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Die berufsbildende Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen Oktober 2008 Schule 10 Die berufsbildende Oktober 2008 Schule Heft 10 Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen 60. Jahrgang 쮿 INHALT 쮿 LEITARTIKEL BLBS-NACHRICHTEN Andreas Schelten „Realschule plus“ in Rheinland-Pfalz – Resolution des BLBS erfährt breite Zustimmung 299 Gestaltungsraum berufliche Bildung 300 Auftaktveranstaltung „Jobstarter Connect“ 302 Deutscher Schulbuchpreis für Prof. Dr. Antonius Lipsmeier 303 NACHRICHTEN 303 Lehrerkompetenzen und Lehrereignung für berufliche Schulen 275 BLBS-AKTUELL Interview mit Andreas Storm – Berufsbildungs-PISA kommt 276 OECD-Bildungsbericht – Bedeutung der beruflichen Bildung nicht erkannt 278 DISKUSSION Reinhard Zedler THEMEN Gute Ausbildung braucht qualifizierte Ausbilder – zurück zur Ausbilder-Eignungsverordnung Stephanie Wilde Engaging Youth Enquiry (EYE) – Eine Studie zur Nichtpartizipation in (Aus-)Bildung in England und Wales – Ansätze und Probleme 279 Björn Keller, Georg Wydra Beliebtheit und Akzeptanz des Sportunterrichts an beruflichen Schulen des Saarlandes 283 Stefan Staiger Der A3-Bericht als Werkzeug im Qualitätsund Projektmanagement – Aufbau, Einsatzmöglichkeiten und Beispiele für ein erfolgreiches Berichtskonzept 291 UNTERRICHT Jens Siemon Geschäftsprozessmodellierung für IT-Berufe Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 294 305 Aus der Praxis für die Praxis Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen unterrichten ideenreich und innovativ. Machen Sie Ihre Erfahrungen für Kolleginnen und Kollegen zugänglich: in der Rubrik „Unterricht“ der BbSch. 273 Die berufsbildende Schule Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen Schriftleitung: Aufsätze (Themen, Unterricht), Diskussion, Literatur – Geschäftsführung: Professor Dr. Andreas Schelten Lehrstuhl für Pädagogik, Technische Universität München, Lothstraße 17, D-80335 München Telefon (0 89) 28 92 42 77, Fax (0 89) 28 92 43 13 E-Mail: [email protected] http://www.paed.wi.tum.de Berichte, Nachrichten, Recht, Veranstaltungen, Persönliches: Oberstudiendirektor Heiko Pohlmann Kapellenstraße 82, D-82239 Alling Telefon (0 81 41) 81 85 24, Fax (0 81 41) 81 85 24 dienstlich: Telefon (0 89) 7 25 58 57, Fax (0 89) 7 25 56 95 E-Mail: [email protected] Autoren/Autorinnen dieses Heftes: Wilde, Stephanie, Dr., Research Officer, Nuffield Review of 14-19 Education and Training, Oxford University Departement of Education, 15 Norham Gardens, Oxford, OX2 6PY, UK, E-Mail: [email protected] Keller, Björn, Referendar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen, Universität Saarbrücken, Privatadresse: Arndtstrasse 3, 66121 Saarbrücken, E-Mail: [email protected] Wydra, Georg, Dr., Prof., Universität Saarbrücken, Sportwissenschaftliches Institut, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, E-Mail: [email protected] Staiger, Stefan, Dr., Dipl.-Gwl., Dipl.-Ing. (FH), StR, Friedrich-Ebert-Schule Schramberg, Wittumweg 9-13, 78713 Schramberg, E-Mail: [email protected] Siemon, Jens, Dr., Prof., Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft, Sektion Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen, Arbeitsbereiche für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Sedanstraße 19, 20146 Hamburg, E-Mail: [email protected] Zedler, Reinhard, Dr., Fachhochschule Koblenz, Südallee 2, 53423 Remagen, E-Mail: [email protected] Nachtrag zu Heft 09-2008 (Autor der Buchbesprechung Pahl) Mersch, Franz Ferdinand, Dr., Rigaer Straße 39, 10247 Berlin, E-Mail: [email protected] Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers oder der Schriftleitung wieder. Offizielle Äußerungen des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen werden als solche gekennzeichnet. Herausgeber: Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS), Geschäftsstelle: Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, Telefon (0 30) 40 81-66 50, Fax (0 30) 40 81-66 51, Internet: www.blbs.de, E-Mail: [email protected] Vorsitzender: Oberstudiendirektor Berthold Gehlert, E-Mail: [email protected] Verlag: dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 7 26 19 17-0, Fax: (0 30) 7 26 19 17-40, E-Mail: [email protected], Internet: www.dbbverlag.de. Sparkasse Köln/Bonn, Konto 21006903, Commerzbank Berlin, Konto 0733998. Versandort: Düsseldorf. Verlagspostamt: Postamt 1, Köln. Herstellung und: Anzeigenverwaltung Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf, Internet: www.vva.de, E-Mail: [email protected]. Anzeigenleitung: Ulrike Niggemann. Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, Tel. (02 11) 73 57-8 41, E-Mail: [email protected]. Anzeigendisposition: Sabine Kurzböck, Tel. (02 11) 73 57-6 39, Fax (02 11) 73 57-5 07. Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinung. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 45, gültig ab 1. Januar 2008. ISSN 0005-951X. Moderation: Marian-A. Neugebauer, Telefon (02 11) 73 57-4 72, -4 19, Fax (02 11) 73 57-4 69, E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise und Bezug: Die Zeitschrift erscheint 10-mal jährlich. Bezugspreis jährlich 32,72 Euro, Einzelheft 3,53 Euro, jeweils zuzüglich Porto. Bestellungen bei Buchhandlungen oder dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin. Für Mitglieder des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Abonnementskündigungen müssen bis zum 10. Dezember beim dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, eingegangen sein, sonst muss der Bezugspreis für das nächste Jahr bezahlt werden. Einsendungen: Manuskripte und Leserzuschriften zu den Rubriken der Zeitschrift sind an den jeweiligen Schriftleiter zu senden. Unaufgefordert eingesandte Bücher werden nicht zurückgeschickt. Zum Titelbild: Siehe den Beitrag: „Beliebtheit und Akzeptanz des Sportunterrichts ...“, Seite 283 ff. (Gestaltung des Titelbildes: Edda Fiebig) 274 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Andreas Schelten Lehrerkompetenzen und Lehrereignung für berufliche Schulen Ziele von Lehrerbildung sowie Beurteilung von Lehrkräften bestimmen sich in Vorstellungen zu Lehrerkompetenzen und Lehrereignung. Es ist notwendig, sich ständig hierüber zu vergewissern und daran neuere Entwicklungen in der Lehrerbildung und in der Personalentwicklung von Schulen zu spiegeln und zu justieren. Vorab eine Vorbemerkung: Die Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern an beruflichen Schulen bestehen in ihren Zuständigkeiten, die sie zur Bewältigung ihrer Berufsarbeit einbringen. Die zielgerechte Planung, Organisation, Gestaltung und Reflexion von langfristig angelegten beruflichen Lehr-Lernprozessen bestimmen eine wesentliche Kernkompetenz von Lehrkräften an beruflichen Schulen. Diese Kernkompetenz kann nicht in Richtung einer Kompetenz zur Bewältigung sozialer oder therapeutischer Aufgaben verlagert werden, um Defizite zu beheben, die anderenorts im Umfeld der Lernenden verursacht werden. Zur Kernkompetenz zählt zuerst die Fachkompetenz. Letztere besteht zum einen in einer Inhaltsbeherrschung des Unterrichtsfaches auf wissenschaftlicher Ebene. Lehrkräfte an beruflichen Schulen verfügen über die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden, die hinter ihrem Fach stehen. Dies zeichnet ihre theoretische Sicherheit aus. Zum anderen kennen sie das Fach auf der Ebene ihrer Schüler. Hier drückt sich das Schulfachwissen der Lehrkraft aus, z.B. das schulmathematische Wissen, wenn sie im Fach Mathematik unterrichtet. Für die Lehrkräfte an beruflichen Schulen tritt besonders hinzu, dass sie ihr Unterrichtsfach, z.B. Bautechnik, anwendungsbezogen vermitteln können: Sie wissen um den Erklärungswert ihres Faches für das berufliche Handeln ihrer Schüler. Hier zeigt sich ihre berufspraktische Sicherheit. An zweiter Stelle zur Kernkompetenz gehört die Didaktikkompetenz. Sie ist bereits in der Vorbemerkung angesprochen. Hierzu zählt ferner, Lehrinhalte in Bezug auf die Lernenden auszuwählen sowie auf das Lernvermögen der Lernenden umzuformen, nachhaltig zu lehren und immer wieder die Kluft zwischen Lernwelt der Schule und Arbeitswelt des Betriebes zu überbrücken, d.h. einen Anwendungsbezug der vermittelten berufstheoretischen Inhalte herzustellen. Zur Didaktikkompetenz werden hier Beurteilungs- und Beratungsaufgaben im Unterricht und bei der Vergabe von Berechtigungen für Ausbildungs- und Berufswege hinzugezählt. Diese Aufgaben sind gerecht und verantwortungsbewusst wahrzunehmen. Fachkompetenz und Didaktikkompetenz beschreiben allein nicht hinreichend eine Lehrerkompetenz. An dritter Stelle tritt zur Kernkompetenz die Sozialkompetenz hinzu. Sie steht umgangssprachlich dafür, bei den Schülern anzukommen. Zur Sozialkompetenz in Bezug auf Schüler gehört ein wertschätzendes Verhalten gegenüber den Lernenden gepaart mit Entschiedenheit. Letzteres heißt, dass die Lehrkraft konsequent Vorstellungen und Ziele gegenüber den Schülern vertritt. Wenn Aufgaben gestellt und Leistungen Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 eingefordert werden, können diese nicht in das Belieben der Schüler gestellt werden. Die Lehrkraft setzt Grenzen. Zur Sozialkompetenz sollte ein erzieherisches Engagement gehören. Darunter wird eine Bereitschaft und Fähigkeit verstanden, in das Entwicklungsgeschehen eines Schülers mit fördernder, helfender, verantwortlicher Absicht besonders bei Problemfällen und in Grenzsituationen einzugreifen. Solche Fälle und Situationen können z. B. vorliegen, wenn ein Schüler in seelische, finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten geraten ist, die er nicht mehr alleine bewältigen kann. Die Grenzen dieser Kompetenz sind ansatzweise in der Vorbemerkung aufgezeigt. In den Kompetenzbereich einer Lehrkraft fällt allerdings die Zusammenarbeit mit inner- und außerschulischen Beratungsstellen. Sozialkompetenz in Bezug auf Kollegen in Schule und Betrieb betrifft bei einer Lehrkraft eine Zuständigkeit, wie sie in jeder modernen Berufsarbeit gefordert ist. Es geht darum, in Arbeitsgemeinschaften gruppenorientiertes Verhalten zu zeigen. Die moderne Berufsarbeit einer Lehrkraft an beruflichen Schulen setzt zunehmend auf Teamarbeit. Die Entwicklung eines lernfeldorientierten Unterrichts gelingt eher in einer Arbeitsgruppe von Lehrkräften, bei der verschiedene Fachkompetenzen zusammengehen. Qualitätsentwicklung von Schule erfordert eine stärkere Kooperation im Kollegium. Die Weiterentwicklung des dualen Systems der Berufsausbildung zu einem dual-kooperativen verlangt nach Abstimmungen mit Betrieben und setzt auf die Sozialkompetenz einer Lehrkraft an beruflichen Schulen. Nach der Fach-, Didaktik- und Sozialkompetenz ist an vierter Stelle zur Kernkompetenz eine Innovationskompetenz zu nennen. Der schnelle Wandel der Arbeitswelt und der rasche Wandel des Wissens erfordern von einer Lehrkraft an beruflichen Schulen stetig die Entwicklung neuer Bildungsinhalte und Bildungsformen sowie die Bestimmung neuer Bildungsziele. So können z. B. bestehende Ausbildungsordnungen wiederholt neu geordnet und überarbeitet werden. Neue Ausbildungsberufe entstehen in schneller Folge. Dies erfordert von einer Lehrkraft an beruflichen Schulen eine ständige Erneuerung ihres Unterrichts. Unabhängig von einer Fach-, Didaktik-, Sozial- und Innovationskompetenz muss von einer Lehrkraft an beruflichen Schulen eine Grundvoraussetzung mitgebracht werden. Diese besteht in einer Menschen zugewandten Grundeinstellung, d. h. in einer Zuwendungsfähigkeit, einer Dialogbereitschaft wie auch in einem Einflussnehmenwollen. Die Menschen zugewandte Grundeinstellung ist ein Eignungsmerkmal für den Lehrerberuf. Sie stellt eine dispositionelle Voraussetzung dar. Auf ihrer Grundlage lassen sich die Kompetenzen einer Lehrkraft erwerben. Reflexion Die Kultusministerkonferenz hat 2004 Standards für die Lehrerbildung im Bereich der Bildungswissenschaften fest275 gelegt. Hier werden differenziert und umfangreich Kompetenzen in den Bereichen Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren formuliert. Dies erfolgt jeweils für die theoretische und praktische Ausbildung. Die aufgelisteten Kompetenzen sind im Grunde nicht neu. Hier werden allerdings Maximalkataloge formuliert. Solche Kataloge können den Lehranfänger verunsichern. Wie für jeden Beruf, so auch für den Lehrerberuf, reicht ein wissensbasiertes Lernen nicht aus. Ein erfahrungsbasiertes Lernen muss hinzutreten. Letzteres findet in der modernen Lehrerbildung verstärkt Betonung. Schulpraktikumsphasen im Studium mit eigener Unterrichtsdurchführung werden ausgedehnt. Verknüpfungen mit dem wissensbasierten Lernen werden dabei verstärkt gesucht. Optimierungen eines erfahrungsbasierten Lernens in einem Lehramtsstudium sind sinnvoll. Unterrichten zu können wird besonders auch durch das Unterrichten selbst erworben. Es empfiehlt sich, damit früh angeleitet zu beginnen. Dies darf jedoch nicht zu erheblichen Einschränkungen des wissensbasierten Lernens führen. Letzteres ist Grundlage und Schwerpunkt eines Lehramtsstudiums, auf dem sich die Lehrerkompetenzen aufbauen. Lehramtsstudiengänge wandeln sich bis zum Ende dieses Jahrzehnts in Bachelor- und Masterstudiengänge. Im Lehramtsstudium für berufliche Schulen verlagert sich die eigentliche Lehrerbildung besonders für die Bildungswissenschaften in die Masterphase. Eine Eignungsfeststellung für das Lehramtsstudium erfolgt aber schon mit Beginn des Bachelorstudiums. Hierbei sind zum einen die Studierfähigkeit sowie zum anderen die Lehrereignung festzustellen. Zur Studierfähigkeit gibt es den Erfahrungswert, dass die Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung hoch mit der Abschlussnote des Studiums bzw. mit dem Stu- dienerfolg korreliert. Zur Überprüfung der Lehrereignung empfehlen sich ausgedehnte Studien begleitende Schulpraktika mit Partnerschulen der Universität in den ersten drei Semestern, in denen wissensbasiertes Lernen der Universität mit erfahrungsbasiertem Lernen der Schule in Form eines Paedagogicums verknüpft werden. Spätestens am Ende des dritten Semesters erhält der Studierende eine Aussage zu seiner Lehrereignung bzw. Nichteignung. Im Rahmen der aktuellen Ausweitung der Schulautonomie und den damit verbundenen Entscheidungsmöglichkeiten bei der Personalentwicklung wählen Schulleiter beruflicher Schulen Lehrkräfte für eine langfristige Beschäftigung an ihrer Schule nach bestimmten Kriterien aus1: Eindeutige Vorrangstellung hat das Kriterium Persönlichkeit. Im Weiteren sind u. a. mit abnehmender Wichtigkeit relevant: Berufsausbildung und Lebenslauf, Herkunft / Zuzug, Zweitfach, Noten. Dies macht nachdenklich. Derzeit wird viel im Zuge einer Optimierung der Lehrerbildung an ihrer Machbarkeit gearbeitet. Reformen versuchen operational gesteuert Lehrerkompetenzen zu fördern. Schulleiter erwarten als notwendige Einstellungsbedingungen Lehrerkompetenzen, hinreichende Einstellungsbedingung ist aber für sie die Persönlichkeit. Offensichtlich müssen Lehrerbildung und Personalentwicklung bei Lehrkräften an den Schulen auch prüfen, inwieweit ein Weg der Persönlichkeitsbildung gangbar ist und diesen gegebenenfalls neben der Kompetenzförderung stärker ausbauen. Anmerkung 1. Nach einer Untersuchung am Lehrstuhl für Pädagogik der TU München aufgrund von problemzentrierten Experteninterviews mit 23 Schulleitern beruflicher Schulen, vgl. Markus Müller: Schulleiter und Personalauswahl, Frankfurt a. M.: Lang 2008. BLBS-aktuell Interview mit Andreas Storm Berufsbildungs-PISA kommt Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat im Januar 2008 eine Empfehlung zu einer internationalen Vergleichsstudie in der Berufsbildung („Berufsbildungs-PISA“) verabschiedet. In ihrem mehrheitlich gefassten Beschluss unterstützen die Beauftragten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und der Länder „grundsätzlich die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die Qualität beruflicher Bildung international vergleichend auf den Prüfstand zu stellen“. Die weitere Entwicklung des Berufsbildungs-PISA hat den BLBS bewogen, sich von kompetenter Stelle Informationen zum gegenwärtigen Sachstand zu holen. Wir bedanken uns daher beim parlamentari276 schen Staatsekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Andreas Storm, dass er die für den BLBS wichtigen Fragen beantwortet hat. Zur Vorgeschichte: Schon im Jahre 2002 hat der damalige Generalsekretär des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Helmut Pütz, in einem Kommentar (BWP 3/2002) gefordert: „Trotzdem hat auch die PISA-Studie für Deutschland einen sehr großen Nutzen: Wir sind gezwungen, unser Schul- und Bildungssystem auf den Prüfstand zu stellen und konsequent zu reformieren und zu verbessern.“ Inzwischen ist im Jahre 2006 eine Machbarkeitsstudie von Prof. Martin Baethge und anderen erschienen, in der aufgezeigt wird, wie Kompetenzmessung im Bereich der Berufsbildung möglich ist, welche Kriterien zur Beurteilung von Ausbildungsprogrammen herangezogen werden müssen und wie sich die Leistungsfähigkeit verschiedener Lernorte einschätzen lässt. Bedingungen und Prozesse für eine Verbesserung der beruflichen Bildung in den beteiligten Ländern werden in Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 BLBS-aktuell dem Buch herausgearbeitet und leisten damit einen Beitrag für die wissenschaftliche Diskussion beispielweise über die Herstellung eines europäischen Bildungsraumes (Berufsbildungs - PISA, von Martin Baethge u. a., Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2006). „Wir brauchen BerufsAndreas Storm, parlamenbildungs-PISA in tarischer Staatssekretär Europa“, so hat Bunim Bundesministerium für desbildungsministerin Bildung und Forschung. Annette Schavan ihre Pressemitteilung vom 4. Juni 2007 zur Eröffnung der EU-Bildungskonferenz in München überschrieben und darin festgestellt, dass die duale Ausbildung in Europa auf dem Vormarsch sei und von solchen internationalen Vergleichstudien nur profitieren könne. „Ein solches Berufsbildungs-PISA könnte bei Erfolg als Blaupause für die gesamte EUBerufsbildungspolitik genutzt werden“, so Schavan in der Pressemitteilung. Den gegenwärtigen Sachstand beschreibt Andreas Storm vom Bundesministerium für Bildung und Forschung auf Fragen des BLBS mit den folgenden Antworten: 1. Unter der Federführung des Bundesbildungsministeriums laufen derzeit die Vorbereitungen für ein europäisches „Berufsbildungs-PISA“. Welche Länder nehmen teil? Welche Berufe werden verglichen? Im Rahmen einer Vorstudie wollen wir prüfen, inwieweit die Berufsprofile einzelner Länder miteinander vergleichbar sind. Ziel ist es, vergleichbare Ausbildungs- und Tätigkeitsniveaus in den jeweiligen nationalen Ausbildungsprogrammen und Arbeitssituationen zu finden. Diese Ausbildungs- und Tätigkeitsniveaus sollen als gemeinsame Grundlage für die Durchführung unseres Vorhabens dienen. Derzeit werden vier Berufsfelder hierfür geprüft: – „Car Mechatronics“, hier bietet sich für Deutschland beispielsweise der Kfz-Mechatroniker an, – „Business & Administration“, da denken wir an den Industriekaufmann, – „Electrician“, vergleichbar könnte hier der Elektroniker für Betriebstechnik sein, und – „Social & Health Care“, also ein Berufsbild aus dem Sozial- und Gesundheitswesen, das noch spezifiziert wird. Erste Ergebnisse dieses internationalen Vergleichs sind im Frühjahr 2009 zu erwarten. Die Vorstudie dient der berufsspezifischen Vorbereitung unserer Idee eines europäischen Berufsbildungs-Large Scale Assessment (VET-LSA), also einer Längsschnittstudie, die mittlerDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 weile unter dem Schlagwort „Berufsbildungs-PISA“ bekannt ist. Unsere Initiative ist international auf großes Interesse gestoßen. An der Machbarkeitsstudie wollen derzeit acht Länder teilnehmen: Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Österreich, Schweiz, Deutschland und Slowenien. 2. Wie können Ihrer Meinung nach die beruflichen Handlungskompetenzen am Ende der Berufsausbildung in den Ländern verglichen werden, obwohl die Ausbildungsformen und -wege sehr unterschiedlich sind? Was wir im internationalen Vergleich über Tests erfassen wollen, sind die tatsächlich erworbenen Handlungskompetenzen am Ende der Berufsausbildung. Der besondere Reiz eines „Berufsbildungs-PISA“ besteht meines Erachtens darin zu untersuchen, inwiefern verschiedene Wege des Kompetenzerwerbs in unterschiedlichen beruflichen Ausbildungsgängen zu qualitativ unterschiedlichen Ergebnissen führen und welche Rückschlüsse auf die institutionelle Ausgestaltung des Berufsbildungssystems daraus zu ziehen sind. Die berufliche Handlungskompetenz soll daher am Ende der Ausbildung sowie nach Einmündung in dem Arbeitsmarkt gemessen werden. Auf diese Weise wollen wir prüfen, inwieweit sich die in verschiedenen Ausbildungsformen erworbenen Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt bewähren. Damit können wir ein vertieftes Wissen über die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Organisationsformen und den vermittelten Kompetenzen in Berufsbildungsprozessen sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich gewinnen. Die Länder könnten dann auf europäischer und internationaler Ebene in der Gestaltung ihrer Ausbildungssysteme voneinander lernen. 3. Wie sollen diese Kompetenzen valide gemessen werden? Können Sie konkrete Aufgabenstellungen oder Testvarianten aus dem gewerblich-technischen Bereich schon jetzt nennen? Einen internationalen Vergleich beruflicher Kompetenzen hat es bisher noch nicht gegeben. Daher müssen neue Testinstrumente entwickelt werden. Diese werden wir in Zusammenarbeit mit den internationalen Kooperationspartnern erarbeiten. Derzeit prüfen wir, ob sich mit Hilfe von computerbasierten Simulationstests berufliche Handlungskompetenzen messen lassen. Dabei sollen in allen Tests betriebliche Anforderungen möglichst praxisgerecht abgebildet werden. Wir haben gerade ein Projekt mit der Wissenschaft und einer KfzInnung gestartet, das die Ergebnisse von computergestützten Tests mit denen praktischer Prüfungen abgleichen soll. Konkret: In beiden Fällen sollen zum Beispiel die gleichen Mängel in einem Fahrzeug beseitigt werden. Eine entsprechende Untersuchung wird auch im kaufmännischen Ausbildungsbereich erfolgen. 