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ZU GLEICH Zeitschrift der Artillerietruppe 1/2013 Der maritime Beitrag zur STF JFSCG und Air Space Management in AFG OA- Bataillon Idar-Oberstein meldet sich ab Präzision und Sicherheit www.junghans-microtec.de FREMEN: Die neue Generation Marinezünder von JUNGHANS microtec. Zur Flugabwehr, Seekriegsführung über Wasser und Feuerunterstützung durch die Marine. JUNGHANS Microtec GmbH 78655 Dunningen-Seedorf Germany JUNGHANS T2M SAS 45240 La Ferté Saint Aubin France A Diehl and Thales company Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe 6 Das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr – Personalführung für die Streitkräfte aus einer Hand. 9 Kraft schöpfen für gute und schwere Tage – Militärgeistliche begleiten Einsatzkontingente der Bundeswehr Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung 13 Ein letztes Mal - „Regiment, ich zähle… 16 Amt für Heeresentwicklung Gruppe III 2 STF/ IndirF 19 Unter dem Schutz des TIGERs 22 Der zukünftige maritime Beitrag zur STF 29 Joint Fire Support im Österreichischen Bundesheer – Möglichkeiten und Ansätze zur Umsetzung 34 Übergabe der Verantwortung… auch im Luftraum – Einsatzgänger JFSCG des ArtLehrRgt 345 36 „Von der Fläche auf den Punkt“ – Das Raketenartilleriebataillon 132 beweist sein Können im Rahmen der STF Aus Mutterhaus und Truppe 39 Schießvorhaben des Artillerieregiments 100 41 Deutsch- französisches Chefseminar in DRAGUIGNAN 43 Ende einer Ära – Die Weiterentwicklung der Truppengattungen wird zentralisiert 45 PROFIL unter dem „IRON DOME“ 47 Sincere et Constanter (Aufrichtig und Standhaft) 49 Erfahrungsbericht zum Einsatz im Rahmen eines OMLT/ (MAT) 53 Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN meldet sich ab 56 75 Jahre Garnisonsstadt IDAR- OBERSTEIN, Teil 2 Die Alliierten- von Besatzern zu Partnern und Freunden Allgemeine Berichte 59 Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders – Vereinbarkeit von Familie und Beruf an der Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN 61 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 63 Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. 65 Zelle Artillerie der HSU/ Uni Bw HAMBURG: Besuch beim Artillerieschießen und Barbarafeier 67 Neue Kommandeure 69 Quo vadis Bundeswehr? Das Berufsbild des Offiziers im Wandel 71 Absichten – eine Glosse 73 „Siggi“ Kuhlmann zu Gast bei der Heiligen Barbara 74 Buchbesprechung - Sascha Kuhnert und Friedrich Wein: Die Marinegeschütze des Westwalls am Oberrhein 76 Kommunikations- und „Büro“-historische Weiterbildung für „Digital Natives“, für alle Anderen - blasse Erinnerung 78 Geschichte der Eisenbahnartillerie vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs, Teil 1 84 Anekdoten Aus der Redaktion 85 In eigener Sache, Impressum 86 Redaktionsbeiträge von Institutionen und Firmen, die der Bundeswehr verbunden sind ZU GLEICH 1 / 2013 3 ZU GLEICH 1 / 2013 Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe Auch in diesem Jahr werden weitere Maßnahmen zur Einnahme der neuen Struktur umgesetzt. Unsere Kameraden aus dem aufgelösten Bereich Weiterentwicklung haben nach und nach das Mutterhaus verlassen, um sich zukünftig im Amt für Heeresentwicklung in KÖLN sowie im Ausbildungskommando in LEIPZIG für die Belange der Artillerietruppe und der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung einzusetzen. Damit endet zum 1. Juli 2013 meine Zuständigkeit als General der Artillerietruppe für die Weiterentwicklung der Truppengattung. Am 23. März wurde das letzte Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr, unsere 132er aus SONDERSHAUSEN, mit einem feierlichen Appell aufgelöst. Die MARS- Batterien werden den Artilleriebataillonen der Heeresstruktur2011 unterstellt und verlegen nach IDAR-OBERSTEIN, MUNSTER und WEIDEN. Teile des Bataillons bilden den Nukleus für das neu aufzustellende Feldwebelanwärter-/ Unteroffizieranwärter- Bataillon und bleiben in SONDERSHAUSEN. Seit 1. April ist die Artillerieschule für dieses Bataillon vorgesetzte Dienststelle. Was erwartet Sie in dieser Ausgabe unserer „ZU GLEICH“ unter anderem? Das neue Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wird vom Vizepräsidenten Generalmajor Manfred Hofmann vorgestellt. Mit einem Beitrag aus dem Bereich Militärseelsorge nehmen wir Einblick in eine „Serviceleistung“, die vor allem im Einsatz gerne und rege in Anspruch genommen wird. Die Gruppe III 2 Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer des Amtes für Heeresentwicklung in KÖLN stellt sich vor. Die Marine beschreibt erstmalig in der „ZU GLEICH“ ihren Beitrag zur Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstüt zung (STF) durch Seestreitkräfte. Der bevorstehende Abzug aus AFGHANISTAN bringt uns zeitnah zunächst den Rücktransport aller Drohnen KZO (Kleinfluggerät- Ziel- Ortung). Der Abzug unserer Panzerhaubitzen aus AFGHANISTAN wird vorbereitet. Die ersten beiden Geschütze haben bereits im März in die Heimat zurückverlegt. Mit der Auflösung des OP NORTH wird auch die dort eingesetzte Panzerhaubitze hach DEUTSCHLAND verbracht. Die restlichen drei Panzerhaubitzen werden am Einsatzstandort KUNDUZ bis ca. August/ September verbleiben und dann im Zuge der Aufgabe dieser Einsatzliegenschaft aus dem Einsatzland abgezogen. Alle sechs Einsatz- Haubitzen werden an der Artillerieschule zusammengefasst. Dies ermöglicht eine Ausbildung und Instandsetzung auch an den eingebauten Klimaanlagen in zentraler Verantwortung und entlastet die Truppe. Ein neuer Einsatz kann so aus einer Hand ohne aufwändige Absprachen und Querverschiebungen vorbereitet werden. Auch unsere „Wetterleute“ sollen zeitgleich ihren Einsatz beenden. Die Boden/ Boden- Anteile der Joint Fire Support Teams werden nach Abzug der Panzerhaubitzen AFGHANISTAN verlassen. Dagegen verbleiben die Luft/ Boden Anteile zunächst im RC NORTH (Regionalkommando NORD), um den in 2014 geplanten Abzug der ISAF- Truppen (International Security Assistance Forces) aus AFGHANISTAN im Zusammenwirken mit Kampfhubschraubern und Luftstreitkräften zu überwachen. Im Juni 2013 besteht in IDAR- OBERSTEIN Anlass zu feiern. 25 Jahre Patenschaft zwischen der Stadt und der Artillerieschule fallen in diesem Jahr mit dem Jubiläum 75 Jahre Garnison zusammen. Mit feierlichen Festakten im Stadttheater und im Rathaus werden beide Ereignisse gewürdigt. Ich wünsche allen Angehörigen der Artillerietruppe dienstlich und persönlich alles Gute, und den Kameradinnen und Kameraden im Einsatz eine gesunde Heimkehr. ZU GLEICH 1 / 2013 4 5 Das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr Personalführung für die Streitkräfte aus einer Hand. Generalmajor Manfred Hofmann ist Vizepräsident des Bundesamtes für Personalmanagement der Bundeswehr Auf dem Weg in die Neuausrichtung der Bundeswehr ist auch das Personalmanagement einem tiefgreifenden Veränderungsprozess unterworfen. Inzwischen ist wohl allgemein bekannt, dass - beginnend vor knapp drei Jahren - eine umfassende Lagebeurteilung zum Auftrag, zu den Kräften, Mitteln und Strukturen der Bundeswehr eingeleitet wurde. Letztlich begründeten die Analyse der sicherheitspolitischen Herausforderungen, der finanzpolitischen Möglichkeiten, der demographischen Bedingungen im Wettbewerb um Personalpotentiale und nicht zuletzt die Aussetzung der Wehrpflicht den enormen Handlungsbedarf für eine grundlegende Neuausrichtung der gesamten Bundeswehr. Generelles Ziel dieser Neuausrichtung ist es, die Bundeswehr wieder so aufzustellen, zu finanzieren und dann auch so zu führen, dass wir als Land unsere nationalen Interessen wahren und internationale Verantwortung gemeinsam mit Partnern erfolgreich gestalten können. Selbstverständlich steht dabei außer Frage, dass ein solcher Prozess alle relevanten Bereiche wie Konzeptionen, Strukturen, Organisation, Ausrüstung, aber auch Ausbildung und Erziehung der in der Bundeswehr dienenden Menschen berühren muss oder gar verändert. Wenn solche Strukturüberlegungen in der Geschichte der Bundeswehr angestellt wurden, galt bisher und gilt unverändert auch dieses Mal, dass bei allen Überlegungen die Menschen unser größtes Kapital sind. Dies ist nicht nur eine wohlklingende Formulierung, sondern die wichtigste Grundlage jeder Personalplanung. Nur gutes Personal kann die Basis sein, auf der alles steht - und das nicht nur mit Blick auf Soll-/Ist-Vergleiche oder das Herstellen und Halten bestimmter Fähigkeiten. Nein, nur Menschen geben einer Organisation das Gesicht, drücken Geist und Haltung aus und verkörpern durch Charakter und Ethos die Streitkräfte, wie wir sie in Deutschland haben wollen. In diesem Verständnis ist ein maßgeschneidertes Personalmanagement von der Werbung über die Einstellung bis zur Einplanung als Reservist eine Schlüsselvoraussetzung für die Einsatzfähigkeit auf allen Ebenen. Der Bundesminister der Verteidigung führte dazu in seiner Grundsatzrede zur Neuausrichtung der Bundeswehr am 18. Mai 2011 aus: „Die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr wird die zentrale Herausforderung der Zukunft.“ Und konsequenter Weise stellt sich der Kerngedanke der personellen Neuausrichtung so dar, dass erstmalig seit Bestehen der Bundeswehr, auf ministerieller wie Ämterebene, die fachliche und organisatorische Verantwortung im Personalmanagement gebündelt wird. Dabei geht es letztendlich darum, alle Menschen in der Bundeswehr, unabhängig davon, ob es sich um Soldaten, Beamte, Tarifbeschäftigte oder Auszubildende handelt, zentral und aus einer Hand durch ein professionelles Personalmanagement zu qualifizieren, zu verwenden, zu fordern und zu fördern. Von der Einstellung bis zur Zurruhesetzung. Nur so kann es gelingen, im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern kluge Köpfe und geschickte Hände für die Bundeswehr zu gewinnen und die Herausforderungen des demographischen Wandels und des Umbaus von der Wehrpflicht- zur Freiwilligenarmee zu bestehen. Anders ausgedrückt: Es geht darum, das für das gesamte Auftragsspektrum geeignete Personal zu interessieren, zu gewinnen, zu qualifizieren, zu binden und zu halten. Strukturell führten diese Überlegungen zur Aufstellung eines neuen Organisationsbereiches Personal mit einem modernen Bundesamt für das Personalmanagement der ZU GLEICH 1 / 2013 6 5 Bundeswehr (BAPersBw), einer nunmehr gemeinsamen Personalgewinnungsorganisation, einem neu geschaffenen Bildungszentrum und den beiden Universitäten der Bundeswehr. Bei aller organisatorischen Veränderung wird aber die Bewährung im Kerngeschäft, der Personalentwicklungsarbeit, also dem klassischen operativen Personalführergeschäft, unverändert hohe Anforderungen an uns stellen. Organisatorisch führt diese neue Struktur zwangsläufig zu Anpassungen oder Auflösungen, etwa aller Kreiswehrersatzämter oder der bisherigen Nachwuchsgewinnungszentren. Die Umstrukturierung im Bereich des Personalmanagements ist kein einfacher, sondern ein grundlegender Prozess. Und genau diese Aufgabe kann und darf auch in Phasen, in denen wir selbst von konzeptioneller Neuausrichtung und organisatorischem Umbau betroffen sind, nicht an Qualität einbüßen. Diese Herausforderung können wir bestehen, denn die ehemalige Stammdienststelle der Bundeswehr ist bereits als Abteilung IV voll funktionsfähig in das BAPersBw übergegangen. Mit der Schaffung eines eigenen Organisationsbereiches Personal, mit ministerieller Abteilung und nachgeordnetem Bereich, wurde erstmals in der Geschichte der Bundeswehr die Bedeutung des Personalmanagements auch organisatorisch eindeutig unterstrichen. Mit dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, das im Dezember 2012 seine Arbeit aufgenommen hat, wird erstmalig die organisatorische und die fachliche Verantwortung sowohl des militärischen als auch des zivilen Personalmanagements und der gesamte Kreislauf von Personalgewinnung, Personalentwicklung bis hin zur Personalausgliederung in einem Amt konzentriert und verantwortet. Ihr folgt am 1. Mai 2013 das Personalamt der Bundeswehr, bis dahin noch selbständig, dann als Abteilung III. Das bedeutet, dass es im operativen Teil der militärischen Einzelpersonalführung für Offiziere, Unteroffiziere und große Teile der Mannschaften, die heute schon zentral geführt werden, eine bruchfreie Weiterführung der Personalführungsarbeit geben wird. Die grundlegende Forderung, den geeigneten Bewerber zu finden, ihn zielgerichtet auszubilden, zu qualifizieren und zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Dienstposten zu bringen, bleibt unverändert die Herausforderung auch unserer zukünftigen Arbeit. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es in unserem Aufgabenbereich, so wie wir ihn verstehen und mit Leben füllen wollen, immer um Menschen geht, um deren Familien, um Schicksale, um Zukunft, Wünsche, Träume, Ziele, aber auch um Bedarf, die Sicherstellung der personellen Einsatzbereitschaft und damit die Erfüllung des Auftrages der Streitkräfte als handlungsleitende Vorgabe. ZU GLEICH 1 / 2013 7 Und es geht um gegenseitiges Vertrauen. Vertrauen in ehrliche, sachliche Beratung und belastbare Karriereplanungen vom ersten Kontakt mit den Nachwuchsgewinnern in den Karrierecentern und den zugeordneten Karriereberatungsbüros bis zum Ausscheiden als Soldat auf Zeit oder der Zurruhesetzung als Berufssoldat. Die Bewältigung dieser Gratwanderung zwischen Organisationsinteresse und persönlichem Interesse war, ist und bleibt die wesentliche Leistung des militärischen Personalmanagements. Mit seiner Entscheidung zur Neuausrichtung der Bundeswehr vom 18. Mai 2011 hat Minister Thomas de Maizière von Anfang an deutlich gemacht, dass Personalgewinnung für die Streitkräfte in Zukunft nur funktioniert, wenn wir als Arbeitgeber auf den Markt treten, der in seinem Bemühen um gutes Personal eben nicht in starrer Abgrenzung zwischen Interessenten für militärische oder zivile Karrieren kategorisiert, sondern Berufschancen für alle Bewerber anbietet und bei solchen Angeboten das Prinzip der Durchlässigkeit pflegt. Deshalb genießt die neue Personalgewinnungsorganisation der Bundeswehr auf ihrem Weg zu einem solchen Auftritt für zivile wie auch militärische Laufbahnen sehr hohe Priorität. Dieser Ansatz erforderte ein Zusammenführen unserer beiden, bislang nebeneinander agierenden Zweige der zivilen und militärischen Personalgewinnung. Sichtbar wird dies durch die Indienststellung der Karrierecenter der Bundeswehr in 16 großen Städten in der Bundesrepublik. Mit diesem umfassenden Neuansatz wollen wir zum ersten Mal den gesamten Prozess des Personalmanagements in der Bundeswehr unter einer Verantwortung zusammenführen. Damit ist das komplette Verfahren gemeint - von der Personalakquise und –ansprache über die Einstellung in die Bundeswehr bis hin zur Integration in Industrie und Wirtschaft, inklusive Berufsförderungsdienst. Als Bundeswehr wollen und müssen wir erlebt werden als ein Arbeitgeber, der proaktiv und flexibel alle Angebote kommuniziert. Ein Arbeitgeber, dem kein Interessent mehr verloren gehen muss, nur weil er vielleicht für eine soldatische Laufbahn nicht geeignet ist. Denn ein adäquates ziviles Angebot kann ihm zukünftig unmittelbar und vor Ort alternativ unterbreitet werden. Zum anderen ermöglicht diese neue Organisation sowohl eine Optimierung der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Multiplikatoren in Politik, Wirtschaft und Medien als auch eine erhebliche Verbesserung des Service und der Erreichbarkeit für Menschen in der Phase einer beruflichen (Neu-)Orientierung. Mit der Aufstellung der Karrierecenter geht die Bundeswehr im Werben um interessierte Frauen und Männer einen neuen und richtigen Weg. Nur so können wir zukünftig auf dem Markt erfolgreich sein. Vieles ist neu, doch damit nicht schlechter, sondern allenfalls ungewohnt. Es ist wert, sich mit dem neuen Personalmanagement der Bundeswehr zu befassen, den Ansatz zu verstehen, die Chancen zu erkennen, aber auch zu akzeptieren, dass sich manches noch entwickeln muss. Wir im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr nehmen die Herausforderung an, sehen die neuen Wege und Möglichkeiten, können sie aber nur gemeinsam mit allen zivilen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Soldatinnen und Soldaten, für die wir Personalführungsverantwortung tragen, gehen und nutzen. Gehen Sie mit! ZU GLEICH 1 / 2013 8 Kraft schöpfen für gute und schwere Tage – Militärgeistliche begleiten Einsatzkontingente der Bundeswehr Militärpfarrerin Inga Troue, Ev. Militärpfarramt IDAR- OBERSTEIN „Was macht eigentlich ein Militärpfarrer im Auslandseinsatz“, so werde ich gelegentlich im Lebenskundlichen Unterricht von Soldatinnen und Soldaten gefragt, die gerade erst ihren Dienst bei der Bundeswehr begonnen haben. Doch nicht nur die Neulinge bei der Bundeswehr stellen solche Fragen, sondern auch Zivilpersonen, die der Bundeswehr eher fern stehen. Was unterscheidet nun den Dienst des Militärpfarrers im Einsatz von dem am Standort? Die besondere Situation des Einsatzes macht es erforderlich, dass die Militärpfarrer ihren Dienst an die jeweilige Situation vor Ort anpassen und das kann zu einer Verschiebung von Arbeitsschwerpunkten führen. Generell teilen ja die Militärpfarrer die gleichen Bedingungen, die die Soldatinnen und Soldaten im Einsatzland vorfinden, seien es nun die klimatischen Bedingungen, die Ausstattung des Camps, die Trennung von zu Hause oder die Gefährdungslage im Einsatzgebiet. Während es z. B. in BOSNIEN und im KOSOVO möglich war, dass auch während des Einsatzes an einigen Wochenenden Soldatenrüstzeiten zur Erholung angeboten wurden, so ist dies aufgrund der Gefährdungslage im ISAF- Einsatz nicht möglich. Ich selbst habe im KFOR- Einsatz zusammen mit meinem katholischen Kollegen beispielsweise „Lebenskundliche“ Tagestouren angeboten, die dazu dienten Land, Leute und Kultur im KOSOVO kennenzulernen. Dieses haben besonders die Soldatinnen und Soldaten gerne angenommen, die von Dienst wegen nur im Lager Hinweisschild Seit sich der Auftrag der Bundeswehr Ende der 1980er Jahre geändert hat und die Bundeswehr in immer mehr Auslandseinsätze geht, begleiten auch die Militärpfarrer die Einsätze mit. Da die Militärseelsorge auch vorher die übende Truppe mit ins Ausland begleitet hat, war es keine Frage, auch die Auslandseinsätze seelsorgerlich zu begleiten. So haben Militärpfarrer schon die Auslandseinsätze in KAMBODSCHA, SOMALIA und auf dem BALKAN begleitet. Ich selbst kann bisher auf einen Einsatz im Jahr 2011 im KOSOVO zurückblicken. Während ich diesen Artikel schreibe, laufen bereits die Vorbereitungen für den nächsten KFOR- Einsatz. Gotteshaus ZU GLEICH 1 / 2013 9 zu tun hatten und sonst keine Möglichkeit gehabt hätten, auch etwas mehr vom Einsatzland selbst zu sehen. Für andere wiederum war es eine willkommene Unterbrechung des oft als monoton empfundenen Dienstalltags im Einsatz. die gerade in solchen Camps gefeiert werden können, wo Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen ihren Dienst tun und auch Militärgeistliche verschiedener Nationen vor Ort sind. Das habe ich im KFOR- Einsatz mehrfach Besonders deutlich wird die Verlagerung der Arbeitsschwerpunkte, wenn es um Lebenskundlichen Unterricht und um die Zahl der Gottesdienste geht. Im Inland liegt der Arbeitsschwerpunkt deutlich beim Lebenskundlichen Unterricht, was natürlich auch dadurch bedingt ist, dass ich als Militärpfarrerin an der Artillerieschule tätig bin. Im Einsatz habe ich lediglich ein ökumenisches Halbtagesseminar für Offiziere durchgeführt. Dies deckt sich auch mit Erfahrungen meiner Kolleginnen und Kollegen, die während des Einsatzes kaum oder gar keine Lebenskundlichen Unterrichte erteilen. Die Zahl der Gottesdienste ist dafür im Einsatz höher, da jeden Sonntag ein Gottesdienst angeboten wird, während an den Standorten in DEUTSCHLAND in der Regel einmal im Monat Standortgottesdienst ist. Meistens werden die Gottesdienste konfessionsverschieden gefeiert, manchmal aber auch ökume- Während des Sonntagsgottesdienstes im Hauptquartier in PRISTINA nisch. Je nachdem, wie viele Feldlager oder Camps ein Militärpfarrer zu betreuen hat, können es erlebt. Die Zusammenarbeit mit Militärgeistlichen anderer dann mehrere Gottesdienste in der Woche werden. Be- Nationen, die immer ökumenisch ausgerichtet ist, habe ich sonders eindrucksvoll sind multinationale Gottesdienste, als bereichernd erlebt. Mir hat im KFOR- Einsatz die multinationale und ökumenische Zusammenarbeit viel Freude gemacht, denn ich hatte dort als Chief Chaplain die Militärgeistlichen anderer Nationen mit zu unterstützen und monatliche Treffen zu organisieren. Dort konnten wir uns über das Alltägliche im Einsatz genauso austauschen, wie auch die Unterschiede besprechen, die es zwischen den Militärseelsorgen der einzelnen Nationen gibt. Die gemeinsamen Andachten waren für mich auch spirituelle Kraftquellen, denn die verschiedenen Militärgeistlichen haben sich mit ihrer Frömmigkeit und Glaubenspraxis in die Andachten eingebracht. Vor der Lagerkapelle vorm Gottesdienst in PRIZREN ZU GLEICH 1 / 2013 10 Die Motivation am Sonntag in den Gottesdienst zu gehen, ist bei den Teilnehmenden sicherlich unterschiedlich, aber etliche nutzen diese Zeit, um Kraft im Glauben zu finden, auf andere Gedanken zu kommen, eine Auszeit vom Dienst zu haben und zur Ruhe zu kommen. Beim anschließenden Kirchenkaffee besteht die Möglichkeit mit anderen Soldatinnen und Soldaten locker ins Gespräch zu kommen. Hinzu kommen neben den Gottesdiensten Andachten zu bestimmten Anlässen bzw. zu bestimmten Zeiten im Kirchenjahr. Je nach Begabung und Kreativität des einzelnen Militärpfarrers gibt es noch weitere religiöse Angebote im Einsatz. Schließlich soll auch im Einsatz den Soldatinnen und Soldaten die Möglichkeit gegeben werden ihren Glauben zu leben und die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu pflegen. Gemeinschaft erfahren die Soldatinnen und Soldaten aber nicht nur im Gottesdienst. Eine ganz besondere Gemeinschaft ist, beispielsweise für Singbegeisterte, der „Kirchenchor“, der unter der Woche probt und sonntags im Gottesdienst seinen Auftritt hat. Der ein oder andere Soldat entdeckt im Einsatz, dass er gerne zur christlichen Gemeinschaft dazu gehören möchte, und bittet um die Taufe. Manch einer entscheidet sich ganz bewusst, im Einsatz getauft zu werden. Der Hauptschwerpunkt des Militärseelsorgers im Einsatz ist die Seelsorge und die hat verschiedene Facetten. Die Bandbreite reicht von einem zufälligen kurzen Gespräch z. B. in der Essensschlange über ein etwas längeres Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder abends in der Betreuungseinrichtung bis hin zum Einzelseelsorgegespräch unter vier Augen bei gravierenden Sorgen und Belastungen des Einzelnen. Dabei verstehen sich die Militärpfarrerinnen und Militärpfarrer als Ansprechpartner für alle Soldatinnen und Soldaten ganz unabhängig davon, welcher Konfession, Religion oder Weltanschauung sie oder er angehört. Ganz bewusst suchen etliche Soldatinnen und Soldaten den Militärseelsorger auf, weil sie in ihm einen neutralen und verschwiegenen Gesprächspartner haben, der außerhalb der militärischen Hierarchie steht. Es ist daher für den Militärpfarrer wichtig, ein offenes Ohr zu haben für die verschiedenen Sorgen und Nöte und präsent zu sein, um überhaupt ansprechbar zu sein. Meist sind es Beziehungs-, Partnerschafts- oder Eheprobleme, die die Soldatinnen und Soldaten bewegen. Das enge Zusammenleben im Lager bringt im Laufe des Einsatzes oft Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten oder Kameradinnen und Kameraden hervor. Ganz besonders ist natürlich bei Extremsituationen der Militärpfarrer als Seelsorger gefragt, etwa wenn es durch einen Anschlag Schwerstverletzte oder gar Tote gab. Dann gilt es mit den Soldatinnen und Soldaten die Situation auszuhalten, Trost zu spenden und im gemeinsamen Gebet das Unfassbare vor Gott zu bringen. Aber nicht nur die Verletzten und Verwundeten eines Anschlags oder Unfalls haben dann Gesprächsbedarf, auch die Kameradinnen und Kameraden, sowie die Helferinnen und Helfer der Blaulichttruppe oder das Sanitätspersonal im Lazarett. Wenn im Einsatz ein Soldat gefallen oder durch andere Umstände zu Tode gekommen ist, dann bietet das Abschieds- und Trauerritual Halt und Trost, um neue Hoffnung zu geben, Kraft zu schöpfen für den weiteren Dienst und den Toten in Erinnerung zu behalten. Seelsorgerlichen Beistand brauchen oft auch diejenigen Soldatinnen und Soldaten, die in Gewissensnöte geraten. Manch einer steht zum ersten Mal in seinem Leben in einer Gefechtssituation. Die Sorge um das Leben der Kameradinnen und Kameraden, sowie das eigene Leben, die Angst getötet zu werden, ist das Eine. Diese Ängste werden oft verdrängt oder ausgeschaltet, manchmal schwingen sie unterschwellig mit. Das Zweite ist der Gebrauch der Waffe und die möglicherweise daraus resultierenden Schuldgefühle. Es gibt Grenzsituationen des Handelns, die eine behutsame Aufarbeitung im Nachhinein notwendig machen. Jede Soldatin und jeder Soldat werden mir wohl bestätigen, dass jeder Einsatz und jedes Einsatzland anders ist, samt seiner Besonderheiten und Herausforderungen. Der Artikel über den Dienst des Militärpfarrers im Auslandseinsatz ist darum allgemein gehalten und gibt nicht alle Aspekte der Einsatzwirklichkeit wieder. Er ist aus Sicht einer Evangelischen Militärpfarrerin geschrieben und mit persönlichen Erfahrungen angereichert. Zukünftige Einsätze verändern möglicherweise den Dienst der Militärseelsorger unter den Soldaten. ZU GLEICH 1 / 2013 11 ZU GLEICH 1 / 2013 12 Ein letztes Mal – „Regiment, ich zähle…“ Hauptmann Daniel Kibart, Offizier Militärisches Nachrichtenwesen, Artillerieregiment 100, MÜHLHAUSEN Am 14. November des vergangen Jahres fielen diese Worte zum letzten Mal für das Artillerieregiment 100 „Freistaat Thüringen“, denn im Rahmen der Umstrukturierung wird das einzig verbliebene Artillerieregiment der Bundeswehr aufgelöst und die unterstellten Verbände neu aufgestellt oder auf vorhandene Verbände verteilt. Seitdem das Artillerieregiment 100 am 1. Juli 2007 aus der umgegliederten Artilleriebrigade 100 aufgestellt wurde, ist es der einzige artilleristische Großverband, der gleichermaßen über die Wirkmittel Rohr und Rakete, wie auch über sämtliche Aufklärungssysteme der Artillerie verfügt. Das Regiment führte in der kurzen Zeit seines Bestehens zahlreiche Übungsplatzaufenthalte durch, bei denen u. a. die ersten MRSI- (Multiple Rounds Simultaneous Impact) oder SMArt- (Suchzündermunition Artillerie) Schießvorhaben innerhalb der Truppe durchgeführt wurden. Im Rahmen der Einsatzverpflichtung der 1. Panzerdivision, zu der das Regiment seit seinem Bestehen 2007 gehört, brachten Soldaten der 3./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 (BeobPzArtBtl 131) als erste das KZO- System (Kleinfluggerät Zielortung) zu Aufklärungszwecken im Jahre 2009 in den ISAF Einsatz (International Security Assistance Forces). Seitdem die Artillerietruppe sich auch mit Wirkmitteln am Einsatz beteiligt, unterstützte es die Kontingente entweder mit Material oder Soldaten, so dass zu Beginn diesen Jahres erneut auch die JFSCG (Joint Fire Support Coordination Group) und die beiden verminderten Geschützzüge durch das Regiment gestellt wurden und nach AFGHANISTAN verlegten. Neben dem Einsatz in artilleristischer Funktion bewiesen die Soldaten des Regiments auch immer wieder in anderer Funktion ihr Können, wie beispielsweise das Raketenartilleriebataillon 132 (RakArt 132) im Jahre 2011 bei ORF (Operational Reserve Forces) im KOSOVO. Bis zum Beginn der Phase des Regimentsschießens am 12. November 2012 hatten mehr als 1100 Soldaten, von LÜNEBURG bis BISCHOFSWIESEN, ihren Weg auf den Truppenübungsplatz nach BAUMHOLDER gefunden und zum Teil bereits fast zwei Wochen für das Schießen vorgeübt oder vorbereitet. Insgesamt waren so letztendlich neben 17 einzelnen Feuereinheiten sowie technischen Aufklärungsmitteln der Artillerietruppe ebenso Gebirgsjäger, Heeresaufklärer, Jagdbomber TORNADO und Teile der Luftbeweglichen Brigade 1 mit Panzerabwehrhubschraubern und Darstellungsfliegern vor Ort, damit das Regiment letztmalig seine Fähigkeiten im Rahmen einer Übung unter Beweis stellen konnte. Ziel von Kommandeur Oberstleutnant Axel Gerhard Hermeling war es, die unterstellten Verbände im Regimentsrahmen beüben zu können, um sie mit einem hohen Einsatzwert und der nötigen artilleristischen Fachkompetenz an die zukünftigen Truppenteile und deren Kommandeure übergeben zu können. Das zum Regiment gehörende BeobPzArtBtl 131 wird beginnend in diesem Jahr nach WEIDEN i. d. OPf. verlegen und mit einer Batterie des RakArtBtl 132 dort der neuen Division Süd unterstellt werden. Die übrigen Batterien des RakArtBtl 132 werden nach MUNSTER und IDAR-OBERSTEIN gehen und dort dem Artillerielehrbataillon 325 (ArtLehrBtl 325) sowie dem Artillerielehrbataillon 345 (ArtLehrBtl 345, vormals ArtLehrRgt 345) unterstellt. Neben den mehr als 1100 Soldaten des Regiments und der unterstützenden Verbände befanden sich während der zwei Wochen vom 3. bis zum 15. November ebenso verschiedene ausländische Delegationen aus CHINA, den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN, ASERBAIDSCHAN, MAZEDONIEN und den NIEDERLANDEN vor Ort, um sich über das Gerät zu informieren und den Übungsvorhaben beizuwohnen. Oberstleutnant d. R. Dirk Menn, der gespiegelte Kommandeur des Regiments und für die Betreuung der Gäste vor Ort zuständig, hatte somit mehr als zu tun, um die einzelnen Besucherwünsche zu koordinieren und alle auftretenden Fragen zu beantworten. Oberstleutnant d. R. Menn und die Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Ein Großteil des Personals und Materials befand sich seit dem 3. November auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER. Die Vorkommandos waren zu diesem Zeitpunkt schon einige Tage im Lager AULENBACH, dem Truppenlager für die übende Truppe, um alles für die Anreise und Entladung vorzubereiten. Während der folgenden Woche hatten die beiden gebildeten Artillerie Task Forces (ArtyTF) die Möglichkeit, eigene Übungsvorhaben durchzuführen. Das PzArtBtl 215 unter dem Kommando von Oberstleutnant Markus Lück und das BeobPzArtBtl 131 ZU GLEICH 1 / 2013 13 unter Oberstleutnant Michael Heinrich bildeten jeweils den Kern der beiden ArtyTF, die durch Raketenwerfer MARS, 120mm Mörser vom Typ TAMPELLA und Aufklärungsmittel weiter ergänzt wurden, so dass diese sämtliche technische Aufklärungs- und Wirkmittel der Artillerie enthielten. Oberst Oliver Kohl, und der stellvertretende Kommandeur der Divisionstruppen, General Axel Georg Binder, vor dem Regimentsgefechtsstand auf der Schießbahn 1B eingefunden, um dem Schießen beizuwohnen. Am 12. November begann die drei tägige Phase des Regimentsschießens, welches neben artilleristischen Schießvorhaben und dem Einsatz von BO 105 zur Ausbildung der Joint Fire Support Teams, den Höhepunkt in einer Regimentsfeuerzusammenfassung unter Teilnahme von Jagdbombern des Typs TORNADO finden sollte. General Binder, Oberst Kohl, Oberstleutnant Schaus, Oberstleutnant Hermeling, Oberstleutnant Heinrich und Oberstleutnant Lück (im Vordergrund von links nach rechts) Panzerabwehrhubschrauber BO105 der Luftbeweglichen Brigade 1 Am 14. November 2012, um 15:15 Uhr, war es dann soweit. Zwar musste aufgrund des schlechten Wetters an diesem nebligen Mittwochnachmittag der Einsatz der Jagdbomber TORNADO mit ihren 250kg schweren Sprengbomben ausfallen, doch die Feuerzusammenfassung der übrigen Wirkmittel war nicht minder eindrucksvoll. So kam dann Oberstleutnant Paul-Jörg Pickrahn, einem Mann der ersten Stunde innerhalb des Regiments und stellvertretendem Kommandeur, die traurige Ehre zu Teil, das Feuerkommando einzuzählen. Über Funk klang es zum letzten Mal: „Regiment, ich zähle…“ und wenige Augenblicke später folgten im dichten Nebel von BAUMHOLDER dumpfes Donnern und Grollen aus den einige Kilometer weit entfernten Feuerstellungen. Panzerhaubitze 2000 während des Schießens Ein erstes Schießen von SMArt war außerhalb des Übungsbetriebes für den 15. November weiterhin vorgesehen, welches aufgrund der schlechten Sicht jedoch vorerst ausfallen musste. Dieses konnte aber wenige Monate später „erfolgreich“ durchgeführt werden. Nachdem die ersten beiden Tage mit Übungs- und Ausbildungsvorhaben absolviert waren, bildete eine Feuerzusammenfassung aller Einheiten am dritten und letzten Tag der zweiten Übungswoche den offiziellen Abschluss des letzten Übungsplatzaufenthaltes vor Auflösung und Umgliederung. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich neben den Kommandeuren und Soldaten der beteiligten Verbände ebenso der ehemalige Kommandeur des Regiments, ZU GLEICH 1 / 2013 14 Einzählen der letzten Regimentsfeuerzusammenfassung Sollte dies auch die letzte Feuerzusammenfassung gewesen sein, meldete sich das Artillerieregiment 100 „Freistaat Thüringen“ noch nicht gänzlich vom artilleristischen Auftrag ab, da noch weitere Übungsvorhaben für das Jahr 2013 vorgesehen sind. Zwar nicht mehr in dieser Stärke der Größenordnung unter Teilnahme von Personal und Material, jedoch nicht minder wichtig. Im Laufe diesen Jahres werden die unterstellten Verbände bis zur abschließenden Übergabe an die neuen Truppenteile artilleristisch weiter durch das Regiment geführt und begleitet, so dass gut ausgebildete Artilleristen dort ihren Dienst antreten können. Blick von B- Stelle 1A in das Gelände Aufschläge im Ziel ZU GLEICH 1 / 2013 15 15 Amt für Heeresentwicklung Gruppe III 2 STF/ IndirF Oberstleutnant Thomas Moog, Dezernatsleiter Dezernat Ausbildung III 2 (2) im Amt für Heeresentwicklung ATV – GrpWE – BerWE – über Jahrzehnte war Weiterentwicklung untrennbar mit der Artillerieschule in IDAR-OBERSTEIN verbunden. Seit dem 1. April dieses Jahres ist alles anders. Die Gruppe III 2 – Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer (STF/ IndirF) des Amtes für Heeres entwicklung (AHEntwg) in der Konrad-AdenauerKaserne in KÖLN stellt sich vor. Großgeräts stellten auch für das Heer die Weichen für die Zukunft. Ableitung Die konzeptionellen und planerischen Schritte für das HEER2011 sind abgeschlossen, die Umsetzung ist in vollem Gange. Anders als bei bisherigen Umstrukturierungen erfolgt die Einnahme der Struktur diesmal von oben nach unten – neudeutsch: top-down. Für das Heer fiel der Startschuss daher folgerichtig am 1. Oktober 2012 mit der Aufstellung des Kommandos Heer (Kdo H). Mit den Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) hat der Bundesminister der Verteidigung am 18. Mai 2011 die Grundlage für die Neuausrichtung der Streitkräfte erlassen. Seine Entscheidungen vom 26. Oktober 2011 zur Grobstruktur der Bundeswehr, zur Stationierung und zur Festlegung von Art und Umfang strukturbestimmenden Der nächste wesentliche Schritt zur Realisierung der Struktur begann am 1. April 2013 mit der Aufstellung des Amtes für Heeresentwicklung in KÖLN und der des Ausbildungskommandos (AusbKdo) in LEIPZIG. Ab Oktober dieses Jahres wird die Truppe mit der Umgliederung beginnen und die neue Struktur im Amt für Heeresentwicklung ZU GLEICH 1 / 2013 16 Schwerpunkt in den Jahren 2014 und 2015 einnehmen. Danach folgen die Ausbildungseinrichtungen. Im Jahr 2017 wird das Deutsche Heer seine Zielstruktur eingenommen haben. Amt für Heeresentwicklung Die bisherige zweistufige Weiterentwicklungslandschaft der Truppengattungen des Heeres erfährt im AHEntwg in KÖLN einen neuen, innovativen Ansatz. Die Aufgabe der Weiterentwicklung im Heer liegt seit dem 1. April 2013 hier in einer Hand und wird jetzt in einer einstufigen Weiterentwicklung umgesetzt. Der Umfang und der Zuschnitt des Amtes sind dabei Spiegelbild für die heerestypisch komplexen, vielfältigen, sich wechselseitig zu einem System Heer ergänzenden Truppengattungen in ihrer großen Bandbreite von Fachaufgaben. Die Grundlage künftig benötigter Fähigkeiten wird unter einem Dach erarbeitet bzw. existierende weiterentwickelt. Koordinierung aus der Abteilung Grundlagen/ Querschnitt ressourcensparend und fähigkeitsgerecht sichergestellt. In den Abt WE Kampf und WE NG&A/ Ustg sind die 13 Truppengattungen in neun Gruppen zusammengefasst. Hier findet sich die Fachkompetenz der an den Truppenschulen aufgelösten Bereiche Weiterentwicklung wieder. Gruppe STF/ IndirF – III 2 Die Matrix Neben anderen werden auch die Aufgaben im Rahmen des Pilotdienstes Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) im AHEntwg wahrgenommen. Die Durchführung erfolgt in der Grp STF/ IndirF. Dazu wertet die Gruppe Ziel- und Planungsvorgaben des Kdo H aus, setzt diese um und legt damit die Grundlagen zur Weiterentwicklung von STF für die Streitkräfte. Darüber hinaus ist sie der Kompetenzträger für die Erarbeitung und Weiterentwicklung des Indirekten Feuers in den Bereichen Konzeption/ Führung, Ausbildung, Organisation und in der materiellen Weiterentwicklung. Zur Bewältigung der zum Teil sehr komplexen und vielfältigen Aufgaben wurde das AHEntwg als Matrixorganisation mit den vier Abteilungen (Abt) Grundlagen/ Querschnitt (Grdlg/ Quer), Weiterentwicklung Kampf (WE Kampf), Weiterentwicklung Nachrichtengewinnung & Aufklärung/ Unterstützung (WE NG&A/ Ustg) und Counter-Improvised Explosive Devices (C-IED) ausgeplant. Die fachliche und truppengattungsbezogene Arbeit über alle Ebenen der Heeresentwicklung hinweg wird durch eine fähigkeits- und projektorientierte Dies beinhaltet neben der Artillerie auch die Mörser. Die Gruppe ist in vier Dezernate gegliedert und insbesondere verantwortlich für die fachliche Ausrichtung der Artillerie, die Schwerpunktsetzungen und die Beschaffungsinitiativen. Sie erstellt Beiträge und Bewertungen für den Anteil der Artillerie an streitkräftegemeinsamen und multinationalen Landoperationen. Damit vereint sie die wesentlichen Aufgaben des bislang an der Artillerieschule abgebildeten Bereichs Weiterentwicklung und des Teilbereichs Artillerie aus dem ehemaligen Heeresamt. Grp III 2 STF/ IndirF AHEntwg Grp III 2 ZU GLEICH 1 / 2013 17 Dezernat Konzeption/ Führung Dezernat Softwarepflege und –änderung (SWPÄ) Das Dezernat Konzeption/Führung steuert und überwacht die kontinuierliche fähigkeitsbezogene Zukunftsentwicklung der Artillerietruppe, des Indirekten Feuers und der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung. Durch Fähigkeitsanalysen und Lagebewertungen werden Fähigkeitslücken der Artillerietruppe identifiziert und beschrieben. Erkenntnisse aus Einsätzen, aus Übungen, aus Untersuchungen und Studien sowie aus den Verbänden und Einheiten werden ausgewertet und fließen in die Bearbeitung von Führungsvorschriften der Artillerietruppe und in die konzeptionelle Weiterentwicklung der Truppengattung ein. Die Interessen der Artillerietruppe werden in nationalen und internationalen Fachtagungen durch das Dezernat vertreten. Eine Sonderstellung hat das Dezernat SWPÄ inne, das aus dem Bereich Weiterentwicklung unverändert übernommen wurde und seine Aufgaben in bewährter Weise weiterführt. Die Abhängigkeit zu den vor Ort eingerüsteten Referenzanlagen, zum FüWES ADLER (Führungs- Waffen- Einsatz- System Artillerie DatenLage- Einsatz- Rechnerverbund) einerseits und dem enormen finanziellen Aufwand für deren Umzug andererseits, führten dazu, dass das Dezernat in der Artillerieschule verbleibt. Truppendienstlich untersteht es der Artillerieschule, fachlich wird es durch die Grp STF/ IndirF geführt. Dezernat Ausbildung Das Dezernat Ausbildung erstellt die fachlichen Beiträge zur Individual-, Team- und Truppenausbildung. Dabei arbeitet es dem AusbKdo in LEIPZIG zu, das für die Fachaufgabe Ausbildung im Heer und für die Umsetzung in Grundlagen für die Ausbildung verantwortlich ist. In Vorbereitung der Einführung neuen Geräts werden neue Lehrgänge konzipiert und in Zusammenarbeit mit AusbKdo und Artillerieschule realisiert. Dezernat Organisation Das Dezernat Organisation bearbeitet die personellen und materiellen Organisationsgrundlagen und ist verantwortlich für die Antragstellung zu Änderungen der Soll- Organisation in den Verbänden der Truppengattung und zugeordneter Ausbildungseinrichtungen/ Stützpunkte. Es er- und bearbeitet die truppengattungsspezifischen Tätigkeitsbilder und die Personalbegriffe. Dezernat materielle Weiterentwicklung Das Dezernat materielle Weiterentwicklung ist das Bindeglied zwischen der Artillerietruppe und anderen Organisationsbereichen, hier insbesondere dem BAAINBw (Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr). Es er- und bearbeitet die militärischen Anteile der haushaltsbegründenden Phasendokumente im Rüstungsprozess CPM (Customer Product Management) und Beiträge für den gesamten Bereich STF und des Indirekten Feuers zur materiellen Weiterentwicklung, zur Ausrüstungsplanung, zu Initiativen, zu Systemtechnologieprojekten, zur Ausrüstungsplanung und zur Finanzbedarfsanalyse. Mit den Bevollmächtigten Vertretern nimmt es an zahlreichen Arbeitsgruppensitzungen und weiteren nationalen und internationalen Besprechungen zur Weiterentwicklung von in Nutzung befindlicher Ausrüstung und Realisierung neuer Projekte teil. ZU GLEICH 1 / 2013 18 Ausblick Das AHEntwg ist eine ressourcenschonende, fachgerechte Lösung für das Heer im Bereich der Weiterentwicklung. Die bisher auf mehrere Ebenen verteilte Weiterentwicklungslandschaft wurde in einem innovativen Ansatz neu geordnet. Die Aufgaben der Heeresentwicklung liegen jetzt in einer Hand. Mit einer Personalstärke von 38 Soldaten in der Gruppe III 2 (ohne Dez SWPÄ) und einer derzeit über 90%igen Dienstpostenbesetzung ist die Übernahme der vielfältigen Aufgaben sichergestellt. Die Qualifikation für die Anforderungen auf dem Dienstposten, die Feinjustierung der Zusammenarbeit in den Dezernaten und in der Gruppe, das „Einlaufen der Wege“ im AHEntwg sowie das Herstellen der vertikal und horizontal erforderlichen Arbeitsbeziehungen erfordern jedoch Zeit; nicht zuletzt deshalb wurde der Abschluss der Aufstellung des AHEntwg auf den 30. September 2013 datiert. Gleichwohl lassen die übernommenen Aufgaben aus dem Heeresamt und dem BerWE der Artillerieschule sowie die Ergebnisse der „Umklappentscheidungen“ zu Rüstungsvorhaben des Heeres Anfang dieses Jahres keine Verzögerungen zu. (Im Zuge der Umklappentscheidung wurden alle geplanten Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr einer Prioritätenreihenfolge unterworfen und in den „Integrierten Planungsprozess (IPP)“ verwiesen.) Die hohe Priorisierung einzelner Beschaffungsprojekte aus dem Bereich der STF erfordern eine verzugslose Erarbeitung von Dokumenten im Integrierten Planungsprozess (IPP) des novellierten Ausrüstungsund Nutzungsprozesses Customer Product Management (CPM (nov.)). Kreativität ist somit derzeit nicht nur in der Weiterentwicklung sondern auch in der Organisation der Aufgabenbewältigung gefragt. Damit kommt man dem Leitspruch des Gruppenleiters schon sehr nahe: „Wer etwas will sucht Wege! Wer etwas nicht will sucht Gründe!“. Unter dem Schutz des TIGERs Der Artikel ist im Original in Y - Das Magazin der Bundeswehr, Ausgabe 2-2013 erschienen (Marcel Muth). Ende Februar soll der Unterstützungshubschrauber Tiger „combat ready“ sein. Von MAZAR- E- SHARIF aus fliegen dann Maschinen vom Kampfhubschrauberregiment 36 aus FRITZLAR direkte Feuerunterstützung für die Bodentruppen, geben Begleitschutz am Boden sowie in der Luft und leisten bewaffnete Aufklärung in AFGHANISTAN. LOC Banana, nahe der afghanischen Ortschaft GOR TEPA. Deutsche ISAF- Soldaten fahren bei ihrer Patrouille in den frühen Morgenstunden über die Verbindungsstraße nach KHANABAD in der Provinz KUNDUZ. Nachdem der erste DINGO einen Engpass passiert hat, explodiert eine Sprengfalle. Es ist ein Hinterhalt, von allen Seiten setzt Beschuss ein. Die Soldaten halten dagegen. Unterstützung ist jetzt dringend erforderlich, so schnell wie möglich. „Es wird Zeit, in den Einsatz zu gehen“ Hauptfeldwebel Jens Brodmann (36) ist TIGER- Mechanikerfeldwebel in der Luftfahrzeugtechnischen Abteilung 362 in FRITZLAR. Wie bekommt man die TIGER in die ANTONOV? Ein Zerlegeteam hat erst Mastvisier und Rotorblätter abgebaut, am Hauptfahrwerk einen anderen Dämpfer eingesetzt, damit der TIGER nicht mehr einfedert, und die Maschine enttankt. In MAZAR wird der TIGER wieder zusammengebaut und ist nach etwa drei Tagen flugklar. Mit einem Rotortuner prüfen wir, ob die Blätter noch in der Spur laufen, das Mastvisier wird konfiguriert und dann bauen wir die Waffen an. Was für Schwierigkeiten erwarten Sie? Erosion durch Sand wäre ein mögliches Problem. Aber darauf sind wir vorbereitet. Das Protektionstape auf den Rotorblättern und Sandfilter für die Triebwerke bieten ausreichend Schutz. Das haben wir bei der Übung „FALCOR“ in AMERIKA getestet. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Piloten? Wenn sie in der Maschine sitzen, bin ich draußen für beide Auge und Ohr. Dann müssen sie sich auf mich verlassen können. Gemeinsame vorbereitende Lehrgänge wie die EAKK- Ausbildung und Übungsplatzaufenthalte schweißen zusammen. Im Einsatz wird das noch intensiver, da sind wir 24 Stunden füreinander da. Haben Sie sich auf den Einsatz gefreut? Der Unterstützungshubschrauber TIGER bei einem seiner ersten Flüge in AFGHANISTAN (Quelle: Bundeswehr/ISAF/RC North PAO) In Szenarien wie diesem kommt die Hilfe zukünftig aus der Luft. Ab Ende Februar können die in den Patrouillen integrierten Forward Air Controller den Unterstützungshubschrauber (UH) TIGER anfordern. Er gibt Bodentruppen in TIC- Situationen (Troops In Contact) die notwendige Feuerunterstützung. Sein Einsatz hilft, unter dem Schutz des TIGERs Bundeswehrsoldaten das Leben zu retten. Vier Maschinen vom Kampfhubschrauberregiment (KpfHubschrRgt) 36 aus FRITZLAR sind jetzt in MAZAR- E- SHARIF. „Bereits 2010 haben wir den Auftrag bekommen, uns auf den Einsatz vorzuberei- Wir haben schon sehr lange gedacht, dass es Zeit wird, in den Einsatz zu gehen. Wir sind die Komponente, die aus der Luft unterstützen kann mit unserem Hubschrauber. Wir haben viel geübt und waren oft weg. Endlich geht’s los. ten. Wir sind froh, dass es jetzt losgeht“, sagt Oberstleutnant Dieter Heer (53), stellvertretender Regimentskommandeur vom KpfHubschrRgt 36. Die Hubschrauber stehen deutschen Soldaten, aber auch den anderen ISAF- Nationen zur Verfügung. Im Dezember 2012 brachte das Transportflugzeug ANTONOV An124 die vier TIGER von LEIPZIG nach AFGHANISTAN, über eine Strecke von rund 6.000 Kilometern. Zwei TIGER kommen täglich zum Einsatz, die beiden anderen sind die technische Reserve. Die 14 Meter langen, mit Mastvisier gut 5,20 Meter hohen Hubschrauber sind mit ZU GLEICH 1 / 2013 19 dem Ausrüstungspaket ASGARD (AFGHANISTAN Stabilization German Army Rapid Deployment) ausgestattet. Diese spezielle Konfiguration bietet zusätzlichen ballistischen Schutz für die Piloten, Sandfilter für die Triebwerke, einen Mission Data Recorder, um die Einsätze aufzuzeichnen, sowie ein viertes Funkgerät. rein fliegerische Aspekte, aber auch Übungen mit den Bodentruppen.“ Ganz wichtig sei das vierte Funkgerät. Ein Waffensystem wie der TIGER könne nur effektiv eingesetzt werden, „wenn die Kommunikation mit den einzelnen Bodenteilen reibungslos funktioniert.“ Deshalb hat das Regiment zahlreiche Übungen mit den Bodentruppen absolviert. „Der Schwerpunkt lag darauf, mit den Soldaten zusammenzuarbeiten, die zeitgleich mit uns im Afghanistaneinsatz sind“, berichtet Oberstleutnant Dieter Heer. Der TIGER stellt mit der Feuerunterstützung aus der Luft eine neue nationale Fähigkeit im RC NORTH zur Verfügung – und damit auch einem multinationalen Umfeld. Er kann bis zu drei Stunden in der Luft sein und hat dabei eine Einsatzreichweite bis zu 725 Kilometern. Sein Einsatz erfolgt auf der Grundlage der im Einsatz gültigen Weisungs- und Befehlslage. Die Verantwortung für den Waffeneinsatz ergibt sich aus dem jeweiligen Einzelfall. Von LEIPZIG aus wurden die Hubschrauber mit der ANTONOV nach MAZAR- E- SHARIF geflogen (Quelle: Bundeswehr/ISAF/RC North PAO) Die leichte Panzerung gebe einem das Gefühl, „dass man sich in einem besonders sicheren Luftfahrzeug befindet und gegen Beschuss vom Boden besser geschützt ist“, sagt Hauptmann Ulrich Krautwald. Der 57- jährige ist Pilot und Leiter des Technischen Flugtrupps in der Luftfahrzeugtechnischen Abteilung 362 in FRITZLAR. Eine seiner Aufgaben ist die einsatzvorbereitende Ausbildung jüngerer Luftfahrzeugführer: „In dieser Phase verfeinern wir die Verfahren für die Einsätze, im Mittelpunkt stehen Der Umgang mit den Rules of Engagement war Bestandteil der einsatzvorbereitenden Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen und erfolgte „in enger Abstimmung mit den Kräften im Einsatzland“, sagt Oberstleutnant Andris Bober (42), Kommandeur der Fliegenden Abteilung 361. Nach der Landung in MAZAR-ESHARIF wurden die TIGER aufgerüstet. Die Besatzungen starteten ihre ersten Flüge zur Eingewöhnung im afghanischen Luftraum. Erst danach kann die geplante Einsatzbereitschaft vermeldet werden. Einfach so losfliegen – das funktioniert nicht. Oberleutnant Lars Apel (36), Systemprüfoffizier der Luftfahrzeugtechnischen Abteilung 362 in FRITZLAR, weiß aber, dass man auf die klimatischen Bedingungen gut vorbereitet ist – aus technischer Sicht ebenso wie in puncto Ausbildung. Hier fanden die Vorbereitungen statt. „Die TIGER sind grundsätzlich allwettertauglich und somit in allen Klimaregionen einsetzbar. Das ASGARD- Paket hilft zusätzlich. Besatzung und Techniker wurden in theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten gründlich für AFGHANISTAN ausgebildet.“ Der Auftrag ist zunächst für 18 Monate festgelegt. Heer ist im Moment neugierig, „welche Erfahrungen unsere Jungs im erstmaligen Einsatz mit diesem Waffensystem vor Ort machen.“ Der kontinuierliche Austausch mit den Akteuren trage dazu bei, „dass wir Verfahren und Ausbildungsgänge für zukünftige Einsätze anpassen können.“ Wie in FRITZLAR werden die vier TIGER auch in AFGHANISTAN penibel gewartet (Y/ StFw Rolf Walter) ZU GLEICH 1 / 2013 20 Technik Bewaffnung: Der TIGER verfügt über den Lenkflugkörper HOT als Präzisionswaffe. Zudem bietet er Raketenbehälter für jeweils 19 ungelenkte 70-Millimeter- Raketen und Gunpods mit jeweils 400 Schuss (12,7mm) als Flächenwaffe. Optronik: Neu ist im Vergleich zu Kampfhubschraubern anderer Nationen die überragende Optronik, mit der Piloten und Schützen im TIGER auch bei enorm großen Distanzen eine ausgezeichnete Sicht haben – bei Tag und Nacht. Waffenanlage: Sie ist gekoppelt an das automatische Flugregelsystem. Der TIGER wird über die Visieranlage automatisch auf sein Ziel gerichtet, und der Pilot muss nicht nachsteuern. Protektionstape: Auf Haupt und Heckrotorblättern ist eine dicke Schutzfolie aufgeklebt. Speziell in AFGHANISTAN schützt sie vor Erosion durch Sand. ZU GLEICH 1 / 2013 21 Der zukünftige maritime Beitrag zur STF Bild 2/1 Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und mit dem Geschütz OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein - Quelle: ARGE F125 Korvettenkapitän Elmar Bornkessel, I. Offizier der Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208), war zuletzt tätig im Marinekommando in der Abteilung Planung/ Konzeption als Dezernent „Grundsatz Überwasserseekrieg“. Banner Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) findet oftmals nur als Randnotiz statt. Gerade der maritime Beitrag scheint insbesondere vor dem Hintergrund der Einsatzrealität in AFGHANISTAN eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Nichtsdestotrotz gilt es, einen maritimen Beitrag immer mit zu betrachten, insbesondere wenn es darum geht, taktische Grundlagen für die Streitkräfte in diesem neuen Feld zu entwickeln. Aufgrund der Einsatzerfahrungen der Joint Fire Task Force in AFGHANISTAN sind die prominentesten Elemente von STF sicherlich indirektes Feuer durch Landartilleriesysteme oder CAS (Close Air Support) durch Luftfahrzeuge. Wenn konkret vom maritimen Beitrag STF gesprochen wird, geschieht dies oftmals nur im Hinblick auf die Hardware, also die Schiffsartillerie oder Flugkörpersysteme, die notwendigen Kommunikationseinrichtungen und Systeme zum Datenaustausch. Diese sind zweifelsohne Grundvoraussetzung, aber bei weitem nicht das Einzige, was hinsichtlich eines zukünftigen maritimen Beitrages zur STF benötigt wird. Was ist nun konkret unter dem maritimen Beitrag zur STF zu verstehen? Letztlich macht es für die unterstützende seefahrende Einheit keinen Unterschied, ob ein Waffeneinsatz im Rahmen von STF, also der unmittelbaren taktischen Feuerunterstützung im Sinne eines Bottom- UpApproaches (von unten nach oben) oder im Rahmen des Joint Targeting als Top- Down- Approach (von oben nach unten) durchgeführt wird. Wichtig ist, dass klare Regelungen hinsichtlich des Command Controls implementiert werden und ein Waffeneinsatz immer nur auf Grundlage der Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen stattfindet. Das, was seitens der Marine bereitgestellt wird, ist aus maritimer Sicht letztlich immer eins: Naval Fire Support (NFS) bzw. bei einem konkreten Einsatz der Schiffsartillerie Naval Gunfire Support (NGS), die demzufolge auch als der maritime Beitrag zur STF bezeichnet werden können. ZU GLEICH 1 / 2013 22 Naval Fire Support während der Operation Unified Protector (OUP) Die Operation Unified Protector in LIBYEN hat gezeigt, dass das Wirken von See an Land im Rahmen multinationaler, streitkräftegemeinsamer und vernetzter Operationen nach wie vor von großer Relevanz ist. So spielte insbesondere der Einsatz der Schiffsartillerie in dieser Operation eine wichtige Rolle. Die wichtige Bedeutung von Naval Fire Support bzw. Naval Gunfire Suppport wurde durch die NATO- Partner FRANKREICH, das VEREINIGTE KÖNIGREICH und ITALIEN bei dieser Operation unter Beweis gestellt. So haben französische Einheiten 76mm und 100mm Schiffsartillerie zum Einsatz gebracht und einige hundert Feueraufträge mit mehreren tausend Schuss erfüllen können. Neben den französischen Einheiten wurden auch britische Schiffe mit 100mm und italienische Einheiten mit 127mm Geschützen eingesetzt und haben dabei nahezu jede Art von stationären Zielen bekämpft. Neben der Schiffsartillerie wurden auch Tactical Land Attack Missiles (TLAM) in großer Anzahl eingesetzt. So lassen sich aus offenen Quellen insgesamt 135 TLAMs, vorwiegend von amerikanischen Überwassereinheiten und U- Booten verschossen, nachvollziehen. Insgesamt spielte das Wirken von See an Land eine wichtige Rolle und hat letztlich zum Gesamterfolg der Operation beigetragen, ohne dass eigene Landstreitkräfte eingesetzt werden mussten. Deutsche maritime STF- Fähigkeiten Mit dem RBS 15 Mk 3 auf der Korvette 130 und zukünftig dem 127mm Geschütz auf der Fregatte F-125 verfügt die Deutsche Marine über leistungsfähige Systeme, mit denen auf kürzere und mittlere Distanzen präzise an Land gewirkt werden kann. Der RBS 15 Mk 3 auf den fünf Korvetten K 130 ist ein landzielfähiger Flugkörper, mit dem von See an Land durch Schiffsartillerie. Die Marine hat eine große Anzahl an Booten und Schiffen, die grundsätzlich dazu befähigt wären, einen maritimen Beitrag zur STF zu leisten, dazu gehören die Fregatten der Klassen F-122 (BREMEN- Klasse), F-124 (SACHSEN- Klasse), die Korvetten der Klasse K-130 (BRAUNSCHWEIGKlasse) sowie die Schnellboote der Klasse S-143A (GEPARD- Klasse). Nach einer entsprechenden Umrüstung des Führungswaffeneinsatzsystems (FüWES) werden zukünftig auch alle Fregatten der Klasse F-123 (BRANDENBURG- Klasse) befähigt, Landzielschießen mit Artillerie durchzuführen. Zweifelsohne ist der auf diesen Einheiten vorhandene Effektor OTO- Melara 76mm mit Flugkörper RBS 15 Mk 3 stationäre Ziele in Reichweiten bis ca. 200km GPS- genau bekämpft werden können. Jedoch muss festgestellt werden, dass der RBS15 Mk 3 zunächst als Seezielflugkörper konzipiert und für diesen Einsatz auch optimiert wurde. Dazu gehört eine kostenintensive und komplexe Sensorik mit einer Härtung gegenüber Störmaßnahmen, die im Rahmen eines Kosten- Nutzen- Verhältnisses beim Einsatz als Landzielflugkörper immer mit betrachtet werden muss. Daher kann der RBS 15 Mk3 zwar wirkungsvoll und präzise gegen gehärtete Punktziele an Land eingesetzt werden. Dies sollte jedoch schon aus Kostengründen die Ausnahme bleiben. Unsere Streitkräfte verfügen derzeit nur über eingeschränkte Fähigkeiten zur taktischen Feuerunterstützung Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern des Turmes OTO Melara 76 mm, dem „Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: PIZ Marine Bild 1/1 Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern desder Turmes Melara 76 mm, dem zurOTO Verfügung stehenden Mu„Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: nition PIZ Marine nicht wirklich das, was die Landstreitkräfte im Rahmen ihrer Landoperationen zur Unterstützung der eigenen Kräfte benötigen. Die derzeit verfügbaren Rohrwaffen sind auf Grund ihrer Kalibergröße kaum in der Lage, die geforderte Abstandsfähigkeit oder die geforderte Wirkung und Präzision im Ziel zu erreichen. Die ab 2016 zulaufenden Fregatten der Klasse 125 (BADEN- WÜRTEMBERG- Klasse) werden mit dem 127/64mm Lightweight Schiffsgeschütz von OTO- Melara ausgestattet. Mittels der ebenfalls durch OTOMelara entwickelten reichweitengesteigerten und präzisionsgelenkten Munitionsfamilie VULCANO können dann Reichweiten bis ca. 70km realisiert werden. Jedoch muss hier werden, dass die RBSgeBild 1/2Korvette MAGDEBURG (F-261) – ausgestattetberücksichtigt mit dem landzielähigen Flugkörpersystem forderte hohe Präzisionsfähigkeit Bild 0 RBS-15 Mk3 – der erste Seezielflugkörper mit15Landzielfähigkeit in der Deutschen Mk3 und dem Artilleriegschütz OTO Melara 76 mm – Quelle: PIZ Marine bei Artilleriegeschossen immer von Marine,Mk3 hier beim Abschuss von einer – Quelle: Saabhier beim RBS-15 – der erste Seezielflugkörper mitschwedischen LandzielfähigkeitKorvette in der Deutschen Marine, Abschuss von einer schwedischen Korvette – Quelle: Saab ZU GLEICH 1 / 2013 23 Bild 1/1 Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern des Turmes OTO Melara 76 mm, dem „Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: PIZ Marine vielen Faktoren, wie z. B. von exakten meteorologischen Daten, abhängt, die nur eingeschränkt an Bord verfügbar sind. Für die Fregatten der Klasse 125 ist ebenfalls vorgesehen, das Führungswaffeneinsatzsystem (FüWES) ADLER II der Artillerietruppe einzurüsten. Hierdurch wird ein problemloser Datenaustausch zwischen den Landkomponenten wie der Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) und dem Joint Fire Support Team (JFST) und somit die verzugsarme Bereitstellung von Feuerunterstützung ermöglicht. Daneben werden im Rahmen des Rüstungsvorhabens und der Einrichtung der Joint Fire Support Coordination Groups auf Brigade-/ Divisionsebene alle notwendigen Systeme wie Taktische Datenlinks (TDL) Korvette MAGDEBURG (F-261) – ausgestattet mit dem landzielähigen FlugkörBild 1/2Korvette MAGDEBURG (F-261) – ausgestattet mit dem landzielähigen Flugkörpersystem RBSund das maritime FüInfoSys „Maritime persystem RBS-15 Mk3 und dem Artilleriegschütz OTO Melara 76mm – 15 Mk3 und dem Artilleriegschütz OTO Melara 76 mm – Quelle: PIZ Marine Command and Control Information SysQuelle: PIZ Marine tem“ (MCCIS) in die Zelle Seestreitkräfte (SeeSK) integriert. Das Personal der Zelle SeeSK wird zukünftig von Angehörigen der Marine gestellt. Hier wird durch die Marine im Bedarfsfall qualifiziertes Personal kurzfristig zu Verfügung gestellt werden. Dabei handelt es sich um einen Stabsoffizier sowie zwei Portepeeunteroffiziere aus dem Bereich des Operationsdienstes. Das geforderte Fähigkeitsspektrum im Bereich der Offiziere erfüllen grundsätzlich alle ehemaligen Schiffseinsatzoffiziere sowie Bootseinsatzoffiziere der Korvetten. Das in der Marine vorhandene Personal mit diesem Werdegang und der notwendigen Erfahrung ist ausreichend groß, um etwaigen Einsatzverpflichtungen kurzfristig und durchhaltefähig nachzukommen. Gleiches Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und gilt auch für den vorhandenen Personalmit dem Geschütz OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein pool bei den Portepeeunteroffizieren. Quelle: ARGE F125 Bild 2/1 Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und mit dem Geschütz OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein - Quelle: ARGE F125 Banner 127/64 Lightweight – das zukünftige Schiffsgeschütz der Fregatten der Klasse F-125 Bild 2/2 Quelle: OTO Melara 127/64 Lightweight – das zukünftige Schiffsgeschütz der Fregatten der Klasse F-125 – Quelle: OTO ZU GLEICH 1 / 2013 Melara 24 Im Bereich der Ausbildung arbeitet die Marine eng mit der Artillerieschule IDAROBERSTEIN zusammen. Daneben führt die Marine aber auch selbst einen Ausbildungsgang an der Marineoperationsschule in BREMERHAVEN zur Ausbildung der Spotter für die Bundeswehr auf Grundlage der NATO- Verfahren der ATP-04 (Naval Fire Support) durch. Bis vor kurzem lautete der Titel dieser Vorschrift noch Naval Gunfire Support. Die Umbenennung soll ein erster Schritt sein, die Vorschrift auch für andere Systeme, sprich Tactical Land Attack Missiles sowie neue taktische Verfahren zu öffnen. Taktische Verfahren für den maritimen Beitrag Es wäre zu kurzsichtig, militärisches Handeln deutscher Streitkräfte rein national zu betrachten, insbesondere wenn es um taktische Verfahren geht. Taktische Verfahren für die Deutsche Marine orientieren sich seit jeher nahezu ausschließlich an NATO- Verfahren und sorgen somit für eine große Interoperabilität deutscher Seestreitkräfte mit unseren Bündnispartnern. Daher ist die Marine immer bestrebt, neu zu entwickelnde taktische Verfahren kompatibel zu NATO- Verfahren zu halten. In der „maritimen NATO- Welt“ gibt es sogenannte Experimental Tactics (EXTACS). Dabei handelt es sich um taktische Verfahren, die sich noch im Erprobungsstatus befinden und nach einer dreijährigen Einführungsphase einer jährlichen Überprüfung hinsichtlich ihrer tatsächlichen Relevanz unterzogen werden. Dabei können diese Experimentalverfahren entweder nach erfolgreicher Bewährung in Doktrinen überführt oder die Erprobungsphase auch verlängert werden, wenn die bis dato gewonnenen Erkenntnisse nicht ausreichen, um eine abschließende Bewertung zu treffen. Sollte sich herausstellen, dass das Verfahren nicht praktikabel, überflüssig oder einfach nicht nutzbar ist, werden diese Experimentalverfahren als EXTACS gestrichen. Um eine Schnittstelle und einen Anknüpfpunkt des nationalen STF- Verfahrens für alle Marineeinheiten der NATO bereitzustellen, hat die Deutsche Marine ein Verfahren entwickelt, das während der Maritime Operations Working Group (MAROPSWG) 2013 in KOPENHAGEN als EXTAC den Nationen sowie Vertretern von NATODienststellen vorgestellt wurde. Diese EXTAC hat als Thema „Die Bereitstellung von Naval Fire Support durch Überwassereinheiten“. Dies umfasst sowohl den Einsatz von landzielfähigen Flugkörpersystem als auch die Durchführung von Landzielbeschuss durch Schiffsartillerie. NFS wird dabei als der maritime Beitrag zur STF bzw. zu Joint Fire Support verstanden. Bei dem vorgestellten Verfahren handelt es sich um die EXTAC „Naval Fire Support Status (NFSS)“. Dabei soll eine NFSS Stufe den jeweiligen Bereitschaftszustand des Schiffes für NFS als maritimen Beitrag anzeigen. Das Statussystem umfasst alle NFS- fähigen Überwassereinheiten einer Joint Operation, die sich innerhalb der Joint Operations Area (JOA) aufhalten. Jeder dort befindlichen Überwassereinheit wird eine solche Stufe zugewiesen. Demnach legt der Maritime Component Commander (MCC) in Abhängigkeit der durch den Joint Force Commander vorgegebenen Missionsziele grundsätzlich fest, inwieweit seine Einheiten andere Component Commander durch NFS unterstützen können. Basierend auf seinen Vorgaben werden schließlich durch die Befehlshaber in See (Commander Task Force, CTF/ Commander Task Group, CTG) die NFSS Stufen für alle Einheiten festgelegt. Insgesamt umfasst das System fünf Stufen, die nicht nur den Bereitschaftszustand für die Durchführung von Naval Fire Support festlegen, sondern auch Unterstellungsverhältnisse und Zugriffsmöglichkeiten der STF- Koordinierungselemente regeln. Seestreitkräfte in der höchsten NFSS- Stufe verfügen über Wirkmittel und stehen dauerhaft den STF- Koordinierungselementen als planbare Einheit für die STF zur Verfügung. Eine entsprechende Bereitschaft seitens der Überwassereinheiten ist herzustellen, um Feueranfragen unmittelbar beantworten zu können. Die in Stufe 1 befindlichen Seestreitkräfte halten sich in einer Fire Support Area (FSA) oder Fire Support Station (FSS) auf, so dass die Feuerunterstützung unter Berücksichtigung der eigenen Waffenreichweite jederzeit ermöglicht wird. Tactical Control (TACON) über das Schiff würde in dieser Stufe auf das einsetzende Fire Support Element übergehen. In den weiteren Abstufungen können die Schiffe ihre maritimen Aufträge (z. B. Embargo- Operationen) durchführen, während sie parallel als Einheit für Naval Fire Support assigniert sind. Damit Feuerunterstützung geleistet werden kann, ist eine entsprechende Festlegung des genauen Zeitraums und der Fire Support Area erforderlich. Außerhalb der festgelegten Zeiträume führt das Schiff seinen durch den OTC (Officer in Tactical Command) erteilten Auftrag durch. In der Stufe 4 steht beispielsweise das Schiff auf Grund höher priorisierter, anderer Aufträge nicht zur Verfügung. Damit kann grundsätzlich keine Feuerunterstützung geleistet werden. Trotzdem kann eine Anfrage zur Bereitstellung von NFS einer anforderungsberechtigten Einheit (z. B. JFSCG), in diesem Falle über den MCC, erfolgen und ggf. Feuerunterstützung geleistet werden. Der Einsatz bestimmter Wirkmittel, beispielsweise TLAM, für STF kann in jeder Stufe ausgeschlossen werden, insbesondere dann, wenn nationale Vorbehalte hinsichtlich eines Einsatzes von landzielfähigen Flugkörpern bestehen. Die jedem Schiff zugewiesene Stufe und somit der festgelegte Status ist für die STF- Koordinierungselemente sofort ersichtlich Die Koordinierungselemente der STF würden so jederzeit ein komplettes Lagebild mit einer Übersicht der ihnen für STF zur Verfügung stehenden Einheiten erhalten. Dadurch wird die Planungssicherheit bei den Landstreitkräften erhöht und schafft zudem eine Verbindlichkeit und Verpflichtung für die Seestreitkräfte, etwaige Feueranforderungen zu erfüllen. Der wesentliche Vorteil eines solchen Statussystems besteht darin, dass grundsätzlich alle STF- Elemente Zugriff auf die in einer JOA operierenden Überwassereinheiten hätten, um Feueranforderungen durchführen zu können. Damit wird eine Grundlage für die Zusammenarbeit von nationalen STF- Koordinierungselementen mit anderen NATO- Überwassereinheiten geschaffen. So entsteht ein Anknüpfpunkt, der die nationalen „Taktischen Grundlagen zur STF für Landoperationen“ kompatibel zu maritimen NATO- Verfahren macht. Für die konkrete Durchführung und Abarbeitung des Feuerauftrages können die NATO- Verfahren der ATP-04 genutzt werden. Dass die Einführung eines solchen Statussystems keine bahnbrechende Revolution ist, zeigt das seit Jahren praktizierte Co-Ordinated Air/Sea Procedure (CASP) zwischen NATO See- und Luftstreitkräften. Der jeweilige CASP Status eines Schiffes zeigt dabei an, inwieweit ein Schiff zur integrierten Luftverteidigung der NATO beitragen kann und wie es in diese eingebunden ist. Ausblick Die bisher in der Bundeswehr vorhandenen „Vorläufigen Taktischen Grundlagen Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung (STF) für Landoperationen“ sprechen ZU GLEICH 1 / 2013 25 explizit von der Unterstützung für Landoperationen. Zwar sind auch andere Szenarien denkbar, jedoch erscheinen diese weniger realistisch, beispielsweise beim Wirken von Land auf See und sollten daher sowohl bei der Betrachtung der Verfahren, als auch bei der Initiierung entsprechender Rüstungsprojekte zu Gunsten des wahrscheinlicheren Szenarios von See an Land in den Hintergrund treten. Unstrittig ist, dass das Heer auch zukünftig der wesentliche Träger der Landoperationen bleiben wird und dabei mittels STF durch die anderen OrgBereiche unterstützt werden muss. Das bedeutet, dass der MCC in den meisten Fällen den LCC unterstützen wird. In einem nächsten Schritt liegt es nun an der Marine, mit Unterstützung des Heeres zu demonstrieren, dass auf Grundlage der bisher verwendeten Verfahren, die Zusammenarbeit und Koordinierung mittels eines solchen Statussystems verbessert werden kann. Dazu sollten nationale und internationale Übungsvorhaben in den kommenden Jahren ausgiebig genutzt werden. Ein solches System ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn auch andere NATO- Nationen stehen vor der Herausforderung, die Zusammenarbeit bei Joint Fires bzw. Joint Fire Support zwischen der Marine und den anderen Teilstreitkräften zu verbessern. Es erscheint wenig sinnvoll, die „Taktischen Grundlagen für STF für Landoperationen“ national auszurichten. Zukünftige Einsätze werden wie bisher als Combinedand- Joint- Einsätze durchgeführt werden. Das bedeutet vereinfacht, „Jeder muss mit Jedem können“. Durch die von der Marine entwickelte EXTAC „Naval Fire Support Status (NFSS)“ steht nun erstmals ein Verfahren bereit, mit dem deutsche STF- Koordinierungselemente Zugriff auf alle NATO- Überwassereinheiten erhalten würden, die über landzielfähige Waffensysteme in einer gemeinsamen durchgeführten Operation verfügen. Die Marine wird in den kommenden Jahren durch den Zulauf der Fregatten der Klasse F-125 ihr Fähigkeitsspektrum beim Wirken von See an Land weiter steigern. Es bleibt zu hoffen, dass auch bei zukünftigen maritimen Großprojekten, wie z. B. dem Mehrzweckkampfschiff Klasse 180 (MKS-180) eine solche Fähigkeit berücksichtigt wird. Dann stehen nicht nur funktionierende Verfahren bereit, sondern auch weiterhin Einheiten und Waffensysteme, die einen starken maritimen Beitrag zur STF leisten können. ZU GLEICH 1 / 2013 26 Multifunktionszünder für Schiffsartillerie – FREMEN Junghans microtec entwickelt momentan eine neue generation von Multifunktionszündern für schiffsar tilleriesysteme. Dieser Zünder mit der Bezeichnung FREMEn bietet der schiffsartillerie unvergleichliche Möglichkeiten, moderne operative anforderungen zu erfüllen. Der Multifunktionszünder ist somit in der Lage, autonom eine Vielzahl von aufgaben wie z.B. Flugabwehr, Raketenabwehr, seeziel oder Landzielbekämpfung (naval fire support) zu erfüllen. Ein hFsensor auf dem neuesten