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ZU GLEICH
Zeitschrift der Artillerietruppe 1/2013
Der maritime Beitrag
zur STF
JFSCG und
Air Space Management in AFG
OA- Bataillon Idar-Oberstein
meldet sich ab
Präzision und Sicherheit
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
5
Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe
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Das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr – Personalführung für die Streitkräfte
aus einer Hand.
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Kraft schöpfen für gute und schwere Tage – Militärgeistliche begleiten Einsatzkontingente der Bundeswehr
Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung
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Ein letztes Mal - „Regiment, ich zähle…
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Amt für Heeresentwicklung Gruppe III 2 STF/ IndirF
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Unter dem Schutz des TIGERs
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Der zukünftige maritime Beitrag zur STF
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Joint Fire Support im Österreichischen Bundesheer – Möglichkeiten und Ansätze zur Umsetzung
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Übergabe der Verantwortung… auch im Luftraum – Einsatzgänger JFSCG des ArtLehrRgt 345
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„Von der Fläche auf den Punkt“ – Das Raketenartilleriebataillon 132 beweist sein Können im Rahmen der STF
Aus Mutterhaus und Truppe
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Schießvorhaben des Artillerieregiments 100
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Deutsch- französisches Chefseminar in DRAGUIGNAN
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Ende einer Ära – Die Weiterentwicklung der Truppengattungen wird zentralisiert
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PROFIL unter dem „IRON DOME“
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Sincere et Constanter (Aufrichtig und Standhaft)
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Erfahrungsbericht zum Einsatz im Rahmen eines OMLT/ (MAT)
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Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN meldet sich ab
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75 Jahre Garnisonsstadt IDAR- OBERSTEIN,
Teil 2 Die Alliierten- von Besatzern zu Partnern und Freunden
Allgemeine Berichte
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Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders – Vereinbarkeit von Familie und Beruf an der Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN
61
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
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Freundeskreis der Artillerietruppe e. V.
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Zelle Artillerie der HSU/ Uni Bw HAMBURG: Besuch beim Artillerieschießen und Barbarafeier
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Neue Kommandeure
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Quo vadis Bundeswehr? Das Berufsbild des Offiziers im Wandel
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Absichten – eine Glosse
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„Siggi“ Kuhlmann zu Gast bei der Heiligen Barbara
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Buchbesprechung - Sascha Kuhnert und Friedrich Wein: Die Marinegeschütze des Westwalls am Oberrhein
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Kommunikations- und „Büro“-historische Weiterbildung für „Digital Natives“, für alle Anderen - blasse Erinnerung
78
Geschichte der Eisenbahnartillerie vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs, Teil 1
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Anekdoten
Aus der Redaktion
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In eigener Sache, Impressum
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Redaktionsbeiträge von Institutionen und Firmen, die der Bundeswehr verbunden sind
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Vorwort des
Kommandeurs der Artillerieschule
und Generals der Artillerietruppe
Auch in diesem Jahr werden weitere Maßnahmen zur Einnahme der neuen Struktur
umgesetzt. Unsere Kameraden aus dem aufgelösten Bereich Weiterentwicklung haben
nach und nach das Mutterhaus verlassen, um sich zukünftig im Amt für Heeresentwicklung
in KÖLN sowie im Ausbildungskommando in LEIPZIG für die Belange der Artillerietruppe
und der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung einzusetzen. Damit
endet zum 1. Juli 2013 meine Zuständigkeit als General der Artillerietruppe für die
Weiterentwicklung der Truppengattung.
Am 23. März wurde das letzte Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr, unsere 132er
aus SONDERSHAUSEN, mit einem feierlichen Appell aufgelöst. Die MARS- Batterien
werden den Artilleriebataillonen der Heeresstruktur2011 unterstellt und verlegen nach
IDAR-OBERSTEIN, MUNSTER und WEIDEN. Teile des Bataillons bilden den Nukleus
für das neu aufzustellende Feldwebelanwärter-/ Unteroffizieranwärter- Bataillon und
bleiben in SONDERSHAUSEN. Seit 1. April ist die Artillerieschule für dieses Bataillon
vorgesetzte Dienststelle.
Was erwartet Sie in dieser Ausgabe unserer „ZU GLEICH“ unter anderem?
Das neue Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wird vom Vizepräsidenten Generalmajor Manfred
Hofmann vorgestellt.
Mit einem Beitrag aus dem Bereich Militärseelsorge nehmen wir Einblick in eine „Serviceleistung“, die vor allem im Einsatz
gerne und rege in Anspruch genommen wird.
Die Gruppe III 2 Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer des Amtes für Heeresentwicklung
in KÖLN stellt sich vor.
Die Marine beschreibt erstmalig in der „ZU GLEICH“ ihren Beitrag zur Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstüt­
zung (STF) durch Seestreitkräfte.
Der bevorstehende Abzug aus AFGHANISTAN bringt uns zeitnah zunächst den Rücktransport aller Drohnen KZO
(Kleinfluggerät- Ziel- Ortung).
Der Abzug unserer Panzerhaubitzen aus AFGHANISTAN wird vorbereitet. Die ersten beiden Geschütze haben bereits im
März in die Heimat zurückverlegt. Mit der Auflösung des OP NORTH wird auch die dort eingesetzte Panzerhaubitze hach
DEUTSCHLAND verbracht. Die restlichen drei Panzerhaubitzen werden am Einsatzstandort KUNDUZ bis ca. August/
September verbleiben und dann im Zuge der Aufgabe dieser Einsatzliegenschaft aus dem Einsatzland abgezogen.
Alle sechs Einsatz- Haubitzen werden an der Artillerieschule zusammengefasst. Dies ermöglicht eine Ausbildung und
Instandsetzung auch an den eingebauten Klimaanlagen in zentraler Verantwortung und entlastet die Truppe. Ein neuer
Einsatz kann so aus einer Hand ohne aufwändige Absprachen und Querverschiebungen vorbereitet werden. Auch unsere
„Wetterleute“ sollen zeitgleich ihren Einsatz beenden.
Die Boden/ Boden- Anteile der Joint Fire Support Teams werden nach Abzug der Panzerhaubitzen AFGHANISTAN verlassen.
Dagegen verbleiben die Luft/ Boden Anteile zunächst im RC NORTH (Regionalkommando NORD), um den in 2014
geplanten Abzug der ISAF- Truppen (International Security Assistance Forces) aus AFGHANISTAN im Zusammenwirken
mit Kampfhubschraubern und Luftstreitkräften zu überwachen.
Im Juni 2013 besteht in IDAR- OBERSTEIN Anlass zu feiern. 25 Jahre Patenschaft zwischen der Stadt und der Artillerieschule
fallen in diesem Jahr mit dem Jubiläum 75 Jahre Garnison zusammen. Mit feierlichen Festakten im Stadttheater und im
Rathaus werden beide Ereignisse gewürdigt.
Ich wünsche allen Angehörigen der Artillerietruppe dienstlich und persönlich alles Gute, und den Kameradinnen und
Kameraden im Einsatz eine gesunde Heimkehr.
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Das Bundesamt für Personalmanagement der
Bundeswehr
Personalführung für die Streitkräfte aus einer
Hand.
Generalmajor Manfred Hofmann ist
Vizepräsident des Bundesamtes für Personalmanagement der Bundeswehr
Auf dem Weg in die Neuausrichtung der Bundeswehr
ist auch das Personalmanagement einem tiefgreifenden Veränderungsprozess unterworfen.
Inzwischen ist wohl allgemein bekannt, dass - beginnend
vor knapp drei Jahren - eine umfassende Lagebeurteilung
zum Auftrag, zu den Kräften, Mitteln und Strukturen der
Bundeswehr eingeleitet wurde.
Letztlich begründeten die Analyse der sicherheitspolitischen Herausforderungen, der finanzpolitischen Möglichkeiten, der demographischen Bedingungen im Wettbewerb um Personalpotentiale und nicht zuletzt die Aussetzung der Wehrpflicht den enormen Handlungsbedarf für
eine grundlegende Neuausrichtung der gesamten Bundeswehr.
Generelles Ziel dieser Neuausrichtung ist es, die Bundeswehr wieder so aufzustellen, zu finanzieren und dann
auch so zu führen, dass wir als Land unsere nationalen
Interessen wahren und internationale Verantwortung gemeinsam mit Partnern erfolgreich gestalten können.
Selbstverständlich steht dabei außer Frage, dass ein solcher Prozess alle relevanten Bereiche wie Konzeptionen,
Strukturen, Organisation, Ausrüstung, aber auch Ausbildung und Erziehung der in der Bundeswehr dienenden
Menschen berühren muss oder gar verändert.
Wenn solche Strukturüberlegungen in der Geschichte der
Bundeswehr angestellt wurden, galt bisher und gilt unverändert auch dieses Mal, dass bei allen Überlegungen die
Menschen unser größtes Kapital sind. Dies ist nicht nur
eine wohlklingende Formulierung, sondern die wichtigste Grundlage jeder Personalplanung. Nur gutes Personal
kann die Basis sein, auf der alles steht - und das nicht
nur mit Blick auf Soll-/Ist-Vergleiche oder das Herstellen
und Halten bestimmter Fähigkeiten. Nein, nur Menschen
geben einer Organisation das Gesicht, drücken Geist und
Haltung aus und verkörpern durch Charakter und Ethos
die Streitkräfte, wie wir sie in Deutschland haben wollen.
In diesem Verständnis ist ein maßgeschneidertes Personalmanagement von der Werbung über die Einstellung
bis zur Einplanung als Reservist eine Schlüsselvoraussetzung für die Einsatzfähigkeit auf allen Ebenen.
Der Bundesminister der Verteidigung führte dazu in seiner Grundsatzrede zur Neuausrichtung der Bundeswehr
am 18. Mai 2011 aus: „Die personelle Einsatzbereitschaft
der Bundeswehr wird die zentrale Herausforderung der
Zukunft.“
Und konsequenter Weise stellt sich der Kerngedanke der
personellen Neuausrichtung so dar, dass erstmalig seit
Bestehen der Bundeswehr, auf ministerieller wie Ämterebene, die fachliche und organisatorische Verantwortung
im Personalmanagement gebündelt wird.
Dabei geht es letztendlich darum, alle Menschen in der
Bundeswehr, unabhängig davon, ob es sich um Soldaten, Beamte, Tarifbeschäftigte oder Auszubildende handelt, zentral und aus einer Hand durch ein professionelles
Personalmanagement zu qualifizieren, zu verwenden, zu
fordern und zu fördern. Von der Einstellung bis zur Zurruhesetzung.
Nur so kann es gelingen, im Wettbewerb mit anderen
Arbeitgebern kluge Köpfe und geschickte Hände für die
Bundeswehr zu gewinnen und die Herausforderungen
des demographischen Wandels und des Umbaus von
der Wehrpflicht- zur Freiwilligenarmee zu bestehen. Anders ausgedrückt: Es geht darum, das für das gesamte
Auftragsspektrum geeignete Personal zu interessieren,
zu gewinnen, zu qualifizieren, zu binden und zu halten.
Strukturell führten diese Überlegungen zur Aufstellung
eines neuen Organisationsbereiches Personal mit einem
modernen Bundesamt für das Personalmanagement der
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Bundeswehr (BAPersBw), einer nunmehr gemeinsamen
Personalgewinnungsorganisation, einem neu geschaffenen Bildungszentrum und den beiden Universitäten der
Bundeswehr.
Bei aller organisatorischen Veränderung wird aber die
Bewährung im Kerngeschäft, der Personalentwicklungsarbeit, also dem klassischen operativen Personalführergeschäft, unverändert hohe Anforderungen an uns stellen.
Organisatorisch führt diese neue Struktur zwangsläufig zu
Anpassungen oder Auflösungen, etwa aller Kreiswehrersatzämter oder der bisherigen Nachwuchsgewinnungszentren. Die Umstrukturierung im Bereich des Personalmanagements ist kein einfacher, sondern ein grundlegender Prozess.
Und genau diese Aufgabe kann und darf auch in Phasen,
in denen wir selbst von konzeptioneller Neuausrichtung
und organisatorischem Umbau betroffen sind, nicht an
Qualität einbüßen. Diese Herausforderung können wir bestehen, denn die ehemalige Stammdienststelle der Bundeswehr ist bereits als Abteilung IV voll funktionsfähig in
das BAPersBw übergegangen.
Mit der Schaffung eines eigenen Organisationsbereiches
Personal, mit ministerieller Abteilung und nachgeordnetem Bereich, wurde erstmals in der Geschichte der Bundeswehr die Bedeutung des Personalmanagements auch
organisatorisch eindeutig unterstrichen.
Mit dem Bundesamt für das
Personalmanagement
der
Bundeswehr, das im Dezember 2012 seine Arbeit aufgenommen hat, wird erstmalig
die organisatorische und die
fachliche Verantwortung sowohl des militärischen als
auch des zivilen Personalmanagements und der gesamte
Kreislauf von Personalgewinnung, Personalentwicklung
bis hin zur Personalausgliederung in einem Amt konzentriert und verantwortet.
Ihr folgt am 1. Mai 2013 das Personalamt der Bundeswehr, bis dahin noch selbständig, dann als Abteilung III.
Das bedeutet, dass es im operativen Teil der militärischen
Einzelpersonalführung für Offiziere, Unteroffiziere und
große Teile der Mannschaften, die heute schon zentral geführt werden, eine bruchfreie Weiterführung der Personalführungsarbeit geben wird.
Die grundlegende Forderung, den geeigneten Bewerber
zu finden, ihn zielgerichtet auszubilden, zu qualifizieren
und zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Dienstposten zu bringen, bleibt unverändert die Herausforderung
auch unserer zukünftigen Arbeit.
Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es in unserem
Aufgabenbereich, so wie wir ihn verstehen und mit Leben
füllen wollen, immer um Menschen geht, um deren Familien, um Schicksale, um Zukunft, Wünsche, Träume, Ziele,
aber auch um Bedarf, die Sicherstellung der personellen
Einsatzbereitschaft und damit die Erfüllung des Auftrages
der Streitkräfte als handlungsleitende Vorgabe.
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Und es geht um gegenseitiges Vertrauen. Vertrauen in
ehrliche, sachliche Beratung und belastbare Karriereplanungen vom ersten Kontakt mit den Nachwuchsgewinnern in den Karrierecentern und den zugeordneten Karriereberatungsbüros bis zum Ausscheiden als Soldat auf Zeit
oder der Zurruhesetzung als Berufssoldat.
Die Bewältigung dieser Gratwanderung zwischen Organisationsinteresse und persönlichem Interesse war, ist und
bleibt die wesentliche Leistung des militärischen Personalmanagements.
Mit seiner Entscheidung zur Neuausrichtung der Bundeswehr vom 18. Mai 2011 hat Minister Thomas de Maizière
von Anfang an deutlich gemacht, dass Personalgewinnung für die Streitkräfte in Zukunft nur funktioniert, wenn
wir als Arbeitgeber auf den Markt treten, der in seinem
Bemühen um gutes Personal eben nicht in starrer Abgrenzung zwischen Interessenten für militärische oder zivile
Karrieren kategorisiert, sondern Berufschancen für alle
Bewerber anbietet und bei solchen Angeboten das Prinzip
der Durchlässigkeit pflegt.
Deshalb genießt die neue Personalgewinnungsorganisation der Bundeswehr auf ihrem Weg zu einem solchen Auftritt für zivile wie auch militärische Laufbahnen sehr hohe
Priorität.
Dieser Ansatz erforderte ein Zusammenführen unserer
beiden, bislang nebeneinander agierenden Zweige der
zivilen und militärischen Personalgewinnung. Sichtbar
wird dies durch die Indienststellung der Karrierecenter der
Bundeswehr in 16 großen Städten in der Bundesrepublik.
Mit diesem umfassenden Neuansatz wollen wir zum ersten
Mal den gesamten Prozess des Personalmanagements in
der Bundeswehr unter einer Verantwortung zusammenführen. Damit ist das komplette Verfahren gemeint - von
der Personalakquise und –ansprache über die Einstellung
in die Bundeswehr bis hin zur Integration in Industrie und
Wirtschaft, inklusive Berufsförderungsdienst.
Als Bundeswehr wollen und müssen wir erlebt werden als
ein Arbeitgeber, der proaktiv und flexibel alle Angebote
kommuniziert. Ein Arbeitgeber, dem kein Interessent mehr
verloren gehen muss, nur weil er vielleicht für eine soldatische Laufbahn nicht geeignet ist. Denn ein adäquates
ziviles Angebot kann ihm zukünftig unmittelbar und vor Ort
alternativ unterbreitet werden.
Zum anderen ermöglicht diese neue Organisation sowohl
eine Optimierung der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl
an Multiplikatoren in Politik, Wirtschaft und Medien als
auch eine erhebliche Verbesserung des Service und der
Erreichbarkeit für Menschen in der Phase einer beruflichen (Neu-)Orientierung.
Mit der Aufstellung der Karrierecenter geht die Bundeswehr im Werben um interessierte Frauen und Männer einen neuen und richtigen Weg. Nur so können wir zukünftig
auf dem Markt erfolgreich sein.
Vieles ist neu, doch damit nicht schlechter,
sondern allenfalls ungewohnt. Es ist wert,
sich mit dem neuen Personalmanagement
der Bundeswehr zu befassen, den Ansatz zu
verstehen, die Chancen zu erkennen, aber
auch zu akzeptieren, dass sich manches
noch entwickeln muss.
Wir im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr nehmen die Herausforderung an, sehen die neuen Wege und
Möglichkeiten, können sie aber nur gemeinsam mit allen zivilen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Soldatinnen und Soldaten, für die
wir Personalführungsverantwortung tragen,
gehen und nutzen.
Gehen Sie mit!
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Kraft schöpfen für gute und schwere Tage –
Militärgeistliche begleiten Einsatzkontingente
der Bundeswehr
Militärpfarrerin Inga Troue, Ev. Militärpfarramt IDAR- OBERSTEIN
„Was macht eigentlich ein Militärpfarrer im Auslandseinsatz“, so werde ich gelegentlich im Lebenskundlichen Unterricht von Soldatinnen und Soldaten gefragt, die gerade erst ihren Dienst bei der Bundeswehr
begonnen haben. Doch nicht nur die Neulinge bei der
Bundeswehr stellen solche Fragen, sondern auch Zivilpersonen, die der Bundeswehr eher fern stehen.
Was unterscheidet nun den Dienst des Militärpfarrers im
Einsatz von dem am Standort?
Die besondere Situation des Einsatzes macht es erforderlich, dass die Militärpfarrer ihren Dienst an die jeweilige
Situation vor Ort anpassen und das kann zu einer Verschiebung von Arbeitsschwerpunkten führen. Generell teilen ja die Militärpfarrer die gleichen Bedingungen, die die
Soldatinnen und Soldaten im Einsatzland vorfinden, seien
es nun die klimatischen Bedingungen, die Ausstattung
des Camps, die Trennung von zu Hause oder die Gefährdungslage im Einsatzgebiet. Während es z. B. in BOSNIEN und im KOSOVO möglich war, dass auch während
des Einsatzes an einigen Wochenenden Soldatenrüstzeiten zur Erholung angeboten wurden, so ist dies aufgrund
der Gefährdungslage im ISAF- Einsatz nicht möglich. Ich
selbst habe im KFOR- Einsatz zusammen mit meinem katholischen Kollegen beispielsweise „Lebenskundliche“ Tagestouren angeboten, die dazu dienten Land, Leute und
Kultur im KOSOVO kennenzulernen.
Dieses haben besonders die Soldatinnen und Soldaten
gerne angenommen, die von Dienst wegen nur im Lager
Hinweisschild
Seit sich der Auftrag der Bundeswehr Ende der 1980er Jahre geändert hat und die Bundeswehr in immer mehr Auslandseinsätze geht,
begleiten auch die Militärpfarrer die
Einsätze mit. Da die Militärseelsorge auch vorher die übende Truppe
mit ins Ausland begleitet hat, war
es keine Frage, auch die Auslandseinsätze seelsorgerlich zu begleiten. So haben Militärpfarrer schon
die Auslandseinsätze in KAMBODSCHA, SOMALIA und auf dem
BALKAN begleitet. Ich selbst kann
bisher auf einen Einsatz im Jahr
2011 im KOSOVO zurückblicken.
Während ich diesen Artikel schreibe, laufen bereits die Vorbereitungen für den nächsten KFOR- Einsatz.
Gotteshaus
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zu tun hatten und sonst keine Möglichkeit gehabt hätten,
auch etwas mehr vom Einsatzland selbst zu sehen. Für
andere wiederum war es eine willkommene Unterbrechung des oft als monoton empfundenen Dienstalltags im
Einsatz.
die gerade in solchen Camps gefeiert werden können, wo
Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen ihren
Dienst tun und auch Militärgeistliche verschiedener Nationen vor Ort sind. Das habe ich im KFOR- Einsatz mehrfach
Besonders deutlich wird die Verlagerung der Arbeitsschwerpunkte, wenn es
um Lebenskundlichen Unterricht und um
die Zahl der Gottesdienste geht. Im Inland liegt der Arbeitsschwerpunkt deutlich beim Lebenskundlichen Unterricht,
was natürlich auch dadurch bedingt ist,
dass ich als Militärpfarrerin an der Artillerieschule tätig bin. Im Einsatz habe
ich lediglich ein ökumenisches Halbtagesseminar für Offiziere durchgeführt.
Dies deckt sich auch mit Erfahrungen
meiner Kolleginnen und Kollegen, die
während des Einsatzes kaum oder gar
keine Lebenskundlichen Unterrichte erteilen.
Die Zahl der Gottesdienste ist dafür im
Einsatz höher, da jeden Sonntag ein
Gottesdienst angeboten wird, während
an den Standorten in DEUTSCHLAND
in der Regel einmal im Monat Standortgottesdienst ist. Meistens werden die
Gottesdienste konfessionsverschieden
gefeiert, manchmal aber auch ökume- Während des Sonntagsgottesdienstes im Hauptquartier in PRISTINA
nisch. Je nachdem, wie viele Feldlager
oder Camps ein Militärpfarrer zu betreuen hat, können es erlebt. Die Zusammenarbeit mit Militärgeistlichen anderer
dann mehrere Gottesdienste in der Woche werden. Be- Nationen, die immer ökumenisch ausgerichtet ist, habe ich
sonders eindrucksvoll sind multinationale Gottesdienste, als bereichernd erlebt. Mir hat im KFOR- Einsatz die multinationale und ökumenische
Zusammenarbeit viel Freude
gemacht, denn ich hatte dort
als Chief Chaplain die Militärgeistlichen anderer Nationen
mit zu unterstützen und monatliche Treffen zu organisieren. Dort konnten wir uns
über das Alltägliche im Einsatz genauso austauschen,
wie auch die Unterschiede
besprechen, die es zwischen
den Militärseelsorgen der
einzelnen Nationen gibt.
Die gemeinsamen Andachten waren für mich auch spirituelle Kraftquellen, denn die
verschiedenen Militärgeistlichen haben sich mit ihrer
Frömmigkeit und Glaubenspraxis in die Andachten eingebracht.
Vor der Lagerkapelle vorm Gottesdienst in PRIZREN
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Die Motivation am Sonntag in
den Gottesdienst zu gehen,
ist bei den Teilnehmenden sicherlich unterschiedlich, aber
etliche nutzen diese Zeit, um
Kraft im Glauben zu finden,
auf andere Gedanken zu
kommen, eine Auszeit vom Dienst zu haben und zur Ruhe
zu kommen. Beim anschließenden Kirchenkaffee besteht
die Möglichkeit mit anderen Soldatinnen und Soldaten locker ins Gespräch zu kommen. Hinzu kommen neben den
Gottesdiensten Andachten zu bestimmten Anlässen bzw.
zu bestimmten Zeiten im Kirchenjahr. Je nach Begabung
und Kreativität des einzelnen Militärpfarrers gibt es noch
weitere religiöse Angebote im Einsatz. Schließlich soll
auch im Einsatz den Soldatinnen und Soldaten die Möglichkeit gegeben werden ihren Glauben zu leben und die
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu pflegen. Gemeinschaft erfahren die Soldatinnen und Soldaten aber nicht
nur im Gottesdienst. Eine ganz besondere Gemeinschaft
ist, beispielsweise für Singbegeisterte, der „Kirchenchor“,
der unter der Woche probt und sonntags im Gottesdienst
seinen Auftritt hat. Der ein oder andere Soldat entdeckt
im Einsatz, dass er gerne zur christlichen Gemeinschaft
dazu gehören möchte, und bittet um die Taufe. Manch einer entscheidet sich ganz bewusst, im Einsatz getauft zu
werden.
Der Hauptschwerpunkt des Militärseelsorgers im Einsatz
ist die Seelsorge und die hat verschiedene Facetten. Die
Bandbreite reicht von einem zufälligen kurzen Gespräch
z. B. in der Essensschlange über ein etwas längeres Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder abends in der Betreuungseinrichtung bis hin zum Einzelseelsorgegespräch unter vier Augen bei gravierenden Sorgen und Belastungen
des Einzelnen. Dabei verstehen sich die Militärpfarrerinnen und Militärpfarrer als Ansprechpartner für alle Soldatinnen und Soldaten ganz unabhängig davon, welcher
Konfession, Religion oder Weltanschauung sie oder er
angehört. Ganz bewusst suchen etliche Soldatinnen und
Soldaten den Militärseelsorger auf, weil sie in ihm einen
neutralen und verschwiegenen Gesprächspartner haben,
der außerhalb der militärischen Hierarchie steht. Es ist daher für den Militärpfarrer wichtig, ein offenes Ohr zu haben
für die verschiedenen Sorgen und Nöte und präsent zu
sein, um überhaupt ansprechbar zu sein. Meist sind es
Beziehungs-, Partnerschafts- oder Eheprobleme, die die
Soldatinnen und Soldaten bewegen. Das enge Zusammenleben im Lager bringt im Laufe des Einsatzes oft Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten oder Kameradinnen
und Kameraden hervor.
Ganz besonders ist natürlich bei Extremsituationen der
Militärpfarrer als Seelsorger gefragt, etwa wenn es durch
einen Anschlag Schwerstverletzte oder gar Tote gab.
Dann gilt es mit den Soldatinnen und Soldaten die Situation auszuhalten, Trost zu spenden und im gemeinsamen
Gebet das Unfassbare vor Gott zu bringen.
Aber nicht nur die Verletzten und Verwundeten eines Anschlags oder Unfalls haben dann Gesprächsbedarf, auch
die Kameradinnen und Kameraden, sowie die Helferinnen
und Helfer der Blaulichttruppe oder das Sanitätspersonal
im Lazarett.
Wenn im Einsatz ein Soldat gefallen oder durch andere
Umstände zu Tode gekommen ist, dann bietet das Abschieds- und Trauerritual Halt und Trost, um neue Hoffnung zu geben, Kraft zu schöpfen für den weiteren Dienst
und den Toten in Erinnerung zu behalten.
Seelsorgerlichen Beistand brauchen oft auch diejenigen
Soldatinnen und Soldaten, die in Gewissensnöte geraten.
Manch einer steht zum ersten Mal in seinem Leben in einer Gefechtssituation. Die Sorge um das Leben der Kameradinnen und Kameraden, sowie das eigene Leben, die
Angst getötet zu werden, ist das Eine. Diese Ängste werden oft verdrängt oder ausgeschaltet, manchmal schwingen sie unterschwellig mit. Das Zweite ist der Gebrauch
der Waffe und die möglicherweise daraus resultierenden
Schuldgefühle. Es gibt Grenzsituationen des Handelns,
die eine behutsame Aufarbeitung im Nachhinein notwendig machen.
Jede Soldatin und jeder Soldat werden mir wohl bestätigen, dass jeder Einsatz und jedes Einsatzland anders ist,
samt seiner Besonderheiten und Herausforderungen. Der
Artikel über den Dienst des Militärpfarrers im Auslandseinsatz ist darum allgemein gehalten und gibt nicht alle Aspekte der Einsatzwirklichkeit wieder. Er ist aus Sicht einer
Evangelischen Militärpfarrerin geschrieben und mit persönlichen Erfahrungen angereichert. Zukünftige Einsätze
verändern möglicherweise den Dienst der Militärseelsorger unter den Soldaten.
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Ein letztes Mal –
„Regiment, ich zähle…“
Hauptmann Daniel Kibart, Offizier Militärisches Nachrichtenwesen,
Artillerieregiment 100, MÜHLHAUSEN
Am 14. November des vergangen Jahres fielen diese
Worte zum letzten Mal für das Artillerieregiment 100
„Freistaat Thüringen“, denn im Rahmen der Umstrukturierung wird das einzig verbliebene Artillerieregiment der Bundeswehr aufgelöst und die unterstellten
Verbände neu aufgestellt oder auf vorhandene Verbände verteilt.
Seitdem das Artillerieregiment 100 am 1. Juli 2007 aus der
umgegliederten Artilleriebrigade 100 aufgestellt wurde, ist
es der einzige artilleristische Großverband, der gleichermaßen über die Wirkmittel Rohr und Rakete, wie auch
über sämtliche Aufklärungssysteme der Artillerie verfügt.
Das Regiment führte in der kurzen Zeit seines Bestehens
zahlreiche Übungsplatzaufenthalte durch, bei denen u.
a. die ersten MRSI- (Multiple Rounds Simultaneous Impact) oder SMArt- (Suchzündermunition Artillerie) Schießvorhaben innerhalb der Truppe durchgeführt wurden. Im
Rahmen der Einsatzverpflichtung der 1. Panzerdivision,
zu der das Regiment seit seinem Bestehen 2007 gehört,
brachten Soldaten der 3./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 (BeobPzArtBtl 131) als erste das KZO- System (Kleinfluggerät Zielortung) zu Aufklärungszwecken
im Jahre 2009 in den ISAF Einsatz (International Security Assistance Forces). Seitdem die Artillerietruppe sich
auch mit Wirkmitteln am Einsatz beteiligt, unterstützte es
die Kontingente entweder mit Material oder Soldaten, so
dass zu Beginn diesen Jahres erneut auch die JFSCG
(Joint Fire Support Coordination Group) und die beiden
verminderten Geschützzüge durch das Regiment gestellt
wurden und nach AFGHANISTAN verlegten. Neben dem
Einsatz in artilleristischer Funktion bewiesen die Soldaten
des Regiments auch immer wieder in anderer Funktion ihr
Können, wie beispielsweise das Raketenartilleriebataillon
132 (RakArt 132) im Jahre 2011 bei ORF (Operational Reserve Forces) im KOSOVO.
Bis zum Beginn der Phase des Regimentsschießens am
12. November 2012 hatten mehr als 1100 Soldaten, von
LÜNEBURG bis BISCHOFSWIESEN, ihren Weg auf den
Truppenübungsplatz nach BAUMHOLDER gefunden und
zum Teil bereits fast zwei Wochen für das Schießen vorgeübt oder vorbereitet. Insgesamt waren so letztendlich
neben 17 einzelnen Feuereinheiten sowie technischen
Aufklärungsmitteln der Artillerietruppe ebenso Gebirgsjäger, Heeresaufklärer, Jagdbomber TORNADO und Teile
der Luftbeweglichen Brigade 1 mit Panzerabwehrhubschraubern und Darstellungsfliegern vor Ort, damit das
Regiment letztmalig seine Fähigkeiten im Rahmen einer
Übung unter Beweis stellen konnte.
Ziel von Kommandeur Oberstleutnant Axel Gerhard Hermeling war es, die unterstellten Verbände im Regimentsrahmen beüben zu können, um sie mit einem hohen Einsatzwert und der nötigen artilleristischen Fachkompetenz
an die zukünftigen Truppenteile und deren Kommandeure übergeben zu können. Das zum Regiment gehörende BeobPzArtBtl 131 wird beginnend in diesem Jahr
nach WEIDEN i. d. OPf. verlegen und mit einer Batterie
des RakArtBtl 132 dort der neuen Division Süd unterstellt
werden. Die übrigen Batterien des RakArtBtl 132 werden
nach MUNSTER und IDAR-OBERSTEIN gehen und dort
dem Artillerielehrbataillon 325 (ArtLehrBtl 325) sowie dem
Artillerielehrbataillon 345 (ArtLehrBtl 345, vormals ArtLehrRgt 345) unterstellt.
Neben den mehr als 1100 Soldaten des Regiments und
der unterstützenden Verbände befanden sich während
der zwei Wochen vom 3. bis zum 15. November ebenso verschiedene ausländische Delegationen aus CHINA,
den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN, ASERBAIDSCHAN, MAZEDONIEN und den NIEDERLANDEN
vor Ort, um sich über das Gerät zu informieren und den
Übungsvorhaben beizuwohnen. Oberstleutnant d. R. Dirk
Menn, der gespiegelte Kommandeur des Regiments und
für die Betreuung der Gäste vor Ort zuständig, hatte somit
mehr als zu tun, um die einzelnen Besucherwünsche zu
koordinieren und alle auftretenden Fragen zu beantworten.
Oberstleutnant d. R. Menn und die Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
Ein Großteil des Personals und Materials befand sich seit
dem 3. November auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER. Die Vorkommandos waren zu diesem Zeitpunkt
schon einige Tage im Lager AULENBACH, dem Truppenlager für die übende Truppe, um alles für die Anreise und Entladung vorzubereiten. Während der folgenden
Woche hatten die beiden gebildeten Artillerie Task Forces
(ArtyTF) die Möglichkeit, eigene Übungsvorhaben durchzuführen. Das PzArtBtl 215 unter dem Kommando von
Oberstleutnant Markus Lück und das BeobPzArtBtl 131
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unter Oberstleutnant Michael Heinrich bildeten jeweils den
Kern der beiden ArtyTF, die durch Raketenwerfer MARS,
120mm Mörser vom Typ TAMPELLA und Aufklärungsmittel weiter ergänzt wurden, so dass diese sämtliche technische Aufklärungs- und Wirkmittel der Artillerie enthielten.
Oberst Oliver Kohl, und der stellvertretende Kommandeur
der Divisionstruppen, General Axel Georg Binder, vor dem
Regimentsgefechtsstand auf der Schießbahn 1B eingefunden, um dem Schießen beizuwohnen.
Am 12. November begann die drei tägige Phase des Regimentsschießens, welches neben artilleristischen Schießvorhaben und dem Einsatz von BO 105 zur Ausbildung
der Joint Fire Support Teams, den Höhepunkt in einer
Regimentsfeuerzusammenfassung unter Teilnahme von
Jagdbombern des Typs TORNADO finden sollte.
General Binder, Oberst Kohl, Oberstleutnant Schaus,
Oberstleutnant Hermeling, Oberstleutnant Heinrich und
Oberstleutnant Lück
(im Vordergrund von links nach rechts)
Panzerabwehrhubschrauber BO105 der
Luftbeweglichen Brigade 1
Am 14. November 2012, um 15:15 Uhr, war es dann soweit.
Zwar musste aufgrund des schlechten Wetters an diesem
nebligen Mittwochnachmittag der Einsatz der Jagdbomber TORNADO mit ihren 250kg schweren Sprengbomben
ausfallen, doch die Feuerzusammenfassung der übrigen
Wirkmittel war nicht minder eindrucksvoll.
So kam dann Oberstleutnant Paul-Jörg Pickrahn, einem
Mann der ersten Stunde innerhalb des Regiments und
stellvertretendem Kommandeur, die traurige Ehre zu
Teil, das Feuerkommando einzuzählen. Über Funk klang
es zum letzten Mal: „Regiment, ich zähle…“ und wenige
Augenblicke später folgten im dichten Nebel von BAUMHOLDER dumpfes Donnern und Grollen aus den einige
Kilometer weit entfernten Feuerstellungen.
Panzerhaubitze 2000 während des Schießens
Ein erstes Schießen von SMArt war außerhalb des
Übungsbetriebes für den 15. November weiterhin vorgesehen, welches aufgrund der schlechten Sicht jedoch vorerst ausfallen musste. Dieses konnte aber wenige Monate
später „erfolgreich“ durchgeführt werden.
Nachdem die ersten beiden Tage mit Übungs- und Ausbildungsvorhaben absolviert waren, bildete eine Feuerzusammenfassung aller Einheiten am dritten und letzten
Tag der zweiten Übungswoche den offiziellen Abschluss
des letzten Übungsplatzaufenthaltes vor Auflösung und
Umgliederung. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich neben
den Kommandeuren und Soldaten der beteiligten Verbände ebenso der ehemalige Kommandeur des Regiments,
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14
Einzählen der letzten Regimentsfeuerzusammenfassung
Sollte dies auch die letzte Feuerzusammenfassung gewesen sein, meldete sich das Artillerieregiment 100
„Freistaat Thüringen“ noch nicht gänzlich vom artilleristischen Auftrag ab, da noch weitere Übungsvorhaben für
das Jahr 2013 vorgesehen sind.
Zwar nicht mehr in dieser Stärke der Größenordnung unter
Teilnahme von Personal und Material, jedoch nicht minder
wichtig. Im Laufe diesen Jahres werden die unterstellten
Verbände bis zur abschließenden Übergabe an die neuen
Truppenteile artilleristisch weiter durch das Regiment geführt und begleitet, so dass gut ausgebildete Artilleristen
dort ihren Dienst antreten können.
Blick von B- Stelle 1A in das Gelände
Aufschläge im Ziel
ZU GLEICH 1 / 2013
15
15
Amt für Heeresentwicklung
Gruppe III 2 STF/ IndirF
Oberstleutnant Thomas Moog, Dezernatsleiter Dezernat Ausbildung III 2 (2) im
Amt für Heeresentwicklung
ATV – GrpWE – BerWE – über Jahrzehnte war
Weiterentwicklung untrennbar mit der Artillerieschule
in IDAR-OBERSTEIN verbunden. Seit dem 1. April
dieses Jahres ist alles anders. Die Gruppe III 2 –
Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/
Indirektes Feuer (STF/ IndirF) des Amtes für Heeres­
entwicklung (AHEntwg) in der Konrad-AdenauerKaserne in KÖLN stellt sich vor.
Großgeräts stellten auch für das Heer die Weichen für die
Zukunft.
Ableitung
Die konzeptionellen und planerischen Schritte für das
HEER2011 sind abgeschlossen, die Umsetzung ist in vollem
Gange. Anders als bei bisherigen Umstrukturierungen
erfolgt die Einnahme der Struktur diesmal von oben nach
unten – neudeutsch: top-down. Für das Heer fiel der
Startschuss daher folgerichtig am 1. Oktober 2012 mit der
Aufstellung des Kommandos Heer (Kdo H).
Mit den Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) hat
der Bundesminister der Verteidigung am 18. Mai 2011
die Grundlage für die Neuausrichtung der Streitkräfte
erlassen. Seine Entscheidungen vom 26. Oktober 2011
zur Grobstruktur der Bundeswehr, zur Stationierung und
zur Festlegung von Art und Umfang strukturbestimmenden
Der nächste wesentliche Schritt zur Realisierung der
Struktur begann am 1. April 2013 mit der Aufstellung
des Amtes für Heeresentwicklung in KÖLN und der
des Ausbildungskommandos (AusbKdo) in LEIPZIG.
Ab Oktober dieses Jahres wird die Truppe mit der
Umgliederung beginnen und die neue Struktur im
Amt für Heeresentwicklung
ZU GLEICH 1 / 2013
16
Schwerpunkt in den Jahren 2014 und 2015 einnehmen.
Danach folgen die Ausbildungseinrichtungen. Im Jahr 2017
wird das Deutsche Heer seine Zielstruktur eingenommen
haben.
Amt für Heeresentwicklung
Die bisherige zweistufige Weiterentwicklungslandschaft
der Truppengattungen des Heeres erfährt im AHEntwg
in KÖLN einen neuen, innovativen Ansatz. Die Aufgabe
der Weiterentwicklung im Heer liegt seit dem 1. April
2013 hier in einer Hand und wird jetzt in einer einstufigen
Weiterentwicklung umgesetzt. Der Umfang und der
Zuschnitt des Amtes sind dabei Spiegelbild für die
heerestypisch komplexen, vielfältigen, sich wechselseitig
zu einem System Heer ergänzenden Truppengattungen
in ihrer großen Bandbreite von Fachaufgaben. Die
Grundlage künftig benötigter Fähigkeiten wird unter einem
Dach erarbeitet bzw. existierende weiterentwickelt.
Koordinierung aus der Abteilung Grundlagen/ Querschnitt
ressourcensparend und fähigkeitsgerecht sichergestellt.
In den Abt WE Kampf und WE NG&A/ Ustg sind die 13
Truppengattungen in neun Gruppen zusammengefasst.