4. Was ist Ihrer Meinung nach Ziel des „Berufsbildungs-PISA“? Uns geht es primär um die Transparenz von Bildungsgängen im internationalen Vergleich und um deren Qualität. Überzeugt von unserer deutschen Berufsaus277 BLBS-aktuell bildung, wollen wir dabei auch die Stärken unserer dualen Ausbildung international zur Geltung bringen. Schließlich existiert die duale Ausbildung in nur wenigen EU-Staaten. Betriebliche Qualifizierung wird international häufig auch als Instrument der Benachteiligtenförderung eingesetzt, was damit vielfach die Einschätzung der deutschen Berufsbildung im Ausland prägt. Für deutsche Berufstätige, die im Ausland arbeiten wollen, hätte ein solcher Kompetenzvergleich deshalb Vorteile, denn es werden die tatsächlichen beruflichen Kompetenzen lernortunabhängig gemessen. Ich bin davon überzeugt: Die Ergebnisse der Studie werden dazu beitragen, die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Ausbildungen in den beteiligten Ländern transparent zu machen. 5. Werden die Ausbildungsbetriebe und berufliche Schulen gleichermaßen in die Untersuchungen einbezogen? Ja, es sollen Ausbildungsbetriebe, berufliche Schulen, aber auch Trainingscenter in die Untersuchung einbezogen werden. Der besondere Charme dieser internationalen Studie besteht ja gerade darin zu prüfen, ob verschiedene Wege auch tatsächlich zum gleichen Ziel führen. 6. Welche Zusammenhänge oder Rückwirkungen sehen Sie zwischen dem „Berufsbildungs-PISA“ und der Konstruktion eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)? Der entscheidende Ansatz bei der Entwicklung eines nationalen Qualifikationsrahmens ist die konsequente Orientierung an Lernergebnissen und erworbenen Kompetenzen. Es soll darauf ankommen, was jemand kann und nicht wo und wie lange er welche Bildungseinrichtung besucht hat. Dies ermöglicht weitaus gerechtere Einstufungen von Qualifikationen und Kompetenzen als bislang – etwa im Vergleich und in der Einordnung betrieblicher und schulischer, aber auch im Vergleich nichtakademischer und akademischer Ausbildung. Sollte die Studie „Berufsbildungs-PISA“ zeigen, dass Kompetenzen, die im dualen System erworben wurden, vergleichbar mit akademisch erworbenen Kompetenzen sind, könnte die Folge zum Beispiel sein, diese Qualifikationen neu und höher einzuordnen. Insofern wird der vergleichenden Messung beruflicher Handlungskompetenz eine herausragende und bedeutungsvolle Rolle zugeschrieben. Die Fragen stellte: Heiko Pohlmann OECD – Bildungsbericht Bedeutung der beruflichen Bildung nicht erkannt „Der BLBS (Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen) begrüßt grundsätzlich, dass sich die OECD mit den Aspekten der Bildung und Bildungspolitik, der Finanzausstattung und der Effek278 tivität der Bildungssysteme beschäftigt und dazu wertvolles statistisches Material zur Verfügung stellt“, so dessen Bundesvorsitzender Berthold Gehlert. „Wir bedauern es allerdings sehr, dass die berufliche Bildung wieder einmal nicht den Stellenwert erhält, der ihr auch wirtschaftlich gesehen zukommt.“ Die heute in Berlin vorgestellte Studie „Bildung auf einen Blick 2008“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) vergleicht die Entwicklung der Bildung in den 30 Mitgliedsstaaten. Obwohl dem Tertiärbereich, zu dem international auch die berufliche Bildung gehört, ein breiter Raum gewidmet ist, wird die „Vocational Education“ nicht erwähnt. „Immerhin befinden sich nach der letzten veröffentlichten Statistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ca. 1,6 Millionen Jugendliche in Deutschland jährlich in der Berufsausbildung, ein wirtschaftlicher Faktor, der zum wiederholten Male ignoriert wurde“, so Gehlert. „Hingegen sind die Inputs wie Kosten, Zeit und Ressourcen, die in Bildung investiert werden, wieder ausführlich dargestellt“, so der Bundesvorsitzende des BLBS.“ Man vergisst dabei aber, dass z.B. in Deutschland jährlich auch nur 1,9 Millionen Studenten die Universitäten und Fachhochschulen besuchen (Statistische Ämter des Bundes und der Länder). Der BLBS unterstützt die Erkenntnis der OECD, dass Bildung im Tertiärbereich forciert und die Mittel dazu erhöht werden müssen. „Wir lehnen aber eine zunehmende Privatisierung im Bildungsbereich ab, wir setzen im Gegenteil auf eine verstärkte Verantwortung des Staates“, so Gehlert zu der Forderung der OECD, mehr private Investoren zuzulassen. Nach Ansicht des BLBS ist es wichtig, Bildungserfolge nicht auf die Zusammenhänge zwischen den Kosten für die Bildung und deren Erfolg zu reduzieren. Nach Ansicht des BLBS kann Bildung nicht zum Gebrauchsartikel reduziert werden. „Bildung ist ein Grundrecht“, so hat es der BLBS schon immer gefordert. Der BLBS fordert daher für die Zukunft: Die OECD muss auch statistisches Material über die berufliche Bildung sammeln und zur Verfügung stellen, um den Stellenwert der beruflichen Bildung effektiv zu positionieren. Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich in der Pressekonferenz sowohl die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Annegret Kramp-Karrenbauer, und der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Michael Thielen, Gedanken darüber machen, wie mehr Studienanfänger über die duale Bildung den Weg an die Hochschulen finden können. Der BLBS wird den im Oktober 2008 geplanten Bildungsgipfel bei der Bundeskanzlerin sehr genau beobachten. Wir erwarten hier positive Ansätze für die berufliche Bildung, um die von der OECD geforderten nötigen Hochqualifizierten zu erhalten. Heiko Pohlmann Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Stephanie Wilde Engaging Youth Enquiry (EYE) Eine Studie zur Nichtpartizipation in (Aus-)Bildung in England und Wales – Ansätze und Probleme Die Engaging Youth Enquiry (EYE) untersucht die Hintergründe, Kontexte und Probleme, die zum relativ hohen Anteil (um 10%) an Nichtpartizipation von 16- bis 18-Jährigen in England und Wales führen. Weiterhin hat die Studie einen Dialog mit Jugendlichen, ExpertInnen, ForscherInnen und PolitikerInnen eröffnet, um nach innovativen Ansätzen, möglichen Lösungen und Unterstützungsmöglichkeiten für diese Jugendlichen zu suchen. Dieser Dialog findet in einer Reihe partizipatorischer Workshops in England und Wales statt. EYE findet ihren Abschluss im Oktober 2008 mit einer Präsentation der Hauptergebnisse im Parlament in London. EYE ist eine Kollaboration zwischen der Nuffield Review of 14-19 Education and Training (www.nuffield14-19review.org.uk) und der karitativen Organisation Rathbone (www.rathboneuk.org), die in 70 regional Zentren in Großbritannien mit Jugendlichen zusammenarbeitet. 1 Überblick Bildungspolitisch ist die Nichtpartizipation von einem relativ hohen Prozentsatz von 16- bis 18-Jährigen an (Aus-)Bildung eines der hauptdiskutierten bildungspolitischen Themen in England und Wales. Die Labour-Regierung hat die Reduzierung dieser Statistik zu einem Hauptziel erklärt. So hat das Public Service Agreement (PSA) eine Reduzierung des Anteils von nicht partizipierenden Jugendlichen von 10 % im Jahre 2004 auf 8 % bis 2010 verlangt. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen ist abzusehen, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann. Aus Verlautbarungen von VertreterInnen des zuständigen Ministeriums DCSF (Department for Children, Skills and Families) ist zu schließen, dass der politische Wille vorhanden ist, Lösungen für dieses Problem zu finden, und diese Lösungen auch zu finanzieren. Die mangelnde Kenntnis der mit dem Phänomen der Nichtpartizipation verbundenen komplexen Problemzusammenhänge stellt aber ein nicht zu unterschätzendes Hindernis für die Lösung des Problems dar. Vor allem scheint es dringend nötig, dass die betroffenen Jugendlichen besser verstanden werden – sie sind momentan das „Ziel“ bildungspolitischer Maßnahmen in England zur Erhöhung der Partizipationsrate bzw. zur Reduzierung der Nichtpartizipation. Diese Dringlichkeit hängt mit den Schwierigkeiten zusammen, denen die Jugendlichen auf der individuellen Ebene ausgesetzt sind, wenn sie nicht an (Aus-)Bildung oder Arbeit teilnehmen (Bynner und Parsons, 2002). Auf der anderen Seite hängt diese Dringlichkeit auch mit den sozialen und wirtschaftlichen Kosten von Nichtpartizipation zusammen, da eben diese Jugendlichen dazu tendieren, staatliche Unterstützung aus den Sozialsystemen zu beziehen (Coles et al., 2002). Wer sind diese Jugendlichen? Warum verlassen sie mit 16 (oder auch erheblich früher) das (Aus-)Bildungssystem? Was sind ihre Aspirationen und Eigenschaften? Welche Strategien könnten diese Jugendlichen, mit ihren diversen Bedürfnissen und den diversen Kontexten, in denen sie agieren, unterstützen? Was ist die Rolle von karitativen Organisationen in dieser Arbeit? Und werden diese JuDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 gendlichen von BildungspolitikerInnen, LehrerInnen, ArbeitgeberInnen und anderen Akteuren richtig und wahrheitsgemäß wahrgenommen, oder ist es nötig, dass die im Moment verfolgten Ansätze überdacht werden? Wenn die so genannte bildungspolitische „Zielgruppe“ bis zu einem gewissen Grade missverstanden worden ist, dann ist es dringend nötig, dass das Verständnis von diesen Jugendlichen verbessert wird, weil sonst die Gefahr besteht, dass bildungspolitische Ansätze wie, zum Beispiel, die Erhöhung des Alters der obligatorischen Partizipation auf 18 (bis 2015) an vielen Jugendlichen vorbeigehen wird (s. DfES, 2007a, Spielhofer et al., 2007, Barnardo’s, 2007). 1.1 Terminologie Wie das so genannte „Problem“ benannt wird, stellt eine erste Schwierigkeit in diesem Themenbereich dar. Die Jugendlichen, die sich zum Zeitpunkt der Befragung gerade nicht in einer offiziellen Form von Bildung oder Ausbildung, und auch in keinem Arbeitsverhältnis befinden, bilden eine statistische Restkategorie, die „NEET“ genannt wird. Dieser Akronym steht für: Not in Education, Employment or Training, und sagt daher relativ wenig über die Jugendlichen aus, die so kategorisiert werden. 1.2 Datenlage 77,3 % der Jugendlichen in dieser Altersgruppe haben Ende 2006 aktiv an (Aus-)Bildung teilgenommen, verglichen mit 76,8 % Ende 2005. Der Prozentsatz der Jugendlichen zwischen 16 und 18 in England and Wales, die in die „NEET“-Kategorie fallen, ist trotz vieler Bemühungen der Regierungen in den letzten 15 Jahren sehr stabil geblieben (um 10 %). (Die aktuelle Statistik (DfES, 2007b) zeigt, dass der Prozentsatz der „NEETs“ zwischen Ende 2005 und Ende 2006 von 10,9 % auf 10,3 % gefallen ist.) Dies entspricht ungefähr 206.000 16- bis 18-Jährigen. Hinzukommt, dass der Prozentsatz von Jugendlichen in dieser Altersgruppe, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, Ende 2006 12,4 % war. Viele dieser Jugendlichen sind in so genannten Jobs Without Training (JWT) (s. Anderson et al., 2006). 279 Engaging Youth Enquiry 2 Ansätze zur Reduzierung der Nichtpartizipation 2.1 Neue Qualifikationen, insbesondere in der Berufsbildung Ein bekannter und oft kritisierter Veränderungsansatz in England ist die Einführung neuer Qualifikationen, oft unabhängig von weiteren Systemänderungen. Die Qualifikationen in der Berufsbildung haben seit der Einführung von verschiedenen Qualifikationswegen in den 80er- und 90er-Jahren eine besonders lebhafte Chronologie. In diesem Zusammenhang sind insbesondere National Vocational Qualifications (NVQs) und General National Vocational Qualifications (GNVQs werden gerade abgeschafft) und die wieder eingeführten Apprenticeships (s. Nuffield Review, 2008 a und b) zu nennen. Aktuell werden neue Diplomas eingeführt (s. Nuffield Review, 2007). Die ersten fünf Diplomas werden 2008 eingeführt, und es werden neun weitere berufsbezogene Diplomas, und drei allgemein bildende Diplomas folgen. Diese Strategie, Veränderungen durch die Einführung von neuen Qualifikationen herbeizuführen, hat aber, wie schon oft argumentiert, nicht zur erwünschten (Aus-)bildungsbegeisterung geführt, und besonders nicht bei schwer erreichbaren Jugendlichen. 2.2 „Raising Expectations“: Neue Gesetzgebung in England Ein relativ neuer Ansatz ist die geplante Erhöhung des Alters der obligatorischen Partizipation in (Aus-)Bildung. Das Green Paper der Regierung, das diesen Vorschlag gemacht hat („Raising Expectations“), strebt eine Erhöhung auf 18 Jahren bis zum Jahr 2015 an (DfES, 2007a). Die endgültige Version dieser Änderung gibt es noch nicht, aber der im Green Paper verfasste Gesetzentwurf deutet auf Sanktionen hin, wenn die Jugendlichen nicht partizipieren (z. B. Entziehung des Führerscheins). Die Kritik diesem Vorschlag gegenüber ist, dass solche Sanktionen gerade für schwer erreichbare Jugendliche die Situation nur verschlechtern könnten. Der Vorstandsvorsitzende von Rathbone, Richard Williams, sieht darin die Gefahr, dass Jugendliche immer mehr kriminalisiert werden könnten, anstatt dass sie ein vielfältigeres Bildungsangebot bekommen (s. BBC News 24, 2007). Ein weiterer Kritikpunkt dem Vorschlag gegenüber ist, dass die Pflicht an sich das Angebot nicht verbessert, und daher auch nicht die langfristige Lebenschancen der Jugendlichen. Die Kombination der Erfahrung und Wissensbasis von der Nuffield Review (einem Forschungsprojekt zu Bildungswegen von 14- bis 19-Jährigen in England und Wales) und von Rathbone (einer karitativen Organisation, die mit schwer erreichbaren Jugendlichen zusammenarbeitet) bietet die Möglichkeit, neue Perspektiven zu gewinnen. Dies geschieht über partizipatorische Diskussionen und offene Debatten mit Jugendlichen, anderen beteiligten Gruppen, VertreterInnen des Department of Children, Schools and Families (www.dcsf.gov.uk) und karitativen Organisationen. Zum Aufgabenbereich der Enquiry zählen auch: – Identifikation von effektiven Interventionen, zusammen mit Jugendlichen und ExpertInnen. – Zusammenarbeit mit Anbietern und PolitikerInnen, um mögliche Strategien für die Praxis herauszuarbeiten und Gespräche darüber zu führen, wie diese Strategien am besten von der nationalen und regionalen Politik unterstützt werden könnten. 4 Datenerhebung Die Engaging Youth Enquiry benutzt folgende Datenquellen: Analyse relevanter Statistiken (insbesondere der jährlichen Statistical First Releases, z. B. DfES, 2007b); Literaturanalyse und Analyse relevanter Dokumente; Eine Reihe von Workshops, die vom November 2007 bis September 2008 stattfinden; Fallstudien von Jugendlichen, die mit Rathbone zusammenarbeiten. 4.1 Workshops und Themen Die Engaging Youth Enquiry veranstaltet fünf Workshops mit ExpertInnen, die mit den Jugendlichen zusammenarbeiten. Parallel dazu gibt es Workshops mit Jugendlichen, die ähnliche Themen behandeln. Die Workshops haben jeweils eine Teilnehmerzahl von ungefähr 25 Personen, und die Workshops mit Jugendlichen von jeweils ungefähr 10 Personen. Die Daten werden von der Enquiry ausgewertet, und als Briefing Papers veröffentlicht. Die folgenden fünf Themen werden behandelt: Die Ziele der Nuffield Review/ Rathbone Engaging Youth Enquiry I. Der Lebenskontext von Jugendlichen (Workshop in Manchester, 1. November 2007, s. Nuffield Review, 2008c): Was wissen wir über die Eigenschaften der Jugendlichen, die als „NEET“ bezeichnet werden? Was haben sie gemeinsam und welche unterschiedlichen Eigenschaften weisen sie auf? Welche Strategien zur Unterstützung dieser Jugendlichen sind wirksam? Was können wir von den Fallstudien lernen? Welche Rolle spielen karitative Organisationen? Vor diesen Hintergründen hat die Engaging Youth Enquiry als explizites Ziel, ein besseres und differenzierteres Verständnis der Jugendlichen zu gewinnen, die als so genannte „NEETs“ gerade als Gruppe ein politisches Ziel geworden sind. Wer sind diese Jugendlichen? Was für Eigenschaften haben sie? Warum hören sie so früh mit ihrer (Aus-)Bildung auf? Was sind ihre Ambitionen, und was für Unterstützung brauchen sie? II. Lern- und Lehrangebote und der Arbeitsmarkt (Workshop in Cardiff, 29. Februar 2008): Welchen Einfluss hat die Komplexität der Bildungs- und Ausbildungssysteme in England und Wales auf diese Gruppe von Jugendlichen? Welche Lern- und Lehrangebote motivieren und engagieren diese Jugendlichen? Welche Ambitionen haben sie auf dem Arbeitsmarkt? Welche Rolle spielen Arbeitgeber? 3 280 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen III. Jung und Teil der „NEET“-Statistik in London (Workshop in London, 13. März 2008): Dieser Workshop diskutiert, in Bezug auf London, die Themen von Lebenskontext, Lernangebote, Arbeitschancen und die Implikationen für die Politik. Die besonderen Züge des Arbeitsmarktes und die Auswirkungen auf Jugendliche in London werden thematisiert. IV. Die regionale Perspektive (Workshop in Northumberland, 22. Mai 2008): Welche Auswirkungen haben regionale Unterschiede auf die Situation von „NEETs“? Inwiefern kann eine effektive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stakeholdern in einer Region zu Lösungen für Jugendliche, die als „NEET“ klassifiziert werden, führen? Welche Rolle spielen lokale Arbeitgeber? Welchen Einfluss üben lokale und regionale Arbeitsmarktstrukturen aus? V. Bildungs- und sozialpolitische Implikationen (Workshop in London, 2. Juli 2008): Wie wird das Thema, wie Jugendliche in (Aus-)Bildung (wieder) engagiert werden können, im politischen Diskurs artikuliert? Inwiefern reagieren politische Entwicklungen und Entscheidungen auf die aktuelle Situation? Welche Implikationen hat die aktuelle Situation für die Politik? Prioritäten und Empfehlungen. Die Engaging Youth Enquiry schließt mit der Präsentation der Hauptbefunde in den „Houses of Parliament“, London, im Oktober 2008. 4.2 lität und Verletzlichkeit; Einfluss von Subkulturen, Gangs und territorialem Verhalten; Isolierung; Bedarf nach Sicherheit; Probleme mit Eltern, BetreuerInnen, Geschwistern und Peer Groups; Schwierigkeiten mit der eigenen Rolle als BetreuerIn (von eigenen Kindern oder Familienmitgliedern). Information und Beratung: Fehlende Aspirationen und Ambitionen (s. Archer und Yamashita, 2003); Schwierigkeiten, positive Ziele zu identifizieren; Bedarf nach Unterstützung in Phasen der Transition (Wechsel von der Schule ins College oder in den Arbeitsmarkt); Schwierigkeiten, den eigenen Werdegang selber zu gestalten. Lernerlebnisse: Fehlende Autonomie und Kontrolle über die eigenen Lernerlebnisse und Zukunftspläne; Negative frühe Lernerlebnisse (in der Sekundarstufe, aber auch schon in der Primarstufe); Lernschwierigkeiten (Verhaltensstörungen, Leseschwäche, Schreibschwäche, Probleme mit Arithmetik). Faktoren der Unterprivilegierung: Armut; Schlechte Ernährung; Fragile Unterkunftslösungen, Obdachlosigkeit. Gesundheitliche Faktoren: Drogen; Alkohol; Schwangerschaft; Psychologische Probleme. Risikoreiche Verhaltensmuster: Kriminalität; Sexualverhalten; ASBOs (Anti-Social Behaviour Orders). 5 Fallstudien Eine weitere Datenquelle stellen Fallstudien von Jugendlichen dar, die sich außerhalb von (Aus-)Bildung und Arbeit befinden. Sie werden von MitarbeiterInnen von Rathbone gesammelt, und von der Nuffield Review ausgewertet. Die Rathbone MitarbeiterInnen haben ein Verständnis für die Situation von betroffenen Jugendlichen über einen Zeitraum hinweg aufgebaut, und kennen die Jugendlichen sehr gut. Dies ist wichtig, da viele der Jugendlichen Probleme haben, Beziehungen aufzubauen und sehr verschlossen und verletzlich sein können. Der Enquiry ist es wichtig, nicht mit von außen vordefinierten Fragen‚ sondern im Kontext der Jugendlichen zu arbeiten. Die folgenden Themen stellen eine Auswahl von Untersuchungsbereichen dar, die aus den ersten 25 Fallstudien (mit Jugendlichen in Manchester, Rochdale, Hackney und Poplar) hervorgehen (s. Nuffield Review, 2008d, für weitere Informationen und Beschreibungen der Fallstudien und der Lokalitäten): Der Lebenskontext von Jugendlichen (Kurzbericht über den Workshop in Manchester, am 1. November 2007) Im ersten Workshop wurde auf den Lebenskontext der Jugendlichen eingegangen. Diskussionen fanden mit einer Gruppe von Jugendlichen im Zentrum von Manchester statt, und danach gab es ein Workshop mit im Bereich der Jugendhilfe arbeitenden Akteuren, um relevante Faktoren bezüglich des Lebenskontexts von Jugendlichen zu untersuchen. Die Akteure arbeiten in diversen Kontexten mit Jugendlichen (Schule, Ausbildungszentren, Berufsberatung, Drogen- und Alkoholberatung, Unterkunftssuche, Gefängnis u. ä.). 