stand der Technik für optimierte Leistungsfähigkeit Die einzigartige Leistung des FREMEN-Zünders kann dank seines sogenannten FMCW-Radarsensors (Frequency Modulated Continuous Wave) erreicht werden. Diese State-of-the-art Technologie macht es möglich, zusätzlich zur Entfernung zum Ziel auch seine Geschwindigkeit zu messen (Doppler-Effekt). Daher kann auch bei sehr starkem Seegang jede Art von Ziel aufgrund detektierten Signales unterschieden werden. Durch die Reduzierung von Fehlmeldungen und damit Frühzündungen (Early Burst) bietet FREMEN bezogen auf Zielerkennung und operative Flexibilität eine erheblich größere Leistungsfähigkeit als frühere Zündergenerationen. FREMEN ist der erste Marinezünder, in dem diese Art von Sensor für Luftziele eingebaut ist. Er stellt somit eine bedeutende Neuerung auf dem Gebiet der Annäherungszünder für Schiffsartillerie und moderne Luftabwehr dar. Operative Vorteile des FREMEnZünders Der FREMEN-Zünder kann jede Art von Luftzielen unabhängig von seiner Geschwindigkeit und Höhe (SeaSkimmer-Raketen, Kampfflugzeuge, Drohnen, ...) sowie statische Ziele (unbemannte Luftfahrzeuge und Hubschrauber im Schwebeflug, ...) bekämpfen. Zusätzlich führt er sehr präzise und wirkungsvoll jegliche Operation auf der Wasseroberfläche (Piratenabwehr) und gegen Küstenziele aus. Weiterhin ist der FREMEN weniger störanfällig für elektronische Gegenmaßnahmen (ECM, Jammer) und gegenüber Störungen in maritimen Operationen. Der FREMEN-Zünder ist autonom und funktioniert ohne Zündereinsteller: FREMEN Naval Artillery Fuze Junghans microtec is currently developing a new generation of multifunction fuze dedicated to naval artillery systems. This fuze, designated as FREMEn, provides naval artillery with unmatched capabili ties to fulfill modern operational requirements. It achieves autonomously a broad range of missions, such as air defense, anti skimming missile protec tion, surface warfare or naval fire support. a state of the art RF sensor for optimized performances The unique performances of the FREMEN fuze can be achieved thanks to its so-called FMCW (Frequency Modulated Continuous Wave) radar sensor. This stateof-the-art technology enables to measure the distance to the target, in addition to its velocity (Doppler effect). Therefore, any type of targets can be distinguished from the noise, even in the harshest sea-clutter environment. By drastically reducing false alarm and early burst rate, Fremen offers significantly higher performances than those provided by former generation fuzes in terms of target detection and operational flexibility. FREMEN is the first naval fuze which incorporates this type of sensor against air targets. This is a significant breakthrough in the domain of proximity fuzes used for naval artillery and air-defence modern warfare. Operational benefits of the FREMEN Fuze The FREMEN Fuze can defeat any type of aerial targets whatever its velocity and altitude (sea skimmer missiles, warplanes, drones…), as well as static targets (UAVs, Helicopter…), It can also achieve very accurate and efficient sea surface operation (such as shore bombardment or counter piracy surface coverage). In addition, the FREMEN fuze provides very good resistance to jamming and interferences prevalent in naval operations. The FREMEN fuze is autonomous, and independent from any fuze setter: the sensor can automatically select the most adequate mode of operation (air defense or shore bombardment) by sensing its surrounding environment, making the fuze compatible with any existing naval artillery gun system. ZU GLEICH 1 / 2013 27 FREMEN 100 mm FREMEN 76 mm Schema Multifunktionszünder für Schiffsartillerie – FREMEN Pattern FREMEN Naval Artillery Fuze der Sensor wählt durch Abtasten der Umgebung automatisch die Operationsart, die am besten geeignet ist (Luftoder Küstenziel), was den Zünder kompatibel zu jedem existierenden Schiffsartilleriesystem macht. The fuze is is also compliant with IM (Insensitive Munition) requirements. FREMEn Fuze PROgRaMME sTaTus Projektstatus des FREMEnZünders The FREMEN fuze is currently developed in the frame of the French MoD (DGA) contracts for two naval artillery calibers, 100mm and 76mm, including qualification and serial production. Der FREMEN-Zünder wird momentan im Rahmen der französischen MoD (DGA)-Verträge für zwei Schiffsartilleriekaliber, 100 mm und 76 mm, entwickelt, qualifiziert und in Serie produziert. Initial live firings with active FREMEN fuzes fired from a 100mm gun have been successfully performed in early 2013 over real target, demonstrating the performances of its radar sensor. Erste Versuche mit aktiven FREMEN-Zündern abgefeuert aus einer 100-mm-Marinegeschütz auf reelle Ziele wurden Anfang 2013 erfolgreich durchgeführt und demonstrierten die Leistungsfähigkeit des Radarsensors. Die Qualifizierung wird spätestens 2014 beendet sein. Eine Serienlieferung kann ab 2015 für beide Kaliber erfolgen. The qualification phase will be finished by 2014, for serial deliveries in 2015 for both calibers. Der Zünder erfüllt alle IM-Forderungen (insensitive Munition). The FREMEN Fuzes is based on a modular design adaptable to 5” (127mm) and any other calibers. Die FREMEN-Zünder ist modular aufgebaut und kann für 127 mm und andere Kaliber angepasst werden. ZU GLEICH 1 / 2013 28 Ihr Ansprechpartner für Rückfragen/Your partner for further inquiry: hauptmann d. R. Jens Beimforde head of sales and Marketing Junghans Microtec gmbh unterbergenweg 10 78655 Dunningen • germany Phone: +49 7402 181338 EMail: info@junghansmicrotec.de Internet: www.junghans-microtec.de Joint Fire Support im Österreichischen Bundesheer – Möglichkeiten und Ansätze zur Umsetzung Oberst Franz Horvath, Master of Security and Defense Management, Leiter Institut Artillerie Vizeleutnant Michael Wirth, Targeteer und Hauptlehrunteroffizier für taktische Feuerleitung Institut Artillerie der Heerestruppenschule, BADEN bei WIEN Im Jahre 2008 erfolgte eine Umstellung der Bildungslandschaft innerhalb des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Die bis dahin eigenständigen Waffenschulen, so auch die Artillerieschule, wurden zu wenigen Schulen zusammengeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Institute Artillerie (ex Artillerieschule), Institut Panzer- und Panzergrenadier, Institut Aufklärung, Institut Pionier und Institut Jäger in der Heerestruppenschule zusammengefasst. Die Autoren sind Angehörige des Instituts Artillerie. Institut Artillerie des ÖBH Rückblick Es mag schon etwas seltsam anmuten, dass zwei Nationen, welche auf eine einzigartige Geschichte und Tradition ihrer Artillerie zurückblicken können, nunmehr konsequent diese Waffengattung den Herausforderungen eines Gefechtsfeldes des 21. Jahrhunderts anpassen. Es war durchaus ein langer Weg. Er beginnt mit den frühen „Katapulten“, „Ballestern“ und „Bliden“, führt über die Erfindung des Pulvers zu den ersten „Feldgeschützen“, die vornehmlich dazu geeignet waren, in die feindlichen Linien „eine Bresche zu schlagen“ – letztlich bis zur Hochblüte der Steilfeuerunterstützung in den beiden Weltkriegen. Noch bis zum Ende des Ost- West- Konfliktes wurde die Artillerie in erster Linie als Flächenwaffe gegen angreifende motorisierte und mechanisierte Großverbände eingeplant. Heute, im 21. Jahrhundert sprechen wir ganz selbstverständlich vom „System Artillerie“, welches nun als Verbund von „Aufklärung - Führung - Wirkung“ unverzichtbar den integralen Pfeiler eines „Joint Fire Support Wirkungsverbundes“ bildet. Im Nachhinein betrachtet ist es durchaus ein Paradigmenwechsel, ein System – welches im englischen Sprachgebrauch auch unter „Weapons of Mass Destruction“ fiel – zu einem präzisen und effektiven „Force Protector“ umzugestalten. Letztendlich ist diese Entwicklung aber typisch für das Selbstverständnis unserer altvorderen Büchsenmeister und Stuckmeister, welche die edle Zunft der Akelei unter den Schutz einer Frau – St. Barbara stellten, das war nämlich schon vor hunderten Jahren revolutionär! Dieser revolutionäre Geist – gepaart mit dem für Artilleristen so typischen „Weitblick“ – machte es andererseits aber leicht, „Joint“ – also „teilstreitkraftübergreifend“ zu denken und zu handeln. Da wir Artilleristen ohnehin gewohnt sind, ein bis zwei Führungsebenen über der eigenen zu beurteilen und die Eigenheiten des indirekten Feuers den systemischen Ansatz immer schon förderten, war der Schritt von der „Steilfeuerunterstützung“ zur „Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung - STF“ fast selbstverständlich. Artilleriebeobachtern oder FBs – die gewohnt waren – eine genormte Feueranforderung zum Erzielen einer Wirkung („Wirkungsforderung“) über Funk abzusetzen, fällt der nunmehr teilstreitkraftübergreifende und „effektorientierte Ansatz“ besonders leicht. Es sind vor allem diese Artilleriebeobachter und nunmehr auch die Forward Air Controller (FAC) oder die Joint Terminal Attack Controller (JTAC), welche den Schlüssel zum Erfolg von „Joint Fire Support“ darstellen. Joint Fire Support, die logische Konsequenz Zum Unterschied von „Joint Fires“ – das den Einsatz von Feuer eher aus der operativen und einer „Top Down“ Perspektive betrachtet, ist „Joint Fire Support“ auf die Bedürfnisse der Kampftruppe abgestimmt. Support – also „Unterstützung“ ist das Schlagwort. Da unsere Artilleriebeobachter und FAC die – meist unmittelbare – Feuerunterstützung für die Kampftruppe gewährleisten, vertreten sie somit die (taktische) Anforderungsebene. Der Bedarf wächst also von unten nach oben bis zu jener Führungsebene an, welche zum einen eine Bekämpfungsentscheidung trifft und zum anderen entsprechende Wirkmittel zuweist. Die nunmehrige Zusammenfassung der Fähigkeiten von Artillerie- und Mörserbeobachtern (im ÖBH „Steilfeuerbeobachter“ genannt) und jenen der FAC/ JTAC zu ZU GLEICH 1 / 2013 29 sogenannten Joint Fire Support Teams (JFST) unter einheitlicher Führung, entspricht daher nur der konsequenten Umsetzung dieses Konzeptes. Die Implementierung von Koordinierungselementen wie das Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) und die Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) innerhalb einer führungsebenengerechten Systemarchitektur stellt die JFS- Prozessabläufe im Wirkungsverbund sicher. Garant der Force Protection Natürlich haben die technologischen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts die Weiterentwicklung entscheidend geprägt. Die Verwendung von GPS- gelenkter Munition in Verbindung mit verbesserter Beobachterausrüstung zur Zielaufklärung und -bestimmung haben die einstmalige Flächenwaffe befähigt, nun auch Punkt- und Einzelziele wirkungsvoll und mit hoher Präzision zu bekämpfen. Diese Fähigkeit und das dadurch reduzierte Kollateralschadensrisiko ermöglicht die Feuerunterstützung somit auch im urbanen Umfeld. Diesem Umstand und der Integration von 24/7 verfügbarem JFS (24 Stunden am Tag/ 7 Tage die Woche) auf allen Führungsebenen ist es zu verdanken, dass Feuerunterstützung nunmehr zum unverzichtbaren Garanten der Force Protection wurde. Multinationaler Verbund Das Selbstverständnis des ÖBH war noch bis vor wenigen Jahren bestimmt durch das Konzept der umfassenden Landesverteidigung des neutralen(!) Staates. Die Beteiligung an der NATO- Partnerschaft für Frieden (NATOPfP) in der Mitte der 90iger Jahre und die Unterzeichnung des „Petersberger Abkommens“, als Grundlage eines gemeinsamen europäischen Sicherheitssystems, haben zu einem „unvermeidlichen Zwang des Faktischen“ geführt. Die Österreichische Artillerie hat rasch die Zeichen der Zeit erkannt. Die Artillerieschule in BADEN bei WIEN, das derzeitige Institut Artillerie der Heerestruppenschule, war stets bemüht, der Modernisierung dieser Waffengattung den Weg zu bereiten. Internationale Erfahrungen und Ausbildungen und – natürlich die enge Waffenbrüderschaft mit der Deutschen Artillerieschule – ermöglichten neue Konzepte und Entwicklungen. Die unterschiedlichen „Lessons Learned“ aus Einsätzen im IRAK und in AFGHANISTAN wurden laufend geprüft, beurteilt und bewertet. Am derzeitigen Ende dieser Entwicklung steht die nahezu vollständige Implementierung des deutschen Konzepts zur STF. Die Philosophie der Österreichischen Artillerie entbehrt dabei nicht einer gewissen „Chuzpe“: Da das ÖBH – mangels finanzieller Ausgestaltung und anderer Umstände – nur über marginale Fähigkeiten zu Luftnahunterstützung verfügt und daher stets gezwungen war, aus den geringen Ressourcen das Beste zu machen, hat sich ÖSTERREICH die besten Ansätze anderer Nationen für JFS zu Eigen gemacht. Gerade der „teilstreitkräfteübergreifende“ aber auch „multinationale“ (combined) Verbund ermöglicht es nämlich – einem relativ kleinen Heer – „Zugriff“ auf moderne, weitreichende und präzise Effektoren vom Boden und aus der Luft zu erlangen. Somit steht die „Fähigkeit“, diese Mittel anzufordern und zu koordinieren, im Mittelpunkt des österreichischen Konzeptes. Das deutsche STF- Modell wurde somit zwangsläufig auch als das „Beste“ für das ÖBH bewertet. ZU GLEICH 1 / 2013 30 „Brainware“ aus Mangel an „Hardware“ Das Institut Artillerie hat in den letzten Jahren unbeirrt sein JFS- Konzept umgesetzt. Ungeachtet eines fortschreitenden budgetären Minuswachstums und somit nur geringen Chancen auf verbesserte „Hardware“, hat eine kleine Gruppe von artilleristischen Meinungsbildern, gemeinsam mit Gleichgesinnten aus dem Teilstab Luft – vor allem auf „Brainware“ gesetzt. Das Ergebnis findet sich in der aktuellen Dienstvorschrift für das Bundesheer (DVBH) „Joint Fire Support“ (2013) wieder. In dieser Dienstvorschrift werden erstmals auch für österreichische Streitkräfte bisher eher unbeachtete Themen, wie - Einsatzrechtliche Aspekte für Joint Fire Support, - Kollateralschadensbeurteilung und - Battlespace Management behandelt. In enger Zusammenarbeit mit den Österreichischen Luftstreitkräften (LuSK) wurde somit nicht nur eine „Joint- Vorschrift“ erstellt, sondern bereits in der gemeinsamen Arbeit auf „Jointness“ geachtet. Die frühzeitige Einbindung unterschiedlicher Entscheidungs- und Bedarfsträger garantiert nunmehr auch die breite Akzeptanz. Diese DVBH dient daher auch als Basisdokument für zukünftige strukturelle Maßnahmen. Insbesondere ist diese Vorschrift aber als fachliches Grundsatzdokument zur Aus- und Weiterbildung von Feuerunterstützungsorganen und -koordinierungselementen aller Führungsebenen vorgesehen. Kursangebote zur Bedarfsdeckung im zukünftigen Streitkräfteprofil Das Streitkräfteprofil des ÖBH sieht Auslandseinsätze im multinationalen Verbund mit einer entsprechenden Fähigkeitsverbesserung im mobilen und stationären Eigenschutz (Force Protection) vor. Sowohl defensive als auch offensive Verfahren werden bei Einsätzen mittlerer Intensität zum Zweck des Kampfes gegen irreguläre, infanteristische Kräfte zu beherrschen sein. Die Beteiligung an den EU- Battlegroups (EUBG) gilt als wesentlicher Beitrag ÖSTERREICHs zum Europäischen Sicherheitssystem. Die „Fähigkeit JFS zur Force Protection anzufordern und im eigenen Verantwortungsbereich zu koordinieren“ bildet somit den Ausbildungsschwerpunkt von Österreichischem JFS- Personal. Diese essentielle Aufgabe und die zuvor beschriebenen Auslandsambitionen haben zur Schaffung des Feuerunterstützungslehrgangs Teil1 (FeuULG- 1) geführt, welcher im Juni 2013 bereits zum vierten Mal stattfindet. Nach Abschluss dieses 3- wöchigen Kurses ist der Absolvent (Offiziere und Unteroffiziere gleichermaßen) zur Mitarbeit in einem JFSCT eines Bataillons/ einer Battle Group qualifiziert. Wesentliche Ausbildungsthemen sind: - Das „Hybride Gefechtsfeld“ (am aktuellen Beispiel AFGHANISTAN), - Parameter und Planungsgrundsätze von international gebräuchlichen Land-, Luft- und seegestützten Aufklärungs- und Wirkungsmitteln zur Feuerunterstützung, - Planung der unmittelbaren Feuerunterstützung für ein Bataillon im Rahmen des taktischen Führungsverfahrens (Military Decision Making Process/ MDMP), - Feuerkoordinierungs- und Luftraumordnungsmaßnahmen, - Zusammenarbeit mit Verbindungselementen AIR (FAC, Air Liaison Officer/ ALO) und Aviation/ AVN), - Einsatzrechtliche Aspekte und Rules of Engagement (ROE), - Vermeidung von Kollateralschäden, Risikobewertung, - JFS- Prozessabläufe (Anforderungs-, Entscheidungs-, Bereitstellungs- und Ausführungsebene), - Anforderung und Leitung von Feuerunterstützung (Request For Forces/ RFF, Close Combat Attack/ CCA, Emergency Close Air Support/ ECAS, CAS-Type-2/3 missions) sowie - Taktisches Englisch und fachspezifische Akronyme. In einer methodisch abgestuften Mischung aus Theorie und Praxis wird das Schwergewicht auf die Erarbeitung des Feuerunterstützungsplanes gelegt, der als Annex II zum taktischen Einsatzbefehl dient. Insbesondere der „Geometrie der FeuU“ – als grafische Grundlage (Overlay) zur Vermeidung von „Blue to Blue - Fire“ gilt das Hauptaugenmerk. Zwei unterschiedliche taktische Planspiele (PAX) dienen dieser Methodik. Force Protection anzufordern und im eigenen Verantwortungsbereich zu koordinieren“. Planungen Derzeit ist im ÖBH ein Prozess im Gange, welcher sich „fähigkeitsbasierter Planungsprozess“ nennt. Zielsetzung dabei ist, jene Fähigkeiten, über welche das Bundesheer 2025 aufgrund politischer Vorgaben im Detail verfügen soll, zu beschreiben. In diesem Vorgang wurde der Stellenwert des JFS insofern berücksichtigt, als der Funktionsträger „Artillerie“ in zwei Bereiche aufgeteilt wurde. Einerseits in jenen Teil, welcher sich zwar noch immer Artillerie nennt, aber ausschließlich die autarke nationale Steilfeuerunterstützung einer in einer Stabilisierungsoperation eingesetzten verstärkten Bataillonskampfgruppe sicherstellen soll. Dies soll mit einer marginalen Anzahl von Panzerhaubitzen erfolgen, welchen multinational agierenden Kräften nicht zur Verfügung stehen werden. Dem Umstand, dass das ÖBH in künftigen internationalen Einsätzen die Brigadeambition nicht mehr halten kann und dadurch Artilleriebataillone als Mittel der Brigade nicht zur Verfügung stehen werden, wurde insofern Rechnung getragen, als im Zuge des o. a. Planungsprozesses der Fähigkeitsträger Joint Fire Support aufgenommen wurde. Dadurch wird sichergestellt, dass der Zugriff auf national nicht verfügbare Mittel der boden- oder luftgestützten Feuerunterstützung durch in alle Ebenen (beginnend mit der Kompanie der Kampftruppe oder anlassbezogen auch auf Ebene des Zuges) eingebundene Elemente des JFS erfolgen kann. Dies beinhaltet JFST, JFSCT sowie die Mitarbeit in einer JFSCG. Derzeit sind diese Elemente in den Aufklärungs- und Artilleriebataillonen organisch vorhanden. Es wird zu überlegen sein, Elemente des JFS von Haus aus in die Kampfbataillone zu integrieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Struktur des ÖBH ändern wird und die Artillerie (wie in vielen anderen Staaten auch) weiter wird Federn lassen müssen. Kursteilnehmer bei der Planungsarbeit Ausblick Auf der Anforderungsebene verstärkt das Institut Artillerie zurzeit seine Bemühungen, die Fähigkeiten der (bestehenden) Steilfeuerbeobachter zum „Joint Fire Support Observer (JFSO)“ zu erweitern. Ziel ist die Qualifikation zur Durchführung von CCA und CAS- Type-2/3 Missionen. Dementsprechende Grundlagen wurden bereits in der Ausbildungskooperation mit Spezialeinsatzkräften – dem Österreichischen Jagdkommando – geschaffen. Die zusätzliche Ausbildung von FAC/ JTAC und deren nationale Qualifikation ist in Planung. Die Zusammenführung in Joint Fire Support Teams (JFST) ist das Ziel. Derzeit verfügt das ÖBH über drei Aufklärungs- und Artilleriebataillone, mit welchen für die Brigaden Führungs-, Aufklärungs- und Wirkungselemente in einem Verband zur Verfügung gestellt werden konnten und diese in den Brigaden auch äußerst effizient eingesetzt wurden. Überlegungen gehen allerdings dahin, diese Verbände wiederum in reine Artillerie- und reine Aufklärungsverbände umzugliedern. Derzeit ist nicht abzusehen, wie die Entscheidung ausfallen wird. Eines scheint jedoch sicher, nämlich dass sich die Anzahl an Artilleriebatterien insgesamt verringern wird. Im Jänner 2013 fand am Institut Artillerie in BADEN bei WIEN eine 3- wöchige Kaderfortbildung statt, welche als Pilotprojekt für einen FeuULG Teil 2 diente. Dieser soll zukünftige Absolventen zur Mitarbeit in der JFSCG einer Brigade qualifizieren. Die drei wesentlichen Führungsebenen, Zug/ Kompanie - Bataillon und Brigade werden sodann über adäquate „Fähigkeiten verfügen, um JFS zur ZU GLEICH 1 / 2013 31 IT-Technologien für internationale Einsätze 111 Aussteller kamen zur 27. AFCEA Fachausstellung Bonn, 26.4.2013 – Nach dem Abschluss der 27. AFCEA Fachausstellung am 24. und 25. April in BonnBad Godesberg zieht AFCEA Bonn e.V. eine positive Bilanz: Mit rund 1.900 Besuchern sowie 330 Angehörigen der ausstellenden Unternehmen und Organisationen konnte die hohe Beteiligung der vergangenen Jahre gehalten werden. Auf erneut ausgeweiteter Standfläche zählte die Messeleitung insgesamt 111 Aussteller. Damit erwies sich die „kleine CeBIT in oliv“ als wichtiger Treffpunkt der IT-Szene rund um die Bundeswehr sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Gut besuchtes Symposium Mit dem Schwerpunktthema „IT-Services – Enabler in multinationalen Koalitionen“ betrachtete das begleitende Symposium zur Fachausstellung die Vernetzung und Modernisierung von IT-Technologien für internationale Einsätze der Bundeswehr. Zu den Referenten gehörten unter anderem Brigadegeneral Christian Badia, Unterabteilungsleiter Planung I im BMVg, Flottillenadmiral Dr. Thomas Daum, Abteilungsleiter Informationstechnik im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), und Generalmajor HeinrichWilhelm Steiner, Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos der Bundeswehr. In seiner Begrüßung betonte Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender von AFCEA Bonn e.V., die wichtige Rolle von intelligent verknüpften und standardisierten ITLösungen für die Bundeswehr. „Mit Blick auf die heutige und künftige Einsatzrealität kann nur so die reibungslose Zusammenarbeit mit internationalen Partnern gewährleistet werden“, sagte Staudacher vor dem bis auf den letzten Platz besetzten Auditorium. Fortschritte durch Cloud Computing Diese Technologien müssten insbesondere „effizient, schlank und flexibel“ ausgelegt sein, betonte Dr. Dietmar Theis, IT-Direktor im BMVg, in seinem Grußwort. Als gelungenes Beispiel nannte Theis das Afghanistan Mission Bereits die Registrierung zeigte das große Interesse an der 27. AFCEA Fachausstellung Zu den Ausstellern, die innovative technische Lösungen und Konzepte vorstellten, gehörten kleine und mittelständische Betriebe ebenso wie die Großunternehmen der Branche, IT-Beratungsfirmen, Ausbildungsorganisationen, Hard- und Softwarelieferanten und Anbieter von IT-Sicherheitslösungen. Zudem kamen viele Experten und fachlich Verantwortliche zur Fachausstellung: Dazu zählten unter anderem Dr. Dietmar Theis, IT-Direktor im Bundesverteidigungsministerium, Konteradmiral Wolfgang Bremer, stellvertretender Leiter der Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung im BMVg, sowie Major General (ret.) Koen Gijsbers, General Manager der NATO Communications and Information Agency (NCIA) in Brüssel. ZU GLEICH 1 / 2013 32 Dr. Dietmar Theis und Konteradmiral Wolfgang Bremer (v.r.), BMVg Abteilung AIN, lassen sich Produktneuheiten erläutern. 32 stellte den Weg der neuen Agentur von einer Asset-basierten Organisation zu einer serviceorientierten Organisation vor. Nur so könne man den Herausforderungen eines sich schnell verändernden IT-Umfelds gewachsen sein. In künftige Services müsste die Industrie früher eingebunden werden. Die Lösungen zur Serviceerbringungen seien dabei vielfältig; vom Betrieb durch die NATO über Öffentlich-Private-Partnerschaften bis zu einem Betrieb durch die Industrie sei alles denkbar. AFCEA Fachausstellung 2014 Im kommenden Jahr richtet AFCEA Bonn e.V. die Fachausstellung am 7. Das begleitende Symposium sorgte für einen vollen Kurfürstensaal. und 8. Mai aus. Austragungsort ist erNetwork (AMN), an dem sich Deutschland mit eigenen neut die Stadthalle in Bonn-Bad Godesberg. Erweiterungen erfolgreich beteiligt habe. Fortschritte für Über AFCEA Bonn e.V besser auf die Nutzer zugeschnittene IT-Services seien zudem vom Thema Cloud Computing zu erwarten: AFCEA Bonn e.V. vertritt seit nunmehr 30 Jahren Themen „Die Cloud ist auch im militärischen Einsatzspektrum ein der bündnis- und sicherheitspolitischen Informations- und wichtiges Thema,“ ist Theis überzeugt. Von der Indust- Kommunikationstechnologie, bildet ein Forum und ist Imrie erwartet der IT-Direktor, dass sie im Hinblick auf die pulsgeber für den Wissenstransfer und GedankenausZusammenarbeit mit den Bündnispartnern auf NATO- tausch zwischen Forschung, Industrie und Anwendern moderner Informations- und Telekommunikationstechnik Lösungen und nicht mehr auf nationale Projekte setzt. (ITK) aus den Bereichen Verteidigung, innere Sicherheit, Brigadegeneral Christian Badia, Unterabteilungsleiter öffentliche Verwaltung, Lehre, Forschung und Wirtschaft. Planung I im BMVg, ging in seinem Vortrag auf die Abbildung der Informationstechnologie in der Bundeswehr Als gemeinnütziger Verein, nicht als Interessenverband ein. Künftige Herausforderungen sieht Badia besonders zur politischen Einflussnahme steht AFCEA Bonn e.V. alin der Nachfolgelösung für das HERKULES-Projekt, in der len Interessierten offen. Ein Schwerpunkt liegt dabei bei IT-Ausstattung des Kommandos Operative Führung der den Planern in den Ministerien, den Bedarfsdeckern in den Bundeswehr sowie in der Harmonisierung der Führungs- Beschaffungsämtern, den Bedarfsträgern in Kommandobehörden und Dienststellen, den Nutzern von Informainformationssysteme. tionstechnik vor Ort, den Wissenschaftlern in Forschung Ein gelungener Beginn und Lehre ebenso wie den Dienstleistern und Herstellern Flottillenadmiral Dr. Thomas Daum stellte in seinem Re- in der Wirtschaft. Dabei liegt dem Verein das Zusammenferat die Organisation des neuen Bundesamts für Ausrüs- führen des Wissens aus den Bereichen Forschung und tung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr Industrie mit den Anwenderbereichen in der Bundeswehr (BAAINBw) dar. Ein halbes Jahr nach Indienststellung des und öffentlichen Verwaltung besonders am Herzen. Amts zog der Abteilungsleiter Informationstechnik eine positive Zwischenbilanz. Mit der Verschmelzung des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) und des IT-AmtBw im BAAINBw, sei „zusammengefasst worden, was zusammengehört“, sagte Daum. Im Zentrum der Ausführungen von Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner, Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos der Bundeswehr, stand das neu aufgestellte Fähigkeitskommando. Der Kommandostab sei dabei nicht in die Führungsgrundgebiete organisiert, sondern ähnlich wie das Ministerium. Auch das Betriebszentrum der IT-SystemBw (BITS) folge nicht der militärischen Logik, sondern den Grundsätzen der Information Technology Infrastructure Library (ITIL). Steiner formulierte für das Jahr 2020 die Vision eines ITSystems der Bundeswehr ohne die Trennung zwischen weißer und grüner IT. Frühe Einbindung der Industrie Major General (ret) Koen Gijsbers, General Manager der NATO Communications and Information Agency (NCIA), Nähere Informationen finden Sie unter www.afcea.de Dort finden Sie in den kommenden Tagen auch die Vortragsunterlagen. Kontakt für Journalisten: Jochen Reinhardt AFCEA Bonn e.V., Borsigallee 2 53125 Bonn Telefon: +49 228 925 82 52 Telefax: +49 228 925 82 53 E-Mail: [email protected] 33 Übergabe der Verantwortung… auch im Luftraum Einsatzgänger JFSCG des ArtLehrRgt 345 (Februar 2012 – Februar 2013) Hauptmann Mathias Kirscher, S3Offizier Feuerleitung, Artillerielehrregiment 345, KUSEL Es ist der 6. Februar 2012 und die Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) ist nach einem Jahr Abstinenz wieder fest in der Hand der Kuseler Artilleristen. 385 orientalische Nächte später, am 25. Februar 2013 verlässt der letzte 345er die JFSCG im Headquarters Regional Command North (HQ RC N). Somit ist dieser ISAF- Auftrag (International Security Assistance Force) des Regiments wieder einmal beendet. Ein wichtiges Jahr für den Einsatz in AFGHANISTAN, welcher durch einen stetigen Veränderungsprozess gekennzeichnet war. Ein Jahr der Umgliederung, Neustrukturierung und Übertragung von Verantwortung in afghanische Hände. Inmitten dieses Prozesses leisteten, über den Einsatzzeitraum verteilt, insgesamt elf Soldaten des Artillerielehrregiments 345 (ArtLehrRgt 345) als Angehörige der JFSCG einen wichtigen Beitrag in den Aufgabenbereichen Joint Fires und Civilian Casualties (CIVCAS/ Opfer unter der Zivilbevölkerung), Handling und Avoidance. Die Vermeidung von CIVCAS ist ein strategischer Schwerpunkt des Commanders ISAF (COM ISAF) im Rahmen der CounterInsurgency- Strategie (COIN) für AFGHANISTAN und hat stets unmittelbaren Einfluss auf die eigene Operationsführung. In den vergangenen Einsatzjahren zeigte sich, dass CIVCAS- Vorfälle - unabhängig davon, ob ISAF, afghanische Sicherheitskräfte oder Aufständische (Insurgents) die Verursacher waren - einen direkten und zumeist negativen Einfluss auf die Sicherheitslage und den Erfolg der ISAF- Mission in der betroffenen Region hatten. HQ RC N CIVACS Officer of Primary Responsibility (CIVCAS OPR), das ist der große Hut, den sich der jeweilige Chief JFSCG neben seinem originären Auftrag aufzusetzen hat. „We must be the first with the truth!“ Bedeutet für den CIVCAS OPR, bei einem von ISAF verursachten oder dem ISAFKontingent vorgeworfenen CIVCAS- Vorfall, sämtliche Daten und Meldungen von der verursachenden Einheit einzufordern und die knappen - durch das ISAF Joint Command (IJC) befohlenen - Zeitlinien für diese Meldungen, welche alle bis auf die Ebene Headquarters ISAF (HQ ISAF) in KABUL auf dem Dienstweg vorgelegt werden müssen, zu überwachen und auf der Ebene HQ RC N zu bearbeiten. Dabei hat der CIVCAS OPR unmittelbares Vortragsrecht auf allen Führungsebenen im HQ RC N. Im Regelfall ist dies der Deputy Chief of Staff Security (DCOS SEC) oder bei besonders schwerwiegenden Vorfällen direkt die Kommandeurgruppe des HQ RC N. Ferner werden in einer Statistik alle durch ISAF, die Afghan National Security Forces (ANSF) oder die Aufständischen verursachten CIVCAS Fälle archiviert. Neben dem „Reporting and Management“ kommt der „Avoidance“, also der Vermeidung von CIVCAS, ebenso große Bedeutung zu. Absicht ist es hierbei, durch gezielte Ausbildungsmaßnahmen (z. B. Kraftfahrerzusatzausbildung, Standard Operating Procedure - Training (SOP) oder Escalation of Force Training) im Rahmen der Einsatzvorausbildung oder im Einsatzland selber, durch ISAF verursachte CIVCAS- Vorfälle zu eliminieren. Dies ist jedoch nur ein Aufgabenfeld der JFSCG. Ein anderer fordernder Aufgabenbereich war in 2012 die Entwicklung und Einführung eines grundlegend überarbeiteten und auf die neuen Bedürfnisse angepassten ZU GLEICH 1 / 2013 34 34 Air- Space- Management (ASM) für die ANSF (Unter dem Begriff ANSF werden alle afghanischen Sicherheitskräfte wie Armee und Polizei subsumiert.) im RC N. Nachdem 2012 in einigen Provinzen des RC N die Sicherheitsverantwortung an die ANSF erfolgreich übergeben wurde und die dort eingesetzten ANSF- Kräfte nunmehr autonome Operationen ohne ISAF- Beteiligung durchführen, können die bis dato genutzten ASM- Verfahren in ihrer bisherigen Form nicht weiter angewendet werden. Bis zur Übergabe der JFSCG an das Folgekontingent konnten in diesem Bereich enorme Fortschritte verzeichnet werden. Die vorhandenen Erfahrungen des ASM- Personals des HQ RC N und unterstellter Verbände dienen als wichtige Stütze in diesem umfangreichen Veränderungsprozess. Das HQ IJC folgt dem durch das HQ RC N entwickeltem ASM- Ansatz und wird diesen als Referenzmodell für alle ISAF- RCs in AFGHANISTAN implementieren. Die bestehenden Verfahren wurden somit ab Mitte 2012 Schritt für Schritt an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Hierbei wird dem vom Kommandeur des ISAFEinsatzes geforderten Konzept „Afghans in the lead“ entsprochen und die afghanischen Partner in die Führungsrolle gebracht. Die JFSCG der 345er lieferte in ihrem Einsatzzeitraum nicht nur im Hinblick auf die Übertragung der Verantwortung sondern auch für den Bereich der ISAF- Kräfte ihr Puzzleteil, um den Auslandseinsatz zu einem Gesamterfolg zu bringen. Schlussendlich wird dem Gedanken der Übertragung der Verantwortung im täglichen Dienst Rechnung getragen - Veränderungen die man spürt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das RC N die Koordination des gesamten Luftraums im Verantwortungsbereich (Area of Responsibility/ AOR) zu bewältigen. Die „gepartnerten“ afghanischen bodengebundenen indirekten Wirkmittel wie Mörser und Feldhaubitzen wurden mit Hilfe der Operational Mentoring and Liaison Team- Kräfte (OMLT) „deconflictet“. Eine Schlüsselrolle im Rahmen der Luftraumkoordinierung hat nunmehr das taktische Koordinierungszentrum der Nordregion (Operations Coordinations Center- Regional/ OCC- R) inne. Hier laufen alle zur Luftraumkoordinierung notwendigen Informationen zusammen. Die benötigten Informationen hierzu werden von den schießenden - also den Luftraum anfordernden - Einheiten mit einem speziellen und in der Landessprache Dari übersetzten Formblatt an das OCC- R gemeldet. Nach einer Qualitätskontrolle der bereitgestellten Anforderungsdaten sendet das OCC- R den Antrag an das HQ RC N. In enger Zusammenarbeit und Abstimmung wird unter der Federführung der JFSCG mit dem Combined Joint Operation Centre (CJOC) und dem Regional Air Operations Coordination Centre NORTH (RAOCC- N) die Anforderung des Luftraums gesteuert, wobei ein ständiger intensiver Informationsaustausch mit dem OCC- R stattfindet. Implementiert wurde dieser neue Ansatz durch intensive Ausbildung des afghanischen Fachpersonals auf der Ebene Korpsstab, OCC- R sowie im Rahmen von „Tactical Vignettes“ (Taktische Kurzlagen) bis auf die Ebene Feuerunterstützungspersonal der Brigaden. Die Ausbildungen fanden sowohl in afghanischen Liegenschaften sowie im Camp MARMAL in MAZAR E SHARIF (MeS) statt. Wie gestaltet sich nun der „way ahead“ für die deutschen Artillerieeinsatzkräfte ISAF in den noch verbleibenden knapp zwei Jahren des ISAF- Einsatzes bis Ende 2014? Im Februar 2013 wurde auf ministerieller Ebene entschieden, dass auch das Artilleriekontingent im Zuge der Aufgabe der Einsatzliegenschaften OP NORTH und PRT KUNDUZ reduziert wird sowie artilleristische Fähigkeiten im Einsatzland aufgegeben werden. Mit Stand Februar 2013 verfügte das deutsche Einsatzkontingent ISAF (DEU EinsKtgt ISAF) über sechs PzH2000 im Einsatzland. Die PzH2000 waren wie folgt disloziert: 3 x in KUNDUZ, 2 x am OP NORTH und eine PzH2000 als Reservegeschütz in MeS. Konkret bedeutet die Reduzierung nun, dass zunächst die am OP NORTH eingesetzten PzH2000 in den kommenden Wochen nach MeS verbracht und dort, zusammen mit dem Reservegeschütz, zur Rückverlegung nach DEUTSCHLAND vorbereitet werden. Es verbleiben dann zunächst noch drei PzH2000 am Standort KUNDUZ, welche am Ende des dritten Quartals 2013 im Zuge der Auflösung des PRT KUNDUZ ebenfalls über