Chicago_2012_Lisa_Sand
Transcription
Chicago_2012_Lisa_Sand
Auslandssemester in Chicago 1. Bewerbung Für eine Bewerbung für das Austauschprogramm mit den Universitäten in den USA müssen Motivationsschreiben auf Englisch, Lebenslauf, Studis-Leistungsnachweis, Abiturzeugnis, Englischnachweis (TOEFEL oder der uniinterne Eignungstest) und Bewerbungsbogen eingereicht werden. Nachdem die erste Bewerbungsrunde überstanden ist, wird zu Bewerbungsgesprächen eingeladen. Es sind Bewerbungsgespräche in Gruppen in deren ersten Teil auf Englisch aktuelle politische Geschehnisse der USA, das US-Rechtssystem aber auch geschichtliche Hintergründe abgefragt werden. Danach geht das Gespräch auf Deutsch weiter und es wird nach Beweggründen und sozialem Engagement gefragt. Wichtig dabei ist es man selbst zu sein und zu zeigen, dass man sich auf Englisch verständigen kann und sich im Ausland zurechtfinden wird. 2. Vorbereitung Nach der Zusage ging dann das Organisieren los. Es war sehr aufwendig und umfangreich, aber machbar. 2.1 Flug Bucht den Flug so bald wie möglich! Wir haben erst im April gebucht. In den Monaten zuvor, v.a. im Januar und Februar, hätte man noch deutlich günstigere Flüge buchen können. Informiert euch online über günstige Flüge und in Reisebüros. Wenn diese euch teurere Angebote machen, fragt speziell nach den günstigen Online-Angeboten, meist können sie diese auch anbieten. Ich habe den Flug über ein Reisebüro gebucht, um einen Ansprechpartner zu haben und ich konnte mir über Reiserücktrittversicherung und Umbuchungsoption sicher sein. Flüge sind in der Regel zwischen 700 und 1100 Euro zu erstehen. 2.2 Versicherung Ich bin bereits über meine Versicherung zu Hause auch für Auslandsaufenthalte versichert. Dafür braucht ihr eine Bestätigung auf Englisch, die angibt in welchem Umfang ihr versichert seid. Bei mir war es kein Problem diese zu bekommen, aber es gibt auch Fälle in denen es schwer war die Bestätigung zu erhalten, je nach Sachbearbeiter. An Chicago-Kent ist es auch Pflicht sich zu versichern. Es kostet ca. $ 450 pro Semester. Ihr könnt euch davon nicht befreien lassen, selbst wenn ihr ausreichend über eure deutsche Versicherung versichert seid. Ich würde mich sicherheitshalber eine Auslandsversicherung in Deutschland abschließen, viele waren hierfür über ADAC versichert. 2.3 Kreditkarte Ich habe von DKB eine Kreditkarte. Man kann kostenlos Bargeld an ziemlich allen Automaten abheben. Für bargeldloses Bezahlen muss man 1,75 % Gebühren zahlen. Da ich jetzt ein 2. Semester bleibe, habe ich auch ein Konto bei einer Amerikanischen Bank, Chase, eröffnet. Ich habe einen kostenlosen Studenten-Account mit Debit-Karte. Somit kann ich kostenlos auch mit Karte zahlen. Überlegt euch, ob ihr viel mit Karte zahlen wollt bzw. werdet, denn dann lohnt sich ein Amerikanischer Account. Es ist sehr einfach diesen zu eröffnen. Ähnliche Angebote gibt es auch bei der Bank of America. 2.4 Visum Nimmt euch viel Zeit um das Visum zu beantragen. Das Visum könnt ihr beantragen sobald ihr das DS-2019 von der amerikanischen Uni erhalten habt. Erledigt also alle Anforderungen der amerikanischen Uni so bald wie möglich, damit ihr das DS-2019 so früh wie möglich erhaltet. Alle Informationen in Sachen Visum bekommt ihr hier: http://german.germany.usembassy.gov/visa/niv/. Auf der Website ist Schritt für Schritt erklärt wie ihr das Visum beantragen müsst. Ihr braucht als Exchange Student ein J-1 Visum. Achtet darauf, dass ihr nichts vergesst und alle Formulare zu eurem Termin mitbringt. Achtet auch darauf, dass ihr alle Überweißungen rechtzeitig tätigt, so dass ihr die Bestätigungen bei eurem Termin vorzeigen könnt. Ansonsten dürft ihr nicht weiter zum Interview sondern müsst einen neuen Termin vereinbaren. Generell müsst ihr aber keine Bedenken haben, ihr benötigt in der Regel auch keine zusätzlichen Unterlagen, aber es schadet nicht sie für den Notfall dabei zu haben. Als Austauschstudent ist es grundsätzlich einfach das Visum zu bekommen. 