5.1 Hauptbefunde des Workshops mit den Akteuren Die Hauptbefunde des Workshops fallen in die folgenden Kategorien: – Der Lebenskontext der Jugendlichen – Lehr-Lernangebot – Information und Beratung – Finanzielle Unterstützung – Lernerlebnisse – Information und Beratung – Faktoren der Unterprivilegierung – Effektives Arbeiten zwischen den verschieden Agenturen und Akteuren (sog. multi-agency working) – Gesundheitliche Faktoren – Risikoreiche Verhaltensmuster (Drogen, Alkohol, Sexualverhalten, Kriminalität) Der Lebenskontext der Jugendlichen: Die Auswirkungen von Mobbing, Peer Pressure, und Schwierigkeiten, in großen Gruppen zu agieren und sich zurechtzufinden; FragiDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Lehr-Lernangebot: In diesem Bereich wurden mangelnde Relevanz und Qualität im Lehr-Lernangebot, besonders im berufsbildenden Bereich diskutiert. Die aktuellen bildungspolitischen Neuerungen (die neuen Diplome) sind weniger arbeitsweltorientiert als zuerst erwartet, und daher auch weniger attraktiv für diese Zielgruppe. Ziel soll281 Engaging Youth Enquiry te eine verbesserte Kontinuität von Bildungsangeboten sein. Dies betrifft vor allem auch eine verbesserte Angebotsstruktur im so genannten „zweiten Bildungsweg“, wie er im deutschen Kontext verstanden wird, im englischen Kontext aber viel weniger verbreitet ist und verstanden wird. Der Fokus im englischen Kontext liegt auf regulärem Schulbesuch und den GCSE (General Certificate of Secondary Education) Prüfungen, die mit 16 abgelegt werden. Der hohe Stellenwert dieser Prüfungen führt zu einem frühen Selbstkonzept des Scheiterns bei den Jugendlichen, die keine gute GCSE Leistungen bringen, und dann auch Gefahr laufen, in die „NEET“-Kategorie zu fallen. Finanzielle Unterstützung: Beim Workshop wurde darüber diskutiert, dass ein übergreifender, nationaler Rahmen für die finanzielle Unterstützung dieser Jugendlichen problematisch ist, weil er sehr bürokratisch ist. Manche Jugendliche und ihre Familien lehnen zum Beispiel Bankkonten ab und erfüllen damit nicht die Voraussetzungen für manche Formen der finanziellen Unterstützung. Lokale Gestaltungsfreiräume und Flexibilität würden es ermöglichen, dass das System etwas kreativer gestaltet werden könnte. Die finanzielle Unterstützung muss mehr auf die einzelnen Personen abgestimmt sein. Zum Beispiel wird das Einkommen der Eltern oder Familien angerechnet, unabhängig davon, ob die Jugendlichen Kontakt mit ihren Familien haben oder nicht. Information und Beratung: Information und Beratung für diese Jugendlichen darf keine unrealistische Erwartungen wecken, sondern muss auf die einzelnen Personen und Kontexte abgestimmt sein. Diese Zielgruppe braucht eine intensivere Betreuung, die in vielen Fällen auch von längerer Dauer sein muss als bei anderen Jugendlichen. Effektives Arbeiten zwischen den verschieden Agenturen und Akteuren (sog. multi-agency working): Die Kooperation zwischen den verschiedenen beteiligten Agenturen und Akteuren (Schulen, Colleges, Arbeitgeber, Ausbildungsstätten, dem Gesundheitswesen, Arbeitsämtern und karitativen Organisationen, u. ä.) muss verbessert werden, um die Jugendlichen effektiver zu unterstützen, wenn sie an der Schwelle zum so genannten „NEET-Status“ stehen. Beim Workshop wurde intensiv darüber diskutiert, welche Widersprüche im System existieren, und wie der bürokratische Rahmen „an den Jugendlichen vorbei denkt“. Ein Beispiel dieser Widersprüche ist die Tatsache, dass von den Agenturen, die mit jungen Kriminellen arbeiten, verlangt wird, dass die Mehrheit der Jugendlichen wieder zur Schule oder ins College gehen. Gleichzeitig wird aber von den Schulen und Colleges verlangt, dass sie ihre Leistungen (zum Beispiel in Bezug auf GCSE-Ergebnisse) verbessern. Dazu gehört eben nicht, ein schwieriges Klientel wie junge Kriminelle zu unterstützen und zu fördern. Es gibt für diese Institutionen wenig Unterstützung und keine Anreize, um mit diesen Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Im politischen Diskurs in England wird viel über „multiagency working“ gesprochen, aber der Rahmen für effektives Zusammenarbeiten verschiedener beteiligter Organisationen und Gruppen ist noch nicht geschaffen. Dies hat auch mit dem „target-driven System“ (zielorientierten System) zu tun, in dem häufig nur nach schnellen Lösun282 gen gesucht wird anstatt nach längerfristigen Konzepten. Dies zeigt sich zum Beispiel in den aktuellen Bemühungen des DCSF in so genannten „NEET hotspots“, also in Gegenden, für welche die Statistiken eine auffallend hohe Konzentration von „NEETs“ aufweisen, und die Beamten Konzepte für die nächsten zwei Jahre entwickeln. Dieser Ansatz ignoriert die Tatsache, dass die bildungspolitischen, sozialen, wirtschaftlichen, arbeitsmarktbedingten und institutionellen Probleme in diesen Gegenden gegebenenfalls eine sehr lange Vorgeschichte haben. 5.2 Workshop mit den Jugendlichen Beim Workshop mit Jugendlichen (10 insgesamt, 6 aus dem Zentrum Manchesters, und 4 aus Bury, einem Vorort von Manchester) haben alle relativ spezifische und konkrete, wenn auch nicht immer sehr realistische, Aspirationen geäußert. Sie haben aktiv und enthusiastisch an dem Gruppengespräch teilgenommen, ganz entgegen der verbreiteten Wahrnehmung in der britischen Boulevardpresse von passiven und destruktiven Jugendlichen. Die von den Jugendlichen artikulierten Aspirationen bezogen sich sowohl auf den beruflichen (als Berufswünsche wurden z. B. Automechaniker, Barmanager, Schreiner, Grafiker genannt) als auch auf den persönlichen Bereich (Wunsch nach einer eigenen Wohnung, einem anderen Wohnort). Die Verwirklichung dieser Aspirationen stellt diverse Herausforderung für diese Jugendlichen dar, da sie zum Teil mehrfach unterprivilegiert sind. Diese Unterprivilegierung bezieht sich z. B. auf Unterkunft und Wohnort, psychologische Probleme, fehlenden Kontakt zur Familie, frühe Verantwortung für eigene Kinder, negative Schulerfahrungen, Qualifikationen auf niedrigem Niveau oder gänzliches Fehlen von Qualifikationen. Auf der anderen Seite wurde auch klar, dass die Jugendlichen keinen geplanten Lebensweg bzw. Entwicklungsperspektiven für ihre Aspirationen haben. Dies zeigt sich in ihren Prognosen für ihre eigene Situation fünf bis zehn Jahre später, in denen sie einräumen, dass sie ihre Aspirationen nicht erfüllen werden können. Ein Teilnehmer hat einen Teufelskreis identifiziert, da er die Schule ohne GCSEs (General Certificates of Secondary Education, der Prüfung, die die Jugendlichen mit 16 absolvieren) verlassen hat und er keine weitere Ausbildung unternehmen möchte. Diese Wahrnehmung muss dringend verändert werden, da Jugendliche, die keine guten GCSE Ergebnisse erreicht haben, einen zweiten Bildungsweg einschlagen sollten, der für ihre Situation relevant und zugänglich ist. 6 Ergebnisse der Engaging Youth Enquiry Im Abschlussbericht der Engaging Youth Enquiry werden die Barrieren, mit denen diese Jugendlichen konfrontiert werden, systematisch identifiziert und diskutiert. Aus dieser Diskussion werden dann die Quellen der potentiellen Unterstützung für Jugendliche, die Gefahr laufen, im englischen und walisischen Kontext als „NEET“ klassifiziert zu werden, entwickelt. Eins der Ziele wird es sein, den Begriff „NEET“ selbst in Frage zu stellen und dessen Verwendung durch PolitikerInnen und BeamtInnen zu reduzieren und zu relativieren.1 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Anmerkung 1 Weitere Berichte werden unter der Rubrik Engaging Youth Enquiry auf der Nuffield Website erscheinen: www.nuffield14-19review.org.uk. Kommentare und Rückmeldungen werden sehr gerne entgegenkommen unter: [email protected], oder [email protected]. DfES (Department for Education and Skills) 2007a: Raising Expectations: Staying in education and training post-16 [online]: http://www.dfes.gov.uk/consultations/downloadableDocs/6965-DfESRaising%20Expectations%20Green%20Paper.pdf. DfES 2007b: SFR 22/2007 Participation in Education, Training and Employment by 16–18 year olds in England: 2003 and 2004 and Participation in Education and Training by 16 and 17 year olds in each Local Area in England: 2004 and 2005. [online]: www.dfes.gov.uk/rsgateway. Nuffield Review of 14-19 Education and Training 2007: Issues Paper 1: The New 14–19 Diplomas [online]: http://www.nuffield14-19review.org.uk/files/documents168-1.pdf. Literatur Anderson, A. / Brooke, B. / Doyle, A. / Finn, D. / Moley, S. 2006: Understanding young people in jobs without training. Research Report 736. Nottingham: DfES. Archer, L. / Yamashita, H. 2003: „Knowing their limits?“ Identities, inequalities and inner city school leavers post-16 aspirations. In: Journal of Educational Policy, 18 (1), S. 53-69. Barnardo’s 2007: School’s out, or is it? Young people’s views on staying on in education or training to 18 [online]: http://www.barnardos. org.uk/staying_on_briefing_sept07-2.pdf. BBC News 24 2007: Fears over school leaving age [online]: http://news.bbc.co.uk/1/hi/education/6265336.stm. Nuffield Review of 14–19 Education and Training 2008a: Issues Paper 3 Apprenticeship I Prospects for Growth [online]: http://www.nuffield14-19review.org.uk/files/documents173-1.pdf. Nuffield Review of 14–19 Education and Training 2008b: Issues Paper 4 Apprenticeship II A High-quality Pathway for Young People? [online]: http://www.nuffield14-19review.org.uk/files/documents174-1.pdf. Nuffield Review of 14–19 Education and Training 2008c: Engaging Youth Enquiry Briefing Paper 2: The life circumstances of young people [online]: http://www.nuffield14-19review.org.uk/files/ documents182-1.pdf. Bynner, J. / Parsons, S. 2002: Social Exclusion and the Transition from School to Work: The case of young people Not in Education, Employment or Training (NEET). In: Journal of Vocational Behavior, 60 (2), S. 289–309. Nuffield Review of 14–19 Education and Training 2008d: Engaging Youth Enquiry Working Paper 1: New Approaches to Engaging Youth: Understanding the problems and implementing the solutions [online]: http://www.nuffield14-19review.org.uk/files/documents 177-1.pdf. Coles, B. / Hutton, S. / Bradshaw, J. / Craig, G. / Godfrey, C. / Johnson, J. 2002: Literature Review of the Costs of Being „Not in Education, Employment or Training“ at Age 16-18. Research Report 347. Norwich: DfES. Spielhofer, T. / Walker, M. / Gagg, K. / Schagen, S. / O’Donnell, S. 2007: Raising the participation age in education and training to 18: Review of existing evidence of the benefits and challenges [online]: http://www.dfes.gov.uk/research/data/uploadfiles/DCSF-RR012.pdf. Björn Keller, Georg Wydra Beliebtheit und Akzeptanz des Sportunterrichts an beruflichen Schulen des Saarlandes Nach Befragungsergebnissen von Schülern kann sicherlich festgestellt werden, dass der Sportunterricht bei Schülern beruflicher Schulen beliebt und akzeptiert ist. Neben Stärken des Sportunterrichts an beruflichen Schulen werden allerdings auch seine Schwächen aufgedeckt. So hat nach dieser Untersuchung die Differenzierung nach Geschlecht in fast allen Bereichen eine weniger positive Bewertung des Sportunterrichts durch die weiblichen Befragten aufzeigen können. 1 Vorbemerkungen Die beruflichen Schulen waren bisher nicht Gegenstand von Untersuchungen zum Schulsport. Dabei sind die Zahlen der betroffenen Schülerinnen und Schüler keineswegs gering. Im Schuljahr 2006/07 besuchten in Deutschland rund 9,4 Millionen Schülerinnen und Schüler allgemeinbildende Schulen; berufliche Schulen besuchten im gleichen Zeitraum rund 2,8 Millionen Schülerinnen und Schüler (Statistisches Bundesamt 2008). Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Gerade im Bereich der beruflichen Schulen fällt es dem Sportunterricht unter den sonstigen Schulfächern schwer, als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Das Legitimationsdefizit des Sportunterrichts wird in den beruflichen Schulen verstärkt, da er in dieser Schulform marktorientierten Regelungsmustern unterliegt. Interessenvertretungen von Industrie, Handel und Handwerk üben häufig, vor allem in Bezug auf den Teilzeitbereich beruflicher Schulen, Druck auf die bildungspolitischen Entscheidungsträger aus, um diese besonders in Fächern, wie dem Sport283 Sportunterricht unterricht, zu Kürzungen zu bewegen. Erinnert sei an Hamburg, wo über ein „Gutscheinmodell“ versucht wurde, den Sportunterricht der Schule in die Vereine zu verlagern (Teubner 2001). Bei all diesen Überlegungen spielt die Meinung der Schüler offensichtlich keine Rolle. Untersuchungen zum Sportunterricht an beruflichen Schulen bilden nach wie vor die Ausnahme. Auch die SPRINTStudie (DSB 2006) hat diesen Bereich unseres Bildungssystems ausgeblendet. Die Erfragung von Schülermeinungen zum Sportunterricht kann auch als eine Form der Evaluation der schulischen Bildung verstanden werden. Gerade eine ständige Bewertung durch die direkt am Unterricht beteiligten Schüler trägt dazu bei, die Inhalte und Methoden des Sportunterrichts Abb. 1: Altersverteilung der Stichprobe auf ihre Effizienz und Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Die Bedeutung von solchen Evaluationsprogrammen stellen auch andere Arbeiten heren, 4,16 % aus polnischen, 1,25 % aus italienischen und aus. So betont Süßenbach (2004), um „das pädagogische 6,25 % aus russischen Familien. Die restlichen 3,33 % geund soziale Potential, das im Sport steckt, effektiv und hören sonstigen kulturellen Gruppen an. kreativ zu erschließen und zu nutzen, sind neben bewährVon allen Befragten geben 73,8 % an in ihrer Freizeit ten Innovationsprogrammen Evaluationsprogramme vonSport zu treiben und 26,2 % der Schüler treiben keinen nöten, mit denen eine systematische Qualitätssicherung Freizeitsport. Differenziert nach Geschlecht treiben generiert wird, um den Lebensraum Schule nachhaltig in 77,8 % der männlichen Befragten in ihrer Freizeit Sport, Bewegung zu bringen“. während 22,2 % keinen Sport treiben. Bei den Mädchen Als Orientierungsgrundlage für diese Untersuchung diensind 68,6 % in ihrer Freizeit sportlich aktiv und 31,4 % ten andere Arbeiten, die den Stellenwert des Sportuntersportlich inaktiv. Somit zeigt sich diesbezüglich zwischen richts bei Schülern vor allem allgemein bildender Schulen Jungen und Mädchen kein signifikanter Unterschied untersuchten, wie beispielsweise die Studien von Opper (χ2 = 2,586; p>0,05). (1996a), Wydra (2000), Altenberger et al. (2005) und die Untersucht man die Sportvereinspartizipation so ergibt SPRINT-Studie (DSB 2006). sich, dass von allen Befragten 35,4 % Mitglied in einem Ziel dieser Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass das Fach Sportverein sind, aber 63,8 % keine Mitgliedschaft in eiSport genauso wie in den allgemein bildenden Schulen nem Sportverein besitzen (0,8 % machen keine Angabe auch in den beruflichen Schulen eine hohe Wertschätzung zur Sportvereinszugehörigkeit). Von den männlichen Beund Beliebtheit erfährt. Somit könnte gezeigt werden, fragten sind 47 % in einem Sportverein Mitglied und 53 % dass die Schüler beruflicher Schulen bereit sind, den nicht. Die Schülerinnen sind zu 21,2 % Mitglied in einem Sport als Kulturgut an ihrer Schule zu erhalten. „Sport lieSportverein während 78,8 % keine Mitgliedschaft in eifert der Kultur die vitale Grundlage, er verhindert ihren nem Sportverein besitzen. Hier ist der Unterschied zwibiologischen Verfall und er trägt auf diese Weise – sogar schen Jungen und Mädchen hochsignifikant (χ2 = 17,057; zu ihrer Erhaltung bei“ (Grupe 1987). p≤0,001). 2 Methodik Stichprobe: An der Untersuchung nahmen 240 Schülerinnen und Schüler beruflicher Vollzeitschulen (Handels-, Gewerbe- und Sozialpflegeschule) teil. Die Auswahl der Schulen und der Schüler erfolgte zufällig. Das Durchschnittsalter der Versuchspersonen (Vpn) lag bei 17,4 Jahren (siehe Abb. 1). Bezogen auf die Gesamtstichprobe von n = 240 sind 83,33 % deutschstämmig. Weitere 1,66 % kommen aus türkischen Famili284 3 Ergebnisse und Diskussion 3.1 Allgemeine Angaben zum Sportunterricht 3.1.1 Inhalte Die Schülerinnen und Schüler wurden gefragt, welche Inhalte im Sportunterricht an der Berufsschule bisher durchgeführt worden seien (siehe Abb. 3). Abb. 2: Verteilung der Stichprobe nach Schulform und Geschlecht, n = 240. Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Betrachtet man in diesem Zusammenhang aber nun die Wunschsportarten, die die Schüler in der Untersuchung von Wydra (2000) angeben, so fällt Abb. 3: Inhalte im Sportunterricht an auf, dass all die den beruflichen Schulen gerade genannten Ballsportarten in den Top Ten der Wunschsportarten bei den Jungen vertreten sind, Basketball und Fußball sogar auf den ersten beiden Plätzen. Bei den Mädchen allerdings sind nur Volleyball und Basketball in den Top Ten der Wunschsportarten vertreten. Vielmehr sind es Sportarten wie Inlineskating und Schwimmen, die die Mädchen Rangliste der beliebtesten Sportarten anführen. Weiterhin sind Gymnastik, Tanz und Tennis sehr beliebt bei den Schülerinnen (Wydra 2000). Auch die Ergebnisse der SPRINTStudie (DSB 2006) bestätigen den Wunsch der Schülerinnen nach „mehr Tanzen und Schwimmen, aber auch der Wunsch nach Trendsportarten wie Inlineskaten, Tennis, Kampfsport und Entspannungsübungen ist deutlich ausgeprägt“ (Gerlach et al. 2006). Diese Sportarten sind aber nur geringfügig im Sportunterricht der untersuchten beruflichen Schulen zu finden. Sportarten Basketball Volleyball Fußball Handball Gymnastik Tanz Tennis Schwimmen Inlineskating chen werden kann, sondern dass die geringere Beliebtheit des Sports und auch die weniger wichtige Rolle, die er häufig im Leben der Frauen spielt, oft nur durch das falsche Sportangebot bedingt wurden. „Es war häufig der „falsche Sport“, der ihnen – manchen für immer – die Lust am Sporttreiben genommen hat“ (Pfister 1999, S. 77). Deshalb fordert Opper (1996b, S. 356), dass „wenn in Zukunft ein tragfähiger koedukativer Unterricht angeboten werden soll, dann müßten [sic] sich die Inhalte des Sportunterrichts an den Wünschen und Vorstellungen beider Geschlechter orientieren, d. h. die von den Mädchen gewünschten Sportarten müßten [sic] stärker berücksichtigt werden“. % 90,8 93,7 86,7 62,9 56,7 12,8 10,8 5,4 4,2 3.1.2 Ziele des Sportunterrichts Ferner sollte überprüft werden in wie weit die Schüler die Ziele des Sportunterrichts, so wie sie im Lehrplan für berufliche Schulen formuliert sind, ihrem eigenen Sportunterricht zuordnen. Im Allgemeinen legen die Lehrpläne aller Schulformen die für den Schulsport relevanten Ziele in Form von Sollensaussagen zu Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Schulen fest. Besonders, wenn Reformen des Bildungswesens anstehen, erhalten die Lehrpläne immer wieder neue Bedeutung. Allerdings können die Leitlinien und Zielvorstellungen der Lehrpläne nur zu den erwünschten Innovationen führen, wenn sie im Unterricht der Lehrer tatsächlich die geeignete Umsetzung finden (Bräutigam 2003). In dieser Untersuchung wurden die Schüler durch Verwendung einer geschlossenen Frage gebeten, diejenigen Ziele anzukreuzen, die ihrer Meinung nach auf den eigenen Sportunterricht zutreffen. Die Abb. 4 zeigt wie die Schüler, differenziert nach Geschlecht, den jeweiligen Zielen zustimmen. Dieser Vergleich zeigt eindrucksvoll, dass der schulische Sportunterricht vor allem die Wünsche der Jungen umsetzt, allerdings die Wunschsportarten der Schülerinnen sehr wenig Berücksichtigung finden. Dies erklärt auch die geringere Beliebtheit des Fachs Sport auf Seiten der weiblichen Befragten in dieser Studie. Zudem können bei der Meinungsbildung auch gruppendynamische Gründe mitspielen. Dieses Gesamtergebnis deckt sich mit dem Ergebnis der SPRINT-Studie (DSB 2006). Die Schüler erkennen die kurzfristig erreichbaren Ziele eher im Sportunterricht wieder während die langfristigen Ziele weniger Beachtung finden. Besonders der soziale Aspekt wird in beiden Studien wenig beachtet (Gerlach et al. 2006). Auch Pfister (1999) stellt fest, dass nicht von einem generellen Desinteresse von Frauen am Sporttreiben gespro- 3.1.3 Motive und Sinnzuschreibungen Ziele des Sportunterrichts Um zu erfassen, welche Motive die befragten Schüler dem Sportunterricht beimessen, wurde ihnen eine Reihe verschiedenster Beweggründe vorgegeben. Anhand einer 5-stufigen Skala (1 = stimmt überhaupt nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = ich weiß nicht; 4 = stimmt; 5 = stimmt genau so) konnten sie den jeweiligen vorgegebenen Beweggrund bewerten (siehe Abb. 5). Verantworten und helfen Spielen und wettkämpfen Stress abbauen Mädchen Jungen Gesundheitsbewusstsein Fit bleiben Bewegungen lernen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Prozentualer Anteil Abb. 4: Ziele des Sportunterrichts nach Meinung der Schülerinnen und Schüler. Angaben in Prozent. Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Betrachtet man die Motivzuschreibungen zum Sportunterricht, so fällt auf, dass der Schulsport für die Schüler insbesondere wichtig ist, weil die Befragten dort „eine gute Note bekommen können“ (M = 3,9 ± 0,9). Zudem schätzen sie den „Ausgleich zum langen Sitzen“ (M = 3,8 ± 1,1) und das Motiv „damit ich gesund bleibe“ (M = 3,8 ± 0,9) sehr hoch ein. Dies deckt sich mit den Befunden der SPRINT-Studie 285 Sportunterricht da die Freude am Sporttreiben entscheidend ist, um Schülerinnen längerfristig für den Sportunterricht und für eine außerschulische Sportaktivität zu begeistern. Motive der Schüler 5 Bedeutung des Motivs Jungen Mädchen 4 Au sg le ic h zu N m ote G Sit Ka es ze m un n er dh Fi tn S ads eit es tre ch sv ss af er ab t be b ss a u er ni u ch L ei n g tn st ur Fit un zu ge ne g sa i s s s Fi ti g er gu m m e ha r en F o l tu rd ng s o a rb er zi ei un al te en n F ge Ko mit reu n t an de ak d te ere s n Er W tär Be fo lg ett ken w se ka m eg rl un eb p f ge ni s n se le rn e An s p n ie Kö s tre len rp n g e u R Dur r sp n g is c i ko hs üre Ve e n ra R un tzu nt es d W n g w p Zu Pr Sc ort ek ag sa ob hö u n t an nis g m lem nh s d ü e m en e o eit be re r ha hn un rna ng e d Ä hm U Ge st h e m w w al eti k el t l t u ös nd en Sp or t Hoch signifikant (p<0.001) unterscheiden sich männli3 che und weibliche Probanden auf den Aspekt des 2 „Wettkampfs“ im Sportunterricht. Diesen Befund teilen auch die Ergebnisse an1 derer Studien zum Schulsport. So bestätigt Opper (1996b), dass Mädchen in weitaus geringerem Maße als die Jungen den Sportunterricht mit Leistungsvergleich verbinden. Dies beAbb. 