Hier findet sich die Fachkompetenz der an den
Truppenschulen aufgelösten Bereiche Weiterentwicklung
wieder.
Gruppe STF/ IndirF – III 2
Die Matrix
Neben anderen werden auch die Aufgaben im Rahmen
des Pilotdienstes Streitkräftegemeinsame Taktische
Feuerunterstützung (STF) im AHEntwg wahrgenommen.
Die Durchführung erfolgt in der Grp STF/ IndirF. Dazu
wertet die Gruppe Ziel- und Planungsvorgaben des Kdo
H aus, setzt diese um und legt damit die Grundlagen zur
Weiterentwicklung von STF für die Streitkräfte. Darüber
hinaus ist sie der Kompetenzträger für die Erarbeitung
und Weiterentwicklung des Indirekten Feuers in den
Bereichen Konzeption/ Führung, Ausbildung, Organisation
und in der materiellen Weiterentwicklung.
Zur Bewältigung der zum Teil sehr komplexen und vielfältigen
Aufgaben wurde das AHEntwg als Matrixorganisation mit
den vier Abteilungen (Abt) Grundlagen/ Querschnitt
(Grdlg/ Quer), Weiterentwicklung Kampf (WE Kampf),
Weiterentwicklung
Nachrichtengewinnung
&
Aufklärung/ Unterstützung (WE NG&A/ Ustg) und
Counter-Improvised Explosive Devices (C-IED)
ausgeplant. Die fachliche und truppengattungsbezogene
Arbeit über alle Ebenen der Heeresentwicklung hinweg
wird durch eine fähigkeits- und projektorientierte
Dies beinhaltet neben der Artillerie auch die Mörser. Die
Gruppe ist in vier Dezernate gegliedert und insbesondere
verantwortlich für die fachliche Ausrichtung der Artillerie, die
Schwerpunktsetzungen und die Beschaffungsinitiativen.
Sie erstellt Beiträge und Bewertungen für den Anteil der
Artillerie an streitkräftegemeinsamen und multinationalen
Landoperationen. Damit vereint sie die wesentlichen
Aufgaben des bislang an der Artillerieschule abgebildeten
Bereichs Weiterentwicklung und des Teilbereichs Artillerie
aus dem ehemaligen Heeresamt.
Grp III 2 STF/ IndirF AHEntwg
Grp III 2
ZU GLEICH 1 / 2013
17
Dezernat Konzeption/ Führung
Dezernat Softwarepflege und –änderung (SWPÄ)
Das Dezernat Konzeption/Führung steuert und
überwacht
die
kontinuierliche
fähigkeitsbezogene
Zukunftsentwicklung der Artillerietruppe, des Indirekten
Feuers und der Streitkräftegemeinsamen Taktischen
Feuerunterstützung. Durch Fähigkeitsanalysen und
Lagebewertungen
werden
Fähigkeitslücken
der
Artillerietruppe identifiziert und beschrieben. Erkenntnisse
aus Einsätzen, aus Übungen, aus Untersuchungen
und Studien sowie aus den Verbänden und Einheiten
werden ausgewertet und fließen in die Bearbeitung
von Führungsvorschriften der Artillerietruppe und in die
konzeptionelle Weiterentwicklung der Truppengattung ein.
Die Interessen der Artillerietruppe werden in nationalen
und internationalen Fachtagungen durch das Dezernat
vertreten.
Eine Sonderstellung hat das Dezernat SWPÄ inne,
das aus dem Bereich Weiterentwicklung unverändert
übernommen wurde und seine Aufgaben in bewährter
Weise weiterführt. Die Abhängigkeit zu den vor Ort
eingerüsteten Referenzanlagen, zum FüWES ADLER
(Führungs- Waffen- Einsatz- System Artillerie DatenLage- Einsatz- Rechnerverbund) einerseits und dem
enormen finanziellen Aufwand für deren Umzug
andererseits, führten dazu, dass das Dezernat in der
Artillerieschule verbleibt. Truppendienstlich untersteht es
der Artillerieschule, fachlich wird es durch die Grp STF/
IndirF geführt.
Dezernat Ausbildung
Das Dezernat Ausbildung erstellt die fachlichen Beiträge
zur Individual-, Team- und Truppenausbildung. Dabei
arbeitet es dem AusbKdo in LEIPZIG zu, das für die
Fachaufgabe Ausbildung im Heer und für die Umsetzung
in Grundlagen für die Ausbildung verantwortlich ist. In
Vorbereitung der Einführung neuen Geräts werden neue
Lehrgänge konzipiert und in Zusammenarbeit mit AusbKdo
und Artillerieschule realisiert.
Dezernat Organisation
Das Dezernat Organisation bearbeitet die personellen
und materiellen Organisationsgrundlagen und ist
verantwortlich für die Antragstellung zu Änderungen der
Soll- Organisation in den Verbänden der Truppengattung
und zugeordneter Ausbildungseinrichtungen/ Stützpunkte.
Es er- und bearbeitet die truppengattungsspezifischen
Tätigkeitsbilder und die Personalbegriffe.
Dezernat materielle Weiterentwicklung
Das Dezernat materielle Weiterentwicklung ist das
Bindeglied zwischen der Artillerietruppe und anderen
Organisationsbereichen, hier insbesondere dem BAAINBw
(Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und
Nutzung der Bundeswehr). Es er- und bearbeitet die
militärischen
Anteile
der
haushaltsbegründenden
Phasendokumente
im
Rüstungsprozess
CPM
(Customer Product Management) und Beiträge für den
gesamten Bereich STF und des Indirekten Feuers zur
materiellen Weiterentwicklung, zur Ausrüstungsplanung,
zu Initiativen, zu Systemtechnologieprojekten, zur
Ausrüstungsplanung und zur Finanzbedarfsanalyse. Mit
den Bevollmächtigten Vertretern nimmt es an zahlreichen
Arbeitsgruppensitzungen und weiteren nationalen und
internationalen Besprechungen zur Weiterentwicklung
von in Nutzung befindlicher Ausrüstung und Realisierung
neuer Projekte teil.
ZU GLEICH 1 / 2013
18
Ausblick
Das
AHEntwg
ist
eine
ressourcenschonende,
fachgerechte Lösung für das Heer im Bereich der
Weiterentwicklung. Die bisher auf mehrere Ebenen
verteilte Weiterentwicklungslandschaft wurde in einem
innovativen Ansatz neu geordnet. Die Aufgaben der
Heeresentwicklung liegen jetzt in einer Hand.
Mit einer Personalstärke von 38 Soldaten in der Gruppe
III 2 (ohne Dez SWPÄ) und einer derzeit über 90%igen
Dienstpostenbesetzung ist die Übernahme der vielfältigen
Aufgaben sichergestellt. Die Qualifikation für die
Anforderungen auf dem Dienstposten, die Feinjustierung
der Zusammenarbeit in den Dezernaten und in der
Gruppe, das „Einlaufen der Wege“ im AHEntwg sowie
das Herstellen der vertikal und horizontal erforderlichen
Arbeitsbeziehungen erfordern jedoch Zeit; nicht zuletzt
deshalb wurde der Abschluss der Aufstellung des AHEntwg
auf den 30. September 2013 datiert.
Gleichwohl lassen die übernommenen Aufgaben aus
dem Heeresamt und dem BerWE der Artillerieschule
sowie die Ergebnisse der „Umklappentscheidungen“ zu
Rüstungsvorhaben des Heeres Anfang dieses Jahres keine
Verzögerungen zu. (Im Zuge der Umklappentscheidung
wurden alle geplanten Beschaffungsvorhaben der
Bundeswehr einer Prioritätenreihenfolge unterworfen und
in den „Integrierten Planungsprozess (IPP)“ verwiesen.)
Die hohe Priorisierung einzelner Beschaffungsprojekte
aus dem Bereich der STF erfordern eine verzugslose
Erarbeitung
von
Dokumenten
im
Integrierten
Planungsprozess (IPP) des novellierten Ausrüstungsund Nutzungsprozesses Customer Product Management
(CPM (nov.)).
Kreativität ist somit derzeit nicht nur in der
Weiterentwicklung sondern auch in der Organisation der
Aufgabenbewältigung gefragt. Damit kommt man dem
Leitspruch des Gruppenleiters schon sehr nahe: „Wer
etwas will sucht Wege! Wer etwas nicht will sucht Gründe!“.
Unter dem Schutz
des TIGERs
Der Artikel ist im Original in Y - Das Magazin der Bundeswehr, Ausgabe 2-2013 erschienen
(Marcel Muth).
Ende Februar soll der Unterstützungshubschrauber
Tiger „combat ready“ sein. Von MAZAR- E- SHARIF
aus fliegen dann Maschinen vom Kampfhubschrauberregiment 36 aus FRITZLAR direkte Feuerunterstützung für die Bodentruppen, geben Begleitschutz am
Boden sowie in der Luft und leisten bewaffnete Aufklärung in AFGHANISTAN.
LOC Banana, nahe der afghanischen Ortschaft GOR
TEPA. Deutsche ISAF- Soldaten fahren bei ihrer Patrouille
in den frühen Morgenstunden über die Verbindungsstraße
nach KHANABAD in der Provinz KUNDUZ. Nachdem der
erste DINGO einen Engpass passiert hat, explodiert eine
Sprengfalle.
Es ist ein Hinterhalt, von allen Seiten setzt Beschuss ein.
Die Soldaten halten dagegen. Unterstützung ist jetzt dringend erforderlich, so schnell wie möglich.
„Es wird Zeit, in den Einsatz zu gehen“
Hauptfeldwebel Jens Brodmann (36) ist TIGER- Mechanikerfeldwebel in der Luftfahrzeugtechnischen Abteilung 362 in FRITZLAR.
Wie bekommt man die TIGER in die ANTONOV?
Ein Zerlegeteam hat erst Mastvisier und Rotorblätter
abgebaut, am Hauptfahrwerk einen anderen Dämpfer eingesetzt, damit der TIGER nicht mehr einfedert,
und die Maschine enttankt. In MAZAR wird der TIGER
wieder zusammengebaut und ist nach etwa drei Tagen flugklar. Mit einem Rotortuner prüfen wir, ob die
Blätter noch in der Spur laufen, das Mastvisier wird
konfiguriert und dann bauen wir die Waffen an.
Was für Schwierigkeiten erwarten Sie?
Erosion durch Sand wäre ein mögliches Problem.
Aber darauf sind wir vorbereitet. Das Protektionstape auf den Rotorblättern und Sandfilter für die Triebwerke bieten ausreichend Schutz. Das haben wir bei
der Übung „FALCOR“ in AMERIKA getestet.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Piloten?
Wenn sie in der Maschine sitzen, bin ich draußen
für beide Auge und Ohr. Dann müssen sie sich auf
mich verlassen können. Gemeinsame vorbereitende
Lehrgänge wie die EAKK- Ausbildung und Übungsplatzaufenthalte schweißen zusammen. Im Einsatz
wird das noch intensiver, da sind wir 24 Stunden füreinander da.
Haben Sie sich auf den Einsatz gefreut?
Der Unterstützungshubschrauber TIGER bei einem seiner
ersten Flüge in AFGHANISTAN
(Quelle: Bundeswehr/ISAF/RC North PAO)
In Szenarien wie diesem kommt die Hilfe zukünftig aus
der Luft. Ab Ende Februar können die in den Patrouillen
integrierten Forward Air Controller den Unterstützungshubschrauber (UH) TIGER anfordern.
Er gibt Bodentruppen in TIC- Situationen (Troops In Contact) die notwendige Feuerunterstützung. Sein Einsatz
hilft, unter dem Schutz des TIGERs Bundeswehrsoldaten
das Leben zu retten. Vier Maschinen vom Kampfhubschrauberregiment (KpfHubschrRgt) 36 aus FRITZLAR
sind jetzt in MAZAR- E- SHARIF. „Bereits 2010 haben wir
den Auftrag bekommen, uns auf den Einsatz vorzuberei-
Wir haben schon sehr lange gedacht, dass es Zeit
wird, in den Einsatz zu gehen. Wir sind die Komponente, die aus der Luft unterstützen kann mit unserem
Hubschrauber. Wir haben viel geübt und waren oft
weg. Endlich geht’s los.
ten. Wir sind froh, dass es jetzt losgeht“, sagt Oberstleutnant Dieter Heer (53), stellvertretender Regimentskommandeur vom KpfHubschrRgt 36.
Die Hubschrauber stehen deutschen Soldaten, aber auch
den anderen ISAF- Nationen zur Verfügung. Im Dezember 2012 brachte das Transportflugzeug ANTONOV An124 die vier TIGER von LEIPZIG nach AFGHANISTAN,
über eine Strecke von rund 6.000 Kilometern. Zwei TIGER kommen täglich zum Einsatz, die beiden anderen
sind die technische Reserve. Die 14 Meter langen, mit
Mastvisier gut 5,20 Meter hohen Hubschrauber sind mit
ZU GLEICH 1 / 2013
19
dem Ausrüstungspaket ASGARD (AFGHANISTAN Stabilization German Army Rapid Deployment) ausgestattet.
Diese spezielle Konfiguration bietet zusätzlichen ballistischen Schutz für die Piloten, Sandfilter für die Triebwerke, einen Mission Data Recorder, um die Einsätze aufzuzeichnen, sowie ein viertes Funkgerät.
rein fliegerische Aspekte, aber auch Übungen mit den Bodentruppen.“ Ganz wichtig sei das vierte Funkgerät. Ein
Waffensystem wie der TIGER könne nur effektiv eingesetzt werden, „wenn die Kommunikation mit den einzelnen
Bodenteilen reibungslos funktioniert.“ Deshalb hat das
Regiment zahlreiche Übungen mit den Bodentruppen absolviert. „Der Schwerpunkt lag darauf, mit den
Soldaten zusammenzuarbeiten, die zeitgleich
mit uns im Afghanistaneinsatz sind“, berichtet
Oberstleutnant Dieter Heer.
Der TIGER stellt mit der Feuerunterstützung
aus der Luft eine neue nationale Fähigkeit im
RC NORTH zur Verfügung – und damit auch
einem multinationalen Umfeld. Er kann bis zu
drei Stunden in der Luft sein und hat dabei
eine Einsatzreichweite bis zu 725 Kilometern.
Sein Einsatz erfolgt auf der Grundlage der im
Einsatz gültigen Weisungs- und Befehlslage.
Die Verantwortung für den Waffeneinsatz ergibt sich aus dem jeweiligen Einzelfall.
Von LEIPZIG aus wurden die Hubschrauber mit der ANTONOV nach
MAZAR- E- SHARIF geflogen
(Quelle: Bundeswehr/ISAF/RC North PAO)
Die leichte Panzerung gebe einem das Gefühl, „dass man
sich in einem besonders sicheren Luftfahrzeug befindet
und gegen Beschuss vom Boden besser geschützt ist“,
sagt Hauptmann Ulrich Krautwald. Der 57- jährige ist
Pilot und Leiter des Technischen Flugtrupps in der Luftfahrzeugtechnischen Abteilung 362 in FRITZLAR. Eine
seiner Aufgaben ist die einsatzvorbereitende Ausbildung
jüngerer Luftfahrzeugführer: „In dieser Phase verfeinern
wir die Verfahren für die Einsätze, im Mittelpunkt stehen
Der Umgang mit den Rules of Engagement
war Bestandteil der einsatzvorbereitenden
Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen und
erfolgte „in enger Abstimmung mit den Kräften
im Einsatzland“, sagt Oberstleutnant Andris
Bober (42), Kommandeur der Fliegenden Abteilung 361. Nach der Landung in MAZAR-ESHARIF wurden die TIGER aufgerüstet.
Die Besatzungen starteten ihre ersten Flüge zur Eingewöhnung im afghanischen Luftraum. Erst danach kann die
geplante Einsatzbereitschaft vermeldet werden. Einfach
so losfliegen – das funktioniert nicht. Oberleutnant Lars
Apel (36), Systemprüfoffizier der Luftfahrzeugtechnischen
Abteilung 362 in FRITZLAR, weiß aber, dass man auf die
klimatischen Bedingungen gut vorbereitet ist – aus technischer Sicht ebenso wie in puncto Ausbildung.
Hier fanden die Vorbereitungen statt. „Die TIGER sind grundsätzlich allwettertauglich und
somit in allen Klimaregionen einsetzbar. Das
ASGARD- Paket hilft zusätzlich. Besatzung
und Techniker wurden in theoretischen und
praktischen Unterrichtseinheiten gründlich für
AFGHANISTAN ausgebildet.“ Der Auftrag ist
zunächst für 18 Monate festgelegt.
Heer ist im Moment neugierig, „welche Erfahrungen unsere Jungs im erstmaligen Einsatz
mit diesem Waffensystem vor Ort machen.“
Der kontinuierliche Austausch mit den Akteuren trage dazu bei, „dass wir Verfahren und
Ausbildungsgänge für zukünftige Einsätze anpassen können.“
Wie in FRITZLAR werden die vier TIGER auch in AFGHANISTAN penibel
gewartet
(Y/ StFw Rolf Walter)
ZU GLEICH 1 / 2013
20
Technik
Bewaffnung: Der TIGER verfügt über den Lenkflugkörper HOT als Präzisionswaffe. Zudem bietet er Raketenbehälter
für jeweils 19 ungelenkte 70-Millimeter- Raketen und Gunpods mit jeweils 400 Schuss (12,7mm) als Flächenwaffe.
Optronik: Neu ist im Vergleich zu Kampfhubschraubern anderer Nationen die überragende Optronik, mit der Piloten
und Schützen im TIGER auch bei enorm großen Distanzen eine ausgezeichnete Sicht haben – bei Tag und Nacht.
Waffenanlage: Sie ist gekoppelt an das automatische Flugregelsystem. Der TIGER wird über die Visieranlage automatisch auf sein Ziel gerichtet, und der Pilot muss nicht nachsteuern.
Protektionstape: Auf Haupt und Heckrotorblättern ist eine dicke Schutzfolie aufgeklebt. Speziell in AFGHANISTAN
schützt sie vor Erosion durch Sand.
ZU GLEICH 1 / 2013
21
Der zukünftige maritime Beitrag
zur STF
Bild 2/1
Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und mit dem Geschütz
OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein - Quelle: ARGE F125
Korvettenkapitän Elmar Bornkessel, I. Offizier der Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208), war zuletzt tätig im
Marinekommando in der Abteilung Planung/ Konzeption als Dezernent „Grundsatz Überwasserseekrieg“.
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Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) findet oftmals nur als Randnotiz statt. Gerade der maritime Beitrag scheint insbesondere vor
dem Hintergrund der Einsatzrealität in AFGHANISTAN
eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Nichtsdestotrotz gilt es, einen maritimen Beitrag immer mit zu
betrachten, insbesondere wenn es darum geht, taktische Grundlagen für die Streitkräfte in diesem neuen
Feld zu entwickeln.
Aufgrund der Einsatzerfahrungen der Joint Fire Task Force
in AFGHANISTAN sind die prominentesten Elemente von
STF sicherlich indirektes Feuer durch Landartilleriesysteme oder CAS (Close Air Support) durch Luftfahrzeuge. Wenn konkret vom maritimen Beitrag STF gesprochen wird, geschieht dies oftmals nur im Hinblick auf die
Hardware, also die Schiffsartillerie oder Flugkörpersysteme, die notwendigen Kommunikationseinrichtungen und
Systeme zum Datenaustausch. Diese sind zweifelsohne
Grundvoraussetzung, aber bei weitem nicht das Einzige,
was hinsichtlich eines zukünftigen maritimen Beitrages zur
STF benötigt wird.
Was ist nun konkret unter dem maritimen Beitrag zur STF
zu verstehen? Letztlich macht es für die unterstützende
seefahrende Einheit keinen Unterschied, ob ein Waffeneinsatz im Rahmen von STF, also der unmittelbaren taktischen Feuerunterstützung im Sinne eines Bottom- UpApproaches (von unten nach oben) oder im Rahmen des
Joint Targeting als Top- Down- Approach (von oben nach
unten) durchgeführt wird. Wichtig ist, dass klare Regelungen hinsichtlich des Command Controls implementiert
werden und ein Waffeneinsatz immer nur auf Grundlage
der Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen stattfindet.
Das, was seitens der Marine bereitgestellt wird, ist aus
maritimer Sicht letztlich immer eins: Naval Fire Support
(NFS) bzw. bei einem konkreten Einsatz der Schiffsartillerie Naval Gunfire Support (NGS), die demzufolge auch als
der maritime Beitrag zur STF bezeichnet werden können.
ZU GLEICH 1 / 2013
22
Naval Fire Support während der Operation Unified
Protector (OUP)
Die Operation Unified Protector in LIBYEN hat gezeigt,
dass das Wirken von See an Land im Rahmen multinationaler, streitkräftegemeinsamer und vernetzter Operationen nach wie vor von großer Relevanz ist. So spielte
insbesondere der Einsatz der Schiffsartillerie in dieser
Operation eine wichtige Rolle.
Die wichtige Bedeutung von Naval Fire Support bzw.
Naval Gunfire Suppport wurde durch die NATO- Partner
FRANKREICH, das VEREINIGTE KÖNIGREICH und ITALIEN bei dieser Operation unter Beweis gestellt. So haben
französische Einheiten 76mm und 100mm Schiffsartillerie
zum Einsatz gebracht und einige hundert Feueraufträge
mit mehreren tausend Schuss erfüllen können. Neben den
französischen Einheiten wurden auch britische Schiffe mit
100mm und italienische Einheiten mit 127mm Geschützen
eingesetzt und haben dabei nahezu jede Art von stationären Zielen bekämpft.
Neben der Schiffsartillerie wurden auch Tactical Land
Attack Missiles (TLAM) in großer Anzahl eingesetzt. So
lassen sich aus offenen Quellen insgesamt 135 TLAMs,
vorwiegend von amerikanischen Überwassereinheiten
und U- Booten verschossen, nachvollziehen.
Insgesamt spielte das Wirken von See an Land eine wichtige Rolle und hat letztlich zum Gesamterfolg der Operation beigetragen, ohne dass eigene Landstreitkräfte eingesetzt werden mussten.
Deutsche maritime STF- Fähigkeiten
Mit dem RBS 15 Mk 3 auf der Korvette 130 und zukünftig
dem 127mm Geschütz auf der Fregatte F-125 verfügt die
Deutsche Marine über leistungsfähige Systeme, mit denen auf kürzere und mittlere Distanzen präzise an Land
gewirkt werden kann. Der RBS 15 Mk 3 auf den fünf Korvetten K 130 ist ein landzielfähiger Flugkörper, mit dem
von See an Land durch Schiffsartillerie. Die Marine hat
eine große Anzahl an Booten und Schiffen, die grundsätzlich dazu befähigt wären, einen maritimen Beitrag
zur STF zu leisten, dazu gehören die Fregatten der Klassen F-122 (BREMEN- Klasse), F-124 (SACHSEN- Klasse), die Korvetten der Klasse K-130 (BRAUNSCHWEIGKlasse) sowie die Schnellboote der Klasse S-143A (GEPARD- Klasse). Nach einer entsprechenden Umrüstung
des Führungswaffeneinsatzsystems (FüWES) werden
zukünftig auch alle Fregatten der Klasse F-123 (BRANDENBURG- Klasse) befähigt, Landzielschießen mit Artillerie durchzuführen. Zweifelsohne ist der auf diesen
Einheiten vorhandene Effektor OTO- Melara 76mm mit
Flugkörper RBS 15 Mk 3
stationäre Ziele in Reichweiten bis ca.
200km GPS- genau bekämpft werden
können. Jedoch muss festgestellt werden, dass der RBS15 Mk 3 zunächst
als Seezielflugkörper konzipiert und für
diesen Einsatz auch optimiert wurde.
Dazu gehört eine kostenintensive und
komplexe Sensorik mit einer Härtung
gegenüber Störmaßnahmen, die im
Rahmen eines Kosten- Nutzen- Verhältnisses beim Einsatz als Landzielflugkörper immer mit betrachtet werden muss. Daher kann der RBS 15
Mk3 zwar wirkungsvoll und präzise
gegen gehärtete Punktziele an Land
eingesetzt werden. Dies sollte jedoch
schon aus Kostengründen die Ausnahme bleiben.
Unsere Streitkräfte verfügen derzeit
nur über eingeschränkte Fähigkeiten
zur taktischen Feuerunterstützung
Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern des Turmes OTO Melara 76
mm, dem „Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: PIZ Marine
Bild 1/1
Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern desder
Turmes
Melara 76 mm,
dem
zurOTO
Verfügung
stehenden
Mu„Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: nition
PIZ Marine
nicht wirklich das, was die
Landstreitkräfte im Rahmen ihrer
Landoperationen zur Unterstützung
der eigenen Kräfte benötigen. Die
derzeit verfügbaren Rohrwaffen
sind auf Grund ihrer Kalibergröße
kaum in der Lage, die geforderte
Abstandsfähigkeit oder die geforderte Wirkung und Präzision im Ziel
zu erreichen.
Die ab 2016 zulaufenden Fregatten
der Klasse 125 (BADEN- WÜRTEMBERG- Klasse) werden mit dem
127/64mm Lightweight Schiffsgeschütz von OTO- Melara ausgestattet. Mittels der ebenfalls durch OTOMelara entwickelten reichweitengesteigerten und präzisionsgelenkten
Munitionsfamilie VULCANO können
dann Reichweiten bis ca. 70km realisiert werden. Jedoch muss hier
werden,
dass die RBSgeBild 1/2Korvette MAGDEBURG (F-261) – ausgestattetberücksichtigt
mit dem landzielähigen
Flugkörpersystem
forderte
hohe
Präzisionsfähigkeit
Bild
0
RBS-15
Mk3 – der erste Seezielflugkörper mit15Landzielfähigkeit
in
der
Deutschen
Mk3 und dem Artilleriegschütz OTO Melara 76 mm – Quelle: PIZ Marine
bei Artilleriegeschossen immer von
Marine,Mk3
hier
beim
Abschuss
von einer
– Quelle:
Saabhier beim
RBS-15
– der
erste
Seezielflugkörper
mitschwedischen
LandzielfähigkeitKorvette
in der Deutschen
Marine,
Abschuss von einer schwedischen Korvette – Quelle: Saab
ZU GLEICH 1 / 2013
23
Bild 1/1
Fregatte NIEDERSACHSEN (F-208) beim Abfeuern des Turmes OTO Melara 76 mm, dem
„Standardgeschütz“ der Deutschen Marine – Quelle: PIZ Marine
vielen Faktoren, wie z. B. von exakten meteorologischen Daten, abhängt, die nur eingeschränkt an Bord verfügbar sind.
Für die Fregatten der Klasse 125 ist ebenfalls vorgesehen, das Führungswaffeneinsatzsystem (FüWES) ADLER II der Artillerietruppe einzurüsten. Hierdurch wird ein
problemloser Datenaustausch zwischen
den Landkomponenten wie der Joint Fire
Support Coordination Group (JFSCG) und
dem Joint Fire Support Team (JFST) und
somit die verzugsarme Bereitstellung von
Feuerunterstützung ermöglicht.
Daneben werden im Rahmen des Rüstungsvorhabens und der Einrichtung der
Joint Fire Support Coordination Groups auf
Brigade-/ Divisionsebene alle notwendigen
Systeme wie Taktische Datenlinks (TDL)
Korvette
MAGDEBURG
(F-261)
–
ausgestattet
mit
dem
landzielähigen
FlugkörBild 1/2Korvette MAGDEBURG (F-261) – ausgestattet mit dem landzielähigen Flugkörpersystem RBSund das maritime FüInfoSys „Maritime
persystem
RBS-15
Mk3
und
dem
Artilleriegschütz
OTO
Melara
76mm
–
15 Mk3 und dem Artilleriegschütz OTO Melara 76 mm – Quelle: PIZ Marine
Command and Control Information SysQuelle: PIZ Marine
tem“ (MCCIS) in die Zelle Seestreitkräfte
(SeeSK) integriert. Das Personal der Zelle
SeeSK wird zukünftig von Angehörigen der
Marine gestellt. Hier wird durch die Marine im Bedarfsfall qualifiziertes Personal
kurzfristig zu Verfügung gestellt werden.
Dabei handelt es sich um einen Stabsoffizier sowie zwei Portepeeunteroffiziere aus
dem Bereich des Operationsdienstes. Das
geforderte Fähigkeitsspektrum im Bereich
der Offiziere erfüllen grundsätzlich alle
ehemaligen Schiffseinsatzoffiziere sowie
Bootseinsatzoffiziere der Korvetten. Das
in der Marine vorhandene Personal mit
diesem Werdegang und der notwendigen
Erfahrung ist ausreichend groß, um etwaigen Einsatzverpflichtungen kurzfristig und
durchhaltefähig nachzukommen. Gleiches
Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und
gilt auch für den vorhandenen Personalmit dem Geschütz OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein pool bei den Portepeeunteroffizieren.
Quelle: ARGE F125
Bild 2/1
Fregatte der Klasse F-125 – die erste der vier Fregatten wird 2016 zulaufen und mit dem Geschütz
OTO Melara 127/64 Lightweigt ausgestattet sein - Quelle: ARGE F125
Banner
127/64 Lightweight – das zukünftige Schiffsgeschütz der Fregatten der Klasse
F-125
Bild
2/2 Quelle: OTO Melara
127/64 Lightweight – das zukünftige Schiffsgeschütz der Fregatten der Klasse F-125 – Quelle: OTO
ZU GLEICH 1 / 2013
Melara
24
Im Bereich der Ausbildung arbeitet die
Marine eng mit der Artillerieschule IDAROBERSTEIN zusammen. Daneben führt
die Marine aber auch selbst einen Ausbildungsgang an der Marineoperationsschule in BREMERHAVEN zur Ausbildung der
Spotter für die Bundeswehr auf Grundlage
der NATO- Verfahren der ATP-04 (Naval
Fire Support) durch. Bis vor kurzem lautete der Titel dieser Vorschrift noch Naval
Gunfire Support. Die Umbenennung soll
ein erster Schritt sein, die Vorschrift auch
für andere Systeme, sprich Tactical Land
Attack Missiles sowie neue taktische Verfahren zu öffnen.
Taktische Verfahren für den maritimen
Beitrag
Es wäre zu kurzsichtig, militärisches Handeln deutscher Streitkräfte rein national zu
betrachten, insbesondere wenn es um taktische Verfahren geht. Taktische Verfahren
für die Deutsche Marine orientieren sich seit jeher nahezu
ausschließlich an NATO- Verfahren und sorgen somit für
eine große Interoperabilität deutscher Seestreitkräfte mit
unseren Bündnispartnern. Daher ist die Marine immer bestrebt, neu zu entwickelnde taktische Verfahren kompatibel zu NATO- Verfahren zu halten.
In der „maritimen NATO- Welt“ gibt es sogenannte Experimental Tactics (EXTACS). Dabei handelt es sich um
taktische Verfahren, die sich noch im Erprobungsstatus
befinden und nach einer dreijährigen Einführungsphase
einer jährlichen Überprüfung hinsichtlich ihrer tatsächlichen Relevanz unterzogen werden. Dabei können diese
Experimentalverfahren entweder nach erfolgreicher Bewährung in Doktrinen überführt oder die Erprobungsphase auch verlängert werden, wenn die bis dato gewonnenen Erkenntnisse nicht ausreichen, um eine abschließende Bewertung zu treffen. Sollte sich herausstellen,
dass das Verfahren nicht praktikabel, überflüssig oder
einfach nicht nutzbar ist, werden diese Experimentalverfahren als EXTACS gestrichen.
Um eine Schnittstelle und einen Anknüpfpunkt des nationalen STF- Verfahrens für alle Marineeinheiten der
NATO bereitzustellen, hat die Deutsche Marine ein Verfahren entwickelt, das während der Maritime Operations
Working Group (MAROPSWG) 2013 in KOPENHAGEN
als EXTAC den Nationen sowie Vertretern von NATODienststellen vorgestellt wurde.
Diese EXTAC hat als Thema „Die Bereitstellung von Naval Fire Support durch Überwassereinheiten“. Dies umfasst sowohl den Einsatz von landzielfähigen Flugkörpersystem als auch die Durchführung von Landzielbeschuss
durch Schiffsartillerie. NFS wird dabei als der maritime
Beitrag zur STF bzw. zu Joint Fire Support verstanden.
Bei dem vorgestellten Verfahren handelt es sich um die
EXTAC „Naval Fire Support Status (NFSS)“.
Dabei soll eine NFSS Stufe den jeweiligen Bereitschaftszustand des Schiffes für NFS als maritimen Beitrag anzeigen. Das Statussystem umfasst alle NFS- fähigen
Überwassereinheiten einer Joint Operation, die sich innerhalb der Joint Operations Area (JOA) aufhalten. Jeder dort befindlichen Überwassereinheit wird eine solche
Stufe zugewiesen.
Demnach legt der Maritime Component Commander
(MCC) in Abhängigkeit der durch den Joint Force Commander vorgegebenen Missionsziele grundsätzlich fest,
inwieweit seine Einheiten andere Component Commander durch NFS unterstützen können. Basierend auf seinen Vorgaben werden schließlich durch die Befehlshaber in See (Commander Task Force, CTF/ Commander
Task Group, CTG) die NFSS Stufen für alle Einheiten
festgelegt. Insgesamt umfasst das System fünf Stufen,
die nicht nur den Bereitschaftszustand für die Durchführung von Naval Fire Support festlegen, sondern auch
Unterstellungsverhältnisse und Zugriffsmöglichkeiten der
STF- Koordinierungselemente regeln.
Seestreitkräfte in der höchsten NFSS- Stufe verfügen
über Wirkmittel und stehen dauerhaft den STF- Koordinierungselementen als planbare Einheit für die STF zur
Verfügung. Eine entsprechende Bereitschaft seitens der
Überwassereinheiten ist herzustellen, um Feueranfragen
unmittelbar beantworten zu können. Die in Stufe 1 befindlichen Seestreitkräfte halten sich in einer Fire Support
Area (FSA) oder Fire Support Station (FSS) auf, so dass
die Feuerunterstützung unter Berücksichtigung der eigenen Waffenreichweite jederzeit ermöglicht wird. Tactical
Control (TACON) über das Schiff würde in dieser Stufe
auf das einsetzende Fire Support Element übergehen. In
den weiteren Abstufungen können die Schiffe ihre maritimen Aufträge (z. B. Embargo- Operationen) durchführen,
während sie parallel als Einheit für Naval Fire Support
assigniert sind. Damit Feuerunterstützung geleistet werden kann, ist eine entsprechende Festlegung des genauen Zeitraums und der Fire Support Area erforderlich.
Außerhalb der festgelegten Zeiträume führt das Schiff
seinen durch den OTC (Officer in Tactical Command) erteilten Auftrag durch. In der Stufe 4 steht beispielsweise
das Schiff auf Grund höher priorisierter, anderer Aufträge nicht zur Verfügung. Damit kann grundsätzlich keine
Feuerunterstützung geleistet werden. Trotzdem kann
eine Anfrage zur Bereitstellung von NFS einer anforderungsberechtigten Einheit (z. B. JFSCG), in diesem Falle
über den MCC, erfolgen und ggf. Feuerunterstützung geleistet werden.
Der Einsatz bestimmter Wirkmittel, beispielsweise TLAM,
für STF kann in jeder Stufe ausgeschlossen werden, insbesondere dann, wenn nationale Vorbehalte hinsichtlich
eines Einsatzes von landzielfähigen Flugkörpern bestehen.
Die jedem Schiff zugewiesene Stufe und somit der festgelegte Status ist für die STF- Koordinierungselemente
sofort ersichtlich Die Koordinierungselemente der STF
würden so jederzeit ein komplettes Lagebild mit einer
Übersicht der ihnen für STF zur Verfügung stehenden
Einheiten erhalten. Dadurch wird die Planungssicherheit
bei den Landstreitkräften erhöht und schafft zudem eine
Verbindlichkeit und Verpflichtung für die Seestreitkräfte,
etwaige Feueranforderungen zu erfüllen.
Der wesentliche Vorteil eines solchen Statussystems besteht darin, dass grundsätzlich alle STF- Elemente Zugriff
auf die in einer JOA operierenden Überwassereinheiten
hätten, um Feueranforderungen durchführen zu können.
Damit wird eine Grundlage für die Zusammenarbeit von
nationalen STF- Koordinierungselementen mit anderen
NATO- Überwassereinheiten geschaffen. So entsteht ein
Anknüpfpunkt, der die nationalen „Taktischen Grundlagen zur STF für Landoperationen“ kompatibel zu maritimen NATO- Verfahren macht. Für die konkrete Durchführung und Abarbeitung des Feuerauftrages können
die NATO- Verfahren der ATP-04 genutzt werden.
Dass die Einführung eines solchen Statussystems keine bahnbrechende Revolution ist, zeigt das seit Jahren
praktizierte Co-Ordinated Air/Sea Procedure (CASP)
zwischen NATO See- und Luftstreitkräften. Der jeweilige
CASP Status eines Schiffes zeigt dabei an, inwieweit ein
Schiff zur integrierten Luftverteidigung der NATO beitragen kann und wie es in diese eingebunden ist.
Ausblick
Die bisher in der Bundeswehr vorhandenen „Vorläufigen
Taktischen Grundlagen Streitkräftegemeinsame taktische
Feuerunterstützung (STF) für Landoperationen“ sprechen
ZU GLEICH 1 / 2013
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explizit von der Unterstützung für Landoperationen. Zwar
sind auch andere Szenarien denkbar, jedoch erscheinen
diese weniger realistisch, beispielsweise beim Wirken von
Land auf See und sollten daher sowohl bei der Betrachtung der Verfahren, als auch bei der Initiierung entsprechender Rüstungsprojekte zu Gunsten des wahrscheinlicheren Szenarios von See an Land in den Hintergrund
treten. Unstrittig ist, dass das Heer auch zukünftig der
wesentliche Träger der Landoperationen bleiben wird und
dabei mittels STF durch die anderen OrgBereiche unterstützt werden muss. Das bedeutet, dass der MCC in den
meisten Fällen den LCC unterstützen wird.
In einem nächsten Schritt liegt es nun an der Marine, mit
Unterstützung des Heeres zu demonstrieren, dass auf
Grundlage der bisher verwendeten Verfahren, die Zusammenarbeit und Koordinierung mittels eines solchen
Statussystems verbessert werden kann. Dazu sollten nationale und internationale Übungsvorhaben in den kommenden Jahren ausgiebig genutzt werden. Ein solches
System ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn auch
andere NATO- Nationen stehen vor der Herausforderung, die Zusammenarbeit bei Joint Fires bzw. Joint Fire
Support zwischen der Marine und den anderen Teilstreitkräften zu verbessern.
Es erscheint wenig sinnvoll, die „Taktischen Grundlagen für STF für Landoperationen“ national auszurichten.
Zukünftige Einsätze werden wie bisher als Combinedand- Joint- Einsätze durchgeführt werden. Das bedeutet
vereinfacht, „Jeder muss mit Jedem können“. Durch die
von der Marine entwickelte EXTAC „Naval Fire Support
Status (NFSS)“ steht nun erstmals ein Verfahren bereit,
mit dem deutsche STF- Koordinierungselemente Zugriff
auf alle NATO- Überwassereinheiten erhalten würden,
die über landzielfähige Waffensysteme in einer gemeinsamen durchgeführten Operation verfügen.
Die Marine wird in den kommenden Jahren durch den
Zulauf der Fregatten der Klasse F-125 ihr Fähigkeitsspektrum beim Wirken von See an Land weiter steigern.
Es bleibt zu hoffen, dass auch bei zukünftigen maritimen
Großprojekten, wie z. B. dem Mehrzweckkampfschiff
Klasse 180 (MKS-180) eine solche Fähigkeit berücksichtigt wird. Dann stehen nicht nur funktionierende Verfahren bereit, sondern auch weiterhin Einheiten und Waffensysteme, die einen starken maritimen Beitrag zur STF
leisten können.
ZU GLEICH 1 / 2013
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Multifunktionszünder für
Schiffsartillerie – FREMEN
Junghans microtec entwickelt momentan eine neue
generation von Multifunktionszündern für schiffsar­
tilleriesysteme. Dieser Zünder mit der Bezeichnung
FREMEn bietet der schiffsartillerie unvergleichliche
Möglichkeiten, moderne operative anforderungen
zu erfüllen. Der Multifunktionszünder ist somit in
der Lage, autonom eine Vielzahl von aufgaben wie
z.B. Flugabwehr, Raketenabwehr, seeziel­ oder
Landzielbekämpfung (naval fire support) zu erfüllen.
