der Liebeskummer verläuft – ähnlich wie das Trauern – nach einem bestimmten Muster. [siehe auch: Krisen] Oft werden vier Phasen beschrieben. Wie lange die einzelnen Phasen dauern, wie stark sie sich zeigen oder ob sie zum Teil sogar ausbleiben, all dies ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das Verliebtsein und die Liebe • Leere. Am Anfang fühlst du dich wie gelähmt. Du kannst gar nicht glauben, dass alles aus ist. • Verzweiflung. Mehr und mehr wird dir bewusst, wie gross dein Verlust und deine Verletzung ist. Du lässt dich vielleicht gehen und weinst bis zur Erschöpfung. In dieser Phase solltest du dich vor Kurzschlusshandlungen hüten: Alkohol und andere Suchtmittel [siehe auch: Suchtmittel] helfen dir nicht, sondern schaffen neue Probleme. Tu dir nichts an. [siehe auch: Selbstmord] Jetzt musst du durchhalten, die Zeit ist auf deiner Seite und hilft dir. • Wut. Jetzt erwachen deine Lebensgeister wieder und du beginnst dich zu wehren. «So nicht mit mir», denkst du vielleicht… • Neuorientierung. Du denkst immer weniger an die alte Liebe. Der Alltag hat dich wieder eingeholt. Noch kann es allerdings einige Zeit dauern, bis du wieder die Fühler nach einer neuen Beziehung ausstreckst. 21 Sex Sex Im Grunde dreht sich in der Welt sehr viel um Sex. Überlege dir mal, wie oft du an jemanden denkst, den du sexy findest, wie oft dir warm wird beim Anblick eines hübschen Gesichts oder einer tollen Figur. Das geht nicht nur dir so. Fast alle Menschen haben sexuelle Fantasien, fühlen sich zu anderen Menschen hingezogen und haben Freude an zärtlichen und erotischen Berührungen. Die Natur hat das ganz schön schlau eingerichtet: Stell dir vor, es gäbe keinen Sex, und wir würden uns überhaupt nicht füreinander interessieren… Wir wären schon längst weg vom Fenster. Die Menschheit wäre tatsächlich nie entstanden, wenn es nicht einen starken Trieb gäbe, der uns zueinander führte. 22 n n n Sex ist schön… Sex soll also nichts anderes sein als ein biologischer Trick, uns Menschen vor dem Aussterben zu bewahren? Ja, im Grunde ist das so. Aber das ändert nichts daran, dass Sex etwas vom Schönsten ist, was wir erleben können. Sex ist mit vielen intensiven und wunderbaren Gefühlen verbunden. Bereits ein Blick oder ein Lächeln können dich ganz durcheinander bringen. Du bekommst ein warmes Gefühl in der Magengegend, vielleicht sogar weiche Knie Zurück zum Inhaltsverzeichnis und feuchte Hände, dein Herz pocht und deine Pupillen werden grösser. Dein Körper spielt verrückt – aber trotzdem fühlst du dich glücklich. Und wenn du der Person näher kommst, die du besonders magst, wenn ihr allein seid zu zweit, wenn du warme Haut und zärtliche Berührungen fühlst, dann ist es vielleicht vollends um dich geschehen und du schwimmst in einem Strom der Lust und der Leidenschaft… n n n Sex macht Angst… Sex kann eine zwischenmenschliche Beziehung bereichern, kann dazu führen, dass man sich einander besonders nah und verbunden fühlt. Am schönsten ist Sex dann, wenn zwei sich wirklich lieben. Im Bereich der Sexualität kann man sich aber auch missverstehen und voneinander entfernen. Viele Menschen haben etwas schiefe Vorstellungen vom Sex und erwarten gerade von ersten sexuellen Erlebnissen, dass es dabei zugeht wie in Liebesfilmen: Sie stellen sich etwas Unerhörtes, Umwerfendes vor. Das mag auch gelegentlich so sein, aber es ist nicht der Normalfall: Nicht immer haben die Partner die gleichen Vorstellungen von gutem Sex. Deshalb kann es vorkommen, dass du dich nach einem sexuellen Erlebnis nicht besonders gut, ja sogar ziemlich mies, unverstanden und allein fühlst. Auch Sex ohne Liebe kann zu solchen Gefühlen führen. Deshalb lohnt es sich, auf den richtigen Moment zu warten und falsche Vorstellungen zu korrigieren. Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Die häufigsten falschen Vorstellungen in Sachen Sex • «Alle haben guten Sex – nur ich nicht.» Es gibt kaum einen zweiten Lebensbereich, wo so viel geprahlt, geflunkert und gelogen wird. Du kannst getrost 90 Prozent abziehen, wenn von Sexerlebnissen die Rede ist. Die anderen sind meist nicht so toll, wie sie gern sein möchten und sich darstellen. Wenn du nicht den Sex hast, den du dir wünschst, dann bist du in guter Gesellschaft. So geht es nämlich vielen Menschen. Nur trauen sich die wenigsten, das auch zuzugeben. «Was manche Leute sich selbst vormachen, das macht ihnen so schnell keiner nach.» Gerd Uhlenbruck • «Ich muss gut sein im Sex.» Viele verstehen Sex als eine Art Prüfung: Entweder kannst du es und erhältst eine gute Note oder du kannst es nicht und fällst durch. Zudem solltest du es, so eine mögliche Vorstellung, auf Anhieb können, gleich beim ersten Mal. Aber: Gerade beim Sex ist es wichtig, einander nicht auf die Probe zu stellen und Noten zu erteilen, sondern sich gegenseitig darin zu unterstützen, das weite Feld sexueller Lust zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Dazu ist es nötig, dass ihr miteinander über eure Wünsche und Fantasien sprecht. Du solltest sagen können, was dir gefällt und was nicht, wovor du vielleicht Angst hast, was du noch nie gemacht Sex Sex hast, aber gerne ausprobieren möchtest usw. Das braucht zunächst ein wenig Mut, aber mit der Zeit geht es ganz locker. • «Sex ist vor allem Geschlechtsverkehr.» In Pornos oder anderen Quellen wird Sex oft so dargestellt, als ob es nur dann richtiger Sex ist, wenn dabei der Penis eingeführt wird. Stimmt das? Mache deine eigenen Erfahrungen und probiere dabei aus, was dir und deinem Partner Freude bereitet. Sexualität hat so viele verschiedene Facetten, dass es schade wäre, sich einfach auf ein Rein-Raus-Rein festzulegen. Übrigens, einen Orgasmus kann Mann/Frau auf vielerlei Arten erfahren, nicht nur beim Penetrieren. • «Männer und Frauen haben die gleiche Sexualität.» Nein, das stimmt nicht. Frauen und Männer sind in Bezug auf Wünsche, Fantasien und Handlungen oft unterschiedlich, wenn es um Erotik, Zärtlichkeit und Sex geht. Auch ist es natürlich so, dass nicht alle Männer das Gleiche wollen oder alle Frauen die gleichen Bedürfnisse haben. Achte darauf, was du schön findest und was dich sinnlich inspiriert. Dann tausche dich mit deiner Partnerin darüber aus. Das muss ja nicht immer mit Worten sein. Finde heraus, was für euch beide gut und schön ist, wenn ihr erotische Begegnungen habt und lernt euch immer wieder neu kennen. 24 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zum Nachdenken: Es wurde schon behauptet, dass Männer von Natur aus dafür geschaffen seien, möglichst viel Nachwuchs zu zeugen. Sie seien deshalb nicht besonders wählerisch. Frauen hingegen seien von Natur aus wählerisch, weil sie den Nachwuchs austragen, was viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt. Bevor eine Frau so viele Strapazen auf sich nähme, wolle sie sich versichern, dass es der Mann auch wert ist und dass er sie dabei beschützt und zu ihr hält. Was denkst du über diese Theorie? Sind Männer wirklich anders als Frauen? Vielleicht diskutiert ihr das Thema in der Klasse. Vorsicht, da können die Fetzen fliegen! Weitere Fragen sind: Was findest du «typisch Junge» oder «typisch Mädchen»? Was sollte deiner Meinung nach das eine Geschlecht vom andern wissen? • «Kinder und alte Menschen haben keine Sexualität.» Auch diese Aussage ist so nicht richtig. Kinder haben natürlich keine Sexualität wie Erwachsene sie leben. Aber Kinder haben Bedürfnisse wie schmusen, kuscheln und zärtlich sein. Dabei geht es um Wohlbefinden und nicht um sexuelle Erregung. Auch die kindliche Erforschung des eigenen Körpers ist so motiviert; sich selber zu erleben und erfahren. Kommt ein Kind in die Pubertät, ändert sich dies. Das Interesse an Sinnlichkeit und erotischen Gefühlen nimmt zu. Kinder und Jugendliche sollen Zurück zum Inhaltsverzeichnis selber entscheiden können, wie weit sie dabei gehen und nicht von anderen dazu ermutigt oder gedrängt werden. Auch ältere Menschen haben Bedürfnisse und Verlangen nach Zärtlichkeit und sinnlichem Vergnügen. Oft schämen Sie sich dafür oder befürchten, ausgelacht oder missachtet zu werden. Erotische und sexuelle Gefühle können bis ins hohe Alter vorhanden sein und wenn sie gegenseitig erwünscht sind, sollte dem doch nichts im Wege stehen, oder? n n n Die Geschlechtsorgane Die Geschlechtsorgane des Jungen • Der Penis (auch: Glied, Schwanz, Schnäbi usw.) besteht aus einem Schaft und der Eichel, die sich durch einen kleinen Rand vom Schaft abhebt und den Kopf des Penis ausmacht. Sie kann in der Form, der Farbe und dem Aussehen unterschiedlich sein. Vorne ist ein kleines Loch, wo der Urin und bei geschlechtsreifen Jungs auch die Samenflüssigkeit herauskommen. Die Eichel ist der empfindlichste Teil des Penis, sozusagen das Lustzentrum. Bei manchen Jungs schmerzt es fast, wenn sie die Eichel berühren. Aber das vergeht mit der Zeit. • Die Eichel ist von der Vorhaut bedeckt und so geschützt. Die Vorhaut lässt sich zurückschieben. Bei manchen Jungs ist sie zu eng und wird deshalb von einem Arzt entfernt, und zwar meist schon im Kleinkindalter. Man nennt dies eine Beschneidung. In verschiedenen Kulturen werden alle Jungs beschnit- Sex ten. Für den Sex spielt es keine Rolle, ob du beschnitten bist oder nicht. Wenn deine Vorhaut sehr eng ist und du sie nicht oder nur mit Schmerzen über die Eichel zurückziehen kannst, solltest du mal mit den Eltern, deinem Hausarzt oder einem Spezialarzt darüber sprechen. Spezialärzte auf diesem Gebiet heissen Urologen und finden sich im Telefonverzeichnis unter «Ärzte nach Fachgebieten». • Wenn du erregt bist, vergrössert sich dein Penis und wird steif. Man spricht von einer Erektion, in der Umgangssprache auch von einem Ständer, einer Latte oder einfach einem Steifen. Form und Grösse des steifen Penis sind von Junge zu Junge verschieden. Er kann lang oder kurz sein, dick oder dünn, krumm oder gerade. Ein durchschnittlicher Penis eines geschlechtsreifen Jungen misst im erschlafften Zustand zwischen 7 und 10 cm, im steifen Zustand zwischen 11 und 17 cm. Allerdings unterscheiden sich die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen: Wird tatsächlich gemessen, liegen die Werte ein bis zwei Zentimeter tiefer, als wenn lediglich gefragt wird. Beim Steifwerden streckt sich die Harnröhre, die mitten durch den Penis geht und im schlaffen Zustand gefältelt ist. Dabei wird eine schleimige Flüssigkeit in die Harnröhre ausgeschüttet. Sie sorgt dafür, dass der Harnstoff neutralisiert wird und die Samenzellen nicht schädigen kann. Manchmal tritt diese Flüssigkeit als kleines Tröpfchen aus dem steifen Penis aus. Man spricht vom Voroder Lusttröpfchen. [siehe auch: Verhütung] 25 Sex Viele Jungs und Männer machen sich Sorgen, dass mit ihrem Penis etwas nicht in Ordnung sein könnte, dass er zu klein, zu krumm oder zu wenig schön sein könnte. Eine allzu starke Krümmung kann man durch eine Operation beheben. Sprich am besten mit deinem Hausarzt. Die Grösse und das Aussehen lassen sich allerdings nicht verändern, auch nicht durch Vakuum-Pumpen und dergleichen. Versuche deinen Penis zu akzeptieren, so wie er ist. Du kannst ein wunderbarer Liebhaber sein und ein vergnügtes Sexleben haben, ganz egal wie dein «bestes Stück» beschaffen ist. Sauberkeit, Zärtlichkeit und Einfühlsamkeit zählen viel mehr. 26 • Die Hoden (auch: Eier, Nüsse usw.) hängen in einem Hautsack, dem Hodensack, unterhalb des Penis. Der Hodensack, die Gegend oberhalb des Penis und der unterste Teil des Schafts werden während der Pubertät behaart. Die Hoden produzieren Samenzellen (auch: Spermien) und brauchen dazu eine tiefere Temperatur als die Körpertemperatur. Deshalb sind sie ausserhalb des Körpers. Wenn du kalt hast, zieht sich der Hodensack zusammen und bringt so die Hoden näher an den warmen Körper. Wenn du hingegen warm hast, weitet sich der Hodensack und die Hoden entfernen sich vom Körper. Die Hoden sind – das weiss jeder Junge – sehr schmerzempfindlich. Beim Sex kann es aber lustvoll sein, wenn die Hoden gestreichelt oder leicht gedrückt werden. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Die Geschlechtsorgane des Mädchens • Die Vulva (auch: Muschi, Möse, Schlitzli usw.) des Mädchens besteht aus den grossen und den kleinen Schamlippen, der Klitoris, der Harnröhre und der Scheide. Die grossen Schamlippen sind zwei dickere Hautfalten, die sich während der Pubertät behaaren. Sie verschliessen die Scheidenöffnung. Wenn du sie auseinander ziehst, siehst du die kleinen Schamlippen. Das sind zwei dünne, unbehaarte, gekräuselte Hautfalten, die in Grösse und Form sehr unterschiedlich sein können. Sie reagieren empfindlich auf Berührungen. Wenn du sie auseinander ziehst, liegt der Ausgang der Harnröhre frei. Darunter befindet sich der Scheideneingang. Die Scheide (auch: Vagina) ist etwa 8 cm lang und führt zum Muttermund, der Öffnung zur Gebärmutter. In den Scheideneingang kann der Junge beim Geschlechtsverkehr seinen Penis einführen. • Die kleinen Schamlippen bilden oben, wo sie zusammentreffen, eine Art Häubchen. Darunter liegt die Klitoris (auch: Kitzler). Sie ist etwa so gross wie eine Erbse und ist der empfindlichste Teil der Vulva, mit andern Worten das Lustzentrum der Frau – ähnlich wie die Eichel beim Mann. Entsprechend schwillt sie auch an und wird steif, wenn du erregt bist. Klingt die Erregung ab, nimmt sie wieder die normale Grösse ein. – In gewissen Kulturen werden Mädchen beschnitten. Das ist eine Verstümmelung und eine grobe Menschenrechtsverletzung. Niemand hat das Recht, einem andern Menschen die Fähigkeit Zurück zum Inhaltsverzeichnis zur Lustempfindung zu zerstören. • Der Scheideneingang ist von Geburt an von einem kleinen Häutchen, dem so genannten Jungfernhäutchen (auch: Hymen) verschlossen. Es gibt allerdings auch Mädchen, die ganz ohne Jungfernhäutchen geboren werden. Das Jungfernhäutchen verschliesst den Scheideneingang nicht ganz. Eine oder mehrere Öffnungen lassen das Menstruationsblut durchfliessen. Da das Häutchen stark dehnbar ist, kannst du problemlos einen Tampon in die Scheide einführen. Es kann aber trotzdem passieren, dass es dabei oder sonst bei einer Gelegenheit zerreisst. Viele Frauen spüren das gar nicht. Meistens wird das Jungfernhäutchen beim ersten Geschlechtsverkehr zerrissen. Es kann sein, dass du das spürst und ein bisschen blutest. Der Schmerz ist aber unbedeutend, du musst davor auf keinen Fall Angst haben. • Die Brüste bestehen aus der Brustwarze, dem Brustwarzenhof und einer Rundung. Diese Rundung besteht vor allem aus Fettgewebe. Darin eingebettet befinden sich Milchdrüsen und Milchkanäle, die von den Drüsen zur Brustwarze führen. Die Brustwarze ist der empfindlichste Teil der Brust, eine Berührung kann für dich sehr lustvoll sein. Die weiblichen Brüste sind für viele Menschen das Symbol schlechthin für Schönheit, Erotik und Sex. Sex Viele Mädchen und Frauen sind besorgt, dass ihre Brüste zu klein, zu gross oder zu wenig schön sein könnten. Wie deine Brüste aussehen oder mal aussehen werden, ist zu einem grossen Teil durch die Vererbung bestimmt. Allerdings spielt nicht nur die Vererbung durch die Mutter eine Rolle. Du kannst auch Gene vom Vater erben, die die Form deiner Brüste beeinflussen. In der Pubertät beginnen die Brüste zu wachsen und sind druckempfindlich. Oft wachsen die beiden Brüste nicht gleich schnell und können deshalb manchmal unterschiedlich gross sein. Das gleicht sich aber mit der Zeit aus. Versuche deine Brüste zu akzeptieren, wie sie sind. Ob dich jemand mag und attraktiv findet, hängt nicht von der Form deiner Brüste ab, sondern von der Art, wie du dich gibst, von deiner Gepflegtheit, der Natürlichkeit und dem Selbstvertrauen, von der Fähigkeit, auf andere einzugehen usw. Zudem sind die Geschmäcker verschieden, manche mögen grosse Brüste, andere kleine. Übrigens: Das Schönheitsideal, das zurzeit herrscht, verlangt etwas beinahe Unmögliches, nämlich dass Mädchen und Frauen ausserordentlich schlank, ja fast mager sein – und gleichzeitig doch volle, schön geformte Brüste haben sollen. Die Brüste bestehen – wie gesagt – vor allem aus Fettgewebe. Wer also sehr mager ist, wird auch kleinere Brüste haben. Deshalb ist dieses Schönheitsideal ziemlicher Unsinn und führt zu viel Kummer und gelegentlich sogar zu unnötigen Operationen. 27 Sex Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Die Menstruation Etwa zwei Jahre nachdem die Brüste zu wachsen begonnen haben, setzt normalerweise deine Menstruation (auch: Mens, Menarche, Periode, Regel oder einfach «die Tage») ein. Dein Körper hat sich jetzt so weit entwickelt, dass du schwanger werden kannst. Ungefähr jeden Monat reift von jetzt an in einem deiner Eierstöcke eine Eizelle heran. Sie löst sich nach etwa zwei Wochen aus dem Eierstock. Man spricht vom Eisprung. Jetzt wandert sie durch den Eileiter zur Gebärmutter, die sich unterdessen mit Schleim überzogen hat. Dabei kann sie von einer männlichen Samenzelle befruchtet werden. Die befruchtete Eizelle würde sich in der Schleimhaut der Gebärmutter einnisten und zu wachsen beginnen. Das wäre der Beginn einer Schwangerschaft. Wenn die Eizelle nicht befruchtet wird, stirbt sie ab. Jetzt wird der Schleim, der sich in der Gebärmutter gebildet hat, abgestossen und fliesst als blutige Flüssigkeit aus der Scheide. 28 Dieser ganze Ablauf wiederholt sich immer wieder und wird Zyklus genannt. Wie lange der Zyklus dauert, ist von Frau zu Frau verschieden. Die Dauer beträgt etwa 28 Tage, kann aber auch nur 20 oder sogar 35 Tage betragen. Gerade bei jungen Mädchen ist der Zyklus oft noch unregelmässig. Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich dein Körper auf seinen eigenen Rhythmus eingestellt hat. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Tampons oder Binden Tampons sind kleine Röllchen, die aus gepresster, sehr saugfähiger Watte bestehen. Sie werden in die Scheide eingeführt, bleiben dort und saugen das Blut auf, bevor es ausfliessen kann. Beim Einführen solltest du Folgendes beachten: • Am besten gehst du in die Hocke oder stellst ein Bein z.B. auf den Toilettendeckel. • Löse das kleine Schnürchen vom Tampon und zieh einmal fest daran. Es muss nachher aus der Scheide hängen. • Versuche dich ganz zu entspannen, vor allem die Muskeln um deine Scheide herum. • Schiebe den Tampon mit dem Finger so weit wie möglich nach hinten in die Scheide. Er sitzt erst richtig, wenn du ihn überhaupt nicht mehr spürst. Wenn er dich stört und zwickt und du kaum mehr richtig sitzen kannst, liegt er zu weit vorne. Probiers noch einmal. • Wenn der Tampon vollgesogen ist, ziehst du einfach an dem Schnürchen. Binden sind flache Einlagen, die auf der einen Seite mit saugfähigem Material belegt sind. Das Material auf der anderen Seite lässt keine Feuchtigkeit durch. Die Binde wird in den Slip geklebt, so dass das saugfähige Material vor der Scheide liegt. Kaufe keine Binden mit einer synthetischen Umhüllung. Diese sorgen im ganzen Intimbereich für ein feuchtwarmes Klima, worin sich Pilze und Bakterien sehr wohl fühlen. Sex Ob du Tampons oder Binden bevorzugst, musst du für dich selbst herausfinden. Viele Frauen benützen tagsüber Tampons und nachts Binden. Du solltest sowohl Tampons wie auch Binden tagsüber alle zwei bis vier Stunden wechseln und auf besonders sorgfältige Körperpflege achten. Menstruationsbeschwerden Kurz bevor du deine Tage bekommst, kann sich einiges an deinem Körper verändern. Vielleicht bekommst du fettigere Haare und einige Pickel. Zudem können dein Gesicht, der Hals und die Brüste etwas rundlicher sein, weil sich im Körper Flüssigkeit ansammelt. Vielleicht hast du auch mehr Appetit, z.B. auf Süsses. Das ist alles normal und verschwindet wieder. Während der Blutung zieht sich die Gebärmutter zusammen. Einige Mädchen und Frauen spüren das, haben Bauchkrämpfe oder Kopfschmerzen. Manchmal helfen alte Hausmittel wie Tee oder eine Bett-Wärmeflasche. Es gibt auch eine Entspannungsübung, die empfohlen wird. Leg dich auf den Rücken und ziehe abwechslungsweise ein Knie nach dem andern bis zur Stirn. Atme dazwischen tief durch und wiederhole die Übung, bis die Schmerzen nachlassen. Wenn die Schmerzen sehr stark sind, dann wende dich an die Frauenärztin oder den Hausarzt. Die Menstruation kann auch deinen Gemütszustand beeinflussen. Vielleicht hast du schlechte Laune, bist nervös und besonders reizbar, fühlst dich schnell verletzt und traurig. Wenn du 29 Sex weisst, womit deine Stimmung zusammenhängt, fällt es dir bestimmt leichter, damit umzugehen. n n n Die erste Untersuchung bei der Frauenärztin Die meisten Mädchen gehen das erste Mal zur Frauenärztin, wenn sie sexuelle Beziehungen mit einem Partner aufnehmen und sich die Pille verschreiben lassen möchten. Du musst davor keine Angst haben. Am besten ist, wenn du genau weisst, was dabei passiert. Bei vielen Ärzten ist die Arztgehilfin während der Untersuchung anwesend. Wenn du möchtest, kann auch deine Mutter oder eine Freundin dabei sein. Die Untersuchung beim Frauenarzt ist eine heikle Situation. Du zeigst deinen Körper auf eine Art, wie du ihn sonst kaum jemandem zeigst. Deshalb ist es wichtig, dass du mit besonderem Respekt behandelt wirst. Was wird gefragt? Die Ärztin muss sich ein Bild machen können von dir und deiner Situation. Deshalb stellt sie dir zu Beginn der Untersuchung einige Fragen. Sie erkundigt sich nach… 30 …dem Grund des Besuchs …dem Zyklus, der Zyklusdauer, allfälligen Menstruationsbeschwerden, Zwischenblutungen oder einem Ausfluss …Beschwerden wie Jucken oder Brennen in der Scheide …deinen Fragen Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sexuelle Themen sollten nur mit deinem Einverständnis oder auf deinen Wunsch hin besprochen werden. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst im Gespräch mit der Ärztin, dass sie sich Zeit nimmt für dich und auf deine Fragen eingeht. Was wird untersucht? • Brustuntersuchung: Dabei ist nur dein Oberkörper frei. Die Ärztin tastet deine Brüste bis in die Tiefe des Brustmuskels ab. Du solltest auch regelmässig deine Brüste nach Knötchen abtasten, damit du einen allfälligen Brustkrebs möglichst früh erkennen würdest. Wie du das machst, erfährst du bei der Frauenärztin. • Unterleibsuntersuchung: Du liegst dabei meist auf einem speziellen Stuhl. Nur der Unterkörper ist frei. Deine Schamlippen, die Klitoris und der Scheideneingang werden kurz angeschaut. Die Ärztin trägt Handschuhe und spreizt mit dem Spekulum, einem speziellen Instrument, deine Scheide, damit der Gebärmutterhals sichtbar wird. Wenn du noch Jungfrau bist, wird meist auf eine Spekulumuntersuchung verzichtet. • Tastuntersuchung: Die Lage der Gebärmutter, der Eileiter und der Eierstöcke wird abgetastet, und zwar von innen mit einem Handschuh. Von aussen tastet dich die Ärztin ohne Hand schuhe ab. Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Selbstbefriedigung Du kannst dir selber sexuelle Lust bereiten, indem du deinen Penis oder deine Klitoris streichelst und reibst. Das machen sehr viele Menschen, etwa 90% der Männer und Jungs und etwa 70% der Frauen und Mädchen. Erstens ist es praktisch, denn du brauchst keinen anderen Menschen dazu und auch sonst nichts, was du nicht schon bei dir hast – einzig ein stilles Örtchen ist von Vorteil. Zweitens kennt niemand deinen Körper so gut wie du. Du kannst dich genau so zum Höhepunkt bringen, wie es für dich am schönsten ist. Dabei kannst du die Geschwindigkeit und die Stärke der Berührungen deinen Fantasien und deinen Empfindungen anpassen. Deshalb befriedigen sich viele Menschen selbst, und zwar auch dann noch, wenn sie mit einem Partner ein Sexleben haben. Früher wurde oft behauptet, dass man von der Selbstbefriedigung (auch: Onanieren) krank werde. Man sagte, das Rückenmark schwinde, man bekomme Blutarmut und könne sogar geistesschwach werden. Das ist alles blanker Unsinn. Vor allem die Kirche wollte damit jungen Menschen Angst machen und sie so davon abhalten, die Sexualität zu entdecken. Diese galt nämlich ausserhalb der Ehe und losgelöst von der Absicht, ein Kind zu haben, als lasterhaft. Oft wird noch heute behauptet, man verliere Energie durch das Onanieren. Wahrscheinlich kommt dieser Sex Glaube daher, dass Männer und Jungs dabei Sperma – d.h. Samenzellen, die Leben zeugen können – ausscheiden. Man könnte also auf die Idee kommen, dass wertvolle Lebensenergie verloren geht. Das stimmt aber nicht. Du verlierst keine Energie beim Onanieren, jedenfalls nicht mehr als z.B. beim Radfahren oder Schwimmen. Dein Sperma oder deine Scheidenflüssigkeit sind nicht begrenzt, sondern werden nach Bedarf immer wieder neu produziert. Onanieren schadet dir überhaupt nicht. Im Gegenteil: Du kannst dabei deinen Körper und deine Sexualität kennen lernen. Je natürlicher das Verhältnis ist, das du zu deinem Körper und deiner Sexualität hast, desto leichter fällt dir der Einstieg in den Sex zu zweit. • Wie onanieren Jungs? Kurz: Es geht darum, mit der Hand am steifen Penis das zu machen, was beim Geschlechtsverkehr in der Scheide mit ihm passiert, d.h. er wird umfasst und durch Hin-und-Her-Bewegungen gereizt (auch: wichsen, rubbeln usw.). Manche Jungs fassen dabei den Penis unten an, andere oben, manche brauchen nur einige Finger, andere die ganze Hand, manche drücken fest, andere locker, manche benetzen die Eichel mit Speichel usw. Es gibt sehr viele verschiedene Methoden. Entsprechend vielfältig sind auch die zusätzlichen 31 Sex 32 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Berührungen und Raffinessen: manche streicheln sich gern den Bauch dazu, vielleicht auch die Brustwarzen, die Innenseiten der Oberschenkel, die Hoden, den Po oder den After. Alle diese Körperregionen sind empfindlich und können Lust vermitteln, natürlich auch beim Sex zu zweit. [siehe auch: Petting] • Wie onanieren Mädchen? Wie bei den Jungs gehts auch bei den Mädchen darum, die Klitoris und die Scheide so zu berühren, wie es beim Geschlechtsverkehr geschehen kann. Auch da gibts kein Rezept, die Technik unterscheidet sich von Mädchen zu Mädchen. Viele berühren mit den Fingern sanft den Bereich zwischen den kleinen Schamlippen, besonders die Klitoris und die Gegend darum herum. Dabei vergrössert sich die Klitoris und die Scheide wird innen und am Eingang ganz glitschig, weil mehr Scheidenflüssigkeit abgesondert wird. Zusätzliche Berührungen am ganzen Körper können das Onanieren verschönern. Bestimmt findest du selbst die Stellen, wo für dich Berührungen am schönsten sind. Einige heisse Zonen sind: Bauch, Bauchnabel, Brüste, Po, After, Gesicht, Mund… Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Dein Körper gehört dir, nichts ist tabu. Du darfst dich entdecken und du darfst auch Lust empfinden. Wenn du mit Gegenständen (Vibrator, länglichen Dingen usw.) spielst, solltest du darauf achten, dass sie sauber sind und dass du dich nicht verletzen kannst. • Der Orgasmus. So nennt man den sexuellen Höhepunkt. Jeder Mensch erlebt ihn anders. Du fühlst vielleicht ein unbeschreibliches Kitzeln und Brennen im Penis oder in der Vulva, das so Sex schön ist, dass du es kaum aushalten kannst. Ein Ziehen und Zucken geht durch deinen Körper, deine Muskeln spannen sich und eine wohlige Wärme breitet sich aus, besonders im Bereich der Oberschenkel, des Beckens und des Bauchs. Bei geschlechtsreifen Jungs spritzt die Samenflüssigkeit in mehreren Stössen aus dem Penis, bei Mädchen beginnt die Scheide heftig zu zucken. Jeder Orgasmus ist anders, der eine ist vielleicht eher flach und beinahe reizlos, der andere so intensiv, dass er dich fast umhaut. • Wie oft ist normal? Auch da sind die Unterschiede gross. Wichtig ist: Du kannst es nicht zu viel tun, aber auch nicht zu wenig. Manchmal hast du vielleicht mehrmals am Tag Lust dazu. Das ist in jungen Jahren nichts Aussergewöhnliches. Viele Jungs haben zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten einen Ständer, manchmal sogar auch dann, wenn sie gar nicht an Sex denken. Manchmal kann das ganz schön peinlich sein. In andern Zeiten – oft wenn du gestresst bist – hast du vielleicht alles andere als Sex im Kopf und hast gar keine Lust auf Selbstbefriedigung. In solchen Situationen haben Jungs manchmal Mühe, einen hochzukriegen, selbst wenn sie es versuchen. Auch das ist normal. • In welchem Alter? Kinder beginnen bereits im Babyalter mit ihren Geschlechtsorganen zu spielen. Dieses Spielen kann man aber nicht als Onanieren bezeichnen, weil es eher zufällig geschieht und selten gezielt bis zum Höhepunkt betrieben wird. Einige Mädchen und Jungs onanieren aber schon vor der Pubertät bewusst bis zum Höhepunkt. Sie können auch einen 33 Sex 34 Orgasmus erleben. Allerdings kommt beim Jungen noch keine Samenflüssigkeit. Deshalb spricht man von einem trockenen Orgasmus. Die meisten Mädchen und Jungs beginnen in der Pubertät mit dem Onanieren. Die Jungs sprechen häufig auch offen darüber, viel eher und lockerer als Mädchen. Gelegentlich onanieren Jungs gemeinsam und vergleichen sich dabei mit den anderen. Dies muss aber nicht heissen, dass sie schwul sind. [siehe auch: Homosexualität] Manche Mädchen und Jungs beginnen sehr spät oder gar nie damit. Auch das ist o.k., wenn es sie nicht interessiert und sie keine Lust dazu haben. • Und die Eltern? Aufgeschlossene Eltern reagieren meist vernünftig und verständnisvoll, wenn sie merken, dass ihr Sohn oder ihre Tochter onanieren. Es gibt aber auch Eltern, die damit Mühe haben. Das ist aber nicht dein Problem, sondern das Problem deiner Eltern. Sie sind in einer andern Zeit aufgewachsen und haben andere Vorstellungen von der Sexualität als du. Du kannst versuchen, mit ihnen darüber zu reden. Oft kommt ihr aber auch aneinander vorbei, ohne dass ihr gleicher Meinung seid. Aber: Wenn dich deine Eltern kontrollieren, dir nachspionieren, dich ertappen und zur Rede stellen wollen, dann sag ihnen, dass du ein Recht auf ein Privatleben hast. Du kannst auch sagen, dass du deine Ruhe haben möchtest und deshalb dein Zimmer abschliesst. Auf jeden Fall solltest du dich nicht jedes Mal wie eine Sünderin fühlen, die «es wieder getan» hat. [siehe auch: Familie] Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Petting Alles, was mit Zärtlichkeit und Sex zu tun hat, aber nicht Geschlechtsverkehr [siehe auch: Geschlechtsverkehr] ist, nennt man Petting. Dazu gehören verschiedene Verhaltensweisen. Wichtig ist, dass du Folgendes weisst: • Es gibt kein Tabu. Unsere christliche Kultur war lange Zeit ziemlich sexfeindlich. Sex galt nur dann als anständig, wenn zwei Leute verheiratet waren und Kinder haben wollten. Sex aus reiner Lust, ausserhalb der Ehe oder zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen war verpönt, ja sogar sündiges Teufelswerk. Ebenso waren viele Körperregionen und sexuelle Praktiken, die nicht mit der Fortpflanzung zu tun hatten, mit einem Tabu belegt. Heute ist man zwar oft freizügiger, aber viele Hemmungen und Tabus übertrugen sich von Generation zu Generation und finden sich auch bei uns. Wenn du Lust hast, etwas zu tun, dann frag deinen Partner. Wenn auch er einverstanden ist, dann probiere es aus. Tabu ist nur, was jemand von euch nicht will. • Es gibt keinen Zwang. Du musst überhaupt nichts tun, wozu du nicht Lust hast, nur weil du denkst, alle anderen täten es auch. Lass dich zu nichts überreden, was dir widerstrebt. Nur folgende Fragen zählen: Hast du Spass daran? Hat deine Partnerin auch Spass daran? Passt es zu der Situation und zu eurer Beziehung? • Sauber macht es mehr Spass. Achte darauf, dass du gepflegt bist, saubere Zähne und einen frischen Atem hast, und zwar Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex möglichst immer. Du weisst ja nie, ob dich die Liebe nicht plötzlich erwischt. Das Gefühl, einen schlechten Atem zu haben oder sonst übel zu riechen, raubt dir das Selbstvertrauen, macht dich unsicher und kann so das Ende der Erotik bedeuten. [siehe auch: Geschlechtskrankheiten] aus und berührt euch am ganzen Körper, wenn ihr Lust dazu habt, auch an den Geschlechtsorganen. Dabei kannst du nichts falsch machen, besonders dann nicht, wenn du weisst, welche Berührungen Mädchen oder Jungs mögen. [siehe auch: Geschlechtsorgane, Selbstbefriedigung] Küssen Der Zungenkuss ist für viele Jugendliche das erste erotische Erlebnis und oft der Einstieg in eine sexuelle Beziehung. Vielleicht fragst du dich, was ein Zungenkuss genau ist und was du dabei machen musst. Auch hier gilt: Es gibt kein Rezept für einen gelungenen Zungenkuss. Wenn du jemanden sehr magst, kann eigentlich nichts schief gehen. Eure Lippen treffen sich, öffnen sich ein wenig, du wagst dich mit deiner Zungenspitze vor, spürst die weichen Lippen der Partnerin, dann ihre Zungenspitze, die dir entgegenkommt, vielleicht fühlst du die Kanten ihrer Zähne. Jetzt beginnt ein zärtliches Spiel der beiden Zungen. Lass deiner Fantasie freien Lauf und spüre nach, was dem Partner und dir gefällt. Oraler Sex Der Mund ist sehr sinnlich und spielt beim Sex eine grosse Rolle. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass wir die ersten lustvollen Erfahrungen in unserem Leben mit dem Mund machen, nämlich indem wir an den Brüsten der Mutter saugen und uns so ernähren. Ihr könnt viel Spass dabei haben, wenn ihr eure Körper küsst und leckt. Verschiedene Körperstellen sind besonders reizbar, z.B. der Hals, die Achselhöhle, die Brustwarzen, der Bauch, die Innenseiten der Oberschenkel, der Po, der After und die Füsse. Sogar zärtliches Beissen kann sehr sexy sein. Wenn du an der Haut deines Partners stark saugst, entsteht ein dunkelroter Fleck (auch: Knutschfleck, Sauger). Das ist ein kleiner Bluterguss, der harmlos ist, aber ziemlich lange zu sehen ist und verräterisch sein kann. Von oralem Sex spricht man erst, wenn die Geschlechtsorgane mit dem Mund berührt und gereizt werden. Streicheln Das Küssen führt oft – aber nicht immer – zu weiteren Berührungen. Du lässt deine Hände über den Körper deines Partners wandern, gleitest vielleicht unter die Kleider. Achte darauf, dass du nicht zu schnell bist. Ein Griff zwischen die Beine zum falschen Zeitpunkt kann alles kaputt machen. Wenn der Ort stimmt und dir wohl ist in deiner Haut, geht ihr vielleicht weiter. Ihr zieht euch Fellatio (auch: einen blasen oder lutschen) nennt man das Reizen des Penis mit dem Mund. Dabei wird der Penis, vor allem die Eichel, mit der Zunge gereizt oder ganz in den Mund genommen. Cunnilingus nennt man das Reizen der Klitoris mit dem Mund. 35 Sex 36 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Dabei werden die Klitoris und ihre Umgebung mit den Lippen und der Zunge gereizt. Wenn du auf diese Art an deinen Genitalien berührt wirst, kann das für dich ganz besonders schön sein. Vielleicht hast du aber auch Hemmungen, weil du denkst, dass du vielleicht nicht gut riechen könntest. Wenn du dich aber normal wäschst, hast du nichts zu befürchten. Zudem sind die körpereigenen Gerüche menschlich und können deinen Partner sogar aufreizen. Es kann sein, dass du Spass daran hast, den Penis deines Freundes in den Mund zu nehmen oder die Klitoris deiner Freundin zu lecken. Vielleicht hast du aber auch keine Lust dazu. Lass dich nicht unter Druck setzen; es muss nicht sein, auch wenn viel davon geredet wird und diese Praktiken in Sexmagazinen und -filmen sehr häufig dargestellt sind. [siehe auch: Pornografie] Geschlechtsverkehr Beim Geschlechtsverkehr (auch: miteinander schlafen, bumsen, ficken usw.) führt der Junge seinen steifen Penis in die Scheide des Mädchens ein. Wenn ihr miteinander kuschelt, schmust und Petting macht, seid ihr meist sehr erregt. Eure Geschlechtsorgane verändern sich, der Penis wird steif und die Scheide feucht und glitschig, ausserdem vergrössert sich die Klitoris. Jetzt ist im Grunde alles vorbereitet für den Geschlechtsverkehr. Der Penis kann eindringen, weil er steif ist, und das Eindringen wird erleichtert, weil die Scheide glitschig ist. Beim Einführen des Penis kannst du deinem Freund vielleicht mit der Hand etwas helfen, denn du kennst deinen Körper besser als er. Nachdem der Penis nnn Sex eingedrungen ist, bewegt ihr euch fast automatisch im gleichen Rhythmus vor und zurück. Dabei gehts nicht ums Tempo, sondern darum, eure Bewegungen den Gefühlen und der Erregung anzupassen, mal langsam und genüsslich, mal schnell und leidenschaftlich. Der Penis wird durch die Scheidenwände gerieben und gereizt. Die Klitoris hingegen wird nicht direkt gereizt. Sie liegt zu weit vom Scheideneingang weg und tritt mit steigender Erregung sogar etwas zurück. Als Junge kannst du deiner Freundin das Zusammensein sehr viel schöner machen, wenn du ihre Klitoris und die Gegend darum herum während dem Geschlechtsverkehr mit den Fingern streichelst. Als Mädchen kannst du das freilich auch selber machen, ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben. Die gewöhnlichste Stellung beim Geschlechtsverkehr ist die so genannte Missionarsstellung. Die Frau liegt dabei mit leicht gespreizten Beinen auf dem Rücken, der Mann legt sich auf sie. Diese Stellung hat den Vorteil, dass sich das Paar ansehen und küssen kann. Eine andere Stellung ist die Reitlage. Dabei liegt der Mann auf dem Rücken, die Frau setzt sich so auf ihn, dass sie ihn ansehen kann, und übernimmt die aktive Rolle. Freilich gibt es eine Unmenge weiterer Stellungen, die ihr alle ausprobieren könnt, wenn ihr experimentierfreudig genug seid. Das erste Mal • Wann? Es gibt keine feste Regel, wann du das erste Mal mit jemandem schlafen sollst. Allerdings gibt es gesetzliche Bestim- 37 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex mungen dazu. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Sicher fühlst du selbst ziemlich gut, ob du Lust darauf hast und wirklich dazu bereit bist und ob die Beziehung, die du hast, die richtige ist. Auf dieses Gefühl kannst du dich verlassen. 38 Wenn du nicht sicher bist, helfen dir folgende Tipps: • Lass dich nicht dazu überreden. Wenn dich jemand unter Druck setzt und immer wieder dazu drängt, du aber nicht willst, dann solltest du vielleicht überlegen, ob du dich in der Beziehung überhaupt wohl fühlst. • Setze dich nicht selbst unter Druck. Lass dir ruhig Zeit. Du musst weder dir noch anderen etwas beweisen. Wenn die anderen über allerlei Erfahrungen berichten, dann denk daran: In Sachen Sex wird sehr viel übertrieben und gelogen. • Pass auf, dass du deine erste Erfahrung nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Suchtmitteln machst. Du lässt dich dabei vielleicht auf Dinge ein, die du sonst nicht machen würdest und für die du dich später schämst oder die sogar gefährlich sind. [siehe auch: Verhütung, AIDS, Geschlechtskrankheiten] Man kann sich ganz schön mies fühlen nach solchen Erlebnissen. • Wo? Der ideale Ort für dein erstes Mal ist bei dir oder deinem Freund zu Hause. Am besten schaust du, dass sonst niemand zu Hause ist. Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als plötzlich überrascht zu werden. Allein das Gefühl, jemand könnte auf einmal ins Zimmer platzen, kann sehr störend sein, so sehr, dass ihr vielleicht gar nicht recht in Fahrt kommt. Achte dar- auf, dass gut geheizt ist und dass das Licht nicht allzu hell ist. Vielleicht legt ihr schöne Musik ein. Habt ihr über Verhütung gesprochen? [siehe auch: Verhütung] • Und danach? Das erste Mal ist oft nicht so toll, wie du dir das vielleicht ausgemalt hast. Das liegt einerseits daran, dass du dir in deinen sexuellen Fantasien meist Szenen vorstellst, die dich besonders scharf machen und bei denen alles stimmt. Die Wirklichkeit ist aber immer anders als die Fantasie, und meist gibt es eben Dinge, die nicht ganz stimmen. Vielleicht stört dich ein Geruch an dir oder deinem Freund, vielleicht verunsichert dich der Gesichtsausdruck oder das Verhalten der Freundin, vielleicht musst du im dümmsten Moment auf die Toilette, vielleicht hörst du einen Lärm draussen usw. Andererseits bist du vielleicht dadurch verunsichert, dass du noch keine Erfahrung hast. Mit der Erfahrung gewinnst du auch Selbstvertrauen, und das Geniessen fällt dir leichter. Wichtig ist, dass du nachher zu deiner Beziehung Sorge trägst. Gerade nach einer Enttäuschung kann es sein, dass ihr euch gegenseitig Vorwürfe macht. Auch wenn du dich aus Scham zurückziehst, kann das wie ein Vorwurf wirken. Deshalb ist es wichtig, dass ihr über das Erlebte sprecht. Gute Fragen sind: Wie war es für dich? Wie hast du es dir vorher vorgestellt? Was könnten wir das nächste Mal ändern? In solchen Situationen tut es übrigens sehr gut, wenn ihr einander sagt, dass ihr euch lieb habt. Und schliesslich: Bestimmt wird es jedes Mal schöner, darauf könnt ihr euch freuen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex lil Analsex Wenn du mit dem Penis in den After deiner Freundin oder deines Freundes eindringst, spricht man von Analverkehr oder Analsex. Das galt lange Zeit als besonderes Tabu. Es kann sein, dass dich der Po und alles drum herum scharf machen und du ihn gern in deinen Sex mit einbeziehen möchtest. Es kann aber auch sein, dass dir nichts daran liegt. Sprich dich mit deinem Gegenüber gut ab. Beim Spielen mit Gegenständen, den Fingern und den Händen solltest du vorsichtig sein. Der After und das Darmende sind empfindlich und können einreissen. Im Darm kann es sogar zu ernsten Blutungen kommen. Achte zudem auf Sauberkeit. Im Darm und rund um den After befinden sich Bakterien, die du nicht in die Scheide einschleppen solltest. Deshalb: Nach dem Analsex nicht gleich weiterfahren, sondern zuerst Penis, Finger oder Gegenstände waschen und das Kondom wechseln. n n n Verhütung Zugegeben: Babys sind etwas Wundervolles. Aber alles zu seiner Zeit. Ein Kind braucht viel Zuwendung und Zeit. Zudem solltest du selbst eine gewisse Reife haben, möglichst in einer funktionierenden Beziehung leben und die Kosten tragen können, die durch ein Kind entstehen. Diese Voraussetzungen sind meist nicht gegeben, wenn du noch sehr jung bist und mitten in der Ausbildung steckst. Wenn du ungewollt und zu einer ungünstigen Zeit ein Kind bekommst, erschwerst du nicht nur dein eigenes Leben, sondern auch das deines Kindes. Deshalb ist wichtig, dass du eine ungewollte Empfängnis verhütest und den Zeitpunkt einer Schwangerschaft sehr sorgfältig planst. Noch immer gibt es viele Verhütungsmittel für Frauen, aber – ausser dem Kondom – fast keine für Männer. Ungerecht, nicht? Umso wichtiger, dass Jungs und Männer auch Verantwortung übernehmen für das Verhüten. 39 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Überblick über die gebräuchlichsten Verhütungsmittel 40 Mittel/ Methode Was ist es? / Anwendung Wirkungsweise Vorteile Nachteile Sicherheit Preis / Wo bekommst du es? Pille Hormontablette mit künstlichem Östrogen und Gelb körperhormonen. Meist Einnahme 21 Tage, dann 7 Tage Pause. Verhindert den Eisprung und das Reifen des Eis. Regelt den Zyklus des Mädchens. Gefahr einer Thrombose (Verschluss eines Blutgefässes durch ein Blutgerinnsel), erhöhtes Risiko für Raucherinnen, Übergewichtige und familiär Belastete (Bluttest machen: APC-Resistenz). 99,5% Je nach Produkt und Packung verschieden (1-, 3- oder 6-Monatspackung), in der Apotheke erhältlich gegen Rezept. Es gibt grosse Preis unterschiede, von 10 bis > 25 Fr. pro Monat. Nuva-Ring Weicher Kunststoff ring, der zu Beginn des Zyklus in die Scheide eingeführt wird. Der Ring bleibt für drei Wochen in der Scheide und gibt dort Hormone ab. 1 Woche Pause. Der Nuva-Ring gibt die gleichen Hormone wie die Pille ab. Praktisch: Die Verhütung ist mit einer Anwendung für einen ganzen Monat geregelt. Stört beim Sex kaum, könnte sonst auch für die Dauer des Geschlechtsverkehrs entfernt werden. Nebenwirkungen sind die gleichen wie bei der Pille. Gelegentlich Störungen des Scheidenmilieus. 99,5% Preis wie teurere Pille, gegen ärztliches Rezept in einer Apotheke erhältlich. Hormonpflaster Pflaster, das auf die Haut (z.B. Oberarme, Bauch, Po) geklebt wird und Hormone abgibt. Es wird nach sieben Tagen durch ein neues ersetzt. Das Hormonpflaster gibt die gleichen Hormone wie die Pille ab. Nur drei Anwendungen pro Monat, einfache Handhabung. Stört beim Sex nicht. Duschen, baden, Sport und Sauna auch mit Pflaster kein Problem. Nebenwirkungen sind die gleichen wie bei der Pille. Zusätzlich evtl. Hautreizungen durch den Klebstoff des Pflasters. 99,5% Preis wie teurere Pille und Nuva-Ring, gegen ärztliches Rezept in einer Apotheke erhältlich. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex lil Mittel/ Methode Was ist es? / Anwendung Wirkungsweise Vorteile Nachteile Minipille Künstliches Gelb körperhormon, tägliche Einnahme ohne Pause. Verhindert die Wanderung der Spermien in die Gebärmutter durch Verdickung des Muttermundschleims, unterdrückt auch den Eisprung. Meist geeigneter wenn die normale Pille nicht verträglich ist oder ein erhöhtes Risiko (Thrombose) für die Einnahme der kombinierten Pille besteht. Geeignet für Raucherinnen und Übergewichtige. Und für stillende Frauen. Zyklusstörungen, evtl. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Akne und Gewichtszunahme. Kunststoffstäbchen, das auf der Innen- seite des Oberarmes direkt unter die Haut eingesetzt wird. Es gibt künstliche Gelbkörperhormone ab, ähnlich wie die Minipille. Verhindert den Eisprung und erschwert das Aufsteigen der Spermien. Hält drei Jahre vor, ohne dass du dich um Verhütung kümmern musst. Geeignet für Rauch erinnen und Über gewichtige. Zyklusstörungen, evtl. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Akne und Gewichtszunahme. Gummischutz, der über das steife Glied gestreift wird. Normalerweise aus Latex, auch latexfrei erhältlich (Silikon, Polyurethan, Polyisopren). Samen gelangt nicht in die Scheide, sondern wird aufgefangen. Gleichzeitig Schutz vor Infektion und Schutz vor sexuell übertrag-baren Erkrankungen wie AIDS, Hepatitis B+C, Chlamydien, Syphilis, Gonorrhoe und weitere. Wird oft als störend empfunden, wobei die Störung oft im Kopf besteht. Lösung: Einstellung ändern. Bei Latexallergie auf latexfreie Kondome ausweichen. Implanom Kondom Präservativ «Pariser» «Gummi» Sicherheit Preis / Wo bekommst du es? 98.5% Preis recht günstig. Packung à 28 Tabletten ca. 15 bis 24 Fr. monatlich, gegen ärztliches Rezept in der Apotheke erhältlich. 99,5% Nur bei der Frauen ärztin erhältlich. Preis auf Anfrage. Von Vorteil erst mit Minipille testen, ob verträglich (gleicher Wirkstoff ). Nicht unbedingt für junge Mädchen geeignet. Nicht unbedingt für junge Mädchen geeignet. Etwa 93% Etwa 1.20 Fr. bis 1.50 Fr. pro Stück (z.B. Ceylor), in Apotheken, Drogerien, Coop, Migros und an Automaten erhältlich; auf Gütesiegel o.k. oder CE achten! Beratung z.B. in Condomeria (individuelle Grössen: siehe mysize.ch). 41 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex 42 Mittel/ Methode Was ist es? / Anwendung Wirkungsweise Vorteile Nachteile Sicherheit Preis / Wo bekommst du es? Kupferspirale IUP (Intra-UterinPessar) Ein ca. 3.5 cm grosses, meist T-Form- ähnliches Gebilde aus Kunststoff, das mit Kupferdraht umwickelt ist. Kupfer lähmt die Spermien. Kann 3 bis 4 Jahre in der Gebärmutter bleiben. Neuere Modelle sogar 7 bis 10 Jahre. Kann jederzeit entfernt werden Leicht erhöhte Gefahr von Unterleibs entzündungen. Für ganz junge Mädchen ungeeignet, aber sehr wohl auch bei Frauen, die nicht geboren haben. Möglichkeit einer längeren und schmerzhafteren Menstruationszeit. 99% Zwischen 200 und 500 Fr. ein IUP, Anpassung und Kontrolle inbegriffen. Nur bei der Frauen ärztin erhältlich. Hormon-Spirale IUS (Intrauterines System) Kunststoffkörper mit künstlichem Gelb körperhormon. Verhindert die Wanderung der Spermien in die Gebärmutter und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Falls es doch zu einer Befruchtung kommt, werden Eireifung und Eisprung unterdrückt. Hält 5 Jahre, verringert den Blutfluss bei starker Regelblutung. Geeignet für Raucherinnen und Übergewichtige. Neu: kleineres, feineres Modell für junge Frauen und Frauen, die nicht geboren haben; hält 3 Jahre. Evtl. Nebenwirkungen wie Akne, Unwohlsein, Schmerzen. 99,9% 400 bis 500 Fr. für das Einlegen und Nachkontrolle. Nur bei der Frauenärztin erhältlich. Bei sehr starker Regelblutung Vergütung durch die Krankenkasse! Diaphragma Portiokappe (Scheidenpessare) Einführen einer Gummikappe in die Scheide, wird von Arzt oder Familien planungsfrau angepasst. Verhindert zusammen mit einem spermienlähmenden Gel, dass Samenzellen in die Gebärmutter eindringen. Macht Mädchen mit ihrem Körper vertraut. Muss richtig sitzen, braucht Übung. Gelegentlich Reizungen der Scheide durch das Gel. 97%, nur mit samen abtötender Creme wirksam. Zw. 30 und 50 Fr., Creme etwa 10 Fr., bei Frauenärztin und Familienplanungs stellen erhältlich. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex lil Mittel/ Methode Was ist es? / Anwendung Wirkungsweise Vorteile Nachteile Sicherheit Chemische Mittel (Spray, Zäpfchen, Gel, Creme, Tabletten) Müssen 10 bis 15 Minuten vor dem Verkehr in die Scheide eingeführt werden. Töten Samenzellen ab, bilden Sperren vor dem Eingang der Gebärmutter. Jederzeit anwendbar, problemlos in der Apotheke zu bekommen. Als alleiniger Schutz nicht ausreichend, Scheidenreizungen möglich. Drei-MonatsSpritze Hormonpräparat, Gelbkörperhormon Hemmt den Eisprung. Bequem, drei Monate absolut zuverlässig. Für Frauen, die nicht zuverlässig mit Pille, Ring oder Pflaster umgehen können. Hemmt den Eisprung oft noch Monate nach dem Absetzen. Blutungsunregelmässigkeiten, aber eher weniger Periode. KalenderMethode Knaus-OginoMethode Natürliche Methode, Bestimmung der fruchtbaren Tage durch Berechnen. Kein Geschlechtsverkehr an fruchtbaren Tagen, also 5 Tage vor, während und nach dem Eisprung; oder dann Verwendung anderer Verhütungsmittel. Keine Nebenwirkungen und keine Einnahme künstlicher Hormone. Erfordert sehr viel Disziplin und einen regelmässigen Zyklus; Beratung wichtig! Für junge Mädchen ungeeignet. Etwa 70%, d.h. zu unsicher und deshalb für Paare in deinem Alter nicht zu empfehlen. Mit Frauenarzt oder Familienberatungs stelle besprechen. TemperaturMethode Schleim-Methode Natürliche Methode, Bestimmung der fruchtbaren Tage durch Messen der Körpertemperatur und Beobachten des Muttermund-schleims. Kein Geschlechtsverkehr an fruchtbaren Tagen, also 5 Tage vor, während und nach dem Eisprung; oder dann Verwendung anderer Verhütungsmittel. Keine Nebenwirkungen und keine Einnahme künstlicher Hormone. Erfordert sehr viel Disziplin und einen regelmässigen Zyklus; Beratung wichtig! Für junge Mädchen ungeeignet. Sehr viel sicherer als Kalendermethode, aber nur wenn es diszipliniert angewendet wird. Hilfreich, wenn Partner mitmacht und weiss, wo sie im Zyklus steht, wann Eisprung ist etc. Kurvenblatt gratis bei der Ärztin, bei einer Beratungsstelle oder in einer Apotheke (3 Fr.) oder App runterladen. Etwa 80%, wird oft falsch angewendet. 99%, nicht geeignet für Mädchen. Preis / Wo bekommst du es? Je nach Produkt in Apotheken und Drogerien rezeptfrei. Ca. 25 Fr., nur vom Arzt zu bekommen. 43 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex 44 Mittel/ Methode Was ist es? / Anwendung Wirkungsweise Vorteile Nachteile Sicherheit Coitus Interruptus (auch: unterbrochener Geschlechtsverkehr, AufpassMethode) Der Penis wird vor dem Samenerguss aus der Scheide gezogen. Die Samenflüssigkeit soll nicht in die Scheide gelangen. Benötigt keine Vorkehrungen. Kein Schutz vor AIDS und Geschlechts krankheiten. Sehr unsicher, bereits im Voroder Lusttröpfchen können Samenzellen vorhanden sein. Nicht empfohlen! Pille danach Ellaone (1 Tbl.) hat Norlevo (2 Tbl.) abgelöst und wirkt bis 5 Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Nur für den Notfall! Hemmung oder Verzögerung des Eisprungs. Hat nichts mit Abtreibung zu tun, denn es kommt schon gar nicht zu einer Schwangerschaft. Hilfe in der Not, gut erträgliche Nebenwirkungen. Evtl. bei Reisen in restriktive Länder als absolute Notmassnahme in Reserve mitnehmen. Hormonpräparat, kann den Zyklus kurzfristig durcheinander bringen. 95%, muss spätestens 5 Tage (120 Std.) nach der Panne (= Sperma in der Vagina) eingenommen werden. Spirale danach Ein ca. 3.5 cm grosses Gebilde aus Kunststoff, das mit Kupferdraht umwickelt ist. Feinere Modelle für Frauen, die nicht geboren haben. Verhindert die Befruchtung, da Kupfer Spermien lähmt. Hat nichts mit Abtreibung zu tun. Bei guter Verträglichkeit kann es auch drin gelassen werden (siehe auch Kupferspirale). Leicht erhöhte Gefahr von Unterleibs entzündungen, Möglichkeit einer längeren und schmerzhafteren Menstruationszeit. 