5: Beweggründe des schulischen Sportunterricht differenziert nach Geschlecht. An- gründet Glorius (1998) dagabe von Mittelwerten (1 = stimmt überhaupt nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = ich weiß nicht; mit, dass „Mädchen Lei4 = stimmt; 5 = stimmt genau so). stungs- und Wettkampfgesichtspunkte gerne relativieren möchten. Eine starke Motivation geht von dem (DSB 2006), in der „Gesundheit und Fitness fördern“ (88 Wunsch nach harmonischen Sozialkontakten aus“. Auch % wichtig bis sehr wichtig) als auch „Ausgleich zu andeWydra (2000) stellt in dieser Hinsicht einen signifikanten ren Fächern schaffen“ (77 % wichtig bis sehr wichtig) in geschlechtsspezifischen Unterschied fest. Als Grund für der Rangliste der Schülermeinungen zu den Motiven des das geringere Interesse der Mädchen an einem LeistungsSportunterrichts ganz oben stehen (Gerlach et al. 2006). vergleich im Sportunterricht sieht er darin, dass die SchüAuch die sportwissenschaftliche Literatur misst diesen lerinnen im Sportunterricht gezwungen sind in einem Bebeiden Motiven eine hohe bzw. zentrale Bedeutung im reich Leistung zu erbringen, der sich nicht an ihren InterZusammenhang mit den Zielen des Sportunterrichts bei. essen, sondern eher an denen ihrer männlichen MitschüBalz (1990) als auch Brehm (1996) bezeichnen den Beler orientiert. Dies würde wieder an die zuvor diskutierte reich der Gesundheitsförderung schon seit Anbeginn des inhaltliche Orientierung des Sportunterrichts an den BeSchulsports als zentrales Argument für die Begründung dürfnissen der Jungen anknüpfen. dieses Unterrichtsfachs. Zudem betonen u. a. Liedtke (1995) und Kleine (1994) die Aufgabe des SportunterEs gilt jedenfalls bezüglich des Geschlechtervergleichs richts einen Ausgleich zu schaffen zu den sonst nur sitzenherauszustellen, dass Mädchen zum einen weniger Interden und vor allem kognitiven schulischen Tätigkeiten. Soesse an Anstrengung und Leistung im Sportunterricht zeimit hat der Schulsport die Möglichkeit der immer stärker gen und zum anderen weniger stark bereit sind, einen werdenden Bewegungsarmut entgegen zu wirken. Wie die Leistungsvergleich im Sportunterricht anzustreben und Ergebnisse zeigen, erkennen auch die Befragten dieser ihnen der Schulsport zudem signifikant weniger Freude Untersuchung diese Funktion für die eigene Person an. bereitet als den Jungen. In diesem Zusammenhang muss Betrachtet man nun den Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Befragten bezüglich der Motivzuschreibungen, so zeigen sich durchaus auch signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die nun vereinzelt näher erörtert werden sollen. Schülerinnen und Schüler unterscheiden sich signifikant in dem Motiv des Sportunterrichts „weil ich mich gerne anstrenge“ (p<0.05). Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen der SPRINT-Studie (DSB 2006), die ebenfalls darauf hinweist, dass Jungen das Motiv „Leistung und Anstrengung“ positiver bewerten als die Mädchen (Gerlach et al., 2006). Außerdem kann ein sehr signifikanter Unterschied (p<0.01) zwischen Jungen und Mädchen in den Motiven des Sportunterrichts „weil ich dort Verantwortung übernehmen darf“ und „weil er mir Freude macht“ festgestellt werden. Gerade der sehr signifikante Unterschied im Motiv „weil er mir Freude macht“ sollte ein Warnsignal sein, 286 wohl tatsächlich daran gearbeitet werden, den Sportunterricht inhaltlich so umzustrukturieren, dass er auch auf die Bedürfnisse der Schülerinnen eingehen kann und einen Anreiz für die Schülerinnen darstellt, Leistung zu erbringen und für Erfolgserlebnisse im Leistungsvergleich mit den eigenen Fähigkeiten als auch mit den Mitschülern zu sorgen. Denn, wie Wydra (2000) unterstreicht, sind es genau diese Erfolgserlebnisse, die unabdingbar für das Wohlbefinden in einem Unterrichtsfach sind und zusätzlich die Motivation zu weiterem Sporttreiben steigern. 3.2 Bewertung des Sportunterrichts 3.2.1 Lieblingsfächer Zunächst wurde mittels einer offenen Frage nach den Lieblingsfächern der Schüler gefragt, wobei die ersten drei Nennungen berücksichtigt wurden. Deutlich die meisten Nennungen erhielt der Sportunterricht als LiebDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Somit besteht bezüglich der Wichtigkeit des Sportunterrichts zwischen Jungen und Mädchen ein sehr signifikanter Unterschied (χ2 = 17,126; p<0,01). Das bedeutet, dass die männlichen Befragten zu 76,9 % das Fach Sport als „sehr wichtig“ oder zumindest „wichtig“ erachten während die weiblichen Befragten lediglich zu 57,7 % den Sportunterricht als „sehr wichtig“ oder Abb. 6: Lieblingsfächer der befragten Schüler differenziert nach Geschlecht. Mehrfachnen„wichtig“ einstufen. nungen waren möglich. Die ersten drei Nennungen wurden berücksichtigt. Noch deutlicher wird dieser Unterschied bei lingsfach. Mit einer Gesamtanzahl von n = 114 Nennunder Betrachtung der Schüler, die das Fach Sport als gen steht das Fach Sport mit 24,9 % aller abgegebenen „egal“ bis „unwichtig“ einschätzen. Auf Seiten der SchüStimmen auf Platz eins der Lieblingsfächer. Auf Platz lerinnen sind es 42,3 % während dies nur auf 23,1 % der zwei folgt mit 16,7 % aller Nennungen das Fach MatheSchüler zutrifft. matik. Beim Vergleich der männlichen und weiblichen Dieses Ergebnis ist wohl wiederum in den mehr auf die Befragten zeigt sich, dass es signifikante Unterschiede Wünsche und Bedürfnisse der Jungen zugeschnittenen zwischen den Geschlechtern gibt (siehe Abb. 6). Während Inhalte des Sportunterrichts begründet. Wie bereits ausbei den Schülern das Fach Sport mit 30,8 % aller Nennunführlich dargestellt neigen die Schülerinnen weniger dagen das Lieblingsfach schlechthin ist, führt bei den Schüzu, die üblichen Schulsportarten, wie zum Beispiel Fußlerinnen das Fach Mathematik mit 18,8 % der Stimmen ball oder Basketball, in ihrer Freizeit zu betreiben und erdie Rangliste der Lieblingsfächer an. Das Fach Sport erkennen somit zugleich auch nicht den Wert dieser Sportreicht bei den weiblichen Befragten mit 17,4 % der Nenarten für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung an. nungen „nur“ Platz zwei. Brehm (1993) betont, dass die Wahrnehmung von SinnDie mangelnde Beliebtheit des Sportunterrichts unter den losigkeit bei geforderten Handlungen im Sportunterricht weiblichen Befragten sollte allerdings nicht generell als ein sehr gravierender Anlass zur Ablehnung von sportlimangelndes Interesse an sportlicher Betätigung der Schücher Betätigung sein kann. Dieser Gefahr sollte man sich lerinnen interpretiert werden. Dies belegt die Tatsache, in der Diskussion, um die Inhalte des Sportunterrichts dass 68,6 % der Schülerinnen angeben, in ihrer Freizeit bewusst sein, um zu verhindern, dass Mädchen im Sportsportlich aktiv zu sein. Vielmehr sind wohl die Inhalte des Sportunterrichts ein Wichtigkeit des Sportunterrichts Grund für die geringere Beliebtheit des selbigen auf Sei45 ten der Schülerinnen. % 30 , 8 15 , 0 11,0 9, 9 9, 9 7, 5 5,5 4, 0 3, 2 1,2 0, 8 0, 8 0,4 ----- 3.2.2 Bedeutung des Sportunterrichts 40 35 30 25 Um im Weiteren die Wichtigkeit des Sportunterrichts nach Meinung der Schüler zu untersuchen wurden sie anhand einer geschlossenen Frage gefragt wie wichtig ihnen persönlich der Sportunterricht sei. Es wurden die Antwortmöglichkeiten „sehr wichtig“, „wichtig“, „egal“, „nicht sehr wichtig“ und „unwichtig“ vorgegeben. Differenziert nach Geschlecht ergibt sich das Bild in Abb. 7. Prozentualer Anteil Jungen (n = 135) Spor t Ma t hem at ik Naturwissenschaften Sprac h en De utsc h Fac hpr ax is Sozialkunde W ir t s c h a f t s l e h r e Re ligio n Rechnungswesen P äd a go g ik Gesc hic h te Textverarbeitung Tastschreiben Hauswirtschaftslehre Mädchen (n = 105) Ma t hem at ik Spor t Naturwissenschaften Sprac h en De utsc h W ir t s c h a f t s l e h r e Sozialkunde Re ligio n T extver ar be itu n g Pädagogik Rec h nu n gs wes en T astschr e ib e n Fachpraxis Hauswirtschaftslehre Geschichte % 18 , 8 17 , 4 14,5 14 , 0 10 , 6 8, 7 3,9 3, 4 2, 4 2,0 1, 4 1, 4 0,5 0,5 0,5 Jungen Mädchen 20 15 10 5 0 sehr wichtig wichtig egal nicht sehr wichtig unwichtig Abb. 7: Wichtigkeit des Sportunterrichts nach Meinung der Schüler beruflicher Schulen im Saarland. Angaben in Prozent. Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 287 Sportunterricht 3.2.3 Wochenstundenzahl im Fach Sport Zudem wurden die Schüler gefragt, ob sie mit der momentanen Wochenstundenzahl im Fach Sport an beruflichen Schulen zufrieden seien. Über alle Schulformen hinweg zeigen die Befunde dieser Studie, dass sich die eindeutige Mehrheit der Schüler (71,3 %) „mehr Sportunterricht“ als bisher wünscht. Zufrieden mit der derzeitigen Wochenstundenzahl sind nur 4,2 % und „weniger“ oder „gar keinen Sportunterricht“ wünschen sich 20 % der Gesamtgruppe. Die restlichen 4,5 % enthielten sich einer Meinung. Meinung zur Abschaffung des Sportunterrichts 60 Prozentualer Anteil unterricht sich immer mehr zu dem von Brehm (1990) beschriebenem „Verzicht-Typ“ entwickeln, der u. a. sich wohlfühlen nicht mit sportlicher Aktivität verbindet. 50 40 Jungen Mädchen 30 20 10 0 sehr gut gut egal schlecht sehr schlecht Abb. 9: Bewertung einer Abschaffung des schulischen Sportunterrichts in der Gesamtgruppe und differenziert nach männlichen und weiblichen Probanden. Angaben in Prozent. Während die Analyse der Gesamtgruppe bezüglich des Umfangs des wöchentlichen Sportunterrichts gezeigt hat, dass sich der Großteil der Befragten eine Erhöhung der Wochenstundenzahl im Fach Sport wünscht, sind in der Unterscheidung von Jungen und Mädchen hoch signifikante Unterschiede zu finden (χ2 = 25,746; p≤0,001). fünf Antwortmöglichkeiten von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ wählen. Der Vergleich der Antwortmuster beider Geschlechter zeigt einen hoch signifikanten Unterschied (χ2 = 34,966; p<0,001). Prozentualer Anteil Genauso wie die geringere Beliebtheit des Sportunterrichts unter den Schülerinnen oder die geringe Wichtigkeit, die sie diesem Schulfach für die eigene 3.2.4 Mögliche Abschaffung des Sportunterrichts Person beimessen, ist die Neigung der Schülerinnen hin zu einer Abschaffung des Sportunterrichts ein eindeutiIn diesem Zusammenhang wurden die Schüler danach geges Warnsignal an die Beteiligten am Sportunterricht. fragt, was sie von einer möglichen Abschaffung des Es müssen Wege gefunden werden, die die Wünsche Sportunterrichts an ihrer Schule halten würden. Zur Beund Interessen der Mädchen stärker im Sportunterricht antwortung dieser Frage konnten die Schüler zwischen berücksichtigen (Wydra, Förster 2000). Wunsch nach mehr oder weniger Sportunterricht 3.3 Bewertung der Sportlehrerinnen und 100 Sportlehrer 90 Die Abb. 10 zeigt die BewerJungen 80 tung der Sportlehrerinnen und Mädchen 70 Sportlehrer durch die Schüler auf der Grundlage vorgegebe60 ner beschreibender Adjektive. 50 Die Mittelwerte der Gesamt40 gruppe, aber auch differenziert 30 nach Schülern, zeigen eine 20 durchweg positive Bewertung 10 der Lehrkräfte. Damit werden die Ergebnisse aller bisherigen 0 Schulsportstudien bestätigt mehr genau soviel weniger gar kein (DSB 2006). Positiv bewertetes Lehrerverhalten macht nicht nur den Schülern, sondern Abb. 8: Gewünschter Umfang des wöchentlichen Sportunterrichts differenziert nach auch den Lehrern das Leben leichter (Schmitz, Hermann, männlichen und weiblichen Befragten. Angaben in Prozent. 288 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Bewertung der Sportlehrer weiblichen Befragten als weniger fair empfunden (Altenberger et al. 2005). 7 4 Zusammenfassung Nach Auswertung der Befragungsergebnisse kann sicherlich 5 festgehalten werden, dass der 4 Sportunterricht bei Schülern beruflicher Schulen beliebt und ak3 zeptiert ist. Die Gesamtgruppe Jungen 2 bezeichnet ihn vor allen anderen Mädchen Fächern als absolutes Lieblings1 fach und misst ihm auch eine überdurchschnittliche Wichtigkeit im Rahmen der schulischen Bildung bei. Gerade deshalb wünschen sich die Schüler wohl mindestens zwei Stunden Sportunterricht in der Woche oder sogar mehr, aber auf keinen Fall weniger Sportunterricht. Deshalb wird auch eine Abschaffung des Unterrichtsfaches Sport in den beruflichen Schulen eindeutig als sehr Abb. 10: Bewertung der Sportlehrerinnen und Sportlehrer durch die Schüler negativ bewertet werden. differenziert nach Geschlecht. Angabe von Mittelwerten (1 = sehr negativ; Auch die Lehrer und Lehrerinnen 7 = sehr positiv). schneiden in der Bewertung durch die Schüler sehr gut ab. Es werden überwiegend die Rutzinger, Voreck 2007). Allein die Frage, ob die Sportpositiven Qualitäten des Lehrkörpers anerkannt. Die Lehlehrerin bzw. der Sportlehrer Vertrauenslehrer sein sollte, rer und Lehrerinnen gelten besonders als Fachexperten wird mit einem relativ niedrigen Mittelwert eingestuft (M und zeichnen sich weiterhin vor allem durch ihren guten = 3,4 ± 1,9). Auch von aktuellen Sportereignissen erzähpersönlichen Kontakt zu den Schülern aus. Somit können len die Sportlehrerinnen und Sportlehrer eher selten (M = sie sich einer überdurchschnittlichen Beliebtheit unter den 3,9 ± 2,0). Schüler erfreuen. Auf der anderen Seite werden die Lehrer und Lehrerinnen Der Sportunterricht dient den Schülern vor allem als Ausals besonders sachkompetent (M = 6,2 ± 4,8) eingegleich zu sonst überwiegend sitzenden und kognitiven Täschätzt, ihre Erklärungen werden von den Schülerinnen tigkeiten an beruflichen Schulen und demnach wird die geund Schülern als sehr wertvoll eingestuft (M = 5,4 ± 1,5) sundheitliche Bedeutung des Schulsports als überdurchund auch die Notengebung empfindet die Gesamtgruppe schnittlich wichtig bezeichnet. Insgesamt bereitet er der als eher gerecht (M = 5,3 ± 1,9). Ebenfalls wird die BeGesamtgruppe überdurchschnittlich viele Erfolgserlebnisliebtheit der Lehrer und Lehrerinnen als eher hoch eingese, verbessert die Kameradschaft in der Klassengemeinschätzt (M = 5,0 ± 1,7). schaft, eröffnet ihnen die Möglichkeit zu vielfältigem Erleben und verbessert zudem ihre körperliche Fitness. Differenziert man weiter in der dieser Arbeit zugrunde liegenden Studie zwischen weiblichen und männlichen BeAllerdings hat diese Arbeit auch eindeutig die Schwächen fragten, so ergeben sich bis auf die Dimension „Notengedes Sportunterrichts an beruflichen Schulen aufgedeckt. bung“, „Vermittlung von Freude am Sport“, „verständnisSo hat in dieser Untersuchung die Differenzierung nach vollem Verhalten“ und „Berücksichtigung der körperliGeschlecht in fast allen Bereichen eine weniger positive chen Möglichkeiten“ keine signifikanten Unterschiede Bewertung des Sportunterrichts durch die weiblichen Bezwischen den Geschlechtern. fragten aufzeigen können. Um den Sportunterricht für die Mädchen wieder interessanter zu gestalten und sie gleichDie „Notengebung“ empfinden die Schülerinnen signifizeitig in stärkerem Maße für dieses Schulfach begeistern kant weniger gerecht als die Schüler (p<0.05). Auch gezu können, muss ein erfolgreicher koedukativer Unterben die Schülerinnen im Vergleich zu den Schülern in richt u. a. folgende Aspekte beachten: signifikantem Maße an, dass ihre körperlichen MöglichDie Vermittlung der Lernstoffe muss bei den lebensweltkeiten weniger gut berücksichtigt werden (p<0.05). Aulichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler ansetßerdem geben die Schülerinnen an signifikant weniger zen, wenn sie diese erreichen soll. Lehren muß [sic], mit Freude am Sport vermittelt zu bekommen als die Schüler anderen Worten die individuelle Wahrnehmung von (Be(p<0.05). Diesen signifikanten Unterschied zwischen wegungs-)Situationen durch die Lernenden berücksichtiMädchen und Jungen in der Dimension „Vermittlung von gen […] Insbesondere müssen die subjektiven, oft geFreude im Sport“ erkannte auch Wydra (2000) in seiner schlechtsspezifisch geprägten Deutungen von BewegungsStudie. Zudem werden in der Augsburger Studie zum situationen ernst genommen werden: Es ist wichtig, ob ein Schulsport die Sportlehrerinnen und Sportlehrer von den ist sa ch ko m pe te nt gi er bt klä g r er tg Un ec ut te ge ht rri e ht ch N au ti o te st fF n ab ra ew ge n ch e slu in ng sr ei be ch ist rü ist ck be sic ve lie rs ht bt be tä ig nd rü tS ck n ch i s sic vo ül gi er ht bt ll m ig gu ei kö n t e rp un H er g ilfe l ic st ve he el rm M lu itt ng ög er el lic ke tF hk nn re e tw ud it e ah e n am re n Sp Fä or hi ist t er gk m zä ei od te hl n tv e rn de on rS ak ch tu i s ül el tn er le ac n so hg Sp llte i e or bi Ve te g re rtr ig au ni en ss en sl eh re rs ei n Bewertung 6 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 289 Sportunterricht Ball als Spielgerät oder als Geschoß [sic] wahrgenommen wird, ob Ballbesitz als Erfolg oder als Bedrohung empfunden wird, ob ein Kasten als Einladung zum Sprung oder als Mauer erlebt wird. (Kugelmann, 1996, S. 285) Doch nicht nur methodisch sollte sich der Sportunterricht den geschlechtsspezifischen Unterschieden bewusst sein, sondern auch inhaltlich muss er mehr an den Wünschen der Schülerinnen anknüpfen, um diese nicht zu Sportverweigerinnen werden zu lassen. Sportunterricht muss beiden Geschlechtern die Welt des Sports neu erschließen und die Motivation zu weiterem Sporttreiben erhalten. Finden diese Aspekte Berücksichtigung, wird es dem Sportunterricht der beruflichen Schulen gelingen, nicht nur für die Jungen das beliebteste Schulfach darzustellen, welches in den Augen der Schüler eine Reihe von wichtigen Aufgaben im Kontext von Schule und Bildung erfüllt, sondern auch in der Gunst und dem Interesse der Schülerinnen zu steigen. Um auch weiterhin wertvolle Schüleraussagen im Bereich der beruflichen Schulbildung zu erhalten, soll diese Arbeit ferner als Anregung, dienen weitere Untersuchungen in dem Bereich der beruflichen Schulen durchzuführen. So kann ein noch größerer Teil der Schüler erfasst werden und weitere Evaluationen führen zu aussagekräftigen Ergebnissen. Denn ohne Berücksichtigung der Meinungen der Schüler, als direkt Beteiligte am Schulsport, sind Verbesserungen im Sportunterricht nicht sinnvoll bzw. nicht zu bewerkstelligen. Literatur Altenberger, H., Erdnüß, S., Fröbus, R., Höss-Jelten, C., Oesterhelt, V., Siglreitmaier, F., Stefl, A. 2005: Augsburger Studie zum Schulsport in Bayern – Ein Beitrag zur Qualitätssicherung und Schulsportentwicklung. Donauwörth. Balz, E. 1990: Rundum gesund. Positionen und Perspektiven zur Gesundheitserziehung im Schulsport. In: sportunterricht 39(1990), S. 135-148. Bräutigam, M. 2003: Sportdidaktik. Ein Lehrbuch in 14 Lektionen. Aachen. Brehm, W. 1990: Der Sport-Typ und der Verzicht-Typ. In: sportunterricht 39(1990), S. 125-134. Brehm, W. 1993: Unmotivierte Schüler im Sportunterricht. In: Brennpunkte der Sportwissenschaft 7(1993), S. 153-165. 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Haimerl (Hrsg.) 1995: Schulsport – wozu? Schorndorf. S. 9-30. Opper, E. 1996a: Wie sehen gute und schlechte Schüler den Schulsport? In: sportunterricht 45(1996), S. 340-348. Opper, E. 1996b: Erleben Mädchen den Schulsport anders als Jungen? In: sportunterricht 45(1996), S. 349-356. Pfister, G. 1999: Sport im Lebenszusammenhang von Frauen. Schorndorf. Schmitz, E. Hermann, K., Rutzinger, E., Voreck, P. 2007: Was Schüler über gute (schlechte) Lehrer berichten. In: Die berufsbildende Schule 59(2007)3, S. 74-78. Statistisches Bundesamt 2008: Entwicklung der Schülerzahlen in allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Zugriff am 12. März 2008 unter http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Grafiken/Bil dungForschungKultur/Diagramme/Schuelerzahlen.psml Süßenbach, C. 2004: Erster deutschen Kinder- und Jugendsportbericht. In: E. Emrich E. Christmann & J. Flatau (Hrsg.) 2004: Schule & Sport. Schorndorf. S. 37-47. Teubner, J. 2001: Legitimation des Unterrichtsfaches Sport an Berufsschulen. In: sportunterricht 50(2001), S. 339-341. Wydra, G. 2000: Beliebtheit und Akzeptanz des Sportunterrichts. Eine empirische Erhebung zur Situation des Schulsports im Saarland. Saarbrücken: Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes. Zugriff am 12. März 2008 unter http://www.sportpaedagogik-sb.de/pdf/schulsport_im_saarland_lang.pdf Wydra, G., Förster, D. 2000: „Sportunterricht – nein danke!“ Eine Sekundäranalyse der Einstellungen von Schülerinnen und Schülern, denen der Sportunterricht egal ist. In: Körpererziehung 50(2000), S. 90-95. Wirtschaftspädagogisches Graduiertenkolleg der Universität Paderborn nimmt zum 1. August 2008 die Arbeit auf Initiiert durch das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen hat das Department for Business and Human Resource Education der Universität Paderborn ein Wirtschaftspädagogisches Graduiertenkolleg eingerichtet, das mit 10 Lehrkräften zum 1. August 2008 seine Arbeit aufgenommen hat. Das Wirtschaftspädagogische Graduiertenkolleg ist in dieser Form im deutschsprachigen Raum eine Innovation in der Berufsbildungsforschung sowie auch in der Entwicklung von Lehrkräften. Dabei ist es theoretisch sehr anspruchsvoll und hat zugleich eine hohe praktische Relevanz. Das Graduiertenkolleg nimmt in der ersten Arbeitsphase, vorgesehen bis 2012, Forschungsfragen zur „Individuellen Förderung: Kompetenzentwicklung und -diagnostik in der beruflichen Bildung“ in den Blick. In diesem Zusammenhang werden schrittweise so genannte Forschungs- und Entwicklungsarenen als längerfristige Kooperationen von Wissenschaft und Praxis aufgebaut. In diesen Forschungs- und Entwicklungsarenen werden Prototypen entwickelt, die zur Lösung von Problemen der Berufsbildung beitragen sollen. Maßgebliche Akteure dieser Arenen sind teilabgeordnete Lehrkräfte, die in Forschergruppen Lösungen zu schulpraktischen Fragestellungen entwickeln. Dabei qualifizieren sie sich neben ihrer Tätigkeit im Schuldienst über eine Promotion auch wissenschaftlich weiter. Weitere Informationen zum Wirtschaftspädagogischen Graduiertenkollegs finden sich unter: http://wiwi.upb.de/id/grad 290 Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Stefan Staiger Der A3-Bericht als Werkzeug im Qualitäts- und Projektmanagement Aufbau, Einsatzmöglichkeiten und Beispiele für ein erfolgreiches Berichtskonzept Winston Churchill wird die Aussage zugeschrieben „Die Länge dieses Dokuments ist der beste Schutz gegen die Gefahr, dass es gelesen wird.“ Der in Europa weitgehend unbekannte A3-Bericht versucht, die Länge eines Projektberichts auf das Format eines A3-Blattes zu beschränken. Die Erstellung dieses Berichtes dient dabei nicht nur der Minimierung der Berichtslänge, sondern hilft auch bei der Bearbeitung und Präsentation von Projekten. Im Folgenden werden der Aufbau, die Erstellung und die Einsatzmöglichkeiten des bei Toyota entwickelten A3-Berichts im Projekt- und Qualitätsmanagement mit Beispielen verdeutlicht. 