Ein hF­sensor auf dem neuesten stand der Technik
für optimierte Leistungsfähigkeit
Die einzigartige Leistung des FREMEN-Zünders kann dank
seines sogenannten FMCW-Radarsensors (Frequency
Modulated Continuous Wave) erreicht werden. Diese
State-of-the-art Technologie macht es möglich, zusätzlich zur Entfernung zum Ziel auch seine Geschwindigkeit
zu messen (Doppler-Effekt). Daher kann auch bei sehr
starkem Seegang jede Art von Ziel aufgrund detektierten
Signales unterschieden werden. Durch die Reduzierung
von Fehlmeldungen und damit Frühzündungen (Early
Burst) bietet FREMEN bezogen auf Zielerkennung und
operative Flexibilität eine erheblich größere Leistungsfähigkeit als frühere Zündergenerationen.
FREMEN ist der erste Marinezünder, in dem diese
Art von Sensor für Luftziele eingebaut ist. Er stellt somit eine bedeutende Neuerung auf dem Gebiet der
Annäherungszünder für Schiffsartillerie und moderne
Luftabwehr dar.
Operative Vorteile des FREMEn­Zünders
Der FREMEN-Zünder kann jede Art von Luftzielen unabhängig von seiner Geschwindigkeit und Höhe (SeaSkimmer-Raketen, Kampfflugzeuge, Drohnen, ...) sowie statische Ziele (unbemannte Luftfahrzeuge und
Hubschrauber im Schwebeflug, ...) bekämpfen.
Zusätzlich führt er sehr präzise und wirkungsvoll jegliche Operation auf der Wasseroberfläche
(Piratenabwehr) und gegen Küstenziele
aus.
Weiterhin ist der FREMEN
weniger störanfällig für
elektronische Gegenmaßnahmen (ECM, Jammer)
und gegenüber Störungen
in maritimen Operationen.
Der FREMEN-Zünder ist autonom und funktioniert ohne
Zündereinsteller:
FREMEN Naval Artillery Fuze
Junghans microtec is currently developing a new
generation of multifunction fuze dedicated to naval
artillery systems. This fuze, designated as FREMEn,
provides naval artillery with unmatched capabili­
ties to fulfill modern operational requirements. It
achieves autonomously a broad range of missions,
such as air defense, anti skimming missile protec­
tion, surface warfare or naval fire support.
a state of the art RF sensor for optimized
performances
The unique performances of the FREMEN fuze can be
achieved thanks to its so-called FMCW (Frequency
Modulated Continuous Wave) radar sensor. This stateof-the-art technology enables to measure the distance
to the target, in addition to its velocity (Doppler effect).
Therefore, any type of targets can be distinguished from
the noise, even in the harshest sea-clutter environment.
By drastically reducing false alarm and early burst rate,
Fremen offers significantly higher performances than
those provided by former generation fuzes in terms of target detection and operational flexibility.
FREMEN is the first naval fuze which incorporates this
type of sensor against air targets. This is a significant
breakthrough in the domain of proximity fuzes used for naval artillery and air-defence modern warfare.
Operational benefits of the FREMEN Fuze
The FREMEN Fuze can defeat any type of aerial targets
whatever its velocity and altitude (sea skimmer missiles,
warplanes, drones…), as well as static targets (UAVs,
Helicopter…),
It can also achieve very accurate and efficient sea surface
operation (such as shore bombardment or counter piracy
surface coverage).
In addition, the FREMEN
fuze provides very good resistance to jamming and interferences prevalent in naval operations.
The FREMEN fuze is autonomous, and independent from
any fuze setter: the sensor
can automatically select the
most adequate mode of operation (air defense or shore
bombardment) by sensing
its surrounding environment,
making the fuze compatible
with any existing naval artillery gun system.
ZU GLEICH 1 / 2013
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FREMEN 100 mm
FREMEN 76 mm
Schema Multifunktionszünder für Schiffsartillerie – FREMEN
Pattern FREMEN Naval Artillery Fuze
der Sensor wählt durch Abtasten der Umgebung automatisch die Operationsart, die am besten geeignet ist (Luftoder Küstenziel), was den Zünder kompatibel zu jedem
existierenden Schiffsartilleriesystem macht.
The fuze is is also compliant with IM (Insensitive Munition)
requirements.
FREMEn Fuze PROgRaMME sTaTus
Projektstatus des FREMEn­Zünders
The FREMEN fuze is currently developed in the frame of
the French MoD (DGA) contracts for two naval artillery calibers, 100mm and 76mm, including qualification and serial production.
Der FREMEN-Zünder wird momentan im Rahmen
der französischen MoD (DGA)-Verträge für zwei
Schiffsartilleriekaliber, 100 mm und 76 mm, entwickelt,
qualifiziert und in Serie produziert.
Initial live firings with active FREMEN fuzes fired from a
100mm gun have been successfully performed in early
2013 over real target, demonstrating the performances of
its radar sensor.
Erste Versuche mit aktiven FREMEN-Zündern abgefeuert
aus einer 100-mm-Marinegeschütz auf reelle Ziele wurden Anfang 2013 erfolgreich durchgeführt und demonstrierten die Leistungsfähigkeit des Radarsensors. Die
Qualifizierung wird spätestens 2014 beendet sein. Eine
Serienlieferung kann ab 2015 für beide Kaliber erfolgen.
The qualification phase will be finished by 2014, for serial
deliveries in 2015 for both calibers.
Der Zünder erfüllt alle IM-Forderungen (insensitive Munition).
The FREMEN Fuzes is based on a modular design adaptable to 5” (127mm) and any other calibers.
Die FREMEN-Zünder ist modular aufgebaut und kann für
127 mm und andere Kaliber angepasst werden.
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Ihr Ansprechpartner für Rückfragen/Your partner for further inquiry:
hauptmann d. R. Jens Beimforde
head of sales and Marketing
Junghans Microtec gmbh
unterbergenweg 10
78655 Dunningen • germany
Phone: +49 7402 181­338
E­Mail: info@junghans­microtec.de
Internet: www.junghans-microtec.de
Joint Fire Support im Österreichischen Bundesheer –
Möglichkeiten und Ansätze zur Umsetzung
Oberst Franz Horvath, Master of Security and Defense Management, Leiter Institut Artillerie
Vizeleutnant Michael Wirth, Targeteer und Hauptlehrunteroffizier für taktische Feuerleitung
Institut Artillerie der Heerestruppenschule, BADEN bei WIEN
Im Jahre 2008 erfolgte eine Umstellung der Bildungslandschaft innerhalb des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Die bis dahin eigenständigen Waffenschulen, so auch die Artillerieschule, wurden zu wenigen Schulen zusammengeführt. Zu diesem Zeitpunkt
wurden die Institute Artillerie (ex Artillerieschule), Institut Panzer- und Panzergrenadier, Institut Aufklärung,
Institut Pionier und Institut Jäger in der Heerestruppenschule zusammengefasst. Die Autoren sind Angehörige des Instituts Artillerie.
Institut Artillerie des ÖBH
Rückblick
Es mag schon etwas seltsam anmuten, dass zwei Nationen, welche auf eine einzigartige Geschichte und Tradition ihrer Artillerie zurückblicken können, nunmehr konsequent diese Waffengattung den Herausforderungen eines
Gefechtsfeldes des 21. Jahrhunderts anpassen.
Es war durchaus ein langer Weg. Er beginnt mit den frühen „Katapulten“, „Ballestern“ und „Bliden“, führt über die
Erfindung des Pulvers zu den ersten „Feldgeschützen“,
die vornehmlich dazu geeignet waren, in die feindlichen
Linien „eine Bresche zu schlagen“ – letztlich bis zur Hochblüte der Steilfeuerunterstützung in den beiden Weltkriegen. Noch bis zum Ende des Ost- West- Konfliktes wurde
die Artillerie in erster Linie als Flächenwaffe gegen angreifende motorisierte und mechanisierte Großverbände eingeplant.
Heute, im 21. Jahrhundert sprechen wir ganz selbstverständlich vom „System Artillerie“, welches nun als Verbund von „Aufklärung - Führung - Wirkung“ unverzichtbar den integralen Pfeiler eines „Joint Fire Support Wirkungsverbundes“ bildet. Im Nachhinein betrachtet ist es
durchaus ein Paradigmenwechsel, ein System – welches
im englischen Sprachgebrauch auch unter „Weapons of
Mass Destruction“ fiel – zu einem präzisen und effektiven
„Force Protector“ umzugestalten. Letztendlich ist diese
Entwicklung aber typisch für das Selbstverständnis unserer altvorderen Büchsenmeister und Stuckmeister, welche
die edle Zunft der Akelei unter den Schutz einer Frau –
St. Barbara stellten, das war nämlich schon vor hunderten
Jahren revolutionär! Dieser revolutionäre Geist – gepaart
mit dem für Artilleristen so typischen „Weitblick“ – machte
es andererseits aber leicht, „Joint“ – also „teilstreitkraftübergreifend“ zu denken und zu handeln.
Da wir Artilleristen ohnehin gewohnt sind, ein bis zwei
Führungsebenen über der eigenen zu beurteilen und die
Eigenheiten des indirekten Feuers den systemischen
Ansatz immer schon förderten, war der Schritt von der
„Steilfeuerunterstützung“ zur „Streitkräftegemeinsamen
Taktischen Feuerunterstützung - STF“ fast selbstverständlich. Artilleriebeobachtern oder FBs – die gewohnt
waren – eine genormte Feueranforderung zum Erzielen
einer Wirkung („Wirkungsforderung“) über Funk abzusetzen, fällt der nunmehr teilstreitkraftübergreifende und „effektorientierte Ansatz“ besonders leicht. Es sind vor allem
diese Artilleriebeobachter und nunmehr auch die Forward
Air Controller (FAC) oder die Joint Terminal Attack Controller (JTAC), welche den Schlüssel zum Erfolg von „Joint
Fire Support“ darstellen.
Joint Fire Support, die logische Konsequenz
Zum Unterschied von „Joint Fires“ – das den Einsatz von
Feuer eher aus der operativen und einer „Top Down“ Perspektive betrachtet, ist „Joint Fire Support“ auf die Bedürfnisse der Kampftruppe abgestimmt. Support – also
„Unterstützung“ ist das Schlagwort. Da unsere Artilleriebeobachter und FAC die – meist unmittelbare – Feuerunterstützung für die Kampftruppe gewährleisten, vertreten
sie somit die (taktische) Anforderungsebene. Der Bedarf
wächst also von unten nach oben bis zu jener Führungsebene an, welche zum einen eine Bekämpfungsentscheidung trifft und zum anderen entsprechende Wirkmittel zuweist. Die nunmehrige Zusammenfassung der Fähigkeiten von Artillerie- und Mörserbeobachtern (im ÖBH „Steilfeuerbeobachter“ genannt) und jenen der FAC/ JTAC zu
ZU GLEICH 1 / 2013
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sogenannten Joint Fire Support Teams (JFST) unter einheitlicher Führung, entspricht daher nur der konsequenten Umsetzung dieses Konzeptes. Die Implementierung
von Koordinierungselementen wie das Joint Fire Support
Coordination Team (JFSCT) und die Joint Fire Support
Coordination Group (JFSCG) innerhalb einer führungsebenengerechten Systemarchitektur stellt die JFS- Prozessabläufe im Wirkungsverbund sicher.
Garant der Force Protection
Natürlich haben die technologischen Entwicklungen des
letzten Jahrzehnts die Weiterentwicklung entscheidend
geprägt. Die Verwendung von GPS- gelenkter Munition in
Verbindung mit verbesserter Beobachterausrüstung zur
Zielaufklärung und -bestimmung haben die einstmalige
Flächenwaffe befähigt, nun auch Punkt- und Einzelziele
wirkungsvoll und mit hoher Präzision zu bekämpfen. Diese Fähigkeit und das dadurch reduzierte Kollateralschadensrisiko ermöglicht die Feuerunterstützung somit auch
im urbanen Umfeld. Diesem Umstand und der Integration
von 24/7 verfügbarem JFS (24 Stunden am Tag/ 7 Tage
die Woche) auf allen Führungsebenen ist es zu verdanken, dass Feuerunterstützung nunmehr zum unverzichtbaren Garanten der Force Protection wurde.
Multinationaler Verbund
Das Selbstverständnis des ÖBH war noch bis vor wenigen
Jahren bestimmt durch das Konzept der umfassenden
Landesverteidigung des neutralen(!) Staates. Die Beteiligung an der NATO- Partnerschaft für Frieden (NATOPfP) in der Mitte der 90iger Jahre und die Unterzeichnung
des „Petersberger Abkommens“, als Grundlage eines gemeinsamen europäischen Sicherheitssystems, haben zu
einem „unvermeidlichen Zwang des Faktischen“ geführt.
Die Österreichische Artillerie hat rasch die Zeichen der
Zeit erkannt. Die Artillerieschule in BADEN bei WIEN, das
derzeitige Institut Artillerie der Heerestruppenschule, war
stets bemüht, der Modernisierung dieser Waffengattung
den Weg zu bereiten. Internationale Erfahrungen und
Ausbildungen und – natürlich die enge Waffenbrüderschaft mit der Deutschen Artillerieschule – ermöglichten
neue Konzepte und Entwicklungen. Die unterschiedlichen
„Lessons Learned“ aus Einsätzen im IRAK und in AFGHANISTAN wurden laufend geprüft, beurteilt und bewertet.
Am derzeitigen Ende dieser Entwicklung steht die nahezu vollständige Implementierung des deutschen Konzepts
zur STF. Die Philosophie der Österreichischen Artillerie
entbehrt dabei nicht einer gewissen „Chuzpe“: Da das
ÖBH – mangels finanzieller Ausgestaltung und anderer
Umstände – nur über marginale Fähigkeiten zu Luftnahunterstützung verfügt und daher stets gezwungen war, aus
den geringen Ressourcen das Beste zu machen, hat sich
ÖSTERREICH die besten Ansätze anderer Nationen für
JFS zu Eigen gemacht. Gerade der „teilstreitkräfteübergreifende“ aber auch „multinationale“ (combined) Verbund
ermöglicht es nämlich – einem relativ kleinen Heer – „Zugriff“ auf moderne, weitreichende und präzise Effektoren
vom Boden und aus der Luft zu erlangen. Somit steht die
„Fähigkeit“, diese Mittel anzufordern und zu koordinieren,
im Mittelpunkt des österreichischen Konzeptes. Das deutsche STF- Modell wurde somit zwangsläufig auch als das
„Beste“ für das ÖBH bewertet.
ZU GLEICH 1 / 2013
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„Brainware“ aus Mangel an „Hardware“
Das Institut Artillerie hat in den letzten Jahren unbeirrt sein
JFS- Konzept umgesetzt. Ungeachtet eines fortschreitenden budgetären Minuswachstums und somit nur geringen Chancen auf verbesserte „Hardware“, hat eine kleine
Gruppe von artilleristischen Meinungsbildern, gemeinsam
mit Gleichgesinnten aus dem Teilstab Luft – vor allem auf
„Brainware“ gesetzt. Das Ergebnis findet sich in der aktuellen Dienstvorschrift für das Bundesheer (DVBH) „Joint
Fire Support“ (2013) wieder.
In dieser Dienstvorschrift werden erstmals auch für österreichische Streitkräfte bisher eher unbeachtete Themen,
wie
- Einsatzrechtliche Aspekte für Joint Fire Support,
- Kollateralschadensbeurteilung und
- Battlespace Management behandelt.
In enger Zusammenarbeit mit den Österreichischen Luftstreitkräften (LuSK) wurde somit nicht nur eine „Joint- Vorschrift“ erstellt, sondern bereits in der gemeinsamen Arbeit
auf „Jointness“ geachtet. Die frühzeitige Einbindung unterschiedlicher Entscheidungs- und Bedarfsträger garantiert
nunmehr auch die breite Akzeptanz. Diese DVBH dient
daher auch als Basisdokument für zukünftige strukturelle
Maßnahmen. Insbesondere ist diese Vorschrift aber als
fachliches Grundsatzdokument zur Aus- und Weiterbildung von Feuerunterstützungsorganen und -koordinierungselementen aller Führungsebenen vorgesehen.
Kursangebote zur Bedarfsdeckung im zukünftigen
Streitkräfteprofil
Das Streitkräfteprofil des ÖBH sieht Auslandseinsätze im
multinationalen Verbund mit einer entsprechenden Fähigkeitsverbesserung im mobilen und stationären Eigenschutz (Force Protection) vor. Sowohl defensive als auch
offensive Verfahren werden bei Einsätzen mittlerer Intensität zum Zweck des Kampfes gegen irreguläre, infanteristische Kräfte zu beherrschen sein. Die Beteiligung an
den EU- Battlegroups (EUBG) gilt als wesentlicher Beitrag
ÖSTERREICHs zum Europäischen Sicherheitssystem.
Die „Fähigkeit JFS zur Force Protection anzufordern
und im eigenen Verantwortungsbereich zu koordinieren“ bildet somit den Ausbildungsschwerpunkt von Österreichischem JFS- Personal. Diese essentielle Aufgabe
und die zuvor beschriebenen Auslandsambitionen haben
zur Schaffung des Feuerunterstützungslehrgangs Teil1 (FeuULG- 1) geführt, welcher im Juni 2013 bereits zum
vierten Mal stattfindet. Nach Abschluss dieses 3- wöchigen Kurses ist der Absolvent (Offiziere und Unteroffiziere
gleichermaßen) zur Mitarbeit in einem JFSCT eines Bataillons/ einer Battle Group qualifiziert.
Wesentliche Ausbildungsthemen sind:
- Das „Hybride Gefechtsfeld“ (am aktuellen Beispiel AFGHANISTAN),
- Parameter und Planungsgrundsätze von international
gebräuchlichen Land-, Luft- und seegestützten Aufklärungs- und Wirkungsmitteln zur Feuerunterstützung,
- Planung der unmittelbaren Feuerunterstützung für ein
Bataillon im Rahmen des taktischen Führungsverfahrens (Military Decision Making Process/ MDMP),
- Feuerkoordinierungs- und Luftraumordnungsmaßnahmen,
- Zusammenarbeit mit Verbindungselementen AIR
(FAC, Air Liaison Officer/ ALO) und Aviation/ AVN),
- Einsatzrechtliche Aspekte und Rules of Engagement
(ROE),
- Vermeidung von Kollateralschäden, Risikobewertung,
- JFS- Prozessabläufe (Anforderungs-, Entscheidungs-,
Bereitstellungs- und Ausführungsebene),
- Anforderung und Leitung von Feuerunterstützung (Request For Forces/ RFF, Close Combat Attack/ CCA,
Emergency Close Air Support/ ECAS, CAS-Type-2/3
missions) sowie
- Taktisches Englisch und fachspezifische Akronyme.
In einer methodisch abgestuften Mischung aus Theorie
und Praxis wird das Schwergewicht auf die Erarbeitung
des Feuerunterstützungsplanes gelegt, der als Annex II
zum taktischen Einsatzbefehl dient. Insbesondere der
„Geometrie der FeuU“ – als grafische Grundlage (Overlay)
zur Vermeidung von „Blue to Blue - Fire“ gilt das Hauptaugenmerk. Zwei unterschiedliche taktische Planspiele
(PAX) dienen dieser Methodik.
Force Protection anzufordern und im eigenen Verantwortungsbereich zu koordinieren“.
Planungen
Derzeit ist im ÖBH ein Prozess im Gange, welcher sich
„fähigkeitsbasierter Planungsprozess“ nennt. Zielsetzung
dabei ist, jene Fähigkeiten, über welche das Bundesheer
2025 aufgrund politischer Vorgaben im Detail verfügen
soll, zu beschreiben.
In diesem Vorgang wurde der Stellenwert des JFS insofern berücksichtigt, als der Funktionsträger „Artillerie“ in
zwei Bereiche aufgeteilt wurde. Einerseits in jenen Teil,
welcher sich zwar noch immer Artillerie nennt, aber ausschließlich die autarke nationale Steilfeuerunterstützung
einer in einer Stabilisierungsoperation eingesetzten verstärkten Bataillonskampfgruppe sicherstellen soll. Dies
soll mit einer marginalen Anzahl von Panzerhaubitzen erfolgen, welchen multinational agierenden Kräften nicht zur
Verfügung stehen werden.
Dem Umstand, dass das ÖBH in künftigen internationalen Einsätzen die Brigadeambition nicht mehr halten kann
und dadurch Artilleriebataillone als Mittel der Brigade nicht
zur Verfügung stehen werden, wurde insofern Rechnung
getragen, als im Zuge des o. a. Planungsprozesses der
Fähigkeitsträger Joint Fire Support aufgenommen wurde.
Dadurch wird sichergestellt, dass der Zugriff auf national
nicht verfügbare Mittel der boden- oder luftgestützten Feuerunterstützung durch in alle Ebenen (beginnend mit der
Kompanie der Kampftruppe oder anlassbezogen auch auf
Ebene des Zuges) eingebundene Elemente des JFS erfolgen kann. Dies beinhaltet JFST, JFSCT sowie die Mitarbeit in einer JFSCG.
Derzeit sind diese Elemente in den Aufklärungs- und Artilleriebataillonen organisch vorhanden. Es wird zu überlegen sein, Elemente des JFS von Haus aus in die Kampfbataillone zu integrieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Struktur des ÖBH ändern wird und
die Artillerie (wie in vielen anderen Staaten auch) weiter
wird Federn lassen müssen.
Kursteilnehmer bei der Planungsarbeit
Ausblick
Auf der Anforderungsebene verstärkt das Institut Artillerie zurzeit seine Bemühungen, die Fähigkeiten der (bestehenden) Steilfeuerbeobachter zum „Joint Fire Support
Observer (JFSO)“ zu erweitern. Ziel ist die Qualifikation
zur Durchführung von CCA und CAS- Type-2/3 Missionen. Dementsprechende Grundlagen wurden bereits in
der Ausbildungskooperation mit Spezialeinsatzkräften –
dem Österreichischen Jagdkommando – geschaffen. Die
zusätzliche Ausbildung von FAC/ JTAC und deren nationale Qualifikation ist in Planung. Die Zusammenführung in
Joint Fire Support Teams (JFST) ist das Ziel.
Derzeit verfügt das ÖBH über drei Aufklärungs- und Artilleriebataillone, mit welchen für die Brigaden Führungs-,
Aufklärungs- und Wirkungselemente in einem Verband
zur Verfügung gestellt werden konnten und diese in den
Brigaden auch äußerst effizient eingesetzt wurden.
Überlegungen gehen allerdings dahin, diese Verbände
wiederum in reine Artillerie- und reine Aufklärungsverbände umzugliedern. Derzeit ist nicht abzusehen, wie die
Entscheidung ausfallen wird. Eines scheint jedoch sicher,
nämlich dass sich die Anzahl an Artilleriebatterien insgesamt verringern wird.
Im Jänner 2013 fand am Institut Artillerie in BADEN bei
WIEN eine 3- wöchige Kaderfortbildung statt, welche als
Pilotprojekt für einen FeuULG Teil 2 diente. Dieser soll
zukünftige Absolventen zur Mitarbeit in der JFSCG einer
Brigade qualifizieren. Die drei wesentlichen Führungsebenen, Zug/ Kompanie - Bataillon und Brigade werden sodann über adäquate „Fähigkeiten verfügen, um JFS zur
ZU GLEICH 1 / 2013
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IT-Technologien für internationale Einsätze
111 Aussteller kamen zur 27. AFCEA Fachausstellung
Bonn, 26.4.2013 – Nach dem Abschluss der 27. AFCEA Fachausstellung am 24. und 25. April in BonnBad Godesberg zieht AFCEA Bonn e.V. eine positive
Bilanz: Mit rund 1.900 Besuchern sowie 330 Angehörigen der ausstellenden Unternehmen und Organisationen konnte die hohe Beteiligung der vergangenen
Jahre gehalten werden. Auf erneut ausgeweiteter
Standfläche zählte die Messeleitung insgesamt 111
Aussteller. Damit erwies sich die „kleine CeBIT in
oliv“ als wichtiger Treffpunkt der IT-Szene rund um
die Bundeswehr sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS).
Gut besuchtes Symposium
Mit dem Schwerpunktthema „IT-Services – Enabler in
multinationalen Koalitionen“ betrachtete das begleitende Symposium zur Fachausstellung die Vernetzung und
Modernisierung von IT-Technologien für internationale
Einsätze der Bundeswehr. Zu den Referenten gehörten
unter anderem Brigadegeneral Christian Badia, Unterabteilungsleiter Planung I im BMVg, Flottillenadmiral Dr. Thomas Daum, Abteilungsleiter Informationstechnik im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung
der Bundeswehr (BAAINBw), und Generalmajor HeinrichWilhelm Steiner, Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos der Bundeswehr.
In seiner Begrüßung betonte Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender von AFCEA Bonn e.V., die wichtige
Rolle von intelligent verknüpften und standardisierten ITLösungen für die Bundeswehr. „Mit Blick auf die heutige
und künftige Einsatzrealität kann nur so die reibungslose
Zusammenarbeit mit internationalen Partnern gewährleistet werden“, sagte Staudacher vor dem bis auf den letzten
Platz besetzten Auditorium.
Fortschritte durch Cloud Computing
Diese Technologien müssten insbesondere „effizient,
schlank und flexibel“ ausgelegt sein, betonte Dr. Dietmar
Theis, IT-Direktor im BMVg, in seinem Grußwort. Als gelungenes Beispiel nannte Theis das Afghanistan Mission
Bereits die Registrierung zeigte das große Interesse an der
27. AFCEA Fachausstellung
Zu den Ausstellern, die innovative technische Lösungen
und Konzepte vorstellten, gehörten kleine und mittelständische Betriebe ebenso wie die Großunternehmen
der Branche, IT-Beratungsfirmen, Ausbildungsorganisationen, Hard- und Softwarelieferanten und Anbieter von
IT-Sicherheitslösungen. Zudem kamen viele Experten
und fachlich Verantwortliche zur Fachausstellung: Dazu
zählten unter anderem Dr. Dietmar Theis, IT-Direktor im
Bundesverteidigungsministerium, Konteradmiral Wolfgang Bremer, stellvertretender Leiter der Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung im BMVg, sowie Major General (ret.) Koen Gijsbers, General Manager der NATO Communications and Information Agency
(NCIA) in Brüssel.
ZU GLEICH 1 / 2013
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Dr. Dietmar Theis und Konteradmiral Wolfgang Bremer (v.r.),
BMVg Abteilung AIN, lassen sich Produktneuheiten erläutern.
32
stellte den Weg der neuen Agentur von
einer Asset-basierten Organisation zu
einer serviceorientierten Organisation
vor. Nur so könne man den Herausforderungen eines sich schnell verändernden
IT-Umfelds gewachsen sein. In künftige Services müsste die Industrie früher
eingebunden werden. Die Lösungen zur
Serviceerbringungen seien dabei vielfältig; vom Betrieb durch die NATO über
Öffentlich-Private-Partnerschaften bis zu
einem Betrieb durch die Industrie sei alles denkbar.
AFCEA Fachausstellung 2014
Im kommenden Jahr richtet AFCEA
Bonn e.V. die Fachausstellung am 7.
Das begleitende Symposium sorgte für einen vollen Kurfürstensaal.
und 8. Mai aus. Austragungsort ist erNetwork (AMN), an dem sich Deutschland mit eigenen neut die Stadthalle in Bonn-Bad Godesberg.
Erweiterungen erfolgreich beteiligt habe. Fortschritte für Über AFCEA Bonn e.V
besser auf die Nutzer zugeschnittene IT-Services seien zudem vom Thema Cloud Computing zu erwarten: AFCEA Bonn e.V. vertritt seit nunmehr 30 Jahren Themen
„Die Cloud ist auch im militärischen Einsatzspektrum ein der bündnis- und sicherheitspolitischen Informations- und
wichtiges Thema,“ ist Theis überzeugt. Von der Indust- Kommunikationstechnologie, bildet ein Forum und ist Imrie erwartet der IT-Direktor, dass sie im Hinblick auf die pulsgeber für den Wissenstransfer und GedankenausZusammenarbeit mit den Bündnispartnern auf NATO- tausch zwischen Forschung, Industrie und Anwendern
moderner Informations- und Telekommunikationstechnik
Lösungen und nicht mehr auf nationale Projekte setzt.
(ITK) aus den Bereichen Verteidigung, innere Sicherheit,
Brigadegeneral Christian Badia, Unterabteilungsleiter öffentliche Verwaltung, Lehre, Forschung und Wirtschaft.
Planung I im BMVg, ging in seinem Vortrag auf die Abbildung der Informationstechnologie in der Bundeswehr Als gemeinnütziger Verein, nicht als Interessenverband
ein. Künftige Herausforderungen sieht Badia besonders zur politischen Einflussnahme steht AFCEA Bonn e.V. alin der Nachfolgelösung für das HERKULES-Projekt, in der len Interessierten offen. Ein Schwerpunkt liegt dabei bei
IT-Ausstattung des Kommandos Operative Führung der den Planern in den Ministerien, den Bedarfsdeckern in den
Bundeswehr sowie in der Harmonisierung der Führungs- Beschaffungsämtern, den Bedarfsträgern in Kommandobehörden und Dienststellen, den Nutzern von Informainformationssysteme.
tionstechnik vor Ort, den Wissenschaftlern in Forschung
Ein gelungener Beginn
und Lehre ebenso wie den Dienstleistern und Herstellern
Flottillenadmiral Dr. Thomas Daum stellte in seinem Re- in der Wirtschaft. Dabei liegt dem Verein das Zusammenferat die Organisation des neuen Bundesamts für Ausrüs- führen des Wissens aus den Bereichen Forschung und
tung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr Industrie mit den Anwenderbereichen in der Bundeswehr
(BAAINBw) dar. Ein halbes Jahr nach Indienststellung des und öffentlichen Verwaltung besonders am Herzen.
Amts zog der Abteilungsleiter Informationstechnik eine
positive Zwischenbilanz. Mit der Verschmelzung des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) und des
IT-AmtBw im BAAINBw, sei „zusammengefasst worden,
was zusammengehört“, sagte Daum.
Im Zentrum der Ausführungen von Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner, Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos der Bundeswehr, stand das neu
aufgestellte Fähigkeitskommando. Der Kommandostab
sei dabei nicht in die Führungsgrundgebiete organisiert,
sondern ähnlich wie das Ministerium. Auch das Betriebszentrum der IT-SystemBw (BITS) folge nicht der
militärischen Logik, sondern den Grundsätzen der Information Technology Infrastructure Library (ITIL). Steiner formulierte für das Jahr 2020 die Vision eines ITSystems der Bundeswehr ohne die Trennung zwischen
weißer und grüner IT.
Frühe Einbindung der Industrie
Major General (ret) Koen Gijsbers, General Manager der
NATO Communications and Information Agency (NCIA),
Nähere Informationen finden Sie unter www.afcea.de
Dort finden Sie in den kommenden Tagen auch die Vortragsunterlagen.
Kontakt für Journalisten:
Jochen Reinhardt
AFCEA Bonn e.V., Borsigallee 2
53125 Bonn
Telefon: +49 228 925 82 52
Telefax: +49 228 925 82 53
E-Mail: [email protected]
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Übergabe der Verantwortung… auch im Luftraum
Einsatzgänger JFSCG des ArtLehrRgt 345
(Februar 2012 – Februar 2013)
Hauptmann Mathias Kirscher, S3Offizier Feuerleitung, Artillerielehrregiment 345, KUSEL
Es ist der 6. Februar 2012 und die Joint Fire Support
Coordination Group (JFSCG) ist nach einem Jahr Abstinenz wieder fest in der Hand der Kuseler Artilleristen. 385 orientalische Nächte später, am 25. Februar
2013 verlässt der letzte 345er die JFSCG im Headquarters Regional Command North (HQ RC N). Somit
ist dieser ISAF- Auftrag (International Security Assistance Force) des Regiments wieder einmal beendet.
Ein wichtiges Jahr für den Einsatz in AFGHANISTAN,
welcher durch einen stetigen Veränderungsprozess
gekennzeichnet war. Ein Jahr der Umgliederung, Neustrukturierung und Übertragung von Verantwortung in
afghanische Hände.
Inmitten dieses Prozesses leisteten, über den Einsatzzeitraum verteilt, insgesamt elf Soldaten des Artillerielehrregiments 345 (ArtLehrRgt 345) als Angehörige der JFSCG
einen wichtigen Beitrag in den Aufgabenbereichen Joint
Fires und Civilian Casualties (CIVCAS/ Opfer unter der
Zivilbevölkerung), Handling und Avoidance. Die Vermeidung von CIVCAS ist ein strategischer Schwerpunkt des
Commanders ISAF (COM ISAF) im Rahmen der CounterInsurgency- Strategie (COIN) für AFGHANISTAN und hat
stets unmittelbaren Einfluss auf die eigene Operationsführung. In den vergangenen Einsatzjahren zeigte sich, dass
CIVCAS- Vorfälle - unabhängig davon, ob ISAF, afghanische Sicherheitskräfte oder Aufständische (Insurgents)
die Verursacher waren - einen direkten und zumeist negativen Einfluss auf die Sicherheitslage und den Erfolg der
ISAF- Mission in der betroffenen Region hatten. HQ RC N
CIVACS Officer of Primary Responsibility (CIVCAS OPR),
das ist der große Hut, den sich der jeweilige Chief JFSCG
neben seinem originären Auftrag aufzusetzen hat. „We
must be the first with the truth!“ Bedeutet für den CIVCAS
OPR, bei einem von ISAF verursachten oder dem ISAFKontingent vorgeworfenen CIVCAS- Vorfall, sämtliche Daten und Meldungen von der verursachenden Einheit einzufordern und die knappen - durch das ISAF Joint Command
(IJC) befohlenen - Zeitlinien für diese Meldungen, welche
alle bis auf die Ebene Headquarters ISAF (HQ ISAF) in
KABUL auf dem Dienstweg vorgelegt werden müssen, zu
überwachen und auf der Ebene HQ RC N zu bearbeiten.
Dabei hat der CIVCAS OPR unmittelbares Vortragsrecht
auf allen Führungsebenen im HQ RC N. Im Regelfall ist
dies der Deputy Chief of Staff Security (DCOS SEC) oder
bei besonders schwerwiegenden Vorfällen direkt die Kommandeurgruppe des HQ RC N.
Ferner werden in einer Statistik alle durch ISAF, die Afghan National Security Forces (ANSF) oder die Aufständischen verursachten CIVCAS Fälle archiviert. Neben dem
„Reporting and Management“ kommt der „Avoidance“,
also der Vermeidung von CIVCAS, ebenso große Bedeutung zu. Absicht ist es hierbei, durch gezielte Ausbildungsmaßnahmen (z. B. Kraftfahrerzusatzausbildung, Standard
Operating Procedure - Training (SOP) oder Escalation
of Force Training) im Rahmen der Einsatzvorausbildung
oder im Einsatzland selber, durch ISAF verursachte CIVCAS- Vorfälle zu eliminieren.
Dies ist jedoch nur ein Aufgabenfeld der JFSCG. Ein
anderer fordernder Aufgabenbereich war in 2012 die
Entwicklung und Einführung eines grundlegend überarbeiteten und auf die neuen Bedürfnisse angepassten
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Air- Space- Management (ASM) für die ANSF (Unter dem
Begriff ANSF werden alle afghanischen Sicherheitskräfte
wie Armee und Polizei subsumiert.) im RC N. Nachdem
2012 in einigen Provinzen des RC N die Sicherheitsverantwortung an die ANSF erfolgreich übergeben wurde und
die dort eingesetzten ANSF- Kräfte nunmehr autonome
Operationen ohne ISAF- Beteiligung durchführen, können
die bis dato genutzten ASM- Verfahren in ihrer bisherigen
Form nicht weiter angewendet werden.
Bis zur Übergabe der JFSCG an das Folgekontingent
konnten in diesem Bereich enorme Fortschritte verzeichnet werden. Die vorhandenen Erfahrungen des ASM- Personals des HQ RC N und unterstellter Verbände dienen
als wichtige Stütze in diesem umfangreichen Veränderungsprozess. Das HQ IJC folgt dem durch das HQ RC
N entwickeltem ASM- Ansatz und wird diesen als Referenzmodell für alle ISAF- RCs in AFGHANISTAN implementieren.
Die bestehenden Verfahren wurden somit ab Mitte 2012
Schritt für Schritt an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Hierbei wird dem vom Kommandeur des ISAFEinsatzes geforderten Konzept „Afghans in the lead“ entsprochen und die afghanischen Partner in die Führungsrolle gebracht.
Die JFSCG der 345er lieferte in ihrem Einsatzzeitraum
nicht nur im Hinblick auf die Übertragung der Verantwortung sondern auch für den Bereich der ISAF- Kräfte ihr
Puzzleteil, um den Auslandseinsatz zu einem Gesamterfolg zu bringen. Schlussendlich wird dem Gedanken der
Übertragung der Verantwortung im täglichen Dienst Rechnung getragen - Veränderungen die man spürt.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das RC N die Koordination
des gesamten Luftraums im Verantwortungsbereich (Area
of Responsibility/ AOR) zu bewältigen. Die „gepartnerten“
afghanischen bodengebundenen indirekten Wirkmittel wie
Mörser und Feldhaubitzen wurden mit Hilfe der Operational Mentoring and Liaison Team- Kräfte (OMLT) „deconflictet“.
Eine Schlüsselrolle im Rahmen der Luftraumkoordinierung
hat nunmehr das taktische Koordinierungszentrum der
Nordregion (Operations Coordinations Center- Regional/
OCC- R) inne. Hier laufen alle zur Luftraumkoordinierung
notwendigen Informationen zusammen. Die benötigten Informationen hierzu werden von den schießenden - also
den Luftraum anfordernden - Einheiten mit einem speziellen und in der Landessprache Dari übersetzten Formblatt
an das OCC- R gemeldet.
Nach einer Qualitätskontrolle der bereitgestellten Anforderungsdaten sendet das OCC- R den Antrag an das HQ RC
N. In enger Zusammenarbeit und Abstimmung wird unter
der Federführung der JFSCG mit dem Combined Joint
Operation Centre (CJOC) und dem Regional Air Operations Coordination Centre NORTH (RAOCC- N) die Anforderung des Luftraums gesteuert, wobei ein ständiger
intensiver Informationsaustausch mit dem OCC- R stattfindet.
Implementiert wurde dieser neue Ansatz durch intensive Ausbildung des afghanischen Fachpersonals auf der
Ebene Korpsstab, OCC- R sowie im Rahmen von „Tactical Vignettes“ (Taktische Kurzlagen) bis auf die Ebene
Feuerunterstützungspersonal der Brigaden. Die Ausbildungen fanden sowohl in afghanischen Liegenschaften
sowie im Camp MARMAL in MAZAR E SHARIF (MeS)
statt.
Wie gestaltet sich nun der „way ahead“ für die deutschen
Artillerieeinsatzkräfte ISAF in den noch verbleibenden
knapp zwei Jahren des ISAF- Einsatzes bis Ende 2014?
Im Februar 2013 wurde auf ministerieller Ebene entschieden, dass auch das Artilleriekontingent im Zuge der Aufgabe der Einsatzliegenschaften OP NORTH und PRT
KUNDUZ reduziert wird sowie artilleristische Fähigkeiten
im Einsatzland aufgegeben werden. Mit Stand Februar
2013 verfügte das deutsche Einsatzkontingent ISAF (DEU
EinsKtgt ISAF) über sechs PzH2000 im Einsatzland. Die
PzH2000 waren wie folgt disloziert: 3 x in KUNDUZ, 2 x
am OP NORTH und eine PzH2000 als Reservegeschütz
in MeS.
Konkret bedeutet die Reduzierung nun, dass zunächst
die am OP NORTH eingesetzten PzH2000 in den kommenden Wochen nach MeS verbracht und dort, zusammen mit dem Reservegeschütz, zur Rückverlegung nach
DEUTSCHLAND vorbereitet werden. Es verbleiben dann
zunächst noch drei PzH2000 am Standort KUNDUZ,
welche am Ende des dritten Quartals 2013 im Zuge der
Auflösung des PRT KUNDUZ ebenfalls über MeS nach
DEUTSCHLAND abgesteuert werden. Das heißt auch,
dass Ende 2013 das Wirkmittel PzH2000 dem DEU EinsKtgt ISAF nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
Im Gegensatz zu diesem Fähigkeitsverlust wird es bis auf
Weiteres eine ebenengerechte Abbildung der STF- Organisation im Verantwortungsbereich RC N geben. Konkret
bedeutet dies den Fortbestand der JFSCG auf der Ebene HQ RC N sowie die Abbildung der Elemente Joint Fire
Support Coordination Team (JFSCT) und Joint Fire Support Team (JFST) im Verantwortungsbereich RC N.