3. Chicago-Kent Die juristische Fakultät ist ein modernes Gebäude mitten in Downtown separat vom Main Campus im Süden. Die Vorlesungen finden in kleineren Gruppen zwischen 15 und 40 Studenten statt. In USA wird nach der Sokrates-Methode gelehrt. Die Studenten müssen sich für jede Vorlesung vorbereiten und werden je nach Professor einfach aufgerufen, um über das Gelesene zu berichten. Probiert die Leseaufträge zu lesen, auch wenn sie zunächst als zu viel erscheinen. Aber ihr werdet auch herausfinden wie es bei den jeweiligen Professoren läuft. Generell muss man in allen Vorlesungen anwesend sein. Das sollte euch aber nicht davor abhalten zu reisen. Solang ihr euch bei den Professoren entschuldigt, sind sie sehr nachsichtig gegenüber den internationalen Studenten. Die Professoren kennen die Studenten oft bei Namen und kümmern sich sehr um die Studenten. Die ganze Fakultät ist sehr hilfsbereit und auch geduldig, v.a. auch mit den internationalen Studenten. Hier zu erwähnen ist noch, dass die Lehrbücher in USA sehr teuer sind. Sie kosten ca. zwischen 80 und 200 Dollar. 3.1 Vorlesungszeit/Semester Das reguläre Semester beginnt um den 20. August herum. Aber an Chicago-Kent findet zuvor eine 3wöchige Einführungsphase mit Infoveranstaltungen und dem Kurs Introduction to American Legal System statt. Für diesen Kurs werdet ihr angemeldet sein und er ist ebenfalls Voraussetzung für den LL.M. Bei uns hat die Einführungsphase am 5.August angefangen. Also informiert euch frühzeitig über die Klausurtermine der Uni Augsburg im Sommersemester. Und fliegt nicht zu kurzfristig nach Chicago. Meiner Erfahrung nach wären mindesten 3-4 Tage vor Programmbeginn empfehlenswert. Das Semester endet kurz vor Weihnachten. Nähere Informationen bekommt ihr hier: http://calendar.kentlaw.iit.edu/EventList.aspx?fromdate=1/30/2013&todate=2/12/2013&view=Date Time 3.2 Kurse Als Fullltime-Student müsst ihr 12 Credits im Semester belegen, mehr sind nicht zu empfehlen und sind auch nicht sinnvoll. Ihr müsst keine Kurse von Deutschland aus wählen. Ihr werdet eine Liste aller Kurse in der Infoveranstaltung erhalten und werdet auch ein Gespräch mit Dean Harris haben. Weitere Informationen könnt ihr auch hier finden: https://www.kentlaw.iit.edu/current-students. Ich habe folgende Kurse belegt: Introduction to American System IALS (Prof. Decatorsmith) IALS findet noch in den Einführungswochen statt. Dieser Kurs lehrt den internationalen Studenten einen Überblick über das amerikanische Rechtssystem und Basiswissen in den verschiedenen Rechtsgebieten. Für alle die in irgendeiner Art und Weise Legal English an der Uni Augsburg hatten, ist es kein Problem. Es ist eher eine hilfreiche Wiederholung. Am Ende der drei Wochen wird auch gleich die Prüfung geschrieben. Professor Decatorsmith ist ein sehr lockerer Professor, der einen auch Chicago nahebringt, was für die Anfangsphase perfekt ist. Legal Writing (Prof. Keller) In Legal Writing lernt man wie man Klientenbriefe, Memoranden, Verträge, Klageanträge und ähnliche juristische Schreiben in Amerika schreibt. Die Professorin ist auf der einen Seite sehr streng aber auch absolut hilfsbereit und rücksichtsvoll. Man muss während dem Semester sehr viel für den Kurs machen, da man die Schreibaufgaben fristgerecht über das Semester hin abgeben muss. Dafür ist der Kurs auch sehr hilfreich, da man durch das Schreiben viel lernt. Zusätzlich ist der Kurs auch Plicht für einen LL.M. Abschluss. Comparative Law (Prof. Harding) Comparative Law ist ebenfalls für den allgemeinen internationalen LL.M. Voraussetzung. Hier werden die unterschiedlichen Rechtssysteme, aber hauptsächliche das europäische Common Law mit dem Amerikanischen und Britischen Case Law System, vergleicht. Dabei geht man auf die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe der verschiedenen Länder zurück. Es war nicht der spannendste Kurs, aber man erhält eine neue Perspektive auf die Rechtssysteme, selbst auf das deutsche System. Corporate Finance (Prof. Brown) Corporate Finance behandelt die verschiedenen Formen der Unternehmensfinanzierung. Für mich war der Kurs sehr interessant, aber es war sehr schwer dem Professor zu folgen. Es gibt kein Skript und auch kein Buch für die Vorlesung. Am Ende habe ich den Stoff durch ein Outline eines ehemaligen Studenten und eigene Recherche erarbeitet. Die Klausur hat auch größtenteils die Basics abgedeckt. Ich kann den Kurs aber wirklich nur denjenigen empfehlen, die ihn inhaltlich unbedingt nehmen wollen. International Trade (Prof. Cho) International Trade bringt einem einen guten Überblick über die Regeln des globalen Handels, GATT und WTO. Der Professor ist sehr gut auf diesem Gebiet und lehrt den Studenten alle