1 Wozu ein A3-Bericht? In deutschen Unternehmen werden Projekte häufig mit umfangreichen Unterlagen dokumentiert. Dinge schriftlich festzuhalten, ist jedoch nicht nur als Dokumentation zum späteren Nachlesen notwendig, sondern kann auch den Denkprozess bei der Problemlösung wesentlich unterstützen. Bei Toyota wurde zur Dokumentation von Problemlösungsprojekten ein einfaches System entwickelt: der A3Bericht (Liker, Meier 2007). Das Format A3 wurde gewählt, weil es sich auf jedem Kopierer vervielfältigen lässt und auch per Fax versendbar ist. Nun kann man sich fragen, wie alle Informationen auf einem A3-Blatt Platz haben sollen. Dies ist natürlich nicht möglich und auch nicht gewollt. Es werden nur die wichtigsten Informationen dargestellt. Die Erfahrungen bei Toyota zeigen, dass dies möglich ist. Diese Art der Dokumentation hat dabei drei große Vorteile: – Der Bericht wird gelesen. Ein hervorragender Bericht, den aufgrund seiner Länge von 30 Seiten niemand liest, muss eigentlich auch nicht erstellt werden. Ein gut gemachter A3-Bericht jedoch wird gelesen. – Der Bericht kann einfach kopiert und unmittelbar zur Präsentation verwendet werden. Die Erstellung separater Präsentationsunterlagen ist nicht notwendig. Bei Toyota darf eine Präsentation maximal 5 Minuten dau- ern. Ein A3-Bericht kann in 3 bis 4 Minuten präsentiert werden. – Die Verdichtung der Informationen ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Unterstützung einer sinnvollen Vorgehensweise bei der Problemlösung, da sie das Augenmerk auf wesentliche Dinge lenkt. Der A3-Bericht stellt auch die Umsetzung des japanischen Ansatzes der Vermeidung von Verschwendung auf den Bereich der Dokumentation dar. Selbstverständlich müssen auch im Zusammenhang mit A3-Berichten zahlreiche weitere Projektunterlagen erstellt und archiviert werden (z. B. Protokolle der Projektteamsitzungen). Zudem kann zur detaillierten Dokumentation auch ein ausführlicher Projektbericht sinnvoll sein. Der A3-Bericht zeigt dann auch als zusätzliche Berichtsform parallel zum ausführlichen Bericht seine genannten Stärken. 2 Aufbau und Arten von A3-Berichten A3-Berichte können als Vorschlagsbericht (z. B. Anschaffung einer Maschine), als Problemlösungsbericht (z. B. aktuelle Probleme in der Produktion), als Statusbericht (Information über den aktuellen Stand eines Projekts) und als Infobericht (dient ausschließlich der Information über bestimmte Inhalte) erstellt werden. Den groben Aufbau des Thema des Statusberichts Thema des Vorschlagsberichts Einführung Basiskonzept, Hintergrund oder Basisstrategie Integration der Strategie in das Gesamtbild Plan (1) Hintergrund Erforderliche Bedingung Begründung erwarteter Effekt verantwortlich Was ? Wie ? Warum ? Was ? Wer ? (4) Gesamteffekt (2) Ziele Ungelöste Fragen Vorschlag Wie soll das Basiskonzept umgesetzt werden ? (wichtigste Punkte) Ungelöste Fragen und Vorschläge zur Überwindung von Hürden und vorhersehbaren Problemen (3) Implementierung (5) Ungelöste Probleme zukünftige Aktionen Aktionsplan (Zeitplan) Wie soll der Plan umgesetzt werden ? Abb. 1: Aufbau des Vorschlags- und Statusberichts Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 291 Qualitäts- und Projektmanagement Vorschlags- und Statusberichts zeigt die Abbildung 1. Der Infobericht wird nicht dargestellt, da er abhängig von den darzustellenden Inhalten gegliedert wird. 3 Erstellung eines A3-Problemlösungsberichts Die Vorgehensweise zur Erstellung von A3-Berichten wird nun anhand des A3-Problemlösungsberichts vorgestellt (vgl. Abb. 2). Nach Ausfüllen des Kopfes (Berichtsname, Unternehmen/Schule, erstellt am, erstellt von, Mitglieder des Projektteams) werden folgende Punkte bearbeitet: (1) Problemsituation Das Problem wird in einer Grafik oder mit Hilfe von Fotos dargestellt. In maximal vier Aufzählungspunkten werden die Situation und Auswirkungen des Problems auf das Unternehmen/die Schule beschrieben. Es muss deutlich werden, warum dieses Problem beseitigt werden sollte. nach dem Konzept des Problemlösungsberichts erstellt und wird hier als „Projektbericht“ bezeichnet. Der Bericht dokumentiert ein kleines Projekt als Reaktion auf das Ergebnis einer Selbstevaluation in Form einer Schülerbefragung per Fragebogen. Die Problemsituation ergibt sich aus den Antworten im Fragebogen und wird durch ein Balkendiagramm visualisiert. Die Problemanalyse stellt das Problem in Kurzform, die Ziele und mögliche Ursachen dar. Die Maßnahmen werden in Tabellenform dargestellt. Zur Visualisierung der Ergebnisse wird wieder ein Diagramm eingesetzt, in dem durch einen Pfeil das Ergebnis hervorgehoben wird. Der Bericht schließt mit einer Sammlung der zukünftigen Schritte, bei denen die Zuständigkeiten genannt werden. Ein Beispiel für einen A3-Bericht eines Industrieprojektes steht auf den Webseiten der Gewerblichen Schulen Schramberg 3 zur Verfügung 4 (2) Problemanalyse Es werden so viele Schaubilder, Grafiken und Diagramme wie möglich verwendet, um das Problem und seine Hauptursachen einzugrenzen. Pfeile können zur Darstellung des Informationsflusses hilfreich sein. (3) Maßnahmen Kurzfristige und langfristige Maßnahmen werden gesucht und in einem Aktionsplan mit Terminen und Verantwortlichkeiten dargestellt. (4) Ergebnisse Die Ergebnisse der Gegenmaßnahmen werden dargestellt und durch Grafiken oder Fotos visualisiert. Als Text sollten wieder nicht mehr als vier Aufzählungspunkte verwendet werden. (5) Zukünftige Schritte Hier wird dargestellt, ob das Problem weiter bearbeitet wird, ob und welche Unterstützung durch Dritte benötigt wird und wer für den Erhalt der Ergebnisse (Standardisierung der ergriffenen Gegenmaßnahmen) zuständig ist. Abb. 3 zeigt beispielhaft einen im Rahmen der Qualitätsentwicklung erstellten A3-Bericht 2. Dieser Bericht wurde Thema des Problemlösungsberichts (1) Problemsituation • Grafik(en) zur Problemdarstellung • max. 4 Aufzählungspunkte für Text zum Problem • Warum soll das Problem beseitigt werden ? (3) Massnahmen Maßnahme verantwortlich Zeitplan Zeitplan Was ? Wie ? Wer ? Wann ? Wann ? (4) Ergebnisse (2) Problemanalyse • Problem und Hauptursachen eingrenzen • so viele Grafiken, Schaubilder und Diagramme wie möglich verwenden, um das Problem einzugrenzen • Ergebnisse der Gegenmaßnahmen darstellen und durch Grafiken visualisieren • max. 4 Aufzählungspunkte für Text verwenden (5) Zukünftige Schritte • Darstellung der weiteren Bearbeitung des Problems (falls notwendig) • Zuständigkeit für Erhalt der Ergebnisse (Standardisierung) Abb. 2: Aufbau des Problemlösungsberichts1 292 Gestaltung und Formatierung von A3-Berichten Bei der Gestaltung und Formatierung sollten folgende Dinge beachtet werden: – Text weitgehend vermeiden: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ – Wenn Text notwendig ist, verwendet man Stichworte und Punktaufzählungen statt ganzer Sätze. – Text und Grafiken sollten gut lesbar sein. – Farbdarstellungen z. B. in Diagrammen sollten vermieden werden, da diese beim Kopieren auf gebräuchlichen A3-Schwarz-Weiß-Kopierern verlorengehen. – Ähnliche Informationen sollten ähnlich dargestellt werden. So sollten z. B. Diagramme die gleiche Skalierung besitzen. – Bei Tabellenkalkulationsprogrammen (z. B. Microsoft Excel) zur Darstellung von Diagrammen sollte man selbst Schriftgröße, Schriftart und Darstellung anpassen. Die Standardeinstellungen sind selten für eine optimale Darstellung geeignet. – Der A3-Bericht sollte visuell ausgewogen gestaltet werden (z. B. durch gleichmäßige Raumaufteilung und ähnliche Größe von Diagrammen). Zur Erstellung des Berichts kann verschiedene Software verwendet werden. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, den Bericht als A4-Dokument in einem Textverarbeitungsprogramm (z. B. Word) auf Basis einer Tabelle als Layoutgrundlage zu erstellen. Das A4-Blatt kann auf jedem üblichen Drucker ausgedruckt werden (höchstmögliche Auflösung im Druckertreiber einstellen, mindestens 600 dpi). Das ausgedruckte A4-Blatt wird dann auf einem Kopierer auf A3 vergrößert und ausschließlich in diesem Format weitergegeben. Im A4-Dokument sollte minimal Schriftgröße 7 Pt verwendet werden. Grafiken werden in einer Tabellenkalkulation (z. B. Excel) erstellt und als Grafik 4 eingefügt (dann kann die Größe problemlos verändert werden, ohne die Formatierung zu verändern). 5 Einsatzmöglichkeiten und Beispiele Der A3-Bericht kann (bei entsprechender Anpassung) für jeden Zweck als Berichtsformat dienen. Der Autor hat in Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Themen Abb. 3: Beispiel: A3-Bericht eines Qualitätsentwicklungsprojektes Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 293 Qualitäts- und Projektmanagement/IT-Berufe zwei Bereichen positive Erfahrungen gesammelt: Im Qualitätsmanagement und im Bereich Projektbericht für Unterrichtsprojekte. In vielen Bundesländern werden derzeit an den Schulen Systeme zur Qualitätsentwicklung erprobt und installiert. Die in diesem Rahmen durchgeführten Projekte müssen für die interne Kommunikation im Lehrerkollegium und für Fremdevaluationen dokumentiert werden. An den Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schulen Schramberg erprobte der Autor die Dokumentation von Qualitätsprojekten im Rahmen des baden-württembergischen OES-Konzeptes 5 in Form von A3-Berichten zum Aushang im Kollegium, als Basis für Präsentationen und als Kurzform von Berichten für die Fremdevaluation. Der A3-Bericht erwies sich dabei als gut geeignetes Werkzeug zur Kommunikation und auch als Grundlage zur Steuerung der Arbeit von Projektgruppen, die anhand des Berichtsaufbaus Orientierung zum Ablauf Ihrer Arbeit erhielten. Auch Unterrichtsprojekte lassen sich nach Erfahrung des Autors erfolgreich in A3-Form dokumentieren. Entsprechende Unterlagen und Übungsaufgaben stehen auf der Webseite der Gewerblichen Schulen Schramberg 6 zur Verfügung. Nachdem die Schüler einen A3-Bericht auf der Basis einer Übungsaufgabe erstellt haben, können Sie auch versuchen, eigene Projekte in dieser Form zu dokumentieren. 6 Resümee A3-Berichte stellen ein vergleichsweise einfaches Werkzeug zur Kommunikation von Projekten dar. Durch ihren strukturierten Aufbau und das begrenzte Platzangebot helfen sie bei der Beschränkung auf das Wesentliche. Sie können als Hilfe bei der Durchführung von Projekten, als Kurzdokumentation und als Berichtsgrundlage dienen und sind in vielen Bereichen einsetzbar. Damit sind A3-Berichte wie viele aus der japanischen Industrie stammende Ideen auch bei uns sinnvoll einsetzbare und empfehlenswerte Werkzeuge. Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 Die mehrfache Aufführung der Spalte „Zeitplan“ im Bereich „Maßnahmen“ dient zur Strukturierung der Maßnahmen bzw. zur Unterteilung in kurzfristige und langfristige Maßnahmen. Der Inhalt des Berichts wurde aus Gründen des Datenschutzes vom Autor geändert. www.bsz-schramberg.de (Materialien – Produktionsorganisation – A3_Bericht_Industrieprojekt). Beim Arbeiten mit Word und Excel kopiert man die Grafik zunächst in Excel durch Markieren und „Kopieren“ und fügt sie in Word durch „Bearbeiten – Inhalte einfügen – Grafik“ ein. Informationen zum OES-Projekt (Operativ eigenständige Schule): www.oesbw.de Sie finden die Übungsaufgabe unter www.bsz-schramberg.de (Materialien Produktionsorganisation – Uebung_A3_Bericht). Literatur Liker, Jeffrey K./Meier, David P. 2007: Praxisbuch: Der Toyota Weg. München. Unterricht Jens Siemon Geschäftsprozessmodellierung für IT-Berufe Die Analyse und Modellierung von Geschäftsprozessen hat in der beruflichen Informatik eine zentrale Bedeutung. Auch in der Berufsausbildung von IT-Fachkräften nimmt sie spätestens seit der Neuordnung der IT-Ausbildungsberufe einen festen Platz in den Rahmenlehrplänen ein. Aufgrund der Komplexität des Themas Geschäftsprozessmodellierung ist die unterrichtliche Umsetzung allerdings recht schwer. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Bedeutung von Geschäftsprozessen für die Ausbildung von IT-Fachkräften und die Schwierigkeiten, die Lernende im Umgang mit komplexen Aufgabenstellungen haben, genauer betrachtet. Anschließend wird ein komplexes Lehr-Lern-Arrangement vorgestellt, das zur unterrichtlichen Einführung in die Thematik Geschäftsprozessmodellierung eingesetzt werden kann. Es bereitet gleichzeitig auf die weiteren Lernfelder der schulischen Ausbildung von IT-Berufen vor, in denen eine Geschäftsprozessanalyse jeweils der Ausgangspunkt für vertiefende Einblicke in die Tätigkeitsfelder in der Informations- und Telekommunikationsbranche darstellt. 1 Bedeutung von Geschäftsprozessen für die Ausbildung von IT-Fachkräften Der Umgang mit Geschäftsprozessen in der Ausbildung von IT-Berufen hat in dreierlei Hinsicht eine besondere Bedeutung. – IT-Berufe gehören zu denjenigen Dienstleistungsberufen, die anderen Unternehmen ihre Dienste anbieten (business-to-business oder auch B2B-Anbieter). Zur Erbringung ihrer Dienstleistungen benötigen Mitarbeiter ein Verständnis der Tätigkeitsfelder ihrer Kunden, das sich aus der Analyse und Modellierung der jeweiligen 294 Geschäftsprozesse ergibt (IT-Dienstleistungsperspektive). – In den 1997 neu geordneten Rahmenlehrplänen für ITBerufe wurde der Analyse und Modellierung von Geschäftsprozessen durch die Einführung eines eigenen Lernfeldes ein fester Bereich im schulischen Teil der Ausbildung eingeräumt (Kernqualifikationsperspektive). – Geschäftsprozessmodelle sind in der Ausbildung von IT-Berufen der Ausgangspunkt, von dem ausgehend Problemstellungen und Handlungsbedarfe in Lernsituationen erkannt und verstanden werden (Situierungsperspektive). Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Unterricht Diese Perspektiven sollen nachfolgend genauer untersucht werden. 1.1 IT-Dienstleistungsperspektive Zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts gerieten Unternehmen im Zusammenhang mit einer zunehmenden Globalisierung und einer spürbaren Veränderung des Nachfrageverhaltens ihrer Kunden unter Druck, die eigenen Abläufe zu optimieren und den Marktbedürfnissen anzupassen. Kunden nahmen vermehrt eine Austauschbarkeit der angebotenen Produkte und Dienstleistungen wahr. Sie zeigten zunehmend eine Bereitschaft, etablierte Marken durch neue Angebote zu ersetzen. Diese Bereitschaft machte sich im B2B-Bereich insbesondere dadurch bemerkbar, dass Kunden mehr und mehr bereit waren, auch langfristige Geschäftsbeziehungen aufzulösen (ausführlicher in Siemon, 2007a). Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und damit einerseits bestehende Kundenkontakte zu behalten und andererseits neue Kontakte zu gewinnen, setzen mittlerweile annährend alle Unternehmen auf ein umfassendes Prozessmanagement. Darunter werden planerische, organisatorische und kontrollierende Maßnahmen zur zielorientierten Steuerung der Wertschöpfungskette verstanden (Gaitanides et al., 1994, S. 3). Prozessmanagement wird zumeist kooperativ von Mitarbeitern des Unternehmens und externen Beratern durchgeführt. Auf beiden Seiten sind immer auch IT-Fachkräfte beteiligt, mit deren Know-how Optimierungspotentiale erkannt und anschließend informationstechnisch umgesetzt wird. Entsprechend wichtig ist die Geschäftsprozessanalyse und -modellierung auch für Auszubildende in IT-Berufen. Die Geschäftsprozesse der Kunden sind auch für die Auszubildenden der Ausgangspunkt für alle weiteren IT-bezogenen Lernaktivitäten. Wie der Umgang mit Geschäftsprozessen curricular umgesetzt wurde, zeigt der folgende Abschnitt. 1.2 Kernqualifikationsperspektive Die Kultusministerkonferenz hat 1997 durch den Erlass neuer Rahmenlehrpläne für gewerblich-technische und kaufmännische IT-Berufe die zuvor beschriebenen Anforderungen aus der Prozessmanagementperspektive explizit aufgegriffen (Kultusministerkonferenz, 1997). In dem „Lernfeld 2: Geschäftsprozesse und betriebliche Organisation“ (erstes Ausbildungsjahr, Zeitrichtwert: 40 – 80 Unterrichtsstunden) werden die folgenden Ziele beschrieben: „Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, anhand von Leistungs- und Informationsflüssen einen typischen Geschäftsprozess zu analysieren und modellhaft abzubilden. Darauf aufbauend beschreiben sie eine prozessorientierte Ablauforganisation und stellen einen Zusammenhang zu betrieblichen Funktionen her. Sie können den gestalteten Prozess anhand ausgewählter Indikatoren überprüfen.“ (Kultusministerkonferenz, 1997, S. 7) Mit dieser Zieldefinition wird die Geschäftsprozessanalyse und -modellierung den so genannten Kernqualifikationen zugeordnet, also jenem Teil der Ziele, der berufsübergreifende Bildungsziele beschreibt und für alle IT-Berufe gleichermaßen Gültigkeit hat. Für die kaufmännischen IT-Berufe Informatikkaufmann/-frau und IT-Systemkaufmann/frau steht im Lernfeld 2 mit 80 Stunden deutlich mehr Zeit zur Verfügung, als für die gewerblich-technischen IT-Berufe Fachinformatiker/-in Fachrichtung Anwendungsentwicklung, Fachininformatiker/-in Fachrichtung Systemintegration und Systemelektroniker/-in. Aber auch bei diesen Ausbildungsberufen sind 40 Unterrichtsstunden als Zeitrichtwert vorgesehen. Für die kaufmännischen IT-Berufe sind zusätzliche, so genannte berufsspezifische Qualifikationsund Bildungsziele (Fachqualifikationen) in die Lehrpläne aufgenommen worden. Im Einzelnen ist dies – der Einbezug von Werteflüssen in die Geschäftsprozessanalyse und -modellierung, – die Aufbauorganisation und – die Prozesskostenrechnung. Übersicht über die Lernfelder für den Ausbildungsberuf Fachinformatiker/Fachinformatikerin Lernfelder Zeitrichtwerte gesamt SI AE 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr SI 1 Der Betrieb und sein Umfeld 20 20 20 2 Geschäftsprozesse und betriebliche Organisation 40 40 40 3 Informationsquellen und Arbeitsmethoden 40 40 40 4 Einfache IT-Systeme 100 100 100 AE Welcher Geschäftsprozess beschrieben werden soll, 5 Fachliches Englisch 60 60 20 20 20 20 bleibt in den Ziel- und In6 Entwickeln und Bereitstellen haltsangaben offen. Bei den 220 300 100 80 40 120 von Anwendungssystemen Lehrplänen der kaufmän7 Vernetzte IT-Systeme 140 100 100 40 nisch ausgerichteten Berufe 8 Markt- und Kundenbeziehungen 60 60 40 20 20 findet sich zwar der Hinweis, dass es sich um einen 9 Öffentliche Netze, Dienste 40 40 40 branchentypischen Ge10 Betreuung von IT-Systemen 120 80 120 80 schäftsprozess handeln soll. 11 Rechnungswesen und Controlling 40 40 40 40 Welche Branche nach welSummen 880 320 280 280 chen Kriterien ausgewählt SI: Fachrichtung Systemintegration, AE: Fachrichtung Anwendungsentwicklung und betrachtet wird, bleibt aber auch in den kaufmänniAbb. 1: Übersicht über die Lernfelder für den Ausbildungsberuf Fachinformati- schen Lehrplänen offen. ker/Fachinformatikerin (Kultusministerkonferenz, 1997, S. 6) Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 295 IT-Berufe Es gibt aber zwei Gründe dafür, dass es sich nicht zwingend um Geschäftsprozesse der IT-Branche handeln sollte. Erstens arbeiten mehr als die Hälfte der IT-Fachkräfte und damit vermutlich auch der IT-Auszubildenden nicht in Unternehmen der IT-Branche, sondern in IT-Anwenderunternehmen ganz unterschiedlicher Branchen (BITKOM; Roland Berger, 2007, S. 17). Und zweitens hat das Lernfeld 2 eine Einführungsfunktion in die Geschäftsprozessanalyse und modellierung, die im Sinne einer Curriculumsspirale in weiteren Lernfeldern erneut aufgegriffen und ausdifferenziert wird. Dort können dann ausgehend von den Geschäftsprozessen der Kunden die Geschäftsprozesse der ITDienstleister erarbeitet werden. Dieses Argument wird im nachfolgenden Abschnitt unter der Überschrift der Situierungsperspektive genauer betrachtet. 1.3 Situierungsperspektive Die Dienstleistung einer IT-Fachkraft zielt immer darauf ab, eine Informations- und Kommunikationsinfrastruktur bereitzustellen, mit der ein Anwender, sei es ein Unternehmen oder eine Privatperson, bestimmte Ziele erreichen kann. Das bedeutet, dass es bei jeder IT-Dienstleistung immer mindestens zwei Geschäftsprozessebenen zu beachten gilt: 1. Die Prozesse des IT-Anwenders, der seine Ziele durch den optimierten Einsatz von IT-Infrastruktur (Hard- und Software) erreichen will (Ebene der Anwenderprozesse) sowie 2. die Prozesse des IT-Dienstleisters, die dazu führen, dass dem IT-Anwender die erforderliche Infrastuktur zur Verfügung steht (Ebene der IT-Dienstleistungsprozesse). Diese beiden Prozessebenen finden sich in jedem Lernfeld der Rahmenlehrpläne für IT-Berufe, das sich auf IT-Dienstleistungen bezieht, d. h. in etwas mehr als der Hälfte der Lernfelder mit einem Stundenanteil von etwa ¾ der zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden (vgl. Abb. 1, grau unterlegte Lernfelder). Diese beiden Prozessebenen sind charakteristisch für die IT-Berufe, weil nur bei diesen das berufliche Tätigkeitsfeld (fast ausschließlich) auf die Analyse, Gestaltung und infrastrukturellen Unterstützung der Geschäftsprozesse der Kunden ausgerichtet ist. Die Analyse der Geschäftsprozesse der Kunden ist somit immer der Ausgangspunkt, aus dem heraus in der IT-Branche berufliche Handlungssituationen und in der Ausbildung der IT-Auszubildenden entsprechende Lernsituationen entstehen (Ebene der Anwenderprozesse). Aus diesen Situationen heraus erschließt sich das berufliche Tätigkeitsfeld für die Auszubildenden, das durch die typischen Geschäfts- und Arbeitsprozesse der IT-Branche gekennzeichnet ist (Kultusministerkonferenz, 2007, S. 4) (Ebene der IT-Dienstleistungsprozesse). Nicht nur wegen dieser beiden aufeinander bezogenen Handlungsebenen ist das Arbeiten in der IT-Branche ein ausgesprochen komplexes Handlungsfeld. 