99%, muss spätestens 5 Tage nach der Panne eingesetzt werden. In Anlehnung an: Trude Ausfelder: Alles, was Mädchen wissen wollen; mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Preis / Wo bekommst du es? In der Apotheke (mit Gespräch mit einer Apothekerin), Preis: ca. 40 Fr. oder bei der Frauenärztin Ca. 400 Fr. für eine Spirale (= IUD oder IUP), Anpassung und Kontrolle inbegriffen. Nur bei der Frauenärztin erhältlich. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex lil In Anlehnung an: Trude Ausfelder: Alles, was Mädchen wissen wollen; mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Über den Gebrauch der einzelnen Verhütungsmittel kannst du dich in einer Apotheke, beim Hausarzt, einem Spitalarzt und bei Familienberatungsstellen informieren. Letztere sind für solche Beratungen speziell ausgerichtet und können sich genug Zeit nehmen. Oft wissen auch deine Eltern oder andere Leute, zu denen du Vertrauen hast, Bescheid. Folgendes ist wichtig: • Pille vergessen? Falls du einmal vergessen hast, die Pille einzunehmen, und mehr als 12 Stunden vergangen sind, solltet ihr bis zum Beginn der nächsten Packung ein zusätzliches Verhütungsmittel (z.B. Kondom) verwenden. Nimm aber die Pille weiterhin täglich ein. Falls du erst nach dem Geschlechtsverkehr bemerkst, dass du die Pille nicht eingenommen hast, dann erkundige dich sofort bei deiner Frauenärztin. Vielleicht ist es nicht nötig, dass du die «Pille danach» oder die «Spirale danach» benötigst. Falls du sie aber doch benötigen solltest, muss dies innerhalb von 5 Tagen (Pille danach oder Spirale danach) geschehen: Also keine Zeit verlieren! • Falls du an Durchfall oder Erbrechen leidest oder andere Medikamente einnimmst, kann es sein, dass zusätzliche Verhütungsmittel nötig sind. Erkundige dich auf jeden Fall bei deiner Frauenärztin. [Zum Gebrauch des Kondoms siehe: AIDS] Schwangerschaft Zuerst solltest du sicher sein, dass du wirklich schwanger bist. Nicht jede Verzögerung der Menstruation bedeutet gleich eine Schwangerschaft. Die Menstruation kann gelegentlich auch unregelmässig sein. Schwangerschaftstests sind im Handel erhältlich und einfach zu machen. Am besten besuchst du eine Frauenärztin. Sie kann dich auch darüber informieren, wie du weiter vorgehen kannst, wenn du wirklich schwanger bist. nnn Wenn du das Kind behalten willst… Ein Kind zu haben und es aufzuziehen ist eine wunderbare Aufgabe, aber zum Teil eine grosse Belastung. Nimm dir Zeit, über deine Zukunft nachzudenken. Wer kann dich unterstützen? Dein Freund? Deine oder seine Familie? Hier einige nützliche Informationen: • Gesetzlicher Kündigungsschutz: Vom ersten Tag deiner Schwangerschaft an bis 16 Wochen nach der Geburt darf man dir nicht kündigen. • Wie viel Geld du bekommst während dem Schwangerschaftsurlaub, der Geburt und dem Mutterschaftsurlaub, regelt die Mutterschaftsversicherung, sofern du während der Schwangerschaft mindestens fünf Monate gearbeitet hast. Du kannst bis zu 4 Monate Urlaub bezahlt bekommen. Kündige also auf keinen Fall sofort, auch dann nicht, wenn du nach dem Mutterschaftsurlaub die Arbeit nicht mehr aufnehmen willst. • Während acht Wochen nach der Geburt ist es verboten, eine Frau anzustellen. 45 Sex • Deine Krankenkasse kommt für die Kosten der medizinischen Betreuung, des Spitalaufenthalts und der Geburt auf. [siehe auch: Versicherungen] 46 Wenn du die Schwangerschaft abbrechen willst… Der Entscheid, eine Schwangerschaft abzubrechen, ist für eine Frau sehr schwierig. Bevor du dich dazu entscheidest, überlege dir möglichst alle Gründe dafür und dagegen. Bespreche es auch mit Leuten, zu denen du Vertrauen hast, und mit Fachleuten. Beziehe nach Möglichkeit auch den Kindsvater mit ein. Er ist ebenso verantwortlich für deine Schwangerschaft wie du. Du musst aber auch gewisse gesetzliche Regelungen einhalten. Sofern du 16 oder älter bist, darfst du während den ersten 12 Schwangerschaftswochen selber entscheiden, ob du die Schwan- Zurück zum Inhaltsverzeichnis gerschaft abbrechen möchtest oder nicht. Du musst dies aber bei einer dafür berechtigten Ärztin tun, die mit dir vorher ein Gespräch führt. Keine Angst, sie wird den Abbruch nicht verweigern; kann sie auch nicht. Sie möchte aber nochmals mit dir klären, ob du dir ganz sicher bist und welche Gründe du dafür hast. Falls du jünger als 16 oder bereits in der 13. Woche oder danach bist, braucht es die Einwilligung deiner Ärztin und als unter 16-Jährige musst du dich an eine spezialisierte Beratungsstelle wenden. Bis zur 7./8. Woche erfolgt der Abbruch durch Medikamente, danach ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Die Krankenkasse muss die Kosten für den Abbruch übernehmen und steht, wie deine Ärztin auch, unter Schweigepflicht. Für weitere Informationen wende dich an eine Frauenärztin. Sie wird dir sicherlich helfen können (siehe auch www.schwangerschaftsabbruch.org). Zurück zum Inhaltsverzeichnis AIDS AIDS bedeutet Acquired Immune Deficiency Syndrome, auf Deutsch: erworbenes Immundefekt-Syndrom. Es handelt sich um eine Krankheit, die das Abwehrsystem schwächt. Verursacht wird diese Schwächung durch ein Virus, das so genannte HIV. Das bedeutet Human Immunodeficiency Virus, auf Deutsch: menschliches Immundefekt-Virus. Dieses Virus greift das menschliche Immunsystem an und zerstört es mit der Zeit, so dass der Mensch anfällig wird für alle möglichen Infektionskrankheiten, z.B. für Lungenentzündungen, Abszesse, Pilze usw. nnn • AIDS ist eine tödliche Krankheit. Das HIV kann jahrelang im Körper sein, ohne dass irgendwelche Anzeichen auftreten. Es gibt zwar inzwischen Medikamente (die so genannte antiretrovirale Therapie), die einen Ausbruch der Krankheit hinausschieben können – und freilich wird auf diesem Gebiet fleissig geforscht und es werden neue Erkenntnisse dazukommen. Aber zurzeit ist eine vollkommene Heilung noch nicht möglich. • Du siehst einem Menschen nicht an, ob er HIV-infiziert ist oder nicht. Jemand kann kerngesund aussehen, sich auch so fühlen und trotzdem das Virus in sich haben. • Nicht nur Homosexuelle haben AIDS. Jeder – ob hetero, schwul, lesbisch oder bisexuell – kann mit dem HIV angesteckt werden. Weltweit sind mehr heterosexuelle als homosexuelle Menschen vom HIV betroffen. Sex Übertragung Das HIV wird nicht – wie andere Infektionskrankheiten – durch flüchtigen Kontakt übertragen. Ein Schnupfen z.B. kann durch Niesen, d.h. durch kleine Tröpfchen in der Luft, durch Händeschütteln, durch das Trinken aus einem gemeinsamen Glas usw. übertragen werden. Beim HIV ist das anders. Das Virus kann einzig und allein in Körperflüssigkeiten überleben. Deshalb kann man sich nur mit dem HIV infizieren, wenn Körperflüssigkeiten in deine Blutbahnen gelangen. Vier Körperflüssigkeiten kommen für die Übertragung des HIV in Frage, nämlich: Blut, Samenflüssigkeit, Vaginalflüssigkeit und Muttermilch. Andere Körperflüssigkeiten wie Schweiss, Urin, Speichel und Tränen enthalten offenbar zu wenig Viren, als dass sie das HIV übertragen könnten. Am häufigsten wird das HIV durch Geschlechtsverkehr, das gemeinsame Benutzen von Spritzen und durch die Schwangerschaft, die Geburt oder mit der Muttermilch übertragen. Risiko Sobald eine der vier genannten Körperflüssigkeiten eines HIV-infizierten Menschen in dich eindringen kann, besteht die Gefahr einer Ansteckung. Am leichtesten können die Körperflüssigkeiten natürlich durch eine Wunde in dein Blut gelangen. An den Geschlechtsorganen, am After und vor allem im Darm ist die Haut aber sehr weich und dünn, so dass auch winzige unsichtbare Risslein, so genannte Mikro-Verletzungen, eine Ansteckung ermöglichen. Die Viren können aber nicht einfach so durch die normale Haut eindringen. 47 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Risikofaktor Null resp. kleines Risiko Mittleres Risiko Hohes Risiko Sehr hohes Risiko 48 Ereignisse und Handlungen Bemerkungen Insektenstiche, Händeschütteln, gemeinsam aus dem gleichen Geschirr essen und trinken, gleiche Zahnbürste benützen, tanzen, einander umarmen, streicheln, küssen, gegenseitiges Berühren und Stimulieren der Geschlechtsorgane Wenn du im Mund blutest (z.B. nach dem Zähne putzen, dem Gebrauch von Zahnseide, durch Zahnspangen) können intensive Zungenküsse riskant sein, aber das Risiko ist klein. Auch sollte weder Samen- noch Vaginalflüssigkeit in eine Wunde (z.B. an den Händen) gelangen können. Oraler Sex Auch hier erhöhen Wunden im Mund oder an den Geschlechtsorganen das Risiko. Samenflüssigkeit und Menstruationsblut nie in den Mund nehmen! Geschlechtsverkehr Das Virus kann problemlos durch winzige, auch unsichtbare Verletzungen oder Wundstellen an der Scheide oder dem Penis eindringen. Analverkehr After und Darm lassen das Virus am leichtesten eindringen. Das absolut grösste Risiko trägt, wer sich «von hinten» nehmen lässt. Gebrauch einer mit AIDS infizierten Spritze! Keine gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln und sonstigem Besteck! Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Safer Sex Wenn du dich beim Sex mit einem Kondom schützt, spricht man von Safer Sex, auf Deutsch: der sichere Sex. Mache unbedingt Safer Sex, und zwar vom mittleren Risiko an. [siehe: Tabelle] Dein Leben ist zu wertvoll, als dass du es einfach so leichtfertig aufs Spiel setzen solltest. Ein absolutes Muss ist Safer Sex, wenn du mit mehreren verschiedenen Menschen oder auf Reisen Sex hast. • Das Kondom bei zurückgezogener Vorhaut über die ganze Penislänge abrollen. Wenn ihr dies gemeinsam tut, kann es sogar Spass machen und lustvoll sein. • Reichlich Gleitmittel verwenden, damit keine Verletzungen entstehen und der Gummi nicht reisst. Wichtig: Nimm nur fettfreie Gleitmittel. Fetthaltige greifen den Gummi an und machen ihn porös. Feinde von Latex sind: Vaseline, Nivea, Massageöl, Sonnenöl, Babyöl, Pflanzenöl, Butter, Schlagsahne, Alkohol usw. Gebrauch des Kondoms Sobald dein Penis steif ist und du Geschlechtsverkehr, analen oder oralen Sex haben willst, solltest du automatisch zur Kondompackung greifen. Auch als Mädchen kannst du natürlich im rechten Moment eine Packung zücken. Achte darauf, dass das Kondom das Gütesiegel o.k. oder CE trägt und nicht zu alt ist (Verfalldatum beachten). Alter und Hitze schaden nämlich dem Gummi; du solltest deine Kondome deshalb nicht im Auto oder im Portemonnaie aufbewahren. • Die Packung aufreissen. Aber Vorsicht: Heftiges Reissen oder lange Fingernägel können das Kondom beschädigen. Tipp: ein paar Tropfen Gleitcreme – aber nur fettfreie [siehe unten] – in die Spitze des Gummis geben. Das kann den Genuss erhöhen. • Das Kondom mit zwei Fingern an der Spitze festhalten. Dadurch entsteht ein Reservoir, in dem der Samen Platz hat. (Die meisten Kondome haben ohnehin ein Reservoir.) Setze das Kondom auf die möglichst trockene Eichel. Die Gummiwulst muss dabei nach aussen zeigen. AIDS-Test Wenn du riskanten Sex gehabt hast, solltest du einen AIDS-Test machen. Das ist vom Medizinischen her eine Kleinigkeit: Du lässt dir Blut nehmen. Dieses wird eingeschickt und auf HIV-Antikörper getestet. Der Test wird frühestens 3 Monate nach der Risikosituation gemacht, weil vorher noch keine Antikörper im Blut sind. Vom Psychischen her ist der Test aber oft ein Problem. Du hast vielleicht Angst vor dem Ergebnis und sagst dir: «Ich will es gar nicht wissen.» Oft ist aber die Ungewissheit auch nicht leicht zu ertragen. Vielleicht befürchtest du auch, dass du benachteiligt wirst, wenn auskommt, dass du infiziert bist. Du kannst einen AIDS-Test auch anonym machen lassen, und zwar in grossen Spitälern. Auf jeden Fall gilt: Bei der geringsten Befürchtung, dass du angesteckt sein könntest, nur noch Safer Sex! Du darfst nicht riskieren, jemanden anzustecken. Du würdest im Fall einer Ansteckung einem anderen Menschen einen grossen und nicht wieder gutzumachenden Schaden zufügen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «AIDS»] 49 Sex Geschlechtskrankheiten Die Geschlechtsorgane können von verschiedenen Krankheiten befallen werden. Die Erreger sind Viren, Bakterien oder Kleinstlebewesen, die sich an warmen und feuchten Orten wohl fühlen, d.h. also im Mund, im Darm und an den Geschlechtsorganen. Sie werden meist beim Geschlechtsverkehr übertragen, manchmal genügt aber auch Küssen oder Petting. Selten können die Erreger auch auf andere Art übertragen werden, z.B. auf Toiletten, in Schwimmbädern, Saunen usw. nnn Woran erkennst du, dass du eine Geschlechtskrankheit hast? Mach dir nicht zu schnell Sorgen. Es kann dich auch mal jucken oder du kannst irgendwo gerötet sein, ohne dass du eine Geschlechtskrankheit hast. Sobald du an deinem Körper folgende Veränderungen über längere Zeit (einige Tage) feststellst, solltest du zur Ärztin gehen: • Brennen beim Wasserlassen • Rötung der Eichel oder der Schamlippen • Starker Juckreiz • Knötchen, Warzen oder sonstige Oberflächenveränderungen an den Geschlechtsorganen • Ausfluss: eine Flüssigkeit, meist gelblich oder grünlich und übel riechend, tritt aus dem Penis oder der Scheide aus 50 Wie kannst du dich vor Geschlechtskrankheiten schützen? • Schütze dich beim Geschlechtsverkehr. Kondome schützen vor Zurück zum Inhaltsverzeichnis der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Auch chemische Verhütungsmittel, z.B. Zäpfchen, killen Viren und Bakterien. • Meide das Risiko. Riskant ist häufiger Geschlechtsverkehr mit vielen verschiedenen Menschen. Ein besonderes Risiko gehst du ein, wenn du deine Sexualpartner kaum kennst oder auf Reisen in anderen Ländern findest. Deshalb: Nie ungeschützten Geschlechtsverkehr, besonders nicht mit Menschen, die du nicht sehr gut kennst. • Achte auf Sauberkeit. Wasche dich täglich, und zwar auch die Geschlechtsorgane. Wasser reicht dafür. Verzichte auf Normalseifen, welche die Haut angreifen können oder gebrauche nur sehr wenig. Vorsicht vor Überhygiene. Wechsle die Wäsche, vor allem die Unterwäsche, häufig. Als Junge solltest du dir beim täglichen Waschen die Vorhaut zurückschieben und die Eichel mit lauwarmem Wasser und evtl. einer milden Seife waschen. Unter der Vorhaut bildet sich nämlich eine weissliche Substanz, die man Smegma nennt. Das Smegma riecht übel, wenn es etwas älter ist und kann Infektionen hervorrufen. Als Mädchen solltest du deine Vulva täglich waschen. Wenn, dann verwende dazu eine milde Seife oder ein Produkt, welches für die Intimwäsche gemacht ist, und achte darauf, dass diese nicht ins Scheideninnere gelangt. Eine gesunde Scheide braucht keine Scheidenspülungen. Diese sind nur gezielt bei Ausfluss und bestimmten Bakterien oder Pilzbesiedlungen zu machen. Erkundige dich vorher bei einer Frauenärztin (siehe auch «Merkblatt bei Beissen, Brennen und Ausfluss» unter www.frauenpraxis-runa.ch). Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Wenn du eine Geschlechtskrankheit hast, solltest du deine Partnerin zur Behandlung mitnehmen. Es ist wichtig, dass ihr euch beide behandeln lässt, auch wenn die Anzeichen der Krankheit beim einen nicht so stark sind wie beim anderen. Wenn ihr euch nicht beide behandeln lasst, steckt ihr euch immer wieder gegenseitig an und werdet das Übel nicht los. Dies gilt vor allem für Chlamydien, ein sexuell übertragbares Bakterium, welches eine Eileiterentzündung und nachfolgende Unfruchtbarkeit nach sich ziehen kann. Hier sind Antibiotika für beide unerlässlich. Übersicht über die wichtigsten Geschlechtskrankheiten Krankheit Erreger Übertragung Anzeichen, Jungs Anzeichen, Mädchen Vorkommen und Behandlung Trichomoniasis Trichomonaden sind Kleinstlebewesen, harmlos. Geschlechtsverkehr und feuchte, unsaubere Wäsche, Handtücher, Waschlappen, gemeinsam benütztes Badewasser, Toilette usw. Brennen beim Wasserlassen. Oft spürst du überhaupt nichts. Juckreiz, weisslich-gelblicher, schaumartiger Ausfluss. Rötung und Schwellung im Bereich der Schamlippen und des Scheideneingangs. Etwas unangenehmer Geruch. Kommt nicht mehr so häufig vor. Behandlung beim Jungen mit Tabletten, beim Mädchen mit Vaginal-Tabletten oder Zäpfchen. Pilzbesiedlung Meist Candida albicans, Pilzbakterien, welche bei 75% der Menschen im Körper vorhanden sind und sich allenfalls vermehren und so zu einer Infektion führen können. Es ist keine Geschlechtskrankheit im eigentlichen Sinne. Geschlechtsverkehr und Saunen, Bäder, Toiletten usw. Evtl. leicht gerötete Haut auf der Eichel, Brennen beim Wasserlassen. Juckreiz, trockene und sehr gerötete Scheide. Unangenehmer Geruch. Kommt sehr häufig vor, ist aber keine Entzündung. Behandlung beim Jungen mit pilztötender Creme, beim Mädchen einfache Mittel wie Joghurt-Tampon, Essigwasserspülung. Merkblatt/Anleitung bei Arzt. Bei Infektion mit Rötung, Schwellung: Pilzmittel. 51 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Krankheit Bakterielle Vaginose (früher: Amin-Kolpitis) Chlamydien HPV (HumanPapillomaVirus) Spitze Kondylome 52 Erreger Übertragung Anzeichen, Jungs Anzeichen, Mädchen Vorkommen und Behandlung Bakterienungleichgewicht (keine Infektion!). Kommt nur bei Mädchen vor. Scheide zu wenig sauer, z.B. nach Geschlechtsverkehr. Kommt bei Jungs nicht vor. Übel riechender Ausfluss. Kommt häufig vor. Vagina ansäuern: Joghurt-Tampon, Essigwasserspülung. Merkblatt/Anleitung bei Frauenärztin. Chlamydien sind Bakterien. Wenn sie nicht bekämpft werden, können sie Nebenhoden- und Eileiterentzündungen auslösen und bei Mädchen sogar zur Unfruchtbarkeit und bei Schwangeren zu einer Frühgeburt oder zu einer Schädigung des Kindes führen. Geschlechtsverkehr und Saunen, Bäder, Toiletten usw. Wie bei Mädchen. Brennen und Schmerz beim Wasserlassen, eitriger Ausfluss. Vorkommen nimmt zu. Behandlung mit Antibiotika (auch bei PartnerIn). Mädchen sollten sich alle 2 Jahre bei der Vorsorge untersuchung untersuchen lassen, sofern sie bereits Geschlechtsverkehr haben. Der Test ist relativ teuer. Viren Geschlechtsverkehr Feigwarzen Feigwarzen, Zellveränderung am Muttermund. Kann zu Krebs am Gebärmutterhals führen. Meistens verschwinden die Viren wieder. Mädchen können sich kostenlos impfen lassen. Erreger sind Viren. Sie verursachen so genannte Feigwarzen. Vor allem Geschlechtsverkehr. Knötchen auf Eichel, Anus. Knötchen im Bereich der Schamlippen, des Scheideneingangs, der Scheide oder des Anus. Vorkommen relativ häufig, Behandlung durch Ärztin, zum Teil Impfung möglich. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Krankheit Herpes, Typ 1 Herpes, Typ 2 Filzläuse Sex Erreger Übertragung Anzeichen, Jungs Anzeichen, Mädchen Vorkommen und Behandlung Viren, die Bläschen im Mundbereich verursachen, Fieberbläschen. Das Virus bleibt auch nach der Abheilung der Bläschen. Durch Berührung. Wichtig: Offene Herpes-Bläschen sind sehr ansteckend. Küssen strengstens verboten, auch beim gemeinsamen Benützen von Besteck und Gläsern: Vorsicht! Bläschen an den Lippen, dem Zungenrand oder um den Mund herum. Wie bei den Jungs. Kommt relativ häufig vor. Wer das Herpes-Virus einmal in sich trägt, muss immer damit rechnen, dass es wieder ausbricht. Behandlung mit antiviraler Creme, auch pflanzliche Präparate erhältlich. Viren, die Bläschen im Genitalbereich verursachen. Das Virus bleibt auch nach der Abheilung der Bläschen. Geschlechtsverkehr oder oral-genital. Ein Herpes Typ 1 kann sich in Herpes Typ 2 umwandeln. Kein genitales Küssen bei Fieberbläschen an den Lippen! Bläschen an der Eichel, dem Penis oder dem After. Sie können sich bis zu kleinen Geschwüren entwickeln. Bläschen auf den Schamlippen, am Scheideneingang oder dem After. Die Bläschen können sich auch im Innern der Scheide befinden, wo sie kaum spürbar, aber doch ansteckend sind. Häufig im Bläschenstadium sehr ansteckend. Beim 1. Mal vor allem bei Mädchen oft schmerzhaft mit geschwollenen Lymphdrüsen in den Leisten. Benötigt antivirale Tabletten. Die darauf folgenden Ausbrüche sind meist weniger schmerzhaft und Behandlung mit Cremes kann genügen. Winzige, flache Tiere. Du kannst sie sehen. Sie befestigen ihre Eier an den menschlichen Schamhaaren. Ihre Stiche jucken sehr. Petting, Geschlechtsverkehr und Wäsche, Bettwäsche, Handtücher usw. Juckreiz und Rötung im Bereich der Schamhaare. Wie bei den Jungs. Vorkommen eher selten. Durch die verbreitete Schamrasur noch seltener geworden. Der ganze Körper wird mit einer Emulsion (z.B. Jacotin) behandelt. 53 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex Krankheit Gonorrhö (auch: Tripper) Syphilis 54 Erreger Übertragung Anzeichen, Jungs Anzeichen, Mädchen Vorkommen und Behandlung Bakterien, so genannte Gonokokken Petting, Geschlechtsverkehr Eitriger Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen Grünlich-gelblicher Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen. Oft keine Anzeichen. Wichtig: Trotzdem behandeln! Kann schwere Infektion der Eileiter und des Unterleibs hervorrufen, kann zu Unfruchtbarkeit führen. Kam lange nicht mehr so häufig vor, ist aber tendenziell wieder am Aufkommen. Wird mit Antibiotika behandelt. Schraubförmig gewundenes Bakterium aus der Familie der Spirochäten (Treponema pallidum) Geschlechtsverkehr Syphilis verläuft in drei Stadien. 1. Stadium: Schmerzlose Geschwüre im Genitalbereich. In den weiteren Stadien kann Syphilis zu Lähmungen, Gehirnschädigungen und zum Tod führen. Wie bei den Jungs. Kam lange nur noch selten vor, ist aber tendenziell wieder am Aufkommen. n n n Homosexualität – Schwule und Lesben Homosexualität bezeichnet die Liebe und das sexuelle Verlangen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts. (Übrigens: Wenn sich Menschen verschiedenen Geschlechts lieben, spricht man von Heterosexualität, und wenn Menschen beide Geschlechter mögen von Bisexualität.) Homosexuelle Männer werden auch Schwule genannt, homosexuelle Frauen Lesben. Das sind keine Schimpfwörter: Schwule und Lesben bezeichnen sich auch selbst so. In allen Ländern rund um die Welt gibt es homosexuelle Menschen. Über die Frage, wie viel Prozent aller Menschen homose- Behandlungen mit Penicillin, im Frühstadium problemlos xuell sind, ist schon viel geschrieben worden. Es ist kaum möglich, eine Prozentzahl anzugeben, die stimmt. Viele Menschen wissen nicht recht, ob sie homosexuell sind oder nicht, andere wissen es zwar, erzählen es aber niemandem, wieder andere haben gleichgeschlechtlichen Sex, sind aber nicht homosexuell usw. Das macht die ganze Sache sehr schwierig. Wahrscheinlich sind die wenigsten Menschen rein heterosexuell oder rein homosexuell, sondern irgendwo dazwischen. Sie mögen zwar das eine Geschlecht besser, könnten aber unter gewissen Umständen auch befriedigenden Sex mit dem anderen Geschlecht haben. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex 55 Sex Lange Zeit galt Homosexualität als etwas Abartiges, Widernatürliches, Perverses und wurde strafrechtlich verfolgt. Im dritten Reich wurden Homosexuelle mit einem rosa Winkel gekennzeichnet und in Konzentrationslager abtransportiert. Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert hat und man toleranter geworden ist, werden Homosexuelle auch heute noch ungleich behandelt und von der Gesellschaft als minderwertig betrachtet, ausgestossen oder sogar verfolgt. Gerade auch unter Kindern und Jugendlichen herrscht oft eine Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen. «Hau ab, du schwule Sau!» – «Igitt, ich bin doch keine Lesbe!» Auch schon gehört? Kinder und Jugendliche sind eben ein Spiegel der Gesellschaft… [siehe auch: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus] 56 Heute gibt es leider immer noch viele Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben: • «Homosexualität ist unnatürlich.» Oft wird behauptet, die Sexualität müsse der Fortpflanzung dienen, das sei von der Natur oder von Gott so vorgesehen. Der grösste Teil der menschlichen Sexualität dient aber nicht der Fortpflanzung, sondern dem Lustgewinn. Der kleine Teil an Sexualität, der die Fortpflanzung sicherstellt, reicht offenbar bei weitem aus; die Bevölkerungsdichte auf unserem Planeten nimmt ja rasant zu. Da hat also die Natur reichlich Platz offen gelassen für alle möglichen Spielarten der Sexualität. Eine andere Behauptung lautet: Unter den Tieren findet man keine Homosexualität. Des- Zurück zum Inhaltsverzeichnis halb ist sie unnatürlich. Wieder falsch: Viele Affenarten, unsere nächsten Verwandten, haben ein äusserst buntes Sexualleben, wozu auch gleichgeschlechtlicher Sex gehört. • «Homosexuelle sind abnormal und krank.» Dahinter steckt die Idee, dass sich bei Homosexuellen die Sexualität nicht normal und gesund entwickelt habe, weil die Bindung an die Mutter oder den Vater zu stark oder zu schwach gewesen sei, das Kind zu hart oder zu weich erzogen worden sei usw. Tatsächlich weiss man nicht genau, wie und warum Homosexualität entsteht. Aber man weiss, dass Homosexuelle abgesehen von ihrer Sexualität nicht anders sind als alle andern. Sie sind also nicht abnormal und krank. Wenn sie öfter depressiv sind oder sich häufiger das Leben nehmen, so liegt das nicht an ihrer Sexualität, sondern an der Ablehnung, die sie in der Gesellschaft erfahren müssen. • «Ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber die sollen mich in Ruhe lassen.» Vielleicht denkst du: «Stimmt genau, so sehe ich das auch.» Hast du dir überlegt, was der zweite Teil des Satzes soll? Warum sollen sie dich in Ruhe lassen? Hast du Angst, dass du angemacht wirst? Du kannst ja ablehnen, genauso, wie du ablehnst, wenn dich sonst jemand anmacht, den du zu wenig magst. Übrigens: Homosexuelle wollen nicht immer alle ins Bett schleppen. Sie wollen nicht mehr und nicht weniger Sex als du, und ihnen gefallen auch nur wenige Menschen wie dir. Oder verunsichern sie dich zu sehr? Musst du beweisen, dass du selbst nichts mit Homosexualität zu tun hast? Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zum Nachdenken: Was heisst normal? Wer bestimmt die Norm? Warum wollen die meisten Menschen unbedingt zur Norm gehören? Sind nicht auch besonders begabte Menschen, z.B. Spitzensportlerinnen, Musiker, Künstlerinnen abnormal? Ist nicht jeder Mensch etwas Einmaliges, Besonderes – eben etwas Abnormales? Frage deine Lehrerin, ob sie mit euch diese Fragen diskutiert. 3 gute Gründe für eine akzeptierende Haltung gegenüber Schwulen und Lesben • Der Mensch besteht nicht nur aus Sexualität – also solltest du ihn auch nicht nur danach beurteilen. Es kann sein, dass du die sexuellen Gefühle eines Homosexuellen nicht verstehst. Vielleicht ist er aber ein besonders guter Freund und ein wertvoller Mensch. • Homosexualität ist eine sexuelle Neigung, also eine Variante der Natur. Wir wissen nicht, warum jemand homosexuell ist oder heterosexuell oder bisexuell. Es ist nicht ansteckend oder selbst gewählt. • Alles, was dir fremd ist, kann dich bereichern. Frag doch mal jemanden, der homosexuell ist, nach seinen Gefühlen und hör zu. Sex unter Homosexuellen Homosexuelle lieben sich nicht anders als alle andern. Im Vordergrund steht sowohl für Lesben wie auch für Schwule meist ora- Sex ler Sex, weil das neben dem Geschlechtsverkehr die intensivste Art ist, einander zu berühren. Daneben macht vielen Schwulen Analsex Spass. Übrigens: Schwule machen nicht immer Analsex. Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Gleichgeschlechtlicher Sex unter Jugendlichen Im Jugendalter hast du oft eine unbändige Lust auf Sex mit einem anderen Menschen, aber wenig Gelegenheit dazu, weil es manchmal noch recht schwierig ist, an das andere Geschlecht heranzukommen. Deshalb kommt es gar nicht selten vor, dass Jungs mit Jungs oder Mädchen mit Mädchen sexuelle Erfahrungen machen. Das hat meist nicht viel mit Homosexualität zu tun, sondern mit sexueller Neugier und Ungeduld. Du kannst ruhig deine Erfahrungen sammeln und brauchst keine Angst zu haben, dass du davon homosexuell wirst. Dazu stehen – Coming-out Vielleicht hast du im Lauf der Zeit das Gefühl bekommen, dass du Menschen deines eigenen Geschlechts eigentlich schöner findest und mehr begehrst als andere. Und bestimmt hast du mitbekommen, wie an der Schule oder sonst in der Gesellschaft über Homosexualität geredet wird. Das kann dazu führen, dass du denkst: «Nein, das kann nicht sein. Ich bin nicht so. Ich will nicht so sein.» Aber mit der Zeit wirst du merken, dass es für deine Gefühle keine Rolle spielt, ob du sie haben willst oder nicht. Sie sind einfach da. Manche Menschen kämpfen ein Leben lang 57 Sex 58 Zurück zum Inhaltsverzeichnis gegen ihre Gefühle und leben in ständiger Spannung und Zerrissenheit. – Es gibt aber eine andere Möglichkeit, nämlich zu der eigenen Sexualität zu stehen, damit sozusagen herauszukommen. Dafür gibts im Englischen den Ausdruck «coming out». • Versuche deine Sexualität so zu akzeptieren, wie sie ist. Die Gefühle, die du hast, und die Liebe, die du empfindest, sind nichts Schlechtes oder Schmutziges. Du hast das gleiche Recht, zu dir zu stehen wie alle andern auch. • Vertraue dich einer Person an, die du magst und von der du denkst, dass sie dich versteht. Sei vorsichtig; gerade jetzt hast du es nicht nötig, dich mit engstirnigen und unsensiblen Menschen herumzuschlagen. Es gibt viele Menschen, die eine tolerante Einstellung haben, und es gibt auch viele Menschen, die selber homosexuell sind. Du kannst herausfinden, ob jemand eine positive Einstellung gegenüber Homosexuellen hat, indem du z.B. einen Zeitungsbericht zu diesem Thema erwähnst oder über eine bekannte Persönlichkeit sprichst, die schwul, lesbisch oder bisexuell ist. Achte zudem darauf, dass diese Person … gut zuhören kann und dich nicht sofort mit Ratschlägen eindeckt … keine verborgenen Absichten hat und dich z.B. bekehren oder heilen will, sich dir sexuell nähert, ohne dass du das willst, oder sonst die Kontrolle über dein Leben zu gewinnen versucht … euer Gespräch vertraulich behandeln kann. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wichtig: Wenn du keine solche Person kennst, der du dich anvertrauen möchtest, kannst du dich an eine Beratungsstelle wenden. [siehe: Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Sexualität», «Homosexualität», «Psychische Probleme»] Da findest du Menschen, die dir zuhören und zusammen mit dir überlegen, was du tun könntest – und selbstverständlich alles für sich behalten. Überlege dir gut, wem du dich sonst anvertrauen willst. Vielleicht fühlst du dich stark genug, auch in der Schule, der Lehre oder am Arbeitsplatz offen zu deiner Sexualität zu stehen. Du musst dann allerdings einiges einstecken können. Vielleicht hängst du aber deine Neigung lieber nicht an die grosse Glocke, sondern vertraust dich nur deinen besten Bekannten an. Eingetragene Partnerschaft für schwule und lesbische Paare Seit dem 1. Januar 2007 können schwule und lesbische Paare ihre Partnerschaft beim Zivilstandsamt eintragen und erhalten nahezu gleiche Rechte wie heterosexuelle Ehepaare, mit Ausnahme der Adoption und dem Zugang zu medizinisch unterstützten Methoden der Fortpflanzung. n n n Abweichendes Sexualverhalten und sexuelle Randgruppen Die sexuellen Vorstellungen und Vorlieben der Menschen sind sehr vielfältig. Sobald eine bestimmte Vorliebe in den Vorder- Sex grund rückt und für den betreffenden Menschen so wichtig wird, dass seine ganzen sexuellen Wünsche und Interessen sich nur noch darauf konzentrieren, spricht man von einem abweichenden Sexualverhalten. Zum Nachdenken: Früher wurde abweichendes Sexualverhalten als Perversion bezeichnet. Pervers heisst auf Deutsch: verdreht, widersinnig, falsch. Dieser Begriff hat also stark mit dem Urteil zu tun: das ist schlecht. Wer ihn braucht, muss also auch wissen, was im Bereich der Sexualität gut und richtig ist. Wer aber weiss das? Brauchst du das Wort «pervers» auch? Was meinst du damit? • Voyeurismus. (voir (französisch): schauen, voyeur: der Schauende) Davon spricht man, wenn ein Mensch nur durch das heimliche Beobachten von anderen Menschen, die nackt sind oder sexuelle Handlungen vornehmen, sexuell erregt wird. Bestimmt hast du auch schon sexuelle Lust dabei empfunden, etwas Erotisches zu beobachten, kein Wunder: die meisten Menschen sind ein wenig voyeuristisch veranlagt. • Exhibitionismus. (exhibere (lateinisch): hinhalten, darbieten) Damit ist das fast zwanghafte Verlangen bezeichnet, vor fremden Menschen die eigenen Geschlechtsorgane zu zeigen. Menschen mit dieser Veranlagung werden dabei meist erregt, und zwar vor allem auch dadurch, dass sie die Fremden überraschen und schockieren können. Oft onanieren sie dabei. Exhibi- 59 Sex 60 tionistische Menschen sind selten gefährlich; sprich aber trotzdem mit jemandem darüber, wenn du etwas Schockierendes erlebt hast. Vielleicht macht es auch dir Spass, nackt zu sein oder dich nackt zu zeigen. Das geht vielen Menschen so und ist völlig normal, solange sich nicht deine ganze Sexualität nur darauf konzentriert. • Masochismus. (benannt nach Leopold von Sacher-Masoch, 1835–1895, Schriftsteller) Menschen mit dieser Neigung empfinden sexuelle Erregung und Befriedigung vor allem, wenn sie erniedrigt und gedemütigt, vielleicht auch geschlagen oder sonst grob behandelt werden. Eine mögliche Erklärung dafür: Solche Menschen sind von der Vorstellung durchdrungen, dass sie sexuelle Lust und Erregung nur dann erleben dürfen, wenn sie büssen und sozusagen mit Leiden dafür bezahlen. Vielleicht spürst auch du, dass Schmerz und Lust oft nah beieinander liegen. • Fetischismus. Sexuelle Erregung und Lust wird hauptsächlich mit bestimmten Gegenständen (z.B. Kleidungsstücken), Materialien (z.B. Gummi, Leder, Lack) oder Körperteilen ausserhalb des Genitalbereichs (z.B. Füssen, Haaren) erreicht. • Sadismus. (benannt nach Marquis de Sade, 1740–1814, französischer Schriftsteller) Sexuelle Erregung und Befriedigung wird vor allem dann erreicht, wenn der Partner erniedrigt und gedemütigt, vielleicht auch geschlagen oder sonst grob behandelt wird. Sadismus gilt moralisch als besonders problematisch, weil dabei einem Menschen das Leiden anderer Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freude bereitet. Im Alltag werden oft strenge, mitleidlose Menschen als Sadisten bezeichnet, obwohl sie das im sexuellen Sinn vielleicht überhaupt nicht sind. Wichtig ist zu unterscheiden: Es gibt Sadismus im gegenseitigen Einverständnis, d.h. beide Beteiligten sind mit den sadistischen Handlungen einverstanden. Man spricht dann oft von Sadomasochismus. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber: Sadismus gegen den Willen eines andern Menschen kann zu einem Verbrechen im Sinne einer Nötigung, Vergewaltigung, Körperverletzung oder eines Mordes führen. Wie jedes Verhalten, das gegen den Willen eines Menschen geschieht, ist auch dieses verwerflich, besonders schändlich ist es aber, weil dabei Schmerzen verursacht werden. • Pädophilie. Menschen mit dieser Neigung haben ein sexuelles Interesse an Kindern oder jüngeren Jugendlichen. Sexuelle Handlungen mit Kindern sind gesetzlich verboten. Pädophile, die ihre sexuelle Neigung ausleben, machen sich strafbar. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Vorsicht: Pädophile Menschen, die ihre Neigung ausleben, sind oft mit allen Wassern gewaschen. Gerade mit den heutigen Möglichkeiten des Internets geben sie sich häufig als jemand anderes aus, als sie tatsächlich sind. Vielleicht ein tolles Mädchen, das vermeintlich ein Nacktbild von sich an dich schickt und dann auch eines von dir verlangt. Wenn du ihrem Wunsch nachkommst, sitzt du bereits in der Falle. Es stellt sich heraus, dass es ein älterer Mann ist und er erpresst dich mit deinen Nacktbildern. Gehe nie auf sol- Zurück zum Inhaltsverzeichnis che Aufforderungen ein. [siehe auch: Sexuelle Gewalt, Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion] • Transsexualität bedeutet, dass jemand körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, sich aber damit nicht wohl fühlt. Transsexuelle streben danach, dem anderen Geschlecht zugehörig zu sein und als solches anerkannt zu werden. Viele Betroffene schildern das so: «Ich habe das Gefühl, im falschen Körper geboren zu sein». Diese Not kann dazu führen, dass sich Betroffene auf eine hormonelle und operative Behandlung einlassen, um den Körper zu verändern. Transsexuelle entscheiden sich oft für eine Geschlechtsumwandlung, ändern ihren Vornamen und gehören fortan zum anderen Geschlecht. Nicht selten entstehen dadurch aber zusätzliche Probleme. Wenn du selbst feststellst, dass du dich in deinem Körper nicht wohl fühlst oder manchmal gerne ein Junge oder ein Mädchen sein möchtest, ist das vielleicht eine momentane Krise. Wenn dein Unbehagen wachsen sollte, ist es gut, wenn du dir eine Fachperson zum Reden suchst, die sich mit diesem Thema gut auskennt. [siehe: Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»] Was viele nicht wissen: Transsexualität hat nichts mit Homosexualität zu tun. Transsexuelle empfinden sich meist als heterosexuell. Auch Transvestismus ist etwas anderes. Transvestiten ziehen gern die Kleider des anderen Geschlechts an und empfinden dabei sexuelle Lust und Erregung. Sie akzeptieren aber ihr eigenes Geschlecht und wollen es nicht wechseln. Sex Meist sind es Männer, die Frauenkleider anziehen, sich schminken und Perücken tragen. [siehe auch: Fetischismus] Wenn du dazu Fragen hast oder in irgendeiner Weise betroffen bist, dann suche professionelle Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»] Prostitution Alles, was die Menschen besonders gern haben, hat einen hohen Wert – also auch Sex. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Menschen auf der ganzen Welt Geschäfte damit machen. Wenn jemand für Liebesdienste Geld verlangt, spricht man von Prostitution. Eine Frau, die sich prostituiert, nennt man eine Prostituierte (auch: Professionelle, Hure, Nutte), einen Mann Stricher (auch: Callboy, Strichjunge). Die Orte, wo sie sich anbieten, bezeichnet man als Strich. Sie finden sich in grösseren Städten auf öffentlichen Plätzen, Strassen oder Toiletten. Meist spielen sich solche Geschäfte aber nicht nur auf der Strasse, sondern auch in Bars und Hotels oder via Telefon ab. Menschen, die Prostituierte für sich arbeiten lassen, heissen Zuhälter. Sie knöpfen den Prostituierten nicht selten das meiste Geld ab und lassen sie unter sehr schlechten Bedingungen ohne irgendwelche Sicherheiten arbeiten. Prostitution ist für viele Kunden (Freier) ein Ausweg, ihre Sexualität auszuleben – freilich ein trauriger, denn einen Körper kann man wohl kaufen, aber die Liebe nicht. Für viele Prostituierte – vor allem auch in anderen Ländern – ist das Geschäft mit nnn 61 Sex dem eigenen Körper die einzige gute Einnahmequelle. Oft werden deshalb auch Kinder in die Prostitution getrieben. International betrachtet ist in der Prostitution der Menschen- resp. Frauenhandel eher die Regel als die Ausnahme. Prostitution ist in der Schweiz nicht grundsätzlich verboten, aber: Sex anbieten dürfen nur Personen über 18 Jahren. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen von Prostituierten nicht bedient werden. Das Gesetz lässt Sexwork (Prostitution) zudem nur zu, wenn die Sexworkerinnen im Besitz einer Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung sind und ihre Angebote aus freiem Willen machen. Bei der Bestrafung setzt das Gesetz nicht etwa bei den Sexworkerinnen an, sondern bei den Freiern und den Zuhältern. Kauft ein Freier Sex bei einer minderjährigen Person, macht er sich auf jeden Fall strafbar. Und wer eine minderjährige Person der Prostitution zuführt oder eine Abhängigkeit einer Person ausnützt um sie der Prostitution zuzuführen, macht sich ebenfalls strafbar. Pornografie Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität oder des Sexualaktes, in der Regel mit dem Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität bewusst betont werden. Die gesamte Pornografie-Branche ist ein Geschäftszweig, in dem weltweit ein Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr erwirtschaftet wird. Pornografie gibt es schon seit Jahrtausenden, aber erst durch die Möglichkeiten des nnn 62 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Internets wurde sie für viele Jugendliche zugänglich. Die meisten Sexfilme sind aber erst ab 18 Jahren freigegeben. Folgendes solltest du wissen: • Die Pornografie vermittelt ein künstliches Bild von Sexualität. Die Sexualität ist nicht so, wie sie in Pornos dargestellt wird. Sexualität ist nicht nur ein körperlicher Akt, mit dem Ziel möglichst lange zu penetrieren (eindringen, durchdringen), bis beide zum Orgasmus kommen. Vieles in den Filmen ist nicht so wie im wahren Leben (zum Beispiel liegt die Penislänge bei normalen Männern im Durchschnitt bei 13-15 cm und nicht bei 20 cm, wie in Pornos). Wenn du dir solche Filme oder Bilder anschaust und es dich erregt, kann das schöne Gefühle mit sich bringen. Lass dich aber nicht davon abhalten, eigene Erfahrungen zu sammeln und deine eigene Erotik zu entfalten. Nachmachen, was in Pornos gezeigt wird, kann deine Fantasie behindern und dich einschränken. Lass dir keinen Industriesex einreden, bleibe bei deinen Gefühlen, Fantasien, erotischen Wünschen und lass dich darauf ein, was geschieht, wenn du mit jemandem intim wirst, den du magst. • Was haben Frauen von Pornos? Interessant ist, dass die meisten Sexfilme so gemacht werden, dass sie Männern gefallen. Viele Frauen fühlen sich davon nicht besonders angesprochen. Dazu kommt, dass Frauen in Pornos dargestellt werden, als seien sie nur dazu da, dass der Mann zeigen kann, was er drauf hat. Wenn Frauen zum Objekt gemacht werden, damit Männer ihren Spass haben, reden wir von menschenverachtender Darstellung. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Du solltest bedenken, dass in realen Beziehungen nicht die Demütigung der Frauen, sondern die Lust und das Begehren beider Partner gleichberechtigt Platz haben sollen. Verwechsle also Pornofilme nicht mit der Wirklichkeit. • Softcore und Hardcore Wenn du dich im Internet bewegst, wirst du feststellen wie leicht es ist, auf Webseiten zu landen, in denen Pornografie (Bilder, Filme, Videos, Chatforen usw.) angeboten wird. Oder dass mit Werbebannern auf Webseiten mit einschlägigen Angeboten hingewiesen wird. Manchmal ist es schwer, dies zu ignorieren und es kann auch ganz schön lästig werden. Gut, wenn du dazu folgendes weisst: • Sexfilme unterscheiden sich zwischen Softcore und Hardco- Sex re. Softcore sind alle Darstellungen, bei denen hauptsächlich sexuelle Handlungen gezeigt werden. Der Geschlechtsakt wird jedoch nur simuliert und die Geschlechtsteile werden nicht in erregtem oder geöffnetem Zustand gezeigt. Trotzdem sind sie relativ häufig mit der Altersfreigabe FSK «ab 16 Jahren» klassifiziert. • Unter Hardcore oder Porno wird eine explizite Darstellung sexueller Aktivitäten verstanden, wobei die Geschlechtsorgane während des Geschlechtsverkehrs in aller Offenheit dargestellt werden. Hardcore und Pornografie ist jedoch nicht mit harter Pornografie [siehe unten] zu verwechseln. Hardcore- und Pornografie-Darstellungen sind meistens stereotypisch. Das heisst, Handlungen laufen immer in der 63 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sex 64 gleichen Reihenfolge ab: Zuerst Oralverkehr, Vaginalverkehr in verschiedenen Stellungen und fast immer einer abschliessenden Ejakulation auf den Körper, ins Gesicht oder in den Mund einer weiblichen Akteurin. Dies wiederholt sich meist mehrmals pro Film, mit jeweils verschiedenen Akteuren. Dazu kommen als Varianten häufig Analverkehr und lesbisch sexuelle Handlungen. Auch hier ist festzuhalten, dass die meisten Filme für ein männliches Publikum gemacht sind. Pornos, die von und für Frauen gemacht sind, fallen auf durch mehr Respekt für Frauen und Männer, mehr Variantenreichtum, mehr inhaltliche Ansprüche, und weniger «rammelnde Körperteile». • Was ist verboten? Folgendes in Zusammenhang mit Pornografie ist in der Schweiz verboten: • Pornografie an Jugendliche unter 16 Jahren anbieten und zugänglich machen. • Pornografie aufführen und verbreiten, wenn die Zuschauer nicht vorher auf den pornografischen Charakter der Vorführung hingewiesen werden. • Harte Pornografie, welche sexuelle Handlungen mit Minderjährigen (unter 18-Jährige), mit Tieren oder Gewalttätigkeiten zum Inhalt hat. Der Konsum, Besitz, das Herstellen, Einführen und In-den-Verkehr-Bringen dieser Pornografie ist nicht erlaubt. Wenn du auf Pornos mit Gewaltdarstellungen oder anderen ille- galen Inhalten stösst, machst du dich nicht strafbar. Du musst sie jedoch sofort aus dem Verlauf und dem Cache entfernen, denn dort landen sie sofort und gelten dann als heruntergeladen. Anbieter von verbotenen sexuellen Inhalten sind darauf aus, ihre Ware zu verbreiten – also Achtung! • Internet-Sexsucht / Pornosexsucht Eigentlich kann alles auch mal zu viel sein. Selbst dann, wenn es zu Anfang so richtig Spass gemacht hat. Menschen, die Porno-sexsüchtig sind, können zu Beginn die Erregung beim Masturbieren und die Befriedigung nach dem Orgasmus geniessen. Mit der Zeit braucht es immer mehr. Das heisst öfters und länger, auch spezielle Pornos schauen, um die gewünschte Befriedigung zu erhalten. Manchmal bleibt sie ganz aus, oder das schlechte Gewissen über das eigene Handeln ist alles, was übrig bleibt. Wenn du merkst, dass du mehr Pornos konsumierst, als dir gut tut, versuche es mal ganz sein zu lassen. Wenn das zu schwierig wird und du deshalb schlechte Laune bekommst, ist es an der Zeit, Hilfe zu suchen. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Abhängigkeit», «Psychische Probleme»] Sexuelle Gewalt Die Sexualität ist etwas Schönes. Sie bereichert die zwischenmenschlichen Kontakte und das Leben überhaupt. Aber: Sexualität ist nur schön, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind. Leider kommt es immer wieder zu sexuellen Handlungen, die nicht im Einverständnis aller Beteiligten geschehen. [siehe auch: nnn Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesetze, Schutzalter] Man spricht von sexueller Gewalt (auch: sexueller Belästigung, sexueller Ausbeutung, sexuellem Missbrauch oder sexualisierter Gewalt). Die Menschen, die andere zum Sex manipulieren und zwingen, sind meist heterosexuelle Männer, seltener Frauen. Man nennt sie auch Täter. Sie nützen dabei ihre Stärke oder ihre Machtposition aus oder manipulieren die Opfer und wenden mehr oder weniger deutlich Gewalt an. Die Opfer sind meist Kinder, Jugendliche und Frauen. [siehe auch: Familie, Gewalt] In der Schweiz erlebt rund jedes 5. Mädchen und jeder 7. Junge sexuelle Gewalt. Viele kennen den Täter und die Täterin und begegnen ihnen im Alltag. Wer Opfer sexueller Gewalt wurde, schämt sich häufig darüber und macht sich selber Vorwürfe: «Hätte ich mich doch besser gewehrt» oder «wäre ich doch früher nach Hause gegangen». Bei Jugendlichen ist der Täter/die Täterin oft jemand, mit dem man sich eine Beziehung wünschte oder hatte. Viele Opfer trauen sich nicht, über Erlebtes zu berichten oder sich jemandem anzuvertrauen. Sexuelle Gewalt zu erfahren, ohne sich anschliessend Hilfe zu holen, kann dazu führen, dass die Belastung anhält und zu Folgeproblemen führen kann. Du bist nicht schuld, wenn dir sowas passiert ist. Hol dir Unterstützung und Hilfe! Nicht o.k … … sind alle Berührungen, die dich ekeln oder wenn du überredet wirst zu Berührungen; … ist, wenn jemand dich in einer Art berührt, die du nicht magst; Sex … ist, wenn du das Gefühl hast, du kannst nicht Nein oder Stopp sagen oder es werde nicht respektiert; … ist, wenn du etwas tust, was dein Gegenüber nicht will, nicht weiss oder nicht versteht. Es gibt unzählige weitere Beispiele für Dinge, die nicht o.k. sind. Wenn dir nicht wohl ist mit etwas, ist dies ein Zeichen dafür, dass es nicht o.k. ist. Dein Gefühl zählt, nicht das Urteil anderer. Nicht alles was nicht o.k. ist, ist auch strafrechtlich relevant. Im Zweifelsfall wende dich an eine (anonyme) Beratungsstelle oder Webseite zum Thema. Wie kannst du dich vor sexueller Gewalt schützen? • Dein Körper gehört dir! Du allein hast das Recht zu entscheiden, wie, wann und von wem du berührt werden möchtest. Niemand – kein Fremder, kein Onkel, keine Tante, kein Nachbar, keine Familienfreundin usw. – hat das Recht, dich so zu berühren, dass es dir unangenehm ist. Lehne solche Berührungen ab und sag, dass du das nicht willst. • Achte auf deine Gefühle, du kannst dich auf sie verlassen. Meist fühlst du sehr gut, ob dir wohl ist in einer Situation oder nicht. Es gibt schöne Gefühle, die dich froh machen. Es gibt aber auch unangenehme und seltsame Gefühle, die dich verunsichern und dir Angst machen. Solche Gefühle zeigen dir, dass etwas nicht stimmt. Du solltest lernen, auf sie zu hören. Sie allein können dir mitteilen, ob etwas für dich gut oder schlecht ist. 65 Sex 66 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was kannst du machen, wenn dir sexuelle Gewalt angetan wird oder bereits angetan worden ist? • Lass dir nichts einreden. Es kann sein, dass der Täter dir sagt: «Komm, stell dich nicht so an, ich weiss ja, dass es dir gefällt.» Das ist sehr unfair, denn nur du weisst, was dir gefällt. Du hast das Recht, zu deinen Gefühlen zu stehen und zu sagen, wenn dir etwas nicht gefällt. • Du bist nicht schuld. Vielleicht versucht der Täter, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben und sagt: «Du hast es ja gewollt und mich provoziert.» Du bist nicht schuld daran, wenn dir jemand sexuelle Gewalt antut – ebenso wenig wie jemand schuld daran ist, wenn er ausgeraubt wird. Die Verantwortung liegt immer beim Täter. • Bedrückende Geheimnisse solltest du nicht für dich behalten. Genauso wie Kindsmisshandlung ist auch sexuelle Gewalt verboten. [siehe auch: Gesetze, Schutzalter] Der Täter kann dafür bestraft werden, und er weiss das auch. Deshalb sagt er vielleicht zu dir: «Du darfst niemandem sagen, was wir gemacht haben. Das ist unser Geheimnis.» Solche Geheimnisse darfst du aber verraten, denn sie können dich bedrücken und dir Angst machen. Am besten suchst du professionelle Hilfe. Du kannst dich darauf verlassen, dass niemand etwas gegen deinen Willen tut. Aber: Hilfe ist möglich. Du kannst dich aus deiner Situation befreien. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «sexuelle Gewalt», «Sexualität»] Sexuelle Gewalt ist nur eine Form von Gewalt. Daneben kommt Gewalt in vielen verschiedenen Formen und natürlich auch ausserhalb Sex des Familien- und Bekanntenkreises vor. [siehe auch: Gewalt] Folgende Überlegungen können dir helfen, Situationen gut einzuschätzen. • Im Umgang mit fremden Menschen: Du darfst ruhig mit fremden Menschen sprechen. Vergiss nicht, dass die allermeisten Menschen nichts Böses im Sinn haben. Wenn du jemanden kennen lernst, dann erzähle deinen Eltern und deinen Freunden von deiner Bekanntschaft. Finde heraus, was das für ein Mensch ist und ob du Vertrauen haben kannst. Du musst lernen, die Menschen einzuschätzen. Das ist gar nicht so leicht, aber sehr wichtig für dein ganzes Leben. • Im Umgang mit bekannten Menschen: An vielen Orten, wo du dich aufhalten musst – z.B. in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie usw. – gibt es Menschen, die dir körperliche oder psychische Gewalt antun können. Es kann sehr schwierig sein, mit solchen Menschen klarzukommen. Das Beste ist, wenn du dich selbst behaupten kannst. Aber wenn du das nicht schaffst, musst du jemanden beiziehen, z.B. die Eltern, den Schulleiter, eine Schulpsychologin, die Jugendberatung [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»], den Arbeitgeber oder die Polizei. [siehe auch: Gesundheit, Gewalt] • In Risikosituationen: Vermeide es, dich zu ungewöhnlichen Zeiten an merkwürdigen (unübersichtlichen oder einsamen) Orten aufzuhalten. Wenn du es doch tun musst, dann frage jemanden um Begleitung. • Zum Tatort Internet [siehe auch Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien] 67 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freundschaft Freundschaft Der Mensch ist nicht geschaffen für die Einsamkeit. Er ist ein «Rudeltier». Jeder Mensch braucht einen Freundeskreis, ein Netz von mehr oder weniger guten Bekannten. In der Pubertät kommt es meist dazu, dass dein Freundeskreis sich verändert. Alte Beziehungen lösen sich auf, neue entstehen. Das ist normal und gehört zum Leben, besonders zu der Jugendzeit. Manchmal kann es sich aber auch lohnen, eine Freundschaft nicht aufzugeben und zu ihr Sorge zu tragen. «Mein Vater sagte immer, wenn man bei seinem Tod fünf echte Freunde hat, kann man mit seinem Leben zufrieden sein.» Lee Iacocca 68 Zum Nachdenken: Wie sieht dein Freundeskreis aus? Du kannst ihn aufzeichnen: Mache drei Kreise, einen kleinen in der Mitte, einen grösseren darum herum und einen ganz grossen noch einmal darum herum. In den kleinen Kreis kommen deine ganz guten Freundinnen. In den grösseren Kreis kommen Leute, die du gut kennst und häufig siehst. In den äussersten Kreis kommen Leute, die du eher selten, aber regelmässig siehst. Benütze für Jungs z.B. ein Dreieck und für Mädchen einen Kreis. Überlege dir: Gibt es Leute, die du wieder mal sehen möchtest oder zu denen du eine bessere Beziehung haben möchtest? Was könntest du dafür tun? Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freundschaft n n n Eine gute Freundschaft Was ist denn eine gute Freundschaft? Bestimmt fällt dir dazu einiges ein. Zum Nachdenken: Woran erkennst du eine gute Freundin? Schreibe so viel auf, wie dir nur einfällt, und diskutiere mit den anderen darüber. Versuche, eine Wichtigkeits-Skala zu machen. Nimm dich selber unter die Lupe: Bist du ein guter Freund? Worin bist du stark? Wo kannst du dich verbessern? Hier ein paar Vorschläge, was die Merkmale eines guten Freundes sein könnten: • Freundinnen hören zu, du kannst ihnen alles erzählen und brauchst dich nicht zu verstellen. Sie versuchen dich zu verstehen und mögen dich, weil du du bist… • Freunde können etwas für sich behalten, sie plaudern nicht alles aus, was du ihnen anvertraust. • Freundinnen machen dich nicht fertig, lachen nicht mit, wenn andere über dich lachen. Sie stehen zu dir und können sich auch für dich wehren. • Freunde sagen dir, wenn sie etwas an dir stört oder wenn sie anderer Meinung sind als du – und sie vertragen auch gut gemeinte Kritik von dir. • Freundinnen können sich mit dir zusammen für etwas begeistern. 69 Freundschaft • Freunde helfen dir, dass du deine Ziele erreichen kannst und du dich veränderst und weiterkommst. • Freunde sind zuverlässig, auf ihr Wort kannst du dich verlassen. Eine Freundschaft ist eine Art Liebe ohne Sex. Sie lässt sich nicht erzwingen und auch nicht kaufen. Die meisten Menschen haben zwar viele Bekannte, aber nur wenige wirkliche Freunde. Eine Freundschaft muss gepflegt werden – ähnlich wie eine Liebe. [siehe auch: vom Verliebtsein zur Liebe] 70 n n n Freunde finden Hast du manchmal das Gefühl, keine oder nicht wirklich gute Freundinnen zu haben? Folgende Tipps können dir vielleicht helfen, alte Freundschaften zu verbessern oder neue Freunde zu finden: • Gehe unter die Leute. Zu Hause zwischen deinen vier Wänden machst du keine neuen Bekanntschaften. • Schliesse dich einem Verein an. Da hast du Gelegenheit, Menschen regelmässig zu treffen und sie einzuschätzen. Zudem hast du mit anderen eine gemeinsame Sache, die euch verbindet. In den meisten Gemeinden gibt es viele verschiedene Vereine. Erkundige dich bei der Gemeindeverwaltung, in der Schule oder – falls vorhanden – auf der Homepage der Gemeinde. Bestimmt wärst du auch in einem Verein einer Nachbarsgemeinde willkommen. • Habe den Mut, Leute anzusprechen, die dir sympathisch sind. • Aber: Viele Menschen reagieren mit einem Rückzug, wenn du Zurück zum Inhaltsverzeichnis allzu häufig anrufst und jede freie Minute mit ihnen verbringen willst. Faustregel: Biete dich und dein Interesse an, aber dränge dich nicht auf. • Versuche dich möglichst liebenswert zu machen. Bedenke: Interessant ist nicht, wer viel redet, sondern wer gut zuhören kann. • Ein besonderes Geheimnis ist mit dem Loben verbunden: Jeder Mensch wird gern gelobt, aber die wenigsten sind selbst bereit, ein Lob auszusprechen. Deshalb: Wer in den anderen Menschen das Gute findet und es in Worte fassen kann, um den reissen sich die Leute. «Langweiler – einer der redet, wenn er dir zuhören sollte.» Ambrose Bierce n n n Die Clique und der Gruppendruck In der Jugendzeit löst du dich mehr und mehr vom Elternhaus ab. Die Beziehungen zu den Gleichaltrigen werden wichtig. Oft entstehen unter Jugendlichen so genannte Cliquen. Die Mitglieder einer Clique zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: Vielleicht tragen sie bestimmte Kleider, besondere Schuhe oder Kopfbedeckungen, benützen besondere Wörter und Redewendungen, hören eine bestimmte Musik, haben einen besonderen Haarschnitt und machen bestimmte Dinge, z.B. sprayen, snowboarden, tanzen, Suchtmittel nehmen usw. Cliquen haben gewisse Vorteile. Sie können dir Sicherheit geben in einer Zeit, in der sich die Beziehungen lockern, die du zu dei- Zurück zum Inhaltsverzeichnis nen Eltern und anderen Erwachsenen hast. Du bist nicht allein, gehörst dazu und bist zusammen mit den anderen stärker. Du weisst, welches Verhalten zu der Clique gehört und cool ist, welches hingegen zu den anderen gehört und nicht cool ist. In einer Clique gibt es Überzeugungen und Einstellungen, die alle teilen. Cliquen können aber auch Gefahren mit sich bringen. Viele Jugendliche haben Angst davor, nicht dazuzugehören. Sie leben nach dem Grundsatz «mitmachen – oder untergehen» und würden beinahe alles tun, nur damit sie dazugehören. [siehe auch: Abhängigkeit und Suchtmittel] Es kann sein, dass du unter dem Gruppendruck Dinge tust, die du im Grunde nicht tun möchtest und die nicht mit deiner Überzeugung und deinen Gefühlen übereinstimmen. Dem Gruppendruck zu widerstehen ist sehr schwierig. Es braucht Mut, deinen eigenen Weg zu gehen und nur das zu tun, was zu dir passt und was du wirklich tun willst. Wenn du es aber schaffst, bist du kein Mitläufer, sondern ein eigenständiger Mensch. Die anderen werden dir Respekt und Bewunderung entgegenbringen, und du wirst merken, wie frei du dich fühlst. Zum Nachdenken: Am unheimlichsten sind die Menschen, wenn sie in Gruppen sind. Sie tun dann Dinge, die sie allein nie tun würden. Denke nur an die Gräueltaten in Kriegen, an die Massenausschreitungen von Hooligans und anderen radikalen Gruppierungen usw. Weisst du eine Erklärung dafür? Freundschaft Die richtigen Freunde Eltern finden manchmal, dass ihre Kinder nicht die richtigen Freunde haben oder dass mindestens einige davon sehr unsympathisch sind. Wenn auch du zu den Betroffenen gehörst: Versuche, die Flucht nach vorn zu ergreifen und mit den Eltern zu sprechen. Dabei können dir folgende Überlegungen helfen: • Frage deine Eltern, was sie davon halten würden, wenn du keine Freundinnen hättest. Wäre ihnen das lieber? • Mache sie darauf aufmerksam, dass du ihnen Vertrauen entgegenbringst, indem du zu deinen Freunden stehst. Du könntest ja auch verheimlichen, mit wem du zusammen bist. • Sage ihnen, dass sie nicht alle deine Freundinnen mögen müssen. Du magst ja auch nicht alle ihre Freunde. • Erzähle von Dingen, die du mit deinen Freundinnen unternimmst, und von den Meinungen und Einstellungen, die sie vertreten. So können deine Eltern falsche Vorstellungen korrigieren und ihre Ängste abbauen. • Bringe deine Freunde vielleicht einmal mit nach Hause. Besprich aber vorher mit deinen Eltern, dass sie dich dann nicht dauernd kontrollieren oder vor den Freunden zurechtweisen sollen. • Versprich den Eltern, dass du ihnen mitteilst, wenn in deinem Freundeskreis etwas Beunruhigendes passiert – sei es etwa im Zusammenhang mit Straftaten oder Suchtmitteln. • Lass aber auch die Eltern zu Wort kommen; vielleicht leuchtet dir ja dann ein, was sie an deinen Freunden auszusetzen haben. Manchmal sind Eltern aus guten Gründen besorgt. Verschliess dich ihren Überlegungen nicht, ohne nachzudenken. nnn 71 Freizeit Freizeit Was hat das Leben alles zu bieten? Lauter Zwänge und Pflichten und ein bisschen Langeweile? Oder doch mehr? Was ist Freizeit? Wie viel Freizeit braucht der Mensch? Es liegt an dir, dies für dich herauszufinden. Die Freizeit bietet dir Gelegenheit dazu. «Man findet das Vergnügen nur sehr selten dort, wo man es sucht.» David Lloyd George Die Erwachsenen halten eine ganze Palette von Freizeitangeboten für dich bereit. Aber oft klingt leise die Aufforderung mit: «Tu doch etwas Vernünftiges, treibe Sport oder besuche einen Tanzkurs. Aber hänge nicht einfach nur herum.» Aber vielleicht willst du eben gerade herumhängen, vielleicht nerven dich all die vernünftigen Freizeitaktivitäten… Deshalb ist dieses Kapitel kurz. [siehe auch Adressverzeichnis: Stichwort «Freizeit»] 72 n n n Politik: mitreden und mitbestimmen Politik heisst: die Sache der Stadt. Es geht also um alles Öffentliche. Was passiert mit all dem Hundekot, wo dürfen Kinder spielen, wie viel sollen Busfahrten kosten, gibt es eine Skateranla- Zurück zum Inhaltsverzeichnis ge, wo ist Platz für Jugendliche, wer entscheidet über die neue Grünanlage, wofür wird Geld ausgegeben? Bei alledem gilt: Auch Kinder und Jugendliche haben ein Wörtchen mitzureden, sie leben schliesslich auch in der Öffentlichkeit. [siehe auch: Rechte des Kindes] • Du hast das Recht, dort mitzureden und mitzubestimmen, wo du betroffen bist, d.h. zu Hause, im Klassenzimmer, im Schulhaus, auf dem Pausenplatz, am Arbeitsplatz, im Freizeitverein, im Quartier usw. Es macht auch mehr Spass, über Dinge zu sprechen, die du kennst und die deinen Alltag beeinflussen. • Wenn dich etwas stört oder du den Wunsch nach einer Veränderung hast, sage deine Meinung. Suche andere, die deine Meinung unterstützen, und höre auch denen zu, die sie nicht unterstützen. Überlegt miteinander, wie eine Veränderung genau aussehen könnte. • Findet heraus, mit welchen Erwachsenen ihr sprechen müsst, damit ihr weiterkommt. Das kann die Lehrerin sein, der Schulleiter, die Gemeindepräsidentin, der Hauswart usw. • Stellt euer Anliegen so gut dar wie nur möglich. Je besser ihr vorbereitet seid, desto mehr Chancen habt ihr, dass ihr etwas in Bewegung bringt. • Lasst euch nicht abwimmeln. Sagt ruhig und bestimmt, dass ihr das Recht habt, ernst genommen und angehört zu werden. Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Denkt daran, dass ihr nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen könnt. Veränderungen brauchen Zeit. Das Motto heisst: Geduld haben und dran bleiben. • Verschiedene Stellen unterstützen euch. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Finanzielle Unterstützung», «Jugendförderung», «Jugendpolitik»] In der Schweiz gibt es Parteien. Das sind Gruppen von Menschen, die über die Schweiz, die Gesellschaft und das, was man tun und lassen sollte, ähnlich denken. Es gibt z.B. die FDP, die SP, die SVP, die CVP, die Grünen, die BDP, die GLP usw. Die einen sind eher für den Fortschritt, die andern möchten eher das Altbewährte behalten, die einen sind für einen Anschluss an Europa, die anderen dagegen, die einen für eine tolerante Ausländerpolitik, die anderen wollen die Einwanderung streng kontrollieren usw. Die meisten Menschen, die Politik machen, gehören einer Partei an. Es gibt aber auch Menschen, die parteilos bleiben und trotzdem eine politische Karriere machen. Ab 18 kannst du einer Partei beitreten. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendpolitik»] n n n Engagement in Jugendgruppen und -verbänden Wenn du Lust hast, mit anderen Jugendlichen zu diskutieren, dich für eine gerechtere Welt einzusetzen, gemeinsame Unterneh- Freizeit mungen zu machen, Feste zu planen usw., findest du bestimmt eine Jugendgruppe, die ähnliche Interessen vertritt wie du. Es gibt verschiedene Arten von Gruppen und Verbänden: • Kirchliche Jugendgruppen. Für Informationen wendest du dich am besten an die Kirchen in deiner Gemeinde. Viele Kirchgemeinden machen auch Jugendarbeit und unterhalten Jugendtreffs. • Politische Jugendgruppen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendpolitik»] • Menschenrechte. Amnesty International (AI) engagiert sich weltweit für die Menschenrechte und gegen Folter und Unterdrückung. Wenn du mehr wissen willst, wende dich an eine Regionalgruppe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Menschenrechte»] • Natur- und Umweltschutz. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Natur und Umwelt»] Verschiedene Gruppen engagieren sich für Tiere und Pflanzen und bieten zudem oft auch zahlreiche Aktivitäten für Jugendliche wie Lager, Kurse, Exkursionen usw. an: • Greenpeace Schweiz • WWF (World Wildlife Fund) Schweiz und Regionalgruppen • Naturfreunde Schweiz ist die älteste Freizeit- und Naturschutzorganisation der Schweiz. Sie bietet ein grosses Angebot an Aktivitäten und führt zahlreiche Jugendgruppen. 73 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freizeit • Einsätze in der Gesellschaft. Viele Menschen haben Hilfe nötig, z.B. sozial benachteiligte Kinder oder Familien, geistig oder körperlich behinderte Kinder und Erwachsene, alte Menschen usw. Du kannst dich allein für solche Menschen einsetzen (z.B. in der Nachbarschaft, der Gemeinde usw.) oder aber im Rahmen einer Organisation Einsätze, Aktionen, Lager usw. durchführen. Solche Einsätze können sehr bereichernd sein und dir neue Einsichten und unvergessliche Erlebnisse ermöglichen. Wenn du dich dafür interessierst, erkundige dich in deinem Umfeld oder im Internet. Zum Beispiel unter den Stichworten «Erlebnis Sozialeinsatz». • Jugendgruppen der Gewerkschaften. [siehe: Arbeit, Gewerkschaften] • Jugendverbände. Breite Unterhaltung und viele Lernmöglichkeiten bieten die bekannten Jugendverbände Pfadfinderbewegung, Jungwacht, Blauring und Jungschar. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendverbände»] Solche Dokumente dienen dazu, deine Fähigkeiten zu belegen. Du brauchst sie beim Zusammenstellen deines Bewerbungsdossiers. [siehe auch: Lehre, Bewerbung] Oft besteht die Möglichkeit, dass du dir in der Familie, der Nachbarschaft oder bei Verwandten ein Taschengeld verdienst, indem du Haus- oder Gartenarbeiten übernimmst. Ab deinem 13. Geburtstag hast du die Möglichkeit, in Betrieben gewisse leichte Arbeiten zu übernehmen. [siehe auch: Arbeit] Jugendtreffs In vielen Gemeinden bestehen Jugendtreffs. Das sind meist Orte, an denen du mit anderen diskutieren oder einfach nur rumhängen kannst. Oft gibts verschiedene Spiele wie Darts, Billard, Soccer usw. Erkundige dich bei deiner Lehrerin oder bei der Gemeinde. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendförderung»] nnn Sport Es gibt sehr viele verschiedene Sportarten und Möglichkeiten, diese auszuüben. Erkundige dich bei deinem Lehrer, deiner Turnlehrerin oder bei deinen Mitschülern nach Gruppen und Vereinen. Viele Vereine gehören zu Jugend und Sport. nnn Kurse und Jobs Vielleicht nützt du deine Freizeit dazu, dich in einer bestimmten Richtung weiterzubilden oder etwas Neues dazuzulernen. Manche Fähigkeiten können dir für deine berufliche Laufbahn etwas nützen, andere machen dir vielleicht einfach nur Spass. Erkundige dich nach den Kursangeboten in deiner Region. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Kurse»] Wichtig: Lasse dir alle Kurse, die du machst, schriftlich bestätigen. Die Bestätigung muss das Datum des Kurses, den Kursort, Angaben über den Inhalt und die Unterschrift der Kursleiterin enthalten. nnn 74 Jugend und Sport (J&S) J&S ist ein Förderungswerk vom Bund, das den Sport unter Jugendlichen fördert und unterstützt. Es richtet sich an 10- bis 20-jährige. Zu J&S gehören sehr viele Sportvereine, Jugendorganisationen, Schulen und freie Gruppen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freizeit • Sportfachkurse. Für sehr viele Sportarten (mehr als 30, von Badminton über Fechten und Triathlon bis zum Windsurfen) werden regelmässig Trainings und Lager angeboten. Erkundige dich. • Leiterinnenkurse. Ab 18 kannst du dich in einer Sportart, die dir liegt, zum J&S-Leiter ausbilden lassen. Du kannst dann dein Können an andere Jugendliche weitergeben und z.B. ein Lager leiten. Im Rahmen des Angebots «Lagersport und Trekking» kannst du dich schon vor 18 zur J&S-Leiterin ausbilden lassen. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sport»] Schulbank, sitzen auf dem Fahrrad, dem Mofa, im Auto oder im Zug, sitzen am Mittagstisch, sitzen vor dem Computer, sitzen vor dem Fernseher. Einzig im Bett liegen wir zur Abwechslung mal. Das ist ungesund. Darunter leiden die Durchblutung, das Skelett, die Muskulatur, die Lunge, das Hirn, die Verdauung, der Stoffwechsel usw. Viele Probleme mit Übergewicht haben mit fehlender Bewegung zu tun. Nicht nur in Amerika, sondern auch bei uns gibt es immer mehr Übergewichtige und Zuckerkranke – und zwar auch schon unter Kindern und Jugendlichen. Sport und Bewegung – ganz individuell Bewegung ist sehr wichtig. Auch wenn du kein Sportfanatiker bist und nicht in jeder freien Minute deinen Puls in alle Höhen treiben musst – du solltest darauf achten, dass du genug Bewegung hast. Der moderne Lebensstil bietet immer weniger Gelegenheit dazu: die Zeiten der harten Feldarbeit sind vorbei. Wir sitzen in der • Ob du mit den Beinen wippst, dich streckst, hin und her gehst, aufstehst und dich wieder setzt – jede Bewegung zählt. Benütze auch kleine Gelegenheiten, dich zu bewegen. • Stehe regelmässig – z.B. jede volle Stunde – von deiner Tätigkeit auf. Du kannst ja die Uhr stellen oder den Werbeblock oder einen Computerabsturz dazu benützen. Streck dich, 75 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Freizeit mache eine kleine sportliche Übung (Liegestütz, Kniebeugen usw.) oder geh einmal um den Häuserblock. • Nimm das Fahrrad, so oft du kannst. Übrigens: Warum nicht mal wieder zu Fuss etwas unternehmen? • Suche Tätigkeiten, die mit Bewegung verbunden sind, z.B. baden und schwimmen, Ski fahren, klettern usw. • Vielleicht organisierst du in der Freizeit selbst einen Ausflug, einen Fussballmatch, einen Orientierungslauf, ein Strassen hockeyspiel usw. Kreativität Ob du ein Instrument spielst, in einer Band, einem Orchester oder einem Chor aktiv bist, ein Bild malst, Zeichnungen machst, einen Stein behaust, eine Eisenplastik zusammenschweisst, Fotos schiesst und sie selber entwickelst, Theater spielst, Gedichte oder Geschichten schreibst, beim Tanzen, Skaten, Skateboarden oder sonst im Sport neue Bewegungen suchst usw. … all dies hat mit Kreativität zu tun. Es kann sehr packend sein, den eigenen Gedanken und Gefühlen eine Form zu geben. Oft vergisst du dich dabei regelrecht und bist sehr glücklich. Probier es doch aus. Bestimmt findest du eine Tätigkeit, die dich lockt und deine Kreativität herausfordert. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Kurse»] nnn 76 Wenn du eine kreative Idee hast, aber nicht weisst, wie du sie umsetzen sollst, kannst du Unterstützung – auch finanzielle – bekommen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Finanzielle Unterstützung»] Kultur Freilich kannst du auch die Kreativität anderer bewundern und Musik hören, dir Filme ansehen, eine Ausstellung besuchen, ins Theater oder ins Konzert gehen usw. Überall, wo Menschen sind, gibt es auch Veranstaltungen. Je grösser der Ort ist, desto reicher ist natürlich das Angebot. Halte Augen und Ohren offen. Informieren kannst du dich durch die Zeitungen, das Radio und das Fernsehen (Lokalsender), im Internet, an den Anschlagbrettern in deiner Schule, der Mehrzweckhalle, dem Vereinshaus, dem Betrieb, der Mensa, der Kirche usw. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Kultur»] nnn Feste und Veranstaltungen Möchtest du eine Disco, ein Fest, eine Party organisieren? nnn • Private Räume. Lasse deiner Fantasie freien Lauf. Du kannst mit guten Ideen und dem nötigen Aufwand auch originelle Feste an ungewöhnlichen Orten durchführen. Wie wärs mit einem Fest im Gemeinschaftskeller, einer Garagenparty, einer Waschküchenfete oder einem tollen Abend im Freien? Oft sind es solche Feste, die noch lange in Erinnerung bleiben. Du solltest allerdings vorher mit deinen Nachbarn Kontakt aufnehmen und sie über dein Vorhaben orientieren. Am besten schreibst du einen freundlichen Rundbrief und erklärst, an welchem Tag und von wann bis wann ihr euch vergnügen werdet. Du kannst deine Telefonnummer angeben für den Fall, dass der Lärm allzu störend wird. Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Öffentliche Räume. Erkundige dich bei Vereinen, Kirchgemeinden, Clubhäusern usw. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Räume»] • Bewilligung. Bedenke, dass du unter Umständen eine Bewilligung brauchst, z.B. für das öffentliche Abspielen von Musik, Filmen usw. und für den Ausschank von Getränken. Falls du Eintritt verlangst, musst du evtl. eine Billettsteuer entrichten. Erkundige dich bei deiner Gemeinde. Ferien und Reisen Ferien ist für Jugendliche wie ein Zauberwort – endlich bist du deine sauren Pflichten für eine Weile los und darfst machen, was du dir schon lange gewünscht hast. Bestimmt mangelt es dir nicht an Ideen. Deshalb hier nur in Kürze, was etwa möglich wäre: nnn • Vielleicht unternehmen deine Eltern mit dir tolle Ferien. Dann hast du natürlich besonderes Glück. Aber vergiss nicht, dass in den Ferien eine gewisse Rücksichtnahme erst recht nötig ist. Schliesslich verbringt man viel mehr Zeit zusammen als im Alltag. Am besten sprecht ihr vorher ab, was ihr zusammen machen werdet und wie viel Freiraum du haben sollst. • Womöglich planst du Ferien mit deinen Freundinnen. Ihr habt die Möglichkeit, in der Schweiz Ferien zu machen. Die billigste Variante ist immer noch zu Fuss mit dem Zelt. Aber damit kann sich nicht jeder anfreunden. Es gibt aber auch billige Schlafmöglichkeiten in der Schweiz, z.B. die Jugendherbergen, Freizeit SAC-Hütten, Schlafen im Stroh (siehe unter: www.abenteuer-stroh.ch) usw. Auch das Fahrrad ist ein wunderbares Ferienvehikel. Bedenke: Je langsamer du reist, desto mehr siehst und erlebst du. Je schneller du reist, desto weiter gelangst du, überspringst aber viele schöne Orte. Vielleicht interessiert dich das Ausland. Wie wärs mit einer Städtereise, mit dem internationalen Zugabonnement Interrail oder mit einem Billigflug? Erkundige dich in einem Reisebüro. Nimm dir genügend Zeit, die Preise und Angebote miteinander zu vergleichen. Benütze auch das Internet. • Vielleicht benützt du deine Ferien für einen Austausch, einen Sprachaufenthalt, [siehe auch: Lehrlingsaustausch, Schüleraustausch] einen J&S-Kurs [siehe auch: Freizeit, Sport] oder sonst einen Kurs. [siehe auch: Kurse und Jobs] • Möglicherweise willst du dir ein wenig Taschengeld verdienen, weil du auf eine spätere Reise sparst oder dir sonst einen Wunsch erfüllen möchtest. [siehe auch: Arbeit, Kurse und Jobs] • Und schliesslich: Vielleicht bleibst du auch ganz gern zu Hause und machst, was du immer gern gemacht hättest: in die Badi gehen, musizieren, zeichnen, mit Freunden zusammen sein, Sport treiben usw. «Aber was kommt schon dabei heraus, wenn sie alle in fremde Länder zu reisen anfangen! Nichts; sie tragen ja doch wie die Zinnsoldaten ihr bisschen Standort mit sich herum.» Erhart Kästner 77 Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Handy In den letzten Jahren hat sich die Telekommunikationstechnologie stark verändert. Konnte man früher ausschliesslich zuhause oder in öffentlichen Telefonkabinen jemanden anrufen, ist heute fast jeder per Natel resp. Handy permanent erreichbar. nnn 78 Smartphones Auch bei den Mobiltelefonen gab es eine gewaltige Entwicklung. Smartphones (iPhone, Samsung, HTC etc.), also internetfähige Handys, haben die klassischen Natels praktisch ganz abgelöst. Diese Smartphones sind viel mehr kleine Computer als nur Mobiltelefone. Das Runterladen von Apps (Programme, die speziell für diese Geräte entwickelt wurden) ermöglicht es dir, immer wieder neue Anwendungen und Inhalte auszuprobieren. Ausserdem bist du ständig mit dem Internet verbunden und kannst surfen, chatten oder Videos auf Youtube ansehen, wann immer du willst. Diese schönen, nützlichen und unterhaltsamen technischen Möglichkeiten können aber auch zu Problemen führen: Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Kosten: Handys und die damit verbundenen Kosten waren schon immer ein Thema bei Jugendlichen. Sorgten früher eher zu viele SMS für eine hohe Rechnung am Ende des Monats, stellt heute der Datenverbrauch beim Nutzen des mobilen Internets eine Kostenfalle dar. Auch ein Handy, das nur 1 Franken kostet, kann schlussendlich sehr teuer werden. In der Regel sind diese Handys mit einem teuren und langfristigen Vertrag gekoppelt. So kann das Abo schnell mal 170 Franken im Monat kosten und du bist 2 Jahre an das Abo gebunden. Wichtig ist, dass du gut informiert bist: • Was passt besser zu mir? Prepaid oder Abo? • Was für ein Datenvolumen ist bei meinem Vertrag inklusive? • Wie stelle ich mein Gerät ein, wenn ich ins Ausland reise (Stichwort: Datenroaming)? • 090x-er Nummern sind häufig sehr teuer. Achte auf das Kleingedruckte, bevor du sie einstellst. Du kannst die so genannten Mehrwertdienstnummern beim Anbieter sperren lassen. Dies ist empfehlenswert. • Apps sind cool, aber Achtung: Die inApp-Käufe können ganz schön ins Geld gehen. Wenn Werbung nervt oder über Spiel-Fortschritte zu inApp-Käufen führen, so gibt man schnell mehr aus als das Taschengeld eigentlich zulässt. • Gefährdete Gesundheit: Das Smartphone kann deine Gesundheit beeinträchtigen. Zum einen täuscht das Licht des Zurück zum Inhaltsverzeichnis Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien 79 Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Displays Tageslicht vor. So glaubt dein Gehirn es sei Tag. Jugendliche, die ihr Handy im Zimmer haben und abends noch chatten oder gamen, schlafen im Durchschnitt jede Nacht eine Stunde weniger. Das ist für deinen Körper nicht gut. Ausserdem wirst du schlechtere Schulleistungen erbringen. Am besten deponierst du dein Handy ausserhalb des Zimmers. Fürs Aufstehen gibts auch Wecker. Zudem: Auch wenn viele Leute davon ausgehen, dass die Handy-Strahlung harmlos ist, so besteht doch die Möglichkeit, dass wir Schaden nehmen. Sicher ist: Die Dosis macht es aus – weniger Handy ist besser. • Sucht: Das Handy gehört mittlerweile zum Alltag. Die meisten blicken nach dem Aufstehen erst mal aufs Handy. Ist ja auch klar, schliesslich erleichtern Mobiltelefone – insbesondere Smartphones – den Alltag. Doch wo hört die sinnvolle Nutzung auf und wo beginnt ein krampfhafter Zwang, eine Sucht? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wenn du aber keine Minute mehr in deinem Leben auf dein Gerät oder auf eine bestimmte Anwendung verzichten kannst, sollten bei dir die Alarmglocken klingeln. [siehe auch: Onlinesucht] 80 Einerseits ist es zwar praktisch, immer erreichbar zu sein, andererseits kann es auch sehr anstrengend werden. Umgekehrt kann das Nicht-Erreichbar-Sein auch äusserst entspannend wirken. Gerade in den Ferien am Strand oder in den Bergen kannst du ohne Handy viel besser relaxen. Also Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Immer mal wieder eine Pause machen, in der man kein einziges elektronisches Gadget benutzt. Besonders entspannend: Den Blick frei wandern lassen; • Das Smartphone beim Warten, im Zug oder sonst wo nicht ständig als Langeweile-Killer benutzen. Langeweile kann durchaus entspannend sein; • Am Abend dem Körper Zeit geben um runterzufahren: Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man komplett auf Bildschirmmedien verzichten. n n n Soziale Netzwerke Das Internet bietet dir die Möglichkeit, dich über so genannte Soziale Netzwerke zu verbinden. In diesen Communities (oder auf Deutsch: Gemeinschaften) kannst du Leute treffen, wiederfinden und auch kennen lernen. Leider sind diese Netzwerke etwas in Verruf geraten. Oft wird von Eltern mit Horrorgeschichten gewarnt. Grundsätzlich ermöglichen soziale Netzwerke Bildung und persönliches Vorankommen. So gibt es praktisch keine erfolgreichen und gebildeten Personen, die nicht auch Twitter oder ähnliches nutzen. Es ist jedoch ratsam, gewisse Regeln zu beachten. Denn das Internet ist auch ein öffentlicher Raum, weshalb man genau überlegen muss, was man alles von sich preisgeben möchte und wie man sich in diesem verhält. Prinzip Sicherheit Wie bereits erwähnt, ist das Internet ein öffentlicher Raum. Auch Zurück zum Inhaltsverzeichnis Plattformen wie Instagram und Facebook sind alles andere als privat. Mit den richtigen Einstellungen kannst du allerdings dafür sorgen, dass du entscheidest, wer was von dir zu lesen bekommt. Dafür musst du dir jedoch Zeit nehmen, denn die Privatsphäreneinstellungen sind nicht gerade einfach zu verstehen. Auf Seiten wie www.watchyourweb.de, www.smartphone.ch und www. tschau.ch findest du mehr Informationen zum Thema und auch konkrete Anleitungen, wie du dein Facebook-Profil sicher einstellen kannst. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Fotos: Leider kommt es immer wieder zu so genanntem Bilderklau. Das heisst, Leute kopieren dein Foto, laden es herunter, bearbeiten es vielleicht sogar und laden es dann wieder ins Internet. Hier kannst du dir eine einfache Regel merken, wie du dich schützen kannst: Verkleinere deine Bilder, bevor du sie ins Internet lädst. Digitale Bilder bestehen aus Pixel, je mehr Pixel (einzelner Bildpunkt) ein Bild hat, desto besser ist die Qualität. Fotos im Internet (z.B. auf Facebook) brauchen aber gar keine riesige Auflösung. Wenn du die Auflösung deines Bildes vor dem Hochladen verringerst (zum Beispiel mit dem Photoshop oder auf www.pixlr.com), machst du es Bilderdieben viel schwieriger mit deinen Fotos etwas Krummes anzustellen. Verhalten Immer wieder vergessen Jugendliche (aber auch Erwachsene), wie man sich im Internet und auf sozialen Netzwerken korrekt verhält. Wie bereits erwähnt, solltest du gewisse Sicherheitsre- Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien geln befolgen. Doch man wird nicht nur schnell zum Opfer auf Facebook und Co, sondern kann auch ganz rasch zum Täter werden. Beleidigungen und Drohungen kommen leider immer wieder auf solchen Plattformen vor. Unsere Gesetze gelten jedoch «online» und «offline». Beschimpfungen sind sowohl im «echten Leben» als auch im Internet gesetzlich verboten. [siehe auch: Cybermobbing] Nur sind im Internet solche Delikte viel einfacher zu beweisen, da man alles speichern und ausdrucken kann. Ach ja, und noch etwas – denke daran: Was einmal ins Internet gestellt wird, bleibt auch für immer im Internet! Auch wenn du ein Foto auf deinem Facebook-Konto löschst, irgendwo im World Wide Web bleibt das Foto bestehen. Zudem können bereits viele dein Foto auf ihrem Computer gespeichert haben. So wären auch etwa deine abschätzigen Kommentare oder krassen Einträge noch lange gespeichert oder bereits als Screenshots festgehalten. Daher gilt: Schreib im Netz, wie wenn ein Aufpasser daneben stehen würde. n n n Chat Unter Chat versteht man elektronische Kommunikation in Echtzeit. Das heisst, man sieht unmittelbar, was das Gegenüber gerade geschrieben hat, WhatsApp ist Chat, das Clangespräch in Clash of Clans natürlich auch. Das Wort «Chat» bedeutet auf Englisch so viel wie «plaudern». Während es früher ausschliesslich Textchats 81 Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien gab, sind heute auch Videochats sehr verbreitet und gerade bei Jugendlichen äusserst beliebt. Grundsätzlich kann man zwischen drei verschiedenen Formen von Chats unterscheiden: 82 • Webchat: Der Webchat ist ein öffentlicher Chat, bei dem jeder Nutzer beitreten kann, ohne dafür eine spezielle Software zu benötigen. Meist ist auch keine Anmeldung erforderlich. Solche Chats gibt es in allen Formen, also sowohl textbasiert als auch audiovisuell. Praktisch dabei ist sicherlich der geringe technische Aufwand um mitzuchatten. Es lauern allerdings auch erhebliche Gefahren in solchen Chaträumen. So weiss man nie genau, ob die Person am anderen Ende der Leitung wirklich auch diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Ausserdem kommt es immer wieder zu (sexuellen) Belästigungen auf solchen Plattformen und (minderjährige) Jugendliche werden von Erwachsenen angesprochen. Auf gar keinen Fall sollte man in solchen Chaträumen private Angaben wie etwa den Wohnort, den richtigen Namen oder Informationen zu Familie oder Hobbys veröffentlichen. • WhatsApp, SnapChat, kik, (Facebook-)Messenger und andere: Hier geht es um die wohl alltäglichste Form des Chattens. Einzelne 1:1-Chats und Gruppenchats haben das SMS praktisch vollständig abgelöst. Fürs Abmachen und Austauschen sind solche Dienste sehr praktisch. Leider haben sie auch ein paar Nachteile! Auch in solchen Chats wird vieles öffentlich. Mehr noch als bei Facebook. Schnell hat eine Kollegin ein Zurück zum Inhaltsverzeichnis Bildschirm-Foto der übermittelten Inhalte gemacht. Dieses wird weiterverbreitet und in Rekordzeit wissen alle, was du geschrieben hast. Handhabe WhatsApp daher wie Facebook: Was kannst du hier kommunizieren? Was machst du besser per Telefon? Und was besprichst du vielleicht besser bei einem persönlichen Treffen? • Chats in Games oder Erlebniswelten: Immer öfter kann man aber auch innerhalb von Games oder Welten wie MSP (MovieStarPlanet) und Smeet chatten. Auch hier gilt: Nur weil die anderen dasselbe gamen, heisst das überhaupt nicht, dass das auch coole Leute sind. Leider wurden viele Kinder und Jugendliche über diese Chats schon abgezockt oder zu unsittlichen Handlungen gedrängt. Das Problem vieler Chats ist, dass sie extrem ablenken und sehr viel Zeit kosten. Wenn du zudem in mehreren Gruppenchats bist, hört dein Handy wahrscheinlich nicht mehr auf zu klingeln, blinken und vibrieren. Auch kommt es in solchen Chats oft zu Missverständnissen und Konflikten. Dies liegt daran, dass die menschliche Kommunikation eigentlich audiovisuell funktioniert. Das heisst, du nimmst von deinem Gegenüber viel mehr wahr bei einem Gespräch unter vier Augen, als wenn du seine Aussagen nur zu lesen bekommst. Gestik, Mimik, Stimme und Tonfall machen einen Grossteil der zwischenmenschlichen Kommunikation aus. Viel davon geht in einem Textchat verloren. Gerade bei Jugendlichen kommt es ausserdem immer wieder vor, dass sie Zurück zum Inhaltsverzeichnis andere Jugendliche aus Gruppenchats ausschliessen oder sogar über die im Chat Anwesenden herziehen. Alle Formen von Chats bergen zudem ein grosses Suchtpotential. [siehe auch: Onlinesucht, Cybermobbing] Games Das Abtauchen in Spielwelten stellt für viele Jugendliche eine grosse Faszination dar. Prinzipiell ist dies auch nichts Schlechtes, schliesslich gehört das Spielen in all seinen Formen auch zum Menschsein dazu. Allerdings gilt es im Bereich der Videospiele ein paar Dinge zu beachten. Computergames, egal auf welchen Plattformen (PC, Playstation, Xbox, Wii, Smartphone etc.) sie gespielt werden, lösen in deinem Hirn bestimmte Reaktionen aus. Im Zentrum stehen dabei zwei Hormone: Adrenalin und Dopamin. nnn • Beim Adrenalin handelt es sich um ein so genanntes Stresshormon. Es ermöglicht dem Körper in Ausnahmesituationen (zum Beispiel Flucht oder Kampf ) jegliche Energiereserven freizusetzen. Das Gamen stellt natürlich keine solche Ausnahmesituation dar. Dein Gehirn wird durch Grafik, Musik und Tempo des Spiels aber ein Stück weit hinters Licht geführt und setzt darum dennoch Adrenalin frei. Diese Hormonausschüttung birgt zwei Gefahren: Einerseits löscht das Adrenalin vieles aus deinem Kurzzeitgedächtnis. Das heisst, alles was du unmittelbar vor dem Gamen gelernt hast, etwa in der Schule oder bei den Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Hausaufgaben, ist wieder weg und kann so nicht längerfristig gespeichert werden. Andererseits hat Adrenalin, beziehungsweise der damit verbundene Kick, ein hohes Suchtpotential. Das sieht man auch bei Leuten die einen sehr gefährlichen Extremsport ausüben und trotz der Bedenken ihrer Familien nicht damit aufhören können. • Auch das zweite Hormon, welches beim Gamen eine grosse Rolle spielt, kann süchtig machen: Dopamin. Dieses Hormon wird umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet, da es unter anderem auch für die Steuerung von positiven Gefühlen zuständig ist. Beim Gamen wird Dopamin vor allem bei Erfolgsmomenten ausgeschüttet. Wenn du zum Beispiel einen schwierigen Level schaffst oder du bei einem Sportspiel in der letzten Sekunde den Sieg holst, fühlst du dich glücklich, euphorisch und erleichtert. So entsteht eine Abhängigkeit. Um einer Gamesucht vorzubeugen solltest du folgende Punkte beachten. [siehe auch: Onlinesucht] • Pflege deine Hobbys neben dem Gamen, treibe Sport und triff dich mit Freunden. • Zu viel Videospiele sind schädlich. Eine halbe Stunde Gamen bedeutet, dass du dich danach eine ganze Stunde bewegen solltest, um einen angemessenen Ausgleich zu schaffen. • Wenn du merkst, dass du ein Problem mit dem Gamen hast, sprich darüber! Wende dich an eine erwachsene Vertrauensperson oder informiere dich auf Plattformen wie www. tschau.ch oder www.feel-ok.ch. 83 Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien n n n Chancen / Nutzen / Vorteile Wann immer Themenbereiche wie das Internet, das Smartphone oder auch Videospiele – sprich, die digitalen Medien – mit Jugendlichen angesprochen werden, geht es dabei oft um die damit verbundenen Gefahren. Dabei bietet dir das Internet auch ganz viele positive Möglichkeiten. E-Learning Das Internet weiss vieles und es kann dir dieses Wissen auch vermitteln. Viele Schulen und Universitäten nutzen das Internet, um mit ihren Schülern und Studentinnen Material und Informationen auszutauschen. Aber auch ausserhalb der Schulzeit kann das Internet helfen, dein Wissen weiter zu entwickeln. Sei es wenn du selbst auf der Suche nach Informationen zu einem bestimmten Thema bist oder auch wenn du Personen oder Stellen suchst, die dir irgendwie weiterhelfen können. Gerade auch im Bereich der Sprache kann das Internet äusserst hilfreich sein. So helfen dir verschiedene Übersetzungsdienste bei Sprachschwierigkeiten. Auch wenn du eine Fremdsprache üben oder sogar neu erlernen möchtest, findest du dazu im Netz unzählige Plattformen und Angebote. Mach dich schlau und nutze noch heute die Möglichkeiten des E-Learning! 84 Kreatives Auch für kreative Köpfe hat das Internet Unzähliges zu bieten. Von Bildbearbeitung über Schnittprogramme bis hin zu Programmen, mit denen man eigene Beats programmieren kann, ist mittlerweile Zurück zum Inhaltsverzeichnis alles gratis im Netz zu finden. Es gibt Seiten, auf denen du dein eigenes Comic erstellen kannst, solche auf denen Bastelanleitungen ausgetauscht werden und wiederum andere, auf denen dir erklärt wird, wie man eigene Games programmiert. Kurz gesagt, es ist für jeden etwas dabei. Man muss es nur finden. Auch Videoplattformen wie Youtube kannst du kreativ nutzen. Eröffne deinen eigenen Kanal und veröffentliche deinen ersten eigenen Spielfilm, dein erstes selbst komponiertes Musikstück oder etwas ganz Neues und Verrücktes. Imagepflege Du kannst das Internet und insbesondere soziale Plattformen wie Facebook auch als deine eigene Visitenkarte verwenden. Du kannst also Werbung für dich machen. Präsentiere dich und deine Hobbys auf Facebook und stelle dich in einem positiven Licht dar. Hast du keine Lust auf Facebook? Kein Problem! Auf verschiedenen Seiten im Netz kannst du deine eigene Website erstellen und so dich und das was dich speziell macht der Welt zeigen. [siehe Communities] n n n Onlinesucht All die schönen und nützlichen Dinge in Zusammenhang mit den digitalen Medien haben eine negative Kehrseite. Sie können alle süchtig machen. Die Onlinesucht wird im Gegensatz zur Alkoholoder Drogensucht von der Öffentlichkeit noch wenig beachtet. Wissenschaftler haben jedoch heraus-gefunden, dass im Gehirn die gleichen Prozesse ablaufen wie bei jeder anderen Sucht. Schwierig Zurück zum Inhaltsverzeichnis Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien ist zudem der Umgang mit einer Onlinesucht, weil ja eine Abstinenz (also der totale Verzicht) für Viele praktisch nicht möglich ist. Denn: Computer und das Internet gehören mittlerweile zu unserem (Arbeits-)Alltag. Die Gesellschaft wird sich in der Zukunft überlegen müssen, wie sie mit dieser Problematik und den Betroffenen umgehen soll. Typen der Onlinesucht Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Typen von Onlinesucht unterschieden: • Onlinesexsucht: Die Sucht nach Konsumation von pornografischen Inhalten im Internet oder nach dem Ausüben von Online-Sexpraktiken wie zum Beispiel Videochats. [siehe auch Pornografie] • Kommunikationssucht: Zwanghaftes Verlangen nach Aufmerksamkeit, Austausch von Informationen und genereller Erreichbarkeit auf Kanälen wie Instagram, Twitter, Facebook oder WhatsApp. • Gamesucht: Die Sucht nach Computerspielen ist meist gekoppelt mit einer Kommunikationssucht, da es sich bei vielen Spielen um Onlinegames mit einer grossen Community handelt. Während die Themenbereiche Onlinesexsucht und Gamesucht generell eher die Jungs betrifft, ist die Kommunikationssucht bei Mädchen sehr verbreitet. 85 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Leistungseinbussen Wie bei jeder Sucht leidet auch bei der Onlinesucht irgendwann der Alltag der Betroffenen unter dem zwanghaften Verhalten. So werden soziale Kontakte wie Freunde und Familie vernachlässigt. Bei Jugendlichen kommen ausserdem oft ein schulischer Leistungseinbruch oder Probleme bei der Lehrstelle dazu. Die Sucht erkennen – darauf musst du achten Der Übergang vom normalen zum zwanghaften Verhalten ist fliessend, das macht eine Diagnose schwierig. Wenn bei dir über längere Zeit mehrere der folgenden Punkte zutreffen, bist du sicherlich gefährdet: • Du hast ein sehr grosses Verlangen online zu gehen. Du denkst viel ans Gamen, die Chats oder an Pornos. • Du verlierst die Kontrolle und bleibst länger online, als du wolltest. Zudem plagt dich danach ein schlechtes Gewissen. • Deine Freunde und Familie stören sich an deinem Verhalten und machen sich Sorgen. • Deine Leistungen in der Schule oder Lehre lassen nach. • Du verheimlichst deine Internet-Aktivitäten. • Wenn du nicht online gehen kannst, wirst du nervös, schnell reizbar, aggressiv oder sogar depressiv. • Du versuchst immer wieder erfolglos deine Internet-Aktivitäten einzuschränken. 86 Weitergehende Beratungsmöglichkeiten: [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Abhängigkeit» und «Jugendberatung»] Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion Im Internet oder in Zeitungen ist viel von «Problemen mit den digitalen Medien» zu lesen. Öfters wird von Cybermobbing, Sexting, bösen Fremden (Cybergrooming) und Erpressungen mit Nacktaufnahmen (Sextortion) gesprochen. Auch wenn sich solche Geschichten beim Lesen sensationell und «weit entfernt» anhören: Leider kann es jeden treffen. Dich auch. nnn Cybermobbing Cybermobbing ist Mobbing. Allerdings findet es zusätzlich im Internet statt. Oft beginnt es schon in der Schule oder dem Kollegenkreis. Du wirst ausgeschlossen und es werden Unwahrheiten über dich verbreitet. Irgendwann werden auch Drohungen gegen dich ausgesprochen oder über digitale Medien verbreitet, und allenfalls wirst du auch erpresst. Wichtig: Wehre dich früh. Solches muss sich kein Mensch gefallen lassen. Daher ist im Schweizer Gesetz folgendes festgehalten: • Die Ehre jedes einzelnen darf nicht verletzt werden. • Man darf keine Unwahrheiten verbreiten. • Die Privatsphäre ist zu wahren. • Drohungen können mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden. So kannst du dich wehren: • Reagiere auf keinen Fall auf blöde Anschuldigungen. • Sichere Beweise mittels Screenshots (Bildschirmfoto). Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Hol dir Hilfe bei der Schulsozialarbeit, einer erwachsenen Vertrauensperson oder der Polizei. • Denk dran: Es wird nicht schlimmer wenn du Hilfe holst. Im Gegenteil. Sexting Der Ursprung dieses Phänomens ist eigentlich harmlos: Ein junges Pärchen schickt sich per WhatsApp Fotos des eigenen nackten Körpers zu. Es können natürlich auch Filmchen mit sexuellen Inhalten sein. Wenn du schon älter bist, so ist das grundsätzlich nicht verboten. Dummerweise werden solche Bilder und Filme gerne weitergegeben. Leider auch vom besten Freund oder der ehemaligen Geliebten. Um solches zu vermeiden gibt es eigentlich nur einen Tipp: Lass es bleiben! Lass es auch bleiben, wenn du von jemandem «heikle Bilder» von einem anderen Jugendlichen erhalten hast. Wenn du Pech hast ist die abgebildete Person noch im Schutzalter. Dann handelt es sich um «Kinderpornografie». Wenn der Fall auffliegt muss die Polizei den Spuren nachgehen. Es könnte also sein, dass du wegen «Konsum» oder «Verbreitung» von harter Pornografie bestraft wirst. Lösche solche Aufnahmen umgehend aus dem Chat und dem Fotoalbum. Letzteres ist vor allem auf dem Smartphone wichtig, da dieses nicht automatisch nachfragt. Cybergrooming und Sextortion Das erste Fremdwort beschreibt den Fall, wonach Fremde im Netz mit sexuellen Absichten auf Jugendliche zugehen und die Bezie- Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien hung, welche im Chat geschaffen wird, für ihre abartigen Zwecke missbrauchen. Das zweite Fremdwort beschreibt den Fall, wonach Fremde junge Erwachsene mit erotischen Video-Chats locken. Sobald sich diese vielleicht auch ausgezogen haben, wird der Chat aufgenommen und die Aufnahme auf Youtube gestellt. Die Opfer haben die Möglichkeit ein «Lösegeld» zu zahlen, ansonsten wird das Video den Kollegen bekannt gemacht. Beide Bedrohungen sind real. Und beide Bedrohungen sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Denn: Oft stellt man sich vor, dass es ein hässlicher alter Mann mit Brille sein müsse. Dieser wäre auch gleich als «Pädophiler» zu erkennen. Dem ist nicht so. Gefährliche Fremde begegnen uns im Netz als coole Gamer, verständnisvolle Freunde und nette junge Frauen. Wir lassen uns gerne von Bildern beeinflussen. Sieht jemand nett aus, so muss er freundlich sein. Leider stimmt das gerade im Internet nicht. Darum gilt: Keine erotischen Kontakte mit Fremden. Und Abmachen nur mit Begleitung. Zu diesen Themen gibt es im Internet viele Informationen, welche Betroffenen helfen können, unter anderem auf Seiten wie www.tschau.ch, www.jugendundmedien. ch oder www.feel-ok.ch. Recht und Gesetz Mobbing als solches ist keine Straftat. Häufig ist es jedoch so, dass Mobbing in Zusammenhang mit einer strafbaren Handlung steht. Es handelt sich eben nicht um normales Nerven oder Anzicken, sondern um psychische und manchmal auch physische Gewalt, die bei den Betroffenen massive Auswirkungen bis hin zum 87 Internet, Handy, Games und Co – Digitale Medien Suizid haben kann. Beleidigungen, Beschimpfungen und andere Angriffe auf die Ehre eines Menschen sind vom Gesetz her verboten. Ausserdem hat jeder Mensch das Recht auf das eigene Bild. Das heisst, Fotos und Videos dürfen nicht einfach ungefragt ins Internet gestellt oder sonst irgendwie verbreitet werden. Ganz besonders nicht, wenn es sich dabei um Nacktaufnahmen handelt. 88 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wer solche Fotos oder Videos (beispielsweise von der Exfreundin oder dem Exfreund) verbreitet, macht sich der sexuellen Belästigung strafbar. Handelt es sich dabei um Aufnahmen einer minderjährigen Person, kommt ausserdem das Delikt der Verbreitung von kinderpornografischem Material dazu. [siehe auch: Pornografie] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit Die Gesundheit hat einen hohen Stellenwert im Leben. Oft wird dir das erst bewusst, wenn du einmal krank bist. Die Gesundheit besteht nicht nur darin, dass du körperlich in Form bist, sondern auch darin, dass du dich psychisch wohl fühlst und in einen Freundeskreis eingebettet bist. (Nach einer Definition der Weltgesundheits-Organisation (WHO) besteht Gesundheit in körperlichem, seelischem und sozialem Wohlbefinden.) Was kannst du denn dafür tun, dass du möglichst gesund bist und bleibst? Sicher gehts darum herauszufinden, was dir Freude macht und was deinem Geist und deinem Körper gut tut. Nur du kannst das herausfinden und für dich entscheiden, was dir in deinem Leben und für deine Gesundheit wichtig ist. n n n Aussehen In der Pubertät verändert sich dein Körper sehr schnell. Du musst dich immer wieder von neuem an ihn gewöhnen und versuchen, dich mit ihm anzufreunden. Manchmal gelingt dir das, und du findest dich ganz o.k., fühlst dich gut in deiner Haut, schaust gern in den Spiegel und gehst mit viel Selbstvertrauen unter die Leute. Manchmal findest du dich aber doof, möchtest Gesundheit dich am liebsten verkriechen und fühlst dich unsicher und irgendwie mickrig. Zum Nachdenken: Wie gut gelingt es dir, deinen Körper und dein Aussehen zu akzeptieren? Wie möchtest du aussehen? Was passt wirklich zu dir und was machst du nur, weil es Mode ist? Das Aussehen hat einerseits mit der Vererbung zu tun. Deine Gesichtsform und die Form deiner Körperteile kannst du nicht verändern – mal abgesehen von der Schönheitschirurgie. Was du hingegen verändern kannst, sind deine Kleider und die Haare. Du kannst dich zudem pflegen und darauf achten, dass du dich gesund ernährst. Und schliesslich: Wie du auf andere wirkst, hat sehr viel mit deiner Ausstrahlung zu tun. Und diese hängt davon ab, ob du dich so akzeptieren kannst, wie du eben bist und ob du deinen persönlichen Stil findest. Ein Lächeln, das von Herzen kommt und Selbstsicherheit ausstrahlt, hat oft mehr Erfolg als eine schöne Maske. Kleidung Kleider machen Leute, heisst es. Natürlich spielt es eine Rolle, wie du dich anziehst. Aber ganz so wichtig, wie manche Jugendliche denken, ist die Kleidung auch wieder nicht. Schliesslich ist 89 Gesundheit sie nur eine Art Verpackung, und von der Verpackung allein hat niemand gelebt. Was letztlich zählt, ist der Inhalt. • Versuche, deinen eigenen Stil zu finden. Viele Jugendliche achten sehr darauf, was die anderen tragen, und passen sich der Mode an. Etwas anderes zu tragen als die Mehrheit braucht eben Mut. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck] • Die meisten Markenkleider sind ziemlich teuer – und Eltern haben selten Verständnis für den kleinen Unterschied. Für sie sind meist Jeans gleich Jeans. Wenn du oft lange und mühsame Diskussionen darüber hast, welche Kleider du bekommen sollst, dann schlage doch den Eltern Folgendes vor: Sie sollen den Betrag, den sie durchschnittlich für deine Kleidung ausgeben, zu deinem Taschengeld dazuzahlen. Dann kannst du selber entscheiden, ob du lieber drei billige oder eine teure Jeans kaufen willst – und du lernst zudem, dein Geld selber einzuteilen. [siehe auch: Budget] • Manchmal findest du gute Kleider zu günstigen Preisen an Kleiderbörsen, in Secondhand-Shops usw. Halte die Augen offen und erkundige dich. 90 Haare Vielleicht bist du zufrieden mit deinen Haaren. Vielleicht ärgern sie dich aber auch und du möchtest liebend gern mit einem Freund tauschen. Oft wünscht man sich eben gerade das, was man nicht hat. Wer gerade Haare hat, hätte gern einen Lockenkopf, wer Locken hat, sehnt sich nach geraden Haaren. Mit den Zurück zum Inhaltsverzeichnis Haaren kannst du so ziemlich alles machen, was du willst. Du kannst die Farbe, die Länge und die Struktur nach Belieben ändern. Probiere ruhig aus, was zu dir passt. [siehe auch: Budget] Eine Frisur ist ja nichts Bleibendes. Lass dich beraten, wenn du unsicher bist. Oft sehen Profis recht gut, was dir steht und was nicht. Auch wenn du Probleme mit deinen Haaren hast, wenn sie z.B. fettig oder trocken sind oder wenn du Schuppen hast, kannst du dich an deine Coiffeuse wenden. Sie ist die Spezialistin dafür. Zähne Die Stellung deiner Zähne, die Farbe des Schmelzes und die Anfälligkeit für Löcher sind angeboren. Durch die Zahnpflege und die Ernährung kannst du aber viel dazu beitragen, dass deine Zähne gesund bleiben. Zudem haben die Zahnärzte heute sehr viele Möglichkeiten, die Zähne zu verändern. Du solltest dir aber zusammen mit der Zahnärztin und deinen Eltern gut überlegen, ob du eine Behandlung, die nicht wirklich nötig ist, machen lassen willst. Die Menschen haben verschiedene Gebisse. Es müssen ja nicht alle das gleiche regelmässige und perlenweisse Lächeln haben. Bedenke: Ein frisch gepflegter Mund und ein wohlriechender Atem sind sehr attraktiv. Speiseresten zwischen den Zähnen und Mundgeruch hingegen sind das Ende der Erotik. Du kannst also deine eigene Attraktivität mit Leichtigkeit um eine grosse Portion erhöhen, wenn du deinen Mund und deine Zähne pflegst (Zahnseide benützen) und gegen Mundgeruch vielleicht einen Kaugummi in der Tasche hast. Für den Fall, dass Zurück zum Inhaltsverzeichnis du dich regelmässig auswärts verpflegst: Eine Zahnbürste und eine Tube Zahnpasta haben in jeder Tasche Platz. Pickel Die Pickel sind ein bekanntes und sehr lästiges Übel. Ausgerechnet in der Pubertät, wo du vielleicht ohnehin schon Zweifel über dein Äusseres hast, spriessen diese üblen Dinger. Zudem haben sie die unangenehme Eigenschaft, immer im falschen Moment aufzutauchen – ausgerechnet vor der Klassenparty oder vor einem wichtigen Date. Nicht alle haben gleich viele Pickel, manche sogar fast keine. An dieser Ungerechtigkeit ist wieder die Vererbung schuld. In der Pubertät produzieren die Talgdrüsen in deiner Haut mehr Talg, und zwar vor allem im Gesicht, im Nacken, auf der Brust und am Rücken. Zudem sterben mehr Hautzellen ab. Talg und abgestorbene Hautzellen können die Poren verstopfen. Das Resultat ist ein schwärzliches Pünktchen, ein so genannter Mitesser. Häufig entzünden sich die Talgdrüsen und Pickel entstehen. Du spürst zuerst einen Schmerz, dann rötet sich die Stelle, schwillt an und füllt sich mit Eiter. Schliesslich springt der Pickel auf, der Eiter fliesst aus, die Stelle trocknet und heilt ab. Was du dagegen tun kannst… Es gibt keine Wundermittel, die alle deine Pickel wegzaubern könnten – obwohl in der Werbung immer wieder von solchen die Rede ist. Du kannst aber selber etwas für eine möglichst reine Haut tun: Gesundheit • Wasche deine Haut regelmässig mit warmem Wasser und einer PH-neutralen Seife. Trockne das Gesicht gut ab, und zwar am besten mit einem rauen Frottiertuch. Durch sanfte Aufwärtsbewegungen kannst du abgestorbene Hautzellen am besten entfernen. • Trage nach der Reinigung keine fettende Creme auf, höchstens eine nicht fettende Hautlotion. Noch besser ist eine desinfizierende Flüssigkeit, z.B. Salicylspiritus. Erkundige dich danach in einer Drogerie oder Apotheke. • Nach dem Desinfizieren kannst du das Gesicht mit eiskaltem Wasser abspritzen. Dadurch schliessen sich die Poren, und du fühlst dich frisch. • Einmal wöchentlich kannst du eine Rubbel- oder Reinigungscreme verwenden. • Achte auf genügend Schlaf und darauf, dass du genug frische Luft und Bewegung hast, damit deine Haut gut durchblutet ist. • Alkohol, Kaffee und vor allem Zigaretten verschlechtern dein Hautbild. • Mitesser und Pickel solltest du nicht ausdrücken, weil dadurch oft Bakterien in die Poren gelangen. Trotzdem tun es viele. Wenn auch du es nicht lassen kannst, dann wasche deine Haut und die Hände vorher mit PH-neutraler Seife und warmem Wasser, nimm ein Papiertaschentuch oder Wattestäbchen zu Hilfe und drücke so, dass möglichst alles herauskommt. Viele drücken zu oberflächlich, so dass der Eiter tiefer in die Haut gelangt und sich die Entzündung verschlimmert. Auf keinen Fall mit Nadeln, Pinzetten usw. in den Pickel 91 Gesundheit stechen! Nach dem Drücken solltest du die Stelle unbedingt desinfizieren. Übrigens: Unreife Pickel kannst du nicht ausdrücken. Grosse Furunkel und Abszesse solltest du einem Arzt zeigen; es kann gefährlich sein, sie selbst zu bearbeiten. Akne Akne ist eine besonders schlimme Form von Pickeln. Wenn du deine Pickel absolut nicht in den Griff kriegst, solltest du eine Hautärztin aufsuchen. Sie kann dich über die möglichen Behandlungsformen informieren. Hilfe ist möglich. 92 Piercing Piercing ist ziemlich in. Dabei wird die Haut mit Ringen und Knöpfen durchstochen, z.B. an der Nase, der Augenbraue, der Zunge, den Lippen oder im Bauchnabel. Überlege dir gut, ob du das willst und ob es wirklich zu dir passt. Beachte zudem Folgendes: • Gehe nur in ein seriöses Piercing-Studio. Fahrende Stände, Freunde oder schmuddelige Hinterhofstudios sind nicht zu empfehlen. Du kannst dir ernsthafte Entzündungen einfangen. • Pflege dein Piercing sorgfältig. Lass dich von den Leuten im Piercing-Studio informieren, wie du das tun sollst. • Pass auf beim Sport. Du kannst dein Piercing mit einem Pflaster abdecken. Ein ausgerissenes Augenbrauen-Ringlein kann dir Schmerzen verursachen, die du nicht mehr so schnell vergisst. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Tätowierungen Dabei wird mit einer speziellen, sehr schnell vibrierenden Nadel Farbe in die Haut gebracht. Tätowierungen (auch: Tattoos) bleiben in der Regel ein Leben lang sichtbar, werden aber mit der Zeit blass und undeutlich. Es gibt auch so genannte Bio-Tattoos, die nach ein paar Jahren verschwinden sollen. Sei aber vorsichtig: Bio-Tattoos sind oft weniger schön und verschwinden auch nach Jahren nur unvollständig, so dass hässliche Reste sichtbar bleiben. Zurzeit sind Tattoos völlig im Trend und können – je nach Tätowierer – sehr künstlerisch sein. Trotzdem haben sie bei gewissen Menschen möglicherweise einen schlechten Ruf. Überlege dir gut, ob du wirklich ein Tattoo willst. Was sind deine Gründe? Willst du den besonderen Kick? Willst du deine Person aufwerten? Machst du es einer Freundin oder einem Idol nach? Vielleicht lässt du dir in einer bestimmten Laune eines machen und bereust es dann ein Leben lang. Tätowiere auf keinen Fall den Namen deines Schwarms. Die Liebe ist vergänglich, das Tattoo aber bleibt. Wenn du trotz reiflicher Überlegung eines willst, dann lass es in einem seriösen Tattoo-Studio machen – am besten von einem Tätowierer, dessen Arbeiten du an Freundinnen schon gesehen hast und die dir gefallen haben. Bedenke: Dein Gesicht, deine Hände und Unterarme sind meist sichtbar, auch im Berufsleben. Ein Tattoo an solchen Stellen ist nicht zu empfehlen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Ernährung Appetit Der Appetit ist etwas Praktisches. Er zeigt den Lebewesen, was sie fressen sollen und was nicht. Kein Fuchs fragt zuerst die Ernährungsberaterin, liest eine Kalorientabelle oder eine Frauenzeitschrift, weil er nicht weiss, ob er Nachbars Hühner fangen, etwas Aas vom Strassenrand fressen oder ein paar frische Mäuse jagen soll. Er kümmert sich auch nicht darum, ob das, was er frisst, seiner Gesundheit oder Figur schaden könnte. Der Appetit muss seit Millionen von Jahren erkennen, was gut ist für ein Lebewesen, und zwar ohne dass der Verstand ihm dabei hilft. nnn Der Appetit wird von dreierlei beeinflusst: • Nährstoffe. Der Körper braucht Eiweisse, Fette, Kohlenhydrate und andere Stoffe. Er entwickelt Lust auf Nahrungsmittel, die solche Stoffe enthalten. • Anti-Nährstoffe. Verschiedene Pflanzen stellen Gifte her, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Diese Gifte können stark sein wie bei der Tollkirsche, aber auch schwach wie bei verschiedenen Getreiden und Gemüsen. Die schwachen Gifte lösen höchstens Blähungen oder andere Unpässlichkeiten aus. Aber sie erklären, warum wir nicht gern allzu «gesund» essen. • Genussmittel. Das sind Stoffe, die unsere Stimmung beeinflussen, die eine gute Laune machen. Dazu gehören z.B. Zucker, Kaffee, Schokolade, Wein, Gewürze, aber auch Quark und frisches Weissbrot. Einige davon wirken auf unseren Körper ähnlich wie das Licht. Sie können deshalb den Lichtmangel in Gesundheit unseren Breitengraden ausgleichen. Die Menschheit stammt nämlich aus den Tropen und ist auf mehr Licht eingestellt. Deshalb zieht es die Nordeuropäer in grossen Scharen in den Süden und nicht umgekehrt – und ebenfalls deshalb nimmt der Konsum von Genussmitteln im Winter, wo die Tage kürzer sind und wir weniger Licht haben, zu. Um Weihnachten erreicht er den Höhepunkt und wir futtern Riesenmengen an Weihnachtsgebäck, Schokolade usw. Ausgewogene Kost Die meisten Leute, die mehrmals Diäten ausprobiert haben, berichten über Schwierigkeiten mit dem Essverhalten. Versuche deshalb, regelmässig und vernünftig zu essen. Verlass dich auf deinen Appetit. Er weiss schon, was gut für dich ist. Einzig die Genussmittel bringen ihn manchmal etwas durcheinander. Aber: Alles Fanatische ist problematisch. Strikte Diäten, Trennkost, Saftkuren usw. sind der Natur deines Körpers nicht angepasst. Du versuchst, den Körper mit der Vernunft zu besiegen – und oft gibt am Schluss doch der Klügere nach, d.h. der Körper gewinnt, du fühlst dich als Versager und spürst vor lauter Nachdenken gar nicht mehr, was dein Körper wirklich brauchen würde. Natürlich ist es nicht besonders gesund, täglich vier Tafeln Schokolade zu essen oder sich vor allem von Schleckzeug, Chips und Hamburgern zu ernähren. Aber es ist auch nicht gesund, sich bei jedem Bissen zu grämen. «Essen macht nicht jung, schlank oder gesund. Essen macht satt.» nach Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker 93 Gesundheit Die Grundregeln einer gesunden Ernährung sind einfach und leicht zu merken: • wenig Fett • viel komplexe Kohlenhydrate (Stärke) wie Brot, Kartoffeln, Teigwaren, Reis usw. – aber wenig Zucker • wenig Salz • viel trinken, aber nicht Süssgetränke wie «Ice-Tea», Cola, RedBull usw. • wenig Alkohol (noch besser: gar keinen) • viel Obst und Gemüse • mehr Fisch und weniger Fleisch • regelmässige körperliche Bewegung [siehe auch: Freizeit, Sport] Wenn du dich ungefähr daran hältst, kannst du nach Herzenslust essen, was dir gefällt. Zusätzliche Vitamine in Form von Präparaten sind nicht nötig. Nach einer Krankheit oder einem Unfall können sie aber helfen, dass du schneller wieder auf die Beine kommst. 94 n n n Essstörungen In der Werbung, den Modezeitschriften und den Kinofilmen wird uns ein bestimmtes Bild der Schönheit – der männlichen und der weiblichen – vermittelt. Die meisten Models und Schauspielerinnen sind sehr dünn. Da ist es für dich vielleicht nicht ganz einfach, dich neben solchen Vorbildern schön zu finden, vor allem wenn dich die Natur mit einigen Rundungen ausstaffiert hat. Vergiss nicht, dass viele Leute Rundungen sehr mögen und dass das Zurück zum Inhaltsverzeichnis absolut schlanke Schönheitsideal nichts als ein etwas schräger Trend ist. Denke an Folgendes: • Die ständige Angst vor dem Dickwerden kann quälend sein und einen grossen Teil deines Denkens und Fühlens beanspruchen. Sie ist aber oft unbegründet, so schnell wird man nicht dick. • Sehr dünne Menschen sind um nichts besser als weniger dünne – und oft auch gar nicht schöner. • Kämpfe nicht gegen deinen Körper. Lass ihn sich entwickeln. Magersucht Einige Jugendliche sind von der Idee durchdrungen: je dünner, desto besser. Sie beginnen zu hungern und fühlen sich dabei ziemlich gut. Der Körper reagiert nämlich auf das Hungern, indem er körpereigene Opiate – so genannte Endorphine – produziert. Diese wirken ähnlich wie Suchtmittel und haben die Aufgabe, den Körper in Form zu bringen, damit er sich wieder Nahrung beschaffen kann. Je intensiver solche Jugendliche hungern, desto besser fühlen sie sich. Sie erhöhen wie bei jeder echten Sucht die Dosis und hungern immer mehr. Manche treiben dazu Sport und vergrössern dadurch den Zustand der Unterversorgung. Zudem verlieren sie die Fähigkeit, ihren Körper richtig wahrzunehmen. Sie finden sich zu dick, obschon sie richtig mager sind. Magersucht (auch: Anorexie, wörtlich: Appetitlosigkeit) ist eine sehr ernste Krankheit. Sie kann sogar zum Tod führen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit Wenn du denkst, du könntest davon betroffen sein, solltest du unbedingt möglichst schnell professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Essstörungen»] überlegen, was du dagegen tun könntest. Sprich mit jemandem, den du magst, oder suche professionelle Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Essstörungen»] Ess-Brech-Sucht Eine etwas andere Form einer Essstörung ist die Ess-BrechSucht (auch: Bulimie, wörtlich: Ochsenhunger). Die Betroffenen veranstalten wahre Fressorgien. Dabei stopfen sie allerlei leicht verschlingbare Esswaren in sich hinein. Nachher lösen sie selbst Erbrechen aus und geben die ganze Nahrung wieder von sich. Manche nehmen zusätzlich Abführmittel. Auch die Ess-Brech-Sucht – sie kommt übrigens oft zusammen mit einer Magersucht vor – ist eine ernste Krankheit. Sie führt zu einem Zahnverfall, weil die Magensäure die Zähne angreift. Zudem kann sie Nieren- und Muskelschäden, Verstopfung, Orangenhaut, Schlafstörungen u.a. auslösen. Wenn du dich immer wieder selbst zum Erbrechen zwingst, solltest du unbedingt professionelle Hilfe suchen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Essstörungen»] Körpergewicht einschätzen: Der Body Mass Index (BMI) Du kannst mit Hilfe des so genannten Body Mass Index (BMI) einschätzen, inwiefern dein Körpergewicht im normalen Bereich liegt. Der BMI rechnet sich wie folgt: Esssucht Einige Menschen nehmen regelmässig mehr Nahrung zu sich, als ihr Körper brauchen kann. Sie werden dick und dicker. Oft dient das Essen als eine Art Ersatzbefriedigung. Wenn du das Gefühl hast, dass du nur noch isst, weil du traurig bist, eine innere Leere empfindest, zu wenig Freunde hast, dich mit Problemen herumschlagen musst, dann solltest du dir • Multipliziere deine Körperlänge in Metern mit sich selber (also z.B. 1.57 mal 1.57, dies ergibt hier 2.4649). Teile dann dein Gewicht in Kilogramm durch die Zahl, die du erhalten hast (also z.B. 52 durch 2.4649). Das Resultat ist der so genannte Body Mass Index, in unserem Beispiel ist er 21.09. • Ein BMI zwischen 19 und 25 ist normal. Liegt der BMI unter 19 spricht man von Untergewicht. Wenn er sogar unter 17 fällt, ist die Situation ernst. Dann sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. n n n Allzu viel ist ungesund – auch bei der Lautstärke Laute Musik zu hören hat einen besonderen Reiz. Du kannst dabei alles vergessen, abheben, dich innerlich austoben. Das tut gut… aber nur bis zu einem gewissen Grad. Das menschliche Ohr ist sehr kompliziert. Es enthält Sinneszellen mit kleinen Härchen. Diese bewegen sich mit den Schallwellen mit und melden die Bewegung in Form von Nervenimpulsen an das Gehirn. Sie sind nur geschaffen für eine bestimmte Stärke von Schallwellen; 95 Gesundheit 96 sind die Schallwellen zu stark, können die Härchen zerstört werden – ähnlich wie die Bäume im Wald bei einem starken Sturm. Bestimmt hast du nach einem lauten Konzert oder einem Disco-Abend auch schon bemerkt, dass es in deinen Ohren rauscht und pfeift und du schlechter hörst. Das ist ein Alarmzeichen. Du hast dein Gehör zu stark belastet. Wenn sich solche Erfahrungen allzu oft wiederholen, ist dein Gehör in Gefahr. Zudem gewöhnt sich der Körper nicht an den Lärm. Er reagiert darauf immer, als wäre eine Bedrohung da, und entwickelt Stress-Anzeichen: Du Zurück zum Inhaltsverzeichnis bist angespannt, unkonzentriert und wirst vielleicht aggressiv, auf längere Zeit können sich Schlaflosigkeit, Angst, Verdauungsbeschwerden, Verspannungen usw. einstellen. Wenn du deine Ohren immer wieder grossem Lärm aussetzt (über 85 dB) [siehe Tabelle], riskierst du eine bleibende Schädigung. Das führt dazu, dass dein Gehör sich schneller verschlechtert und du es unter Umständen mit zunehmendem Alter ganz verlierst. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Dezibel (dB) Lärmpegel 180 Raketenstart 140 Flugzeugstart 120 Schmerzgrenze 110 Disco/Rock-Konzert 105 Kopfhörer mit hoher Lautstärke 100 lautes Motorrad 95 voll besetzte Mensa 90 von hier aufwärts: Gefahr 85 von hier aufwärts: Risiko 80 Auto 70 Klassenzimmer 60 offenes Fenster im Zentrum 50 ruhiges Büro 40 Aufenthaltsraum 30 Schlafzimmer 20 leises Flüstern 0 schalldichter Raum Gesundheit Du kannst dein Leben lang alles hören, was dein Herz begehrt, wenn du Folgendes beachtest: • Wenn du dich grossem Lärm aussetzen willst oder musst, kannst du dich mit Gehörschutz-Pfropfen leicht schützen. Sie sind in Drogerien, Apotheken usw. erhältlich und kosten fast nichts. (Übrigens: Sie sind auch sehr nützlich, wenn du dich an einem unruhigen Ort – z.B. im Zug – konzentrieren musst.) • Höre deine Musik mit einer vernünftigen Lautstärke, besonders wenn du Kopfhörer brauchst. Entspannung Prüfungen, eine Aussprache mit dem Lehrmeister, ein Vorstellungsgespräch, ein Vortrag vor der Klasse, Streit mit Gleichaltrigen, das erste Date mit dem Freund… Das Leben kann ganz schön stressig sein – und der Körper reagiert meist darauf. Herzklopfen, Bauchschmerzen, ein flaues Gefühl im Magen, kalter Schweiss auf der Stirn, Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität usw. können die Folge sein. Entspannung ist kein Luxus mehr. Mit einer passenden Methode kann jeder lernen, sich zu entspannen. nnn Bewegung Oft ist Bewegung die beste Art, sich zu erholen. Die Muskeln werden durchblutet und das Hirn bekommt frischen Sauerstoff. Wenn du nach einem strengen Tag nach Hause kommst und dich gleich aufs Bett legst, kommst du nachher oft kaum mehr hoch und 97 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit fühlst dich wie eine 120-Jährige. Wenn du aber einen Spaziergang mit dem Hund machst, eine Gartenarbeit erledigst, dein Mofa putzt oder sonst etwas Aktives machst, fühlst du dich gleich viel besser. Achte unbedingt auf genügend Bewegung. [siehe auch: Freizeit, Sport] Ruhe Der Körper kann nicht immer in Bewegung sein. Er braucht Ruhepausen. Gerade in stressigen Zeiten sind wir aber angespannt, nervös und finden keine Ruhe, auch wenn wir spüren, dass wir eigentlich erschöpft sind. Folgendes kann dir helfen: 98 • Es gibt viele ausgezeichnete Entspannungsübungen. Alle funktionieren ähnlich: Du begibst dich in eine Stellung, die dir bequem ist. Jetzt achtest du auf deine Atmung, versuchst möglichst ruhig, tief und regelmässig zu atmen. Lass die Gedanken kommen und gehen, wie sie wollen. Spüre, wie dein Körper von der Schwerkraft angezogen wird. Versuche, deine einzelnen Körperteile zu spüren, ohne dass du sie bewegst. Schaffst du es, die rechte kleine Zehe ganz deutlich zu spüren? • Eine warme Dusche oder ein warmes Bad können sehr entspannend wirken. • Wenn du nachts keine Ruhe findest, solltest du Folgendes beachten: kein Nachmittagsschläfchen, keine aufputschenden Getränke und keine extremen Anstrengungen vor dem Schlafengehen. Übrigens: Alkohol erleichtert nur das Einschlafen, macht aber sonst den Schlaf unruhig und wenig erholsam. Und schliesslich: Versuche den Grund deiner Unruhe zu finden und zu beseitigen. Wenn du z.B. Angst vor einer Prüfung hast und dich deswegen Nacht für Nacht quälst und wälzt, helfen auch die besten Entspannungsübungen nichts. Da wirst du dich wohl oder übel hinter die Bücher klemmen müssen. [siehe auch: Prüfungsvorbereitung] Krankheit und Unfälle Niemand ist vor dem Unglück gefeit. Du kannst krank werden oder einen Unfall haben. Denke daran, sofort deine Lehrmeisterin, deinen Arbeitgeber oder die Schule zu informieren, besonders wenn sich ein Unfall während deiner Schul- oder Arbeitszeit ereignet. nnn • Am besten rufst du eine Ärztin an, die dich schon behandelt hat. Sie hat bereits Unterlagen über dich und die Krankheiten oder Unfälle, die du allenfalls schon erlitten hast. Zudem kennt sie dich als Mensch und weiss auch etwas über deine familiäre Situation. • Du kannst aber auch im Telefonverzeichnis unter «Ärzte» und «Ärzte nach Fachgebieten» nachsehen. Dort sind Ärzte für allgemeine Medizin und Spezialärzte aufgeführt. Du kannst dich immer bei einem Arzt für allgemeine Medizin melden. Er macht eine erste Abklärung. Wenn dein Fall nicht besonders schwierig ist, behandelt er dich selber, sonst weist er dich an eine Spezialärztin weiter. Aber: Erkundige dich vor einem Anruf bei deinen Eltern oder bei deiner Krankenkasse, wie du Zurück zum Inhaltsverzeichnis versichert bist. Falls du nach dem Hausarzt-Modell versichert bist, musst du – bis auf wenige Ausnahmen – zuerst zu deinem Hausarzt gehen. Dieser verweist dich dann bei Bedarf an weitere Ärzte. • Benötigst du einen Augenarzt oder eine Gynäkologin, kannst du dich direkt dorthin wenden. Hier spielt es keine Rolle, ob du nach dem Hausarzt-Modell versichert bist oder nicht. Die wichtigsten Telefonnummern für Notfälle findest du im Adressverzeichnis Stichwort «Notfallnummern». Gewalt Gewalt erscheint in ganz verschiedenen Formen. Womöglich wird jemand sexuell belästigt, sei es mit obszönen Zurufen oder sogar mit Berührungen. Mal ist die Gewalt aber unauffällig und hinterlistig, besteht aus Spott und hundert kleinen Gemeinheiten, dann geht es um Mobbing. Die Opfer leiden unter diesen Gewaltformen seelisch stark und benötigen manchmal noch jahrelang intensive psychologische und ärztliche Hilfe. [siehe auch: Sexuelle Gewalt, Cybermobbing – Sexting – Cybergrooming – Sextortion]. nnn Manchmal ist Gewalt auffällig und dramatisch. Laute Worte werden gewechselt, mit Beleidigungen und Drohungen wird die physische – also die körperliche – Gewalt eingeleitet. Es kann zu Schlägen mit und ohne Werkzeuge, zu Tritten, Stössen, zum Würgen, Fesseln, zum Nachwerfen von Gegenständen und zu anderen tätlichen Angriffen kommen. Leider führen diese Gewaltformen Gesundheit oft genug zu bleibenden körperlichen Verletzungen beim Opfer (von den seelischen Verletzungen abgesehen) oder sogar zu dessen Tod. Darum macht sich strafbar, wer in der Öffentlichkeit oder im privaten Umfeld Gewalt anwendet. Das schweizerische Strafgesetzbuch erfasst die Körperverletzung (Art. 123 StGB), die Drohung (Art. 180 StGB), die Nötigung (Art. 181 StGB), die wiederholte Tätlichkeit (Art. 125 StGB), die sexuelle Nötigung (Art. 189 StGB) und die Vergewaltigung (Art. 190 StGB) als strafbare gewalttätige Handlungen. Es kann sehr schwierig sein, sich aus einer Mobbing- oder Gewaltsituation zu befreien. Trotzdem musst du alles versuchen, was in deinen Kräften steht. Du hast das Recht darauf, ohne Angst zu leben. Das kannst du tun, wenn du einer gewalttätigen Situation ausgesetzt bist: • Beobachte den Gewalttäter genau: Ist er alkoholisiert? Ist er in hohem Masse erregt und «ausser sich»? Steht er unter gruppendynamischem Druck seiner Clique und ist kaum kompromissbereit? In solchen Fällen wird es dir wohl wenig nützen, den Täter anzusprechen, entferne dich, wenn du kannst! • Sieh dich nach Fluchtmöglichkeiten um. Gehe notfalls schnell auf sichere Distanz, auch wenn dies bedeutet, dass du flüchtest. • Wenn du bleibst: Richte dich auf, suche sicheren Stand und tue selbstbewusst, auch wenn es gespielt ist. Lass dich nicht dazu 99 Gesundheit provozieren, dass du die Fassung verlierst. Versuche, innerlich stark zu sein und nach aussen nicht zu zeigen, dass du dich ärgerst respektive Angst hast. Angst, Wut, Ärger, Weinen und Gegenangriffe nützen meist nicht viel, sondern können den Gewalttäter nur noch mehr reizen. • Versuche, auf sichere Distanz zu gehen, also möglichst einige Schritte Abstand zur Gewalttäterin zu halten. • Sieh dich um nach Schulkameraden oder Erwachsenen, die dich schützen, dir helfen könnten. • Sprich den Täter laut und deutlich, möglichst mit seinem Namen und einer klaren, kurzen Botschaft an: «Ich will das nicht, Peter» oder «Stopp – hör sofort auf, Susi». • Du kannst versuchen, den Gewalttäter durch starke Appelle in ein Gespräch zu verwickeln: «Sag mir bitte, was du eigentlich willst» oder «ich will, dass du mit mir redest ohne zu schlagen». 100 Das kannst du tun, nachdem du persönlich körperlicher Gewalt ausgesetzt warst: • Lass dich nicht erpressen. Tu nichts gegen deinen Willen. [siehe auch: Clique und Gruppendruck, Polizei und Strafverfahren] Bringe nie jemandem Geld oder sonst etwas, weil dir etwas Schlimmes angedroht worden ist. • Vielleicht hörst du den Tipp: «Gehe denen, die gemein zu dir sind, aus dem Weg.» Das ist nicht gerade ein genialer Ratschlag. Du stellst dich ihnen ja kaum absichtlich in den Weg. Meist suchen sie dich und setzen dir zu, wo sie nur können. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zudem hast du oft keine Wahl: du musst mit ihnen zusammen sein, weil sie in deiner Klasse, im gleichen Schulhaus oder Betrieb sind. Darum gibts nur Eines: • Suche dir Verbündete, erzähle unbedingt einer erwachsenen Person – z.B. deinen Eltern, dem Lehrer, einer Kontaktperson im Schulhaus usw. – davon, auch wenn du vielleicht Angst hast, dass die Drohungen Wirklichkeit werden. Wenn alle schweigen, haben Gewalttätige und Erpresser ein leichtes Spiel und es entsteht eine Schreckensherrschaft. • Wende dich – wenn möglich gemeinsam mit deinen Eltern – direkt an die Polizei, wenn du das Gefühl hast, dass dir nicht geholfen wird. Was kannst du tun, wenn du Zeuge einer gewalttätigen Auseinandersetzung wirst? • Beobachte die Situation und schätze deine Möglichkeiten ein um einzugreifen. Sorge dafür, dass du nicht selbst gefährdet bist, Angriffsziel zu werden. Lass dir einen Fluchtweg offen. • Beobachte den Gewalttäter genau: Ist er alkoholisiert? Ist er in hohem Masse erregt und «ausser sich»? Steht er unter gruppendynamischem Druck seiner Clique und ist kaum kompromissbereit? In solchen Fällen wird es dir wohl wenig nützen, mit dem Täter eine Diskussion zu beginnen. • Schaffe Öffentlichkeit: Schliess dich mit anderen Zuschauern und Zeuginnen zusammen. Fordere Passanten auf, hinzuschauen. Gesundheit • Ruf die Polizei an und sag es laut, damit Täter und Opfer es hören. • Richte Appelle an alle Beteiligten: «Ich rufe jetzt die Polizei!» oder «Auseinander!» • Richte Appelle an die Gewalttäterin: «Stopp jetzt!» oder «Alle sehen, wie wütend du bist, hör auf!» • Zusammen mit anderen Passanten kannst du versuchen, das Opfer zu schützen, indem du Gewalttäter und Opfer trennst. Dies ist aber gefährlich und sollte nur geschehen, wenn etliche Zeuginnen mithelfen und keine Waffen im Spiel sind. Sonst besteht die Gefahr, dass du als Zeuge selber zum Gewaltopfer wirst. • Wenn du merkst, dass es dir zu gefährlich ist einzugreifen, geh auf Distanz und ruf die Polizei (Notruf 112 oder 117) und gib an, wer du bist, was passiert, wo es passiert und beantworte alle weiteren Fragen der Polizei. Bleib möglichst in der Nähe, bis die Polizei eingetroffen ist, damit du eine Aussage machen kannst. Was kannst du tun, wenn deine Aggressionen wiederholt zu Gewalttätigkeiten gegen andere führen? • Entschliess dich, keine Gewalt mehr anzuwenden. Begreife, dass Gewalt keine Probleme zwischen Menschen löst, sondern neue schafft. • Versuche, Provokationen auszuhalten, auch wenn sie beleidigend sind und dich sehr wütend machen. • Rede statt zu schlagen. Lieber verbal aggressiv und laut streiten als schlagen. 101 Gesundheit • Weggehen. Wenn alles andere nichts mehr bringt: Geh weg, bevor du gewalttätig wirst. • Such Hilfe und Unterstützung, wenn du immer mal wieder die Kontrolle verlierst. [siehe Adressverzeichnis: Sichwort «Jugendberatung» und «psychische Probleme»] n n n Abhängigkeit und Suchtmittel Die Abhängigkeit (auch: Sucht) ist eine Verzichtsstörung. Gewöhnlich können wir frei entscheiden, was wir tun und lassen wollen. (Natürlich nur, solange nicht unsere Lebensfunktionen wie atmen, essen, pinkeln usw. und unsere Pflichten wie Schule, Lehre, Arbeit usw. betroffen sind.) Wer die Freiheit verliert und etwas nicht mehr lassen kann, ist abhängig. Zum Nachdenken: Wenn du herausfinden willst, ob du von etwas Bestimmtem abhängig bist, dann versuche, über eine längere Zeit (z.B. zwei Wochen) darauf zu verzichten. Es gilt nicht, nur zu sagen, dass du es kannst. Du musst es schon beweisen. 102 Es gibt zwei verschiedene Arten von Abhängigkeit: • Psychische Abhängigkeit. Darunter versteht man das starke, fast unbezwingbare Verlangen, etwas Bestimmtes zu konsumieren oder zu tun. Wenn du darauf verzichtest, reagiert nicht der Körper, sondern die Psyche: du fühlst dich leer, traurig, frustriert, deprimiert oder unruhig und nervös. Das Leben – so Zurück zum Inhaltsverzeichnis scheint es dir – hat keinen Sinn mehr und ist fast nicht auszuhalten. Jede Abhängigkeit hat mit der Psyche zu tun: Das bestimmte Suchtmittel oder das Verhalten, das du nicht lassen kannst, gibt dir etwas, das dir im Moment gut tut – und es lässt dich vergessen, was dir im Leben Schwierigkeiten macht. • Körperliche Abhängigkeit. Dabei gewöhnt sich der Körper so an ein Suchtmittel, dass er mit Entzugserscheinungen reagiert, wenn er es nicht mehr bekommt. Die körperlichen Entzugserscheinungen können sein: Zittern, Kopfschmerzen, Schweissausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schlaflosigkeit usw. Körperlich abhängig kannst du nur von Suchtmitteln werden, d.h. von Stoffen, die du deinem Körper zuführst. Die körperliche Abhängigkeit kommt selten allein vor. Sie kommt fast immer zu einer psychischen Abhängigkeit dazu. Eine typische Abhängigkeit hat folgende Merkmale: • Du brauchst das, wovon du abhängig bist, immer mehr. Dein Körper und deine Psyche gewöhnen sich an das Suchtmittel oder an das süchtige Verhalten. Deshalb musst du die Dosis steigern, damit du die gleiche Wirkung spürst. • Du verlierst die Kontrolle über dein Verhalten, kannst es nicht mehr steuern. Der Zwang ist stärker – und hinterher spürst du Ärger, Scham und Reue. • Du verlierst mehr und mehr das Interesse an anderen Tätigkeiten. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Suchtmittel Alkohol Die Alkoholabhängigkeit ist heimtückisch, weil sie auf leisen Sohlen kommt. In unserer Gesellschaft ist Alkohol ein legales Suchtmittel. Sehr viele Menschen trinken Alkohol. Fast kein Fest wird gefeiert, ohne dass alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Aus der Sicht eines Kindes muss es selbstverständlich erscheinen, dass Erwachsene Alkohol trinken, wenn sie zusammensitzen und zusammen reden und lachen. Was aber Kinder oft nicht sehen, ist das grosse Elend, das der Alkohol anrichten kann. In der Schweiz sind etwa 300 000 Menschen alkoholabhängig – und oft leiden darunter nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die Angehörigen und Bekannten. Zudem geschehen viele Unfälle und Gewalttätigkeiten unter Alkoholeinfluss. (Statistische Angaben zu Alkohol und anderen Suchtmitteln findest du unter www.suchtschweiz.ch. Da kannst du auch direkt Informationsmaterial bestellen.) Lass im Umgang mit Alkohol Folgendes nicht ausser Acht: Gesundheit nnn • Du solltest – wenn überhaupt – nur selten Alkohol trinken und vor allem grosse Abstürze vermeiden. Nach einem Glas fühlst du dich heiter und angeregt, aber bereits jetzt sind deine Reflexe verlangsamt und dein Gesichtsfeld beginnt sich einzuschränken. Mit 0.5 Promille darfst du kein Fahrzeug mehr führen. Übrigens: Bei allen anderen Drogen gilt Nulltoleranz. Das Unfallrisiko ist um ein Vielfaches höher als im nüchternen Zustand. Mit 1 Promille bist du betrunken, deine Bewegungen sind unkontrolliert, du torkelst und lallst. Etwa mit einem Alkoholgehalt von 3 Promille wirst du bewusstlos und riskierst den Tod. Eine besondere Gefahr ist, dass du im bewusstlosen Zustand erbrichst und an deinem Erbrochenen erstickst. Zum Nachdenken: So kannst du den Alkoholgehalt in deinem Blut ausrechnen: Multipliziere dein Körpergewicht in Kilogramm mit 0.7 (als Mädchen mit 0.6). Du erhältst eine Zahl. Dividiere jetzt die getrunkene Alkoholmenge in Gramm durch diese Zahl. Das Resultat sind die Promille Alkohol in deinem Blut. Übrigens: Ein Standarddrink (1dl Wein, 3dl Bier, 2,5cl Schnaps) enthält etwa 12g Alkohol. • Strassenverkehr. Bereits kleine Mengen Alkohol wirken sich auf deine Reaktionsfähigkeit und deshalb auch auf deine Fahrtüchtigkeit aus. Je mehr du getrunken hast, desto schlechter kannst du dich im Verkehr konzentrieren und auf unerwartete Situationen richtig reagieren. Verzichte auf Fahrrad, Mofa, Motorrad und Auto und steige auch bei niemandem ein, der getrunken hat. • Trinkspiele. Nicht selten kommt es vor, dass unter Jugendlichen eine Art Wetttrinken veranstaltet wird. Das Motto heisst: «Wer am meisten trinken kann, ist der Grösste». Versuche, dieser Art von Gruppendruck zu widerstehen. [siehe auch: 103 Gesundheit Cliquen und Gruppendruck] In solchen Situationen besteht die Gefahr, dass du mehr trinkst, als dein Körper vertragen kann. • Gewalt. Unter Alkoholeinfluss steigt die Gewaltbereitschaft. Du kannst – ohne dass du das wirklich gewollt hättest – in sehr unangenehme Situationen geraten. [siehe auch: Polizei und Strafverfahren] • Anmache. Wenn du Alkohol getrunken hast, bist du vielleicht mutiger und traust dich eher, andere anzusprechen. Aber damit stösst du nicht immer auf Gegenliebe. Eine Alkoholfahne ist nicht besonders attraktiv. Und wichtig: Auch unter Alkoholeinfluss musst du die Grenzen der anderen respektieren. • Schule. Was du im angetrunkenen Zustand lernst, vergisst du sehr schnell wieder. Fürs Lernen brauchst du einen klaren Kopf. [siehe auch: Cannabis] 104 Nikotin Rauchen – das wissen unterdessen alle – ist für die Gesundheit schädlich: du bist weniger fit, hast mehr Pickel, schlechteren Atem, gelbere Zähne, deine Kleider und Haare stinken, das Risiko, später Lungenkrebs oder einen Herzinfarkt zu bekommen, steigt und das Ganze kostet erst noch eine Menge Taschengeld. Natürlich bist du frei und musst deine Entscheidung selber treffen ob du rauchst oder nicht. Was du aber bedenken kannst: • Nikotin macht schnell abhängig. Du bist mit anderen zusammen und probierst zwei, drei Mal, zuerst nur am Wochenen- Zurück zum Inhaltsverzeichnis de, dann auch mal unter der Woche und – oops! – schon hats dich. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck] • Aufhören ist schwierig. Viele Raucherinnen möchten aufhören. Fast die Hälfte aller 17- bis 19-jährigen Raucher hat bereits mindestens einen erfolglosen Versuch gemacht, das Laster loszuwerden. Viele Jugendliche denken: «Ich habe alles im Griff, mir passiert es nicht, dass ich abhängig werde.» Aber auch ihnen geht es nicht anders als der grossen Mehrheit: leicht ist der Einstieg, schwierig der Ausstieg. Trotzdem ist es möglich aufzuhören. Überlegst auch du dir mit dem Rauchen aufzuhören? Dann steigt deine Chance erheblich, wenn du dir Unterstützung holst oder an einem Aufhörprogramm teilnimmst. Du erhältst spezielle Tipps und Anregungen, die dir helfen dein Ziel zu erreichen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Rauchen»] • Die Mehrheit raucht nicht. Auch wenn es dir so vorkommt, dass fast alle Jugendlichen rauchen und dass es zum guten Ton gehört, auch zu rauchen – vergiss nicht: Die Mehrheit aller Jugendlichen raucht nicht. Als Nichtraucher bist du voll im Trend. Angaben zu statistischen Tatsachen über das Rauchen findest du unter www.at.schweiz.ch. Auch alle anderen Arten, Tabak zu konsumieren, können abhängig machen und die Gesundheit schädigen. Manche meinen, dass das Wasser einer Wasserpfeife die Schadstoffe des Rauchs herausfiltere. Das stimmt nicht. Der Rauch der Wasserpfeife enthält praktisch die gleichen Schadstoffe wie der Rauch von Zigaretten. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit 105 Gesundheit Andere glauben, dass Schnupftabak, Kautabak oder Snus unschädlich sind, weil kein Rauch eingeatmet wird. Richtig ist: Der Anteil Konsumierender, die gesundheitliche Schädigungen erleiden, ist zwar kleiner als beim Rauchen. Aber Gesundheitsschädigungen können auch bei diesen Tabaksorten sehr schwerwiegend sein: Auch wer Tabak schnupft, kaut oder lutscht, hat ein erhöhtes Risiko, insbesondere für Krebserkrankungen. Durch das Nikotin werden auch Herz und Kreislauf belastet. (Quelle: www. suchtschweiz.ch) 106 Medikamente In unserer Welt gibt es immer mehr Medikamente – gegen Schmerz, schlechte Laune, Ängste, Depressionen, zur Aufmunterung, für körperliche Aktivität, regelmässigen Stuhlgang, tiefen Schlaf, eine schlanke Linie, einen steifen Penis usw. Viele Medikamente sind rezeptpflichtig, d.h. eine Ärztin muss das Medikament verschreiben. Nicht selten werden aber Medikamente – besonders die stark wirksamen – zu leicht verschrieben. Andere – ebenfalls stark wirksame – sind frei erhältlich. Zudem gilt es nicht als verwerflich, Medikamente zu nehmen. Man sagt sich etwa: «Medikamente nehmen ist normal. Das tun alle. Ich ruiniere mich nicht mit Alkohol, sondern tue etwas für meine Gesundheit. Ich nehme kein Genussmittel, sondern ein Heilmittel.» Deshalb gibt es immer mehr Menschen, die Medikamente missbrauchen und davon abhängig werden. Die meisten stark wirksamen Medikamente sind aber nicht harmlos, sondern können bei längerem Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gebrauch die Nieren, die Leber, die Magenwände, das Nervensystem usw. schädigen. Cannabis Cannabis ist die botanische Bezeichnung für den indischen Hanf. Haschisch (auch: Shit, Piece usw.) nennt man das Harz der Pflanze, das mit Teilen der Blüten und Blätter vermischt und zu einer braunen Masse gepresst wird. Marihuana (auch: Gras) besteht aus zerschnittenen und getrockneten Blättern, Blüten und Stängeln der Pflanze. Haschischöl ist ein dickflüssiges, teerartiges Konzentrat. Der Stoff, der hauptsächlich für die Rauschwirkung verantwortlich ist, heisst Tetrahydrocannabinol (THC). Die Konzentration von THC ist im Haschischöl am höchsten und im Marihuana am niedrigsten – allerdings Vorsicht: Beim so genannten Indoor-Gras kann die THC-Konzentration unerwartet hoch sein und somit auch unerwünschte und unangenehme Wirkungen mit sich bringen. Cannabis wird geraucht (auch: kiffen, Cannabis-Zigarette: Joint, Tüte), getrunken oder gegessen. Die Wirkung ist ganz unterschiedlich. Sie hängt einerseits vom Stoff, der Menge und der Art des Konsums ab, andererseits von der Stimmung vor und während des Konsumierens. Körperliche Wirkungen sind: erweiterte Pupillen und gerötete Augenbindehäute, erhöhter Herzschlag und Blutdruck, Überaktivität, Muskelentspannung und Schläfrigkeit. Psychische Wirkungen können sein: verändertes Wachbewusstsein, höhere Musik- und Lichtempfindlichkeit, viele Ideen und ein grosses Bedürfnis zu reden und zu lachen, Enthemmung Zurück zum Inhaltsverzeichnis und gesteigertes Selbstbewusstsein, Nachlassen der Leistungsfähigkeit und der Konzentration, verlangsamte Reaktion. Gelegentlich kommt es zu Verwirrung, Ängsten und Panik. Cannabis ist in der Schweiz illegal. Es ist also verboten, Cannabis zu konsumieren, anzubauen oder damit zu handeln. Trotzdem tun es viele Jugendliche und Erwachsene und haben dabei nicht das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Gesetz und Alltag stimmen nicht mehr überein. Der gesetzliche und der alltägliche Umgang mit Cannabis müssen deshalb in der nächsten Zeit neu geregelt werden. Die Menschen haben unterschiedliche Ansichten über Cannabis. Im Folgenden findest du einige Behauptungen mit einem Kommentar nach dem heutigen Stand der Forschung: • «Cannabis ist weniger schlimm als Alkohol». In einem gewissen Sinn stimmt das. Alkohol in grossen Mengen schädigt die Leber und die Hirnzellen und kann zum Tod führen. Bei Cannabis ist keine tödliche Dosis bekannt und die körperlichen Schädigungen wurden lange Zeit überschätzt. Dennoch ist häufiger Cannabiskonsum nicht harmlos. [siehe unten] • «Cannabis ist weniger schädlich als Tabak». Stimmt nicht. Cannabis wird meist geraucht. Ein Joint enthält mehr Stoffe, die die Lunge reizen, als eine Zigarette. Zudem wird der Rauch oft tiefer eingeatmet und länger in der Lunge behalten. Natürlich spielt die Menge eine Rolle: ein Joint wöchentlich ist weniger schädlich als zwei Schachteln Zigaretten täglich. Aber viele, die Cannabis rauchen, rauchen eben auch Tabak. Gesundheit • «Cannabis ist eine Einstiegsdroge». Das wurde lange Zeit behauptet, stimmt aber nicht. Die meisten Menschen, die Heroin, Kokain oder andere harte Drogen nehmen, haben zwar vorher Cannabis konsumiert, aber ebenso Zigaretten und Alkohol. Niemand steigt zwangsläufig von einem Suchtmittel auf ein anderes um. Die allerwenigsten, die kiffen, steigen später auf eine härtere Droge um. Aber: Wer gelernt hat, mit Suchtmitteln seine Stimmung zu beeinflussen, wird vielleicht neugierig und experimentierfreudig gegenüber anderen Suchtmitteln. • «Cannabis führt zu Gleichgültigkeit». Auch diese Aussage stimmt nicht. Es wurde behauptet, Cannabiskonsum führe zu einem so genannten amotivationalen Syndrom, d.h. wer häufig Cannabis konsumiere, ziehe sich aus der Welt zurück und verliere mehr und mehr das Interesse an der Wirklichkeit. Ein solches Syndrom kann nicht nachgewiesen werden. Auch Jugendliche, die häufig kiffen, können sich durchaus für die Welt interessieren. • «THC wird im Körper gespeichert». Stimmt. Tatsächlich lagert sich THC im Körperfett ein und zerfällt nur langsam. Was das aber auf längere Sicht für Auswirkungen hat, ist noch zu wenig erforscht. Übrigens: Auch andere chemische Stoffe, die in Nahrungsmitteln und Medikamenten vorhanden sind, lagern sich im Körperfett ein. • «Cannabis ist völlig harmlos». Stimmt nicht. Häufiger Cannabiskonsum birgt einige Risiken: • Cannabis beeinträchtigt deine Lernfähigkeit und deine Gedächtnisleistung. Lernen und Kiffen vertragen sich schlecht. [siehe auch: Alkohol] 107 Gesundheit 108 • Cannabis vermindert die Aufmerksamkeit und die Reaktionsfähigkeit. Dadurch steigt die Unfallgefahr im Verkehr und im Umgang mit Maschinen. • Bei psychisch labilen Menschen können Merkmale von psychischen Krankheiten auftreten oder – wenn sie schon vorhanden sind – sich verstärken. • Cannabis kann eine bestehende grosse psychische Niedergeschlagenheit so verstärken, dass Selbstmordabsichten entstehen oder in die Tat umgesetzt werden. • Gewisse körperliche Risiken, z.B. Schädigung der Erbsubstanz, des Gedächtnisses, des Immunsystems usw., sind noch nicht genügend erforscht. • Cannabis kann psychisch abhängig machen, d.h. du fühlst den Zwang, immer wieder zu kiffen, und tust es auch dann, wenn du eigentlich nicht mehr möchtest. [siehe auch: Abhängigkeit, psychische] • «Fast alle Jugendlichen kiffen». Stimmt nicht. Gemäss anonymen Umfragen, welche von www.suchtschweiz.ch alle 4 Jahre bei 15-jährigen Schülern gemacht werden, hat der Konsum in den letzten Jahren sogar abgenommen. Im Jahr 2014 haben rund 25% bereits Erfahrung mit Cannabis gemacht und rund 10% kiffen regelmässig. Lachgas Lachgas ist ein ungiftiges Edelgas, welches unter Normalbedingungen mit anderen Stoffen nicht reagiert. Aus diesem Grund findet es Anwendung in der Lebensmittelindustrie (z.B. Rahmspraydosen und Bläserkapseln) wie auch in der Medizin, wo Zurück zum Inhaltsverzeichnis es als Narkosegas beigemischt wird. Gefährlich wird es, wenn Lachgas als Narkosegas eingeatmet wird ohne die richtige Menge Sauerstoff beizumischen. Das Einatmen von Lachgas kann eine berauschende Wirkung haben. Gleichzeitig ist der Konsum mit grossen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Bekannte Nebenwirkungen sind Schwindelgefühl, Taubheitsgefühl in den Armen und Beinen und Erschöpfung. Lachgas kann auch zu Hirnschädigungen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod führen. Je nach Situation und persönlichen Voraussetzungen kann Lachgas unterschiedlich wirken. Menschen mit psychischen Problemen, Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegerkrankungen (Asthma), beschädigtem Trommelfell (infolge einer Mittelohrentzündung oder eines Tauchunfalls) oder Rippenbruch sollten auf keinen Fall Lachgas konsumieren. Besondere und unvorhersehbare Risiken entstehen, wenn du Lachgas zusammen mit anderen Substanzen konsumierst. Trinkst du beispielsweise zusätzlich Alkohol, kann das zu Übelkeit und Erbrechen führen. Sehr gefährlich ist es, wenn versucht wird, Lachgas direkt aus Druckbehältern (Gaspatronen, Rahmbläser, Gasflaschen) einzuatmen. Durch den unkontrollierten hohen Druck kann die Lunge verletzt werden. GHB/GBL/K.O.-Tropfen Die Droge GHB (Gamma-Hydroxy-Butyrat) ist auch unter dem Namen «liquid ecstasy» (englisch: flüssiges Ecstasy) bekannt, hat aber chemisch betrachtet mit Ecstasy nichts zu tun. GHB ist auch unter den Bezeichnungen K.O.-Tropfen oder Vergewaltigungsdro- Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit ge bekannt. GHB ist eine Flüssigkeit, die einem Getränk beigemengt und dann getrunken wird. Die Wirkung wird als begeisternd, enthemmend und entspannend beschrieben. Je nach Dosierung kann GHB bis zu einer tiefen Bewusstlosigkeit führen. Zusammen mit Alkohol ist GHB sogar lebensgefährlich: Der Alkohol verstärkt bereits in kleinen Mengen die atemlähmende Wirkung des GHB, ein Mix kann deshalb zum Tod führen. Anstelle von GHB wird gelegentlich auch GBL (Gamma-Butyrolacton) angeboten, eine legale Substanz, die im Körper in GHB umgewandelt wird. GHB und GBL sind also nicht zu unterschätzen, besonders weil sie dir auch in dein Getränk gemischt werden können, ohne dass du dies willst oder weisst – sei es, um dich zu bestehlen oder für Sex gefügig zu machen. Beachte deshalb Folgendes: stellt, kommt aber im so genannten Mutterkorn-Pilz vor. Psilocybin ist in bestimmten Pilzen enthalten (auch: Zauberpilze, magische Pilze) und Mescalin in einem Kaktus. Die Wirkung dieser Suchtmittel ist ziemlich unberechenbar. Kleinste Mengen können einen sehr intensiven und lang andauernden «Trip» auslösen. Praktisch kein Medikament kann einen Trip unterbrechen. Oft erleben Konsumentinnen auch «schlechte Trips». Dabei fühlen sie grosse Verwirrung, sehen und hören entsetzliche Dinge, haben starke Angstgefühle und fürchten oft, den Verstand zu verlieren. Gelegentlich kommt es zu einem Rauscherlebnis, ohne dass das Suchtmittel erneut eingenommen wird; man spricht von einem Flashback. Der Mix von Halluzinogenen mit anderen Suchtmitteln kann unvorhersehbare Folgen haben. • Behalte dein Getränk bei dir und lass es nicht unbeaufsichtigt stehen. • Trinke nichts, was nicht in deiner Gegenwart geöffnet und ausgeschenkt wurde. • Trinke keine offenen Getränke oder solche, die dir von Unbekannten oder nur flüchtig Bekannten angeboten werden. Giftpflanzen Es gibt in der Schweiz eine Reihe von Giftpflanzen und Pilzen, die halluzinogene Substanzen (z.B. Alkaloide wie Scopolamin) enthalten. Solche Pflanzen und Pilze wachsen zum Teil frei in der Natur, zum Teil aber auch als Zierpflanzen in unseren Gärten und Blumentöpfen. Immer wieder geschieht es, dass Jugendliche Teile solcher Pflanzen essen und dann mit schweren Vergiftungen ins Spital eingeliefert werden müssen. Lass dich also auf nichts ein – auch nicht zum Spass, weil vielleicht etwas angeblich auf der Zunge so lustig jucken soll. Iss keine Pflanzen, die du nicht mit Sicherheit kennst. Beim leisesten Zweifel solltest du jemanden fragen, der sich auskennt, oder dann doch lieber ein Stück Brot essen. LSD, Psilocybin, Mescalin Diese Suchtmittel gehören zu den Halluzinogenen und sind illegal. Sie rufen Halluzinationen (auch: Sinnestäuschungen) hervor, d.h. man sieht, hört, fühlt, riecht und schmeckt Dinge, die in der Wirklichkeit so nicht existieren. LSD wird heute künstlich herge- 109 Gesundheit In Sachen Abhängigkeit und Suchtmittel geht es immer auch darum, das Risiko abzuschätzen. Bei den Halluzinogenen ist das Risiko zu gross, als dass du damit experimentieren solltest. Heroin Heroin (auch: H, Sugar, Gift) wird aus dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns gemacht. Meist wird es in die Venen gespritzt (auch: fixen, knallen), es kann aber auch geschnupft oder inhaliert werden (auch: Folienrauchen). Die Wirkung (auch: Flash, Kick, Rush) ist zunächst ein überwältigendes Hochgefühl, das von einer dösigen, der Umwelt gegenüber gleichgültigen Stimmung abgelöst wird. Sie hält 5 bis 8 Stunden an. Die Gefahr einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit ist beim Heroin besonders hoch. Zudem bringt das Spritzen die zusätzlichen Risiken einer Infektion mit AIDS oder Hepatitis (auch: Gelbsucht) mit sich. Auch Abszesse, Blutvergiftungen und Embolien sind nicht selten. Der Entzug ist sehr schwierig und schmerzhaft – und die Rückfallgefahr ausserordentlich hoch. 110 Zurück zum Inhaltsverzeichnis diese Situation geraten sind. Fehlende Zuneigung, ein negatives Bild vom Leben und von sich selbst, Angst vor der Zukunft usw. können dazu führen, dass jemand in einer Gruppe Sicherheit und Zuwendung sucht, wo Heroin konsumiert wird. Und dann ist der Schritt zum ersten Konsum oft klein. Wenn du jemandem mit einer Überdosierung (bewusstlos, flache Atmung, sehr blasse und feuchte Haut) begegnest, musst du unbedingt sofort den Notarzt rufen und bei der Person bleiben. Das Risiko, das mit dem Konsum von Heroin in Kauf genommen wird, ist nicht annehmbar. Lass dich unter gar keinen Umständen darauf ein. Kokain Kokain (auch: Schnee, Koks, Puder, Coke, Goggi) wird aus den Blättern der Koka-Pflanze gewonnen und meistens geschnupft, kann aber auch gespritzt werden. Das Pulver wird von Zwischenhändlern oft mit anderen Stoffen gestreckt, weil sie mehr verdienen wollen. Was eine solche Mischung alles enthält, weiss niemand mehr. Die Wirkung ist stark aufputschend. Bereits kleine Mengen vermitteln das Gefühl, sehr stark, kreativ, dynamisch und leistungsfähig zu sein. Allerdings hält die Wirkung nur 15 bis 30 Minuten an. Crack und Freebase sind Abwandlungen von Kokain, sie wirken noch schneller und stärker, und die Gefahr der Abhängigkeit ist noch grösser. Kokainkonsum kann sehr schnell zu einem körperlichen und psychischen Verfall führen. Menschen, die Heroin konsumieren, sind weder schlecht noch gefährlich. Sie sind auch nicht allein daran schuld, dass sie in Das Risiko ist – wie beim Heroin – eindeutig zu hoch. Du solltest dich auf keine Experimente einlassen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesundheit Amphetamine Amphetamine (auch: Ecstasy, XTC, Speed, Ice) sind künstlich hergestellte, illegale Aufputschmittel. Sie werden oft in so genannten «Küchenlabors» von Laien hergestellt. Deshalb weiss oft niemand recht, was darin enthalten ist. Gewisse Kombinationen können sehr gefährlich sein. Sie wirken anregend, beschleunigen den Herzschlag, erhöhen die Leistungsfähigkeit, vermindern das Schlafbedürfnis und das Hunger- und Durstgefühl, gelegentlich lösen sie Nervosität und Aggressivität aus. Unter dem Einfluss solcher Suchtmittel tanzen Jugendliche manchmal ganze Nächte durch, der Körper überhitzt sich, bekommt zu wenig Flüssigkeit und Nahrung und gerät so in einen gefährlichen – manchmal lebensgefährlichen – Erschöpfungszustand. Bei manchen Jugendlichen zirkuliert das Missverständnis, dass an Tanz-Partys die Mehrheit Amphetamine konsumiert. In Wirklichkeit sind es nur sehr wenige (um die 5%), die solche Suchtmittel zu sich nehmen. Das Risiko ist auch da entschieden zu hoch. Sind Suchtmittel cool? Unter gewissen Jugendlichen sind Suchtmittel «in». Sie wollen den besonderen Kick, ausbrechen aus dem Alltag, den sie oft als langweilig und spiessig erleben. Der Weg dazu darf aber nicht mühsam sein, sie wollen den totalen Genuss, den Rausch, das Flash, den Thrill ohne Anstrengung – hier und jetzt sofort. Zudem verlassen sie gern den Bereich des Erlaubten. Das Verbotene, Il- 111 Gesundheit legale scheint ihnen interessant. Sie wollen gegenüber der Gesellschaft unangepasst sein, sind aber innerhalb der Gruppe von Gleichgesinnten häufig sehr angepasst. Grenzen anders erfahren Mit Suchtmitteln kannst du tatsächlich abheben…, aber sie bergen immer ein Risiko – und oft ist das Risiko grösser als du denkst. Das Leben bietet viele andere Möglichkeiten, die eigenen Grenzen zu erfahren und vielleicht zu sprengen. Auf Menschen zugehen, neue Bekanntschaften suchen, die Natur erleben, Feuer machen, draussen übernachten, klettern, snowboarden, sich bewegen, spielen, für Freunde kochen, schnitzen, ein Bild malen, Musik machen usw. [siehe auch: Freizeit] Es gibt unzählige Arten, das Leben spannend zu gestalten – und manchmal ist es halt auch langweilig. Es ist vielleicht doch angezeigt, sich möglichst früh auch an die Langeweile zu gewöhnen. «Wenn du frei sein willst, sei frei… es gibt Millionen Wege zu sein, du weisst, dass es sie gibt.» Cat Stevens 112 Suchtmittel lösen keine Probleme Im Umgang mit Suchtmitteln ist die grosse Frage: Warum nimmst du sie? Wenn du gelegentlich mal ein Glas Bier trinkst oder einen Joint rauchst, weil es dir gut tut und zur Stimmung passt, kannst du locker damit leben. Nachdenklich solltest du werden, wenn du Suchtmittel nimmst, weil du Zurück zum Inhaltsverzeichnis • traurig bist [siehe auch: Krisen] • Hemmungen hast [siehe auch: Aussehen, Krisen] • dich anders nicht entspannen kannst [siehe auch: Entspannung] • zu wenig Freunde hast [siehe auch: Freundschaft] • dich nach Liebe sehnst und sie nicht findest [siehe auch: Liebe, Sex, Freundschaft, Freizeit] • dich selber nicht magst [siehe auch: Aussehen] • Angst vor der Zukunft hast [siehe auch: Berufsbildung, Gesellschaft] • das Leben leer und öde findest und dich langweilst [siehe auch: Freizeit] • Streit mit den Eltern hast [siehe auch: Familie] • in der Schule Probleme hast [siehe auch: Schule] Solche und ähnliche Probleme kannst du mit Suchtmitteln höchstens verdecken, aber nicht lösen. Im Gegenteil: Wenn du Suchtmittel als Problemlöser nimmst, hast du bald neue Probleme am Hals – und die alten bleiben dir treu. Suche echte Lösungen, es gibt sie – und look up: möchte dir helfen, sie zu finden. Abhängigkeit ohne Suchtmittel Wie steht es mit Süchten, bei denen es um ein Verhalten geht? Gibt es eine Spielsucht, Sportsucht, Putzsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht usw.? Die Antwort heisst: Ja. Im Grunde kann fast jedes Verhalten zu einer Sucht werden. Wenn ein Mensch etwas Bestimmtes immer wieder tut, immer häufiger tut, nicht mehr damit aufhören kann und sich frustriert, traurig, leer oder auch unruhig Zurück zum Inhaltsverzeichnis und verzweifelt fühlt, wenn er es nicht mehr tun kann – dann kann man von einer Sucht sprechen. Die Merkmale sind fast die gleichen wie bei einer Suchtmittelabhängigkeit, und die betroffenen Menschen leiden meist in irgendeiner Weise. Übrigens: Das Wort «Sucht» heisst ursprünglich nichts anderes als Krankheit, was Ausdrücke wie Gelbsucht, Wassersucht, Schwindsucht, Bleichsucht usw. noch deutlich zeigen. Andere Ausdrücke wie Sehnsucht, Eifersucht, Selbstsucht, Mondsucht usw. weisen darauf hin, dass die betroffenen Menschen eher seelisch leiden. – Tatsächlich können die Folgen solcher Süchte ganz unterschiedlich sein. Wer z.B. eine Arbeitssucht hat, kann damit sogar Erfolg haben und Karriere machen. Im Grossen und Ganzen scheint es aber für unser Wohlbefinden nicht gut zu sein, nur einer einzigen Tätigkeit nachzugehen und sich mehr und mehr darin zu verbeissen. Wir werden schrullig, asozial, einsam – vielleicht sogar psychisch krank. Versuche deshalb, dein Leben mit einem bunten Gemisch von Tätigkeiten zu füllen – von vielem etwas, von nichts zu viel. Wenn du mehr wissen willst zu den Themen Abhängigkeit, Suchtmittel und Gesundheit, kannst du dich an bestimmte Fachstellen wenden. Sie organisieren auf Wunsch mit euch Aktionen, Veranstaltungen, Diskussionen usw. in der Klasse, im Schulhaus oder anderswo. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Abhängigkeit, Prävention und Gesundheitsförderung»] Gesundheit Selbstverletzendes Verhalten (SVV) Wenn Menschen sich absichtlich ritzen, schneiden, verbrennen oder sich auf andere Weise körperliche Verletzungen zufügen, spricht man von selbstverletzendem Verhalten, abgekürzt SVV. Die Hintergründe dieses Verhaltens sind vielschichtig. Meist stehen Betroffene wegen erlittener seelischer Verletzungen unter einem grossen Druck. Durch Selbstverletzungen finden sie ein Ventil, um einen Teil des Druckes loszuwerden und sich vorübergehend Erleichterung zu verschaffen. Längerfristig gesehen verschlimmern sich jedoch die Probleme. Wenn du dir selber Verletzungen zufügst, solltest du dich jemandem anvertrauen [siehe auch: Krisen] und unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, auch wenn dir dieser Schritt viel Mut und Kraft abverlangt! [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung» und «Psychische Probleme»] nnn Krisen Jeder Mensch erlebt Momente, wo ihm die Lust im und am Leben vergeht. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: das Gefühl, anders zu sein als die anderen, Misserfolg in der Schule, Streit mit einer Freundin, Spannungen zu Hause, die Trennung der Eltern, Angst vor der Zukunft, Liebeskummer, Veränderung des Wohnortes, Einsamkeit, Probleme mit dem Aussehen usw. Es kann sein, dass du eine sehr traurige Erfahrung machen musst und z.B. einen geliebten Menschen verlierst. Grosse Krisen sind schmerzhaft. Meist folgen sie in ihrer Auflösung einem bestimmten Muster: [siehe auch: Liebeskummer] nnn 113 Gesundheit • Im ersten Moment siehst du keinen Sinn mehr, spürst nur noch Leere und fühlst dich wie betäubt. Alles kommt dir irgendwie unwirklich vor. • Etwas später kannst du vielleicht weinen und alle deine Gefühle herauslassen. Das kann sehr viel Erleichterung bringen. Du solltest dich auf keinen Fall fürs Weinen schämen, auch nicht als Junge. Es braucht Stärke, sich schwach zeigen zu können. • Jetzt stellt sich womöglich Wut ein. Die ganze Welt kommt dir gemein vor, besonders aber die Leute, die deine Krise mit ausgelöst haben. Du möchtest jemandem an die Gurgel oder irgendetwas kaputt machen. • Erst mit der Zeit beginnst du, deine Situation zu akzeptieren und dich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. Langsam kehren Hoffnung und Lebensfreude zurück. Viele Krisen kannst du aus eigenen Kräften und mit Hilfe deiner vertrauten Menschen überwinden. Wichtig ist zweierlei: 114 1.Du solltest es nie unterlassen, mit Menschen, die du magst, Zurück zum Inhaltsverzeichnis über deine Situation, über deine Ängste, deine Trauer und deine Wut zu sprechen. Wenn du dich abkapselst und in deine eigene Welt zurückziehst, wird es immer schwieriger, mit dem Leben zurechtzukommen. Folgende Menschen in deinem Umfeld können dir vielleicht helfen: • die Eltern • eine Nachbarin • ein Lehrer • die Eltern einer Freundin • der Pate/die Patin (Götti/Gotti) • der Hausarzt • die Schulleiterin • eine Tante oder ein Onkel • der Schulsozialarbeiter • die Grosseltern • ein Freund deiner Eltern • der Lehrmeister • ein Freund • eine Mitschülerin • usw. 2.Versuche, auf irgendeine Art deine Einstellung und dein Verhalten der Lebenssituation anzupassen. Das ist manchmal schwierig, aber die einzige Möglichkeit. Die Welt wird sich nicht dir anpassen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Krisen als Chance Wenn du eine Krise überwunden hast, wirst du merken, dass du ein anderer Mensch geworden bist. Du bist um eine Erfahrung reicher, hast bisher unbekannte Gefühle erlebt und gelernt, gewisse Dinge anders zu betrachten. Vielleicht hast du sogar deine Lebenssituation verändern können, bist etwas losgeworden, was dich gestört hat, oder hast einen Schritt gewagt, der schon längst fällig gewesen wäre. Auch wenn Krisen wehtun: sie bringen Veränderung mit sich und damit die Chance, das Leben besser kennen zu lernen und reifer zu werden. «Keiner ist weise, der das Dunkel nicht kennt.» Hermann Hesse Hilfe suchen Wenn die Schwierigkeiten deine Kräfte übersteigen oder wenn eine Krise über längere Zeit andauert und du nicht mehr weisst, wie du dich daraus befreien kannst, dann zögere nicht, Hilfe zu suchen. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Psychische Probleme», «Schule, Schwierigkeiten», «Lehre, Schwierigkeiten», «Sexualität»] Zudem gibt es private Psychologen und Psychiater. Sprich vielleicht mit deiner Hausärztin. Sie kann dir jemanden empfehlen und dich weiterleiten. Viele Menschen haben von Psychiatern, Psychologinnen und Psychotherapeuten kein besonders gutes Bild. Sie sagen sich etwa: «Was soll ich bei einem Seelendoktor? Ich bin doch nicht übergeschnappt.» Dass die Psychotherapie immer mit schwer Geisteskranken zu tun hat, ist ein Vorurteil. Oft Gesundheit kommen ganz gewöhnliche menschliche Probleme wie Angst, Nervosität, Traurigkeit, Unsicherheit, Einsamkeit, Hemmungen usw. zur Sprache. Und wichtig: Es gibt Lösungen! Hilfe ist also möglich und es ist keine Schande, sie in Anspruch zu nehmen. Du bist kein Schwächling, wenn du deine Probleme anpackst und dir helfen lässt. Im Gegenteil: du beweist Mut und Reife. [siehe auch: Polizei und Strafverfahren, Opferhilfe] Selbstmord Wenn du an Selbstmord denkst, solltest du Folgendes beachten: • Dein Leben ist wertvoll, auch wenn du das im Moment nicht wahrhaben kannst. Es gibt dich nur einmal auf der Welt. • Vor dir liegen bestimmt glückliche Tage. Du magst es nicht glauben, aber du wirst wieder Freude empfinden können, lieben und geliebt werden und schöne Erlebnisse haben. • Du bist stark. Du hast es bis hierher geschafft und schaffst es auch durchzuhalten. • So schmerzlich deine Erfahrungen auch sind, du wirst an ihnen wachsen und kannst vielleicht später anderen Menschen, die Ähnliches durchmachen, helfen. • Erzähl einem Menschen von deiner Verzweiflung. Lass andere wissen, wie es dir wirklich geht. Gib nicht auf. Es gibt Menschen, die dir helfen wollen und sich um dich kümmern möchten. Aber sie ahnen vielleicht nicht, was in dir vorgeht. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»] 115 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Teil 2: du und deine Fähigkeiten Das Verliebtsein und die Liebe 118 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Schule Wahrscheinlich hast auch du schon gedacht: «Wie schön könnte doch die Welt sein ohne Schule – ewige Ferien, jeden Tag ausschlafen und machen, was mir gefällt…». Verlockend – aber eben nur ein Traum. Die Schule ist obligatorisch. Du musst hingehen – ob du willst oder nicht. Wenn dich die Erwachsenen aber schon dazu zwingen, zur Schule zu gehen, sollten sie wenigstens dafür sorgen, dass es sich für dich auch lohnt. Alle kleinen Kinder sind von Natur aus neugierig und sind geradezu versessen darauf, möglichst viel zu lernen. Wenn sie in der Schule ihr Interesse verlieren, plötzlich nichts mehr lernen wollen und alles langweilig finden, so liegt der Fehler nicht bei ihnen, sondern meist bei den Erwachsenen. «Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse.» Voltaire Was kannst du tun, damit die Schulzeit für dich nicht zu einem bösen Traum wird? Was kannst du selber dazu beitragen, dass du viele Fähigkeiten und Erkenntnisse gewinnst, die dir im Leben weiterhelfen, und dass du dabei Spass hast? Schule Regeln Wie in allen Lebensbereichen, wo viele Menschen zusammen sind, gibt es in der Schule Regeln und Bräuche. Einige sind im Gesetz festgehalten, andere in der Schulordnung, der Hausordnung, der Zimmerordnung usw. Wieder andere sind nirgends aufgeschrieben, gelten aber trotzdem, weil sie sich eingebürgert haben. An gewisse Regeln musst du dich halten. Du musst z.B. zur Schule gehen, rechtzeitig im Unterricht erscheinen, deine Hausaufgaben machen, die benötigten Schulsachen in den Unterricht mitnehmen, darfst nicht unentschuldigt wegbleiben, bei Prüfungen mogeln, den Lehrer oder andere Schüler beleidigen, Gewalt ausüben mit Worten oder Taten. Wenn du dich nicht an diese Regeln hältst, kann dies Folgen für dich haben. Zum Beispiel in Form von Strafen. Entweder bekommst du zusätzliche Arbeiten, musst Nachsitzen oder bei der Schulleiterin vorsprechen. Sie hat die Möglichkeit, dich entweder länger nachsitzen zu lassen oder sogar eine gewisse Zeit vom Unterricht auszuschliessen. In sehr schwierigen Fällen wird mit der Schulkommission und weiteren Behörden darüber diskutiert, ob weitere Massnahmen notwendig sind wie z.B. ein Wechsel der Schule oder ein vorübergehender Schulausschluss. Wenn du mit gewissen Regeln nicht einverstanden bist, kannst du nach einer Begründung fragen. Es kann ja sein, dass die Regeln nicht mehr auf dem neusten Stand sind. Regeln werden von 119 Schule Menschen gemacht, sie können also auch durch Menschen verändert werden. [siehe auch: Gesetze] Vielleicht könnt ihr in der Klasse oder der ganzen Schule über gewisse Regeln diskutieren und sie eurer Situation anpassen. Frage deine Lehrerin und lasse dich nicht zu schnell abfertigen. [siehe auch: Rechte des Kindes] Wähle einen guten Zeitpunkt dafür aus. Es ist denkbar ungünstig, wenn du genau in dem Moment über Regeln sprechen möchtest, wo du bei einem Regelbruch erwischt wirst. Dann wird sich der Lehrer verständlicherweise nicht darauf einlassen. Sprich den Lehrer in einem ruhigen Moment darauf an. Zum Beispiel nachdem du sonst etwas mit ihm besprochen hast. Oder du kannst ein Gespräch gezielt auf das Thema hinführen. 120 n n n Mitgestalten des Unterrichts Überlege dir, was es braucht, damit du gerne lernst. Kommst du auch auf etwa folgende Voraussetzungen? • Du solltest Lust dazu haben, dich mit dem Stoff zu beschäftigen. Wenn du viele andere Sorgen hast oder einfach nur sehr müde bist, kann es sein, dass dir diese Lust fehlt. • Du musst den Stoff spannend finden – und spannend findest du meist alles, was mit dir, deinem Leben, deinen Interessen, Ideen und Träumen zu tun hat. Falls dich etwas nicht besonders spannend dünkt, solltest du wenigstens einsehen können, warum du es trotzdem lernen musst. • Du solltest selber etwas machen können. Natürlich kannst du nicht in jedem Fach etwas zerlegen und mit der Lupe untersuchen. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten: selber etwas Zurück zum Inhaltsverzeichnis über den Stoff sagen, mit den anderen Schülern darüber diskutieren, eine Zeichnung anfertigen, einen Text verfassen, eine Umfrage machen usw. • Du solltest von deinen Mitschülern nicht ständig abgelenkt werden durch lärmendes Verhalten und Unfug. Mache dich mit «den Vernünftigen» in der Klasse dafür stark und unterstütze den Lehrer dabei, den Unterricht möglichst ungestört durchführen zu können. Spannende Gestaltung des Unterrichts Lehrerinnen haben gelernt, dass ihre Unterrichtsstunden lebendig sein und dass sich die Schüler aktiv am Unterricht beteiligen sollen. Aktiv ist man, wenn man in der Stunde selber etwas tun oder sagen kann. Man ist aber nicht aktiv, wenn man immer nur zuhört, dasitzt und sich langweilt. Der Unterricht ist spannend für euch, zum Beispiel, wenn • ihr innerhalb eines bestimmten Faches oder Themas manchmal selber bestimmen könnt, womit ihr euch beschäftigen wollt. • die Lehrer euch gelegentlich selber entscheiden lassen, ob ihr allein, zu zweit oder in Gruppen arbeiten wollt. • die Lehrerinnen euch Fragen stellen und sich dafür interessieren, wer ihr seid und was ihr denkt. • ihr eine Aufgabe und ein paar Hinweise bekommt, was ihr tun könnt und das nötige Material zur Verfügung steht. Dann müsst ihr selber zurechtkommen, euch Information beschaffen, Fragen stellen, Einfälle haben usw. Das kann sehr schwierig sein, aber ihr lernt viel dabei. Natürlich bleibt die Verantwortung für Zurück zum Inhaltsverzeichnis Schule den Unterricht trotzdem beim Lehrer. Er muss sich überlegen, was ihr tun könnt und wo er euch helfen und etwas erklären muss. Leider gibt es auch Schulstunden, die für dich langweilig sind. Die Lehrerin bestimmt, was besprochen, gelesen oder geschrieben wird. Auch der so genannte Frontalunterricht, bei dem die Lehrerin vorne steht und euch etwas erklärt, ist nicht immer spannend. Auch das gehört zum Lernen dazu. [siehe auch: Lernen macht nicht immer Spass] in der Schule ist es ein wenig anders: Da geht es leider nicht von selbst, weil du viel Theoretisches in deinen Kopf zwängen musst und es auch behalten solltest. In der freien Natur würde unser Hirn nie so viel Theorie brauchen. Ob es dir aber gefällt oder nicht: Deine berufliche Zukunft hängt auch davon ab, ob du es schaffst, gewisse Dinge in deinen Kopf zu bringen und sie nicht gleich wieder zu vergessen. Aber: Mit ein wenig List kannst du dir das Lernen sehr viel leichter machen – so leicht, dass es dir sogar Spass machen könnte. Vergiss jedoch nicht: für einen guten Unterricht ist nicht nur die Lehrerin alleine verantwortlich. Wenn du oder deine Klasse sich nicht auf ein Thema einlässt und mitmacht, dann kann jede Lektion zur Tortur werden. Sowohl für die Klasse als auch für die Lehrerin. Wenn ihr in der Klasse trotzdem den Eindruck habt, dass ihr nicht euren Bedürfnissen entsprechend unterrichtet werdet, sucht ein gutes Gespräch mit dem betreffenden Lehrer. Wenn der Lehrer nicht bereit ist, mit euch zu sprechen und sich nicht auf euer Anliegen einlässt, dann solltet ihr Kontakt mit der Schulleitung aufnehmen. Ihr habt ein Recht auf guten Unterricht. • Richte dir einen Arbeitsplatz ein. Du brauchst gutes Licht, genügend freie Fläche, einen angenehmen Stuhl, die richtigen Werkzeuge (Lineal, Zirkel, Taschenrechner, Papierkorb usw.) und vor allem – Ruhe. Versuche, den Platz so einzurichten, dass er richtig gemütlich ist und du dich wohl fühlst. Gewöhne dich daran, dass du immer an diesem Ort lernst – und nur lernst. Suche für Freizeitbeschäftigungen einen anderen Ort auf. Wenn du zu Hause keinen geeigneten Ort findest oder zu wenig Ruhe hast, kannst du vielleicht in der Schule oder in der Bibliothek arbeiten. Frage deine Lehrerin. • Finde heraus, was für ein Lerntyp du bist: • Lerntyp Lesen: Manche Menschen lernen am besten durch das Lesen. Sie können alles leicht behalten, was sie gelesen haben, und erinnern sich häufig genau an die Seite im Buch. Wenn du zu diesem Typ gehörst: Schreibe viel auf, achte auf saubere Darstellung, benütze Leuchtmarker. • Lerntyp Hören: Andere lernen besser durch das Hören. Sie n n n Lerntechnik Lernen ist ein natürlicher Anpassungsvorgang. Du lernst ständig, ohne dass du es merkst. Du beobachtest, wie sich andere verhalten, probierst dein eigenes Verhalten aus und behältst bei, was dir erfolgreich scheint. Das geht ganz von selbst. Mit dem Lernen 121 Schule 122 erinnern sich z.B. an die Stimme der Lehrerin. Wenn du zu diesem Typ gehörst: Mache Tonbandaufnahmen, sprich selber laut vor, lass dich abfragen, frage andere ab. • Lerntyp Sehen: Gewisse Leute prägen sich am leichtesten Dinge ein, wenn sie sich eine bildliche Vorstellung machen. Wenn du zu diesem Typ gehörst: Mache Skizzen, hänge Darstellungen in deinem Zimmer auf, stell dir etwas Konkretes vor. • Teile den Lernstoff in kleine Portionen ein und mache einen Plan, wann du welche Portion lernen willst. Am besten entwirfst du einen Wochenüberblick. Du kannst die Lernportionen z.B. auf kleine Zettelchen schreiben und an eine Pinnwand stecken. Wenn du etwas erledigt hast, wirfst du das Zettelchen weg. So hast du eine klare Übersicht und siehst deine Erfolge. Geeignete Aufgaben-Büchlein bekommst du in einer Papeterie oder in der Schule. • Du solltest zu Hause nicht mehr als etwa 30 Minuten für das gleiche Fach arbeiten. Lieber kürzere und regelmässige Lernzeiten. Nächtelange Büffel-Einsätze bringen nicht viel. [siehe auch: Prüfungsvorbereitung] • Repetiere das Gelernte mehrmals. • Mache Pausen und denke daran: allzu viel ist ungesund – auch beim Lernen. • Belohne dich mit etwas, das dir besonders Freude macht, wenn du deine Portionen gelernt hast. Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Lernen macht nicht immer Spass Wer eine Fremdsprache können will, muss Wörtlein büffeln; wer schreiben muss, kommt nicht darum herum, gewisse Rechtschreiberegeln zu lernen; wer das Handbuch zu einem Computerprogramm verstehen will, muss auch komplizierte Texte lesen können. Solche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt die Schule – sie sich anzueignen, ist oft mühsam. Aber: sie sind für dein Leben nach der Schule wichtig. Dass du Sprachen beherrschst, einigermassen fehlerfrei schreiben kannst usw. entscheidet oft darüber, ob du z.B. die gewünschte Lehrstelle bekommst oder im Beruf erfolgreich bist. Bedenke auch: Wenn du dich für die Schule einsetzt und machst, was verlangt wird – auch wenn es manchmal mühsam ist – bist du dort erfolgreich und wirst Anerkennung finden. Bestimmt wirst du dann lieber in den Unterricht gehen, als wenn du ständig ein bisschen ein schlechtes Gewissen haben musst und dir überfordert vorkommst. n n n Wenn dir die Schule Mühe macht Leider lernen nicht alle Jugendlichen mit der gleichen Leichtigkeit. Du hast bestimmt auch schon erfahren, dass anderen etwas grosse Mühe macht, was dir selber leicht fällt, z.B. den Salto zu machen. So ist es auch in der Schule: Manche lernen fast ohne Mühe, andere müssen viel mehr knorzen. Eigentlich ist das ungerecht… Was tust du, wenn du in der Schule in gewissen Fächern zu den weniger Lernbegabten gehörst? Wie kannst du Frust und Interesselosigkeit vermeiden? Zurück zum Inhaltsverzeichnis Schule Manche Schülerinnen weichen dem Problem aus: Sie erklären die Schule für einen totalen Mist und suchen Erfolg und Anerkennung nur anderswo: im Sport, auf Partys, mit Mutproben, auffälligem Benehmen usw. Überlege dir, ob dies wirklich ein Ausweg ist, der dich weiterbringt. Vielleicht versuchst du es anders: • Du bist ganz bestimmt nicht überall schlecht in der Schule. Zeige in den Fächern, die dir liegen, was du kannst. Das gibt dir Erfolgserlebnisse – und wer Erfolg hat, hängt nicht ab. • Steck dir in den Fächern, die für dich schwierig sind, kleine Ziele; du musst ja nicht gleich ein Star im Französisch werden, wenn du im letzten Zeugnis eine 3 gehabt hast. Aber lerne die Wörtlein, die für die nächste Woche aufgegeben sind; wenn die Aufgabe dann überprüft wird, kannst du dich über einen kleinen Erfolg freuen. • Sag deinem Lehrer, wo du Schwierigkeiten hast. Er merkt dann, dass du nicht gleich aufgeben willst, und wenn er ein guter Lehrer ist, wird er dich beraten und dir Tipps geben, was du tun kannst. • Versuche zu akzeptieren, dass du in gewissen Bereichen vielleicht etwas länger üben musst als andere. Denke an den Salto: der eine kann ihn einfach und der andere muss ihn hundertmal probieren. Viele gute Sportlerinnen, aber auch viele gescheite Erwachsene sind nur mit grossem Einsatz und viel Beharrlichkeit so weit gekommen. • Und vor allem: Sieh nicht nur deine Mängel, sondern auch deine Stärken – und die liegen vielleicht wirklich ausserhalb 123 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Schule der Schule. Wenn du dich über deine Erfolge freust, wenn du trotz des gelegentlichen Schulversagens ein gutes Selbstwertgefühl hast, dann solltest du auch das anpacken können, was dir noch nicht so leicht fällt. Kein Sportler gewinnt eine Medaille, wenn er nicht besonders daran arbeitet, was er noch nicht perfekt kann – so mühsam das für ihn sein mag. • Hast du deine Lehrerin gefragt, ob sie dir den Stoff noch einmal erklären könnte? Sie ist dafür verantwortlich, den Stoff so zu vermitteln, dass du ihn verstehen kannst. • Frage einen Mitschüler, ob er bereit ist, mit dir den Stoff noch einmal durchzugehen. Vielleicht kann er ihn so erklären, dass der Groschen fällt. Prüfungsvorbereitung Sich auf eine Prüfung vorzubereiten erfordert ein wenig Disziplin. Du machst am besten eine Art Trainingsplan – ähnlich wie ein Sportler, der sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Dabei kannst du so vorgehen: • Du solltest möglichst genau wissen, was alles geprüft wird. Wenn du nicht sicher bist, frage deine Mitschülerinnen oder deinen Lehrer. • Dann musst du dir klar werden, wie viel Zeit du für die Vorbereitung zur Verfügung hast. • Jetzt kannst du den ganzen Prüfungsstoff in Portionen einteilen, so dass du jeden Tag einen nicht zu grossen Teil des Stoffes bewältigen musst. Wenn du genügend Zeit hast, kannst du auch Tage einplanen, an denen du nichts für die Prüfung lernst. Eine gute Planerin erkennst du daran, dass sie mitten in der Prüfungsvorbereitung locker und ohne schlechtes Gewissen ins Kino gehen kann. • Plane auch genügend Zeit für eine Repetition des Gelernten ein. nnn Zum Nachdenken: Welche Menschen bewunderst du besonders? Zähle zwei oder drei auf. Was denkst du: Wie haben sie wohl das erreicht, was du an ihnen bewunderst? Damit du nicht nur Vermutungen anstellen musst, kannst du ja versuchen, möglichst viel über ihr Leben herauszufinden. Vielleicht kannst du der Klasse kurz darüber berichten. Haben solche Menschen wohl ein Erfolgsrezept, das du für dich auch anwenden könntest? 124 n n n Nachhilfe Wenn du in einem Fach grosse Mühe hast, kannst du dir eine Nachhilfe organisieren. An den meisten Schulen gibt es Pinnwände, wo ältere Schülerinnen Nachhilfe anbieten. Zudem gibt es in vielen Orten professionelle Nachhilfe-Lehrer oder -Schulen. Erkundige dich und schaue im Telefonverzeichnis nach. Aber: Bevor du oder deine Eltern viel Geld ausgeben, solltest du deine eigenen Möglichkeiten ausschöpfen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Das solltest du vermeiden… • Eine riesige «Büffelei» am Abend vor der Prüfung oder ein mörderischer Stress in der letzten Woche • Konflikte in der Familie oder mit Freunden • Schlafmangel • Mahlzeiten, die du verschlingst, ohne von deinen Büchern aufzublicken Das wäre anzustreben… • Beginne von Anfang an mit regelmässigem Lernen. Lasse es nicht zu grossen Lücken kommen in den einzelnen Fächern. Diese sind nur mühsam zu stopfen und können dich sehr belasten. • Wenn du Konflikte hast – sei es mit deinen Eltern, deinen Freundinnen oder sonst jemandem – versuche, diese für einen Moment beiseite zu legen. Das tönt leichter, als es ist. Mach deinen Leuten klar, dass du einen Waffenstillstand brauchst. • Wenn du sehr nervös bist, solltest du nach Möglichkeiten suchen, dich zu entspannen. [siehe auch: Entspannung] • Am Abend vor der Prüfung solltest du nichts mehr machen. Gönne dir ein besonderes Vergnügen. Austausch für Schülerinnen Das Prinzip ist einfach: du suchst einen Ferienplatz bei einer Familie in der Westschweiz oder im Tessin. Im Gegenzug bietest du deinem Austauschpartner einen Ferienplatz bei dir an. Ob du nnn Schule andere Leute kennen lernen, eine andere Region entdecken oder endlich einmal deine Fremdsprachenkenntnisse im Alltag anwenden willst – so ein Austausch lohnt sich allemal. Information findest du unter www.echanges.ch. Austausch für Klassen Zwei oder mehrere Klassen aus einer beliebigen Schule, d.h. Lehrer/innen und Schüler/innen, arbeiten während einer längeren Zeit mit einer Partnerschule in der Schweiz oder im Ausland zusammen. Vielleicht kommt es sogar zu gegenseitigen Besuchen. Informiere dich unter www.echanges.ch und sprich mit deinem Lehrer. Für weitere Angebote wie Lehrlingsaustausch und Sprachaustausch frage deine Lehrerin. [siehe auch: Lehrlingsaustausch] [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sprachaustausch»] nnn Konflikte mit einem Lehrer Fühlst du dich von einer Lehrerin ungerecht behandelt? Fühlst du dich immer wieder blossgestellt oder beleidigt? Unternimm etwas dagegen, und zwar kannst du so vorgehen: • Suche immer zuerst das Gespräch mit dem betreffenden Lehrer. Gehe aber nicht gleich auf Angriff. Erkläre ruhig, was du erlebst und wie du dich dabei fühlst. Bestimmt ist es möglich, eine verträgliche Lösung zu finden. • Wenn sich die Situation trotz deinen Bemühungen nicht ändert, kannst du ein Gespräch mit der Schulleiterin verlangen und nnn 125 Schule deine Lage schildern. Vielleicht gibt es in deinem Schulhaus auch eine Lehrerin, die für solche Fälle Kontaktperson ist, oder einen Schulsozialarbeiter. Halte deine Eltern auf dem Laufenden. Vielleicht kommt es zu einem Gespräch mit allen Beteiligten, d.h. mit dir, deinen Eltern, dem Lehrer und der Schulleiterin oder der Kontaktperson. • Falls der Konflikt trotz mehreren Gesprächen bestehen bleibt, kann weitere Hilfe in Anspruch genommen werden. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Schule, Schwierigkeiten»] Schulsozialarbeit Probleme solltest du nicht vor dir her schieben. Es nützt auch nichts, ihnen auszuweichen. Du solltest möglichst schnell «den Stier bei den Hörnern packen» und mutig nach einer Lösung suchen. Wenn du zu lange wartest, kann es sein, dass die Pronnn 126 Zurück zum Inhaltsverzeichnis bleme immer grösser werden und es immer schwieriger wird, sie in den Griff zu bekommen. [siehe auch: Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] In verschiedenen Schulhäusern gibt es Schulsozialarbeiter. Sie sind dazu da, dir zu helfen, wenn du Fragen oder Probleme hast. Auch deine Eltern, andere interessierte Menschen und Lehrerinnen können sich an sie wenden. Die Schulsozialarbeiter sind meist im Schulhaus zu gewissen Zeiten in einem Büro anwesend. Du kannst einfach mal vorbei gehen. Die Schulsozialarbeiterin wird ein offenes Ohr für dich haben und mit dir zusammen überlegen, wie du dein Problem lösen könntest und wer dich dabei weiter unterstützen könnte. Sie steht unter Schweigepflicht, d.h. sie darf nichts von dem, was du ihr anvertraust, weitersagen. – Falls an deiner Schule dieses Angebot besteht oder eingeführt wird, wirst du in der Klasse informiert. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Berufswahl Berufswahl Zögere nicht, einmal hinzugehen. Wenn du willst, kannst du ja eine Freundin mitnehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Berufswahl»] Das BIZ bietet dir Folgendes: Die Berufswahl ist eine wichtige Entscheidung in deinem Leben. Du allein bist dafür verantwortlich, niemand anderes kann und soll sie für dich treffen. Viele Jugendliche neigen dazu, die Berufswahl aufzuschieben und zu denken: «Ich habe ja noch Zeit, irgendwann weiss ich dann, was ich werden will.» Aber: Der Berufsentscheid fällt dir nicht in den Schoss. Du musst dich aktiv darum bemühen, Informationen sammeln, Leute nach ihren Erfahrungen fragen, selber Erfahrungen machen, deine Stärken und Schwächen kennen lernen usw. Dafür solltest du dir genügend Zeit nehmen – und auch die Hilfe, die es gibt, in Anspruch nehmen. Die Berufswahl ist in der Oberstufe (8. Klasse) ein Teil des Lehrplans. Du wirst also in der Klasse die Möglichkeit haben, dich mit der Berufswahl auseinander zu setzen und verschiedene Berufe kennen zu lernen. Nütze diese Gelegenheit, entwickle Ideen, lasse dich vielleicht auch auf etwas ganz Ungewöhnliches ein. Vielleicht entdeckst du an dir Fähigkeiten oder Interessen, an die du nie gedacht hättest. Das Berufsinformationszentrum (BIZ) Das BIZ ist der geeignete Ort, wenn es um deine Berufswahl geht. nnn Berufs- und Studienberatung Die Berufsberatung besteht darin, dass du mit einer Berufsberaterin über deine Situation sprichst. Du kannst einen Termin abmachen, indem du direkt ins BIZ gehst oder anrufst. Manchmal genügt ein einziges Gespräch, vielleicht gehst du aber auch mehrmals hin. Der Berufsberater hilft dir… …über deine Berufswünsche nachzudenken. …dir klar zu werden, wo deine Interessen liegen. …deine Stärken und Schwächen sachlich zu beurteilen. …verschiedene Möglichkeiten miteinander zu vergleichen. …den Mut zu einer Entscheidung zu finden. Die Studienberatung hilft dir bei folgenden Fragen: Willst du studieren? Kennst du alle möglichen Studienrichtungen? Oder willst du gar nicht an eine Universität? Weisst du Bescheid über die Möglichkeiten, die dir sonst noch offen stehen? Die akademische 127 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Berufswahl Berufsberatung hilft dir, deine Situation zu ergründen, mögliche Wege miteinander zu vergleichen und mit dir zusammen auszuloten, welche Ausbildung zu dir passen würde. Berufsinformation Das BIZ ist eine Art Bibliothek. Du findest alle möglichen Bücher, Broschüren und Unterlagen, die es zu den verschiedenen Berufen gibt. Zudem stehen dir Computer mit Internetzugang zur Verfügung. Du kannst dich frei bewegen und ungestört suchen und lesen, was du willst. Zu den einzelnen Berufen gibt es Mappen mit den nötigen Informationen. Diese und weitere Unterlagen kannst du auch ausleihen. Das BIZ informiert dich über • Berufsgruppen und einzelne Berufe • Ausbildungsgänge, Weiterbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten • Zwischenlösungen • Öffentliche und private Schulen • Offene Lehr- und Schnupperlehrstellen • Stipendien, d.h. finanzielle Unterstützung [siehe: Stipendien] 128 n n n Zwischenlösungen Es gibt gute Gründe dafür, zwischen deiner Schulzeit und der Berufsausbildung etwas anderes zu machen, z.B.: • Du bist dir noch zu wenig im Klaren, was du werden möchtest. • Du hast noch keine passende Lehrstelle gefunden. • Du möchtest deine Schulbildung verbessern. • Du kannst deine Berufsausbildung erst mit einem bestimmten Alter beginnen. • Du hast eine Aufnahmeprüfung nicht bestanden. • Du willst ein wenig Distanz zu deinen Eltern. • Du hast genug von der Schule und möchtest einmal etwas mit deinen Händen machen. • Du möchtest eine Sprache lernen • usw. Du hast verschiedene Möglichkeiten, eine Zwischenzeit sinnvoll auszufüllen. Du kannst eine weitere Schule – z.B. das 10. Schuljahr oder eine Sprachschule – besuchen, eine praktische Tätigkeit ausüben oder beides miteinander kombinieren. Überlege dir gut, was du mit einer Zwischenlösung erreichen willst, und lasse die finanzielle Planung zusammen mit deinen Eltern nicht ausser Acht. Im BIZ findest du zu allen möglichen Zwischenlösungen Unterlagen. Schnupperlehre Wenn du dich für einen bestimmten Beruf interessierst, solltest du eine Schnupperlehre machen. Sie dauert 3 bis 5 Tage. Während dieser Zeit arbeitest du in einem Betrieb deiner Berufssparte mit und kannst überprüfen, ob die Vorstellungen, die du von deinem Wunschberuf hast, mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Denke daran, dass jeder Beruf angenehme, aber auch weniger angenehme Seiten hat. Einen Beruf, der nur Spass nnn Zurück zum Inhaltsverzeichnis macht, gibt es nicht. Vielleicht machst du die Schnupperlehre in einem Betrieb, der auch offene Lehrstellen hat. Dann kannst du feststellen, ob du dir eine Lehre in diesem Betrieb vorstellen könntest. Umgekehrt hat aber auch deine Schnupperchefin die Gelegenheit, dich zu «beschnuppern» und sich zu überlegen, ob sie dich später als Lehrling anstellen möchte oder nicht. Es ist also wichtig, dass du einen möglichst guten Eindruck machst. Denke dabei an Folgendes: • Erscheine pünktlich am Arbeitsplatz. • Achte darauf, dass du gepflegt und sauber angezogen bist. • Gib dich so, wie du bist. Du musst nicht den «Coolen» raushängen, aber auch nicht übertrieben freundlich sein und tausend Fragen stellen. • Zeige dich an der Arbeit interessiert und versuche das, was du machen musst, möglichst sauber auszuführen. • Vergiss nicht, für eine absolvierte Schnupperlehre eine Bestätigung zu verlangen, auch wenn sie nur wenige Tage gedauert hat. Solche Dokumente werden dir beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen nützlich sein. [siehe auch: Bewerbung] Eine Lehrstelle finden Suche möglichst früh nach einer Lehrstelle. Je nach deinem Berufswunsch ist das Angebot an Lehrstellen klein oder gross. Das BIZ kann dir weiterhelfen. • Frage im BIZ nach dem Lehrstellennachweis (auch: LENA) für deinen Wunschberuf. Das ist eine Liste mit allen Betrieben, die für einen bestimmten Beruf Lehrstellen anbieten. Die Liste gibt Berufswahl dir auch Auskunft darüber, wo noch Lehrstellen offen sind. • Erkundige dich in deinem Bekanntenkreis. Oft kennt ein Verwandter oder Nachbar jemanden, der in einem Betrieb deines Wunschberufs arbeitet. «Vitamin B» (d.h. gute Beziehungen) kann dir die Sache erleichtern. • Lies die Stelleninserate in den Zeitungen. Viele Berufsverbände haben zudem eigene Fachzeitschriften, wo auch Lehrstellen ausgeschrieben sind. • Freilich kann dir auch das Internet bei deiner Suche sehr nützlich sein. • Frage vielleicht direkt in den Betrieben deiner Umgebung an. Am besten gehst du persönlich vorbei, nachdem du dort telefonisch einen kurzen Termin vereinbart hast. nnn 129 Lehre Lehre «Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen.» Henry Ford I. Die Bewerbung Hast du von einer offenen Lehrstelle erfahren [siehe auch: Berufswahl] und bist daran interessiert, dann schickst du deine Bewerbungsunterlagen an die angegebene Adresse. Das Dossier mit deinen Unterlagen solltest du möglichst sorgfältig zusammenstellen, denn es ist das erste und vorerst einzige, was dein allfälliger künftiger Lehrmeister von dir zu sehen bekommt. Die Art und Weise, wie solche Dossiers gestaltet werden, ändert sich im Lauf der Zeit. Folgendes gehört aber immer dazu: • Persönliches Bewerbungsschreiben (handschriftlich oder gedruckt, mit Unterschrift). In diesem Schreiben wendest du dich an die Kontaktperson, die im Inserat erwähnt ist, an den Ausbildungschef, die Chefin des Betriebs oder an den ganzen Betrieb. Du erklärst kurz, wofür du dich bewirbst, was deine Motivation nnn 130 Zurück zum Inhaltsverzeichnis dazu ist, wie deine aktuelle Situation aussieht und inwiefern du dich für diese bestimmte Ausbildung eignest. • Lebenslauf (gedruckt). Da führst du alles auf, was du in deinem Leben bisher an Ausbildungen gemacht hast, zuerst die obligatorischen, dann aber auch freiwillige wie Schnupperlehren [siehe auch: Schnupperlehre], Sprachkurse, Computerkurse [siehe auch: Freizeit] usw. Links schreibst du das Jahr und die Dauer der Ausbildung, rechts die genaue Bezeichnung und den Ort. Erwähne die Sprachen, die du sprichst, und informiere darüber, ob du sie auch schreiben kannst. Vergiss nicht, deine besonderen Fähigkeiten zu erwähnen. Nicht zu vergessen: An den Anfang des Lebenslaufs gehören die Angaben zu deiner Person und – falls du dein Dossier möglichst ansprechend gestalten willst – ein gutes Passbild von dir. • Unterlagen (Kopien, keine Originale). Alle Ausbildungen, die du im Lebenslauf erwähnst, solltest du belegen. Lege Kopien deiner Zeugnisse, Bestätigungen und Berichte bei, und zwar in der gleichen Reihenfolge, in der sie im Lebenslauf stehen. Lebenslauf und Unterlagen bleiben für jede Bewerbung gleich. Und weil meistens nicht gleich die erste Bewerbung erfolgreich ist, machst du am besten genügend Kopien, damit du nicht jedes Mal von neuem alles mühselig zusammentragen musst. Empfehlenswert ist eine Mappe oder eine Schublade, wo du alle deine Bewerbungsunterlagen aufbewahrst. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Vorlagen, Beispiele und weitere nützliche Informationen findest du unter www.berufsberatung.ch. Auch der Charakter zählt Ob du dich für eine Lehrstelle oder sonst für eine Arbeit bewirbst – wichtig sind nicht nur Zeugnisse, Zertifikate und Diplome, sondern auch persönliche Charaktereigenschaften wie zum Beispiel: • die Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten • Ehrlichkeit • Respekt den Arbeitskollegen und den Vorgesetzten gegenüber • Kreativität und eigene Initiative • Ausdauer • Verantwortungsgefühl • Organisationsgeschick • usw. Das Vorstellungsgespräch Wenn ein Betrieb an deiner Bewerbung interessiert ist, wirst du zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Da wollen dich die Leute, die allenfalls mit dir zu tun haben werden, kennen lernen und sich ein Bild von deinem Auftreten, deiner Persönlichkeit und deinen Fähigkeiten machen. Möglicherweise bist du aufgeregt vor einem solchen Gespräch. Bedenke aber: Die Leute, die das Gespräch führen werden, haben keinen psychologischen Röntnnn Lehre genblick. Sie reagieren auf dich nicht anders als die meisten Leute, denen du sonst begegnest. • Überlege dir vorher, welche Fragen dir gestellt werden könnten und was du darauf antworten würdest. («Warum wollen Sie gerade diesen Beruf ergreifen?», «Was sind Ihre Stärken?», «Worin bestehen Ihre Schwächen?» usw.) Du kannst das Frage-Antwort-Spiel z.B. mit einer Freundin üben. • Überlege dir auch, welche Fragen du stellen möchtest. («Wie sieht mein Arbeitsplatz aus?», «Für welche Aufgaben werde ich eingesetzt?», «Wann kann ich mit Ihrer Antwort für die Lehrstelle rechnen?» usw.) • Erscheine pünktlich und achte auf ein gepflegtes Äusseres. • Versuche nicht, ein grosses Theater aufzuführen. Gib dich möglichst so, wie du bist. n n n Der Lehrvertrag Der Lehrvertrag bildet die notwendige Grundlage für jedes Lehrverhältnis (Obligationenrecht (OR), Art. 344 – 346 a). Der Lehrvertrag ist in schriftlicher Form abzufassen und bedarf der Genehmigung der kantonalen Behörde. Im Lehrvertrag verpflichtet sich die Lehrfirma, den Lehrling für einen bestimmten Beruf fachgemäss auszubilden. Der Lehrling verpflichtet sich, die Arbeit im Dienste der Lehrfirma zu leisten. Der Lehrvertrag beinhaltet folgende Punkte: 131 Lehre • Art und Dauer der beruflichen Ausbildung • Lohn • Probezeit • Arbeitszeit • Ferien • Sozial- und Zusatzleistungen (vor allem: AHV, IV, ALV, BVG [siehe auch: Versicherungen] und Weiterbildung) Viele Teile des Lehrvertrags sind durch zwingende Bestimmungen des öffentlichen und privaten Rechts bereits geregelt (z.B. OR) und können nicht frei vereinbart werden. In vielen Betrieben gelten betriebliche Reglemente (z.B. Personalreglement). Im Lehrvertrag sollte auch die Bezahlung der obligatorischen Lehrmittel geregelt sein. • Die Arbeitszeiten. Gewisse Bestimmungen sind gesetzlich geregelt, z.B. im Zusammenhang mit Pausen, Feiertagen, Arbeiten in der Nacht, am Wochenende usw. Erkundige dich auf dem BIZ. • Der Lohn. Der Lohn wird meist monatlich in Form von Geld bezahlt. Er kann aber auch zum Teil in Form von Nahrung oder Unterkunft entrichtet werden. Für Fahrten und Verpflegung während der Arbeitszeit erhältst du eine Entschädigung. Möglicherweise bekommst du für besondere Leistungen einen zusätzlichen Lohn (auch: Gratifikation). 132 Während der Probezeit (in der Regel drei Monate) [siehe auch: Arbeit] können du oder deine Lehrmeisterin das Lehrverhältnis je- Zurück zum Inhaltsverzeichnis derzeit auflösen. Nachher braucht es gewichtige Gründe, um den Lehrvertrag aufzulösen, z.B. • keine Eignung für den gewählten Beruf, falsche Berufswahl • Arbeitsverweigerung, Mangel an Disziplin • Fehlverhalten des Lehrmeisters, unzumutbare Zustände am Arbeitsplatz • Einverständnis des Lehrlings, seines gesetzlichen Vertreters und der Lehrmeisterin • Konkurs des Betriebes. In diesem Fall kannst du darauf bestehen, dass möglichst schnell eine andere Lehrstelle für dich gefunden wird. Im Lehrbetrieb wirst du mit allen praktischen Bereichen deines Berufs vertraut gemacht. Für das theoretische Wissen und für Fächer der Allgemeinbildung (Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften) ist die Berufsfachschule zuständig. Du besuchst sie ein- bis zweimal pro Woche. Der Unterricht ist obligatorisch. n n n Das Lehrzeugnis Am Ende deiner Lehre hast du das Recht auf ein Lehrzeugnis. Darin ist festgehalten, was du genau gelernt hast und von wann bis wann deine Lehre gedauert hat. In der Regel steht auch einiges über die Qualität deiner Arbeit, deine besonderen Fähigkeiten und Leistungen und über deine Charaktereigenschaften drin. Wenn nichts dergleichen im Zeugnis steht, kannst du verlangen, dass es entsprechend ergänzt wird. Steht etwas im Lehrzeugnis, was deiner Meinung nach nicht stimmt und dir Nachteile eintra- Zurück zum Inhaltsverzeichnis gen könnte, gehst du so vor: Du nimmst Kontakt auf mit der Person, die das Zeugnis geschrieben hat, und fragst nach, wie die einzelnen Ausdrücke oder Sätze gemeint sind. Vielleicht stellt sich heraus, dass du etwas missverstanden hast. Wenn nicht, hast du zwei Möglichkeiten: • Du verlangst eine Berichtigung. Wenn dein Verlangen nicht erfüllt wird und dir die Sache wichtig genug erscheint, kannst du dich an das Arbeitsgericht deines Bezirks wenden. • Du verlangst eine Arbeitsbestätigung. Da steht ausser den Daten und der genauen Bezeichnung der Lehre nichts weiter. n n n Berufsmatur Die Berufsmatur (BM) kannst du als Lehrling als zusätzlichen Bildungsabschluss während (BM1) oder nach der Lehre (BM2: 1 Jahr als Vollzeitschuljahr, 2 Jahre berufsbegleitend) absolvieren. Sie verbindet berufliche Grundbildung mit erweiterter Allgemeinbildung. Dein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis ist dann integraler Bestandteil des Berufsmaturitätsabschlusses. Mit diesem Abschluss erwirbst du die so genannte Studierfähigkeit und hast Zugang zu Fachhochschulen deiner BM-Ausrichtung. Wenn du später an einer universitären Hochschule studieren möchtest, müsstest du nach Abschluss der Berufsmaturität zusätzlich den einjährigen Passerellen-Lehrgang absolvieren. Je nach Kanton werden bis zu fünf BM-Ausrichtungen angeboten: • Technik, Architektur und Life Sciences • Gestaltung und Kunst • Gesundheit und Soziales Lehre • Wirtschaft und Dienstleistungen • Natur, Landschaft und Lebensmittel Weil die Berufsmaturität zur Grundbildung gehört, wird kein Schulgeld erhoben, Kosten entstehen dir aber durch Lehrmittel, externe Zertifikatsprüfungen und eventuell durch Sprachaufenthalte. Der eigentliche Aufwand liegt vielmehr darin, dass du mehr Zeit und Energie in die schulische Arbeit investieren musst, denn die BM ist natürlich um einiges vielseitiger und anspruchsvoller als die normale Berufsschule. Die Grundlagenfächer sind in allen BM-Ausrichtungen dieselben: Deutsch, Französisch, Englisch und Mathematik. Die Schwerpunktfächer ergeben sich aus den einzelnen Ausrichtungen, also z.B. Chemie, Physik und Mathematik innerhalb der BM-Ausrichtung Technik, Architektur und Life Sciences oder Sozial- und Naturwissenschaften in der BM-Ausrichtung Gesundheit und Soziales. Auf www.berufsberatung.ch findest du weitere Informationen. [siehe auch Adressverzeichnis: Stichwort «Berufswahl»] n n n Schwierigkeiten in der Lehre Hast du Schwierigkeiten im Lehrbetrieb oder in der Schule, dann versuche etwas dagegen zu unternehmen, bevor sie dir über den Kopf wachsen. • Falls die Schwierigkeiten mit Mitarbeiterinnen im Betrieb, mit Vorgesetzten, Mitschülerinnen oder Lehrern zu tun haben, dann suche zuerst das Gespräch mit den Betroffenen. Vielleicht findet ihr eine annehmbare Lösung. [siehe auch: Familie: Konfliktlösung, Schule: Konflikte mit einem Lehrer] 133 Lehre • Ergibt sich trotz deinen Bemühungen keine Lösung, so nimm mit der dafür vorgesehenen Stelle Kontakt auf. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Lehre, Schwierigkeiten»] Eine geeignete Person wird dir helfen, die Situation zu klären und zu verbessern. • Wenn die Schwierigkeiten nicht mit anderen zu tun haben, sondern mit dir selber, kann es sein, dass du Hilfe brauchst. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Psychische Probleme»] 134 n n n Stipendien Deine Eltern sind verpflichtet, für deine Erstausbildung aufzukommen. [siehe auch: Familie] Wenn aber das Geld knapp wird, ist das kein Grund, auf eine Ausbildung nach deiner obligatorischen Schulzeit zu verzichten – sei es eine weiterführende Schule, ein Studium, eine Lehre oder eine Zweitausbildung. Du hast als Schweizer oder als Ausländerin (C-Ausweis) das Recht auf Stipendien, d.h. auf finanzielle Unterstützung. Die Höhe der Stipendien richtet sich nach der finanziellen Situation deiner Eltern. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Du kannst dich auf dem BIZ informieren oder dich direkt an die dafür vorgesehene Stelle wenden. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Berufswahl», «Stipendien»] n n n Lehrlingsaustausch Wäre es nicht spannend, für eine gewisse Zeit zu leben, als wärst du eine andere? Diese Möglichkeit besteht: Du kannst einen Lehrlingsaustausch machen, d.h. du lebst und arbeitest für 2 bis 6 Wochen an einem anderen Ort, z.B. in einer anderen Sprachregion in der Schweiz oder im Ausland. Du wohnst bei der Familie eines anderen Lehrlings, der ebenfalls einen Austausch machen will. Es besteht also das Gegenrecht: Du bekommst in einer fremden Familie Unterkunft und Essen, und deine Familie bietet dies einem fremden Lehrling. So kostet der Austausch nichts – ausser dem Geld für die Reise. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Sprachaustausch»] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Arbeit Arbeit «Die Arbeit, die tüchtige und intensive Arbeit, die einen ganz in Anspruch nimmt mit Hirn und Nerven, ist doch der grösste Genuss im Leben.» Rosa Luxemburg Mit welchem Alter darfst du arbeiten? Freilich darfst du deiner Grossmutter, der Nachbarin oder sonst jemandem etwas helfen und dafür ein Taschengeld annehmen – egal wie alt du bist. Wenn du hingegen in einem Betrieb mitarbeiten willst, gelten folgende Bestimmungen: nnn Wenn wir Menschen ständig arbeiten müssten, würden wir verrückt – aber ebenso, wenn wir das ganze Leben lang absolut nichts zu tun hätten. Das grosse Geheimnis liegt darin, eine gute Mischung von Arbeit und Nichtstun zu finden. Zum Nachdenken: Viele Menschen sagen: «Ich lebe nicht für die Arbeit, sondern ich arbeite für das Leben.» Was denkst du über diese beiden Möglichkeiten? Einen rechten Teil deines Lebens bringst du damit zu, einer Arbeit nachzugehen. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie du dieser Zeit möglichst viel abgewinnen könntest. Eine Rolle spielt dabei sicher die Berufswahl: [siehe: Berufswahl] Hast du dich für eine Arbeit entschieden, die dir liegt und die auch ihre schönen Seiten hat? Fast wichtiger noch ist aber die Einstellung, die du zu deiner Arbeit hast. Nach deinem 13. Geburtstag Du darfst laut Gesetz leichte Arbeiten bis zu 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche arbeiten, allerdings nur während der Hälfte deiner Ferien. Dies gilt auch bei einem Berufswahlpraktikum (Schnupperlehre), welches nicht länger als 2 Wochen dauern darf. Während der Schulzeit darfst du maximal 3 Stunden pro Tag und 9 Stunden pro Woche arbeiten. Das Arbeitsverhältnis sollte durch einen Arbeitsvertrag geregelt sein. Gewisse Arbeiten bleiben allerdings bis 18 verboten, z.B. Service in Bars und Discotheken usw., andere bis 19, z.B. Arbeit während der Nacht und an Sonntagen und sehr gefährliche Arbeiten. Nach deinem 16. Geburtstag Jetzt darfst du auch Arbeiten in einem Restaurant übernehmen, was vorher verboten ist. 135 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Arbeit Weitere Informationen findest du auch in der Broschüre «Jugendarbeitsschutz» des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO im Internet. Denke daran: Alle Verträge (auch Arbeitsverträge), die du vor deinem 18. Geburtstag abschliesst, sind nur mit der Unterschrift deiner Eltern gültig. [siehe auch: Gesetze, die dich betreffen] n n n Die Bewerbung [siehe: Lehre] Der Arbeitsvertrag [siehe: Lehre] nnn Hüte dich vor Arbeiten ohne klar festgelegten Lohn und ohne geregelte Arbeitszeiten – wie z.B. Hausieren, Verkauf auf Provision, Telefonmarketing ohne Grundlohn, Gelegenheitsarbeiten usw. Es kann sein, dass du viel Zeit aufwendest und dafür schlecht oder gar nicht bezahlt wirst. 136 Und noch was: Im Internet und in Zeitschriften gibt es immer wieder Stellenangebote, die dir das grosse Geld versprechen. So wie «Verdienen Sie bis zu 10‘000 Fr. im Monat». Diese Inserate sind unseriös und es ist sehr unwahrscheinlich, dass du dort wirklich etwas verdienst. Im Gegenteil, oft besteht sogar das Risiko, dass du dich dabei verschuldest. Zum Beispiel wenn du zuerst Geld dafür bezahlen musst. Hüte dich möglichst davor, dich dort zu melden, auch wenn es verlockend klingt. Seriöse Stellen findest du nur im offiziellen Stellenmarkt. Das Arbeitsrecht Im Arbeitsgesetz und im OR [siehe auch: Unsere wichtigsten Gesetze] ist alles rund um die Arbeit festgelegt. Hier sind nur einige wichtige Bestimmungen, die dich interessieren könnten, aufgeführt. In Zweifelsfällen kannst du dich bei der dafür vorgesehenen Stelle informieren. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»] [siehe auch: Information zu Arbeit und Recht unter www.seco.ch] nnn Die Probezeit Wenn du eine Stelle antrittst, gilt – wenn nicht anders vereinbart – der erste Monat als Probezeit. Während dieses Monats hast einerseits du die Gelegenheit zu prüfen, ob du mit der Arbeit, den Mitarbeiterinnen, den Vorgesetzten usw. zurechtkommst. Andererseits hat deine Arbeitgeberin die Möglichkeit, dich einzuschätzen und zu sehen, ob du den Anforderungen gewachsen bist. Sowohl du als auch dein Arbeitgeber können den Arbeitsvertrag mit 7 Tagen Kündigungsfrist auflösen. Es kann vereinbart werden, dass die Probezeit länger dauern soll (maximal 3 Monate). Wenn du während der Probezeit aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht arbeiten kannst, wird sie um die entsprechende Zeit verlängert. Fernbleiben Wenn du länger als 3 Tage krank bist, musst du in der Regel ein Arztzeugnis vorweisen. Solltest du während deinen Ferien krank sein, so gelten die Krankheitstage nicht als Ferientage. Du musst allerdings ein Arztzeugnis als Beweis vorlegen. Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kannst, schuldet dir dein Zurück zum Inhaltsverzeichnis Arbeit 137 Arbeit Arbeitgeber – sofern du mehr als drei Monate in seinem Betrieb gearbeitet hast – für eine bestimmte Zeit Lohn. Die Dauer dieser Zeit hängt von deinen Dienstjahren ab. Im ersten Jahr hast du – wenn nicht anders geregelt – drei Wochen Anrecht auf Lohn. Häufig hat der Arbeitgeber eine Kollektiv-Taggeldversicherung, die länger zahlt. Ferien Bis zu deinem 20. Geburtstag hast du das Recht auf mindestens 5 Wochen Ferien pro Jahr, nachher auf 4 Wochen. Denke daran, dass bei Temporärarbeit, Hilfsarbeit oder Arbeitseinsätzen auf Abruf die Ferien ausbezahlt werden, d.h. du bekommst anstelle von Ferien mehr Lohn. Bis zu deinem 30. Geburtstag kannst du zusätzlich eine Woche unbezahlten Jugendurlaub bekommen, aber nur wenn du etwas Kulturelles, Soziales oder Sportliches mit und für Jugendliche organisierst oder leitest, also z.B. ein Sommerlager der Jungwacht oder Pfadfinder. Informiere dich unter www.sajv.ch (Stichwort «Jugendurlaub» anklicken). 