Felge beschädigt

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Felge beschädigt
SPECIAL REIFEN
Felge beschädigt
Ob durch schnelles Einparken in eine
enge Parklücke, Vorbeischrammen
am Bordstein in einem Parkhaus oder
durch Korrosionsschäden infolge eines Steinschlags, die Möglichkeiten
einer Felgenbeschädigung sind vielfältig. Kfz-Experten schätzen, dass es
31 Millionen solcher Schadensfälle in
Deutschland gibt. Neben einer optischen Beeinträchtigung kann es sich
jedoch auch, je nach Art und Schwere
der Beschädigung, problematisch auf
die Fahrzeugsicherheit auswirken.
Denn im Aluminium können sich leicht Haarrisse
bilden, die mit dem bloßen Auge nur schwierig
oder gar nicht zu erkennen sind. So kann dann
auch die Ausstellung der TÜV-Plakette auf dem
Spiel stehen. Zudem besteht die Gefahr eines Felgenbruchs, wenn sich ein Haarriss ausweitet.
Darüber hinaus wird sich eine nicht behandelte
Felgenbeschädigung am Ende eines Fahrzeugzyklus im Unternehmen, sei es bei der Leasingrückgabe oder bei Aussteuerung der Kraftfahrzeuge,
preismindernd auswirken. Denn eine abgeschürfte Alufelge ist leicht zu erkennen und ein Indiz für
ungewollte Fremdberührung. Bei einem Leasingfahrzeug gilt es auch besonders auf die Art der
Reparatur der Felge zu achten, denn punktuell
ausgebesserte Teile gelten nicht als vollständig
repariert.
Reparatur – wann erlaubt?
Intakte Felgen sind eine wesentliche Voraussetzung für sicheres Fahren. Deshalb sollte professionell untersucht werden, ob und wie diese Beschädigungen zu beheben sind. Sicherheitsaspekte stehen dabei im Vordergrund, die Optik spielt
ebenfalls eine Rolle.
Eine Felgenreparatur ist allerdings nicht in jedem
Fall erlaubt. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass
jegliche Eingriffe in das Materialgefüge wie Wärmebehandlungen, Schweißarbeiten und Rückverformungen grundsätzlich abzulehnen sind. Erlaubt ist die Reparatur bei Beschädigungen bis zu
einem Millimeter Tiefe im Grundmetall der Felge.
Laut dem Sonderausschuss „Räder und Reifen“
des Bundesverkehrsministeriums ist außerdem
die fachgerechte technische Wiederherstellung
des Rades hinsichtlich optischer Defekte durch
Polieren, örtliches Anschleifen, Verrunden von
Kerben, eventuelles Füllen, Grundieren und Lackieren gestattet. Ausgeschlossen davon sind jedoch der Bereich der Anlagefläche des Rades, die
Bohrungen, das Mittenloch, der Ventilsitz und die
Innenflächen von Speichen sowie das Felgenbett.
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Flottenmanagement 5/2014
Quelle: Glanzfabrik – Der Felgendoktor am Bodensee
Schnell kann es passieren,
dass der Reifen am Bordstein entlangschleift und
die Aluminiumfelge dabei unschöne Kratzer oder
Einkerbungen davonträgt.
Doch ab wann ist das Ganze auch ein Sicherheitsrisiko
und sollte repariert werden?
Flottenmanagement klärt
auf.
Reparaturmöglichkeiten
Professionelle Fahrzeugaufbereiter bieten indes seit Längerem die Felgenreparatur mit dem
sogenannten „Smart-Repair“-Verfahren an.
Davon ausgeschlossen sind Chromfelgen und
sogenannte „SLC“-Felgen (ein Plasmavakuumbasiertes Verfahren). Geeignet ist die Methode
im Wesentlichen für kleinere, oberflächliche Beschädigungen an lackierten Felgen. Smart-Repair bedeutet, dass die Felge nur an der beschädigten Stelle und nicht komplett aufgearbeitet
wird. Felgenaufbereiter bieten das Ausbessern
mit dem Verfahren bereits ab 20 Euro an.