2 Komplexität in der IT Die Planung von IT-Projekten beginnt typischerweise bei der Analyse und Modellierung der vorfindbaren Situation beim Kunden (Ist-Konzept). Anschließend wird ein Soll296 Konzept entwickelt, das die Wünsche und Vorstellungen des Kunden mit dem technisch, zeitlich und finanziell Machbaren in Einklang bringt (Ebene der Anwenderprozesse). Für die Realisation des Soll-Konzeptes wird ein Plan aufgestellt und so weit ausdifferenziert, dass für jeden einzelnen Schritt klare Handlungsanweisungen vorliegen (IT-Dienstleistungsprozesse). Dass gerade dieser Planungsteil in der IT-Branche eine der größten Schwierigkeiten darstellt, belegen Erhebungen wie die der Unternehmensberatung Kienbaum. Danach erreichen 40 bis 50% der Softwareprojekte ihre geplanten Ziele nicht. Die Unternehmensberatung Standish Group spricht gar von 74%. Nach beiden Studien liegen die Gründe für das Scheitern von IT-Projekten bereits in der Planung begründet. Das in der Planungsphase bei vielen IT-Projekten das Risiko des Scheiterns bereits angelegt wird, liegt daran, dass Menschen häufig Schwierigkeiten haben, sich in „komplexen, dynamischen, vernetzten, intransparenten und normativ ambivalenten Situationen zu orientieren und darin vernünftig zu handeln“ (Tramm, 1996, S. 250). Menschen neigen bei der Lösung komplexer Probleme zunächst eher dazu, in Kausalketten statt in Beziehungsnetzen zu denken bzw. isolierte Beziehungen statt komplexer Zusammenhänge zu berücksichtigen. Auch Fern- und Nebenwirkungen oder zeitversetzt auftretende Mechanismen werden dabei vielfach außer Acht gelassen. Typisch für gescheiterte Versuche komplexe Probleme zu lösen ist weiterhin eine ungenügende Situationsanalyse und -modellierung sowie eine ungenügende Klärung der Zielinterdependenzen und Zielhierarchien. Letztlich wird auch der Eigendynamik des Systems zu wenig Beachtung geschenkt. Insgesamt wird bei der Lösung von Problemen insbesondere unter Zeitdruck eher ein Reparaturdienstverhalten an den Tag gelegt als ein adäquates Verhalten, das Probleme von einer Symptomanalyse ausgehend intensiv behandelt (Dörner et al., 1983; Dörner, 1989). IT-Infrastrukturen zeichnen sich in hohem Maße durch die zuvor beschriebenen Merkmale Komplexität, Dynamik, Vernetztheit und Intransparenz aus. Gerade aus diesem Grund ist der Planung von IT-Projekten und damit unter anderem der Geschäftsprozessanalyse und -modellierung bereits während der Ausbildung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. In der didaktischen Forschung und Unterrichtspraxis haben sich komplexe LLAs bewährt, mit denen die Lernenden den Umgang mit komplexen Situationen systematisch und handlungsorientiert erlernen (Achtenhagen, 1992; Dubs, 1996; Fürstenau et al., 1999). Für die Ausbildung im IT-Bereich steht seit kurzem ein kLLA in Form einer Fallstudie zur Verfügung, die im Folgenden vorgestellt werden soll. 3 Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung Das Projekt zur Erarbeitung der Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung wurde aus Mitteln des Multimedia Kontor Hamburg finanziert. Seit Ende 2006 wird das komplexe Lehr-Lern-Arrangement (KLLA) in unterschiedlichen Szenarien eingesetzt und erprobt. Eingebettet ist die Fallstudie in eine Serie komplexer LehrLern-Arrangements, die auf den Datenkranz des ModellunDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Unterricht ternehmens A & S GmbH als gemeinsame Basis zugreifen (Achtenhagen et al., 1999). Die unterschiedlichen kLLAs des Modellunternehmens können getrennt voneinander oder auch als Sequenz aufeinander aufbauender Arrangements eingesetzt werden, um einführende oder vertiefende Einblicke in Bereiche zumeist kaufmännischer Tätigkeiten zu erhalten. So ist das KLLA Virtuelle Betriebserkundung eine ganzheitliche, multimedial unterstützte Einführung in die industrielle Produktion am Beispiel einer Produktionsplanung (Siemon, 2001). Ein Rollenspiel behandelt als weiteres kLLA die zumeist konträren Ziele und Interessenlagen von Anspruchsgruppen eines Industrieunternehmens im Kontext einer größeren Investitionsentscheidung (Siemon, 2007b). Auch ein Grundkurs Rechnungswesen bezieht sich auf den Datenkranz des Modellunternehmens (Preiß & Getsch, 2006). Die Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung greift die Konstruktionskriterien komplexer Lehr-Lern-Arrangements auf (Achtenhagen, 1996) und setzt diese mit der spezifischen Methodik einer Fallstudie um. – Ausgegangen wird zunächst von einem didaktischen Simulationsmodell, dem so genannten Modellunternehmen, in dem die Lernenden definierte Rollen einnehmen und in funktionsspezifisch-realistischer Weise unter Nutzung realitätsanaloger Arbeitsmittel agieren (Tramm, 1991, S. 248). In der Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung nehmen die Schüler die Rolle eines externen Unternehmensberaters ein, der den Auftrag erhält, die Geschäftsführung des Modellunternehmens A & S GmbH bei der Umgestaltung/Optimierung der kundenorientierten Geschäftsprozesse zu unterstützen. Als Arbeitsmittel steht den Lernenden das Modellierungswerkzeug ARISToolset (Scheer, 2002) zur Verfügung. – Durch die eigenen Modellierungsaktivitäten, die auf den verschriftlichten Angaben fiktiver Mitarbeiter des Modellunternehmens A & S GmbH beruhen, wird für die Schüler schnell sichtbar, dass die Abläufe und Strukturen deutliche Verbesserungspotentiale aufweisen. Im Verlauf der Ist-Analyse betrachten die Lernenden die Aufbauorganisation des Unternehmens, den Funktionsbaum sowie dessen Wertschöpfungskette und modellieren erst im letzten Schritt den Anfrage-Angebot-Auftrag-Prozess (AAA-Prozess) in Form einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette (eEPK). Der modellierte AAA-Prozess kann zu diesem Zeitpunkt bereits mit den zuvor durch das ARIS-Toolset erfassten Objekten der Aufbauorganisation, des Funktionsbaumes sowie der Wertschöpfungskette vernetzt werden. – Schon bei der Modellierung der Ist-Situation erkennen die Lernenden unnötige Verzögerungen des Ablaufs, Ineffizienzen sowie viele unnötige Wechsel zwischen den Funktionsbereichen. Sie entwickeln bereits Ideen, wie der Anfrage-Angebot-Auftrags-Prozess effizienter gestaltet werden kann. Deutlich wird daran das didaktische Prinzip, nach dem durch die Aktivitäten der Schüler die Dynamik des Systems entsteht bzw. weiterentwickelt wird und eben dadurch die Schüler zu weiteren Aktivitäten angeregt werden (Tramm, 1991, S. 248). – Bei der schrittweisen, angeleiteten Fallstudie erlernen die Schüler zunächst die Übertragung von verbalen Informationen in ein formales Unternehmensmodell (erste Phase der Fallstudie). Darin ist aber bereits die nächste Phase der Fallstudie angelegt, in der die LernenDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 1. Vorbereitungen in ARIS treffen 2. Aufnahme der Organisationseinheiten 1 3. Darstellung der Funktionssicht 4. Abbildung des aktuellen Wertschöpfungskettendiagramms 5. Detaillierte Modellierung des AAA-Prozesses in Form einer eEPK 6. Analyse des IST-Prozesses 2 3 7. Modellierung des Soll-Konzeptes 8. Präsentation und Diskussion des Soll-Konzeptes 9. Reflexion des Lernprozesses Abb. 2: Ablauf der Fallstudie den die Geschäftsführung beraten sollen, wie die Informations-, Güter- und Werteflüsse im Sinne der Unternehmensziele verändert werden können. Diese zweite Phase bietet die Möglichkeiten, die in angeleiteten Situationen erworbenen Fähigkeiten auf neue Situationen zu übertragen. Die Unterstützung durch den Lehrer kann nach und nach zurückgenommen werden bzw. sich mehr auf die ökonomischen Ziele und Inhalte richten. Eine Präsentation und Diskussion der Lernergebnisse sowie eine Reflexion des Lernprozesses schließen die Fallstudienarbeit ab (dritte Phase der Fallstudie). – Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die branchentypischen Geschäftsprozesse von IT-Fachkräften mit der Analyse vor Ist- und der Erarbeitung von Soll-Konzepten beginnen. Die in der Fallstudie erworbenen Fähigkeiten sind in diesem Zusammenhang jeweils der Ausgangspunkt, von dem aus die Projektziele und die Projektarbeit organisiert werden. Die in der Fallstudie neu erworbenen Modellierungsfähigkeiten können die typischen Fehler der Situations- und Problemanalyse innerhalb eines Projektmanagements vermeiden helfen. – Aber auch in den weiteren Lernfeldern der schulischen Ausbildung von IT-Fachkräften kann auf die erworbenen Analyse- und Modellierungsfähigkeiten zurückgegriffen werden, um Lernsituationen zu strukturieren und Lernwie Handlungsziele zu verdeutlichen. 4 Verfügbarkeit und Zugang Die Materialien für die Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung stehen nach umfangreichen Tests jetzt in Form von 297 IT-Berufe Druckvorlagen (PDF) zur Verfügung und können kostenlos von der Website 1 des Instituts für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Hamburg herunter geladen werden. Anmerkung Das Lehr-Lern-Material besteht aus drei Teilen: Literatur – Fallstudie: Der erste Teil enthält die eigentliche Fallstudie und basiert auf einer narrativen Situationsbeschreibung, aus der heraus die Lernenden anhand von 12 Teilaufgaben zu Lern-Aktivitäten anregen werden. Achtenhagen, F. 1992: Mehrdimensionale Lehr-Lern-Arrangements – Innovationen in der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung. In: F. Achtenhagen, E. G. John (Hrsg.) 1992: Mehrdimensionale Lehr-Lern-Arrangements – Innovationen in der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung. Wiesbaden, S. 3–11. – Einführung in ARIS-Toolset: Zur Bearbeitung der Aufgaben können die Schüler auf den zweiten Teil des Materials zurückgreifen. Darin finden sie eine umfangreiche Anleitung zum Umgang mit dem ARIS-Toolset. Auf die jeweils relevanten Abschnitte des zweiten Teils wird aus der eigentlichen Fallstudie heraus verwiesen. – Theorie zu Geschäftsprozessen: Im dritten Teil der Fallstudie finden sich die theoretischen Grundlagen der Geschäftsprozessmodellierung. Durch die Verknüpfung der Fallbeschreibung, der praktischen Anleitung und der zugrunde liegenden Theorie wird ein Wechselspiel aus fallbezogenen Lernen und Phasen der Systematisierung der gesammelten Erfahrungen ermöglicht und unterstützt (Achtenhagen, 1996, S. 38). Zusätzlich zu den Materialien der Fallstudie steht für Lehrende eine Anleitung zur Verfügung, die die technischen Voraussetzungen beschreibt, die für den Einsatz der Fallstudie im Unterricht erforderlich sind. Das ARIS-Toolset kann sowohl als Einzelplatzsystem auf Rechnern als auch als Client-Server-Lösung installiert werden, bei der die Schüler unabhängig von ihren jeweiligen Arbeitsplätzen die Daten in einer gemeinsamen ARIS-Datenbank ablegen. Abschließend finden sich auf der Website Links und Hinweise zur Verfügbarkeit der Software ARIS-Toolset und ein spezifischer Filter, der eingesetzt werden sollte, um die vielfältigen Möglichkeiten der Modellierungssoftware auf eine für Anfänger überschaubaren Menge relevanter Basisfunktionen zu reduzieren. 5 Fazit Die Geschäftsprozessmodellierung ist eine der Kernqualifikationen für IT-Fachkräfte. Sie ist ausgesprochen kompliziert zu vermitteln und zu erlernen. Aus diesem Grund wurde ein komplexes Lehr-Lern-Arrangement entwickelt, das es Lehrenden wie Lernenden erleichtern soll, schon die Einführung in die Geschäftsprozessmodellierung handlungsorientiert zu gestalten. So kann für Schüler und Auszubildende eine solide Grundlage für weiteren prozessorientierten Unterricht aufgebaut werden. Die Fallstudie Geschäftsprozessmodellierung ist aus dem Engagement von Studierenden heraus entstanden und zum Teil auch aus öffentlichen Mitteln finanziert worden. Sie wird bereits an zwei Hamburger Berufsschulen erfolgreich eingesetzt und steht jetzt zum kostenfreien Download bereit. Es ist zu wünschen, dass sie weiteren Einsatz findet und von den Kolleginnen und Kollegen an berufsbildenden Schulen angenommen konstruktiv weiterentwickelt wird. 298 1 http://www.ibw.uni-hamburg.de/FallstudieGP Achtenhagen, F. 1996: Lehr-Lernprozesse in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. In: J. v. Buer, S. Seeber (Hrsg.) 1996: Entwicklung der Wirtschaftspädagogik in den osteuropäischen Ländern II Beiträge der Sommerakademie vom 2.–3.9.1996. Studien zur Wirtschafts- und Erwachsenenpädagogik aus der Humboldt-Universität zu Berlin, Band 9.2, Institut für Wirtschafts- und Erwachsenenpädagogik der Humboldt-Universität. Berlin, S. 7–43. Achtenhagen, F., Fürstenau, B., Getsch, U., John, E. G., Noß, M., Preiß, P., Siemon, J., Weber, S. 1999: Mastery Learning mit Hilfe eines multimedial repräsentierten Modellunternehmens in der Ausbildung von Industriekaufleuten. In: P. Sloane, R. Bader, G. Straka (Hrsg.) 1999: Lehren und Lernen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung - Ergebnisse der Herbsttagung 1998. Opladen, S. 111-124. BITKOM; Roland Berger 2007: Zukunft digitale Wirtschaft. http://www.bitkom.de/files/documents/Zukunft_digitale_Wirtschaft_BITKOMRoland_Berger_Studie.pdf, zuletzt abgerufen am 3.1.2008. Dörner, D. 1989: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Reinbek bei Hamburg. Dörner, D., Kreuzig, H. W., Reither, F., Stäudel, T. 1983: Lohhausen: Vom Umgang mit Unbestimmtheit und Komplexität. Bern. Dubs, R. 1996: Komplexe Lehr-Lern-Arrangements im Wirtschaftslehreunterricht. Grundlagen, Gestaltungsprinzipien und Verwendung. In: K. Beck, W. Müller, T. Deißinger, M. Zimmermann (Hrsg.) 1996: Berufserziehung im Umbruch. Weinheim, S. 159–172. Fürstenau, B., Getsch, U., Noss, M., Siemon, J. 1999: Entwicklung und Evaluation komplexer Lehr-Lern-Arrangements als zentrales Forschungsfeld der Göttinger Wirtschaftspädagogik. In: T. Tramm, D. Sembill, F. Klauser, E. G. John (Hrsg.) 1999: Professionalisierung kaufmännischer Berufsbildung. Beiträge zur Öffnung der Wirtschaftspädagogik für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts. Festschrift zum 60. Geburtstag von Frank Achtenhagen. Frankfurt, S. 260–276. Gaitanides, M., Scholz, R., Vrohlings, A., Raster, M. 1994: Prozeßmanagement: Konzepte, Umsetzungen und Erfahrungen des Reengineering. München. Kultusministerkonferenz 1997: Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Fachinformatiker/Fachinformatikerin (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 25. April 1997). http://berufliche.bildung.hessen.de/p-rahmenplaene-kmk/fachinformatiker.pdf Kultusministerkonferenz 2007: Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit den Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. http://www.kmk.org/doc/publ/ handreich.pdf, zuletzt abgerufen am 3.1.2008. Preiß, P., Getsch, U. 2006: Modellunternehmen A & S GmbH – Grundkurs Rechnungswesen – belegorientiert. CD-ROM Geschäftsjahre 2010–2014. Troisdorf. Scheer, A. 2002: ARIS – vom Geschäftsprozess zum Anwendungssystem. Berlin. Siemon, J. 2001: Modellunternehmen A & S GmbH. Virtuelle Betriebserkundung. Troisdorf. Siemon, J. 2007a: Der Einsatz von ERP in Unternehmen. Wie verändern sich die Qualifikationsanforderungen? In: J. Siemon, B. Riesebieter, T. Tramm (Hrsg.) 2007: ERP-Integration in kaufmännischen Curricula. Forschungsbereicht Nr. 1 des Instituts für Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Universität Hamburg, S. 12–25. Siemon, J. 2007b: Modellunternehmen A & S GmbH: Rollenspiel Anspruchsgruppen. Universität Hamburg. Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik. http://www.ibw.uni-hamburg.de/RollenspielAG, zuletzt abgerufen am 21.1.2008. Tramm, T. 1991: Entwicklungsperspektiven der Übungsfirmen- und Lernbüroarbeit aus der Sicht einer Didaktik handlungsorientierten Lernens. In: Wirtschaft und Erziehung, 43 (1991) 7–8, S. 248–259. Tramm, T. 1996: Lernprozesse in der Übungsfirma. Rekonstruktion und Weiterentwicklung schulischer Übungsfirmenarbeit als Anwendungsfall einer evaluativ-konstruktiven und handlungsorientierten Curriculumstrategie. Habilitationsschrift der wirtschaftwissenschaftlichen Fak. http://www.ibw.uni-hamburg.de/personen/ mitarbeiter/tramm/texte_tt/Habil.pdf, zuletzt abgerufen am 20. 6. 2006. Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 BLBS-Nachrichten BLBS-Nachrichten „Realschule plus“ in Rheinland-Pfalz Resolution des BLBS erfährt breite Zustimmung In Rheinland-Pfalz soll ab dem Schuljahr 2009/2010 neben dem Gymnasium und den Integrierten Gesamtschulen eine neue Schulart, die „Realschule plus“, eingeführt werden. Sie wird wie die bisherige Realschule zum mittleren Schulabschluss und als Ersatz für den Hauptschulabschluss zur „Berufsreife“ führen. Mit den Klassen 11 und 12 an der Realschule Plus soll die Fachoberschule für den Erwerb der Fachhochschulreife an der Realschule Plus angegliedert werden können. Daraus ergibt sich für RheinlandPfalz: – Obwohl die zur Sekundarstufe II gehörenden Fachoberschulen gemäß Beschluss der Kultusministerkonferenz seit vielen Jahren bei den beruflichen Schulen angesiedelt sind, sollen diese nun der „Realschule plus“ zugeordnet werden. – In einem „Fachoberschule“ genannten Bildungszweig wird an der „Realschule Plus“ über die angehängten Klassen 11 und 12 die Fachhochschulreife vermittelt. – Die Realschulen werden zukünftig Fachhochschulreifezeugnisse für die Fachoberschule ausstellen dürfen. – Die Hauptschule wird es als eigene Schulart dann nicht mehr geben. – Dramatisch für die berufliche Bildung wird es, wenn die erforderlichen Fachlehrkräfte aus dem berufsbildenden Schulwesen an die Realschulen abgeordnet werden, da die Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen schon heute besorgniserregend ist. Einer solchen Entwicklung, die bewusst die durch einen KMK-Beschluss deutschlandweit vereinbarte Struktur des berufsbildenden Schulwesens missachtet, können weder der BLBS noch der betroffene Landesverband vlbs in Rheinland-Pfalz zustimmen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende des BLBS, Wolfgang Herbst, selbst aus Rheinland-Pfalz, hat diese Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Position schon in der Verbandzeitung des BLBS, „Die berufsbildende Schule“, 60, (2008) 4, auf den Seiten 130–132 dargestellt. Auf Initiative des Landesvorsitzenden des Verbandes der Lehrer an berufsbildenden Schulen RheinlandPfalz (vlbs), Ulrich Brenken, hat der Hauptvorstand des BLBS am 6. Mai 2008 die unten stehende „Resolution des BLBS zur Problematik der „Realschule plus“ in Rheinland-Pfalz verabschiedet. Diese Resolution wurde an Bundesinstitutionen und Kultusministerien der Bundesländer verschickt. Aus Platzgründen können nicht alle Antworten mit den Stellungnahmen ausführlich dargestellt werden. Im Folgenden ist daher nur eine kleine Auswahl kurz zusammengefasst, wobei deutlich Wert darauf gelegt wurde, die jeweilige Intention herauszuarbeiten und deutlich darzustellen. Deutscher Philologenverband Der Deutsche Philologenverband bezieht sehr deutlich Stellung, indem er schreibt: „Der Philologenverband unterstützt vorbehaltlos die Position des BLBS zur Realschule plus.“ Eine Vermischung allgemein bildender und beruflicher Schulprofile hält er für höchst fragwürdig. Noch deutli- cher nimmt der Verband mit der Aussage Stellung: „Insgesamt gesehen werden die FOS als Manövriermasse benutzt, um die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule für die Realschullehrer mit einem (vor allem auch berufspolitisch interessanten) `Trostpflaster´ zu versehen.“ Bundesland Bayern: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus „In Bayern ist die von Ihnen geforderte Weiterentwicklung des beruflichen Weges zur Hochschulreife ein Schwerpunkt der gegenwärtigen Bildungspolitik.“, so lautet es im Antwortschreiben eindeutig. Dazu hat das bayerische Kabinett im März 2008 die Zusammenführung der Fach- und Berufsoberschule zur Beruflichen Oberschule ab dem Schuljahr 2008/2009 beschlossen. „Mit der Beruflichen Oberschule wird ein dreijähriger beruflicher Bildungsgang als gleichwertig Alternative zur gymnasialen Oberstufe geschaffen, in dem Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss und/oder abgeschlossener Berufsausbildung – abhängig von der individuellen Vorbildung und dem angestrebten Abschluss – in ein, zwei oder drei Jahren zur Fachhochschul- Resolution des BLBS zur Problematik der „Realschule plus“ in Rheinland-Pfalz Vor dem Hintergrund der Schulgesetzänderung in Rheinland-Pfalz verurteilt der Bundeshauptvorstand des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) jede Tendenz, das allgemein bildende Schulwesen zu Lasten der berufsbildenden Schulen zu sanieren. Insbesondere lehnt der BLBS die Einrichtung zweijähriger Fachoberschulen an der in Rheinland-Pfalz vorgesehenen „Realschule plus“ ab – ebenso die Verlagerung von Lehrkräften berufsbildender Schulen an diese Schulart. Der berufliche Bildungsweg muss mit einem unverwechselbaren Profil als eigenständiger Weg sichtbar bleiben, wenn er weiterhin eine attraktive, durchgehende und aufstiegsorientierte Alternative im Bildungsangebot darstellen soll. Zugleich fordert der BLBS mit Nachdruck, dass die Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz zur Fachoberschule und zum Erwerb der Fachhochschulreife unangetastet bleiben. Sie sind Garant für die Qualität dieser berufsbezogenen Bildungswege und gewährleisten die Studierfähigkeit der Absolventen. Der BLBS weist die Kultusminister der Länder darauf hin, dass die Auslagerung der Fachoberschulen an allgemein bildende Schulsysteme zu enormen Doppel-Investitionen führen müsste, was angesichts der Haushaltslage der kommunalen Schulträger unverantwortlich wäre. Bundeshauptvorstand des BLBS Berlin, 6. Mai 2008 299 BLBS-Nachrichten reife oder Hochschulreife geführt werden.“ Da damit auch die allgemeine Hochschulreife erworben werden kann, wird die auch vom BLBS geforderte Durchlässigkeit in Richtung Fachhochschule und Universität gegeben und für Schüler und Eltern erheblich transparenter. Die Berufliche Oberstufe steht offen für Absolventen der 10. Klasse des Gymnasiums, der Realschule, der Wirtschaftsschule, der Hauptschule (mit mittlerem Schulabschluss) und für Bewerber mit einer Berufsausbildung oder mehrjähriger Berufserfahrung. Damit schafft die Berufliche Oberschule ganz im Sinne der Resolution des BLBS „durch die Verknüpfung von Fachpraxis, Fachtheorie und Allgemeinbildung für Schülerinnen und Schüler mit eher praxisorientiertem Lernzugang ein sicheres Fundament für ein späteres Studium.