MeS nach DEUTSCHLAND abgesteuert werden. Das heißt auch, dass Ende 2013 das Wirkmittel PzH2000 dem DEU EinsKtgt ISAF nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Im Gegensatz zu diesem Fähigkeitsverlust wird es bis auf Weiteres eine ebenengerechte Abbildung der STF- Organisation im Verantwortungsbereich RC N geben. Konkret bedeutet dies den Fortbestand der JFSCG auf der Ebene HQ RC N sowie die Abbildung der Elemente Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) und Joint Fire Support Team (JFST) im Verantwortungsbereich RC N. ZU GLEICH 1 / 2013 35 35 „Von der Fläche auf den Punkt“ Das Raketenartilleriebataillon 132 beweist sein Können im Rahmen der STF Hauptmann Marcel Wünsch, Batteriechef 2./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN Hauptmann Chris Weißbrodt, Batteriechef 4./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN Hauptmann Christian Bär, Batteriechef 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN Nachdem das Raketenartilleriebataillon 132 (RakArtBtl 132) nach der Einsatzvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung im Rahmen von ORF II/ 2011 (Operational Reserve Force) die Re- Professionalisierung von der Fläche der Einsatzgebiete im KOSOVO zurück auf den Punkt des artilleristischen Kerngeschäftes im Zuge des Truppenübungsplatzaufenthaltes im Juli 2012 in der Lüneburger Heide unter Beweis stellen konnte, folgte der nächste Schritt der Weiterentwicklung. Absicht des Regimentskommandeurs war es, die einsatzorientierte Ausbildung der Truppenteile, der Gefechtsstände sowie des Einzelpersonals so zu gestalten, dass die artilleristische Einsatzbefähigung, unter Implementierung der aktuellen Erkenntnisse und Verfahren der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF), erreicht und gesteigert wird, um die erforderlichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen in Operationen verbundener Kräfte sowie im Einsatz zu schaffen. Im Rahmen dieses Großvorhabens unterstützte das Raketenartilleriebataillon 132 die eingesetzten Task Forces, Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 und Panzerartilleriebataillon 215, mit je einer Raketenartilleriebatterie. Außerdem unterstützten die 5./ Jägerbataillon 292 und die 5./ Gebirgsjägerbataillon 232 den Übungsablauf mit Mörserfeuer. Schwerpunkten Marsch, Erkunden und Beziehen von Räumen sowie Feuerkampf auf der Ebene Batterie. Hierbei sollte die Ausbildungssystematik KoFTrA (Kombinierte Führer- und Truppen Ausbildung) zur Anwendung kommen, um den Ausbildungserfolg nachhaltig sicherstellen zu können. Dies war die Theorie. In der Praxis wurde der eher routinemäßige Akt des Bahntransports für Personal und Gerät die erste Herausforderung des Truppenübungsplatzes. Aufgrund von technischen Problemen an einem Triebwagen der Bahn konnten nicht alle Fahrzeuge vom RakArtBtl 132 zur geplanten und berechneten Zeit am Samstag, den 03.11.2012 um 12:00 Uhr, entladen werden. Die letzten Fahrzeuge wurden daher erst am späten Montagvormittag, den 05.11.2013, von der Bahn gefahren. Die verbleibenden Stunden am Montag wurden in Gänze zur Vorbereitung der Raketenwerfer für die Übungen im Rahmen der Task Force und der darin eingebetteten Schießtage genutzt. Der Einbau der Verschussausstattungen 110mm, das Kalibrieren der Raketenwerfer sowie der Einbau der SSA (Schieß Sicherheits Anlage) waren Ausgangspunkt auch dieses Truppenübungsplatzes stellte die Verlegung im Truppentransport per Eisenbahn dar. Die Hauptkräfte verlegten im Zuge dessen am 02.11.2012 von SONDERSHAUSEN nach BAUMHOLDER und erreichten den Zielbahnhof am 03.11.2012 gegen Mittag. Die folgenden zwei Tage wurden durch den Batteriechef der 2./ RakArtBtl 132 sowie der 4./ RakArtBtl 132 zur Ausbildung und Vorbereitung der schießenden Züge ausgeplant. Die Zielsetzung war die Schulung der allgemeinen artilleristischen Aufgaben im Einsatz sowie die Schulung des Führungsprozesses mit den Raketenwerfer im Feuerkampf ZU GLEICH 1 / 2013 36 36 die Tätigkeiten, welche zum Abschluss gebracht werden mussten. Zudem wurden die Feuerstellungsräume vorerkundet und die Sicherheitsunterlagen angefertigt. Am Dienstagmorgen folgte der Unterstellungswechsel der beiden Raketenartilleriebatterien zu den beiden beschriebenen Task Forces. Nach der Befehlsausgabe für den Marsch wurde der Einsatzraum um 06:15 Uhr bezogen, um anschließend schnellstmöglich Wirkungsbereitschaft herstellen zu können. Hochmotiviert und engagiert wurden die notwendigen Tätigkeiten durchgeführt. So war es möglich, dass die Teile des RakArtBtl vor der Rohrartillerie wirkungsbereit waren und die ersten Raketen kurz nach 08:00 Uhr abgefeuert werden konnten. An insgesamt vier Schießtagen vom 06.11.2012 bis 09.11.2012 wurde die Einsatzbereitschaft der Raketenwerfer, als Wirkmittel der Artillerie, sichergestellt. Die eigentliche Regimentsübung „SCHLAGENDER ADLER“ fand vom 12.11.2012 bis 14.11.2012 statt. In der zu Grunde gelegten Lage wird ein Inselgebiet namens AZORIA, welches die Heimat von drei verschiedenen, souveränen Staaten, MÜNSTERLAND, LEINELAND und HANSALAND darstellt, beschrieben. Aufgrund von Spannungen und darauf folgend kriegerischen Handlungen zwischen MÜNSTERLAND und LEINELAND hatte die Bundeswehr als federführende Nation beim AFOR-Einsatz (AZORIA FORce) den Auftrag, die vom Feind besetzten Gebiete zu räumen. Die Task Forces sollten im Zuge dessen die Kampftruppe unmittelbar mit Feuer unterstützen, um die Durchführung der Räumungsoperation zu gewährleisten. Da den übenden Teilen der Raketenartillerie nur je zwei feste Feuerstellungen zugewiesen waren, blieb der tägliche Ablauf in taktischer Hinsicht relativ statisch. Um dennoch den Übungsbetrieb und das Ausbildungsniveau hoch zu halten, wurden nach dem Schießbetrieb bei Nacht diverse Stellungswechsel in neue Feuerstellungsräume durchgeführt. Zudem wurde durch die Task Force 131 eine feldmäßige Betankung („Tankstraße“) vorbereitet, damit die Einheiten ihre materielle Einsatzbereitschaft nach diversen Stellungswechseln wieder herstellen konnten. Dieser Ablauf wurde im Verlauf der Regimentsübung wiederholt und somit nachhaltig verinnerlicht. Gerade für die jungen Führer konnten für kommende Übungsvorhaben Bilder gestellt werden, die auch für zukünftige feldmäßige Betankungen den Erfolg sicherstellen werden. Immer wieder machten die herbstlichen Witterungsbedingungen, mit blickdichten Nebelschwaden, dem Schießübungsbetrieb einen Strich durch die Rechnung. Auf den Beobachtungsstellen konnten die Aufschläge nicht aufgenommen werden, so dass das Schießen mehrfach unterbrochen werden musste. Auch das einsatzbereite Artillerie Beobachtungs RAdar (ABRA) konnte für die Teile der Raketenartillerie nicht nachhaltig im Zielgebiet aufklären. Die Beobachtungsstelle 138 wurde durch nahezu alle Truppenteile genutzt. Neben den Sicherheitsoffizieren der Rohr- und Raketenteile leiteten die JFST (Joint Fire Support Teams) das Feuer der Artillerie und der Mörser. Darüber hinaus war die Beobachtungsstelle, wie erwartet, ein Magnet für hochrangige Dienstgrade und Besuchergruppen. Beispielsweise besuchten während des Regimentsschießens mehrere Angehörige ausländischer Streitkräfte aus den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN, ASERBAIDSCHAN, MONTENEGRO, CHINA und den NIEDERLANDEN die Beobachtungsstelle. Zudem waren Fachkräfte der Firma Krauss- Maffei- Wegmann vor Ort, welche die Panzerhaubitze 2000 den Interessenten aus den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN Gemeinsamer Gottesdienst ZU GLEICH 1 / 2013 37 37 vorführten. Die Nächte wurden innerhalb der Schießphasen zum Tag gemacht, indem mehrere Minuten lang Leuchtgeschosse abgefeuert wurden. Somit konnten die eingesetzten JFST auch unter diesen erschwerten Umständen die Wirkmittel der Artillerie im Zielgebiet beobachten und lenken. Aus Sicht der Raketenartillerie stellte der 13.11.2012 den Höhepunkt dar. Der AVP 148 (Artillerievermessungspunkt) sollte dabei als Feuerstellung genutzt werden. Vier Abfeuerpunkte wurden in der Feuerstellung erkundet und ausgemessen. Gegen 19:30 Uhr am Abend ging ein Feuerkommando in der Feuerleitkabine ein. 47 Splitterraketen 110mm zur gleichen Zeit. Das gab es noch nie. Diese Munitionssorte erfordert die bereits angesprochene SSA. Allen Beteiligten war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass nur bei perfekten äußeren Bedingungen und funktionierender Technik alle 47 Raketen verschossen werden konnten. Das Filmteam stand bereit und nahm das Schauspiel bei Nacht auf. Die ersten Raketen verließen die Rohre. Nach jeweils vier verschossenen Raketen beendete die SSA und somit die Technik bei einem und später einem weiteren Raketenwerfer das Schießen. Am Ende verließen 35 Raketen die Rohre. Die restlichen 12 Raketen mussten bei folgenden Feuerkommandos verschossen werden. Dieser „Feldversuch“ wird allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben. Insbesondere die Tatsache, dass mit dem neuen System MARS II keine SSA mehr gebraucht wird, macht für kommende Versuche Hoffnung und Mut. Abseits des Übungsgeschehens fand am 11.11.2012 um 11:11 Uhr ein Gottesdienst statt. Wie es das Datum vermuten lässt, wurde auch eine Fastnachtsrede dargeboten. Dieser Gottesdienst wurde von den Soldaten gut angenommen. Insgesamt war der Regimentsübungsplatz „SCHLAGENDER ADLER“ eine gelungene Sache, um die artilleristischen Fertigkeiten wieder hervorzuholen. Leider fand die Feuerzusammenfassung für die Teile der Raketenartillerie am letzten Tag nicht statt, da wieder einmal Nebel die Sicht nahm. Nichts desto trotz kehrten alle beteiligten Soldaten mit durchweg positivem Feedback an den Standort SONDERSHAUSEN zurück. Diesmal allerdings mit Bussen, die pünktlich waren. Trotz der bevorstehenden Veränderungen im Rahmen der Umstrukturierung, durch die auch das RakArtBtl 132 aufgelöst wird, werden die drei verbleibenden Raketenartilleriebatterien für ihre neuen Verbände einen deutlichen Fähigkeitszuwachs darstellen. Die Ergebnisse dieses Übungsplatzes haben eindrucksvoll nachgewiesen, dass die Raketenartillerie einen wesentlichen Beitrag zur STF leisten kann. Mit den entstehenden gemischten Artilleriebataillonen ist die Bundeswehr für den weiteren Einsatz gut aufgestellt. Geschlossene, beübte Verbände können hier effektiv und effizient eingesetzt werden. Reichweite und Präzision von GMLRS (Guided Multiple Launch Rocket System/ Lenkrakete) sind einmalig in der Bundeswehr. Nach Abschluss der Umzugsmaßnahmen gilt es dann, die drei Batterien in ihre neuen Verbände zu integrieren und die gewonnene Stärke und Präzision mit der neuen Munition unter Beweis zu stellen. Die Batterien haben die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen und die Zielsetzung verinnerlicht. ZU GLEICH 1 / 2013 38 38 Schießvorhaben des Artillerieregiments 100 Hauptmann Ronny Herok, S3-Offizier Artillerieregiment 100, MÜHLHAUSEN Nachdem im November 2012 der letzte Regimentstruppenübungsplatzaufenthalt in BAUMHOLDER absolviert wurde, hat sich das Artillerieregiment auf andere Schießvorhaben fokussiert. In diesem Artikel will ich dem Leser einen kurzen Einblick in die bereits durchgeführten Schießvorhaben vom Februar dieses Jahres geben. Ferner werde ich noch die aktuelle Planung des Artillerieregiments 100 für das laufende Kalenderjahr darstellen. Zusammenfassend kann das Artillerieregiment 100 den Aufklärungssystemen eine hinreichende Zielortungsgenauigkeit bescheinigen. Die detaillierte Auswertung wurde der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung – zur weiteren Verwendung vorgelegt, wobei das Artillerieregiment 100 beantragte, die Systeme für die Verwendung in der Schießsicherheit freizugeben. Bis auf das Schießen mit der Vollkaliberrakete M28 konnten alle Vorhaben umgesetzt und geschossen werden. Bei der Vollkaliberrakete gelang es zwar mit Unterstützung der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung – eine Freigabe der Munition und die Wiederanerkennung des ursprünglichen Gefahrenbereichs zu erwirken, jedoch musste hier die Auflage seitens der Wehrtechnischen Dienststelle 91 von einem zulässigen Temperaturbereich hingenommen werden. So dürfen ab sofort wieder Vollkaliberraketen M28 auf deutschen Truppenübungsplätzen verschossen werden, wenn die Rakete eine Mindesttemperatur von 10 Grad Celsius aufweist. Am Mittwoch, den 6. Februar, konnte das Regiment nunmehr auch das ursprünglich schon für November 2012 geplante, damals witterungsbedingt nicht durchgeführte Schießen mit SMArt auf dem Truppenübungsplatz BERGEN nachholen. Die Witterungsbedingungen waren nahezu ideal, man hatte Sichtstrecken von über sechs Kilometern. So wurden Artilleriebeobachter vom Panzerartilleriebataillon 215 aus AUGUSTDORF bereits am Morgen des Tages in Marsch gesetzt. Gegen 14:00 Uhr wurde das erste Feuerkommando SMArt durch Truppe auf deutschen Truppenübungsplätzen geschossen. Hierzu fanden sich zahlreiche Zuschauer auf der Beobachtungsstelle HENGSTBERG ein; darunter, neben den Artilleriebeobachtern aus AUGUSTDORF, Artilleriebeobachter vom Panzerartillerielehrbataillon 325 aus MUNSTER, Führungspersonal sowie Führungs- und Leitungspersonal der Truppenübungsplatzkommandantur BERGEN und natürlich Führungspersonal der zum Artillerieregiment 100 gehörenden Verbände. Insgesamt wurden fünf Schuss SMArt DM702 verschossen. Von den hier ausgestoßenen zehn Submunitionen setzten sich sieben auf ein erkanntes Ziel um, zwei zerlegten sich kurz vor Bodenkontakt und eine Submunition konnte nicht beobachtet werden. Der entsprechende Auswertebericht wurde der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung – auf dem Dienstweg zur Kenntnisnahme gegeben. Das nächste SMArt-Schießen findet in Kürze unter Leitung Panzerartillerielehrbataillon 325 statt. Das Referenzschießen wurde gemeinsam mit den Bedienern der Aufklärungssysteme geplant und durchgeführt. Jeder einzelne Schuss Rohr und Rakete wurde den Aufklärungssystemen gemeldet und erst nach deren Aufklärungs-/ Messbereitschaft abgefeuert, sodass annährend jeder Schuss eingemessen werden konnte. Auch innerhalb der Feuerkommandos wurde variiert. So war vom Einzelschuss über einzelne Gruppen bis hin zu einem Feuerschlag sowie mehreren Gruppen alles abgebildet, um referenzierbare, der realen Anforderung angepasste Werte erhalten zu können. Insgesamt wurden für dieses Vorhaben 200 Schuss L15A1 (Sprenggeschoss 155mm), 48 Übungsraketen DM78 (110mm) sowie 48 Splitterraketen DM21 (110mm) verschossen. Referenzierbare Daten mit der Vollkaliberrakete M28 (298mm) konnten witterungsbedingt nicht erschossen werden. Die erschossenen Daten wurden durch Artillerieregiment 100 in penibler Feinarbeit protokolliert und ausgewertet. Am 7. Februar 2013 führte das Artillerieregiment 100 erstmalig in DEUTSCHLAND ein MRSI- Schießen mit der Panzerhaubitze 2000 durch. Dieses ließ sich trotz immenser Anstrengungen der Truppenübungsplatzkommandantur BERGEN sowie des Regiments nicht auf dem Truppenübungsplatz BERGEN realisieren. Kurzfristig entschloss sich somit das Artillerieregiment 100, das geplante Schießvorhaben bei der Firma Rheinmetall im Erprobungszentrum UNTERLÜß durchzuführen. Sehr truppenfreundlich und unkompliziert konnte somit das Schießvorhaben als krönender Abschluss dieses Truppenübungsplatzaufenthaltes durchgeführt werden. Am frühen Morgen verlegten zwei Panzerhaubitzen der 5./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 zum Erprobungszentrum. Um 09:00 Uhr begann das Schießen mit zwei Vorschüssen. Um 09:30 war es dann endlich soweit, das erste Feuerkommando im MRSI- Verfahren wurde auf eine Schussentfernung von knapp 13km geschossen. Vom 4. bis 8. Februar 2013 führte das Artillerieregiment 100 auf dem Truppenübungsplatz BERGEN einige Schießvorhaben durch. Der Schwerpunkt dieses Übungsplatzaufenthaltes lag auf der Referenzierung des Artillerieortungsradars COBRA sowie der Schallmessanlage, mit der Zielsetzung, diese Systeme in der Schießsicherheit einsetzen zu dürfen, was bis zum heutigen Tag aus diversen Gründen nicht möglich ist. Im Rahmen dieses Referenzschießens sollte ebenso ein Schießen mit Suchzündermunition Artillerie (SMArt), ein Vollkaliberschießen mit dem Raketenwerfer MARS sowie ein Schießen im Verfahren Multiple Rounds Simultaneous Impact (MRSI) mit der Panzerhaubitze 2000 durchgeführt werden. ZU GLEICH 1 / 2013 39 Insgesamt wurden acht MRSI Feuerkommandos geschossen. Bei jedem Kommando konnte festgestellt werden, dass die Schüsse in einem Zeitfenster von unter einer Sekunde im Ziel einschlugen. Unter den wachsamen Augen von Herrn Brigadegeneral Binder, dem stellvertretenden Divisionskommandeur und Kommandeur Divisionstruppen der 1. Panzerdivision, konnte diese überaus eindrucksvolle Fähigkeit der Panzerhaubitze erfolgreich dargestellt werden. Hier zeigte die Artillerie, dass sie in der Lage ist, die Feuerkraft eines Geschützzuges mit nur einer Panzerhaubitze abzubilden. ZU GLEICH 1 / 2013 40 Innerhalb einer Woche Truppenübungsplatzaufenthalt konnte das Artillerieregiment 100 somit drei Schießvorhaben erfolgreich durchführen. Für das Jahr 2013 hat das Artillerieregiment 100 im Wesentlichen drei weitere Schießvorhaben auf der Agenda. Durch das Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 soll ein Referenzschießen für das Unmanned Arial System (UAS) Kleinfluggerät Zielortung (KZO) durchgeführt werden. Durch die 4./ Raketenartilleriebataillon 132, ab April dem Panzerartillerielehrbataillon 325 unterstellt, wird auf dem Truppenübungsplatz BERGEN erstmalig wieder mit der Vollkaliberrakete M28 geschossen. Deutsch- französisches Chefseminar in DRAGUIGNAN Oberleutnant Andreas Timm, Ausbildungsoffizier 5./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER Oberleutnant Alexander Schonk, Batterieeinsatzoffizier 1./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER Artilleristen sprichwörtlich aus ganz DEUTSCHLAND hatten die Möglichkeit, vom 18.- 22.11.2012 an einem internationalen Austauschprogramm teilzunehmen und einen französischen Cheflehrgang zu besuchen. Unter Federführung unserer Artillerieschule reisten 10 Offiziere in Richtung der „Ècole d‘Artillerie“ ins spätherbstliche DRAGUIGNAN an der französischen Südküste. Die deutsche Delegation unter Führung von Oberstleutnant Frank Rosemann wurde am Sonntagabend am Flughafen NIZZA durch den Leiter des Heeresverbindungsstabes, Oberstleutnant Stephan Schön, persönlich in Empfang genommen. Nach der Verlegung nach DRAGUIGNAN und dem Beziehen der Unterkünfte erfolgte zum stilvollen Kennenlernen ein Abendessen in einem französischen Restaurant. Der erste Tag des Seminars begann zunächst mit einem französischen Frühstück, gefolgt von einer gemeinsamen Sportausbildung. Während unser Delegationsleiter vom General der Artillerie empfangen wurde, erlebten die Lehrgangsteilnehmer deutsch- französische Kameradschaft während eines Volleyballspiels. Im Anschluss an die Sportausbildung erfolgte durch Oberstleutnant Schön eine Einweisung in das Museum der französischen Ar- tillerietruppe. Dies war eine ganz besondere Erfahrung, da Gleichwertiges in dieser Dimension in der deutschen Artillerie nicht zu finden ist. Nach dem Mittagessen stieg die deutsche Delegation mit den französischen Offizieren in die Ausbildung ein und beurteilte gemeinsam mit ihnen die Lage der vorgegebenen Übung „Ex Sonzogni“. Nach Dienst ließ die deutsche Delegation den Tag in Eigenregie ausklingen. Der zweite Tag war ganztägig geprägt von der Übung „Ex Sonzogni“. Im Ausbildungszentrum JANUS, einem Äquivalent zum deutschen SIRA (Simulationssystem zur Unterstützung von RAhmenübungen), wurde die Übung mit den französischen Kameraden geplant und durchgeführt. JANUS ist hierbei abgeleitet von der gleichnamigen römischen Gottheit mit zwei Gesichtern: die Simulation erlaubt, gleichzeitig eigene und feindliche Kräfte zu beüben. Insbesondere der Einblick in die Arbeitsabläufe der französischen Armee ist hier hervorzuheben. Seinen Abschluss fand der Ausbildungstag in einem Kameradschaftsabend mit den französischen Offizieren in einem Restaurant in DRAGUIGNAN. Der dritte Tag begann mit einem Frühstück, zu dem auch der französische General der Artillerie einige persönliche Worte an die Delegation richtete. Im Mittelpunkt stand jedoch eine wehrhistorische Weiterbildung. Es wurde die Landung der Alliierten in SÜDFRANKREICH während des II. Weltkrieges (Operation Dragoon) behandelt. Dazu wurden unter der Leitung von Oberstleutnant Schön verschiedene Besprechungspunkte im Raum HYÈRES – ST. TROPEZ – FRÉJUS angefahren. Insbesondere die Küstenbatterie in HYÈRES ist hier hervorzuheben. Die Geschichte dieser Batterie wurde uns durch einen Abgesandten des Museums der französischen Artillerie in umfassender und anschaulicher Weise näher gebracht. Besuch des Museums der französischen Artillerietruppe In der Nachbetrachtung ist das deutsch- französische Chefseminar als gelungen anzusehen. Nicht nur die Einblicke ZU GLEICH 1 / 2013 41 41 in die Arbeitsweise der französischen Armee waren sehr lehrreich, sondern auch der Umgang mit Land und Leuten einer anderen europäischen Kultur. Die zwischenmenschliche Basis war bereits am ersten Tag geschaffen worden und erleichterte die Zusammenarbeit sehr. Dieses Seminar war eine Erfahrung, die auch zukünftig deutschen Offizieren offenstehen sollte. Der relativ kurze Zeitansatz des Seminars (de facto drei Tage) ermöglichte uns jedoch nur einen recht kurzen Einblick in die französische Ausbildung. Wenn möglich, sollte das Seminar in Zukunft ausgebaut werden, um gezielt mit den französischen Kameraden zu arbeiten und um die gesammelten Eindrücke zu festigen. Ausbildungszentrum JANUS Deutsche und französische Lehrgangsteilnehmer ZU GLEICH 1 / 2013 42 42 Ende einer Ära Die Weiterentwicklung der Truppengattungen wird zentralisiert Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH Am 14. März fand an der Artillerieschule in IDAROBERSTEIN ein denkwürdiges Antreten statt. Der Bereich Weiterentwicklung Artillerietruppe wurde mit Wirkung zum 31. März aufgelöst. Seit den ersten Tagen der Bundeswehr hatte es immer Strukturen gegeben, die einen Baustein für die Weiterentwicklung der Truppengattungen an den Truppenschulen vorsahen. Leiter Gruppe Taktik und Auswertung Aufklärende Artillerie Gruppe Taktik und Auswertung Panzerartillerie Kraftfahrzeug Panzertechnik Technik, Elektronik, Gruppe Fernmeldewesen GruppeSchießen Fotowesen und Sprachmittler Die Weiterentwicklung der Raketenartillerie wurde zu dieser Zeit noch in ESCHWEILER an der Raketenschule des Heeres (ab 1973 Raketenschule der Artillerie/ ab 1974 in GEILENKIRCHEN) bzw. im Truppenamt (seit 01.10.1970 Heeresamt) wahrgenommen. Am 01.10.1965 wurde dieser Stab in Spezialstab ATV (Ausbildung, Truppenversuche, Vorschriften) umbenannt. Im Jahr 1973 verfügte dieser über 26 Offiziere, 8 Unteroffiziere sowie 30 Zivilangestellte und war wie folgt gegliedert: Schulappell am 14. März 2013 Mit Ablauf des 30. Juni 2013 endet dann auch die Verantwortung des Generals der Artillerietruppe für die Weiterentwicklung der Truppengattung. Im Amt für Heeresentwicklung in KÖLN werden künftig, ab 1. Oktober arbeitsbereit, alle Truppengattungen und Fähigkeiten zentral betrachtet und aufeinander abgestimmt. Die Artillerietruppe findet sich dort in der Abteilung Nachrichtengewinnung & Aufklärung/ Unterstützung in der Gruppe Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer (STF/ IF) wieder. Der Ausbildungs- und Übungsbetrieb im Heer wird von einem Ausbildungskommando in LEIPZIG koordiniert und überwacht. Es führt die Schulen, die Ausbildungszentren und die Zentralen Ausbildungseinrichtungen des Heeres. Rückblick Als die Artillerieschule am 29.06.1956 in IDAR- OBERSTEIN in Dienst gestellt wurde, verfügte sie von Beginn an über einen Spezialstab ATP (Ausbildung, Technik, Prüfungen), der bis zum 30.09.1965 als Teil des Kommandostabes Artillerieschule (Schulstab) entsprechende Aufgaben wahrnahm. Er bestand aus 15 Offizieren, 10 Unteroffizieren sowie einigen Zivilangestellten und war wie folgt gegliedert: Leiter Rohrartillerie Gruppe 1 Gruppe 2 Raketenartillerie Gruppe 3 Aufklärende Artillerie Gruppe 4 Geophysik Gruppe 5 Artilleriegerät Gruppe 6 Artillerie- Führungs- Informations- und Feuerleitsysteme (ArtFüInFELSys) Gruppe 7 MilGeoDienst Ausbildungsmaterial Filmstelle Vorschriften und Auswertungsstelle In den 1980er Jahren wuchs die Stärke auf 42 Offiziere, 15 Unteroffiziere und 9 Zivilangestellte, auch die Gliederung wurde einmal mehr angepasst: Leiter Sprachendienst FachgebietRohrartillerie FachgebietRaketenartillerie Fachgebiet Aufklärende Artillerie FachgebietGeophysik FachgebietArtilleriegerät Fachgebiet Elektronische Feuerleitung Fachgebiet Topographie/ Truppenvermessung ZU GLEICH 1 / 2013 43 43 Bis zum 01.04.1995 verfügte darüber hinaus das Heeresamt in KÖLN über eine eigene Abteilung Artillerie, die unter Führung des Generals der Artillerie mit mehr als 40 Soldaten federführend für die Truppengattung die Weiterentwicklung betrieb und den „alten“ Spezialstab zusätzlich als Arbeitsmuskel nutzte. Zusammen arbeiteten also rund 100 Mann zum Wohle der Truppengattung, die mit ca. 42.000 Soldaten über 82 Artilleriebataillone verfügte. An diesem 01.04.1995 wurde erneut umgegliedert und umbenannt. Jetzt hieß dieser Stab Gruppe Weiterentwicklung. Der Kommandeur der Artillerieschule übernahm zusätzlich die Funktion des Generals der Artillerie. Die Truppengattungsabteilungen im Heeresamt wurden auf eine Handvoll Offiziere und Unteroffiziere reduziert. Gleichzeitig wurden umfangreiche Aufgaben an die Gruppen Weiterentwicklung abgeschichtet. Die Gruppe Weiterentwicklung in IDAR-OBERSTEIN war dazu gegliedert in Leiter Sprachendienst Dezernat 1 Zentrale Aufgaben Dezernat 2 Schießende Artillerie Feuerkampf, Aufklärung, Dezernat 3 Zielortung Dezernat 4 Topographie/ MilGeo Dezernat 5 Technik/ Logistik SWPÄ mit Dezernat 6 Leitung/ Qualitätssiche- rung/ Informationstechnologie Dezernat 7 Analyse/ Verifikation Nach einer weiteren Neugliederung zählte die Gruppe 45 Offiziere, 28 Unteroffiziere, 2 Mannschaften und 4 Zivilangestellte: Leiter GeoInfoWesen Konzeption/ Grundlagen Dezernat 1 Dezernat 2 Führung/ Einsatz Dezernat 3 Ausbildung/ Organisation Dezernat 4 Ausrüstung SWPÄ mit Dezernat 5 Informationstechnologie/ Qualitätssicherung Dezernat 6 Analyse/ Nutzerbetreuung Am 01.10.2008 wurde zum fünften und letzte Mal Hand angelegt, umgegliedert und umbenannt. Viereinhalb Jahre war dieser, jetzt Bereich Weiterentwicklung bis zur Auflösung Ende März für die Zukunft der Truppengattung zuständig. Er war bis zur Auflösung wie folgt gegliedert: Leiter G3 Dezernat 1 Konzeption/ Führung/ Einsatz Dezernat 2 Ausbildung/ Personal/ Ordnungsmittel/ Struktur Dezernat 3 CPM (Customer Product Management- Verfahren zur Bedarfsermittlung/ Be- darfsdeckung in der Bundeswehr)/ Aus- rüstung Dezernat 4 SWPÄ (Soft Ware Pflege Änderung) Dezernat 5 GeoInformationswesen Sprachendienst Ausblick An der Artillerieschule verbleibt nach erfolgreichem Kampf gegen viele Widerstände das Dezernat SWPÄ. Dort werden Informationstechnologien, Qualitätssicherung und Konfigurationsmanagement bearbeitet sowie Analysen und Nutzerbetreuung durchgeführt. Wehrmaterial besteht aus einem immer größer werdenden Anteil an Informationstechnik. Diese muss im Laufe der Zeit an neue Geräte angepasst oder verbessert werden. Für das Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Artillerie ADLER (Artillerie- DatenLage- Einsatz- Rechnerverbund), für alle anderen Systeme mit DV- Anteil, die internationale Schnittstelle Artillery Systems Cooperation Activities (ASCA) sowie alle anderen Schnittstellen werden diese Maßnahmen also weiterhin an der Artillerieschule durchgeführt. Die Zukunft wird zeigen, ob es in den Zeiten von „Joint“ und „Combined“ gelingen kann, mit den vorhandenen Kräften und der gewählten Organisationsstruktur, die Bedürfnisse der Truppengattungen zum Nutzen der Streitkräfte angemessen zu berücksichtigen. Bereich Weiterentwicklung Artillerietruppe, Rilchenbergkaserne, Gebäude 12 ZU GLEICH 1 / 2013 44 44 PROFIL unter dem „IRON DOME“ Oberleutnant Sven Triebel, Batterieeinsatzoffizier 3./ Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF Teilnehmer PROIFIL mit Vertretern der deutschen und israelischen Offiziersschulen Im Zeitraum vom 5. November 2012 bis 20. November 2012 hatten zwei Offiziere des Panzerartilleriebataillons 215 die Gelegenheit, im Rahmen von PROFIL (Programm für individuelle Leistungsförderung) an einem Auslandsaufenthalt in ISRAEL teilzunehmen. Hier hatten beide die Möglichkeit, neben der Schlagkraft der IDF (Israel Defence Forces) auch Land und Leute kennenzulernen. wurde auch die Grabeskirche besucht. Allein schon durch die räumliche Nähe wurde klar, warum diese Stadt seit Jahrhunderten Streitobjekt zwischen den Religionen ist. Auf Befehl des Heeresamtes und nach einem Einweisungslehrgang am Zentrum Innere Führung in KOBLENZ verlegten wir Teilnehmer am 5. November 2012 mit einer Linienmaschine von DÜSSELDORF nach TEL AVIV. Hier wurden wir bereits durch einen Vertreter des deutschen Militärischen Attaché Stabes (MilAttStabes) TEL AVIV in Empfang genommen und in den Verlauf der nächsten Tage eingewiesen. Im Anschluss wurden wir für die nächsten Wochen in die Obhut der Vertreter der IDF übergeben, welche uns während ihres Aufenthaltes betreuten. YAD VASCHEM und JERUSALEM Auftakt im Heiligen Land bildete ein Besuch der Holocaust Gedenkstätte YAD VASCHEM. Diese ist die zentrale Gedenkstätte für die Opfer der Nazi- Diktatur im 3. Reich. Hier wurde uns das Schicksal der jüdischen Bevölkerung im 3. Reich auf erschütternde Weise vor Augen geführt. Die anschließende Besichtigung der Stadt JERUSALEM führte die Teilnehmer an die heiligen Orte der drei Weltreligionen. Neben dem Felsendom und der Klagemauer Blick auf Klagemauer und Felsendom Besuch verschiedener Truppenschulen Durch den Besuch mehrerer Truppenschulen konnten wir einen tiefen Einblick in Bewaffnung, Ausrüstung und Gliederung der IDF gewinnen. Beim Besuch der Artillerieschule in SHIVTA wurde unserem Wirkmittel ZU GLEICH 1 / 2013 45 PzH 2000 von israelischer Seite besonderes Interesse entgegengebracht. Durch diverse Briefings wurde der jeweils anderen Seite die Artillerie der eigenen Streitkräfte nähergebracht. Neben einer Einweisung in die PzH M109 A 5 „DOHER“, erhielten wir auch eine Einweisung in das israelische Äquivalent zum Führungs- Informations- System Heer (FüInfoSysH), welches seit mehreren Jahren von der IDF mit großem Erfolg eingesetzt wird. ten bis vor einigen Jahren an diesem Ort durchgeführt. Es sollte den Geist von MASADA beschwören.Man erkennt hier klar die traditionelle Verbindung eines geschichtlichen Ereignisses mit einem der Grundwerte des IDF - Spirits, der Verteidigung des Staates ISRAEL und seiner Einwohner. Beim Besuch der Offizierschule in MIZPE RAMON wurde die Offizierausbildung in den israelischen Streitkräften vorgestellt. Hier kamen wir direkt mit den Grundsätzen der Ausbildung der IDF in Berührung – dem sogenannten IDF- Spirit. Dieser beinhaltet neben den drei Grundwerten 1. Verteidigung des Staates ISRAEL und seiner Einwohner, 2. Patriotismus und Loyalität zum Staat sowie 3. Achtung der Menschenwürde – noch zehn weitere Werte, welche der israelische Soldat verinnerlichen soll. Diese Werte sind im Einzelnen: - Auftragserfüllung, - Verantwortung, - Vertrauenswürdigkeit, - persönliches Vorbild, - Verantwortung für menschliches Leben, - Verhältnismäßigkeit des Waffeneinsatzes, - Professionalität, - Disziplin, - Kameradschaft und - der Dienst als Berufung. Blick auf die Rampe der Festung MASADA Den besonderen Schwerpunkt bei der Ausbildung ihres Führernachwuchses sieht die israelische Armee dabei im Bereich der Professionalität, was uns an der Offizierschule eindringlich vermittelt wurde. Sowohl an der Panzertruppenschule als auch an der Pionierschule wurden wir in die Spezifika der Truppengattungen eingewiesen und durften an Ausbildungen verschiedenster Art teilnehmen. Hierzu gehörten neben dem Fahren eines D9- Bulldozers auch das Schießen mit Mörsern und Handwaffen, das Kennenlernen der verschiedenen Versionen des MERKAVA- Kampfpanzers und eine Ausbildung im Orts- und Häuserkampf. Festung MASADA und TOTES MEER Ein weiterer Punkt auf der Agenda unseres Besuches war der Besuch der am Rande des TOTEN MEERES gelegenen Festung MASADA. In dieser hatten im Jahre 73 n. Chr. jüdische Rebellen acht Monate einer römischen Belagerung standgehalten. Als sich die Eroberung abzeichnete, zogen sie den Suizid der Versklavung vor. Damit ist die Festung ein Sinnbild des israelischen Widerstandes gegen einen übermächtigen Gegner – ein Synonym für die aktuelle Situation im Heiligen Land. Um diesen Widerstandswillen den jungen Soldaten immer wieder in das Gedächtnis zu rufen, wurde die Vereidigung junger RekruZU GLEICH 1 / 2013 46 Eskalation im GAZA- Streifen Während unseres Aufenthaltes in ISRAEL eskalierte die Situation im GAZA- Streifen so sehr, dass viele Programmpunkte nicht oder nicht im vollen Ausmaß durchgeführt werden konnten. So wurde ein großer Teil der israelischen Soldaten aus den zu besuchenden Standorten zum GAZA- Streifen verlegt; darüber hinaus wurden ca. 45.000 Reservisten mobilisiert. Hier zeigte sich der professionelle Umgang zwischen Bevölkerung und Militär schnell, da eine solche Mobilisierung nicht ohne Einschnitte ins zivile Leben durchzuführen ist. Es kam, nach Angaben der Vertreter der IDF, aber kaum zur „Dienstverweigerung“ auf Seiten der Einberufenen. Persönlicher Negativpunkt der PROFIL-Teilnehmer war ein Raketenangriff durch HamasKämpfer mit einer Fadschr-5-Rakete, welche aber kurz vor TEL AVIV durch eine „IRON DOME“- Batterie abgefangen werden konnte. Aufgrund dieser Entwicklung wurde von Seiten des deutschen MilAttStabes die vorzeitige Rückverlegung aller Teilnehmer an der PROFIL- Maßnahme forciert, welche am 20. November 2012 erfolgte. Fazit Trotz der eskalierenden Situation haben wir als Teilnehmer der PROFIL- Maßnahme einen intensiven und anschaulichen Einblick in die Situation in ISRAEL und den Konflikt im NAHEN OSTEN erlangt. Die ISRAEL DEFENCE FORCES stellen nach Ansicht beider Teilnehmer, aufgrund ihrer technisch hochmodernen Ausrüstung und dem hohen Identifikationsfaktor mit den Streitkräften, eine der leistungsstärksten Armeen der Region dar. Sincere et Constanter (Aufrichtig und Standhaft) Hauptmann Christian Bär, Batteriechef 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN (2002 – 2013 im Bataillon) Oberfeldwebel Ingo Koscielny, Raketenwerferfeldwebel 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN (2006 – 2013 im Bataillon) Am 23. März 2013 endete innerhalb der Bundeswehr einmal mehr eine Ära. In die Reihe von traditionsreichen Verbänden und Truppengattungen reihte sich an diesem Tage das letzte Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr aus dem thüringischen SONDERSHAUSEN nach 22 Jahren des Bestehens ein! Das Bataillon wurde kurz nach der Wiedervereinigung am 2. April 1991 als Raketenartilleriebataillon (RakArtBtl) 702 in SONDERSHAUSEN aufgestellt und mit den beiden Waffensystemen „Leichtes Artillerie Raketen System“ (LARS) und „Mittleres Artillerie Raketen System“ (MARS) ausgestattet. Im Zuge von Strukturänderungen wurde das Bataillon 702 dann am 1. Juli 1994 in RakArtBtl 132 umbenannt. In der Zeit seines Bestehens kann das Bataillon neben seinem artilleristischen Auftrag auch auf zahlreiche Einsätze fernab des Hauptwaffensystems zurückblicken. So unterstützten die Soldaten der 132er unter anderem bei einem schweren Zugunglück 1996 in der Nähe von SONDERSHAUSEN sowie beim Schneechaos im Februar 1999 jeweils mit schwerem Gerät. Im Juli 1997 verlegte das RakArtBtl 132 mit 190 Soldaten nach PLATKOW an der Oder, um dort Hochwasserunterstützung zu leisten. Auch beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 waren Sondershäuser Soldaten wochenlang im Einsatz. Hierzu verlegte das Bataillon 240 Soldaten in den Landkreis STENDAL in SACHSEN- ANHALT, um einen 40km langen Deichabschnitt zu sichern. Aber nicht nur im Inland stellten die Soldaten wiederholt ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. Auch bei Auslandseinsätzen waren sie immer wieder mit dabei, so unter anderem bereits 1992 beim Einsatz in SOMALIA im Rahmen der UNOSOM- Mission (United Nations Operation in SOMalia). Einmarsch der Fahne Den Einsätzen in BOSNIEN und HERZEGOWINA im Rahmen zu SFOR (Stabilization FORce) und IFOR (Implementation FORce) folgten dann größere Kontingente bei EUFOR (European Union FORce), KFOR (KOSOVO FORce) und ISAF (International Security Assistance Force) in AFGHANISTAN. So stellte das Bataillon im Winter 2006 auf 2007 den Großteil der Einsatzkompanie, sowie 2008 50 Soldaten der 1. Batterie für ISAF. Neben ständigen ZU GLEICH 1 / 2013 47 47 Einzelabstellungen für den Einsatz in AFGHANISTAN, welche auch über die Zeit dieses letzten Bataillonsappells hinausgehen, waren im Rahmen der Gestellung des ORF- Bataillons II/2011 (Operational Reserve Force im KOSOVO) annährend 50% der Soldaten zeitgleich im Einsatz. Das Bataillon hatte auch den Auftrag, für alle Einsatzkräfte BALKAN die einsatzvorbereitende Ausbildung durchzuführen. So waren über einen längeren Zeitraum nahezu alle Kräfte gebunden. Nach nunmehr annähernd 22 Jahren hat sich das Bataillon bereits am 6. März 2013 mit einer letzten Feuerzusammenfassung von 132 Raketen auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER artilleristisch verabschiedet. Der Abschlussappell mit dem Einrollen der Truppenfahne am 23. März 2013 stellte dann auch den offiziellen Abschied aus dem Kreise der aktiven Bataillone dar. Das einzig verbliebene Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr meldet sich hiermit mit einem dreifach kräftigen ZU GLEICH aus dem Funkkreis ab. Wappen der 3./ Raketenartilleriebatterie 132 ZU GLEICH 1 / 2013 48 48 Erfahrungsbericht zum Einsatz im Rahmen eines OMLT/ (MAT) Hauptfeldwebel Daniel Eckart, Artillerieregiment 100/ Artillerieeinsatzgruppe, MÜHLHAUSEN 9./30. EinsKtgt ISAF AFGHANISTAN – KUNDUZ/ Juni 2012 – Januar 2013 „Ankommen!