138 Kündigung Während der Probezeit kann der Arbeitsvertrag mit einer Frist von 7 Tagen gekündigt werden. Nach der Probezeit richtet sich die Kündigungsfrist in der Regel nach deinen Dienstjahren. Im ersten Dienstjahr beträgt sie einen Monat, vom zweiten bis zum neunten Dienstjahr zwei Monate, nachher drei. Unter gewissen Umständen kannst du eine fristlose Kündigung bekommen, und zwar Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Wenn es zu einem Vertrauensbruch zwischen dir und deinem Arbeitgeber gekommen ist. • Wenn du durch grobe Fahrlässigkeit (z.B. Trunkenheit am Arbeitsplatz) dich oder andere gefährdest oder schädigst. • Wenn du eine Straftat am Arbeitsplatz begehst (z.B. Diebstahl). • Wenn du einen schweren beruflichen Fehler machst. Auf keinen Fall darf dir aus folgenden Gründen gekündigt werden: • wegen deiner Hautfarbe, deiner Nationalität, deines Geschlechts, deiner sexuellen Neigung usw. • weil du deine Meinung frei äusserst, es sei denn, du verletzt dadurch die Loyalitätspflicht gegenüber deiner Arbeitgeberin oder ihre Ehre • weil du dich in einer Gewerkschaft oder in der Politik engagierst Diskriminierungsverbot Mitarbeiterinnen dürfen aufgrund persönlicher Merkmale wie Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit, Sprache, Gesundheitszustand usw. weder direkt noch indirekt benachteiligt (diskriminiert) werden. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz Am Arbeitsplatz ist jede Benachteiligung aufgrund des Geschlechts gesetzlich verboten. Frauen dürfen nicht anders behandelt werden als Männer und umgekehrt und haben das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Sexuelle Belästigung kann sich Zurück zum Inhaltsverzeichnis auf verschiedene Art zeigen: • obszöne Zurufe oder Bemerkungen • zudringliche Berührungen (insbesondere am Po oder an den Brüsten) • aufdringliche Annäherungen in Form von Einladungen oder Versprechen • Zeigen von pornografischem Material Reagiere sofort, wenn du sexuell belästigt wirst. Du kannst dabei so vorgehen: • Rede mit der Person, die dich belästigt. Erkläre ihr, dass ihr Verhalten verboten ist, und fordere sie auf, sofort damit aufzuhören. • Rede mit Leuten, zu denen du Vertrauen hast, und bitte sie um ihre Unterstützung. • Schreibe auf, was wann genau vorgekommen ist und wer allenfalls deine Aussage bezeugen könnte. • Wenn sich die Situation nicht verändert, kannst du dich an deinen Vorgesetzten wenden. Er ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Persönlichkeit seiner Mitarbeiterinnen respektiert und geschützt wird. • Du kannst eine Klage beim Gericht einreichen. Das Arbeitszeugnis Verlange immer ein Arbeitszeugnis (mit Angaben über die Qualität deiner Arbeit) oder eine Arbeitsbestätigung (ohne zusätzliche Angaben), wenn du mit der Arbeit in einem bestimmten nnn Arbeit Betrieb aufhörst, auch wenn dein Einsatz nur kurz war. Dieses Dokument dient dir dazu, bei einer künftigen Bewerbung deine bisherigen beruflichen Einsätze und Erfahrungen zu belegen. [siehe: Lehre, das Lehrzeugnis] Achte darauf, dass folgende Angaben enthalten sind: • Familienname, Vorname, allfällige Titel, Geburtsdatum, Bürgerort, Anstellungsdauer, Arbeitsort, zuletzt bekleidete Funktion • Pflichtenheft, allfällige Beförderungen während der Anstellung • Darstellung der internen bzw. externen Aus- und Weiterbildung, Fachwissen • Qualifikation der Arbeitsleistung, Einstellung zur Firma • Beurteilung des Verhaltens • Gesamtqualifikation, Austrittsgrund • Schlusssatz Arbeitslosigkeit Alle Arbeitnehmer sind gegen Arbeitslosigkeit versichert. Melde dich, ohne zu zögern, auf dem dafür zuständigen Amt, [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»] und zwar in folgenden Fällen: nnn • Du findest trotz deinen Bemühungen nach deiner Schulzeit keine Lehrstelle und keine Arbeit. • Du findest nach deiner Lehre oder deinem Studium keine Arbeit. • Du hast die Schule, die Lehre oder das Studium abgebrochen und findest keine Arbeit. 139 Arbeit • Du hast die Kündigung erhalten oder eingereicht, und es ist dir nicht gelungen, selber eine neue Arbeit zu finden. Du hast nach einer bestimmten Wartefrist das Anrecht auf Taggelder. Über die Dauer der Wartefristen, die Höhe der Taggelder und die Anstrengungen, die du zur Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess unternehmen musst, informiert dich das zuständige Amt. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Arbeit»] [siehe auch: Versicherungen, Arbeitslosenversicherung] 140 n n n Gewerkschaften Gewerkschaften sind Interessengruppen, zu denen sich Arbeitnehmerinnen einer bestimmten Berufsgattung zusammenschliessen. Sie setzen sich für die Rechte der Mitglieder ein und versuchen die Bedingungen am Arbeitsplatz zu verbessern. Ihre Ziele sind z.B.: gerechte Löhne, zumutbare Arbeitsplätze, Verkürzung der Arbeitszeit, Kündigungsschutz, Weiterbildung, Datenschutz usw. Zu ihren Angeboten gehört auch Folgendes: • Rechtsauskünfte. Bist du unsicher, welche Rechte du als Arbeitnehmer in einer bestimmten Situation hast, kannst du dich an das Sekretariat der Gewerkschaft deiner Berufsgattung wenden. • Kultur- und Kursangebote. Die Gewerkschaften setzen sich auch für das allgemeine Wohl der Arbeiterinnen ein und organisieren kulturelle Veranstaltungen und Kurse. • Einige Gewerkschaften führen Jugendgruppen. Diese bieten eine grosse Auswahl verschiedener Aktivitäten an. Informiere dich. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Gewerkschaften»] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Geld Wir alle brauchen Geld zum Leben. Lerne mit Geld umzugehen und mach dich schlau! Viele schnelle Angebote verlocken dazu, mehr Geld auszugeben als du hast. Kreditkarten, Leasing und Abzahlungsverträge sind praktisch und verlockend, aber teurer. Behalte den Überblick über dein Geld! Der Weg aus den Schulden ist anstrengend, lerne lieber von Anfang an, mit Geld umzugehen. «Weise deinem Geld den Weg, anstatt dich zu wundern, wohin es gegangen ist.» Budgetberatung Schweiz Taschengeld und Jugendlohn Wer weiss, was das Leben kostet, lernt mit Geld umzugehen. Mit Taschengeld machen Kinder erste Erfahrungen mit Geld: Sie lernen, was Dinge, die sie sich wünschen, kosten und lernen sich zu entscheiden. Taschengeld ist heute ein Primarschulthema. Wie viel Taschengeld sollen Primarschüler, wie viel Mittelschüler bekommen? Richtlinien sind unter www.budgetberatung.ch abrufbar. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Geld»] nnn Geld Während das Taschengeld vor allem für deine persönlichen Bedürfnisse in der Freizeit gedacht ist, geben immer mehr Eltern ihren Jugendlichen einen so genannten Jugendlohn. Jugendliche erhalten Geld für Kleider, Coiffeur, Bus, Velo, auswärts essen, Handy, Freizeit und lernen nicht nur über die Freizeit sondern über alle ihre Bedürfnisse zu entscheiden. Bekommst du einen Jugendlohn, bist du auch selber für deine Auslagen verantwortlich und musst mit dem Geld haushalten. Du solltest dir mit dem Jugendlohn in etwa das leisten können, was du bisher bekommen hast. Du oder deine Eltern können z.B. drei Monate lang aufschreiben, wofür für dich Geld ausgegeben wird. Oder du überlegst dir, was du das ganze Jahr für Kleider brauchst, wie häufig du zum Coiffeur gehst, Bus fährst, auswärts isst und schreibst es auf. Bist du interessiert an Jugendlohn, besprich es mit deinen Eltern und zeig ihnen die Website www.jugendlohn.ch. Vieles könnt ihr zusammen diskutieren. Die Eltern bestimmen aber, ob sie Jugendlohn einführen wollen, für welche Lebensbereiche sie dir die Kompetenz geben und wie viel Geld dir dafür zur Verfügung steht. Wann bist du bereit für den Jugendlohn? Jugendlohn kann bereits ab 12 Jahren eingeführt werden, sinnvollerweise dann, wenn du selbständiger werden willst oder die Eltern deine Selbständigkeit fördern wollen. Wenn du z.B. deine Hausaufgaben 141 Geld selbst erledigst und mit dem bisher erhaltenen Taschengeld gut klargekommen bist. Wie selbständig bist du? Das Gute am Jugendlohn: Du lernst selbst Prioritäten zu setzen und mit Geld umzugehen. Wenn du sparsam bei den Kleidern bist, hast du mehr Geld für dein Handy. Du gehst sorgfältig mit dem Velo um und sparst damit Reparaturkosten. Du kaufst weniger Markenprodukte, dafür reicht es vielleicht öfter ins Kino. Du fährst mit dem Velo statt mit dem Bus. Fährst du Bus ohne Billett, zahlst du selbstverständlich auch die Busse… Es gibt Eltern, die nicht möchten, dass ihre Kinder über eigenes Geld – auch kein Taschengeld – verfügen. Nicht in allen Familien und nicht in allen Kulturen ist es üblich, dass Kinder eigenes Geld besitzen. Es gibt Familien, welche nur ein geringes Einkommen haben und mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Und es gibt Eltern, die verschulden sich lieber, als den Kindern zu sagen, dass vieles, das sie sich wünschen, einfach nicht drin liegt. 142 n n n Nebenjobs und Ferienjobs Mit Neben- und Ferienjobs kannst du dein Taschengeld/deinen Jugendlohn aufbessern. Rasen mähen, Kinder hüten, Hunde spazieren führen usw. sind gute Erfahrungen und vermitteln dir einen realistischen Bezug zu Geld. Geld will verdient sein. Ferien- und Nebenjobs sind in der Regel nicht in der Zeitung oder im Internet ausgeschrieben. Vorsicht: Wenn im Internet Angebote mit hohen Verdienstmöglichkeiten ausgeschrieben sind, dann ist das unseriös. Sei vorsichtig. [siehe auch: Der Arbeitsvertrag] Vielleicht Zurück zum Inhaltsverzeichnis kennst du aber jemanden in deinem Umfeld, der etwas anzubieten hat. Frage den Hauswart in der Schule oder nimm Kontakt mit Firmen auf und frage nach. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Geld», siehe auch: Mit welchem Alter darfst du arbeiten?] n n n Was weisst du über Geld und Lebenskosten? Wenn in der Familie auch über Geld gesprochen wird, bist du besser vorbereitet auf das, was später auf dich zukommt. Spricht man in deiner Familie über Geld? Über Krankenkasse, Steuern, Versicherungen, Autokosten, Miete, Budget, Sparen, Ferienkosten usw.? Hier das Beispiel eines Familienbudgets: Zurück zum Inhaltsverzeichnis Geld Beispiel Familienbudget , Nettoeinkommen 5‘510, 2 Kinder (Zahlen: Budgetberatung CH, 2015) Wohnen 1400.– Haushalt: Nebenkosten, Essen 1170.– Krankenkasse 960.– Steuern (abhängig vom Wohnsitz) 290.– Telefon, Internet, TV, Billag, ÖV-Kosten, Energie, Abonnemente 360.– In dieser Familie hat niemand ein neues iPhone, das liegt im Budget nicht drin. Kinderbetreuung, auswärtige Verpflegung, Weiterbildung, Haustiere, Ferien 400.– Diese Familie hat kein Auto. Ein solches kostet im Durchschnitt 700.- bis 1‘000.- pro Monat. Rückstellungen: Gesundheitskosten, Freizeit, Geschenke, Schule, Lager, Reserve 390.– Äusserst knapper Budgetposten, für die Reserve wird monatlich jeweils nicht viel übrig bleiben. Persönliche Auslagen 2 Erwachsene und 2 Kinder (pro Kind 70.-) 540.– In dieser Familie beträgt der Jugendlohn max. 70 Fr. (Persönliche Auslagen: 2 x 200 Fr. für die Erwachsenen, 2 x 70 Fr. für die Kinder). Das ist sehr wenig – aber es reicht nicht für mehr. Total 5510.– Wohnen sollte höchstens einen Viertel des Einkommens ausmachen. Nicht immer findet man eine preisgünstige Wohnung. Viele Familien haben Anspruch auf Prämienverbilligung der Krankenkasse. Weisst du, ob deine Familie genug oder wenig Geld hat? Wenn deine Eltern wenig Geld haben, ist es schwierig für sie, wenn du sie ständig mit teuren Wünschen in Bedrängnis bringst. Noch wichtiger als eigenes Geld ist, dass in eurer Familie über Geld gesprochen wird. 143 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Geld Lehrlingslohn – wie viel, wofür? Geld, das du durch eigene Arbeit erwirbst, gehört dir. Aber wenn du zu Hause lebst, haben die Eltern das Recht, von dir einen angemessenen Beitrag an die Haushaltskosten zu verlangen. Dein Lehrlingslohn ist also nicht nur für deinen Ausgang bestimmt. Er ist dazu da, dass du einen angemessenen Teil an den Haushaltsund Lebenskosten selber trägst. Dazu ist es nötig, dass du mit deinen Eltern folgende Fragen besprichst und dass ihr zu einer nnn Lehrlingslohn Bsp. 550 Fr. DAS ZAHLE ICH Kleider, Schuhe Handy Coiffeur, Hygiene Ausgang, Sport Etui, Stifte etc. Fahrkosten Auswärts essen oder Kost & Logis 100.– 70.– (+ Eltern?) Eltern Selbstbehalt KK (zurückstellen) Eltern Total Eltern/Betrieb 170.– 130.– 90.– * 20.– Eltern 0.– 550.– DAS ZAHLEN NOCH DIE ELTERN 80.– 30.– 40.– 180.– 10.– 100.– Krankenkasse Steuern DAS ZAHLE ICH Eltern/Betrieb Zahnarzt, Optiker 144 Bsp. 850 Fr. DAS ZAHLEN NOCH DIE ELTERN 70.– 30.– 30.– 140.– 10.– 100.– Lager, Schulmaterial Sparen Lösung kommt, die alle Beteiligten mittragen. Wie viel Geld steht dir für Kleider, Coiffeur, Handy, Taschengeld, Sport, Ausgang, Hobbys zur Verfügung? Was kommen in der Lehre für neue Auslagen dazu wie Fahrkosten, auswärts essen? Zahlst du schon die Krankenkasse oder zahlen diese noch deine Eltern? Ab welchem Einkommen gibst du daheim Geld ab für Kost und Logis? Die Budgetberatung kann helfen, gemeinsam eine gute Lösung zu finden. *ab 18 Jahren massiv erhöhte Prämien Eltern 0.– 850.– (Budgetbeispiele in Anlehnung an www.budgetberatung.ch, 2015) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Du kannst auf deinen Namen ein Bank- oder Postkonto eröffnen. Erkundige dich, die Bedingungen sind unterschiedlich. Die Eröffnung eines Lohnkontos und eines Sparkontos helfen dir, den Überblick zu behalten. Aufs Lohnkonto lässt du dir deinen Lohn auszahlen. Über dieses Konto begleichst du deine monatlichen Fixkosten (z.B. Miete, Krankenkasse, auswärtige Verpflegung usw.). Aufs Sparkonto kannst du die monatlichen Rückstellungen sowie ausserordentliche Einnahmen einzahlen. Damit begleichst du später Unvorhergesehenes. n n n Plastikgeld Kredit- und Kundenkarten verleiten dich dazu, mehr Geld auszugeben als du hast. Du verlierst schnell den Überblick über dein Geld. Jugendkonten können in der Regel nicht überzogen werden. Wenn du kein Geld auf deinem Konto hast, kannst du auch nicht mit der Karte zahlen. Das ist zwar ärgerlich, schützt dich aber. Benütze also nur Karten, die den Betrag sofort belasten, so weisst du, ob du für die Anschaffung noch Geld hast. Besorge dir eine Prepaid-Kreditkarte für deine Käufe im Internet. Sie funktioniert ähnlich wie das Prepaid-Handy. Du kannst sie nur so lange belasten, wie du auch Geld auf der Karte hast. Überlege dir gut, welche und wie viele Karten du wirklich brauchst und behalte deine Ausgaben im Blick. Kredite und Leasing Sofort etwas kaufen und besitzen, später zahlen – viele Angebonnn Geld te verlocken dich zum Geldausgeben, oft bevor du es dir leisten kannst. Leasing ist eine Art Miete, d.h. der Anbieter überlässt dir z.B. ein Motorrad oder eine Waschmaschine zur Nutzung. Du bist aber nicht die Eigentümerin des Gegenstandes, für den du die Raten zahlst. Komplizierte Vertragsbestimmungen machen zudem einen vorzeitigen Ausstieg aus einem Leasingvertrag schwierig. Nach Ablauf eines Leasings gehört der Gegenstand aber noch nicht dir – häufig bestehen noch vertragliche Bedingungen zum späteren Erwerb des Gegenstandes. Leasings sind teuer und die Vertragsbestimmungen sind oft nur schwer zu verstehen. Lass besser die Finger davon und kaufe, was du dir effektiv leisten kannst. Auch Abzahlungsverträge kommen dich meistens teurer, als wenn du den Gegenstand direkt kaufst. Ein Beispiel: Ein TV kostet 1‘999 Fr. Du kannst ihn während 4 Jahren auf Raten für «nur» 52 Fr. pro Monat kaufen. 52 Fr. x 48 Monate = 2‘496 Fr. Somit bezahlst du schlussendlich 497 Fr. mehr, als wenn du den TV sofort bezahlt hättest, ziemlich viel Geld, oder? Kredite kannst du ab 18 Jahren aufnehmen. Doch Achtung: Kredite sind sehr teuer, weil die Zinsen für Kredite hoch sind! Kredite werden aufgrund des Existenzminimums berechnet, doch im Alltag brauchst du häufig mehr Geld. Stimmen die Berechnungen nicht mit den wirklichen Ausgaben überein, kommt dein Budget schnell aus dem Gleichgewicht, was eben bedeutet, dass mehr «raus geht» als «rein kommt». [siehe unten: Schulden] 145 Geld Ein Beispiel: Kredit 10‘000 Fr., Laufzeit: 5 Jahre, Zins: 13.9% Totalkosten inkl. gesetzliche Abgaben: 14‘788 Fr. Der Kredit kostet dich somit zusätzliche 4‘788 Fr. Überlege es dir gut und unterschreibe nichts, ohne dass du vorher mit einer anderen Vertrauensperson darüber gesprochen hast. Auch Budget- und Schuldenberatungen beraten dich. Sparen Kaufe Dinge, wenn du sie dir leisten kannst. So hast du deine Ausgaben unter Kontrolle. Du musst zwar warten, aber es ist billiger und du bist an keine Verträge gebunden, die du nicht mehr loswirst. 100 Fr. pro Monat sparen: 1 Jahr 1‘200 Fr. / 4 Jahre 4‘800 Fr. 200 Fr. pro Monat sparen: 1 Jahr 2‘400 Fr. / 4 Jahre 9‘600 Fr. nnn Schulden Schulden sind offene finanzielle Verpflichtungen. Das ist an sich noch nichts Schlimmes. Die meisten Hausbesitzer haben von einer Bank Geld für den Hauskauf aufgenommen und zahlen die Schulden und deren Zinsen nach und nach an die Bank zurück. Die Bedingungen eines solchen so genannten Hypothekarkredites (Kreditsumme, Zinssatz, monatliche Raten der Rückzahlung usw.) wurden vorgängig vertraglich geregelt. Viele Hausbesitzer sind stolz, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ihr Haus vollständig nnn 146 Zurück zum Inhaltsverzeichnis bei der Bank bezahlt zu haben, sie haben wahrscheinlich während Jahren andere Bedürfnisse zurückgestellt und zuverlässig ihre Schulden-Raten überwiesen. Ein Leben mit Schulden ist also möglich, aber nur, wenn du dir die ratenweise Rückzahlung der Schulden und deren Zinsen wirklich über einen längeren Zeitraum leisten kannst, und dies gilt nicht nur für einen Hauskauf. Beispiel: Wenn du jeden Monat nach Bezahlung der laufenden fixen Kosten (z.B. Wohnungsmiete, Krankenkasse, Steuern, Versicherungsprämien) kaum noch 20 Fr. Geld übrig hast, kannst du dich auch nicht auf einen Auto-Leasingvertrag einlassen, der dich monatlich 250 Fr. kosten würde. Was schützt dich vor Verschuldung? Der bewusste Umgang mit deinem eigenen Geld und deinen eigenen Bedürfnissen – du weisst, wofür du wie viel Geld ausgeben kannst und hältst dich auch an diese Vorgaben. Die Einstellung «Ich gebe nur so viel aus wie ich habe» und die Fragen «Brauche ich das? Kann ich mir das leisten?» sind im Alltag hilfreich. Zum Nachdenken: Kennst du fünf Dinge, die Spass machen und kein Geld kosten? Hast Du Freunde, die dich mögen, auch wenn du nicht das neueste Handy hast? Wie gehen deine Freunde mit ihrem Geld um? Sprecht doch mal darüber. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Geld 147 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Teil 3: du und die Gesellschaft Gesetze, die dich betreffen… Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesetze, die dich betreffen… Über Gesetze… Warum ein Kapitel über Gesetze? Womöglich denkst du: «Gesetze sind doch lästig – nichts als Verbote und Vorschriften. Wieso kann ich nicht einfach machen, was ich will?» Die Antwort ist einfach: Stell dir eine Gesellschaft vor, die absolut keine Gesetze kennt. Alle können ihre Gelüste ausleben, wie sie wollen, und sich nehmen, was sie wollen. Die Gegenstände sind Freibeute und die Menschen sind Freiwild, das nach Belieben gejagt werden kann. Ziemlich ungemütlich, nicht? nnn 150 Gesetze haben Vorteile… In einer solchen Gesellschaft würde nur das Recht des Stärkeren gelten. Unsere Vorfahren aus der Steinzeit regelten vermutlich ihr Zusammenleben nach diesem Gesetz: Die stärkere Sippe stürzte sich mit Gebrüll auf die schwächere, nahm ihr das frisch erlegte Mammut weg und vertrieb sie aus ihrer Höhle. Aber ist das denn gerecht? Warum sollen Schwächere weniger Rechte haben als Stärkere? Schliesslich können beide nichts dafür, dass sie stark oder eben schwach sind… «So ist halt die Natur», könnte man sagen. Aber wir Menschen haben als einzige Lebewesen auf diesem Planeten die Fähigkeit, über solche Dinge nachzudenken und uns zu überlegen, wie wir die Natur etwas gerechter einrichten könnten. Und so entstanden in allen menschlichen Gemeinschaften Gesetze, und zwar zum Schutz der Menschen. Nicht nur vor brüllenden Horden, sondern auch davor, auf andere Art unrecht behandelt zu werden – kurz: zum Schutz der Menschen vor sich selbst. «Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.» Marie von Ebner-Eschenbach Zum Nachdenken: Die Regeln im Schulhaus, am Arbeitsplatz, in der Familie, im Jugendtreff usw. sind auch eine Art Gesetze. Kennst du sie? Bist du mit ihnen einverstanden? Hast du versucht, sie zu verändern? Denke daran: Gesetze sind von Menschen gemacht. Und Menschen können sie verändern. Auch du! Die Gesetze sind von Land zu Land verschieden und sie verändern sich mit der Zeit, ebenso wie sich die Menschen selbst ändern. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zum Nachdenken: Stell dir vor, du bist mit deinen Kolleginnen auf einer einsamen Insel. Was würdest du für Gesetze aufstellen? Probier doch mal, ein einfaches Gesetzbuch zu schreiben, so ähnlich wie die 10 Gebote in der Bibel. Gesetze sollen für alle gelten Aber Vorsicht: Nicht alle, die sich mit Gesetzen auskennen, leben auch danach. Wer die Gesetze kennt, kennt auch die Gesetzeslücken und schlägt vielleicht für sich Vorteile daraus. Zudem kommt es immer wieder vor, dass gerade Menschen, die in der Gesellschaft eine Rolle spielen, ihre Machtposition ausnützen. Sie spielen sich geheime Informationen zu, bereichern sich arglistig, lassen sich bestechen oder bestechen andere, schützen sich gegenseitig davor, dass etwas auffliegt usw. Man spricht in solchen Fällen von Korruption. Je nach Verbreitung und Duldung kann Korruption in einer Gesellschaft verheerende Folgen haben. Korrupte Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie einfache Menschen besonders streng kontrollieren und für kleine Gesetzesbrüche hart bestrafen, gegenüber Mächtigen und Einflussreichen aber viel grössere Gesetzesbrüche durchgehen lassen. Eine menschliche Gesellschaft müsste aber gerade umgekehrt verfahren, nämlich mild sein gegenüber Einfachen, aber streng gegenüber Mächtigen. Gesetze, die dich betreffen… «Es ist eine ewige Erfahrung, dass jeder Mensch, der Macht in den Händen hat, geneigt ist, sie zu missbrauchen. Er geht so weit, bis er Schranken findet.» Montesquieu Wenn du in diesem Sinn zu einer menschlichen Gesellschaft beitragen willst, dann musst du wach sein und darauf achten, dass einflussreiche Menschen ihre Macht nicht missbrauchen. Freilich solltest du aber bei dir nicht Halt machen und auch dich selbst prüfen: Nützt du nicht deine Position zu deinem Vorteil aus? Verlangst du nicht von anderen mehr als von dir selber? Setzt du dich nicht über den Willen anderer hinweg? Zum Nachdenken: Wie werden Leute mächtig? Wie können sie ihre Macht behalten und durchsetzen? Wer hat z.B. in deiner Klasse Macht und warum? Wann ist Macht gut, wann schlecht? Wo bleibt deine Freiheit? Du bist ein freier Mensch. Du hast auch die Freiheit, gegen die Gesetze zu verstossen – aber dann musst du mit unangenehmen Folgen rechnen. [siehe auch: Strafen] Die Verantwortung für dein Leben trägst du allein. Du musst entscheiden, was für dich gut ist und was nicht. Diese Freiheit ist etwas Grossartiges – und gleichzeitig eine riesige Herausforderung. 151 Gesetze, die dich betreffen… n n n Die Schweizer Verfassung Die Schweizer Verfassung hält die grundlegenden Menschenrechte fest. Einige davon sind: • Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Es spielt also keine Rolle, wie viel Geld und Einfluss jemand hat…, für alle gilt das gleiche Gesetz, und alle werden vor dem Gesetz gleich behandelt. • Jeder Mensch hat das Recht auf persönliche Freiheit. Kein Mensch darf zudem gefoltert oder auf andere Art grausam, unmenschlich oder erniedrigend behandelt werden. • In der Schweiz sind die Meinungs-, Glaubens- und Informationsfreiheit gewährleistet. Du darfst also denken und glauben, was du willst, und darfst deine Meinung frei äussern und verbreiten. Eine Ausnahme: Du darfst nicht menschenverachtendes Gedankengut – z.B. rassistische Gedanken – verbreiten. • Jeder Mensch hat das Recht auf eine Privatsphäre. Niemand darf sich einfach so in dein Leben einmischen und z.B. deine Post oder deine Telefongespräche kontrollieren. Diese Rechte und Freiheiten scheinen dir vielleicht selbstverständlich. Aber sie gelten nicht in allen Ländern und werden auch in der Schweiz immer wieder verletzt. 152 n n n Unsere wichtigsten Gesetze Das Zivilgesetzbuch (ZGB) regelt die privaten Beziehungen. Es legt alles fest, was mit Heirat und Scheidung, Eltern und Kin- Zurück zum Inhaltsverzeichnis dern, Besitz und Erbschaft zu tun hat. [siehe auch: Familie] Das Obligationenrecht (OR) regelt das wirtschaftliche Leben. Es bestimmt alles, was mit Firmen und Verträgen zusammenhängt. Die wichtigsten Verträge sind Miet-, Kauf- und Arbeitsverträge. [siehe auch: Arbeit] Das Strafgesetzbuch (StGB) bestimmt die verschiedenen Arten von Verstössen – Übertretungen, Vergehen und Verbrechen – und die Art, wie sie bestraft werden. [siehe auch: Polizei] Das Strassenverkehrsgesetz ordnet alles, was sich auf öffentlichen Strassen und Plätzen abspielt. Es betrifft nicht nur Motorfahrzeuge, sondern auch Fahrräder, Fussgängerinnen und sogar Reiter. [siehe auch: Polizei] Das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) hält fest, welche Substanzen als Betäubungsmittel gelten und wie damit umgegangen werden soll. [siehe auch: Gesundheit, Suchtmittel] Gesetzestexte Wenn du ein Gesetzbuch aufschlägst, merkst du bald, dass die Texte ziemlich kompliziert sind. Das liegt daran, dass alle möglichen Fälle und Sonderfälle berücksichtigt werden müssen. Du findest also eine Flut von Artikeln und Paragraphen mit unzähligen Unterabschnitten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Gesetzestexte»] Es ist für dich mühsam, im Gesetzesdschungel das zu finden, was dich betrifft. Die folgende Übersicht zeigt dir, was für dich – je nachdem, wie alt du bist – wichtig ist. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gesetze, die dich betreffen… n n n Deine Rechte und Pflichten ändern sich mit zunehmendem Alter… Vor deinem 10. Geburtstag Du bist ein Kind und hast das Recht auf Gesundheit, Fürsorge und Bildung. Du hast das Recht, deine Meinung zu sagen und angehört zu werden, und zwar in allem, was dich betrifft. [siehe auch: Rechte des Kindes] Du fällst nicht unter das Strafgesetz. Es kann dich also niemand strafen, ausser den Menschen, die für dich verantwortlich sind. Vom 10. bis zum 18. Geburtstag Du giltst vor dem Strafgesetz als Jugendliche. Somit bist du verantwortlich für Schäden die du absichtlich verursacht hast. Das bedeutet: Wenn du eine Straftat begehst, reagiert die Jugendanwaltschaft (JUGA) mit geeigneten Strafen/Massnahmen. Sie kann dir zum Beispiel einen Verweis erteilen, eine Arbeit auferlegen, dich büssen oder sogar einschliessen. In schlimmen Fällen kann sie dich in einem Heim oder einer Pflegefamilie platzieren. [siehe auch: Strafen] Ab deinem 13. Geburtstag Du kannst leichte Arbeiten erledigen und dir ein Taschengeld verdienen. [siehe: Arbeit] Ab deinem 14. Geburtstag Du darfst den Führerausweis für Töffli und Traktoren erwerben. 153 Gesetze, die dich betreffen… Du darfst aber erst Töffli oder Traktor fahren, wenn du die Prüfung bestanden hast. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel, Töffli] Ab deinem 16. Geburtstag • Du hast die sexuelle Volljährigkeit erlangt. Du kannst sexuelle Beziehungen zu allen Menschen eingehen, die nicht mehr als drei Jahre jünger sind als du. [siehe auch: Schutzalter, Sexualität, sexuelle Gewalt] • Du kannst frei darüber bestimmen, für welche Religion du dich einsetzen möchtest oder ob du gar keiner Religion angehören willst. [siehe auch: Religion] • Du darfst Restaurants und Discos auch ohne Begleitung und Einwilligung deiner Eltern nach 21.00 Uhr besuchen und es dürfen dir leichte alkoholische Getränke (d.h. vergorene alkoholische Getränke wie Bier und Wein – nicht aber Getränke mit gebranntem Alkohol wie Aperitifs, Schnäpse und Alcopops) verkauft, ausgeschenkt und abgegeben werden. [siehe auch: Gesundheit, Suchtmittel] • Du kannst den Führerausweis für Motorfahrzeuge bis 50 cm3 (Roller) erwerben. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel] 154 Ab deinem 18. Geburtstag • Du bist volljährig. Du hast das Recht, über dich selber zu bestimmen. Das bedeutet aber nicht, dass deine Eltern dir gegenüber keine Verpflichtungen mehr haben oder dass die Beziehung, die du zu ihnen hast, nichts mehr zählt. [siehe auch: Familie] Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Deine Unterschrift ist rechtsgültig. Du kannst jetzt alles selber unterschreiben, z.B. einen Mietvertrag, dein Absenzenheft usw. • Du hast als Schweizerin das Stimmrecht. Du kannst über alles abstimmen, was den Bund, den Kanton oder die Gemeinde betrifft. Zudem bist du wählbar für öffentliche Ämter, du kannst also z.B. Gemeinderat werden. • Du kannst den Führerausweis für Motorräder (bis 125 cm3) und Autos erwerben. [siehe auch: du und die Verkehrsmittel, Auto] • Du kannst heiraten. • Die Post (von der Schule, dem Lehrbetrieb, von Ämtern usw.) wird an dich adressiert. • Es dürfen dir auch Getränke, die aus gebranntem Alkohol bestehen oder solchen enthalten (Aperitifs, Schnäpse, Alcopops usw.) verkauft, ausgeschenkt und abgegeben werden. [siehe auch: Gesundheit, Suchtmittel] Sobald du einer regelmässigen Erwerbstätigkeit nachgehst • Du musst Steuern bezahlen. Informiere dich rechtzeitig – z.B. bei der Gemeinde – darüber, wie hoch die Steuern für dich etwa sein werden und wann und wie du sie zahlen musst. Es kann ratsam sein, das Geld für die Steuern nach und nach auf die Seite zu legen, damit du sie dann zahlen kannst. • Du kannst ein Post- oder Bankkonto eröffnen und bist persönlich verantwortlich dafür. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Das Schutzalter Im Strafgesetzbuch sind auch die sexuellen Beziehungen geregelt. In der Schweiz gilt das Schutzalter 16. Man geht davon aus, dass Kinder unter 16 Jahren noch nicht reif genug sind, über ihre sexuellen Beziehungen ganz allein zu bestimmen. Deshalb will man sie davor schützen von Erwachsenen ausgenützt zu werden. • Jeder Erwachsene, der mit einem Kind unter 16 Jahren sexuelle Handlungen vornimmt, wird bestraft. Er darf das Kind auch nicht dazu verleiten, sich vor ihm nackt auszuziehen und zu onanieren oder mit anderen Kindern Sex zu machen. Ebenso wenig darf er dem Kind seine Geschlechtsteile zeigen und vor ihm onanieren oder mit jemand anderem Sex machen. • Jede Erwachsene, die einem Kind unter 16 Jahren Sexfilme oder -magazine zeigt oder sie ihm zugänglich macht, wird bestraft. • Sex ist ebenfalls verboten, wenn eine Jugendliche unter 18 Jahren zu einem Erwachsenen in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, d.h. wenn sie z.B. seine Schülerin, Lehrtochter oder Angestellte ist. Dieses Gesetz will verhindern, dass die Macht, die der Erwachsene durch seine höhere Stellung hat, ausgenützt wird. • Sexuelle Handlungen mit unter 16-Jährigen sind nicht verboten, wenn der Altersunterschied nicht grösser als drei Jahre ist. Ein Beispiel: Ein 15-jähriges Mädchen darf laut Gesetz mit einem 18-jährigen Mann sexuelle Erfahrungen machen. Ist er allerdings 19 Jahre alt, macht er sich strafbar. [siehe auch: Sexualität] nnn Gesetze, die dich betreffen… Die Rechte des Kindes Seit dem Juni 1994 gehört die Schweiz zu den Ländern, die das UNO-Übereinkommen über die Rechte des Kindes unterschrieben haben. Im UNO-Übereinkommen wird einerseits der Schutz des Kindes bekräftigt, und die Pflichten der Eltern gegenüber dem Kind sind festgehalten. Andererseits steht aber auch, dass das Kind im Lauf seiner Entwicklung mehr und mehr Rechte bekommen soll. Es soll nach und nach Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen können. nnn Das Kind hat folgende Rechte: • Das Recht, dass seine Meinung berücksichtigt wird. In allen Fragen und Angelegenheiten, die das Kind betreffen, darf es seine Meinung frei äussern und – wichtig! – die Meinung muss berücksichtigt werden. • Das Recht mitzureden. Das Kind darf seine Wünsche mitteilen. Zudem hat es das Recht, informiert zu werden und verschiedene Ideen und Meinungen kennen zu lernen. • Das Recht, sich mit anderen zusammenzutun. Kinder dürfen sich vereinigen und an Versammlungen teilnehmen oder selber Versammlungen veranstalten. Wenn du das Gefühl hast, dass dir oder anderen Kindern diese Rechte nicht zugestanden werden, dann suche Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichworte «Jugendberatung», «Jugendförderung», «Jugendpolitik»] [siehe auch: Freizeit, Politik] 155 Gesetze, die dich betreffen… Du und die Verkehrsmittel Hier findest du das Wichtigste, was du im Zusammenhang mit den verschiedenen privaten Fortbewegungsmitteln wissen solltest und was dich interessieren könnte. Wenn du weitere Informationen brauchst, dann wende dich an die Motorfahrzeugkontrolle (MFK) oder an einen Polizeiposten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Verkehr»] nnn 156 Unter 14… Du darfst noch keine Motorfahrzeuge führen. Du darfst aber alles benützen, was keinen Motor hat, z.B. Velos, Inline-Skates, Scooter, Kickboards, Skateboards, Seifenkisten usw. Du solltest aber Folgendes beachten: • Das Velo ist das einzige dieser Fahrzeuge und Geräte, das sich für den Verkehr eignet. Es hat nämlich gute Bremsen, Frontlicht und Rückstrahler und lässt sich sicher lenken. • Du bist dafür verantwortlich, dass an deinem Velo alles funktioniert. Besonders die Bremsen und – wenn du auch in der Zurück zum Inhaltsverzeichnis Dunkelheit fährst – das Licht sind wichtig. Du kannst von der Polizei angehalten und ermahnt oder gebüsst werden, wenn etwas nicht in Ordnung ist. • In der 4. Primarschulklasse machst du die Fahrradprüfung. Du lernst die wichtigsten Verkehrsregeln und Signale kennen und übst das Fahren im Verkehr. Wann du mit dem Velo auf die Strasse darfst, können deine Eltern entscheiden, sofern du bereits schulpflichtig bist. Es wird aber empfohlen, dass du erst nach der Fahrradprüfung mit dem Velo zur Schule gehst, besonders dann, wenn auf deinem Schulweg viel Verkehr ist. • Der Velohelm schützt dich vor schweren Kopfverletzungen – aber natürlich nur, wenn du ihn trägst. Inline-Skates, Skateboards, Kinderräder und ähnliche Geräte gelten als fahrzeugähnliche Geräte (fäG). Mit diesen Geräten darfst du nicht in den Verkehr. Die Nutzung von fäG ist im Gesetz folgendermassen geregelt: Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Kinder, Jugendliche und Erwachsene dürfen fäG auf Trottoirs, Fusswegen, Längsstreifen für Fussgänger und Fussgängerzonen benutzen. • Des Weiteren dürfen vorschulpflichtige Kinder in Begleitung von Erwachsenen, schulpflichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene fäG auf Radwegen, in Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen benutzen. Auf der Fahrbahn von Nebenstrassen sind fäG erlaubt, wenn Trottoirs, Fuss- und Radwege fehlen und das Verkehrsaufkommen zum Zeitpunkt der Benutzung gering ist. Achte beim Herumfahren mit fäG auf Folgendes: • Nachts und bei schlechter Sicht musst du wie beim Velo mit Licht ausgerüstet sein. • Es gelten dieselben Verkehrsregeln wie für Fussgänger. • Gewähre den Fussgängern Vortritt. • Trage immer Knie-, Handgelenk-, Ellenbogenschoner und einen Helm. • Bevor du grosse Fahrten unternimmst, solltest du die Grundtechniken des Stürzens, Bremsens und Fahrens lernen. Frage jemanden, der schon gut rollt. • Fahre nie auf nassem Belag. Die Rutschgefahr ist zu gross. Achte auf Risse, Unebenheiten, Steinchen, Dreck, Laub und Öllachen auf der Fahrbahn. • Fahre vorausschauend, bremsbereit und in kontrolliertem Tempo. • Verhalte dich rücksichtsvoll gegenüber Menschen und Tieren. Gesetze, die dich betreffen… Mit 14… Mit 14 darfst du die Töffli- und die Traktorprüfung machen. Mit dem Töffli (auch: Motorfahrrad, Mofa) gewinnst du ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit. Aber du musst vorher eine theoretische Prüfung machen. Dazu gehst du so vor: • Du brauchst zuerst ein Gesuchsformular. Ein solches bekommst du in einem Optik-Geschäft, bei der Einwohnerkontrolle, der Polizei oder der Motorfahrzeugkontrolle (MFK). • Dieses Gesuchsformular füllst du gemäss der beiliegenden Wegleitung vollständig aus. Die Prüfungsunterlagen, mit welchen du dich auf die Prüfung vorbereitest, kannst du in einer Buchhandlung oder bei einem Fahrlehrer beziehen. Vielleicht kannst du sie von einem Freund, der die Prüfung schon gemacht hat, ausleihen. Es gibt sie auch auf CD-ROM, schaue, dass du die neueste Version der CD-ROM hast. • Wenn du das Gesuch abgeschickt hast, erhältst du die Merkblätter (Ort, Datum, Zeit) für die Prüfung. Die Prüfung bezahlst du dann vor Ort, d.h. wenn du zur Prüfung kommst. • Lasse das Gesuch von deinen Eltern unterschreiben und schicke es an die MFK. • Du musst (auch als Brillenträgerin) einen aktuellen Sehtest beilegen, den du in einem Optik-Fachgeschäft machen lassen kannst. Für die Traktorprüfung (Kategorie G) musst du ebenfalls nur eine theoretische Prüfung ablegen. Auch hier musst du wie bei der 157 Gesetze, die dich betreffen… Töffliprüfung dasselbe Gesuchsformular gemäss Wegleitung vollständig ausfüllen und an die MFK schicken. Für die Traktorprüfung brauchst du mehr theoretisches Wissen. Mit dem Ausweis der Kategorie G darfst du automatisch auch Töffli fahren, mit dem Töffli-Ausweis aber nicht Traktor. 158 Mit 16… Du kannst jetzt die Prüfung für die Kategorie A1 machen. Darunter fallen Motorräder mit einem Hubraum von höchstens 50 cm3 und einer Motorleistung von höchstens 11 kW (z.B. die meisten kleinen Roller). Für diese Prüfung benötigst du die Bestätigung, dass du den Nothelfer-Kurs [siehe unten] besucht hast. Du beantragst einen Lernfahrausweis [siehe unten] und innerhalb der ersten 4 Monate besuchst du die obligatorische Grundschulung (2 Halbtage, d.h. 8 Lektionen) und einen ebenfalls obligatorischen Verkehrskundeunterricht (4 Unterrichtseinheiten). In der praktischen Grundschulung lernst du mit einem Fahrlehrer die Handhabung des Motorrads und das Fahren im Verkehr. Deine Fähigkeiten in diesem Bereich werden dann in einer praktischen Prüfung kontrolliert. Im Verkehrskundeunterricht lernst du alles Theoretische, das du im Verkehr wissen musst. Deine Kenntnisse in diesem Bereich werden in der so genannten Basistheorieprüfung [siehe unten] abgefragt. Wenn du diese Basistheorieprüfung einmal abgelegt hast und im Besitz des Führerausweises der Kategorie A, A1 oder B bist, musst du sie später nicht noch einmal machen. Zusätzlich hast du mit 16 die Möglichkeit, die Prüfung für die Zurück zum Inhaltsverzeichnis Kategorie F zu machen. Das ist eine Spezialkategorie, die Motorfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h (z.B. Arbeitsmotorfahrzeuge und Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h sowie Motorkarren und landwirtschaftliche Fahrzeuge, jedoch keine Kleinautos und keine Motorräder) umfasst. Mit 18… Jetzt darfst du die Autoprüfung (Kategorie B) und die Prüfung für Motorräder (Kategorie A, beschränkt auf 25 kW; zu dieser Kategorie gehören leichtere – früher bis 125 cm3 – Motorräder) machen. Die Autoprüfung besteht aus zwei Teilen, einem theoretischen und einem praktischen. Damit alles reibungslos verläuft, gehst du so vor: • Du besuchst einen Nothelfer-Kurs. Da lernst du, wie du dich verhalten musst, wenn du an einen Unfall gerätst, und wie du Verletzten erste Hilfe leisten kannst. Den Nothelfer-Kurs kannst du schon vor deinem 18. Geburtstag machen. Am Schluss des Kurses erhältst du eine Bescheinigung, die 6 Jahre lang gültig ist. • Du beantragst einen Lernfahrausweis. Dazu benötigst du das Gesuch um Erteilung eines Lernfahrausweises, welches du bei der MFK bestellen kannst. Fülle das Gesuch gemäss der beigefügten Wegleitung vollständig aus und sende es an die MFK zurück. Der Lernfahrausweis wird dir ausgestellt, sobald du die Theorieprüfung erfolgreich absolviert hast. Der Lernfahrausweis der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) ist 4 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Monate gültig, wird aber um 12 Monate verlängert, wenn du nachweisen kannst, dass du die praktische Grundschulung innerhalb der ersten vier Monate erfolgreich absolviert hast. Der Lernfahrausweis der Kategorie B ist 24 Monate gültig. Mit dem Lernfahrausweis darfst du bereits deine ersten Fahrversuche machen. Es muss dich allerdings jemand begleiten, der seit mindestens drei Jahren den entsprechenden Führerausweis besitzt (nicht auf Probe!) und das 23. Altersjahr vollendet hat. Zudem musst du ein blaues Schild mit weissem L hinten am Wagen gut sichtbar anbringen. Auf Lernfahrten mit einem Motorrad der Kategorie A1 oder A (beschränkt auf 25 kW) darf nur dann eine Begleitperson mitfahren, wenn diese auch im Besitze des Fahrausweises der entsprechenden Kategorie ist. • Du besuchst – falls du nicht schon im Besitz des Führerausweises der Kategorie A1 bist – einen Verkehrskundeunterricht, der in der Regel 4 Unterrichtseinheiten zu jeweils 2 Stunden umfasst. Da lernst du alles, was du im Verkehr wissen musst. Du darfst diesen Kurs aber erst besuchen, wenn du den Lernfahrausweis hast. Erkundige dich bei einer Autofahrschule. Bei manchen Fahrschulen hast du die Möglichkeit, dich auf die Basistheorieprüfung vorzubereiten, indem du Fragebögen ausfüllst. • Mit der Bescheinigung im Original des Nothelfer-Kurses (nicht älter als 6 Jahre) kannst du dich für die Basistheorieprüfung anmelden. • Du absolvierst die Basistheorieprüfung. Diese entfällt allerdings, wenn du sie bereits für den Führerausweis der Kategorie Gesetze, die dich betreffen… A1 [siehe oben] gemacht hast. Die Basistheorieprüfung ist 2 Jahre gültig. • Fahrstunden bei einem Fahrlehrer sind nicht obligatorisch, aber sehr empfehlenswert. An der praktischen Prüfung wird auf korrektes Fahren geachtet. Dazu gehören Bewegungsabläufe und verschiedene Einzelheiten, die du von Anfang an korrekt einüben solltest. Wenn du das nicht tust, hast du geringe Chancen, die praktische Prüfung zu bestehen. • An der praktischen Prüfung stellst du dein Können unter Beweis. Mit einem Experten fährst du eine gewisse Zeit durch die Gegend, musst ein korrektes Fahrverhalten zeigen und verschiedene Situationen meistern, z.B. fahren auf der Autobahn, rückwärts fahren, seitwärts parkieren, anfahren an einer steilen Strasse usw. Du hast drei Versuche, die praktische Prüfung zu bestehen, bevor du zu einem Verkehrspsychologen musst. • Wenn du die praktische Prüfung bestanden hast, bekommst du den Führerausweis für 3 Jahre auf Probe. Während der Probezeit musst du eine zweitägige obligatorische Weiterbildung absolvieren. Erst danach erhältst du den definitiven Führerausweis. Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten, Prüfungen zu machen oder nicht zu machen, entstehen verschiedene Situationen. Hier eine kleine Übersicht: • Du willst Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) – und hast noch nichts: Falls du weder die Autoprüfung noch die Prüfung für die Kategorie A1 gemacht hast, musst du sozusagen vorne an- 159 Gesetze, die dich betreffen… 160 fangen: d.h. den Nothelferausweis machen, die Basistheorieprüfung ablegen, den Verkehrskundeunterricht besuchen, eine obligatorische Grundschulung (3 Halbtage, d.h. 12 Lektionen) besuchen und eine praktische Prüfung bestehen. • Du willst Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) – und hast den Führerausweis der Kategorie A1: Falls du schon im Besitz des Führerausweises der Kategorie A1 bist, hast du die Basistheorieprüfung und eine obligatorische Grundschulung schon hinter dir. Du besuchst nur noch eine Grundschulung von 6 Lektionen, d.h. 2 Lektionen Repetition und 4 Lektionen für die neuen Inhalte, und absolvierst eine praktische Prüfung. • Du willst Kategorie A1 – und hast den Führerausweis fürs Auto: Falls du schon den Führerausweis der Kategorie B hast und nachträglich noch den Führerausweis der Kategorie A1 machen möchtest, besuchst du nur die obligatorische Grundschulung (2 Halbtage, d.h. 8 Lektionen). Eine praktische Prüfung musst du nicht ablegen. • Du willst Kategorie A (unbeschränkt, d.h. alle Motorräder, auch die grossen Maschinen): Falls du bereits im Besitz des Führerausweises der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) bist und zwei Jahre Motorrad gefahren bist, ohne dass du im Verkehr negativ aufgefallen bist, kannst du bei der MFK schriftlich den Antrag stellen, die Beschränkung 25 kW zu löschen. Dafür musst du den Führerausweis einsenden. Falls du den Führerausweis der Kategorie A (beschränkt auf 25 kW) nicht hast, darfst du erst ab 25 Jahren die Prüfung der Kategorie A (unbeschränkt) machen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Familie Ein alleingültiges Familienmodell gibt es längst nicht mehr und die ideale Familie erst recht nicht. Heute sind die Formen des Zusammenlebens sehr vielfältig. Auch du lebst vielleicht mit Vater und Mutter, vielleicht aber auch bei nur einem Elternteil, bei der Grossmutter, bei einer Pflegefamilie oder noch einmal anders – und bestimmt bist du mit deiner Situation nicht immer restlos zufrieden. Wie auch immer du lebst – wichtig ist Folgendes: Die Personen, die zusammen eine Familie bilden, schulden sich gegenseitig Hilfe und Respekt und müssen aufeinander Rücksicht nehmen. Dies ist nötig, damit eine Familiengemeinschaft überhaupt funktionieren kann. Das gegenseitige Verhältnis von Eltern zu Kindern ist im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) geregelt. Dort steht beispielsweise in Artikel 301, dass die Kinder den Eltern gehorchen müssen und dass die Eltern den Kindern die Freiheit der Lebensgestaltung gewähren müssen, die ihrer Reife entspricht. Zudem müssen Eltern in wichtigen Angelegenheiten, soweit es möglich und vernünftig ist, auf die Meinung ihrer Kinder Rücksicht nehmen. Familie So viele Köpfe – so viele Meinungen Bestimmt hast du schon bis zur Genüge gemerkt, dass nicht alle Familienmitglieder immer die gleichen Interessen haben. Das kann einerseits sehr mühsam werden und zu lästigen Auseinandersetzungen führen. Andererseits hast du aber die Gelegenheit, dabei sehr viel zu lernen, z.B. • mit anderen zu diskutieren • deine Gefühle und Gedanken auszudrücken • deine Meinung zu verteidigen • anderen zuzuhören, neue Meinungen kennen zu lernen • Rücksicht auf die Wünsche der anderen zu nehmen • Kompromisse einzugehen und Enttäuschungen auszuhalten • dich in eine Gruppe einzuordnen nnn Alle diese Fähigkeiten helfen dir, auch mit anderen Menschen ausserhalb des Familienkreises zurechtzukommen. n n n Deine Rechte und Pflichten In der Familie hast du bestimmte Rechte, nämlich das Recht… …zu wissen, wer du bist und woher du kommst. …zu deinen beiden Eltern Kontakt zu haben und eine Beziehung zu ihnen zu pflegen. …in allen Fragen und Angelegenheiten, die dich betreffen, ange- 161 Familie hört zu werden. Deine Meinung muss berücksichtigt werden. [siehe auch: Rechte des Kindes] …über alles, was dich betrifft, informiert zu werden. … auf Erziehung und Bildung. 162 Als kleines Kind wirst du behütet, deine Eltern wachen fast über jeden Schritt, den du tust, und tragen die ganze Verantwortung für dich. Je älter du wirst, desto selbstständiger wirst du und triffst immer mehr Entscheidungen selber. Deine Freiheit wird grösser – und damit wächst auch deine Verantwortung. Die Beziehung, die du zu deinen Eltern hast, ist bis zu deiner Volljährigkeit, d.h. bis zu deinem 18. Geburtstag durch eine Reihe von Bestimmungen geregelt. Hier sind einige, die dich interessieren könnten: • Deine Eltern müssen nicht nur für deinen Unterhalt (Unterkunft und Ernährung), sondern auch für deine Erziehung und eine erste Berufsausbildung aufkommen. Für die erste Berufsausbildung müssen sie auch aufkommen, wenn du älter als 18 bist, vorausgesetzt, du schliesst sie in einem annehmbaren Zeitraum ab. • Vor dem Gesetz sind die Eltern verantwortlich für Schäden, die du anderen zufügst. Sie müssen also unter Umständen in den Geldbeutel greifen. Das heisst aber nicht, dass sie alle Dummheiten, die du anstellst, ausbaden müssen. Du verfügst über so viel Vernunft und Entscheidungsfähigkeit, dass du einen grossen Teil der Verantwortung für deine Handlungen selber übernehmen und für deine Dummheiten geradestehen musst. [siehe auch: Strafuntersuchung] Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Deine Unterschrift ist nur zusammen mit der Unterschrift deiner Eltern gültig. • Deine Eltern verwalten dein Vermögen. [siehe auch: dein Geld] • Dein Einkommen gehört dir, ebenso Geschenke, die du allein bekommen hast. Die Eltern haben aber das Recht, von dir einen Beitrag an die Haushaltskosten zu verlangen, wenn du zu Hause lebst. [siehe auch: dein Geld] • Du unterstehst der Autorität deiner Eltern. Mit anderen Worten: Sie sind für dich verantwortlich; damit sie aber diese Verantwortung wahrnehmen können, sind sie darauf angewiesen, dass du ihnen in einem vernünftigen Mass gehorchst. Wenn Konflikte innerhalb der Familie nicht selber gelöst werden können, besteht die Möglichkeit, im Bekanntenkreis oder bei einer Beratungsstelle Unterstützung zu holen. [siehe auch: schwierige Konflikte] n n n Konflikte Es gibt strenge Eltern, weniger strenge, tolerante und sogar gleichgültige – und es gibt folgsame, angenehme, pflegeleichte, aber auch eigensinnige, rebellische und sogar streitsüchtige Kinder. Wie auch immer es bei dir zu Hause zu- und hergeht: In jeder Familie kommt es zu Konflikten und Krisen. Du fühlst dich vielleicht unverstanden, niemand hört dir zu, du hast zu wenig Freiheit, möchtest länger im Ausgang bleiben, deine Eltern mögen deine Freunde nicht, du wiederum findest den neuen Freund der Mutter unausstehlich usw. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Konfliktlösung Wichtig: Du und deine Eltern solltet nie aufhören, miteinander zu sprechen und nach geeigneten Lösungen für den Konflikt zu suchen. Für jeden Konflikt gibt es Lösungen und es lohnt sich, danach zu suchen. Zum Nachdenken: Manchmal ist es gut, sich zurückzuziehen und eine Weile für sich zu sein. Aber danach ist es oft schwierig, wieder einen Schritt auf die anderen zuzugehen. Und je länger du diesen Schritt nicht machst, desto schwieriger wird er, bis schliesslich die Beziehungen in der Familie abkühlen. Kann es sein, dass du in einem solchen «kalten Krieg» lebst? Kann es sein, dass du mit einem ersten Schritt viel verändern könntest? Natürlich sind deine Eltern oft nicht deine Gesprächspartner erster Wahl. Aber ihr lebt unter einem Dach, und wenn ihr es gut habt zusammen, kann das dein Lebensgefühl ganz schön verbessern. Ihr müsst allerdings bereit sein, vielleicht einen Schritt vom eigenen Standpunkt abzurücken und auf einen Kompromiss einzugehen. «Ein Kompromiss, das ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das grösste Stück bekommen.» Ludwig Ehrhard Familie Dabei könnt ihr so vorgehen: • Sammlung. Zuerst werden alle möglichen Lösungen für den Konflikt gesammelt und aufgeschrieben. Wichtig ist, dass noch nicht kritisiert wird und dass auch Lösungen aufgeschrieben werden, die dir oder den andern Familienmitgliedern nicht gefallen. Es dürfen auch scheinbar dumme Lösungen genannt werden. • Diskussion. Jetzt werden die einzelnen Lösungen diskutiert. Dabei geht es darum, möglichst sachlich zu bleiben, gute Gründe zu suchen, Vorteile und Nachteile aufzuzählen usw. Die Wünsche jedes Einzelnen sollten respektiert werden. Wichtig: Du solltest genügend Gelegenheit bekommen, deinen Standpunkt zu erklären. Eltern haben oft mehr Argumente. Es ist unfair, wenn sie nur deshalb jede Auseinandersetzung gewinnen. • Einigung. Vielleicht wird bei der Diskussion schon klar, welche Lösung die beste ist. Sonst werden die schlechtesten Lösungen gestrichen, so dass nur noch wenige übrig bleiben. Darüber wird noch einmal diskutiert. Wenn keine Einigung erreicht wird, gibt es immer noch die Möglichkeit, eine Münze zu werfen. • Bestätigung. Am Schluss wird die gewählte Lösung noch einmal bekräftigt und in besonders wichtigen Angelegenheiten vielleicht sogar aufgeschrieben. Alle sollen bestätigen, dass sie mit der gewählten Lösung einverstanden sind. Ihr könnt ebenfalls vereinbaren, dass ihr nach einer bestimmten Probezeit noch einmal darüber sprecht, ob sich die Lösung bewährt hat oder nicht. 