“ Bayern setzt damit – und das ergibt sich somit ganz deutlich – auf die berufliche Bildung als eigenständige und gleichwertige Alternative zum Gymnasium. Die im Positionspapier des BLBS dargestellten Forderungen sind hier am weitesten umgesetzt worden. Bundesland Mecklenburg-Vorpommern: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern Im Antwortschreiben wird deutlich zwischen der Mittleren Reife an der Regionalen Schule und der Fachoberschule unterschieden. Einerseits ist die allgemein bildende als berufsorientierende Schule seit 2002 als Regionale Schule konzipiert, führt bis zur Jahrgangsstufe 10 und vergibt dabei als Abschlüsse: die Berufsreife bzw. die Berufsreife mit Leistungsfeststellung und die Mittlere Reife. Andererseits ist die Fachoberschule nach dem seit 2006 gültigen Schulgesetz eindeutig eine Schulart der beruflichen Schulen. Eine bundesweite Anerkennung der Abschlüsse erfolgt auf der Grundlage der Rahmenvereinbarung der KMK aus dem Jahre 2004 und 2007. Bundesland Niedersachsen: Niedersächsisches Kultusministerium Die Stellungnahmen zu Resolution des BLBS sind sehr eindeutig: „Die Fachoberschule gehört daher konsequent in das berufliche Schulsy300 stem.“ Und auch: „Niedersachsen beabsichtigt aus den genannten Gründen daher nicht, den Erwerb der Fachhochschulreife im Regelfall an allgemein bildenden Schulen zuzulassen.“ Begründet werden diese Aussagen damit, dass eine individuelle Förderung der Schüler nur über ein differenziertes Schulsystem möglich ist und Länder mit klar gegliedertem Schulsystem bessere Ergebnisse erzielen. Eine Aufnahme von Hauptschülern in die Realschule löst das grundsätzliche Problem nicht, da sie als „leistungsschwächere“ Schüler am Ende der 10.Klasse die Realschule mit dem Hauptschulabschluss verlassen müssen und dann als Schüler mit einem solchen Abschluss eine Ausbildung anstreben. Das ihr eigene Ziel der Fachoberschule ist die Fachhochschulreife, die über die Vermittlung einer erweiterten und vertieften fachpraktischen und fachtheoretischen Bildung erlangt wird. Einblicke in Arbeitsprozesse und Betriebsabläufe erhalten die Schüler während der Ausbildung. Damit gehört die Schulart zum beruflichen Schulsystem. Ein nach dem schulischen Teil der Fachhochschulreife nachgelagertes Betriebspraktikum kann die in der Fachoberschule erworbene notwendige Durchdringung der Theorie und Praxis nicht ersetzen. Bundesland Nordrhein-Westfalen: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NordrheinWestfalen Ziel der Landesregierung ist die bestmögliche Ausbildung der Jugendlichen. Für Realschulerinnen und Realschüler ist das dadurch realisiert, dass ihnen nach erfolgreichem Abschluss der Klasse 10 alle Möglichkeiten der weiteren Bildung im Berufskolleg, dem Beruflichen Gymnasium sowie in der gymnasialen Oberstufe von Gymnasien und Gesamtschule zur Verfügung stehen. Bewährt hat sich dieses Anngebot, da ein differenziertes System beruflicher Bildung angeboten wird. Flächendeckend bietet jedes Berufskolleg ein breites Angebot mit unterschiedlichen beruflichen und schulischen Abschlüssen. Im Sinne des BLBS wird auch hier dem Gedanken, die Fachoberschule an die Realschule zu verlagern, wird eine deutliche Absage erteilt: „Eine Verlagerung der Fachoberschule an die Realschule ist daher weder erwünscht noch vorgesehen.“ Bundesland Sachsen: Sächsisches Staatsministerium für Kultus Unterstützung erhält der BLBS mit seinem Positionspapier auch hier: „Der Ansatz, dass berufliche Bildungswege mit ihren unverwechselbaren Profilen als eigenständige Wege sichtbar bleiben müssen, findet unsere Unterstützung.“ Die im Schulgesetz verankerte Trennung von allgemeinbildenden und beruflichen wird daher auch nicht aufgehoben. Gleichwohl muss überlegt werden, wie man die Durchlässigkeit weiter erhöhen kann, wie die Anrechnungsansprüche innerhalb der beruflichen Bildungswege auch mit vor- und nachgeschalteten Bildungswegen auf- und ausgebaut werden können und wie regionale Netzwerke aller Schularten weiter gefördert werden können. H. P. Gestaltungsraum berufliche Bildung Die Veranstaltung „Gestaltungsraum berufliche Bildung“ mit dem Untertitel „Qualifizierungsangebote aus Deutschland auf internationalen Märkten“ hatte das duale Bildungssystem mit dem darauf aufbauenden Ausbildungssystem in Deutschland zum Thema. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) hatten dazu geladen, an der für den BLBS der stellvertretende Bundesvorsitzende Hans Lehmann teilnahm. Für das Bundsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) übernahm der parlamentarische Staatssekretär Andreas Storm die politische Einordnung des Themas. Ziel war es, die Position im internationalen Bildungsmarkt darzustellen. Standortbestimmungen: Hans-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des ZDH „Gestaltungsraum berufliche Bildung – Qualifizierungsangebote aus Deutschland auf internationalen Märkten“ ist für den Generalsekretär Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 BLBS-Nachrichten des ZDH „das Thema der Zukunft für das deutsche Handwerk.“ Schleyer eröffnete seine Rede: „Das Handwerk ist ein Innovationsmotor! Denn Investitionen entstehen dort, wo Kundenwünsche umgesetzt werden. Das Handwerk leistet gerade im Bereich der innovatorischen Umsetzung neuen Wissens in Produkte, Dienstleistungen und Verfahren seinen herausragenden Beitrag.“ Sichergestellt wird dies über eine fundierte Berufsausbildung und eine moderne Fortbildung. Die Bildung – respektive die berufliche Bildung – sei essenziell für die Innovationsdynamik in unserem Land! Berufsbildungssysteme sind so auszurichten, dass sie festgesetzte Mindeststandards der Berufs- und Arbeitswelt erfüllen und damit zukunftsfähige Beschäftigungsperspektiven eröffnen. Er sprach sich für die baldige Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) und eines Leistungspunktesystems für die berufliche Bildung (ECVET) aus. Hingegen sprach er sich nicht für eine Übernahme „Eins zu Eins“ des dualen Systems in anderen Ländern aus. Doch sollten Kernelemente des dualen Systems, wie die ausgeprägte praxisorientierte Ausrichtung oder der Aufstiegsfortbildung überall implementiert werden. „Dual organisierte Berufsausbildung findet in realen Arbeitssituationen und lebensechten sozialen Strukturen statt und zielt auf die Förderung arbeitsmarktverwertbarer beruflicher Handlungskompetenz. Das zeichnet sie gegenüber ausschließlich schulisch organisierten Formen der Berufsausbildung aus.“ Die Rolle der berufsbildenden Schulen im dualen System der Berufsausbildung erwähnte Schleyer mit keinem Wort. Dr. Bernd Eisenblätter, Geschäftsführer der GTZ Die GTZ ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. Die Aktivitäten erstrecken sich auf 120 Länder in aller Welt. Die GTZ unterstützt die Bundesregierung bei der Verwirklichung ihrer entwickDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 lungspolitischen Ziele, insbesondere das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aber auch andere Bundesressorts. Dr. Eisenblätter ging in seiner Rede auf das Thema berufliche Bildung ein und stellte fest, dass sie seit ihrer Gründung ein zentrales Feld der Arbeit der GTZ sei. Berufliche Ausund Weiterbildung, verstanden als Teil lebenslangen Lernens, entfalte nur Wirkung in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und in Verzahnung mit Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik. Berufliche Bildung erlebt weltweit Konjunktur. Die GTZ kooperiert derzeit weltweit in 74 Vorhaben der beruflichen Bildung und in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsförderung in 47 Ländern. Tendenz steigend. Er erwähnte nicht die Rolle der berufsbildenden Schulen, die „Lehrer aus berufsbildenden Schulen als Bildungsexperten in die ganze Welt“ versenden. Andreas Storm, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF Andreas Storm begann seine Rede zur politischen Einordnung des Themas in die derzeitige Bildungsdiskussion mit einem Lob auf das deutsche Modell der beruflichen Aus- und Weiterbildung und stellte es ebenfalls als ein Erfolgsmodell dar, das international hohes Ansehen genießt. Er plädierte dafür, den ausländischen Partnern die Vorzüge dieses Systems offensiver zu präsentieren und für entsprechende Angebote zu werben. „Es gibt weltweit einen großen und stetig wachsenden Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen, die mit hoher Qualität auf die berufliche Praxis vorbereiten. Der Blick ausländischer Partner fällt dabei immer öfter auf Angebote der beruflichen Aus- und Weiterbildung aus Deutschland. So hat unlängst die indische Regierung Deutschland um Unterstützung seiner Berufsbildungsreform gebeten.“ Vietnam, China und Singapur zeigen ebenfalls großes Interesse. Staatssekretär Storm nannte zwei Dinge, die das deutsche duale System so attraktiv machen: – Zum einen wird die Berufsausbildung ganz wesentlich vom Ar- beitsalltag in den Betrieben geprägt. In Deutschland gibt es die einzigartige Kombination aus einem Praxisbezug, der vom ersten Tage an durch die Einbindung in das betriebliche Geschehen gegeben ist, und eine qualitativ hochwertige theoretische Ausbildung in den beruflichen Schulen. „Um diesen Vorzug beneiden uns viele Länder, die lediglich über das schulische Berufs-Bildungssystem verfügen.“ – Zum zweiten ist es die enorme Innovationsfähigkeit dieses Systems, das er am Beispiel der Entwicklung des Berufsbildes des Kfz-Mechatroniker erläuterte. Das System der beruflichen Bildung hat den technischen Wandel in hervorragender Weise nachvollzogen. Beschäftigungsfähigkeit von Anfang an, Flexibilität und Leistungsfähigkeit zeichnen dieses System aus, und dies sind auch die Pfunde, mit denen es im Ausland zu wuchern geht. Kritisch setzte sich der Staatssekretär mit der Frage der Gleichwertigkeit von beruflicher Bildung und akademischer Bildung und der mangelnden Durchlässigkeit zu weiteren Stufen der Ausbildung auseinander und forderte hier Verbesserungen. Die Rolle der Politik sieht er vor allem darin, als Türöffner im Dialog mit den Regierungsstellen anderer Länder zu fungieren. Er versprach, dass sich die Politik werbend für das qualitativ hohe Angebot der deutschen Berufsbildungsanbieter einsetzen wird. Dazu soll eine gemeinsame strategische Ausrichtung von Maßnahmen erarbeitet werden, zu denen die Schaffung der statistischen Grundlagen für den Bildungsexport, Verbesserung der Passgenauigkeit von Bildungsangeboten, professionelleres Marketing und mehr Präsenz vor Ort gehören. Als Ziel formulierte Staatssekretär Storm: „Wir wollen Deutschland bis zum Jahr 2015 zum Berufsbildungsexporteur Nummer 1 machen.“ Dies sei durchaus ehrgeizig, doch das deutsche duale System der beruflichen Bildung bringe für dieses Ziel auch ausgesprochen gute Voraussetzungen mit. Es ist zu schaffen, wenn Chancen und Potenziale gemeinsam 301 BLBS-Nachrichten genutzt werden und wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Staatssekretär Storm war der einzige Redner, der zumindest in Nebensätzen die Wichtigkeit und die Wertigkeit der berufsbildenden Schulen im Spektrum der beruflichen Aus- und Fortbildung erwähnte. H. P. Auftaktveranstaltung „JOBSTARTER CONNECT“ An der Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfond (ESF) sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) im Logenhaus Berlin nahm der stellvertretende Bundesvorsitzende des BLBS, Wolfgang Herbst, teil. JOBSTARTER CONNECT ist Teil der Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ und bietet einen neuen Ansatz für die Ausbildungsund damit auch für die Berufsintegration junger Menschen. Andreas Storm, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF Unter Bezugnahme auf die eben erst zu Ende gegangenen Olympischen Spiele in Peking sprach der parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Andreas Storm, vor knapp 300 Teilnehmern dem deutschen Dual Vocational Education System durchaus Medaillenchancen zu und verwies auf die erfolgreich zusammenarbeitenden Lernorte Berufsschule und Betrieb. Allerdings sei die Anzahl junger Menschen im Übergangssystem vom allgemein bildenden Schulsystem in die Berufsausbildung mit ca. 385.000 viel zu hoch, wobei ein harter Kern von etwa 100.000 Altbewerbern/-innen besondere Maßnahmen zur Eingliederung in den Erwerbsprozess erfordern. Dieser Problematik hatte sich der Innovationskreis berufliche Bildung (IBB) im Rahmen des 10Punkte-Programms angenommen und die Maßnahme „JOBSTARTER CONNECT“ initiiert, um den Übergang zu verbessern. Ziel des Programms ist es, Lösungen zu finden, damit junge Menschen, die nicht unmittelbar nach Verlassen der Schule 302 einen Ausbildungsplatz gefunden haben, die Chance bekommen, eine Berufsausbildung abzuschließen. Anwendungsbereiche dieser in Ausbildungsbausteine gegliederten Maßnahme sind: – Qualifizierung von Altbewerber/innen, – Schnittstelle Benachteiligtenförderung/betriebliche Ausbildung, – Schnittstelle schulische (1-jährige oder vollzeitschulische) Ausbildungen/Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBIG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) und – der Einsatz von Ausbildungsbausteinen in der Nachqualifizierung. Das jeweils angestrebte Ziel ist die Kammerabschlussprüfung, wobei am Berufsprinzip festgehalten werden und die Prüfung den Anforderungen an das bestehende Prüfungswesen entsprechen soll. Dabei geht es darum, die Ausbildung in ihrer Gänze anders (also nicht dual) zu absolvieren. Bildungsträger, die sich für eine solche Art der Ausbildung interessieren, sollen hierzu bis Anfang Oktober in einem ersten Schritt tragfähige Konzepte erarbeiten und diese bei der Jobstarter-Programmstelle beim BiBB zur Entscheidung vorlegen. Der für dieses Programm im BMBF Verantwortliche, Peter Thiele, betonte, dass es nun um die Möglichkeiten zur Erprobung der Ausbildungsbausteine gehe. Nun gehe es darum, „nichtduale Ausbildungsgänge zu dualisieren“. Vorgesehen sind ca. 70 Projekte, für die 60 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Ein parallel laufendes wissenschaftliches Evaluationsprogramm soll Quantität und Qualität dieser Maßnahmen sichern. Ziel jeder einzelnen Maßnahme muss ein erfolgreicher Berufsabschluss mit Kammerprüfung sein. Es gibt derzeit 14 durch Ausbildungsbausteine geregelte Berufe. Aus dem Bereich Industrie und Handel sind dies: – Kaufmann/-frau im Einzelhandel – Verkäuferin – Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung – Fachkraft für Lagerlogistik – Fachlagerist/-in – Industriemechaniker/-in – Elektromechaniker/-in für Betriebstechnik – Chemikant/-in Aus dem Bereich des Handwerks sind es: – Kraftfahrzeugmechatroniker/-in – Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk Irmgard Frank, Abteilungsleiterin für die Ordnung der Berufsbildung im BiBB Bei der Entwicklung der Ausbildungsbausteine hätten von Beginn BiBB-Fachleute, Arbeitgebervertreter, KMK-Fachleute und die Arbeitnehmervertreter zusammengearbeitet. Es sei immer klar gewesen, dass die neuen Ausbildungsbausteine kompetenzorientiert auf der Basis der bestehenden Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne entwickelt werden sollten und die Prüfungsregelungen bestehen bleiben. Als Resultat der intensiven Arbeit sind 14 Ausbildungsberufe, die durch Ausbildungsbausteine parallel zu den bestehenden Ordnungen geregelt sind, als „lernergebnisorientierte Restrukturierung bestehender Strukturen“ entstanden. – Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – Elektroniker/-in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik – Maler/-in und Lackierer/-in – Bauten- und Objektbeschichter/-in Ergebnis aus Sicht des BLBS Ein Aspekt, der bei dieser Qualifikation weitgehend außer Acht gelassen wird, ist der Gesamtbildungsansatz der beruflichen Bildung. Neben dem Erwerb des Kammerabschlusses muss nach dem Verständnis des BLBS auch der Erwerb des Berufsschulabschlusszeugnisses stehen. Wenn hierauf seitens des BiBB bei dieser Maßnahme keinen Wert mehr Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 BLBS-Nachrichten/Nachrichten gelegt wird, wird man auch bei anderen Maßnahmen auf den „Partner“ Berufsschule verzichten können. Die Entdualisierung der beruflichen Ausbildung ist kein Schritt in die richtige Richtung! Es wäre wohl angemessen, die hochqualifizierten Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen auch in dieser Bildungsmaßnahme ins Boot zu holen. H. P. Deutscher Schulbuchpreis für Prof. Dr. Antonius Lipsmeier Am 30. 11. 2008 bekommt Prof. Dr. Antonius Lipsmeier, in den Jahren 1997 bis 2005 im BLBS-Bundesvorstand als Lehrerbildungsexperte tätig, für die Herausgabe des Tabellenbuches „Metall- und Maschinentechnik“ (168. Aufl.) angesichts der modernen und das Selbstlernen fördernden didaktischen Konzeption den Deutschen Schulbuchpreis verliehen, der jährlich vom Kuratorium der Gesellschaft „Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft e. V.“ gestiftete wird. Das Buch ist seit Jahrzehnten eines der erfolgreichsten Schulbücher überhaupt (vgl. Brauer, A.: Deutschlands meistgelesenes Buch – ein Berufsschulbuch. In: Die berufsbildende Schule, 1961, S. 9–11). Prof. Lipsmeier, der eine Maschinenschlosserlehre absolviert und die Gewerbelehrerausbildung in Saarbrücken (Universität) und Aachen (Studienseminar) durchlaufen hat, war an verschiedenen Universitäten (Darmstadt, Hannover, Kassel, Münster, Hagen) als Assistent bzw. als Hochschullehrer tätig, zuletzt von 1988 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 als Leiter des Instituts für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik der Universität Karlsruhe. Die Verleihung findet im Rahmen einer Feier am 30. 11. um 11.30 Uhr im Rathaussaal der Stadt Bielefeld statt. Die Festrede hält Prof. Dr. Wilhelm Hankel, die Laudatio der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen, Oberstudiendirektor Berthold Gehlert. Gäste sind herzlich willkommen. BLBS Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Nachrichten hen Prüfungsaufwand beanstandet hatten. Gestreckte Abschlussprüfung in neuen Handwerksberufen Die Ausbildungsstrukturen und -inhalte blieben demgegenüber unverändert, sodass die für die Vermittlung der beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten maßgeblichen Ausbildungsrahmenpläne für die Betriebe sowie die Rahmenlehrpläne für die Berufsschulen nach wie vor ihre Gültigkeit behalten haben. Für gegenwärtig rund 90.000 Auszubildende in neun handwerklichen Ausbildungsberufen der Metall-, Elektro- und Kraftfahrzeugtechnik besteht seit Anfang August Gewissheit, dass sie auch künftig ihre Gesellen- beziehungsweise Abschlussprüfung in zwei zeitlich auseinanderfallenden Teilen durchführen werden. Nach entsprechenden Vorarbeiten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) hat die Bundesregierung die seit 2003 geltenden und zeitlich befristeten Ausbildungsordnungen, die der Erprobung der so genannten „Gestreckten Abschlussprüfung“ dienten, nunmehr in Dauerrecht umgewandelt. Wesentlicher Bestandteil „Gestreckter Abschlussprüfungen“ ist, dass die Auszubildenden den ersten Teil ihrer Abschlussprüfung bereits vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres absolvieren müssen. Dieser erste Teil kann mit bis zu 40 Prozent in die Gesamtbewertung am Ende der Ausbildungszeit einfließen. Mit der Umwandlung in Dauerrecht entspricht die Bundesregierung einem einvernehmlichen Wunsch der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, die die Umstellung der bislang geltenden Erprobungsverordnungen beantragt hatten. Eine zuvor durchgeführte Evaluation der neuen Prüfungsstruktur durch das Bundesinstitut für Berufsbildung hatte insgesamt zu positiven Ergebnissen geführt: die „Gestreckte Abschlussprüfung“ hat sich danach in der Praxis bewährt und wird auch von den meisten der am Prüfungsgeschehen beteiligten Personen begrüßt. Im Zusammenhang mit der Überführung der Erprobungsverordnungen in Dauerrecht wurden gleichzeitig auch die Prüfungsregelungen weiter vereinheitlicht und Prüfungszeiten erkennbar reduziert, um den Prüfungsaufwand zu minimieren und die Prüfungsausschüsse zu entlasten. Damit wurde einem Anliegen insbesondere der Kammerorganisationen Rechnung getragen, die den bisherigen ho- Von der Überführung der Ausbildungsordnungen in Dauerrecht sind betroffen: Metallberufe: – Feinwerkmechaniker / Feinwerkmechanikerin (Hw) – Metallbauer / Metallbauerin (Hw) Elektroberufe: – Elektroniker / Elektronikerin (Hw) – Elektroniker / Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik (Hw, IH) – Systemelektroniker / Systemelektronikerin (Hw) Kraftfahrzeugtechnische Berufe: – Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin (Hw, IH) – Mechaniker/Mechanikerin für Karosserieinstandhaltungstechnik (Hw) – Mechaniker/Mechanikerin für Land- und Baumaschinentechnik (Hw, IH) – Zweiradmechaniker/Zweiradmechanikerin (Hw, IH) Die Ausbildungsordnungen sind im Bundesgesetzblatt I Nr. 32 vom 30. 7. 2008 und Nr. 33 vom 31. 7. 2008 veröffentlicht worden. Weitere Informationen über die vom BiBB durchgeführten Evaluierungen der „Gestreckten Abschlussprüfung“ unter www.bibb.de/de/5720.htm www.bibb.de/de/wlk15458.htm www.bibb.de/de/wlk15470.htm BiBB Sehr gute Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt Anlässlich der Bekanntgabe der neuen Ausbildungsplatzzahlen einen Monat vor Ende des Vermittlungsjah303 Nachrichten res sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Andreas Storm, in Berlin: „Die Ausbildungsbilanz für dieses Jahr entwickelt sich sehr erfreulich. Alle Indikatoren sprechen dafür, dass wir den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreichen werden. Damit zeichnet sich ein Lehrstellenrekord ab.“ Auch die großen Kammerorganisationen ZDH und DIHK meldeten mehr Verträge als früher. Ende August standen 128.000 unvermittelten Bewerbern 73.000 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Die rein rechnerische Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist damit auf 55.200 gesunken. Ende August 2007 betrug sie noch 75.300. „Damit haben wir die Anzahl der Ausbildungsplätze erheblich gesteigert und erwarten, dass in diesem Jahr 640.