“ – Eine Parole welche für mich seit Februar 2012 zum ständigen Begleiter werden sollte. Mit der LaFeE (Langfristige Führereinweisung Einsatz) sollte mein bevorstehender Einsatz im Rahmen des Military Advisorings, ehemals OMLT (Operational Mentoring and Liaison Team), beginnen. Über die „Omletts“ (OMLTs) hörte ich im Vorfeld eine ganze Menge, nun durfte ich mir endlich mein eigenes Bild über die Männer und ihren Auftrag machen. „Frag einfach, was du wissen möchtest!“ – ist ein Angebot, welches ich während der drei Tage gern in ganzer Breite ausgenutzt hätte, doch was soll man fragen, wenn einem nicht ganz schlüssig ist, was einen eigentlich erwartet? „Du wirst deine eigene Teetasse brauchen!“ – Das war letztendlich meine wesentliche Erkenntnis und da ich Tee mag, war es beruhigend und ich konnte mich nun vollends auf die anstehende hochwertige Vorausbildung konzentrieren. WILDFLECKEN und die allgemeinen infanteristischen Elemente sind jedem ein Begriff, auch uns Artilleristen. Fazit: Nichts Neues! Doch weit gefehlt, die OMLTs bekamen eine Hochwertausbildung und das hatte Flair! Cordon & Search, Tactical Combat Casualty Care, Rescue Behind Enemies Lines, etc. Aus meiner Sicht, ein absolutes „must have“! Natürlich war auch ein Training speziell zur Thematik Advisory angesetzt, dazu ging es nach HOHENFELS ins Joint Multinational Readiness Centre (JMRC). Dort bekam ich einen Vorgeschmack auf meine bevorstehende Aufgabe. Mentoren von Soldaten einer anderen Streitmacht, mit und ohne Sprachmittler. Interessant und hilfreich, fordernd und mit vielen Momenten, welche man mit einem herzlichen Lachen durchlebte – rundum ein ideales Training. des Military Advisory Teams (MAT) Combat Support (CS) – zusammengesetzt aus Eutiner /Alt Duvenstädter Aufklärungskräften, federführend für die Sicherungsaufgaben und eng zusammenarbeitend mit den Havelberger Pionieren – der Kfz- Gruppe und den neun Mentoren aus den Standorten EUTIN, SPEYER, HAVELBERG, KUSEL, MURNAU, DORNSTADT und MÜHLHAUSEN. Gruppenbild Military Advisory Team Combat Support Diese bunte Mischung der Truppengattungen hatte den charmanten Vorteil, dass wir unsere Fähigkeiten optimal im Verbund einsetzen konnten – auch teilstreitkraftübergreifend und oftmals neue und vielleicht auch zweckmäßigere Handlungsabläufe kennenlernen durften. Ein Blick über den Tellerrand, wenn ich so sagen darf. Nach dem üblichen Prozedere für die „Tapsi`s“ (Gegenteil von alter Hase, Frischling) und einer kurzen Eingewöhnungsphase war es dann soweit. So verging die Zeit bis Juni im Fluge und war geprägt durch Ausbildungen und dem ganz normalen Wahnsinn eines bevorstehenden Einsatzes. Am 26.06.2012 war es dann soweit: „Herr Major, ich melde mich in den Einsatz ab!“ „Was wird mich erwarten?“ – „Werde ich meine Auftrag erfüllen können?“ … eine ganze Menge an Fragen beschäftigte mich während der Reise nach KUNDUZ. Eine zufriedenstellende Antwort konnte ich mir nicht geben, also entschied ich mich dafür, alles auf mich zukommen zu lassen und erst mal eine vernünftige Beurteilung der Lage (BdL) vor Ort zu machen. „KUNDUZ LUMMERLAND – Endstation, alles aussteigen…“ Jetzt war ich im wahrsten Sinne „Angekommen!“ Und mit mir auch Major Hefft, Senior Advisor Das erste Treffen mit unseren Mentees, den Soldaten der ANA (Afghan National Army) 4. Combat Support Kandak, 2. Brigade des SHAHEEN Korps. ZU GLEICH 1 / 2013 49 Natürlich machte ich mir mein eigenes Bild über die örtlichen Gegebenheiten während des Marsches nach Camp PAMIR, ca. sieben Kilometer ostwärts des Provincial Reconstruction Teams. Jede Menge Sand und Überreste einer Streitmacht, welche in den 70igern dieses Land befrieden wollte. Einprägsame Bilder, welche ich nicht vergessen werde. Nutztierherden, Schäfer, winkende Kinder und plötzlich ein weißer Toyota Corolla! Wie war das in der Vorausbildung? Weißer Toyota Corolla = IED Alarm (Improvised Explosive Device)! Verdammt, doch nicht am ersten Tag?! Mein Vorgänger schien meine innerliche Sensibilisierung erkannt zu haben und grinste. Ich denke, jeder wird das „rausfahren“ anders bewerten und nicht immer war die Sicherheitslage so ruhig wie zu meiner Zeit, dennoch war zu jeder Zeit ein latentes Risiko gegeben, nicht nur durch GREEN on BLUE, sondern auch durch VB IED Attentäter (Vehicle Born Improvised Explosive Device/ mit Sprengstoff präpariertes Auto). Dennoch beschloss ich nach kurzer Zeit für MICH, es etwas entspannter zu sehen, dennoch niemals unvorsichtig zu sein. Mit einem Lächeln und „leeren Händen“ meines Gegenübers ist es für mich ja auch leichter, Vertrauen zu fassen und das wiederum ist gerade bei der Arbeit mit der ANA nun mal die erste Hürde, welche es zu nehmen gilt. Wir alle haben schon so viel über AFGHANISTAN, die Menschen und deren Mentalität gehört. „Passen Sie ja auf, dass sie keinen kulturellen Eklat verursachen!“ – so die einprägsamen Worte aus der Vorausbildung. Am Ende wissen die Afghanen, dass wir eben KEINE Afghanen sind und nehmen einem ein Missverständnis nicht übel, im Gegenteil, meist schaute mich mein Mentee (der zu Beratende) mit großen Augen an, bevor er in herzliches Lachen überging und dazu den Kopf voller Unverständnis schüttelte. v.l.: Sprachmittler Hakim, Hauptfeldwebel Eckart, Command Sergeant Major Alem Aber - Afghan way looks different! – das stellte ich ziemlich schnell fest, denn die praktische Ausbildung (wir erinnern uns, das war die Sache mit dem „MACHEN!“) war durch Frontalunterricht im Gebäude geprägt. Wie man sich das vorstellen soll? Ganz einfach - Jeder erklärte eben DAS, was er machen würde und das Gute daran ist, zum Beispiel nach dem Gefechtsdienst, braucht man dann kein Waffenreinigen durchzuführen. Sehr gut! Aber leider nicht ganz so effektiv und langfristig. „Wo habt ihr denn das her?“ – „Na aus der Vorausbildung…“ – Alles klar, wieder etwas gelernt! Dennoch erachte ich es für sehr wichtig, dass man sich mit den gebräuchlichen Umgangsformen, den kulturellen Hintergründen und ein paar Worten in der Landessprache vertraut macht. Das Ganze gemischt mit einem gesunden Verständnis für Anstand, Höflichkeit und Respekt wird man auch in AFGHANISTAN immer mit offenen Armen empfangen werden. IN SHALLAH! (So Gott will!) Beginnend beim Kommandeur des CS Kandak (Kdk), seinem Stab (StvKdr, S1, S2, S3, S4, S6 AbtLtr) und den Chefs der Einheiten wurde auch der Command Sergeant Major (CSM) des Kdk betreut, welches meine Aufgabe für die nächsten Monate sein sollte. Nach einer warm up Phase und damit verbunden einer ganz persönlichen Lagefeststellung zur Gesamtsituation des CS Kandak, des jeweiligen Mentee und den Rahmenbedingungen, legten wir unsere Ziele für die nächsten Monate fest. Natürlich klingt es in unseren Besprechungen meistens ziemlich einfach. Mit unserem Verständnis zum militärischen Handwerk, unseren Möglichkeiten, Personal einzusetzen, materielle Mittel und Unterstützungsleistungen anzufordern und der Gleichen mehr lassen sich alle Aufträge und Herausforderungen meistern. ZU GLEICH 1 / 2013 50 Command Sergeant Major Alem bei der Ausbildung seiner Soldaten Somit hatte ich ein Ziel auf meiner Agenda schnell definiert: Wie führt man eine Ausbildung durch (Schwerpunkt: Methodik & Didaktik)? Die anderen beiden Hauptziele waren zum einen, das regelmäßige Durchführen von Spießrunden durch meinen Mentee und zum anderen, dass der CSM des 4. Kdk endlich sein eigenes Dienstzimmer erhält, denn derzeit planten er und nun auch ich seine/ unsere Vorhaben überwiegend in seinem „Schlafzimmer“. Für einen afghanischen CSM und dazu dem höchsten Portepee des Kdk eine sehr peinliche Situation, welche ihn ab und zu zu der Aussage verleitete: Wenn ich ein eigenes Dienstzimmer habe würde, könnte ich auch arbeiten…!“* Natürlich war auch das Beraten zu den täglichen Abläufen im Dienstbetrieb und das Anwenden der Stabsarbeit nach dem amerikanischen MDMP (Military Decision Making Process) ein großer Bestandteil unseres Auftrages. Hier entschloss ich mich, eher eine begleitende Rolle wahrzunehmen, denn er ist CSM und es ist „sein Kandak“. An dieser Stelle sei erwähnt das Stolz und Ehre, gerade für den Afghanen eine wichtige Rolle spielen. Fehler und Schwächen zugeben, um Hilfe bitten, ist dann eben nicht „afghanisch“. Dies stellte mich immer wieder vor Herausforderungen, auch wenn sie im eigentlichen Sinne keine waren. Hier prallten zwei Welten aufeinander. Auch die oftmals strikte Abtrennung zwischen den Dienstgradgruppen, verwachsen mit der Philosophie, dass ein Untergebener nicht mehr wissen kann, als man selbst, waren ab und zu ein Grund zum Verzweifeln. Hier durfte ich von meinem Mentee lernen. Nach einer Tasse Tee und einer ruhigen Minute sieht schon alles anders aus. Zeit für eine neue BdL! Aber genau das machte diesen Auftrag eben zu etwas Besonderen, eine andere Mentalität mit anderen Wegen zum Ziel bei ihrer täglichen Arbeit erleben und begleiten zu dürfen. Methodik & Didaktik Ausbildung Ein großes Anliegen meinerseits war es, meinem Mentee zu zeigen, dass man auch mit wenigen Mitteln eine einprägsame und zielführende Ausbildung konstruieren kann. Dazu braucht man nur Ideen und etwas Kreativität. Mit selbstgebautem Equipment für Geländesandkastenausbildungen, „FlipChart to go“ und Gewehrmodellen aus Sperrholz ausgerüstet, führte ich mit ihm beispielsweise eine Unteroffizierweiterbildung „Methodik & Didaktik der Ausbildung“ durch. Praktische Ausbildung Equipment „self made“ Wie erwartet mit Gewähr zur Eigendynamik und somit zum Ansprechen mehrerer Sinne – langfristiger Ausbildungserfolg erwartet…?! Seit diesem Tag hatten die praktischen Ausbildungen mehr praktischen Anteil und das Auditorium belohnte seine gute Vorbereitung mit reger Anteilnahme und Interesse. Das erkannte auch mein Mentee. Natürlich gab es auch Rückschläge, aber das gehört ja dazu – denn umso schöner ist das Gefühl, gerade nach einem „holprigen Weg“ das gesetzte Ziel zu erreichen und erfolgreich zu sein. Wer kennt es nicht? v.l.: Sprachmittler, Mentor S1 Oberleutnant Meschke, ANA S1 Offizier, Hauptfeldwebel Eckart, Command Sergeant Major Alem Aber letztendlich konnten wir beide alle durch mich definierten Ziele erreichen und den letzten Tee bekam ich Nach 203 Tagen im Auftrag des MAT CS meldete ich mich wieder bei meinem Major zurück. Auf seine Frage von einem CSM, welcher seit er sein neues *Dienstzimmer hatte, sehr in seine Arbeit vertieft schien. Na, Ziel erreicht! ZU GLEICH 1 / 2013 51 wie es war, konnte ich am Flughafen irgendwie noch keine Aussage machen, denn die Erlebnisse dieser Mission musste ich selber erst mal verarbeiten. Fakt ist, es war eine der einprägsamsten Erfahrungen die ich nicht nur im Sinne meiner übergeordneten Führung erleben durfte. Sie war auch für mich in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung. und Truppengattungen reihte sich an diesem Tage das letzte Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr aus dem thüringischen SONDERSHAUSEN nach 22 Jahren des Bestehens ein! Das Bataillon wurde kurz nach der Wiedervereinigung am 2. April 1991 als Raketenartilleriebataillon (RakArtBtl) 702 in SONDERSHAUSEN aufgestellt und mit den beiden Waffensystemen „Leichtes Artillerie Raketen System“ (LARS) und „Mittleres Artillerie Raketen System“ (MARS) ausgestattet. Im Zuge von Strukturänderungen wurde das Bataillon 702 dann am 1. Juli 1994 in RakArtBtl 132 umbenannt. In der Zeit seines Bestehens kann das Bataillon neben seinem artilleristischen Auftrag auch auf zahlreiche Einsätze fernab des Hauptwaffensystems zurückblicken. So unterstützten die Soldaten der 132er unter anderem bei einem schweren Zugunglück 1996 in der Nähe von SONDERSHAUSEN sowie beim Schneechaos im Februar 1999 jeweils mit schwerem Gerät. Im Juli 1997 verlegte das RakArtBtl 132 mit 190 Soldaten nach PLATKOW an der Oder, um dort Hochwasserunterstützung zu leisten. Auch beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 waren Sondershäuser Soldaten wochenlang im Einsatz. Hierzu verlegte das Bataillon 240 Soldaten in den Landkreis STENDAL in SACHSEN- ANHALT, um einen 40km langen Deichabschnitt zu sichern. Aber nicht nur im Inland stellten die Soldaten wiederholt ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. Auch bei Auslandseinsätzen waren sie immer wieder mit dabei, so unter anderem bereits 1992 beim Einsatz in SOMALIA im Rahmen der UNOSOM- Mission (United Nations Operation in SOMalia). Den Einsätzen in BOSNIEN und HERZEGOWINA im Rahmen zu SFOR (Stabilization FORce) und IFOR (Implementation FORce) folgten dann größere Kontingente bei EUFOR (European Union FORce), KFOR (KOSOVO FORce) und ISAF (International Security Assistance Force) in AFGHANISTAN. So stellte das Bataillon im Winter 2006 auf 2007 den Großteil der Einsatzkompanie, sowie 2008 50 Soldaten der 1. Batterie für ISAF. Neben ständigen INDIVIDUELLE LÖSUNGEN FÜR DIE VERNETZTE OPERATIONSFÜHRUNG INNOVATIV KUNDENNAH VERLÄSSLICH Innovative Technologien bilden die Grundvoraussetzung für die Vernetzte Operationsführung. Besonders kundennah und hoch flexibel stellt Frequentis individuelle Lösungen bereit und fokussiert dabei den Mehrwert im Einsatz. Mit weit gefächerten Kompetenzen in der Sprach- und Datenkommunikation, im Informations- und Netzwerkmanagement sowie bei Lagebilddar-stellung, Kollaboration und Entscheidungsunterstützung sind wir ein leistungsfähiger und verlässlicher Partner bei der Fähigkeitsentwicklung in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit. WIR BRINGEN MENSCHEN, PROZESSE UND TECHNOLOGIE IN EINKLANG! 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Dezember 2012 erfolgte im Rahmen eines feierli- Bereits am 01.10.2005 nahm der Aufstellungsstab OA- Btl OBERSTEINinunter Major Moderow seine Arbeit auf. chen Zeremoniells der Artillerieschule in IDAROBER-an IDARAm 14.12.2012 erfolgte im an Rahmen eines feierlichen Zeremoniells der Artillerieschule IDARIm Januar 2006 war dasden Schlüsselpersonal bereits vor Ort STEIN Außerdienststellung Offizieranwärterba- IDAROBERSTEIN die die Außerdienststellung des des Offizieranwärterbataillons OBERSTEIN durch stellvertretenden des Heeres, Generalleutnant Reinhard Kammerer.und Dieser Artikeldie gibtAufstellung. eine kurze Eine wesentliche Herausforbegann taillons Inspekteur IDAR- OBERSTEIN durch den stellvertretenden Rückschau auf das Bataillon in den vergangenen sechs Jahren, seit der Aufstellung im Jahr derung war 2006. zunächst die Zuversetzung von Ausbildern Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Reinhard Kammerer. Dieser Artikel gibt eine kurze Rückschau auf das aller Truppengattungen des Heeres, die in zwei gleich ge- gliederten Kompanien mit je vier Ausbildungszügen ihren Bataillon in den sechs Jahren, seit IDARder Auf-OBERSTEIN Indienststellung desvergangenen Offizieranwärterbataillons Dienst2004 versehen sollten. Voll im Jahr 2006. Im Zugestellung der Umstellung auf das Strukturmodell „NEUES HEER“ wurde beschlossen, die aufgestellt sollte das Bataillon in der Lage sein, fürEine insgesamt 410 Lehrgangsteilnehmer Offizierausbildung im Heer an das Ausbildungsmodell der anderen Teilstreitkräfte anzupassen. 15Indienststellung des Offizieranwärterbataillons monatige, modular gegliederte und truppengattungsübergreifende Ausbildung dem dann folgendender Offizieranwärter zu gewährdiesollte Grundlagenausbildung IDAR- OBERSTEIN Studium vorangestellt werden. Im Zuge der Ausplanung wurde dabei rasch klar, dass und neben den Standorten leisten damit den Einstieg in die Offizierausbildung zu HAMMELBURG undder MUNSTER auchauf diedas Artillerieschule IDAR-„NEUES OBERSTEINermöglichen. die neue militärische Heimat vorangestellt war im folgenDer Ausbildung Im Zuge Umstellung Strukturmodell eines derHEER“ neu aufzustellenden Offizieranwärterbataillone (OABtl) werden sollte. wurde 2004 beschlossen, die Offizierausbildung den Halbjahr eine umfassende Ausbildung der Ausbilder Bereits am 01.10.2005 nahm der Aufstellungsstab OA- Btl IDAR- OBERSTEIN unterdie Major Moderow seine kontinuierlich in Vorbereitung auf die folgenden im Heer an das Ausbildungsmodell der anderen Teilstreit- (AdA), Arbeit auf. Im Januar 2006 war das Schlüsselpersonal bereits vor Ort und begann die Aufstellung. Eine Offizieranwärterjahrgänge (OAJ) beibehalten wurde. kräfte anzupassen. Eine 15monatige, modular gegliederwesentliche Herausforderung war zunächst die Zuversetzung von Ausbildern aller Truppengattungen des te und truppengattungsübergreifende Ausbildung sollte Heeres, die in zwei gleich gegliederten Kompanien mit je vier Ausbildungszügen Dienst Mit demihren Beginn desversehen Offizieranwärterlehrgangs im 76. OAJ dem dann folgenden werden. sollten. Voll aufgestellt sollte dasStudium Bataillonvorangestellt in der Lage sein, für insgesamt 410 Lehrgangsteilnehmern dieam 03.07.2006 wurde der Aus(Offizieranwärterjahrgang) Grundlagenausbildung Offizieranwärter gewährleisten unddass damitneden Einstieg in die Offizierausbildung bildungsbetrieb aufgenommen. Die offizielle IndienststelIm Zuge der der Ausplanung wurdezudabei rasch klar, zu ermöglichen. Der Ausbildung vorangestellt war im folgenden Halbjahr eine umfassende der ersten feierlichen Vereidigung Rahmen der ben den Standorten HAMMELBURG und MUNSTER auch lung wurde imAusbildung Ausbilder (AdA), die kontinuierlich in Vorbereitung auf die folgenden Offizieranwärterjahrgänge (OAJ) die Artillerieschule IDAR- OBERSTEIN die neue militäri- am 06.07.2006 durch den damaligen General der Artillebeibehalten wurde. undder Kommandeur der Artillerieschule, Brigadegenaral eines der neu aufzustellenden OffizieranwärMit dem sche BeginnHeimat des Offizieranwärterlehrgangs im 76. OAJ am 03.07.2006 rie wurde Ausbildungsbetrieb Heinrich Fischer, unter Anteilnahme der Öffentlichterbataillone (OABtl) werden sollte. aufgenommen. Die offizielle Indienststellung wurde im Rahmen der ersten feierlichen Vereidigunggroßer am keit im StadionBrigadegenaral von MORBACH vorgenommen. 06.07.2006 durch den damaligen General der Artillerie und Kommandeur der Artillerieschule, Heinrich Fischer, unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit im Stadion von MORBACH vorgenommen.In den folgenden sechs Jahren war der Kernauftrag des Offizieranwärterbataillons IDAR- OBERSTEIN die Durchführung des Offizieranwärterlehrgangs Teil 1, sowie ab 2008 zusätzlich die Durchführung des neu geschaffenen Lehrgangs „Überleben im Einsatz“ (ÜLE) für alle angehenden Offiziere und Feldwebel des Heeres. Der Offizieranwärterlehrgang Gliederung Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN Gliederung Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN Der Offizieranwärterlehrgang (OAL) begann am 01.07. des jeweiligen Ausbildungsjahres und dauerte sechs Monate. Ziel war es, die Offizieranwärter zu befähigen, Aufgaben als militärische Vorgesetzte und Aufgaben im Dienstgrad Fahnenjunker wahrnehmen zu können. Die Vermittlung der Grundfertigkeiten des Einzelschützen war hierbei der Schwerpunkt. Flankiert durch Seminare zur politischen Bildung, einer grundlegenden Schulung in Wehrrecht und militärhistorischen Themen wurde eine fordernde, ZU GLEICH 1 / 2013 53 53 führern kam hierbei die Schlüsselfunktion zu. Mit der Auswahl erfahrener Feldwebel aus allen ngen konnte sichergestellt werden, dass die Ausbildung auf hohem Niveau erfolgte und die er von der reichhaltigen und breitgefächerten Erfahrung der Ausbilder profitierten. In den aktiven Ausbildungsbetriebes von 2006 bis 2012 schlossen im Verband über 1.700 er den OAL erfolgreich ab. dungsbetriebes von 2006 bis 2012 schlossen im Verband über 1.700 Offizieranwärter den OAL erfolgreich ab. Der Lehrgang Überleben im Einsatz Im ersten Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres wurden weitere Lehrgänge mit allgemeinmilitärischen Ausbildungsinhalten durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei die Durchführung der Unteroffizierlehrgänge Allgemeinmilitärischer Teil (von I/ 2007 bis II/ 2011) sowie der Lehrgang „Überleben im Einsatz“ (ÜLE) (von I/ 2008 bis II/ 2011). Im ersten Halbjahr 2012 wurden darüber hinaus erstmals fünf Durchgänge des modifizierten Lehrgangs Überleben im Einsatz (ÜLE-M) durchgeführt. Hierbei verlagerte sich der Schwerpunkt der Ausbildung vom Themenkomplex „Überleben und Durchschlagen“ hin zum „Führen einer Gruppe im Gefecht“. Offizieranwärterinnen des 80.wurde OAJ von Beginn Das heißt, der Lehrgang bei der Erstausbildung am Kompass im ausgerichtet. August 2010 Ein an auf die Führerleistung Offizieranwärter des 82. OAL bei der feierlichen Eidesbekräftigung an Offizieranwärter OAL bei feierlichen Eidesbekräftigung der Artillerieschuledes am 82. 18.08.2012 im der Beisein des Ministerpräsidenten von an weiteres Novum war die gemeinschaftliche Der Lehrgang Einsatz Ausbildung von Offizier- und FeldwebelanPfalz, Kurt ieschuleRheinlandam 18.08.2012 imBeck Beisein des Ministerpräsidenten vonÜberleben Rheinland- im Pfalz, Kurt Beck Im ersten Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres wurden weitere Lehrgänge mit allgemein wärtern auf diesem Lehrgang, die sich nach aber auch umfassende Ausbildung der jungen Offizieran- durchgeführt. Ausbildungsinhalten Mittelpunkt standen dabei die Durchführung der Unteroffiz dem neuen Im Ausbildungsgang (der gestrafften Ausbildung wärter sichergestellt. Im Zuge kontinuierlicher Anpassun- zum Allgemeinmilitärischer Teil (von I/ 2007 bis II/ 2011) sowie der Lehrgang „Überleben im Einsatz“ Feldwebel und der neuen Offizierausbildung) erstgen wuchs der Lehrgang über die Jahre2008 auf und wurde bis II/ 2011). mals Im ersten Halbjahr 2012 wurden darüber hinaus erstmals ihr gemeinsames Stelldichein auf dem Gefechtsfeldfünf Durc um Themen ergänzt, wie die Einsatzersthelferausbildung modifizierten Lehrganges Überleben im Einsatz (ÜLE-M) durchgeführt. Hierbei verlager gaben. Nach einer Phase der Grundlagenvermittlung bzw. Schwerpunkt der vom Themenkomplex „Überleben und Durchschlagen“ hin zum „F oder, im Umfang für die Heeresverbände wegweisend, dieAusbildung Auffrischung von Ausbildungsinhalten wie z. B. WaffenGruppe im Gefecht“. Das der Lehrgang wurde von Beginn an auf die Führerleistung ausg Ausbildung der Lehrgangsteilnehmer im neuen Schieß- und heißt, Geräteausbildung, Orientieren im Gelände oder Bedie gemeinschaftliche Ausbildung von Offizierund Feldwebelanwärtern und Ausbildungskonzept. Letztendlich weiteres sollten Novum Ausbil-war fehlsgebung, folgten Handlungstrainings am Ausbildung Sandkasten Lehrgang, die sich nach dem neuen Ausbildungsgang (der gestrafften zum Feldwe dungshöhepunkte wie der scharfe Handgranatenwurf, die und Vorbereitungsschießen mit Manövermunition, die neuen Offizierausbildung) erstmals ihr gemeinsames Stelldichein auf dem Gefechtsfeld Panzerfaust im scharfen Schuss und Teambuilding auf letztendlich in statischen und dynamischen Gefechts- gaben Phase der Grundlagenvermittlung bzw. Auffrischung von Ausbildungsinhalten wie z. B. W der HiBambA (Hindernis-Bahn mit besonderer Anforde- schießen mündeten. Dabei wurde die Ausbildung strinGeräteausbildung, Orientieren im Gelände oder Befehlsgebung, folgten Handlungstrainings am rung) und der LETRA- Bahn (LEhr und TRAiningsbahn/ und Vorbereitungsschießen mit dem Manövermunition, letztendlich Führerin statischen gent nach Prinzip der die Kombinierten und und d knifflige Überwindungsaufgaben müssen in kleinen Grup- mündeten. Gefechtsschießen Dabei wurde (KoFTrA) die Ausbildung stringent dem Prinzip der K Truppenausbildung geplant und nach durchgeführt. pen gelöst werden), dem Lehrgangsteilnehmer ver- Die Steigerung Führer-Bilder und Truppenausbildung (KoFTrA) und durchgeführt. Die Steigerung dergeplant Robustheit bildete unbenommen dender Robus mitteln, die für die kommende Verwendung in der Truppe unbenommen den Rahmen für den Schwerpunkt „Kampf“.„Kampf“. Rahmen für neuen den neuen Schwerpunkt essentiell sind. Den Gruppenführern kam hierbei die Schlüsselfunktion zu. Mit der Auswahl erfahrener Feldwebel aus allen Truppengattungen konnte sichergestellt werden, dass die Ausbildung auf hohem Niveau erfolgte und die Offizieranwärter von der reichhaltigen und breitgefächerten Erfahrung der Ausbilder profitierten. In den Jahren des aktiven Ausbil- Offizier- und Feldwebelanwärter im ÜLE-Mim ÜLE-M Offizierund Feldwebelanwärter Zusammenfassend blickt das OA- Btl auf sechs Jahre for- Zusammenfassend blickt das OA- Btl auf sechs Jahre fordernde Führerausbildung zurück, die k Führerausbildung zurück,und diedes kontinuierlich in In- wurden in Inhalt und Umfang dernde an die Bedürfnisse der Streitkräfte Einsatzes angepasst Offizieranwärterinnen des 80. OAJ des 80. OAJ Offizieranwärterinnen bei der bei Erstausbildung am Kompass im August 20102010 der Erstausbildung am Kompass im August halt und Umfang an die Bedürfnisse der Streitkräfte und des Einsatzes angepasst wurden. Sei es die Implementierung von diversen neuen Ausbildungsabschnitten, wie beispielsweise der Einsatzersthelferausbildung und Module ZU GLEICH 1 / 2013 rgang Überleben im Einsatz Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres wurden weitere Lehrgänge mit allgemeinmilitärischen sinhalten durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei die Durchführung der Unteroffizierlehrgänge 54 ilitärischer Teil (von I/ 2007 bis II/ 2011) sowie der Lehrgang „Überleben im Einsatz“ (ÜLE) (von I/ 54 hielt auch das KoFTrA- Prinzip als bewährte Ausbildungsmethodik wieder erfolgreich Einzug in die durchgeführten Lehrgänge. Als Wertschätzung und Interesse an der geleisteten Arbeit konnte das Bataillon auf eine Vielzahl hochrangiger Besuche und Inspizierungen zurückblicken. In besonderer Erinnerung bleibt wohl die Verleihung des Fahnenbandes durch den Ministerpräsidenten von Rheinland- Pfalz, Kurt Beck, im Jahr 2011. Fahnenbandverleihung durch den Ministerpräsidenten des Landes Rheinland- Pfalz, Kurt Beck, am 13.01.2011 Ansprache des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe Brigadegeneral Heribert Hupka Ansprache des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerie Brigadegeneral Heribert Hupka Fahnenbandverleihung durch den Ministerpräsidenten der SERE- Ausbildung (Survival-, Evasion-, Resistancedes Landes Rheinland- Pfalz, Kurt Beck, am 13.01.2011 Exraction, dt.: „Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Fluchttraining), oder die ständige Nachschau auf durchAußerdienststellung geführte Lehrgänge, verbunden mit der Anpassung von Im Schwerpunkten Rahmen eines und feierlichen Appells erfolgte am 14.12.2012 die Außerdienststellung des Zeitansätzen. Letztendlich hielt auch Offizieranwärterbataillons IDARDer stellvertretende Inspekteur des Heeres, Generalleutnant das KoFTrA- Prinzip als OBERSTEIN. bewährte Ausbildungsmethodik Reinhardt Kommandeur der Artillerieschule und General der Artillerietruppe, wiederKammerer, erfolgreichsowie Einzugder in die durchgeführten LehrgänBrigadegeneral Heribert Hupka, besondere Akzente durch ihre Ansprachen während des ge. Als Wertschätzung und setzten Interesse an der geleisteten militärischen Zeremoniells, das unter reger Beteiligung von Honoratioren aus Politik, Gesellschaft und den Arbeit konnte das Bataillon auf eine Vielzahl hochrangiger Streitkräften stattfand. Besuche und Inspizierungen zurückblicken. In besonderer Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artiller In seiner Rede an das angetretene Bataillon, die ebenfalls Ansprache angetretenendes Abordnungen der Bereiche der Erinnerungund bleibtdie wohl die Verleihung Fahnenbandes Artillerieschule geladenen Gäste,des betonte Generalleutnant Kammerer nachdrücklich dieHeribert Hupka Brigadegeneral durch dender Ministerpräsidenten vonsei RheinlandNotwendigkeit laufenden Reform. Sie notwendigPfalz, um dieKurt Streitkräfte auf die Herausforderungen von Beck, im Jahr 2011. Gegenwart und Zukunft vorzubereiten. Schmerzlich, jedoch unumgänglich, sei hierbei unter anderem auch die Auflösung bewährter Verbände wie das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN. Auch wenn bei der Außerdienststellung Indienststellung des Bataillons keine Traditionslinie eines bestehenden Verbandes aufgegriffen wurde, blickt Im sechs Rahmen eines und feierlichen Appells amdie Tradition des Verbandes begründen. es auf ereignisreiche einprägsame Jahre erfolgte zurück, die 14.12.2012 die die Außerdienststellung des OffizieranwärBeispielhaft sei hier Verleihung des Fahnenbandes durch den Ministerpräsidenten Kurt Beck am 13.01.2011 an der IDARArtillerieschule in IDAR- OBERSTEIN genannt. Nach der erfolgten Außerdienststellung terbataillons OBERSTEIN. Der stellvertretende beginnt nun diedes Phase der Generalleutnant administrativen Auflösung Bataillons, welche bis zum 30.06.2013 Inspekteur Heeres, Reinhardtdes Kamabgeschlossen sein wird. merer, sowie der Kommandeur der Artillerieschule und General der Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka, setzten besondere Akzente durch ihre Ansprachen während des militärischen Zeremoniells, das unter reger Beteiligung von Honoratioren aus Politik, Gesellschaft und den Streitkräften stattfand. Generalleutnant Reinhardt Kammerer stellt den Verband außer Dienst Das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN In seiner Rede an das angetretene Bataillon, die ebenfalls bedankt sich nochmals ganz herzlich bei allen Ausangetretenen Abordnungen der Bereiche der Artillerie- bildern und Soldaten, die in diesem stolzen Verband schule und die geladenen Gäste, betonte Generalleutnant gedient und hervorragende Arbeit geleistet haben, Kammerer nachdrücklich die Notwendigkeit der laufenden Reform. Sie sei notwendig um die Streitkräfte auf die He- wünscht den ehemaligen Lehrgangsteilnehmern ein rausforderungen von Gegenwart und Zukunft vorzuberei- weiterhin erfolgreiches Vorankommen, bedankt sich ten. Schmerzlich, jedoch unumgänglich, sei hierbei unter bei der Artillerieschule für das kameradschaftliche Generalleutnant Reinhardt Kammerer stellt den Verband außer Diens und verabschiedet sich abschließend anderem auch die Auflösung bewährter Verbände wie das Miteinander Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN. Auch wenn mit einem dreifachen Horrido…Joho! bei der Indienststellung des Bataillons keine Traditionslinie eines bestehenden Das Verbandes aufgegriffen wurde, Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN bedankt sich nochm blickt es auf sechs ereignisreiche und einprägsame Jahre zurück, die die Tradition herzlich des Verbandes Beibeibegründen. allen Ausbildern und Soldaten, die in diesem stolzen spielhaft sei hier die Verleihung des Fahnenbandes durch den Ministerpräsidenten Kurt Beck am 13.01.2011 an der gedient und eine hervorragende Arbeit geleistet haben, wüns Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN genannt. Nach der erfolgten Außerdienststellung beginnt nun die Phase der Lehrgangsteilnehmern ein weiterhin erfolgreiches Voran Kammerer stellt den Verband außer Dien administrativen Auflösungehemaligen des Bataillons, welche bis zum Generalleutnant Reinhardt 30.06.2013 abgeschlossen sein wird. bedankt sich bei der Artillerieschule für das kameradschaftliche Mit ZU GLEICH 1 sich / 2013 nochm Das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN bedankt 55 und verabschiedet sich abschließend mit einem dreifachen Horrido… herzlich bei allen Ausbildern und Soldaten, die in diesem stolzen 55 gedient und eine hervorragende Arbeit geleistet haben, wün 75 Jahre Garnisonsstadt IDAR- OBERSTEIN Oberstleutnant Lars Kleine ist Dezernent „Führung“ im Bereich Weiterentwicklung und Vorsitzender der Gesellschaft für Artilleriekunde e. V. Teil 2: Die Alliierten – von Besatzern zu Partnern und Freunden Mit Einzug der US Armee am 19./ 20.03.1945 endete für die Bevölkerung IDAR- OBERSTEINs der Zweite Weltkrieg und eine Zeit ständiger Bedrohung, vor allem durch die Handlungen nationalsozialistischer „Endsieg- Fanatiker“ und alliierter Luftangriffe. Gleichzeitig begann die Besatzungszeit, die für Teile der Bevölkerung neues Leid bedeutete. Wohnungen und Sachgüter wurden beschlagnahmt, die Verwaltung quasi stillgelegt. An einen Neuanfang im politischen Leben war zunächst nicht zu denken. Für einen kurzen Moment rückte IDAR- OBERSTEIN in das Zentrum amerikanischer Militärgeschichte. General George S. Patton, Befehlshaber der 3. US Armee, bezog mit seinem Stab im ZeitStraßburg- Kaserne/ Quartier Straßburg raum 27.03. – 03.04.1945 in der KlotzbergInternierten war die Straßburg- Kaserne