163 Familie Schwierige Konflikte • Wenn du allein nicht weiterkommst, kannst du vielleicht jemanden (z.B. den Vater einer Freundin) fragen, ob er bereit wäre, zwischen dir und deinen Eltern zu vermitteln. Auch professionelle Beraterinnen können dir eine solche Vermittlung anbieten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] • Wenn du schlecht behandelt wirst, suche Hilfe bei jemandem, dem du vertraust, z.B. bei einer benachbarten Familie. Denke daran: Wenn du in deinem privaten Umfeld körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlebst, so spricht man von häuslicher Gewalt. Das ist nicht mehr die Privatsache deiner Eltern, 164 Zurück zum Inhaltsverzeichnis sondern ein Vergehen, das von unserem Staat nicht geduldet wird. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Gewalt von deinen Eltern oder einer anderen Person – z.B. einem Verwandten oder dem Freund deiner Mutter – ausgeht. Ebenso spielt es keine Rolle, ob deine Eltern verheiratet oder geschieden sind bzw. zusammen oder getrennt leben. Suche dann am besten professionelle Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Ebenso, wenn du nach einem grossen Streit dein Zuhause verlassen hast. In schlimmen Fällen antwortet die Polizei unter der Nummer 117 oder 112. [siehe auch: sexuelle Gewalt] Mit professioneller Hilfe können dann Lösungen gesucht werden. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Scheidung Eltern streiten sich. Ähnlich wie bei den Streitereien in der Schule, mit dem besten Freund oder der Freundin schliessen auch sie meistens wieder Frieden. Manchmal gelingt es aber auch den Eltern nicht mehr, sich wieder zu versöhnen und zusammenzubleiben. Dann kann es zur Trennung und später zur Scheidung kommen. Hast du gewusst, dass in der Schweiz fast jedes zweite Ehepaar geschieden wird? Knapp die Hälfte davon haben unmündige Kinder. Sie sind verpflichtet, für diese für die Zeit nach der Trennung und der Scheidung eine gute Lösung zu finden. Was passiert dann mit dir? In der Schweiz wird bei der Scheidung der Eltern über die Zuteilung der elterlichen Sorge für die Kinder entschieden. Das Scheidungsrecht sieht drei Möglichkeiten vor, die elterliche Sorge in deinem Interesse zu regeln: • Mutter und Vater üben die elterliche Sorge gemeinsam aus • Die elterliche Sorge wird der Mutter zugeteilt • Die elterliche Sorge wird dem Vater zugeteilt «Früher war die Zukunft auch noch besser.» Karl Valentin Scheidung Eigentlich sollten sich deine Eltern auch nach der Scheidung weiterhin beide um dein Wohlergehen kümmern. Bei der gemeinsamen elterlichen Sorge ändert sich rechtlich gesehen für dich nichts. Deine Eltern müssen sich jedoch in wichtigen Fragen wie etwa deiner Wohnsituation, Erziehung, Bildung und Gesundheit einigen können. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich die Eltern in solchen Fällen gerade nicht einig sind und sich z.B. darüber streiten, wo du nach der Scheidung wohnen sollst. Dafür gibt es Eheberatungsstellen und Beratungsstellen für Mediation, die deinen Eltern in diesen Fragen weiterhelfen können. Wenn sie sich über die Zuteilung der elterlichen Sorge aber gar nicht einigen können, muss das Gericht (in der Regel aufgrund eines Gutachtens) entscheiden, ob künftig dein Vater oder deine Mutter bis zu deiner Volljährigkeit für dich sorgen sollen. Welche Rechte hast du? Kinder müssen im Scheidungsverfahren angehört werden. Es ist wichtig, dass du mit der geplanten Zuteilung der elterlichen Sorge einverstanden bist. Du hast das Recht, vom Richter oder im Auftrag des Richters von einer Psychologin oder einem Sozialarbeiter angehört zu werden. Wichtig: Niemand erwartet von dir, dass du dich für oder gegen deine Mutter oder deinen Vater entscheidest. Danach solltest du auch gar nicht gefragt werden. Du solltest aber die Möglichkeit nutzen, dich frei über deine 165 Scheidung Erwartungen an deine geschiedenen Eltern für die kommenden Jahre zu äussern. Wen trifft die Schuld? In der Regel niemanden, am allerwenigsten dich! Selbst wenn deine Eltern sich oft um dich und um Fragen deiner Erziehung streiten oder gestritten haben, trägst du keine Verantwortung für ihre Konflikte. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Eltern sind erwachsen (wenn man es auch – besonders wenn sie sich streiten – nicht immer meinen könnte) und können sich gut Hilfe von anderen Erwachsenen holen. 166 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Andere Kulturen In der Schweiz leben über 8 Millionen Menschen. Fast ein Viertel der Bevölkerung stammt aus 140 anderen Ländern. Stell dir diese Vielfalt an Sprachen, Religionen, Bräuchen, Denkweisen und Lebensgewohnheiten vor – welch eine Bereicherung. Aber: Wenn eine Gesellschaft so bunt durchmischt ist, sind die einzelnen Menschen herausgefordert. Sie sollten bereit sein, aufeinander zuzugehen, Fremdartiges zu verstehen, Missverständnisse und Schwierigkeiten miteinander zu lösen, Vorurteile abzubauen usw. Dies gilt natürlich ebenso für so genannt Einheimische wie auch für Zugezogene. [siehe auch: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus] Mache dir Folgendes bewusst: • Jeder Mensch ist ein Ausländer – fast überall auf der Welt. • Jeder Mensch hat das Recht darauf, als Individuum für sich betrachtet und beurteilt zu werden. • Pauschalurteile – z.B. alle Deutschen reden gern, alle Schotten sind geizig, alle Schweizer jodeln und blasen Alphorn – stimmen nie. Sei besonders vorsichtig: Es passiert sehr schnell, dass man eine ganze Gruppe von Menschen abstempelt. Andere Kulturen Gerade Jugendliche können schmerzlich davon betroffen sein, wenn verschiedene Kulturen aufeinander prallen. Einige mögliche Probleme sind hier kurz aufgeführt: • Kulturkonflikt. Du lebst möglicherweise seit einiger Zeit hier in der Schweiz, während deine Familie ursprünglich aus einem anderen Land stammt. Bestimmt versuchst du, dich hier anzupassen, Freunde zu gewinnen, das Leben zu geniessen, so gut es geht. Dazu gehört auch, dass du an den Freizeitaktivitäten der Gleichaltrigen teilnimmst, d.h. dass du vielleicht Fussball spielst, in den Ausgang gehst, durch die Stadt bummelst, mit anderen plauderst usw. – Und vielleicht haben deine Eltern gerade damit grosse Probleme, weil sie in einer anderen Kultur aufgewachsen sind, das Leben anders sehen und die Rollen, die ihre Kinder ihrer Meinung nach übernehmen sollten, andere sind. Sie befürchten vielleicht, dass du ihre Kultur nicht mehr zu schätzen weisst, von der so anderen Mentalität hier verdorben wirst und auf die schiefe Bahn gerätst. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen kannst du das leicht nachvollziehen – und nicht alle Ängste sind ja ganz unberechtigt. Und trotzdem lebst du hier und hast ein Recht darauf, dich hier einzuleben und wohl zu fühlen – ohne ständig auf allerlei verzichten und dich immer am Rand deines Freundeskreises bewegen zu müssen. • Unverständnis. Manche Schweizer Jugendliche denken nicht über ihre eigene Nase hinaus und halten die Gewohnheiten 167 Andere Kulturen und Ansichten, mit denen sie gross geworden sind, für die einzig richtigen. Deshalb kann es passieren, dass dir als Jugendliche aus einer anderen Kultur nur Unverständnis oder sogar Ablehnung und Hass entgegen schlagen. Auch Jugendliche aus verschiedenen Kulturen, die hier in der Schweiz zusammentreffen, können mit ähnlichen Vorurteilen und mit Verachtung aufeinander prallen. • Integrationsprobleme. Die beschriebenen Schwierigkeiten machen eine Integration nicht leicht. Und weitere kommen dazu: die «sprachliche Hürde», politische Ausgrenzung, fehlende Arbeit usw. Leider entstehen daraus nicht selten Frust, Einsamkeit, psychische und soziale Probleme. 168 Und was kannst du dagegen tun? Zugegeben: Solche Probleme sind schwierig zu lösen und fordern die ganze Gesellschaft und die Politik heraus. Dennoch: • Falls du ganz persönlich betroffen bist und in irgendeiner Weise leidest, solltest du Hilfe suchen. Wende dich an die Jugendberatung in deinem Wohnort oder Kanton und frage, wer dir gezielt helfen könnte. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] • Falls du von gewalttätigen Konflikten zwischen ausländischen und Schweizer Jugendlichen weisst oder daran beteiligt bist, dann habe den Mut, bei der Polizei eine Meldung zu machen und auszusteigen. Wenn der Krieg bereits in den Herzen der Jugendlichen, die in einem sonst friedlichen Land leben, an- Zurück zum Inhaltsverzeichnis fängt, wie soll er dann je in der Welt aufhören? Mit etwas gutem Willen kann man Menschen verstehen und akzeptieren, auch wenn sie aus einer anderen Kultur stammen und anders denken und empfinden. Wenn dies gelingt, hast du doppelt gewonnen: einmal, weil du einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Frieden geleistet hast – dann aber auch, weil du viel an Erfahrung, Weltwissen und Toleranz dazu gewonnen hast. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wohnen Bevor du ausziehst, lohnt es sich, ein Budget zu machen und mit jemandem darüber zu sprechen. Die Freude über die eigene Wohnung ist gross und dies hoffentlich auch noch ein paar Monate später! Die Miete inklusive Nebenkosten sollte nie mehr als ein Viertel deines Budgets ausmachen. Viele junge Menschen haben keine Erfahrung mit Versicherungen, Krankenkassen, Nebenkosten, Gas-, Wasser-, Heizkostenrechnungen, TV-Radio-Anschluss, Versicherungen und Steuern. Behilflich dabei können dir Budgetvorlagen und Budgetrechner aus dem Internet sein. Leg monatlich Geld für Steuern, jährliche Rechnungen, Ferien, Zahnarzt und Unvorhergesehenes auf die Seite. So behältst du den Überblick über dein Geld. [siehe auch: Geld] Die Steuerrechnung erhältst du erst nach der ersten Steuererklärung, rückwirkend ab dem ersten Lohn. Lege also von Anfang an Geld dafür auf die Seite. Mit einem Steuerrechner – welchen du im Internet findest – kannst du die Höhe der Steuern ausrechnen. Folgendes zur Miete ist gut zu wissen: • Mietvertrag. Auch wenn eine mündliche Abmachung rechtsgültig ist – verlange einen schriftlichen Mietvertrag. Darin Wohnen sind deine Rechte und Pflichten als Mieterin und die Rechte und Pflichten des Vermieters festgehalten. Zudem steht, wie viel Mietzins du bezahlen musst und wie lang die Kündigungsfrist dauert. Wenn du mit dem Vermieter bestimmte Sonderregelungen abmachst – z.B. im Zusammenhang mit einer Untermieterin, einem Haustier, einer Renovation usw. – so bestehe darauf, dass sie schriftlich im Vertrag festgehalten werden. Unterschreibe nie einen Mietvertrag, ohne ihn genau zu lesen (auch das Kleingedruckte) und die Wohnung vorher in aller Ruhe bei Tageslicht angesehen zu haben. • Mängelliste. Beim Einzug heisst das Motto: Augen auf! Du bekommst zusammen mit dem Mietvertrag eine vorgedruckte Mängelliste. Trage alle Mängel ein, die dir auffallen. Nimm am besten jemanden mit, der sich in solchen Dingen auskennt. Schicke die Mängelliste innerhalb von 14 Tagen in einem eingeschriebenen Brief an die Vermieterin, aber nicht ohne vorher für dich eine Kopie gemacht zu haben. Wenn dir später noch etwas auffällt, schreibst du es am besten sofort auf und schickst es wieder eingeschrieben an den Vermieter. • Kündigung. Wenn du den Mietvertrag kündigen willst, genügt ein eingeschriebener Brief mit den Worten: «Hiermit kündige ich das Mietverhältnis.» Das Datum, dein Name und deine Unterschrift dürfen allerdings nicht fehlen. Weil die Kündigungsfrist meist drei Monate beträgt, muss deine Kün- 169 Wohnen 170 Zurück zum Inhaltsverzeichnis digung mindestens drei Monate vorher bei der Vermieterin eingehen. Zimmer und möblierte Wohnungen kannst du auf Ende jeden Monats kündigen. Beachte, was im Mietvertrag über die Kündigungsfrist steht. Wenn du nicht fristgerecht kündigst, bist du verpflichtet, einen Nachmieter, der die Wohnung zahlen kann und zumutbar ist, zu suchen. Damit du aus dem Vertrag entlassen wirst, genügt in der Regel ein einziger Vorschlag. • Auszug. Melde das Telefon, den Strom usw. zwei Wochen vor deinem Auszug ab. Für die normale Abnutzung der Wohnung wie Schatten an den Wänden, abgelaufene Teppiche usw. musst du nicht aufkommen. Andere Schäden musst du bezahlen. In der Regel kommt dafür deine Haftpflichtversicherung auf. Bei grossen Schäden solltest du aber frühzeitig mit deiner Versicherungsgesellschaft Kontakt aufnehmen. Unterschreibe das Wohnungsabgabeprotokoll nur, wenn du damit einverstanden bist. Alle weiteren Forderungen, die nicht im Protokoll stehen, sind nicht gerechtfertigt. • Beratung. Wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen dir und dem Vermieter kommt, kannst du dich beraten lassen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Wohnen»] • Wo und wie wohnen? Solltest du Probleme im Zusammenhang mit deinen Eltern, dem Auszug aus dem Elternhaus, mit deiner Selbstständigkeit oder sonst rund ums Wohnen haben, dann suche Hilfe. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Verwaltung Verwaltung lich ga z’erschiine […] isch immer wyter gloffen und isch nie meh umecho.» Mani Matter Die Einwohnerkontrolle Jede Gemeinde erfasst alle Menschen, die auf ihrem Boden leben. Wenn du neu in eine Gemeinde ziehst, musst du dich innerhalb von 14 Tagen persönlich auf der Einwohnerkontrolle melden. Du musst dort verschiedene Papiere [siehe unten] hinterlegen, nämlich deinen Heimatschein, eventuell eine Kopie des Mietvertrags und einen Krankenversicherungsnachweis. Ausländerinnen zeigen ihren Reisepass und den Ausländerausweis, sofern sie einen haben. Vergiss nicht, dass du bei einem Wohnortswechsel – abgesehen von deinen Freunden – auch folgenden Menschen und Institutionen deine neue Adresse mitteilen solltest: • Einwohnerkontrolle • Arbeitgeberin • Kreiskommando oder Zivilschutzstelle • Motorfahrzeugkontrolle (MFK) • Post • Telefongesellschaft • Krankenkasse und andere Versicherungen nnn Mit deiner Volljährigkeit erlangst du sämtliche Rechte, die Erwachsenen zustehen und natürlich auch einige Verpflichtungen mit dazu. Was vorher deine Eltern für dich erledigt haben, musst du nun mehr und mehr selber übernehmen, z.B. auch die Verantwortung für deine Papiere. Die Verwaltungen – sei es auf der Ebene der Gemeinde, des Kantons oder des Bundes – organisieren unser Zusammenleben. Dazu ist ein grosser Aufwand nötig: alle möglichen Informationen über sämtliche Menschen, die hier leben, müssen immer wieder auf den neusten Stand gebracht werden. Aus der Sicht eines gewöhnlichen Menschen scheint die Verwaltung, obwohl sie eine Dienstleistung ist, oft mühsam: Du irrst durch lange Gänge, steigst manche Treppe hoch und runter auf der Suche nach dem zuständigen Büro oder Schalter und musst vielleicht, am richtigen Ort angekommen, lange warten, bis du an die Reihe kommst. Vielleicht geht dein Behördengang aber ganz locker und schnell vonstatten. Versuche, in jedem Fall gelassen zu bleiben. «Är isch vom Amt ufbotte gsi, am Frytig vor de Nüüne bi Straf im Unterlassigsfall im Hauptgebäud Block zwo im Büro 146 persön- Wichtige Papiere Die folgenden Papiere brauchst du in bestimmten Situationen und nnn 171 Verwaltung 172 für gewisse administrative Abläufe. Du kannst dir eine Menge Ärger ersparen, wenn du sie sorgfältig aufbewahrst und rechtzeitig erneuerst. Am besten wählst du eine Schublade oder ein Fach in deinem Zimmer, schreibst darauf «wichtige Dokumente» und legst die Papiere immer nur dort ab. • Der Pass erlaubt dir, aus der Schweiz auszureisen, und bescheinigt deine Identität sowohl im Ausland als auch in der Schweiz. Für die Einreise in gewisse Länder brauchst du zusätzlich ein Visum. Dieses musst du auf der Botschaft des entsprechenden Landes in der Schweiz beantragen. Erkundige dich in einem Reisebüro. [siehe auch: Reisen] Wenn du einen Pass machen lassen willst, melde dich beim Ausweiszentrum deines Kantons, um ein Antragsformular zu bestellen und einen Termin zu vereinbaren. Unter www.schweizerpass.ch findest du alle notwendigen Informationen, Adressen und ein Online-Antragsformular. Falls du unter 18 bist, brauchst du die Unterschrift deiner Eltern und sie müssen mit dir gemeinsam zum Termin erscheinen. Wichtig: Es dauert einige Zeit, bis du einen neuen Pass hast. Kümmere dich also nicht erst einen Tag vor der Abreise darum. • Die Identitätskarte (ID) erfüllt den gleichen Zweck wie ein Pass, ist aber weniger teuer. Du kannst damit die meisten europäischen Länder bereisen, vorausgesetzt, du bleibst nicht länger als drei Monate. [siehe auch: Reisen] Wenn du eine ID machen lassen willst, wendest du dich an die Einwohnerkontrolle deiner Wohngemeinde. Du brauchst ein aktuelles Passbild von dir und musst persönlich hingehen. Wenn du noch nicht 18 Jahre alt Zurück zum Inhaltsverzeichnis bist, brauchst du die Unterschrift deiner Eltern. Gehe früh genug – am besten mindestens zwei Wochen vor deiner Abreise – denn die Herstellung kann einige Tage dauern. • Der Heimatschein bescheinigt deinen Heimatort (auch: Bürgerort) und wird von der Bürgergemeinde oder dem Zivilstandesamt deines Heimatortes ausgestellt. • Die Wohnsitzbescheinigung wird von der Einwohnerkontrolle des Ortes, wo du wohnst und deine Papiere hinterlegt hast, ausgestellt. Vorweisen musst du sie bei der Heirat, beim Eintritt in verschiedene Schulen, für die Zulassung zu gewissen Prüfungen usw. • Die Geburtsurkunde wird vom Zivilstandesamt deines Geburtsortes ausgestellt. • Das Familienbüchlein erhältst du bei deiner Trauung. • Stimmrechtsausweise erhältst du nach deinem 18. Geburtstag, falls du Schweizerin bist. Sie berechtigen dich, an Abstimmungen und Wahlen auf der Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene teilzunehmen. Für jedes Abstimmungs- und Wahlereignis erhältst du einen neuen Stimmrechtsausweis, den du beim Einlegen deiner Stimme vorweisen respektive abgeben oder der Postsendung beilegen musst. Sonst ist deine Stimme ungültig. • Einen Auszug aus dem Strafregister musst du unter Umständen vorweisen, wenn du eine bestimmte Stelle oder Funktion übernehmen willst. Du kannst einen Auszug anfordern. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafregister»] [siehe auch: Strafregister] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wohnen 173 Militär Zurück zum Inhaltsverzeichnis Militär 174 Jeder männliche Schweizer Bürger ist verpflichtet Militärdienst zu leisten. Für Frauen ist der Militärdienst freiwillig. [siehe auch: Frauen in der Armee] Mit 16 Jahren erhältst du (Jungen und Mädchen) einen Informationsbrief, damit du dir bereits Gedanken über den bevorstehenden Militärdienst machen kannst. Darin steht auch, für welche Funktionen eine vordienstliche Ausbildung nötig ist. Mit 18 Jahren wirst du zu einem obligatorischen Orientierungstag (OT) aufgeboten, die Frauen werden dazu ebenfalls eingeladen und können freiwillig daran teilnehmen. Am OT werden dir die Armee und der Zivilschutz mit ihren diversen Dienstmodellen und Funktionen vorgestellt. Am Schluss des Tages erhältst du das Dienstbüchlein. Gut ist, wenn du über Folgendes Bescheid weisst: • Rekrutierungstage. Zwischen dem 19. und 22. Lebensjahr wirst du zu einer Rekrutierung von 2–3 Tagen Dauer in ein Rekrutierungszentrum aufgeboten. Diesem Aufgebot musst du Folge leisten. Du wirst zuerst von Ärzten körperlich untersucht und für militärdiensttauglich, schutzdiensttauglich (Zivilschutz) oder dienstuntauglich befunden. Anschliessend werden dein Intellekt sowie deine Psyche getestet. Eine Prüfung deiner sportlichen Leistungsfähigkeit und ein Leadershiptest (Kaderempfehlung) runden die Vorselektion ab. Mit dem zuständigen Aushebungsoffizier (Militär oder Zivilschutz) führst du ein Zuteilungsgespräch und wirst einer Funktion in einer Truppengattung zugewiesen. Dabei wird berücksichtigt, welche Art von Soldaten die Armee braucht, welchen Beruf du erlernt hast oder erlernen wirst, wie gesund du bist, wie gut deine sportlichen Leistungen waren, welche militärischen Vorkurse du besucht hast – und schliesslich, was du selber für Ideen und Vorstellungen hast. • Dienstbüchlein (DB). Darin stehen deine Personalien, die sportlichen und medizinischen Resultate der Rekrutierung, die Tauglichkeitsentscheide, die Zuteilungsfunktion, die Truppeneinteilung usw. Zudem werden deine militärischen Schulen und Kurse, sämtliche Diensttage, Beförderungen usw. eingetragen. Ebenso werden im DB alle Schulen und Kurse des Zivilschutzes sowie die Dienstleistungen im Zivildienst vermerkt. Das DB musst du immer mitnehmen, wenn du etwas mit dem Militär, Zivilschutz oder Zivildienst zu tun hast. Auch musst du das DB bis zum Schluss deiner Dienstpflicht aufbewahren. Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Rekrutenschule (RS). Wenn du militärdiensttauglich bist, musst du eine Rekrutenschule besuchen. Sie dauert 18, 21 oder, in Ausnahmefällen, 25 Wochen. Insgesamt leistet jeder Armeeangehörige 260 Diensttage. Wer also eine längere RS macht, leistet nachher weniger WK-Tage [siehe: Wiederholungskurs]. Du kannst wünschen, ob du die RS im Frühling (März), Sommer (Juli) oder Winter (November) machen möchtest. Nach Möglichkeit wird dein Wunsch erfüllt. Wenn du deine Erstausbildung (Matura, Lehrabschluss) noch nicht beendet hast, kannst du die RS nötigenfalls verschieben. • Zivilschutz (ZS). Wenn du schutzdiensttauglich bist, musst du bis zum 40. Altersjahr Zivilschutzdienst leisten. Auch im ZS musst du eine RS von 2–3 Wochen Dauer absolvieren. Anschliessend wirst du jedes Jahr zu mindestens 2 Tagen ZSDienst in deiner Wohngemeinde aufgeboten. Frauen können freiwillig ZS-Dienst leisten. Wenn du Fragen oder Anliegen an den ZS hast, wende dich an die Zivilschutzstelle deiner Wohngemeinde. • Dienstuntauglich (UT). Wer untauglich für das Militär ist, muss bis zum 30. Altersjahr Wehrpflichtersatz bezahlen. Die Höhe des Betrages ist 3% vom steuerbaren Einkommen der Bundessteuer, jedoch mindestens 400 Franken. Wenn du ZS-Dienst leistest, bezahlst du weniger Wehrpflichtersatz, und zwar für jeden geleisteten Tag 4%. Militär • Wiederholungskurs (WK). Nach der RS leistest du 5 bis 7 WK – je nachdem, ob du 18, 21 oder 25 Wochen in der RS warst. In der Regel wirst du am Ende des 30. Altersjahres aus der Armee entlassen. Wenn du bis dahin deine 260 Diensttage noch nicht geleistet hast, bleibst du in der Armee, bis du alle Tage geleistet hast. • Frauen in der Armee (FDA). Für Frauen ist der Militärdienst nicht obligatorisch. Sie können aber freiwillig Militärdienst leisten. Frauen können in der Armee in sämtlichen Funktionen eingesetzt werden und können auch alle Dienstgrade ausüben. Frauen müssen sich für den Militärdienst schriftlich beim Kreiskommando anmelden. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär»] • Waffenloser Militärdienst. Wenn du aus Gewissensgründen deinen Militärdienst ohne Waffe leisten willst, musst du spätestens 3 Monate vor der Rekrutierung ein Gesuch an das Kommando Rekrutierung einreichen. Dem ausführlich begründeten Gesuch legst du einen detaillierten Lebenslauf, einen Auszug aus dem Strafregister und mindestens 2 schriftliche Empfehlungsschreiben von Leuten, die dich gut kennen, bei. • Ziviler Ersatzdienst (ZD). Wenn du militärdiensttauglich wirst, aber aus glaubhaften Gewissensgründen den Militärdienst nicht leisten willst, kannst du einen zivilen Ersatzdienst (Zivildienst) absolvieren. Du musst aber trotzdem zur Rekrutierung 175 Militär antreten und kannst anschliessend ein schriftliches Gesuch einreichen. Das Gesuchsformular findest du unter www.zivi. admin.ch. Die Bewilligung des ZD kann dir auch verweigert werden. Falls dein Gesuch angenommen wird, arbeitest du in einem der folgenden Bereiche: Sozialwesen, Umweltschutz, Naturschutz, Landwirtschaft, Landschaftspflege, Forstwesen, Kulturgütererhaltung, Entwicklungszusammenarbeit oder Humanitäre Hilfe. Der ZD dauert 1,5-mal länger als der Militärdienst, also 390 Tage. Du kannst den ZD in mehreren Einsätzen leisten. Die Einsätze müssen aber mindestens 26 Tage lang dauern. Zudem musst du im ZD einen so genannten langen Einsatz von 180 Tagen Dauer erbringen, den du auch in zwei Etappen hinter dich bringen kannst. Ebenso ist es möglich den ZD-Einsatz an einem Stück zu leisten. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär, Zivildienst»] 176 Ansprechstellen: • Kreiskommando [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär»] ist in allen militärischen Angelegenheiten zuständig, und zwar vom Moment der ersten Erfassung (Einschreibung) bis zum Ende der Dienstpflicht (Entlassung aus der Wehrpflicht). Beim Kreiskommando musst du dich melden, wenn du … … den Orientierungstag verschieben möchtest. Du kannst dies telefonisch, schriftlich oder per E-Mail erledigen. Es müssen aber zwingende Gründe für die Verschiebung vorliegen. … den Rekrutierungstag verschieben möchtest. Dazu schickst Zurück zum Inhaltsverzeichnis du ein begründetes Verschiebungsgesuch mit den nötigen Beweismitteln (z.B. Lehrvertrag, Prüfungsaufgebot usw.) rechtzeitig ein. … den WK verschieben willst. Schicke das Gesuch rechtzeitig (mindestens 14 Wochen vor dem WK) und begründe genau, warum du den Dienst verschieben willst. Verschiebungen werden nur ausnahmsweise bewilligt. … deinen Wohnort wechselst. Innert 14 Tagen musst du die alte und neue Adresse dem Sektionschef oder dem Kreiskommando mitteilen. Vergisst du es, kannst du bestraft werden. … den Beruf wechselst. … länger als 12 Monate ins Ausland gehst. Du musst beim Kreiskommando ein entsprechendes Gesuch einreichen. • Sozialdienst der Armee. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Militär»] Wenn dir ein Militärdienst, z.B. die RS, persönliche, familiäre oder berufliche Schwierigkeiten macht, kannst du dich an den Sozialdienst der Armee wenden. Du erhältst Information, Beratung und – wenn nötig – finanzielle Unterstützung. Erhaltenes Geld musst du nicht zurückbezahlen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Versicherungen «Wird’s besser, wird’s schlimmer? So fragt man alljährlich. Doch seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.» Erich Kästner Das Leben ist voller Risiken. Du kannst plötzlich erkranken, Opfer eines Diebstahls oder eines Unfalls werden usw. Du kannst zwar einen Teil dieser Gefahren beeinflussen, indem du sorgfältig mit deiner Gesundheit, deinen Mitmenschen und deinem Besitz umgehst und vorsichtig bist im Verkehr. «Sicher ist, dass nichts sicher ist.» Karl Valentin Aber das Unglück stösst nicht immer nur den andern zu. Deshalb gibt es Versicherungen. Sie fangen einen grossen Teil der Kosten auf, die durch eine Krankheit, einen Unfall oder ein anderes Unglück entstehen können. Und diese sind manchmal sehr hoch. Gewisse Versicherungen – die so genannten Sozialversicherungen – sichern deinen Lebensunterhalt im Alter, bei Krankheit oder Invalidität. Als Kind oder Jugendliche bist du in die Versicherung deiner Eltern eingeschlossen, oft auch dann noch, wenn du nicht Versicherungen mehr zu Hause lebst. Frage also zuerst deine Eltern, bevor du selbst eine Versicherung abschliesst. Gewisse Versicherungen sind obligatorisch, andere freiwillig. Obligatorische Versicherungen Die Sozialversicherungen funktionieren so: Du bezahlst in den Lebensphasen, wo es dir gut geht und du Geld verdienst, etwas von diesem Geld an eine Versicherung. Diese unterstützt dich als Gegenleistung mit einer Rente in Lebensphasen, wo du nicht mehr selber für deinen Lebensunterhalt aufkommen kannst, d.h. vor allem im Alter oder bei Invalidität. Sie bewahren dich davor, ins Elend abzugleiten und betteln zu müssen – was in Ländern ohne Sozialversicherungen häufig vorkommt. Die Sozialversicherungen stützen dich also, wenn es nötig wird. Deshalb spricht man auch von Säulen. Unsere Sozialversicherungen beruhen auf drei Säulen. nnn Die erste Säule Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) Die AHV bezahlt Renten an: • Männer über 65 und Frauen über 64. Das Rentenalter ist immer wieder Gegenstand der öffentlichen Diskussion und kann sich verändern. • Hinterlassene, d.h. Witwer, Witwen und Waisen. 177 Versicherungen Jede in der Schweiz wohnhafte Person, die hier arbeitet und Geld verdient, muss jährlich einen Beitrag an die AHV zahlen, und zwar ab dem 1. Januar nach dem 17. Geburtstag. • Sobald du als Lehrling oder Arbeitnehmerin angestellt bist, bezahlst du AHV-Beiträge über deinen Arbeitgeber. Das Geld wird automatisch vom Lohn abgezogen und unter deinem Namen an die AHV eingezahlt. • Wenn du nirgends angestellt bist, sondern selbstständig arbeitest, liegt es an dir, dich um deine AHV-Beiträge zu kümmern. Wende dich an die kantonale Ausgleichskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»] • Als Studentin ohne Einkommen musst du jährlich einen AHV-Beitrag von mindestens 480 Fr. zahlen, und zwar ab dem 1. Januar nach Vollendung deines 20. Altersjahrs. • Wenn du keiner Erwerbstätigkeit nachgehst, zahlst du mindestens 480 Fr. Es liegt an dir, dich um deine Mindestbeiträge zu kümmern, damit es zu keinen Beitragslücken kommt. Wende dich an die Ausgleichskasse. • Schweizer, die im Ausland leben, sind nicht mehr automatisch von der AHV versichert. Sie können sich aber freiwillig weiterhin versichern, indem sie ihre Beiträge zahlen. Wende dich allenfalls an die Schweizerische Ausgleichskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»] 178 Wichtig: Achte darauf, dass du die AHV-Beiträge regelmässig bezahlst. Jedes Jahr, das dir fehlt, vermindert die spätere Rente. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Die Invalidenversicherung (IV) Die IV vergibt Renten an alle, die aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit teilweise oder ganz invalid geworden sind. Sie setzt sich besonders dafür ein, dass ihre Versicherten wieder in das Berufsleben einsteigen können. Der Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft (EO) Der Erwerbsersatz für Dienstleistende vergütet dir, wenigstens teilweise, den Verdienstausfall, den du hast, wenn du Militärdienst, Zivildienst oder Zivilschutzdienst leistest oder einen Jugend-und-Sport-Leiterkurs besuchst. Falls du Mutter wirst und vor der Geburt mindestens 5 Monate gearbeitet hast, hast du Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Während dieser Zeit erhältst du als Erwerbsersatz 80% deines vorherigen Lohnes. Die AHV und die IV machen zusammen die erste Säule der Sozialversicherungen aus. Sobald du AHV-Beiträge entrichtest, bezahlst du automatisch auch die andern beiden Versicherungen mit. Alles in allem machen diese Beiträge 10,3% (Stand 2016) deines vollen Lohnes aus. Die Hälfte davon wird von deinem Lohn abgezogen, die andere Hälfte bezahlt deine Arbeitgeberin. Die zweite Säule Die erste Säule wurde 1982 ergänzt durch eine zweite Säule, nämlich die berufliche Vorsorge, die im BVG (Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge) geregelt ist. Sie funktioniert gleich wie die AHV: Sobald du ar- Zurück zum Inhaltsverzeichnis beitest und dein Jahreseinkommen einen gewissen Mindestbetrag erreicht, bezahlst du automatisch Beiträge an die Pensionskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»] Die Hälfte davon wird von deinem Lohn abgezogen, die andere Hälfte bezahlt dein Arbeitgeber. Sobald du Anspruch auf eine AHV- oder IV-Rente hast, bekommst du zusätzlich eine Pensionskassenrente. • Ab dem 1. Januar nach deinem 17. Geburtstag geht nur wenig von deinem Lohn an die Pensionskasse. Du bist vorläufig nur gegen zwei Risiken versichert: Invalidität und Tod. • Ab dem 1. Januar nach deinem 24. Geburtstag zahlst du grössere Beiträge an die Pensionskasse. Jetzt beginnst du auf deine Altersrente hin zu sparen. Die Höhe der Beiträge hängt von deinem Alter, deinem Einkommen und der Pensionskasse deines Arbeitgebers ab. Die dritte Säule [siehe: freiwillige Versicherungen] Die Arbeitslosenversicherung (ALV) [siehe auch: Arbeitslosigkeit] Wenn du Arbeitnehmerin bist und die obligatorische Schulzeit hinter dir hast, bist du gegen Arbeitslosigkeit versichert. Die Beiträge machen 2,2 % deines Lohnes aus und werden zusammen mit den AHV-Beiträgen je zur Hälfte von dir und deinem Arbeitgeber bezahlt. Wie bei der AHV wird dein Anteil des Arbeitslosenversicherungsbeitrages (ALV) automatisch vom Lohn abgezogen und zusammen mit dem Anteil des Arbeitgebers durch diesen (unter Versicherungen deinem Namen) an die zuständige Ausgleichskasse einbezahlt. Deine Beitragspflicht beginnt ab dem 1. Januar nach deinem 17. Geburtstag. Wenn du die Arbeit verlierst, erhältst du eine Entschädigung von 70 oder 80% deines AHV-pflichtigen Bruttolohnes (Monatslohn). Du hast ein Anrecht auf Arbeitslosenentschädigung. Allerdings musst du folgende Punkte dabei beachten: • Du musst in den letzten 2 Jahren vor Antragstellung mindestens 12 Monate gearbeitet haben. Du erhältst die Entschädigung während max. 200 Tagen (ab 25 Jahre 260 Tage). Bei 18 Monaten Beitragszeit und ab 25 Jahren erhältst du die Entschädigung während max. 400 Tagen. • Für die ersten fünf Tage nach Arbeitsverlust bekommst du keine Entschädigung (ausser du hast weniger als 3‘000 Franken pro Monat verdient). • Liegt ein Befreiungsgrund vor (z.B. Schulabgänger), besteht nach einer Wartefrist von 120 Taggeldern (rund 6 Monate) ein Anspruch auf 90 Taggelder. Während der Wartezeit besteht die Möglichkeit, an einem Motivationssemester teilzunehmen. • Du musst dich spätestens an dem Tag persönlich beim Arbeitsamt deiner Wohngemeinde oder beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) anmelden, ab dem du Arbeitslosengeld erhalten möchtest. Eine rückwirkende Anmeldung für die Zeit vor der persönlichen Anmeldung ist nicht möglich. • Die Bemühungen, wieder in die Arbeitswelt einzusteigen, sind 179 Versicherungen obligatorisch. Sie können darin bestehen, einen Kurs zu besuchen, eine Temporärstelle anzunehmen, in einem Unterstützungsprogramm mitzumachen usw. • Denke daran: Sobald klar wird, dass deine Arbeitsstelle demnächst beendet sein wird, musst du dich umgehend um eine neue Arbeitsstelle bemühen. Diese Arbeitsbemühungen musst du dem Personalberater des RAV unbedingt nachweisen können. • Auch wenn du nach der Ausbildung keine Stelle findest, bekommst du Arbeitslosenentschädigung. Wenn du aber deine Ausbildung abbrichst, hast du in der Regel eine Wartefrist von 6 Monaten, bis du eine Entschädigung bekommst. • Wenn du aus eigenem Verschulden arbeitslos bist oder die Vorschriften, die du als Arbeitslose hast, nicht erfüllst, musst du mit so genannten Einstelltagen rechnen. Mit anderen Worten: Du erhältst womöglich während 1–60 Tagen keine Arbeitslosenentschädigung. 180 Die Militärversicherung Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du musst nichts zahlen und auch nichts dafür unternehmen. Wer Militär-, Zivil- oder Zivilschutzdienst leistet, ist automatisch versichert, und zwar auch auf dem Hin- und Rückweg zwischen Wohnort und Einsatzort und in der Urlaubszeit. Die Militärversicherung deckt alle Beeinträchtigungen der Gesundheit (Krankheit, Unfall, Invalidität), die auf den Dienst zurückzuführen sind. Wenn du während des Dienstes das Gefühl hast, dass mit deiner Gesundheit etwas Zurück zum Inhaltsverzeichnis nicht in Ordnung ist, dann geh zum Truppenarzt. Du kannst unter Umständen die Militärversicherung in Anspruch nehmen. [siehe auch: Militär] Die Krankenversicherung In der Schweiz ist die Krankenversicherung – geregelt im KVG (Krankenversicherungsgesetz) – obligatorisch für alle, und zwar von der Geburt an. Sie versichert dich bei • Krankheit • Unfall, falls du nicht bei einer Unfallversicherung versichert bist • Mutterschaft (Schwangerschaft, Geburt, Erholungszeit) Du kannst frei wählen, von welcher Krankenkasse du dich versichern lassen willst. Es lohnt sich, die Angebote der verschiedenen Kassen zu vergleichen. Es kann sein, dass du von der Krankenkasse deiner Eltern, der Arbeitgeberin, der Universität usw. mitversichert bist oder dich mitversichern lassen kannst. Erkundige dich. Folgendes ist gut zu wissen: • Du kannst Zusatzversicherungen abschliessen. Diese sind nicht obligatorisch. Sie bringen dir verschiedene Vorteile, z.B. einen Aufenthalt in einem Spital deiner Wahl in der ganzen Schweiz, ein Einzel- oder Doppelzimmer im Spital, Unterstützungsleistungen auch für komplementärmedizinische Behandlungen, Kuraufenthalte, Brillen, Zahnbehandlungen usw. • Jede Rechnung im Zusammenhang mit einer Behandlung (Ärztin, Therapeut, Spital, Medikamente) wird zum grössten Teil Zurück zum Inhaltsverzeichnis Versicherungen von deiner Krankenkasse bezahlt, sofern die entsprechende Behandlung in deiner Versicherung eingeschlossen ist. Einen kleinen Teil zahlst du aber selber. Dies nennt man den Selbstbehalt. • Du bezahlst an deine Behandlungsrechnungen zusätzlich einen bestimmten Betrag aus deinem eigenen Sack, die so genannte Franchise. Du kannst selber bestimmen, wie hoch die Franchise sein soll. Sie beträgt aber im Minimum 300 Fr. pro Jahr. Je höher sie ist, desto weniger Prämie bezahlst du jeden Monat für die Krankenkasse. • Die Krankenkassenprämie scheint dir vielleicht hoch, aber sie ist unter all deinen Ausgaben sehr wichtig. Plane sie ein. [siehe auch: Budget] Wenn du die Prämie nicht zahlen kannst, weil du zu wenig verdienst, kannst du finanzielle Unterstützung bekommen (Prämienverbilligung). Wende dich an die kantonale Ausgleichskasse. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»] Die Unfallversicherung Die obligatorische Unfallversicherung ist im UVG (Unfallversicherungsgesetz) geregelt. Sie hängt mit der Arbeit zusammen [siehe auch: Arbeit] und übernimmt die Kosten, die entstehen durch • Berufsunfälle. • Nicht-Berufsunfälle, sofern du mehr als 8 Stunden pro Woche beim gleichen Arbeitgeber arbeitest. • Berufskrankheiten (z.B. Ekzeme, die durch den Umgang mit Chemikalien am Arbeitsplatz verursacht sind). 181 Versicherungen Versichert sind alle Arbeitnehmerinnen, Lehrlinge, Praktikanten, Volontärinnen und Schnupperstifte. Die Prämie wird dir von deinem Lohn abgezogen. Oft bist du bei deiner Krankenkasse auch gegen Unfälle versichert. Du kannst diese Unfallversicherung kündigen, damit du nicht doppelt versichert bist. Wenn du arbeitslos bist, deckt die Arbeitslosenversicherung dein Unfallrisiko. 182 Achtung: Wenn du weder arbeitest noch arbeitslos gemeldet bist, stelle sicher, dass du über deine Krankenkasse gegen Unfälle versichert bist. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Viele Betriebe – vor allem die, welche risikoreiche Arbeit vergeben (Bau-, Holz- und Metallindustrie usw.) – sind über die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) versichert. Gewisse Betriebe (Dienstleister, Banken, Versicherungen usw.) sind über private Versicherungsgesellschaften versichert. Die Unfallversicherung umfasst folgende Leistungen: • Sie kommt für die medizinische Behandlung auf. • Sie entschädigt den Erwerbsausfall während der Behandlung. • Sie zahlt eine Invalidenrente. Diese ist unterschiedlich hoch – je nachdem, wie schwer die Folgen des Unfalls sind. • Sie zahlt im Fall von bleibenden Einschränkungen (z.B. Verlust Zurück zum Inhaltsverzeichnis eines Fingers) eine Integritätsentschädigung (einmalige Geldleistung). • Im Todesfall zahlt sie den hinterbliebenen Ehepartnern und Kindern eine Rente. In Fällen, in denen du als Verunfallte selbst einen schwerwiegenden Fehler gemacht und so deinen Unfall zu einem grossen Teil selbst verschuldet hast (z.B. Trunkenheit im Strassenverkehr), hat deine Unfallversicherung das Recht, ihre Leistungen zu kürzen. Für gewisse besonders riskante Sportarten bist du unter Umständen nur teilweise versichert. Erkundige dich bei der SUVA unter www.suva.ch. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Versicherungen»] Haftpflichtversicherung für Motorfahrzeuge Damit du mit einem Motorfahrzeug auf öffentlichen Strassen fahren darfst, brauchst du eine Haftpflichtversicherung. Du kannst diese bei einer Versicherungsgesellschaft deiner Wahl abschliessen. Die Haftpflichtversicherung kommt nur für die Schäden auf, die du gegenüber Dritten verursachst, sei es an anderen Fahrzeugen, Gegenständen oder Menschen, nicht aber für solche, die du dir selbst zufügst. Zweierlei solltest du wissen: • Wenn ein offensichtliches Fehlverhalten deinerseits zu dem Schaden geführt hat (z.B. Alkohol am Steuer), kann die Versicherungsgesellschaft von dir verlangen, dass du einen Teil des Geldes, das an die Geschädigten gezahlt wird, zurückerstattest. Versicherungen • Du bezahlst einen Selbstbehalt, d.h. einen bestimmten Teil der Schadensumme übernimmst du selbst. Alles, was über diesen Betrag hinausgeht, bezahlt die Versicherung. Schadensfälle, die dich selbst oder dein Fahrzeug betreffen, sind nicht gedeckt. Du kannst aber freiwillig Zusatzversicherungen abschliessen, die dich gegen alle möglichen Schäden versichern. Diese erhöhen freilich die Prämie. Wenn du die Haftpflichtversicherung abgeschlossen hast, stellt dir die Gesellschaft einen Versicherungsnachweis aus. Damit bekommst du bei der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) [siehe auch: Gesetze, Verkehrsmittel] einen Fahrzeugausweis und ein Nummernschild. n n n Freiwillige Versicherungen Es gibt praktisch nichts, was du nicht versichern kannst. Es gibt z.B. Künstler, die ihre Hände versichern. Andere Leute versichern Kunstwerke, Schmuck oder vielleicht sogar ihren Papagei. Wenn das Versicherte gestohlen wird oder Schaden nimmt, bekommen sie eine Entschädigung. Bei allen Versicherungen gilt also: Wenn dir oder deinen Sachen etwas zustösst, zahlt die Versicherung, wenn dir nichts zustösst, macht die Versicherung einen Gewinn. Wichtig: Überlege dir zwei Mal, ob du eine Versicherung wirklich nötig hast. Es ist gut, versichert zu sein, aber überversichert zu sein ist unnötig und schade für dein Geld. Beachte Folgendes: • Unterschreibe nichts voreilig, was dir von einem Versicherungsvertreter angepriesen wird. Frage auf jeden Fall vorher in deinem Umkreis nach. 183 Versicherungen • Lass dir mehrere Angebote von verschiedenen Versicherungen zuschicken und vergleiche sie. Was wird zu welchem Preis angeboten? Lies alles sorgfältig durch, besonders auch das Kleingedruckte. • Oft bieten Versicherungsgesellschaften ganze Pakete von verschiedenen Versicherungen an, die zusammen günstiger sind als einzeln. Erkundige dich bei einer Versicherung deiner Wahl. • Verschiedene Firmen haben Kollektiv-Versicherungen, die oft preiswert sind. Frage deine Arbeitgeberin. Privathaftpflicht Diese Versicherung kommt für Schäden auf, die du fremden Gegenständen oder anderen Menschen zufügst. Sie haftet z.B. für eine Scheibe, die beim Ballspiel in die Brüche geht, für eine teure Vase, die du in der Wohnung deines Freundes herunterschlägst, für einen geliehenen Fotoapparat, den du fallen lässt usw., aber auch für Verletzungen, die du einem anderen zufügst. In der Regel bist du in die Privathaftpflichtversicherung deiner Eltern eingeschlossen, solange du ledig bist, zu Hause lebst und keiner Erwerbstätigkeit nachgehst. Frage deine Eltern. Die Jahresprämie für die Privathaftpflicht ist nicht sehr hoch, versichert dich aber unter Umständen für sehr grosse Schäden. Ein Abschluss dieser Versicherung ist zu empfehlen. 184 Hausratsversicherung Damit sind alle privaten beweglichen Sachen, auch die geleasten und gemieteten, versichert. Wenn etwas gestohlen wird oder Zurück zum Inhaltsverzeichnis durch Feuer oder Wasser beschädigt wird, bekommst du – je nach Versicherung – den momentanen Wert oder sogar den Neuwert. Auch hier sind Zusatzversicherungen möglich, z.B. gegen Glasbruch. Achte darauf, dass du nicht über- oder unterversichert bist. Ein Abschluss dieser Versicherung ist zu empfehlen. Die dritte Säule Die dritte Säule ist eine freiwillige Form, auf das Alter hin zu sparen. Verschiedene Banken und Versicherungen bieten dir die Möglichkeit, eine dritte Säule einzurichten. Du zahlst regelmässig Geld auf ein separates Konto ein. Meistens erhältst du auf diesem Konto einen besonders guten Zins und musst das Geld und die Zinsen nicht versteuern. Allerdings kannst du das Geld nur unter bestimmten, vom Gesetz oder der jeweiligen Bank bzw. Versicherungsgesellschaft festgelegten Bedingungen wieder abheben, z.B. wenn du 60 Jahre alt bist, ins Ausland auswanderst, eine Wohnung kaufen willst usw. Erkundige dich bei einer Bank. Wenn du eine dritte Säule einrichtest, geht ein Teil deines Lohnes dafür weg. Dazu kommen die obligatorischen Beiträge der ersten und zweiten Säule. [siehe auch oben] Ist dein Lohn noch nicht so gross, bleibt dir wenig zum Leben. Viele Leute richten deshalb erst eine dritte Säule ein, wenn sie einen guten Lohn haben. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Polizei und Strafverfahren Jeder Mensch soll möglichst frei sein und nach seinen Vorstellungen leben können. Aber er soll nicht nur selbst frei leben können, sondern andere auch frei leben lassen. Seine Freiheit hat also Grenzen, nämlich da, wo die Freiheit eines anderen Menschen verletzt wird. Wer z.B. einem anderen mit der Faust eins auf die Nase haut und sich dann rechtfertigt, indem er sagt: «Ich bin ein freier Mensch, ich kann doch meine Fäuste bewegen, wie ich will», der vergisst dabei eines: Die Freiheit seiner Fäuste hat spätestens dort eine Grenze, wo die Nase des anderen beginnt. Im täglichen Leben kommt es sehr häufig vor, dass sich Menschen in ihrer Freiheit gegenseitig einschränken. Auch dir passiert es sicher oft, dass dir jemand deine Pläne durchkreuzt. Wenn du dich dann wehrst, kommt es vielleicht zu einem Konflikt. Viele Konflikte kannst du selber lösen, indem du ruhig bleibst, ein vernünftiges Gespräch suchst und vielleicht auch einen Kompromiss in Kauf nimmst. Wenn Konflikte nicht mehr auf eine friedliche Art gelöst werden können, dann muss ein Gericht entscheiden, wer im Recht ist und wer nicht. Dieses berücksichtigt dabei die Gesetze, die in unserem Land gelten. [siehe auch: Gesetze] Polizei und Strafverfahren Die Polizei hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Gesetze beachtet werden. Sie kann deshalb eingreifen, z.B. wenn du zum Opfer einer Erpressung, einer Misshandlung, eines sexuellen Missbrauchs oder eines Diebstahls wirst. Wenn du aber selbst gegen das Gesetz verstösst, hat die Polizei die Pflicht, dich zu verfolgen, eine Anzeige gegen dich zu machen und dich allenfalls zu verhaften Es gibt verschiedene Arten der Polizei: • Die Stadtpolizei sorgt für Ruhe, Ordnung und Sicherheit auf dem Stadtgebiet und insbesondere in den Quartieren. • Zur Kantonspolizei gehören verschiedene Abteilungen. Die grösste ist die Sicherheitsabteilung. Diese besetzt verschiedene Posten im Kanton, überwacht den Verkehr – z.B. auch auf der Autobahn, ist bei Unfällen zur Stelle und sorgt mit Patrouillen für die allgemeine Sicherheit. Eine zweite Abteilung ist die Kriminalpolizei (trägt Zivilkleidung, also keine Uniformen). Sie kümmert sich – das weisst du aus dem Fernsehen und dem Kino – um die Aufklärung von Verbrechen, indem sie Spuren sichert und die Fahndung aufnimmt. In gewissen Kantonen oder Städten gibt es auch die Jugendpolizei z.B. Kanton Solothurn, Stadt St. Gallen, Aarau) oder den Jugenddienst Polizei (z.B. Baselland). Diese sind speziell für Delikte von Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren zuständig. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Prävention und Gesundheitsförderung» und «Polizei»] Schliesslich gibt es die Kommandoabteilung, wo die Geschäftsleitung und Administration untergebracht ist. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Polizei»] 185 Polizei und Strafverfahren Wenn du eine Dummheit gemacht hast… …kann das für dich zwar sehr belastend sein. Aber: Du bist nicht der einzige Mensch, dem so etwas passiert. Alle bauen irgendwann im Leben mal einen kleineren oder grösseren Mist. Versuche, möglichst schnell wieder aus dem Schlamassel herauszukommen. Folgendes kann dir dabei helfen: nnn 186 • Denk dran, dass niemand einfach machen kann, was er will. [siehe auch: Gesetze] Versuche nicht, dein Gewissen damit zu beruhigen, dass deine Freunde ja auch Dummheiten machen. Die Menschen tun viel Unrecht. Das ist keine Entschuldigung dafür, selber Unrecht zu tun. • Wenn du wirklich schuldig bist, dann versuche deinen Fehler einzugestehen. Wichtig ist, dass du die Verantwortung für das, was du getan hast, auf dich nimmst und niemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben versuchst. • Suche das Gespräch mit jemandem, zu dem du Vertrauen hast. Du kannst auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Jugendberatung»] Alles, was du dort besprichst, erfährt niemand sonst. • Oft ist ein Geständnis das Beste. Im Moment ist es zwar sehr unangenehm, und du möchtest vielleicht am liebsten im Boden versinken. Aber nachher kannst du sauberen Tisch machen und der Welt wieder mit gutem Gewissen begegnen… Und zudem beweist du grossen Mut, denn zu seinen Fehlern zu stehen braucht mehr Mut, als sie zu machen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n Die häufigsten Straftaten von Kindern und Jugendlichen… • Verkehrsübertretung. Im Verkehr braucht es Regeln. Das ist leicht einzusehen. Sonst gäbe es noch mehr Unfälle als es ohnehin schon gibt. Viele Regeln aber scheinen uns lästig. Wer hat sich nicht schon über eine Busse geärgert? Bei Übertretungen (z.B. Fahren im Fahrverbot oder ohne Helm) wirst du gebüsst. Wenn deine Übertretung nicht so schlimm ist und du Glück hast, wirst du nur verwarnt. • Vermögensdelikte Diebstahl. Die Regale in den Warenhäusern sind voll von Dingen, die dich faszinieren. Da kann es eine grosse Verlockung sein, etwas mitlaufen zu lassen – besonders wenn du knapp bei Kasse bist. Viele Warenhäuser haben aber eine Überwachungsanlage oder einen Überwachungsdienst. Wenn dich die Geschäftsleute auf frischer Tat ertappen, müssen sie dich zwar nicht der Polizei übergeben. Sie können sich damit begnügen, deine Eltern zu informieren und einen Geldbetrag zu verlangen. Ganz bestimmt aber wird dein Name notiert, und wenn du ein zweites oder drittes Mal erwischt wirst, kommt wohl doch die Polizei ins Spiel. Lass dich nicht von anderen dazu überreden, etwas zu klauen. Du gewinnst damit nicht wirkliche Freunde. Es braucht zwar Mut, aber noch mehr Mut kannst du beweisen, wenn du ruhig erklärst, dass du das nicht tun willst. [siehe auch: Cliquen und Gruppendruck] Wenn du im Lehrbetrieb etwas mitgehen lässt und die Sache auffliegt – und die meisten krummen Dinge fliegen eben mit der Zeit auf – verlierst du womöglich sofort die Lehrstelle. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Einbruch. Darunter versteht man das Eindringen in einen Raum, der dir nicht gehört, und zwar mit der Absicht, etwas zu stehlen. Das kann ein Haus oder ein Laden sein, aber auch ein Keller, ein Fabrikgebäude oder ein abgelegener Schuppen. Achtung: Wenn du bei einem Diebstahl oder einem Einbruch Gewalt gegen einen Menschen anwendest, so gilt das zu Recht als schweres Verbrechen (Raub) und wird viel härter bestraft. Du machst dich auch eines Raubes schuldig, wenn du jemanden mit einer Waffe bedrohst – auch wenn sie nicht echt ist. Hehlerei. Du machst dich der Hehlerei schuldig, wenn du eine Sache kaufst, geschenkt bekommst, versteckst oder verkaufen hilfst, von der du weisst oder von der du denken kannst, dass sie Diebesgut ist. Pass also auf, wenn dir jemand irgendein teures Ding allzu billig geben will oder darauf besteht, es dir für eine gewisse Zeit auszuleihen. Körperverletzung, Tätlichkeiten und Raufereien. Wenn du jemandem körperlichen Schaden zufügst, kannst du dich strafbar machen und dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Umgekehrt ist es natürlich dasselbe. Wenn dich jemand körperlich angeht, dann kannst du ihn bei der Polizei anzeigen. Illegale Drogen. Gewisse Stoffe fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, z.B. Heroin, LSD, Cannabis u.a. Sowohl der Handel als auch die Konsumation sind in der Schweiz verboten. [siehe auch: Abhängigkeit und Suchtmittel] Sachbeschädigung und Vandalismus. Tags und Graffitis sind zum Teil sehr künstlerisch, aber trotzdem verboten. Sie wer- Polizei und Strafverfahren den als Sachbeschädigung betrachtet und haben für dich nicht nur strafrechtliche Folgen, wenn du erwischt wirst. Unter Umständen musst du hohe Schadenersatzforderungen zahlen. Erkundige dich auf der Gemeinde, ob du nicht legal irgendwo ein Graffiti machen kannst. Halte deine Ohren in den Wind und frag deine Eltern und Bekannten. Oft ergeben sich interessante Möglichkeiten. – Unter Vandalismus versteht man sinnlose Beschädigungen oder Zerstörungen in der Öffentlichkeit, z.B. von Telefonkabinen, Schaufenstern, Toiletten usw. Gehilfenschaft und Mittäterschaft. Auch wenn du selber nichts klaust und nicht einbrichst, sondern nur dabei mithilfst – z.B. Schmiere stehst oder heisse Informationen gibst oder auch Informationen zurückhältst, jemanden zu einer Straftat anfeuerst oder ihn dabei unterstützt – machst du dich unter Umständen strafbar. Je nach Art deiner Mitwirkung kannst du als Mittäter oder als Gehilfe zur Verantwortung gezogen werden. Mitgegangen, mitgefangen! Wenn du erwischt wirst… Wenn du von der Polizei erwischt wirst, kommst du besser weg, wenn du höflich bist, deinen Fehler einsiehst und Reue zeigst. Auch wenn du dich ärgerst – es nützt nichts, zu fluchen und die Beamten zu beschimpfen. Denke daran, dass sie nichts gegen dich persönlich haben, sondern ihre Pflicht tun. Sie handeln im Rahmen des Gesetzes. Wenn du verdächtigt wirst, kann dich die Polizei von zu Hause, von der Schule oder dem Arbeitsplatz abhonnn 187 Versicherungen 188 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis len. Auch auf der Strasse anhalten und kontrollieren kann dich die Polizei jederzeit. Sie kann dich – auch ohne Haftbefehl – auf den Polizeiposten mitnehmen und dich kontrollieren, wenn du… … auf frischer Tat ertappt wirst. … von jemandem angezeigt worden bist. … eine Verkehrsübertretung begangen hast und deinen Ausweis (Identitätskarte) nicht bei dir hast. Trage also besser immer eine Identitätskarte auf dir. … vor deinem 18. Geburtstag von zu Hause weggelaufen bist. n n n Was du im Kontakt mit der Polizei wissen solltest • Du darfst nicht länger als 24 Stunden auf dem Polizeiposten oder im Untersuchungsgefängnis festgehalten werden, ohne der Jugendanwältin oder dem Staatsanwalt [siehe auch: Strafuntersuchung] vorgeführt zu werden. • Du musst deinen Namen, die Adresse, das Alter und den Bürgerort angeben. Sonst musst du nichts sagen. Du kannst also jederzeit die Aussage verweigern («ich mache dazu keine Aussage»). • Mache keine falschen Aussagen. Das macht oft die Sache komplizierter und kann dazu führen, dass dir niemand mehr glaubt. Zudem machst du dich durch falsche Aussagen ebenfalls strafbar. Gib auch nicht etwas zu, was du nicht gemacht hast, auch nicht in der Hoffnung, schneller freizukommen. • Alles, was du in Befragungen aussagst, wird in einem Protokoll festgehalten. Lies dieses genau durch und lass es korrigieren, wenn etwas darin steht, was du nicht gesagt hast. Polizei und Strafverfahren • Du darfst nicht geschlagen oder sonst schlecht behandelt werden, ausser wenn du selber eine schlechte Behandlung herausforderst, z.B. indem du die Beamten angreifst oder zu flüchten versuchst. • Wenn du durchsucht wirst und dich dabei ausziehen musst, verlange, dass eine Person deines Geschlechts die Durchsuchung macht. • Wenn eine körperliche Untersuchung nötig ist, kannst du verlangen, dass diese von einem Arzt durchgeführt wird. Wenn du das Gefühl hast, schlecht behandelt worden zu sein, dann sag es der Untersuchungsbehörde oder allenfalls dem Anwalt. [siehe unten: Verteidigung] Die Polizei darf ihre Macht auf keinen Fall dazu missbrauchen, deine Menschenwürde zu verletzen. Die Strafuntersuchung Je nach dem Ergebnis der Polizeibefragung wirst du entweder entlassen oder innerhalb von 24 Stunden einer Untersuchungsbehörde zugeführt. Auch im Fall einer Entlassung kann die Strafuntersuchung gegen dich weitergeführt werden. Es gibt zwei Untersuchungsbehörden: • Die Jugendanwaltschaft (JUGA) [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafverfahren»] untersucht Straftaten von Kindern und Jugendlichen (zwischen dem 10. und dem 18. Geburtstag). Sie hat das Ziel, dich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dir und deinen Mitmenschen zu führen. nnn 189 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Polizei und Strafverfahren • Die Staatsanwaltschaft [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafverfahren»] untersucht Straftaten von Erwachsenen (ab dem 18. Geburtstag). Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft klären den Sachverhalt in einer Voruntersuchung ab. Sie wollen wissen, ob Beweise für deine Schuld vorliegen. Dazu können sie… … dich von der Polizei auf einen Verdacht hin verhaften lassen, wenn du nicht schon erwischt worden bist. … dich befragen. Dazu bekommst du eine Vorladung. Diese musst du befolgen, sonst kannst du von der Polizei geholt werden. … Zeuginnen befragen. Du kannst auch selbst als Zeugin vorgeladen werden. … dein Zimmer oder deine Wohnung durchsuchen lassen. … gewisse Dinge (Beweismittel) beschlagnahmen lassen. … deine Post und dein Telefon überwachen lassen. … Fachleute (z.B. einen Psychiater) befragen. 190 Du hast jederzeit das Recht auf eine Verteidigung. Du kannst dich von einer Anwältin verteidigen lassen oder aber von jemandem, zu dem du Vertrauen hast, z.B. von deinem Lehrer, deinen Eltern usw. Vor deinem 18. Geburtstag ist es Sache deiner Eltern, eine Anwältin zu bestellen. Wenn dein Fall beispielsweise besonders schwierig ist oder wenn du für mehr als 24 Stunden in Untersuchungshaft genommen wirst, bekommst du eine amtliche Verteidigung. Untersuchungshaft Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft können gegenüber dem Haftrichter beantragen, dass du während den Abklärungen in Untersuchungshaft genommen wirst. Mögliche Gründe dafür sind: • Du hast eine Tat begangen, die mit Freiheitsentzug [siehe auch: Strafen] bestraft wird, und es besteht die Gefahr, dass du flüchtest. Bedenke, dass eine Flucht ins Ausland deinen Fall verschlimmert und keine Lösung ist. • Es besteht Verdunkelungsgefahr, d.h. die Gefahr, dass du irgendwelche Beweise beiseite schaffen oder mögliche Zeuginnen beeinflussen könntest. • Es besteht die Gefahr, dass du deine strafbare Tätigkeit fortsetzt. nnn Der Haftrichter entscheidet auf Antrag des Jugendanwalts darüber, ob und für wie lange die Untersuchungshaft angeordnet wird. Er befindet auch über eine allfällige Verlängerung der Unter suchungshaft. Vor Gericht Die Jugendanwaltschaft oder die Staatsanwaltschaft können unter gewissen Bedingungen selber entscheiden, ob du freigelassen oder bestraft wirst. Auch die Art der Strafe können sie dann bestimmen. [siehe auch: Strafen] Unter Umständen wird aber dein Fall an ein Gericht weitergegeben. Dann kommt es zu einer Ge- nnn Zurück zum Inhaltsverzeichnis richtsverhandlung, wo schliesslich ein Urteil gefällt wird: Du wirst freigesprochen oder zu einer Strafe oder Massnahme verurteilt. Die Strafen Strafen gibt es, seit es Menschen gibt. Verschiedene kennst du aus eigener Erfahrung: Strafseiten, früh ins Bett, kein Fernsehen, weniger Taschengeld… [siehe auch: Schule, Familie] Das sind aber private Strafen. Die Geschichte der Bestrafungen im Rahmen des Gesetzes ist eine besonders grausige Angelegenheit. Denke nur an all die engen Kerker und dunklen Verliese, die Folterkammern, Schafotte, Galgen und Guillotinen. Hinter dem Strafen stecken ursprünglich drei Ideen: • Erstens die Idee, den Menschen zu zeigen, dass es sich nicht lohnt, ein Verbrechen zu begehen. Deshalb wurden Hinrichtungen und Folterstrafen oft auf öffentlichen Plätzen ausgeführt. Alle sollten sehen, wie schlecht es einem geht, der Unrecht tut. nnn Zum Nachdenken: Führt die Angst vor Strafen wirklich dazu, dass die Menschen sich an Regeln und Gesetze halten? Was denkst du darüber? Wie denkst du über die Todesstrafe? • Zweitens die Idee, dass ein Mensch, der andern Schaden zufügt, eine Gefahr ist, die man beseitigen muss. Wer in einem Kerker steckt, kann niemandem mehr etwas antun. Polizei und Strafverfahren • Drittens die Idee, dass der straffällige Mensch seine Tat bereuen und sich bessern soll, so dass er nach dem Verbüssen der Strafe wieder in der Gesellschaft leben kann, ohne erneut straffällig zu werden. Zum Nachdenken: Kann sich ein Mensch tatsächlich dadurch bessern, dass er jahrelang im Gefängnis sitzt? Welche Strafen wären vielleicht sinnvoller? Heute steht die dritte Idee im Vordergrund. Zum Glück gibt es keine öffentlichen Strafen mehr. Es gibt zwar Menschen, die am liebsten die Todesstrafe wieder einführen würden. Viele haben aber gemerkt, dass es nicht das Ziel sein kann, sozusagen aus Rache einen straffälligen Menschen zu töten oder ihm grosse Schmerzen zuzufügen. Das Ziel jeder Strafe sollte vielmehr sein, zwar die Gesellschaft zu schützen, aber gleichzeitig den Straffälligen dazu zu bringen, dass er sein Verhalten ändert. Er soll ja nach einer gewissen Zeit wieder in der Gesellschaft leben können, ohne jemanden zu schädigen. Dazu gibt es in den Anstalten und Kliniken verschiedene Therapieangebote. Wer etwas ganz Schlimmes getan hat, wird aber unter Umständen nicht einfach wieder auf freien Fuss gesetzt, sondern kann auf unbestimmte Zeit verwahrt werden. Für Kinder und Jugendliche kommen folgende Strafen (befristet) und Schutzmassnahmen (unbefristet) in Frage: 191 Polizei und Strafverfahren • Ein Verweis (Verwarnung), d.h. jemand spricht ein sehr ernstes Wort mit dir. • Eine persönliche Leistung, z.B. in Form einer Arbeitsleistung, d.h. du musst eine bestimmte Arbeit erledigen, z.B. eine Hauswand putzen, oder in Form einer Verkehrsschulung bei der Polizei. Nach deinem 15. Geburtstag kannst du zusätzlich die folgenden zwei Strafen auferlegt bekommen: • Eine Geldbusse. • Einen Freiheitsentzug bis zu einem Jahr, in schweren Fällen sogar bis zu vier Jahren (über eine längere Einschliessung als sechs Monate entscheidet das Jugendgericht). [siehe auch: Freiheitsstrafen] 192 Für alle Kinder und Jugendlichen können folgende Schutzmassnahmen angeordnet werden: • Aufsicht, d.h. deine Eltern werden in Erziehungsfragen beraten und beaufsichtigt. • Persönliche Betreuung, z.B. in Form einer Erziehungshilfe, d.h. eine dafür ausgebildete Person besucht regelmässig deine Familie und hilft deinen Eltern in Erziehungsfragen. • Ambulante Behandlungen, d.h. du wohnst zu Hause, gehst aber regelmässig in eine Therapie oder eine Beratung. • Unterbringung, d.h. du kommst in eine andere Familie, in eine Wohngruppe oder in ein Heim. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Strafen und Schutzmassnahmen können auch kombiniert werden. Der zuständige Richter kann auch darauf verzichten, dir eine Strafe aufzubrummen oder eine Schutzmassnahme anzuordnen; z.B. wenn du schon bestraft worden bist oder wenn du deine Tat aufrichtig bereust und den Schaden – soweit möglich – wieder gutgemacht hast. Die häufigsten Strafen für Erwachsene sind: • Geldstrafen (Art. 34 StGB). Sie können bedingt oder unbedingt ausgesprochen werden. • Gemeinnützige Arbeit (Art. 37 StGB). • Freiheitsstrafen (Art. 40 StGB). Es gibt bedingte und unbedingte Freiheitsstrafen. Wenn du eine bedingte Strafe bekommst, musst du nicht ins Gefängnis. Es wird dir eine zweite Chance gegeben. Wirst du aber erneut straffällig, musst du auch die Strafe für die erste Tat absitzen. Eine unbedingte Freiheitsstrafe musst du sofort verbüssen. Sie kann von einem Tag bis zu maximal 20 Jahren dauern. Die häufigsten Massnahmen, die für Erwachsene getroffen werden, sind Therapiebehandlungen. n n n Das Strafregister Alle schwereren Strafen (grössere Bussen und Freiheitsstrafen) werden ins Schweizerische Strafregister eingetragen. Bei Jugendlichen erfolgt nur bei Verurteilung zu einem Freiheitsentzug oder zu Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung ein Strafregistereintrag. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der Eintrag wird bei Jugendlichen nach einer bestimmten Zeit entfernt (siehe dazu Art. 366 ff. StGB). Wenn du gewisse Arbeiten oder Funktionen übernehmen willst (wenn du dich zum Beispiel als Erwachsener für eine Arbeitsstelle oder für eine Mietwohnung bewirbst), kann es sein, dass du einen Auszug aus dem Strafregister vorweisen musst. Es liegt natürlich in deinem Interesse, dass dieser Auszug keine Einträge enthält. [siehe auch: Verwaltung] Du kannst ihn anfordern. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Strafregister»] Das Opfer Wenn du jemandem einen Schaden zugefügt hast, dann versuche immer, die Sache mit dem Opfer persönlich zu bereinigen, und zwar auch dann, wenn du für deine Tat bestraft wirst. Du solltest – vielleicht mit Hilfe deiner Eltern oder einer Freundin – unbedingt und ohne lange zu warten… …die gestohlenen Sachen wieder zurückgeben. …den Schaden – so gut du kannst – wieder gutmachen, und zwar aus eigenen Kräften. …dich um den Gesundheitszustand des Opfers kümmern, wenn es verletzt ist. Du kannst dem Opfer einen Brief schreiben oder es am Krankenbett besuchen. Schäme dich nicht, um Entschuldigung zu bitten. nnn Opferhilfe Wenn du selbst zum Opfer von Gewalt (Raub, Körperverletzung, Polizei und Strafverfahren Drohung, Vergewaltigung usw.) geworden bist, solltest du bei der Polizei eine Anzeige machen, auch wenn du vielleicht Angst davor hast, dass die Täter sich rächen. [siehe auch: Schule, Gewalt] Die Polizei muss dafür sorgen, dass die Gesetze eingehalten werden und die Menschen so vor Straftaten geschützt sind. Sie kann diese Aufgabe aber nur erfüllen, wenn die Straftaten gemeldet werden. Im Fall von sexueller Gewalt im Familien- oder Bekanntenkreis solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bevor du eine Anzeige machst. [siehe auch: sexuelle Gewalt] Zum Opfer einer Straftat zu werden, ist eine erschütternde Erfahrung. Es kann sein, dass sich als Folge davon psychische Probleme – z.B. Angst und Rückzug, Unsicherheit, Traurigkeit, Lustlosigkeit usw. – einstellen. Scheue dich nicht, professionelle Hilfe aufzusuchen. Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen. Im Gegenteil: Du beweist Reife und Mut, wenn du nicht vor den Problemen fliehst, sondern sie mit einer Spezialistin zu lösen versuchst. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Psychische Probleme»] Als Opfer einer Straftat hast du Anspruch auf kostenlose Beratung und Begleitung durch eine Opferberatungsstelle. Diese Stelle wird dir weiterhelfen. [siehe Adressverzeichnis: Stichwort «Opferhilfe»] 193 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Teil 4: du und die Welt Was kannst du wissen? Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was kannst du wissen? Die Frage, wie du zu einigermassen sicherem Wissen über die Welt gelangen kannst, ist alles andere als einfach zu beantworten. Wir nehmen die Welt immer nur mit unseren Sinnesorganen wahr und denken alle Gedanken über die Welt immer nur mit unserem Hirn. Wir wissen nie, wie die Welt ohne uns aussehen würde – unabhängig von unseren Augen und unserem Hirn. Wir können ja nicht aus unserer Haut fahren. 196 In diesem Kapitel geht es um die grossen Fragen und Zusammenhänge der Welt. Du wirst hier aber keine Antworten finden, sondern einige anregende Gedanken. Vielleicht interessieren sie dich, vielleicht diskutierst du sie mit deinen Freunden. Wenn dabei immer noch mehr Fragen auftauchen, wenn dir plötzlich nichts mehr einfach und selbstverständlich scheint, dann bist du auf dem Weg in das weite und spannende Gebiet der Philosophie. Zum Nachdenken: Deine Freundin erscheint dir wunderschön. Wenn du ein Bakterium wärst, wäre sie aber für dich nur ein interessanter Nährboden, und wenn du ein winziges Elementarteilchen wärst, wäre sie eine gigantische Gaswolke. Auf das ganze Universum gesehen ist sie hingegen ein Nichts auf einem winzigen Staubkorn. Was ist sie nun wirklich? Aber mit unseren bescheidenen Möglichkeiten können wir doch zu Annahmen gelangen, die sich mehr oder weniger gut bewähren in unserem Alltag und beim Versuch, die Welt zu verstehen. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, zu Annahmen zu gelangen. Die eine beruht auf dem wissenschaftlichen Denken, die andere auf dem Glauben. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was kannst du wissen? lil «Glauben und Wissen verhalten sich wie die beiden Schalen einer Waage: in dem Masse als die eine steigt, sinkt die andere.» Arthur Schopenhauer n n n Wissenschaft Die Wissenschaft versucht, zu gültigen Aussagen über die Welt zu gelangen. Sie unternimmt dazu viele Anstrengungen und hat nicht wenige Erfolge zu verbuchen. Aber die Meinungen über sie gehen weit auseinander. Die Wissenschaft ist schlecht… Die Wissenschaft ist in den letzten Jahrzehnten ziemlich in Verruf geraten. Warum? Wahrscheinlich vor allem aus folgenden drei Gründen: • Sie hat viele grosse Probleme der Menschheit – z.B. Hungerkatastrophen, Epidemien, Kriege – nicht aus der Welt schaffen können. • Sie hat viele Rätsel – z.B. die Fragen nach der Weltformel, nach vielen Vorgängen im menschlichen Körper und im Universum – noch nicht ganz lösen können. • Und schliesslich: Sie hat viele zusätzliche Probleme mit sich gebracht. Denke nur an die vielen hoch technisierten Waffen, an die wachsende Umweltbelastung durch Abgase, giftige Chemikalien, radioaktive Abfälle usw. Die Wissenschaft ist gut… Kein Wunder also, dass viele Menschen nicht besonders gut von der Wissenschaft denken. Dabei vergessen sie aber eines: Die Wissenschaft hat sehr viel dazu beigetragen, das Leiden auf der Welt zu vermindern und das Leben angenehmer zu gestalten. Einige Beispiele: • Die Fortschritte in der Medizin haben dazu geführt, dass heute viele Krankheiten früh erkannt und durch Medikamente und chirurgische Eingriffe geheilt werden können. Mit Antibiotika können Entzündungen bekämpft werden, die früher zum Tod geführt hätten, und mit Hilfe der Impfung brechen gefährliche Krankheiten – z.B. Pocken, Kinderlähmung, Starrkrampf usw. – gar nicht mehr aus. • Durch die Verbesserung der Hygiene im täglichen Leben (Kläranlagen, Trinkwasseraufbereitung, Kanalisation, Kehrichtentsorgung, Kühlschränke usw.) sind bei uns die grossen Seuchen – z.B. Pest, Typhus und Cholera – sozusagen verschwunden. • Dank der Fortschritte in der Psychiatrie und der Hirnforschung versteht man viele Reaktionsweisen der Menschen besser und legt z.B. psychisch Kranke nicht mehr in Ketten und sperrt sie nicht mehr in Käfige. • Durch die Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten ist die Welt zu einem Dorf geworden. Man lernt andere Lebensgewohnheiten und Weltsichten kennen und nimmt am Weltgeschehen teil. Die Folge davon könnte sein, dass man toleranter 197 Was kannst du wissen? ist gegenüber Fremdem und sich darum bemüht, möglichst viel Leid zu verhindern. • Die Erkenntnisse der Rechtswissenschaften und ihre Verbreitung haben dazu beigetragen, dass in vielen Ländern Staatsformen entstanden sind, die sich um Gerechtigkeit bemühen und die Menschenrechte wahren. Lösung näher zu kommen, kannst du zunächst Annahmen und Behauptungen aufstellen. Dabei kannst du deine Vernunft, deine Fantasie, deine Einbildungskraft oder deine Gefühle einbeziehen. Es macht gar nichts, wenn deine Annahmen verrückt scheinen. Für die Lösung grosser Probleme braucht es manchmal ganz ungewöhnliche Ideen. Wir wissen also heute dank dem wissenschaftlichen Fortschritt eine ganze Menge – und zwar nicht nur unwichtige Einzelheiten, sondern Dinge von grossem praktischem Nutzen, die uns viele Erkenntnisse und ein erstaunliches Verständnis der Welt vermitteln können. Gleichzeitig wissen wir aber sehr wenig. Gerade durch den wissenschaftlichen Fortschritt stossen wir auf immer neue offene Fragen und merken, dass viel, was uns wahr scheint, sich später als Irrtum herausstellt. Am Anfang des wissenschaftlichen Denkens steht also Kreativität, Freiheit und Toleranz in Bezug auf Ideen und Annahmen. Es ist eine Herausforderung, den scheinbaren Widerspruch zwischen unserem grossen Wissen und unserem gleichzeitigen grossen Unwissen auszuhalten und die Wissenschaft deshalb weder zu überschätzen noch zu verdammen. 198 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Wissenschaftliches Denken Wenn du zu einigermassen verlässlichen Aussagen über die Welt gelangen willst, gibt es nur einen Weg, nämlich das wissenschaftliche Denken. Damit ist etwa Folgendes gemeint: • Am Anfang steht eine Frage, ein Rätsel, ein Problem. Um einer Zum Nachdenken: Vielleicht fallen dir keine Fragen ein. Es gibt aber eine Menge. Hier einige Beispiele: Helfen homöopathische Mittel? Wie entstehen Kornfeldkreise? Was hat es mit dem Bermuda-Dreieck auf sich? Gibt es Gedankenübertragung? Warum finden Katzen über lange Strecken den Heimweg? Wie steht es mit der Astrologie? Können Menschen fühlen, dass sie angestarrt werden? Haben Mineralien eine Heilwirkung? usw. • Jetzt musst du deine Annahmen prüfen, so gut du kannst. Dazu suchst du nach eigenen Beobachtungen oder Beobachtungen von anderen Menschen, die deine Annahmen widerlegen könnten. Weil du natürlich viele Dinge nicht selber beobachten kannst, musst du dich auf Beobachtungen verlassen, die andere gemacht haben. Wissenschaftler prüfen ihre Annahmen, indem sie Experimente veranstalten. Diese müssen zu jeder Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was kannst du wissen? lil Zeit, an jedem Ort und von jedem Menschen wiederholt werden können. Sonst sagen sie nichts aus. In einem zweiten Schritt verlangt also, wer wissenschaftlich denkt, nach Prüfungen, Beobachtungen, Experimenten, Belegen – nach so genannten harten (auch: überprüfbaren) Tatsachen. • In einem dritten Schritt musst du deine Annahmen aufgeben oder korrigieren, wenn es Beobachtungen gibt, die ihnen widersprechen. Nur wer bereit ist, seine Annahmen kritisch zu prüfen und auch wieder fallen zu lassen, wenn etwas dagegen spricht, denkt wissenschaftlich. Unwissenschaftliches Denken Viele Menschen bleiben aber ihren Annahmen treu, auch wenn viel dagegen spricht. Oft lassen sie gar keine Kritik an sich herankommen, indem sie entsprechende Beobachtungen und Aussagen wegschieben oder kritische Menschen als unglaubwürdig abstempeln. Das ist unwissenschaftlich. Willst du diese Art zu denken vermeiden, dann versuche andere Gedanken auch dann zuzulassen, wenn sie deinen Annahmen widersprechen oder wenn dich der Mensch, der sie äussert, ärgert. 199 Was kannst du wissen? Religion Die Religionen (von lateinisch: religere, «etwas wiederholt und sorgfältig betrachten») sind Weltanschauungen, die vom Glauben an die Existenz eines Gottes ausgehen. Sie bieten den Menschen Erklärungen über den Sinn des Lebens, über Gut und Böse, über die Ereignisse nach dem Tod usw. Die meisten Religionen gehen dabei davon aus, dass es eine Macht gibt, die grösser ist als wir Menschen und grösser als die Welt, eine Macht, die alles hervorgebracht hat, durchdringt und zusammenhält, und sie leiten daraus gewisse Anforderungen an die Lebensführung ihrer Gläubigen ab. nnn 200 Die christliche Religion bezeichnet diese Macht als Gott. Über Gott gibt es sehr verschiedene Ansichten: • Es gibt Menschen, die sich Gott als eine persönliche Macht vorstellen, die uns Menschen beobachtet und liebt, alles weiss und alles beeinflussen kann, zu der wir beten können und die unsere Gebete erhören kann. • Andere Menschen stellen sich Gott als eine unpersönliche Macht vor, die in allen Dingen schlummert und alles in Bewegung hält, als eine Art Naturkraft. • Wieder andere stellen sich Gott als das absolut Gute vor, als die unendliche Liebe. • Und noch einmal eine andere Gruppe sagt, man könne sich Gott nicht vorstellen, er beginne dort, wo alle menschlichen Vorstellungen und Gedanken aufhörten. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Ob du für dich eine solche Macht, einen Gott, annimmst oder nicht, musst du für dich selbst entscheiden. Beweisen lässt sich die Existenz eines Gottes nicht. Das Christentum (ca. 2,1 Milliarden Anhänger) zählt zu den fünf grossen Weltreligionen. Die andern vier sind: der Islam (ca. 1,3 Milliarden Anhängerinnen), der Hinduismus (ca. 800 Millionen Anhänger), der Buddhismus (ca. 400 Millionen Anhängerinnen) und das Judentum (ca. 14 Millionen Anhänger). Daneben gibt es eine unüberschaubare Anzahl weiterer Religionen und Glaubensgemeinschaften. Wenn du dich für das Thema «Religion» interessierst, dann frage andere Menschen danach, stöbere in einer Bibliothek oder einer Buchhandlung, suche im Internet. Bestimmt wirst du eine Menge finden. Zum Nachdenken: Wenn heute Menschen nach ihrem Glauben gefragt werden, antworten viele: «Ich habe meine eigene Religion.» Was sind das denn für eigene Religionen? Woran glauben wohl deine Freunde? Frage doch mal nach. Vielleicht entdeckst du Unterschiede, Gemeinsamkeiten, wiederkehrende Vorstellungen und Überzeugungen – und vielleicht entstehen spannende Gespräche. «Ist es nicht seltsam, dass Menschen so gern für ihre Religion streiten, aber so ungern nach ihren Vorschriften leben?» Georg Christoph Lichtenberg Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was kannst du wissen? lil n n n Esoterik Esoterik bedeutet wörtlich: das Innerliche, also sozusagen ein geheimes Wissen, das nur gewissen Eingeweihten zugänglich ist. Der Esoterik werden Lebensanschauungen zugeordnet, die darauf beruhen, dass Kräfte und Einflüsse ausserhalb der naturwissenschaftlichen Weltanschauung existieren. Damit ist gemeint, dass nicht nur Anschauungen richtig sind, die wissenschaftlich nachgewiesen werden. Es ist nicht immer alles erklärbar. Früher wurden zum Beispiel Menschen ausgelacht oder für verrückt erklärt, wenn sie behaupteten die Welt wäre rund. Erst als dies bewiesen werden konnte, wurde diese Anschauung anerkannt. Mit dem Bedürfnis der Menschen nach tiefen Einsichten machen aber auch Leute schamlos Geschäfte. Sie bieten Tagungen, Kurse und Seminarwochen an und versprechen die Lösung aller Lebensprobleme, völlige Sorgenlosigkeit, nie geahnte Befriedigung usw. Prüfe diese Angebote sorgfältig, wenn dich das Thema interessiert. Hüte dich vor grossen Versprechungen. Es gibt keine Geheimrezepte gegen die Lebensprobleme der Menschen und für ein ewiges Glück. Oft sind Scharlatane am Werk – und die Leute, die sich ihnen anvertrauen, bleiben nicht selten mit grösseren Problemen zurück, als sie vorher je gehabt haben. • Die Anhänger sind in einem starren System von Gedanken und Glaubenssätzen eingeschlossen. Sie haben nicht mehr die Möglichkeit, kritisch zu denken, die Glaubenssätze zu bezweifeln oder eine eigene Meinung zu haben. Sie verlieren die gedankliche Freiheit. • Oft verlangen die Sektenführer von ihren Anhängern strenge Rituale und absoluten Gehorsam. • Nicht selten wird verlangt, dass die Anhänger sehr viel Geld oder andere Güter der Sekte zukommen lassen. Manchmal führt dies zu einer finanziellen Katastrophe und zur Verzweiflung. • Sektenführer wecken die Illusion, dass ein Leben ohne Angst, ohne Konflikte, ohne Stress, nur unter Gleichgesinnten, die sich alle lieben, möglich ist. Sie verwenden viel Sorgfalt auf ausgeklügelte Taktiken, neue Anhänger zu gewinnen und die Menschen mit Versprechungen und vorgegaukelter Glückseligkeit zu verführen. n n n Sekten Sekten sind Gruppen von Menschen, die sich ausserhalb der anerkannten Religionen zu einem bestimmten Glauben oder einer bestimmten Lehre bekennen. Die Inhalte sind verschieden: sie Versichere dich, dass du aus jeder Gemeinschaft, der du angehörst, jederzeit wieder austreten kannst und dass du kritisch sein und deine Meinungsfreiheit behalten darfst. Informiere dich gut in deinem Umfeld und im Internet (zum Beispiel: www.infosekta.ch). können östlichen Religionen, esoterischen Überzeugungslehren, der christlichen Religion oder wissenschaftlichen Theorien entnommen sein. Was sie aber von anderen Glaubens- oder Interessengemeinschaften unterscheidet, ist Folgendes: 201 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was sollst du tun? Was sollst du tun? Was ist gut und richtig? Was ist böse und verwerflich? Wie sollen sich Menschen verhalten, damit sie ein gutes Leben führen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine besondere Wissenschaft, nämlich die Ethik. Zum Nachdenken: Vielleicht scheint dir die Frage einfach. Aber jeder Grundsatz für das menschliche Handeln kann sofort in Zweifel gezogen werden, z.B.: Du sollst nicht lügen. Was aber, wenn du dadurch jemandem eine grosse Freude machst? Du sollst nicht töten. Was aber, wenn du dadurch vielen anderen Menschen das Leben rettest? 202 Der berühmte Kinderpsychologe Jean Piaget hat herausgefunden, dass kleine Kinder beim Spielen nach und nach gewisse Spielregeln berücksichtigen: • Ganz kleine Kinder spielen für sich allein und achten auf keine Spielregeln. • Etwas später übernehmen sie gewisse einfache Regeln. Es ist ihnen aber egal, ob die anderen diese Regeln auch einhalten. • Nach und nach bekommen Spielregeln eine Bedeutung. Die Kinder betrachten sie als gültig und unveränderbar und überwachen die Einhaltung der Regeln gegenseitig sehr genau. • Erst mit einiger Zeit lernen sie, dass die Regeln gemeinsam ausgehandelt werden können. Ganz ähnlich wie kleine Kinder Spielregeln entdecken, müssen wir nach und nach lernen, dass in der Gesellschaft auch andere Menschen mitspielen, dass alle gern gewinnen würden und niemand gern verliert und dass die gemeinsamen Spielregeln immer wieder neu ausgelegt und umgesetzt oder aber neu festgelegt werden müssen. [siehe auch: Gesetze, Politik: mitreden und mitbestimmen] Werte und Normen Jede Gemeinschaft hat eigene Spielregeln, so genannte Werte und Normen. nnn Zum Nachdenken: Werte und Normen unterscheiden sich besonders deutlich von Kultur zu Kultur. In gewissen Kulturen gilt es als anständig, bei Tisch zu rülpsen oder als unanständig, eine Speise abzulehnen oder die Fusssohle zu zeigen. Findest du weitere Beispiele? Zurück zum Inhaltsverzeichnis Was sollst du tun? 203 Was sollst du tun? Verschiedene Verhaltensweisen gelten als gut und richtig, anständig und rücksichtsvoll, löblich und bewundernswert, andere hingegen als böse und falsch, unanständig und rücksichtslos, tadelnswert und verabscheuungswürdig. Solche Werte und Normen sind dir zum Teil bewusst. Viele davon hast du sogar zu hören bekommen: «Sei anständig bei Tisch! Lerne, damit etwas aus dir wird! Gib dich nicht mit falschen Leuten ab!» usw. Andere sind dir weniger bewusst, vielleicht die Idee, dass es nicht gut ist, dich in den Mittelpunkt zu stellen, oder die Idee, dass du nur ein guter Mensch bist, wenn du dich für andere aufopferst usw. Wie du dich in einzelnen Situationen verhalten sollst, ist nicht immer einfach zu entscheiden. Es kann sich aber lohnen, gut über die eigenen Werte und Normen nachzudenken und dich zu fragen, woher sie kommen und warum du so oder so reagieren könntest oder möchtest. 204 Die Stufenleiter der Werte Ein amerikanischer Psychologe, Lawrence Kohlberg, hat die Entwicklung unserer Werte untersucht. Er hat eine Stufenleiter aufgestellt und gezeigt, dass die Werte und die Begründung des Verhaltens mehr oder weniger reif und entwickelt sein können. • Erste Stufe: Du richtest dein Verhalten nur nach dir selbst. Was dir etwas bringt, machst du. Was dir Schaden einträgt, lässt du – egal, was mit anderen dabei passiert. Belohnungen und Strafen können dein Verhalten beeinflussen. Als Begründung für deine Handlungen genügt der Satz …weil ich es will. Zurück zum Inhaltsverzeichnis • Zweite Stufe: Du merkst, dass es für dich Vorteile hat, wenn du die anderen berücksichtigst. Du weisst, dass sie auch Interessen haben, und richtest dich so ein, dass ihr gemeinsam möglichst gut wegkommt. Dabei gilt das Prinzip der wechselseitigen Gerechtigkeit: Du gibst etwas, damit du etwas bekommst, oder du schonst jemanden, damit er dich auch schont. Die Begründung deiner Handlungen lautet: …weil es mir schliesslich nützt. • Dritte Stufe: Du richtest dich nach der Mehrheit. Du tust, was alle tun, und findest gut, was alle gut finden. Dabei stehen für dich die Gewohnheiten, die Einstellungen und die Rollenmuster deiner Bezugsgruppe – sei es die Familie, die Schulklasse, eine Clique – im Vordergrund. Du begründest deine Handlungen mit dem Satz …weil wir es so machen. [siehe auch: Clique und Gruppendruck] • Vierte Stufe: Du merkst, dass die Gesellschaft ein Gebilde von Menschen ist, die du zum grössten Teil nicht kennst. Das Motto «wie du mir, so ich dir» und Gruppenregeln garantieren also nicht viel. Du siehst ein, dass gewisse Regeln und Gesetze nötig sind, damit das Zusammenleben einigermassen funktionieren kann. Die Begründung für deine Handlungen heisst: …weil es nötig ist, damit die Gesellschaft nicht ins Chaos stürzt. • Fünfte Stufe: Du erkennst, dass auch gut organisierte Gesellschaften mit strengen Gesetzen sehr ungerecht sein können und dass es in gewissen Fällen besser sein kann, sich für die Veränderung der Gesetze einzusetzen oder aber sie zu mis- Zurück zum Inhaltsverzeichnis sachten. Jetzt lautet die Begründung für deine Taten: …weil es gerechter ist als die herrschenden Normen und Gesetze. • Sechste Stufe: Du wägst alle möglichen Standpunkte sorgfältig ab und gibst dabei deinem eigenen Standpunkt kein besonderes Gewicht. Dabei achtest du weder auf den eigenen Nutzen oder Schaden noch auf die herrschenden Normen und Gesetze. Die Begründung heisst: …weil es gut ist, egal wer ich bin und wo ich lebe. Was sollst du tun? einerseits den Wunsch nach einem guten Leben haben wie du, andererseits Schmerzen empfinden und leiden können wie du, liegt folgender Schluss nahe: Du trägst eine Verantwortung den anderen Menschen gegenüber, denn was sie an Freud und Leid durch dich erfahren, könnte genauso gut dir durch sie widerfahren. Überlege dir, auf welcher Stufe du dich am ehesten einteilen würdest. Kohlberg hat viele Amerikaner getestet und auf seiner Stufenleiter eingeordnet. Dabei hat er herausgefunden, dass die grosse Mehrheit nicht über die dritte Stufe hinauskommt. (Das betrifft aber nicht nur die Amerikaner, sondern gilt wahrscheinlich für alle Menschen.) Auf welcher Stufe sich ein Mensch befindet, hat nichts damit zu tun, was er sonst denkt oder glaubt – er kann religiös sein oder wissenschaftlich denken, gebildet sein oder ungebildet. Je höher die Stufe, die ein Mensch erreicht, desto weniger sind seine Mitmenschen in Gefahr, unter dem Egoismus dieses Menschen zu leiden. Interessant ist die Beobachtung, dass Menschen in bedrohlichen Situationen auf der Stufenleiter zurückfallen. Zum Nachdenken: In einem lustigen Märchen verwandelt eine Hexe einen Fuchs, der ein Huhn verfolgt, in ein Huhn und das Huhn in einen Fuchs. Beide erleben, wie es dem anderen zumute ist: der Fuchs erlebt die Angst des Huhns, das Huhn aber die Gier des Fuchses. Nachdem sie zurückverwandelt sind, haben beide eine Einsicht gewonnen. Der Fuchs jagt keine Hühner mehr, das Huhn hingegen hat Verständnis für Füchse. – Wäre es nicht sehr lehrreich, wenn man auf ähnliche Weise Menschen für eine gewisse Zeit in andere Menschen verwandeln könnte – z.B. Lehrerinnen in Schüler und umgekehrt? Was denkst du – welche Verwandlung täte dir oder deinen Klassenkameraden gut? Schreibt doch in der Klasse Berichte aus dem Leben eines anderen. Wählt eine bestimmte Person und versucht euch einzufühlen. Diskutiert die Berichte nachher in der Klasse. Die Verantwortung gegenüber anderen Menschen Wenn du einmal erkannt hast, dass zwischen dir und den anderen Menschen kein Unterschied besteht, dass alle Menschen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Die Angst vor dem Fremden und Andersartigen führt nicht selten dazu, dass Menschen anderen Menschen mit Vorurteilen begeg- nnn 205 Was sollst du tun? nen, ihnen kaum eine Chance zur Annäherung geben, sondern sie ungerecht behandeln oder sogar zu Feinden stempeln und bekämpfen. [siehe auch: Andere Kulturen] Alle wissen, dass die Nationalsozialisten (auch: Nazis) während des Zweiten Weltkriegs Juden, Fahrende, Homosexuelle und Behinderte zu ihren Feinden erklärt und massenhaft gefoltert und ermordet haben. Und auch heute werden an vielen Orten auf der Welt Minderheiten benachteiligt, gequält und getötet. Deshalb ist es wichtig, dass du Folgendes weisst: • Jeder Mensch hat das Recht darauf, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht, seinem Alter, seiner sexuellen Neigung, seinem Aussehen, seinem Glauben oder seinen Überzeugungen usw. als Mensch ernst genommen und respektiert zu werden. • Jeder Mensch hat das Recht, als einzigartiges Lebewesen betrachtet und beurteilt zu werden. Niemand ist gut oder schlecht, weil du ihn zu einer Gruppe zählst – sei es zu der Gruppe der Schweizer oder der Ausländer, der Heterosexuellen, der Homosexuellen, der Gläubigen oder der Ungläubigen, der Suchtmittelabhängigen oder der Abstinenten usw. «Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken. Vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir.» Mark Twain Verantwortung gegenüber der Umwelt Wenn du noch einen Schritt weiter gehst, kommst du zu der Aussage: «Nicht nur die Menschen empfinden Freud und Leid, sonnnn 206 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis dern alle Lebewesen möchten leben und sich entfalten können wie ich.» Das führt dich vielleicht zu folgender Einsicht: Wir haben allem Lebendigen gegenüber eine Verantwortung, auch gegenüber unserer direkten Umwelt, unserer Natur. Unsere Natur birgt die eigentlichen Ressourcen für das Überleben der Menschen. Ohne sauberes Wasser und reine Luft und ohne intaktes Ökosystem wird es kritisch für die Menschheit. Auch du kannst dazu beitragen, zu den natürlichen Ressourcen Sorge zu tragen. Mit deinem Verhalten als einzelner Konsument kannst du gemeinsam mit vielen anderen kritischen Menschen einiges beeinflussen. [siehe Adressverzeichnis: Natur und Umwelt] Leider unterschätzen zu viele Leute ihre Verantwortung gegenüber der Natur: sie werfen zum Beispiel leeres Verpackungsmaterial und anderen Müll aus dem Autofenster an den Wegrand oder lassen den Abfall ihrer Party am Fluss einfach bei der Feuerstelle liegen. Die Bezeichnung für solches Verhalten heisst «Littering». Littering – also das Deponieren von Müll im öffentlichen Raum – ist verboten und kann bestraft werden. Ist es nicht einfach dumm und frech, wenn die Verschmutzer glauben, der Müll löse sich dann schon irgendwie in Luft auf oder werde von irgendjemand anderem weggeschafft? Im ganzen Universum hat das Leben auf unserem Planeten – auch wenn es wahrscheinlich noch andere Lebensformen gibt – einen Seltenheitswert. Es verdient einigen Respekt – ebenso, wie du als einzelner Mensch Respekt verdienst. Was sollst du tun? «Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.» Arthur Schopenhauer 207 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis Zurück zum Inhaltsverzeichnis n n n A Abhängigkeit, körperliche Abhängigkeit, psychische Absturz s. Alkohol Abzahlungsverträge Adrenalin AHV s. Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV-Beiträge AIDS AIDS-Risiko AIDS-Test Akne Alkaloide s. Giftpflanzen Alkohol Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) Ambulante Behandlungen Amnesty International Amphetamine Analsex Andere Kulturen Anmache Anorexie s. Magersucht Anti-Nährstoffe Appetit Stichwortverzeichnis 102 102 141, 145 83 178f. 47ff. 47ff. 49 92 103 177f. 192 73 111 39 167f. 104 93 93f. Apps 78 Arbeit 135ff. Arbeitsbestätigung 133, 139 Arbeitsgesetz 136 Arbeitsleistung 139, 192 Arbeitslosenversicherung (ALV) 179 Arbeitslosigkeit 179f. Arbeitsplatz (zum Lernen) 121 Arbeitsrecht 136 Arbeitszeiten 132 Arbeitszeugnis 139 Arzt für Geschlechtskrankheiten s. Urologe Arztzeugnis 136 Ausfluss (aus der Scheide oder dem Penis) 50 Ausgewogene Kost 93 Ausgleichskasse 178ff. Ausländer s. andere Kulturen Aussehen 89 Austausch für Klassen 125 Austausch für Schülerinnen 125 170 Auszug (aus einer Wohnung) Auszug aus dem Strafregister 192f. Autoprüfung (Kategorie B) 158f. n n n B Basistheorieprüfung 158ff. Belästigung, sexuelle 138f. Berufliche Vorsorge 178f. Berufsberatung 127f. Berufsinformationszentrum (BIZ) 127ff. Berufskrankheiten 181 Berufsmatur 133 Berufsunfälle 181 Berufswahl 127ff. Berufswahlpraktikum 135 Beschneidung 25 Betäubungsmittelgesetz 152, 187 Bewegung 75 Beweismittel 190 Bewerbung 130f. Bewerbungsunterlagen 129f. Bibeli s. Pickel Binden 29 Bio-Tattoo s. Tätowierungen Bisexualität 54 Blasen s. Oralsex 95 Body Mass Index Brüste 27 Brustkrebs 30 Brustuntersuchung 30 211 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Brustwarze Buddhismus Bulimie s. Ess-Brech-Sucht BVG s. berufliche Vorsorge 27 200 n n n C Cannabis 106ff. Charaktereigenschaften 131 Chat 81ff. Chlamydien 52 Christentum 200 Clash of Clans 81 Clique 70f. Coitus Interruptus (unterbrochener Geschlechtsverkehr) 44 Coming-out 57f. Communities 80 Crack 110 Cunnilingus s. Oralsex Cyberbullying s. Mobbing Cybermobbing s. Mobbing 212 n n n D Dezibel Diaphragma Diebstahl 97 42 186 Dienstbüchlein 174 Dienstuntauglichkeit 175 Digitale Medien 78ff. Diskriminierung 138 Dokumente 74, 129, 172 Dopamin 83 Drei-Monats-Spritze 43 Dritte Säule (der Altersvorsorge) 184 Drogen s. Suchtmittel n n n E Ecstasy Eichel Eier s. Hoden Eierstöcke Eileiter Einbruch Einsätze in der Gesellschaft Einschliessung Einstelltage Einstiegsdroge Einwohnerkontrolle Eisprung Eizelle E-Learning Endorphine 111 25 28 28 187 74 192 180 107 171 28 28 84 94 Entspannung Entspannungsübungen Erektion Ernährung Erste Säule (der Altersvorsorge ) Erstes Mal Erwerbsersatzordnung (EO) Erziehungshilfen Esoterik Ess-Brech-Sucht Essstörungen Esssucht Exhibitionismus n n n F Facebook Fahrlässigkeit, grobe Fahrprüfung Fahrrad s. Velo Fahrradprüfung Fahrstunden Familie Familienbüchlein Fantasien, sexuelle Fellatio s. Oralsex Ferien 97f. 98 25 93ff. 177f. 37f. 178 192 201 95 94f. 95 59f. 81ff. 138 206ff. 156 159 161ff. 172 22 77, 138 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Ferienjob s. Nebenjob Feste Fetischismus Filzläuse Folienrauchen Franchise Frauen in der Armee Frauenärztin Freebase Freiheit Freiheitsstrafe Freizeit Fremdenfeindlichkeit Freunde Freundschaft Führerausweis 76 60 53 110 181 175 30 110 151 192 72ff. 205f. 68ff. 68ff. 153ff. n n n G Games Gamesucht GBL (Gamma-Butyrolacton) Gebärmutter Geburtsurkunde Gefängnis Gehilfenschaft Geld 83 85 108f. 26ff. 172 192 187 141ff. Geldstrafe Genussmittel Gericht Geschlechtskrankheiten Geschlechtsverkehr Gesetze Gesetzestexte Gesundheit Gewalt Gewalt, häusliche s. häusliche Gewalt Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewerkschaften GHB/GBL/K.O.-Tropfen Giftpflanzen Glaube Glückshormon s. Dopamin Gonorrhö (auch: Tripper) Gott Graffitis Gras s. Cannabis Gratifikation Gruppenchat Gruppendruck Gummi s. Kondom 192 93 190f. 50ff. 37ff. 150ff. 152 89ff. 99ff. 99f., 164 64ff., 164 140 108f. 109 196ff. 54 200 187 132 82f. 70f. n n n H Haare Haftbefehl Haftpflichtversicherung für Motorfahrzeuge Halluzinogene Handy Hardcore Harnröhre Harte Pornografie Haschisch Hausarzt-Modell Hausaufgaben Haushaltskosten, Beitrag Häusliche Gewalt Hausratsversicherung Hehlerei Hepatitis Heroin Herpes, Typ 1 Herpes, Typ 2 Heterosexualität Hinduismus HIV Hobbies (s. auch Freizeit) Hoden 90 189 183 109f. 78ff. 63f. 25f. 64 106 99 119 144, 162 164 184 187 41, 110 110 53 53 54 200 47ff. 83 26 213 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Höhepunkt, sexueller s. Orgasmus Homosexualität 54ff. Hormonpflaster 40 Hymen s. Jungfernhäutchen n n n I Identitätskarte (ID) 172 Illegale Drogen 187 Implanom 41 Inline-Skates 156 Instagram 81, 85 Integration 168 Integrationsprobleme 168 Internet 78ff. Internet-Sexsucht / Pornosexsucht 64 Invalidenversicherung (IV) 178 Islam 200 IUP (Intrauterinpessar) 42 IV s. Invalidenversicherung 214 n n n J Jobs Joint Judentum Jugend und Sport (J&S) Jugendanwaltschaft 74, 142 106ff. 200 74 189f. Jugendaustausch s. Austausch für Schülerinnen Jugendgruppen, kirchliche Jugendgruppen, politische Jugendlohn Jugendpolitik Jugendpolizei Jugendtreffs Jugendurlaub Jugendverbände Jungfernhäutchen 73 73 141f. 72f. 185 74 138 74 27 n n n K K.O.-Tropfen 108f. Kaktus s. Mescalin Kalender-Methode 43 Kantonspolizei 185 Kautabak s. Nikotin Kickboards 156f. Kiffen 106ff. kik 82 Kitzler s. Klitoris Klassenaustausch s. Austausch für Klassen 125 Kleidung 60, 89f., 185 Klitoris 26 Knaus-Ogino-Methode Knutschfleck Kokain Kollektiv-Versicherungen Kommandoabteilung Kommunikationssucht Kompliment Kompromiss Kondom Kondom, Gebrauch Konflikte mit Lehrkräften Konfliktlösung Körperverletzung Korruption Krankenkassenprämie Krankenversicherung Krankheit Kreativität Kredit Kreditkarten Kreiskommando Kriminalpolizei Krisen Kultur Kulturkonflikt Kündigung 43 35 110 184 185 85 17 161ff. 41 49 125f. 163 187 151 181 180 51, 98f. 76 145f. 145 171, 176 185 113ff. 76, 167ff. 167 138 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Kündigung, fristlose Kündigungsfrist, Arbeit Kündigungsfrist, Wohnen Kupferspirale Kurse Kurzschlusshandlungen Küssen KVG s. Krankenversicherung Stichwortverzeichnis 138 136, 138 169f 44 74 21 35 n n n L Lachgas 108 Langeweile 72, 80, 112, 120 Lärm (im Unterricht) 120 Lärmpegel 97 Latex 49 Latte s. Erektion Lautstärke 95ff. Leasing, Abzahlungsverträge und Kredite 141ff. Lebenskosten 142 Lehre 128ff. Lehrlingsaustausch 134 Lehrlingslohn 144 Lehrstelle 129ff. Lehrstellennachweis (LENA) 129 Lehrvertrag 131f. Lehrzeugnis Leiterinnenkurse Lernfahrausweis Lerntechnik Lerntypen Lesben Liebe Liebeskummer Littering Lohn Lohnkonto LSD Lusttröpfchen Lustzentrum Lutschen s. Oralsex n n n M Magersucht Mängelliste Marihuana Markenkleider Masochismus Medikamente Meinungsfreiheit Menstruation Menstruationsbeschwerden 132f. 75 158f. 121f. 128f. 54ff. 161ff. 21 207 132 145 109 25 25f. 94f. 169 106 90 60 106 201 28ff. 29f. Mescalin Mietvertrag Mikro-Verletzungen Milchdrüsen Militär Militärversicherung Minipille Missionarsstellung Mitesser Mittäterschaft Mobbing – Cybermobbing – Cyberbullying Möse s. Vulva Motorräder (Kategorie A, beschränkt) Motorräder (Kategorie A, unbeschränkt) Motorräder (Kategorie A1) Muschi s. Vulva n n n N Nachhilfe Nachsitzen Nährstoffe Nationalsozialisten Naturfreunde Schweiz 109 169ff. 47 27 174ff. 180 41 37 91 187 86f., 99 158f. 158f. 158f. 124 119 93 206 73 215 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Nazis s. Nationalsozialisten Nebenjob Netzwerke s. Soziale Netzwerke Neuorientierung Nikotin Normen Nothelfer-Kurs Nuva-Ring n n n O Obligationenrecht Ökosystem Onanieren s. Selbstbefriedigung Onlinesexsucht Onlinesucht Opfer Opferhilfe Oralsex Orgasmus P Pädophilie Papiere, wichtige Pariser s. Kondom Parteien Pass 142 21 104ff. 202ff. 158 40 152 207 85 84ff. 193 193 35 33 nnn 216 60f. 171f. 73 172 Penis Pension Pensionskasse Petting Pickel Piece s. Cannabis Piercing Pille Pille danach Plastikgeld Politik Polizei Pornografie Pornosucht Portiokappe Praktische Prüfung Prepaid Privathaftpflicht Privatsphäre Probezeit Promille Prostitution Prüfungsvorbereitung Psilocybin 25 179 179 34ff. 91f. 92 40 44f. 145 72f. 185ff. 62ff. 64 42 159f. 78, 145 184 86, 152 132, 159 103 61f. 124 109 n n n R Rassismus Rauchen s. Nikotin Rauferei Räume, öffentliche Räume, private Recht des Stärkeren Rechte des Kindes Rechte und Pflichten Rechtsauskünfte Regel s. Menstruation Regeln Reisen Reitlage Rekrutenschule (RS) Rekrutierungstage Religion Ritzen s. Selbstverletzendes Verhalten Rücksicht Ruhe Ruhepause s. Ruhe n n n S Sachbeschädigung Sadismus 205f. 187 77 76 150 155 153, 161 140 119f. 77 37 175 174 200 77, 161f. 98 187 60 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Sadomasochismus 60 Safer Sex 49 Samenflüssigkeit 25, 33f., 44ff. Sauberkeit 26, 39, 50 Sauger s. Knutschfleck Säulen, drei 177ff. Schamlippen 26 Scheide 26 Scheidung 165f. Schleim-Methode 43 Schnäbi s. Penis Schnupftabak s. Nikotin Schnupperlehre 128f. Schönheitsideal 27, 94 Schulden 146 Schule 119ff. Schulkommission 119 Schulsozialarbeit 126 Schutzalter 155 Schutzmassnahmen 191f. Schwangerschaft 45f. Schwangerschaftsabbruch 46 Schwanz s. Penis Schweizer Verfassung 152 Schwierigkeiten (in der Lehre) 133f. Schwule 54ff. Stichwortverzeichnis Scooter 156 Screenshot 81, 86 Sekten 201 Selbstbefriedigung 31ff. Selbstbehalt 181 Selbstmord 115 Selbstverletzendes Verhalten 113 Sex 22ff. Sexting 87 Sextortion 87 59ff. Sexualverhalten, abweichendes Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz 138f. Sexuelle Gewalt 64ff., 164 Sexuelle Randgruppen 59ff. Shit s. Cannabis Sicherheitsabteilung 185 Skateboards 156 Smartphones 78ff. Smeet 82 Smegma 50 SMS 78ff. SnapChat 82 Snus s. Nikotin Softcore und Hardcore 63 Sorge, elterliche 165 Sozialdienst der Armee 180 Soziale Netzwerke 80ff. Sozialeinsatz 74 Sozialversicherungen 177ff. Sparen 146 Sparkonto 145 Speed 111 Spekulum 30 Sperma s. Samenflüssigkeit Spielregeln 202 42ff. Spirale Spitze Kondylome 52 Sport 74ff. Sportfachkurse 75 43, 70 Spray Staatsanwaltschaft 190 Stadtpolizei 185 Ständer s. Erektion Stelleninserate 129 Steuern 142ff., 154, 169 Stimmrechtsausweise 172 Stipendien 134 Strafen 191f. Strafgesetzbuch 152 Strafregister 192f. 217 Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Straftaten von Kindern und Jugendlichen Strafuntersuchung Strafverfahren Strassenverkehrsgesetz Streicheln Stresshormon s. Adrenalin Studienberatung Suchtmittel Suizid s. Selbstmord SUVA Syphilis 186ff. 189f. 185ff. 152 35 127f. 102ff. 182f. 54 Theorieprüfung Therapiebehandlungen Töffliprüfung Traktorprüfung (Kategorie G) Transsexualität Transvestismus Trichomoniasis Trinkspiele Tripper s. Gonorrhö TV s. Fernsehen Twitter 218 33ff. 29 141 30 187 92 92 43 106 106 80 U Überdosierung 110 Unfälle 98, 181ff. Unfallversicherung 181ff. Unfug (im Unterricht) 120 UNO-Übereinkommen über die Rechte des Kindes 155 Untauglich s. Dienstuntauglichkeit Unterbringung 192 Unterleibsuntersuchung 30 Unterricht 119ff. Unterrichtsstunden 120 Unterstützung, finanzielle s. Stipendien nnn n n n T Tabu Tage s. Menstruation Tags s. Graffitis Tampons Taschengeld und Jugendlohn Tastuntersuchung Tätlichkeiten Tätowierungen Tattos s. Tätowierungen Temperatur-Methode Tetrahydrocannabinol (THC) THC s. Tetrahydrocannabinol 158ff. 192 158 157f. 61 61 51 103 Untersuchungshaft Unwissenschaftliches Denken Urologe UVG s. Unfallversicherung n n n V Vagina s. Scheide Vandalismus Velo Velohelm Verantwortung (gegenüber der Natur) Verantwortung (gegenüber Menschen) Verdunkelungsgefahr Vergewaltigungsdroge Verhütung Verhütungsmittel Verhütungspflaster s. Hormonpflaster Verhütungsring s. Nuva-Ring Verkehrskundeunterricht Verkehrsmittel Verkehrsschulung Verkehrsübertretung Verliebtsein 190 199 25 187 156 156 206f. 205 190 108f. 39ff. 39ff. 158ff. 156ff. 192 186 16ff. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis Vermögensdelikte 186 Versicherungen 177ff. Versicherungen, freiwillige 183f. Verteidigung 190 Vertrag 131f., 136 169ff. Vertrauensbruch 138 Verwaltung 171f. Verweis 192 Verzweiflung 21 Videos s. Fernsehen Videospiele 83f. Vitamin B 129 Vitamine 94 Volljährigkeit 162, 165, 171 Volljährigkeit, sexuelle 154 Vorhaut 25 Vorstellungsgespräch 131 Vortröpfchen s. Lusttröpfchen Voruntersuchung 190 Voyeurismus 59 Vulva 26 n n n W Waffenloser Militärdienst Wasserpfeife s. Nikotin Webchat 175 82 Werte Wetttrinken WhatsApp Wichsen s. Selbstbefriedigung Wiederholungskurs (WK) Wissenschaft Wissenschaftliches Denken Wohnen Wohnsitzbescheinigung Wut WWF 202ff. 103 81ff. Zwischenlösungen Zyklus 128 28 175 197 198f. 169f. 172 21, 114 73 n n n Z Zähne 90f. Zäpfchen 43, 50 Zärtlichkeit 24ff., 34 Zauberpilze s. Psilocybin Zeugnisse 130f. Ziviler Ersatzdienst 175f. Zivilgesetzbuch 152, 161 Zivilschutz 175 Zuhälter 61f. Zungenkuss 35, 48 Zusatzversicherungen 180ff. Zwang 34, 80, 102ff. Zweite Säule (der Altersvorsorge ) 178f. 219 Zurück zum Inhaltsverzeichnis jugend . themen . antworten . Wahrscheinlich bist du jung und hast das ganze Leben noch vor dir. Was hält es wohl für dich bereit? Bestimmt viel Vergnügliches, Spannendes und Überraschendes… – aber womöglich auch ein paar Stolpersteine. Manche Schwierigkeiten wirst du leicht aus eigenen Kräften meistern, besonders wenn du dich rechtzeitig informierst. Je mehr du über das Leben weisst und je besser du dir vorstellen kannst, was auf dich zukommen könnte, desto leichter wirst du damit fertig. Du sollst deine eigenen Erfahrungen machen und deinen Weg finden. look up: sagt dir deshalb nicht, was du tun sollst, sondern gibt dir Einblicke in viele verschiedene Lebensbereiche und zeigt dir, welche Möglichkeiten du hast. Sonst hält es sich still und nervt nicht. Du kannst es in der Mappe verschwinden lassen, ins Bücherregal stellen oder aufs Nachttischchen legen. Es wird geduldig warten, bis du es brauchst. Und dann wird es parat sein für dich. look up: www.look-up.ch