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen werden“, so Storm. Zur Entspannung trug bei, dass die Zahl der Bewerber um 15 Prozent auf 601.100 zurückging. Zudem wuchs das Lehrstellenangebot um zwei Prozent oder 8.500 auf 466.700. Gleichzeitig ist laut einer aktuellen Umfrage festzustellen, dass leistungsschwache Schulabgänger in ihrer Berufsausbildung zunehmend überfordert sind. So gaben 74 Prozent von 500 befragten Bildungsexperten in Deutschland an, der Einsatz neuer Technologien würde niedrig qualifizierte Auszubildende immer stärker belasten und somit schneller zu einem Abbruch der Ausbildung führen. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) können etwa 20 Prozent der Schulabgänger nur auf dem Niveau der Grundschule lesen und schreiben. dpa/BMBF/BA Ausbildungsbonus Jugendliche, die schon über ein Jahr die Schule verlassen haben und sich seitdem erfolglos um eine berufliche Ausbildung bemüht haben, brauchen eine Chance. Deshalb können Arbeitgeber, die für diese Jugendlichen zusätzlich einen Ausbildungsplatz schaffen, rückwirkend ab 1. Juli 2008 einen Ausbildungsbonus erhalten. Je nach Höhe der Ausbildungsvergütung beträgt der finanzielle Zuschuss 4.000, 5.000 oder 6.000 Euro. Gezahlt wird in zwei Raten: 50 Prozent nach der Probezeit, 50 Prozent nach der Anmeldung zur Abschlussprü304 fung. Arbeitgeber müssen den Ausbildungsbonus vor Beginn der Ausbildung bei der Agentur für Arbeit zunächst formlos beantragen. Eine Förderung setzt voraus, dass ein zusätzlicher Ausbildungsplatz bereitgestellt wird. Zusätzlich ist ein Ausbildungsplatz, wenn bei Ausbildungsbeginn die Zahl der Ausbildungsplätze einschließlich des neuen Ausbildungsvertrags höher ist als der Durchschnitt der drei vorhergehenden Jahre jeweils zum Jahresende. BA BAföG-Anhebung Die Zahl der BAföG-Empfänger ist im Jahr 2007 im Vergleich zu 2006 nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes geringfügig zurück gegangen. Der Anteil der mit dem Höchstbetrag Geförderten stieg dagegen um einen Prozentpunkt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 806.000 Auszubildende mit BAföG gefördert, davon rund 495.000 Studierende und 311.00 Schüler. Der durchschnittliche Förderbetrag ist konstant geblieben (375 Euro bei Studierenden, 301 Euro bei Schülern). Weitere Informationen zum BaföG im Internet unter www.das-neuebafoeg.de BMBF Studierende erstmals zufrieden mit Qualität des Studiums Die Studierenden an deutschen Universitäten und Fachhochschulen sind mit der Qualität des Studiums zunehmend zufrieden. Viele wünschen sich allerdings noch eine bessere Betreuung im Studium und beim Übergang in den Arbeitsmarkt sowie mehr Praxisbezug. Das sind die zentralen Aussagen des 10. Studierendensurveys zur „Studiensituation und studentischen Orientierungen“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlichte. Erstmals überwiegen in der Bilanz die positiven Bewertungen zu allen vier Grundelementen der Studienqualität: inhaltliche Qualität, Aufbau des Studienganges, Durchführung der Lehrveranstaltungen sowie Beratung und Betreuung durch die Lehrenden . Nach wie vor schneidet die Betreuung aber weniger gut ab. Die Ergebnisse des Studierendensurveys basieren auf Antworten von rund 8.350 Studierenden von Universitäten und Fachhochschulen, die sich im Wintersemester 2006/2007 an der Befragung beteiligt haben. Der Studierendensurvey wird von Forschern der Universität Konstanz durchgeführt und bietet seit 25 Jahren im dreijährigen Abstand Daten zum sozialen Profil der Studierenden, ihren Studienerwartungen und -strategien, bis hin zu den beruflichen Aussichten und Arbeitsmarktreaktionen. Die vollständige Studie finden Sie im Internet unter: http://www. bmbf.de/pub/studiensituation_stu dentetische_orientierung_zehn.pdf BMBF Zusatzqualifikationen und duale Studiengänge In der beruflichen Bildung erfreuen sich Zusatzqualifikationen und duale Studiengänge einer immer größeren Beliebtheit. Dies geht aus der erstmals vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) veröffentlichten Jahresbilanz des Internet-Portals www.ausbildungplus.de hervor. Zusatzqualifikationen und duale Studiengänge stellen attraktive Ausbildungsangebote dar, mit denen Betriebe zeitnah auf veränderte Qualifikationsanforderungen reagieren können. Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung vermitteln ein spezielles Fachwissen und besondere Fertigkeiten, die über die regulären Inhalte einer Ausbildung hinausgehen. Sie unterstützen damit eine engere Verzahnung von beruflicher Aus- und Weiterbildung.Internet: www.ausbildungplus.de BiBB Berufliche Weiterbildung Weiterbildung ist heutzutage in Arbeit und Beruf unverzichtbarer denn je. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind ständig gefordert, Fragen dazu zu beantworten. Antworten auf viele Fragen enthält die Broschüre „Checkliste - Qualität beruflicher Weiterbildung“, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) in einer aktualisierten Neuauflage veröffentlicht hat. Im Internet unter: www.bibb.de/de/ checkliste.htm BiBB Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Hinweis/Diskussion Ergebnisse der Hochschultage Berufliche Bildung 2008 in Nürnberg – Online-Dokumente, Bücher und Multimedia – Die 15. Hochschultage Berufliche Bildung fanden im Frühjahr 2008 am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung der Universität Erlangen-Nürnberg am Hochschulstandort Nürnberg statt. Das Thema der Tagung „Qualität in Schule und Betrieb“ wurde von etwa 1.500 Teilnehmenden aus Forschung, Schulen, Unternehmen und Politik in 17 Fachtagungen, 26 Workshops, einer Posterausstellung, zwei Kurzvortragsbänden, einem Dutzend Exkursionen sowie 21 Ausbildungsprojekten bearbeitet. Die Dokumentation der Hochschultage erfolgt auf verschiedenen Wegen: Zentrale Tagungsdokumentation (Buchhandel oder kostenloser Download), Tagungsdokumentation in KIBB (Download unter www.kibb.de), Tagungsdokumentation in bwp@ (Download unter ww.bwpat.de), Einzelveröffentlichungen (Nachweis unter www.hochschultage-2008.de), Hochschultage live (www.hochschultage-live.de), Hochschultage multimedial (www.hochschultage-2008.de). Alle hier genannten Verweise in das Internet sind zentral von der Webseite www.hochschultage-2008.de anzusteuern. Diskussion Reinhard Zedler Gute Ausbildung braucht qualifizierte Ausbilder – zurück zur Ausbilder-Eignungsverordnung In der pädagogischen Qualifizierung betrieblicher Ausbilder gibt es neue Entwicklungen, und zwar in der Forschung wie in der Bildungspolitik. Ausbilder müssen nach dem Berufsbildungsgesetz u. a. über berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse verfügen. Diese Kenntnisse waren über 30 Jahre lang in der Regel durch ein Zeugnis nach der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) nachzuweisen. Angesichts der kritischen Ausbildungssituation bestimmte die Bundesregierung im Mai 2003, dass die AEVO vom 1. August 2003 bis 31. Juli 2008 auf Eis gelegt wird. Nunmehr hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung festgelegt, dass die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) am 1. August 2009 in modifizierter Form wieder in Kraft tritt. Es wird ergänzend geregelt, dass die noch geltende Aussetzung auch für Ausbildungsverhältnisse gilt, die nach dem 31. Juli geschlossen werden, aber vor dem August 2009 beginnen.1 Damit gibt es für die künftige Qualifizierung von Ausbildern einen gesetzlichen Rahmen. Auch während der fünf Jahre der Aussetzung der AEVO haben viele angehende Ausbilder die entsprechende PrüDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 fung absolviert, nachdem sie in entsprechenden Kursen oder Lehrgängen vorbereitet wurden. Die Stiftung Warentest hat Kurse und Fernlehrgänge von 123 Anbietern zur pädagogischen Ausbildung der Ausbilder im Jahr 2007 unter die Lupe genommen und kürzlich die Ergebnisse veröffentlicht.2 Wie die Studie der Stiftung zeigt, ist der Rahmenstoffplan von 1998 für viele Anbieter von Ausbilder-Seminaren maßgebend. Nach zehn Jahren seiner Gültigkeit steht auf der Tagesordnung der Qualifizierung von Ausbildern, eine neue Ausbilder-Eignungsverordnung und damit einen neuen Rahmenstoffplan vorzubereiten. Aussetzung und Erarbeitung einer neuen AEVO Bei der Frage, wie es nach der befristeten Aussetzung der AEVO weiter geht, hatte die Bildungspolitik 2007/2008 zwischen drei Varianten zu wählen: 1. Die AEVO wird auf Dauer aufgehoben. Das forderte mancher Wirtschaftsverband, der sich zwar für die Qua305 Diskussion lifizierung der Ausbilder ausspricht, aber ohne Zwang der gesetzlichen Nachweispflicht. 2. Die AEVO gilt planmäßig nach dem 1. August 2008 weiter, ohne dass es einer gesetzlichen Änderung bedürfte, und wird später reformiert. Das hatte der eine oder andere Hochschullehrer der Berufspädagogik gefordert. 3. Die AEVO tritt später wieder in Kraft, aber in reformierter Form. Von diesen und anderen Varianten hat sich die Bildungspolitik also für die letzte entschieden. Es ist gut, dass die AEVO weiter gilt, so jubeln manche Fachleute, die zuvor an dem Wiedereinsetzen zweifelten. Doch eine realitätsgerechte, pragmatische Politik hatte auch keine andere Wahl. Denn die Qualifikationsanforderungen an das Ausbildungspersonal sind gestiegen und die pädagogischen Herausforderungen gewachsen. Daher ist ein Mindestmaß an berufs- und arbeitspädagogischer Qualifizierung unverzichtbar. In dieser Hinsicht hatte bereits der Innovationskreis berufliche Bildung, den die Bundesbildungsministerin berufen hatte, in der 4. Leitlinie „Zur Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung“ im Sommer 2007 herausgestellt: „Eine hochwertige Berufsausbildung setzt eine entsprechende fachliche und pädagogische Qualifikation der Ausbilder voraus“.3 Ähnlich hatte der Verfasser dieses Beitrags schon im Sommer 2006 argumentiert, wenn er auf eine Entsprechung von Qualität der Ausbildung und Qualifikation von Ausbildern hinwies: „Es passt politisch nicht zusammen, Qualität für Bildung zu verkünden und dann keine Qualifikation von neuen Ausbildern einzufordern.“4 Zudem zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung, dass eine deutliche Mehrheit der Betriebe in der AEVO einen Beitrag zur Sicherung einer Mindestqualifikation des Ausbildungspersonals sowie der Qualität der Berufsausbildung insgesamt sieht. In dieser groß angelegten Untersuchung wurden Betriebe auch nach den Nachteilen einer solchen geregelten Ausbilder-Qualifizierung gefragt. Viele Betriebe sehen in einer solchen Regelung zwar höhere Kosten auf sie zukommen, eine bürokratische Hürde für die Ausbildung und einen hohen zeitlichen Aufwand; aber die Zustimmung zu der Akzeptanz und den Vorteilen einer gesetzlichen Regelung der Ausbildereignung liegen allesamt höher.5 Mit der Wiedereinsetzung der AEVO entspricht die Politik dieser Wertschätzung in der ausbildenden Wirtschaft. Damit hat sich Qualität durchgesetzt! Aussetzung der AEVO = mehr Ausbildungsplätze? Angesichts des Rückganges an betrieblichen Ausbildungsplätzen in den Jahren 2001 und 2002 fühlte sich die Politik gefordert, ein Zeichen zu setzen. Deshalb hatte die Bundesregierung am 3. Mai 2003 beschlossen, dass die AEVO vom 1. August 2003 bis 31. Juli 2008 ausgesetzt wird. Diese Entscheidung wurde damit begründet: „Wer ein Unternehmen führen kann, kann auch ausbilden“. Diese Begründung ist für manchen Experten mit der Auffassung vergleichbar, dass jeder Fachmann unterrichten könne, besonders beispielsweise ein englisch-sprachiger Muttersprach306 ler der beste Lehrer für Englisch als Fremdsprache wäre. Abgesehen davon sollte Betrieben mit der Aussetzung der Zugang zum Ausbildungsmarkt erleichtert und zusätzliche Ausbildungsplätze mobilisiert werden. Es wurde so dargestellt, als wäre die AEVO für ausbildungsbereite Betriebe eine bürokratische Hürde. Würde dieses angebliche Hindernis fallen, so die Annahme, würden die Betriebe trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten mehr ausbilden. Ob diese Hoffnungen eingetroffen sind, wurde in der bereits genannten Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung über die Folgen der Aussetzung der AEVO untersucht. Demnach hat die befristete Aussetzung der AEVO vielen Betrieben in den fünf Jahren den Einstieg in die Ausbildung erleichtert. Die Zahl der Betriebe wird mit rund 7.000 bis 10.000 pro Jahr geschätzt. Überdies hat diese Regelung zu zusätzlichen Plätzen zwischen 10.000 und 25.000 Plätzen pro Jahr geführt. Aber dieser Gesamteffekt fällt relativ geringer aus als erwartet. Bei den quantitativen Effekten der Aussetzung der AEVO fragt es sich aber, ob die zusätzlichen Plätze – die vor allem bei kleinen Dienstleistern, im Handel und besonders bei Betrieben mit ausländischen Unternehmern entstanden – überhaupt in direktem und ausschließlichem Zusammenhang mit der ausgesetzten Ausbilder-Eignungsverordnung stehen. Es können auch andere Faktoren gewesen sein, die zu der Erhöhung beigetragen haben. Angesichts dieser Unklarheit stellt sich die grundlegende Frage: Was sind die Determinanten bzw. dominierenden Faktoren des betrieblichen Ausbildungsangebotes? Dabei ist von vornherein zu berücksichtigen, dass die Berufsausbildung im dualen System – im Gegensatz zur schulischen und hochschulischen Berufsbildung – gleichzeitig Bestandteil des Beschäftigungssystems ist und somit einer Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen unterliegt, die durch das Beschäftigungssystem gesetzt sind. Ausgehend von dieser besonderen Funktion der dualen Berufsausbildung hat das Bundesinstitut für Berufsbildung in einer statistischen Analyse herausgefunden, dass in früheren Jahrzehnten die demographische Entwicklung große Bedeutung auf das Ausbildungsangebot hatte. Während dieser Faktor sich in letzter Zeit abgeschwächt hat, ist der Einfluss der Beschäftigungsentwicklung wichtiger geworden. Die Entwicklung der betrieblichen Ausbildung legt für die Berufsbildungsforscher die These nahe, dass die schwierige Ausbildungsplatzsituation in den Jahren 2001/2002 wesentlich auf die ungünstige Entwicklung der Beschäftigung zurückzuführen ist. Fazit der Untersuchung: „Beschäftigungssystem dominiert zunehmend Ausbildungsstellenmarkt“.6 Angesichts der Dominanz der Beschäftigungsentwicklung für das betriebliche Bildungsangebot ist es vermutlich schwierig, die Effekte zu messen, welche die befristete Aussetzung der AEVO hatte. Vielleicht liegen diese Effekte allenfalls im Nano-Bereich. Ähnliche Ergebnisse hat eine empirische Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung über „Betriebliches Ausbildungsverhalten und Geschäftserwartungen“ in den Jahren 2001 bis 2005 erbracht.7 Demnach erhöht eine Verbesserung in den Geschäftserwartungen die Wahrscheinlichkeit, dass der Betrieb Ausbildungsverträge abschließt. Dies bedeutet umgekehrt, dass eine VerschlechteDie berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 Diskussion rung der Geschäftserwartungen die Wahrscheinlichkeit verringert, dass sich ein Unternehmen für die Ausbildung junger Menschen entscheidet. Offen bleibt auch bei dieser Untersuchung, inwieweit bei der Geschäftserwartung als Determinante des betrieblichen Ausbildungsangebotes bildungspolitische Instrumente, wie die Aussetzung der AEVO, überhaupt eine Rolle spielen. Offensichtlich ist jedoch Bildungspolitik im besten Sinne auch Wirtschaftspolitik, welche die Geschäftserwartungen von Betrieben fördert und damit zur Erhöhung von Ausbildungsplätzen beiträgt. Ausbilder-Lehrgänge auf dem Prüfstand Während der Zeit der Aussetzung der AEVO haben viele tausend Ausbilder ohne den Zwang der gesetzlichen Nachweispflicht trotzdem die entsprechende Prüfung absolviert. Allerdings ist in den Jahren von 2003 bis 2006 die Zahl der bestandenen Prüfungen bundesweit zurückgegangen: Hatten 2002 noch 47.562 Teilnehmer die Prüfung bestanden, waren es im Jahr 2006 noch 30.087. Trotz dieses Rückganges hatten allein in den vier Jahren der Aussetzung von 2003 bis 2006, über die derzeit im jeweiligen Berufsbildungsbericht Daten vorliegen, insgesamt 136.523 Teilnehmer die Prüfung bestanden. Dies bedeutet: Während die Bildungspolitik die pädagogische Prüfung für neue Ausbilder kurzfristig abgeschrieben hatte, hat diese Ausbilderprüfung in den über 30 Jahren ihres Bestehens nach wie vor ihren Stellenwert in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Teilnehmer werden zumeist in Lehrgängen auf die Prüfung vorbereitet. Bisher fehlte eine systematische Evaluation dieser Angebote. Deshalb war man auf die lange angekündigte Studie der Stiftung Warentest gespannt, in der solche Lehrgänge von Anbietern im Jahr 2007 ausgewertet wurden (Vgl. Anmerkung 2). Da der Markt der Anbieter regional verschieden ist, aber die Stiftung an bundesweiten Angeboten interessiert ist, standen besonders 12 Fernlehrgänge von 123 Anbietern im Focus der Analyse. Von diesen Lehrgängen wurde einer mit „sehr gut“ bewertet, zwei jedoch waren „mangelhaft“ wegen veralteter Lehrmaterialien und der fehlenden Präsenzphasen. Da Teilnehmer von Fernlehrgängen aus Sicht des Verfassers nur eine relativ kleine Gruppe unter den Prüfungsteilnehmern ausmachen, wird auf diese Analyse nicht weiter eingegangen. Wichtiger sind die Ergebnisse der Studie über die 253 untersuchten Ausbilder-Lehrgänge, in denen der überwiegende Teil der Prüfungsteilnehmer qualifiziert wird. Laut dieser Studie werden Ausbilder-Seminare größtenteils von den Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern angeboten. Die Kurse orientierten sich inhaltlich an den Vorgaben des vom Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung empfohlenen Rahmenstoffplans von 1998 und seien damit gut miteinander vergleichbar. Einige Anbieter kritisierten zwar, dass dieser Plan sehr theoretisch angelegt sei und teilweise an den Bedürfnissen der Teilnehmer vorbeigehe. Aber für die Stiftung „verschafft die weitgehende Orientierung an diesem Plan potenziellen Teilnehmern Vergleichsmöglichkeiten bei der Wahl eines Kurses“(Vgl. Anmerkung 2, S. 3). Interessierte für einen Ausbilder-Lehrgang können unter einem breiten Spektrum an Kursen auswählen, die sich nicht nur im Preis und der fachlichen Ausrichtung unterscheiden, Die berufsbildende Schule (BbSch) 60 (2008) 10 sondern auch in der zeitlichen Struktur. Demnach würde die Lehrgangsdauer der untersuchten 253 Lehrgänge zur Ausbildung der Ausbilder wie folgt differieren: – 80 bis 99 Unterrichtseinheiten: 31 Prozent – 100 bis 119 Unterrichtseinheiten: 18 Prozent – über 120 Unterrichtseinheiten: 51 Prozent; dabei entspricht eine Unterrichtseinheit üblicherweise 45 Minuten. Aber diese Aufstellung ist für den Verfasser nicht nachvollziehbar. Denn nach seiner Beobachtung des Marktes hat die Mehrheit der Lehrgänge nicht über 120 Einheiten, sondern weniger – bei manchen Anbietern sogar viel weniger. Dieser Trend ist damit begründet, dass in Wirtschaft und Gesellschaft Zeit immer mehr ein knappes Gut ist, und deshalb in der betrieblichen Praxis gefordert wird, die Qualifizierung der Ausbilder sollte sich nicht über längere Zeit erstrecken. Außerdem wird in der Studie die methodische Gestaltung der Lehrgänge zu wenig beleuchtet. Die These, „dass die didaktische Gestaltung der Seminare in der Regel eher traditionell und von einem frontalen Unterrichtsstil geprägt ist“, wird nicht begründet. Dabei wird weder differenziert erfasst, wie der Unterricht oder Lehrgang abläuft – Frontalunterricht ist nicht gleich Frontalunterricht – ,noch wird geklärt, welches methodische Verfahren bei welchen Inhalten und welchen Adressaten angebracht ist. Überdies werden didaktische Neuerungen, wie sie bei einigen Anbietern in Gruppenarbeit oder Selbstlernphasen bestehen, außer Acht gelassen. Nicht zuletzt werden die Zusammenhänge zwischen Lehrgangsdauer, Größe der Gruppe, Prüfungserfolg und Lehrpersonal ausgeblendet. Wie Untersuchungen des Bundesinstituts für Berufsbildung über die Qualität der Weiterbildung von Migranten belegen, kommt es aber gerade auf die didaktische Kompetenz des Lehrpersonals und die Kursgestaltung an. Wegen dieser und anderer Fragen fehlt weiter eine systematische Evaluation der AusbilderLehrgänge. Gerade diese Evaluation könnte für die gerade anstehende pragmatische Modernisierung und Neuausrichtung der Ausbilder-Eignungsverordnung wertvolle Anregungen geben! Anmerkungen: 1 2. Verordnung zur Änderung der Ausbilder-Eignungsverordnung vom 14. Mai 2008. In: Bundesgesetzblatt, Teil I, Nr. 19 vom 26. Mai 2008, S. 854. 2 Stiftung Warentest: Zurück auf die Schulbank. In: http// www.test.de/themen/bildung – soziales/weiterbildung/test/-Ausbildung-derAusbilder/1667979/1667979/1639118/ 3 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Innovationskreis berufliche Bildung. Bonn 2007, S. 7. 4 Reinhard Zedler: Qualifizierte Ausbilder braucht das Land. In: Cramer/Schmidt/Wittwer (Hrsg.): Ausbilder-Handbuch, Köln 2006, 85. Erg.-Lieferung, S. 8. 5 Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Mehr Ausbildungsbetriebe – mehr Ausbildungsplätze – weniger Qualität? In: BIBB-Report, Nr. 3, Bonn 2007, S. 7. 6 Klaus Troltsch/Günter Walden: Beschäftigungssystem dominiert zunehmend Ausbildungsstellenmarkt. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 36 (2007) 4, S. 5–9. 7 Hans Dietrich/Hans-Dieter Gerner: Betriebliches Ausbildungsverhalten und Geschäftserwartungen. In: Sozialer Fortschritt, 57 (2008) 4, S. 88–93. 307 TOP-Finanzierung für Beamte, Angestellte und Arbeiter im Öffentlichen Dienst sowie Akademiker Beamtenkredite mit 0,09 % www.top-finanz.de Zinsen gibt es nicht! ➞ Beamten-Darlehen und Spezialdarlehen mit garantiertem Festzins 12 Jahre 5,50% effektiver Jahreszins 5,88% 20 Jahre 5,99% effektiver Jahreszins 6,57% Beispiele für 32-jährige Beamtin – 20 Jahre Laufzeit – jew. inklusiv Lebensvers.-Beitrag: 15 000,– € mtl. 137,43 € 25 000,– € mtl. 227,79 € 40 000,– € mtl. 362,47 € Sie erhalten kostenfreie TOP-Angebote mit unserem Versprechen: Nur das Beste für Sie aus einer Auswahl des ges. 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