hoffnungslos kaserne Quartier. Nach Verlegung seines Gefechtsstandes nach HANAU wurden noch im April die überbelegt. In überlieferten Zeitzeugenberichten werden IDAR- OBERSTEINer Kasernenanlagen durch die Ameri- schreckliche Zustände geschildert. Erst 1946 wurde das Internierungslager geschlossen und nach DIEZ verlegt. kaner zur Plünderung freigegeben. Im Sommer 1945 erschienen plötzlich einige sowjetische Einhergehend mit der Besetzung rollten erste Verhaf- Offiziere im Stadtgebiet. Sie besetzten die sog. „Villa Purtungswellen durch das Land. Menschen, die sich in der per“. Nach einigen Wochen endete diese Episode. Die SoNS- Zeit schuldig gemacht hatten, aber auch Mitläufer wjetflagge wurde eingeholt, die Offiziere zogen ab. oder schlichtweg von anderen Denunzierte wurden in der Straßburg- Kaserne, in der im Mai 1945 durch US Pionie- Bereits im Juli 1945 begannen die Amerikaner, die Region, re (381st Engineer Combat Battalion) ein Internierungsla- jetzt Teil der französischen Besatzungszone, zu räumen ger eingerichtet worden war, festgesetzt. Mit bis zu 4000 und an die französische Armee zu übergeben. Mit Einzug der Franzosen verschlechterte sich die Situation der Bevölkerung zunächst weiter. Verfügten die US Truppen über eine gut funktionierende Logistik, so mussten sich die französischen Verbände anfangs „aus dem Umland versorgen“. Neue Requirierungen, vor allem von Wohnungen und knappen Lebensmitteln, folgten. Flak der Französischen Artillerieschule in der Klotzberg- Kaserne/ Quartier Jeanne d‘Arc Im September 1945 nahm die französische Artillerieschule in der KlotzbergKaserne ihren Ausbildungsbetrieb auf. Offizielle Begründung für die Entscheidung zur Stationierung der französischen Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN waren einmal mehr die hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER. Darüber hinaus haben vermutlich die Kräfte der neu aufzustellenden französischen Armee für den Aufbau einer militärischen Grundorganisation ZU GLEICH 1 / 2013 56 56 in FRANKREICH sowie die Übernahme der Besatzungsaufgaben in DEUTSCHLAND nicht ausgereicht. Mit der Zustationierung der Ecole d‘ Aplication d‘Artillerie sowie mehrerer Lehrverbände ließen sich nun beide Aufgaben miteinander verbinden. gebaut. Das „Quartermaster Depot NAHBOLLENBACH“, das auch umfangreiche Betriebsstofflagerstätten in der angrenzenden „Winterhauch“ umfasste, wurde im Laufe der Jahre zu einem der größten Depots außerhalb der USA erweitert. Betrieb und Bewachung erfolgten zunächst in Teilen durch ehemalige Zwangsarbeiter aus osteuropäischen Staaten, vor allem der TSCHECHOSLOWAKEI und POLEN, die nicht in ihre Heimat zurückkehrten und sich im Labor Service (später: Civilian Support) der US Armee dienstverpflichteten. Für diese Einheiten, in denen nach und nach mehr Deutsche Dienst verrichteten, wurde eine weitere Kasernenanlage (Carl- Schurz- Kaserne) in unmittelbarer Nähe des Depots errichtet. U. a. waren folgende Labor Service Einheiten in IDAROBERSTEIN/ NAHBOLLENBACH eingesetzt: -6991st Labor Service Quartermaster Battalion -6966th Civilian Support Group -8366th Civilian Support Group -8370th Civilian Support Group -4091st Labor Service Company (Guard) -4222nd Labor Service Company (Guard) Französisches Offizierheim/ Kaminzimmer Die Klotzberg- Kaserne, umgetauft in „Quartier Jeanne d‘Arc“, beherbergte den Schulstab, Versorgungsteile sowie die Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmer. Lehrtruppe bezog das „Quartier Straßburg“ sowie die Hohl- Kaserne, jetzt „Quartier Clappier“. Folgende Lehrverbände waren von 1945 – 1956, zumindest zeitweise, in IDAR-OBERSTEIN stationiert: - 101º Groupe d‘ Observation (Artillerie- Aufklärungsbataillon) - 102º Groupe d‘ Observation - 1/67º Regiment d‘ Artillerie (Feldartilleriebataillon) - 1/66º Regiment d‘ Artillerie1/47º Regiment d‘ Artillerie - 2/32º Regiment d‘ Artillerie - 453º Groupe d‘ Artillerie Antiaérienne (Flugabwehrbataillon) - 481º Groupe d‘ Artillerie Antiaérienne Das Depot erfüllte wechselnde Aufgaben; ab Mitte der 1970er Jahre im Schwerpunkt die Unterstützung von Geräteeinheiten der US Armee, die im Rahmen der Wartime Host Nation Support Vereinbarung an Großübungen wie „REFORGER“ aus den VEREINIGTEN STAATEN nach DEUTSCHLAND verlegt wurden. Mit ca. 1000 zivilen Arbeitnehmern stellte das „NAHBOLLENBACH Army Depot“ zudem einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region dar. Aber auch die Artillerie hielt seitens der Alliierten Einzug in IDAR- OBERSTEIN. Seit den 1970er Jahren waren neben Pionieren und diversen Dienststellen nahezu durchgehend unterschiedliche Artillerieverbände in der StraßburgKaserne stationiert. Bis zum 29.05.2008, dem Datum des Außerdienststellungsappells der letzten US Einheit in Bis zur Rückverlegung der französischen Artillerieschule nach FRANKREICH (MOURMELON) im Jahr 1952 wurden ca. 3000 französische Offiziere in IDAR-OBERSTEIN ausgebildet. Von 1952 bis 1956 verblieb nach Abzug der Artillerieschule das 32º Regiment d‘ Artillerie in Klotzberg- und HohlKaserne. Anfang der 1950er Jahre kehrten die Amerikaner nach IDAR-OBERSTEIN zurück. Als „Sub- Community“ des Standortes BAUMHOLDER wurden zunächst Logistikeinheiten in der Straßburg- Kaserne stationiert. Grund dafür war die Übernahme eines ehemaligen Verpflegungslagers der Wehrmacht in NAHBOLLENBACH (seit 1969 ein Stadtteil IDAR- OBERSTEINS). Das Lager war 1945 ebenfalls durch die Franzosen übernommen worden und wurde von 1950 – 1952 durch die US Armee zu einem Gerätedepot aus- Quartermaster Depot NAHBOLLENBACH ZU GLEICH 1 / 2013 57 57 IDAR- OBERSTEIN, bestimmten amerikanische Soldaten und deren Angehörige das Leben in IDAR- OBERSTEIN wesentlich mit. Allgemein bekannt sein dürfte mittlerweile, dass u. a. Bruce Willis, berühmter US Schauspieler, 1955 in IDAR- OBERSTEIN geboren wurde. OBERSTEIN, oder „The Rock“, wie die US Soldaten es nannten. Die Straßburg- Kaserne wird seit diesem Zeitpunkt nicht mehr genutzt. Bereits Ende der 1990er Jahre war NAHBOLLENBACH durch die US Streitkräfte geräumt worden. Es wurde seit 2000 zum Gewerbegebiet („Gewerbepark Nahetal“) umgestaltet. Beim Aufbau der Bundeswehr leistete die US Armee entscheidende Unterstützung. Neben umfangreichen Ma- Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich die alliierten Verteriallieferungen zur Aufstellung der Artillerieschule und bindungsoffiziere aus FRANKREICH, GROSSBRITANNILehrtruppe begleitete ein Ausbildungsteam der „German EN und den USA, die bis vor einigen Jahren an der ArtilleArmy Training Group“, gestellt durch Teile der 2nd Armo- rieschule eingesetzt waren. Doch auch nach deren Abbered Division BAUMHOLDER, in Stäke von ca. 35 Offizie- rufung endete die Geschichte verbündeter Streitkräfte in ren und Unteroffizieren die Aufstellung der Bundeswehr- IDAR- OBERSTEIN nicht. Truppenteile in IDAR- OBERSTEIN in den Jahren 1956/57. Später wurden Patenschaften zwischen den in IDAR- OBERSTEIN stationierten deutschen und amerikanischen Verbänden geschlossen. Die Stationierungszeiten einzelner Verbände, Einheiten und Dienststellen in IDAR- OBERSTEIN lassen sich oft nur bruchstückweise ermitteln. Die folgende Liste der dort stationierten US Einheiten erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Sie ist vielmehr Beleg dafür, in welcher Geschwindigkeit auch in den US Streitkräften Strukturen (und Garnisonen) wechseln: - HQ 3rd Army (März 1945, Klotzberg- Kaserne) - HQ XXIII Corps (1945, Klotzberg- Kaserne) - HQ 13th Armored Div (April 1945 KlotzbergKaserne) - 381st Engineer Combat Battalion (Bn) (Mai 1945, Straßburg- Kaserne) Ausbildung niederländischer Soldaten an der Artillerieschule - 40th Engineer Bn (Straßburg- Kaserne) IDAR- OBERSTEIN - C Battery 333rd Target Aquisition Bn (StraßSeit 2006 ist eine niederländische Ausbildungsinspektion burg- Kaserne) integraler Bestandteil der Artillerieschule. Die Inspektion - HQ/HQ Battery 5th Missile Bn/6th Arty (Straßburg- Kaführt die Ausbildung niederländischer Artilleristen an der serne) Panzerhaubitze 2000 durch. Darüber hinaus sorgt ein nie- 6th Bn/29th Field Arty (Straßburg- Kaserne) derländischer Verbindungsoffizier in IDAR- OBERSTEIN - 1st Bn/94th Field Arty (Straßburg- Kaserne) für die reibungslose Kommunikation zur niederländischen Artillerie. - 2nd Bn 81st Field Arty (Straßburg- Kaserne) - 39th Transportation Bn (Movement Control Team) Noch heute bestehen Patenschaften zwischen der deut(NAHBOLLENBACH) schen Artillerieschule und der Military Community BAUMHOLDER sowie der französischen Artillerieschule in DRA- 664th Ordnance Company (Co)/15th OrdBn (StraßGUIGNAN. burg- Kaserne) - 95th Quartermaster Bn (Straßburg- Kaserne, NAH(Wird fortgesetzt) BOLLENBACH) - 85th, 522nd, 557th, 561st Quartermaster Supply Co Quellen: (Straßburg- Kaserne, NAHBOLLENBACH) - Unterlagen der Gesellschaft für Artilleriekunde e.V. - 9th Maintenance Bn Combat Equipment Group (Straßburg- Kaserne, NAHBOLLENBACH) - H.J. Zurek – Chronik der Artillerieschule - 7th Combat Equipment Co (NAHBOLLENBACH) - usarmygermany.com - 222nd Base Support Bn Area Support Team (Straß- Wikipedia burg- Kaserne) - Stadtarchiv Idar- Oberstein - C Co. 382nd Military Police Bn (Straßburg- Kaserne) - Standortbroschüren und Chroniken in Idar- Oberstein - 58th Medical Evacuation Hospital (Straßburg- Kaserstationierter Einheiten und Verbände ne) - Herold Union Newspaper - 532nd Signal Co (Straßburg- Kaserne) - G. Mörsen – Die Geschichte der Klotzbergkaserne - 415th Army Security Agency Co (Straßburg- Kaserne) - Conradt – Kasernenanlagen in Idar- Oberstein, TrÜbPl Baumholder Im August 2008 verließ die letzte US-Einheit, 1st Bn/94th Field Arty, ein MLRS Raketenartilleriebataillon, IDAR- - FRA ArtS – L´Ecole d´Aplication de L´Artillerie ZU GLEICH 1 / 2013 58 58 Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders – Vereinbarkeit von Familie und Beruf an der Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN Unteroffizier Saskia Koller, 3./ Logistikbataillon 461, WALLDÜRN, z. Zt. ZAW- Betreuungsstelle IDAR- OBERSTEIN So kann es prakrisch aussehen: Ganz unaufgeregt, ohne große Aktionen, ohne Eingaben/ Beschwerden oder sonstige „Kundgebungen“, einfach nur gemacht/ machen lassen und schon klappt´s auch mit der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. (Die Redaktion) Nachdem in den letzten Wochen und Monaten sehr viel in Presse und Öffentlichkeit aber auch im aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu lesen und zu hören war, möchte ich im Folgenden über meine persönlichen Erfahrungen an der Artillerieschule berichten. Ich bin 21 Jahre alt und alleinerziehende Mutter mit meiner knapp vier Jahre alten Tochter Lea-Sophie. Ich habe mich als Unteroffizier des Fachdienstes (SaZ 9) bei der Bundeswehr verpflichtet. Zurzeit mache ich bei der ZAWBetreuungsstelle IDAR- OBERSTEIN (ZAW – Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung) eine Ausbildung als „Fachkraft für Lagerlogistik“. Als ich am 3. Januar 2011 zur Bundeswehr kam, meine Tochter war bereits eineinhalb Jahre alt, hatte ich Glück, denn ich fand nur unweit von meinem Wohnort, beim 3./ Logistikbataillon 461 in WALLDÜRN, meinen neuen Stammtruppenteil. Mir war schon damals bekannt, dass ich eine 21-monatige ZAW- Maßnahme würde machen müssen und dies evtl. Auswirkungen auf meine kleine Familie haben würde. Im Januar 2012 bekam ich dann mitgeteilt, dass ich für eine ZAW- Maßnahme bei der ZAW -Betreuungsstelle IDAR- OBERSTEIN, beginnend im April 2012, vorgesehen war. Nun musste ich mir überlegen, was ich in dieser Zeit mit meiner Tochter machen wollte. Für mich stand jedoch schnell fest, dass ich sie an den neuen 250km entfernten Standort mitnehmen und nach IDAR- OBERSTEIN umziehen würde. Kurz nach dem ich im Februar 2012 mein Begrüßungsschreiben von der ZAW- Betreuungsstelle erhalten hatte, erhielt ich einige Tage später von dort auch einen Anruf. Die Betreuungsstelle war bereits über meine persönliche, familiäre Situation informiert und machte mir ein Angebot, mich persönlich und vor Ort über meinen Standort zu informieren. Außerdem erhielt ich bereits erste Kontaktadressen von den umliegenden Kindergärten. Als ich dann bei meinem Informationsbesuch nach IDAROBERSTEIN kam, wurden mir zu meiner Überraschung mehrere Unterbringungsmöglichkeiten für mich und meine Tochter in der Kaserne angeboten (sogenannte Mutter- Kind- Stuben). Man ließ mir einige Tage Bedenkzeit. Ich sollte dann meiner neuen Einheit meine Entscheidung mitteilen. Ich habe dann das Angebot einer Stube, vergleichbar mit „Kaserne 2000“, angenommen. Im April 2012 bin ich dann nach IDAR- OBERSTEIN angereist. Für meine Tochter habe ich entschieden, dass ich sie noch bis zu den Sommerferien in ihrem alten Kindergarten, im gewohnten Umfeld belasse und sie erst nach den Sommerferien nachhole. Meine Mutter- Kind- Stube ZU GLEICH 1 / 2013 59 59 hatte ich gleich erhalten und konnte mich so in den nächsten Wochen schon sehr wohnlich einrichten. nicht besser umgesetzt sein. Es ist hier auf dem Lehrgang sogar besser als bei meinem Stammtruppenteil. Einen Kindergarten mit Ganztagsbetreuung, fand ich in nur zwei Kilometer Entfernung zur Kaserne. Ich finde es gut, dass es diesen Erlass gibt, kann aber auch meinen Disziplinarvorgesetzten verstehen, der sich zu dem Erlass wie folgt äußerte: Seit dem Sommer 2012 habe ich nun meine Tochter mit in der Kaserne und es gibt nicht die geringsten Friktionen mit dem Dienstbetrieb. Unterrichtsbeginn ist um 08.30 Uhr, Antreten für die Lehrgangsteilnehmer ist jedoch um 07.20 Uhr, anschließend wie auch am Nachmittag ab 15.00 Uhr - nach Unterrichtsende - haben wir Verfügungszeit. „Hätten wir in der Bundeswehr mehr Vorgesetzte, die öfter nach gesundem Menschenverstand entscheiden würden, dann bräuchten wir viele unserer Erlasse nicht. Wir bei der ZAW- Betreuungsstelle haben diesen Erlass, so gut gemeint er auch ist, nicht gebraucht. Wir haben auch ohne Erlass danach gehandelt.“ Von diesem täglichen Antreten wurde ich befreit, muss mich nur vor dem Unterricht zum Dienst melden. So kann ich morgens in aller Ruhe meine Tochter fertig machen und sie um 08.00 Uhr zum Kindergarten bringen, wo ich sie dann nachmittags nach Unterrichtsende wieder abhole. Auch wenn ich kurzfristig wegen Krankheit oder Arztbesuchen frei haben muss, ist dies völlig unproblematisch, ich muss mich nur im Geschäftszimmer abmelden und kann dann gehen. Auch als meine Tochter mal einige Tage krank war, wurde ich sofort freigestellt und meine Lehrgangskameraden haben mir den Unterrichtsstoff täglich vorbeigebracht. Auch wenn ich mal Dinge zu erledigen habe, bei denen ich meine Tochter aus Fürsorgegründen lieber zu Hause lasse, sind immer Kameradinnen bereit, auf meine Lea- Sophie aufzupassen. Vor einigen Wochen begann unsere sechsmonatige Praktikumsphase bei zivilen Firmen in der Region. Auch hier wurde mir die Möglichkeit eines heimatnahen Praktikums angeboten. Da ich mich jedoch mit meiner Tochter so gut in unsere neue Umgebung eingelebt habe und sie nicht erneut aus ihrem Kindergarten herauslösen möchte, führe ich mein Praktikum ebenfalls in IDAR- OBERSTEIN durch. Mein Praktikumsbetrieb wurde durch meinen Disziplinarvorgesetzten über meine persönliche Situation informiert, sodass ich auch hier individuelle Arbeitszeiten habe. Alles in Allem fühlen wir uns an der Artillerieschule in IDAROBERSTEIN gut aufgenommen. Der Erlass „Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Bundeswehr“ könnte für mich ZU GLEICH 1 / 2013 60 60 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Hand in Hand – Partner Bundeswehr Oberst a. D Joachim Unruh, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Beauftragter für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in HESSEN, RHEINLAND-PFALZ und SAARLAND Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (im Folgenden Volksbund genannt) nimmt sich seit 1919 in beispielhafter Weise der Pflege der deutschen Soldatengräber an. Er handelt dabei im Auftrag der Bundesregierung und erfüllt völkerrechtliche Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland. Zur Wahrnehmung seiner Aufgaben ist er auf die Unterstützung und Hilfe von freiwilligen Spendern, Sammlern und Teilnehmern vor allem an internationalen Maßnahmen (Jugendlager, Kriegsgräbereinsätze) angewiesen. Die Bundeswehr sieht in der Zusammenarbeit mit dem Volksbund und seiner Unterstützung ein besonderes staatliches und dienstliches Interesse. Soldaten und Soldatinnen können dabei aus den Erfahrungen deutscher Geschichte lernen und ihre interkulturelle Kompetenz erhöhen. Sie gewinnen durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in Form der Kriegsgräberfürsorge Maßstäbe, um politische Geschehnisse und Zusammenhänge der Gegenwart zu beurteilen und ein angemessenes Traditionsverständnis zu entwickeln. Die Pflege von Tradition ist integraler Bestandteil der Inneren Führung und leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Bundeswehr als Armee im Einsatz. Bei der Traditionspflege hat sich die Übernahme und Pflege von Gedenkstätten, Mahn- und Ehrenmalen, insbesondere der Weltkriege, als sinnvoller Anlass erwiesen, Soldaten und Soldatinnen diese Erkenntnisse vorrangig im Ausland nahe zu bringen. So steht es in einem Erlass des Bundesministers der Verteidigung vom 15. Mai 2009, in dem die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Volksbund geregelt ist. Ohne die Hilfeleistungen der Bundeswehr könnte der Volksbund einen Teil seiner Aufgaben in der bisherigen Weise, die in der Öffentlichkeit Anerkennung und Zustimmung findet, nicht wahrnehmen. Die Bundeswehr fühlt sich als Institution der Aufgabe des Volksbundes in besonderem Maße verpflichtet. Sie unterstützt daher seit ihrem Bestehen durch - Dienstbefreiung für Soldatinnen und Soldaten, die sich dem Volksbund als freiwillige Sammler für Haus- und Straßensammlungen zur Verfügung stellen; - Sammlungen des Volksbundes innerhalb der Dienststellen der Bundeswehr; - Sonderurlaub für Soldatinnen und Soldaten, die freiwillig an Arbeitseinsätzen des Volksbundes auf deutschen Soldatenfriedhöfen - vorrangig im Ausland - teilnehmen; - dienstlichen Einsatz von Personal (Feldköche, Busfahrer), Kraftfahrzeugen (Busse) und Gerät (Feldküchen) für Jugendlager im In- und Ausland; - Teilnahme an Gedenkfeiern des Volksbundes (Abstellung von Ehrenformationen, Militärmusikern). Soldaten des Artillerielehrregiments 345 beim Einsatz auf dem deutschen Soldatenfriedhof in NIEDEBRONNES-LES BAIN/ FRANKREICH Der Volksbund bietet u. a - Vorträge/ Informationen über „Aufgaben und Ziele des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ mit anschließender Diskussion z. B. im Rahmen einer Offizier-/ Unteroffizierweiterbildung. - Vorbereitung von Sammlern/ Sammlerinnen auf ihre Tätigkeit (u. a. Motivation und Argumentationshilfen). - Überlassung von Unterrichtsmaterialien zu den Themenbereichen Erster/ Zweiter Weltkrieg, Widerstand, Gedenkstätten, etc. z. B. zur Nutzung im Rahmen der politischen Bildung. ZU GLEICH 1 / 2013 61 - Durchführung von Informationsfahrten und Seminaren. - Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von militärhistorischen Weiterbildungen. - die Möglichkeit, an einem Arbeitseinsatz auf einer deutschen Kriegsgräberstätte teilzunehmen. - Unterkunft und Verpflegung in einer Jugendbegegnungsstätte (JBS) des Volksbundes gegen Bezahlung. Die Bundeswehr leistet nicht nur einen Beitrag zum sinnvollen Gedenken an die Opfer der vergangenen Kriege, sie vermag mit ihrem Beitrag auch das Verständnis für die jüngere Geschichte Deutschlands und seiner Nachbarn in den Auslandseinsätzen zu wecken und zu fördern. Insbesondere der Kriegsgräbereinsatz ist eine besonders intensive Form praktizierter und erlebter staatsbürgerlicher Bildung. Die Resonanz bei den Soldatinnen und Soldaten ist nach Beendigung der Einsätze in der Regel überaus positiv. Viele Soldaten wünschen eine Wiederholung ihres Einsatzes. Die Weitergabe des verpflichtenden Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewalt von der Kriegsgeneration an die nach dem Krieg geborenen Generationen ist aktives Engagement für Frieden, Toleranz und Verständigung und ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung. Der Volksbund hat auf Grund der hohen Priorität der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sogenannte „Bundeswehrbeauftragte“ eingestellt. Der für die Region zuständige Bundeswehrbeauftragte ist über folgenden Kontakt erreichbar: Der Volksbund kümmert sich nicht nur um die Gefallenen vergangener Kriege. Er setzt sich auch für das ehrende Gedenken an die gefallenen Soldaten der Bundeswehr ein. So fordert er seit 2006 das dauerhafte Ruherecht für gefallene Bundeswehrsoldaten analog zu den Gräbern der Soldaten des 1. und des 2. Weltkrieges. 2009 hat Bundesverteidigungsminister Jung insoweit dem Drängen des Volksbundes Rechnung getragen, als er das „Ehrengrab der Bundeswehr“ verfügte, dass auf Wunsch der Angehörigen als solches gekennzeichnet wird. Die Bundeswehr übernimmt dann die Kosten für die Grabpflege. Seit 2006 hat der Volksbund im „Totengedenken“ des Bundespräsidenten die Formulierung durchgesetzt: „Wir trauern (…) um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren“. Jährlich legt der Volksbund am Grab gefallener Soldaten der Bundeswehr am Geburtstag oder Todestag, je nach Wunsch der Angehörigen ein Blumengebinde nieder. Dabei werden die Angehörigen, Vertreter der Bundeswehr und die örtlich zuständigen Bundestagsabgeordneten dazu gebeten. Volksbund und Bundeswehr fühlen sich gemeinsamen humanitären und gesellschaftspolitischen Zielen verpflichtet. ZU GLEICH 1 / 2013 62 Oberst a.D Joachim Unruh Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Beauftragter für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in HESSEN, RHEINLAND-PFALZ und Saarland Wiesenstraße 6 D-65550 LINTER Tel: +49 (0 ) 6431 408 646 mobil: +49 (0) 173 5297457 Freundeskreis der Artillerietruppe e.V. www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de Oberst Diplom-Pädagoge Thomas Altenhof, Leiter Lehre/Ausbildung und stellvertretender Kommandeur der Artillerieschule Auszeichnung Am 06.12.2012 wurde der Lehrgangsbeste aller Ausbildungsklassen des Feldwebellehrgangs MFT II/12 durch den Vizepräsidenten des Freundeskreises der Artillerietruppe e. V., Herrn Oberstabsfeldwebel Gerd Augsten, mit der traditionellen Uhr des Vereins ausgezeichnet. In Anwesenheit des Leiters Bereich Lehre und Ausbildung, Herrn Oberst Thomas Altenhof, erhielt Stabsunteroffizier Sebastian Böhm vom Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 diesen Bestpreis für seine weit über dem Durchschnitt liegenden erbrachten Leistungen. Stabsunteroffizier Böhm gehörte der Ausbildungsklasse Feuerleitdienst Panzerhaubitze 2000 an. Am 20.12.2012 wurde der Lehrgangsbeste des Offizierlehrgangs 3 (OL 3) ebenfalls mit dem Bestpreis des Freundeskreises ausgezeichnet. Die obligatorische Uhr erhielt Oberleutnant Mathias Pieske aus den Händen des Leiters des Bereichs Lehre und Ausbildung und Geschäftsführer des Freundeskreises, Oberst Thomas Altenhof. Oberleutnant Pieske gehörte der Ausbildungsklasse Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) an und wird seinen Dienst im Artillerielehrregiment 345 antreten. Oberstabsfeldwebel Gerd Augsten bei der Auszeichnung von Stabsunteroffizier Sebastian Böhm ZU GLEICH 1 / 2013 63 63 Freundeskreis der Artillerietruppe e.V. www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de Generalmajor a. D. Ekkehard Richter Präsident des Freundeskreises der Artillerietruppe Teilnahme an der ILÜ Nord Der Freundeskreis der Artillerietruppe wird am 18. Juni seine Mitgliederversammlung durchführen, den Rechenschaftsbericht über die letzten beiden Jahre vorlegen und ein neues Präsidium wählen. Wir hoffen auf eine zahlreiche Teilnahme und werden die Ergebnisse auf unserer Webseite veröffentlichen. In diesen letzten zwei Jahren hat sich der Freundeskreis ein neues Logo gegeben, so wie es auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen wurde, neues Werbematerial beschafft und einige Vorhaben umgesetzt, um die Ziele unseres Freundeskreises zu verwirklichen. So haben wir u. a. im Jahr 2011 an der Informationslehrübung des Heeres „Nord“ teilgenommen. Im Jahr 2012 haben wir die Firma Diehl besucht und 2013 zusammen mit der Artillerieschule und der Gesellschaft für Artilleriekunde einen Vortrag über die „Erfahrungen aus dem Einsatz in AFGHANISTAN“ vom Kommandeur des Artillerielehrregiments 345 Oberstleutnant Peter Millahn veranstaltet. Es war geplant, im Herbst wieder an der Informationslehrübung des Heeres „Nord“ teilzunehmen, aber leider findet sie in diesem Jahr nur für die aktive Truppe statt. So hoffen wir auf eine Teilnahme 2014. Einen besonderen Schwerpunkt haben wir auf die Unterstützung unserer Artilleristen gelegt, die im Auslands einsatz Dienst tun. Mit einer finanziellen Unterstützung für Betreuungsmaßnahmen, für die von der Bundeswehr kein Geld zur Verfügung steht, und besonderen Briefen und Päckchen zu Weihnachten und Ostern, haben wir unsren Soldatinnen und Soldaten gezeigt, dass wir ihren wichtigen Einsatz würdigen und kameradschaftlich zu ihnen stehen. Die sehr netten Dankesbriefe haben wir auf unserer Webseite veröffentlicht. Da der Einsatz der Artillerie sich dem Ende zuneigt, hoffen wir, dass mit der Hilfe unserer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, alle heil nach Hause zurückkommen. Ein weiteres Ziel war es, eine engere Zusammenarbeit mit den zahlreichen Artillerievereinigungen zu schaffen. Nach dem ersten Anlauf haben sich eine große Anzahl Vortrag vom Kommandeur Artillerielehrregiment 345, KUSEL von regionalen Artilleriekameradschaften gemeldet und gebeten, in die Übersicht aufgenommen zu werden. Über den derzeitigen Stand kann man sich auf unserer Webseite informieren. Wir bitten alle bisher noch nicht aufgeführten Traditionsvereinigungen, sich zu melden, damit wir auch zu ihnen Verbindung aufnehmen und sie in die Übersicht aufnehmen können. Durch die Auflösungsmaßnahmen der letzte Jahre, die unsere Truppengattung besonders hart getroffen hat, sollten wir die Zusammenarbeit der regionalen Vereinigungen mit unserem überregionalen Freundeskreis stärken, damit ein Informationsaustausch und eine gegenseitige Unterstützung stattfinden kann. Eine weitere wichtige Aktion ist die Auszeichnung der jeweiligen Lehrgangsbesten der Feldwebel- und Offizierslehrgänge. Wie wollen dadurch die herausragenden Leistungen belohnen und unseren artilleristischen Nachwuchs zu weiterem Einsatz und guten Leistungen anspornen. Der Anzahl unserer Mitglieder hat sich weiter erhöht, wir haben fast die 200er Marke erreicht. Wir bitten Sie aber herzlich, weiter für unseren Freundeskreis zu werben, damit wir unsere Ziele noch besser erreichen können und uns noch wirkungsvoller als Lobbyisten für die Sache unserer Artillerie einsetzen können. Für die Initiativen und die freundliche Unterstützung unserer Mitglieder sagen wir herzlichen Dank. ZU GLEICH 1 / 2013 64 64 Zelle Artillerie der HSU/ Uni Bw HAMBURG: Besuch beim Artillerieschießen und Barbarafeier Oberleutnant Enrico Harling, Studiengang der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, Helmut- Schmidt- Universität/ Universität der Bundeswehr, HAMBURG Am 29.11.2012 besuchten 32 studierende Offiziere und Offizieranwärter der Helmut- Schmidt- Universität/ Universität der Bundeswehr HAMBURG das Panzerartillerielehrbataillon 325 auf dem Truppenübungsplatz MUN STER. Die eigene Absicht bestand darin, auch jüngeren Kameraden die bisher weitgehend unbekannten Waffensysteme, die Funktionen der Soldaten und das System Artillerie als zentrales bodengestütztes Wirkelement der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) im scharfen Schuss näher zu bringen. Das Interesse der Studierenden an dieser Exkursion war erfreulich groß, neben Artilleristen konnten Kameraden der Kampftruppen, der Kampf- und Einsatzunterstützungstruppen des Heeres, sowie Angehörige von Marine und Luftwaffe einen Blick über den militärischen Tellerrand werfen. Dem Besuch ging eine Veranstaltung in der OHG (Offizierheimgesellschaft) unserer Universität voran, um alle Teilnehmer mit den Sicherheitsbestimmungen bei Schießen der Artillerie vertraut zu machen und ein grundlegendes Verständnis für die Einsatzgrundsätze des Artilleriebataillons zu schaffen. Oberstleutnant Willer, persönlich begrüßt. In Kleingruppen wurden im Anschluss daran die Arbeitsabläufe der Joint Fire Support Teams (JFST) und des Joint Fire Support Coordination Teams (JFSCT) vorgestellt. Die Führungs- und Waffensysteme, wie der MARDER, das Tragbare Zielortungsgerät (TZG 90) sowie der Artillerie Daten- Lage- Einsatz- Rechnerverbund (ADLER II), konnten im scharfen Einsatz beobachtet werden. Viele der angereisten Offiziere und Offizieranwärter kamen dabei zum ersten Mal mit dem Material und den Arbeitsabläufen im System Artillerie in Berührung. Bei klarer Sicht konnte beobachtet werden, wie ein in der taktischen Lage gepanzerter Feind zunächst mittels einer multispektralen Nebelwand geblendet, mit einer Wurfminensperre gestaut und kurz darauf mit einer Feuerzusammenfassung der Panzerhaubitzen 2000 (PzH2000) zerschlagen wurde. Besonders hervorzuheben ist neben der Unterstützung des Studentenbereichs für solche Vorhaben der Truppengattungskameradschaften die außerordentliche Betreuung während des Besuchs durch das Panzerartillerielehrbataillon 325. In diesem Zusammenhang gilt dem S3 Stabsoffizier, Oberstleutnant Streitbürger, unser herzlicher Dank! Nach der Ankunft auf der Beobachtungsstelle „Winkler Höhe“ wurden wir durch den Bataillonskommandeur, Einweisung ins Gelände und Aufbau einer Nebelwand Blick in das Zielgebiet Beim anschließenden Besuch im Feuerstellungsraum der 4./ 325 konnten die Geschütze PzH2000, Batterie- und Zuggefechtsstand sowie die Führungs- Feuerleit- Stelle intensiv „erkundet“ werden. Mit ebenso großem Engagement wie auf der B- Stelle wurden alle Komponenten der schießenden Rohrartilleriebatterie von Batteriechef Hauptmann Krause, Zugführer Oberleutnant Hollinger, den Geschützführern, Feuerleitfeldwebeln und Erkundern persönlich vorgestellt und kompetent erläutert. Neben Einweisungen in das Innere der Geschütze und Gefechtsstände konnte der scharfe Feuerkampf in unmittelbarer Nähe der Haubitzen ebenso hautnah erlebt werden wie eine Darstellung des Rotationskonzeptes der Geschütze ZU GLEICH 1 / 2013 65 65 Organisationsteam der Barbarafeier 2012 zwischen den gedeckten Aufstellungen und den Feuerstellungen – entsprechend der Kernfähigkeit der PzH2000 zum schnellen Wechsel zwischen Feuer und Bewegung. Nach diesen intensiven Eindrücken und einem interessanten Tag bei einer Betreuung, die ihresgleichen sucht, klang die Exkursion bei einem gemeinsamen Essen in der OHG MUNSTER in geselliger Runde aus. Dem Panzerartillerielehrbataillon 325 gilt der ausdrückliche Dank der Zelle Artillerie für die Einladung und Betreuung während dieses Besuchs, der von allen Teilnehmern ein begeistertes „feedback“ erhielt! In der Folgewoche, am 05.12.2012, richtete die Zelle Artillerie in der Aula der HSU / Uni Bw H eine Feierlichkeit zu Ehren der Heiligen Barbara aus. Artilleristen, Pioniere, Angehörige von Heeresflugabwehr- und Flugabwehrraketentruppe sowie geladene Gäste huldigten an diesem Tag (nachträglich) der Schutzheiligen. Dank der wohlwollenden Unterstützung des Stabes, des Studentenbereichs und des Mensabetriebes, konnte bei kühlen Getränken und rustikaler Verpflegung in geselliger Runde einer Barbara gehuldigt werden, die in ihrer traditionellen Barbararede einen humoristischen und äußerst unterhaltsamen Rückblick auf so manch Lustiges und häufig Kurioses gab, das sich an der Universität, in der Bundeswehr und in der Welt im Jahr 2012 zugetragen hat. Die Zelle Artillerie freut sich sehr über das vielfältige Lob und die Anerkennung vieler Gäste sowie über die Unterstützung unserer Arbeit seitens der Universität und der Truppe. Wir werden bemüht sein, diese Feierlichkeit als Element der Identifikation mit militärischen Traditionen und der Bindung an die jeweiligen Truppengattungen zukünftig an unserer Universität zu etablieren. ZU GLEICH 1 / 2013 66 66 Neue Kommandeure Vita Kommandeur Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF Name:Rommel Vorname: Alexander Klaus Dienstgrad:Oberstleutnant Geburtsdatum: 1. Juni 1972 Familienstand: verheiratet, eine Tochter Militärischer Werdegang von – bis Verwendung 01.07.1991 1991 – 1994 1994 – 1998 1998 – 1999 1999 – 2002 2002 – 2004 2004 – 2006 Eintritt in die Bundeswehr beim Panzerartilleriebataillon 165, WENTORF Ausbildung zum Artillerieoffizier Studium der Politikwissenschaften an der Universität der Bundeswehr HAMBURG Zugführeroffizier bei 5./ Panzerartilleriebataillon 405, DABEL Batteriechef bei 2./ Panzerartilleriebataillon 405, DABEL Leiter Studentenfachbereichsgruppe an der Universität der Bundeswehr HAMBURG Teilnahme am 1.Generalstabslehrgang Streitkräfte an der Führungsakademie der Bundeswehr, HAMBURG G3 Stabsoffizier u. Abteilungsleiter G3 im Stab Panzerlehrbrigade 9, MUNSTER dabei: 02/2008 – 05/2008 Einsatz als G3 Plans, MNB South KFOR, PRIZREN, KOSOVO Fellow U.S. Marine Corps University QUANTICO, VIRGINIA, USA Referent Sicherheitspolitik Fü S III 1/ Pol I 1, (Bilaterale Beziehungen USA/ CAN/ Mittel-/ Südamerika) im Bundesministerium der Verteidigung, BERLIN Kommandeur Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF 2006 – 2008 2008 – 2009 2009 – 2012 seit 17. Dezember 2012 ZU GLEICH 1 / 2013 67 67 Neue Kommandeure Vita Kommandeur Panzerartillerielehrregiment 345, KUSEL Name:Kossack Vorname: Markus Raymund Dienstgrad: Oberstleutnant i. G. Geburtsdatum: 26. Oktober 1972 Familienstand: verheiratet, eine Tochter, ein Sohn Militärischer Werdegang von – bis Verwendung 1991 – 1994 1994 – 1997 Wehrpflichtiger und später Zugführer im Panzerartilleriebataillon 55, HOMBERG, HESSEN Studium der Pädagogik an der der Universität der Bundeswehr MÜNCHEN (Diplom-Pädagoge univ.) Beobachtungsoffizier im Panzerartilleriebataillon 425, LEHNITZ Batteriechef im Panzerartilleriebataillon 425, LEHNITZ dabei: 11/2001 – 5/2002 Einsatz als Batteriechef der Panzerartilleriebatterie KFOR, PRIZREN, KOSOVO Nationaler streitkräftegemeinsamer Generalstabslehrgang (LGAN) an der Führungsakademie der Bundeswehr, HAMBURG G3 Stabsoffizier im Einsatzführungskommando, POTSDAM Niederländische Generalstabsausbildung am Ausbildungszentrum des Heeres, AMERSFOORT, und am Institut für Lehrgänge der Streitkräfte, DEN HAAG (Executive Master of Security and Defence) G3 Stabsoffizier im Heeresführungskommando, KOBLENZ Referent im Bundesministerium der Verteidigung im Führungsstab des Heeres (Fü H III 1), BONN, danach Übergang in das Kommando Heer, KOBLENZ Kommandeur Artillerielehrregiment 345, KUSEL 1998 – 2000 2000 – 2004 2004 – 2006 2006 – 2008 2008 – 2009 2010 2011 – 2013 seit 12. April 2013 ZU GLEICH 1 / 2013 68 68 Quo vadis Bundeswehr? Das Berufsbild des Offiziers im Wandel Oberleutnant Jens Hollinger, Zugführer I, 4./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER, ehemals Betreuungsoffizier im ACFüKrBw, KÖLN Der War for Talents ist ein vielzitiertes Phänomen, mit dem sich zivile Wirtschaftsunternehmen bereits seit geraumer Zeit konfrontiert sehen. Diese Entwicklung macht auch vor den Streitkräften nicht Halt. Die Bundeswehr ist in der heutigen Zeit zu einem „Unternehmen“ geworden, das sich gegenüber anderen potentiellen Arbeitgebern am Markt positionieren muss, um den Bedarf an qualitativ hochwertigen Fachkräften decken zu können. In der Funktion als Betreuungsoffizier beim Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr (ACFüKrBw) in KÖLN – ehemals Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ) – steht man den Bewerbern während des gesamten Prüfverfahrens mit Rat und Tat zur Seite. Im Zuge vielfältiger Gespräche lassen sich Fragen klären, welche neben der soldatischen ebenso die akademische Ausbildung tangieren. Indem man über persönliche Erfahrungen berichtet, bekommt der Bewerber die Gelegenheit, genauestens abzuwägen, ob die Entscheidung Offizier zu werden, tatsächlich richtig ist. Dabei zeigt sich, dass zunehmend auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Berufswahl entscheidend zu sein scheint, da dies sehr häufig Bestandteil von Fragen war. Dies beschränkt sich nicht nur auf Nachfragen bezüglich Auslandseinsätzen, sondern beinhaltet auch die Auswirkungen des alltäglichen Dienstes oder der abverlangten Flexibilität und Mobilität aufgrund häufiger Versetzungen. Allerdings wird der Schwerpunkt von Nachfragen eindeutig durch die Thematik akademische Ausbildung gebildet. Dies verwundert grundsätzlich nicht! „Um alle zukünftigen Herausforderungen des Berufs meistern zu können, werden Offiziere während der Ausbildung - unabhängig vom Alter - umfassend und praxisorientiert, aber auch akademisch auf die jeweiligen Führungsverwendungen vorbereitet. Das Führungspersonal der Bundeswehr muss heute in der Lage sein, vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten in sich zu vereinen und darüber hinaus bereit sein, fehlende Qualifikationen durch eigene Lernbereitschaft zu erwerben.