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„Von der Fläche auf den Punkt“
Das Raketenartilleriebataillon 132
beweist sein Können
im Rahmen der STF
Hauptmann Marcel Wünsch, Batteriechef 2./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN
Hauptmann Chris Weißbrodt, Batteriechef 4./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN
Hauptmann Christian Bär, Batteriechef 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN
Nachdem das Raketenartilleriebataillon 132 (RakArtBtl
132) nach der Einsatzvorbereitung, -durchführung und
-nachbereitung im Rahmen von ORF II/ 2011 (Operational
Reserve Force) die Re- Professionalisierung von der Fläche der Einsatzgebiete im KOSOVO zurück auf den Punkt
des artilleristischen Kerngeschäftes im Zuge des Truppenübungsplatzaufenthaltes im Juli 2012 in der Lüneburger Heide unter Beweis stellen konnte, folgte der nächste
Schritt der Weiterentwicklung.
Absicht des Regimentskommandeurs war es, die einsatzorientierte Ausbildung der Truppenteile, der Gefechtsstände sowie des Einzelpersonals so zu gestalten, dass die
artilleristische Einsatzbefähigung, unter Implementierung
der aktuellen Erkenntnisse und Verfahren der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF),
erreicht und gesteigert wird, um die erforderlichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen in Operationen
verbundener Kräfte sowie im Einsatz zu schaffen.
Im Rahmen dieses Großvorhabens unterstützte das Raketenartilleriebataillon 132 die eingesetzten Task Forces,
Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 und Panzerartilleriebataillon 215, mit je einer Raketenartilleriebatterie.
Außerdem unterstützten die
5./ Jägerbataillon 292 und die
5./ Gebirgsjägerbataillon 232
den Übungsablauf mit Mörserfeuer.
Schwerpunkten Marsch, Erkunden und Beziehen von
Räumen sowie Feuerkampf auf der Ebene Batterie. Hierbei sollte die Ausbildungssystematik KoFTrA (Kombinierte
Führer- und Truppen Ausbildung) zur Anwendung kommen, um den Ausbildungserfolg nachhaltig sicherstellen
zu können. Dies war die Theorie.
In der Praxis wurde der eher routinemäßige Akt des Bahntransports für Personal und Gerät die erste Herausforderung des Truppenübungsplatzes.
Aufgrund von technischen Problemen an einem Triebwagen der Bahn konnten nicht alle Fahrzeuge vom
RakArtBtl 132 zur geplanten und berechneten Zeit am
Samstag, den 03.11.2012 um 12:00 Uhr, entladen werden.
Die letzten Fahrzeuge wurden daher erst am späten Montagvormittag, den 05.11.2013, von der Bahn gefahren.
Die verbleibenden Stunden am Montag wurden in Gänze zur Vorbereitung der Raketenwerfer für die Übungen
im Rahmen der Task Force und der darin eingebetteten
Schießtage genutzt. Der Einbau der Verschussausstattungen 110mm, das Kalibrieren der Raketenwerfer sowie
der Einbau der SSA (Schieß Sicherheits Anlage) waren
Ausgangspunkt auch dieses
Truppenübungsplatzes
stellte die Verlegung im Truppentransport per Eisenbahn dar.
Die Hauptkräfte verlegten im
Zuge dessen am 02.11.2012
von
SONDERSHAUSEN
nach BAUMHOLDER und erreichten den Zielbahnhof am
03.11.2012 gegen Mittag. Die
folgenden zwei Tage wurden
durch den Batteriechef der 2./
RakArtBtl 132 sowie der 4./ RakArtBtl 132 zur Ausbildung und
Vorbereitung der schießenden
Züge ausgeplant.
Die Zielsetzung war die Schulung der allgemeinen artilleristischen Aufgaben im Einsatz sowie die Schulung des
Führungsprozesses mit den
Raketenwerfer im Feuerkampf
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die Tätigkeiten, welche zum Abschluss gebracht werden
mussten. Zudem wurden die Feuerstellungsräume vorerkundet und die Sicherheitsunterlagen angefertigt.
Am Dienstagmorgen folgte der Unterstellungswechsel der
beiden Raketenartilleriebatterien zu den beiden beschriebenen Task Forces. Nach der Befehlsausgabe für den
Marsch wurde der Einsatzraum um 06:15 Uhr bezogen,
um anschließend schnellstmöglich Wirkungsbereitschaft
herstellen zu können. Hochmotiviert und engagiert wurden die notwendigen Tätigkeiten durchgeführt. So war es
möglich, dass die Teile des RakArtBtl vor der Rohrartillerie
wirkungsbereit waren und die ersten Raketen kurz nach
08:00 Uhr abgefeuert werden konnten. An insgesamt vier
Schießtagen vom 06.11.2012 bis 09.11.2012 wurde die
Einsatzbereitschaft der Raketenwerfer, als Wirkmittel der
Artillerie, sichergestellt.
Die eigentliche Regimentsübung „SCHLAGENDER ADLER“ fand vom 12.11.2012 bis 14.11.2012 statt. In der zu
Grunde gelegten Lage wird ein Inselgebiet namens AZORIA, welches die Heimat von drei verschiedenen, souveränen Staaten, MÜNSTERLAND, LEINELAND und HANSALAND darstellt, beschrieben. Aufgrund von Spannungen
und darauf folgend kriegerischen Handlungen zwischen
MÜNSTERLAND und LEINELAND hatte die Bundeswehr
als federführende Nation beim AFOR-Einsatz (AZORIA
FORce) den Auftrag, die vom Feind besetzten Gebiete zu
räumen.
Die Task Forces sollten im Zuge dessen die Kampftruppe
unmittelbar mit Feuer unterstützen, um die Durchführung
der Räumungsoperation zu gewährleisten.
Da den übenden Teilen der Raketenartillerie nur je zwei
feste Feuerstellungen zugewiesen waren, blieb der tägliche Ablauf in taktischer Hinsicht relativ statisch. Um
dennoch den Übungsbetrieb und das Ausbildungsniveau
hoch zu halten, wurden nach dem Schießbetrieb bei
Nacht diverse Stellungswechsel in neue Feuerstellungsräume durchgeführt. Zudem wurde durch die Task Force
131 eine feldmäßige Betankung („Tankstraße“) vorbereitet, damit die Einheiten ihre materielle Einsatzbereitschaft
nach diversen Stellungswechseln wieder herstellen konnten. Dieser Ablauf wurde im Verlauf der Regimentsübung
wiederholt und somit nachhaltig verinnerlicht. Gerade für
die jungen Führer konnten für kommende Übungsvorhaben Bilder gestellt werden, die auch für zukünftige feldmäßige Betankungen den Erfolg sicherstellen werden.
Immer wieder machten die herbstlichen Witterungsbedingungen, mit blickdichten Nebelschwaden, dem Schießübungsbetrieb einen Strich durch die Rechnung. Auf den
Beobachtungsstellen konnten die Aufschläge nicht aufgenommen werden, so dass das Schießen mehrfach unterbrochen werden musste. Auch das einsatzbereite Artillerie Beobachtungs RAdar (ABRA) konnte für die Teile der
Raketenartillerie nicht nachhaltig im Zielgebiet aufklären.
Die Beobachtungsstelle 138 wurde durch nahezu alle
Truppenteile genutzt. Neben den Sicherheitsoffizieren der
Rohr- und Raketenteile leiteten die JFST (Joint Fire Support Teams) das Feuer der Artillerie und der Mörser. Darüber hinaus war die Beobachtungsstelle, wie erwartet, ein
Magnet für hochrangige Dienstgrade und Besuchergruppen. Beispielsweise besuchten während des Regimentsschießens mehrere Angehörige ausländischer Streitkräfte aus den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN,
ASERBAIDSCHAN, MONTENEGRO, CHINA und den
NIEDERLANDEN die Beobachtungsstelle. Zudem waren Fachkräfte der Firma Krauss- Maffei- Wegmann vor
Ort, welche die Panzerhaubitze 2000 den Interessenten aus den VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN
Gemeinsamer Gottesdienst
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vorführten. Die Nächte wurden innerhalb der Schießphasen zum Tag gemacht, indem mehrere Minuten lang
Leuchtgeschosse abgefeuert wurden. Somit konnten die
eingesetzten JFST auch unter diesen erschwerten Umständen die Wirkmittel der Artillerie im Zielgebiet beobachten und lenken.
Aus Sicht der Raketenartillerie stellte der 13.11.2012 den
Höhepunkt dar. Der AVP 148 (Artillerievermessungspunkt) sollte dabei als Feuerstellung genutzt werden. Vier
Abfeuerpunkte wurden in der Feuerstellung erkundet und
ausgemessen. Gegen 19:30 Uhr am Abend ging ein Feuerkommando in der Feuerleitkabine ein. 47 Splitterraketen
110mm zur gleichen Zeit. Das gab es noch nie. Diese Munitionssorte erfordert die bereits angesprochene SSA. Allen Beteiligten war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass nur
bei perfekten äußeren Bedingungen und funktionierender
Technik alle 47 Raketen verschossen werden konnten.
Das Filmteam stand bereit und nahm das Schauspiel bei
Nacht auf. Die ersten Raketen verließen die Rohre. Nach
jeweils vier verschossenen Raketen beendete die SSA
und somit die Technik bei einem und später einem weiteren Raketenwerfer das Schießen. Am Ende verließen 35
Raketen die Rohre. Die restlichen 12 Raketen mussten
bei folgenden Feuerkommandos verschossen werden.
Dieser „Feldversuch“ wird allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben. Insbesondere die Tatsache, dass mit dem
neuen System MARS II keine SSA mehr gebraucht wird,
macht für kommende Versuche Hoffnung und Mut.
Abseits des Übungsgeschehens fand am 11.11.2012 um
11:11 Uhr ein Gottesdienst statt. Wie es das Datum vermuten lässt, wurde auch eine Fastnachtsrede dargeboten.
Dieser Gottesdienst wurde von den Soldaten gut angenommen.
Insgesamt war der Regimentsübungsplatz „SCHLAGENDER ADLER“ eine gelungene Sache, um die artilleristischen Fertigkeiten wieder hervorzuholen. Leider fand die
Feuerzusammenfassung für die Teile der Raketenartillerie am letzten Tag nicht statt, da wieder einmal Nebel die
Sicht nahm. Nichts desto trotz kehrten alle beteiligten Soldaten mit durchweg positivem Feedback an den Standort
SONDERSHAUSEN zurück. Diesmal allerdings mit Bussen, die pünktlich waren.
Trotz der bevorstehenden Veränderungen im Rahmen
der Umstrukturierung, durch die auch das RakArtBtl 132
aufgelöst wird, werden die drei verbleibenden Raketenartilleriebatterien für ihre neuen Verbände einen deutlichen
Fähigkeitszuwachs darstellen. Die Ergebnisse dieses
Übungsplatzes haben eindrucksvoll nachgewiesen, dass
die Raketenartillerie einen wesentlichen Beitrag zur STF
leisten kann. Mit den entstehenden gemischten Artilleriebataillonen ist die Bundeswehr für den weiteren Einsatz
gut aufgestellt. Geschlossene, beübte Verbände können
hier effektiv und effizient eingesetzt werden.
Reichweite und Präzision von GMLRS (Guided Multiple
Launch Rocket System/ Lenkrakete) sind einmalig in der
Bundeswehr. Nach Abschluss der Umzugsmaßnahmen
gilt es dann, die drei Batterien in ihre neuen Verbände zu
integrieren und die gewonnene Stärke und Präzision mit
der neuen Munition unter Beweis zu stellen. Die Batterien
haben die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen und die Zielsetzung verinnerlicht.
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Schießvorhaben des
Artillerieregiments 100
Hauptmann Ronny Herok, S3-Offizier Artillerieregiment 100, MÜHLHAUSEN
Nachdem im November 2012 der letzte Regimentstruppenübungsplatzaufenthalt in BAUMHOLDER absolviert wurde, hat sich das Artillerieregiment auf
andere Schießvorhaben fokussiert. In diesem Artikel
will ich dem Leser einen kurzen Einblick in die bereits
durchgeführten Schießvorhaben vom Februar dieses
Jahres geben. Ferner werde ich noch die aktuelle Planung des Artillerieregiments 100 für das laufende Kalenderjahr darstellen.
Zusammenfassend kann das Artillerieregiment 100 den
Aufklärungssystemen eine hinreichende Zielortungsgenauigkeit bescheinigen. Die detaillierte Auswertung wurde
der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung – zur weiteren Verwendung vorgelegt, wobei das Artillerieregiment
100 beantragte, die Systeme für die Verwendung in der
Schießsicherheit freizugeben.
Bis auf das Schießen mit der Vollkaliberrakete M28 konnten alle Vorhaben umgesetzt und geschossen werden.
Bei der Vollkaliberrakete gelang es zwar mit Unterstützung der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung –
eine Freigabe der Munition und die Wiederanerkennung
des ursprünglichen Gefahrenbereichs zu erwirken, jedoch
musste hier die Auflage seitens der Wehrtechnischen
Dienststelle 91 von einem zulässigen Temperaturbereich
hingenommen werden. So dürfen ab sofort wieder Vollkaliberraketen M28 auf deutschen Truppenübungsplätzen
verschossen werden, wenn die Rakete eine Mindesttemperatur von 10 Grad Celsius aufweist.
Am Mittwoch, den 6. Februar, konnte das Regiment nunmehr auch das ursprünglich schon für November 2012
geplante, damals witterungsbedingt nicht durchgeführte Schießen mit SMArt auf dem Truppenübungsplatz
BERGEN nachholen. Die Witterungsbedingungen waren
nahezu ideal, man hatte Sichtstrecken von über sechs
Kilometern. So wurden Artilleriebeobachter vom Panzerartilleriebataillon 215 aus AUGUSTDORF bereits am
Morgen des Tages in Marsch gesetzt. Gegen 14:00 Uhr
wurde das erste Feuerkommando SMArt durch Truppe
auf deutschen Truppenübungsplätzen geschossen. Hierzu fanden sich zahlreiche Zuschauer auf der Beobachtungsstelle HENGSTBERG ein; darunter, neben den Artilleriebeobachtern aus AUGUSTDORF, Artilleriebeobachter vom Panzerartillerielehrbataillon 325 aus MUNSTER,
Führungspersonal sowie Führungs- und Leitungspersonal
der Truppenübungsplatzkommandantur BERGEN und natürlich Führungspersonal der zum Artillerieregiment 100
gehörenden Verbände. Insgesamt wurden fünf Schuss
SMArt DM702 verschossen. Von den hier ausgestoßenen
zehn Submunitionen setzten sich sieben auf ein erkanntes
Ziel um, zwei zerlegten sich kurz vor Bodenkontakt und
eine Submunition konnte nicht beobachtet werden. Der
entsprechende Auswertebericht wurde der Artillerieschule – Bereich Weiterentwicklung – auf dem Dienstweg zur
Kenntnisnahme gegeben. Das nächste SMArt-Schießen
findet in Kürze unter Leitung Panzerartillerielehrbataillon
325 statt.
Das Referenzschießen wurde gemeinsam mit den Bedienern der Aufklärungssysteme geplant und durchgeführt.
Jeder einzelne Schuss Rohr und Rakete wurde den Aufklärungssystemen gemeldet und erst nach deren Aufklärungs-/ Messbereitschaft abgefeuert, sodass annährend
jeder Schuss eingemessen werden konnte. Auch innerhalb der Feuerkommandos wurde variiert. So war vom
Einzelschuss über einzelne Gruppen bis hin zu einem
Feuerschlag sowie mehreren Gruppen alles abgebildet,
um referenzierbare, der realen Anforderung angepasste
Werte erhalten zu können. Insgesamt wurden für dieses
Vorhaben 200 Schuss L15A1 (Sprenggeschoss 155mm),
48 Übungsraketen DM78 (110mm) sowie 48 Splitterraketen DM21 (110mm) verschossen. Referenzierbare Daten
mit der Vollkaliberrakete M28 (298mm) konnten witterungsbedingt nicht erschossen werden. Die erschossenen Daten wurden durch Artillerieregiment 100 in penibler
Feinarbeit protokolliert und ausgewertet.
Am 7. Februar 2013 führte das Artillerieregiment 100
erstmalig in DEUTSCHLAND ein MRSI- Schießen
mit der Panzerhaubitze 2000 durch. Dieses ließ sich
trotz immenser Anstrengungen der Truppenübungsplatzkommandantur BERGEN sowie des Regiments nicht auf
dem Truppenübungsplatz BERGEN realisieren. Kurzfristig entschloss sich somit das Artillerieregiment 100, das
geplante Schießvorhaben bei der Firma Rheinmetall im
Erprobungszentrum UNTERLÜß durchzuführen. Sehr
truppenfreundlich und unkompliziert konnte somit das
Schießvorhaben als krönender Abschluss dieses Truppenübungsplatzaufenthaltes durchgeführt werden. Am
frühen Morgen verlegten zwei Panzerhaubitzen der 5./
Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 zum Erprobungszentrum. Um 09:00 Uhr begann das Schießen mit
zwei Vorschüssen. Um 09:30 war es dann endlich soweit,
das erste Feuerkommando im MRSI- Verfahren wurde auf
eine Schussentfernung von knapp 13km geschossen.
Vom 4. bis 8. Februar 2013 führte das Artillerieregiment 100 auf dem Truppenübungsplatz BERGEN einige
Schießvorhaben durch. Der Schwerpunkt dieses Übungsplatzaufenthaltes lag auf der Referenzierung des Artillerieortungsradars COBRA sowie der Schallmessanlage,
mit der Zielsetzung, diese Systeme in der Schießsicherheit einsetzen zu dürfen, was bis zum heutigen Tag aus
diversen Gründen nicht möglich ist. Im Rahmen dieses
Referenzschießens sollte ebenso ein Schießen mit Suchzündermunition Artillerie (SMArt), ein Vollkaliberschießen
mit dem Raketenwerfer MARS sowie ein Schießen im Verfahren Multiple Rounds Simultaneous Impact (MRSI) mit
der Panzerhaubitze 2000 durchgeführt werden.
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Insgesamt wurden acht MRSI Feuerkommandos geschossen. Bei jedem Kommando konnte festgestellt werden,
dass die Schüsse in einem Zeitfenster von unter einer
Sekunde im Ziel einschlugen. Unter den wachsamen Augen von Herrn Brigadegeneral Binder, dem stellvertretenden Divisionskommandeur und Kommandeur Divisionstruppen der 1. Panzerdivision, konnte diese überaus
eindrucksvolle Fähigkeit der Panzerhaubitze erfolgreich
dargestellt werden. Hier zeigte die Artillerie, dass sie in
der Lage ist, die Feuerkraft eines Geschützzuges mit nur
einer Panzerhaubitze abzubilden.
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Innerhalb einer Woche Truppenübungsplatzaufenthalt
konnte das Artillerieregiment 100 somit drei Schießvorhaben erfolgreich durchführen.
Für das Jahr 2013 hat das Artillerieregiment 100 im Wesentlichen drei weitere Schießvorhaben auf der Agenda.
Durch das Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 soll
ein Referenzschießen für das Unmanned Arial System
(UAS) Kleinfluggerät Zielortung (KZO) durchgeführt werden. Durch die 4./ Raketenartilleriebataillon 132, ab April
dem Panzerartillerielehrbataillon 325 unterstellt, wird auf
dem Truppenübungsplatz BERGEN erstmalig wieder mit
der Vollkaliberrakete M28 geschossen.
Deutsch- französisches Chefseminar in
DRAGUIGNAN
Oberleutnant Andreas Timm, Ausbildungsoffizier 5./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER
Oberleutnant Alexander Schonk, Batterieeinsatzoffizier 1./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER
Artilleristen sprichwörtlich aus ganz DEUTSCHLAND hatten die Möglichkeit, vom 18.- 22.11.2012 an einem internationalen Austauschprogramm teilzunehmen und einen
französischen Cheflehrgang zu besuchen. Unter Federführung unserer Artillerieschule reisten 10 Offiziere in
Richtung der „Ècole d‘Artillerie“ ins spätherbstliche DRAGUIGNAN an der französischen Südküste.
Die deutsche Delegation unter Führung von Oberstleutnant Frank Rosemann wurde am Sonntagabend am Flughafen NIZZA durch den Leiter des Heeresverbindungsstabes, Oberstleutnant Stephan Schön, persönlich in
Empfang genommen. Nach der Verlegung nach DRAGUIGNAN und dem Beziehen der Unterkünfte erfolgte zum
stilvollen Kennenlernen ein Abendessen in einem französischen Restaurant.
Der erste Tag des Seminars begann zunächst mit einem
französischen Frühstück, gefolgt von einer gemeinsamen Sportausbildung. Während unser Delegationsleiter
vom General der Artillerie empfangen wurde, erlebten die
Lehrgangsteilnehmer deutsch- französische Kameradschaft während eines Volleyballspiels. Im Anschluss an
die Sportausbildung erfolgte durch Oberstleutnant Schön
eine Einweisung in das Museum der französischen Ar-
tillerietruppe. Dies war eine ganz besondere Erfahrung,
da Gleichwertiges in dieser Dimension in der deutschen
Artillerie nicht zu finden ist. Nach dem Mittagessen stieg
die deutsche Delegation mit den französischen Offizieren
in die Ausbildung ein und beurteilte gemeinsam mit ihnen
die Lage der vorgegebenen Übung „Ex Sonzogni“. Nach
Dienst ließ die deutsche Delegation den Tag in Eigenregie
ausklingen.
Der zweite Tag war ganztägig geprägt von der Übung „Ex
Sonzogni“. Im Ausbildungszentrum JANUS, einem Äquivalent zum deutschen SIRA (Simulationssystem zur Unterstützung von RAhmenübungen), wurde die Übung mit
den französischen Kameraden geplant und durchgeführt.
JANUS ist hierbei abgeleitet von der gleichnamigen römischen Gottheit mit zwei Gesichtern: die Simulation erlaubt,
gleichzeitig eigene und feindliche Kräfte zu beüben. Insbesondere der Einblick in die Arbeitsabläufe der französischen Armee ist hier hervorzuheben. Seinen Abschluss
fand der Ausbildungstag in einem Kameradschaftsabend
mit den französischen Offizieren in einem Restaurant in
DRAGUIGNAN.
Der dritte Tag begann mit einem Frühstück, zu dem auch
der französische General der Artillerie einige persönliche
Worte an die Delegation richtete. Im Mittelpunkt stand jedoch
eine wehrhistorische Weiterbildung. Es wurde die Landung
der Alliierten in SÜDFRANKREICH während des II. Weltkrieges (Operation Dragoon)
behandelt.
Dazu wurden unter der Leitung
von Oberstleutnant Schön
verschiedene Besprechungspunkte im Raum HYÈRES –
ST. TROPEZ – FRÉJUS angefahren. Insbesondere die
Küstenbatterie in HYÈRES ist
hier hervorzuheben. Die Geschichte dieser Batterie wurde
uns durch einen Abgesandten
des Museums der französischen Artillerie in umfassender
und anschaulicher Weise näher gebracht.
Besuch des Museums der französischen Artillerietruppe
In der Nachbetrachtung ist das
deutsch- französische Chefseminar als gelungen anzusehen. Nicht nur die Einblicke
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in die Arbeitsweise der französischen
Armee waren sehr lehrreich, sondern
auch der Umgang mit Land und Leuten einer anderen europäischen Kultur.
Die zwischenmenschliche Basis war
bereits am ersten Tag geschaffen worden und erleichterte die Zusammenarbeit sehr. Dieses Seminar war eine Erfahrung, die auch zukünftig deutschen
Offizieren offenstehen sollte.
Der relativ kurze Zeitansatz des Seminars (de facto drei Tage) ermöglichte
uns jedoch nur einen recht kurzen Einblick in die französische Ausbildung.
Wenn möglich, sollte das Seminar in
Zukunft ausgebaut werden, um gezielt
mit den französischen Kameraden zu
arbeiten und um die gesammelten
Eindrücke zu festigen.
Ausbildungszentrum JANUS
Deutsche und französische Lehrgangsteilnehmer
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Ende einer Ära
Die Weiterentwicklung der
Truppengattungen wird zentralisiert
Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und
verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH
Am 14. März fand an der Artillerieschule in IDAROBERSTEIN ein denkwürdiges Antreten statt. Der
Bereich Weiterentwicklung Artillerietruppe wurde mit
Wirkung zum 31. März aufgelöst. Seit den ersten Tagen der Bundeswehr hatte es immer Strukturen gegeben, die einen Baustein für die Weiterentwicklung der
Truppengattungen an den Truppenschulen vorsahen.
Leiter
Gruppe
Taktik und Auswertung Aufklärende Artillerie
Gruppe
Taktik und Auswertung
Panzerartillerie
Kraftfahrzeug Panzertechnik
Technik, Elektronik,
Gruppe
Fernmeldewesen
GruppeSchießen
Fotowesen und
Sprachmittler
Die Weiterentwicklung der Raketenartillerie wurde zu dieser Zeit noch in ESCHWEILER an der Raketenschule des
Heeres (ab 1973 Raketenschule der Artillerie/ ab 1974 in
GEILENKIRCHEN) bzw. im Truppenamt (seit 01.10.1970
Heeresamt) wahrgenommen.
Am 01.10.1965 wurde dieser Stab in Spezialstab ATV
(Ausbildung, Truppenversuche, Vorschriften) umbenannt.
Im Jahr 1973 verfügte dieser über 26 Offiziere, 8 Unteroffiziere sowie 30 Zivilangestellte und war wie folgt gegliedert:
Schulappell am 14. März 2013
Mit Ablauf des 30. Juni 2013 endet dann auch die Verantwortung des Generals der Artillerietruppe für die Weiterentwicklung der Truppengattung.
Im Amt für Heeresentwicklung in KÖLN werden künftig, ab
1. Oktober arbeitsbereit, alle Truppengattungen und Fähigkeiten zentral betrachtet und aufeinander abgestimmt. Die
Artillerietruppe findet sich dort in der Abteilung Nachrichtengewinnung & Aufklärung/ Unterstützung in der Gruppe
Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/
Indirektes Feuer (STF/ IF) wieder. Der Ausbildungs- und
Übungsbetrieb im Heer wird von einem Ausbildungskommando in LEIPZIG koordiniert und überwacht. Es führt die
Schulen, die Ausbildungszentren und die Zentralen Ausbildungseinrichtungen des Heeres.
Rückblick
Als die Artillerieschule am 29.06.1956 in IDAR- OBERSTEIN in Dienst gestellt wurde, verfügte sie von Beginn
an über einen Spezialstab ATP (Ausbildung, Technik,
Prüfungen), der bis zum 30.09.1965 als Teil des Kommandostabes Artillerieschule (Schulstab) entsprechende
Aufgaben wahrnahm. Er bestand aus 15 Offizieren, 10
Unteroffizieren sowie einigen Zivilangestellten und war
wie folgt gegliedert:
Leiter
Rohrartillerie
Gruppe 1
Gruppe 2
Raketenartillerie
Gruppe 3
Aufklärende Artillerie
Gruppe 4
Geophysik
Gruppe 5
Artilleriegerät
Gruppe 6
Artillerie- Führungs- Informations- und Feuerleitsysteme (ArtFüInFELSys)
Gruppe 7
MilGeoDienst
Ausbildungsmaterial
Filmstelle
Vorschriften und Auswertungsstelle
In den 1980er Jahren wuchs die Stärke auf 42 Offiziere,
15 Unteroffiziere und 9 Zivilangestellte, auch die Gliederung wurde einmal mehr angepasst:
Leiter
Sprachendienst
FachgebietRohrartillerie
FachgebietRaketenartillerie
Fachgebiet
Aufklärende Artillerie
FachgebietGeophysik
FachgebietArtilleriegerät
Fachgebiet
Elektronische Feuerleitung
Fachgebiet
Topographie/ Truppenvermessung
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Bis zum 01.04.1995 verfügte darüber hinaus das Heeresamt in KÖLN über eine eigene Abteilung Artillerie, die
unter Führung des Generals der Artillerie mit mehr als 40
Soldaten federführend für die Truppengattung die Weiterentwicklung betrieb und den „alten“ Spezialstab zusätzlich als Arbeitsmuskel nutzte. Zusammen arbeiteten also
rund 100 Mann zum Wohle der Truppengattung, die mit
ca. 42.000 Soldaten über 82 Artilleriebataillone verfügte.
An diesem 01.04.1995 wurde erneut umgegliedert und
umbenannt. Jetzt hieß dieser Stab Gruppe Weiterentwicklung. Der Kommandeur der Artillerieschule übernahm zusätzlich die Funktion des Generals der Artillerie.
Die Truppengattungsabteilungen im Heeresamt wurden
auf eine Handvoll Offiziere und Unteroffiziere reduziert.
Gleichzeitig wurden umfangreiche Aufgaben an die Gruppen Weiterentwicklung abgeschichtet. Die Gruppe Weiterentwicklung in IDAR-OBERSTEIN war dazu gegliedert in
Leiter
Sprachendienst
Dezernat 1
Zentrale Aufgaben
Dezernat 2
Schießende Artillerie
Feuerkampf, Aufklärung, Dezernat 3
Zielortung
Dezernat 4
Topographie/ MilGeo
Dezernat 5
Technik/ Logistik
SWPÄ mit Dezernat 6
Leitung/ Qualitätssiche-
rung/ Informationstechnologie
Dezernat 7
Analyse/ Verifikation
Nach einer weiteren Neugliederung zählte die Gruppe 45
Offiziere, 28 Unteroffiziere, 2 Mannschaften und 4 Zivilangestellte:
Leiter
GeoInfoWesen
Konzeption/ Grundlagen
Dezernat 1
Dezernat 2
Führung/ Einsatz
Dezernat 3
Ausbildung/ Organisation
Dezernat 4
Ausrüstung
SWPÄ mit Dezernat 5
Informationstechnologie/ Qualitätssicherung
Dezernat 6
Analyse/ Nutzerbetreuung
Am 01.10.2008 wurde zum fünften und letzte Mal Hand
angelegt, umgegliedert und umbenannt. Viereinhalb Jahre war dieser, jetzt Bereich Weiterentwicklung bis zur
Auflösung Ende März für die Zukunft der Truppengattung
zuständig. Er war bis zur Auflösung wie folgt gegliedert:
Leiter
G3
Dezernat 1
Konzeption/ Führung/ Einsatz
Dezernat 2
Ausbildung/ Personal/ Ordnungsmittel/
Struktur
Dezernat 3
CPM (Customer Product Management- Verfahren zur Bedarfsermittlung/ Be-
darfsdeckung in der Bundeswehr)/ Aus-
rüstung
Dezernat 4
SWPÄ (Soft Ware Pflege Änderung)
Dezernat 5
GeoInformationswesen
Sprachendienst
Ausblick
An der Artillerieschule verbleibt nach erfolgreichem Kampf
gegen viele Widerstände das Dezernat SWPÄ. Dort werden Informationstechnologien, Qualitätssicherung und
Konfigurationsmanagement bearbeitet sowie Analysen
und Nutzerbetreuung durchgeführt. Wehrmaterial besteht
aus einem immer größer werdenden Anteil an Informationstechnik.
Diese muss im Laufe der Zeit an neue Geräte angepasst
oder verbessert werden. Für das Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Artillerie ADLER (Artillerie- DatenLage- Einsatz- Rechnerverbund), für alle anderen Systeme mit DV- Anteil, die internationale Schnittstelle Artillery
Systems Cooperation Activities (ASCA) sowie alle anderen Schnittstellen werden diese Maßnahmen also weiterhin an der Artillerieschule durchgeführt.
Die Zukunft wird zeigen, ob es in den Zeiten von „Joint“
und „Combined“ gelingen kann, mit den vorhandenen
Kräften und der gewählten Organisationsstruktur, die Bedürfnisse der Truppengattungen zum Nutzen der Streitkräfte angemessen zu berücksichtigen.
Bereich Weiterentwicklung Artillerietruppe, Rilchenbergkaserne, Gebäude 12
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PROFIL unter dem
„IRON DOME“
Oberleutnant Sven Triebel, Batterieeinsatzoffizier 3./ Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF
Teilnehmer PROIFIL mit Vertretern der deutschen und israelischen Offiziersschulen
Im Zeitraum vom 5. November 2012 bis 20. November 2012 hatten zwei Offiziere des Panzerartilleriebataillons 215 die Gelegenheit, im Rahmen von PROFIL
(Programm für individuelle Leistungsförderung) an
einem Auslandsaufenthalt in ISRAEL teilzunehmen.
Hier hatten beide die Möglichkeit, neben der Schlagkraft der IDF (Israel Defence Forces) auch Land und
Leute kennenzulernen.
wurde auch die Grabeskirche besucht. Allein schon durch
die räumliche Nähe wurde klar, warum diese Stadt seit
Jahrhunderten Streitobjekt zwischen den Religionen ist.
Auf Befehl des Heeresamtes und nach einem Einweisungslehrgang am Zentrum Innere Führung in KOBLENZ
verlegten wir Teilnehmer am 5. November 2012 mit einer
Linienmaschine von DÜSSELDORF nach TEL AVIV. Hier
wurden wir bereits durch einen Vertreter des deutschen
Militärischen Attaché Stabes (MilAttStabes) TEL AVIV
in Empfang genommen und in den Verlauf der nächsten Tage eingewiesen. Im Anschluss wurden wir für die
nächsten Wochen in die Obhut der Vertreter der IDF übergeben, welche uns während ihres Aufenthaltes betreuten.
YAD VASCHEM und JERUSALEM
Auftakt im Heiligen Land bildete ein Besuch der Holocaust
Gedenkstätte YAD VASCHEM. Diese ist die zentrale Gedenkstätte für die Opfer der Nazi- Diktatur im 3. Reich.
Hier wurde uns das Schicksal der jüdischen Bevölkerung
im 3. Reich auf erschütternde Weise vor Augen geführt.
Die anschließende Besichtigung der Stadt JERUSALEM
führte die Teilnehmer an die heiligen Orte der drei Weltreligionen. Neben dem Felsendom und der Klagemauer
Blick auf Klagemauer und Felsendom
Besuch verschiedener Truppenschulen
Durch den Besuch mehrerer Truppenschulen konnten wir einen tiefen Einblick in Bewaffnung, Ausrüstung
und Gliederung der IDF gewinnen. Beim Besuch der
Artillerieschule in SHIVTA wurde unserem Wirkmittel
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PzH 2000 von israelischer Seite besonderes Interesse
entgegengebracht. Durch diverse Briefings wurde der jeweils anderen Seite die Artillerie der eigenen Streitkräfte
nähergebracht. Neben einer Einweisung in die PzH M109
A 5 „DOHER“, erhielten wir auch eine Einweisung in das
israelische Äquivalent zum Führungs- Informations- System Heer (FüInfoSysH), welches seit mehreren
Jahren von der IDF mit großem Erfolg eingesetzt
wird.
ten bis vor einigen Jahren an diesem Ort durchgeführt. Es
sollte den Geist von MASADA beschwören.Man erkennt
hier klar die traditionelle Verbindung eines geschichtlichen
Ereignisses mit einem der Grundwerte des IDF - Spirits,
der Verteidigung des Staates ISRAEL und seiner Einwohner.
Beim Besuch der Offizierschule in MIZPE RAMON
wurde die Offizierausbildung in den israelischen
Streitkräften vorgestellt. Hier kamen wir direkt mit
den Grundsätzen der Ausbildung der IDF in Berührung – dem sogenannten IDF- Spirit.
Dieser beinhaltet neben den drei Grundwerten
1. Verteidigung des Staates ISRAEL und seiner Einwohner,
2. Patriotismus und Loyalität zum Staat sowie
3. Achtung der Menschenwürde
– noch zehn weitere Werte, welche der israelische
Soldat verinnerlichen soll.
Diese Werte sind im Einzelnen:
- Auftragserfüllung,
- Verantwortung,
- Vertrauenswürdigkeit,
- persönliches Vorbild,
- Verantwortung für menschliches Leben,
- Verhältnismäßigkeit des Waffeneinsatzes,
- Professionalität,
- Disziplin,
- Kameradschaft und
- der Dienst als Berufung.
Blick auf die Rampe der Festung MASADA
Den besonderen Schwerpunkt bei der Ausbildung ihres
Führernachwuchses sieht die israelische Armee dabei im
Bereich der Professionalität, was uns an der Offizierschule eindringlich vermittelt wurde.
Sowohl an der Panzertruppenschule als auch an der Pionierschule wurden wir in die Spezifika der Truppengattungen eingewiesen und durften an Ausbildungen verschiedenster Art teilnehmen. Hierzu gehörten neben dem Fahren eines D9- Bulldozers auch das Schießen mit Mörsern
und Handwaffen, das Kennenlernen der verschiedenen
Versionen des MERKAVA- Kampfpanzers und eine Ausbildung im Orts- und Häuserkampf.
Festung MASADA und TOTES MEER
Ein weiterer Punkt auf der Agenda unseres Besuches war
der Besuch der am Rande des TOTEN MEERES gelegenen Festung MASADA. In dieser hatten im Jahre 73 n.
Chr. jüdische Rebellen acht Monate einer römischen Belagerung standgehalten. Als sich die Eroberung abzeichnete, zogen sie den Suizid der Versklavung vor. Damit ist
die Festung ein Sinnbild des israelischen Widerstandes
gegen einen übermächtigen Gegner – ein Synonym für
die aktuelle Situation im Heiligen Land. Um diesen Widerstandswillen den jungen Soldaten immer wieder in das
Gedächtnis zu rufen, wurde die Vereidigung junger RekruZU GLEICH 1 / 2013
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Eskalation im GAZA- Streifen
Während unseres Aufenthaltes in ISRAEL eskalierte
die Situation im GAZA- Streifen so sehr, dass viele Programmpunkte nicht oder nicht im vollen Ausmaß durchgeführt werden konnten. So wurde ein großer Teil der israelischen Soldaten aus den zu besuchenden Standorten zum
GAZA- Streifen verlegt; darüber hinaus wurden ca. 45.000
Reservisten mobilisiert. Hier zeigte sich der professionelle Umgang zwischen Bevölkerung und Militär schnell, da
eine solche Mobilisierung nicht ohne Einschnitte ins zivile Leben durchzuführen ist. Es kam, nach Angaben der
Vertreter der IDF, aber kaum zur „Dienstverweigerung“ auf
Seiten der Einberufenen. Persönlicher Negativpunkt der
PROFIL-Teilnehmer war ein Raketenangriff durch HamasKämpfer mit einer Fadschr-5-Rakete, welche aber kurz vor
TEL AVIV durch eine „IRON DOME“- Batterie abgefangen
werden konnte.
Aufgrund dieser Entwicklung wurde von Seiten des deutschen MilAttStabes die vorzeitige Rückverlegung aller
Teilnehmer an der PROFIL- Maßnahme forciert, welche
am 20. November 2012 erfolgte.
Fazit
Trotz der eskalierenden Situation haben wir als Teilnehmer der PROFIL- Maßnahme einen intensiven und anschaulichen Einblick in die Situation in ISRAEL und den
Konflikt im NAHEN OSTEN erlangt. Die ISRAEL DEFENCE FORCES stellen nach Ansicht beider Teilnehmer,
aufgrund ihrer technisch hochmodernen Ausrüstung und
dem hohen Identifikationsfaktor mit den Streitkräften, eine
der leistungsstärksten Armeen der Region dar.
Sincere et Constanter
(Aufrichtig und Standhaft)
Hauptmann Christian Bär, Batteriechef 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN (2002 – 2013 im Bataillon)
Oberfeldwebel Ingo Koscielny, Raketenwerferfeldwebel 3./ Raketenartilleriebataillon 132, SONDERSHAUSEN
(2006 – 2013 im Bataillon)
Am 23. März 2013 endete innerhalb der Bundeswehr
einmal mehr eine Ära. In die Reihe von traditionsreichen
Verbänden und Truppengattungen reihte sich an diesem
Tage das letzte Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr
aus dem thüringischen SONDERSHAUSEN nach 22 Jahren des Bestehens ein!
Das Bataillon wurde kurz nach der Wiedervereinigung
am 2. April 1991 als Raketenartilleriebataillon (RakArtBtl)
702 in SONDERSHAUSEN aufgestellt und mit den beiden Waffensystemen „Leichtes Artillerie Raketen System“
(LARS) und „Mittleres Artillerie Raketen System“ (MARS)
ausgestattet. Im Zuge von Strukturänderungen wurde das
Bataillon 702 dann am 1. Juli 1994 in RakArtBtl 132 umbenannt. In der Zeit seines Bestehens kann das Bataillon
neben seinem artilleristischen Auftrag auch auf zahlreiche
Einsätze fernab des Hauptwaffensystems zurückblicken.