wichtigen Grundlagen und Hintergründe. Er ist aus Korea und ist manchmal nur schwer zu verstehen, dafür hat er immer tolle Geschichten und Witze auf Lager. Die Reading-Assignments für den Kurs sind sehr umfangreich, aber der Professor schickt auch gute Zusammenfassungen herum. Ihr müsst euch hier auch kein Buch kaufen. Strategic Counsel to international Clients (Prof. Fiordalisi) Dieser Kurs wird von einem Anwalt aus der Praxis gehalten. Der Kurs befasst sich mit der Situation wie ausländische Firmen möglichst effizient in den USA investieren können. Es ist kein normaler amerikanischer Kurs. Es ist eine sehr interaktive Vorlesung. Das klingt vielleicht eher abschreckend, aber es ist ein Kurs nur für Internationals und eher eine kleine Runde. Man nimmt also sehr viel aus diesem Kurs mit. Man hat kein Buch und muss auch sonst keine Materialien lesen. Ich kann euch nur nahe legen diesen Kurs zu nehmen. 3.3 Prüfungen Prüfungen finden in verschiedenen Formen statt. „Take Home Exams“ und „In Class Exams“. Take Home Exams sind Prüfungen deren Angaben irgendwann während der Prüfungsphase abgeholt werden können und in der Regel hat man dann 24 Stunden Zeit, die Aufgaben zu lösen und muss die Prüfung dann innerhalb der vorgegebenen Zeit wieder abgeben. Sie sind meist umfangreich, aber man hat den Vorteil, dass man alles nachschauen und nachlesen kann. Die Nächte sind aber kurz. Die In Class Exams sind ganz normale Klausuren. Manche sind open book, manche nicht. Die international Studenten haben hier immer eine Stunde zusätzlich Zeit, was absolut ausreichend ist. Internationals dürfen zusätzlich immer ein Wörterbuch benutzen. Die Form ist meist aufgeteilt in kurze Fragen, Essays und Multiple Choise oder Wahr/Falsch-Fragen. Vom Schwierigkeitsgrad und von der sprachlichen Seite her sind die Klausuren alle absolut machbar. Das Niveau ist nicht höher als in Deutschland. Ich werde ein zweites Semester an Chicago Kent studieren und den LL.M. Abschluss machen. Hierfür musste ich mich Ende Oktober mit einem Motivationsschreiben und der Empfehlung zweier Professoren bewerben. Es ist sehr wahrscheinlich für ein weiteres Semester genommen zu werden. Meine Kurse im zweiten Semester sind: Business Planning, Lawyering for Venture Capital, Banking Law, International Human Rights und Business Organizations. 4. Unterkunft Es gibt verschiedene Möglichkeiten in Chicago zu wohnen. Ich wohne in den Canterbury Court Apartments. Sie sind möbliert und man kann sie Tag für Tag mieten, man hat keine Mindestlaufzeit. Sie sind aber auch ziemlich teuer. Dafür lebt man in Gold Coast, eine sehr beliebte Gegend mit vielen Bars und Restaurants, den See und Lincoln Park in der Nähe. Man braucht ca. 30-45min mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Uni. Eine weitere Alternative sind die Tailor Lofts. Sie sind Uni nah und auch möbliert. Man hat aber eine Mindestlaufzeit von einem Jahr wobei es einfach ist einen Nachmieter zu finden. Es gibt noch die Presidential Towers, auch Uni nah, aber unmöbliert. Es gibt auch die Möglichkeit am Campus im Süden zu wohnen, aber es ist weit im Süden, also weit von der Uni und der Innenstadt entfernt. Viele haben sich auch über Wohnungsvermittlungen oder dann vor Ort über Makler Wohnungen gesucht. Hier gibt es Craigslist.org. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es aber schwer ist vom Ausland aus eine Wohnung zu finden. Man muss dann vor Ort suchen. 5. Chicago Chicago ist eine sehr schöne, saubere und moderne Stadt. Und obwohl sie eine absolute Großstadt ist, ist sie doch irgendwie übersichtlich. Es gibt hier so viel zu erkunden in so viele verschiedene Ecken und Viertel. Es gibt viele Möglichkeiten American Sports zu erleben, auszugehen, Essen zu gehen, Museen zu besuchen, den Strand und den See zu genießen, und eine umfangreiche und weltberühmte Architektur zu sehen. Mein Bericht soll einen ersten groben Überblick geben. Wenn noch Fragen offen sind, stehe ich gerne für Fragen zur Verfügung. Meine E-Mail-Adresse: [email protected] Zum Schluss möchte ich mich bei Professor Möllers und seinem Lehrstuhl bedanken, dass Sie mir den Aufenthalt an Chicago-Kent ermöglicht haben. Ich werde die intensiven Erfahrungen, die ich in den USA gesammelt habe, nicht vergessen. Ich kann nur jedem ans Herz legen den Schritt zu gehen und ein Auslandssemester zu machen.