“ (https://mil.bundeswehr-karriere.de/portal/a/ milkarriere/!ut/p/c4/PcwxDoAgEAXRE8n2dp5CsVuQ4I8skBX0-mpjpnrN0EpvmS9EbiiZEy1kPUZ3G0E6WBVBg8Gu4Qc7tK7mbH1DF5q_RVWOwmRzGTz7PVAVmR57CuwO/) Viele Werbekampagnen zum Offiziersberuf legen ihren Fokus auf ein gebührenfreies Studium mitsamt der fortlaufenden Bezahlung. An dieser Stelle galt es, den Bewerbern nochmals zu verdeutlichen, dass das Studium per se lediglich einen Teilabschnitt im militärischen Werdegang darstellt, der dem Offizier nach Verlassen der Streitkräfte und der damit verbundenen Entscheidung gegen die Übernahme zum Berufsoffizier bessere Möglichkeiten zur Eingliederung ins zivile Erwerbsleben bietet. In einer sich stetig wandelnden Gesellschaft mit einer starken Individualzentrierung geht es nicht mehr ausschließlich darum, was ein Mitarbeiter dem Unternehmen bieten kann, sondern es besteht vielmehr eine reziproke Wechselbeziehung. Im Endeffekt hat dies zufolge, dass die Attraktivität eines Arbeitsgebers – auch gerade aufgrund des vielfältigen Angebots an Mitbewerbern – eine exponierte Stellung einnimmt. In diesem Kontext zeigt sich ein Spannungsfeld: Der Offiziersberuf bringt keineswegs nur Vorteile mit sich. Faktoren wie ein sicherer Arbeitsplatz, gute Bezahlung, Führungsverantwortung in frühen Jahren oder ein bezahltes Studium sind keine Alleinstellungsmerkmale der Bundeswehr mehr. Die allgegenwärtige mediale Berichterstattung über Auslandseinsätze sowie die vollzogene Transformation zu einer Armee mit globalem Einsatzgebiet schreckt viele Bewerber bei der Realisierung des Berufswunsches Offizier ab. Dem ACFüKrBw obliegt in diesem Zusammenhang die wichtige Aufgabe, das Personalrecruiting im Bereich der Offiziere des Truppendienstes sicherzustellen. Im Rahmen eines aufwendigen Prüfverfahrens besteht die erklärte Zielsetzung in einer Eignungsfeststellung, respektive Potenzialaussage. Es geht also darum, anhand der gezeigten Ausprägungen an charakterlichen, geistigen und körperlichen Merkmalen eine Bestenauswahl vorzunehmen und möglichst valide Vorhersagen über das Bestehen der einzelnen Ausbildungsabschnitte im Rahmen der Offizierausbildung zu treffen. Während des Prüfverfahrens müssen verschiedene Stationen durchlaufen werden, in denen der Bewerber in der Gruppe oder auf sich allein gestellt das individuelle Fähigkeitsniveau unter Beweis stellen muss. Auf diese Weise wird jedem die Möglichkeit offeriert, in persönlichen Gesprächen sowie computerunterstützten Tests von den eigenen geistigen und charakterlichen Qualitäten zu überzeugen. Medizinische Untersuchungen und ein Sporttest belegen abschließend, ob der Bewerber zusätzlich auch den körperlichen Anforderungen des Offiziersberufs gewachsen ist. Die Tätigkeit als Betreuungsoffizier diente allerdings auch der persönlichen Weiterbildung, da man einen ganzheitlichen Einblick in das Auswahlverfahren erhält, welches schließlich einmal selbst durchlaufen wurde. Hierdurch wird in gewisser Weise auch ein Perspektivwechsel vollzogen, weil einige Zusammenhänge oder direkte Personalentscheidungen jetzt überhaupt erst nachvollziehbar werden. Nichtsdestotrotz muss angemerkt werden, dass die derzeitige Personalmarketingstrategie insbesondere ob ihrer Fokussierung auf ein bezahltes Studium, kritisch zu ZU GLEICH 1 / 2013 69 69 hinterfragen ist. An dieser Stelle zeigt sich ein weiteres Spannungsfeld: Die akademische Ausbildung ist essenzieller Bestandteil der militärischen Ausbildung, dennoch gilt ebenso, dass im Grundbetrieb sowie Auslandseinsatz nicht der Akademiker gefragt ist, sondern der Offizier als Führer, Erzieher und Ausbilder, welcher bei Bedarf auf akademisches Fachwissen zurückgreifen kann. „Offizier zu sein ist eine Lebenseinstellung. Intellektuelle Reife und Aufgeschlossenheit, keinerlei Berührungsängste mit vollkommen anderen Kulturen und Wertvorstellungen, körperliche Fitness, Mut, Tapferkeit, Kameradschaft und Loyalität sind ihre tragenden Bausteine. Er (oder sie) muss willens und fähig sein, Menschen zu führen, vorne zu stehen und auch stehen zu bleiben, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die unmittelbare Auswirkungen auf Leib und Tot haben können – Entscheidungen die wesentlich besser bezahlte Führungskräfte in der Wirtschaft nicht treffen müssen; […].“ (WEBER, Mathias (2012): Offizier zu sein ist eine Lebenseinstellung. In: DIE WELT vom 12.10.2012) Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: Nicht nur die Bundeswehr ändert sich zeit- und reformbedingt, sondern auch die Bewerber mitsamt ihren persönlichen Bedürfnissen. Gutes Personalmarketing und -recruiting ist in Anbetracht der Gegebenheiten der heutigen Zeit umso mehr eine Investition in die Zukunft, aber auch in die Professionalität der Bundeswehr! Als persönliches Resümee kann konstatiert werden, dass die Tätigkeit als Betreuungsoffizier im ACFüKrBw insbesondere aufgrund der bereits beschriebenen Möglichkeit zum Perspektivwechsel, weiterzuempfehlen ist. Im Zuge der vielen Gespräche während dieser Tätigkeit zeigte sich umso mehr, dass die Bundeswehr zwar ein Kollektiv ist, aber zukünftig die Interessen und Bedürfnisse der Einzelpersonen, welche letztlich bei der Berufswahl mitentscheidend sind, umfangreich berücksichtigt werden müssen. Ausschließlich unter dieser Bedingung scheint die Konkurrenzfähigkeit der Bundeswehr als potentieller Arbeitgeber gegenüber anderen Mitbewerbern auf lange Sicht gegeben zu sein. DEDICATED TO SOLUTIONS. JOINT FIRE SUPPORT Seit fast fünf Jahrzehnten entwickelt, integriert und betreibt die ESG Elektronikund IT-Systeme für Militär, Behörden und Unternehmen. Mit unseren Logistiklösungen sorgen wir für eine hohe Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Systeme im Einsatz. Innovativer Technologietransfer zwischen den Märkten ist unsere Basis für einen entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung unserer Kunden. Wir entwickeln Führungsund Waffeneinsatzsysteme für die Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) z. B. ADLER DVA STF. Ein Verbund von Aufklärung, Führung und Wirkung – lange erprobt und zukunftssicher. Mehr Information unter: ESG ELEKTRONIKSYSTEM- UND LOGISTIK-GMBH Telefon +49 89 [email protected] A-013_2012.indd ZU GLEICH 1 / 2013 1 70 13.04.12 12:17 70 Absichten – eine Glosse Oberstleutnant Olaf Walther, Flugsicherheitsstabsoffizier Unbemannte Luftfahrzeuge Am 15.Juni 1961 antwortete der Staatschef der DDR (Deutsche Demokratische Republik), Walter Ulbricht, bei einer Pressekonferenz in Ost-Berlin auf die Frage eines Journalisten nach einer bevorstehenden Errichtung der Staatsgrenze der DDR am Brandenburger Tor. Ulbricht schloss seine verneinende Antwort mit dem Satz: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Die Geschichte zeigte: das war eine glatte Lüge. Ulbrichts Satz gelangte zu unerwarteter Berühmtheit. Über geplante und tatsächliche Kosten des Bauvorhabens ist nichts bekannt. Bemerkenswert ist das, weil die Errichtung von Bauwerken der öffentlichen Hand heutzutage erstens viel länger dauert als geplant und zweitens die Kosten nicht nur bekannt sind, sondern regelmäßig auch völlig aus dem Ruder laufen. Ersteres ist unerfreulich, zumindest für die jeweiligen Projektbefürworter. Letzteres ist unerfreulich für alle. Jedenfalls für diejenigen die Steuern zahlen. Also für ziemlich alle. Was läuft da falsch? Die Frage gilt es schnell zu beantworten bevor der Eindruck entsteht, die Planwirtschaft der DDR wäre doch nicht so schlecht gewesen. Eine Lösung könnte der von Ulbricht verwendete demagogische Ansatz sein. 2013. Pressekonferenz. Wieder in Berlin. Thema ist der im Bau befindliche, hoffnungslos in Zeitverzug geratene und natürlich auch aus dem Kostenrahmen gefallene Flughafen „BER“. Auf Frage eines Journalisten zum geplanten Eröffnungstermin erklärt der Berliner Oberbürgermeister: „Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu errichten.“ Na dann ist ja alles gut. Wenn er denn später irgendwann tatsächlich in Betrieb geht, ist es halt so. Beim Mauerbau hat nach Inbetriebnahme vom anfänglichen Sturm der Empörung abgesehen (waren das vielleicht die ersten Wutbürger?) auch keiner mehr so richtig protestiert. Nur der Form halber, zu Jahrestagen vor allem. Man hatte sich arrangiert. Wohlgemerkt nie akzeptiert. Die Frage sei erlaubt: Wäre das nicht auch ein Ansatz in Bezug auf das derzeitige Bauwerk Bundeswehr? Ein geeigneter Entscheidungsträger stellt sich hin und sagt einfach: „Niemand hat die Absicht, eine funktionierende Bundeswehr zu errichten.“ Und schon ist alles gut. Deckt sich ja mit der Wahrnehmung vieler. Man wird sich arrangieren. Und wenn die Baustelle Bundeswehr dann irgendwann fertig ist, vielleicht auch akzeptieren. Wer weiß das schon. Schwer vorstellbar ist es allemal. Man verliere aber nicht die Hoffnung, dass sich dieses Zitat nicht nur als eine Art Plagiat sondern auch als Lüge herausstellt. Manchmal werden bahnbrechende Vorgänge erst viel später von der Allgemeinheit in ihrer ganzen Größe erkannt. Ach ja, die Kosten. Na ja, lassen wir das. Betrifft zwar die Steuerzahler, interessiert sie aber irgendwie mit Masse nicht. Die Bundeswehr gibt´s halt und sie kostet immer zu viel. Wäre sie eine Autobahn gäbe es längst Protestdemos, Lichterketten und ähnliche Wutbürgeraktionen wegen flächendeckend vorhandener Schlaglöcher. Diese wiederum wären der Bundeswehr egal. Deren Fahrzeuge sind erstens geländegängig und zweitens in Zukunft sowieso nur in kleiner Anzahl verfügbar. ZU GLEICH 1 / 2013 71 71 Erleben Sie die neue E-Klasse bei einer Probefahrt. 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Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart Anbieter: Daimler AG, Mercedesstr. 137, 70327 Stuttgart Partner vor Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz Beatusstraße 20 · 56073 Koblenz · Tel.: 0261.491-133 · [email protected] www.koblenz.mercedes-benz.de ZU GLEICH 1 / 2013 72 72 „Siggi“ Kuhlmann zu Gast bei der Heiligen Barbara Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH Sigrid Kuhlmann, seit zwanzig Jahren als Mutter der Infanterie bekannt, hat auch die Artillerie in ihr großes Herz geschlossen. Aber eigentlich sind alle Soldatinnen und Soldaten „ihre Kinder“. Siggi ist als „Hans Dampf“ in ganz DEUTSCHLAND, aber auch im Ausland, für Soldaten unterwegs. Sie kümmert sich um die Betreuung von PTBS- Betroffe- nen, organisiert Benefiz- Konzerte und besucht beispielsweise gemeinsam mit inzwischen weit über 2000 Soldatinnen und Soldaten aus dem In- und Ausland jedes Jahr das Oktoberfest in MÜNCHEN. Sie arbeitet mit Bundeswehrkrankenhäusern ebenso zusammen wie mit dem Reservistenverband, sie arbeitet für ein Hospiz, sammelt Gelder für herzkranke Kinder und unterstützt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sowie das Soldatenhilfswerk. Sie trägt ihre Vorstellungen mit ungeheurem Engagement hinein in die Teppichetagen von Politik und Militär und versichert sich dort prominenter Unterstützung. Das alles tut sie ehrenamtlich. Am 4. Dezember 2012 war Sigrid Kuhlmann zu Gast an der Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN. In Gesprächen mit dem Kommandeur der Artillerieschule und General der Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka, sowie bei Begegnungen mit Soldaten aller Dienstgradgruppen, entstanden neue Ideen für weitere Veranstaltungen im nächsten Jahr. Höhepunkt für Siggi war die traditionelle Barbara- Feier, die alljährlich zu Ehren der Schutzpatronin der Artillerie, der Heiligen Barbara, gefeiert wird. Sie fühlte sich sichtlich wohl und genoss die gute Stimmung. Im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks mit dem Kleinen Führungskreis der Artillerieschule im Offizierheim am Tag nach der Barbara- Feier verabschiedete sich Siggi und trat die Heimreise mit der Bahn an. Sigrid Kuhlmann, flankiert vom Kommandeur der Artillerieschule und General der Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka und von Oberst Thomas Altenhof, Leiter Lehre/ Ausbildung Siggi am VIP- Tisch ZU GLEICH 1 / 2013 73 73 Buchbesprechung Sascha Kuhnert und Friedrich Wein: Die Marinegeschütze des Westwalls am Oberrhein Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Westbefestigungen am Oberrhein Königsfeld, Explorate- Verlag Arno Fröba, 2012 Format DIN A4, geb.; 640 Seiten; 30 Karten und Pläne, 359 SW- und 121 Farb- Fotos; ISBN 978-3-937779-29-4, 35,00 € Vor 37 Jahren stand der Rezensent mit dem Foto eines Bildes des Westwall- Malers Vollbehr auf einem Hügel bei OTTENHÖFEN, um Spuren der schwersten Marine- Batterie des Westwalls zu finden: Nichts! Geradezu symbolhaft schien nun alles für immer begraben. Außer einigen Archiv- Dokumenten war wohl nichts mehr überliefert, um die Geschichte der Batterien am Oberrhein zu erhellen. Heute liegt ein Buch zu diesem Thema vor, dass diese Lücke im wahrsten Sinne des Wortes füllt, denn schon auf dem Titelblatt ist eines der Ottenhöfener 30,5cm Geschütze im Moment der Schussabgabe mit gewaltigem Mündungsfeuer abgebildet. Einblick in die Inhaltsangabe (Auszug) ZU GLEICH 1 / 2013 74 74 Und dies verdanken wir unseren Interfest- Kollegen Sascha Kuhnert und Friedrich Wein. Gewissermaßen mit Heimvorteil haben sie mit beispielhaftem Fleiß, mit Beharrlichkeit und Gründlichkeit ein Bild der schweren Marinebatterien des Westwalls am Oberrhein entstehen lassen – in einer Vollständigkeit, wie man sie niemals zu hoffen gewagt hätte. Dabei gerät der Leser durchaus ins Staunen, welche Einzelheiten sie dazu zusammengetragen haben. Die Verfasser gehen dabei bis ins 19. Jahrhundert zurück, um die Geschichte der einzelnen Geschütze zu beschreiben. Dabei wird auch das Dunkel um die Herkunft der 24cm Kanonen der Batterie Maisenbühl aufgehellt, die einmal russische 25,4cm Küstengeschütze waren. Mit einer Prise Marinegeschichte und viel Artillerietechnik geht es weiter. Und schon sind die ersten 100 Seiten gefüllt. Im folgenden Kapitel wird geschildert, wie Hitler im August 1938 auf den Gedanken kam, die Oberrhein- Front des Westwalls durch schwere Marine- Geschütze verstärken zu lassen, und welche Diskussionen zwischen Heer und Marine aufkamen, ehe schließlich die Geschütze in fertigen Bunkern schussbereit aufgestellt waren. Natürlich werden auch die ausgeführten Anlagen fachgerecht mit Plänen und Rekonstruktionszeichnungen dargestellt. Besonders verdienstvoll ist die folgende Beschreibung des Einsatzes der Geschütze nach Kriegsbeginn, eingebettet in eine allgemeine Beschreibung der Kriegsgeschichte am Oberrhein. Dabei kann der Leser sogar erfahren, welche Batterie wann wie viel Schuss wohin abgefeuert hat! Ein Exkurs führt über den Rhein und beschreibt die schweren Batterien der französischen Armee, die auf das badische Rheinufer gerichtet waren und auch feuerten. Nachdem man die Geschichte der Kanonen so lange begleitet hat, will man natürlich noch erfahren, wie es mit ihnen weiterging: Die Verfasser haben ihre Spuren bis auf die Krim und an den Ärmelkanal verfolgt. Ein bis dahin weitgehend unbekanntes Kapitel waren die Versuche im Herbst 1944, die verlassenen Batteriestellungen wieder zu verwenden und für neue Geschütztypen umzubauen. Der daran interessierte Leser erfährt nun endlich, warum die Ruinen der bis in unsere Zeit erhaltenen Stände baulich erheblich von den Regelbauzeichnungen aus dem Jahre 1938 abweichen. Dem Anspruch der Verfasser entspricht es, dass sie auch die Kriegsereignisse von 1945 und, trotz schwieriger Quellenlage, die Einnahme der Batteriestellungen beschrieben haben. Ganz nebenbei erfährt man etwas über den Einsatz der Panther- Türme und Panzernester am Oberrhein. Schließlich folgt zur Abrundung auch die Nachkriegsgeschichte mit der Beseitigung der Anlagen bis heute. So sind 640 Seiten zusammengekommen. Das besondere Verdienst der Verfasser liegt darin, dass sie über die trockene Schilderung historischer Abläufe, präziser Zitate aus Original- Dokumenten (aus 10 Archiven, heißt es) und der Auflistung zahlreicher technischer Daten hinaus das Buch mit über 500 Bildern ergänzt haben. Dies sind sowohl aktuelle Fotos als auch zum größten Teil unveröffentlichte historische Aufnahmen von Zeitzeugen. Und Zeitzeugen sind es auch, deren zahlreiche Schilderungen die Geschichte bereichern und auflockern. Das Buch ist vergnüglich, teilweise sogar spannend zu lesen und zu betrachten. Man muss einfach immer nur staunen, was man zu einem vermeintlich kleinen Randgebiet der Westwall- Geschichte alles zusammentragen kann. Zu den schönsten Stellen gehören die Erlebnisse des späteren deutschen NATO- Generals Gerd Schmückle mit seinem Abteilungskommandeur Major Paul Schmidt. Fazit: Besonders zu empfehlen und für sehr erwünschte künftige regionale Veröffentlichungen ein Ansporn und zugleich eine Messlatte! Eindrücke ZU GLEICH 1 / 2013 75 Kommunikations- und „Büro“ – historische Weiterbildung für „Digital Natives“, für alle Anderen – blasse Erinnerung Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH Seine Schulzeit in den 60er und 70er Jahren hatte er vollständig analog, mit Rechenschieber etc. durchlitten, Taschenrechner und Co. – Fehlanzeige. Vom Hörensagen wusste Hauptmann F., dass schon seit geraumer Zeit irgendwo das digitale Zeitalter angefangen hatte, als er im Januar 1992 sein Dienstzimmer im Spezialstab ATV der Artillerieschule bezog. Aber auch hier in seiner neuen Verwendung fand er außer Möbeln lediglich ein Telefon vor. Stopp, Telefon, das muss erklärt werden. Sein grünes Telefon hatte noch eine Wählscheibe, obwohl es schon seit Jahren, auch bei der Bundeswehr, Tastentelefone gab. Lautsprecher, Wahlwiederholung, Nummernspeicher, etc. – Fehlanzeige – sehr analog, das alles. Telefonieren war dennoch einfach, erste Ziffer wählen – warten, bis die Wählscheibe wieder in der Ausgangsposition war, zwote Ziffer wählen – warten bis …. und so weiter, bis man die Nummer durch hatte. War dann besetzt, ging der Zirkus von vorne los. Das war jedoch nur innerhalb der Kaserne so einfach. Wollte Hauptmann F. beispielsweise mit dem Heeresamt in Köln sprechen, musste er das Gespräch unter der Angabe des gewünschten Gesprächsteilnehmers bei der analogen 10er- Vermittlung anmelden. Während er dann, meist stundenlang, auf den Rückruf der Vermittlung wartete, arbeitete er unverdrossen mit Papier und Stift weiter. Zwischendurch war z. B. der Gang zur Toilette nicht immer zu vermeiden. Wenn F. später, zurück am Schreibtisch, dann doch ungeduldig bei der Vermittlung nachfragte, wo denn das angemeldete Gespräch bliebe, war nicht selten die Antwort: „Das Gespräch hatte ich durchgestellt, aber Sie waren nicht da.“ Es kam vor, dass er erst nach mehreren Tagen den gewünschten Gesprächsteilnehmer erreichte. Denn selbst, wenn es nach erfolgreicher Arbeit der 10erVermittlung am anderen Ende klingelte, war im Zweifel der Kamerad in Köln gerade auf Toilette. O.K., vielleicht war er auch auf Dienstreise, krank oder im Urlaub, aber das erfuhr F. meist erst Wochen später. Auf keinen Fall war der Kamerad draußen, Eine rauchen. Das durfte man damals noch im Gebäude, überall. Draußen, in Uniform, war sogar verboten. Der ein oder andere hat sich für dieses Vergehen damals sogar eine Disziplinarmaßnahme abgeholt. War im Rahmen eines Rüstungsprojekts ein Telefonat im öffentlichen Telefonnetz erforderlich, um mit einer Firma zu sprechen, waren besonders hohe Hürden zu überwinden. Der gemeine Stabsarbeiter konnte mit seinem Apparat zunächst nichts ausrichten. Er brauchte die Erlaubnis seines Vorgesetzten und musste sich dann über die erwähnte 10er- Vermittlung die Freigabe fürs öffentliche Netz schalten lassen. Natürlich wurden die Gespräche in der 10er- Vermittlung dokumentiert, damit mit der Freileitung kein Schindluder getrieben wurde. Die geschilderten Zustände führten dazu, dass man sich sehr sorgfältig auf das, hoffentlich zustande kommende, Telefonat vorbereitete, bevor man zum Telefonhörer griff. Die nächste Chance ließ manchmal Tage auf sich warten. So ändern sich die Zeiten. Wollte Hauptmann F. schriftlich „Im Auftrag“ tätig werden, verfasste er handschriftlich ein entsprechendes Papier. Mit diesem Entwurf ging er dann zur Schreibkraft auf demselben Flur und gab dieser Dame, das war die mit der elektrischen Schreibmaschine, sein Werk mit einigen mündlichen Erläuterungen, meist verbunden mit dem Hinweis, „es eilt“, oder, „iss wichtig“. Selbige Dame nickte verständnisvoll, ein bisschen Small- Talk, und flugs sortierte sie seinen Entwurf ganz unten in den Stapel. Denn erstens war Madame für alle auf dem Flur zuständig, und zweitens ging es immer der Reihe nach. Zwei bis dreimal nachgefragt, lag sein Schreiben dann, sagen wir ´mal nach drei Tagen, in seinem Postfach. Froh darüber, den Auftrag endlich abschließen zu können, las er schnell drüber. Nicht selten entdeckte er zu seinem Ärger Tippfehler – und der Kreislauf begann von vorn. Der zusätzliche Zeitverzug durch die Vorlage beim Gruppenleiter vor Postausgang bleibt an dieser Stelle unberücksichtigt. Aber halt, es gab tatsächlich erste digitale Vorboten. Auf jedem Flur gab es einige wenige Dienstzimmer, in denen PCs mit leistungsfähigen 286er Prozessoren standen. Die waren in dieser Zeit jedoch im Zusammenhang mit Rüstungsprojekten von den entsprechenden Firmen bereitgestellt worden, kein STAN- Gerät. Diese Dienstzimmer waren leicht auszumachen, da das Nerv tötende Geräusch der Nadeldrucker über die Flure hallte. 1,44 MB- Disketten und 15 Zoll Bildschirme waren das Maß aller Dinge. Und es gab zwei Schreibkräfte, die tatsächlich dienstlich gelieferte PCs hatten, ausschließlich zur Vorschriftenbearbeitung. Apropos Vorschriftenbearbeitung. Jeder, der wie Hauptmann F. einen derartigen Auftrag hatte, brauchte zunächst und vor allem die Vorgängervorschrift, viel Papier, eine Schere, einen Kleber, Bleistift und Radiergummi. Stopp, Radiergummi, das muss erklärt ZU GLEICH 1 / 2013 76 76 werden. Auf Wikipedia heißt es dazu-: „Ein Radiergummi (ugs. auch Radierer, Ratzefummel) ist ein besonders zubereiteter Gummi, mit dem mit einem Bleistift oder mit Tinte erstellte Striche von einem Trägermedium (zumeist Papier) entfernt werden. Es wird zwischen Kautschuk- und Kunststoffradierern unterschieden.“ (http://de.wikipedia. org/wiki/Radiergummi). Alles, was aus der alten Vorschrift übernommen werden konnte, wurde zunächst im wörtlichen Sinn ausgeschnitten (copy), und zwischen die handschriftlich verfassten neuen Passagen eingeklebt (paste). War ein Kapitel der neuen HDv (Heeresdienstvorschrift) oder AnwFE (Anweisung Führung und Einsatz) dann fertig, ging das Teil an die oben genannten Schreibkräfte, also die mit den VorschriftenPCs. Stapel ganz unten, Tippfehler, alles wie gehabt. Selbst erstellte Prinzipskizzen, Operationspläne etc. brachte man voller Vertrauen zur Zeichenstelle, die ebenfalls im Analog- Modus auf bessere Zeiten hoffte. Technische Zeichner saßen vor imposanten Zeichenbrettern mit Linealen aller Art, Taktikschablonen, Papier, Folien und bunten Stiften. Statt Radiergummis kamen hier Rasierklingen zum Einsatz. War eine Vorlage mehrfarbig, musste für jede Farbe ein eigenes Blatt bemalt werden. Erst im Übereinanderlegen der Blätter, Anlegekreuze nicht vergessen, ergab sich so das vollständige, mehrfarbige Bild. Überflüssig zu sagen, dass Hauptmann F. durchaus mehrere Wochen warten musste, bis seine Bilder fertig waren, auch, weil die Zeichenstelle vor allem mit der Erstellung von Ausbildungsunterlagen, Folienvorträgen, Plakaten, Tischkarten, Einladungsschreiben etc. gut ausgelastet war. Wenige Jahre später erreichte auch den Spezialstab ATV, jetzt Gruppe Weiterentwicklung, und damit auch Hauptmann F., der digitale Tsunami. Mobiles Telefonieren, Laptops, Tablet- PCs, e- mails, Internet- Recherche, Smart- Phones – heute Oberstleutnant, kann F. selbst kaum noch glauben, dass die obigen Schilderungen der Wahrheit entsprechen, Soldatenlatein, quasi. Bemerkenswert bleibt jedoch, dass auch die analoge Welt funktioniert hat und die Resultate damals den Vergleich mit den Resultaten heute nicht scheuen müssen. Dass das Einhalten von Terminen damals selbstverständlich war und penibelst verfolgt wurde, ist eine andere Geschichte. ZU GLEICH 1 / 2013 77 77 Geschichte der Eisenbahnartillerie vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs, Teil 1 Hauptmann Diplom- Kaufmann Nils Krause, Feuerunterstützungsoffizier und Fliegerleitoffizier, 2./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER Diplom- Ingenieur Elektrotechnik Günter Krause, 1968/1969 Beobachtungsunteroffizier beim Feldartilleriebataillon 111, OLDENBURG, seit 1985 im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V., seit 2008 deren Präsident. http://www.dgeg.de/ Veröffentlichungen über Eisenbahngeschichte z. B. über die Heeresfeldbahn- Lokomotiven im Ersten Weltkrieg. In dieser Abhandlung soll in kurzer Form der militärische Einsatz von Eisenbahnen beschrieben werden, allerdings reduziert auf den Bereich Artillerie. Schon vor der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinien propagierten Zeitgenossen den militärischen Nutzen der Eisenbahn. So beschrieb z. B. der westfälische Industrielle Friedrich Harkort, der 1833 eine Eisenbahn zwischen Rhein und Weser forderte, den militärischen Nutzen, indem er anführte, dass eine gesamte Brigade in einem Tage von MINDEN nach KÖLN geschafft werden könne, wo die Soldaten dann ausgeruht mit Gepäck und Munition einträfen. Diese Schnelligkeit im Transport würde FRANKREICH abhalten, die preußische Westgrenze anzugreifen. Die Betrachtung zum militärischen Nutzen der Eisenbahn bezog sich aber nur auf die logistischen Möglichkeiten, nicht auf den Einsatz der Eisenbahn als Waffe selber. In PREUSSEN wurden bereits am 28. September 1838 8.000 Gardeinfanteristen von POTSDAM nach BERLIN in zehn Zügen auf der Berlin- Potsdamer Eisenbahn, die damals gerade eröffnet worden war, befördert. Nicht betrachtet werden ebenfalls die schon sehr früh entwickelten Panzerzüge, die zwar auch Artillerie an Bord hatten, aber - hier bezogen auf die deutschen Panzerzüge im Zweiten Weltkrieg – den Pionieren unterstanden und auch mehr infanteristisch eingesetzt wurden. Ebenfalls nicht behandelt wird die eisenbahngestütze Flakartillerie, wie sie a) in Flakwagen mit leichter Flak (Vierlings- 2cm- Flak) bei den Regierungssonderzügen der Machthaber des Dritten Reiches zum Einsatz kamen und b) die 8,8, 12 und 15cm schwere EisenbahnFlak. Auf die technischen Details der Geschütze (Verschlussarten, Rücklauf- und Vorholsysteme etc.) kann im Einzelnen nicht eingegangen werden. Behandelt werden mit besonderer Berücksichtigung die Eisenbahn- Geschütze auf deutscher Seite. negeschütz, einen gezogenen Vorderlader mit einer Rohrmasse von 2.896kg. General Robert E. Lee, Oberbefehlshaber der Nord- Virginia- Armee der Konföderierten, forcierte das Projekt. Während der sog. „7- Tage- Schlacht“ (26. Juni 1962 – 2. Juli 1862), in der die Südstaaten die Unionstruppen von der Virginia- Halbinsel vertrieben, kam dieses Geschütz zum Einsatz. Konstrukteure waren bezeichnenderweise Marineoffiziere, die die größten Erfahrungen mit solch großen Geschützen hatten. Ende März 1863 kam die Stadt JACKSONVILLE in NORDFLORIDA unter Beschuss eines 8- inch- Geschützes aus einer Entfernung von ca. 2.400m, das aber durch gegnerischen Beschuss eines Unions- Schiffes schnell seine Stellung räumen musste. 1864 kamen zwei Batterien bei der Belagerung von RICHMOND durch die Unionstruppen zum Einsatz. Auf Flachwagen der Altlantic & North Carolina Railroad wurden Geschütze gesetzt. Diese waren nach vorn durch eine Balkenwand aus Eichenholzstämmen, die mit Eisenblech verstärkt waren, ausgerüstet. Eines davon war ein 330mm- Vorderladermörser mit dem Namen „DICTATOR“ auf einem sechsachsigen Wagen. Zur groben Seitenrichtung wurde hier bereits das Prinzip einer „Schießkurve“ angewendet. Der Amerikanische Bürgerkrieg Zum ersten Mal zum Einsatz kam schienengestützte Artillerie im Amerikanischen Bürgerkrieg. Sowohl die Union als auch die Konföderierten setzen Eisenbahngeschütze ein. Schon 1862 konstruierten die Südstaaten ein Eisenbahngeschütz, bestehend aus einem „32- Pfünder“ und einem entsprechend verstärkten Eisenbahnwagen. Dabei handelt es sich um ein Mari- Der 330mm-Vorderladermörser „DICTATOR“ bei der Belagerung der Stadt RICHMOND durch die Unionstruppen ZU GLEICH 1 / 2013 78 78 Europa und der Erste Weltkrieg Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg geriet die Eisenbahnartillerie in Vergessenheit. Weder im Krieg 1866 noch 1870/71 kam sie zum Einsatz, noch erfolgte eine substantielle Weiterentwicklung. Zwar wurden in DEUTSCHLAND ab 1900 15cm- Kanonen in Schirmlafette gefertigt, die auch auf Tiefladewagen transportiert wurden und von dort auch schießen konnten. Es waren aber keine Eisenbahn- Geschütze im eigentlichen Sinne. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges besaßen alle kriegsführenden Parteien entweder leichte Artilleriewaffen für den Fronteinsatz oder schwere Belagerungsgeschütze, alle mit – nach heutigem Maßstab – geringen Reichweiten bis max. 11km. Eine Ausnahme bildete FRANKREICH (s. u.). Dieser Mangel führte dazu, dass z. B. nicht (mehr) benutzte Rohre der Marineartillerie für den Bau von Bettungsgeschützen herangezogen wurden. Die Die 17cm Eisenbahnkanone L/40 „SAMUEL“ Herrichtung dieser Bettungen war aber langwierig (z. B. Betonarbeiten) und die Geschütze waren damit Länge eines Rohres kann man in Kaliber angegeben. Z. auch örtlich fest gebunden. B. bedeutet „L/40“, dass das Rohr eine Länge von 40 x Kalibermaß hat, also bei 17cm Kaliber eine Rohrlänge von 6,80m]. Die Marine hatte von der Außerdienststellung der alten Linienschiffe der „Braunschweig“ und „Deutschland“Klasse noch Geschützrohre über, die sie dem Feldheer zur Verfügung stellte. Die im Bau von Eisenbahngeschützen maßgebende Firma Krupp legte die Rohre in Feldlafetten, die wiederum auf Eisenbahnflachwagen befestigt wurden. Es waren daher mehr auf Eisenbahnwagen verladene Feldgeschütze als originäre Eisenbahngeschütze. Möglichkeiten der Seitenrichtung bei Eisenbahngeschützen Kreuzbettung (links), Schießkurve (mitte), Vögele- Drehscheibe (rechts) Die ersten Eisenbahngeschütze wurden von französischer Seite aus eingesetzt. Als Reaktion darauf ordnete die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) ihrerseits den Bau von Eisenbahngeschützen an. Die ersten kamen im Jahre 1916 zum Einsatz. Bedient wurden sie meistens von Marinesoldaten, da ja – wie bereits erwähnt – Marinerohre zum Einsatz kamen und die Marinesoldaten sich mit diesen Waffen am besten auskannten. Die mangelnde Seitenrichtung der Geschütze wurde durch Anlegen einer Schießkurve oder durch Aufbau einer speziellen Drehscheibe (Vögele- Drehscheibe) ausgeglichen. In einer Schießkurve wurde die grobe Seitenrichtung durch Verfahren des Geschützes erreicht, mit der Vögele- Scheibe war theoretisch ein Schussfeld von 360° möglich. Ein erstes, noch an ein Provisorium erinnerndes Eisenbahngeschütz war die 17cm-Eisenbahnkanone L/40 „SAMUEL“. [Die Im Jahre 1916 kamen dann die ersten speziell für diesen Zweck konstruierten Eisenbahngeschütze zum Einsatz. Auf deutscher Seite war es Brauch, die Geschütze mit Namen zu versehen. Das Geschütz „PETER ADALBERT“ war ein Gerät ebenfalls mit Marinerohr und einem Kaliber von 21cm (21cm S.K. L/40 [S.K. = Schnellfeuer-Kanone]). Die maximale Reichweite lag bei 25,6km mit Haubengeschossen mit einem Gewicht von 115,0kg. Ebenfalls zur Gruppe „PETER ADALBERT“ gehörte die 21cm S.K. L/45, bei der die Rohre aber Reserverohre des Panzerkreuzers „Blücher“ waren. Durch die größere Rohrlänge Das „THEODOR OTTO“-Geschütz (24cm, L/30) Das Geschütz steht allerdings in einer Bettung ZU GLEICH 1 / 2013 79 79 erreichte man Schussweiten bis 26,4km. Mit den Namen „THEODOR OTTO“ wurde das Eisenbahngeschütz 24cm S.K. L/30 versehen. Auch hier kamen wiederum Marinerohre zum Einsatz. Geschossen wurde bei einer vo von 640m/s auf 18,7km. Auch hier gab es eine Ausführung mit einer Kaliberlänge von 35 (24cm S.K. L/35), wobei hiermit mit 675m/s Anfangsgeschwindigkeit Schussweiten von 20,2km erreicht wurden. Zur Familie „THEODOR KARL“ gehörten dann Geschütze ebenfalls mit dem Kaliber 24cm, aber Rohrlängen von L/40 und Schussweiten von bis zu 26,6km. 1917 folgen großkalibrige Geschütze mit 28cm (28cm S.K. L/40) unter dem Namen „BRUNO“. Auf Grund des größeren Gewichtes dieser Waffen wurden sie auf fünfachsige Drehgestelle gesetzt. Ein zweites Geschütz dieses Kalibers unter dem Namen „KURFÜRST“ unterschied sich nur durch das verwendete Rohr, das ein älteres Marinerohr war. Das erste Geschütz mit dem Kaliber von 38cm kam 1917 zum Einsatz (38cm S.K. L/45). Da das Marinebauprogramm während des Krieges vom Bau von Großlinienschiffen (Dreadnoughts) absah, wurden Artillerierohre frei, die teils in Küstenartilleriestellungen, teils für Bettungsgeschütze verwendet wurden. Ein einziges Rohr wurde für die Eisenbahn- Artillerie verwendet. Als Bettungsgeschütz konnten mit diesem Rohr in maximaler Erhöhung 47,5km erreicht Kilometer. Hervorzuheben ist noch, dass zum Verdruss des Heeres die Durchführung dieses Unternehmens – Beschuss von PARIS – in den Händen der Marine lag! Bei den deutschen Eisenbahngeschützen waren die Rohre „im Gleichgewicht“, d. h. die Schildzapfen waren weit vorne angebracht, was dazu führte, dass bei großer Erhöhung der Verschluss nach einem Abschuss auf das Gleis, die Tragkonstruktion oder Drehgestelle aufgeschlagen hätte. Die mögliche Rohrerhöhung konnte somit nicht voll ausgenutzt werden. Beutewaffen kamen auch zum Einsatz, es handelte sich dabei aber lediglich um drei englische 30,5cm Eisenbahnhaubitzen. Bewertung Der Vorteil der Eisenbahnartillerie lag in der Möglichkeit, mit schwerem Gerät feindliche Depots, Truppenansammlungen, Bereitstellungsräume, Verkehrsknotenpunkte u. ä. weit hinter den feindlichen Linien anzugreifen. Die dazu benötigte Eisenbahn- Infrastruktur war im Westen vorhanden (dichtes Eisenbahnnetz), im Osten weniger bis gar nicht. An der Galizischen Front wurden auf Grund des schlecht ausgebauten Eisenbahnnetzes von der k. u. k. Armee keine Eisenbahngeschütze eingesetzt. Daher „MAX“ – ein 38cm Eisenbahngeschütz Im August 1918 posieren die Kanoniere für den Fotografen auf dem Rohr werden, als Eisenbahngeschütz wegen der dort niedrigeren möglichen Erhöhung zuerst nur 24, später 33km. Das Geschütz erhielt den Namen „MAX“ nach Vizeadmiral Maximilian Rogge, der den Umbau der ursprünglich für die Marine vorgesehenen Rohre für den Landeinsatz leitete. Das vielfach erwähnte „PARIS- Geschütz“ (es gab drei fertig gestellte Exemplare, vier weitere waren bei Kriegsende noch in der Produktion) war kein Eisenbahngeschütz, da es zwar mit der Eisenbahn transportiert wurde, aber nur aus besonders angefertigten stationären Bettungen aus Stahl oder Beton schießen konnte. Die Höchstschussweite lag bei 132km bei einer vo von 1.600m/s. Am 23. März 1918 wurde hier der erste Schuss gegen PARIS abgefeuert, der nach 182 Sekunden einschlug, nachdem natürlich vorher schon Probeschüsse abgefeuert worden waren. Die Längenstreuung hierbei betrug bei vier Schüssen vier kam die Eisenbahnartillerie auch vorzugsweise an der Westfront zum Einsatz. Die Geschütze wurden in ganzen Zügen befördert, in denen dann auch die Offiziere und Mannschaften, Werkstattpersonal, Munition etc. untergebracht waren. Das In Stellung gehen bzw. Räumen der Feuerstellung der Geschütze erfolgte innerhalb von ca. zwei bis drei Stunden relativ schnell. Allerdings war ein Eisenbahngeschütz durch Luftaufklärung durch seine Größe und die charakteristischen Gleisanlagen (Schießkurve, Drehscheibe) schnell zu erkennen, was dann natürlich sofort zur Feuerkonzentration der feindlichen Fernkampfartillerie auf die Feuerstellungen führte. Zur Erschwerung der feindlichen artilleristischen Aufklärung (Schall- und Lichtmessverfahren) schossen oftmals mehrere sogenannte Verschleierungsbatterien mit verschiedenen Kalibern mit größerer Distanz gleichzeitig, ebenso wurde ein Schießen nachts möglichst vermieden. ZU GLEICH 1 / 2013 80 80 Ländervergleich FRANKREICH hatte vor dem Ersten Weltkrieg schon einige Eisenbahngeschütze entwickelt. Es kann als das Mutterland der Eisenbahn- Artillerie angesehen werden sowohl in Bezug auf die Anzahl der verschiedenen Geschütze als auch in der Gesamtmenge der gefertigten Geschütze. Nach ersten Entwürfen 1883 kam 1888 eine 15cm- Haubitze auf einem Eisenbahnwagen zum Einsatz, allerdings noch mit einer Spurweite der Gleise von 600 bzw. 1000mm. Es war zur Küstenverteidigung gedacht und wurde auch in weitere Länder, u. a. DÄNEMARK und RUSSLAND, exportiert, Die Schussweite lag allerdings nur bei 5,5km. Weiterentwicklungen waren die 12cm-Kanone M 1897 (Schussweite 10,0km) sowie die ursprünglich für SÜDAMERIKA entwickelte 200mm-Haubitze der Firma Schneider (Schussweite 11,5km). Auch Ein französisches Eisenbahngeschütz beim Abschuss auf einer anderen Eisenbahnlafette montiert waren. Es waren die Kanone G 240 M 1884 und Kanone 240mm M 17, die sich durch die verwendeten Rohre unterschieden. Beim ersten Modell wurden Sprenggeschosse von 140,0kg auf 17,3km verschossen (vo = 614m/s), das zweite Modell schaffte beim gleichen Geschoss 18km (vo = 640m/s) (Kaliberlänge 28,5). Es würde zu weit führen und den Rahmen dieser Übersicht sprengen, alle französischen Geschütze aufzuführen. Es sei noch darauf hingewiesen, dass über Kaliber 274, 285, 293, 305, 320, 340, 370, 400mm bis 520mm Haubitzen, Mörser und Kanonen auf Eisenbahnlafetten zum Einsatz kamen. Das französische E- Geschütz 27,4cm M 1893/96 in FRANKREICH wurden für die Eisenbahnartillerie Marinerohre verwendet, so für die 164mm-Kanone M 1893, von der 1915 bereits fünf Exemplare im Einsatz waren. Bei einer vo von 770m/s erreichte man mit einem Panzersprenggeschoss 15,4km. Weiterentwicklungen mit anderen Rohren auf gleicher Lafette waren die 164mm- Kanone M 1893/96 sowie die 194mm- Kanone M 1870/93. Dieses Geschütz war – im Gegensatz zu den anderen – allerdings allseitig gepanzert. Dadurch wurde die Munitionszufuhr erschwert. Zur Besatzung gehörten 22 Soldaten. Mit einem Kaliber von 240mm wurden zwei Modelle entwickelt, die aber – auf Grund des höheren Gewichtes - Erwähnt werden soll das Modell Kanone 320mm M 1870/84 auf Eisenbahnlafette mit einer Kaliberlänge von 31,6 und einer max. Schussweite von bis zu 20,2km. Diese waren bis in den Zweiten Weltkrieg im Einsatz, wurden von der Deutschen Wehrmacht erbeutet und kamen in den Eisenbahn- Artilleriebatterien 459, 691, 693 beim Oberbefehlshaber Südwest sowie der Batterie 695 bei der Heeresgruppe Mitte zum Einsatz. In den damaligen Kennblättern (Kennblätter fremden Geräts D 50/6 FRANKREICH) wurde die Schussfolge mit 1/5 min angegeben. Die Haubitze 520mm M 1916 war bis zum Zweiten Weltkrieg das Eisenbahngeschütz mit dem größten Kaliber. Bei einer vo = 450m/s erreichte man mit einem Sprenggeschoss mit Bodenzünder (1654kg) eine Schussweite von 14,6km. Es kam im Ersten Weltkrieg aber nicht mehr zum Einsatz. Bei der Gesamtbeurteilung dieses Geschützes ZU GLEICH 1 / 2013 81 81 durch Kürzen und Ausbohren von Rohren der Schiffskanone 340mm M 1887. Wegen des hohen Gewichtes von 137 Tonnen hatte die Lafette ein sechsachsiges (vorne) und vierachsiges (hinten) Drehgestell. Die Vorbereitung der Feuerstellung benötigte zwei Tage. Bis 1918 wurden acht Geschütze produziert. Es hielt sich bei der französischen Armee bis in den Zweiten Weltkrieg, als einige dann von Deutschen Truppen erbeutet wurden. Diese Haubitzen wurden dann wiederum auf deutscher Seite eingesetzt. Das Geschütz hatte im Ersten Weltkrieg mit seinem Stellungskrieg durch die Möglichkeit, erhebliche Sprengstoffmengen ins Ziel zu bringen, seine Berechtigung. Der Einsatz im Zweiten Weltkrieg war nur als Notlösung anzusehen. GROSSBRITANNIEN hatte im Burenkrieg einige Geschütze auf Eisenbahnwagen gesetzt. Sie waren aber mehr Panzerzügen zuzurechnen als den eigenständigen EisenDer Maharadscha von PATALA (links) besichtigt ein britisches Eisenbahngebahn- Geschützen. Als während des Ersten schütz Weltkrieges der Bedarf an schwerer, aber beweglicher Artillerie zunahm, wandte man sich auch der Konstruktion von Eisenbahn- Geschützen zu. In England hatte sich ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Standard-Kaliber von 9,2‘‘ (= 233,7mm) durchgesetzt, das im Heer, bei der Marine und der Küstenartillerie im Einsatz war. Auf diesem Kaliber basierten daher auch die ersten Eisenbahngeschütze. Die einzelnen Versionen (z.B. Mk 3, Mk 4 oder Mk 6) unterschieden sich weniger in den ballistischen als in den technischen Daten (Rohrmassen, Züge). Die gleichen Geschütze waren teilweise auf unterschiedlichen Eisenbahnwagen befestigt (9,2‘‘ Kanone Mk 4 und Mk 6 auf Eisenbahnwagen Mk1 (kurz) bzw. Mk 1a (lang). Die größten Kaliber der britischen Eisenbahnartillerie Eine gemischte britische Batterie waren 12‘‘ (304,8mm) und (12‘‘ Haubitze Mk 5 und zwei 12‘‘ Haubitzen Mk 3 (mitte und hinten) 14‘‘ (355mm) Kanonen. Die ist zu berücksichtigen, dass es nur auf Gleisen mit hoher 12‘‘ Kanone Mk 9W auf Eisenbahnlafette Mk 1 ruhte auf Achslast zu transportieren war (Achsdruck = 32,5to). Die zwei 8- rädrigen Drehgestellen. Ob ihres Aussehens wurwenigsten Strecken waren damals für solche Lasten aus- den sie als „hässlichste Eisenbahngeschütze der Welt“ gebaut. Die Fahrgeschwindigkeit betrug auch nur 20km/h. bezeichnet. Die Fachwelt kam zu dem Urteil, dass mit dem Bau dieser Das AMERIKANISCHE EXPEDITIONSKORPS in EURO Geschütze zu viel Zeit und Geld vertan worden sei. PA hatte 1917 keinerlei schwere Artillerie und übernahm Das 400mm-Eisenbahngeschütz (Haubitze 400mm M deshalb von den Franzosen einige Eisenbahngeschütze. 1915/16) war das bekannteste französische Eisenbahn- Für schwere Artillerie war kein Bedarf vorhanden gewegeschütz. Schon im Jahre 1915 war der Bau solch ei- sen: KANADA war befreundet, MEXIKO kein ernst zu nehnes Geschützes zur Bekämpfung von Festungsbauten mender Gegner. Bei den Kriegen in KUBA und auf den von General Joffre gefordert worden. Das Rohr entstand PHILIPPINEN waren keine großen Geschütze erforderZU GLEICH 1 / 2013 82 82 lich. Trotzdem wurden dann aber Entwicklungen während des Ersten Weltkrieges vorangetrieben. Von 4,7‘‘ über 7‘‘, 8‘‘, 12‘‘, 14‘‘ bis 16‘‘ wurden Modelle entwickelt, Trotz des späten Eintritts in die Kriegshandlungen kamen einige dieser Entwicklungen noch zum Einsatz in FRANKREICH. Als Projekt vorhanden, aber nie realisiert, war die 16‘‘ (406mm) Kanone M 1916 Mod. 1 auf Eisenbahnlafette, die auf vier je sechsachsigen Drehgestellen, also insgesamt 24 Achsen, ruhte. Allein das Rohr hatte bei einer Kaliberlänge von 50 eine Masse von 154,5to. Bei einer vo von 838m/s sollten Geschosse mit einem Gewicht von 1088kg ca. 41km fliegen. Es wäre das größte Eisenbahngeschütz seiner Zeit geworden. Literatur: Abdill, Geo. B.: Civil War Railroads, Burbank, CA, 1961. Batchelor, John, Hogg, Ian: Rail Gun, Dorset, 1973. Caiti, Pierangelo: Atlante mondiale delle artiglierie – artiglierie ferroviarie e treni blindati, Parma, 1974. Doyle, David: K 5 (E) Railgun, Carrollton, TX, USA, 2011. Engelmann, Joachim: Deutsche Eisenbahngeschütze, 15 – 80 cm Kaliber, Wölfersheim-Berstadt 1999. Francois, Guy: Eisenbahnartillerie – Histoire de l’Artillerie lourde sur voie ferrée allemande des origines à 1945, Paris, 2006. Kosar, Franz: Schwere Geschütze und Eisenbahngeschütze – Artillerie des 20. Jahrhunderts, Band 3, München, 1978. Kosar, Franz: Eisenbahngeschütze der Welt,Stuttgart, 1999. Taube, Gerhard: Deutsche Eisenbahngeschütze. Rohr-Artillerie auf Schienen. Stuttgart 1990. Wijnstock, Jan Coen: german Railway Gun LEOPOLD 28 cm K 5 (E). Warschau 2005. o.V.: Der „Samuel“. 17 cm S.K. L/40 in Radlafette.In: Waffen-Revue 37, S. 5931 – 5946. o.V.: 17 cm Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 37, S. 5947 – 5954. o.V.: Das Eisenbahngeschütz 28 cm Kurze-Bruno Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8423 – 8438. o.V.: Eisenbahngeschütz 28-cm Lange Bruno-Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8443 – 8444. o.V.: Eisenbahngeschütz 28 cm Neue-Bruno-Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8445 – 8454. o.V.: Eisenbahngeschütz 28 cm Schwere Bruno-Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8439 – 8442. o.V.: Eisenbahngeschütz 28-cm-K 5 (E). In: Waffen-Revue 69, S. 123ff; nr. 70, S. 105-132; Nr. 71, S. 79 - 106. o.V.: Die 38-cm-Siegfried Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 32, S. 5093 – 5134; Nr. 33, S. 5305 – 5324. o.V.: Die deutsche Geheimwaffe 80 cm € „Dora“. In: Waffen-Revue Nr. 13, S. 1979 – 2016; Nr. 14, S. 2155 – 2182; Nr. 15, 2329 – 2348; Nr. 16, 2567 – 2588; Nr. 35, S. 5591 – 5627. ZU GLEICH 1 / 2013 83 83 Anekdoten Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH Kälte ist relativ Das Regiment war im Dezember 1983 samt „seinen“ Brigadeartilleriebataillonen auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR. Auch am Tag des Regimentsgefechtsschießens zeigte das Thermometer -18° Celsius. Mit dabei waren die ersten Beobachtungspanzer M113 Optronic. (Ausgerüstet war dieser mit einer optischen Zielvermessungsanlage, Fahrzeugnavigationsanlage 615, Datenein- und ausgabegerät 64 und Funkgerätesatz. 2003 wurden die letzten außer Dienst gestellt.) So kam es, dass sich auf TAC 5 mehrere Beobachter drängelten. Neben einem Optronicpanzer, dem die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Vorgesetzten und Dienstaufsichtsführenden zu Teil wurde, standen alle anderen Beobachtungsoffiziere und –feldwebel seit 0700 beobachtungsbereit im Schnee hinter Ihren Rundblickfernrohren und hatten bereits den ein oder anderen Feuerauftrag abgearbeitet. Die ungezählten Stunden, an denen sie nicht selbst schossen, verbrachten die armen Teufel beim Kampf gegen die Kälte - äh, nein - beim Beobachten des Zielgebiets und dem Anfertigen von Beobachtungsunterlagen. Die Zusatzbekleidung war da übrigens noch nicht „erfunden“. Auch der „Optronic- VB“ hatte schon mehrmals geschossen und mit seinen gelaserten Zielkoordinaten geglänzt. Zwischen den Feueraufträgen war die Optronicbesatzung damit beschäftigt, „Hinz und Kunz“ in das neue Gerät einzuweisen und fleißig kreuz und quer durch das Zielgelände zu lasern. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass in dieser Anfangsphase des „Laserzeitalters“ jeder „Laserschuss“ in einer Laserschießkladde dokumentiert werden musste. Am späten Vormittag, die VBs an ihren Rundblickfernrohren kämpften unverdrossen gegen die Kälte/ beobachteten das Zielgebiet/ verbesserten Beobachtungsunterlagen, öffnete sich die Heckluke des Optronicpanzers und ein nassgeschwitzter Beobachtungsfeldwebel stürzte im Unterhemd ins Freie, um nach Luft zu schnappen. Kommandeure, Chefs, alle Anwesenden starrten auf den Feldwebel. Als er die Lage erkannte, kletterte er peinlich berührt flugs zurück in seine „Behausung“ und schloss die Luke. Ein ganz besonderer NATO- Alarm Das Offizierkorps des Bataillons hatte früh am Morgen unter Leitung des Bataillonskommandeurs die Kaserne mit dem Bus Richtung RASTATT zur militärhistorischen Weiterbildung verlassen. Nach dem Besuch des dortigen Wehrgeschichtlichen Museums ging es weiter zur historischen Geländebesprechung nach WEISSENBURG/ WISSEMBOURG im ELSASS. Dort fand die Weiterbildung mit dem obligatorischen Herrenabend, so hieß das damals, mit guter elsässer Küche und den passenden Getränken ihren würdigen Ausklang. „Guud gesse unn guud gedrunge“, wie es im ODENWALD heißt, es war auch reichlich Alkohol im Spiel, ließen sich die Kameraden wahlweise schlummernd oder ins Gespräch vertieft Richtung Heimat schaukeln. Auch das ein oder andere Lied wurde angestimmt. Auf den letzten 50 Kilometern schliefen wohl fast alle. In Sichtweite der Kaserne weckte der Fahrer seine Fracht. Die Offiziere staunten nicht schlecht. Es war gegen 0030, die Kaserne war hellerleuchtet und es herrschte reges Treiben. Die Wache meldete dem Bataillonskommandeur, dass Stunden zuvor NATO- Alarm (Üb) ausgelöst worden war. Die Feldwebel des Bataillons hatten unter Leitung des daheimgebliebenen S1 Offiziers die Sache in die Hand genommen und auf einen guten Weg gebracht. Den ramponierten Offizieren des Bataillons blieb es nicht erspart, sich umgehend in den Stand der Alarmierung einweisen zu lassen und anschließend, jeder in seiner Funktion, die Alarmierungsübung zu einem guten Ende zu bringen. Es muss schön gewesen sein, damals, das vollständige Führerkorps eines Bataillons war nicht erreichbar, mitten im Kalten Krieg. Auch und vor allem, weil Handys noch nicht erfunden waren. Selbstbewusstsein 1978 Die zweite Woche des vierwöchigen Einzelkämpferlehrgangs hatte gerade begonnen. Während einer Putz- und Flickstunde war der Hörsaalfeldwebel, Oberfeldwebel K., zur Dienstaufsicht eingeteilt. Als er eine der Zwei- Mann- Stuben betrat, ging sein Blutdruck schlagartig in die Höhe. Fahnenjunker A. saß auf seinem Stuhl und nähte in aller Ruhe und mit größter Sorgfalt das Einzelkämpferabzeichen auf eine seiner Feldblusen. Oberfeldwebel K. tobte los und beschimpfte A. in voller Lautstärke. A. war aufgestanden und hatte Grundstellung eingenommen, während er das Gebrüll über sich ergehen ließ. Als der Hörsaalfeldwebel eine kurze Pause machte, antwortete Fahnenjunker A.: „So laut wie ich zuhören kann, können Sie gar nicht schreien.“ Der Hörsaalfeldwebel schnappte nach Luft, machte auf dem Absatz kehrt und verließ wutschnaubend die Stube. Der weitere Lehrgang wurde durch diesen Vorfall in keiner Weise beeinträchtigt. Am Ende des Lehrgangs erhielt Fahnenjunker A. die Berechtigung, das Abzeichen zu tragen. Quod erat demonstrandum. ZU GLEICH 1 / 2013 84 84 Aus der Redaktion, in eigener Sache Die Redaktion bedankt sich wie immer bei all denen für die gute Zusammenarbeit, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben. Die Verbände werden gebeten, die ZU GLEICH weiterhin durch interessante Beiträge mit Leben zu erfüllen. Wir prüfen gerne auch Beiträge von Kameraden, die derzeit außerhalb der Truppengattung „in der Diaspora unterwegs“ sind. Zum Heft 2/2013: Der nächste Vorlagetermin bei der Redaktion ist der 18. Oktober 2013. Im Sinne einer thematisch abgestimmten Planung ist es erforderlich, vorgesehene Beiträge mit Überschrift/ Titel bis 6. September anzuzeigen. Um Beachtung dieses Verfahrens wird dringend gebeten. Alle Autoren werden gebeten, frühzeitig mit der Redaktion Verbindung aufzunehmen. Artillerie im „Netz“ 1. www.deutschesheer.de/portal/a/ha/dienststell/artschu 2. www.freundeskreis-artillerietruppe.de 3. www.artilleristen-vom-klotz.de 4. www.ohgio.de 5. www.uk-arts.de Unter den lfd. Nr. 1 und 2 finden Sie die online-Version unserer ZU GLEICH. Die Einwilligung zur Erhebung personenbezogener Daten gem. §§ 4, 4a BDSG als Voraussetzung für den Direktversand steht hier als pdf-Download zur Verfügung. Bei angelieferten Beiträgen bitte beachten: Der Text ist als Word-Datei anzuliefern. Die Bildunterschriften und Angabe der Bildposition (kann sich layoutbedingt verschieben) sind in den Word-Text zu integrieren. Neben Text und Bildern werden Angaben zum Autor benötigt. Bilder und Grafiken sind getrennt vom Text als jpg, pdf, eps oder tif mit möglichst 300dpi Auflösung (bezogen auf die spätere Erscheinungsgröße) und eindeutiger Dateibenennung einzureichen. Impressum „ZU GLEICH“ wird unter Federführung des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe, Herrn Brigadegeneral Dipl.-Betrw. Heribert Hupka, für die Soldaten und zivilen Bediensteten der Dienststellen der deutschen Artillerie sowie anderer Einrichtungen der Bundeswehr gestaltet, hergestellt und distribuiert. Herausgeber: Verantwortlich für Inhalt und Redaktion: Projektmanagement: Oberstleutnant a. D. Herbert Bollinger Telefon: 0171 / 99 49 902 • E-Mail: [email protected] Oberstleutnant Dipl.-Päd. Thomas Hör Am Rilchenberg 30 • 55743 Idar-Oberstein Telefon: 06781 / 51 - 1293 / 1031 • FspNBw: 4710 1293 / 1031 Telefax: 06781 / 51 - 1555 • E-Mail: [email protected] Oberstleutnant a. D. Herbert Bollinger Telefon: 0171 / 99 49 902 • E-Mail: [email protected] Die Zeitschrift der deutschen Artillerie „ZU GLEICH“ und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalte, Meinungen und Bewertungen geben nicht zwingend die Auffassung des Federführers oder des verantwortlichen Redakteurs wieder. Das Recht der Auswahl und Kürzung von Beiträgen behält sich die Redaktion vor. Für die Inhalte der von Firmen eingebrachten Beiträge trägt die jeweilige Firma die Verantwortung. Seitens des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe und seitens des von der Artillerieschule IDAR-OBERSTEIN für Inhalt und Redaktion verantwortlichen Offiziers werden für die Inhalte der von Firmen eingebrachten Beiträge keine Verantwortung und keine Haftung übernommen. Seit der Ausgabe 1/2008 wird die gesamte Zeitschrift der Artillerietruppe „ZU GLEICH“ auch über die Internetseite des Freundeskreises der Artillerietruppe e.V. unter dem Link: www.freundeskreis-artillerietruppe.de und dort unter „ZU GLEICH“ veröffentlicht. Der Urheberrechtschutz für die Zeitschrift der deutschen Artillerie „ZU GLEICH“ gilt insgesamt auch auf den Internetseiten des Freundeskreises der Artillerietruppe e. V.©. ZU GLEICH 1 / 2013 85 85 Forderungen an die Kommunikation der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) – am Beispiel der integrierten FREQUENTIS Hybridgefechtsstand-Lösung „No Comms – No Bombs“ lautet eine sehr greifbare Regel, die den angehenden Forward Air Controllern (FAC) in Verbindung mit Close Air Support (CAS) in einer der ersten Unterrichtsstunden vermittelt wird. Sprachkommunikation ist und bleibt ein kritisches Element im Gefecht und muss als wesentliches Führungsmittel in angemessener Qualität und Quantität verfügbar sein. Die Elemente der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) haben dabei spezielle Anforderungen an die ihnen zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel, die im Rahmen des Fähigkeitsmanagements zu berücksichtigen sind. Auf der Geräteebene betrachtet, benötigt man demnach eine Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsmittel – oftmals in mehrfacher Ausführung. Aus Gründen der Effizienz, des knappen Raumangebotes sowie der Knappheit an Funkgeräten verbietet sich hier ein Ansatz der mehrfachen Ausstattung. Kommunikationsmittel sollten stattdessen zentral und als transparenter Dienst mit einer zu definierenden Verfügbarkeit bereitgestellt werden. Die Bereitstellung der teilstreitkraftspezifischen Kommunikationsdienste in einem diensteorientierten Ansatz ist eine Herausforderung, der man sich in Zukunft stellen muss. Insbesondere gilt es die historisch gewachsenen Kommunikationsdomänen Land, Luft und See miteinander zu verbinden und durchgängige Services zur Verfügung zu stellen. Auch muss die scheinbare Lücke zwischen Informations- und Kommunikationsmitteln des IT-Systems der Bundeswehr geschlossen werden. Doch ist diese Vorgehensweise Zukunftsmusik – oder bereits Realität? Bedarf nach modernen Kommunikationslösungen War für die Landstreitkräfte in der Vergangenheit die taktische Kommunikation über VHF-Funk das wesentliche Führungsmittel, so wurde die Palette an Kommunikationsmitteln vor allem durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr wesentlich erweitert und neue Forderungen definiert. In den Luft- und Seestreitkräften wuchsen ebenfalls neue Forderungen, jedoch nicht mit der gleichen Dynamik. Ein Katalysator dieser Entwicklung ist die gewachsene Notwendigkeit zur Operationsführung im Joint und Combined Umfeld. Die STF-Organisation ist hierfür ein sehr greifbares Beispiel. Richtet man den Fokus auf deren Entscheidungs- und Koordinierungselemente (Joint Fire Support Coordination Team/Group), so findet man komplexe, teilstreitkraftübergreifende und teilweise multinationale Zellen, in denen eine sehr vielfältige und heterogene IT-Landschaft existiert - insbesondere im Hinblick auf die Kommunikationsmittel. Es entstand die Forderung dieser Elemente nach Zugriff auf nahezu alle verfügbaren Kommunikationsmittel der Streitkräfte. Hierunter zählen VHF, UHF, HF, SATCOM, TETRAPOL, TDL sowie Fernsprechen unter Nutzung verschiedener Methoden der Communication Security (z.B. Kryptierung) und Transmission Security (z.B. Frequenzsprungverfahren). 86 Sprachkommunikation als kritisches Element im Gefecht Integrierte Kommunikationslösung Eine integrierte Kommunikationslösung setzt diese Forderungen um und stellt dem Nutzer auf einem einzelnen User-Interface die benötigte Vielfalt an Kommunikationsmitteln zur Verfügung. Bei Nutzung eines IP-fähigen Gefechtsstandnetzwerkes besteht somit keine Notwendigkeit einer unmittelbaren räumlichen Nähe zwischen Nutzer und Endgerät, was eine Dislozierung - und darüber hinaus ein effizientes Pooling - von Geräten ermöglicht. Ein sehr aktuelles Beispiel ist die Forderung nach kryptierten VHF/UHF-Verbindungen, die auf einer Geräteebene in der Bundeswehr derzeit hauptsächlich durch ein Harris PRC-117F Funkgerät bereitgestellt werden. Hauptnutzer dieser Verbindungen in der STF-Organisation ist die Zelle Luftstreitkräfte zum Betrieb der Ground/AirCommunication. In einem gerätezentrierten Ansatz steht diese Fähigkeit nur dem physischen Inhaber des Endgerätes – und somit ausschließlich einer einzigen Zelle – zur Verfügung. Bindet man das Gerät aber über ein IPNetzwerk an das Gefechtsstandnetzwerk an und stellt es als transparenten Dienst zur Verfügung, haben alle Zellen einen rollenbasierten Zugriff auf dieses Kommunikationsmittel. Eine Mangelressource wird somit durch einfache technische Verfahren multipliziert und ein erheblicher Mehrwert entsteht. Durch Nutzung einer integrierten Lösung entfällt auch die technische Hürde zur Nutzung von Kommunikationsmitteln. Einmal konfiguriert können Änderungen (zum Beispiel Frequenzwechsel) durch den Nutzer über sein gewohntes User-Interface vom Arbeitsplatz aus durchgeführt werden (Radio Remote Control). Eine spezifische Schulung auf die Besonderheiten der einzelnen Geräte minimiert sich auf die Kernfunktionalitäten. auf die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Dieser Ansatz ermöglicht es unter anderem, dass beispielsweise Ground/Air-Communication über einen Office Communicator (z.B. Microsoft Lync®) genutzt werden kann. Fazit Frequentis ist seit Jahrzenten Anbieter für hochverfügbare Kommunikation in einem sicherheitskritischen Umfeld. In weltweiten Referenzprojekten der Luftverteidigung und der militärischen Flugsicherung wurde die Position als Marktführer für sicherheitskritische Kommunikationssysteme bereits unter Beweis gestellt. In Deutschland ist Frequentis seit nunmehr 25 Jahren zuverlässiger Partner der Deutschen Bundeswehr mit Schwerpunkt auf Lösungen für die Luftwaffe. Das Know-how aus diesem Bereich konnten wir gemeinsam mit Partnern gezielt für teilstreitkraftübergreifende Lösungen erweitern. In der Frequentis Hybridgefechtsstand-Lösung werden die Vorteile der wesentlichen Kommunikationsdomänen in einer gemeinsamen Architektur vereint und als ganzheitlicher Ansatz – aus einer Hand – angeboten. Interoperabilität, Integrationsfähigkeit, Kosteneffizienz und Mobilität waren maßgebliche Einflussgrößen und das Ergebnis stellt einen weiteren Schritt in Richtung vernetzter Operationsführung dar. Integrierte Kommunikationslösung mit Zugriff auf alle verfügbaren Kommunikationsmittel FREQUENTIS Hybridgefechtstand-Lösung Die Frequentis Hybridgefechtsstand-Lösung geht noch über den beschriebenen Ansatz einer integrierten Gefechtsstand-Lösung hinaus – sie vereint die beiden wesentlichen bestehenden Domänen der Kommunikation: Die hochverfügbare, hardwarezentrierte und nach technischen Standards regulierte Welt der Mission-Critical Communication auf der einen Seite sowie die auf marktverfügbaren Komponenten basierende und hardwareagnostische Welt der Business-Critical Communication auf der anderen Seite. Die Lösung erlaubt es den Nutzern beide Domänen als transparenten Dienst mit der geforderten Verfügbarkeit in einem kosteneffizienten Ansatz zur Verfügung zu stellen. Das User-Interface kann voll Für die STF-Elemente generiert diese Lösung komplementär zu bestehenden Projekten und Vorhaben einen Mehrwert mit marktverfügbaren Komponenten und schützt bereits getätigte Investitionen. Kommunikation als Dienst ist somit bereits heute greifbare Realität und kann die Effizienz der STF-Elemente im Einsatz nochmals erhöhen. Autor: Sven Trusch Dipl.-Kfm. (Univ.) & Hauptmann d.R. Head of Business Development Defence FREQUENTIS Nachrichtentechnik GmbH Robert-Bosch-Str. 11b D-63225 Langen, Germany Phone: +49 6103 30086-57 E-Mail: [email protected] Internet: www.frequentis.com FREQUENTIS Hybridgefechtsstand-Lösung 87 Erhöhtes Serviceangebot an Samstagen bietet die Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz Mit zunehmendem Wettbewerb nimmt im Nutzfahrzeuggewerbe auch der Anspruch an den Service zu. Ein einsatzfähiger Fuhrpark ist heutzutage wichtiger denn je. Unsere Kunden erwarten den „totalen Service“, für die Instandsetzung und Wartung der Fahrzeuge bleibt häufig nur das Wochenende. Mehr Service am Samstag Diesem Anspruch wird die Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz mit erweiterten Servicekapazitäten an Samstagen gerecht. Seit April 2013 werden in der Nutzfahrzeugwerkstatt in Koblenz-Lützel Samstags in der Zeit von 7.4518.00 Uhr mindestens 22 Mitarbeiter eingesetzt, um die Kundenfahrzeuge schnell wieder auf die Straße zu bringen. „Sollte die Personalaufstockung nicht ausreichen, können wir die Anzahl der Monteure um weitere zehn Mitarbeiter erhöhen“, sagt Serviceleiter Bernhard Tippmann. 88 Profitabel für den Kunden Diese erhöhte Serviceleistung bietet die Niederlassung ihren Kunden ohne Preiszuschläge an. Fuhrparkmanager und Disponenten sind von dem Angebot begeistert, denn durch das Angebot des erweiterten Samstagsservice werden nicht nur die Standzeiten reduziert, sondern auch alle Fahrzeuge in technisch einwandfreiem Zustand gehalten. So kommen die Fahrzeuge stets profitabel zum Einsatz. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart Partner vor Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz Friedrich-Mohr-Straße 6, 56070 Koblenz Tel. 0261.8079-429 [email protected] www.koblenz.mercedes-benz.de Magic Bike Rüdesheim 30. Mai bis 02. Juni 2013 Danach ging es wieder, professionell geleitet von der hessischen und rheinland-pfälzischen Polizei, den Organisatoren der Magic Bike Rüdesheim „Buddies and Bikes e.V.“ sowie den erfahrenen „Road-Capitains“ des „Harley-Davidson Club Rüdesheim“, nun linksrheinisch und rheinaufwärts zurück nach Rüdesheim. Die „Welterbe-Tour“ zu Beginn der Magic Bike hat sich mittlerweile zu einem sehr beliebten touristischen Event am Mittelrhein entwickelt, den sich auch viele „Nicht-Biker“ nicht entgehen lassen. © bei H. Hies Bereits zum 12.mal veranstalteten „Buddies and Bikes e. V.“ tatkräftig unterstützt von der „Harley Owner Group“ (HOG) „Wiesbaden Nassau Chapter e. V.“ am Fronleichnam-Wochenende in Rüdesheim am Rhein eine riesengroße Harley-Davidson Party. Trotz des diesjährigen, wirklich miserablen Mai-Wetters ließen sich 20.000 Biker aus ganz Europa nicht davon abhalten auf ihren donnernden Milwaukee-Irons nach Rüdesheim zu kommen, um in der romantischen Winzerstadt am Rhein im Welterbe Oberes Mittelrheintal gemeinsam zu feiern und den Harley Spirit hochleben zu lassen. Auch in diesem Jahr war jeder eingeladen der Spaß und Freude an der großen Freiheit auf zwei Rädern hat. Seit Beginn, im Jahr 2002, fungiert der ehemalige hessische Staatsminister der Finanzen Karlheinz Weimer, selbst begeisterter Harley-Fahrer, als Schirmherr der gesamten Veranstaltung. Zum Auftakt startete am Donnerstag in Assmannshausen die inzwischen schon traditionelle, nun 6. Harley Welterbe Rundfahrt durch das Mittelrheintal zunächst rechtsrheinisch und rheinabwärts nach Koblenz und nach der Rheinüberquerung durch den Hunsrück nach Boppard. Der Initiator der Welterbe Rundfahrt, Herbert Piel, und die ca. 600 Motorräder und ihre Biker wurden von dem Bürgermeister, Dr. Walter Bersch, der Weinkönigin Dhana I. Kröber und zahlreichen Zuschauern begeistert empfangen. Zu guter Live-Musik konnten viele interessierte Bikerfans die chromblitzenden Harleys hautnah erleben. „Roadcaptains“ der 6. Harley Welterbe Rundfahrt in Boppard © bei Harley-Davidson Club Rüdesheim Auf dem 45.000qm großen Eventgelände in der Altstadt von Rüdesheim, unweit der berühmten „Drosselgasse“ und vor der beindruckenden Kulisse von zwei Stadtburgen gab es auf drei Bühnen ein Musikprogramm der Superlative. Über ein Dutzend Top Bands spielten Rock n´ Roll, Rock, Pop, Blues, Country & Western - für jeden Musikgeschmack wurde der passende Sound geboten. Am Donnerstagabend stand die Pop & Soul Sängerin „Stefanie Heinzmann“ mit ihrer Band auf der großen Bühne. Die erst 22 jährige, sehr vielseitige Künstlerin ist seit Ihrem Sieg bei Stefan Raabs Casting Show vor 4 Jahren die Erfolgsleiter weiter emporgestiegen. Stefanie Heinzmann gewann Goldene Schallplatten, Echos, die 1Live Krone und wurde sogar zur „Brillenträgerin des Jahres“ ernannt. Zu ihren größten Hits zählen unter anderem: „My Man is a Mean Man“, „The Unforgiven“, „Roots to grow“ und „Diggin´in the dirt“. © bei Buddies and Bikes e. V. © bei Universal Music GmbH Am Freitag freuten sich die Biker über den Auftritt der legendären Band „The Sweet“. Mit weltweit mehr als 55 Millionen verkaufter Alben gelangen „The Sweet“ 34 (!) Nummer-Eins-Kracher rund um den Globus. Diese beinhalten eine Reihe von zeitlosen Hits wie „Blockbuster!“, „Hell Raiser“, „The Ballroom Blitz“, „The Six Teens“, „Action“, „Fox On The Run“ und „Love Is Like Oxygen“. Nach dieser Show „gehörte“ die Bundesstraße 42 bis Sonntag dann nur noch den Bikern. Ein weiterer zentraler Programmpunkt der Magic Bike Rüdesheim war dann am Samstag die Parade von Assmannshausen durch Rüdesheim in den Rheingau und zurück nach Rüdesheim, an der ca. 3.000 Harleys aus blitzendem, amerikanischem Chrom (aber auch andere Bikes), die noch dazu in jeder Ortschaft entlang der Route musikalisch untermalt wurde, teilnahmen. © bei Buddies and Bikes e. V. © bei Buddies and Bikes e. V. Weiterhin standen auf den Bühnen: Jessy Martens & Band, Mallet, The New Roses, Bloody Fingers, Rick Cheyenne, Beat Box XXL, Memo Gonzales & The Bluescasters, Krüger Rockt!, Me and the Heat, u.v.m.. Aber auch das Motorradprogramm der Magic Bike Rüdesheim hat es in sich. © bei Buddies and Bikes e. V. Die kurvenreichen Straßen und reizvollen Ausblicke mit historischen Burgen und Schlössern in einer der schönsten Landschaften Deutschlands, dem UNESCO Welterbe Mittelrheintal, bieten Fahrspaß pur für jeden Motorradfahrer. Am Freitag präsentierte der offizielle Harley-Davidson Stuntfahrer Rainer Schwarz auf der Rheinstrasse, für die eigens die am Rhein entlang führende B 42 gesperrt wurde, seine atemberaubende Stunt-Show. Am Samstagabend illuminierte ein hervorragendes, abwechslungsreiches, von spektakulären Rhythmen begleitetes Musik-Feuerwerk die Stadt in bunte Farben. Mit einem großer Motorrad-Gottesdienst und Segnung auf dem historischen Rüdesheimer Marktplatz begann der Abschlusstag. Alle Verantwortlichen, insbesondere die Polizei, der an dieser Stelle ein besonderer Dank gebührt, können stolz darauf sein, dass auch dieses Jahr die gesamte Veranstaltung Magic Bike Rüdesheim 2013 ohne einen Unfall oder Zwischenfall verlief. Etliche musikalische Leckerbissen, ein dicht gepacktes Rahmenprogramm mit kostenlosen Harley-Davidson und Buell Probefahrten, geführte Ausfahrten, TradeStands, ein phantastisches Musikfeuerwerk und viele weitere Highlights werden bis zur Neuauflage im kommenden Jahr, der 13. MAGIC BIKE RÜDESHEIM vom 19. bis 22. Juni 2014 für jede Menge „Memories of Magic Bike Rüdesheim“ sorgen. © bei motographer Glückauf Logistik is your specialist for the conversion, upgrade and spare parts provision for military vehicles. Our product range contains more than 150.000 items, partly available from stock Trust in audited quality e-mail: [email protected] web: www.glueckauf-logistik.de Landgraf Karl Str. 1 34131 Kassel Germany Tel: +49 (0) 561 93579-0 Fax: +49 (0)561 93579-44 joint program P R O T E C T S Y O U R M I S S I O N DIE BESATZUNG STEHT IM MITTELPUNKT. Dieser Anspruch definiert alle KMW-Systeme – im Zentrum von Schutz, Mobilität und Feuerkraft. Jahrzehntelange Erfahrung und kontinuierliche Forschung & Entwicklung bilden hierfür die Basis. Das Ergebnis: ein überlegenes Produktportfolio für anspruchsvollste Missionen. | www.kmweg.de |