So unterstützten die Soldaten der 132er unter anderem
bei einem schweren Zugunglück 1996 in der Nähe von
SONDERSHAUSEN sowie beim Schneechaos im Februar 1999 jeweils mit schwerem Gerät.
Im Juli 1997 verlegte das RakArtBtl 132 mit 190 Soldaten nach PLATKOW an der Oder, um dort Hochwasserunterstützung zu leisten. Auch beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 waren Sondershäuser Soldaten
wochenlang im Einsatz. Hierzu verlegte
das Bataillon 240 Soldaten in den Landkreis STENDAL in SACHSEN- ANHALT,
um einen 40km langen Deichabschnitt zu
sichern. Aber nicht nur im Inland stellten die
Soldaten wiederholt ihre Leistungsfähigkeit
unter Beweis.
Auch bei Auslandseinsätzen waren sie immer wieder mit dabei, so unter anderem
bereits 1992 beim Einsatz in SOMALIA im
Rahmen der UNOSOM- Mission (United
Nations Operation in SOMalia).
Einmarsch der Fahne
Den Einsätzen in BOSNIEN und HERZEGOWINA im Rahmen zu SFOR (Stabilization FORce) und IFOR (Implementation
FORce) folgten dann größere Kontingente bei EUFOR (European Union FORce),
KFOR (KOSOVO FORce) und ISAF (International Security Assistance Force) in
AFGHANISTAN. So stellte das Bataillon
im Winter 2006 auf 2007 den Großteil der
Einsatzkompanie, sowie 2008 50 Soldaten
der 1. Batterie für ISAF. Neben ständigen
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Einzelabstellungen für den Einsatz in AFGHANISTAN,
welche auch über die Zeit dieses letzten Bataillonsappells hinausgehen, waren im Rahmen der Gestellung
des ORF- Bataillons II/2011 (Operational Reserve Force
im KOSOVO) annährend 50% der Soldaten zeitgleich im
Einsatz.
Das Bataillon hatte auch den Auftrag, für alle Einsatzkräfte BALKAN die einsatzvorbereitende Ausbildung durchzuführen. So waren über einen längeren Zeitraum nahezu alle Kräfte gebunden.
Nach nunmehr annähernd 22 Jahren hat sich das Bataillon bereits am 6. März 2013 mit einer letzten Feuerzusammenfassung von 132 Raketen auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER artilleristisch verabschiedet. Der
Abschlussappell mit dem Einrollen der Truppenfahne am
23. März 2013 stellte dann auch den offiziellen Abschied
aus dem Kreise der aktiven Bataillone dar.
Das einzig verbliebene Raketenartilleriebataillon der Bundeswehr meldet sich hiermit mit einem dreifach kräftigen
ZU GLEICH aus dem Funkkreis ab.
Wappen der 3./ Raketenartilleriebatterie 132
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Erfahrungsbericht zum Einsatz
im Rahmen eines OMLT/ (MAT)
Hauptfeldwebel Daniel Eckart, Artillerieregiment 100/ Artillerieeinsatzgruppe, MÜHLHAUSEN
9./30. EinsKtgt ISAF AFGHANISTAN – KUNDUZ/ Juni 2012 – Januar 2013
„Ankommen!“ – Eine Parole welche für mich seit
Februar 2012 zum ständigen Begleiter werden
sollte. Mit der LaFeE (Langfristige Führereinweisung
Einsatz) sollte mein bevorstehender Einsatz im
Rahmen des Military Advisorings, ehemals OMLT
(Operational Mentoring and Liaison Team), beginnen.
Über die „Omletts“ (OMLTs) hörte ich im Vorfeld eine
ganze Menge, nun durfte ich mir endlich mein eigenes
Bild über die Männer und ihren Auftrag machen. „Frag
einfach, was du wissen möchtest!“ – ist ein Angebot,
welches ich während der drei Tage gern in ganzer
Breite ausgenutzt hätte, doch was soll man fragen,
wenn einem nicht ganz schlüssig ist, was einen
eigentlich erwartet? „Du wirst deine eigene Teetasse
brauchen!“ – Das war letztendlich meine wesentliche
Erkenntnis und da ich Tee mag, war es beruhigend
und ich konnte mich nun vollends auf die anstehende
hochwertige Vorausbildung konzentrieren.
WILDFLECKEN und die allgemeinen infanteristischen
Elemente sind jedem ein Begriff, auch uns Artilleristen.
Fazit: Nichts Neues! Doch weit gefehlt, die OMLTs bekamen
eine Hochwertausbildung und das hatte Flair! Cordon &
Search, Tactical Combat Casualty Care, Rescue Behind
Enemies Lines, etc. Aus meiner Sicht, ein absolutes „must
have“!
Natürlich war auch ein Training speziell zur Thematik
Advisory angesetzt, dazu ging es nach HOHENFELS ins
Joint Multinational Readiness Centre (JMRC). Dort bekam
ich einen Vorgeschmack auf meine bevorstehende
Aufgabe. Mentoren von Soldaten einer anderen
Streitmacht, mit und ohne Sprachmittler. Interessant und
hilfreich, fordernd und mit vielen Momenten, welche man
mit einem herzlichen Lachen durchlebte – rundum ein
ideales Training.
des
Military
Advisory
Teams
(MAT)
Combat
Support (CS) – zusammengesetzt aus Eutiner /Alt
Duvenstädter Aufklärungskräften, federführend für die
Sicherungsaufgaben und eng zusammenarbeitend mit
den Havelberger Pionieren – der Kfz- Gruppe und den
neun Mentoren aus den Standorten EUTIN, SPEYER,
HAVELBERG, KUSEL, MURNAU, DORNSTADT und
MÜHLHAUSEN.
Gruppenbild Military Advisory Team Combat Support
Diese bunte Mischung der Truppengattungen hatte
den charmanten Vorteil, dass wir unsere Fähigkeiten
optimal im Verbund einsetzen konnten – auch
teilstreitkraftübergreifend und oftmals neue und vielleicht
auch zweckmäßigere Handlungsabläufe kennenlernen
durften. Ein Blick über den Tellerrand, wenn ich so
sagen darf. Nach dem üblichen Prozedere für die „Tapsi`s“
(Gegenteil von alter Hase, Frischling) und einer kurzen
Eingewöhnungsphase war es dann soweit.
So verging die Zeit bis Juni im Fluge und war geprägt
durch Ausbildungen und dem ganz normalen Wahnsinn
eines bevorstehenden Einsatzes.
Am 26.06.2012 war es dann soweit: „Herr Major, ich melde
mich in den Einsatz ab!“
„Was wird mich erwarten?“ – „Werde ich meine Auftrag
erfüllen können?“ … eine ganze Menge an Fragen
beschäftigte mich während der Reise nach KUNDUZ.
Eine zufriedenstellende Antwort konnte ich mir nicht
geben, also entschied ich mich dafür, alles auf mich
zukommen zu lassen und erst mal eine vernünftige
Beurteilung der Lage (BdL) vor Ort zu machen.
„KUNDUZ LUMMERLAND – Endstation, alles aussteigen…“
Jetzt war ich im wahrsten Sinne „Angekommen!“
Und
mit
mir
auch
Major
Hefft,
Senior
Advisor
Das erste Treffen mit unseren Mentees, den Soldaten der ANA
(Afghan National Army) 4. Combat Support Kandak, 2. Brigade
des SHAHEEN Korps.
ZU GLEICH 1 / 2013
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Natürlich machte ich mir mein eigenes Bild über die
örtlichen Gegebenheiten während des Marsches nach
Camp PAMIR, ca. sieben Kilometer ostwärts des
Provincial Reconstruction Teams. Jede Menge Sand und
Überreste einer Streitmacht, welche in den 70igern dieses
Land befrieden wollte. Einprägsame Bilder, welche ich
nicht vergessen werde. Nutztierherden, Schäfer, winkende
Kinder und plötzlich ein weißer Toyota Corolla! Wie war
das in der Vorausbildung? Weißer Toyota Corolla = IED
Alarm (Improvised Explosive Device)! Verdammt, doch
nicht am ersten Tag?! Mein Vorgänger schien meine
innerliche Sensibilisierung erkannt zu haben und grinste.
Ich denke, jeder wird das „rausfahren“ anders bewerten
und nicht immer war die Sicherheitslage so ruhig wie zu
meiner Zeit, dennoch war zu jeder Zeit ein latentes
Risiko gegeben, nicht nur durch GREEN on BLUE,
sondern auch durch VB IED Attentäter (Vehicle Born
Improvised Explosive Device/ mit Sprengstoff präpariertes
Auto). Dennoch beschloss ich nach kurzer Zeit für
MICH, es etwas entspannter zu sehen, dennoch
niemals unvorsichtig zu sein. Mit einem Lächeln und
„leeren Händen“ meines Gegenübers ist es für mich ja
auch leichter, Vertrauen zu fassen und das wiederum ist
gerade bei der Arbeit mit der ANA nun mal die erste Hürde,
welche es zu nehmen gilt. Wir alle haben schon so viel
über AFGHANISTAN, die Menschen und deren Mentalität
gehört.
„Passen Sie ja auf, dass sie keinen kulturellen Eklat
verursachen!“ – so die einprägsamen Worte aus der
Vorausbildung. Am Ende wissen die Afghanen, dass
wir eben KEINE Afghanen sind und nehmen einem ein
Missverständnis nicht übel, im Gegenteil, meist schaute
mich mein Mentee (der zu Beratende) mit großen Augen
an, bevor er in herzliches Lachen überging und dazu den
Kopf voller Unverständnis schüttelte.
v.l.: Sprachmittler Hakim, Hauptfeldwebel Eckart, Command
Sergeant Major Alem
Aber - Afghan way looks different! – das stellte ich ziemlich
schnell fest, denn die praktische Ausbildung (wir erinnern
uns, das war die Sache mit dem „MACHEN!“) war durch
Frontalunterricht im Gebäude geprägt.
Wie man sich das vorstellen soll? Ganz einfach - Jeder
erklärte eben DAS, was er machen würde und das Gute
daran ist, zum Beispiel nach dem Gefechtsdienst, braucht
man dann kein Waffenreinigen durchzuführen. Sehr
gut! Aber leider nicht ganz so effektiv und langfristig.
„Wo habt ihr denn das her?“ – „Na aus der Vorausbildung…“
– Alles klar, wieder etwas gelernt!
Dennoch erachte ich es für sehr wichtig, dass man sich
mit den gebräuchlichen Umgangsformen, den kulturellen
Hintergründen und ein paar Worten in der Landessprache
vertraut macht. Das Ganze gemischt mit einem gesunden
Verständnis für Anstand, Höflichkeit und Respekt wird
man auch in AFGHANISTAN immer mit offenen Armen
empfangen werden. IN SHALLAH! (So Gott will!)
Beginnend beim Kommandeur des CS Kandak (Kdk),
seinem Stab (StvKdr, S1, S2, S3, S4, S6 AbtLtr) und den
Chefs der Einheiten wurde auch der Command Sergeant
Major (CSM) des Kdk betreut, welches meine Aufgabe für
die nächsten Monate sein sollte.
Nach einer warm up Phase und damit verbunden einer
ganz persönlichen Lagefeststellung zur Gesamtsituation
des CS Kandak, des jeweiligen Mentee und den
Rahmenbedingungen, legten wir unsere Ziele für die
nächsten Monate fest. Natürlich klingt es in unseren
Besprechungen meistens ziemlich einfach.
Mit unserem Verständnis zum militärischen Handwerk,
unseren Möglichkeiten, Personal einzusetzen, materielle
Mittel und Unterstützungsleistungen anzufordern und
der Gleichen mehr lassen sich alle
Aufträge und
Herausforderungen meistern.
ZU GLEICH 1 / 2013
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Command Sergeant Major Alem bei der Ausbildung seiner
Soldaten
Somit hatte ich ein Ziel auf meiner Agenda schnell definiert:
Wie führt man eine Ausbildung durch (Schwerpunkt:
Methodik & Didaktik)?
Die anderen beiden Hauptziele waren zum einen, das
regelmäßige Durchführen von Spießrunden durch meinen
Mentee und zum anderen, dass der CSM des 4. Kdk endlich
sein eigenes Dienstzimmer erhält, denn derzeit planten er
und nun auch ich seine/ unsere Vorhaben überwiegend in
seinem „Schlafzimmer“. Für einen afghanischen CSM und
dazu dem höchsten Portepee des Kdk eine sehr peinliche
Situation, welche ihn ab und zu zu der Aussage verleitete:
Wenn ich ein eigenes Dienstzimmer habe würde, könnte
ich auch arbeiten…!“*
Natürlich war auch das Beraten zu den täglichen Abläufen
im Dienstbetrieb und das Anwenden der Stabsarbeit nach
dem amerikanischen MDMP (Military Decision Making
Process) ein großer Bestandteil unseres Auftrages.
Hier entschloss ich mich, eher eine begleitende Rolle
wahrzunehmen, denn er ist CSM und es ist „sein Kandak“.
An dieser Stelle sei erwähnt das Stolz und Ehre, gerade
für den Afghanen eine wichtige Rolle spielen. Fehler
und Schwächen zugeben, um Hilfe bitten, ist dann eben
nicht „afghanisch“. Dies stellte mich immer wieder vor
Herausforderungen, auch wenn sie im eigentlichen
Sinne keine waren. Hier prallten zwei Welten
aufeinander. Auch die oftmals strikte Abtrennung zwischen
den Dienstgradgruppen, verwachsen mit der Philosophie,
dass ein Untergebener nicht mehr wissen kann, als man
selbst, waren ab und zu ein Grund zum Verzweifeln. Hier
durfte ich von meinem Mentee lernen. Nach einer
Tasse Tee und einer ruhigen Minute sieht schon alles
anders aus. Zeit für eine neue BdL! Aber genau das
machte diesen Auftrag eben zu etwas Besonderen, eine
andere Mentalität mit anderen Wegen zum Ziel bei ihrer
täglichen Arbeit erleben und begleiten zu dürfen.
Methodik & Didaktik Ausbildung
Ein großes Anliegen meinerseits war es, meinem
Mentee zu zeigen, dass man auch mit wenigen
Mitteln eine einprägsame und zielführende Ausbildung
konstruieren kann. Dazu braucht man nur Ideen und
etwas Kreativität. Mit selbstgebautem Equipment für
Geländesandkastenausbildungen, „FlipChart to go“ und
Gewehrmodellen aus Sperrholz ausgerüstet, führte ich
mit ihm beispielsweise eine Unteroffizierweiterbildung
„Methodik & Didaktik der Ausbildung“ durch.
Praktische Ausbildung
Equipment „self made“
Wie erwartet mit Gewähr zur Eigendynamik und
somit zum Ansprechen mehrerer Sinne – langfristiger
Ausbildungserfolg erwartet…?! Seit diesem Tag hatten
die praktischen Ausbildungen mehr praktischen Anteil
und das Auditorium belohnte seine gute Vorbereitung mit
reger Anteilnahme und Interesse. Das erkannte auch mein
Mentee.
Natürlich gab es auch Rückschläge, aber das gehört
ja dazu – denn umso schöner ist das Gefühl, gerade nach
einem „holprigen Weg“ das gesetzte Ziel zu erreichen und
erfolgreich zu sein. Wer kennt es nicht?
v.l.: Sprachmittler, Mentor S1 Oberleutnant Meschke, ANA S1
Offizier, Hauptfeldwebel Eckart, Command Sergeant Major Alem
Aber letztendlich konnten wir beide alle durch mich
definierten Ziele erreichen und den letzten Tee bekam ich
Nach 203 Tagen im Auftrag des MAT CS meldete ich
mich wieder bei meinem Major zurück. Auf seine Frage
von einem CSM, welcher seit er sein neues *Dienstzimmer
hatte, sehr in seine Arbeit vertieft schien. Na, Ziel erreicht!
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wie es war, konnte ich am Flughafen irgendwie noch
keine Aussage machen, denn die Erlebnisse dieser
Mission musste ich selber erst mal verarbeiten.
Fakt ist, es war eine der einprägsamsten Erfahrungen die ich nicht nur im Sinne meiner übergeordneten
Führung erleben durfte. Sie war auch für mich in vielerlei
Hinsicht eine Bereicherung. und Truppengattungen reihte
sich an diesem Tage das letzte Raketenartilleriebataillon
der Bundeswehr aus dem thüringischen SONDERSHAUSEN nach 22 Jahren des Bestehens ein!
Das Bataillon wurde kurz nach der Wiedervereinigung
am 2. April 1991 als Raketenartilleriebataillon (RakArtBtl)
702 in SONDERSHAUSEN aufgestellt und mit den beiden Waffensystemen „Leichtes Artillerie Raketen System“
(LARS) und „Mittleres Artillerie Raketen System“ (MARS)
ausgestattet. Im Zuge von Strukturänderungen wurde das
Bataillon 702 dann am 1. Juli 1994 in RakArtBtl 132 umbenannt. In der Zeit seines Bestehens kann das Bataillon
neben seinem artilleristischen Auftrag auch auf zahlreiche
Einsätze fernab des Hauptwaffensystems zurückblicken.
So unterstützten die Soldaten der 132er unter anderem
bei einem schweren Zugunglück 1996 in der Nähe von
SONDERSHAUSEN sowie beim Schneechaos im Februar 1999 jeweils mit schwerem Gerät.
Im Juli 1997 verlegte das RakArtBtl 132 mit 190 Soldaten
nach PLATKOW an der Oder, um dort Hochwasserunterstützung zu leisten. Auch beim Jahrhunderthochwasser
im August 2002 waren Sondershäuser Soldaten wochenlang im Einsatz. Hierzu verlegte das Bataillon 240 Soldaten in den Landkreis STENDAL in SACHSEN- ANHALT,
um einen 40km langen Deichabschnitt zu sichern. Aber
nicht nur im Inland stellten die Soldaten wiederholt ihre
Leistungsfähigkeit unter Beweis.
Auch bei Auslandseinsätzen waren sie immer wieder mit
dabei, so unter anderem bereits 1992 beim Einsatz in
SOMALIA im Rahmen der UNOSOM- Mission (United
Nations Operation in SOMalia).
Den Einsätzen in BOSNIEN und HERZEGOWINA im
Rahmen zu SFOR (Stabilization FORce) und IFOR (Implementation FORce) folgten dann größere Kontingente
bei EUFOR (European Union FORce), KFOR (KOSOVO FORce) und ISAF (International Security Assistance
Force) in AFGHANISTAN. So stellte das Bataillon im
Winter 2006 auf 2007 den Großteil der Einsatzkompanie,
sowie 2008 50 Soldaten der 1. Batterie für ISAF. Neben
ständigen
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17.04.13 11:13
Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN
meldet sich ab
Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN meldet sich ab
Wappen OA-Btl und ArtS
Hauptmann Michael Schemel, S3- Offizier
Hauptmann Tilo Meinke, Zugführer
Hauptmann Michael Schemel, S3- Offizier
Oberleutnant Sven Morgenstern, Zugführer
Hauptmann Tilo Meinke, Zugführer
im Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN
Oberleutnant Sven Morgenstern, Zugführer im OA- Bataillon IDAR- OBERSTEIN
Am 14. Dezember 2012 erfolgte im Rahmen eines feierli-
Bereits am 01.10.2005 nahm der Aufstellungsstab OA- Btl
OBERSTEINinunter
Major Moderow seine Arbeit auf.
chen Zeremoniells
der Artillerieschule
in IDAROBER-an IDARAm 14.12.2012
erfolgte im an
Rahmen
eines feierlichen
Zeremoniells
der Artillerieschule
IDARIm Januar
2006 war
dasden
Schlüsselpersonal bereits vor Ort
STEIN
Außerdienststellung
Offizieranwärterba- IDAROBERSTEIN
die die
Außerdienststellung
des des
Offizieranwärterbataillons
OBERSTEIN
durch
stellvertretenden
des Heeres, Generalleutnant
Reinhard Kammerer.und
Dieser
Artikeldie
gibtAufstellung.
eine kurze Eine wesentliche Herausforbegann
taillons Inspekteur
IDAR- OBERSTEIN
durch den stellvertretenden
Rückschau
auf das Bataillon
in den vergangenen
sechs Jahren,
seit der
Aufstellung
im Jahr
derung
war 2006.
zunächst die Zuversetzung von Ausbildern
Inspekteur
des Heeres,
Generalleutnant
Reinhard
Kammerer. Dieser Artikel gibt eine kurze Rückschau auf das
aller Truppengattungen des Heeres, die in zwei gleich ge-
gliederten Kompanien mit je vier Ausbildungszügen ihren
Bataillon in den
sechs Jahren, seit IDARder Auf-OBERSTEIN
Indienststellung
desvergangenen
Offizieranwärterbataillons
Dienst2004
versehen
sollten. Voll
im Jahr 2006.
Im Zugestellung
der Umstellung
auf das Strukturmodell „NEUES HEER“ wurde
beschlossen,
die aufgestellt sollte das Bataillon
in der Lage
sein, fürEine
insgesamt
410 Lehrgangsteilnehmer
Offizierausbildung im Heer an das Ausbildungsmodell der anderen Teilstreitkräfte
anzupassen.
15Indienststellung des Offizieranwärterbataillons
monatige, modular gegliederte und truppengattungsübergreifende Ausbildung
dem dann folgendender Offizieranwärter zu gewährdiesollte
Grundlagenausbildung
IDAR- OBERSTEIN
Studium vorangestellt
werden. Im Zuge der Ausplanung wurde dabei rasch klar,
dass und
neben
den Standorten
leisten
damit
den Einstieg in die Offizierausbildung zu
HAMMELBURG
undder
MUNSTER
auchauf
diedas
Artillerieschule
IDAR-„NEUES
OBERSTEINermöglichen.
die neue militärische
Heimat vorangestellt war im folgenDer Ausbildung
Im Zuge
Umstellung
Strukturmodell
eines derHEER“
neu aufzustellenden
Offizieranwärterbataillone
(OABtl)
werden
sollte.
wurde 2004 beschlossen, die Offizierausbildung den Halbjahr eine umfassende Ausbildung der Ausbilder
Bereits am 01.10.2005 nahm der Aufstellungsstab OA- Btl IDAR- OBERSTEIN
unterdie
Major
Moderow seine
kontinuierlich
in Vorbereitung auf die folgenden
im Heer an das Ausbildungsmodell der anderen Teilstreit- (AdA),
Arbeit auf. Im Januar 2006 war das Schlüsselpersonal bereits vor Ort und begann die Aufstellung. Eine
Offizieranwärterjahrgänge
(OAJ) beibehalten wurde.
kräfte
anzupassen.
Eine
15monatige,
modular
gegliederwesentliche Herausforderung war zunächst die Zuversetzung von Ausbildern aller Truppengattungen des
te
und
truppengattungsübergreifende
Ausbildung
sollte
Heeres, die in zwei gleich gegliederten Kompanien mit je vier Ausbildungszügen
Dienst
Mit demihren
Beginn
desversehen
Offizieranwärterlehrgangs im 76. OAJ
dem
dann folgenden
werden.
sollten. Voll
aufgestellt
sollte dasStudium
Bataillonvorangestellt
in der Lage sein,
für insgesamt 410
Lehrgangsteilnehmern dieam 03.07.2006 wurde der Aus(Offizieranwärterjahrgang)
Grundlagenausbildung
Offizieranwärter
gewährleisten
unddass
damitneden Einstieg
in die Offizierausbildung
bildungsbetrieb
aufgenommen. Die offizielle IndienststelIm Zuge der der
Ausplanung
wurdezudabei
rasch klar,
zu ermöglichen. Der Ausbildung vorangestellt war im folgenden Halbjahr eine
umfassende
der ersten feierlichen Vereidigung
Rahmen der
ben den Standorten HAMMELBURG und MUNSTER auch lung wurde imAusbildung
Ausbilder (AdA), die kontinuierlich in Vorbereitung auf die folgenden Offizieranwärterjahrgänge (OAJ)
die Artillerieschule IDAR- OBERSTEIN die neue militäri- am 06.07.2006 durch den damaligen General der Artillebeibehalten wurde.
undder
Kommandeur
der Artillerieschule, Brigadegenaral
eines der neu aufzustellenden
OffizieranwärMit dem sche
BeginnHeimat
des Offizieranwärterlehrgangs
im 76. OAJ
am 03.07.2006 rie
wurde
Ausbildungsbetrieb
Heinrich
Fischer,
unter
Anteilnahme der Öffentlichterbataillone
(OABtl)
werden
sollte.
aufgenommen. Die offizielle Indienststellung wurde im Rahmen der ersten feierlichen Vereidigunggroßer
am
keit im StadionBrigadegenaral
von MORBACH vorgenommen.
06.07.2006 durch den damaligen General der Artillerie und Kommandeur der Artillerieschule,
Heinrich Fischer, unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit im Stadion von MORBACH vorgenommen.In den folgenden sechs Jahren war
der Kernauftrag des Offizieranwärterbataillons IDAR- OBERSTEIN
die Durchführung des Offizieranwärterlehrgangs Teil 1, sowie ab
2008 zusätzlich die Durchführung
des neu geschaffenen Lehrgangs
„Überleben im Einsatz“ (ÜLE) für
alle angehenden Offiziere und
Feldwebel des Heeres.
Der Offizieranwärterlehrgang
Gliederung Offizieranwärterbataillon
IDAR- OBERSTEIN
Gliederung Offizieranwärterbataillon
IDAR- OBERSTEIN
Der
Offizieranwärterlehrgang
(OAL) begann am 01.07. des jeweiligen Ausbildungsjahres und dauerte sechs Monate. Ziel war es, die
Offizieranwärter zu befähigen, Aufgaben als militärische Vorgesetzte
und Aufgaben im Dienstgrad Fahnenjunker wahrnehmen zu können.
Die Vermittlung der Grundfertigkeiten des Einzelschützen war hierbei
der Schwerpunkt. Flankiert durch
Seminare zur politischen Bildung,
einer grundlegenden Schulung in
Wehrrecht und militärhistorischen
Themen wurde eine fordernde,
ZU GLEICH 1 / 2013
53
53
führern kam hierbei die Schlüsselfunktion zu. Mit der Auswahl erfahrener Feldwebel aus allen
ngen konnte sichergestellt werden, dass die Ausbildung auf hohem Niveau erfolgte und die
er von der reichhaltigen und breitgefächerten Erfahrung der Ausbilder profitierten. In den
aktiven Ausbildungsbetriebes von 2006 bis 2012 schlossen im Verband über 1.700
er den OAL erfolgreich ab.
dungsbetriebes von 2006 bis 2012 schlossen im Verband über 1.700 Offizieranwärter
den OAL erfolgreich ab.
Der Lehrgang Überleben im Einsatz
Im ersten Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres wurden weitere Lehrgänge mit
allgemeinmilitärischen Ausbildungsinhalten
durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei
die Durchführung der Unteroffizierlehrgänge
Allgemeinmilitärischer Teil (von I/ 2007 bis
II/ 2011) sowie der Lehrgang „Überleben im
Einsatz“ (ÜLE) (von I/ 2008 bis II/ 2011). Im
ersten Halbjahr 2012 wurden darüber hinaus
erstmals fünf Durchgänge des modifizierten
Lehrgangs Überleben im Einsatz (ÜLE-M)
durchgeführt. Hierbei verlagerte sich der
Schwerpunkt der Ausbildung vom Themenkomplex „Überleben und Durchschlagen“
hin zum „Führen einer Gruppe im Gefecht“.
Offizieranwärterinnen
des 80.wurde
OAJ von Beginn
Das
heißt, der Lehrgang
bei der Erstausbildung
am Kompass im ausgerichtet.
August 2010 Ein
an
auf
die
Führerleistung
Offizieranwärter des 82. OAL bei der feierlichen Eidesbekräftigung an
Offizieranwärter
OAL bei
feierlichen
Eidesbekräftigung
der Artillerieschuledes
am 82.
18.08.2012
im der
Beisein
des Ministerpräsidenten
von an weiteres Novum war die gemeinschaftliche
Der Lehrgang
Einsatz
Ausbildung
von Offizier- und FeldwebelanPfalz, Kurt
ieschuleRheinlandam 18.08.2012
imBeck
Beisein des Ministerpräsidenten
vonÜberleben
Rheinland- im
Pfalz,
Kurt Beck
Im ersten Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres
wurden
weitere Lehrgänge
mit allgemein
wärtern auf diesem
Lehrgang,
die sich nach
aber auch umfassende Ausbildung der jungen
Offizieran- durchgeführt.
Ausbildungsinhalten
Mittelpunkt standen
dabei
die Durchführung
der Unteroffiz
dem neuen Im
Ausbildungsgang
(der
gestrafften
Ausbildung
wärter sichergestellt. Im Zuge kontinuierlicher
Anpassun- zum
Allgemeinmilitärischer
Teil (von
I/ 2007 bis
II/ 2011)
sowie der
Lehrgang „Überleben
im Einsatz“
Feldwebel
und
der neuen
Offizierausbildung)
erstgen wuchs der Lehrgang über die Jahre2008
auf und
wurde
bis II/
2011). mals
Im ersten
Halbjahr
2012
wurden
darüber
hinaus
erstmals
ihr gemeinsames Stelldichein auf dem Gefechtsfeldfünf Durc
um Themen ergänzt, wie die Einsatzersthelferausbildung
modifizierten Lehrganges Überleben im Einsatz (ÜLE-M) durchgeführt. Hierbei verlager
gaben. Nach einer Phase der Grundlagenvermittlung bzw.
Schwerpunkt der
vom Themenkomplex „Überleben und Durchschlagen“ hin zum „F
oder, im Umfang für die Heeresverbände wegweisend,
dieAusbildung
Auffrischung
von Ausbildungsinhalten wie z. B. WaffenGruppe
im
Gefecht“.
Das
der Lehrgang wurde von Beginn an auf die Führerleistung ausg
Ausbildung der Lehrgangsteilnehmer im neuen Schieß- und heißt,
Geräteausbildung,
Orientieren
im Gelände
oder Bedie gemeinschaftliche Ausbildung
von Offizierund Feldwebelanwärtern
und Ausbildungskonzept. Letztendlich weiteres
sollten Novum
Ausbil-war fehlsgebung,
folgten
Handlungstrainings
am Ausbildung
Sandkasten
Lehrgang,
die
sich
nach
dem
neuen
Ausbildungsgang
(der
gestrafften
zum Feldwe
dungshöhepunkte wie der scharfe Handgranatenwurf, die und Vorbereitungsschießen mit Manövermunition, die
neuen
Offizierausbildung)
erstmals
ihr
gemeinsames
Stelldichein
auf
dem
Gefechtsfeld
Panzerfaust im scharfen Schuss und Teambuilding auf letztendlich in statischen und dynamischen Gefechts- gaben
Phase der Grundlagenvermittlung bzw. Auffrischung von Ausbildungsinhalten wie z. B. W
der HiBambA (Hindernis-Bahn mit besonderer Anforde- schießen mündeten. Dabei wurde die Ausbildung strinGeräteausbildung, Orientieren im Gelände oder Befehlsgebung, folgten Handlungstrainings am
rung) und der LETRA- Bahn (LEhr und TRAiningsbahn/
und Vorbereitungsschießen
mit dem
Manövermunition,
letztendlich Führerin statischen
gent nach
Prinzip der die
Kombinierten
und und d
knifflige Überwindungsaufgaben müssen in
kleinen Grup- mündeten.
Gefechtsschießen
Dabei wurde (KoFTrA)
die Ausbildung
stringent
dem Prinzip der K
Truppenausbildung
geplant
und nach
durchgeführt.
pen gelöst werden), dem Lehrgangsteilnehmer
ver- Die Steigerung
Führer-Bilder
und Truppenausbildung
(KoFTrA)
und durchgeführt.
Die Steigerung
dergeplant
Robustheit
bildete unbenommen
dender Robus
mitteln, die für die kommende Verwendung
in der Truppe
unbenommen
den Rahmen
für den
Schwerpunkt
„Kampf“.„Kampf“.
Rahmen
für neuen
den neuen
Schwerpunkt
essentiell sind.
Den Gruppenführern kam hierbei die Schlüsselfunktion zu.
Mit der Auswahl erfahrener Feldwebel aus allen Truppengattungen konnte sichergestellt werden, dass die Ausbildung auf hohem Niveau erfolgte und die Offizieranwärter
von der reichhaltigen und breitgefächerten Erfahrung der
Ausbilder profitierten. In den Jahren des aktiven Ausbil-
Offizier- und
Feldwebelanwärter
im ÜLE-Mim ÜLE-M
Offizierund Feldwebelanwärter
Zusammenfassend blickt das OA- Btl auf sechs Jahre for-
Zusammenfassend blickt das OA- Btl auf sechs Jahre fordernde Führerausbildung zurück, die k
Führerausbildung
zurück,und
diedes
kontinuierlich
in In- wurden
in Inhalt und Umfang dernde
an die Bedürfnisse
der Streitkräfte
Einsatzes angepasst
Offizieranwärterinnen
des 80. OAJ des 80. OAJ
Offizieranwärterinnen
bei der bei
Erstausbildung
am Kompass
im August
20102010
der Erstausbildung
am Kompass
im August
halt und Umfang an die Bedürfnisse der Streitkräfte und
des Einsatzes angepasst wurden. Sei es die Implementierung von diversen neuen Ausbildungsabschnitten, wie beispielsweise der Einsatzersthelferausbildung und Module
ZU GLEICH 1 / 2013
rgang Überleben
im Einsatz
Halbjahr des jeweiligen Ausbildungsjahres wurden weitere Lehrgänge mit allgemeinmilitärischen
sinhalten durchgeführt.
Im Mittelpunkt standen dabei die Durchführung der Unteroffizierlehrgänge
54
ilitärischer Teil (von I/ 2007 bis II/ 2011) sowie der Lehrgang „Überleben im Einsatz“ (ÜLE) (von I/
54
hielt auch das KoFTrA- Prinzip als bewährte Ausbildungsmethodik wieder erfolgreich Einzug in die
durchgeführten Lehrgänge. Als Wertschätzung und Interesse an der geleisteten Arbeit konnte das Bataillon
auf eine Vielzahl hochrangiger Besuche und Inspizierungen zurückblicken. In besonderer Erinnerung bleibt
wohl die Verleihung des Fahnenbandes durch den Ministerpräsidenten von Rheinland- Pfalz, Kurt Beck, im
Jahr 2011.
Fahnenbandverleihung durch den
Ministerpräsidenten
des Landes Rheinland- Pfalz, Kurt
Beck, am 13.01.2011
Ansprache des Kommandeurs der
Artillerieschule und Generals der
Artillerietruppe
Brigadegeneral Heribert Hupka
Ansprache des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerie
Brigadegeneral Heribert Hupka
Fahnenbandverleihung
durch
den Ministerpräsidenten
der SERE- Ausbildung
(Survival-, Evasion-,
Resistancedes Landes Rheinland- Pfalz, Kurt Beck, am 13.01.2011
Exraction, dt.: „Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und
Fluchttraining), oder die ständige Nachschau auf durchAußerdienststellung
geführte Lehrgänge, verbunden mit der Anpassung von
Im Schwerpunkten
Rahmen eines und
feierlichen
Appells
erfolgte am
14.12.2012 die Außerdienststellung des
Zeitansätzen.
Letztendlich
hielt auch
Offizieranwärterbataillons
IDARDer stellvertretende Inspekteur des Heeres, Generalleutnant
das KoFTrA- Prinzip
als OBERSTEIN.
bewährte Ausbildungsmethodik
Reinhardt
Kommandeur
der Artillerieschule
und General der Artillerietruppe,
wiederKammerer,
erfolgreichsowie
Einzugder
in die
durchgeführten
LehrgänBrigadegeneral
Heribert Hupka,
besondere
Akzente durch ihre Ansprachen während des
ge. Als Wertschätzung
und setzten
Interesse
an der geleisteten
militärischen Zeremoniells, das unter reger Beteiligung von Honoratioren aus Politik, Gesellschaft und den
Arbeit konnte das Bataillon auf eine Vielzahl hochrangiger
Streitkräften stattfand.
Besuche und Inspizierungen zurückblicken. In besonderer
Kommandeurs
der Artillerieschule
und Generals der Artiller
In seiner Rede an das angetretene Bataillon, die ebenfalls Ansprache
angetretenendes
Abordnungen
der Bereiche
der
Erinnerungund
bleibtdie
wohl
die Verleihung
Fahnenbandes
Artillerieschule
geladenen
Gäste,des
betonte
Generalleutnant Kammerer nachdrücklich
dieHeribert Hupka
Brigadegeneral
durch dender
Ministerpräsidenten
vonsei
RheinlandNotwendigkeit
laufenden Reform. Sie
notwendigPfalz,
um dieKurt
Streitkräfte auf die Herausforderungen von
Beck,
im
Jahr
2011.
Gegenwart und Zukunft vorzubereiten. Schmerzlich, jedoch unumgänglich, sei hierbei unter anderem auch
die Auflösung
bewährter Verbände wie das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN. Auch wenn bei der
Außerdienststellung
Indienststellung des Bataillons keine Traditionslinie eines bestehenden Verbandes aufgegriffen wurde, blickt
Im sechs
Rahmen
eines und
feierlichen
Appells
amdie Tradition des Verbandes begründen.
es auf
ereignisreiche
einprägsame
Jahre erfolgte
zurück, die
14.12.2012
die die
Außerdienststellung
des OffizieranwärBeispielhaft
sei hier
Verleihung des Fahnenbandes
durch den Ministerpräsidenten Kurt Beck am
13.01.2011
an der IDARArtillerieschule
in IDAR- OBERSTEIN
genannt. Nach der erfolgten Außerdienststellung
terbataillons
OBERSTEIN.
Der stellvertretende
beginnt
nun diedes
Phase
der Generalleutnant
administrativen Auflösung
Bataillons, welche bis zum 30.06.2013
Inspekteur
Heeres,
Reinhardtdes
Kamabgeschlossen
sein wird.
merer, sowie
der Kommandeur der Artillerieschule und
General der Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka, setzten besondere Akzente durch ihre Ansprachen
während des militärischen Zeremoniells, das unter reger
Beteiligung von Honoratioren aus Politik, Gesellschaft und
den Streitkräften stattfand.
Generalleutnant
Reinhardt Kammerer stellt den
Verband außer
Dienst
Das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN
In seiner Rede an das angetretene Bataillon, die ebenfalls bedankt sich nochmals ganz herzlich bei allen Ausangetretenen Abordnungen der Bereiche der Artillerie- bildern und Soldaten, die in diesem stolzen Verband
schule und die geladenen Gäste, betonte Generalleutnant
gedient und hervorragende Arbeit geleistet haben,
Kammerer nachdrücklich die Notwendigkeit der laufenden
Reform. Sie sei notwendig um die Streitkräfte auf die He- wünscht den ehemaligen Lehrgangsteilnehmern ein
rausforderungen von Gegenwart und Zukunft vorzuberei- weiterhin erfolgreiches Vorankommen, bedankt sich
ten. Schmerzlich, jedoch unumgänglich, sei hierbei unter bei der Artillerieschule für das kameradschaftliche
Generalleutnant
Reinhardt Kammerer
stellt den
Verband
außer Diens
und verabschiedet
sich
abschließend
anderem auch die Auflösung bewährter Verbände
wie das Miteinander
Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN. Auch wenn mit einem dreifachen Horrido…Joho!
bei der Indienststellung des Bataillons keine Traditionslinie eines bestehenden Das
Verbandes
aufgegriffen wurde,
Offizieranwärterbataillon
IDAR- OBERSTEIN bedankt sich nochm
blickt es auf sechs ereignisreiche und einprägsame Jahre
zurück, die die Tradition herzlich
des Verbandes
Beibeibegründen.
allen Ausbildern
und Soldaten, die in diesem stolzen
spielhaft sei hier die Verleihung des Fahnenbandes durch
den Ministerpräsidenten Kurt Beck am 13.01.2011 an der
gedient und eine hervorragende Arbeit geleistet haben, wüns
Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN genannt. Nach der
erfolgten Außerdienststellung beginnt nun die Phase der
Lehrgangsteilnehmern
ein weiterhin
erfolgreiches
Voran
Kammerer stellt
den Verband außer
Dien
administrativen Auflösungehemaligen
des Bataillons, welche
bis zum Generalleutnant Reinhardt
30.06.2013 abgeschlossen sein wird.
bedankt sich bei der Artillerieschule für das kameradschaftliche Mit
ZU GLEICH 1 sich
/ 2013 nochm
Das Offizieranwärterbataillon IDAR- OBERSTEIN bedankt
55
und verabschiedet
sich abschließend mit einem dreifachen Horrido…
herzlich bei allen Ausbildern und Soldaten, die in diesem stolzen
55
gedient und eine hervorragende Arbeit geleistet haben, wün
75 Jahre Garnisonsstadt
IDAR- OBERSTEIN
Oberstleutnant Lars Kleine ist Dezernent „Führung“ im Bereich Weiterentwicklung und
Vorsitzender der Gesellschaft für Artilleriekunde e. V.