Kleinere Kratzer können auch mit einer speziellen Felgenpolitur ausgebessert werden. Um
eine Felge effektiv polieren zu können, sollte
sie erst einmal vom Auto und vom Reifen abmontiert werden. Anschließend muss dann der Klarlack der Felge entfernt werden. Hierfür eignet
sich entweder ein Glas- oder ein Sandstrahler.
Schonender funktioniert die Entfernung jedoch
mit einem gewöhnlichen Abbeizer. In mehreren
Schritten wird nun der alte Lack entfernt, bis er
restlos von der Felge gelöst ist. Mit spezieller
Felgenpolitur und einem Polierschwamm wird
nun die Felge großflächig poliert und kleine
Kratzer werden ausgearbeitet. Zum Schluss muss
eine neue Schicht Lack aufgetragen werden, die
die Felge schützen soll. Auch hierbei sollte der
Lack dünn und in mehreren Durchgängen aufgetragen werden, um ein gleichmäßiges Ergebnis
zu erzielen.
Bei tieferen Kratzern ist die Reparatur entsprechend komplexer. Zunächst muss das fehlende
Material aufgeschweißt werden. Hier gilt es zu
beachten, dass Felge und Schweißdraht aus der
gleichen Legierung sind. Dann wird das überstehende Material bündig abgeschliffen, sodass die
Dicke des Kantenbereichs identisch ist. Durch
das anschließende Auftragen von mehreren
Schichten Speziallack bekommt die Felge ihre
ursprüngliche Farbe zurück. Die Fahrzeugaufbe-
reiter können dabei in der Regel auf die Originalfarbtöne der jeweiligen Felgenhersteller zurückgreifen. Nach 30 bis 40 Minuten im Ofen ist der
Lack dann ausgehärtet und die Reparatur somit
abgeschlossen. Die Preisspanne reicht dabei von
circa 50 Euro für kleinere Arbeiten bis zu 150
Euro bei größeren Ausbesserungen. Hier sollte
mit dem entsprechenden Neupreis der Alufelge
verglichen werden, ob eine Instandsetzung lohnenswert ist.
Risse oder helle Flecken in der Beschichtung der
Felge, insbesondere bei ab Werk polierten beziehungsweise glänzenden Felgen, deuten auf einen Oxidationsschaden hin. Bei der Bearbeitung
muss Material innerhalb der Werkstoleranzen
abgenommen werden, um für die weitere Behandlung „gesundes“ Material zu erhalten. Mit
speziellem Klarlack für Leichtmetallfelgen kann
das Ganze wieder versiegelt werden, preislich
beläuft sich die Ausbesserung auf circa 100 Euro.
Ohne Werkstattbesuch sind hingegen oberflächliche Kratzer ausbesserbar. Mit einem Lackstift
kann über die Beschädigungen gegangen werden, sodass sie für das Auge nahezu gänzlich
verschwinden.
Fazit
Die Reparatur einer Felge lohnt sich in den meisten Fällen. Denn die dabei entstehenden Kosten
sind in der Regel geringer als der entstehende
Verlust (ob bei der Leasingrückgabe oder durch
den gesunkenen Restwert bei einem Verkauf).
Wichtig ist bei der Entscheidung in erster Linie
der Sicherheitsaspekt. Zudem gilt es auch, den
optischen Aspekt zu berücksichtigen, denn Felgen gehören zum Aushängeschild eines Autos –
vergleichbar mit den Beinen einer schönen Frau.
Bei Haarrissen und/oder bei Beschädigungen
der Felgenstruktur ist die Anschaffung einer Ersatzfelge die naheliegendste Lösung, denn eine
Reparatur ist oftmals gesetzlich nicht erlaubt
oder finanziell nicht sinnvoll.