Teil 2: Die Alliierten – von Besatzern zu
Partnern und Freunden
Mit Einzug der US Armee am 19./
20.03.1945 endete für die Bevölkerung
IDAR- OBERSTEINs der Zweite Weltkrieg
und eine Zeit ständiger Bedrohung, vor
allem durch die Handlungen nationalsozialistischer „Endsieg- Fanatiker“ und alliierter Luftangriffe. Gleichzeitig begann die
Besatzungszeit, die für Teile der Bevölkerung neues Leid bedeutete. Wohnungen
und Sachgüter wurden beschlagnahmt, die
Verwaltung quasi stillgelegt. An einen Neuanfang im politischen Leben war zunächst
nicht zu denken. Für einen kurzen Moment
rückte IDAR- OBERSTEIN in das Zentrum
amerikanischer Militärgeschichte. General George S. Patton, Befehlshaber der 3.
US Armee, bezog mit seinem Stab im ZeitStraßburg- Kaserne/ Quartier Straßburg
raum 27.03. – 03.04.1945 in der KlotzbergInternierten war die Straßburg- Kaserne hoffnungslos
kaserne Quartier. Nach Verlegung seines
Gefechtsstandes nach HANAU wurden noch im April die überbelegt. In überlieferten Zeitzeugenberichten werden
IDAR- OBERSTEINer Kasernenanlagen durch die Ameri- schreckliche Zustände geschildert. Erst 1946 wurde das
Internierungslager geschlossen und nach DIEZ verlegt.
kaner zur Plünderung freigegeben.
Im Sommer 1945 erschienen plötzlich einige sowjetische
Einhergehend mit der Besetzung rollten erste Verhaf- Offiziere im Stadtgebiet. Sie besetzten die sog. „Villa Purtungswellen durch das Land. Menschen, die sich in der per“. Nach einigen Wochen endete diese Episode. Die SoNS- Zeit schuldig gemacht hatten, aber auch Mitläufer wjetflagge wurde eingeholt, die Offiziere zogen ab.
oder schlichtweg von anderen Denunzierte wurden in der
Straßburg- Kaserne, in der im Mai 1945 durch US Pionie- Bereits im Juli 1945 begannen die Amerikaner, die Region,
re (381st Engineer Combat Battalion) ein Internierungsla- jetzt Teil der französischen Besatzungszone, zu räumen
ger eingerichtet worden war, festgesetzt. Mit bis zu 4000 und an die französische Armee zu übergeben. Mit Einzug
der Franzosen verschlechterte sich die Situation der Bevölkerung zunächst weiter. Verfügten die
US Truppen über eine gut funktionierende Logistik, so mussten sich die französischen Verbände anfangs „aus dem Umland versorgen“. Neue Requirierungen,
vor allem von Wohnungen und knappen
Lebensmitteln, folgten.
Flak der Französischen Artillerieschule in der Klotzberg- Kaserne/ Quartier
Jeanne d‘Arc
Im September 1945 nahm die französische Artillerieschule in der KlotzbergKaserne ihren Ausbildungsbetrieb auf.
Offizielle Begründung für die Entscheidung zur Stationierung der französischen Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN waren einmal mehr die hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten auf
dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER. Darüber hinaus haben vermutlich die Kräfte der neu aufzustellenden
französischen Armee für den Aufbau
einer militärischen Grundorganisation
ZU GLEICH 1 / 2013
56
56
in FRANKREICH sowie die Übernahme der Besatzungsaufgaben in DEUTSCHLAND nicht ausgereicht. Mit der
Zustationierung der Ecole d‘ Aplication d‘Artillerie sowie
mehrerer Lehrverbände ließen sich nun beide Aufgaben
miteinander verbinden.
gebaut. Das „Quartermaster Depot NAHBOLLENBACH“,
das auch umfangreiche Betriebsstofflagerstätten in der
angrenzenden „Winterhauch“ umfasste, wurde im Laufe
der Jahre zu einem der größten Depots außerhalb der
USA erweitert.
Betrieb und Bewachung erfolgten zunächst in Teilen durch ehemalige Zwangsarbeiter aus osteuropäischen Staaten, vor allem der TSCHECHOSLOWAKEI und POLEN, die nicht in ihre Heimat
zurückkehrten und sich im Labor Service (später:
Civilian Support) der US Armee dienstverpflichteten. Für diese Einheiten, in denen nach und nach
mehr Deutsche Dienst verrichteten, wurde eine
weitere Kasernenanlage (Carl- Schurz- Kaserne)
in unmittelbarer Nähe des Depots errichtet. U. a.
waren folgende Labor Service Einheiten in IDAROBERSTEIN/ NAHBOLLENBACH eingesetzt:
-6991st Labor Service Quartermaster Battalion
-6966th Civilian Support Group
-8366th Civilian Support Group
-8370th Civilian Support Group
-4091st Labor Service Company (Guard)
-4222nd Labor Service Company (Guard)
Französisches Offizierheim/ Kaminzimmer
Die Klotzberg- Kaserne, umgetauft in „Quartier Jeanne
d‘Arc“, beherbergte den Schulstab, Versorgungsteile sowie die Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmer. Lehrtruppe
bezog das „Quartier Straßburg“ sowie die Hohl- Kaserne,
jetzt „Quartier Clappier“. Folgende Lehrverbände waren
von 1945 – 1956, zumindest zeitweise, in IDAR-OBERSTEIN stationiert:
- 101º Groupe d‘ Observation (Artillerie- Aufklärungsbataillon)
- 102º Groupe d‘ Observation
- 1/67º Regiment d‘ Artillerie (Feldartilleriebataillon)
- 1/66º Regiment d‘ Artillerie1/47º Regiment d‘ Artillerie
- 2/32º Regiment d‘ Artillerie
- 453º Groupe d‘ Artillerie Antiaérienne (Flugabwehrbataillon)
- 481º Groupe d‘ Artillerie Antiaérienne
Das Depot erfüllte wechselnde Aufgaben; ab Mitte
der 1970er Jahre im Schwerpunkt die Unterstützung von
Geräteeinheiten der US Armee, die im Rahmen der Wartime Host Nation Support Vereinbarung an Großübungen
wie „REFORGER“ aus den VEREINIGTEN STAATEN
nach DEUTSCHLAND verlegt wurden. Mit ca. 1000 zivilen Arbeitnehmern stellte das „NAHBOLLENBACH Army
Depot“ zudem einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region dar.
Aber auch die Artillerie hielt seitens der Alliierten Einzug in
IDAR- OBERSTEIN. Seit den 1970er Jahren waren neben
Pionieren und diversen Dienststellen nahezu durchgehend unterschiedliche Artillerieverbände in der StraßburgKaserne stationiert. Bis zum 29.05.2008, dem Datum des
Außerdienststellungsappells der letzten US Einheit in
Bis zur Rückverlegung der französischen Artillerieschule nach FRANKREICH (MOURMELON) im
Jahr 1952 wurden ca. 3000 französische Offiziere
in IDAR-OBERSTEIN ausgebildet. Von 1952 bis
1956 verblieb nach Abzug der Artillerieschule das
32º Regiment d‘ Artillerie in Klotzberg- und HohlKaserne.
Anfang der 1950er Jahre kehrten die Amerikaner
nach IDAR-OBERSTEIN zurück. Als „Sub- Community“ des Standortes BAUMHOLDER wurden
zunächst Logistikeinheiten in der Straßburg- Kaserne stationiert. Grund dafür war die Übernahme
eines ehemaligen Verpflegungslagers der Wehrmacht in NAHBOLLENBACH (seit 1969 ein Stadtteil IDAR- OBERSTEINS).
Das Lager war 1945 ebenfalls durch die Franzosen
übernommen worden und wurde von 1950 – 1952
durch die US Armee zu einem Gerätedepot aus-
Quartermaster Depot NAHBOLLENBACH
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IDAR- OBERSTEIN, bestimmten amerikanische Soldaten
und deren Angehörige das Leben in IDAR- OBERSTEIN
wesentlich mit. Allgemein bekannt sein dürfte mittlerweile,
dass u. a. Bruce Willis, berühmter US Schauspieler, 1955
in IDAR- OBERSTEIN geboren wurde.
OBERSTEIN, oder „The Rock“, wie die US Soldaten es
nannten. Die Straßburg- Kaserne wird seit diesem Zeitpunkt nicht mehr genutzt. Bereits Ende der 1990er Jahre
war NAHBOLLENBACH durch die US Streitkräfte geräumt
worden. Es wurde seit 2000 zum Gewerbegebiet („Gewerbepark Nahetal“) umgestaltet.
Beim Aufbau der Bundeswehr leistete die US Armee entscheidende Unterstützung. Neben umfangreichen Ma- Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich die alliierten Verteriallieferungen zur Aufstellung der Artillerieschule und bindungsoffiziere aus FRANKREICH, GROSSBRITANNILehrtruppe begleitete ein Ausbildungsteam der „German EN und den USA, die bis vor einigen Jahren an der ArtilleArmy Training Group“, gestellt durch Teile der 2nd Armo- rieschule eingesetzt waren. Doch auch nach deren Abbered Division BAUMHOLDER, in Stäke von ca. 35 Offizie- rufung endete die Geschichte verbündeter Streitkräfte in
ren und Unteroffizieren die Aufstellung der Bundeswehr- IDAR- OBERSTEIN nicht.
Truppenteile in IDAR- OBERSTEIN in den Jahren
1956/57. Später wurden Patenschaften zwischen
den in IDAR- OBERSTEIN stationierten deutschen
und amerikanischen Verbänden geschlossen. Die
Stationierungszeiten einzelner Verbände, Einheiten und Dienststellen in IDAR- OBERSTEIN lassen
sich oft nur bruchstückweise ermitteln. Die folgende Liste der dort stationierten US Einheiten erhebt
keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Sie ist vielmehr
Beleg dafür, in welcher Geschwindigkeit auch in
den US Streitkräften Strukturen (und Garnisonen)
wechseln:
- HQ 3rd Army (März 1945, Klotzberg- Kaserne)
- HQ XXIII Corps (1945, Klotzberg- Kaserne)
- HQ 13th Armored Div (April 1945 KlotzbergKaserne)
- 381st Engineer Combat Battalion (Bn) (Mai
1945, Straßburg- Kaserne)
Ausbildung niederländischer Soldaten an der Artillerieschule
- 40th Engineer Bn (Straßburg- Kaserne)
IDAR- OBERSTEIN
- C Battery 333rd Target Aquisition Bn (StraßSeit 2006 ist eine niederländische Ausbildungsinspektion
burg- Kaserne)
integraler Bestandteil der Artillerieschule. Die Inspektion
- HQ/HQ Battery 5th Missile Bn/6th Arty (Straßburg- Kaführt die Ausbildung niederländischer Artilleristen an der
serne)
Panzerhaubitze 2000 durch. Darüber hinaus sorgt ein nie- 6th Bn/29th Field Arty (Straßburg- Kaserne)
derländischer Verbindungsoffizier in IDAR- OBERSTEIN
- 1st Bn/94th Field Arty (Straßburg- Kaserne)
für die reibungslose Kommunikation zur niederländischen
Artillerie.
- 2nd Bn 81st Field Arty (Straßburg- Kaserne)
- 39th Transportation Bn (Movement Control Team)
Noch heute bestehen Patenschaften zwischen der deut(NAHBOLLENBACH)
schen Artillerieschule und der Military Community BAUMHOLDER sowie der französischen Artillerieschule in DRA- 664th Ordnance Company (Co)/15th OrdBn (StraßGUIGNAN.
burg- Kaserne)
- 95th Quartermaster Bn (Straßburg- Kaserne, NAH(Wird fortgesetzt)
BOLLENBACH)
- 85th, 522nd, 557th, 561st Quartermaster Supply Co
Quellen:
(Straßburg- Kaserne, NAHBOLLENBACH)
- Unterlagen der Gesellschaft für Artilleriekunde e.V.
- 9th Maintenance Bn Combat Equipment Group (Straßburg- Kaserne, NAHBOLLENBACH)
- H.J. Zurek – Chronik der Artillerieschule
- 7th Combat Equipment Co (NAHBOLLENBACH)
- usarmygermany.com
- 222nd Base Support Bn Area Support Team (Straß- Wikipedia
burg- Kaserne)
- Stadtarchiv Idar- Oberstein
- C Co. 382nd Military Police Bn (Straßburg- Kaserne)
- Standortbroschüren und Chroniken in Idar- Oberstein
- 58th Medical Evacuation Hospital (Straßburg- Kaserstationierter Einheiten und Verbände
ne)
- Herold Union Newspaper
- 532nd Signal Co (Straßburg- Kaserne)
- G. Mörsen – Die Geschichte der Klotzbergkaserne
- 415th Army Security Agency Co (Straßburg- Kaserne)
- Conradt – Kasernenanlagen in Idar- Oberstein, TrÜbPl Baumholder
Im August 2008 verließ die letzte US-Einheit, 1st Bn/94th
Field Arty, ein MLRS Raketenartilleriebataillon, IDAR- - FRA ArtS – L´Ecole d´Aplication de L´Artillerie
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Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders –
Vereinbarkeit von Familie und Beruf an der
Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN
Unteroffizier Saskia Koller, 3./ Logistikbataillon 461, WALLDÜRN,
z. Zt. ZAW- Betreuungsstelle IDAR- OBERSTEIN
So kann es prakrisch aussehen: Ganz unaufgeregt,
ohne große Aktionen, ohne Eingaben/ Beschwerden
oder sonstige „Kundgebungen“, einfach nur gemacht/
machen lassen und schon klappt´s auch mit der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. (Die Redaktion)
Nachdem in den letzten Wochen und Monaten sehr viel in
Presse und Öffentlichkeit aber auch im aktuellen Bericht
des Wehrbeauftragten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu lesen und zu hören war, möchte ich im
Folgenden über meine persönlichen Erfahrungen an der
Artillerieschule berichten.
Ich bin 21 Jahre alt und alleinerziehende Mutter mit meiner knapp vier Jahre alten Tochter Lea-Sophie. Ich habe
mich als Unteroffizier des Fachdienstes (SaZ 9) bei der
Bundeswehr verpflichtet. Zurzeit mache ich bei der ZAWBetreuungsstelle IDAR- OBERSTEIN (ZAW – Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung) eine Ausbildung als „Fachkraft für Lagerlogistik“.
Als ich am 3. Januar 2011 zur Bundeswehr kam, meine
Tochter war bereits eineinhalb Jahre alt, hatte ich Glück,
denn ich fand nur unweit von meinem Wohnort, beim
3./ Logistikbataillon 461 in WALLDÜRN, meinen neuen
Stammtruppenteil. Mir war schon damals bekannt, dass
ich eine 21-monatige ZAW- Maßnahme würde machen
müssen und dies evtl. Auswirkungen auf meine kleine Familie haben würde.
Im Januar 2012 bekam ich dann mitgeteilt, dass ich für
eine ZAW- Maßnahme bei der ZAW -Betreuungsstelle
IDAR- OBERSTEIN, beginnend im April 2012, vorgesehen war.
Nun musste ich mir überlegen, was ich in dieser Zeit mit
meiner Tochter machen wollte. Für mich stand jedoch
schnell fest, dass ich sie an den neuen 250km entfernten
Standort mitnehmen und nach IDAR- OBERSTEIN umziehen würde.
Kurz nach dem ich im Februar 2012 mein Begrüßungsschreiben von der ZAW- Betreuungsstelle erhalten hatte,
erhielt ich einige Tage später von dort auch einen Anruf.
Die Betreuungsstelle war bereits über meine persönliche,
familiäre Situation informiert und machte mir ein Angebot,
mich persönlich und vor Ort über meinen Standort zu informieren. Außerdem erhielt ich bereits erste Kontaktadressen von den umliegenden Kindergärten.
Als ich dann bei meinem Informationsbesuch nach IDAROBERSTEIN kam, wurden mir zu meiner Überraschung
mehrere Unterbringungsmöglichkeiten für mich und meine Tochter in der Kaserne angeboten (sogenannte Mutter- Kind- Stuben). Man ließ mir einige Tage Bedenkzeit.
Ich sollte dann meiner neuen Einheit meine Entscheidung
mitteilen.
Ich habe dann das Angebot einer Stube, vergleichbar mit
„Kaserne 2000“, angenommen.
Im April 2012 bin ich dann nach IDAR- OBERSTEIN angereist. Für meine Tochter habe ich entschieden, dass ich
sie noch bis zu den Sommerferien in ihrem alten Kindergarten, im gewohnten Umfeld belasse und sie erst nach
den Sommerferien nachhole. Meine Mutter- Kind- Stube
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hatte ich gleich erhalten und konnte mich so in den nächsten Wochen schon sehr wohnlich einrichten.
nicht besser umgesetzt sein. Es ist hier auf dem Lehrgang
sogar besser als bei meinem Stammtruppenteil.
Einen Kindergarten mit Ganztagsbetreuung, fand ich in
nur zwei Kilometer Entfernung zur Kaserne.
Ich finde es gut, dass es diesen Erlass gibt, kann aber
auch meinen Disziplinarvorgesetzten verstehen, der sich
zu dem Erlass wie folgt äußerte:
Seit dem Sommer 2012 habe ich nun meine Tochter mit in
der Kaserne und es gibt nicht die geringsten Friktionen mit
dem Dienstbetrieb.
Unterrichtsbeginn ist um 08.30 Uhr, Antreten für die Lehrgangsteilnehmer ist jedoch um 07.20 Uhr, anschließend wie auch am Nachmittag ab 15.00 Uhr - nach Unterrichtsende - haben wir Verfügungszeit.
„Hätten wir in der Bundeswehr mehr Vorgesetzte, die öfter
nach gesundem Menschenverstand entscheiden würden,
dann bräuchten wir viele unserer Erlasse nicht. Wir bei der
ZAW- Betreuungsstelle haben diesen Erlass, so gut gemeint er auch ist, nicht gebraucht. Wir haben auch ohne
Erlass danach gehandelt.“
Von diesem täglichen Antreten wurde ich befreit, muss
mich nur vor dem Unterricht zum Dienst melden. So kann
ich morgens in aller Ruhe meine Tochter fertig machen
und sie um 08.00 Uhr zum Kindergarten bringen, wo ich
sie dann nachmittags nach Unterrichtsende wieder abhole.
Auch wenn ich kurzfristig wegen Krankheit oder Arztbesuchen frei haben muss, ist dies völlig unproblematisch, ich
muss mich nur im Geschäftszimmer abmelden und kann
dann gehen. Auch als meine Tochter mal einige Tage
krank war, wurde ich sofort freigestellt und meine Lehrgangskameraden haben mir den Unterrichtsstoff täglich
vorbeigebracht. Auch wenn ich mal Dinge zu erledigen
habe, bei denen ich meine Tochter aus Fürsorgegründen
lieber zu Hause lasse, sind immer Kameradinnen bereit,
auf meine Lea- Sophie aufzupassen.
Vor einigen Wochen begann unsere sechsmonatige Praktikumsphase bei zivilen Firmen in der Region. Auch hier
wurde mir die Möglichkeit eines heimatnahen Praktikums
angeboten. Da ich mich jedoch mit meiner Tochter so gut
in unsere neue Umgebung eingelebt habe und sie nicht
erneut aus ihrem Kindergarten herauslösen möchte, führe
ich mein Praktikum ebenfalls in IDAR- OBERSTEIN durch.
Mein Praktikumsbetrieb wurde durch meinen Disziplinarvorgesetzten über meine persönliche Situation informiert,
sodass ich auch hier individuelle Arbeitszeiten habe.
Alles in Allem fühlen wir uns an der Artillerieschule in IDAROBERSTEIN gut aufgenommen. Der Erlass „Vereinbarkeit
von Familie und Beruf in der Bundeswehr“ könnte für mich
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Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Hand in Hand – Partner Bundeswehr
Oberst a. D Joachim Unruh, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.,
Beauftragter für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in HESSEN, RHEINLAND-PFALZ und SAARLAND
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
(im Folgenden Volksbund genannt) nimmt sich seit
1919 in beispielhafter Weise der Pflege der deutschen
Soldatengräber an. Er handelt dabei im Auftrag der
Bundesregierung und erfüllt völkerrechtliche Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland. Zur
Wahrnehmung seiner Aufgaben ist er auf die Unterstützung und Hilfe von freiwilligen Spendern, Sammlern und Teilnehmern vor allem an internationalen
Maßnahmen (Jugendlager, Kriegsgräbereinsätze) angewiesen.
Die Bundeswehr sieht in der Zusammenarbeit mit dem
Volksbund und seiner Unterstützung ein besonderes
staatliches und dienstliches Interesse. Soldaten und Soldatinnen können dabei aus den Erfahrungen deutscher
Geschichte lernen und ihre interkulturelle Kompetenz
erhöhen. Sie gewinnen durch die Auseinandersetzung
mit der Vergangenheit in Form der Kriegsgräberfürsorge
Maßstäbe, um politische Geschehnisse und Zusammenhänge der Gegenwart zu beurteilen und ein angemessenes Traditionsverständnis zu entwickeln. Die Pflege von
Tradition ist integraler Bestandteil der Inneren Führung
und leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Bundeswehr als Armee im Einsatz. Bei der Traditionspflege
hat sich die Übernahme und Pflege von Gedenkstätten,
Mahn- und Ehrenmalen, insbesondere der Weltkriege,
als sinnvoller Anlass erwiesen, Soldaten und Soldatinnen
diese Erkenntnisse vorrangig im Ausland nahe zu bringen. So steht es in einem Erlass des Bundesministers der
Verteidigung vom 15. Mai 2009, in dem die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Volksbund geregelt ist.
Ohne die Hilfeleistungen der Bundeswehr könnte der
Volksbund einen Teil seiner Aufgaben in der bisherigen
Weise, die in der Öffentlichkeit Anerkennung und Zustimmung findet, nicht wahrnehmen.
Die Bundeswehr fühlt sich als Institution der Aufgabe des
Volksbundes in besonderem Maße verpflichtet. Sie unterstützt daher seit ihrem Bestehen durch
- Dienstbefreiung für Soldatinnen und Soldaten, die sich
dem Volksbund als freiwillige Sammler für Haus- und
Straßensammlungen zur Verfügung stellen;
- Sammlungen des Volksbundes innerhalb der Dienststellen der Bundeswehr;
- Sonderurlaub für Soldatinnen und Soldaten, die freiwillig an Arbeitseinsätzen des Volksbundes auf deutschen Soldatenfriedhöfen - vorrangig im Ausland - teilnehmen;
- dienstlichen Einsatz von Personal (Feldköche, Busfahrer), Kraftfahrzeugen (Busse) und Gerät (Feldküchen) für Jugendlager im In- und Ausland;
- Teilnahme an Gedenkfeiern des Volksbundes (Abstellung von Ehrenformationen, Militärmusikern).
Soldaten des Artillerielehrregiments 345 beim Einsatz auf dem deutschen
Soldatenfriedhof in NIEDEBRONNES-LES BAIN/ FRANKREICH
Der Volksbund bietet u. a
- Vorträge/ Informationen über „Aufgaben
und Ziele des Volksbundes Deutsche
Kriegsgräberfürsorge e. V.“ mit anschließender Diskussion z. B. im Rahmen einer
Offizier-/ Unteroffizierweiterbildung.
- Vorbereitung von Sammlern/ Sammlerinnen auf ihre Tätigkeit (u. a. Motivation und
Argumentationshilfen).
- Überlassung von Unterrichtsmaterialien
zu den Themenbereichen Erster/ Zweiter
Weltkrieg, Widerstand, Gedenkstätten,
etc. z. B. zur Nutzung im Rahmen der
­politischen Bildung.
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- Durchführung von Informationsfahrten und Seminaren.
- Unterstützung bei der Organisation und Durchführung
von militärhistorischen Weiterbildungen.
- die Möglichkeit, an einem Arbeitseinsatz auf einer
deutschen Kriegsgräberstätte teilzunehmen.
- Unterkunft und Verpflegung in einer Jugendbegegnungsstätte (JBS) des Volksbundes gegen Bezahlung.
Die Bundeswehr leistet nicht nur einen Beitrag zum sinnvollen Gedenken an die Opfer der vergangenen Kriege,
sie vermag mit ihrem Beitrag auch das Verständnis für die
jüngere Geschichte Deutschlands und seiner Nachbarn
in den Auslandseinsätzen zu wecken und zu fördern. Insbesondere der Kriegsgräbereinsatz ist eine besonders intensive Form praktizierter und erlebter staatsbürgerlicher
Bildung. Die Resonanz bei den Soldatinnen und Soldaten
ist nach Beendigung der Einsätze in der Regel überaus
positiv. Viele Soldaten wünschen eine Wiederholung ihres
Einsatzes.
Die Weitergabe des verpflichtenden Gedenkens an die
Opfer von Krieg und Gewalt von der Kriegsgeneration an
die nach dem Krieg geborenen Generationen ist aktives
Engagement für Frieden, Toleranz und Verständigung und
ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung.
Der Volksbund hat auf Grund der hohen Priorität der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sogenannte „Bundeswehrbeauftragte“ eingestellt. Der für die Region zuständige Bundeswehrbeauftragte ist über folgenden Kontakt
erreichbar:
Der Volksbund kümmert sich nicht nur um die Gefallenen
vergangener Kriege. Er setzt sich auch für das ehrende
Gedenken an die gefallenen Soldaten der Bundeswehr
ein. So fordert er seit 2006 das dauerhafte Ruherecht für
gefallene Bundeswehrsoldaten analog zu den Gräbern
der Soldaten des 1. und des 2. Weltkrieges. 2009 hat Bundesverteidigungsminister Jung insoweit dem Drängen des
Volksbundes Rechnung getragen, als er das „Ehrengrab
der Bundeswehr“ verfügte, dass auf Wunsch der Angehörigen als solches gekennzeichnet wird. Die Bundeswehr
übernimmt dann die Kosten für die Grabpflege.
Seit 2006 hat der Volksbund im „Totengedenken“ des Bundespräsidenten die Formulierung durchgesetzt: „Wir trauern (…) um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren“.
Jährlich legt der Volksbund am Grab gefallener Soldaten
der Bundeswehr am Geburtstag oder Todestag, je nach
Wunsch der Angehörigen ein Blumengebinde nieder. Dabei werden die Angehörigen, Vertreter der Bundeswehr
und die örtlich zuständigen Bundestagsabgeordneten
dazu gebeten.
Volksbund und Bundeswehr fühlen sich gemeinsamen humanitären und gesellschaftspolitischen Zielen verpflichtet.
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Oberst a.D Joachim Unruh
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Beauftragter für die Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr in HESSEN, RHEINLAND-PFALZ
und Saarland
Wiesenstraße 6
D-65550 LINTER
Tel: +49 (0 ) 6431 408 646
mobil: +49 (0) 173 5297457
Freundeskreis der Artillerietruppe e.V.
www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de
Oberst Diplom-Pädagoge Thomas Altenhof, Leiter Lehre/Ausbildung und
stellvertretender Kommandeur der Artillerieschule
Auszeichnung
Am 06.12.2012 wurde der Lehrgangsbeste aller Ausbildungsklassen des Feldwebellehrgangs MFT II/12 durch
den Vizepräsidenten des Freundeskreises der Artillerietruppe e. V., Herrn Oberstabsfeldwebel Gerd Augsten,
mit der traditionellen Uhr des Vereins ausgezeichnet. In
Anwesenheit des Leiters Bereich Lehre und Ausbildung,
Herrn Oberst Thomas Altenhof, erhielt Stabsunteroffizier Sebastian Böhm vom Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 diesen Bestpreis für seine weit über
dem Durchschnitt liegenden erbrachten Leistungen.
Stabsunteroffizier Böhm gehörte der Ausbildungsklasse
Feuerleitdienst Panzerhaubitze 2000 an.
Am 20.12.2012 wurde der Lehrgangsbeste des Offizierlehrgangs 3 (OL 3) ebenfalls mit dem Bestpreis des
Freundeskreises ausgezeichnet. Die obligatorische Uhr
erhielt Oberleutnant Mathias Pieske aus den Händen
des Leiters des Bereichs Lehre und Ausbildung und
Geschäftsführer des Freundeskreises, Oberst Thomas
Altenhof. Oberleutnant Pieske gehörte der Ausbildungsklasse Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) an und wird seinen Dienst im Artillerielehrregiment 345 antreten.
Oberstabsfeldwebel Gerd Augsten bei der Auszeichnung von
Stabsunteroffizier Sebastian Böhm
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Freundeskreis der Artillerietruppe e.V.
www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de
Generalmajor a. D. Ekkehard Richter
Präsident des Freundeskreises der Artillerietruppe
Teilnahme an der ILÜ Nord
Der Freundeskreis der Artillerietruppe wird am 18. Juni
seine Mitgliederversammlung durchführen, den Rechenschaftsbericht über die letzten beiden Jahre vorlegen und ein neues Präsidium wählen. Wir hoffen auf
eine zahlreiche Teilnahme und werden die Ergebnisse
auf unserer Webseite veröffentlichen.
In diesen letzten zwei Jahren hat sich der Freundeskreis
ein neues Logo gegeben, so wie es auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen wurde, neues Werbematerial beschafft und einige Vorhaben umgesetzt,
um die Ziele unseres Freundeskreises zu verwirklichen.
So haben wir u. a. im Jahr 2011 an der Informationslehrübung des Heeres „Nord“ teilgenommen.
Im Jahr 2012 haben wir die Firma Diehl besucht und
2013 zusammen mit der Artillerieschule und der Gesellschaft für Artilleriekunde einen Vortrag über die
„Erfahrungen aus dem Einsatz in AFGHANISTAN“ vom
Kommandeur des Artillerielehrregiments 345 Oberstleutnant Peter Millahn veranstaltet.
Es war geplant, im Herbst wieder an der Informationslehrübung des Heeres „Nord“ teilzunehmen, aber leider
findet sie in diesem Jahr nur für die aktive Truppe statt.
So hoffen wir auf eine Teilnahme 2014.
Einen besonderen Schwerpunkt haben wir auf die Unterstützung unserer Artilleristen gelegt, die im Auslands­
einsatz Dienst tun. Mit einer finanziellen Unterstützung
für Betreuungsmaßnahmen, für die von der Bundeswehr
kein Geld zur Verfügung steht, und besonderen Briefen
und Päckchen zu Weihnachten und Ostern, haben wir
unsren Soldatinnen und Soldaten gezeigt, dass wir ihren wichtigen Einsatz würdigen und kameradschaftlich
zu ihnen stehen. Die sehr netten Dankesbriefe haben
wir auf unserer Webseite veröffentlicht. Da der Einsatz
der Artillerie sich dem Ende zuneigt, hoffen wir, dass
mit der Hilfe unserer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, alle heil nach Hause zurückkommen.
Ein weiteres Ziel war es, eine engere Zusammenarbeit
mit den zahlreichen Artillerievereinigungen zu schaffen.
Nach dem ersten Anlauf haben sich eine große Anzahl
Vortrag vom Kommandeur Artillerielehrregiment 345, KUSEL
von regionalen Artilleriekameradschaften gemeldet und
gebeten, in die Übersicht aufgenommen zu werden.
Über den derzeitigen Stand kann man sich auf unserer
Webseite informieren. Wir bitten alle bisher noch nicht
aufgeführten Traditionsvereinigungen, sich zu melden,
damit wir auch zu ihnen Verbindung aufnehmen und sie
in die Übersicht aufnehmen können. Durch die Auflösungsmaßnahmen der letzte Jahre, die unsere Truppengattung besonders hart getroffen hat, sollten wir
die Zusammenarbeit der regionalen Vereinigungen mit
unserem überregionalen Freundeskreis stärken, damit
ein Informationsaustausch und eine gegenseitige Unterstützung stattfinden kann.
Eine weitere wichtige Aktion ist die Auszeichnung der
jeweiligen Lehrgangsbesten der Feldwebel- und Offizierslehrgänge. Wie wollen dadurch die herausragenden Leistungen belohnen und unseren artilleristischen
Nachwuchs zu weiterem Einsatz und guten Leistungen
anspornen.
Der Anzahl unserer Mitglieder hat sich weiter erhöht,
wir haben fast die 200er Marke erreicht. Wir bitten Sie
aber herzlich, weiter für unseren Freundeskreis zu werben, damit wir unsere Ziele noch besser erreichen können und uns noch wirkungsvoller als Lobbyisten für die
Sache unserer Artillerie einsetzen können. Für die Initiativen und die freundliche Unterstützung unserer Mitglieder sagen wir herzlichen Dank.
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Zelle Artillerie der
HSU/ Uni Bw HAMBURG: Besuch beim
Artillerieschießen und Barbarafeier
Oberleutnant Enrico Harling, Studiengang der Bildungs- und Erziehungswissenschaften,
Helmut- Schmidt- Universität/ Universität der Bundeswehr, HAMBURG
Am 29.11.2012 besuchten 32 studierende Offiziere und
Offizieranwärter der Helmut- Schmidt- Universität/ Universität der Bundeswehr HAMBURG das Panzerartillerielehrbataillon 325 auf dem Truppenübungsplatz MUN­
STER.
Die eigene Absicht bestand darin, auch jüngeren Kameraden die bisher weitgehend unbekannten Waffensysteme,
die Funktionen der Soldaten und das System Artillerie als
zentrales bodengestütztes Wirkelement der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) im
scharfen Schuss näher zu bringen. Das Interesse der Studierenden an dieser Exkursion war erfreulich groß, neben
Artilleristen konnten Kameraden der Kampftruppen, der
Kampf- und Einsatzunterstützungstruppen des Heeres,
sowie Angehörige von Marine und Luftwaffe einen Blick
über den militärischen Tellerrand werfen. Dem Besuch
ging eine Veranstaltung in der OHG (Offizierheimgesellschaft) unserer Universität voran, um alle Teilnehmer mit
den Sicherheitsbestimmungen bei Schießen der Artillerie
vertraut zu machen und ein grundlegendes Verständnis
für die Einsatzgrundsätze des Artilleriebataillons zu schaffen.
Oberstleutnant Willer, persönlich begrüßt. In Kleingruppen
wurden im Anschluss daran die Arbeitsabläufe der Joint
Fire Support Teams (JFST) und des Joint Fire Support Coordination Teams (JFSCT) vorgestellt. Die Führungs- und
Waffensysteme, wie der MARDER, das Tragbare Zielortungsgerät (TZG 90) sowie der Artillerie Daten- Lage- Einsatz- Rechnerverbund (ADLER II), konnten im scharfen
Einsatz beobachtet werden. Viele der angereisten Offiziere und Offizieranwärter kamen dabei zum ersten Mal mit
dem Material und den Arbeitsabläufen im System Artillerie
in Berührung.
Bei klarer Sicht konnte beobachtet werden, wie ein in der
taktischen Lage gepanzerter Feind zunächst mittels einer
multispektralen Nebelwand geblendet, mit einer Wurfminensperre gestaut und kurz darauf mit einer Feuerzusammenfassung der Panzerhaubitzen 2000 (PzH2000) zerschlagen wurde.
Besonders hervorzuheben ist neben der Unterstützung
des Studentenbereichs für solche Vorhaben der Truppengattungskameradschaften die außerordentliche Betreuung während des Besuchs durch das Panzerartillerielehrbataillon 325. In diesem Zusammenhang gilt dem
S3 Stabsoffizier, Oberstleutnant Streitbürger, unser herzlicher Dank!
Nach der Ankunft auf der Beobachtungsstelle „Winkler Höhe“ wurden wir durch den Bataillonskommandeur,
Einweisung ins Gelände und Aufbau einer Nebelwand
Blick in das Zielgebiet
Beim anschließenden Besuch im Feuerstellungsraum der
4./ 325 konnten die Geschütze PzH2000, Batterie- und
Zuggefechtsstand sowie die Führungs- Feuerleit- Stelle
intensiv „erkundet“ werden. Mit ebenso großem Engagement wie auf der B- Stelle wurden alle Komponenten
der schießenden Rohrartilleriebatterie von Batteriechef
Hauptmann Krause, Zugführer Oberleutnant Hollinger,
den Geschützführern, Feuerleitfeldwebeln und Erkundern
persönlich vorgestellt und kompetent erläutert. Neben
Einweisungen in das Innere der Geschütze und Gefechtsstände konnte der scharfe Feuerkampf in unmittelbarer
Nähe der Haubitzen ebenso hautnah erlebt werden wie
eine Darstellung des Rotationskonzeptes der Geschütze
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Organisationsteam der Barbarafeier 2012
zwischen den gedeckten Aufstellungen und den Feuerstellungen – entsprechend der Kernfähigkeit der PzH2000
zum schnellen Wechsel zwischen Feuer und Bewegung.
Nach diesen intensiven Eindrücken und einem interessanten Tag bei einer Betreuung, die ihresgleichen sucht,
klang die Exkursion bei einem gemeinsamen Essen in der
OHG MUNSTER in geselliger Runde aus. Dem Panzerartillerielehrbataillon 325 gilt der ausdrückliche Dank der
Zelle Artillerie für die Einladung und Betreuung während
dieses Besuchs, der von allen Teilnehmern ein begeistertes „feedback“ erhielt!
In der Folgewoche, am 05.12.2012, richtete die Zelle Artillerie in der Aula der HSU / Uni Bw H eine Feierlichkeit
zu Ehren der Heiligen Barbara aus. Artilleristen, Pioniere,
Angehörige von Heeresflugabwehr- und Flugabwehrraketentruppe sowie geladene Gäste huldigten an diesem Tag
(nachträglich) der Schutzheiligen.
Dank der wohlwollenden Unterstützung des Stabes, des
Studentenbereichs und des Mensabetriebes, konnte bei
kühlen Getränken und rustikaler Verpflegung in geselliger
Runde einer Barbara gehuldigt werden, die in ihrer traditionellen Barbararede einen humoristischen und äußerst
unterhaltsamen Rückblick auf so manch Lustiges und
häufig Kurioses gab, das sich an der Universität, in der
Bundeswehr und in der Welt im Jahr 2012 zugetragen hat.
Die Zelle Artillerie freut sich sehr über das vielfältige Lob
und die Anerkennung vieler Gäste sowie über die Unterstützung unserer Arbeit seitens der Universität und der
Truppe. Wir werden bemüht sein, diese Feierlichkeit als
Element der Identifikation mit militärischen Traditionen
und der Bindung an die jeweiligen Truppengattungen zukünftig an unserer Universität zu etablieren.
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Neue Kommandeure
Vita Kommandeur Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF
Name:Rommel
Vorname:
Alexander Klaus
Dienstgrad:Oberstleutnant
Geburtsdatum:
1. Juni 1972
Familienstand:
verheiratet, eine Tochter
Militärischer Werdegang
von – bis
Verwendung
01.07.1991
1991 – 1994
1994 – 1998
1998 – 1999
1999 – 2002
2002 – 2004
2004 – 2006
Eintritt in die Bundeswehr beim Panzerartilleriebataillon 165, WENTORF
Ausbildung zum Artillerieoffizier
Studium der Politikwissenschaften an der Universität der Bundeswehr HAMBURG
Zugführeroffizier bei 5./ Panzerartilleriebataillon 405, DABEL
Batteriechef bei 2./ Panzerartilleriebataillon 405, DABEL
Leiter Studentenfachbereichsgruppe an der Universität der Bundeswehr HAMBURG
Teilnahme am 1.Generalstabslehrgang Streitkräfte an der Führungsakademie der Bundeswehr, HAMBURG
G3 Stabsoffizier u. Abteilungsleiter G3 im Stab Panzerlehrbrigade 9, MUNSTER
dabei: 02/2008 – 05/2008 Einsatz als G3 Plans, MNB South KFOR, PRIZREN, KOSOVO
Fellow U.S. Marine Corps University QUANTICO, VIRGINIA, USA
Referent Sicherheitspolitik Fü S III 1/ Pol I 1, (Bilaterale Beziehungen USA/ CAN/ Mittel-/
Südamerika) im Bundesministerium der Verteidigung, BERLIN
Kommandeur Panzerartilleriebataillon 215, AUGUSTDORF
2006 – 2008
2008 – 2009
2009 – 2012
seit 17. Dezember 2012
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Neue Kommandeure
Vita Kommandeur Panzerartillerielehrregiment 345, KUSEL
Name:Kossack
Vorname:
Markus Raymund
Dienstgrad:
Oberstleutnant i. G.
Geburtsdatum:
26. Oktober 1972
Familienstand:
verheiratet, eine Tochter, ein Sohn
Militärischer Werdegang
von – bis
Verwendung
1991 – 1994
1994 – 1997
Wehrpflichtiger und später Zugführer im Panzerartilleriebataillon 55, HOMBERG, HESSEN
Studium der Pädagogik an der der Universität der Bundeswehr MÜNCHEN (Diplom-Pädagoge univ.)
Beobachtungsoffizier im Panzerartilleriebataillon 425, LEHNITZ
Batteriechef im Panzerartilleriebataillon 425, LEHNITZ
dabei: 11/2001 – 5/2002 Einsatz als Batteriechef der Panzerartilleriebatterie KFOR, PRIZREN, KOSOVO
Nationaler streitkräftegemeinsamer Generalstabslehrgang (LGAN) an der Führungsakademie der Bundeswehr, HAMBURG
G3 Stabsoffizier im Einsatzführungskommando, POTSDAM
Niederländische Generalstabsausbildung am Ausbildungszentrum des Heeres, AMERSFOORT, und am Institut für Lehrgänge der Streitkräfte, DEN HAAG (Executive Master of
Security and Defence)
G3 Stabsoffizier im Heeresführungskommando, KOBLENZ
Referent im Bundesministerium der Verteidigung im Führungsstab des Heeres (Fü H III 1),
BONN, danach Übergang in das Kommando Heer, KOBLENZ
Kommandeur Artillerielehrregiment 345, KUSEL
1998 – 2000
2000 – 2004
2004 – 2006
2006 – 2008
2008 – 2009
2010
2011 – 2013
seit 12. April 2013
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Quo vadis Bundeswehr?
Das Berufsbild des Offiziers im Wandel
Oberleutnant Jens Hollinger, Zugführer I, 4./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER,
ehemals Betreuungsoffizier im ACFüKrBw, KÖLN
Der War for Talents ist ein vielzitiertes Phänomen,
mit dem sich zivile Wirtschaftsunternehmen bereits
seit geraumer Zeit konfrontiert sehen. Diese Entwicklung macht auch vor den Streitkräften nicht Halt. Die
Bundeswehr ist in der heutigen Zeit zu einem „Unternehmen“ geworden, das sich gegenüber anderen potentiellen Arbeitgebern am Markt positionieren muss,
um den Bedarf an qualitativ hochwertigen Fachkräften
decken zu können.
In der Funktion als Betreuungsoffizier beim Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr (ACFüKrBw)
in KÖLN – ehemals Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ)
– steht man den Bewerbern während des gesamten Prüfverfahrens mit Rat und Tat zur Seite. Im Zuge vielfältiger
Gespräche lassen sich Fragen klären, welche neben der
soldatischen ebenso die akademische Ausbildung tangieren. Indem man über persönliche Erfahrungen berichtet,
bekommt der Bewerber die Gelegenheit, genauestens
abzuwägen, ob die Entscheidung Offizier zu werden,
tatsächlich richtig ist. Dabei zeigt sich, dass zunehmend
auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Berufswahl entscheidend zu sein scheint, da dies sehr häufig
Bestandteil von Fragen war. Dies beschränkt sich nicht
nur auf Nachfragen bezüglich Auslandseinsätzen, sondern beinhaltet auch die Auswirkungen des alltäglichen
Dienstes oder der abverlangten Flexibilität und Mobilität aufgrund häufiger Versetzungen. Allerdings wird der
Schwerpunkt von Nachfragen eindeutig durch die Thematik akademische Ausbildung gebildet. Dies verwundert
grundsätzlich nicht!
„Um alle zukünftigen Herausforderungen des Berufs meistern zu können, werden Offiziere während der Ausbildung
- unabhängig vom Alter - umfassend und praxisorientiert,
aber auch akademisch auf die jeweiligen Führungsverwendungen vorbereitet. Das Führungspersonal der Bundeswehr muss heute in der Lage sein, vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten in sich zu vereinen und darüber
hinaus bereit sein, fehlende Qualifikationen durch eigene
Lernbereitschaft zu erwerben.“
(https://mil.bundeswehr-karriere.de/portal/a/
milkarriere/!ut/p/c4/PcwxDoAgEAXRE8n2dp5CsVuQ4I8skBX0-mpjpnrN0EpvmS9EbiiZEy1kPUZ3G0E6WBVBg8Gu4Qc7tK7mbH1DF5q_RVWOwmRzGTz7PVAVmR57CuwO/)
Viele Werbekampagnen zum Offiziersberuf legen ihren
Fokus auf ein gebührenfreies Studium mitsamt der fortlaufenden Bezahlung. An dieser Stelle galt es, den Bewerbern nochmals zu verdeutlichen, dass das Studium per se
lediglich einen Teilabschnitt im militärischen Werdegang
darstellt, der dem Offizier nach Verlassen der Streitkräfte und der damit verbundenen Entscheidung gegen die
Übernahme zum Berufsoffizier bessere Möglichkeiten zur
Eingliederung ins zivile Erwerbsleben bietet.
In einer sich stetig wandelnden Gesellschaft mit einer starken Individualzentrierung geht es nicht mehr ausschließlich darum, was ein Mitarbeiter dem Unternehmen bieten
kann, sondern es besteht vielmehr eine reziproke Wechselbeziehung. Im Endeffekt hat dies zufolge, dass die Attraktivität eines Arbeitsgebers – auch gerade aufgrund des
vielfältigen Angebots an Mitbewerbern – eine exponierte
Stellung einnimmt. In diesem Kontext zeigt sich ein Spannungsfeld: Der Offiziersberuf bringt keineswegs nur Vorteile mit sich. Faktoren wie ein sicherer Arbeitsplatz, gute
Bezahlung, Führungsverantwortung in frühen Jahren oder
ein bezahltes Studium sind keine Alleinstellungsmerkmale
der Bundeswehr mehr. Die allgegenwärtige mediale Berichterstattung über Auslandseinsätze sowie die vollzogene Transformation zu einer Armee mit globalem Einsatzgebiet schreckt viele Bewerber bei der Realisierung des
Berufswunsches Offizier ab.
Dem ACFüKrBw obliegt in diesem Zusammenhang die
wichtige Aufgabe, das Personalrecruiting im Bereich der
Offiziere des Truppendienstes sicherzustellen. Im Rahmen eines aufwendigen Prüfverfahrens besteht die erklärte Zielsetzung in einer Eignungsfeststellung, respektive Potenzialaussage. Es geht also darum, anhand der
gezeigten Ausprägungen an charakterlichen, geistigen
und körperlichen Merkmalen eine Bestenauswahl vorzunehmen und möglichst valide Vorhersagen über das Bestehen der einzelnen Ausbildungsabschnitte im Rahmen
der Offizierausbildung zu treffen. Während des Prüfverfahrens müssen verschiedene Stationen durchlaufen werden, in denen der Bewerber in der Gruppe oder auf sich
allein gestellt das individuelle Fähigkeitsniveau unter Beweis stellen muss. Auf diese Weise wird jedem die Möglichkeit offeriert, in persönlichen Gesprächen sowie computerunterstützten Tests von den eigenen geistigen und
charakterlichen Qualitäten zu überzeugen. Medizinische
Untersuchungen und ein Sporttest belegen abschließend,
ob der Bewerber zusätzlich auch den körperlichen Anforderungen des Offiziersberufs gewachsen ist.
Die Tätigkeit als Betreuungsoffizier diente allerdings auch
der persönlichen Weiterbildung, da man einen ganzheitlichen Einblick in das Auswahlverfahren erhält, welches
schließlich einmal selbst durchlaufen wurde. Hierdurch
wird in gewisser Weise auch ein Perspektivwechsel vollzogen, weil einige Zusammenhänge oder direkte Personalentscheidungen jetzt überhaupt erst nachvollziehbar
werden.
Nichtsdestotrotz muss angemerkt werden, dass die derzeitige Personalmarketingstrategie insbesondere ob ihrer Fokussierung auf ein bezahltes Studium, kritisch zu
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hinterfragen ist. An dieser Stelle zeigt sich ein weiteres
Spannungsfeld: Die akademische Ausbildung ist essenzieller Bestandteil der militärischen Ausbildung, dennoch
gilt ebenso, dass im Grundbetrieb sowie Auslandseinsatz
nicht der Akademiker gefragt ist, sondern der Offizier als
Führer, Erzieher und Ausbilder, welcher bei Bedarf auf
akademisches Fachwissen zurückgreifen kann.
„Offizier zu sein ist eine Lebenseinstellung. Intellektuelle
Reife und Aufgeschlossenheit, keinerlei Berührungsängste mit vollkommen anderen Kulturen und Wertvorstellungen, körperliche Fitness, Mut, Tapferkeit, Kameradschaft
und Loyalität sind ihre tragenden Bausteine. Er (oder sie)
muss willens und fähig sein, Menschen zu führen, vorne
zu stehen und auch stehen zu bleiben, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die unmittelbare Auswirkungen auf Leib und Tot haben können – Entscheidungen die wesentlich besser bezahlte Führungskräfte in der
Wirtschaft nicht treffen müssen; […].“ (WEBER, Mathias
(2012): Offizier zu sein ist eine Lebenseinstellung. In: DIE
WELT vom 12.10.2012)
Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten:
Nicht nur die Bundeswehr ändert sich zeit- und reformbedingt, sondern auch die Bewerber mitsamt ihren persönlichen Bedürfnissen. Gutes Personalmarketing und -recruiting ist in Anbetracht der Gegebenheiten der heutigen
Zeit umso mehr eine Investition in die Zukunft, aber auch
in die Professionalität der Bundeswehr! Als persönliches
Resümee kann konstatiert werden, dass die Tätigkeit als
Betreuungsoffizier im ACFüKrBw insbesondere aufgrund
der bereits beschriebenen Möglichkeit zum Perspektivwechsel, weiterzuempfehlen ist. Im Zuge der vielen Gespräche während dieser Tätigkeit zeigte sich umso mehr,
dass die Bundeswehr zwar ein Kollektiv ist, aber zukünftig
die Interessen und Bedürfnisse der Einzelpersonen, welche letztlich bei der Berufswahl mitentscheidend sind, umfangreich berücksichtigt werden müssen. Ausschließlich
unter dieser Bedingung scheint die Konkurrenzfähigkeit
der Bundeswehr als potentieller Arbeitgeber gegenüber
anderen Mitbewerbern auf lange Sicht gegeben zu sein.
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Absichten – eine Glosse
Oberstleutnant Olaf Walther, Flugsicherheitsstabsoffizier Unbemannte Luftfahrzeuge
Am 15.Juni 1961 antwortete der Staatschef der DDR
(Deutsche Demokratische Republik), Walter Ulbricht, bei
einer Pressekonferenz in Ost-Berlin auf die Frage eines
Journalisten nach einer bevorstehenden Errichtung der
Staatsgrenze der DDR am Brandenburger Tor. Ulbricht
schloss seine verneinende Antwort mit dem Satz:
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Die
Geschichte zeigte: das war eine glatte Lüge. Ulbrichts
Satz gelangte zu unerwarteter Berühmtheit. Über
geplante und tatsächliche Kosten des Bauvorhabens
ist nichts bekannt. Bemerkenswert ist das, weil die
Errichtung von Bauwerken der öffentlichen Hand
heutzutage erstens viel länger dauert als geplant und
zweitens die Kosten nicht nur bekannt sind, sondern
regelmäßig auch völlig aus dem Ruder laufen.
Ersteres ist unerfreulich, zumindest für die jeweiligen
Projektbefürworter. Letzteres ist unerfreulich für alle.
Jedenfalls für diejenigen die Steuern zahlen. Also für
ziemlich alle.
Was läuft da falsch? Die Frage gilt es schnell
zu beantworten bevor der Eindruck entsteht, die
Planwirtschaft der DDR wäre doch nicht so schlecht
gewesen. Eine Lösung könnte der von Ulbricht
verwendete demagogische Ansatz sein.
2013. Pressekonferenz. Wieder in Berlin. Thema ist der
im Bau befindliche, hoffnungslos in Zeitverzug geratene
und natürlich auch aus dem Kostenrahmen gefallene
Flughafen „BER“. Auf Frage eines Journalisten zum
geplanten Eröffnungstermin erklärt der Berliner
Oberbürgermeister: „Niemand hat die Absicht, einen
Flughafen zu errichten.“ Na dann ist ja alles gut. Wenn
er denn später irgendwann tatsächlich in Betrieb geht,
ist es halt so. Beim Mauerbau hat nach Inbetriebnahme
vom anfänglichen Sturm der Empörung abgesehen
(waren das vielleicht die ersten Wutbürger?) auch
keiner mehr so richtig protestiert. Nur der Form halber,
zu Jahrestagen vor allem. Man hatte sich arrangiert.
Wohlgemerkt nie akzeptiert.
Die Frage sei erlaubt: Wäre das nicht auch ein Ansatz
in Bezug auf das derzeitige Bauwerk Bundeswehr? Ein
geeigneter Entscheidungsträger stellt sich hin und sagt
einfach: „Niemand hat die Absicht, eine funktionierende
Bundeswehr zu errichten.“ Und schon ist alles gut.
Deckt sich ja mit der Wahrnehmung vieler. Man wird
sich arrangieren. Und wenn die Baustelle Bundeswehr
dann irgendwann fertig ist, vielleicht auch akzeptieren.
Wer weiß das schon. Schwer vorstellbar ist es allemal.
Man verliere aber nicht die Hoffnung, dass sich dieses
Zitat nicht nur als eine Art Plagiat sondern auch als
Lüge herausstellt. Manchmal werden bahnbrechende
Vorgänge erst viel später von der Allgemeinheit in ihrer
ganzen Größe erkannt.
Ach ja, die Kosten. Na ja, lassen wir das. Betrifft
zwar die Steuerzahler, interessiert sie aber irgendwie
mit Masse nicht. Die Bundeswehr gibt´s halt und sie
kostet immer zu viel. Wäre sie eine Autobahn gäbe
es längst Protestdemos, Lichterketten und ähnliche
Wutbürgeraktionen wegen flächendeckend vorhandener
Schlaglöcher. Diese wiederum wären der Bundeswehr
egal. Deren Fahrzeuge sind erstens geländegängig
und zweitens in Zukunft sowieso nur in kleiner Anzahl
verfügbar.
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„Siggi“ Kuhlmann zu Gast bei der
Heiligen Barbara
Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und
verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH
Sigrid Kuhlmann, seit zwanzig Jahren als Mutter der
Infanterie bekannt, hat auch die Artillerie in ihr großes
Herz geschlossen. Aber eigentlich sind alle Soldatinnen und Soldaten „ihre Kinder“.
Siggi ist als „Hans Dampf“ in ganz DEUTSCHLAND,
aber auch im Ausland, für Soldaten unterwegs. Sie
kümmert sich um die Betreuung von PTBS- Betroffe-
nen, organisiert Benefiz- Konzerte und besucht beispielsweise gemeinsam mit inzwischen weit über 2000
Soldatinnen und Soldaten aus dem In- und Ausland
jedes Jahr das Oktoberfest in MÜNCHEN. Sie arbeitet
mit Bundeswehrkrankenhäusern ebenso zusammen
wie mit dem Reservistenverband, sie arbeitet für ein
Hospiz, sammelt Gelder für herzkranke Kinder und unterstützt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sowie das Soldatenhilfswerk. Sie trägt ihre
Vorstellungen mit ungeheurem Engagement hinein in
die Teppichetagen von Politik und Militär und versichert sich dort prominenter Unterstützung. Das alles
tut sie ehrenamtlich.
Am 4. Dezember 2012 war Sigrid Kuhlmann zu Gast an
der Artillerieschule in IDAR- OBERSTEIN. In Gesprächen
mit dem Kommandeur der Artillerieschule und General
der Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka, sowie
bei Begegnungen mit Soldaten aller Dienstgradgruppen,
entstanden neue Ideen für weitere Veranstaltungen im
nächsten Jahr.
Höhepunkt für Siggi war die traditionelle Barbara- Feier,
die alljährlich zu Ehren der Schutzpatronin der Artillerie,
der Heiligen Barbara, gefeiert wird. Sie fühlte sich sichtlich
wohl und genoss die gute Stimmung.
Im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks mit dem Kleinen Führungskreis der Artillerieschule im Offizierheim am
Tag nach der Barbara- Feier verabschiedete sich Siggi
und trat die Heimreise mit der Bahn an.
Sigrid Kuhlmann, flankiert vom
Kommandeur der Artillerieschule und General der
Artillerietruppe, Brigadegeneral Heribert Hupka und von
Oberst Thomas Altenhof, Leiter Lehre/ Ausbildung
Siggi am VIP- Tisch
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Buchbesprechung
Sascha Kuhnert und Friedrich Wein:
Die Marinegeschütze des Westwalls am Oberrhein
Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Westbefestigungen am Oberrhein
Königsfeld, Explorate- Verlag Arno Fröba, 2012
Format DIN A4, geb.; 640 Seiten; 30 Karten und Pläne, 359 SW- und 121 Farb- Fotos;
ISBN 978-3-937779-29-4, 35,00 €
Vor 37 Jahren stand der Rezensent mit dem Foto eines
Bildes des Westwall- Malers Vollbehr auf einem Hügel bei
OTTENHÖFEN, um Spuren der schwersten Marine- Batterie des Westwalls zu finden: Nichts! Geradezu symbolhaft schien nun alles für immer begraben. Außer einigen
Archiv- Dokumenten war wohl nichts mehr überliefert, um
die Geschichte der Batterien am Oberrhein zu erhellen.
Heute liegt ein Buch zu diesem Thema vor, dass diese
Lücke im wahrsten Sinne des Wortes füllt, denn schon auf
dem Titelblatt ist eines der Ottenhöfener 30,5cm Geschütze im Moment der Schussabgabe mit gewaltigem Mündungsfeuer abgebildet.
Einblick in die Inhaltsangabe (Auszug)
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Und dies verdanken wir unseren Interfest- Kollegen Sascha Kuhnert und Friedrich Wein. Gewissermaßen mit
Heimvorteil haben sie mit beispielhaftem Fleiß, mit Beharrlichkeit und Gründlichkeit ein Bild der schweren Marinebatterien des Westwalls am Oberrhein entstehen
lassen – in einer Vollständigkeit, wie man sie niemals zu
hoffen gewagt hätte. Dabei gerät der Leser durchaus ins
Staunen, welche Einzelheiten sie dazu zusammengetragen haben.
Die Verfasser gehen dabei bis ins 19. Jahrhundert zurück, um die Geschichte der einzelnen Geschütze zu beschreiben. Dabei wird auch das Dunkel um die Herkunft
der 24cm Kanonen der Batterie Maisenbühl aufgehellt, die
einmal russische 25,4cm Küstengeschütze waren. Mit einer Prise Marinegeschichte und viel Artillerietechnik geht
es weiter. Und schon sind die ersten 100 Seiten gefüllt.
Im folgenden Kapitel wird geschildert, wie Hitler im August
1938 auf den Gedanken kam, die Oberrhein- Front des
Westwalls durch schwere Marine- Geschütze verstärken
zu lassen, und welche Diskussionen zwischen Heer und
Marine aufkamen, ehe schließlich die Geschütze in fertigen Bunkern schussbereit aufgestellt waren. Natürlich
werden auch die ausgeführten Anlagen fachgerecht mit
Plänen und Rekonstruktionszeichnungen dargestellt.
Besonders verdienstvoll ist die folgende Beschreibung des
Einsatzes der Geschütze nach Kriegsbeginn, eingebettet
in eine allgemeine Beschreibung der Kriegsgeschichte am
Oberrhein. Dabei kann der Leser sogar erfahren, welche
Batterie wann wie viel Schuss wohin abgefeuert hat! Ein
Exkurs führt über den Rhein und beschreibt die schweren
Batterien der französischen Armee, die auf das badische
Rheinufer gerichtet waren und auch feuerten.
Nachdem man die Geschichte der Kanonen so lange begleitet hat, will man natürlich noch erfahren, wie es mit ihnen weiterging: Die Verfasser haben ihre Spuren bis auf
die Krim und an den Ärmelkanal verfolgt.
Ein bis dahin weitgehend unbekanntes Kapitel waren die
Versuche im Herbst 1944, die verlassenen Batteriestellungen wieder zu verwenden und für neue Geschütztypen
umzubauen. Der daran interessierte Leser erfährt nun
endlich, warum die Ruinen der bis in unsere Zeit erhaltenen Stände baulich erheblich von den Regelbauzeichnungen aus dem Jahre 1938 abweichen.
Dem Anspruch der Verfasser entspricht es, dass sie auch
die Kriegsereignisse von 1945 und, trotz schwieriger Quellenlage, die Einnahme der Batteriestellungen beschrieben
haben. Ganz nebenbei erfährt man etwas über den Einsatz der Panther- Türme und Panzernester am Oberrhein.
Schließlich folgt zur Abrundung auch die Nachkriegsgeschichte mit der Beseitigung der Anlagen bis heute. So
sind 640 Seiten zusammengekommen.
Das besondere Verdienst der Verfasser liegt darin, dass
sie über die trockene Schilderung historischer Abläufe,
präziser Zitate aus Original- Dokumenten (aus 10 Archiven, heißt es) und der Auflistung zahlreicher technischer
Daten hinaus das Buch mit über 500 Bildern ergänzt
haben. Dies sind sowohl aktuelle Fotos als auch zum
größten Teil unveröffentlichte historische Aufnahmen von
Zeitzeugen. Und Zeitzeugen sind es auch, deren zahlreiche Schilderungen die Geschichte bereichern und auflockern.
Das Buch ist vergnüglich, teilweise sogar spannend
zu lesen und zu betrachten. Man muss einfach immer
nur staunen, was man zu einem vermeintlich kleinen
Randgebiet der Westwall- Geschichte alles zusammentragen kann. Zu den schönsten Stellen gehören die Erlebnisse des späteren deutschen NATO- Generals Gerd
Schmückle mit seinem Abteilungskommandeur Major
Paul Schmidt.
Fazit: Besonders zu empfehlen und für sehr erwünschte
künftige regionale Veröffentlichungen ein Ansporn und zugleich eine Messlatte!
Eindrücke
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Kommunikations- und „Büro“ – historische
Weiterbildung für „Digital Natives“,
für alle Anderen – blasse Erinnerung
Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und
verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH
Seine Schulzeit in den 60er und 70er Jahren hatte er
vollständig analog, mit Rechenschieber etc. durchlitten,
Taschenrechner und Co. – Fehlanzeige.
Vom Hörensagen wusste Hauptmann F., dass schon seit
geraumer Zeit irgendwo das digitale Zeitalter angefangen
hatte, als er im Januar 1992 sein Dienstzimmer im
Spezialstab ATV der Artillerieschule bezog.
Aber auch hier in seiner neuen Verwendung fand er
außer Möbeln lediglich ein Telefon vor. Stopp, Telefon,
das muss erklärt werden. Sein grünes Telefon hatte noch
eine Wählscheibe, obwohl es schon seit Jahren, auch
bei der Bundeswehr, Tastentelefone gab. Lautsprecher,
Wahlwiederholung, Nummernspeicher, etc. – Fehlanzeige
– sehr analog, das alles. Telefonieren war dennoch
einfach, erste Ziffer wählen – warten, bis die Wählscheibe
wieder in der Ausgangsposition war, zwote Ziffer wählen –
warten bis …. und so weiter, bis man die Nummer durch
hatte. War dann besetzt, ging der Zirkus von vorne los.
Das war jedoch nur innerhalb der Kaserne so einfach.
Wollte Hauptmann F. beispielsweise mit dem Heeresamt in
Köln sprechen, musste er das Gespräch unter der Angabe
des gewünschten Gesprächsteilnehmers bei der analogen
10er- Vermittlung anmelden. Während er dann, meist
stundenlang, auf den Rückruf der Vermittlung wartete,
arbeitete er unverdrossen mit Papier und Stift weiter.
Zwischendurch war z. B. der Gang zur Toilette nicht immer
zu vermeiden. Wenn F. später, zurück am Schreibtisch,
dann doch ungeduldig bei der Vermittlung nachfragte, wo
denn das angemeldete Gespräch bliebe, war nicht selten
die Antwort: „Das Gespräch hatte ich durchgestellt, aber
Sie waren nicht da.“ Es kam vor, dass er erst nach mehreren
Tagen den gewünschten Gesprächsteilnehmer erreichte.
Denn selbst, wenn es nach erfolgreicher Arbeit der 10erVermittlung am anderen Ende klingelte, war im Zweifel der
Kamerad in Köln gerade auf Toilette. O.K., vielleicht war
er auch auf Dienstreise, krank oder im Urlaub, aber das
erfuhr F. meist erst Wochen später. Auf keinen Fall war der
Kamerad draußen, Eine rauchen. Das durfte man damals
noch im Gebäude, überall. Draußen, in Uniform, war sogar
verboten. Der ein oder andere hat sich für dieses Vergehen
damals sogar eine Disziplinarmaßnahme abgeholt.
War im Rahmen eines Rüstungsprojekts ein Telefonat
im öffentlichen Telefonnetz erforderlich, um mit einer
Firma zu sprechen, waren besonders hohe Hürden zu
überwinden. Der gemeine Stabsarbeiter konnte mit
seinem Apparat zunächst nichts ausrichten. Er brauchte
die Erlaubnis seines Vorgesetzten und musste sich dann
über die erwähnte 10er- Vermittlung die Freigabe fürs
öffentliche Netz schalten lassen. Natürlich wurden die
Gespräche in der 10er- Vermittlung dokumentiert, damit
mit der Freileitung kein Schindluder getrieben wurde.
Die geschilderten Zustände führten dazu, dass man sich
sehr sorgfältig auf das, hoffentlich zustande kommende,
Telefonat vorbereitete, bevor man zum Telefonhörer griff.
Die nächste Chance ließ manchmal Tage auf sich warten.
So ändern sich die Zeiten.
Wollte Hauptmann F. schriftlich „Im Auftrag“ tätig werden,
verfasste er handschriftlich ein entsprechendes Papier.
Mit diesem Entwurf ging er dann zur Schreibkraft auf
demselben Flur und gab dieser Dame, das war die mit
der elektrischen Schreibmaschine, sein Werk mit einigen
mündlichen Erläuterungen, meist verbunden mit dem
Hinweis, „es eilt“, oder, „iss wichtig“. Selbige Dame
nickte verständnisvoll, ein bisschen Small- Talk, und flugs
sortierte sie seinen Entwurf ganz unten in den Stapel. Denn
erstens war Madame für alle auf dem Flur zuständig, und
zweitens ging es immer der Reihe nach. Zwei bis dreimal
nachgefragt, lag sein Schreiben dann, sagen wir ´mal nach
drei Tagen, in seinem Postfach. Froh darüber, den Auftrag
endlich abschließen zu können, las er schnell drüber. Nicht
selten entdeckte er zu seinem Ärger Tippfehler – und der
Kreislauf begann von vorn. Der zusätzliche Zeitverzug
durch die Vorlage beim Gruppenleiter vor Postausgang
bleibt an dieser Stelle unberücksichtigt.
Aber halt, es gab tatsächlich erste digitale Vorboten.
Auf jedem Flur gab es einige wenige Dienstzimmer, in
denen PCs mit leistungsfähigen 286er Prozessoren
standen. Die waren in dieser Zeit jedoch im Zusammenhang
mit Rüstungsprojekten von den entsprechenden
Firmen bereitgestellt worden, kein STAN- Gerät. Diese
Dienstzimmer waren leicht auszumachen, da das Nerv
tötende Geräusch der Nadeldrucker über die Flure hallte.
1,44 MB- Disketten und 15 Zoll Bildschirme waren das
Maß aller Dinge.
Und es gab zwei Schreibkräfte, die tatsächlich
dienstlich gelieferte PCs hatten, ausschließlich zur
Vorschriftenbearbeitung.
Apropos Vorschriftenbearbeitung. Jeder, der wie
Hauptmann F. einen derartigen Auftrag hatte, brauchte
zunächst und vor allem die Vorgängervorschrift,
viel Papier, eine Schere, einen Kleber, Bleistift und
Radiergummi. Stopp, Radiergummi, das muss erklärt
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werden. Auf Wikipedia heißt es dazu-: „Ein Radiergummi
(ugs. auch Radierer, Ratzefummel) ist ein besonders
zubereiteter Gummi, mit dem mit einem Bleistift oder mit
Tinte erstellte Striche von einem Trägermedium (zumeist
Papier) entfernt werden. Es wird zwischen Kautschuk- und
Kunststoffradierern unterschieden.“ (http://de.wikipedia.
org/wiki/Radiergummi).
Alles, was aus der alten Vorschrift übernommen werden
konnte, wurde zunächst im wörtlichen Sinn ausgeschnitten
(copy), und zwischen die handschriftlich verfassten neuen
Passagen eingeklebt (paste). War ein Kapitel der neuen
HDv (Heeresdienstvorschrift) oder AnwFE (Anweisung
Führung und Einsatz) dann fertig, ging das Teil an die oben
genannten Schreibkräfte, also die mit den VorschriftenPCs. Stapel ganz unten, Tippfehler, alles wie gehabt.
Selbst erstellte Prinzipskizzen, Operationspläne etc.
brachte man voller Vertrauen zur Zeichenstelle, die ebenfalls
im Analog- Modus auf bessere Zeiten hoffte. Technische
Zeichner saßen vor imposanten Zeichenbrettern mit
Linealen aller Art, Taktikschablonen, Papier, Folien
und bunten Stiften. Statt Radiergummis kamen hier
Rasierklingen zum Einsatz. War eine Vorlage mehrfarbig,
musste für jede Farbe ein eigenes Blatt bemalt werden.
Erst im Übereinanderlegen der Blätter, Anlegekreuze nicht
vergessen, ergab sich so das vollständige, mehrfarbige
Bild. Überflüssig zu sagen, dass Hauptmann F. durchaus
mehrere Wochen warten musste, bis seine Bilder fertig
waren, auch, weil die Zeichenstelle vor allem mit der
Erstellung von Ausbildungsunterlagen, Folienvorträgen,
Plakaten, Tischkarten, Einladungsschreiben etc. gut
ausgelastet war.
Wenige Jahre später erreichte auch den Spezialstab
ATV, jetzt Gruppe Weiterentwicklung, und damit auch
Hauptmann F., der digitale Tsunami. Mobiles Telefonieren,
Laptops, Tablet- PCs, e- mails, Internet- Recherche,
Smart- Phones – heute Oberstleutnant, kann F. selbst
kaum noch glauben, dass die obigen Schilderungen der
Wahrheit entsprechen, Soldatenlatein, quasi.
Bemerkenswert bleibt jedoch, dass auch die analoge Welt
funktioniert hat und die Resultate damals den Vergleich
mit den Resultaten heute nicht scheuen müssen. Dass
das Einhalten von Terminen damals selbstverständlich
war und penibelst verfolgt wurde, ist eine andere
Geschichte.
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Geschichte der Eisenbahnartillerie
vom amerikanischen Bürgerkrieg bis
zum Ende des 2. Weltkriegs, Teil 1
Hauptmann Diplom- Kaufmann Nils Krause,
Feuerunterstützungsoffizier und Fliegerleitoffizier, 2./ Panzerartillerielehrbataillon 325, MUNSTER
Diplom- Ingenieur Elektrotechnik Günter Krause,
1968/1969 Beobachtungsunteroffizier beim Feldartilleriebataillon 111, OLDENBURG,
seit 1985 im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V., seit 2008 deren Präsident.
http://www.dgeg.de/ Veröffentlichungen über Eisenbahngeschichte z. B. über die Heeresfeldbahn- Lokomotiven im
Ersten Weltkrieg.
In dieser Abhandlung soll in kurzer Form der militärische Einsatz von Eisenbahnen beschrieben werden,
allerdings reduziert auf den Bereich Artillerie. Schon
vor der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinien propagierten Zeitgenossen den militärischen Nutzen der
Eisenbahn. So beschrieb z. B. der westfälische Industrielle Friedrich Harkort, der 1833 eine Eisenbahn
zwischen Rhein und Weser forderte, den militärischen
Nutzen, indem er anführte, dass eine gesamte Brigade in einem Tage von MINDEN nach KÖLN geschafft
werden könne, wo die Soldaten dann ausgeruht mit
Gepäck und Munition einträfen.
Diese Schnelligkeit im Transport würde FRANKREICH
abhalten, die preußische Westgrenze anzugreifen. Die
Betrachtung zum militärischen Nutzen der Eisenbahn
bezog sich aber nur auf die logistischen Möglichkeiten,
nicht auf den Einsatz der Eisenbahn als Waffe selber. In
PREUSSEN wurden bereits am 28. September 1838
8.000 Gardeinfanteristen von POTSDAM nach BERLIN in
zehn Zügen auf der Berlin- Potsdamer Eisenbahn, die damals gerade eröffnet worden war, befördert.
Nicht betrachtet werden ebenfalls die schon sehr früh entwickelten Panzerzüge, die zwar auch Artillerie an Bord
hatten, aber - hier bezogen auf die deutschen Panzerzüge im Zweiten Weltkrieg – den Pionieren unterstanden und auch mehr infanteristisch eingesetzt wurden.
Ebenfalls nicht behandelt wird die eisenbahngestütze
Flakartillerie, wie sie a) in Flakwagen mit leichter Flak
(Vierlings- 2cm- Flak) bei den Regierungssonderzügen
der Machthaber des Dritten Reiches zum Einsatz kamen und b) die 8,8, 12 und 15cm schwere EisenbahnFlak. Auf die technischen Details der Geschütze (Verschlussarten, Rücklauf- und Vorholsysteme etc.) kann
im Einzelnen nicht eingegangen werden. Behandelt
werden mit besonderer Berücksichtigung die Eisenbahn- Geschütze auf deutscher Seite.
negeschütz, einen gezogenen Vorderlader mit einer Rohrmasse von 2.896kg. General Robert E. Lee, Oberbefehlshaber der Nord- Virginia- Armee der Konföderierten, forcierte das Projekt. Während der sog. „7- Tage- Schlacht“
(26. Juni 1962 – 2. Juli 1862), in der die Südstaaten die
Unionstruppen von der Virginia- Halbinsel vertrieben, kam
dieses Geschütz zum Einsatz. Konstrukteure waren bezeichnenderweise Marineoffiziere, die die größten Erfahrungen mit solch großen Geschützen hatten. Ende März
1863 kam die Stadt JACKSONVILLE in NORDFLORIDA
unter Beschuss eines 8- inch- Geschützes aus einer Entfernung von ca. 2.400m, das aber durch gegnerischen
Beschuss eines Unions- Schiffes schnell seine Stellung
räumen musste. 1864 kamen zwei Batterien bei der Belagerung von RICHMOND durch die Unionstruppen zum
Einsatz. Auf Flachwagen der Altlantic & North Carolina
Railroad wurden Geschütze gesetzt. Diese waren nach
vorn durch eine Balkenwand aus Eichenholzstämmen,
die mit Eisenblech verstärkt waren, ausgerüstet. Eines
davon war ein 330mm- Vorderladermörser mit dem Namen „DICTATOR“ auf einem sechsachsigen Wagen. Zur
groben Seitenrichtung wurde hier bereits das Prinzip einer
„Schießkurve“ angewendet.
Der Amerikanische Bürgerkrieg
Zum ersten Mal zum Einsatz kam schienengestützte
Artillerie im Amerikanischen Bürgerkrieg. Sowohl die
Union als auch die Konföderierten setzen Eisenbahngeschütze ein. Schon 1862 konstruierten die Südstaaten ein Eisenbahngeschütz, bestehend aus einem
„32- Pfünder“ und einem entsprechend verstärkten
Eisenbahnwagen. Dabei handelt es sich um ein Mari-
Der 330mm-Vorderladermörser „DICTATOR“ bei der Belagerung
der Stadt RICHMOND durch die Unionstruppen
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Europa und der Erste Weltkrieg
Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg geriet die
Eisenbahnartillerie in Vergessenheit. Weder im
Krieg 1866 noch 1870/71 kam sie zum Einsatz,
noch erfolgte eine substantielle Weiterentwicklung. Zwar wurden in DEUTSCHLAND ab 1900
15cm- Kanonen in Schirmlafette gefertigt, die
auch auf Tiefladewagen transportiert wurden und
von dort auch schießen konnten. Es waren aber
keine Eisenbahn- Geschütze im eigentlichen Sinne.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges besaßen alle
kriegsführenden Parteien entweder leichte Artilleriewaffen für den Fronteinsatz oder schwere Belagerungsgeschütze, alle mit – nach heutigem Maßstab – geringen Reichweiten bis max. 11km. Eine
Ausnahme bildete FRANKREICH (s. u.). Dieser
Mangel führte dazu, dass z. B. nicht (mehr) benutzte Rohre der Marineartillerie für den Bau von
Bettungsgeschützen herangezogen wurden. Die Die 17cm Eisenbahnkanone L/40 „SAMUEL“
Herrichtung dieser Bettungen war aber langwierig (z. B. Betonarbeiten) und die Geschütze waren damit Länge eines Rohres kann man in Kaliber angegeben. Z.
auch örtlich fest gebunden.
B. bedeutet „L/40“, dass das Rohr eine Länge von 40 x
Kalibermaß hat, also bei 17cm Kaliber eine Rohrlänge von
6,80m]. Die Marine hatte von der Außerdienststellung der
alten Linienschiffe der „Braunschweig“ und „Deutschland“Klasse noch Geschützrohre über, die sie dem Feldheer
zur Verfügung stellte. Die im Bau von Eisenbahngeschützen maßgebende Firma Krupp legte die Rohre in Feldlafetten, die wiederum auf Eisenbahnflachwagen befestigt
wurden. Es waren daher mehr auf Eisenbahnwagen verladene Feldgeschütze als originäre Eisenbahngeschütze.
Möglichkeiten der Seitenrichtung bei Eisenbahngeschützen
Kreuzbettung (links), Schießkurve (mitte), Vögele- Drehscheibe
(rechts)
Die ersten Eisenbahngeschütze wurden von französischer
Seite aus eingesetzt. Als Reaktion darauf ordnete die
deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) ihrerseits den Bau
von Eisenbahngeschützen an. Die ersten kamen im Jahre
1916 zum Einsatz. Bedient wurden sie meistens von Marinesoldaten, da ja – wie bereits erwähnt – Marinerohre zum Einsatz
kamen und die Marinesoldaten
sich mit diesen Waffen am besten
auskannten. Die mangelnde Seitenrichtung der Geschütze wurde
durch Anlegen einer Schießkurve
oder durch Aufbau einer speziellen Drehscheibe (Vögele- Drehscheibe) ausgeglichen. In einer
Schießkurve wurde die grobe
Seitenrichtung durch Verfahren
des Geschützes erreicht, mit der
Vögele- Scheibe war theoretisch
ein Schussfeld von 360° möglich.
Ein erstes, noch an ein Provisorium erinnerndes Eisenbahngeschütz war die 17cm-Eisenbahnkanone L/40 „SAMUEL“. [Die
Im Jahre 1916 kamen dann die ersten speziell für diesen
Zweck konstruierten Eisenbahngeschütze zum Einsatz.
Auf deutscher Seite war es Brauch, die Geschütze mit
Namen zu versehen. Das Geschütz „PETER ADALBERT“
war ein Gerät ebenfalls mit Marinerohr und einem Kaliber
von 21cm (21cm S.K. L/40 [S.K. = Schnellfeuer-Kanone]).
Die maximale Reichweite lag bei 25,6km mit Haubengeschossen mit einem Gewicht von 115,0kg. Ebenfalls zur
Gruppe „PETER ADALBERT“ gehörte die 21cm S.K. L/45,
bei der die Rohre aber Reserverohre des Panzerkreuzers „Blücher“ waren. Durch die größere Rohrlänge
Das „THEODOR OTTO“-Geschütz (24cm, L/30)
Das Geschütz steht allerdings in einer Bettung
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erreichte man Schussweiten bis 26,4km. Mit den Namen
„THEODOR OTTO“ wurde das Eisenbahngeschütz 24cm
S.K. L/30 versehen. Auch hier kamen wiederum Marinerohre zum Einsatz. Geschossen wurde bei einer vo von
640m/s auf 18,7km. Auch hier gab es eine Ausführung mit
einer Kaliberlänge von 35 (24cm S.K. L/35), wobei hiermit
mit 675m/s Anfangsgeschwindigkeit Schussweiten von
20,2km erreicht wurden.
Zur Familie „THEODOR KARL“ gehörten dann Geschütze ebenfalls mit dem Kaliber 24cm, aber Rohrlängen von
L/40 und Schussweiten von bis zu 26,6km. 1917 folgen
großkalibrige Geschütze mit 28cm (28cm S.K. L/40) unter
dem Namen „BRUNO“. Auf Grund des größeren Gewichtes dieser Waffen wurden sie auf fünfachsige Drehgestelle
gesetzt. Ein zweites Geschütz dieses Kalibers unter dem
Namen „KURFÜRST“ unterschied sich nur durch das verwendete Rohr, das ein älteres Marinerohr war. Das erste Geschütz mit dem Kaliber von 38cm kam 1917 zum
Einsatz (38cm S.K. L/45). Da das Marinebauprogramm
während des Krieges vom Bau von Großlinienschiffen
(Dreadnoughts) absah, wurden Artillerierohre frei, die teils
in Küstenartilleriestellungen, teils für Bettungsgeschütze
verwendet wurden. Ein einziges Rohr wurde für die Eisenbahn- Artillerie verwendet. Als Bettungsgeschütz konnten
mit diesem Rohr in maximaler Erhöhung 47,5km erreicht
Kilometer. Hervorzuheben ist noch, dass zum Verdruss
des Heeres die Durchführung dieses Unternehmens – Beschuss von PARIS – in den Händen der Marine lag!
Bei den deutschen Eisenbahngeschützen waren die Rohre „im Gleichgewicht“, d. h. die Schildzapfen waren weit
vorne angebracht, was dazu führte, dass bei großer Erhöhung der Verschluss nach einem Abschuss auf das Gleis,
die Tragkonstruktion oder Drehgestelle aufgeschlagen
hätte. Die mögliche Rohrerhöhung konnte somit nicht voll
ausgenutzt werden.
Beutewaffen kamen auch zum Einsatz, es handelte sich
dabei aber lediglich um drei englische 30,5cm Eisenbahnhaubitzen.
Bewertung
Der Vorteil der Eisenbahnartillerie lag in der Möglichkeit,
mit schwerem Gerät feindliche Depots, Truppenansammlungen, Bereitstellungsräume, Verkehrsknotenpunkte
u. ä. weit hinter den feindlichen Linien anzugreifen. Die
dazu benötigte Eisenbahn- Infrastruktur war im Westen
vorhanden (dichtes Eisenbahnnetz), im Osten weniger
bis gar nicht. An der Galizischen Front wurden auf Grund
des schlecht ausgebauten Eisenbahnnetzes von der k. u.
k. Armee keine Eisenbahngeschütze eingesetzt. Daher
„MAX“ – ein 38cm Eisenbahngeschütz Im August 1918 posieren die Kanoniere für den Fotografen auf dem Rohr
werden, als Eisenbahngeschütz wegen der dort niedrigeren möglichen Erhöhung zuerst nur 24, später 33km. Das
Geschütz erhielt den Namen „MAX“ nach Vizeadmiral Maximilian Rogge, der den Umbau der ursprünglich für die
Marine vorgesehenen Rohre für den Landeinsatz leitete.
Das vielfach erwähnte „PARIS- Geschütz“ (es gab drei fertig gestellte Exemplare, vier weitere waren bei Kriegsende
noch in der Produktion) war kein Eisenbahngeschütz, da
es zwar mit der Eisenbahn transportiert wurde, aber nur
aus besonders angefertigten stationären Bettungen aus
Stahl oder Beton schießen konnte. Die Höchstschussweite lag bei 132km bei einer vo von 1.600m/s. Am 23. März
1918 wurde hier der erste Schuss gegen PARIS abgefeuert, der nach 182 Sekunden einschlug, nachdem natürlich
vorher schon Probeschüsse abgefeuert worden waren.
Die Längenstreuung hierbei betrug bei vier Schüssen vier
kam die Eisenbahnartillerie auch vorzugsweise an der
Westfront zum Einsatz. Die Geschütze wurden in ganzen
Zügen befördert, in denen dann auch die Offiziere und
Mannschaften, Werkstattpersonal, Munition etc. untergebracht waren. Das In Stellung gehen bzw. Räumen der
Feuerstellung der Geschütze erfolgte innerhalb von ca.
zwei bis drei Stunden relativ schnell. Allerdings war ein Eisenbahngeschütz durch Luftaufklärung durch seine Größe und die charakteristischen Gleisanlagen (Schießkurve,
Drehscheibe) schnell zu erkennen, was dann natürlich sofort zur Feuerkonzentration der feindlichen Fernkampfartillerie auf die Feuerstellungen führte. Zur Erschwerung der
feindlichen artilleristischen Aufklärung (Schall- und Lichtmessverfahren) schossen oftmals mehrere sogenannte
Verschleierungsbatterien mit verschiedenen Kalibern mit
größerer Distanz gleichzeitig, ebenso wurde ein Schießen
nachts möglichst vermieden.
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Ländervergleich
FRANKREICH hatte vor dem Ersten
Weltkrieg schon einige Eisenbahngeschütze entwickelt. Es kann als das
Mutterland der Eisenbahn- Artillerie
angesehen werden sowohl in Bezug
auf die Anzahl der verschiedenen Geschütze als auch in der Gesamtmenge
der gefertigten Geschütze.
Nach ersten Entwürfen 1883 kam 1888
eine 15cm- Haubitze auf einem Eisenbahnwagen zum Einsatz, allerdings
noch mit einer Spurweite der Gleise von
600 bzw. 1000mm. Es war zur Küstenverteidigung gedacht und wurde auch in
weitere Länder, u. a. DÄNEMARK und
RUSSLAND, exportiert, Die Schussweite lag allerdings nur bei 5,5km. Weiterentwicklungen waren die 12cm-Kanone
M 1897 (Schussweite 10,0km) sowie
die ursprünglich für SÜDAMERIKA entwickelte 200mm-Haubitze der Firma
Schneider (Schussweite 11,5km). Auch
Ein französisches Eisenbahngeschütz beim Abschuss
auf einer anderen Eisenbahnlafette montiert waren. Es waren
die Kanone G 240 M 1884 und
Kanone 240mm M 17, die sich
durch die verwendeten Rohre
unterschieden. Beim ersten Modell wurden Sprenggeschosse
von 140,0kg auf 17,3km verschossen (vo = 614m/s), das
zweite Modell schaffte beim
gleichen Geschoss 18km (vo =
640m/s) (Kaliberlänge 28,5).
Es würde zu weit führen und
den Rahmen dieser Übersicht
sprengen, alle französischen
Geschütze aufzuführen. Es sei
noch darauf hingewiesen, dass
über Kaliber 274, 285, 293,
305, 320, 340, 370, 400mm bis
520mm Haubitzen, Mörser und
Kanonen auf Eisenbahnlafetten
zum Einsatz kamen.
Das französische E- Geschütz 27,4cm M 1893/96
in FRANKREICH wurden für die Eisenbahnartillerie Marinerohre verwendet, so für die 164mm-Kanone M 1893, von
der 1915 bereits fünf Exemplare im Einsatz waren.
Bei einer vo von 770m/s erreichte man mit einem Panzersprenggeschoss 15,4km. Weiterentwicklungen mit anderen Rohren auf gleicher Lafette waren die 164mm- Kanone M 1893/96 sowie die 194mm- Kanone M 1870/93.
Dieses Geschütz war – im Gegensatz zu den anderen
– allerdings allseitig gepanzert. Dadurch wurde die Munitionszufuhr erschwert. Zur Besatzung gehörten 22 Soldaten.
Mit einem Kaliber von 240mm wurden zwei Modelle entwickelt, die aber – auf Grund des höheren Gewichtes -
Erwähnt werden soll das Modell
Kanone 320mm M 1870/84 auf
Eisenbahnlafette mit einer Kaliberlänge von 31,6 und einer max. Schussweite von bis zu
20,2km. Diese waren bis in den Zweiten Weltkrieg im Einsatz, wurden von der Deutschen Wehrmacht erbeutet und
kamen in den Eisenbahn- Artilleriebatterien 459, 691, 693
beim Oberbefehlshaber Südwest sowie der Batterie 695
bei der Heeresgruppe Mitte zum Einsatz. In den damaligen
Kennblättern (Kennblätter fremden Geräts D 50/6 FRANKREICH) wurde die Schussfolge mit 1/5 min angegeben.
Die Haubitze 520mm M 1916 war bis zum Zweiten Weltkrieg das Eisenbahngeschütz mit dem größten Kaliber.
Bei einer vo = 450m/s erreichte man mit einem Sprenggeschoss mit Bodenzünder (1654kg) eine Schussweite von
14,6km. Es kam im Ersten Weltkrieg aber nicht mehr zum
Einsatz. Bei der Gesamtbeurteilung dieses Geschützes
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durch Kürzen und Ausbohren von Rohren
der Schiffskanone 340mm M 1887. Wegen
des hohen Gewichtes von 137 Tonnen hatte die Lafette ein sechsachsiges (vorne) und
vierachsiges (hinten) Drehgestell.
Die Vorbereitung der Feuerstellung benötigte
zwei Tage. Bis 1918 wurden acht Geschütze
produziert. Es hielt sich bei der französischen
Armee bis in den Zweiten Weltkrieg, als einige
dann von Deutschen Truppen erbeutet wurden. Diese Haubitzen wurden dann wiederum auf deutscher Seite eingesetzt. Das Geschütz hatte im Ersten Weltkrieg mit seinem
Stellungskrieg durch die Möglichkeit, erhebliche Sprengstoffmengen ins Ziel zu bringen,
seine Berechtigung. Der Einsatz im Zweiten
Weltkrieg war nur als Notlösung anzusehen.
GROSSBRITANNIEN hatte im Burenkrieg
einige Geschütze auf Eisenbahnwagen gesetzt. Sie waren aber mehr Panzerzügen
zuzurechnen als den eigenständigen EisenDer Maharadscha von PATALA (links) besichtigt ein britisches Eisenbahngebahn- Geschützen. Als während des Ersten
schütz
Weltkrieges der Bedarf an
schwerer, aber beweglicher
Artillerie zunahm, wandte man
sich auch der Konstruktion
von Eisenbahn- Geschützen
zu. In England hatte sich ab
den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Standard-Kaliber
von 9,2‘‘ (= 233,7mm) durchgesetzt, das im Heer, bei der
Marine und der Küstenartillerie im Einsatz war. Auf diesem
Kaliber basierten daher auch
die ersten Eisenbahngeschütze. Die einzelnen Versionen
(z.B. Mk 3, Mk 4 oder Mk 6)
unterschieden sich weniger
in den ballistischen als in den
technischen Daten (Rohrmassen, Züge). Die gleichen Geschütze waren teilweise auf
unterschiedlichen Eisenbahnwagen befestigt (9,2‘‘ Kanone
Mk 4 und Mk 6 auf Eisenbahnwagen Mk1 (kurz) bzw. Mk 1a
(lang). Die größten Kaliber der
britischen Eisenbahnartillerie
Eine gemischte britische Batterie
waren 12‘‘ (304,8mm) und
(12‘‘ Haubitze Mk 5 und zwei 12‘‘ Haubitzen Mk 3 (mitte und hinten)
14‘‘ (355mm) Kanonen. Die
ist zu berücksichtigen, dass es nur auf Gleisen mit hoher 12‘‘ Kanone Mk 9W auf Eisenbahnlafette Mk 1 ruhte auf
Achslast zu transportieren war (Achsdruck = 32,5to). Die zwei 8- rädrigen Drehgestellen. Ob ihres Aussehens wurwenigsten Strecken waren damals für solche Lasten aus- den sie als „hässlichste Eisenbahngeschütze der Welt“
gebaut. Die Fahrgeschwindigkeit betrug auch nur 20km/h. bezeichnet.
Die Fachwelt kam zu dem Urteil, dass mit dem Bau dieser
Das AMERIKANISCHE EXPEDITIONSKORPS in EURO­
Geschütze zu viel Zeit und Geld vertan worden sei.
PA hatte 1917 keinerlei schwere Artillerie und übernahm
Das 400mm-Eisenbahngeschütz (Haubitze 400mm M deshalb von den Franzosen einige Eisenbahngeschütze.
1915/16) war das bekannteste französische Eisenbahn- Für schwere Artillerie war kein Bedarf vorhanden gewegeschütz. Schon im Jahre 1915 war der Bau solch ei- sen: KANADA war befreundet, MEXIKO kein ernst zu nehnes Geschützes zur Bekämpfung von Festungsbauten mender Gegner. Bei den Kriegen in KUBA und auf den
von General Joffre gefordert worden. Das Rohr entstand PHILIPPINEN waren keine großen Geschütze erforderZU GLEICH 1 / 2013
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lich. Trotzdem wurden dann aber Entwicklungen während
des Ersten Weltkrieges vorangetrieben. Von 4,7‘‘ über 7‘‘,
8‘‘, 12‘‘, 14‘‘ bis 16‘‘ wurden Modelle entwickelt, Trotz des
späten Eintritts in die Kriegshandlungen kamen einige dieser Entwicklungen noch zum Einsatz in FRANKREICH.
Als Projekt vorhanden, aber nie realisiert, war die 16‘‘
(406mm) Kanone M 1916 Mod. 1 auf Eisenbahnlafette,
die auf vier je sechsachsigen Drehgestellen, also insgesamt 24 Achsen, ruhte. Allein das Rohr hatte bei einer Kaliberlänge von 50 eine Masse von 154,5to. Bei einer vo von
838m/s sollten Geschosse mit einem Gewicht von 1088kg
ca. 41km fliegen. Es wäre das größte Eisenbahngeschütz
seiner Zeit geworden.
Literatur:
Abdill, Geo. B.: Civil War Railroads, Burbank, CA, 1961.
Batchelor, John, Hogg, Ian: Rail Gun, Dorset, 1973.
Caiti, Pierangelo: Atlante mondiale delle artiglierie – artiglierie ferroviarie e treni blindati, Parma, 1974.
Doyle, David: K 5 (E) Railgun, Carrollton, TX, USA, 2011.
Engelmann, Joachim: Deutsche Eisenbahngeschütze, 15 – 80 cm Kaliber, Wölfersheim-Berstadt 1999.
Francois, Guy: Eisenbahnartillerie – Histoire de l’Artillerie lourde sur voie ferrée allemande des origines à 1945, Paris, 2006.
Kosar, Franz: Schwere Geschütze und Eisenbahngeschütze – Artillerie des 20. Jahrhunderts, Band 3, München, 1978.
Kosar, Franz: Eisenbahngeschütze der Welt,Stuttgart, 1999.
Taube, Gerhard: Deutsche Eisenbahngeschütze. Rohr-Artillerie auf Schienen. Stuttgart 1990.
Wijnstock, Jan Coen: german Railway Gun LEOPOLD 28 cm K 5 (E). Warschau 2005.
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o.V.: Eisenbahngeschütz 28 cm Neue-Bruno-Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8445 – 8454.
o.V.: Eisenbahngeschütz 28 cm Schwere Bruno-Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 53, S. 8439 – 8442.
o.V.: Eisenbahngeschütz 28-cm-K 5 (E). In: Waffen-Revue 69, S. 123ff; nr. 70, S. 105-132; Nr. 71, S. 79 - 106.
o.V.: Die 38-cm-Siegfried Kanone (E). In: Waffen-Revue Nr. 32, S. 5093 – 5134; Nr. 33, S. 5305 – 5324.
o.V.: Die deutsche Geheimwaffe 80 cm € „Dora“. In: Waffen-Revue Nr. 13, S. 1979 – 2016; Nr. 14, S. 2155 – 2182; Nr. 15, 2329 – 2348; Nr. 16, 2567 – 2588; Nr. 35, S. 5591 – 5627.
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Anekdoten
Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör, S3- Stabsoffizier und
verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH
Kälte ist relativ
Das Regiment war im Dezember 1983 samt „seinen“ Brigadeartilleriebataillonen auf dem Truppenübungsplatz
GRAFENWÖHR. Auch am Tag des Regimentsgefechtsschießens zeigte das Thermometer -18° Celsius. Mit dabei waren die ersten Beobachtungspanzer M113 Optronic. (Ausgerüstet war dieser mit einer optischen Zielvermessungsanlage, Fahrzeugnavigationsanlage 615, Datenein- und ausgabegerät 64 und Funkgerätesatz. 2003
wurden die letzten außer Dienst gestellt.)
So kam es, dass sich auf TAC 5 mehrere Beobachter
drängelten. Neben einem Optronicpanzer, dem die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Vorgesetzten und
Dienstaufsichtsführenden zu Teil wurde, standen alle
anderen Beobachtungsoffiziere und –feldwebel seit
0700 beobachtungsbereit im Schnee hinter Ihren Rundblickfernrohren und hatten bereits den ein oder anderen
Feuerauftrag abgearbeitet. Die ungezählten Stunden, an
denen sie nicht selbst schossen, verbrachten die armen
Teufel beim Kampf gegen die Kälte - äh, nein - beim Beobachten des Zielgebiets und dem Anfertigen von Beobachtungsunterlagen. Die Zusatzbekleidung war da übrigens noch nicht „erfunden“.
Auch der „Optronic- VB“ hatte schon mehrmals geschossen und mit seinen gelaserten Zielkoordinaten geglänzt.
Zwischen den Feueraufträgen war die Optronicbesatzung damit beschäftigt, „Hinz und Kunz“ in das neue
Gerät einzuweisen und fleißig kreuz und quer durch das
Zielgelände zu lasern. Der Vollständigkeit halber muss
erwähnt werden, dass in dieser Anfangsphase des „Laserzeitalters“ jeder „Laserschuss“ in einer Laserschießkladde dokumentiert werden musste.
Am späten Vormittag, die VBs an ihren Rundblickfernrohren kämpften unverdrossen gegen die Kälte/ beobachteten das Zielgebiet/ verbesserten Beobachtungsunterlagen, öffnete sich die Heckluke des Optronicpanzers
und ein nassgeschwitzter Beobachtungsfeldwebel stürzte im Unterhemd ins Freie, um nach Luft zu schnappen.
Kommandeure, Chefs, alle Anwesenden starrten auf den
Feldwebel. Als er die Lage erkannte, kletterte er peinlich
berührt flugs zurück in seine „Behausung“ und schloss
die Luke.
Ein ganz besonderer NATO- Alarm
Das Offizierkorps des Bataillons hatte früh am Morgen
unter Leitung des Bataillonskommandeurs die Kaserne
mit dem Bus Richtung RASTATT zur militärhistorischen
Weiterbildung verlassen. Nach dem Besuch des dortigen
Wehrgeschichtlichen Museums ging es weiter zur historischen Geländebesprechung nach WEISSENBURG/
WISSEMBOURG im ELSASS. Dort fand die Weiterbildung mit dem obligatorischen Herrenabend, so hieß das
damals, mit guter elsässer Küche und den passenden
Getränken ihren würdigen Ausklang. „Guud gesse unn
guud gedrunge“, wie es im ODENWALD heißt, es war
auch reichlich Alkohol im Spiel, ließen sich die Kameraden wahlweise schlummernd oder ins Gespräch vertieft
Richtung Heimat schaukeln. Auch das ein oder andere
Lied wurde angestimmt. Auf den letzten 50 Kilometern
schliefen wohl fast alle. In Sichtweite der Kaserne weckte
der Fahrer seine Fracht.
Die Offiziere staunten nicht schlecht. Es war gegen 0030,
die Kaserne war hellerleuchtet und es herrschte reges
Treiben. Die Wache meldete dem Bataillonskommandeur, dass Stunden zuvor NATO- Alarm (Üb) ausgelöst
worden war. Die Feldwebel des Bataillons hatten unter
Leitung des daheimgebliebenen S1 Offiziers die Sache
in die Hand genommen und auf einen guten Weg gebracht. Den ramponierten Offizieren des Bataillons blieb
es nicht erspart, sich umgehend in den Stand der Alarmierung einweisen zu lassen und anschließend, jeder in
seiner Funktion, die Alarmierungsübung zu einem guten
Ende zu bringen.
Es muss schön gewesen sein, damals, das vollständige
Führerkorps eines Bataillons war nicht erreichbar, mitten
im Kalten Krieg. Auch und vor allem, weil Handys noch
nicht erfunden waren.
Selbstbewusstsein 1978
Die zweite Woche des vierwöchigen Einzelkämpferlehrgangs hatte gerade begonnen. Während einer Putz- und
Flickstunde war der Hörsaalfeldwebel, Oberfeldwebel K.,
zur Dienstaufsicht eingeteilt.
Als er eine der Zwei- Mann- Stuben betrat, ging sein
Blutdruck schlagartig in die Höhe. Fahnenjunker A. saß
auf seinem Stuhl und nähte in aller Ruhe und mit größter Sorgfalt das Einzelkämpferabzeichen auf eine seiner
Feldblusen. Oberfeldwebel K. tobte los und beschimpfte
A. in voller Lautstärke. A. war aufgestanden und hatte
Grundstellung eingenommen, während er das Gebrüll
über sich ergehen ließ.
Als der Hörsaalfeldwebel eine kurze Pause machte, antwortete Fahnenjunker A.: „So laut wie ich zuhören kann,
können Sie gar nicht schreien.“ Der Hörsaalfeldwebel
schnappte nach Luft, machte auf dem Absatz kehrt und
verließ wutschnaubend die Stube. Der weitere Lehrgang
wurde durch diesen Vorfall in keiner Weise beeinträchtigt. Am Ende des Lehrgangs erhielt Fahnenjunker A. die
Berechtigung, das Abzeichen zu tragen.
Quod erat demonstrandum.
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Aus der Redaktion, in eigener Sache
Die Redaktion bedankt sich wie immer bei all denen
für die gute Zusammenarbeit, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben. Die Verbände werden gebeten, die ZU GLEICH weiterhin durch interessante Beiträge mit Leben zu erfüllen.
Wir prüfen gerne auch Beiträge von Kameraden, die
derzeit außerhalb der Truppengattung „in der Diaspora unterwegs“ sind.
Zum Heft 2/2013:
Der nächste Vorlagetermin bei der Redaktion ist der
18. Oktober 2013. Im Sinne einer thematisch abgestimmten Planung ist es erforderlich, vorgesehene
Beiträge mit Überschrift/ Titel bis 6. September anzuzeigen. Um Beachtung dieses Verfahrens wird dringend gebeten.
Alle Autoren werden gebeten, frühzeitig mit der Redaktion Verbindung aufzunehmen.
Artillerie im „Netz“
1. www.deutschesheer.de/portal/a/ha/dienststell/artschu
2. www.freundeskreis-artillerietruppe.de
3. www.artilleristen-vom-klotz.de
4. www.ohgio.de
5. www.uk-arts.de
Unter den lfd. Nr. 1 und 2 finden Sie die online-Version unserer ZU GLEICH. Die Einwilligung zur Erhebung personenbezogener Daten gem. §§ 4, 4a BDSG
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Seit der Ausgabe 1/2008 wird die gesamte Zeitschrift der Artillerietruppe „ZU GLEICH“ auch über die Internetseite des Freundeskreises
der Artillerietruppe e.V. unter dem Link: www.freundeskreis-artillerietruppe.de und dort unter „ZU GLEICH“ veröffentlicht. Der Urheberrechtschutz für die Zeitschrift der deutschen Artillerie „ZU GLEICH“ gilt insgesamt auch auf den Internetseiten des Freundeskreises der
Artillerietruppe e. V.©.
ZU GLEICH 1 / 2013
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Forderungen an die Kommunikation der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) –
am Beispiel der integrierten
FREQUENTIS Hybridgefechtsstand-Lösung
„No Comms – No Bombs“ lautet eine sehr greifbare Regel, die den angehenden Forward Air Controllern (FAC) in
Verbindung mit Close Air Support (CAS) in einer der ersten Unterrichtsstunden vermittelt wird. Sprachkommunikation ist und bleibt ein kritisches Element im Gefecht und
muss als wesentliches Führungsmittel in angemessener
Qualität und Quantität verfügbar sein. Die Elemente der
Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung
(STF) haben dabei spezielle Anforderungen an die ihnen
zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel, die im
Rahmen des Fähigkeitsmanagements zu berücksichtigen
sind.
Auf der Geräteebene betrachtet, benötigt man demnach
eine Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsmittel –
oftmals in mehrfacher Ausführung. Aus Gründen der Effizienz, des knappen Raumangebotes sowie der Knappheit
an Funkgeräten verbietet sich hier ein Ansatz der mehrfachen Ausstattung. Kommunikationsmittel sollten stattdessen zentral und als transparenter Dienst mit einer zu
definierenden Verfügbarkeit bereitgestellt werden.
Die Bereitstellung der teilstreitkraftspezifischen Kommunikationsdienste in einem diensteorientierten Ansatz ist eine
Herausforderung, der man sich in Zukunft stellen muss.
Insbesondere gilt es die historisch gewachsenen Kommunikationsdomänen Land, Luft und See miteinander zu
verbinden und durchgängige Services zur Verfügung zu
stellen. Auch muss die scheinbare Lücke zwischen Informations- und Kommunikationsmitteln des IT-Systems der
Bundeswehr geschlossen werden. Doch ist diese Vorgehensweise Zukunftsmusik – oder bereits Realität?
Bedarf nach modernen Kommunikationslösungen
War für die Landstreitkräfte in der Vergangenheit die taktische Kommunikation über VHF-Funk das wesentliche
Führungsmittel, so wurde die Palette an Kommunikationsmitteln vor allem durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr wesentlich erweitert und neue Forderungen definiert.
In den Luft- und Seestreitkräften wuchsen ebenfalls neue
Forderungen, jedoch nicht mit der gleichen Dynamik.
Ein Katalysator dieser Entwicklung ist die gewachsene
Notwendigkeit zur Operationsführung im Joint und Combined Umfeld. Die STF-Organisation ist hierfür ein sehr
greifbares Beispiel. Richtet man den Fokus auf deren
Entscheidungs- und Koordinierungselemente (Joint Fire
Support Coordination Team/Group), so findet man komplexe, teilstreitkraftübergreifende und teilweise multinationale Zellen, in denen eine sehr vielfältige und heterogene
IT-Landschaft existiert - insbesondere im Hinblick auf die
Kommunikationsmittel.
Es entstand die Forderung dieser Elemente nach Zugriff
auf nahezu alle verfügbaren Kommunikationsmittel der
Streitkräfte. Hierunter zählen VHF, UHF, HF, SATCOM,
TETRAPOL, TDL sowie Fernsprechen unter Nutzung verschiedener Methoden der Communication Security (z.B.
Kryptierung) und Transmission Security (z.B. Frequenzsprungverfahren).
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Sprachkommunikation als kritisches Element im Gefecht
Integrierte Kommunikationslösung
Eine integrierte Kommunikationslösung setzt diese Forderungen um und stellt dem Nutzer auf einem einzelnen
User-Interface die benötigte Vielfalt an Kommunikationsmitteln zur Verfügung. Bei Nutzung eines IP-fähigen Gefechtsstandnetzwerkes besteht somit keine Notwendigkeit
einer unmittelbaren räumlichen Nähe zwischen Nutzer und
Endgerät, was eine Dislozierung - und darüber hinaus ein
effizientes Pooling - von Geräten ermöglicht.
Ein sehr aktuelles Beispiel ist die Forderung nach kryptierten VHF/UHF-Verbindungen, die auf einer Geräteebene
in der Bundeswehr derzeit hauptsächlich durch ein Harris
PRC-117F Funkgerät bereitgestellt werden.
Hauptnutzer dieser Verbindungen in der STF-Organisation
ist die Zelle Luftstreitkräfte zum Betrieb der Ground/AirCommunication. In einem gerätezentrierten Ansatz steht
diese Fähigkeit nur dem physischen Inhaber des Endgerätes – und somit ausschließlich einer einzigen Zelle
– zur Verfügung. Bindet man das Gerät aber über ein IPNetzwerk an das Gefechtsstandnetzwerk an und stellt es
als transparenten Dienst zur Verfügung, haben alle Zellen
einen rollenbasierten Zugriff auf dieses Kommunikationsmittel.
Eine Mangelressource wird somit durch einfache technische Verfahren multipliziert und ein erheblicher Mehrwert
entsteht.
Durch Nutzung einer integrierten Lösung entfällt auch
die technische Hürde zur Nutzung von Kommunikationsmitteln. Einmal konfiguriert können Änderungen (zum
Beispiel Frequenzwechsel) durch den Nutzer über sein
gewohntes User-Interface vom Arbeitsplatz aus durchgeführt werden (Radio Remote Control). Eine spezifische
Schulung auf die Besonderheiten der einzelnen Geräte
minimiert sich auf die Kernfunktionalitäten.
auf die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Dieser
Ansatz ermöglicht es unter anderem, dass beispielsweise
Ground/Air-Communication über einen Office Communicator (z.B. Microsoft Lync®) genutzt werden kann.
Fazit
Frequentis ist seit Jahrzenten Anbieter für hochverfügbare Kommunikation in einem sicherheitskritischen Umfeld.
In weltweiten Referenzprojekten der Luftverteidigung
und der militärischen Flugsicherung wurde die Position
als Marktführer für sicherheitskritische Kommunikationssysteme bereits unter Beweis gestellt. In Deutschland ist
Frequentis seit nunmehr 25 Jahren zuverlässiger Partner
der Deutschen Bundeswehr mit Schwerpunkt auf Lösungen für die Luftwaffe. Das Know-how aus diesem Bereich
konnten wir gemeinsam mit Partnern gezielt für teilstreitkraftübergreifende Lösungen erweitern.
In der Frequentis Hybridgefechtsstand-Lösung werden
die Vorteile der wesentlichen Kommunikationsdomänen
in einer gemeinsamen Architektur vereint und als ganzheitlicher Ansatz – aus einer Hand – angeboten. Interoperabilität, Integrationsfähigkeit, Kosteneffizienz und
Mobilität waren maßgebliche Einflussgrößen und das
Ergebnis stellt einen weiteren Schritt in Richtung vernetzter Operationsführung dar.
Integrierte Kommunikationslösung mit Zugriff auf alle
verfügbaren Kommunikationsmittel
FREQUENTIS Hybridgefechtstand-Lösung
Die Frequentis Hybridgefechtsstand-Lösung geht noch
über den beschriebenen Ansatz einer integrierten Gefechtsstand-Lösung hinaus – sie vereint die beiden wesentlichen bestehenden Domänen der Kommunikation:
Die hochverfügbare, hardwarezentrierte und nach technischen Standards regulierte Welt der Mission-Critical
Communication auf der einen Seite sowie die auf marktverfügbaren Komponenten basierende und hardwareagnostische Welt der Business-Critical Communication auf
der anderen Seite. Die Lösung erlaubt es den Nutzern
beide Domänen als transparenten Dienst mit der geforderten Verfügbarkeit in einem kosteneffizienten Ansatz
zur Verfügung zu stellen. Das User-Interface kann voll
Für die STF-Elemente generiert diese Lösung komplementär zu bestehenden Projekten und Vorhaben einen
Mehrwert mit marktverfügbaren Komponenten und
schützt bereits getätigte Investitionen. Kommunikation als
Dienst ist somit bereits heute greifbare Realität und kann
die Effizienz der STF-Elemente im Einsatz nochmals erhöhen.
Autor:
Sven Trusch
Dipl.-Kfm. (Univ.) & Hauptmann d.R.
Head of Business Development Defence
FREQUENTIS Nachrichtentechnik GmbH
Robert-Bosch-Str. 11b
D-63225 Langen, Germany
Phone: +49 6103 30086-57
E-Mail: [email protected]
Internet: www.frequentis.com
FREQUENTIS Hybridgefechtsstand-Lösung
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Erhöhtes Serviceangebot an
Samstagen
bietet die Mercedes-Benz Niederlassung
Koblenz
Mit zunehmendem Wettbewerb nimmt im Nutzfahrzeuggewerbe auch der Anspruch an den Service zu.
Ein einsatzfähiger Fuhrpark ist heutzutage wichtiger
denn je.
Unsere Kunden erwarten den „totalen Service“, für
die Instandsetzung und Wartung der Fahrzeuge bleibt
häufig nur das Wochenende.
Mehr Service am Samstag
Diesem Anspruch wird die Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz mit erweiterten Servicekapazitäten
an Samstagen gerecht.
Seit April 2013 werden in der Nutzfahrzeugwerkstatt
in Koblenz-Lützel Samstags in der Zeit von 7.4518.00 Uhr mindestens 22 Mitarbeiter eingesetzt, um
die Kundenfahrzeuge schnell wieder auf die Straße
zu bringen.
„Sollte die Personalaufstockung nicht ausreichen,
können wir die Anzahl der Monteure um weitere zehn
Mitarbeiter erhöhen“, sagt Serviceleiter Bernhard
Tippmann.
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Profitabel für den Kunden
Diese erhöhte Serviceleistung bietet die Niederlassung ihren Kunden ohne Preiszuschläge an. Fuhrparkmanager und Disponenten sind von dem Angebot
begeistert, denn durch das Angebot des erweiterten
Samstagsservice werden nicht nur die Standzeiten
reduziert, sondern auch alle Fahrzeuge in technisch
einwandfreiem Zustand gehalten.
So kommen die Fahrzeuge stets profitabel zum Einsatz.
Anbieter:
Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Partner vor Ort:
Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz
Friedrich-Mohr-Straße 6, 56070 Koblenz
Tel. 0261.8079-429
[email protected]
www.koblenz.mercedes-benz.de
Magic Bike Rüdesheim
30. Mai bis 02. Juni 2013
Danach ging es wieder, professionell geleitet von der hessischen und rheinland-pfälzischen Polizei, den Organisatoren der Magic Bike Rüdesheim „Buddies and Bikes e.V.“
sowie den erfahrenen „Road-Capitains“ des „Harley-Davidson Club Rüdesheim“, nun linksrheinisch und rheinaufwärts zurück nach Rüdesheim.
Die „Welterbe-Tour“ zu Beginn der Magic Bike hat sich
mittlerweile zu einem sehr beliebten touristischen Event
am Mittelrhein entwickelt, den sich auch viele „Nicht-Biker“
nicht entgehen lassen.
© bei H. Hies
Bereits zum 12.mal veranstalteten „Buddies and Bikes
e. V.“ tatkräftig unterstützt von der „Harley Owner Group“
(HOG) „Wiesbaden Nassau Chapter e. V.“ am Fronleichnam-Wochenende in Rüdesheim am Rhein eine riesengroße Harley-Davidson Party.
Trotz des diesjährigen, wirklich miserablen Mai-Wetters
ließen sich 20.000 Biker aus ganz Europa nicht davon
abhalten auf ihren donnernden Milwaukee-Irons nach Rüdesheim zu kommen, um in der romantischen Winzerstadt
am Rhein im Welterbe Oberes Mittelrheintal gemeinsam
zu feiern und den Harley Spirit hochleben zu lassen.
Auch in diesem Jahr war jeder eingeladen der Spaß und
Freude an der großen Freiheit auf zwei Rädern hat.
Seit Beginn, im Jahr 2002, fungiert der ehemalige hessische Staatsminister der Finanzen Karlheinz Weimer,
selbst begeisterter Harley-Fahrer, als Schirmherr der gesamten Veranstaltung.
Zum Auftakt startete am Donnerstag in Assmannshausen
die inzwischen schon traditionelle, nun 6. Harley Welterbe
Rundfahrt durch das Mittelrheintal zunächst rechtsrheinisch und rheinabwärts nach Koblenz und nach der Rheinüberquerung durch den Hunsrück nach Boppard. Der Initiator der Welterbe Rundfahrt, Herbert Piel, und die ca. 600
Motorräder und ihre Biker wurden von dem Bürgermeister,
Dr. Walter Bersch, der Weinkönigin Dhana I. Kröber und
zahlreichen Zuschauern begeistert empfangen.
Zu guter Live-Musik konnten viele interessierte Bikerfans
die chromblitzenden Harleys hautnah erleben.
„Roadcaptains“ der 6. Harley Welterbe Rundfahrt in Boppard
© bei Harley-Davidson Club Rüdesheim
Auf dem 45.000qm großen Eventgelände in der Altstadt
von Rüdesheim, unweit der berühmten „Drosselgasse“
und vor der beindruckenden Kulisse von zwei Stadtburgen gab es auf drei Bühnen ein Musikprogramm der Superlative.
Über ein Dutzend Top Bands spielten Rock n´ Roll, Rock,
Pop, Blues, Country & Western - für jeden Musikgeschmack wurde der passende Sound geboten.
Am Donnerstagabend stand die Pop & Soul Sängerin „Stefanie Heinzmann“ mit ihrer Band auf der großen Bühne.
Die erst 22 jährige, sehr vielseitige Künstlerin ist seit Ihrem
Sieg bei Stefan Raabs Casting Show vor 4 Jahren die Erfolgsleiter weiter emporgestiegen.
Stefanie Heinzmann gewann Goldene Schallplatten,
Echos, die 1Live Krone und wurde sogar zur „Brillenträgerin des Jahres“ ernannt.
Zu ihren größten Hits zählen unter anderem: „My Man
is a Mean Man“, „The Unforgiven“, „Roots to grow“ und
„Diggin´in the dirt“.
© bei Buddies and Bikes e. V.
© bei Universal Music GmbH
Am Freitag freuten sich die Biker über den Auftritt der legendären Band „The Sweet“.
Mit weltweit mehr als 55 Millionen verkaufter Alben gelangen „The Sweet“ 34 (!) Nummer-Eins-Kracher rund um
den Globus.
Diese beinhalten eine Reihe von zeitlosen Hits wie „Blockbuster!“, „Hell Raiser“, „The Ballroom Blitz“, „The Six
Teens“, „Action“, „Fox On The Run“ und „Love Is Like Oxygen“.
Nach dieser Show „gehörte“ die Bundesstraße 42 bis
Sonntag dann nur noch den Bikern.
Ein weiterer zentraler Programmpunkt der Magic Bike
Rüdesheim war dann am Samstag die Parade von Assmannshausen durch Rüdesheim in den Rheingau und
zurück nach Rüdesheim, an der ca. 3.000 Harleys aus
blitzendem, amerikanischem Chrom (aber auch andere
Bikes), die noch dazu in jeder Ortschaft entlang der Route
musikalisch untermalt wurde, teilnahmen.
© bei Buddies and Bikes e. V.
© bei Buddies and Bikes e. V.
Weiterhin standen auf den Bühnen: Jessy Martens & Band,
Mallet, The New Roses, Bloody Fingers, Rick Cheyenne,
Beat Box XXL, Memo Gonzales & The Bluescasters, Krüger Rockt!, Me and the Heat, u.v.m..
Aber auch das Motorradprogramm der Magic Bike Rüdesheim hat es in sich.
© bei Buddies and Bikes e. V.
Die kurvenreichen Straßen und reizvollen Ausblicke mit
historischen Burgen und Schlössern in einer der schönsten Landschaften Deutschlands, dem UNESCO Welterbe
Mittelrheintal, bieten Fahrspaß pur für jeden Motorradfahrer.
Am Freitag präsentierte der offizielle Harley-Davidson
Stuntfahrer Rainer Schwarz auf der Rheinstrasse, für die
eigens die am Rhein entlang führende B 42 gesperrt wurde, seine atemberaubende Stunt-Show.
Am Samstagabend illuminierte ein hervorragendes, abwechslungsreiches, von spektakulären Rhythmen begleitetes Musik-Feuerwerk die Stadt in bunte Farben.
Mit einem großer Motorrad-Gottesdienst und Segnung auf
dem historischen Rüdesheimer Marktplatz begann der Abschlusstag.
Alle Verantwortlichen, insbesondere die Polizei, der an
dieser Stelle ein besonderer Dank gebührt, können stolz
darauf sein, dass auch dieses Jahr die gesamte Veranstaltung Magic Bike Rüdesheim 2013 ohne einen Unfall
oder Zwischenfall verlief.
Etliche musikalische Leckerbissen, ein dicht gepacktes
Rahmenprogramm mit kostenlosen Harley-Davidson und
Buell Probefahrten, geführte Ausfahrten, TradeStands, ein
phantastisches Musikfeuerwerk und viele weitere Highlights werden bis zur Neuauflage im kommenden Jahr, der
13. MAGIC BIKE RÜDESHEIM
vom 19. bis 22. Juni 2014
für jede Menge „Memories of Magic Bike Rüdesheim“ sorgen.
© bei motographer
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